Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
MEHR HEIMAT<br />
u müssen, wäre ich Architekt geworden“, soll Hans<br />
Gerling einmal gesagt haben.<br />
Der visionäre Konzernchef und kreative Unternehmer<br />
hatte ehrgeizige Baupläne, mit denen er sich ein Monument<br />
setzte, das seinesgleichen suchte. Er engagierte<br />
Architekten, die sich allesamt mit der Darstellung<br />
von Macht mehr als auskannten. Kurt Groote war<br />
Architekturmitarbeiter der SS-Zeitung „Das schwarze<br />
Korps“, Helmut Hentrich und Hans Heuser gehörten<br />
zum Arbeitsstab des Nazi-Chefarchitekten Albert<br />
Speer und schließlich holte Gerling auch noch Arno<br />
Breker, prominenter Nazi-Bildhauer und ebenfalls ein<br />
Mitarbeiter von Speer. Das Duo Hentrich und Heuser<br />
entwarfen das 15-stöckige Hochhaus mit Seitenflügeln<br />
– es wurde zum Wahrzeichen der Gerling-Zentrale.<br />
Breker stieg schließlich zum architektonischen<br />
Gesamtleiter auf und baute den fünfgeschossigen<br />
Trakt gegenüber dem Hochhaus. Der Gereonshof<br />
wurde von ihm in einen Ehrenhof verwandelt. Selbstredend<br />
steuerte Breker seine Kunst bei. So schmückte<br />
er den zentralen Brunnen mit auf Delfinen reitenden<br />
Putten und die Seitenwände des Platzes wurden mit<br />
Reliefs von Heiligen versehen. In den 1960er- und<br />
1970er-Jahren folgten weitere Bauten und es entstand<br />
ein komplexes Ensemble, in dem jede der Versicherungstöchter<br />
ihr eigenes Haus hatte. Lange Gänge<br />
mit Sälen, Konferenzräumen, Foyers und Bars waren<br />
architektonische Verbindungen.<br />
2006 endete die Familiengeschichte des Gerlingschen<br />
Unternehmens mit der Übernahme durch den<br />
Talanx-Versicherungskonzern. Die Gebäude im Gereonsviertel<br />
wurden von der Talanx an die Frankonia<br />
Eurobau AG verkauft. Die Idee zum „Gerling Quartier“<br />
und zur Umgestaltung in ein exklusives Büro- und<br />
Wohnveedel war geboren.<br />
Heute<br />
Das Quartier ist heute im Besitz der Immofinanz,<br />
denn 2012 hat die Frankonia das gesamte Ensemble<br />
an ihren damaligen Hälfteeigentümer verkauft.<br />
Noch ist der Bereich eine einzige riesengroße Baustelle,<br />
doch einige Mieter haben ihre Räume bereits<br />
bezogen. Der Mix aus hochwertigen Eigentumswohnungen,<br />
luxuriösen Townhouses trifft den Nerv der<br />
Zeit. „Die traditionelle Eleganz der Gebäude und die<br />
beeindruckende Größe des Areals in Kombination<br />
mit hochwertiger Architektur im Inneren sowie im<br />
Äußeren lassen das „Gerling Quartier“ zu einer neuen<br />
„Die traditionelle Eleganz der Gebäude und<br />
Stadtwohnung. Klare<br />
Strukturen sind für<br />
diesen Wohnungstyp<br />
charakteristisch (Bild links).<br />
Nachkriegsmoderne. Die<br />
Akzente des Viertels wurden<br />
in den 1950er-Jahren vom<br />
Architektenbüro „Atelier<br />
Düsseldorf“ konzipiert.<br />
Der Mittelpunkt wurde<br />
auf einen zentralen Platz<br />
ausgerichtet (Bild rechts<br />
oben). Im Zentrum. In dieses<br />
Umfeld wurden Wohnhäuser<br />
integriert (Bild rechts unten).<br />
14