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18<br />
Kanalrohre sanieren, das<br />
klingt nicht gerade nach<br />
einem inspirierenden<br />
Job. Doch spätestens wenn<br />
Markus Schell mit dem<br />
„Teddy“ unter dem Arm den<br />
Raum betritt, ändert sich das<br />
schlagartig. Schell ist Vertriebs -<br />
chef und Prokurist bei der<br />
Canal-Control Rohrsanierung<br />
GmbH in Barsbüttel (Außenstelle)<br />
und Wentorf. Ein humorvoller<br />
Mann, dem seine Arbeit<br />
ganz offensichtlich richtig Spaß<br />
macht. Wenn auch mit ernstem<br />
Hintergrund: Nach dem Hamburger<br />
Abwassergesetz ist jeder<br />
Grundeigentümer in der Hansestadt<br />
bis 2015 verpflichtet,<br />
seinen Abwasserkanal überprüfen<br />
und gegebenenfalls sanieren<br />
zu lassen. Was das mit dem<br />
„Teddy“ zu tun hat, dazu später.<br />
Die Niedersachsen haben<br />
es besser: Hier ist die Gesetzeslage<br />
noch nicht so weit gediehen,<br />
dass es Termindruck gibt.<br />
Die CC Rohrsanierung GmbH<br />
ist ein Unternehmen der<br />
Buhck-Gruppe, die auch im<br />
Süden Hamburgs starke Präsenz<br />
zeigt und unter anderem<br />
für die Abfuhr der Gelben Säcke<br />
im Landkreis Harburg zuständig<br />
ist. So ist es kein Wunder,<br />
dass man auch von Wentorf aus<br />
den Markt der südlichen Metropolregion<br />
im Blick hat.<br />
Schell und seine rund 35 Kollegen<br />
haben sich auf die Sanierung<br />
von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
spezialisiert,<br />
sind also Ansprechpartner,<br />
wenn der Abwasserkanal Probleme<br />
bereitet.<br />
dienstleistung<br />
Das zweite Foto dieser Reihe stammt aus einem Kanalrohr, es zeigt einen Schaden durch eingewachsene Wurzeln. Die anderen Fotos zeigen die komplexe Ausrüstung der Rohrsanierer. Rechts: Kai Winkeltau mit dem „Teddy”.<br />
Kanal defekt? „Teddy“ ins Rohr – fertig!<br />
Besuch bei der Canal-Control Rohrsanierung GmbH – Hamburger Grundeigentümer müssen handeln<br />
F. Peter<br />
Jungehülsing<br />
ist von<br />
Haus aus<br />
Jurist und<br />
seit 2006<br />
Leiter des<br />
Familienun -<br />
ternehmens<br />
Albers<br />
Bestattungen<br />
in<br />
Harburg.<br />
Schell: „Wir werden in der<br />
Regel bis zur Grundstücksgrenze<br />
tätig. Das Spektrum reicht<br />
von der Kamerauntersuchung<br />
über Reinigung und Schadensanalyse<br />
bis hin zur eigentlichen<br />
Sanierung inklusive Dokumentation.“<br />
Zu den häufigsten<br />
Schadensursachen zählen Brüche,<br />
undichte Verbindungen<br />
(Muffen) und das Einwachsen<br />
von Wurzeln. Folge: Entweder<br />
sickert das Abwasser in den<br />
Boden oder aber das Grundwasser<br />
in den Kanal. Schell: „Es<br />
hat immer wieder Irritationen<br />
gegeben, weil die Klärwerke<br />
viel mehr Wasser reinigen<br />
mussten, als die Wasserversorger<br />
abgegeben hatten. Das<br />
liegt häufig daran, dass Grundwasser<br />
in defekte Kanalrohre<br />
eindringt. Der Wert liegt<br />
manchmal um ein Vielfaches<br />
höher.<br />
Ist der Kanal defekt, heißt es für<br />
den Laien: aufgraben, neu verlegen<br />
– ein teures Unterfangen.<br />
Doch es geht auch anders.<br />
Markus Schell: „Wenn ich einen<br />
partiellen Schaden festgestellt<br />
habe, kann ich zum Beispiel<br />
eine Edelstahlhülse in den<br />
Kanal einführen. Sie entfaltet<br />
sich an der defekten Stelle und<br />
dichtet den Kanal ab.“ Das so<br />
genannte Quick-Lock-System<br />
kann auch bei größeren Durchmessern<br />
angewendet werden.<br />
Eine weitere Variante: der<br />
Schlauch-Liner von „Mr. Pipe“.<br />
Gern auch mal aufgrund seiner<br />
Frottee-ähnlichen Struktur augenzwinkernd<br />
als „Teddy“ bezeichnet.<br />
Foto: ein<br />
Fotos: CC Rohrsanierung (3), Wolfgang Becker (2)<br />
Die Gesetzeslage<br />
p Im Hamburgischen Abwassergesetz<br />
(HmbAbwG) ist im<br />
Paragrafen 15 geregelt, dass<br />
beim Betrieb von Abwasseranlagen<br />
die „von der zuständigen<br />
Behörde eingeführten<br />
Technischen Betriebsbestimmungen“<br />
gelten. Das klingt<br />
unverbindlich. Dahinter verbirgt<br />
sich jedoch die DIN<br />
1986-30:2012-02, die besagt,<br />
dass Abwasseranlagen alle 20<br />
Jahre, Neuanlagen erstmalig<br />
nach 30 Jahren nachweislich<br />
geprüft werden müssen – also<br />
von einem zertifizierten und<br />
Ist der Kanal auf einer ganzen<br />
Strecke sanierungsbedürftig,<br />
wird mit Druckluft ein mit<br />
einem Zwei-Komponenten-<br />
Harz getränkter Nadelfilz-<br />
Schlauch in den Kanal gepus -<br />
tet. 40 bis 50 Meter Rohr können<br />
am Stück auf diese Weise<br />
abgedichtet werden. Wenn das<br />
Harz ausgehärtet ist, hat der<br />
Auftraggeber erst mal wieder<br />
Ruhe – 55 Jahre, wie Schell<br />
sagt.<br />
Das Prinzip klingt einfach, der<br />
technische Aufwand ist jedoch<br />
enorm. Vier Sanierungsfahrzeuge<br />
hat die CC Rohrsanierung<br />
GmbH im Einsatz, jedes etwa<br />
400 000 Euro teuer. An Bord<br />
sind automatische Misch- und<br />
Dosierungseinrichtungen für<br />
das Harz, ein Kalibriertisch, der<br />
dafür sorgt, dass der Schlauchliner<br />
gleichmäßig mit Harz getränkt<br />
ist, bevor er im Kanalrohr<br />
„Guten Tag, Herr Albers . . .!“<br />
Bestatter F. Peter Jungehülsing über das sensible Thema Werbung<br />
Was tun, wenn man<br />
in ein Unternehmen<br />
eintritt, das bekannt<br />
sein muss, gleichzeitig<br />
aber nicht in dem Sinne werben<br />
kann – da das Geschäft mit<br />
dem Tod bis heute fast ein<br />
Tabu-Thema ist. Vor dieser<br />
Frage stand F. Peter Jungehülsing,<br />
als er 2006 die Verantwortung<br />
für das Harburger Bestattungsinstituts<br />
Albers übernahm.<br />
Von Haus aus Jurist war<br />
er zuvor in Osnabrück als<br />
Rechtsanwalt und in der Immobilienbranche<br />
tätig. Mittlerweile<br />
fühlt er sich als Harburger<br />
und weiß, dass er das „Gesicht“<br />
von Albers ist. Jungehülsing:<br />
„Es kommt durchaus vor, dass<br />
ich mit ‚Guten Tag, Herr Albers!‘<br />
begrüßt werde.“ Mittlerweile<br />
hat er am eigenen Leib<br />
Prokurist<br />
Markus<br />
Schell mit<br />
einem<br />
Muster:<br />
Ist der<br />
Schlauch-<br />
Liner ausgehärtet,<br />
hat das<br />
Rohr eine<br />
neue Innenwand,<br />
die<br />
wieder für<br />
Jahrzehnte<br />
dicht ist.<br />
zugelassenen Un ter nehmen. In<br />
der DIN 1986-30:2003-02 ist<br />
beschrieben, dass „Anlagen<br />
zur Ableitung von häuslichem<br />
Abwasser“ (Abwasserrohre auf<br />
privaten Grundstücken) bis<br />
zum 31. De zember 2015 überprüft<br />
sein müssen. Für Häuser<br />
in Schutzzonen zur Wassergewinnung<br />
gelten verschärfte<br />
Bedingungen. Die DIN 1986-<br />
30 ist in Ihrer Fassung von<br />
2003 als Technische Betriebsbestimmung<br />
im Hamburger<br />
Abwassergesetz verankert und<br />
somit auch mit den Prüftermin<br />
erfahren, dass der Beruf des Bestatters<br />
durchaus eine sensible<br />
Komponente hat, die manchmal<br />
bis hin zur Ablehnung<br />
geht. Beispielsweise, wenn<br />
man ein Ladengeschäft gemietet<br />
hat und anschließend erfährt,<br />
dass aus dem Vertrag<br />
> <<br />
UNTERNEHMER UND<br />
ARBEITGEBER<br />
nichts wird, weil die Nachbarn<br />
keinen Bestatter in der Nähe<br />
wünschen. Das sind bittere Erfahrungen,<br />
die aber widerspiegeln,<br />
wie diese Gesellschaft mit<br />
dem Thema Sterben umgeht.<br />
Mit dem Tod möchte niemand<br />
etwas zu tun haben.<br />
Jungehülsing ist aber nicht nur<br />
Bestatter, sondern auch Unternehmer<br />
und Arbeitgeber (sie-<br />
2015<br />
verbindlich.<br />
Dennoch<br />
ist zu erwarten, dass aufgrund<br />
der Novellierung der DIN<br />
1986-30 von 2012 mit einer<br />
Änderung der Hamburger<br />
Abwassergesetzes in den kommenden<br />
Jahren gerechnet werden<br />
kann. wb<br />
ben Mitarbeiter). Er hat das<br />
Werbethema auf seine Weise<br />
gelöst. Öffentlich wird Albers<br />
sehr dezent und seriös präsentiert.<br />
Zugleich engagiert sich<br />
Jungehülsing in diversen Vereinen,<br />
veranstaltet das jährliche<br />
Stipendiaten-Konzert im Harburger<br />
Rathaus und zeigt als<br />
Bürger Harburgs Flagge. Er<br />
sagt: „Ich habe mich auch als<br />
Rechtsanwalt immer eher als<br />
Schlichter und Mediator gesehen.<br />
Netzwerken lehnte ich ab.<br />
Heute sehe ich das anders.<br />
Kontakte sind absolut wichtig.<br />
Ich bin sehr stark vernetzt.“<br />
Im vorigen Jahr hatte das<br />
Unternehmen Albers zuletzt<br />
drei Lehrlinge (darunter zwei<br />
Abiturienten), von denen zwei<br />
ihre Ausbildung inzwischen abgeschlossen<br />
haben. Ein junger<br />
verschwindet, eine Vakuumanlage,<br />
die dem getränkten<br />
Schlauch Luft entzieht (verhindert<br />
Blasenbildung) und natürlich<br />
die Magazin-Vorrichtungen,<br />
die nötig sind, beispielsweise<br />
40 Meter getränkten<br />
Schlauch durch einen Revisionsschacht<br />
in einen Kanal von<br />
20 Zentimetern Durchmesser<br />
einzublasen.<br />
Schell: „Dieses Verfahren, bei<br />
dem auch Dimensionssprünge<br />
im Rohrdurchmesser möglich<br />
sind, hat sich vielfach bewährt.<br />
Sinn macht es gerade auch im<br />
Stadtbereich. In der Hamburger<br />
Innenstadt ist es manchmal<br />
gar nicht möglich, ein Grundstück<br />
aufzugraben.“ Ein Meter<br />
Kanalsanierung kostet im Privatkundenbereich<br />
etwa 250 Eu -<br />
ro. Das Wentorfer Unternehmen<br />
arbeitet jedoch auch für<br />
Wohnungsgesellschaften, darunter<br />
die SagaGWG. Die Kunden<br />
sitzen in Berlin, in Bremen,<br />
in Nordrhein-Westfalen (britische<br />
Streitkräfte), schwerpunktmäßig<br />
jedoch in Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein.<br />
Das Geschäft läuft unbestritten<br />
gut. Pro Monat macht die CC<br />
Rohrsanierung GmbH eine<br />
halbe Million Euro Umsatz.<br />
Schell rechnet damit, dass in<br />
diesem Jahr rund 25 Kilometer<br />
Schlauchliner eingebaut werden.<br />
Tendenz steigend, denn<br />
2015 rückt näher. wb<br />
>><br />
@ IM WEB:<br />
www.cc-rohrsanierung.de<br />
Mann wurde übernommen<br />
und macht nun seinen Bestatter-Meister<br />
– ein neues Berufsbild.<br />
Zurzeit führt Jungehülsing<br />
Gespräche mit einer Bewer -<br />
berin, die eine Banklehre macht<br />
und in einen sozialen Beruf<br />
wechseln möchte: „Es bewerben<br />
sich hier Menschen, die<br />
schon eine gute Ausbildung<br />
hinter sich haben.“ Er selbst<br />
schätzt an seinem Beruf den<br />
Umgang mit den Menschen,<br />
die in der Regel in einer Trauersituation<br />
sind und vielfältige<br />
Unterstützung brauchen. Es ist<br />
der Umgang mit den Lebenden,<br />
der die Aufgabe spannend<br />
und herausfordernd macht. wb<br />
>><br />
@ IM WEB:<br />
www.albers-bestattungen.de