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RheinExklusiv_Fruehjahr_2015

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Ein Interviewtermin mit Geza Schön, einem der bekanntesten<br />

Parfümeure Deutschlands, ist eine Herausforderung.<br />

Am frühen Morgen. Wie viel Duft verträgt<br />

die Welt? Es ist die Frage, die umtreibt: Wie viel eigenes<br />

Deodorant darf sein, wie viel vom eigenen Eau de<br />

Toilette? Wird er es erkennen? Einordnen? Bewerten?<br />

Wie riecht eigentlich die Welt – oder duftet sie an<br />

einem kalten Januarsamstagmorgen in Berlin überhaupt<br />

nicht? Die U-Bahn mit ihren Röhren unter der<br />

Stadt riecht nicht, sie duftet auch nicht mit all ihren<br />

Menschen, die von A nach B hasten und hetzen, die<br />

sich durch die Metropole treiben lassen, die ihr Ziel<br />

suchen. Unter dem Asphalt der Stadt riecht es nach<br />

der Unrast des Moments. Wie wichtig sind Düfte?<br />

Geza Schön: Man muss unterteilen in Gerüche und<br />

Düfte. Der Mensch riecht von Natur aus. Aber er duftet,<br />

weil er Dinge schöner, attraktiver machen möchte. Es<br />

wäre sehr spannend herauszufinden, wie die Welt ohne<br />

Düfte röche und wie der Mensch sie dann wahrnehmen<br />

würde.<br />

Ein Szenecafé in Xberg, wie es im Jargon der Hauptstadt<br />

heißt und nichts anderes als Kreuzberg meint.<br />

Es ist ein Mix der Düfte nach Kaffee, nach verbranntem<br />

Toast, nach der Hektik eines Samstagmorgens,<br />

an dem viele Menschen Platz nehmen wollen. Die<br />

Luft ist warm, feucht. Auf dem Tisch die Zuckerdose<br />

aus der Sammlung der Großmutter, eine Kerze kurz<br />

vor dem Abbrennen. Berlin ist die Heimat von Geza<br />

Schön. Hier ist seine Welt. Sein Kosmos. Hier bewegt<br />

er sich. Kreuzberg. Der Stadtteil, den man oft nur<br />

mit Krawallen zum Ersten Mai in Verbindung bringt,<br />

mit Demos, mit Widerstand, aber auch Chaos, Krawall,<br />

aber kaum mit Wohlgeruch und feinen Dingen.<br />

Wenn Sie einen Duft für Berlin kreieren sollten, wonach<br />

würde die Stadt duften?<br />

Schön: Nach Linden. Nach all den Lindenbäumen der<br />

Stadt mit allen ihren Blüten.<br />

Und das Rheinland? Wonach riecht das Rheinland?<br />

Schön: Das kann ich aus dem Stegreif nicht beantworten.<br />

Jede Stadt, jede Region hat ihren typischen Geruch, der<br />

sich aber verändert im Laufe des Jahres. In der milden<br />

Luft des Frühlings riecht eine Stadt anders, als wenn sich<br />

die schwere Sommerhitze über ihren Asphalt und ihre<br />

Dächer legt. Dürfte ich einen Duft für das Rheinland<br />

entwerfen, würde ich zunächst in die Region reisen und<br />

versuchen, diese in mich aufzunehmen, mir ein Bild zu<br />

machen, herausfinden, welche Pflanzen für die Region<br />

typisch sind. Gab es historische Momente, die einen Duft<br />

entstehen ließen? Ich habe ein solches Projekt einmal<br />

für Belfast umgesetzt. Aber ein Duft ist nur eine Momentaufnahme<br />

des subjektiven Empfindens. Komplexe<br />

Gebilde, Situationen oder Landschaften in einen Duft<br />

umzusetzen ist eine schwierige, wenn nicht unmögliche<br />

Aufgabe. Eine Rose kann ich eins zu eins umsetzen, aber<br />

„RiEchen ist etwas subtiles, emotionales,<br />

persönliches“: Geza Schön im Gespräch<br />

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