Gipfelbuch 2006 - DAV Zittau
Gipfelbuch 2006 - DAV Zittau
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Berichte<br />
woch-Klettertruppe, am Jonsdorfer Spitzstein. Keiner berührte den Felsen zum Klettern. Wir saßen im<br />
Kreis, sprachen anfangs kein Wort. Wir waren fassungslos, ratlos, traurig. An diesem Tag erhielten wir die<br />
Nachricht, dass es für Uli keine Chance mehr gab und Uli tot ist. Wir hatten unseren Organisator, unser<br />
Klettervorbild, einen guten verlässlichen Freund, der uns die Berge begeisternd nahe brachte, verloren.<br />
Wir, die sich bereits für die Alpentour entschieden hatten, überlegten nun, wie es weiter gehen sollte. Lassen<br />
wir die Alpentour ausfallen? Nein, das wäre nicht in seinem Sinn gewesen. Also entschieden wir, die<br />
Tour durchzuführen. Uli hatte bereits Vorstellungen über eventuelle Ziele geäußert. Aber diese schienen<br />
uns bei unseren relativ begrenzten Alpinerfahrungen doch zu anspruchsvoll.<br />
Vier waren es, die es wagen wollten, ohne Uli 4000er anzugehen. Eine Woche vor Abfahrtstermin trafen<br />
sich Ulf Wünsche, Werner Neumann und Holger Kahle bei mir.<br />
Wir gingen die Ausrüstungs- und Verpflegungscheckliste durch und verteilten die Verpflegungseinkäufe.<br />
Als Einlaufberg sollte es ein 4000er im Walles sein. Das Hauptziel war Monte Rosa in Italien. In diesem<br />
Gebiet gab es viele nicht weit voneinander liegende relativ leichte 4000er. Holger hatte bereits vor einem<br />
Jahr ein paar davon abgehakt.<br />
Wir wollten seine „Ortskenntnis“ nutzen, aber leider musste er die Teilnahme zwei Tage vor der Abfahrt<br />
absagen, weil sein Arbeitgeber ihm nicht freigab. Damit waren wir nur noch drei.<br />
Am 27.08.05 um 06:10 Uhr ging es mit Ulf’s Opel Kombi in Richtung Stuttgart.<br />
An der Raststätte Schönbuch stieg Werner zu. Wir hatten Mühe, sein Gepäck noch in den Opel zu stopfen.<br />
Immerhin hatten wir für 7 Tage Vollverpflegung einschließlich einer reichlichen Menge verschiedene Sorten<br />
Bierbüchsen verstaut.<br />
16:20 Uhr machten wir eine kurze Pause auf dem Furkapass und 18:00 Uhr waren wir bereits in Saas Fee.<br />
Wir suchten unseren gewohnten Schlafplatz im Sägewerk auf. Eigentlich waren wir gewöhnt, dass uns Uli<br />
eine kräftige Suppe kocht. Nun saßen wir da und mussten uns mit allem selbst kümmern. Ulf übernahm<br />
die Kochstelle. Mit verächtlichem Blick meinte er: „Wenn das meine Anett wüsste“. Denn Kochen war<br />
nicht sein Spezialgebiet. Anett erfuhr von seinem neuen Hobby natürlich später anhand der Fotodokumentation.<br />
06:30 Uhr wurde die „Bettruhe“ beendet. Von Saas Fee aus starteten wir in Richtung Britanniahütte. Die<br />
Hoffnung, einen Wegweiser zu finden, war schnell verpufft. An der Seilbahn fragten wir die Dame, die die<br />
Billets verkaufte, nach dem Weg. Mit unverständlichem Blick versuchte sie, uns einen Weg zu beschreiben.<br />
Sie machte das nicht gern. Man sah es ihr an. Wir vermiesten ihr Geschäft. Wahrscheinlich waren wir<br />
in ihren Augen der kleine Teil Verrückter, die die Seilbahn nicht benutzten. Wir fanden den Weg aber<br />
trotzdem. Im mittleren Teil ging es zwar ausschließlich über Schutt und Geröll. Eine Seilbahnbaustelle tat<br />
das Übliche. Um 15:00 Uhr standen wir vor der Britanniahütte. Ulf hatte außer seinem Verpflegungsanteil<br />
6 Büchsen Bier hoch geschleppt. Bei Sonnenschein und guter Laune genossen wir den edlen Trunk. Die<br />
Schlepperei der nicht gerade leichten Rucksäcke hatte unsere Kehlen ausgetrocknet. Unsere Blicke richteten<br />
sich immer wieder nach Westen zum Gipfel des Allalinhorns. Deutlich erkannte man den Gipfelaufstieg<br />
als Zickzacklinie auf dem steil erscheinenden Firnfeld. Der Anblick flößte uns etwas Respekt ein.<br />
Nach dem Sonnenuntergang überkam uns bald die Müdigkeit und wir suchten das Matratzenlager auf.<br />
Wer nun wieder geschnarcht hatte, blieb strittig. Jeder schob es auf den anderen. 05:00 Uhr war Wecken.<br />
Wir nahmen uns Zeit. Kochten in Ruhe Tee und aßen in frischer Morgenluft und Stirnlampenschein unser<br />
Brot. Um 06:10 Uhr ging es los in Richtung Gletscher. Es war noch dunkel. Als das erste Morgenlicht das<br />
Gletschereis aufhellte und das steile Firnfeld sichtbar wurde, hatten wir die Stelle erreicht, wo es Zeit wurde,<br />
Steigeisen anzulegen und sich anzuseilen. Es ging im Zickzack das Firnfeld immer stetig bergauf. Was<br />
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