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CRUISER08

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CRUISER 0508<br />

gesundheit<br />

Seite 25<br />

Leserbriefe an Dr. Gay<br />

Hallo Dr. Gay<br />

In einem Darkroom habe ich einem Mann einen geblasen. Er wollte, dass<br />

ich seinen Penis auch mit den Zähnen «bearbeite» bzw. dass ich ihn beisse.<br />

Dabei ist es zu einer Verletzung an seiner Eichel gekommen, bei der er<br />

offensichtlich ein wenig geblutet hat. Aber nicht so stark, dass ihm oder<br />

mir die Lust darauf vergangen wäre. Trotdzem spürte ich einen Eisengeschmack<br />

im Mund. Wie beurteilst du das Risiko? Aufgrund der Information<br />

im Internet ist das keine Gefahr, genauso, wie wenn jemand Zahnfleischbluten<br />

hat und trotzdem küsst, oder?<br />

Gruss, Dominique, 34<br />

Lieber Dominique<br />

Es ist zwar richtig, dass HIV auch durch Blut übertragen werden kann<br />

und dass die Schleimhäute im Mund durchlässig sind für HI-Viren. Eine<br />

intakte Mundschleimhaut (also ohne Entzündungen im Mund) bildet aber<br />

zusammen mit Speichel eine recht gute Barriere gegen Krankheitserreger.<br />

Es müsste also schon viel Blut in deinen Mund gekommen sein, damit eine<br />

Ansteckung möglich wäre. Der Hauptansteckungsweg bei schwulen Männern<br />

ist und bleibt ungeschützter Analverkehr, bei der von dir geschilderten<br />

Situation sehe ich kein Risiko. Falls dich das nicht beruhigt und du trotzdem<br />

Gewissheit willst, kannst du drei Monate nach dem Vorfall einen HIV-Test<br />

machen, am besten an einem Checkpoint (Zürich, Genf) oder einer anderen<br />

anonymen Teststelle. Eine vollständige Liste mit anonymen HIV-Teststellen,<br />

bei denen du auch beraten wirst, findest du auf der Webseite der Aids-Hilfe<br />

Schweiz www.aids.ch. Alles Gute, Dr. Gay<br />

Hallo Dr. Gay<br />

Ich bin unsicher bezüglich meiner sexuellen Identität. Ich habe manchmal<br />

schöne, manchmal weniger schöne sexuelle Kontakte mit Frauen. Manchmal<br />

gibt es Phasen, in denen ich Männer sehr anziehend und geil finde. Da<br />

bin ich auf die Idee gekommen, ich sei vielleicht bisexuell oder sogar schwul.<br />

Ich möchte das gerne herausfinden, bin aber irgendwie zu verkrampft dafür.<br />

Das hat auch damit zu tun, dass ich das potenzielle Ergebnis, nämlich<br />

evtl. schwul zu sein, zum Voraus nicht akzeptieren könnte, da es meine<br />

Familien pläne in Frage stellt. Haben denn Schwule oder Bisexuelle ein erfülltes<br />

Leben, auch sexuell? So könnte ich erfahren, dass dies auch eine gute<br />

Lebensform sein kann, vor der ich keine Angst zu haben brauche.<br />

Gruss, Harry, 29<br />

Lieber Harry<br />

Wenn dich Männer und Frauen sexuell anziehen, dann ist das vielleicht<br />

ein Hinweis auf Bisexualität. Die eigene sexuelle Ausrichtung sollte letztendlich<br />

jeder akzeptieren, dagegen kann man nicht ankämpfen. Schwule<br />

und Bisexuelle leben sehr wohl auch in erfüllten Partnerschaften und führen<br />

ein schönes Leben, auch sexuell. Neben der Sexualität sind Schwule,<br />

Lesben oder Bisexuelle aber auch nur Menschen, die das Leben nach den<br />

eigenen Wünschen gestalten (sofern es ihnen die Gesellschaft erlaubt). Es<br />

gibt sicher auch Heterosexuelle, die kein «perfektes» Leben haben, meinst<br />

du nicht auch? Jede Lebensform hat ihre Daseinsberechtigung. Es scheint<br />

aber, dass du noch zu sehr ein bestimmtes, evtl. falsches Bild von Homound<br />

Bisexualität im Kopf hast. Um herauszufinden, ob und wie du deine<br />

eigene Sexualität ausleben kannst, und um mehr über das schwule Leben<br />

zu erfahren, lohnt es sich, hinaus ins Leben zu gehen und mit Schwulen<br />

oder Bisexuellen in Kontakt zu treten. Du wirst schnell feststellen, dass jede<br />

Lebensform toll und erfüllt sein kann. Alles Gute Dr. Gay<br />

Hildegard<br />

«Wacht auf, Verdammte dieser Erde..!» – Nein, ich habe nichts getrunken,<br />

es handelt sich hier um saisonal absolut korrektes Liedgut. Wer hat’s<br />

erkannt? … ja, das hab ich mir schon gedacht. Das Einzige, was euch am 1.<br />

Mai interessiert, ist, dass ihr endlich mal nach dem Jass-Abend in der Tip<br />

Top Bar nicht mit 3 Stunden Schlaf im Gesicht morgens um 8 Uhr in der<br />

Sitzung höckeln müsst. «Völker hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!»<br />

– Na? Was fällt euch ein? Dass in diesem Jahr der 1. Mai günstigerweise genau<br />

auf den Schnägge-Mittwoch im Dynasty folgt? Endlich mal austrinken?<br />

Dacht ich’s mir. Nun gut, meine Lieben. Der Mai steht ja immerhin nicht nur<br />

für Politik. Obwohl wir Zürcher in den letzten Jahren vom angrenzenden<br />

Ausland zunehmend um unsere klassenkämpferische Gächheit beneidet<br />

werden. Eine richtig geile 1.Mai-Nachdemo in Zürich mit Autoginggen und<br />

Bancomatverprügeln ist bei vielen Event-Pendlern jetzt schon beliebter als<br />

die schnarchige Streetparade. – Apropos «Schnarch»: Nicht verpennen dürft<br />

ihr das Ende von «Mission: possible!» Ihr wisst schon: Unser gemeinsamer<br />

Kampf gegen die hohe Zahl der Primoinfekte. Ein schwules Anliegen, eine<br />

schwule Solidarität – danke, dass ihr mitgemacht habt! Im letzten Cruiser<br />

habe ich euch eine Belohnung fürs Durchhalten versprochen. Hier ist sie:<br />

Im Monat Mai offerieren wir euch einen Gutschein für eine kostenlose Beratung<br />

mit HIV-Test, den ihr ab 1. Mai auf www.missionp.ch herunterladen<br />

könnt. Darauf findet ihr die Test-Stellen, wo ihr ihn einlösen könnt und auch<br />

eine gay-friendly Beratung bekommt. Das kann euch und eurem Partner ermöglichen,<br />

auch ohne Kondom Sex zu haben. – was ja dann das eigentliche<br />

Praliné ist! Allerdings: Wenn du den HIV-Status deiner Sexpartner nicht<br />

sicher kennst, gelten weiterhin die Safer-Sex-Regeln: Bumsen mit Gummi,<br />

kein Sperma in den Mund!<br />

Und wenn du dem schnellen Sex in Busch und Strauch zusprechen willst<br />

– jetzt wo die Parksaison eröffnet ist – dann kommt noch eine weitere Sicherheitsregel<br />

dazu: Zeckenkontrolle! In allen Apotheken gibt es Zeckenzangen<br />

in Kreditkartenform. Ein fesches Accessoire, das Mann sich schon in der Bar<br />

vielsagend ins Brusttäschchen stecken kann.<br />

Der Mai ist warm – zumindest vom Programm her. Lasst euch diese Vielfalt<br />

an Gay-Veranstaltungen nicht entgehen! Abgesehen davon, dass es mich<br />

natürlich irrsinnig freuen würde, mit dem einen oder anderen von euch an<br />

der White Party im Volkshaus gepflegt in die Dekoration zu fallen… Traditionellerweise<br />

ist der «Warme Mai» ja auch das Warm-up für den CSD, der<br />

dieses Jahr am 31. Mai stattfindet. Bezüglich des Mottos «offside & mittendrin»<br />

entscheide ich mich für dezidiertes Schweigen. Was soll man dazu<br />

schon sagen. Sogar der Böög hatte dieses Jahr eine «11» auf der Krawatte<br />

und Babybell-Käse gibt’s schon seit Wochen nur noch als kleine Fussbälle<br />

verkleidet. Da muss man jetzt halt durch. Man kann ja in der Zwischenzeit<br />

Luzerner Rahmkäse kaufen.<br />

«Die Internationale erkämpft das Menschenrecht!»<br />

In Liebe, Eure Hildegard

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