17.03.2015 Aufrufe

Gipfelbuch 2006 - DAV Zittau

Gipfelbuch 2006 - DAV Zittau

Gipfelbuch 2006 - DAV Zittau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Berichte<br />

woch-Klettertruppe, am Jonsdorfer Spitzstein. Keiner berührte den Felsen zum Klettern. Wir saßen im<br />

Kreis, sprachen anfangs kein Wort. Wir waren fassungslos, ratlos, traurig. An diesem Tag erhielten wir die<br />

Nachricht, dass es für Uli keine Chance mehr gab und Uli tot ist. Wir hatten unseren Organisator, unser<br />

Klettervorbild, einen guten verlässlichen Freund, der uns die Berge begeisternd nahe brachte, verloren.<br />

Wir, die sich bereits für die Alpentour entschieden hatten, überlegten nun, wie es weiter gehen sollte. Lassen<br />

wir die Alpentour ausfallen? Nein, das wäre nicht in seinem Sinn gewesen. Also entschieden wir, die<br />

Tour durchzuführen. Uli hatte bereits Vorstellungen über eventuelle Ziele geäußert. Aber diese schienen<br />

uns bei unseren relativ begrenzten Alpinerfahrungen doch zu anspruchsvoll.<br />

Vier waren es, die es wagen wollten, ohne Uli 4000er anzugehen. Eine Woche vor Abfahrtstermin trafen<br />

sich Ulf Wünsche, Werner Neumann und Holger Kahle bei mir.<br />

Wir gingen die Ausrüstungs- und Verpflegungscheckliste durch und verteilten die Verpflegungseinkäufe.<br />

Als Einlaufberg sollte es ein 4000er im Walles sein. Das Hauptziel war Monte Rosa in Italien. In diesem<br />

Gebiet gab es viele nicht weit voneinander liegende relativ leichte 4000er. Holger hatte bereits vor einem<br />

Jahr ein paar davon abgehakt.<br />

Wir wollten seine „Ortskenntnis“ nutzen, aber leider musste er die Teilnahme zwei Tage vor der Abfahrt<br />

absagen, weil sein Arbeitgeber ihm nicht freigab. Damit waren wir nur noch drei.<br />

Am 27.08.05 um 06:10 Uhr ging es mit Ulf’s Opel Kombi in Richtung Stuttgart.<br />

An der Raststätte Schönbuch stieg Werner zu. Wir hatten Mühe, sein Gepäck noch in den Opel zu stopfen.<br />

Immerhin hatten wir für 7 Tage Vollverpflegung einschließlich einer reichlichen Menge verschiedene Sorten<br />

Bierbüchsen verstaut.<br />

16:20 Uhr machten wir eine kurze Pause auf dem Furkapass und 18:00 Uhr waren wir bereits in Saas Fee.<br />

Wir suchten unseren gewohnten Schlafplatz im Sägewerk auf. Eigentlich waren wir gewöhnt, dass uns Uli<br />

eine kräftige Suppe kocht. Nun saßen wir da und mussten uns mit allem selbst kümmern. Ulf übernahm<br />

die Kochstelle. Mit verächtlichem Blick meinte er: „Wenn das meine Anett wüsste“. Denn Kochen war<br />

nicht sein Spezialgebiet. Anett erfuhr von seinem neuen Hobby natürlich später anhand der Fotodokumentation.<br />

06:30 Uhr wurde die „Bettruhe“ beendet. Von Saas Fee aus starteten wir in Richtung Britanniahütte. Die<br />

Hoffnung, einen Wegweiser zu finden, war schnell verpufft. An der Seilbahn fragten wir die Dame, die die<br />

Billets verkaufte, nach dem Weg. Mit unverständlichem Blick versuchte sie, uns einen Weg zu beschreiben.<br />

Sie machte das nicht gern. Man sah es ihr an. Wir vermiesten ihr Geschäft. Wahrscheinlich waren wir<br />

in ihren Augen der kleine Teil Verrückter, die die Seilbahn nicht benutzten. Wir fanden den Weg aber<br />

trotzdem. Im mittleren Teil ging es zwar ausschließlich über Schutt und Geröll. Eine Seilbahnbaustelle tat<br />

das Übliche. Um 15:00 Uhr standen wir vor der Britanniahütte. Ulf hatte außer seinem Verpflegungsanteil<br />

6 Büchsen Bier hoch geschleppt. Bei Sonnenschein und guter Laune genossen wir den edlen Trunk. Die<br />

Schlepperei der nicht gerade leichten Rucksäcke hatte unsere Kehlen ausgetrocknet. Unsere Blicke richteten<br />

sich immer wieder nach Westen zum Gipfel des Allalinhorns. Deutlich erkannte man den Gipfelaufstieg<br />

als Zickzacklinie auf dem steil erscheinenden Firnfeld. Der Anblick flößte uns etwas Respekt ein.<br />

Nach dem Sonnenuntergang überkam uns bald die Müdigkeit und wir suchten das Matratzenlager auf.<br />

Wer nun wieder geschnarcht hatte, blieb strittig. Jeder schob es auf den anderen. 05:00 Uhr war Wecken.<br />

Wir nahmen uns Zeit. Kochten in Ruhe Tee und aßen in frischer Morgenluft und Stirnlampenschein unser<br />

Brot. Um 06:10 Uhr ging es los in Richtung Gletscher. Es war noch dunkel. Als das erste Morgenlicht das<br />

Gletschereis aufhellte und das steile Firnfeld sichtbar wurde, hatten wir die Stelle erreicht, wo es Zeit wurde,<br />

Steigeisen anzulegen und sich anzuseilen. Es ging im Zickzack das Firnfeld immer stetig bergauf. Was<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!