CRUISER08
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CRUISER 0508<br />
Kultur<br />
Seite 17<br />
Die Meisterklasse<br />
Cie. Drift: au bleu cochon<br />
Eine unglückliche<br />
und enttäuschte Maria<br />
Callas im witzigen<br />
und berührenden Stück<br />
von Terrence McNally.<br />
Für eine Meisterklasse an der<br />
Juilliard School in New York bei der<br />
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?<br />
Die brutalste Seelenentblössung<br />
der<br />
Bühnengeschichte.<br />
Mann munkelt<br />
sogar, dass das Stück<br />
ursprünglich für<br />
zwei Männerpaare<br />
geplant war.<br />
Mitten in der Nacht kommen<br />
Martha und George von einer Party<br />
zurück. Rasch wird klar, dass aus<br />
ihrer Ehe längst ein Ehekrieg geworden<br />
ist, in dem mit kleinen Gemeinheiten,<br />
verbalen Demütigungen und<br />
wohlplatzierten Beleidigungen gekämpft<br />
wird. Trotz der späten Stunde<br />
haben Martha und George noch<br />
Gäste auf ein Glas zu sich eingeladen:<br />
den jungen Biologiedozenten<br />
Nick und dessen naive Frau Putzi.<br />
Zunächst werden die gesellschaftlichen<br />
Formen noch einigermassen<br />
gewahrt, doch je mehr der Alkoholkonsum<br />
steigt, desto rücksichtsloser<br />
versuchen Martha und George, einander<br />
zu verletzen. Sie verwickeln<br />
auch das junge Paar in ihre Liebes-<br />
alternden Maria Callas melden sich<br />
junge Künstlerinnen und Künstler<br />
an, um ein paar Stunden mit dem<br />
Star arbeiten zu können. Ihr vorzusingen<br />
und von ihr vielleicht ein<br />
bisschen etwas über das Geheimnis<br />
ihres Welterfolges zu erfahren. Und<br />
die Diva lässt sich nicht lange bitten.<br />
Allerdings redet sie schon bald weniger<br />
über ihre Schüler und das Singen<br />
als über ihr eigenes Leben, ihre<br />
Triumphe, aber auch ihre privaten<br />
Niederlagen. McNally hat ein ebenso<br />
witziges wie berührendes Stück geschrieben,<br />
ein Seelen-Striptease, der<br />
Maria Callas Dinge sagen lässt, die<br />
nicht nur Künstlerinnen und Künstler<br />
angehen. kb<br />
Das Stück ist auf drei Bühnen<br />
zu sehen, zweimal in Zürich, einmal<br />
in Basel:<br />
• Ab 10. Mai im Theater Rigiblick,<br />
Zürich mit Graziella Rossi als<br />
Callas, in der Inszenierung von<br />
Klaus Henner Russius.<br />
• Vom 14. bis 17. Mai im Keller62,<br />
Zürich mit Samuel Zinsli, Ornella<br />
Lapadula, Roger Widmer und<br />
Ivo Baumann.<br />
• Seit September 2007 im Theater<br />
Basel mit Nikola Weisse als Callas,<br />
in der Inszenierung von Tom Ryser.<br />
und Hass-Spiele, bis schliesslich die<br />
Fassade beider Beziehungen zusammenbricht.<br />
Doch es bleibt ein Hauch<br />
von Hoffnung.<br />
Edward Albees Klassiker «Who’s<br />
afraid of Virginia Woolf?» gilt als die<br />
brutalste Seelenentblössung der Bühnengeschichte:<br />
Schonungslos werden<br />
darin die Abgründe der bürgerlichen<br />
Ehe offen gelegt.<br />
Das Drama um das Ehepaar, das<br />
sich in Hassliebe bekriegt, bis die Fetzen<br />
fliegen, wurde 1962 am Broadway<br />
uraufgeführt und bald darauf<br />
Béatrice Jaccard und<br />
Peter Schelling sind<br />
mit ihrer Compagnie<br />
Drift bereits in 28<br />
Ländern über 600-mal<br />
aufgetreten.<br />
Wir sehen Menschentiere, denen<br />
ihre hybriden Eigenschaften<br />
aufs Revers geschrieben sind. Die<br />
mit Elizabeth Taylor und Richard Burton<br />
erfolgreich verfilmt. Seitdem ist<br />
es von den Bühnen nicht mehr wegzudenken<br />
– kaum ein anderes Stück<br />
vermag das Publikum derart in den<br />
Bann zu ziehen wie dieses brillante,<br />
nervenzerreissende Seelengefecht.<br />
George alias Gerd Böckmann,<br />
Martha alias Hannelore Hoger, Nick<br />
alias Marcus Bluhm und Putzi alias<br />
Theresa Hübchen. Eine Produktion<br />
des St. Pauli Theater Hamburg. kb<br />
Im Schauspielhaus Zürich<br />
© Luca Pillonel<br />
Zäsur zwischen Animalität und Humanität<br />
geht mitten durch sie hindurch.<br />
Sie bewegen sich in einem System<br />
von abstrusen Vorgaben, denen<br />
sie in eigenartiger Passivität folgen.<br />
Denn sie sind zu beschäftigt, um<br />
das in Frage zu stellen. Ein absurder<br />
Tanz, in dem es nicht viel braucht,<br />
bis jemand zur Schnecke gemacht<br />
wird und die Sau herauslässt. Die<br />
Beziehung von Handlung und deren<br />
mittel- oder unmittelbare Wirkung,<br />
wird ausgelotet. kb<br />
Ab 6. Mai im Tanzhaus Zürich<br />
Elling<br />
Zwei Freunde sind<br />
eben aus der psychiatrischen<br />
Klinik<br />
entlassen worden.<br />
Elling, das Muttersöhnchen, neigt<br />
zu Übertreibungen jeder Art, weiss<br />
alles besser, ist eigenwillig und<br />
sehr, sehr ängstlich. Selbst ein klingendes<br />
Telefon empfindet er schon<br />
als Bedrohung. Sein Blutsbruder Kjell<br />
Bjarne verfolgt mit stoischer Hartnäckigkeit<br />
die zwei grossen Interessen<br />
seines Lebens: Essen, essen und<br />
endlich Sex mit einer Frau zu haben.<br />
In schwierigen Situationen neigt er<br />
dazu, seinen Kopf gegen die Wand<br />
zu schlagen. Sonst ist er gutmütig<br />
und ein echter Kumpel.<br />
Fünf Theater begeisterte Bühnenmenschen<br />
haben das Theater Gro&Co<br />
gegründet. Benita Millius Lusti führt<br />
Regie. Hans Portmann ist Elling, Torsten<br />
Loh ist sein Freund Kjell Bjarne.<br />
Marius Vontobel spielt Frank und<br />
last but not least Gisela Knodel ist<br />
Gunn. kb<br />
Ab 8. Mai in der Bühne S,<br />
Bahnhof Stadelhofen, Zürich