RDT - Numéro spécial concernant la révision - VBK-CAT

Inhaltsverzeichnis – Sommaire – Sommario
Seite
Abhandlungen – Exposés – Saggi
Ruth Reusser
Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht 179
Du droit de la tutelle au droit de la protection de l’adulte 182
Dal diritto della tutela al diritto della protezione degli adulti 185
Christoph Auer
Bundeskompetenzen in Verfahren vor vormundschaftlichen Behörden 188
Compétences fédérales en matière de procédure devant les autorités de tutelle
Competenze federali nella procedura delle autorità tutelari
Philippe Meier
L’avant-projet de révision du droit de la tutelle – Présentation générale 207
Der Vorentwurf zur Totalrevision des Vormundschaftsrechts – Ein genereller Überblick
Presentazione generale dell’avanprogetto della revisione del diritto tutelare
Thomas Geiser
Erwachsenenschutzrecht. Die Revision im Überblick 227
Survol de la revision du droit de la protection de l’adulte
Panoramica della revisione del diritto della protezione degli adulti
Daniel Steck
Der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindes- und
Erwachsenenschutzbehörden 236
L’avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant les autorités de protection
de l’enfant et de l’adulte
L’avamprogetto per una legge federale sulla procedura dinanzi all’autorità di protezione
dei minori e degli adulti
Denis Piotet
L’harmonisation du projet de révision de la protection de l’adulte avec le système de la
codification et son intégration dans l’ordre juridique, spécialement ses effets sur le
droit cantonal 248
Die Abstimmung des Vorentwurfs zur Revision des Erwachsenenschutzrechts auf das
Verfassungsrecht und seine Integration in die Rechtsordnung, namentlich mit Bezug
auf das kantonale Recht
L’armonizzazione del diritto della protezione degli adulti col sistema della codificazione
e della sua integrazione nell’ordine giuridico per il tramite del progetto di revisione,
con particolare riguardo agli effetti sul diritto cantonale
Martin Stettler
La sauvegarde des intérêts des personnes incapables de discernement dans le nouveau
droit de la protection de l’adulte 258
Die Wahrung der Interessen urteilsunfähiger Personen im neuen Erwachsenenschutzrecht
La salvaguardia degli interessi delle persone incapaci di discernimento nel nuovo
diritto della protezione degli adulti
Peter Breitschmid
Vorsorgevollmachten 269
Mandat pour cause d’inaptitude
Procure previdenziali
Suzette Sandoz
Directives anticipées et représentant thérapeutique: droit fédéral et droit vaudois 280
Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag für medizinische Massnahmen im Bundesrecht
und im waadtländischen Recht
Direttive preridenziali e rappresentante terapeutico; diritto federale e vodese a confronto
Audrey Leuba/Céline Tritten
La protection de la personne incapable de discernement séjournant en institution 284
Der Schutz urteilunfähiger Personen, welche in Einrichtungen untergebracht sind
La protezione della persona incapace di discernimento soggiornante in istituto
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Yvo Biderbost
Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? 299
Une curatelle est-elle une curatelle?!?
Caratteristiche della curatela
Ernst Langenegger
Aspekte des Systems der amtsgebundenen behördlichen Massnahmen des neuen
Erwachsenenschutzrechtes 317
Aspects du système des curatelles du nouveau droit de la protection de l’adulte au
regard du passage du droit actuel au nouveau droit
Aspetti del sistema delle curatele nel nuovo diritto d’assistenza agli adulti da affrontare
nel corso della transizione dal diritto vigente al nuovo diritto
Urs Vogel
Die Person des Beistandes 331
La personne du curateur
La persona del curatore
Bernard Abrecht
Les conditions du placement à des fins d’assistance 338
Die Bedingungen der fürsorgerischen Unterbringung
Le condizioni del collocamento assistenziale
Olivier Guillod/Noémie Helle
Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? 347
Die Zwangsbehandlung: Bestimmungen aus dem Reich der Schizophrenie?
Trattamento coercitivo: disposizioni schizzofreniche?
Cyril Hegnauer
Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht 361
Structure de la surveillance tutélaire
Struttura della sorveglianza tutelare
Rudolf Ursprung
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit 369
La collaboration interdisciplinaire
La collaborazione interdisciplinare
Anne-Marie Barone
Avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant les autorités de protection
de l’enfant et de l’adulte 372
Der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindesund
Erwachsenenschutzbehörden
Avamprogetto per una legge federale sulla procedura dinanzi all’autorità di
protezione dei minori e degli adulti
Thierry Wuarin
De l’organisation de l’autorité tutélaire dans la nouvelle législation, en regard
avec l’expérience judiciaire genevoise 380
Die Organisation der Vormundschaftsbehörde im Revisionsentwurf
L’organizzazione dell’autorità tutelare nella nuova legislazione
Marianne Galli-Widmer
Überlegungen einer Praktikerin zum Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden 387
Réflexions d’une praticienne sur l’avant-projet de loi fédérale réglant la procédure
devant les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte
Riflessioni di una operatrice sull’Avamprogetto per una legge federale sulla procedura
dinanzi all’autorità di protezione dei minori e degli adulti
Kurt Affolter
Mit der Totalrevision des Vormundschaftsrechts zu einer neuen Qualität des
Erwachsenenschutzes? 393
Vers une amélioration de la protection de l’adulte avec la révision totale du droit
de la tutelle?
La revisione totale del diritto tutelare porta verso una migliore qualità del diritto
di protezione degli adulti?
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Reusser, Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht
Dr. iur. Ruth Reusser, Stellvertretende Direktorin und Leiterin der Hauptabteilung
Privatrecht im Bundesamt für Justiz, Bern
Endlich ist es soweit: Die Totalrevision des Vormundschaftsrechts ist in eine
entscheidende Phase getreten. Am 25. Juni 2003 hat der Bundesrat das Vernehmlassungsverfahren
zum Bericht der Expertenkommission mit Vorentwurf
für eine Revision des Zivilgesetzbuches (Erwachsenenschutz, Personenrecht
und Kindesrecht) sowie zum Bericht mit Vorentwurf für ein Bundesgesetz über
das Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden in die Vernehmlassung
geschickt. Die Fachkreise, die Kantone, die Politik sowie weitere interessierte
Organisationen und Einzelpersonen haben bis zum 15. Januar 2004
Zeit, ihre Vorstellungen von einem modernen Erwachsenenschutzrecht zu konkretisieren
und Kritik und Vorschläge einzubringen. Das Bundesamt für Justiz
wird anschliessend die eingegangenen Stellungnahmen auswerten und dem Bundesrat
Antrag für das weitere Vorgehen stellen. Mit einer Botschaft an die Eidg.
Räte ist wohl frühestens in der ersten Hälfte 2005 zu rechnen.
Wer Gesetze revidiert, muss sich als erstes überlegen, ob ein Gesetzeserlass
wirklich notwendig ist. Diese Frage ist für einen Teil der Personen, auf die das
Vormundschaftsrecht anwendbar ist, wohl rasch zu beantworten. Wird eine erwachsene
Person urteilsunfähig und entfällt damit von Gesetzes wegen ihre
Handlungsfähigkeit, so muss der Gesetzgeber bestimmen, wie diese Person am
Rechtsleben teilnimmt und wer für ihr Wohl verantwortlich ist. Heikler ist es bei
Personen, die – ohne umfassend urteilsunfähig zu sein – wegen einer geistigen
Behinderung, einer psychischen Störung oder eines anderen Schwächezustandes
ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht besorgen können. Hier gilt es
zwischen Selbst- und Fremdbestimmung abzuwägen. Das geltende wie das künftige
Erwachsenenschutzrecht bejaht aber m.E. zu recht die Möglichkeit der
«Hilfe wider Willen». Wer nämlich die Zulässigkeit einer Fremdbestimmung
grundsätzlich verneint, riskiert – so Professor Dr. Bernhard Schnyder – um eines
verabsolutierten Selbstbestimmungsrechts willen Personen mit einem Schwächezustand
Hilfen zu berauben, auf die sie dringend angewiesen sind.
Der Staat muss sich daran messen lassen, wie er mit seinen schwächsten Mitgliedern
umgeht. Nicht weniger als 50’000 Personen standen Ende 2001 gemäss
der Statistik der Konferenz der kantonalen Vormundschaftsbehörden unter
einer amtsgebundenen Massnahme des Vormundschaftsrechts, die fürsorgerischen
Freiheitsentziehungen nicht miteingerechnet. Daneben gibt es eine wohl
beachtliche Dunkelziffer von Personen, bei denen Massnahmen an sich notwendig
wären, die Angehörigen aber den Gang zu den Behörden scheuen und das
«Durchwursteln» von der Praxis toleriert wird. Es muss uns allen deshalb ein sozialpolitisches
Anliegen sein, das Vormundschaftsrecht aus dem Jahre 1912 im
Interesse all dieser Menschen umfassend zu erneuern und zu modernisieren.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
179

ZVW 5/2003
Reusser, Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht
Die interdisziplinär zusammengesetzte Expertenkommission, welche die Reform
vorbereitet hat, konnte sich auf umfangreiche Vorarbeiten dreier Experten,
die Professoren Bernhard Schnyder, Martin Stettler und Christoph Häfeli, stützen.
Diese legten 1995 ihren Grundlagenbericht Zur Revision des schweizerischen
Vormundschaftsrechts vor, der auch viele Diskussionen im Rahmen der
Fachverbände mitberücksichtigte und an einer öffentlichen Tagung diskutiert
wurde.Anschliessend formulierten die drei Experten den ersten Vorentwurf, der
dann von der Expertenkommission kreativ weiterentwickelt und durch die Institute
des Vorsorgeauftrags, der Patientenverfügung (Art. 360–373 VE) und der
gesetzlichen Vertretung durch die Angehörigen (Art. 431–436 VE) sowie durch
Bestimmungen über den Schutz urteilsunfähiger Personen in Einrichtungen
(Art. 438–442 VE) angereichert wurde. Interessant ist, festzustellen, dass in
Deutschland die Bund-Länder-Arbeitsgruppe «Betreuungsrecht» zuhanden der
Konferenz der Justizministerinnen und -minister vom Juni 2003 Vorschläge unterbreitete,
die in die gleiche Richtung zielen und die Vorsorgevollmacht und ein
gesetzliches Vertretungsrecht für Angehörige zur Diskussion stellt.
Für die Arbeiten der Expertenkommission waren insbesondere folgende Leitlinien
massgebend:
– Förderung des Selbstbestimmungsrechts;
– Stärkung der Solidarität in der Familie;
– Behördliche Massnahmen nach Mass;
– Beseitigung von Stigmatisierungen;
– Ausbau des Rechtsschutzes;
– Besserer Schutz für urteilsunfähige Personen, die in Einrichtungen leben;
– Professionalisierung der Behörden und Förderung der Qualität der Betreuung.
Eine neue Dimension bekam das Revisionsvorhaben mit der sog. «Justizreform».
Im Jahr 2000 stimmten Volk und Stände u.a. einer Änderung von Artikel
122 der Bundesverfassung zu, mit der die Kompetenz im Bereich des Zivilprozessrechts
dem Bund übertragen wurde. Das eröffnete die Möglichkeit, ein
eigenes Gesetz für das Verfahren vor den neuen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
vorzuschlagen und damit auch das Zivilgesetzbuch von Verfahrensbestimmungen
zu entlasten. a.Oberrichter Daniel Steck übernahm den Auftrag,
kurzfristig mit Unterstützung von Praktikern und der Verwaltung ein
Verfahrensgesetz auszuarbeiten. Wer sich heute in den Kantonen umsieht, stellt
fest, dass ein spezielles Verfahrensgesetz für die vormundschaftlichen Behörden
höchstens ansatzweise vorhanden ist. Das ist bedauerlich. Denn der Rechtsschutz
der betroffenen Personen hängt nicht nur vom materiellen, sondern auch
vom Verfahrensrecht ab. Zwar werden verschiedene Verfahrensgrundsätze aus
der Bundesverfassung wie auch aus internationalen Übereinkommen, die die
Schweiz ratifiziert hat, abgeleitet, und auch der Zivilrechtsgesetzgeber hat einige
Verfahrenspflöcke im Zivilgesetzbuch eingerammt. Damit ist das Verfahrensrecht
aber sehr unübersichtlich geworden. Die Vereinheitlichung des Zivilpro-
180 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Reusser, Vom Vormundschaftsrecht zum Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
zessrechts unter Einschluss des vormundschaftlichen Verfahrens und die Vereinheitlichung
des Strafprozessrechts sind wohl die letzten grossen Kodifikationen
und gehören zu den bedeutendsten Gesetzgebungsprojekten zu Beginn des 21.
Jahrhunderts.
Angesichts des Umstands, dass die notwendige Verfassungsgrundlage erst im
Jahr 2000 geschaffen und zuerst das Ende der Arbeiten am materiell-rechtlichen
Entwurf abgewartet werden mussten, versteht es sich von selbst, dass der Verfahrensentwurf
nicht von langer Hand vorbereitet werden konnte. Umso wichtiger
ist es, dass die Praktikerinnen und Praktiker im Vormundschaftswesen den
Verfahrensentwurf ebenso sorgfältig evaluieren wie den Vorentwurf für eine Änderung
des Zivilgesetzbuches. Denn unser gemeinsames Anliegen muss sein, ein
Erwachsenenschutzrecht vorzubereiten, das die Würde der betroffenen Personen
wahrt und den Bedürfnissen der Praxis entspricht.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
181

ZVW 5/2003
Reusser, Du droit de la tutelle au droit de la protection de l’adulte
Du droit de la tutelle au droit de la protection de l’adulte
Ruth Reusser, docteur en droit, Directrice suppléante et Cheffe de la
Division principale du droit privé de l’Office fédéral de la justice, Berne
Enfin, on y est. La révision totale du droit de la tutelle est entrée dans une
phase décisive: le 25 juin 2003, le Conseil fédéral a en effet soumis à une procédure
de consultation le rapport et l’avant-projet de la commission d’experts relatif
à la révision du Code civil (protection de l’adulte, droit des personnes et droit
de la filiation), ainsi que l’avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant
les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte et le rapport y relatif.
Les milieux spécialisés, les cantons, les partis politiques, ainsi que les organisations
et les personnes intéressées ont jusqu’au 15 janvier 2004 pour présenter
leur conception d’un droit moderne de la protection de l’adulte et formuler leurs
critiques et propositions en la matière. L’Office fédéral de la justice évaluera ultérieurement
les avis reçus et soumettra au Conseil fédéral une proposition sur la
suite à donner au projet législatif. Le message du Conseil fédéral pourra vraisemblablement
être transmis au Parlement au plus tôt durant le premier semestre
de l’année 2005.
Avant de réviser une loi, il faut au préalable examiner si une révision est vraiment
nécessaire. Pour une partie des personnes auxquelles le droit de la tutelle
s’applique, la réponse à cette question est probablement simple. Lorsqu’un
adulte devient incapable de discernement et perd ainsi de par la loi l’exercice de
ses droits civils, le législateur doit déterminer de quelle manière il peut participer
à la vie juridique et qui est responsable de son bien-être. La tâche est plus difficile
lorsqu’il s’agit de personnes qui – sans être totalement incapables de discernement
– ne peuvent plus pourvoir, complètement ou en partie, à leurs affaires à
cause d’une déficience mentale, d’un trouble psychique ou d’un autre état de faiblesse.
Dans ces cas, le législateur doit procéder à une pondération entre le droit
à l’autodétermination des personnes concernées et l’intervention de tiers au profit
de ces personnes. Comme le droit actuel, le droit futur admettra, à mon avis à
juste titre, la possibilité d’aider quelqu’un contre sa propre volonté. En prônant
le respect inconditionnel du droit à l’autodétermination, on risque en effet –
comme le dit le professeur Bernhard Schnyder – de priver les personnes qui se
trouvent dans un état de faiblesse de l’aide urgente dont elles ont besoin.
La force d’un Etat se mesure à la façon dont il traite ses membres les plus
faibles. Selon les statistiques de la Conférence des autorités cantonales de tutelle,
pas moins de 50’000 personnes étaient soumises à une mesure tutélaire à fin
2001, sans compter les cas de privation de liberté à des fins d’assistance. Il y a en
outre vraisemblablement un nombre considérable de personnes pour lesquelles
des mesures seraient en soi nécessaires, mais dont les parents ont peur de s’adresser
aux autorités, cette situation étant au demeurant tolérée par la pratique. C’est
pourquoi il importe que, dans l’intérêt de toutes ces personnes, le droit de la tutelle
soit fondamentalement modifié et modernisé et que la révision de ce droit –
182 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Reusser, Du droit de la tutelle au droit de la protection de l’adulte ZVW 5/2003
qui date de 1912 – soit considérée par nous tous comme un important objectif socio-politique.
La commission (interdisciplinaire) d’experts qui a élaboré la réforme a pu s’appuyer
sur les travaux préparatoires approfondis de trois experts, les professeurs
Bernhard Schnyder, Martin Stettler et Christoph Häfeli qui, en 1995, ont déposé
leur rapport intitulé A propos de la révision du droit suisse de la tutelle. Ce rapport
a pris en considération les nombreuses discussions tenues au sein des milieux
spécialisés et a été discuté à l’occasion d’un congrès ouvert au public. Les
trois experts ont ensuite préparé un avant-projet qui a été ultérieurement peaufiné
par la commission d’experts et enrichi des institutions juridiques que sont le
mandat pour cause d’inaptitude (art. 360 à 372 AP), les directives anticipées du
patient (art. 373 AP), la représentation légale par des parents (art. 431 à 436 AP),
ainsi que de dispositions sur la protection des personnes incapables de discernement
qui vivent dans des institutions (art. 438 à 442 AP). Il est intéressant de
constater qu’en Allemagne, le groupe de travail, constitué de représentants du
«Bund» et des «Länder» et chargé de la révision du droit de l’assistance, a présenté,
lors de la Conférence des ministres de la justice de juin 2003, des propositions
qui vont dans la même direction et ont trait au mandat pour cause d’inaptitude
ainsi qu’au droit de représentation légale en faveur des parents.
Les lignes directrices suivantes ont présidé aux travaux de la commission d’experts:
– promotion du droit à l’autodétermination;
– renforcement de la solidarité familiale;
– mesures de l’autorité appropriées au cas concret («mesures sur mesure»);
– adoption d’une terminologie non stigmatisante;
– extension de la protection juridique;
– amélioration de la protection des personnes incapables de discernement qui
vivent dans des institutions;
– professionnalisation des autorités et encouragement de la qualité de l’assistance.
Le projet de révision du droit de la tutelle a acquis une nouvelle dimension
avec la réforme de la justice et l’acceptation par le peuple et les cantons, en l’an
2000, d’un nouvel article 122 de la constitution fédérale, qui attribue à la Confédération
la compétence législative dans le domaine de la procédure civile. Cette
nouvelle compétence législative fédérale a ouvert les portes à l’élaboration d’un
projet de loi réglant spécifiquement la procédure devant les nouvelles autorités
de protection de l’enfant et de l’adulte et permettant ainsi d’épurer le Code civil
de dispositions de nature procédurale. L’ancien juge cantonal Daniel Steck a
donc reçu le mandat d’élaborer, à court terme et avec le soutien des praticiens et
de l’administration, un projet de loi procédurale. Celui qui examine aujourd’hui
la situation dans les différents cantons constatera qu’il n’existe tout au plus que
des rudiments de règles spéciales de procédure devant les autorités tutélaires, ce
qui est regrettable car la protection juridique des personnes concernées ne dépend
pas seulement du droit matériel, mais également du droit de procédure. Di-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
183

ZVW 5/2003
Reusser, Du droit de la tutelle au droit de la protection de l’adulte
vers principes de procédure ont certes été déduits de la constitution fédérale ou
de conventions internationales ratifiées par la Suisse et certaines règles procédurales
ont également été adoptées dans le Code civil. Ce faisant, le droit de procédure
est toutefois devenu très disparate. L’unification du droit de la procédure
civile, y compris en matière tutélaire, de même que l’unification du droit de la
procédure pénale constituent probablement les dernières grandes codifications
et font partie des plus importants chantiers législatifs du début du 21 ème siècle.
Le fait que la base constitutionnelle nécessaire pour unifier le droit de procédure
civile n’a été créée qu’en l’an 2000 et qu’un projet de loi procédurale en matière
tutélaire ne pouvait être mis sur pied avant que des règles de droit matériel
ne fussent élaborées en la matière, explique que le projet de loi procédurale a dû
être mis au point dans un laps de temps très bref. Dans ces conditions, il est d’autant
plus important que les praticiens du droit de la tutelle évaluent attentivement
aussi bien le projet de loi procédurale que l’avant-projet de révision du
Code civil. Car notre objectif commun doit être de préparer un droit de la protection
de l’adulte qui préserve la dignité des personnes concernées et réponde
aux besoins de la pratique.
184 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Reusser, Dal diritto della tutela al diritto della protezione degli adulti ZVW 5/2003
Dal diritto della tutela al diritto della protezione
degli adulti
Ruth Reusser, dr. iur., Direttrice supplente e Capo della Divisione
principale del diritto privato dell’Ufficio federale di giustizia, Berna
Finalmente ci siamo: la revisione totale del diritto della tutela è entrata in una
fase decisiva. Il 25 giugno 2003 il Consiglio federale ha infatti sottoposto a procedura
di consultazione il rapporto e l’avamprogetto della commissione peritale
relativo alla revisione del codice civile svizzero (Protezione degli adulti, diritto
delle persone e diritto della filiazione) e l’avamprogetto di legge federale sulla
procedura dinanzi alle autorità di protezione dei minori e degli adulti e il relativo
rapporto. I professionisti del ramo, i cantoni, i partiti politici, le organizzazioni e i
privati interessati possono, entro il 15 gennaio 2004, presentare la loro concezione
concreta di un diritto moderno della protezione degli adulti e formulare le
loro critiche e suggestioni in materia. In seguito, l’Ufficio federale di giustizia esaminerà
i pareri ricevuti e sottoporrà al Consiglio federale proposte relative alla
continuazione del progetto legislativo. Il messaggio del Consiglio federale potrà
probabilmente essere trasmesso al Parlamento al più presto durante il primo semestre
del 2005.
Prima di modificare una legge, bisogna prima di tutto verificare se la revisione
è veramente necessaria. Per una parte delle persone alle quali è applicabile il diritto
della tutela, la risposta a questa domanda è forse semplice. Quando una persona
diventa incapace di discernimento e perde di conseguenza l’esercizio dei
diritti civili, il legislatore deve decidere in che modo questa persona può partecipare
alla vita giuridica e chi è responsabile del suo benessere. Il compito è più difficile
quando un adulto, pur non essendo totalmente incapace di discernimento,
non è più o è solo parzialmente in grado di curare i propri interessi a causa di una
malattia mentale, di un disturbo psichico o di un altro stato di debolezza. In questi
casi bisogna trovare il giusto equilibrio tra il diritto all’autodeterminazione
della persona in questione e l’intervento di terzi in suo favore. Come il diritto attuale,
anche il diritto futuro ammetterà, secondo me a ragione, la possibilità di un
«aiuto non voluto». Chi in nome di un diritto all’autodeterminazione assoluto
nega per principio l’ammissibilità di un intervento di terzi rischia in effetti –
come afferma il prof. Bernhard Schnyder – di sottrarre a persone che si trovano
in uno stato di debolezza l’aiuto di cui necessitano.
Lo stato deve lasciarsi giudicare in funzione del modo con cui tratta i suoi
membri più deboli. Secondo la statistica della Conferenza delle autorità cantonali
di tutela, alla fine del 2001 non meno di 50’000 persone – senza contare i casi
di privazione della libertà a scopo d’assistenza – erano sottoposte a una misura
fondata sul diritto della tutela. Esiste poi verosimilmente un numero elevato di
persone che in sé necessiterebbero misure, ma i cui parenti temono di rivolgersi
alle autorità – una situazione tollerata nella pratica. Nell’interesse di tutte queste
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
185

ZVW 5/2003
Reusser, Dal diritto della tutela al diritto della protezione degli adulti
persone, il rinnovamento e la modernizzazione radicali del diritto della tutela,
che risale al 1912, devono perciò costituire per tutti noi un’aspirazione socio-politica
prioritaria.
La commissione peritale interdisciplinare che ha elaborato la riforma ha potuto
basarsi sui lavori preparatori approfonditi svolti da tre esperti, i professori
Bernhard Schnyder, Martin Stettler e Christoph Häfeli, che nel 1995 hanno presentato
il loro rapporto preliminare sulla revisione del diritto svizzero della tutela.
Questo rapporto ha tenuto conto delle numerose discussioni svolte in seno
alle organizzazioni professionali ed è stato dibattuto in occasione di una giornata
di studio. In seguito, i tre esperti hanno redatto il primo avamprogetto, che la
commissione peritale ha poi rielaborato in modo creativo, arricchendolo in
particolare con tre nuovi istituti – il mandato precauzionale, le direttive previdenziali
dei pazienti (art. 360–373 AP) e la rappresentanza da parte di persone
prossime (art. 431–436 AP) – e con disposizioni sulla protezione delle persone incapaci
di discernimento in istituti d’accoglienza o di cura (art. 438–442 AP). È interessante
osservare come in Germania il «Bund-Länder-Arbeitsgruppe Betreuungsrecht»
abbia presentato alla Conferenza dei Ministri della giustizia del
giugno 2003 proposte che vanno nella stessa direzione e prevedono una procura
precauzionale e un diritto legale di rappresentazione da parte dei parenti.
Durante i suoi lavori la commissione peritale si è in particolare attenuta ai seguenti
criteri:
– incoraggiare l’autodeterminazione;
– rinforzare la solidarietà familiare;
– permettere all’autorità di prendere delle «misure su misura»;
– eliminare gli elementi stigmatizzanti;
– estendere la protezione giuridica;
– migliorare la protezione delle persone incapaci di discernimento che vivono in
istituti di accoglienza e di cura;
– rendere più professionali le autorità e incoraggiare la qualità dell’assistenza.
Il progetto legislativo ha assunto una nuova dimensione con la cosiddetta
«Riforma giudiziaria». Nel 2000, popolo e cantoni hanno tra l’altro adottato una
modifica dell’articolo 122 della Costituzione federale, che ha attribuito alla Confederazione
la competenza di legiferare in materia di procedura giudiziaria. Questa
modifica ha permesso di proporre una legge sulla procedura davanti alle
nuove autorità di protezione dei minori e degli adulti e di eliminare così dal codice
civile le disposizioni procedurali. L’ex giudice d’appello Daniel Steck ha accettato
l’incarico di elaborare in breve tempo, con il sostegno dell’amministrazione
e di persone con esperienza pratica, una legge di procedura. Dando uno
sguardo ai cantoni, ci si accorge che una legge di procedura speciale per le autorità
di tutela esiste al massimo in modo rudimentale. E questo è spiacevole, poiché
la protezione giuridica delle persone toccate non dipende solo dal diritto materiale,
ma anche dal diritto procedurale. È ben vero che alcuni principi di
procedura possono essere derivati dalla Costituzione federale e da convenzioni
186
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Reusser, Dal diritto della tutela al diritto della protezione degli adulti ZVW 5/2003
internazionali ratificate dalla Svizzera, ed è pur vero che il legislatore ha fissato
nel codice civile alcune regole procedurali. Il diritto di procedura è però così diventato
poco chiaro. L’unificazione della procedura civile, compresa la procedura
in materia di tutela, e l’unificazione della procedura penale sono probabilmente
le ultime grandi codificazioni e fanno parte dei più importanti progetti
legislativi dell’inizio del XXI secolo.
Tenuto conto che la base costituzionale necessaria è stata creata solo nel 2000
e che si doveva prima attendere la fine dei lavori relativi al progetto di diritto materiale,
va da sé che non c’era molto tempo per elaborare il progetto relativo alla
procedura. È perciò particolarmente importante che le persone attive nel campo
della tutela esaminino l’avamprogetto di procedura altrettanto accuratamente
che l’avamprogetto di revisione del codice civile. Il nostro scopo comune deve infatti
essere quello di preparare un diritto di protezione dell’adulto che rispetti la
dignità delle persone toccate e corrisponda ai bisogni della pratica.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
187

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
Bundeskompetenzen in Verfahren vor
vormundschaftlichen Behörden *
Dr. iur. Christoph Auer, LL.M., Direktionsadjunkt, Bundesamt für Justiz, Bern
Die mit der Justizreform geschaffene Kompetenz des Bundes zur Gesetzgebung auf dem
Gebiet des Zivilprozessrechts umfasst auch die Befugnis zur Regelung der Verfahren vor
vormundschaftlichen Behörden. Zwar spielen sich diese Verfahren meist vor Verwaltungsoder
Verwaltungsjustizbehörden ab, weshalb sie der freiwilligen Gerichtsbarkeit bzw. der
Verwaltungsrechtspflege zugerechnet werden. Der Grund hierfür liegt aber letztlich darin,
dass auch die materiellrechtlichen Massnahmen des Vormundschaftsrechts, deren Verwirklichung
das Verfahrensrecht sicherstellen will, zumeist öffentlich-rechtlicher Natur sind. Da
der Bund das materielle Vormundschaftsrecht gestützt auf die Zivilrechtskompetenz
(Art. 64 Abs. 2 aBV) als Zivilrecht bzw. als «öffentliches Recht im Kleid des Zivilrechts» erlassen
hat, ist es sachgerecht, auch das zugehörige Verfahrensrecht entsprechend einzuordnen
und es unter die Kompetenz des Bundes zum Erlass des Zivilprozessrechts zu subsumieren.
Der Bund ist daher neu befugt, die Verfahren vor vormundschaftlichen Behörden
umfassend zu regeln. Hingegen bleibt die Organisation der Gerichte und Behörden dem
Grundsatz nach weiterhin den Kantonen vorbehalten.
Compétences fédérales en matière de procédure devant les autorités de tutelle**
La compétence de la Confédération en matière de procédure civile, telle qu’elle résulte de la
réforme de la justice, comprend également le pouvoir de régler la procédure devant les autorités
de tutelle. Certes, ces procédures se déroulent en règle générale devant des autorités
administratives ou des autorités judiciaires administratives, raison pour laquelle on considère
qu’il s’agit de procédures gracieuses, voire de procédures de nature administrative.
Mais leur caractère administratif découle finalement du fait que ces procédures mettent en
œuvre des normes de droit matériel qui ont souvent une nature de droit public. Etant donné
que la Confédération a édicté le droit matériel de la tutelle sous la forme de droit civil, respectivement
de «droit public déguisé en droit civil», en se basant sur la compétence qui lui
est reconnue en droit civil (art. 64 al. 2 aCst.), il est justifié de qualifier la procédure y relative
de la même manière et de la rattacher à la compétence de la Confédération en matière
de procédure civile. La Confédération est ainsi désormais compétente pour régler globalement
la procédure devant les autorités de tutelle. Par contre, l’organisation judiciaire et l’organisation
des autorités administratives restent, en principe, de la compétence des cantons.
* Zu den «Verfahren vor vormundschaftlichen Behörden» werden in der vorliegenden Untersuchung
einerseits die Verfahren des Vormundschaftsrechts (Art. 360 ff. ZGB) und des Erwachsenenschutzrechts
im Sinne des Vorentwurfs zum neuen Erwachsenenschutzrecht gezählt; andererseits
fallen darunter aber auch die Verfahren betreffend die Anordnung und Aufhebung von
Kindesschutzmassnahmen im Sinne von Art. 307 ff. ZGB.
**Par «procédure devant les autorités de tutelle», la présente contribution entend non seulement la
procédure du droit de la tutelle (art. 360ss CC) et du droit de la protection de l’adulte au sens de
l’avant-projet relatif au droit de la protection de l’adulte, mais aussi la procédure relative à l’institution
et à la levée des mesures de protection de l’enfant au sens des articles 370 ss CC.
188
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
Competenze federali nella procedura delle autorità tutelari***
La competenza federale di legiferare nel campo del diritto processuale civile, stabilita con la
riforma della giustizia, comprende anche la facoltà di regolamentare le procedure delle autorità
tutelari. Queste procedure si svolgono principalmente davanti ad autorità amministrative
e giudiziarie, perciò si addicono al campo della giurisdizione volontaria e della giurisdizione
amministrativa. La ragione di ciò si fonda sul fatto che anche i provvedimenti di
diritto sostanziale del diritto tutelare, la cui messa in atto è assicurata dal diritto di procedura,
in generale hanno carattere di diritto pubblico. A dipendenza del fatto che la Confederazione
ha emanato il diritto tutelare materiale basandosi sulla competenza del diritto civile
(art. 64 cpv. 2 vecchia CF) quale diritto civile, rispettivamente «quale diritto pubblico
sotto il manto del diritto civile», è corretto che anche il diritto procedurale che lo riguarda
deve essere compreso e con ciò data la competenza alla Confederazione nelle emanazioni
di norme processuali di diritto civile. La Confederazione è quindi oggi competente per regolare
in modo completo le procedure delle autorità tutelari. Per contro l’organizzazione
dei tribunali e delle autorità resta per principio come sinora ai cantoni.
I. Ausgangslage
Mit der Annahme des Bundesbeschlusses über die Reform der Justiz durch
Volk und Stände am 12. März 2000 ist die Grundlage für eine Vereinheitlichung
des Zivilprozessrechts geschaffen worden: Gemäss Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform
ist die Gesetzgebung auf dem Gebiet des Zivilrechts und des Zivilprozessrechts
Sache des Bundes.
Zur Umsetzung dieses Verfassungsauftrags hatte das EJPD bereits am 26.
April 1999 eine aus Richterinnen und Richtern, Anwältinnen und Anwälten sowie
Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaft zusammengesetzte Expertenkommission
eingesetzt. Diese hatte den Auftrag, einen vernehmlassungsreifen
Vorentwurf für ein Bundesgesetz über den Zivilprozess auszuarbeiten.
Die Expertenkommission für die Vereinheitlichung des Zivilprozessrechts hat
in ihren Arbeiten die Regelung des Verfahrens im Bereich des Vormundschaftsbzw.
Erwachsenenschutzrechts bewusst ausgeklammert. Zum einen handelt es
sich bei diesen Verfahren nicht um klassische Materien des Zivilprozesses. Zum
anderen befindet sich zur Zeit auch das materielle Vormundschaftsrecht in Revision.
Auf diesem Gebiet hat eine interdisziplinäre Expertenkommission gestützt
auf den von drei Experten im Auftrag des Bundesamtes für Justiz erarbeiteten
Vorentwurf für eine Änderung des Zivilgesetzbuches (Erwachsenenschutz) einen
vernehmlassungsreifen Vorentwurf zum Vormundschaftsrecht erarbeitet.
Die Kommission hat ihre Arbeit im Februar 1999 aufgenommen und im Frühjahr
2003 abgeschlossen. Am 25. Juni 2003 hat der Bundesrat das EJPD ermächtigt,
sowohl den Expertenentwurf zur ZPO als auch den Entwurf für eine Totalrevision
des Vormundschaftsrechts in die Vernehmlassung zu schicken. Die Ver-
***
Nella ricerca qui pubblicata sulle «Procedure delle autorità tutelari» sono considerate da un lato le
procedure tutelari (art. 360 ss CC) e del diritto d’assistenza agli adulti nel senso dell’avanprogetto
concernente il diritto tutelare degli adulti, d’altro canto sono comprese anche le procedure concernenti
la decisione e la revoca di misure di protezione del figlio secondo gli art. 307 ss CC.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
189

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
nehmlassungen dauern bis Ende dieses Jahres. Die Verabschiedung der jeweiligen
Botschaft durch den Bundesrat dürfte somit wohl nicht vor 2005 erfolgen, so
dass mit dem Beginn der parlamentarischen Beratungen frühestens im Jahre
2006 gerechnet werden kann.
Bereits das geltende Vormundschaftsrecht enthält eine ganze Reihe von bundesrechtlichen
Verfahrensregeln. 1 Sie sind Bestandteil des Zivilgesetzbuches.
Mit dem Übergang zu einer gesamtschweizerischen Zivilprozessordnung ist die
Zugehörigkeit dieser Prozessvorschriften zum ZGB in Frage gestellt. Es wird daher
zu klären sein, inwiefern es sachgerecht wäre, die bestehenden und künftigen
bundesrechtlichen Verfahrensbestimmungen im Bereich des Vormundschaftsbzw.
Erwachsenenschutzrechts ins neue Bundesgesetz über den Zivilprozess zu
integrieren. Die Antwort auf diese Frage hängt zum einen davon ab, in welchem
Masse die Revision des materiellen Vormundschaftsrechts eine Neuordnung und
Vereinheitlichung des vormundschaftlichen Organisations- und Verfahrensrechts
erfordert oder zumindest wünschbar macht. Zum anderen ist dafür entscheidend,
inwieweit die neue Bundeskompetenz für das Zivilprozessrecht auch
die Zuständigkeit zur Regelung der verschiedenen vormundschaftlichen Verfahren
umfasst. Diese zweite Frage ist Gegenstand der nachfolgenden Erörterungen.
II.
Gesetzgebungskompetenzen in Verfahren vor
vormundschaftlichen Behörden nach (noch) geltendem
Verfassungsrecht
1. Materielles Recht
Die Bestimmungen des materiellen Vormundschaftsrechts befinden sich in der
dritten Abteilung des Familienrechts des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs. Sie
sind gestützt auf Art. 64 Abs. 2 der Bundesverfassung vom 29. Mai 1874 (aBV;AS
1 1), mithin auf die Zuständigkeit des Bundes im Zivil- und Handelsrecht, erlassen
worden. Die entsprechende Gesetzgebungsbefugnis steht dem Bund auch
unter der neuen Bundesverfassung vom 18.April 1999 zu: Gemäss Art. 122 Abs. 1
BV ist der Bund zuständig zum Erlass von Zivilrecht. Eine materielle Änderung
war mit der Neuformulierung dieser Kompetenznorm nicht verbunden. 2
Trotz dieser verfassungsrechtlichen Grundlage sind viele Bestimmungen des
Vormundschaftsrechts unbestrittenermassen öffentlich-rechtlicher Natur. Sie
sind zwar «im Kleid des Zivilrechts» erlassen, stellen materiell betrachtet aber
öffentliches Recht dar und werden daher in der Lehre als «formelles Zivilrecht»
bezeichnet. 3 Ein typisches Beispiel solch formellen Zivilrechts sind die (materi-
1
Art. 373 ff., Art. 385 ff., Art. 397e und 397f, Art. 434 ff. sowie Art. 446 ff. ZGB.
2
Botschaft über eine neue Bundesverfassung vom 20. November 1996, in: BBl 1997 I 338.
3
Bernhard Schnyder, Formelles Bundeszivilrecht – am Beispiel der fürsorgerischen Freiheitsentziehung
(zit. Bundeszivilrecht), in: Mélanges Paul Piotet, Bern 1990, S.121 ff. – Die Bezeichnung
«formelles» Zivilrecht ist, wie Arnold Marti (Zürcher Kommentar, Vorbem. zu Art. 5 und 6 ZGB,
190
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
ellen) Bestimmungen über die fürsorgerische Freiheitsentziehung. 4 So ist die
Unterbringung oder Zurückbehaltung in einer Anstalt (Art. 397a ZGB) gemäss
den einschlägigen Kriterien zur Abgrenzung des Privatrechts vom öffentlichen
Recht als öffentlich-rechtliche Massnahme der Eingriffsverwaltung zu qualifizieren.
5
Dass der Bund das Vormundschaftsrecht trotz seiner teilweisen Zugehörigkeit
zum öffentlichen Recht im Rahmen der Zivilrechtskodifikation geregelt hat,
liegt zum einen am engen Sachzusammenhang mit dem übrigen Familienrecht
und dem Handlungsfähigkeitsrecht. 6 Zum anderen wird die Zugehörigkeit zum
Zivilrecht damit begründet, dass «das Vormundschaftsrecht zur Wahrung privater
Interessen erlassen wurde und in diesem Sinne privates Recht darstellt». 7 Die
kompetenzrechtliche Abstützung solch ergänzenden (materiellen) Zivilrechts ist
allerdings heikel. 8 Nach herrschender Lehre ist die Verfassungsmässigkeit von
bloss formellem Zivilrecht nur gegeben, wenn die jeweiligen Vorschriften zum
Schutze der Einheit der schweizerischen Rechtsordnung dringend erforderlich
sind. Dabei muss «ein besonders enges Band ... zwischen der öffentlich-rechtlichen
und der sie erfordernden privatrechtlichen Bestimmung bestehen». 9
2. Verfahrensrecht
2.1 Streitige Gerichtsbarkeit
Streitigkeiten mit vormundschaftsrechtlichem Hintergrund können sich
zunächst im Rahmen der streitigen Gerichtsbarkeit abspielen. Hierzu gehören
beispielsweise Auseinandersetzungen über die Gültigkeit oder Ungültigkeit von
Rechtsgeschäften (vgl. z.B. Art. 375 Abs. 3 ZGB). 10
N. 96) zu Recht geltend macht, missverständlich, da mit «formell» üblicherweise die Zugehörigkeit
zum Verfahren (im Gegensatz zu «materiell» im Sinne von «in der Sache») gemeint ist; andere Autoren
sprechen denn auch statt dessen von «ergänzendem öffentlichen Recht» (vgl. Blaise Knapp,
in: J.F. Aubert u.a. [Hrsg.], Kommentar zur Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft
vom 29. Mai 1874, Basel/Zürich/Bern 1987, N. 36 zu Art. 64 aBV).
4
Art. 397a–397f ZGB.
5
Schnyder, Bundeszivilrecht (FN 3), S. 124.
6
Bernhard Schnyder, Freiheit und Zwang (zit. Freiheit), in: Festschrift zum 60. Geburtstag von
Prof. H. Giger, Bern 1989, S. 609 f.
7
BGE 73 I 46.
8
Vgl. etwa die ausführlichen Erörterungen unter Ziff. 3.1 der Botschaft über die Änderung des
Schweizerischen Zivilgesetzbuches (Fürsorgerische Freiheitsentziehung) und den Rückzug des
Vorbehalts zu Art. 5 der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten vom
17. August 1977, in: BBl 1977 III 50 ff.
9
Knapp (FN 3), N. 40 ff. zu Art. 64 aBV. Die Anforderungen an den ausnahmsweisen Erlass von
materiellem öffentlichem Recht im Kleide des Zivilrechts gleichen damit den Voraussetzungen,
wie sie für den Erlass von prozessualen Bestimmungen bei lediglich materieller Gesetzgebungskompetenz
entwickelt worden sind (dazu nachfolgend Ziff. II./2.1). Sie sind tendenziell allerdings
eher noch restriktiver als jene (vgl. Knapp [FN 3], N. 40 ff. zu Art. 64 aBV; Schnyder, Bundeszivilrecht
[FN 3], S. 121 und 126).
10
Schnyder/Murer, Berner Kommentar, Syst. Teil und Kommentar zu den Art. 360–397 ZGB, N. 70.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
191

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
Die Befugnis zum Erlass der für die Beilegung solcher Streitigkeiten erforderlichen
«klassischen» Zivilprozessnormen steht nach geltendem Recht unbestrittenermassen
den Kantonen zu (Art. 122 Abs. 2 BV; vgl. für die Zeit unter der alten
BV Art. 64 Abs. 3 aBV). Der Bund kann nach herrschender Auffassung
allerdings insoweit zivilprozessuale Normen erlassen, als es für die Verwirklichung
des Bundesprivatrechts «notwendig» ist. 11 Dies ergab sich für die Zeit unter
der Herrschaft der alten BV insbesondere aus der Wendung von Art. 64
Abs. 3 aBV, wonach die Befugnis zur Regelung von Gerichtsorganisation und gerichtlichem
Verfahren den Kantonen «wie bis anhin» verbleibt. Mit dieser am 13.
November 1898 verabschiedeten Fassung von Art. 64 aBV hatte der Verfassunggeber
zum Ausdruck gebracht, dass die Verfahrenshoheit der Kantone insofern
nicht absolut ist, als der Bund – nicht anders als vor der Revision von 1898 – zur
Gesetzgebung im Verfahrensrecht berechtigt bleibt, soweit dies für die Verwirklichung
des materiellen Rechts erforderlich ist. 12 An dieser Aufteilung der Gesetzgebungskompetenzen
hat die Totalrevision der Bundesverfassung vom 18.
April 1999 nichts geändert.
2.2 Freiwillige (nicht streitige) Gerichtsbarkeit
2.2.1 Vorbemerkung und Definition
Die prozessuale Umsetzung des materiellen Vormundschafts- und Erwachsenenschutzrechts
erfolgt nur zu einem kleinen Teil im Rahmen der streitigen Gerichtsbarkeit.
Der weitaus grössere Teil an Verfahren betrifft die Anordnung und
Aufhebung von vormundschaftlichen Massnahmen bzw. deren Anfechtung bei
einer Rechtsmittelbehörde. 13 Diese Verfahren bezwecken zwar auch die Verwirklichung
der Privatrechtsordnung. Sie dienen aber weniger der autoritativen
Entscheidung über bestehende Rechte und Pflichten als vielmehr dem vorsorglichen
Schutz Hilfsbedürftiger und damit der Sicherung von Bestand,Wirksamkeit
und Eindeutigkeit des Privatrechts für die Zukunft 14 . Begrifflich werden sie der
sog. freiwilligen Gerichtsbarkeit zugerechnet. 15
Bei den Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit fehlt die für den Zivilrechtsstreit
typische Zweiparteiensituation. Sie spielen sich oftmals unter mehreren
Beteiligten ab und dienen regelmässig der Rechtsfürsorge und (oder) Ver-
11
Grundlegend hierzu Kurt Eichenberger, Bundesrechtliche Legiferierung im Bereiche des Zivilprozessrechts
nach geltendem Verfassungsrecht, Gutachten zh. des Vorstands des Schweizerischen
Juristenvereins, in: ZSR 1969 II S. 467 ff., insbes. S. 490; vgl. ferner die Hinweise bei Thomas
Sutter, Auf dem Weg zur Rechtseinheit im schweizerischen Zivilprozessrecht, Zürich 1998, S. 106
FN 633.
12
Jürgen Brönnimann, Verfassungsrechtliche Probleme des einfachen und raschen Verfahrens, in:
ZSR 1989 I S. 372 ff.
13
Schnyder/Murer (FN 10), Syst. Teil und Kommentar zu den Artikeln 360–397 ZGB, N. 72. Dazu
kommen die Beschwerdeverfahren gegen Handlungen des Vormunds im Sinne von Art. 420 ZGB.
14
Vgl. Andreas Kley-Struller, Kantonales Privatrecht (zit. Privatrecht), St. Gallen 1992, S. 44.
15
Man spricht auch etwa von «nicht streitiger Gerichtsbarkeit» oder von «Verfahren auf einseitiges
Vorbringen».
192
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
mögensfürsorge im privatrechtlichen Bereich. 16 Die freiwilligen Gerichtsbarkeit
wirkt somit typischerweise in die Zukunft – z.B. in Form der Fürsorge für eine
schutzbefohlene Person oder ein Vermögen –, währenddem die streitige Zivilgerichtsbarkeit
einen in der Vergangenheit liegenden Streit entscheiden soll. 17
Zu den Vorschriften der freiwilligen Gerichtsbarkeit werden daher alle jene
Organisations-, Zuständigkeits- und Prozessvorschriften gezählt, welche die
«behördliche Verwaltung privater Rechte» 18 bzw. das «Funktionieren der zivilrechtlichen
Einrichtungen» 19 sicherstellen sollen. Hauptsächliche Beispiele sind
die Verfahren im Bereich der vormundschaftlichen Massnahmen, der Verschollenerklärung,
der Kraftloserklärung von Wertpapieren, der öffentlichen Beurkundung,
der behördlichen Mitwirkung beim Erbgang und der Führung öffentlicher
Register. 20
Die Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit werden insofern als Teil des Zivilprozessrechts
verstanden, als sie wie die Verfahren der streitigen Zivilgerichtsbarkeit
auf die Verwirklichung der Privatrechtsordnung abzielen. 21 Da sie sich
aber nicht selten vor Verwaltungsbehörden abspielen, richten sie sich oftmals
nach den Vorschriften der allgemeinen Verwaltungsrechtspflegegesetze.
2.2.2 Gesetzgebungskompetenz
Wie bereits ausgeführt worden ist, hat Art. 122 Abs. 2 BV die Regelung von
Art. 64 Abs. 3 aBV übernommen, wonach den Kantonen die Kompetenz zur Regelung
des zivilen Verfahrensrechts zukommt. 22 Ob mit diesem Vorbehalt auch
die Befugnis zum Erlass von Verfahrensnormen der freiwilligen Gerichtsbarkeit
verbunden ist, wird von der Lehre nicht einheitlich beantwortet. Während die
Frage von den Autoren des Berner Kommentars bejaht wird, 23 vertritt der wohl
überwiegende Teil der Lehre die gegenteilige Ansicht. Danach ist der Bund im
Rahmen seiner Kompetenzen zur Regelung des materiellen Zivilrechts nach
Art. 122 Abs. 1 BV bzw. Art. 64 Abs. 1 und 2 aBV auch befugt, für den jeweiligen
16
Walther J. Habscheid, Schweizerisches Zivilprozess- und Gerichtsorganisationsrecht (zit. Zivilprozessrecht),
2. Aufl. 1990, Rz.136.
17
Walther J. Habscheid, Freiwillige Gerichtsbarkeit (zit. Freiwillige Gerichtsbarkeit), in: Deutsche
Landesreferate zum VII. Internationalen Kongress für Rechtsvergleichung in Uppsala 1966, Berlin
1967, S. 225.
18
Marti (FN 3), Vorbem. zu Art. 5 und 6 ZGB, N. 103.
19
Henri Deschenaux, Der Einleitungstitel, in: SPR II, S. 21.
20
Vgl. Marti (FN 3), Vorbem. zu Art. 5 und 6 ZGB, N. 103.
21
Max Guldener, Schweizerisches Zivilprozessrecht (zit. Zivilprozessrecht), 3. Aufl. 1979, S. 42 und
51; vgl. auch Habscheid, Freiwillige Gerichtsbarkeit (FN 17), S. 225 f.
22
Angesichts der umfassenden subsidiären Zuständigkeit der Kantone (Art. 3 BV) wäre die in
Art. 122 Abs. 2 BV verankerte ausdrückliche Übertragung der Verfahrenskompetenz an dieselben
an sich nicht notwendig.
23
Gemäss Schnyder/Murer (FN 10), N. 42 zu Art. 373 ZGB, handelt es sich beim Vorbehalt von
Art. 373 Abs. 1 ZGB, wonach die Bestimmung der für die Entmündigung zuständigen Behörden
und des Verfahrens den Kantonen «vorbehalten» bleibe, um einen «unechten» Vorbehalt, weil die
Kantone hierzu aufgrund von Art. 64 Abs. 3 aBV ohnehin zuständig seien. Ebenso im Ergebnis
Raymond Didisheim, La notion de droit civil fédéral, Diss. Lausanne 1973, S. 210 ff., sowie Schnyder,
Bundeszivilrecht (FN 3), S.123.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
193

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
Bereich die nicht streitige Gerichtsbarkeit zu ordnen. Sieht er davon ab und ermächtigt
er statt dessen die Kantone zum Erlass der für die Verwirklichung der
privaten Rechte erforderlichen Organisations- und Verfahrensvorschriften, so
stellt die entsprechende Delegation einen echten Vorbehalt zugunsten des kantonalen
Rechts dar. Die Zuständigkeitsnorm von Art. 64 Abs. 3 aBV bzw.
Art. 122 Abs. 2 BV bezieht sich nach dieser Auffassung nur auf die Verfahren der
streitigen Gerichtsbarkeit. 24
Die aus der materiellen Gesetzgebungskompetenz abgeleitete Befugnis des
Bundes zur Einführung und Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit ist allerdings
nach zutreffender, aber nicht unumstrittener Meinung nicht unbeschränkt.
Vielmehr knüpft sie an die gleichen Voraussetzungen an, wie sie für die Hoheit
des Bundes zum Erlass von zivilprozessualen Normen schlechthin gelten: Die
Verwirklichung des Bundesprivatrechts muss die Schaffung der jeweiligen Verfahrens-
und Organisationsbestimmungen gebieten. Die Normen der freiwilligen
Gerichtsbarkeit müssen zudem einen engen Zusammenhang zu den materiellen
Bestimmungen des Bundeszivilrechts aufweisen und verhältnismässig sein, d.h.
nicht über das hinausgehen, was die Zweckdienlichkeit der materiellrechtlichen
Institution erfordert. 25 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
24
Walther Burckhardt, Kommentar der schweizerischen Bundesverfassung, Bern 1931, S. 589; Thomas
Geiser, Basler Kommentar ZGB I, zweite Auflage 2002, N. 3 zu Art. 373 und N. 1 zu Art. 397e
ZGB; Philippe Meier, Organisation tutélaire et compétence fédérale, in: Festschrift für J.F. Aubert,
Basel/Frankfurt a.M. 1996, S. 624; Marti (FN 3), Vorbem. zu Art. 5 und 6 ZGB, N. 104; Kley-
Struller, Privatrecht (FN 14), S. 35; derselbe, Basler Kommentar ZGB II, N. 1 ff. zu Art. 52 SchlT
ZGB; VPB 1982 Nr. 7 Ziff. 1a; ebenso wohl auch Max Guldener, Grundzüge der freiwilligen Gerichtsbarkeit
der Schweiz (zit. Gerichtsbarkeit), Zürich 1954, S. 19 ff.
25
Vgl. hierzu das bereits erwähnte grundlegende Gutachten von Eichenberger (FN 11) sowie, dem
folgend, Knapp (FN 3), N. 38 zu Art. 64, und Marti (FN 3), Vorbem. zu Art. 5 und 6 ZGB, N. 103.
– Einige Autoren scheinen allerdings davon auszugehen, dass sich die Zulässigkeit von bundesrechtlichen
Organisations- und Verfahrensbestimmungen der freiwilligen Gerichtsbarkeit nach
weniger strengen Kriterien bemisst als sie von Eichenberger für das Zivilprozessrecht schlechthin
entwickelt worden sind. So heisst es etwa bei Meier (FN 24), S. 624: «...; le législateur fédéral a ainsi
une compétence exclusive en matière gracieuse, qu'il est libre d'excercer avec plus ou moins de
détails»; ähnlich grosszügig Burckhardt (FN 24), S. 589, sowie offenbar auch Kley-Struller, Privatrecht
(FN 14), S. 35. In die gleiche Richtung scheint zudem Geiser (FN 24), N. 3 zu Art. 373, zu
tendieren, da seine Feststellung, Art. 373 Abs. 1 ZGB stelle einen echten Vorbehalt zugunsten der
kantonalen Gesetzgebung dar, darauf schliessen lässt, dass er den Bund als befugt erachtet, die
vormundschaftlichen Verfahren eingehender zu normieren als er es im ZGB getan hat. Auch dieser
Autor scheint freilich dem Bund nicht die Kompetenz für sämtliche Verfahrensaspekte zugestehen
zu wollen (vgl. seinen Hinweis auf die Kompetenz der Kantone zur Regelung des Verwaltungsverfahrensrechts
in N. 6 zu Art. 425 ZGB). Wie indessen Didisheim (FN 23), S. 212,
überzeugend darlegt, lässt sich insbesondere aus den Materialien zur Verfassungsrevision von
1898 nicht ableiten, der Verfassunggeber habe die Zulässigkeit von bundesrechtlichen Normen
der freiwilligen Gerichtsbarkeit an andere Voraussetzungen knüpfen wollen als diejenige der übrigen
Zivilprozessnormen (konsequent daher auch seine bereits erwähnte Auffassung [vorstehend
FN 23], wonach die Zuständigkeitsnorm von Art. 64 Abs. 3 aBV [bzw. Art. 122 Abs. 2 BV] auch
die Befugnis der Kantone zur Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit einschliesst).
194

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
III. Gesetzgebungskompetenzen in Verfahren vor
vormundschaftlichen Behörden nach Inkrafttreten
der Justizreform
1. Materielles Recht
Die verabschiedete, aber im hier interessierenden Bereich noch nicht in Kraft
getretene Justizreform bringt hinsichtlich der Gesetzgebungshoheit im materiellen
Zivilrecht keine Änderungen. Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform führt zwar die
Zuständigkeit des Bundes im Zivilprozessrecht ein, lässt aber die Kompetenzen
für den Erlass des materiellen Zivilrechts unberührt.
2. Verfahrens- und Gerichtsorganisationsrecht
2.1 Streitige Gerichtsbarkeit
Mit Inkrafttreten von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform geht die Befugnis zum
Erlass von Vorschriften der klassischen Zivilrechtspflege auf den Bund über. 26
Dieser wird seine Kompetenz mit dem Erlass einer vereinheitlichten Zivilprozessordnung
wahrnehmen. Die entsprechenden Arbeiten der vom EJPD eingesetzten
Expertenkommission an einem Vorentwurf für ein Bundesgesetz über
den Zivilprozess sind inzwischen abgeschlossen.
2.2 Freiwillige Gerichtsbarkeit
Gemäss Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform ist die Gesetzgebung «auf dem Gebiet
des Zivilrechts und des Zivilprozessrechts» Sache des Bundes. Die Antwort auf
die Frage, inwiefern die Justizreform Auswirkungen auf die Gesetzgebungskompetenzen
im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit und insbesondere der
Verfahren vor vormundschaftlichen Behörden hat, muss daher anhand der
Interpretation des in Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform verwendeten Begriffs
«Zivilprozessrechts» gesucht werden.
Bei der Auslegung von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform ist zunächst klar, dass
der neu in der Verfassung stehende Ausdruck «Zivilprozessrecht[s]» 27 keinen anderen
Aussagegehalt haben kann als die entsprechenden Vorbehaltsnormen der
Artikel 122 Abs. 2 BV und 64 Abs. 3 aBV: Mit dem Übergang der Zivilprozesskompetenz
von den Kantonen auf den Bund soll der Bund neu jene Verfahren
im Bereich der Zivilrechtspflege regeln können, welche die heute geltende Ver-
26
Die Kantone bleiben allerdings zuständig für die «Organisation der Gerichte» und die Rechtsprechung
in Zivilsachen, «soweit das Gesetz nichts anderes vorsieht» (Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform).
27
Die Bundesverfassung von 1874 bzw. von 1898 kannte diesen Begriff nicht. Statt dessen verwendete
Art. 64 Abs. 3 aBV – ebenso wie der heute in Kraft stehende Art. 122 Abs. 2 BV – den Ausdruck
«das gerichtliche Verfahren», mit dem das Verfahren zur Durchsetzung des Zivilrechts im
Sinne der vorangehenden Absätze 1 und 2 von Art. 64 aBV (bzw. des vorangehenden Absatzes 1
von Art. 122 BV) gemeint war (bzw. ist).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
195

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
fassungsordnung den Kantonen zuweist. Die Auslegung des Begriffs «Zivilprozessrecht[s]»
hat sich daher am Sinn der entsprechenden Vorgängerregelungen
zu orientieren. Das heisst, dass die Untersuchung der Auswirkungen von Art. 122
BV-Justizreform unterschiedlich ausfällt, je nachdem welche Auffassung man zur
Gesetzgebungskompetenz von Bund und Kantonen im Bereich der freiwilligen
Gerichtsbarkeit nach geltendem Verfassungsrecht vertritt.
2.2.1 Mehrheitsmeinung
Nach der vorherrschenden Auffassung 28 begründet Art. 122 Abs. 1 BV (bzw.
Art. 64 Abs. 1 und 2 aBV) dadurch, dass er die Gesetzgebung auf dem Gebiet des
Zivilrechts als Sache des Bundes erklärt, gleichzeitig auch die Bundeskompetenz
für all jene Organisations- und Verfahrensvorschriften, die für die Verwaltung
der im Zivilrecht verankerten Rechte erforderlich sind. Die Einführung und Regelung
der freiwilligen Gerichtsbarkeit wird demnach, soweit sie für die Verwirklichung
des materiellen Privatrechts notwendig ist, von der Kompetenzzuweisung
an die Kantone gemäss Art. 122 Abs. 2 BV bzw.Art. 64 Abs. 3 aBV nicht
erfasst.
Folgt man dieser Ansicht, so hat die Änderung von Art. 122 BV zunächst einmal
keine Auswirkungen auf die Gesetzgebungshoheit im Bereich der hier interessierenden
Verfahren: Wird die Einführung der nicht streitigen Gerichtsbarkeit
vom Vorbehalt des Art. 122 Abs. 2 BV nicht berührt, so wird sie auch von der Änderung
dieses Artikels nicht tangiert. Oder mit anderen Worten:Was den Kantonen
gemäss der Verfassung schon bis heute nicht zusteht, kann auch nicht durch
eine Verfassungsrevision von den Kantonen auf den Bund übertragen werden. 29
Allerdings ist die aus dem materiellen Recht abgeleitete Befugnis zum Erlass
von Verfahrensvorschriften wie dargelegt beschränkt und setzt nach der hier vertretenen
Auffassung voraus, dass der Erlass der jeweiligen Normen für die Verwirklichung
des materiellen Rechts erforderlich ist. Die Zuständigkeit für den
Erlass von Verfahrensvorschriften der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die über das
Notwendige hinaus gehen, also für die Verwirklichung des Privatrechts nicht
zwingend erforderlich sind, liegt dagegen nach geltendem Recht in jedem Fall
bei den Kantonen. Eine entsprechende Bundeskompetenz existiert nicht. 30
Für diesen Bereich «ausserhalb des Notwendigen» könnte die Justizreform
durchaus zu einer Veränderung der Gesetzgebungszuständigkeiten führen. Zu
klären wird daher insbesondere sein, ob der Bund mit der Zuweisung der Zivilprozesskompetenz
auch die Befugnis zur Regelung jener Aspekte der nicht strei-
28
Siehe hierzu die Hinweise unter FN 24.
29
In Tat und Wahrheit sind die Kantone natürlich gleichwohl in vielen der hier zur Diskussion stehenden
Bereichen zuständig, allerdings nicht von Verfassungs wegen, sondern aufgrund einer entsprechenden
Kompetenzzuweisung im Zivilgesetzbuch.
30
Nicht nur weist Art. 122 Abs. 2 BV die Befugnis zur Regelung des Verfahrens auf dem Gebiet des
Zivilrechts den Kantonen zu. Vielmehr sind die Kantone im hier interessierenden Bereich mangels
entsprechender Bundeskompetenz (Art. 3 BV) auch zuständig für den Erlass von Vorschriften
des öffentlichen Prozessrechts (vgl. René Rhinow/Heinrich Koller/Christina Kiss, Öffentliches
Prozessrecht und Justizverfassungsrecht des Bundes, Basel/Frankfurt a.M. 1996, S. 24 ff.).
196
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
tigen Verfahren erhält, die für die Verwirklichung des Privatrechts nicht zwingend
einer einheitlichen Regelung bedürfen. 31
2.2.2 Minderheitsmeinung
Folgt man der Minderheitsmeinung, wonach der Vorbehalt von Art. 122 Abs. 2
BV bzw. Art. 64 Abs. 3 aBV nicht nur die streitige Gerichtsbarkeit, sondern auch
die Befugnis zur Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit und damit auch der
nicht streitigen vormundschaftlichen Verfahren umfasst, 32 so führt das Inkrafttreten
der Justizreform offensichtlich zu einer Veränderung der Rechtsetzungskompetenzen:
Indem Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform die Befugnis zur Gesetzgebung
auf dem Gebiet des Zivilprozessrechts dem Bund zuweist, wird dieser
neu auch befugt sein,Verfahrensbestimmungen im Bereich des Vormundschaftsund
Erwachsenenschutzrechts zu erlassen. Dabei wäre er – jedenfalls was den
Erlass von Verfahrensbestimmungen anbelangt 33 – an keine besonderen Voraussetzungen
gebunden. Insbesondere müssten die von ihm in Aussicht genommenen
Vorschriften nicht den von Kurt Eichenberger entwickelten «Notwendigkeitstest»
bestehen. 34
2.2.3 Deckungsgleiches Ergebnis
Aus den vorstehenden Ausführungen wird deutlich, dass der neue Art. 122
Abs. 1 BV-Justizreform für beide Ansätze (Mehrheitsmeinung und Minderheitsmeinung)
zum gleichen Ergebnis einer umfassenden Gesetzgebungskompetenz
für die vormundschaftlichen Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit führen
würde, falls unter den Begriff des «Zivilprozessrechts» sämtliche im Dienste des
materiellen Vormundschaftsrechts stehenden Verfahrensaspekte der freiwilligen
Gerichtsbarkeit zu subsumieren wären, die der Bund nicht ohnehin bereits gestützt
auf seine materielle Zuständigkeit geregelt hat. Nach dem Ansatz der
Mehrheitsmeinung erhielte der Bund diesfalls mit der Zivilprozesskompetenz
eine zusätzliche Befugnis zur eingehenderen Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit.
Nach dem Ansatz der Minderheitsmeinung würde die nunmehr den
Kantonen vorbehaltene Kompetenz zur Regelung der freiwilligen Gerichtsbarkeit
(Art. 122 Abs. 2 BV) in ihrer Gesamtheit auf den Bund übertragen.
31
Auch hier sei allerdings noch einmal daran erinnert, dass einige Autoren davon auszugehen scheinen,
der Bund habe bereits heute eine umfassende Regelungsbefugnis im Bereich der freiwilligen
Gerichtsbarkeit (vgl. die Hinweise unter FN 25). Nach dieser Theorie hätte die Justizreform für
die hier interessierenden Verfahren so oder anders keine Kompetenzverschiebung zur Folge, da
der Bund schon jetzt uneingeschränkt zuständig wäre.
32
Siehe die Hinweise unter FN 23.
33
Anders verhält es sich für den Bereich der gerichtsorganisatorischen Bestimmungen, für die auch
nach der neuen Verfassungsordnung grundsätzlich die Kantone zuständig sind (vgl. im Einzelnen
nachfolgend Ziff. III./2.3).
34
Siehe dazu vorstehend FN 11.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
197

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
2.2.4 Öffentlich-rechtliche Natur der hier interessierenden
Verfahrensbestimmungen
2.2.4.1 Problem
Schwierigkeiten bereitet die Annahme eines vollständigen Übergangs der freiwilligen
Gerichtsbarkeit von den Kantonen auf den Bund deshalb, weil die Verfahren
der freiwilligen Gerichtsbarkeit im Bereich des Vormundschafts- und Erwachsenenschutzrechts
grösstenteils öffentlich-rechtlicher Natur sind. Art. 122
Abs. 1 BV-Justizreform, den es als potentiellen Auslöser der Kompetenzverschiebung
zu analysieren gilt, spricht aber nur von der Befugnis zur Gesetzgebung
auf dem Gebiet des «Zivilprozessrechts». Es stellt sich daher die Frage, inwieweit
die Charakterisierung einer Verfahrensnorm als «öffentlich-rechtlich»
der Subsumtion unter den Begriff des «Zivilprozessrechts» im Sinne von Art. 122
Abs. 1 BV-Justizreform entgegensteht. 35
Die Abgrenzung zwischen Zivilprozessrecht und öffentlichem Prozessrecht
fügt der Auslegung von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform einen neuen Aspekt
hinzu. Zwar gilt nach wie vor, dass der neu in der Verfassung stehende Begriff des
«Zivilprozessrechts» keinen anderen Aussagegehalt hat als die entsprechenden
Vorbehaltsdefinitionen der Vorgängerregelungen. Der Bund soll demnach inskünftig
all jene Verfahren im Bereich der Zivilrechtspflege regeln können, die
der frühere Verfassunggeber in den Artikeln 122 Abs. 2 BV und 64 Abs. 3 aBV
den Kantonen zur Regelung vorbehalten hat. Die besondere Schwierigkeit bei
der Bestimmung des von der Justizreform erfassten Bereichs besteht aber darin,
dass aus dem Umstand, dass die Kantone zur Regelung der hier interessierenden
Verfahren zuständig waren (bzw. es bis zum Inkrafttreten von Art. 122 Abs. 1 BV-
Justizreform noch sind), noch nicht geschlossen werden kann, weshalb dem so ist
bzw. worauf sich ihre Zuständigkeit abstützt. Als Grundlage ihrer Zuständigkeit
kommen nämlich zwei Kompetenzen in Frage, welche die Abgrenzung zwischen
Zivilprozessrecht und öffentlichem Prozessrecht widerspiegeln: Der ausdrückliche
Zivilprozess-Vorbehalt gemäss Art. 122 Abs. 2 BV oder aber das Fehlen einer
öffentlich-rechtlichen Verfahrenskompetenz des Bundes und damit die subsidiäre
Generalkompetenz der Kantone im öffentlichen Prozessrecht gemäss den
Artikeln 3 und 42 BV. Die Massgeblichkeit der einen oder anderen Betrachtungsweise
ist im vorliegenden Zusammenhang wesentlich. Denn geändert
wurde mit der Justizreform nur Art. 122 Abs. 2 BV, mithin die Kompetenz der
Kantone zur Regelung der zivilen Prozessverfahren. Am Fehlen einer expliziten
Bundeskompetenz zum Erlass von vormundschaftlichen Verwaltungsverfah-
35
Dass letztlich auch das Zivilprozessrecht dem öffentlichen Recht zugeschrieben wird (so statt vieler
Eichenberger [FN 11], S. 487), ist für die hier interessierende Fragestellung unbeachtlich. Der
Kompetenzordnung in der Verfassung liegt eine Terminologie zugrunde, die zwischen verschiedenen
Kategorien von Prozessrecht unterscheidet und dem Begriff «Zivilprozessrecht» (vgl. Art. 122
Abs. 1 BV-Justizreform) einen spezifischen, auf das Verfahrensrecht im Dienste des Zivilrechts
beschränkten Normbereich zuordnet. Dies ergibt sich aus der systematischen Stellung der Zivilprozesskompetenz
im Rahmen des Zivilrechtsartikels (vgl. auch den Begriff «Strafprozessrecht»
in Art. 123 Abs. 1 BV).
198
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
rensregeln hat die Revision von Art. 122 BV dagegen nichts geändert. Dies bedeutet,
dass die Justizreform nur dann zu einer umfassenden Bundeskompetenz
im Bereich der freiwilligen Gerichtsbarkeit führt, wenn unter den Begriff des
«Zivilprozessrechts» auch jene vormundschaftlichen Verfahrensbestimmungen
zu subsumieren sind, die an sich öffentlich-rechtlicher Natur sind. 36
2.2.4.2 Kantonale Vielfalt als Hinweis für die Irrelevanz der Natur
der Verfahrensvorschriften
Die hier interessierenden Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit im Bereich
des Vormundschaftsrechts sind – je nach Kanton und je nach Art des Verfahrens
– in unterschiedlichen Erlassen geregelt. Zum Teil richten sich die Verfahren
nach den kantonalen Verwaltungsrechtspflegegesetzen. 37 Zum Teil
werden sie in einem eigenständigen Abschnitt im Einführungsgesetz zum ZGB
geregelt, 38 oder es gelten die Bestimmungen der allgemeinen Zivilprozessordnung.
39
Ausschlaggebend für die eine oder andere Zuordnung ist in der Regel, ob sich
das jeweilige Verfahren vor einem Zivilgericht oder einer Verwaltungs(justiz)behörde
abspielt. Fällt die Anordnung oder Aufhebung einer Massnahme in
die Zuständigkeit eines Zivilgerichts, 40 so wird für das Verfahren, soweit es nicht
im ZGB selbst oder in einem Spezialerlass geregelt ist, gemeinhin auf die Zivilprozessordnung
verwiesen. Dagegen gelangen dort, wo vormundschaftliche
Massnahmen von einer Verwaltungsbehörde verhängt oder überprüft werden, in
der Regel die Bestimmungen der Verwaltungsrechtspflegeerlasse zur Anwendung.
Hinter der unterschiedlichen Ausgestaltung der vormundschaftlichen Verfahren
steht der Umstand, dass die Kantone nicht nur in Bezug auf das Verfahren,
sondern auch – und vor allem – in Bezug auf die «Organisation der Gerichte» 41
bzw. der Bestimmung der «zuständigen Behörden» 42 autonom sind. So steht es
36
Bislang scheint dieser Aspekt in der Diskussion über die Zuständigkeiten im Bereich der vormundschaftlichen
Verfahren eher im Hintergrund gestanden zu haben. Das ist verständlich, da für
diese Verfahren so oder anders keine explizite Verfahrenskompetenz des Bundes existiert hat.
Von Interesse war daher allein, inwieweit aus der Befugnis zur Gesetzgebung im materiellen Zivilrecht
auch eine verfahrensrechtliche Zuständigkeit abgeleitet werden könne. Mit der ausdrücklichen
Übertragung der Kompetenz auf dem Gebiet des Zivilprozessrechts» an den Bund durch
Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform wird die Zuordnung der Verfahrensnormen zum Zivilrecht oder
öffentlichen Recht aber von Bedeutung.
37
So z.B. im Kanton Luzern (vgl. etwa die Verweise auf die Bestimmungen des Verwaltungsrechtspflegegesetzes
in den §§ 10 und 62 des Einführungsgesetzes zum ZGB vom 20. November 2000 sowie
in § 2 der Verordnung vom 7. Mai 1993 über die freiwillige Gerichtsbarkeit).
38
So z.B. im Kanton Bern (vgl. Art. 27 ff. des Gesetzes vom 28. Mai 1911 betreffend die Einführung
des Schweizerischen Zivilgesetzbuches [BSG 211.1]).
39
So im Kanton Neuenburg (vgl. die Verweise in den Artikeln 5 und 29 Abs. 2 des Gesetzes vom 22.
März 1910 betreffend die Einführung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches [RSN 211.1]).
40
So z.B. im Kanton Neuenburg, wo sich die Vormundschaftsbehörde aus dem Präsidenten des tribunal
du district und zwei Beisitzern zusammensetzt (Art. 27 EG ZGB).
41
Art. 64 Abs. 3 aBV; Art. 122 Abs. 2 BV; Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform.
42
Art. 373 Abs. 1 ZGB; vgl. ferner die Art. 361 Abs. 1, 397b Abs. 1 und 397d Abs. 1 ZGB.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
199

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
ihnen frei, für die Beurteilung der vormundschaftlichen Aufgaben Verwaltungsoder
richterliche Behörden zu bezeichnen. 43 Entscheiden sie sich für richterliche
Behörden, so bleibt es ihnen überlassen, ob sie die jeweiligen Aufgaben dem allgemeinen
Zivilgericht, dem Verwaltungsgericht oder einem spezifischen Fachgericht
übertragen wollen.
Dass die Kantone für die vormundschaftlichen Verfahren berechtigterweise
einmal die Verwaltungsverfahrensordnung und einmal die Zivilprozessordnung
für anwendbar erklären, macht deutlich, dass die Natur der jeweiligen Vorschriften
für die Frage, ob sie zum «Zivilprozessrecht» im Sinne von Art. 122 Abs. 1
BV-Justizreform gehören oder nicht, keine Rolle spielen kann. Wohl fällt es auf
den ersten Blick schwer, Verfahrensvorschriften eines Verwaltungsrechtspflegegesetzes
als «Zivilprozessrecht» anzusprechen. Die formelle und oftmals zufällige
Einordnung in der einen oder anderen Prozessrechtskategorie kann aber für
die Auslegung von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform nicht ausschlaggebend sein,
zumal das Resultat dieser Auslegung einheitlich sein muss und nicht von Kanton
zu Kanton verschieden ausfallen kann.
2.2.4.3 Massgeblichkeit der Zuordnung des materiellen Rechts
Entscheidend für die Frage, ob Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform eng oder weit
auszulegen ist, muss letztlich das grundlegende Prinzip sein, wonach die Funktion
des Verfahrensrechts in der Sicherstellung des materiellen Rechts liegt. Genauso
wie das klassische Zivilprozessrecht der Verwirklichung des Privatrechts
dient, ist es auch Zweck der vormundschaftlichen Verfahren sicherzustellen, dass
die zivilrechtlichen Einrichtungen, d.h. im vorliegenden Fall die vormundschaftlichen
Massnahmen, Wirkung entfalten können. Diese materiellrechtlichen
Massnahmen sind zwar wie dargelegt oftmals öffentlich-rechtlicher Natur. Sie
sind aber gestützt auf die Befugnis des Bundes zur Regelung des Zivilrechts
(Art. 64 aBV) erlassen worden und bilden Teil der Privatrechtskodifikation. Es
ist daher folgerichtig, die gleiche Zuordnung auch auf der Ebene des Verfahrensrechts
zu machen und die im Dienste der Verwirklichung der Kindes- und
Erwachsenenschutzmassnahmen stehenden öffentlich-rechtlichen Verfahrensnormen
der Zivilprozesskompetenz im Sinne von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform
zuzurechnen. Die gegenteilige Schlussfolgerung, die Verneinung der Zuständigkeit
des Bundes für das prozessuale Vormundschaftsrecht allein deshalb,
weil sich die vormundschaftlichen Verfahren oftmals vor Verwaltungsbehörden
abspielen, wäre mit dem Umstand, dass das materielle Vormundschaftsrecht, obwohl
an sich ebenfalls – bzw. erst recht – öffentlich-rechtlicher Natur, seit jeher
als (formelles) Zivilrecht anerkannt wird, nur schwer zu vereinbaren. 44
43
Art. 54 Abs. 2 SchlT ZGB. Einschränkungen dieser Freiheit ergeben sich freilich aus Art. 6 Abs. 1
EMRK. Danach müssen die Kantone die Zuständigkeit im Vormundschaftswesen so ordnen, dass
wenigstens in einer Instanz ein Gericht mit umfassender Kognition die Rechts- und Sachverhaltsfragen
prüft (BGE 118 Ia 479 ff.).
44
In diesem Sinn auch Schnyder, Bundeszivilrecht (FN 3, S. 126), der ausführt, dass es dort, wo entschieden
ist, dass die materiellrechtliche Massnahme – z.B. die fürsorgerische Freiheitsentziehung
– zur Zivilrechtskodifikation gehört, keiner besonderen Begründung mehr bedürfe, um auch die
200
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
Die vormundschaftlichen Verfahrensbestimmungen sind daher trotz ihrer öffentlich-rechtlichen
Natur unter den Begriff des «Zivilprozessrechts» im Sinne
von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform zu subsumieren. Dieser Schluss rechtfertigt
sich insbesondere auch, wenn man sich den Grund ihrer Zuordnung zum öffentlichen
Recht vor Augen hält. Öffentlich-rechtlich sind die vormundschaftlichen
Verfahren zunächst wegen ihres hoheitlichen, nicht streitigen Charakters bzw.
wegen des Fehlens der für die streitige Gerichtsbarkeit prägenden Zweiparteiensituation.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass diese Verfahrensmerkmale
letztendlich bloss Folge des Umstands sind, dass die dahinter stehenden
Massnahmen des materiellen Rechts – etwa die Beschränkung der Handlungsfähigkeit
mündiger Personen oder der Freiheitsentzug aus fürsorgerischen
Gründen – nach dogmatischen Gesichtspunkten ihrerseits dem öffentlichen
Recht zuzuordnen wären. Werden aber die materiellen Institute als Teil des Zivilrechts
anerkannt, so muss für das zugehörige Verfahrensrecht Entsprechendes
gelten, d.h. es muss unter den Begriff des Zivilprozessrechts subsumiert und der
Zivilprozesskompetenz gemäss Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform zugeordnet werden.
45
Nur am Rande sei im Übrigen bemerkt, dass in der parallel zur Justizreform
angelaufenen Totalrevision der Bundesrechtspflege die historisch gewachsene
Zugehörigkeit der vormundschaftlichen Massnahmen zum Privatrecht erneut
bekräftigt wird. So weist Art. 68 Abs. 2 Bst. b Ziff. 6 des Entwurfs zu einem Bundesgesetz
über das Bundesgericht Streitigkeiten über die Entmündigung, die Errichtung
einer Beirat- oder Beistandschaft und die fürsorgerische Freiheitsentziehung
ausdrücklich der Beschwerde in Zivilsachen zu. 46
2.2.5 Fazit
Obwohl die vormundschaftlichen Verfahren im Zusammenhang mit der Anordnung,
Aufhebung und Durchführung von Massnahmen sowie der Bestellung
von Amtsträgern zu einem grossen Teil öffentlich-rechtlicher Natur sind, er-
entsprechenden Zuständigkeits-, Organisations- und Verfahrensbestimmungen der Zivilrechtskompetenz
zuzuweisen.
45
Dieser Zusammenhang zwischen Prozessrecht und materiellem Recht wird noch deutlicher, wenn
man sich die Vorgängerbestimmungen der Zivilprozessnorm von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform
vor Augen hält. Wie bereits ausgeführt worden ist, verwendeten diese Bestimmungen den Ausdruck
«das gerichtliche Verfahren» (Art. 122 Abs. 2 BV; Art. 64 Abs. 3 aBV). Aus dieser Umschreibung
allein ergibt sich zwar noch keine Zuordnung zu einem spezifischen Rechtsgebiet. Eine
solche wird aber ersichtlich aus der systematischen Stellung der Regelungen im Anschluss an den
vorangehenden Absatz (Art. 122 Abs. 1 BV) bzw. die vorangehenden Absätze (Art. 64 Abs. 1 und
2 aBV). Diese Vorschriften beinhalten die Kompetenzzuweisung für das gesamte Zivilrecht, mithin
auch für jenen Teil des Vormundschaftsrechts, der dogmatisch betrachtet öffentlich-rechtlicher
Natur ist. Damit muss sich aber auch das gerichtliche Verfahren auf sämtliche Teile des Zivilrechts
beziehen.
46
BBl 2001 4496. – Bereits Art. 44 Bst. e und f des Bundesgesetzes vom 16. Dezember 1943 über die
Organisation der Bundesrechtspflege unterstellt die Entmündigung, die Anordnung einer Beistandschaft
sowie die fürsorgerische Freiheitsentziehung der Berufung und nicht der Verwaltungsgerichtsbeschwerde
(vgl. in diesem Zusammenhang ferner Art. 100 Bst. g OG sowie BGE
100 Ib 114 ff., wonach «alles, was mit der Vormundschaft zusammenhängt, nach der geltenden
Rechtsauffassung zum Zivilrecht gehört»).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
201

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
scheint es sachgerecht, sie unter den Begriff «Zivilprozessrecht» im Sinne von
Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform zu subsumieren. Dies deshalb, weil diese Verfahren
ausnahmslos der Verwirklichung von Normen dienen, die – obwohl zum
Teil ebenfalls öffentlich-rechtlicher Natur – in kompetenzmässiger Hinsicht dem
Zivilrecht zugeordnet werden.
Damit steht fest, dass die Revision von Art. 122 Abs. 1 und 2 BV zu einer Übertragung
von Gesetzgebungskompetenzen auf den Bund führt, die auch die vormundschaftlichen
Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit miteinschliesst.
Der Bund wird somit neu befugt sein, Regeln zu den verschiedenen Verfahren
vor vormundschaftlichen Behörden zu erlassen. Seine Kompetenz ist dabei
grundsätzlich umfassend. Insbesondere ist er nicht mehr an die Einschränkung
gebunden, Verfahrensnormen nur in dem Mass zu erlassen, als es die Verwirklichung
des Privatrechts gebietet. 47 Hingegen können sich für ihn weiterhin insofern
Schranken ergeben, als die Zuständigkeit für die «Organisation der Gerichte»
auch nach neuem Verfassungsrecht zumindest dem Grundsatz nach bei
den Kantonen liegen wird (Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform). Diesem Vorbehalt
zu Gunsten der Kantone ist im Folgenden nachzugehen.
2.3 Gerichtsorganisationsrecht
2.3.1 De lege lata
Gemäss Art. 122 Abs. 2 BV liegt die Zuständigkeit für die «Organisation der
Gerichte» bei den Kantonen. 48 Der Bund ist auch hier nur zuständig, soweit dies
für einen wirksamen Vollzug und eine einheitliche Anwendung des Bundesrechts
unentbehrlich ist. Zudem müssen die von ihm erlassenen gerichtsorganisatorischen
Vorschriften einen engen Zusammenhang zu den entsprechenden
materiellen Bestimmungen des Bundeszivilrechts aufweisen und verhältnismässig
sein. Es gelten somit die gleichen Bedingungen wie für den Erlass von verfahrensrechtlichen
Normen, 49 wobei in der Lehre die Auffassung vertreten wird,
das Verhältnismässigkeitsprinzip sei bei Fragen der Gerichts- und Behördenorganisation
noch strenger zu handhaben als in rein verfahrensrechtlichen Belangen.
50
2.3.2 Nach Inkrafttreten der Justizreform
Nach der neuen Verfassungsordnung sind die Kantone für die Organisation
der Gerichte zuständig, «soweit das Gesetz nichts anderes vorsieht» (Art. 122
47
Diese Einschränkung ist sachgerecht und notwendig, solange die jeweiligen Kompetenzen bei den
Kantonen liegen und dem Bund nur eine aus der materiellen Gesetzgebungshoheit abgeleitete,
minimale Regelungsbefugnis zusteht. Sie verliert aber ihren Daseinsgrund, wenn der Bund allein
zuständig ist.
48
Ebenso Art. 64 Abs. 3 aBV. Zur «Organisation der Gerichte» im Sinne von Art. 122 Abs. 2 BV
bzw. Art. 64 Abs. 3 aBV wird auch die Organisation der vormundschaftlichen Behörden gezählt
(Schnyder/Murer [FN 10], N. 42 zu Art. 373 ZGB; Meier [FN 24], S. 619, mit weiteren Hinweisen).
49
Vgl. hierzu vorstehend Ziff. II./2.1.
50
Knapp (FN 3), N. 39 zu Art. 64.
202
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
Abs. 2 BV-Justizreform). Die Kompetenz der Kantone wird damit eine nicht unwesentliche
Einschränkung erfahren: Sie kommt nur zum Tragen, soweit der
Bund nicht auf dem Weg der Gesetzgebung eigene Bestimmungen über die Gerichts-
und Behördenorganisation aufgestellt hat. Dabei scheint die Befugnis des
Bundes auf den ersten Blick an keine besonderen Bedingungen geknüpft zu sein.
Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform verlangt lediglich, dass die gerichtsorganisatorischen
Vorschriften des Bundes in der Form des formellen Gesetzes zu erlassen
sind. Inhaltliche Anforderungen, etwa dahingehend, dass die Organisationsbestimmungen
für die Verwirklichung des Bundeszivilrechts erforderlich sein müssten,
nennt die neue Kompetenznorm nicht. Eine allein am Wortlaut von Art. 122
Abs. 2 BV-Justizreform orientierte Auslegung würde indessen dem Sinn der Vorschrift
nicht gerecht werden. Wie der Botschaft des Bundesrats über eine neue
Bundesverfassung entnommen werden kann, verfolgt die neue Grundlage für
bundesrechtliche Einbrüche in die kantonale Organisationshoheit den Zweck,
die Vereinheitlichung des Zivilprozessrechts sicherzustellen, was wegen der engen
Verknüpfung von Verfahrensordnung und Behördenorganisation nur möglich
ist, wenn der Bund bei Bedarf auch organisatorische Fragen regeln kann. 51
Die Kompetenz des Bundes soll daher im Ergebnis wohl weiterhin vor allem
dort zum Zug kommen, wo eine einheitliche Regelung erforderlich ist, um die
Verwirklichung von Bundesrecht sicherzustellen. 52 Nur geht es neu nicht mehr
bloss um die Verwirklichung des materiellem Rechts, sondern auch um jene des
Verfahrensrechts bzw. des entsprechenden Gesetzgebungsauftrags. Die grundsätzliche
Zuständigkeit für die Behördenorganisation liegt aber auch in Zukunft
bei den Kantonen, welche die explizite Verankerung der Organisationshoheit
denn auch in der Vernehmlassung zum Reformbereich Justiz der neuen Bundesverfassung
gefordert hatten. 53 Eine Aushöhlung dieser Zuständigkeit durch eine
expansive Gesetzgebungstätigkeit des Bundes in organisatorischen Belangen
würde daher dem Sinn von Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform zuwiderlaufen. 54
51
BBl 1997 I 525.
52
Dies ergibt sich auch aus Art. 42 Abs. 2 BV, wonach der Bund die Aufgaben übernimmt, die einer
einheitlichen Regelung bedürfen. Dieser Grundsatz enthält – nebst der Anweisung an den Verfassunggeber,
wie die Kompetenzen zuzuordnen sind – auch ein Gebot zur Beachtung des Subsidiaritätsprinzips
bei der Auslegung der Kompetenznormen (Urs Thalmann, Die verfassungsrechtliche
Stellung der Kantone, in: Peter Hänni [Hrsg.], Schweizerischer Föderalismus und
europäische Integration, Zürich 2000, S. 73). Er gebietet im Falle von Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform
Zurückhaltung beim Erlass von bundesrechtlichen Gerichts- und Behördenorganisationsvorschriften.
53
BBl 1997 I 89, 525.
54
Allerdings dürfte der Bund wohl durch die nun ausdrücklich verankerte Berechtigung zu Einbrüchen
in die kantonale Organisationshoheit in seiner ohnehin bereits liberalen Haltung bestärkt
werden (vgl. zur Einstufung der bisherigen Interventionen des Bundes im Bereich des Vormundschaftsrechts
etwa Meier [FN 24], S. 619, oder Schnyder, Bundeszivilrecht [FN 3], S. 133, der im
Zusammenhang mit der Gesetzgebung über die fürsorgerische Freiheitsentziehung vom «gerade
noch zulässige[n] Grenzfall» spricht). Zudem gilt freilich auch in Zukunft, dass allfällige Übergriffe
des Bundes keine Konsequenzen haben (Art. 191 BV bzw. Art. 190 BV-Justizreform).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
203

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
2.3.3 Auswirkungen auf die Verfahrenskompetenz
Dass dem Bund die Befugnis zur Regelung der vormundschaftlichen Verfahren
zusteht, die Zuständigkeit für die Gerichts- und Behördenorganisation aber
grundsätzlich bei den Kantonen liegt, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Eine
solche Kompetenzaufteilung entspricht vielmehr der Regelung, wie sie neu auch
für das klassische Zivilprozessrecht gilt. Allerdings zeichnet sich gerade das Vormundschaftsrecht
durch eine besonders ausgeprägte Vielfalt an kantonalen Organisations-
und Verfahrensbestimmungen aus. Dabei springt vor allem die unterschiedliche
Geltung von zivil- und verwaltungsprozessualen Regeln und
Instituten ins Auge. 55 Angesichts dieser Verschiedenartigkeit der Verfahren
dürfte der Grundsatz, wonach der Bund auch im Bereich der Gerichts- und
Behördenorganisation zur Regelung befugt ist, gerade hier besondere Bedeutung
erlangen. Die Ablösung der unterschiedlichen Verfahren durch eine gesamtschweizerische
Regelung wird daher wohl zum Teil mit einschneidenden,
aber berechtigten Einbrüchen in die kantonale Organisationshoheit verbunden
sein.
IV. Fazit und Zusammenfassung
Gestützt auf Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform wird der Bund neu befugt sein,
die Verfahren vor vormundschaftlichen Behörden umfassend zu regeln. Die Organisation
der Gerichte und Behörden bleibt dagegen grundsätzlich weiterhin
den Kantonen vorbehalten. Allerdings hat der Verfassunggeber den Vorbehalt
zu Gunsten der Kantone ergänzt und dem Bund die Befugnis erteilt, die Organisationshoheit
der Kantone mittels Gesetz zu durchbrechen. Von dieser Möglichkeit
hat der Bund zurückhaltend Gebrauch zu machen.
Welche Schlüsse sind nun aus diesen Erkenntnissen für die eingangs gestellten
Fragen zu ziehen?
Zunächst bedeutet der festgestellte Kompetenzwechsel, dass sich dem Bund
die Möglichkeit eröffnet, die ohnehin schon ansehnliche Zahl von bundesrechtlichen
Verfahrensbestimmungen durch weitere Normen zu ergänzen und zu
vervollständigen. Hierzu ist er an sich sogar verpflichtet. Bei der Zivilprozesskompetenz
von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform handelt es sich um eine konkurrierende
Kompetenz. Die Kantone bleiben somit zuständig, soweit und solange
der Bund nicht legiferiert. 56 Das heisst aber nicht, dass es im Belieben des Bun-
55
Vgl. hierzu vorstehend Ziff. III./2.2.4.2.
56
BBl 1997 I 525. – Eine Besonderheit besteht im Falle von Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform allerdings
darin, dass sich der Bund nicht bloss darauf beschränken kann, zusätzliche Verfahrensregeln
im Bereich der vormundschaftlichen Verfahren zu erlassen. Vielmehr muss er darüber hinaus
gleichzeitig all jene Vorbehaltsnormen des ZGB aufheben oder anpassen, welche die entsprechenden
Kompetenzen den Kantonen zuweisen. Zu diesen Vorbehalten gehören etwa die bereits
erwähnten Art. 373 Abs. 1 ZGB und 397e ZGB. Dies stellt aber kein besonderes Hindernis auf
dem Weg zu einem einheitlichen Verfahrensrecht dar.
204
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren ZVW 5/2003
des steht, ob er gesetzgeberisch tätig werden will oder nicht. 57 Vielmehr ist er gehalten,
alles vorzukehren, was nötig und geeignet ist, die ihm spezifisch zugewiesene
Aufgabe zu erfüllen. 58 Die Justizreform liefert somit die rechtliche
Grundlage, um die von Fachleuten schon seit langem geforderte verstärkte Vereinheitlichung
der vormundschaftlichen Verfahren zu realisieren. 59
Allerdings sollte das Potential, das mit Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform verbunden
ist, wohl auch nicht überschätzt werden. Zum einen kennt bereits das
geltende Vormundschaftsrecht eine Vielzahl von bundesrechtlichen Verfahrensvorschriften.
Zum anderen verlangt das übergeordnete Recht (BV, EMRK) ohnehin
die Beachtung verschiedener Verfahrensgrundsätze, die von den Kantonen
als verfassungsmässige Mindeststandards gewährleistet werden müssen.
Dazu gehören etwa die Ansprüche auf rechtliches Gehör, auf Akteneinsicht, auf
Begründung der behördlichen Entscheide, auf rechtmässige Zusammensetzung
der entscheidenden Instanz, auf Ausstand Befangener oder auf unentgeltliche
Rechtspflege. Andere Verfahrensaspekte wie etwa die Geltung der Untersuchungsmaxime
stellen im Rahmen von Massnahmen, die von Amtes wegen angeordnet
werden können, eine anerkannte Selbstverständlichkeit dar. 60 Und
schliesslich gibt es Verfahrensfragen, die zwar theoretisch einer unterschiedlichen
Regelung zugänglich wären, in der Realität aber doch mehr oder weniger
einheitlich geregelt werden. In diese Kategorie fallen etwa die Rechtsmittelfrist,
die aufschiebende Wirkung oder die Überprüfungsbefugnis. Allzu viele wirklich
neue Regelungen, die für einen Teil der Kantone mit einer Abkehr von ihren bisherigen
vormundschaftlichen Verfahrensbestimmungen verbunden wären, dürften
daher wohl nicht zu erwarten sein.
Etwas heikler dürfte es für den Bereich der Gerichts- und Behördenorganisation
werden, zumal in diesen Fragen – wie dargelegt – auch die verfassungsrechtliche
Kompetenzaufteilung nicht eindeutig zu Gunsten des Bunds oder der Kantone
ausfällt. Hier wird sorgfältig abzuklären sein, wieviel an Vereinheitlichung
im Interesse der Verwirklichung des neuen materiellen Rechts, aber auch des
neu zu erlassenden Bundesverfahrensrechts, wirklich notwendig ist.
Die Frage, in welcher Form die neuen Verfahrensvorschriften zu erlassen sind,
kann schliesslich nicht an dieser Stelle beantwortet werden. Sie wird im Rahmen
der jeweiligen Vorarbeiten zur Neuordnung des Zivilprozessrechts und des Vormundschaftsrechts
zu beurteilen sein. Immerhin sei hier im Sinne einiger nicht
weiter vertiefter Überlegungen Folgendes bemerkt: Die vorliegende Untersu-
57
Ein gewisser Spielraum würde sich dem Bund hingegen eröffnen, wenn die Kompetenz eine Kann-
Formulierung enthalten würde (vgl. hierzu BBl 1997 I 228), was hier aber nicht der Fall ist.
58
Peter Saladin, in: J. F. Aubert u.a. [Hrsg.], Kommentar zur Bundesverfassung der Schweizerischen
Eidgenossenschaft vom 29. Mai 1874, Basel/Zürich/Bern 1987, N. 83 ff. zu Art. 3 aBV.
59
Schon vor der Revision des Art. 122 BV haben Experten des Vormundschaftsrechts auf das Bedürfnis
nach einheitlichen vormundschaftlichen Verfahrensnormen hingewiesen (Christoph
Häfeli, Organe und Verfahren im neuen Betreuungsrecht, in: ZVW 1995, S. 180 ff., 195; Meier
[FN 24], S. 621 ff.; vgl. mit Bezug auf die Behördenorganisation ferner den Vorentwurf für eine
Änderung des Zivilgesetzbuches [Erwachsenenschutz], S. 8).
60
Vorentwurf für eine Änderung des Zivilgesetzbuches (Erwachsenenschutz), S. 23.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
205

ZVW 5/2003
Auer, Bundeskompetenzen in vormundschaftlichen Verfahren
chung hat gezeigt, dass es Sache des Bundes ist, die vormundschaftlichen Verfahren
umfassend zu regeln. Eine solche umfassende Regelung dürfte aber wohl den
Rahmen des neuen Bundesgesetzes über den Zivilprozess, das in erster Linie auf
die Regelung der klassischen Zivilrechtspflege ausgerichtet sein dürfte, sprengen
und es unnötig belasten. Auf der anderen Seite erscheint eine Ergänzung des
ZGB durch (noch) mehr Verfahrensvorschriften im Bereich des Vormundschafts-
bzw. Erwachsenenschutzrechts ebenfalls nicht angezeigt. Verfahrensregeln
im ZGB sind geläufig und angebracht, soweit sich die Bundeskompetenz,
wie dies heute der Fall ist, auf den Erlass von Grundsätzen beschränkt, welche
die Kantone bei der Regelung der Verfahren zu beachten haben. Kommt dem
Bund aber eine umfassende Verfahrenskompetenz zu, so steht eine Integration
ins materielle Recht wohl weniger im Vordergrund. Im Sinne einer sauberen
Trennung des materiellen Rechts vom Verfahrensrecht wäre daher im vorliegenden
Fall wohl zu empfehlen,Verfahren und Behördenorganisation des neuen Erwachsenenschutzes
in einem eigenständigen Erlass zu regeln. 61
V. Schlussbetrachtung
Inzwischen ist der Bund im Sinne der vorstehenden Ausführungen tätig geworden.
62 Das mit der Revision des Vormundschaftsrechts betraute Bundesamt
für Justiz hat bei a.Oberrichter Dr. Daniel Steck die Erarbeitung eines Vorentwurfs
für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
in Auftrag gegeben. Der Experte hat seinen Entwurf samt
zugehörigem Bericht im Frühjahr 2003 abgeliefert, so dass das EJPD mit den
Vorschlägen für die Neuordnung des materiellen Vormundschaftsrechts auch einen
Entwurf zu einem Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindes- und
Erwachsenenschutzbehörden in die Vernehmlassung geben konnte. Die interessierten
Kreise haben nun bis zum 15. Januar 2004 Zeit, zu den vorgeschlagenen
Neuerungen Stellung zu nehmen. Man darf gespannt sein, wie die Reaktionen
auf die Vorschläge für eine erste bundesrechtliche Verfahrensregelung im Bereich
des Vormundschaftsrechts ausfallen werden.
61
Denkbar wäre möglicherweise auch eine gemeinsame Regelung sämtlicher nicht streitiger Verfahren
in einem neuen Bundesgesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit. Die vorliegende Untersuchung
hat sich jedoch auf die vormundschaftlichen Verfahren beschränkt. Ob eine gemeinsame
Regelung dieser Verfahren mit denjenigen aus anderen Bereichen der freiwilligen Gerichtsbarkeit
möglich und sachgerecht ist, könnte erst nach einer Analyse jener Bereiche (hinsichtlich Kompetenzordnung,
Regelungsbedarf usw.) beurteilt werden.
62
Die vorliegenden Untersuchung wurde bereits vor längerer Zeit abgeschlossen, doch hat sich ihre
Publikation aus hier nicht weiter interessierenden Gründen verzögert.
206
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
L’avant-projet de révision du droit de la tutelle –
Présentation générale
Philippe Meier, docteur en droit, avocat aux Barreaux de Genève et
Vaud, prof. invité à l’Université de Lausanne
L’AP 2003 apparaît comme un équilibre réussi entre propositions attendues (s’agissant notamment
de l’organisation et du catalogue des mesures de protection) et innovations plus
audacieuses (notamment dans le cadre de la représentation par les proches ou dans le domaine
médical). Le présent rapport général met en évidence les grands principes de l’AP
2003 (renforcement de l’autodétermination, valorisation de la solidarité familiale, mesures
sur mesure, etc.) et passe en revue les diverses mesures proposées ainsi que certaines innovations
marquantes (placement à des fins d’assistance, organisation et responsabilité, etc.).
Der Vorentwurf zur Totalrevision des Vormundschaftsrechts –
Ein genereller Überblick
Der VE ZGB 2003 erscheint als gelungener Ausgleich zwischen den zu erwartenden Vorschlägen,
namentlich hinsichtlich der Organisation sowie des Massnahmenkatalogs, und
kühnen Innovationen (namentlich hinsichtlich der Vertretungsbefugnis von nahestehenden
Personen oder im medizinischen Bereich). Mit diesem generellen Überblick werden die
grundlegenden Prinzipien des VE ZGB 2003 veranschaulicht (Verstärkung der Selbstbestimmung,Aufwertung
der familiären Solidarität, massgeschneiderte Massnahmen etc.), das
neu vorgeschlagene Massnahmensystem präsentiert und auf besonders erwähnenswerte
Neuerungen hingewiesen (fürsorgerische Unterbringung, Organisation und Verantwortlichkeit
usw.).
Presentazione generale dell’avanprogetto della revisione del diritto tutelare
L’AP CC 2003 è un esercizio di equilibrio riuscito che soddisfa le attese per ciò che concerne
l’organizzazione e il catalogo delle misure di protezione. Comprende anche innovazioni
audaci (in particolare nel quadro della rappresentanza di persone prossime e nell’ambito
medico). Il presente rapporto generale evidenzia i grandi principi dell’AP CC 2003 (rafforzamento
dell’autodeterminazione, valorizzazione dellla solidarietà familiare, provvedimenti
commisurati, ecc.)Inoltre passa in rivista le diverse misure proposte considerando
alcune innovazioni fondamentali (collocamento ai fini d’assistenza, organizzauione e
responsabilità, ecc.).
I. Introduction
Le 26 juin 2003, plus de quarante ans après le dépôt par le conseiller national
Emil Schaffer, le 19 septembre 1962 1 , d’un postulat appelant à la révision du droit
de la tutelle, le Département de justice et police a enfin mis en consultation un
avant-projet de révision globale du droit de la tutelle (AP CC 2003). Le noyau de
cette révision (en ne tenant pas compte des multiples dispositions du droit des
1
RDT 18 (1963) 150 ss.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
207

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
personnes ou du droit de la filiation qui sont elles aussi modifiées, ni des nombreuses
adaptations effectuées ailleurs dans le droit privé) comporte pas moins
de 96 dispositions matérielles 2 .A cela s’ajoute la soixantaine de dispositions proposées
dans l’avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant les autorités
de protection (AP Procédure 2003), dont il ne sera pratiquement pas question
dans la présente contribution, par manque de place.
C’est dire que le présent rapport général devra se limiter à présenter les principes
généraux de la révision (ch. II), avant de passer au cœur de l’avant-projet,
soit aux nouvelles mesures proposées (ch. III), puis de consacrer quelques lignes
à certaines autres innovations marquantes ou étonnantes de cet avant-projet
(ch. IV à VII). La conclusion (ch.VIII) sera d’autant plus brève que la matière est
abondante, puisque c’est dans les contributions consacrées à des questions particulières
que le lecteur trouvera les pistes critiques qu’il est en droit d’attendre.
L’on se contentera également de signaler ici que nombre d’institutions ou de
règles sont reprises du droit allemand entré en vigueur en 1992, sans que la place
à disposition ne nous permette de nous y référer systématiquement.
II.
Les grands principes de l’avant-projet
1. Intervention ou désengagement étatique?
L’AP CC 2003 ne remet pas en cause le principe même d’une intervention étatique,
qui confère un pouvoir de décision à autrui, non seulement lorsqu’une personne
n’est plus en mesure d’exprimer sa volonté, mais aussi lorsqu’elle a besoin
d’aide contre sa volonté. L’AP CC 2003 prévoit d’ailleurs expressément (art. 376)
que «la personne ayant besoin d’aide peut prétendre à ce que les mesures du ressort
de l’autorité de protection de l’adulte soient prises et exécutées à temps».
Le principe de proportionnalité (largement développé dans le droit actuel et
cela depuis plusieurs décennies 3 ), désormais garanti expressément par l’art. 36
al. 3 Cst. féd., ne paraît cependant plus respecté par les mesures tutélaires actuelles,
ni d’un point de vue juridique, ni d’un point de vue social, puisque sur ces
deux plans le principe d’autodétermination a pris une importance qu’il n’avait à
l’évidence pas au moment de l’adoption du Code civil. Les développements intervenus
dans la pratique (notamment par l’explosion des mesures de curatelle,
au détriment de l’interdiction prévue initialement comme mesure principale) ont
certes permis de tenir partiellement compte de l’évolution de la société, mais une
refonte du droit lui-même est jugée nécessaire.
2
La révision du droit du divorce (sans la conclusion du mariage et l’état civil) en comportait ... 39!
3
Cf. la magistrale contribution de B. Schnyder, Die Stufenfolge vormundschaftlicher Massnahmen
und die Verhältnismässigkeit des Eingriffes, RDT 26 (1971) 41 ss.
208
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
2. Renforcement de l’autodétermination
C’est là l’un des principaux objectifs de la révision. Il se traduit par de nouvelles
mesures de protection «taillées sur mesure» (cf. infra ch. 4), mais également
par le souci de défendre tout spécialement les intérêts des personnes âgées
(statistiquement de plus en plus nombreuses du fait de l’augmentation de l’espérance
de vie) pour l’hypothèse où elles deviendraient incapables de discernement
(par ex. maladie d’Alzheimer ou démence sénile). L’AP CC 2003 introduit
ainsi dans le droit fédéral le mandat pour cause d’inaptitude (la «Vorsorgevollmacht»
4 ), y compris dans le domaine médical (représentation thérapeutique), et
reconnaît la validité des directives anticipées.
3. Renforcement de la solidarité familiale
La place du droit de la tutelle au sein du droit de la famille (3 ème partie du livre
II ème ) plutôt que dans le droit des personnes – en dépit de l’effet principal des
mesures tutélaires: celui sur la capacité civile – de même que plusieurs dispositions
spécifiques (art. 380/381 CC, art. 382, art. 385 al. 3 CC) démontraient déjà
l’attachement du législateur de 1907 à faire en sorte que malgré l’intervention
étatique, l’encadrement tutélaire ressemble le plus possible à une assistance de
nature familiale, dont il était d’ailleurs historiquement l’émanation 5 . Le développement
dans le cadre du principe de proportionnalité du sous-principe de la
complémentarité 6 allait aussi dans ce sens.
L’AP CC 2003 entend désormais conférer de manière expresse aux proches
des pouvoirs particuliers pour consentir à des soins médicaux et pour procéder à
des actes de représentation et d’administration courante pour la personne en
question, hors intervention étatique (cf. infra ch. III.2).
Dans le but de valoriser l’intervention familiale, l’AP CC 2003 prévoit en outre
(art. 408) de dispenser le curateur de remettre un inventaire, d’établir des rapports
et des comptes et de requérir le consentement de l’autorité de protection
pour certains actes, sauf si l’autorité en décide autrement, lorsqu’il est le conjoint
(et le partenaire enregistré, dès que ce régime aura été reconnu par la loi) ou le
père ou la mère de la personne protégée. Sur décision de l’autorité de protection,
ces privilèges pourraient même valoir (art. 409), en tout ou partie, pour le partenaire
(au sens purement factuel du terme), les descendants ou les frères et
sœurs 7 .
4
Sur les différentes acceptions du terme, cf. par ex. P. Breitschmid/J. Reich, Vorsorgevollmachten –
ein Institut im Spannungsfeld von Personen-, Vormundschafts-, Erb- und Obligationenrecht, RDT
56 (2001) 144 ss.
5
J. Kaufmann, Commentaire bernois, 1923, Einl. N. 15; cf. en outre Bericht 1995, ch. 5.5.
6
Cf. d’ailleurs art. 397a al. 2 CC; B. Schnyder/E. Murer, Commentaire bernois 1982/84, ST N. 265;
M. Stettler, Représentation et protection de l’adulte, Fribourg 1997 N. 85 s.
7
Le désengagement prôné par l’AP CC 2003 est ici inquiétant. Sans vouloir ériger en principe la
méfiance intra-familiale, il paraît essentiel que l’autorité conserve un contrôle dans les cas (forcément
plus rares, ne serait-ce que par les pouvoirs conférés par l’AP CC 2003 au conjoint ou au partenaire
hors toute intervention de l’autorité) où un membre de la famille est nommé curateur. Ce
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
209

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
4. «Mesures sur mesure»
La commission d’experts part du principe que l’interdiction est trop souvent
disproportionnée (privation complète de la capacité civile) et le conseil légal insatisfaisant,
notamment parce qu’il entraîne une privation partielle de l’exercice
des droits civils, sans prévoir d’assistance personnelle de la personne concernée 8 .
Le choix est dès lors porté sur la curatelle, elle-même subdivisée en quatre soustypes
(curatelle de portée générale, curatelle de coopération, curatelle d’accompagnement
et curatelle de représentation) ... qui sont calqués dans leur organisation
générale sur les mesures tutélaires existantes. La nouveauté ne réside donc
pas tant dans un remplacement pur et simple des mesures actuelles, mais dans le
fait que l’étendue ou le contenu de ces mesures ne sont plus fixés aussi rigidement
qu’à l’heure actuelle (et qu’elles sont dénommées différemment): sous réserve
de la curatelle de portée générale, il appartiendra à l’autorité de définir les
champs d’intervention du curateur (système inspiré du § 1896 al. 2 BGB et appelé
de ses vœux – sous la notion de «souplesse juridique» – par le principe 2 de
la Recommandation N°R(99)4 du 23 février 1999 du Comité des Ministres du
Conseil de l’Europe) 9 .
Les curatelles d’accompagnement, de représentation et de coopération pourront
être combinées entre elles 10 .
Sous le terme de «subsidiarité» (art. 375), l’AP consacre ce que d’aucuns nomment
plutôt «complémentarité» 11 : les autorités ne pourront ordonner des mesures
que lorsque la personne concernée n’a pas octroyé de procuration ou n’a
pas pris de mesures personnelles anticipées, ou lorsque l’appui volontaire ou
prévu par la loi fourni par la famille (par ex. le nouveau pouvoir de représentation
du conjoint), par d’autres proches (représentation dans le domaine médical
par ex.). ou par des services privés ou publics (aide sociale, soins médicaux ambulatoires,
etc.) ne suffit pas. De plus, l’art. 374 AP mentionne expressément le
contrôle peut d’ailleurs être ressenti comme rassurant par l’intéressé, puisque c’est une occasion
de dialogue avec l’autorité. Comme l’autorité reste soumise à un devoir général de surveillance et
que ces mandats engagent la responsabilité directe de l’État, à l’instar des autres mandats de curatelle,
l’autorité serait d’ailleurs bien inspirée de mettre en place une surveillance spécifique sauf
circonstances particulières (par ex. affaires simples et peu nombreuses à régler) si la dispense de
principe devait rester ancrée dans le texte légal. Cf. également note 17 ci-après sur la situation de
lege lata.
8
Cf. cependant ATF 113 II 228, ATF 103 II 81/JdT 1977 I 617 et ATF 96 II 369/JT 1972 I 66, ainsi
que E. Langenegger, Commentaire bâlois, 2002, N. 18 ad art. 395.
9
Il est fort probable que les autorités continueront à s’inspirer des pratiques, voire des textes actuels
(notamment de la liste de l’art. 395 al. 1 CC lorsqu’il s’agira de définir l’étendue de la curatelle de
coopération) et que peu à peu des ordonnances standardisées verront le jour. Le système proposé
par la commission d’experts contraindra toutefois l’autorité, dans un premier temps en tout cas, à
s’interroger sur l’étendue exacte de la mesure à prononcer.
10
L’innovation principale réside ici dans le fait que la curatelle de coopération (l’ancien conseil légal)
pourra se voir accompagnée d’une curatelle d’accompagnement ou de représentation.
11
Pour distinguer ce principe de celui de subsidiarité au sens strict (lui aussi déduit du principe de
proportionnalité), lequel s’applique à l’intérieur du catalogue des mesures de protection et guide
le choix de la mesure, qui doit être aussi peu incisive que possible, mais aussi forte que nécessaire.
210
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
but des mesures prises par l’autorité: sauvegarder les intérêts de la personne qui
a besoin d’aide, en préservant sa dignité et en favorisant autant que possible son
autonomie 12 . Le principe de proportionnalité comme tel ne figure en revanche
plus dans l’AP CC 2003 13 , ce qui est regrettable, même s’il est déjà consacré au
plan constitutionnel.
5. Élimination des stigmatisations
Elle passe notamment par la suppression des termes de «maladie mentale»,
«faiblesse d’esprit», «inconduite», «prodigalité», «mauvaise gestion», «interdiction»,
«mise sous tutelle», «pupille» (dans les dispositions «tutélaires» stricto
sensu, mais aussi par ex. aux art. 16 CC et 333 CC). Ces efforts ne peuvent qu’être
salués. Pour le laïc toutefois, les termes d’«incapacité de discernement» sont certainement
aussi stigmatisants que ceux de «maladie mentale» ou de «faiblesse
d’esprit». De plus, le temps ne manquera pas de donner une touche négative à
des expressions aussi politiquement correctes (et lourdes pour l’oreille et pour
l’œil du francophone) que «curatelle de portée générale».
Dans le même but, les mesures de protection ne seraient plus publiées.
6. Améliorations en matière de privation de liberté et
réglementation du traitement forcé en institution
L’AP CC 2003 améliore la protection juridique en matière de privation de liberté
à des fins d’assistance (nouvellement: placement à des fins d’assistance; cf.
infra ch. IV). Le nouveau droit créera également une base légale de droit fédéral
pour le traitement forcé, actuellement régi, de manière très diverse, par le droit
cantonal 14 .
7. Embryon de réglementation fédérale sur le placement en EMS
L’AP CC 2003 renonce à proposer une véritable loi sur les placements institutionnels,
appelée à régir la situation des personnes incapables de discernement
qui ne sont pas soumises aux règles sur la privation de liberté à des fins d’assistance,
mais qui vivent dans des homes ou dans des EMS. Compte tenu des carences
nombreuses constatées et de l’importance sociale et statistique de la population
concernée, l’AP CC 2003 propose néanmoins de régler deux questions
aux art. 437–442: i) désignation de la personne habilitée à conclure le contrat
(écrit) qui fixera les prestations à fournir par l’institution et leur coût et ii) conditions
auxquelles des mesures limitant la liberté de mouvement sont possibles.
12
La dignité aurait sa place aux côtés de l’autonomie, à l’al. 2 et non à l’al. 1.
13
Cf. en revanche l’art. 23 AP CC 1998.
14
ATF 125 III 169 et RDT 58 (2003) 134 (RJ 30–03).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
211

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
8. Refonte organisationnelle
La complexité des affaires tutélaires, qui sera encore accrue par la nécessité de
prononcer des «mesures sur mesure», la difficulté de diriger et contrôler efficacement
un grand nombre de personnes assumant des fonctions tutélaires et dans
certains cas le manque d’indépendance par rapport aux personnes à protéger
font que les autorités tutélaires constituées d’exécutifs communaux ne sont plus
appropriées. Sous l’angle de la CEDH également (malgré les directives imposées
par le Tribunal fédéral pour la composition des autorités de recours 15 ), cette organisation
connue essentiellement en Suisse alémanique est contestable. Aussi
l’AP CC 2003, et c’est évidemment l’une de ses modifications les plus importantes
et les plus sensibles d’un point de vue politique, propose de restructurer et
de professionnaliser les autorités de protection (de l’enfant et de l’adulte), par un
système uniforme, imposé par le droit fédéral. Un tribunal spécialisé (précurseur
des tribunaux de la famille que les Chambres fédérales n’ont pas voulu voir mentionnés
dans le nouveau droit du divorce? 16 ) devra donc être mis en place.
9. Abandon de l’autorité parentale prolongée et maintien
de la tutelle des mineurs
Prévue comme la règle par l’art. 385 al. 3 CC, l’autorité parentale prolongée est
devenue l’exception mais reste surtout pratiquée pour des enfants majeurs souffrant
d’un handicap mental de naissance. Cette autorité parentale peut cependant
rendre plus difficile l’acquisition par l’enfant devenu majeur d’une certaine
indépendance par rapport à ses parents. L’AP CC 2003 ne reprend dès lors plus
la notion d’autorité parentale prolongée: les parents seront curateurs de l’intéressé,
mais dispensés ex lege de remettre un inventaire, d’établir des rapports et
des comptes périodiques et de requérir le consentement de l’autorité de protection
pour certains actes 17 .
La tutelle des mineurs, maintenue comme telle, trouverait sa place logique à la
suite du chapitre consacré aux mesures de protection de l’enfant (art. 327a ss). La
terminologie actuelle serait également maintenue; elle est d’ailleurs utilisée par
ex. aux art. 3 ch. 2 et 5 CUDE et n’est pas ressentie négativement, puisque l’encadrement
tutélaire n’est pas ici la conséquence d’une faiblesse, mais d’un défaut
d’autorité parentale 18 .
15
ATF 118 Ia 473/JdT 1995 I 523.
16
Cf. encore le Message du Conseil fédéral, FF 1996 I 1 ss ch. 234.122.
17
La pratique actuelle semble au contraire (à juste titre, ne serait-ce que parce que les liens personnels
étroits ne sont pas les garants d’une saine compréhension des questions patrimoniales) juger
ces rapports et comptes nécessaires (cf. au sujet de la circulaire de la Cour suprême argovienne du
13 juin 1996 l’analyse de Ch. Häfeli, Unterstellung des entmündigten Kindes unter die elterliche
Sorge; Pflicht der Eltern zur periodischen Berichterstattung und Rechnungsstellung, RDT 57/2002
99 ss; cf. en outre M. Julmy, Quelques aspects pratiques de l’autorité parentale prolongée en rapport
avec l’autorité tutélaire, RFJ 1996 15 ss (avec références à la thèse du même auteur).
18
Les droits allemand et autrichien utilisent d’ailleurs les termes de «Vormund» et de «mit der Obsorge
betraute Person» et non les termes de «Betreuer» ou «Sachwalter», réservés aux adultes.
212
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
10. Abandon des mesures tutélaires pour personnes morales
Ce corps étranger au système actuel (art. 393 ch. 4 et ch. 5 CC) serait réglé respectivement
dans le droit des sociétés et dans de nouveaux art. 89 ter et 89 quater CC
pour les fonds recueillis publiquement.
III. Les nouvelles mesures
1. Les mandats ou directives donnés par la personne elle-même
a) Mandat pour cause d’inaptitude (art. 360–369)
Par le mandat pour cause d’inaptitude, une personne capable de discernement
désigne une personne physique ou morale (par ex. Pro Senectute ou un établissement
bancaire), chargée de sauvegarder ses intérêts et de la représenter dans
les rapports juridiques avec les tiers pour les cas où elle deviendrait incapable de
discernement. Le mandat doit énoncer les compétences du mandataire, qui peuvent
se rapporter à l’assistance personnelle et à la gestion du patrimoine, autrement
dit à tout ou partie des tâches assumées par un curateur de portée générale.
Il est également possible de prévoir certaines directives particulières (par ex. de
ne pas procéder à des investissements précis).
Le mandat est constitué en la forme authentique ou enregistré dans un procèsverbal
établi par un office désigné par le canton (qui ne peut être l’autorité de
protection, puisque celle-ci aura des compétences de contrôle au moment de
l’entrée en vigueur du mandat). Sur le modèle par ex. du Registre central des testaments
(tenu par la Fédération suisse des notaires), l’existence du mandat et le
nom du mandant (mais non pas le contenu du mandat) doivent être enregistrés
dans un service central (ici sous la responsabilité de la Confédération).
Le mandat peut être révoqué en tout temps (cf. aussi art. 27 CC); cette révocation
n’est soumise à aucune forme, mais le service central doit être informé. Pour
tenir compte des possibles changements de circonstances et de l’éventuel oubli
de la personne concernée, le mandat prend automatiquement fin après dix ans. Il
doit ensuite être renouvelé dans les formes initiales.
Une fois qu’elle a connaissance de l’incapacité de discernement, l’autorité de
protection s’assurera de l’existence d’un mandat pour cause d’inaptitude. A défaut
d’un tel mandat, elle ordonnera des mesures de protection; s’il y a mandat,
elle s’en fera remettre une copie, s’assurera de sa validité et de la réalisation des
conditions de mise en œuvre. Ensuite, elle communiquera le mandat au mandataire,
qui est libre d’accepter ou non le mandat (l’AP CC 2003 ne prévoit cependant
pas de délai, sur le modèle de l’art. 517 al. 2 CC par ex., pour cette acceptation);
elle pourra également prononcer des mesures d’accompagnement pour
protéger la personne incapable, notamment si le mandataire ne paraît pas apte à
remplir ses tâches ou s’il les refuse. L’autorité pourra compléter le mandat sur
des points accessoires, ainsi que sur la rémunération, si le mandat n’en règle pas
le principe et/ou les modalités.A notre sens, le mandataire pourra faire dépendre
son acceptation de la solution qui sera adoptée sur ce point.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
213

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
Le mandataire a la faculté de répudier le mandat après l’avoir accepté, en tout
temps, conformément à la règle générale de l’art. 404 CO; le mandat peut également
être révoqué par l’autorité de protection. Il n’y a pas de recours contre les
actes du mandataire (celui-ci engage sa responsabilité selon le CO).
Le Rapport 2003 19 relève avec pertinence que ce mandat peut poser problème,
car le mandataire peut abuser de la confiance du mandant et exécuter le mandat
d’une autre manière que celle voulue par le mandant. Or c’est pour éviter ce
genre de dérapages (lorsque la personne ne peut plus surveiller elle-même l’exécution
du mandat) que le droit a justement prévu des mesures de protection, prononcées
par l’autorité et exécutées sous son contrôle et sa responsabilité. L’intervention
«minimale» de l’autorité prévue par l’AP CC 2003 suscite donc de
nombreuses questions.
b) Le mandat dans le domaine médical (art. 370–372)
Ici aussi il ne s’agit pas d’une nouveauté à proprement parler. Ce que d’aucuns
appellent la représentation thérapeutique est connu à l’étranger et reconnu dans
certaines législations cantonales 20 . Une réglementation de droit fédéral ne peut
donc qu’être saluée.
Par ce mandat, une personne est chargée de consentir au nom du mandant à un
traitement médical pour le cas où le mandant deviendrait incapable de discernement.
Le droit de consentir comporte évidemment son pendant, souvent plus
fondamental en terme d’autodétermination: le droit de refuser un traitement
donné.
Dans le cas du mandat médical, le mandataire ne peut être qu’une personne
physique. Le mandat est soumis à la forme écrite uniquement. Il n’est pas enregistré.
Il incombe à la personne concernée d’informer ses médecins et/ou de le
porter en permanence sur lui. S’agissant d’un droit strictement personnel, l’octroi
d’un tel mandat ne suppose pas le plein exercice des droits civils (contrairement
au mandat général d’aptitude); la majorité civile est toutefois exigée (en plus de
la capacité de discernement), pour éviter d’évincer le pouvoir de représentation
des père et mère dans le cas du mineur. La durée de validité est la même que
pour le mandat pour cause d’inaptitude.
L’autorité ne procède à aucun contrôle: les experts partent en effet du principe
qu’en matière médicale, le traitement ou l’intervention ne deviennent pas licites
du seul consentement: encore faut-il une indication médicale (art. 28 CC) 21 .
19
P. 10.
20
Cf. par ex. O. Guillod/Ph. Meier, Représentation privée, mesures tutélaires et soins médicaux, Mélanges
B. Schnyder, 1995, 325 ss. Pour des ex., cf. art. 23a de la loi vaudoise sur la santé publique,
art. 23 al. 2 et 25 al. 2 de la loi neuchâteloise de santé, art. 20 al. 2 de la loi valaisanne sur la santé,
art. 49 al. 2 de la loi fribourgeoise sur la santé.
21
A notre sens, le mandataire ne saurait consentir à une intervention mutilante, à une stérilisation, à
une intervention de psychochirurgie appelée à modifier durablement la personnalité du patient,
car il s’agit là d’actes si étroitement liés à la personne du patient que seul celui-ci peut y souscrire
(cf. ATF 114 Ia 450, p. 463–464; Guillod/Meier (note 20) p. 339–340; Bucher, Personnes physiques
et protection de la personnalité, Bâle/Genève 1999, nos 178, 528).
214
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
c) Les directives anticipées (art. 373)
Par les directives anticipées, qui peuvent être combinées avec l’un ou l’autre (ou
les deux) mandats précédemment évoqués, la personne précise, quand elle est
encore capable de discernement, les traitements médicaux qu’elle accepte ou
qu’elle refuse pour le cas où elle deviendrait incapable de discernement. Ici, seule
la capacité de discernement est exigée (un mineur pourrait donc sans autre
prendre de telles directives, puisqu’il s’agit d’un droit strictement personnel). Les
directives sont soumises à la forme écrite; elles ne sont pas limitées dans le temps
(mais la portée risque d’être amoindrie si elles ont été prises très longtemps
avant la survenance de la situation envisagée). Ces directives ne sont pas enregistrées:
il appartient à l’intéressé de faire en sorte qu’elles soient connues.
L’art. 373 al. 2 va plus loin, quant aux effets de ces directives, que la Convention
européenne sur les Droits de l’Homme et la biomédecine 22 : non seulement ces
souhaits doivent être «pris en compte» (art. 9 de la convention), mais ils valent
consentement ou refus de traitement lorsque la situation envisagée survient 23 .
Cette portée est limitée dans les cas suivants: i) si les directives ne sont pas assez
précises, (il appartient alors au représentant du patient – ou au médecin en
cas d’urgence – de prendre une décision), ii) lorsqu’il existe des doutes fondés
qu’elles ne correspondent plus à la volonté de leur auteur, ou iii) lorsqu’il existe
des doutes fondés qu’elles ne sont pas l’expression de la libre volonté de l’auteur.
2. Les pouvoirs conférés ex lege à des tiers
a) La représentation par le conjoint (art. 431–433)
Le conjoint et, à l’avenir, le partenaire enregistré, se verraient confier le droit
de procéder à tous les actes juridiques nécessaires à l’entretien courant, de s’occuper
de l’administration ordinaire des revenus et autres biens et d’ouvrir le
courrier de leur conjoint ou partenaire devenu incapable de discernement. Ce
pouvoir présuppose un lien conjugal et une vie commune ou une assistance personnelle
régulière (preuves de l’existence de la relation). A notre sens, à l’instar
du pouvoir de représentation conjugale (art. 166 CC), il faudrait exiger au moins
l’existence d’une vie commune. La notion d’assistance personnelle régulière est
trop vague.
Au plan systématique, l’on peut se demander si ces dispositions n’auraient pas
plutôt leur place dans les effets généraux du mariage 24 . Au plan matériel, les experts
semblent vouloir légitimer des pratiques évidemment existantes (et dans la
majeure partie des cas non problématiques). Le signal donné nous paraît toute-
22
Signée le 7 mai 1999, cf. FF 2001 271 ss pour le message en vue de ratification.
23
Sur le plan cantonal, cf. par ex. déjà art. 5 al. 3 de la loi genevoise K 1.80 sur les rapports entre
membres des professions de la santé et patients, art. 23a et 23b de la loi vaudoise sur la santé publique,
art. 49 al. 1 et art. 50 de la loi fribourgeoise sur la santé, art. 20 al. 2 et 21 de la loi valaisanne
sur la santé.
24
Cela poserait toutefois le problème de la saisine du juge des mesures protectrices de l’union conjugale
par un tiers en cas d’excès ou d’abus de pouvoir, cf. art. 433 al. 2 AP CC 2003.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
215

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
fois négatif: non seulement les règles sur la gestion d’affaires (art. 419 ss CO) sont
suffisantes dans de tels cas, mais officialiser un pouvoir légal de représentation
manifeste clairement le souci des organes étatiques de se retirer du cercle familial,
ce qui est souhaitable lorsqu’il s’agit de personnes sur un pied d’égalité, aux
mêmes capacités, mais non lorsque l’une d’elles est dans un état de faiblesse important.
La souplesse des nouvelles mesures, la professionnalisation des autorités
chargées de les appliquer, l’accent mis sur la proportionnalité devraient pourtant
encourager à l’avenir les proches à annoncer les incapacités de discernement à
l’autorité, et non les en dissuader. L’on peut donc craindre qu’il s’agisse là d’un
aveu d’échec anticipé. De plus, ce pouvoir du conjoint pose la question de sa responsabilité
en cas d’omission de l’exercer (actuellement, seul l’art. 159 al. 3 CC,
sans sanction directe, pourrait entrer en ligne de compte), puisque sa responsabilité
est soumise aux règles sur le mandat (art. 455). Enfin, pour les actes relevant
de l’administration extraordinaire, le consentement de l’autorité de protection
serait dans tous les cas nécessaire: c’est la réapparition de l’intervention étatique,
alors même qu’aucune mesure de protection n’a été ordonnée, ce qui souligne
encore le caractère hybride de cette institution.
b) La représentation dans le domaine médical (art. 434–436)
L’AP CC 2003 habilite une personne proche à consentir à des soins médicaux
à donner à une personne incapable de discernement, en l’absence de mandat
pour cause d’inaptitude ou de directives anticipées suffisamment précises. Il
s’agit en quelque sorte d’un mandat légal d’inaptitude. La responsabilité du mandataire
sera soumise aux art. 394 ss CO (art. 455 al. 2).
Cette réglementation de droit fédéral est appelée à remplacer les réglementations
variées sur les compétences des proches prévues dans les lois cantonales sur
la santé.
Sous réserve du placement pour traitement d’un trouble psychique (cf. infra ch.
IV) et des cas d’urgence (le médecin agit alors en tenant compte de la volonté
présumée et des intérêts objectifs du patient), cette réglementation s’applique à
toute représentation dans le domaine médical, que ce soit pour des soins à donner
ambulatoirement ou en milieu institutionnel, toujours évidemment lorsque
le patient est incapable de discernement.
Pour autant qu’il n’existe pas de directives anticipées suffisamment précises
qui valent consentement ou refus aux soins envisagés, l’AP CC 2003 établit une
liste de représentants potentiels, qui décideront conformément à la volonté présumée
et aux intérêts objectifs de la personne incapable de discernement:
– mandataire dans le domaine médical (mandat pour cause d’inaptitude), à défaut
– curateur désigné pour agir dans le domaine médical, à défaut
– conjoint ou partenaire (au sens factuel) s’il y a vie commune ou assistance personnelle
effective, à défaut
– descendants, père et mère, frères et sœurs, la priorité étant fonction de l’étroitesse
de liens (vie commune ou assistance personnelle régulière) et non du degré
de parenté (une sœur peut être appelée à représenter son frère, avec qui
216 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
elle entretient des contacts très réguliers, alors même que ses père et mère, avec
qui il a une relation plus distante, sont toujours vivants), à défaut
– curateur désigné par l’autorité.
Il appartiendra au corps médical de déterminer la personne habilitée à agir; en
cas de doute, l’autorité de protection devra trancher (de même qu’elle interviendra
si personne n’est identifié ou ne veut agir, ou si les intérêts du patient ne sont
pas correctement sauvegardés).
C’est également le représentant qui devra recevoir les informations dues au
patient (art. 435 AP). Un deuxième avis médical devra toujours être sollicité en
cas d’intervention grave ou risquée, mais non urgente (art. 435 al. 1 in fine).
3. La curatelle protéiforme
a) Cause et condition (art. 377)
L’art. 377 AP est la disposition centrale qui permet l’institution d’une curatelle.
Comme c’est le cas actuellement pour l’interdiction notamment 25 , on peut analyser
le «cas» de curatelle en «cause» et en «condition». La cause (situation personnelle)
est une déficience mentale (précédemment faiblesse d’esprit), un
trouble psychique (précédemment maladie mentale), auquel l’AP CC 2003 assimile
les dépendances comme relevant toujours d’un trouble psychique, ou un
autre état de faiblesse affectant la condition personnelle (sénilité, grave inexpérience
ou grave mauvaise gestion, voire grave paralysie). La condition (besoin de
protection) est le fait que la personne est empêchée en partie ou en totalité (et
c’est là qu’interviendra le «sur mesure») d’assurer elle-même la sauvegarde de
ses intérêts (l’AP CC 2003 ne précise pas s’il s’agit d’intérêts personnels ou/et patrimoniaux:
la mesure choisie et son étendue seront fonction des intérêts en danger).
De plus, une curatelle pourra aussi être prononcée (sur le modèle de
l’art. 392 ch. 1 CC) lorsqu’il y a incapacité passagère de discernement ou absence
(cause) et que la personne est empêchée elle-même d’agir ou de désigner un représentant
pour des affaires qui ne souffrent d’aucun retard (condition).
La curatelle de portée générale remplacerait l’interdiction.
Pour toutes les autres curatelles, il appartiendra à l’autorité de déterminer les
tâches à exécuter, qui peuvent se rapporter à l’assistance personnelle, à la gestion
du patrimoine ou aux deux, «en fonction des besoins». Le principe de la proportionnalité
se concrétisera donc non seulement dans le choix du type de curatelle,
mais aussi et surtout dans le choix des domaines auxquels elle s’appliquera. La loi
ne donne pas d’exemples plus précis. En revanche, elle exige une décision expresse
de l’autorité (art. 379) si le curateur doit être autorisé à ouvrir le courrier
(cf. § 1896 par. 4 BGB), à pénétrer dans le logement, à le ranger ou le faire ranger.
Il s’agit là en effet d’atteintes à la sphère privée, qui doivent être fondées sur
une base légale (art. 13 et 36 Cst féd.).
25
Par ex. H. Deschenaux/P.-H. Steinauer, Personnes physiques et tutelle, Berne 2001, N. 118.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
217

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
L’AP CC 2003 permet encore expressément à l’autorité de protection d’agir directement
dans les cas simples, lorsque la désignation d’un curateur apparaîtrait
manifestement disproportionnée (art. 379 al. 3) 26 .
b) Curatelle d’accompagnement (art. 380)
Calquée sur la curatelle d’assistance de l’art. 308 al. 1 CC, la curatelle d’accompagnement
est la mesure la moins incisive: non seulement elle n’a pas d’effet sur
la capacité civile de l’intéressé, mais elle ne comporte aucun pouvoir de représentation
ni d’administration. Selon le rapport explicatif, le curateur d’accompagnement
se contente «d’avoir un œil» sur la personne concernée, de l’aider et de
l’accompagner 27 . La mesure vise surtout les personnes âgées ou les jeunes handicapés
mentaux, disposés à collaborer de manière constructive.
c) Curatelle de représentation, avec ou sans gestion du patrimoine
(art. 381–382)
Une curatelle de représentation est instituée lorsque la personne ne peut accomplir
certains actes et doit être représentée, que ce soit en matière d’assistance
personnelle ou de gestion du patrimoine (ici aussi la décision indiquera les tâches
confiées au curateur). La curatelle de représentation se présente sous deux
formes: si elle est prononcée sans retrait de la capacité civile, un droit d’agir
concurrent se met en place; comme à l’heure actuelle déjà pour les art. 392 ch. 1
et 393 ch. 2 CC: la personne sera liée par les actes de son curateur, mais pourra
continuer à agir elle-même (art. 417 CC) 28 . Dans sa seconde forme, l’autorité restreint
expressément la capacité civile (cf. déjà par analogie l’art. 308 al. 3 CC), ce
qui rapproche la curatelle de la tutelle (art. 407 CC), mais avec des effets circonscrits
à certains actes seulement.
La curatelle de gestion du patrimoine est une forme spéciale de la curatelle de
représentation: la gestion d’un patrimoine n’a en effet de sens que si le curateur
a également des pouvoirs de représentation 29 . Cette gestion pourra porter sur
tout ou partie du revenu et/ou sur tout ou partie de la fortune. Dans chaque cas,
l’autorité de protection devra déterminer quels sont les revenus et les éléments
de la fortune qui sont touchés. Par rapport à la situation actuelle, cette mesure
permet de mettre en place une gestion du salaire, alors qu’il faut passer par une
interdiction pour parvenir à ce résultat. Dans l’esprit de l’AP CC 2003 et comme
il s’agit d’un sous-type de la curatelle de représentation, la curatelle de gestion du
26
L’autorité peut aussi mandater un tiers pour agir (art. 379 al. 3 ch. 2 AP); l’AP ne dit rien de la responsabilité
dans un tel cas. Elle devrait être soumise aux art. 455 ss AP.
27
L’AP CC 2003 n’accorde au curateur d’accompagnement un droit de regard et d’information
(droit d’être renseigné sur les primes d’assurance maladie payées ou non par ex.) que sur décision
de l’autorité. A notre sens, la curatelle d’accompagnement (qui correspond dans la pratique à l’assistance
souvent déjà accordée dans le cadre de l’aide sociale) n’a véritablement de sens que si ce
droit appartient ex lege au curateur (tout en étant évidemment limité au champ de compétences
qui aura été défini par l’autorité).
28
Cf. par ex. Y. Biderbost, Commentaire bâlois, 2002, N. 22–23 ad art. 417.
29
Cf. par ex. Schnyder/Murer (note 6) N. 26 ad art. 393.
218
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
patrimoine peut être prononcée avec ou sans restriction de la capacité civile.
L’on peut se demander si elle ne devrait pas automatiquement restreindre la capacité
civile de la personne concernée (compte tenu de l’importance des éléments
en jeu), charge pour le curateur de faire participer la personne à sa gestion.
Un tel effet permettrait de se dispenser d’une curiosité proposée par la commission
d’experts: l’autorité pourrait prononcer une curatelle de gestion du patrimoine
sans restriction de la capacité civile, mais avec une mesure appelée «privation
de la faculté d’accéder à certains biens» (art. 382 al. 3). A notre sens, il
suffit, dans un souci de clarté également pour le tiers, de priver la personne de sa
capacité civile par rapport à ces biens. Cette nouvelle «sous-sous-mesure» n’apporte
rien, ni en terme d’autonomie (la personne intéressée ne fera pas la différence
entre privation partielle de la capacité civile et privation de l’accès à certains
biens), ni en terme de sécurité juridique.
d) Curatelle de coopération (art. 383)
La curatelle de coopération s’inspire très largement du conseil légal coopérant
de l’art. 395 al. 1 CC. Le catalogue des actes soumis à coopération n’est toutefois
plus fixé rigidement dans la loi, mais figurera dans la décision de l’autorité. L’AP
CC 2003 tranche également la controverse relative à la nécessité ou non du
consentement des autorités en plus de l’accord du conseil légal 30 , en renonçant à
juste titre expressément à une telle autorisation. Comme à l’heure actuelle, le curateur
ne sera pas le représentant légal de la personne, qui agit elle-même (pour
autant qu’elle soit capable de discernement).
e) Curatelle de portée générale (art. 384)
La curatelle de portée générale est la mesure la plus incisive, qui recouvre assistance
personnelle et gestion du patrimoine, et cela de manière globale. Elle ne
peut donc être combinée avec une autre curatelle. Conçue comme une ultima ratio,
conformément au principe de subsidiarité, elle est réservée par l’AP CC 2003
à la personne qui a un «besoin d’aide particulièrement prononcé» (notamment
par suite d’une incapacité de discernement durable ou d’une mise en danger
constante et grave de ses intérêts, étant précisé que dans le premier cas, la personne
est déjà privée de l’exercice des droits civils ex lege). La personne sous
curatelle de portée générale est dans tous les cas privée de l’exercice des droits
civils, sous réserve notamment, comme à l’heure actuelle déjà, des droits strictement
personnels et d’autres capacités conditionnelles ou spéciales (par ex. art. 19
CC, art. 19 AP CC 2003).
4. L’administration et la fin de la curatelle
L’on se limitera à signaler très brièvement quelques nouveautés ou précisions:
– Le mandat de curateur ne peut être confié qu’à une personne physique
(art. 386 al. 1);
30
Par ex. Th. Geiser, Commentaire bâlois, 2002, N. 9 ad art. 421/422.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
219

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
– L’AP maintient le devoir d’accepter un mandat du curateur (art. 386 al. 3), sous
réserve de justes motifs (que la pratique précisera, au regard de l’art. 383 CC
actuel, mais aussi d’autres éléments, tels que surcharge professionnelle ou familiale)
31 ;
– La curatelle peut être confiée à une personne l’exerçant à titre privé, à un collaborateur
d’un service social privé ou public ou à une personne exerçant cette
fonction à titre professionnel (actuel tuteur officiel) (art. 387 al. 1). L’AP CC
2003 reconnaît ainsi le développement des tutelles officielles (env. 2/3 des mandats
tutélaires en Suisse), sans établir aucune hiérarchie entre ces catégories.
Le Rapport 2003 32 explicatif estime que l’art. 387 al. 2, qui oblige le curateur à
accomplir «en principe» personnellement les tâches qui lui sont confiées,
condamne la pratique des délégations de mandats par un tuteur général à des
subordonnés; ceux-ci devraient donc être désignés eux-mêmes comme curateurs;
– L’art. 392 règle de manière plus claire (comp. art. 416 et art. 417 al. 2 CC) la
question de la rémunération du curateur: le mandat est dans tous les cas rémunéré;
la rémunération est fixée par l’autorité et est à la charge de la collectivité
publique, qui peut la mettre en tout ou partie à la charge de la personne sous
curatelle si sa situation financière le permet;
– Les dispositions relatives à l’entrée en fonction du curateur (art. 393–394) mettent
l’accent sur la relation personnelle à construire, beaucoup plus que sur la
seule sauvegarde des biens comme le fait le droit actuel (art. 398 ss CC): devoir
de prendre contact personnellement avec l’intéressé, devoir d’établir une relation
de confiance, mise des intérêts de la personne au centre des préoccupations
(en tenant compte autant que possible de son avis et de son droit à l’autonomie),
devoir d’atténuer les effets de l’état de faiblesse et de prévenir une
détérioration de sa santé, devoir de respecter dans tous les cas la capacité
propre de l’intéressé pour les droits strictement personnels;
– Les dispositions d’exécution relatives au placement de la fortune (comp.
art. 401 al. 2 et 425 al. 2 CC) seront de la compétence du Conseil fédéral
(art. 396 al. 3), dans un souci légitime d’uniformiser l’application du droit fédéral;
– Les actes mentionnés par l’art. 408 CC demeurent interdits au curateur, mais
celui-ci peut être appelé à y consentir dans le cadre d’une curatelle de coopération
(art. 399);
– L’art. 404 fait la synthèse des art. 419 al. 2 et 421/422 CC: les actes qui y sont
mentionnés peuvent être accomplis par le curateur avec le consentement de la
personne capable de discernement (pour autant qu’elle n’ait pas été privée de
31
Même si symboliquement, l’obligation est maintenue sous prétexte de solidarité sociale, l’on peut
espérer que les justes motifs seront interprétés largement, dans le sens de l’art. 146 al. 1 AP CC
1998 (obligation pour la personne d’accepter «lorsqu’elle est apte à remplir la fonction et que l’on
peut raisonnablement lui demander de l’assumer») tant cette obligation est mal perçue dans la population
(cf. les récentes critiques dans le canton de Vaud) et néfaste dans le rapport avec la personne
concernée (cf. aussi l’énumération plus explicite du § 1898 par. 1 BGB).
32
P. 44.
220
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
la capacité civile sur ce point) ou, à défaut, avec l’autorisation de l’autorité de
protection. À côté de quelques suppressions (par ex. conclusion du contrat de
mariage, art. 421 ch. 9 CC), sont introduits comme actes soumis à autorisation
(vu leur importance pour la personne concernée) la résiliation du contrat portant
sur le logement ainsi que la conclusion ou la résiliation de contrats de
longue durée relatifs à la prise en charge (par ex. placement dans un EMS).
Seuls les prêts importants (comp. art. 421 ch. 4 CC) seraient désormais soumis
à autorisation (tout contrat de prêt conclu avec le curateur serait en revanche
soumis à approbation selon l’art. 404 al. 3). De plus, l’autorité peut dans sa décision,
et en cas de justes motifs, décider que d’autres actes lui seront soumis
pour approbation (art. 405); le caractère exhaustif des catalogues actuels (avec
l’art. 404 al. 3 CC en plus) 33 disparaîtrait par conséquent. La priorité accordée
aux ventes aux enchères publiques pour les immeubles (art. 404 al. 2 et 3 CC),
jugée à juste titre dépassée, est abandonnée.
5. Protection des tiers (art. 449)
Cette réglementation, qui mériterait un chapitre séparé, est intégrée par l’AP
CC 2003 dans le chapitre consacré au secret.
Les mesures de protection ne seront plus publiées. Néanmoins, elles seront opposables
au tiers de bonne foi, sous réserve de la curatelle de représentation comportant
une gestion de biens: le débiteur de bonne foi s’acquittera valablement
de sa dette en mains de la personne elle-même, tant qu’il n’a pas connaissance de
la mesure (qui doit être communiquée d’office aux débiteurs concernés). La responsabilité
de celui qui s’est donné faussement pour capable est reprise de
l’art. 411 CC à l’art. 449 al. 3 et à l’art. 19b al. 2.
IV. Le placement à des fins d’assistance (art. 416 ss)
La compétence appartiendra à l’autorité de protection et aux seuls médecins
sélectionnés et préparés à cette tâche désignés par les cantons. C’est en tout cas
ce qui ressort du Rapport 2003 34 et de l’art. 421 en langue allemande, lequel parle
de «geeignete Ärzte»; le texte français traduit à notre sens imparfaitement le texte
allemand. L’AP CC 2003 règle en outre de manière détaillée (art. 421, art. 423) ce
qui est devenu la règle dans la pratique, à savoir le placement ordonné par un
médecin: un tel placement prendra automatiquement fin après six semaines (30
jours selon les art. 223 et 227 AP CC 1998), sauf prolongation ordonnée par l’autorité
de protection.
L’AP CC 2003 réserve également une place spéciale au placement à des fins
d’expertise (art. 417), actuellement admis sur la base des travaux préparatoires et
non du texte légal 35 .
33
ATF 117 II 18/JdT 1994 I 87; ATF 64 II 406/JdT 1939 I 354.
34
P. 63.
35
Par ex. Th. Geiser, Commentaire bâlois 2002, N. 16 ad art. 397a; E. Spirig,Commentaire zurichois,
1995, N. 114 ss ad art. 397a.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
221

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
La personne entrée de son plein gré (art. 419) doit pouvoir quitter l’institution
en tout temps, sous réserve de décision de placement prise dans l’intervalle. L’autorité
disposera d’un délai de 48 heures pour réagir en présence d’une personne
traitée pour trouble psychique (le médecin-chef pouvant la retenir pendant ce
délai si elle risque de porter une atteinte grave à son intégrité corporelle ou si elle
représente un danger pour la vie ou l’intégrité de tiers).
Toute personne entrée dans une institution (de plein gré ou non) aura le droit
de faire appel à une personne de confiance de son choix (membre de la famille,
défenseur des patients, travailleur social, etc.), chargée de l’informer et de l’assister,
de lui rendre visite, d’assister aux entretiens et de collaborer à l’établissement
du plan de traitement (art. 426) 36 . Les cantons peuvent charger un service indépendant
de mettre des personnes de confiance à disposition.
En 1978 déjà, le législateur a choisi de ne pas fixer de durée minimale ou maximale
au placement, puisque la libération doit intervenir dès que l’état de la personne
le permet (art. 397a al. 3 CC). Il recommandait toutefois aux cantons de
prévoir un examen périodique 37 . Dans un souci d’uniformisation, cette obligation
ressortirait désormais du droit fédéral (art. 425): examen d’office au plus tard six
mois après la date de placement, puis dans les six mois suivants, et ensuite une
fois par an au moins.
Le placement à des fins de traitement est une forme spéciale du placement à des
fins d’assistance. De façon remarquablement concise et claire dans cette matière
délicate, l’AP CC 2003 distingue trois situations: les cas d’urgence, le traitement
accepté et le traitement forcé. Ces règles ne s’appliqueront que dans le cadre
d’un placement à des fins d’assistance ordonné spécialement dans ce but (traitement
d’un trouble psychique):
a) En cas d’urgence (art. 427)
Les soins médicaux urgents peuvent être administrés immédiatement, s’ils sont
indiqués, proportionnés et adaptés à la cause du placement (la volonté de la personne
étant prise en considération).
b) Traitement accepté (art. 428)
Les soins médicaux ordinaires font l’objet d’un plan de traitement écrit (examens
prévus, diagnostic, traitement avec risques et effets secondaires éventuels,
alternatives, éventuellement pronostic), établi avec le patient et le cas échéant
avec la personne de confiance. Là encore, il sera tenu compte de la volonté exprimée
par la personne concernée et, à défaut, de l’avis de son curateur médical
ou pour cause d’inaptitude.
36
Cf. par ex. déjà l’art. 1B de la loi genevoise K 1.25 sur le régime des personnes atteintes d’affections
mentales et sur la surveillance des établissements psychiatriques (conseillers-accompagnants)
ou l’art. 20a de la loi vaudoise sur la santé publique, ou encore l’art. 41 de la loi fribourgeoise
sur la santé.
37
FF 1977 III 30.
222
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
c) Traitement forcé (art. 429)
A défaut de consentement, le traitement peut être prescrit «de force» par le
médecin-chef lorsqu’à défaut de soins, la santé du patient serait gravement mise
en péril (ultima ratio). Le traitement doit bien sûr être proportionné et adapté à
la cause du placement. L’art. 429 l’emporte comme lex specialis sur l’art. 434 et la
représentation médicale (cf. supra ch. III. 2 b). La décision est sujette à recours
auprès de l’autorité de protection, laquelle doit statuer dans les 48 heures
(art. 430 al. 2 AP CC 2003 et art. 43 AP Procédure 2003).
Le traitement forcé comprend non seulement l’administration de médicaments,
mais aussi l’alimentation forcée et à notre avis, dans un souci de cohérence,
les mesures de contention ou d’isolement 38 .
V. Organisation et responsabilité
Ces questions sont centrales pour assurer la mise en œuvre efficace du nouveau
droit. L’art. 122 al. 2 Cst. féd. réserve l’organisation judiciaire aux cantons,
tout comme le faisait l’ancien art. 64 al. 3.Toutefois, doctrine et jurisprudence admettaient
de longue date que le législateur fédéral empiète sur la compétence
cantonale dans la mesure nécessaire à la réalisation du droit matériel fédéral ou
à son application uniforme. Compte tenu des lacunes présentées par l’organisation
tutélaire dans de nombreux cantons, une intervention fédérale (entraînant
une régionalisation, une judiciarisation et une professionnalisation des autorités
de tutelle) était jugée largement nécessaire et admissible d’un point de vue
constitutionnel 39 . Cette position n’a pu que se renforcer avec l’adoption, le 12
mars 2000, du nouvel art. 122 al. 1 et 2 Cst. féd., lequel place la procédure civile
dans la compétence fédérale et réserve désormais expressément la loi (fédérale)
en ce qui concerne l’organisation judiciaire, pourtant toujours de la compétence
cantonale 40 .
L’on peut signaler les modifications principales suivantes:
– autorité de protection de l’adulte et autorité de protection de l’enfant seront
les mêmes (art. 443 al. 2);
– l’autorité est un tribunal indépendant et impartial au sens de l’art. 6 ch. 1
CEDH (art. 443 al. 1);
– elle est interdisciplinaire (art. 443 al. 1), présidée en principe par une personne
ayant des compétences juridiques 41 et composée de trois membres au moins
(art. 11 AP Procédure 2003) 42 ;
38
Le Rapport 2003 (p. 68) ne les mentionne pas comme telles, mais parle de façon sibylline de
«rythme de vie» («Einhalten eines Tagesrythmus», p. 69 Bericht 2003).
39
Cf. cette question, cf. Ph. Meier, Organisation tutélaire et compétence fédérale – Une contribution
à la révision en cours du droit de la tutelle, Mélanges J.-F. Aubert, Zurich 1996, 607 ss.
40
FF 1997 I 495 ss p. 524 s. et p. 532 s. La disposition entrera en vigueur en même temps que la Réforme
de la justice 2000.
41
Rapport 2003 p. 78.
42
L’art. 12 AP Procédure 2003 prévoit toutefois toute une série de décisions qui sont placées dans la
compétence d’un membre délégué, sous réserve de dispositions cantonales contraires. Certains de
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
223

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
– l’AP ne traite pas de la taille des arrondissements, mais la régionalisation de
l’autorité de protection sera induite par les autres réformes proposées;
– les cantons désignent une seule autorité de surveillance (art. 444, suppression
de la faculté de l’art. 361 al. 2 CC); les recours doivent dans tous les cas être
tranchés par un tribunal 43 au cas où l’autorité de surveillance n’en est pas un (et
s’occupe donc de la surveillance administrative uniquement), cf. art. 444 al. 2
AP CC 2003 et art. 45 AP Procédure 2003;
– devoir pour les cantons (avec une participation financière fédérale, dont le
budget annuel serait de l’ordre de CHF 150’000 au maximum 44 ) de s’assurer de
la formation initiale et continue des membres des autorités et des mandataires
(art. 446 al. 1 et 2) 45 ;
– ancrage dans la loi (art. 448) du secret tutélaire 46 ;
– droit de consultation par la personne concernée de son dossier (sous réserve de
la protection des intérêts de tiers, art. 450) 47 ;
– mise en place (cf. déjà art. 429a CC, art. 46 CC, art. 955 CC et art. 5 LP) d’une
responsabilité directe et causale de l’État, avec droit de recours contre les personnes
responsables qui ont commis une faute intentionnelle ou une négligence
grave (art. 451 ss). Le tort moral sera désormais également couvert par
ces dispositions 48 . Le texte de l’art. 451 («toute personne qui (...) est lésée ...»)
semble également ouvrir l’application des art. 451 ss aux tiers, qui sont pour
l’heure soumis aux art. 41 ss CO ou au droit cantonal (par renvoi de l’art. 61
CO) 49 . Le Rapport 2003 ne dit toutefois rien sur cette question;
– le mandataire pour cause d’inaptitude, l’époux représentant son conjoint incapable
de discernement et le représentant de l’incapable de discernement dans
le domaine médical sont, pour autant qu’ils n’aient pas été désignés curateurs,
soumis aux règles sur le mandat (art. 455 AP); dans de tels cas, l’autorité de protection
pourra néanmoins engager sa responsabilité pour avoir omis d’intervenir
dans le cadre de ses tâches de surveillance, par ex. en ne retirant pas des
pouvoirs pas ou mal exercés.
ces actes sont loin d’être anodins (par ex. consentement à l’adoption d’un enfant sous tutelle, attribution
de l’autorité parentale conjointe, désignation du représentant dans le domaine médical,
etc.). La conduite et l’instruction de la procédure peuvent dans tous les cas être confiées à un seul
membre de l’autorité, art. 25 al. 1 AP Procédure 2003.
43
Cf. ATF 118 Ia 473/JdT 1995 I 523.
44
Rapport 2003 p. 110.
45
Cf. art. 45 al. 1 ch. 5 et art. 48 al. 3 CC pour l’état civil, sans que l’AP CC 2003 ne délègue toutefois
au Conseil fédéral la compétence de fixer des exigences minimales quant à la formation, au perfectionnement
et au degré d’occupation.
46
Langenegger (note 8), N. 11 ss ad art. 360 et références.
47
Ce droit est régi dans le même article que le droit à la consultation des tiers, qui plus est en seconde
position; à notre sens, vu son importance, il devrait être réglé pour lui-même, dans une disposition
séparée.
48
ATF 57 II 3/JdT 1932 I 14.
49
ATF 115 II 15/JdT 1989 I 595.
224
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle ZVW 5/2003
VI. Divers
L’AP CC 2003 modifie toute une série d’autres dispositions, non seulement
pour les adapter aux nouvelles règles de protection des adultes et des mineurs
(par ex. transfert des compétences actuellement attribuées à l’autorité tutélaire
de surveillance à l’autorité de protection de l’enfant, art. 287 al. 2, art. 288 al. 2
ch. 1, art. 298a al. 2, art. 311 et 312 CC), mais également en introduisant des nouveautés
matérielles. En voici un choix subjectif:
– de nouveaux art. 19a à 19c clarifient la situation des mineurs et celle des majeurs
protégés par une curatelle de portée générale s’agissant des attributs de
capacité civile qui leur sont reconnus et intègrent au droit des personnes les actuels
art. 410 et 411 CC. Au chapitre des innovations, on mentionnera (en plus
de l’exercice des droits strictement personnels et des acquisitions à titre gratuit
déjà garantis à l’heure actuelle) la compétence (calquée sur le § 1903 al. 3
BGB) de régler les affaires mineures se rapportant à la vie quotidienne. L’AP
CC 2003 fait également la distinction, désormais classique, entre droits strictement
personnels dits absolus, c’est-à-dire non susceptibles de représentation, et
autres droits strictement personnels. Il n’en donne toutefois aucune liste, laissant
le soin du catalogage à la doctrine et à la jurisprudence;
– l’art. 26 CC est supprimé et remplacé par l’art. 23 bis , dans une meilleure logique
systématique. Le texte prévoit que le séjour en vue de formation ou dans une
institution ne constitue pas «en soi» un domicile, ce qui met en évidence qu’un
tel séjour peut néanmoins réunir les conditions de l’art. 23 CC (notamment
pour les résidents des EMS qui y entrent en comptant y passer la dernière partie
de leur vie);
– les adultes protégés par une mesure de curatelle – quel qu’en soit le type –
n’auront pas de domicile légal (actuel art. 25 CC), mais continueront à voir le
domicile déterminé selon les critères de l’art. 23 CC;
– jugé de peu d’importance pratique, le consentement du tuteur (nouvellement
du curateur de portée générale) aux fiançailles et au mariage est supprimé (actuels
art. 90 al. 2 et 94 al. 2 CC);
– des parents non mariés pourront, sur demande conjointe, non seulement solliciter
une autorité parentale conjointe (cf. art. 298a CC depuis le 1 er janvier
2000), mais également le transfert de l’autorité parentale au père, sans qu’il soit
nécessaire de passer par une décision de retrait fondée sur l’art. 312 CC
(art. 298 al. 1 bis ).
VII. Droit transitoire
Le droit transitoire est réglé comme en 1907 (art. 14 Tit. fin. CC), avec néanmoins
l’introduction d’un délai maximal d’adaptation. La protection de l’adulte
sera ainsi régie par le nouveau droit dès son entrée en vigueur. Les mesures d’interdiction
ou de conseil légal existantes seront remplacées en bloc par la curatelle
de portée générale, charge pour les autorités dans un délai maximal de trois
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
225

ZVW 5/2003
Meier, L’avant-projet de révision du droit de la tutelle
ans de procéder d’office aux adaptations nécessaires. Quant aux curatelles du
droit actuel, elles continueront à s’appliquer comme telles pour trois ans au plus;
si aucune mesure du nouveau droit n’a été instituée dans ce délai, elles tomberont
d’office.
VIII.
Conclusion
L’AP CC 2003 apparaît comme un équilibre réussi entre propositions attendues
(notamment depuis les premiers rapports d’experts en 1995) s’agissant notamment
de l’organisation et du catalogue des mesures de protection, et innovations
plus audacieuses (notamment dans le cadre de la représentation par des
proches ou dans le domaine médical), que l’on peut comprendre comme des
pistes de réflexions. Certaines de ces nouveautés sont par ailleurs quelque peu
artificiellement rattachées à la protection de l’adulte, alors qu’elles mériteraient
une réglementation plus générale, s’appliquant aux capables comme aux incapables
de discernement.
L’apport d’une loi spéciale sur le for et la procédure est discutable. Du moment
qu’une loi fédérale sur la procédure civile est en préparation, que la Confédération
aura très bientôt une compétence générale en cette matière (que la procédure
soit contentieuse ou gracieuse) et que les autorités de protection seront des
tribunaux, la solution d’un chapitre spécifique, avec renvoi à la future procédure
civile unifiée, demeure à notre sens une alternative à étudier 50 .
Les débats sont ouverts. La densité normative de l’avant-projet, l’imbrication
des questions matérielles, procédurales et organisationnelles, les prises de position
des cercles non juridiques (certes déjà largement associés à l’élaboration du
texte) et les réactions toujours épidermiques, malgré la votation du 12 mars 2000,
lorsqu’il en va des compétences laissées ou retirées aux cantons, les promettent
passionnants.
50
L’on s’étonne d’ailleurs que cette loi spéciale conserve des incongruités obsolètes telle qu’une possible
compétence au lieu d’origine de la personne concernée, cf. art. 6 al. 2 AP Procédure 2003 (sur
le modèle de l’art. 376 al. 2 CC).
226
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
Erwachsenenschutzrecht
Die Revision im Überblick
Prof. Dr. iur. Thomas Geiser, Direktor des Instituts für Arbeit und Arbeitsrecht
der Universität St. Gallen
Das neue Recht nimmt das Subsidiaritätsprinzip ernst und sieht mehrere Rechtsinstitute vor,
welche die Betreuung durch die Angehörigen und die eigene Vorsorge für den Fall der Urteilsunfähigkeit
fördern und damit ein behördliches Eingreifen überflüssig machen sollen.
Zudem kennt das neue Recht für das behördliche Eingreifen nicht mehr einen starren Massnahmenkatalog.
Vielmehr erlaubt es, die Massnahme genau auf die Bedürfnisse des Einzelfalls
zuzuschneiden. Damit werden aber die Anforderungen an die Sachkompetenz der
Behörden erhöht. Das neue Recht erfordert eine Professionalisierung der Erwachsenenschutzbehörde,
was ohne jeden Zweifel zu einer Regionalisierung der Behördenstruktur
führen wird.
Survol de la revision du droit de la protection de l’adulte
Le nouveau droit prend le principe de subsidiarité au sérieux et prévoit plusieurs institutions
qui encouragent l’aide fournie par les proches ainsi que la prévoyance individuelle en cas
d’incapacité de discernement et rendent ainsi une intervention de l’autorité superflue. De
plus, le nouveau droit ne prévoit plus pour l’intervention de l’autorité un catalogue rigide de
mesures. Il permet au contraire d’ajuster la mesure aux besoins individuels. Cela a pour effet
d’accroître les exigences de compétences envers les autorités. Le nouveau droit exige une
professionnalisation des autorités de protection de l’adulte, ce qui conduira sans aucun
doute à une régionalisation des structures.
Panoramica della revisione del diritto della protezione degli adulti
Il nuovo diritto prende seriamente in considerazione il principio di sussidiarietà. Esso prevede
diversi istituti di diritto che promuovono l’assistenza di parenti e del prossimo nei casi
di incapacità di giudizio e rendono così superfluo l’intervento d’autorità. Inoltre il nuovo diritto
non propone più un catalogo di misure rigide ma dà la possibilità di adeguare i provvedimenti
alle necessità del singolo caso. Con ciò sono aumentate le esigenze e la competenza
professionale richieste alle autorità che operano in questo campo. Il nuovo diritto
esige una professionalizzazione delle autorità preposte alla protezione degli adulti e senza
dubbio presuppone la necessità di una regionalizzazione delle autorità tutelari.
I. Vorgeschichte
1.1. Als nächste – und im Rahmen des Familienrechts letzte – grosse ZGB-Revision
steht das Vormundschaftsrecht an. Es ist der einzige Teil des Familienrechts,
welcher bis anhin nicht tiefgreifend reformiert worden ist. Bisher haben
nur die Bestimmungen über die fürsorgerische Freiheitsentziehung in diesem
Bereich eine wesentliche Veränderung gebracht 1 . Im übrigen gilt das Vormundschaftsrecht
ohne grosse Änderungen seit dem 1. Januar 1912. Das erstaunt um
1
Art. 397a ff. ZGB. In Kraft seit dem 1. Januar 1981.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
227

ZVW 5/2003
Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht
so mehr, als es dabei um einen Teil des Sozialhilferechtes und damit um eine Materie
geht, in der das Verhältnis der Gesellschaft gegenüber Randgruppen und
abweichendem Verhalten besonders stark zum Ausdruck gelangt. Die gesellschaftlichen
Auffassungen haben sich diesbezüglich in den letzten hundert Jahren
zweifellos stark gewandelt. Das geschriebene Recht war offenbar genügend
flexibel, um diese Änderungen bei gleichbleibendem Gesetzestext unbeschadet
zu überstehen.
1.2. Diese Anpassungsfähigkeit ist nun aber an Grenzen gestossen. Die Regelungen
erweisen sich als zu starr, um veränderten Aufgaben gerecht werden zu
können. Wohl liesse das Bundesrecht den Kantonen genügend Spielraum, um
wenigstens die Behördenorganisation den Anforderungen an eine professionelle
Betreuung anzupassen. Offensichtlich sind aber nur wenige Kantone politisch in
der Lage, diesen Schritt aus eigener Kraft zu tun 2 . Hier muss der Bundesgesetzgeber
eingreifen.
II.
Stufenfolge in neuem Kleide
2.1. Aus dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit folgt schon für das geltende
Recht, dass zum einen im Vormundschaftsrecht immer nur jene Massnahme ergriffen
werden kann, welche so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig in die
Rechtsstellung der betroffenen Person eingreift. Das Subsidiaritätsprinzip verlangt
zum andern, dass die Behörde hoheitlich nur eingreift, wenn die Hilfe nicht
durch das private Umfeld der betroffenen Person oder freiwillige Dienste sichergestellt
werden kann. Daraus folgt die Stufenfolge der vormundschaftlichen
Massnahmen. So weit eine leichtere Massnahme für den Schutz genügt, ist diese
zu ergreifen und auf eine schwerere Massnahme zu verzichten. Das neue Recht
verankert das Subsidiaritätsprinzip ausdrücklich 3 .
2.2. Das Subsidiaritätsprinzip verlangt es aber, die behördlichen Massnahmen
in einen weiteren Zusammenhang zu stellen, der insbesondere auch die eigene
Vorsorge und die Betreuung durch die Angehörigen stärker gewichtet. Das geltende
Gesetz regelt den freiwilligen Sozialschutz gar nicht und kennt für die Betreuung
durch Angehörige nur zwei Institutionen, nämlich die verlängerte elterliche
Sorge 4 und die Familienvormundschaft 5 . Letztere ist allerdings toter
Buchstabe geblieben. Schon zur Zeit des Inkrafttretens der entsprechenden Bestimmungen,
war dieses Institut selten 6 . Inzwischen wird es überhaupt nicht mehr
2
Eine der Ausnahmen stellt der Kanton Tessin dar, der in den letzten Jahren zu einer professionelleren
Organisation übergegangen ist.
3
Art. 375 VE.
4
Art. 385 Abs. 3 ZGB.
5
Art. 362 ff. ZGB.
6
Ernst Langenegger, in: Honsell/Vogt/Geiser (Hrsg.), Basler Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht,
Zivilgesetzbuch Bd. I, Basel 2002, N. 1 zu Art. 362–366 ZGB; Bernhard Schnyder/Erwin
228
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
angewendet. Demgegenüber erfreut sich die Verlängerung der elterlichen Sorge
grosser Beliebtheit bei Personen, die von Geburt her behindert sind und auch
nach Erreichen des Mündigkeitsalters von ihren Eltern betreut werden. Damit
besteht in der Tat die Möglichkeit, die familieninterne Betreuung auch rechtlich
abzusichern. Die Einmischung der Behörden kann auf ein Minimum beschränkt
werden, was von den betroffenen Eltern als vorteilhaft angesehen wird. Das Institut
weist allerdings auch seine Problematik auf, weil dadurch der natürliche
Entwicklungsprozess der entmündigten Person beeinträchtigt werden kann 7 .
2.3. Das neue Recht sieht nun als Vorstufe eine nicht unbedeutende Zahl von
Instituten vor, welche ein behördliches Eingreifen erst gar nicht nötig machen
sollten. Der medizinische Fortschritt bringt es mit sich, dass auch bedeutende
Gesundheitsschäden nicht unbedingt zum Tod führen müssen, ja sogar geheilt
werden können. Damit kann aber eine mehr oder weniger lange dauernde Urteilsunfähigkeit
verbunden sein. Bis anhin war äussert fraglich, wie damit umzugehen
ist, wenn jemand wegen einer Krankheit oder eines Unfalls vorübergehend
oder dauernd urteilsunfähig ist, und allerhand Entscheidungen getroffen
werden müssen. Soweit Rechtshandlungen notwendig wurden, musste im geltenden
Recht grundsätzlich durch die Behörde eine Beistandschaft errichtet werden,
was von den Angehörigen oft nicht verstanden und als Einmischung in private
Angelegenheiten empfunden wurde.
2.4. Der Vorentwurf sieht nunmehr ein Vertretungsrecht von Angehörigen eines
Urteilsunfähigen vor. Die Schwierigkeit liegt dabei in der Bestimmung, wem
das Vertretungsrecht als Angehöriger zukommen soll und welche Handlungen
vorgenommen werden dürfen. Wird eine Person urteilsunfähig, so hat ihr Ehegatte
von Gesetzes wegen ein Vertretungsrecht, wenn er mit ihr einen gemeinsamen
Haushalt führt oder ihr regelmässig und persönlich Beistand leistet 8 .Es
wird somit nicht nur auf die Formalbeziehung «Ehe» abgestellt. Die Beziehung
muss auch tatsächlich gelebt werden. Das Vertretungsrecht deckt insbesondere
alle Rechtshandlungen ab, die zur Deckung des Unterhaltsbedarfs üblicherweise
erforderlich sind 9 . Für Rechtshandlungen im Rahmen der ausserordentlichen
Vermögensverwaltung besteht die Vertretungsmacht nur mit Zustimmung der
Erwachsenenschutzbehörde. Soweit es um den Entscheid über medizinische
Massnahmen geht, wird der Kreis der von Gesetzes wegen vertretungsberechtigten
Personen auf den Partner oder die Partnerin ausgedehnt 10 , so dass hier kein
Trauschein notwendig ist. Für beide Bereiche darf die betroffene Person, solange
ihre Urteilsfähigkeit noch besteht, etwas anderes anordnen. Hat die Behörde
Murer, Berner Kommentar, 1984, N. 34 zu Art. 362 ZGB; Martin Stettler, Droit Civil I, Représentation
et protection de l’adulte, Freiburg 1997, Rz. 380.
7
Vgl. Christoph Häfeli, in: Honsell/Vogt/Geiser (Hrsg.), Basler Kommentar zum Schweizerischen
Privatrecht, Zivilgesetzbuch Bd. I, Basel 2002, N. 37 zu Art. 380/381 ZGB.
8
Art. 431 Abs. 1 VE.
9
Art. 431 Abs. 2 Ziff. 1 VE.
10
Art. 434 Abs. 1 Ziff. 2 VE.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
229

ZVW 5/2003
Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht
Zweifel an der korrekten Aufgabenerfüllung, kann sie überdies jederzeit die gesetzliche
Vertretungsmacht entziehen 11 .
2.5. Während bis zum Erlass der Bestimmungen über die fürsorgerische Freiheitsentziehung
die in psychiatrischen Kliniken untergebrachten Personen in
einer rechtlichen Grauzone lebten, gilt dies heute für die Bewohner von Wohnund
Pflegeheimen. Es handelt sich häufig um Personen mit gewissen Verwirrungszuständen.
Ihre Urteilsfähigkeit ist teilweise fraglich. Es liegt auf der Hand,
dass der Bund im Erwachsenenschutzrecht nicht das Pflegerecht abschliessend
regeln kann. Dafür fehlt ihm schon die Zuständigkeit. Die Regelung im Erwachsenenschutzrecht
kann sich nur darauf beziehen, zu verhindern, dass die Urteilsunfähigkeit
von betagten Personen ausgenutzt wird. Dafür sieht das neue Recht
drei Instrumente vor:
– Der Vorentwurf schreibt vor, dass ein schriftlicher Betreuungsvertrag abgeschlossen
werden muss, wenn eine urteilsunfähige Person für längere Dauer in
einer Wohn- oder Pflegeeinrichtung betreut werden soll. Der Vertrag muss die
Leistungen, welche die Einrichtung erbringt, auflisten und das dafür geschuldete
Entgelt nennen 12 . Für den Abschluss des Vertrages braucht der urteilsunfähigen
Person nicht notwendigerweise ein Beistand ernannt zu werden. Die
Vertretung für den Abschluss dieses Vertrages richtet sich vielmehr nach den
gleichen Regeln wie für die Zustimmung zu medizinischen Massnahmen 13 .
– Die Verwirrtheit kann dazu führen, dass die Bewegungsfreiheit der betroffenen
Person zu ihrem eigenen Schutze oder demjenigen der anderen Bewohner
der Einrichtung eingeschränkt werden muss. Der Vorentwurf regelt die Voraussetzungen
14 und verpflichtet die Einrichtung dazu, jede solche Massnahme
zu protokollieren 15 . Zudem wird ein Rechtsmittel gegen solche Massnahmen
analog demjenigen bei der fürsorgerischen Unterbringung vorgesehen 16 .
– Es besteht immer wieder die Gefahr, dass in Wohn- oder Pflegeheimen untergebrachte
Personen insofern vereinsamen, als die Aussenkontakte abbrechen.
Dem wirkt der Vorentwurf entgegen, indem die Wohn- und Pflegeeinrichtungen
verpflichtet werden, solche Kontakte zu fördern 17 . Stellt die Einrichtung
fest, dass sich niemand von ausserhalb der Einrichtung um die urteilsunfähige
Person kümmert, so muss sie die Erwachsenenschutzbehörde benachrichtigen
18 . Diese hat dann nötigenfalls eine Beistandschaft zu errichten. Den Aussenkontakten
dient auch die bundesrechtliche Gewährleistung der freien Arztwahl,
sofern nicht besondere Umstände vorliegen 19 .
11
Art. 433 und 434 Abs. 2 VE.
12
Art. 437 Abs. 1 Vorentwurf.
13
Art. 437 Abs. 3 VE; vgl. vorn Rz. 2.4.
14
Art. 438 VE.
15
Art. 439 VE.
16
Art. 440 VE.
17
Art. 441 Abs. 1 VE.
18
Art. 441 Abs. 2 VE.
19
Art. 441 Abs. 3 VE.
230
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
– Neu verpflichtet das Bundesrecht die Kantone, Wohn- und Pflegeeinrichtungen,
in denen regelmässig urteilsunfähige Personen betreut werden, einer Aufsicht
zu unterstellen 20 . Soweit die Kantone bereits eine solche Aufsicht kennen
oder aus einem anderen Grund die Einrichtung einer vom Bund geregelten
Aufsicht untersteht, muss allerdings keine zusätzliche Aufsicht eingerichtet
werden.
2.6. Eine der wesentlichsten Neuerungen im Bereich der Selbstvorsorge stellt
die Einführung eines sogenannten Vorsorgeauftrages dar. Mit diesem Instrument
kann jemand für den Fall, dass er urteilsunfähig werden sollte, die Betreuung
einschliesslich gesetzlicher Vertretung selber privat regeln 21 . Diesfalls hat die
Behörde grundsätzlich nur festzustellen, ob die Voraussetzungen gegeben sind
und ob die Regelung genügend ist 22 . Im übrigen kann auf jedes behördliche Eingreifen
verzichtet werden.
III. Die behördlichen Massnahmen im besonderen
3.1. Eine konsequente Umsetzung des Subsidiaritätsprinzipes verlangt auch
eine feinere Abstufung der Massnahmen, d.h. die Möglichkeit von massgeschneiderten
Massnahmen. Der Eingriff soll nur gerade so weit gehen, wie der
Schwächezustand dies tatsächlich erfordert. Damit muss aber sehr viel mehr als
im geltenden Recht der Hilfebedarf im Einzelfall abgeklärt werden und die Bedürfnisse
sind genau zu analysieren. Das geltende Recht ist viel zu stark auf den
vollständigen Entzug der Handlungsfähigkeit ausgerichtet und schiesst damit
häufig über das Ziel hinaus.
3.2. Das neue Recht typisiert indessen noch immer die Massnahmen. Es kennt
eine Stufenfolge von vier Beistandschaften, nämlich die Begleitbeistandschaft,
die Vertretungsbeistandschaft, die Mitwirkungsbeistandschaft und die umfassende
Beistandschaft 23 . Die drei zuerst genannten Arten der Beistandschaft können
miteinander kombiniert werden 24 . Bei der umfassende Beistandschaft ist
dies ihrem Wesen nach nicht notwendig, weil sie bereits selber alle notwendigen
Massnahmen erfasst. Die einzelnen Massnahmen sind aber sehr viel flexibler
ausgestaltet als im geltenden Recht.
3.3. Mit der Begleitbeistandschaft wird die Handlungsfähigkeit der verbeiständeten
Person nicht eingeschränkt 25 . Die verbeiständete Person handelt
selbständig. Der Begleitbeistand übt nur eine gewisse Kontrolle aus und berät
20
Art. 442 VE.
21
Art. 360 ff. VE; vgl. dazu im Einzelnen den Aufsatz von Breitschmid, Vorsorgevollmachten, S. 269 ff.
22
Art. 364 VE.
23
Art. 378 Abs. 1 VE.
24
Art. 378 Abs. 2 VE.
25
Art. 380 Abs. 3 VE.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
231

ZVW 5/2003
Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht
die betroffene Person 26 . Es handelt sich um eine behördlich angeordnete Massnahme,
was zur Folge hat, dass sich die verbeiständete Person dieser Kontrolle
grundsätzlich nicht entziehen kann 27 . Die Massnahme eignet sich allerdings nur,
wenn eine gewisse Kooperationsbereitschaft besteht. Gegen den Willen der betroffenen
Person lässt sich eine entsprechende Hilfe kaum fruchtbringend organisieren.
Die Behörde hat den Auftrag des Beistands genau zu umschreiben und
namentlich zu bestimmen, in welche Angelegenheiten er auch zwangsweise Einblick
nehmen und worüber er auch bei Dritten Einkünfte einziehen kann 28 .
3.4. Kann die hilfsbedürftige Person gewisse Angelegenheiten nicht selber erledigen
und muss sie insoweit vertreten werden, so errichtet die Behörde eine
Vertretungsbeistandschaft 29 . Der Beistand ist in diesem Umfang gesetzlicher
Vertreter 30 . Diese Massnahme tangiert die Handlungsfähigkeit der betroffenen
Person insofern, als sich die verbeiständete Person die Handlungen des Beistands
anrechnen lassen muss. Das hindert die betroffene Person aber nicht, selber
auch zu handeln. Beistand und verbeiständete Person haben insoweit eine
konkurrierende Handlungsbefugnis. Allerdings kann die Erwachsenenschutzbehörde
der verbeiständeten Person im Rahmen des Auftrages des Beistands die
Handlungsfähigkeit auch entziehen 31 . Ob dies notwendig ist oder nicht, hängt
von den Gegebenheiten des Einzelfalls ab. Wenn die betroffene Person selber
passiv oder ohnehin nicht urteilsfähig ist, erübrigt sich ein Entzug der Handlungsfähigkeit.
Besteht demgegenüber bei einer urteilsfähigen Person die Gefahr,
dass sie Rechtshandlungen vornimmt, welche sie schädigen, so drängt sich
eine Einschränkung der Handlungsfähigkeit auf. Diese kann sich zielgerichtet
auf jene Handlungen beschränken, welche im konkreten Fall zu befürchten sind.
Die Vertretungsbeistandschaft wird sich häufig auf die Verwaltung des Vermögens
oder des Einkommens beziehen 32 . Neu ist es somit möglich, eine Einkommensverwaltung
anzuordnen, ohne der betroffenen Person im übrigen die
Handlungsfähigkeit einzuschränken. Die von der behördlichen Massnahme betroffenen
Vermögens- oder Einkommensteile können dem Zugriff der betroffenen
Person entzogen werden 33 .
3.5. Bezüglich der Einschränkung der Handlungsfähigkeit weitergehend ist
die Mitwirkungsbeistandschaft 34 . Die betroffene Person kann die von dieser
Massnahme betroffenen Rechtsgeschäfte nur noch zusammen mit dem Beistand
rechtswirksam vornehmen. Welche Rechtsgeschäfte von der Massnahme erfasst
26
Art. 380 Abs. 1 VE.
27
Hermann Schmid, Einführung in die Beistandschaften (Art. 377–384 VE), ZSR 2003, S. 317.
28
Art. 380 Abs. 2 VE.
29
Art.381 Abs. 1 VE.
30
Art. 381 Abs. 2 VE.
31
Art. 381 Abs. 3 VE.
32
Art. 382 Abs. 1 VE.
33
Art. 382 Abs. 3 VE.
34
Art. 383 VE.
232
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
werden, hat die Erwachsenenschutzbehörde im Errichtungsbeschluss im Einzelfall
festzulegen.
3.6. Die umfassende Beistandschaft bezieht sich auf alle Angelegenheiten. Sie
ist zu errichten, wenn die betroffene Person wegen Urteilsunfähigkeit besonders
ausgeprägt hilfsbedürftig ist 35 . Sie lässt die Handlungsfähigkeit der verbeiständeten
Person von Gesetzes wegen entfallen 36 und stellt damit ohne Zweifel die
schwerste Massnahme dar. Sie sollte nur ergriffen werden, wenn weder die andern
Beistandschaften noch die eigene private Vorsorge ausreichende Hilfe bietet.
3.7. Trotz der gewissen Typisierung der Beistandschaften hat die Behörde die
Massnahme immer dem Einzelfall anzupassen. Sie muss im Errichtungsbeschluss
die Aufgabe des Beistands genau umschreiben und die Rechtswirkungen benennen.
Im Gegensatz zu heute wird im neuen Recht sehr viel weniger mit standardisierten
Beschlüssen gearbeitet werden können.
3.8. Neben den Massnahmen, welche die Vertretung und die Handlungsfähigkeit
in mehr oder weniger starkem Masse betreffen, sieht das neue Recht – wie
das geltende – die Möglichkeit einer zwangsweisen Unterbringung einer Person
in einer Anstalt vor. Im neuen Recht heisst dies nicht mehr fürsorgerische Freiheitsentziehung
sondern «fürsorgerische Unterbringung» 37 . Der Begriff soll weniger
stigmatisierend sein. Hier bringt der Entwurf allerdings nichts grundlegend
Neues. Die entsprechenden Bestimmungen des geltenden Rechts wurden ja bereits
den Anforderungen der EMRK angepasst. Bezüglich der Zuständigkeiten
sind allerdings zwei wichtige Änderungen zu vermerken:
– Weil die Erwachsenenschutzbehörde im neuen Recht ein Gericht sein muss 38 ,
genügt ein Rechtsmittel an diese Behörde. Eine darüber hinausgehende gerichtliche
Überprüfung ist nicht mehr notwendig.
– Das Bundesrecht regelt neu die Zuständigkeit der Ärzte und Ärztinnen zur
Unterbringung in einer geeigneten Anstalt. Die Unterbringung durch die Ärzteschaft
wird aber auf eine Dauer von längstens sechs Wochen beschränkt 39 . Soll
die Unterbringung länger dauern, muss zwingend die Erwachsenenschutzbehörde
die Anordnung treffen.
3.9. Schliesslich hat sich herausgestellt, das wichtige Teile des Erwachsenenschutzes
nicht geregelt sind. Namentlich schweigt sich das ZGB über die
Zwangsbehandlungen und die Zwangsmassnahmen bei urteilsunfähigen Personen
gänzlich aus. Geregelt ist nur die fürsorgerische Einweisung in eine An-
35
Art. 384 Abs. 1 VE.
36
Art. 384 Abs. 2 VE.
37
Art. 416 ff. VE.
38
Art. 443 Abs. 1 VE.
39
Art. 421 VE.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
233

ZVW 5/2003
Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht
stalt 40 . Was aber dann dort mit dem Patienten geschieht, richtet sich nach dem
kantonalen Recht 41 . Eine solche Aufteilung hat sich als unhaltbar erwiesen. De
lege ferenda ist eine einheitliche Regelung für die ganze Schweiz zu schaffen.
Der Entwurf sieht eine solche für die Behandlung von psychischen Störungen
vor. Dabei wird im wesentlichen zwischen Notfallsituationen und anderen unterschieden.
Für erstere wird bei einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik
eine Rechtsgrundlage für die angezeigten und verhältnismässigen medizinischen
Massnahmen geschaffen 42 . Liegt keine Notfallsituation vor, so hält der Entwurf
fest, dass ein Behandlungsplan zu errichten und grundsätzlich das Einverständnis
der betroffenen Person zur Behandlung einzuholen ist 43 . Der Entwurf regelt
überdies, unter welchen Voraussetzungen bei einer fürsorgerisch untergebrachten
Person eine Behandlung auch gegen ihren Willen zulässig ist 44 . Die betroffene
oder eine ihr nahestehende Person kann gegen die entsprechende Anordnung
der Klinikleitung die Erwachsenenschutzbehörde anrufen 45 .
IV. Eine Herausforderung für die Umsetzung
4.1. Eine feinere Ausgestaltung der Massnahmen wie auch eine Erweiterung
der Betreuungsmöglichkeiten ausserhalb der behördlichen Massnahmen erfordert
eine Professionalisierung der Behörden und einen Ausbau der rechtsstaatlichen
Garantien. Weil ein grösseres Angebot zur Verfügung steht, werden auch
mehr Massnahmen des Erwachsenenschutzes getroffen werden können. Den
Behörden kommt eine grössere Verantwortung bei der Beurteilung zu, ob überhaupt
ein behördliches Eingreifen notwendig ist und wie gegebenenfalls die
Massnahme konkret ausgestaltet werden soll. Das setzt nicht nur eine bessere
Ausbildung der Behördenmitglieder voraus. Vielmehr müssen diese auch im Bereich
des Erwachsenenschutzes über eine grössere Praxis verfügen. Von daher
sind grössere geographische Einheiten unerlässlich. Die Kantone scheinen aber
aus eigener Kraft politisch nicht in der Lage zu sein, die Zuständigkeiten sinnvoll
zu regeln. Der Bund muss – wie auch schon in anderen Bereichen 46 – ordnend
eingreifen.
4.2. Zudem sollte auch die sachliche Zuständigkeit übersichtlicher und einheitlicher
geregelt werden. Mit Blick auf die rechtsstaatlichen Garantien empfielt
es sich, eine gerichtliche Behördenorganisation vorzusehen, welche mit der
richterlichen Unabhängigkeit auch den Anforderungen der EMRK genügt. Weil
40
Art. 397a ff. ZGB.
41
Thomas Geiser, in: Honsell/Vogt/Geiser (Hrsg.), Basler Kommentar zum Schweizerischen Privatrecht,
Zivilgesetzbuch Bd. I, Basel 2002, N. 7 ff. vor Art. 39a–f ZGB.
42
Art. 427 VE.
43
Art. 428 VE.
44
Art. 429 VE; vgl. im Einzelnen den Aufsatz von Guillot/Helle, Traitement forcé: des dispositions
schizophrènes?, S. 347 ff.
45
Art. 430 Abs. 2 Ziff. 2 VE.
46
Z.B. im Zivilstandswesen.
234
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Geiser, Überblick Revision Erwachsenenschutzrecht ZVW 5/2003
es sich beim Erwachsenenschutzrecht formell um Zivilrecht handelt, hat der
Bund nunmehr auch die Kompetenz das Verfahren zu regeln 47 . Dies sollte allerdings
nicht im ZGB erfolgen, sondern in der Eidgenössischen Zivilprozessordnung
oder allenfalls in einem separaten Prozessgesetz.
4.3. Diesen Grundsätzen folgend, schreibt der Vorentwurf den Kantonen vor,
als Erwachsenenschutzbehörde ein interdisziplinär zusammengesetztes Fachgericht
vorzusehen 48 . Das bedeutet nun nicht, dass die Kantone die Erwachsenenschutzbehörde
in die Zivilgerichtsbarkeit integrieren müssen. Voraussetzung ist
nur, dass die Erwachsenenschutzbehörde den Anforderungen von Art. 6 Abs. 1
EMRK genügt. Sie muss unabhängig und unparteiisch sein. Sie darf gegenüber
den politischen Behörden nicht weisungsgebunden sein. Die Mitglieder haben
überdies selber zu entscheiden. Sie dürfen die Entscheidung nicht an Sachbearbeiter
weiterdelegieren. Die Behördenmitglieder müssen den Sachverhalt selber
ermitteln, die einschlägigen Rechtsnormen selber auf diesen Sachverhalt anwenden
und wo Ermessen besteht, dieses selber ausüben. Demgegenüber braucht es
sich nicht um Berufsrichter und -richterinnen zu handeln.
4.4. Weil die Behörde interdisziplinär zusammengesetzt zu sein hat, kann es
sich nicht um eine einzelne Person handeln. Es muss eine Kollegialbehörde sein.
Interdisziplinarität bedeutet in diesem Zusammenhang, dass neben juristischem
Sachverstand je nach Bedürfnissen des konkreten Falles insbesondere auch psychologischer
Sachverstand oder Kenntnisse in der sozialen Arbeit vorhanden
sein müssen.
4.5. Die Zuständigkeit und das Verfahren wird neu auch vom Bund geregelt.
Allerdings finden sich die entsprechenden Normen nicht im eigentlichen Erwachsenenschutzrecht,
sondern in einem separaten Verfahrensgesetz. Der Bund
macht den Kantonen keine Vorschriften darüber, wie gross die einzelnen Erwachsenenschutzkreise
sein müssen. Die Vorgabe eines interdisziplinären Fachgerichts
wird aber die Kantone zwingen, grössere Einheiten zu schaffen, wie das
auch der neueren Tendenz in der kantonalen Gesetzgebung entspricht. Es ist
nicht vorstellbar, dass in einem Kanton für jede Gemeinde ein eigenes interdisziplinäres
Fachgericht besteht.
4.6. Der Erfolg oder Misserfolg des neuen Erwachsenenschutzrechts steht und
fällt mit der Fachkompetenz der einzelnen Behörden. Das Gesetz ist kein Garant
für fähige Behörden. Es kann aber die Voraussetzungen schaffen, damit fähige
Behörden entstehen können. Diesem Anspruch genügt das neue Recht, sofern
die Kantone mitziehen und sowohl die notwendige Regionalisierung im Erwachsenenschutz
vorsehen wie auch die notwendigen Mittel für die Aus- und
Weiterbildung der Behördemitglieder und Amtsträger zur Verfügung stellen.
47
Art. 122 Abs. 1 BV.
48
Art. 443 Abs. 1 VE.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
235

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
Der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
Dr. iur. Daniel Steck, a. Oberrichter, Greifensee
Die Expertenkommission hat sich im VE ZGB 2003 auf der Grundlage des revidierten Verfassungsrechts
für ein eigenes bundesrechtliches Verfahrensgesetz ausgesprochen. Damit
soll der Rechtsschutz der betroffenen Personen nicht nur im materiellen Recht, sondern zudem
durch ein einheitliches Verfahren verbessert werden. Der VE Verfahren 2003 enthält die
verfahrensrechtliche Ergänzung des VE ZGB 2003 und knüpft insbesondere an Art. 443
und 444 VE ZGB 2003 an. Er setzt die Revision des materiellen Rechts voraus.
Der VE Verfahren 2003 regelt nebst dem Verfahren im engern Sinne auch die örtliche Zuständigkeit.
Nicht geregelt wird im VE Verfahren 2003 die administrative Aufsicht. Diesbezüglich
wird vorgesehen, dass der Bundesrat Vorschriften zu erlassen habe (Art. 396 Abs. 3,
398 Abs. 3 und 444 Abs. 3 VE ZGB 2003).
Der VE Verfahren 2003 strebt für beide kantonalen Instanzen eine möglichst «schlanke»,
einfach zu handhabende Verfahrensordnung an. Einziges Rechtsmittel soll von Bundesrechts
wegen die Beschwerde sein.
Systematisch gliedert sich der VE Verfahren 2003 in sieben Kapitel: 1. Geltungsbereich
(Art. 1), 2. Zuständigkeit und Ausstand (Art. 2–13), 3. Gemeinsame Verfahrensbestimmungen
für die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde sowie die gerichtliche Aufsichtsbehörde
(Art. 14–22), 4. Verfahren vor der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
(Art. 23–44), 5. Beschwerdeverfahren vor der gerichtlichen Aufsichtsbehörde (Art. 45–56),
6. Vollstreckung (Art. 57) und 7. Schlussbestimmungen (Art. 58–60).
L’avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant les autorités de
protection de l’enfant et de l’adulte
En se basant sur le droit constitutionnel révisé, la commission d’experts s’est prononcée,
dans le cadre de l’AP CC 2003, en faveur d’une loi fédérale spécifique pour les questions de
procédure devant les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte. De cette manière, la
protection juridique de la personne devrait être améliorée non seulement en droit matériel,
mais aussi grâce à une procédure unifiée. L’AP procédure 2003 représente le complément
procédural de l’AP CC 2003 et découle en particulier des art. 443 et 444 AP CC 2003. Il présuppose
la révision du droit matériel.
A côté de la procédure au sens étroit, l’AP procédure 2003 règle la compétence territoriale.
La surveillance administrative n’est pas réglée dans l’AP 2003. A cet égard, il est prévu que
le Conseil fédéral adopte des dispositions (Art. 396 al. 3, 398 al. 3 et 444 al. 3 AP CC 2003).
L’AP CC 2003 cherche à réaliser pour les deux instances cantonales une procédure qui soit
dans la mesure du possible «réduite au strict minimum» et simple à manier. Certains moyens
de droit doivent, en vertu du droit fédéral, revêtir la forme du recours.
D’un point de vue systématique, l’AP procédure 2003 est subdivisé en 7 chapitres: champ
d’application (art. 1), compétence et récusation (art. 2–13), dispositions communes à la procédure
devant les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte (art. 23–44), procédure de
recours devant l’autorité judiciaire de surveillance (art. 45–56), exécution (art. 57) et dispositions
finales (art. 58–60).
236
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
L’avamprogetto per una legge federale sulla procedura dinanzi all’autorità di
protezione dei minori e degli adulti
La Commissione d’esperti nell’AP CC 2003 si è pronunciata per l’emanazione da parte del
Consiglio federale di una sua legge di procedura. Con ciò la protezione giuridica degli implicati
sarà migliorata non solo per ciò che concerne il diritto materiale, ma anche perché le
procedure saranno unificate. L’AP proc/durale 2003 comprende il complemento di diritto
procedurale dell’AP CC 2003 e si riferisce in particolare agli art. 443 e 444 AP CC 2003.
E’ ritenuta come condizione la revisione del diritto materiale.
L’AP proc/durale 2003 regola, con le procedure, anche la competenza territoriale. Non sarà
regolata nell’avanprogetto in questione la sorveglianza amministrativa. A questo proposito
è previsto che il Consiglio federale emanerà particolari prescrizioni (art. 396 cpv. 3, 398
cpv. 3 e 444 lett. 3 AP CC 2003)
L’AP proc/durale 2003 cerca di stabilire per entrambe le istanze cantonali un ordine procedurale
agile e di semplice impiego. Unico rimedio di diritto secondo il diritto federale sarà il
ricorso.
La sistematica del testo dell’AP proc/durale 2003 si estende su sette capitoli: 1. Campo d’applicazione
(art. 1), 2. Competenza e ricusazione (art. 2–13), 3. Prescrizioni procedurali comuni
per le autorità di protezione dei minori e degli adulti e autorità giudiziaria di sorveglianza
(art. 14–22), 4. Procedura davanti alle autorità di protezione dei minori e degli
adulti (art. 23–44), 5. Procedura di ricorso davanti all’autorità giudiziaria di sorveglianza
(art. 45–56, 6. esecuzione (art. 57) e 7. Disposizioni finali (art. 58–60).
I. Ausgangslage
1.1. Bekanntlich sind im geltenden Vormundschaftsrecht nach der traditionellen
Aufgabenteilung grundsätzlich der Bund für das materielle Recht und die
Kantone für das Verfahrensrecht zuständig. Indessen enthält das ZGB zahlreiche
bundesrechtliche Bestimmungen über das Verfahren und die Zuständigkeit. 1
Diese werden nach herrschender Auffassung stets als zulässig erachtet, soweit sie
zur Durchsetzung des materiellen Rechts unerlässlich sind. Bis heute hat kein
Kanton für den Bereich des Vormundschaftsrechts ein spezifisches und umfassendes
Verfahrensgesetz erlassen. Zum Teil wird auf eine sinngemässe Anwendung
der kantonalen Zivilprozessordnung verwiesen. Zum Teil wird das Verwaltungsverfahren
für anwendbar erklärt. Weder das Zivilprozessrecht noch das
Verwaltungsverfahrensrecht tragen jedoch den besonderen Bedürfnissen der
hoheitlichen Fürsorge hinreichend Rechnung. Der heutige Rechtszustand wird
deshalb als unbefriedigend erachtet. 2
1.2. Im Laufe der Vorarbeiten zur Revision des Vormundschaftsrechts wurde
bezüglich Verfahren und Zuständigkeit zunächst am grundsätzlichen Konzept
des geltenden Rechts festgehalten. Durch die auf 1. Januar 2000 in Kraft gesetzte
Revision der Bundesverfassung vom 18. Dezember 1998 und die darauf folgende
1
Vgl. z.B. Art. 373 ff., 376 ff., 396 f., 397b, 397e f. ZGB, ferner Art. 314 ff. ZGB.
2
Vgl. Begleitbericht zum VE Verfahren 2003, Ziff. 1.1.1, ferner auch Begleitbericht zum VE ZPO
CH, S. 20.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
237

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
Justizreform vom 12. März 2000 3 ist jedoch eine bedeutsame Änderung eingetreten.
Nach Art. 29a BV-Justizreform hat künftig jede Person bei Rechtsstreitigkeiten
Anspruch auf Beurteilung durch eine richterliche Behörde. Bund und
Kantone können durch Gesetz die richterliche Beurteilung nur in Ausnahmefällen
ausschliessen. Sodann begründet Art. 122 Abs. 1 BV-Justizreform für die Gesetzgebung
nicht mehr nur auf dem Gebiet des Zivilrechts sondern neu auch des
Zivilprozessrechts eine Bundeskompetenz. 4 Ein vom Bundesamt für Justiz eingeholtes
Verfassungsgutachten kommt zum Schluss, dass der Bund aufgrund der
revidierten Verfassung auch zuständig ist, das Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
zu regeln. 5
1.3. Für das bundesrechtlich neu vorgeschriebene Verfahren im Kindes- und
Erwachsenenschutzrecht wären sowohl eine Regelung im Rahmen der künftigen
schweizerischen Zivilprozessordnung als auch im Rahmen eines eigenständigen
Verfahrensgesetzes denkbar. Im Gerichtsstandsgesetz vom 24. März 2000 hat der
Bundesgesetzgeber den Bereich des Kindesschutzes und des Vormundschaftsrechts
ausdrücklich ausgeklammert. 6 Im Zusammenhang mit der 1999 begonnenen
Ausarbeitung eines Vorentwurfs für die Schweizerische Zivilprozessordnung
wurde die Frage geprüft, inwieweit es tunlich wäre, die Regelung des Verfahrens
für das Kindes- und Erwachsenenschutzrecht in diesem Gesetz zu integrieren.
Die Expertenkommission ZPO liess indessen in ihrem Vorentwurf vom Juni
2003 die bisherige Bestimmung von Art. 373 ZGB bewusst unberührt und verwies
darauf, dass bei der Totalrevision des Vormundschaftsrechts erörtert werde,
inwieweit und wie das Verfahren zu vereinheitlichen sei. 7 Die Expertenkommission
für die Gesamtrevision des Vormundschaftsrechts hat sich in der Folge auf
der neuen verfassungsrechtlichen Grundlage dafür ausgesprochen, dass die Kindes-
und Erwachsenenschutzbehörde als interdisziplinär zusammengesetztes
Fachgericht konstituiert werden soll 8 und die örtliche Zuständigkeit sowie das
Verfahren nicht mehr im revidierten ZGB, sondern in einem neu zu schaffenden
Bundesgesetz zu regeln sind. 9
II.
Die Einordnung des Vorentwurfs im künftigen Recht
2.1. Der Vorentwurf zum Verfahrensgesetz (VE Verfahren 2003) knüpft streng
an den Vorentwurf der Expertenkommission zum materiellen Recht (VE ZGB
2003) an. Er setzt die Revision des materiellen Rechts voraus und soll die ver-
3
BB über die Reform der Justiz vom 8. Oktober 1999, teilweise in Kraft seit 1. April 2003; AS 2002,
3148 ff.
4
Die Art. 29a und 122 BV-Justizreform sollen erst auf einen spätern Zeitpunkt in Kraft gesetzt werden;
AS 2002, 3150.
5
Vgl. das in diesem Heft, S. 188 ff. veröffentlichte Gutachten von Christoph Auer.
6
Art. 1 Abs. 2 lit. a GestG.
7
Begleitbericht zum VE ZPO CH, Juni 2003, S. 20.
8
Vgl. dazu auch hinten, Ziff. 2.1.
9
Art. 443 Abs. 1–3 VE ZGB 2003; Bericht 2003, Ziff. 1.4.8 und 2.4.1, S. 118 ff. und 78 ff.
238
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
fahrensrechtliche Ergänzung des im revidierten ZGB geregelten materiellen
Kindes- und Erwachsenenschutzrechts enthalten. 10 Mit diesem Vorgehen wird –
ähnlich wie im Vorentwurf der schweizerischen Zivilprozessordnung (VE ZPO
CH) – bezweckt, die verfahrensrechtlichen Bestimmungen weitgehend aus dem
ZGB herauszuhalten und in einem eigenen Gesetz unterzubringen. 11 Deshalb
übernimmt der VE Verfahren 2003 auch konsequent die Begriffe des VE ZGB
2003. 12 An die Stelle der bisherigen Vormundschaftsbehörde tritt beispielsweise
grundsätzlich die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde. 13 Diese wird in einzelnen
Bestimmungen des VE Verfahren 2003 auch nur als Kindesschutzbehörde
bzw. als Erwachsenenschutzbehörde bezeichnet, wenn allein deren spezifische
Funktionen in Frage stehen. Die generelle Bezeichnung «Behörde» wird dagegen
verwendet, wenn sich aus dem Gesetzestext ergibt, dass die bereits genannte
Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde gemeint ist, oder – falls dies nicht zutrifft
– wenn die entsprechende Bestimmung sowohl auf die Kindes- und Erwachsenschutzbehörde
als auch die Aufsichtsbehörde Anwendung findet. 14
2.2. Im Kindes- und Erwachsenenschutzrecht wird indessen die Trennung des
materiellen Rechts vom zugehörigen Verfahrensrecht nicht vollständig durchgeführt.
Aus Gründen der Praktikabilität bei der Handhabung des revidierten
ZGB hat sich die Expertenkommission im VE ZGB 2003 dafür ausgesprochen,
gewisse verfahrensrechtliche Bereiche weiterhin im ZGB zu belassen. Dies gilt
in erster Linie für das Verfahren bei der ärztlich angeordneten fürsorgerischen
Unterbringung. 15 Hier erscheint es zweckmässig, für diese besonderen Entscheidträgerinnen
und -träger (Ärztinnen und Ärzte sowie Beiständinnen und
Beistände) die materiell-rechtlichen und die einschlägigen verfahrensrechtlichen
Bestimmungen im gleichen Gesetz festzuhalten. 16
2.3. Das Kindes- und Erwachsenenschutzrecht erfordert nach der Natur der
Sache ein besonders zugeschnittenes und ausgestaltetes Verfahrensrecht, welchem
das klassische Zivilprozessrecht nicht in allen Teilen gerecht werden kann.
Aus Gründen der Zweckmässigkeit, der Vereinfachung aber auch der Rechtseinheit
ist es jedoch angezeigt, im Verfahrensgesetz dann punktuell auf einzelne Bestimmungen
der schweizerischen Zivilprozessordnung zu verweisen, wenn keine
Unterschiede bestehen oder solche von bloss untergeordneter Bedeutung sind. 17
Bei der Füllung allfälliger Lücken wird sich angesichts der Nähe zur ZPO immer
10
Zum Verfahren i.w.S. gehört auch die örtliche Zuständigkeit. Art. 443 Abs. 3 VE ZGB 2003.
11
Vgl. Begleitbericht zum VE ZPO CH, Juni 2003, S. 10, wo von «Entschlackung» des materiellen
Bundesprivatrechts von zivilprozessualen Bestimmungen die Rede ist, vgl. ferner Bericht 2003,
Ziff. 2.4.1, S. 79.
12
Begleitbericht zum VE Verfahren 2003, Ziff.1.3.5, S. 8.
13
Art. 443 Abs. 1 und 2 VE ZGB 2003; Bericht 2003, Ziff. 1.4.8.3 und 2.4.1, S. 19 f. und 79.
14
Begleitbericht zum VE Verfahren 2003, Ziff. 1.3.5, S. 8.
15
Art. 416 ff. VE ZGB 2003.
16
Vgl. auch Begleitbericht VE Verfahren 2003, Ziff. 1.2.2, S. 5.
17
Vgl. Art. 13 (betr. Ausstand), Art. 21 (betr. Zustellungen und Fristen), Art. 27 Abs. 2 Ziff. 2 (betr.
Zeugenaussagen) VE Verfahren 2003, sowie Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 14, 17, 21.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
239

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
dann eine Heranziehung von zivilprozessualen Bestimmungen aufdrängen,
wenn der Zweck des Verfahrens dies nicht ausschliesst. 18
III. Leitlinien des Vorentwurfs
3.1. Nach Art. 122 Abs. 2 BV-Justizreform sind für die Organisation der Gerichte
und die Rechtsprechung in Zivilsachen die Kantone zuständig, soweit das
Gesetz nichts anderes vorsieht. Damit erhält der Bund eine Grundlage, um gegebenenfalls
in die kantonale Gerichtsorganisation einzugreifen. Da an der kantonalen
Zuständigkeit für die Gerichtsorganisation aber nichts Grundsätzliches
geändert werden sollte, ist diese Bundeskompetenz eng auszulegen. Der Bund
soll demnach nur eingreifen, wenn dies für die Anwendung eines vereinheitlichten
Verfahrensrechts notwendig ist. 19 Dies wird in Art. 443 und 444 VE ZGB
2003 vorausgesetzt. 20 Die Belange des Kindesschutzes und diejenigen des Erwachsenenschutzes
sollen von der gleichen Behörde wahrgenommen werden. 21
Es werden zwei kantonale Instanzen vorgeschrieben. 22
3.1.1. Für die erste Instanz, die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde, verlangt
Art. 443 Abs. 1 VE ZGB 2003 ein interdisziplinär zusammengesetztes Fachgericht.
Dieses tritt an die Stelle der bisherigen Vormundschaftsbehörde und
trifft die ihm vom Gesetz übertragenen gerichtlichen Entscheidungen. Ausserdem
hat es auch administrative Funktionen wahrzunehmen. 23 Damit wird eine
von der Fachwelt als notwendig erachtete Professionalisierung angestrebt und
begünstigt. 24
3.1.2. Zweite kantonale Instanz ist die Aufsichtsbehörde. 25 Künftig soll den
Kantonen nicht mehr gestattet sein, eine zweistufige Aufsicht vorzusehen. Vielmehr
ist eine einzige Aufsichtsbehörde, deren Zuständigkeit das ganze Kantonsgebiet
umfasst, einzusetzen. 26 Soweit die Aufsichtsbehörde über Rechtsmittel gegen
Entscheidungen der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zu befinden
hat, muss sie von Bundesrechts wegen als (zweitinstanzliches) Gericht konstituiert
sein. 27 Im Übrigen sind jedoch die Kantone frei, die Aufsichtsbehörden zu organisieren
und auch eine gleichsam horizontale Aufgliederung der übrigen aufsichtsbehördlichen
Funktionen, welche nicht die Beurteilung von Beschwerden
betreffen, vorzunehmen. Entsprechend dieser im VE ZGB 2003 getroffenen Regelung
wird im VE Verfahren 2003 konsequent zwischen den Aufgaben der ge-
18
Vgl. Begleitbericht VE Verfahren 2003, Ziff. 1.2.3, S. 6.
19
Vgl. Gutachten Ch. Auer, S. 188 ff.
20
Bericht 2003, Ziff. 1.4.8, S. 18 ff. und Ziff. 2.4.1, S. 78 ff.
21
Art. 443 Abs. 1 und 2 VE ZGB 2003.
22
Art. 443 und 444 VE ZGB 2003.
23
Z.B. Art. 445 VE ZGB 2003.
24
Vgl. Bericht 2003, Ziff. 1.4.8, S. 18 ff. und Ziff. 2.4.1, S. 78 ff.
25
Art. 444 VE ZGB 2003.
26
Bericht 2003, Ziff. 2.4.1 zu Art. 444, S. 79 f.
27
Art. 444 Abs. 2 VE ZGB 2003; Bericht 2003, S. 79 mit Hinweis auf BGE 118 Ia 473.
240
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
richtlichen und der administrativen Aufsichtsbehörde unterschieden. 28 Den Kantonen
ist es anheimgestellt, diese Aufgaben entweder ausschliesslich einem kantonalen
Gericht (welches sowohl die gerichtliche als auch die administrative Aufsicht
ausübt) oder aber teilweise einem kantonalen Gericht (gerichtliche
Aufsichtsbehörde) und teilweise einer kantonalen Verwaltungsbehörde (administrative
Aufsichtsbehörde) zuzuweisen.
3.1.3. Gegenstand des VE Verfahren 2003 ist das Verfahren 29 vor der Kindesund
Erwachsenenschutzbehörde sowie vor der gerichtlichen Aufsichtsbehörde.
Durch Vereinheitlichung des Verfahrens soll ein verbesserter Rechtsschutz erzielt
werden. 30 Für die rein administrative Aufsicht – aufsichtsrechtliche Funktionen
der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde einerseits und Funktionen der
administrativen Aufsichtsbehörde anderseits – wird der Bundesrat besondere
Bestimmungen erlassen. 31
3.2. Anders als im bisherigen Recht soll das revidierte ZGB keine Bestimmungen
über die örtliche Zuständigkeit mehr enthalten. Der VE Verfahrensrecht
2003 sieht im 2. Kapitel eine umfassende Regelung vor. 32
3.3. Im Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes spielt der Schutz der
Grundrechte eine zentrale Rolle. Dieser Umstand erfordert bei der Gestaltung des
Verfahrens besondere Beachtung. Daneben hat ein Verfahrensgesetz aber auch
darauf Rücksicht zu nehmen, dass im Kindes- und Erwachsenenschutzrecht eine
Vielfalt von unterschiedlichen Verfahren besteht. Nebst den besonders sensiblen
Bereichen der Anordnung von Beistandschaften mit Beschränkung der Handlungsfähigkeit,
den Fällen fürsorgerischer Unterbringung und den Entscheidungen
in Kinderbelangen (z.B. betreffend elterliche Sorge oder Anordnung von Kindesschutzmassnahmen),
die einer detaillierten und umfassenden Verfahrensordnung
bedürfen, fallen Verfahren in sehr grosser Zahl an, welche auf einfache und unbürokratische
Weise erledigt werden können und sollen. Hier ist eine geringere
Regelungsdichte vorzuziehen und der Gestaltungsfreiheit des Gerichts mehr
Raum zu geben. Der VE Verfahren 2003 strebt eine möglichst «schlanke», einfach
zu handhabende Verfahrensordnung an, welche einerseits dem rechtsstaatlichen
Anliegen einer strengen Beachtung der Grundrechte der betroffenen Personen in
den als besonders sensiblen einzustufenden Verfahren gerecht zu werden vermag,
anderseits aber auch eine ökonomische und effiziente Erledigung der Vielzahl der
weniger delikaten Fälle ermöglichen soll. Diese beiden Ziele mit einander in Einklang
zu bringen, dürfte sich oft als schwierige Gratwanderung erweisen.
3.4. Wie das erstinstanzliche Verfahren soll auch das Rechtsmittelverfahren
möglichst unkompliziert, verständlich und überblickbar ausgestaltet werden.
28
Begleitbericht VE Verfahren 2003, Ziff. 1.3.1, S. 7.
29
Dazu gehört auch die Regelung der Zuständigkeit, vgl. vorn Anm. 10.
30
Begleitbericht VE Verfahren 2003, Ziff. 1.1.2, S. 3.
31
Vgl. dazu hinten Ziff. V.
32
Art. 443 Abs. 3 VE ZGB 2003. Vgl. dazu hinten Ziff. 4.2.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
241

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
Der VE Verfahren 2003 sieht deshalb eine einheitliche Regelung vor, die
grundsätzlich für alle Verfahren in gleicher Weise Anwendung finden soll. Einziges
Rechtsmittel soll von Bundesrechts wegen die Beschwerde sein. 33
IV. Systematik und kurzer Überblick über den Inhalt
des VE Verfahren 2003
Der VE Verfahren 2003 gliedert sich in sieben Kapitel:
4.1. Das erste Kapitel besteht aus dem Art. 1 und ist der Festlegung des Geltungsbereichs
gewidmet. Dabei werden die Art. 443 und 444 VE ZGB 2003
präzisiert. Geregelt wird das Verfahren in Angelegenheiten, die nach den Bestimmungen
des Bundesrechts in die Zuständigkeit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
sowie der gerichtlichen Aufsichtsbehörde fallen, mithin das
Verfahren vor den beiden kantonalen gerichtlichen Instanzen. Nicht nach Bundesrecht,
sondern nach kantonalem Recht richten sich Zuständigkeit und Verfahren
für die Errichtung eines Vorsorgeauftrages 34 sowie das Verfahren für die
Geltendmachung und Beurteilung von Verantwortlichkeitsansprüchen. 35 Keine
Anwendung findet das Gesetz sodann auf andere Verfahren, welche vom Bundesrecht
der nach kantonalem Recht zuständigen Behörde zugewiesen werden 36 ,
und zwar auch dann nicht, wenn das kantonale Recht hiefür die Zuständigkeit
der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde vorgesehen hat. Für solche kantonal-rechtlichen
Aufgaben bleiben Zuständigkeit und Verfahren der bisherigen
Behörden grundsätzlich erhalten. Schliesslich untersteht der öffentlich-rechtliche
Jugendschutz weiterhin dem kantonalen öffentlichen Recht. Der in Art. 1
Abs. 2 VE Verfahren 2003 erwähnte Vorbehalt von Staatsverträgen ist deklaratorischer
Natur und versteht sich aufgrund des völkerrechtlichen Primates von
selbst.
4.2. Das zweite Kapitel ist der Regelung der Zuständigkeit und des Ausstands
gewidmet. Einen relativ breiten Raum nehmen die in drei Abschnitte unterteilten
Vorschriften über die Zuständigkeit ein:
4.2.1. Der erste Abschnitt 37 enthält allgemeine Bestimmungen über die Prüfung
der Zuständigkeit, Streitigkeiten um die Zuständigkeit und Kompetenzkonflikte
zwischen Behörden.
4.2.2. Im zweiten Abschnitt 38 erfährt die örtliche Zuständigkeit eine detaillierte
Regelung.
33
Vgl. auch hinten Ziff. 4.5. und Begleitbericht VE Verfahren 2003, Ziff. 1.3.4, S. 8.
34
Art. 361 VE ZGB 2003.
35
Art. 451–455 VE ZGB 2003; vgl. dazu auch Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 9.
36
Art. 54 SchlTZGB; vgl. z.B. im Erbrecht Art. 551 ZGB.
37
Art. 2–4 VE Verfahren 2003.
38
Art. 5–10 VE Verfahren 2003.
242
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
4.2.3. Der dritte Abschnitt 39 befasst sich mit der sachlichen Zuständigkeit und
dem Ausstand. In Art. 11 VE wird Art. 1 Abs. 1 VE Verfahren 2003 ergänzt und
zudem Art. 443 Abs. 1 VE ZGB 2003 präzisiert. Es wird der Grundsatz festgehalten,
wonach die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde – nach Art. 443
Abs. 1 VE ZGB 2003 von Bundesrechts wegen ein interdisziplinär zusammengesetztes
Fachgericht – ihren Entscheid als Kollegialbehörde fällt, welcher mindestens
drei Mitglieder angehören. In Art. 12 VE Verfahren 2003 werden in beschränktem
Masse Ausnahmen vom erwähnten Grundsatz gestattet. Für die in
Abs. 2 abschliessend aufgezählten Geschäfte ist ein Einzelmitglied der Kindesund
Erwachsenenschutzbehörde sachlich zuständig, soweit nicht das kantonale
Recht auch hiefür die kollegiale Zuständigkeit vorsieht. Beim Katalog von
Art. 12 Abs. 2 Ziffern 1–18 handelt es sich um Geschäfte, die meist nichtstreitiger
Natur sind oder teilweise viel Ähnlichkeit mit Entscheidungen aufweisen, die im
Bereiche der Zivilgerichtsbarkeit wegen ihrer Dringlichkeit oder aus anderen
Gründen in der Regel dem summarischen Verfahren zugeordnet werden. Eine
Ausdehnung der einzelrichterlichen Zuständigkeit ist ausgeschlossen. Für den
Ausstand der Mitglieder der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde und der
gerichtlichen Aufsichtsbehörde verweist Art. 13 VE Verfahren 2003 auf die
Art. 43–45VE ZPO CH.
4.3. Im dritten Kapitel legt der VE Verfahren 2003 gemeinsame Verfahrensbestimmungen
für die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde sowie die gerichtliche
Aufsichtsbehörde fest. Es handelt sich dabei um Normen und Rechtsgrundsätze
von allgemeiner und grundlegender Bedeutung. Diese ergeben sich
zum Teil direkt aus dem Verfassungsrecht, werden indessen im Gesetz wegen ihrer
besonderen Wichtigkeit für den Kinder- und Erwachsenenschutz bewusst
wiederholt. 40 Zum anderen handelt es sich um elementare Normen, welche generell
den ordnungsgemässen Verfahrensablauf regeln 41 und die Verwirklichung
des materiellen Rechts garantieren sollen. 42
4.4. Das vierte Kapitel befasst sich sodann im Einzelnen mit dem Verfahren
vor der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde. Es gliedert sich in zwei Abschnitte.
4.4.1. Der erste Abschnitt 43 regelt das Verfahren im Allgemeinen und bildet damit
auch Grundlage für alle Verfahren. 44 Der Rechtsschutz jeder Person erfor-
39
Art. 11–13 VE Verfahren 2003.
40
Art. 16, 18 und 20 VE Verfahren 2003.
41
Art. 17, 19 und 21 VE Verfahren 2003.
42
Art. 14, 15 und 22 VE Verfahren 2003.
43
Art. 23–37 VE Verfahren 2003.
44
Die Regelung orientiert sich am Kernbereich des Kindes und Erwachsenenschutzes, der Anordnung
von Kindesschutzmassnahmen und Beistandschaften. Sie gilt aber mutatis mutandis grundsätzlich
auch für andere, von der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zu behandelnde Verfahren
wie z.B. Prüfung und Genehmigung von periodischen Berichten und Rechnungen bzw.
Schlussbericht und Schlussrechnung (Art. 414 VE ZGB 2003). Es wurde bewusst darauf verzichtet,
für solche Verfahren eine besondere gesetzliche Regelung vorzusehen. Anders verhält es sich
beim Verfahren der fürsorgerischen Unterbringung. Vgl. dazu hinten Ziffer 4.4.2.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
243

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
dert, dass Klarheit darüber besteht, ob und wann ein sie betreffendes Verfahren
in Gang gesetzt wurde. Der VE Verfahren 2003 definiert deshalb die Rechtshängigkeit
in einer eigenen Norm. 45 Das Institut der Vorabklärung bezweckt eine
Vereinfachung des Verfahrens, indem auf unbürokatische Weise möglichst rasch
darüber Klarheit erlangt wird, ob ein rechtshängig gewordenes Verfahren weiterzuführen
oder einzustellen ist. 46 Für den Gang des Verfahrens im Zentrum
steht die Bestimmung über die Verfahrensleitung und Instruktion. Verfahrensleitung
und Instruktion können einem Mitglied der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
übertragen werden. 47 Der Entscheid liegt jedoch bei der Kollegialbehörde.
48 Eine besondere gesetzliche Regelung erfahren vorsorgliche
Anordnungen 49 , die Mitwirkungspflicht 50 , die persönliche Anhörung 51 sowie die
Verfahrensbeistandschaft. 52 Die Bemessung und Verteilung der Verfahrenskosten
ist kantonalrechtlich zu regeln.Von Bundesrechts wegen dürfen jedoch keine
Kostenvorschüsse verlangt und Minderjährigen keine Verfahrenskosten auferlegt
werden. Die übrigen betroffenen Personen dürfen mit Verfahrenskosten –
ausser bei mutwilligem oder leichtfertigem Verhalten – nur dann belastet werden,
wenn sie sich in günstigen finanziellen Verhältnissen befinden. 53 Parteientschädigungen
sollen in der Regel nicht zugesprochen werden. 54
4.4.2. Der zweite Abschnitt umfasst ergänzende Verfahrensbestimmungen
über die fürsorgerische Unterbringung. Hier wird eingangs als Grundsatz festgehalten,
dass die Bestimmungen des ersten Abschnitts Anwendung finden, soweit
nichts Abweichendes statuiert wird. 55 Nur dort, wo die allgemeinen Verfahrensbestimmungen
den Besonderheiten der fürsorgerischen Unterbringung nicht zu
genügen vermögen, gelangen die Sonderregeln des zweiten Abschnitts zur Anwendung.
56 Geregelt wird indessen einzig das Verfahren vor der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde,
nicht auch jenes vor den ärztlichen Instanzen. Dort
gelten eigene Bestimmungen im VE ZGB 2003. 57 Die besondere Regelung des
45
Art. 23 VE Verfahren 2003.
46
Art. 24 VE Verfahren 2003. Vgl. dazu auch Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 19.
47
Art. 25 VE Verfahren 2003. Vgl. dazu auch Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 19 f.
48
Art. 25 Abs. 2 VE Verfahren 2003. Nach Art. 35 Abs. 2 VE Verfahren 2003 sind Entscheide auf
dem Zirkularweg zulässig, sofern Einstimmigkeit besteht.
49
Art. 26 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 20.
50
Art. 27–29 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 21 ff.
51
Art. 31 f. VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 23 f.
52
Art. 30 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 23.
53
Art. 33 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 25.
54
Art. 34 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 25 f.
55
Art. 38 VE Verfahrensrecht 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 27.
56
Diese kommen für alle Erscheinungsformen in Frage. Der VE ZGB 2003 unterscheidet zwischen
der Unterbringung zur Behandlung oder Betreuung (Art. 416) und der Unterbringung zur Abklärung
(Art. 417). Sodann enthält er besondere Vorschriften über die Entlassung (Art. 418 und
422) sowie über die Zurückbehaltung von Personen, die zunächst freiwillig in eine Einrichtung
eingetreten sind (Art. 419). Vgl. dazu auch Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 27.
57
Vgl. vorn Ziff. 2.2.
244
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
zweiten Abschnitts betrifft insbesondere die Verfahrensbeistandschaft 58 , die persönliche
Anhörung der betroffenen Person 59 , die Zurückbehaltung von freiwillig
Eingetretenen 60 , die Behandlung einer psychischen Störung 61 und die periodische
Überprüfung einer fürsorgerischen Unterbringung. 62
4.5. Das fünfte Kapitel ist dem Beschwerdeverfahren vor der gerichtlichen
Aufsichtsbehörde gewidmet. Diese Bestimmungen gelten für alle Verfahrensarten.
Im Gegensatz zur Regelung des erstinstanzlichen Verfahrens werden im
Rechtsmittelverfahren für die Fälle fürsorgerischer Unterbringung – abgesehen
von der Reglung über die aufschiebende Wirkung und die Rückweisung 63 – keine
besonderen Vorschriften vorgesehen. Die Rechtsmittelbestimmungen finden jedoch
keine Anwendung auf die Anfechtungen von Entscheiden und von Anordnungen
der ärztlichen Instanzen, für welche nach dem VE ZGB 2003 – im Sinne
einer gerichtlichen Überprüfung – die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
angerufen werden kann. 64 Auch im Rechtsmittelverfahren wird auf die allgemeinen
Verfahrensbestimmungen vor der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
verwiesen, welche sinngemäss Anwendung finden sollen. 65 Wie erwähnt kennt
der VE Verfahren 2003 nur ein einziges Rechtsmittel, die Beschwerde. 66 Sie ist
ein devolutives Rechtsmittel, d.h. mit der Anfechtung geht das Verfahren mit den
vollständigen Akten auf die gerichtliche Aufsichtsbehörde als Rechtsmittelinstanz
über. Die Beschwerde ist sodann ein vollkommenes Rechtsmittel. Der erstinstanzliche
Entscheid wird – im Rahmen der Anfechtung – in tatsächlicher
und rechtlicher Hinsicht umfassend überprüft und neu beurteilt. 67 Der Beschwerde
kommt grundsätzlich aufschiebende Wirkung zu, doch kann ihr der
Suspensiveffekt entzogen werden. 68 Sie kann deshalb – in Anlehnung an die Zivilprozessrechtslehre
– insoweit als ordentliches Rechtsmittel bezeichnet werden.
Im Falle der fürsorgerischen Unterbringung kommt jedoch der Beschwerde
nur dann aufschiebende Wirkung zu, wenn dies ausdrücklich angeordnet wird. 69
Insoweit hat sie den Charakter eines ausserordentlichen Rechtsmittels. Anfechtungsobjekt
sind Entscheide sowie Anordnungen über vorsorgliche Massnahmen
der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde, ferner bestimmte verfahrens-
58
Art. 40 VE Verfahren 2003 (Abweichung gegenüber Art. 30); Begleitbericht VE Verfahren 2003,
S. 28.
59
Art. 41 VE Verfahren 2003 (Abweichung gegenüber Art. 31); Begleitbericht VE Verfahren 2003,
S. 28 f.
60
Art. 42 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 29.
61
Art. 43 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 29 f.
62
Art. 44 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 30.
63
Art. 50 und 55 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 34 und S. 36.
64
Vgl. Art. 390, 407, 430 und 440 VE ZGB 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 27 Ziff. 2.4.2
(vor Art. 38) und S. 31.
65
Art. 56 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 37.
66
Vgl. vorn Ziff. 3.4.
67
Art. 46 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 32.
68
Art. 56 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 37.
69
Vgl. Anm. 66.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
245

ZVW 5/2003
Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
leitende Verfügungen. 70 Die Beschwerdefrist beträgt bei Entscheiden 20 Tage,
bei verfahrensleitenden Verfügungen und bei vorsorglichen Massnahmen 10
Tage. 71 Wegen Rechtsverweigerung oder Rechtsverzögerung kann jederzeit bei
der gerichtlichen Aufsichtsbehörde Beschwerde geführt werden. 72 Zur Beschwerde
befugt sind die betroffenen Personen, nahe stehende Personen sowie
Personen, die ein rechtliches Interesse an der Aufhebung oder Änderung des angefochtenen
Entscheids haben. 73 Der Gang des Beschwerdeverfahrens wird im
VE Verfahren 2003 nur knapp umschrieben. 74 Grundsätzlich ist das Verfahren
schriftlich, doch kann die gerichtliche Aufsichtsbehörde von Amtes wegen oder
auf Antrag einer beteiligten Person auch eine mündliche Verhandlung anordnen.
75 Die gerichtliche Aufsichtsbehörde hat der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
Gelegenheit zur Vernehmlassung einzuräumen. Dann besteht die
Besonderheit, dass die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde in einem solchen
Falle, statt eine Vernehmlassung einzureichen, wiedererwägungsweise neu
entscheiden kann. 76 Abweichend vom erstinstanzlichen Verfahren können im
Rechtsmittelverfahren von der gerichtlichen Aufsichtsbehörde nach Ermessen
Parteientschädigungen zugesprochen werden. 77 Die gerichtliche Aufsichtsbehörde
kann den angefochtenen Entscheid bestätigen, neu entscheiden oder
die Sache an die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zurückweisen, sofern
der Sachverhalt in wesentlichen Teilen zu vervollständigen ist und es sich nicht
um einen Entscheid im Zusammenhang mit einer fürsorgerischen Unterbringung
handelt. 78
4.6. Das sechste Kapitel umfasst einen einzigen Artikel und regelt die Vollstreckung
der erst- und zweitinstanzlichen Entscheide, welche nach dem Verfahrensgesetz
ergangen sind. 79 Darunter fällt auch der Vollzug der in den ehe- und
scheidungsrechtlichen Verfahren angeordneten Kindesschutzmassnahmen, mit
welchem künftig die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zu betrauen ist. 80
Die Vollstreckung einer notwendigen Massnahme kann von der urteilenden
Behörde im zu vollstreckenden Entscheid angeordnet werden. Falls dies nicht geschieht,
hat die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde im Bedarfsfalle gestützt
auf Art. 12 Ziffer 18 VE Verfahren 2003 eine Vollstreckungsregelung zu erlassen. 81
70
Art. 45 Abs. 1 und 2 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 31 f. Verfahrensleitende
Verfügungen sind zudem generell mit Beschwerde anfechtbar, wenn durch sie ein nicht
wiedergutzumachender Nachteil droht oder wenn damit ein bedeutender Aufwand erspart werden
kann; Art. 45 Abs. 3 VE Verfahren 2003.
71
Art. 46 Abs. 2 und 3 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 32.
72
Art. 47 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 32 f.
73
Art. 48 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 33.
74
Art. 49 ff. VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 34 ff.
75
Art. 49, 51 und 53 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 34 ff.
76
Art. 52 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 35.
77
Art. 54 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 36.
78
Art. 55 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 36.
79
Art. 57 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 37.
80
Art. 315a Abs. 1 VE ZGB 2003.
81
Art. 57 Abs. 2 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 37.
246
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Steck, Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren ZVW 5/2003
4.7. Das siebte Kapitel enthält schliesslich die Schlussbestimmungen. Hängige
Verfahren werden mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von der neu zuständigen
Behörde weitergeführt, wobei das neue Verfahrensrecht Anwendung findet. 82
Bei bestehenden Massnahmen sind mit dem Inkrafttreten des Gesetzes die Akten
unverzüglich der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde zu übergeben. 83
Von einem Arzt oder einer Ärztin nach bisherigem Recht für psychisch kranke
Personen zeitlich unbefristet angeordnete fürsorgerische Freiheitsentziehungen
bleiben bestehen, sind aber spätestens sechs Monate nach Inkrafttreten des
neuen Rechts im Sinne von Art. 425 Abs. 1 VE ZGB 2003 zu überprüfen. 84 Befristete
altrechtliche ärztliche Einweisungen fallen hingegen nach Ablauf der
Frist dahin, wenn sie nicht durch die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
bestätigt werden. 85 In Art. 60 VE Verfahren 2003 sind sodann noch einzelne Bestimmungen
des OG mit dem neuen Recht in Einklang zu bringen. 86
V. Schlussbetrachtungen
Im Begleitbericht der Expertenkommission zum VE ZPO CH wird in der Darstellung
der Leitlinien der Revision hervorgehoben, es gelte – entsprechend
schweizerischer Rechtstradition – die anerkannten Grundsatze und Prinzipien
fortzuführen, wie sie in den kantonalen Zivilprozessordnungen zum Ausdruck
kommen, wozu auch der «Mut zur Lücke gehöre». 87 Was für das umfangreiche
Gesetzeswerk mit 388 Artikeln gilt, muss erst recht auch für den VE Verfahren
2003 gelten. Es wurde wie erwähnt bewusst ein «schlankes» Gesetz angestrebt,
das in der vorliegenden Fassung gerade 60 Artikel aufweist. Keinen Eingang in
den VE Verfahren 2003 haben Normen über die administrative Aufsicht gefunden.
Nach dem VE ZGB 2003 erlässt der Bundesrat Bestimmungen über die
Aufsicht 88 sowie Ausführungsbestimmungen über die Anlage und Aufbewahrung
des Vermögens 89 und über die Rechnungsführung. 90 Man kann die Frage aufwerfen,
ob für die administrative Aufsicht nicht auch eine Normierung im Verfahrensgesetz
notwendig wäre. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach dem Vernehmlassungsverfahren
diesbezüglich noch eine Ergänzung vorzunehmen ist.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass im ZGB von 1907/1912 dieser Bereich
dem – vom Bund zu genehmigenden – kantonalen Verordnungsrecht vorbehalten
wurde. 91
82
Art. 58 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 37.
83
Art. 59 Abs. 1 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 38.
84
Art. 59 Abs. 2 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 38.
85
Art. 59 Abs. 2 VE Verfahren 2003.
86
Art. 60 VE Verfahren 2003; Begleitbericht VE Verfahren 2003, S. 38 f..
87
Begleitbericht VE ZPO CH, S. 10, unter Hinweis auf Art. 1 Abs. 2 und 3 ZGB.
88
Art. 444 Abs. 3 VE ZGB 2003; Bericht 2003, S. 79 f.
89
Art. 396 Abs. 3 VE ZGB 2003.
90
Art. 398 Abs. 3 VE ZGB 2003.
91
Art. 425 ZGB.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
247

ZVW 5/2003
Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique
L’harmonisation du projet de révision de la protection
de l’adulte avec le système de la codification et
son intégration dans l’ordre juridique, spécialement
ses effets sur le droit cantonal
Denis Piotet, docteur en droit, professeur à la faculté de droit de
l’Université de Lausanne
Par un grand nombre de dispositions, l’avant-projet de révision du droit de la protection de
l’adulte touche à une foule de domaines du droit, tous disparates et aujourd’hui rarement
mis en liaison avec le droit de la tutelle. Une sélection de certains d’entre eux (droit des sociétés
et des fondations, droit successoral, droit de la santé, droit de l’aide sociale, droit de la
police, droit de la procédure civile et administrative) met en évidence certains problèmes
empêchant une complète harmonisation de l’avant-projet avec l’ordre juridique en vigueur,
spécialement dans le domaine du droit administratif cantonal.
Die Abstimmung des Vorentwurfs zur Revision des Erwachsenenschutzrechts auf
das Verfassungsrecht und seine Integration in die Rechtsordnung, namentlich
mit Bezug auf das kantonale Recht
Mit einer Vielzahl von Bestimmungen schafft die Revision des Erwachsenenschutzrechts
umfangreiche Berührungspunkte zu andern, sehr unterschiedlichen Rechtsbereichen, welche
heute kaum in Bezug gesetzt werden zum Vormundschaftsrecht. Mit einer Auswahl davon
(Gesellschafts- und Stiftungsrecht, Erbrecht, Gesundheitsrecht, Sozialhilferecht, Polizeirecht,
Zivil- und Verwaltungsverfahrensrecht), soll veranschaulicht werden, weshalb es einige
Schwierigkeit bereitet, eine lückenlose Harmonisierung des Vorentwurfs mit der geltenden
Rechtsordnung erreichen zu können, namentlich mit dem kantonalen Verwaltungsrecht.
L’armonizzazione del diritto della protezione degli adulti col sistema della
codificazione e della sua integrazione nell’ordine giuridico per il tramite del
progetto di revisione, con particolare riguardo agli effetti sul diritto cantonale
Svariate disposizioni dell’avanprogetto di revisione del diritto della protezione dell’adulto
collidono con innumerevoli settori del diritto, tutti disparati ed oggi raramente messi in relazione
col diritto tutelare. Una selezione di alcuni di questi settori (diritto societario e delle
fondazioni, diritto successorio, diritto della sanità, diritto dell’assistenza sociale, diritto della
polizia, diritto delle procedure civili e amministrative) mette in evidenza problemi che ostacolano
una armonizzazione dell’avanprogetto con l’ordine giuridico in vigore, specialmente
nell’ambito del diritto amministrativo cantonale.
Dans les quelques lignes qui suivent, nous nous proposons d’aborder certaines
questions touchant à l’intégration de l’avant-projet de loi fédérale révisant le
code civil suisse, dans son état publié en juin 2003, au système général de la codification
et à ses effets sur le droit public, spécialement les lois cantonales existantes.
L’exercice difficile d’une révision partielle de la codification, à plus forte
raison lorsqu’elle est conséquente, emporte le risque de discrépances, toujours
regrettables, et ce qui pourra ici apparaître faussement comme une forme de ré-
248
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique ZVW 5/2003
quisitoire n’a d’autre objectif que de tenter d’améliorer le résultat final en réduisant
ce risque. Malheureusement, le cadre imparti à la présente contribution
n’autorise pas à prétendre à l’exhaustivité et à l’approfondissement, le lecteur
étant prié de céder à l’indulgence.
1. Disparition de l’interdiction
Même si certaines formes de curatelles de l’avant-projet équivalent à une interdiction
complète ou partielle selon le droit actuel, celle-ci disparaît en tant
qu’institution juridique indépendante 1 . Malheureusement, nombre de lois fédérales
spéciales dont la révision n’est pas envisagée par l’avant-projet font référence
à l’interdiction 2 : si dans certains de ces cas, l’on peut imaginer une forme de
transposition analogue à celle de l’art. 14 al. 2 Tit. fin. CC projeté, il faut admettre
que dans d’autres cette transposition est inadéquate. Un recensement complet
devrait être opéré par le Conseil fédéral avec des modifications différenciées,
exercice auquel il devra se livrer encore pour de nombreuses ordonnances, et
pour lequel les cantons auront encore plus de travail à faire.
2. Curatelles de l’avant-projet et autres curatelles
Unifiant l’ensemble des mesures d’assistance personnelle sous le terme générique
de «curatelle», l’avant-projet n’en vise pas pour autant l’ensemble des curatelles
de la codification. Il existe en effet des curateurs nommés par le juge civil
dans le droit des sociétés (art. 725a al. 2 – applicable par renvoi aux art. 817
al. 1 et 764 al. 2, et 903 al. 5 CO) et en matière de droits réels (art. 762 CC). Ces
curatelles «judiciaires» ne sont pas touchées par l’avant-projet parce que les personnes
morales sont exclues de celui-ci, comme souligné ci-dessous (ch. 3), et que
la révision se limite aux mesures de protection de l’adulte (ou de l’enfant). La
procédure de mise en place de telles curatelles ne relève ainsi pas de l’avant-projet
Procédure 2003, et la compétence les concernant continue à être liée à celle
du juge de la faillite, pour les premiers cas, et à dépendre de l’art. 11 LFors pour
le dernier 3 .
L’on peut dès lors discuter de l’opportunité d’inclure dans la révision le cas de
l’art. 823 CC pour la représentation du créancier hypothécaire. L’expérience
montre que l’application de cette disposition est généralement sollicitée par les
autorités du registre foncier et que les autorités tutélaires rechignent à y donner
1
Rapport 2003, ch. 1.4.3, p. 12.
2
Cf., parmi les lois fédérales récentes, loi fédérale sur le commerce itinérant, du 23 mars 2001, RS
943.1, art. 4 al. 2; loi fédérale sur les armes, les accessoires d’armes et les munitions, du 20 juin 1997,
RS 514.54, art. 8 al. 2; loi fédérale sur les médicaments et les dispositifs médicaux, du 15 décembre
2000, RS 812.21, art. 55 al. 1 et 2.
3
Cf. D. Piotet, Le passage des fors cantonaux aux fors fédéraux: l’exemple de la juridiction gracieuse,
in CEDIDAC n. 44, Lausanne 2001, p. 76 et note 89; disposition ignorée chez R. M. Müller,
BaK 2003, n. 6 ad 762 CC.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
249

ZVW 5/2003
Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique
suite, ces préoccupations d’ordre technique étant assez éloignées des mesures tutélaires
courantes, ce que l’interdisciplinarité prescrite par l’art. 447 AP CC 2003
ne va sans doute pas modifier. Cette atypicité se remarque d’ailleurs en ce que la
compétence pour la mesure de curatelle ne dépend pas de savoir si le créancier
hypothécaire est majeur ou mineur, ou même une personne physique; à notre
sens, une curatelle judiciaire devrait être instituée, indépendamment des autorités
de protection de l’adulte, et élargie à d’autres cas où l’exercice ou la titularité
d’un droit réel immobilier pose difficulté.
3. L’exclusion des personnes morales
L’un des grands changements à intervenir porte sur la limitation du bénéfice
des mesures de protection et d’assistance aux seules personnes physiques, à l’exclusion
des personnes morales. L’on évoque à ce sujet le projet de révision du
droit de la SàRL adopté par le Conseil fédéral en décembre 2001 4 . Selon ce texte
en effet, l’actuel art. 393 ch. 4 CC doit être remplacé par une série de dispositions
uniformes 5 pour toutes les personnes morales, devant remédier à l’incapacité civile
des membres de l’organe social ou à «l’absence du ou des organes prescrits»
ou encore au défaut de leur «composition régulière». Cette liste limitative ne reprend
toutefois pas toutes les hypothèses de curatelles de personnes morales du
droit actuel.
Il suffit ici d’évoquer le cas où la personne morale doit être dotée d’un curateur
parce que tous les membres de l’exécutif l’attaquent en justice, cas réglé certes
par une règle spéciale pour les sociétés du CO (art. 706a, 764 al. 2, 808 al. 6 et 891
al. 1 CO), mais non dans le droit de l’association où le curateur remplira une telle
fonction 6 . Il faut surtout évoquer encore les nombreuses hypothèses de curatelles
valant pour toutes les personnes morales justifiées par une situation de conflit
d’intérêts de l’organe compétent 7 ; à cet égard, les nouvelles dispositions du projet
de 2001 (art. 718b, 814 al. 4, 899a CO projetés) ne visent que l’aspect formel de
la question de la double représentation, qui ne réalise elle-même plus que l’une
des situations de conflits d’intérêts ici évoquées. De telles situations se retrou-
4
Rapport 2003, ch. 1.4.9.3, p. 20; R. Reusser, Auf dem Weg zu einem neuen Erwachsenschutzrecht
– Überblick über die Totalrevision des Vormundschaftsrechts, RDS 2003 I 273–274.
5
Art. 731b projet CO, applicable par renvoi des art. 764 al. 2 actuel, 819 et 910a projet CO, art. 69a
et 83 nouveaux projet CC; cf. FF 2002, p. 3028–3029.
6
ATF 71 I 383, JdT 1946 I 135; l’application analogique de la nomination d’un représentant désigné
par le juge civil devrait au moins se justifier par un renvoi, même si le Tribunal fédéral n’a pas
considéré cette solution comme arbitraire, cf. H. M. Riemer, BK 1990, n. 58 ad Vorbem. Art. 64–69
CC.
7
Application analogique de l’art. 392 ch. 2 CC aux organes de la personne morale: cf. H. M. Riemer,
Weniger bekannte Verbeiständungsfälle: Beistandschaften bei Doppelorganschaften, Selbstkontrahieren
des Vertreters und sonstigen Interessenkollisionen, RDT 1977, p. 104 ss, avec de nombreux
cas pratiques; cf. déjà H. Bachtler, Praktische Fragen bezüglich der Beistandschaft für juristische
Personen, «Problèmes et buts de la tutelle», Zürich 1963, p. 224; autres situations encore, I.
Schumacher-Bauer, Beistandschaft in der Aktiengesellschaft, Dissertation Zürich 1981, p. 91 ss et
98–99.
250
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique ZVW 5/2003
vent particulièrement aussi en matière de fondations, spécialement de prévoyance,
là où l’autorité de surveillance elle-même est mal placée pour agir, sauf
urgence, au sein de la fondation et au même titre qu’un organe régulier de celleci
8 . Dans ce cas de figure, l’art. 83 CC du projet de 2001 paraît regrettable non
seulement en ce que les hypothèses de curatelle les plus utiles ne sont pas reprises,
mais encore en ce que le «commissaire» chargé de remplacer l’organe est
nommé par l’autorité de surveillance, et non par un juge, ce que l’écho de litiges
récents avec l’administration fédérale peut faire paraître souhaitable.
Toutes ces formes de curatelles n’entrant pas dans les dispositions proposées
au Parlement avec la révision du droit de la SàRL, il paraîtrait éminemment souhaitable
que l’avant-projet ne se contente pas de cautionner le transfert lacunaire
projeté en 2001, mais complète la partie générale du droit des personnes
morales – cela pourrait être un art. 54a CC – par une clause générale permettant
la désignation par le juge d’un représentant dans les hypothèses de conflits d’intérêts
et faute d’une autre solution, sous réserve des dispositions spéciales à
chaque personne morale.
4. Les fonds recueillis
Dans la même ligne, l’abrogation de l’actuel art. 393 ch. 5 CC entraîne dans
l’avant-projet l’introduction de deux nouveaux articles sur les fonds recueillis
(89 ter et quater AP CC 2003). Ces dispositions s’harmonisent avec la possibilité
que les cantons ont de soumettre à la surveillance des fondations la gestion de
fonds fiduciaires, le cas échéant au-delà aussi de la seule souscription publique de
collectes 9 . L’on regrettera en revanche que l’art. 89 ter al. 3 AP CC 2003 renvoie, en
contradiction avec les réglementations de droit public cantonal existantes, l’administration
de tels fonds au droit de la protection de l’adulte, sur un point où le
droit administratif cantonal devrait être réservé et la règle fédérale ici évoquée
n’avoir de portée qu’en l’absence de règle cantonale 10 (comme c’est le cas à
l’art. 89 quater al. 2 AP CC 2003 pour la compétence); et non seulement les règles
cantonales d’administration devraient être réservées, mais également les règles
cantonales de réaffectation des fonds à certaines conditions 11 .
8
M. Lanter, Die Verantwortlichkeit von Stiftungsorganen, Dissertation Zürich 1984, p. 48 s.; nonobstant
le principe général de subsidiarité (ATF 126 III 499, JdT 2001 I 98), la curatelle doit alors
être préférée à l’intervention directe de l’autorité de surveillance.
9
D. Piotet, Droit cantonal complémentaire, Traité de droit privé suisse, I/II, Fribourg 1998, n.
272–273, p. 87 (Schweizerisches Privatrecht, I/2, Bâle 2001, n. 272–273, p. 74–75).
10
Il n’y a pas, dans ce domaine, de règle de droit administratif fédéral, cf. l’art. 1 er al. 2 de la loi fédérale
sur le commerce itinérant du 23 mars 2001, RS 943.1.
11
Question non abordée par l’avant-projet, cf. D. Piotet, cité note 9, n. 273, p. 87 (SPR, n. 273,
p. 74–75).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
251

ZVW 5/2003
Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique
5. Le droit successoral
Alors que le droit de Justinien connaissait la substitution quasi-pupillaire ou
exemplaire, permettant à l’ascendant de désigner lui-même le successeur de l’héritier
privé de discernement parmi ses descendants ou ses frères et sœurs, le projet
d’art. 492a CC permettra, sous une forme de parallélisme inversé, d’obliger
l’héritier réservataire privé de discernement à tolérer que sa réserve puisse être
entamée par l’héritier grevé par la substitution, ce dernier n’étant pas tenu de
rendre la substance du patrimoine substitué 12 . La restriction de l’institution aux
cas où l’appelé privé de discernement n’a pas lui-même d’héritier réservataire est
de nature à limiter les cas pratiques d’application de cette nouveauté, si elle est
adoptée.
Sur le plan formel, l’on regrettera que l’adjectif «nul» de l’art. 531 CC ait été
conservé et que l’idée de la réductibilité de la charge visée n’ait pas été inscrite
dans le texte de la loi 13 . Matériellement, l’on peut fonder des craintes légitimes
sur l’alinéa 2 de l’art. 492a AP CC 2003: les termes «la substitution s’éteint de
plein droit» en cas de récupération du discernement ne doivent pas s’étendre audelà
de la réserve de l’appelé, le projet prévoyant au contraire la caducité de
l’institution comme telle, sans que la légitimité de ce phénomène ne soit expliquée
(serait-ce une présomption de la volonté du disposant?). D’autre part, si la
substitution s’éteint au gré des variations de discernement de l’appelé, oblige-telle
alors le grevé à reconstituer le patrimoine substitué alors même qu’il en a
disposé valablement pendant l’absence de discernement de l’appelé, soit cette
caducité a-t-elle un effet ex tunc? Le but de l’institution paraît devoir amener à
une réponse affirmative, alors que l’on voit bien à quelles difficultés pratiques
l’on se heurtera. Plus grave encore: comment déterminer un ordre de réduction,
par exemple entre cette substitution et des donations entre vifs réductibles 14 , si la
substitution s’éteint au gré des variations de discernement après le décès du disposant?
Une réflexion plus approfondie nous paraît encore devoir mettre les éventuels
avantages concrets de l’institution ici discutée en balance avec les inconvénients
qu’elle peut emporter, inconvénients que nous ne pouvons qu’évoquer ici.
12
«Substitution fidéicommissaire pour le surplus», dont ce serait alors l’apparition, pour un cas particulier,
dans la codification, l’institution étant aujourd’hui encore largement régie par le droit
commun, cf. O. Lutz, Die Nacherbeneinsetzung auf den Überrest, RSJ 1937/38, p. 27 ss; H. R.
Schiller, Nacherbeneinsetzung auf den Überrest, RSJ 1944, p. 355 ss; W. Scherrer, Die Nacherbeneinsetzung
auf den Überrest, «Zum schweizerischen Erbrecht», Festschrift P. Tuor, Zürich 1946,
p. 109 ss.
13
Cf. déjà ATF 108 II 288, JdT 1983 I 500.
14
Une donation entre vifs réductible ne devrait en effet être atteinte qu’en cas d’insuffisance de la
réduction de la disposition à cause de mort que serait en l’occurrence la substitution de l’art. 492a
AP CC 2003, art. 532 CC.
252
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique ZVW 5/2003
6. La privation de liberté à des fins d’assistance, l’unification de la
procédure civile gracieuse et le placement de droit public cantonal
Sur certains aspects, l’avant-projet procède à une unification de la procédure
anciennement tutélaire sans tenir compte des institutions cantonales de procédure
en vigueur et de l’intérêt à leur maintien. Un bon exemple en est donné par
l’art. 430 AP CC 2003 qui se borne à ajouter au recours au juge de l’actuel
art. 397d CC le cas de l’ordonnance d’un traitement d’un trouble psychique:
comme aujourd’hui, le recours ne sera ouvert en droit fédéral qu’en cas de refus
de sortie ou de placement contraint 15 . Aujourd’hui, le recours de proches, voire
d’une autorité cantonale, n’est ouvert contre un refus de placement ou une décision
de libération qu’en fonction de l’aménagement par la procédure cantonale
d’une telle voie de droit 16 . Une discussion sur l’abolition de cette voie de droit
dans les cantons qui la connaissent aujourd’hui 17 n’apparaît pas dans le rapport,
alors qu’elle serait la conséquence inévitable d’une exhaustivité future nouvelle
des règles fédérales de procédure: pourtant, le droit fédéral lui-même (397a al. 2
CC, 416 al. 2 AP CC 2003) tient compte de l’intérêt des proches pour ce type de
mesure, et son refus peut s’avérer préjudiciable à l’intéressé lui-même, même
contre sa volonté immédiate 18 . Nous doutons que l’abolition de cette possibilité
de recours cantonal s’harmonise avec les objectifs que l’avant-projet s’est fixés.
L’on relèvera au demeurant que l’exhaustivité en matière de règles de procédure
de l’avant-projet ne pourra viser que le placement à des fins d’assistance
(417 AP CC 2003). Même les placements à fins d’expertise qui ne tendront pas à
déceler une situation d’assistance continueront à relever du droit cantonal 19 .
D’autre part, la multiplication des situations de violence entre conjoints ou personnes
vivant maritalement, ou encore au sein de la famille, justifie également –
avant la commission d’infractions pénales et leur sanction – les mesures privatives
de liberté du droit cantonal de police. La compétence législative fédérale
déduite de l’art. 122 Cst. F., même dans son extension la plus large reconnue depuis
1981, ne permet pas de couvrir ce genre d’intervention 20 . Ces mesures de
droit cantonal coexisteront nécessairement avec celles du droit fédéral, la dangerosité
pouvant se lier à un besoin d’assistance au sens du Code civil, et une plus
15
Rapport 2003, ch. 2.2.3, p. 69.
16
Le législateur fédéral n’ayant pas, à l’époque, disposé d’une compétence législative complète en
matière de procédure civile, il n’a pu être exhaustif, cf. ATF 122 I 18, JdT 1998 I 226; D. Piotet, La
qualité pour recourir en matière de juridiction civile non contentieuse, «Le droit en action», Lausanne
1996, p. 352 ss et les réf.; autre avis, E. Spirig, ZK 1995, n. 39 ad 397d CC.
17
Par exemple Vaud, Valais, Genève, cf. D. Piotet, cité note 9, n. 492, p. 162 et les réf. (SPR, n. 492,
p. 138).
18
Cela nous paraît s’imposer d’autant plus que, contrairement à l’actuel art. 429a CC (cf. ATF 118 II
248, JdT 1996 I 127), la responsabilité de l’Etat prévue par l’avant-projet en matière de placement
à des fins d’assistance n’exclut nullement la réparation d’un dommage dû à une libération prématurée
ou à un refus de placement injustifié, cf. art. 452 al. 2 AP CC 2003.
19
D. Piotet, cité note 9, n. 488, p. 161 (SPR, n. 488, p. 137–138).
20
Cf. D. Piotet, cité note 9, n. 479–481, p. 157–158 (SPR, n. 479–481, p. 134–135).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
253

ZVW 5/2003
Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique
grande souplesse dans l’organisation de la procédure, qui pourrait se traduire par
une réserve en faveur du droit public cantonal, devrait assurer une meilleure coordination.
7. Responsabilité des collectivités publiques cantonales
Contrairement à ce qui est aujourd’hui le cas pour la procédure civile (art. 122
al.1 Cst. F.), la Confédération ne dispose pas de compétence législative générale
pour régler la responsabilité des cantons et des autres collectivités publiques cantonales
fondée sur des actes de fonction. L’on parle, s’agissant de telles règles
connues de la codification notamment (art. 46, 849, 955 CC, 928 CO ou encore 5
ss LP), de droit civil formel ou de droit public matériel 21 , ces règles fédérales se
justifiant alors spécialement par une nécessité d’application uniforme d’institutions
civiles par une responsabilité spéciale 22 .
À l’évidence, la responsabilité mise sur pied par l’avant-projet a pour but d’assurer
une protection uniforme des personnes sous curatelle ou pouvant se prévaloir
des mesures d’assistance du droit fédéral 23 , au même titre que les art. 426
ss CC entendent mieux protéger le pupille que le droit ordinaire. Il ne peut dès
lors être question de voir cette motivation, seul fondement constitutionnel de
l’intervention du législateur fédéral dans un domaine du droit public cantonal, se
retourner contre la personne sensée être mieux protégée: si la personne lésée
peut ainsi se prévaloir plus avantageusement du droit public cantonal de la responsabilité
que de la nouvelle réglementation fédérale 24 , elle doit être libre de le
faire, malgré une jurisprudence fédérale qui aurait dû procéder à une interprétation
conforme à la Constitution du texte fédéral 25 .
Le système du projet laisse en outre des lacunes conséquentes liées à l’organisation
cantonale des autorités de protection instituées par l’avant-projet, dans la
mesure où il conviendrait de réserver le droit cantonal pour le report de la responsabilité
directe du canton sur la collectivité publique cantonale dont dépend
le cas échéant l’organisation de l’autorité (sur le modèle de l’art. 427 al. 2 CC actuel),
et cela dans la mesure où un recours direct du canton contre un membre de
l’autorité responsable ne se conçoit pas s’il court-circuite la collectivité qui a engagé
ce membre (la collectivité inférieure – district, commune, association de
21
Ainsi pour les art. 5 ss LP, ATF 126 III 431, JdT 2000 II 67.
22
Cf. P. Moor/D. Piotet, La responsabilité des cantons à raison d’actes illicites: Droit public ou droit
privé?, ZBl 1996, p. 483–484 et les nombreuses réf. note 9, et p. 490.
23
Th. Geiser, Amtsgeheimnis und Verantwortlichkeit, RDS 2003 I 396.
24
Par exemple dans le cas où le droit public cantonal ne prévoit pas de délai absolu de prescription,
comme l’art. 454 AP CC 2003, cf. par ex. le § 24 du Haftungsgesetz de Zürich du 14 septembre
1969.
25
ATF 121 III 204, JdT 1997 I 140; le droit fédéral, qui tend à mieux protéger le pupille lésé que le
droit ordinaire de la responsabilité, serait interprété à contresens aujourd’hui s’il devait écarter le
recours du pupille lésé au droit cantonal de la responsabilité qui lui est plus favorable que le règle
fédérale spéciale, ATF 43 II 60, JdT 1917 I 380; RDT 1997, n. 1, p. 11.
254
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique ZVW 5/2003
communes – devant exercer ce droit – art. 453 AP CC 2003 – dans la mesure où
le canton peut d’abord lui reporter la charge du procès). L’on doit en outre considérer
comme infondée l’intervention du droit fédéral pour fixer les conditions de
ce recours interne (453 al. 2 AP CC 2003): pourquoi ce membre de l’autorité cantonale
peut-il être amené à rembourser si l’équité l’exige en cas de négligence,
alors que ses collègues de la fonction publique cantonale ne s’exposent pas un tel
recours quoi qu’il arrive en vertu du droit cantonal? Cette inégalité est matériellement
injustifiée.
8. Les mesures d’assistance de droit public cantonal
Lorsqu’en 1981 entrait en vigueur le droit de la privation de liberté à des fins
d’assistance, la réglementation uniforme proposée pour conformer le droit suisse
aux exigences de l’art. 5 CEDH devait laisser intactes les matières du droit public
cantonal instituant des mesures d’assistance moins incisives que la privation de
liberté, et à l’échec ou l’impraticabilité desquelles se subordonnait pratiquement
la mesure de droit fédéral 26 . Apparemment toutefois, l’avant-projet paraît de façon
surprenante vouloir régler exhaustivement toutes les mesures d’assistance,
soit exclure par un silence alors qualifié les mesures d’assistance imposées autres
que le placement 27 . Cette prétention ne nous paraît pas matériellement justifiée:
si l’on peut effectivement rejoindre la Commission d’experts sur la relative inefficacité
d’un traitement ambulatoire suivi sous la contrainte directe de la force
publique, il reste en revanche que des contraintes indirectes sont relativement efficaces,
et largement pratiquées. La très grande majorité des lois cantonales prévoit
ainsi en matière d’aide sociale que certaines aides personnelles peuvent être
subordonnées au suivi d’un traitement 28 . Toutes les décisions préalables à une
éventuelle privation de liberté à des fins d’assistance sont aujourd’hui ancrées
dans le droit cantonal, y compris l’admonestation et l’invitation à suivre un traitement
ambulatoire, comme d’ailleurs les décisions postérieures à la privation de
liberté, pouvant astreindre à un suivi ambulatoire sous peine de réintégration 29 .
Supprimer l’ensemble de ces mesures de contrainte par un silence qualifié dont
on discerne difficilement la base constitutionnelle nous paraît non seulement limiter
de manière injustifiée les législations sur l’aide sociale, mais encore nuire
au but du droit fédéral lui-même. Le danger est grand de voir en effet l’idée de
subsidiarité de la mesure de placement devenir lettre morte si l’on anéantit
d’autres mesures de droit cantonal qui, moins incisives quant à la liberté personnelle,
peuvent atteindre cependant le but d’assistance recherché.
26
D. Piotet, cité note 9, n. 470, p. 155 et les réf. note 5 (SPR, n. 470, p. 132 et les réf. note 292).
27
Rapport 2003, ch. 1.4.6, p. 16, et 1.4.7, p. 17.
28
D. Piotet, cité note 9, n. 471, p. 155 et les nombreuses réf. cantonales, note 6 (SPR, n. 471, p. 132,
et les réf. note 293).
29
D. Piotet, cité note 9, n. 474 ss, p. 156–157 (SPR, n. 474 ss, p. 133–134) et les nombreuses réf. légales
et jurisprudentielles.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
255

ZVW 5/2003
Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique
9. La relation thérapeutique de droit public
La principale problématique soulevée par le projet est celle des relations entre
les nouvelles institutions de l’avant-projet dans le domaine des relations thérapeutiques
30 avec les règles existantes du droit cantonal de la santé sur les relations
entre patients et soignants ou établissements publics de soins. Cette problématique
est double: quelle place le droit public cantonal pourrait-il conserver à
côté des règles de l’avant-projet dans le cadre de relations thérapeutiques relevant
du droit privé 31 ? Et les règles nouvelles du droit privé peuvent-elles trouver
à s’appliquer dans les relations thérapeutiques du droit administratif cantonal?
La question est d’autant plus importante que les lois cantonales récentes ont
considérablement développé les droits et devoirs des patients, une partie de plus
en plus importante des cantons étendant ces règles nouvelles des relations thérapeutiques
de droit public aux relations soumises au droit privé.
La seconde question peut à notre sens d’emblée recevoir une réponse négative.
Certes, le droit privé doit régir seul l’expression des droits de la personnalité civile
ou, plus exactement, il est souhaitable que les questions touchant à la personne
du sujet de droit elle-même puissent être réglées de la même façon selon
les disciplines juridiques 32 . Cela pourrait justifier une portée de droit public matériel
des règles de l’avant-projet en matière de représentation médicale et de directives
anticipées; mais le droit fédéral ne peut alors que constituer les dispositions
minimales nécessaires à cette harmonisation, et ne peut prétendre à
l’exhaustivité. En revanche, ce qui lie dans un rapport au moins bipartite le patient
à l’établissement public ou au soignant agent de la collectivité, relevant du
droit administratif, nous paraît nécessairement échapper aux possibilités d’une
codification par le droit privé 33 . Une extension d’une compétence législative civile
dans les domaines du droit administratif paraît ici d’autant moins justifiable
que le législateur fédéral admet lui-même que la réglementation de la matière
doit être différenciée selon les domaines du droit 34 .
Le cas du traitement forcé illustre d’ailleurs à ce jour dans les réglementations
cantonales existantes une forte variation des solutions, reflets de sensibilités variables
géographiquement 35 , allant du refus délibéré de la base légale nécessaire 36
30
Mandat dans le domaine médical, art. 370 ss AP CC 2003; directives anticipées, art. 373 ss AP CC
2003; traitement d’un trouble psychique, art. 427 ss AP CC 2003; représentation dans le domaine
médical, art. 434 ss AP CC 2003, y compris l’information prodiguée (art. 435); mandat d’assistance,
art. 437 ss AP CC 2003.
31
Problématique de l’art. 6 CC, cf. ATF 114 Ia 350; D. Piotet, cité note 9, n. 187–216, p. 60 ss (SPR,
n. 187–216, p. 51 ss) et les nombreuses réf.; récemment encore, G. Steffen, Article 6 CC: un écheveau
à démêler? Exemple de la carte santé, PJA 2003, p. 963 ss.
32
Cf. D. Piotet, Pluralité de disciplines juridiques, pluralité de définitions du sujet de droit?, Festschrift
J. N. Druey, Zürich 2002, spéc. p. 140–141.
33
Par ex. ATF 117 Ib 197, JdT 1992 I 214; H. Landolt, Pflegerecht, II, Berne 2002, n. 86 ss, p. 57 ss.
34
Ainsi l’art. 59 du Code pénal relatif au traitement thérapeutique des détenus, adopté par loi fédérale
du 13 décembre 2002.
35
Cf. D. Piotet, cité note 9, n. 500, p. 164 et les réf. (SPR, n. 500, p. 140).
36
Sur cette question, ATF 126 I 112, JdT 2002 I 405.
256
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Piotet, Intégration du projet de révision dans l’ordre juridique ZVW 5/2003
par le législateur cantonal à l’adoption de bases légales extrêmement larges, couvrant
aussi bien les cas de dangerosité (qui continueront à relever toujours du
droit public cantonal) que ceux d’assistance (qui relèveraient des règles de
l’avant-projet si la relation thérapeutique appartient au droit privé), réglementations
cantonales sur le principe desquelles il paraît souhaitable qu’à l’avenir encore
le Tribunal fédéral exerce son contrôle de la constitutionnalité, sans qu’il lui
échappe dans la mesure où il serait ancré dans une loi fédérale. A notre sens, ces
dispositions cantonales devraient non seulement continuer à s’appliquer aux relations
thérapeutiques de droit public, ou encore à celles non visées par l’avantprojet
(l’idée de maladie psychique ne recouvre pas à notre avis un sens large qui
inclurait par ex. une cure anti-alcoolique), mais encore conserver une portée générale,
cela pour des motifs de fond, mais également pour éviter une dispersion
des sources du droit.
10. Une conclusion provisoire
Les difficultés, d’ordre constitutionnel 37 ou législatif, soulevées dans les lignes
qui précèdent illustrent la complexité de la matière abordée par la Commission
d’experts et la difficulté d’assurer une intégration harmonieuse de la révision
partielle aujourd’hui projetée dans le système juridique en vigueur. Nous n’avons
d’autre souhait que de susciter la réflexion sur les questions soulevées et de
contribuer ainsi à surmonter des difficultés dont nous n’avons pu dans le présent
cadre approfondir toutes les facettes.
37
Sans pouvoir être ici exhaustif, l’on signalera la problématique que soulève l’art. 444 al. 3 AP CC
2003 et sa délégation au Conseil fédéral de l’organisation de l’autorité de surveillance cantonale de
protection de l’adulte, alors que l’on sait que les règles législatives fédérales dérogeant à l’art. 122
al. 2 Cst. F. doivent être comprises restrictivement, cf. J.-F. Aubert, in J.-F. Aubert/P. Mahon, Petit
commentaire de la constitution fédérale, Zürich 2003, n. 13 ad 122, p. 983; Ch. Leuenberger, in B.
Ehrenzeller/Ph. Mastronardi/R. J. Schweizer/K. A. Vallender, Die schweizerische Bundesverfassung,
Zürich 2002, n. 13 ad 122, p. 1266–1267.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
257

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
La sauvegarde des intérêts des personnes incapables
de discernement dans le nouveau droit de la protection
de l’adulte
Martin Stettler, professeur de droit civil à la Faculté de droit
de l’Université de Genève*
La distinction de principe entre les personnes capables et les personnes incapables de discernement
peut susciter des inquiétudes légitimes en termes de stigmatisation et d’étiquetage.
Elle est pourtant incontournable si l’on entend assurer correctement la sauvegarde des intérêts
des personnes qui ont perdu la faculté d’agir raisonnablement. Notre ordre juridique ne
peut ainsi faire l’économie du critère du discernement, quand bien même son application
n’est pas toujours aisée.
De lege ferenda, il est envisagé d’introduire des mesures qui permettraient de faire face au
vide juridique lié à la privation de l’exercice des droits civils tout en évitant le recours systématique
aux mesures de protection instituées par l’autorité; ces dernières continueront néanmoins
à jouer un rôle central dans la protection future de l’adulte frappé d’un état de totale
dépendance. La protection fondée sur les mesures personnelles anticipées comprendrait le
mandat pour cause d’inaptitude et les directives anticipées du patient. Quant à la protection
fondée sur les mesures découlant directement de la loi, elle serait constituée de trois volets, à
savoir la représentation légale pour les besoins du quotidien assumée par le conjoint, la représentation
dans le domaine médical confiée à un mandataire ou à un proche désigné par
la loi et, enfin, l’accompagnement personnalisé en cas de prise en charge en milieu institutionnel.
Die Wahrung der Interessen urteilsunfähiger Personen im neuen
Erwachsenenschutzrecht
Eine grundsätzliche Trennung zwischen urteilsfähigen und urteilsunfähigen Personen erweckt
manchmal gerechtfertigte Bedenken im Sinne einer Stigmatisierung oder Etikettierung
der Betroffenen. Diese Unterscheidung ist aber unumgänglich, wenn man den Personen,
die nicht mehr befähigt sind vernunftgemäss zu handeln, den nötigen Schutz gewähren
will.
De lege ferenda, wird angestrebt zutreffende Mittel vorzusehen, um der Gesetzeslücke, die
mit dem Handlungsunfähigkeitszustand verbunden ist, besser Rechnung zu tragen. Damit
sollte vermieden werden, dass man systematisch zur Anordnung von behördlichen Massnahmen
greifen muss; letztere werden aber auch in einem künftigen Recht zum Schutze der
total abhängigen Personen eine zentrale Rolle spielen. Die eigene Vorsorge bestünde aus
dem Vorsorgeauftrag und der Patientenverfügung. Bei den Massnahmen von Gesetzes wegen
ginge es um eine gesetzliche Vertretung für den Alltag durch den Ehegatten, eine Vertretung
bei medizinischen Massnahmen durch einen Beauftragten oder eine nahestehende Person
und, schliesslich, eine personifizierte Betreuung beim Aufenthalt in Einrichtungen.
* Texte d’une conférence prononcée lors des Journées CAT/ASTO des 26./27.9.2002 à Fribourg. A
cette date, les travaux de la Commission d’experts restaient confidentiels, ce qui explique l’absence
de toute référence expresse à l’avant-projet publié en juin 2003.
258
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables ZVW 5/2003
La salvaguardia degli interessi delle persone incapaci di discernimento nel
nuovo diritto della protezione degli adulti
La distinzione dei principi fra le persone capaci e le persone incapaci di discernimento, se si
pensa alla stigmatizzazione e all’etichettatura che possono subire, può suscitare delle inquietudini
legittime .Tuttavia , se si vuole assicurare correttamente la salvaguardia degli interessi
delle persone che hanno perso la facoltà d’agire ragionevolmente, la distinzione non
ha grande rilevanza. Il nostro ordine giuridico non può perciò considerare unicamente il
criterio del discernimento, già perché la sua applicazione non è delle più facili.
De lege ferenda, si prevede d’introdurre delle misure che permetteranno di colmare il vuoto
giuridico legato alla privazione dell’esercizio dei diritti civili, sempre evitando il ricorso sistematico
a misure di protezione istituite dall’autorità. Quest’ultime continueranno nondimeno
a giocare un ruolo centrale nella protezione futura dell’adulto in situazione di totale
dipendenza. La protezione basata su misure personali preventive comprenderà il mandato
per causa d’inadeguatezza e le direttive previdenziali del paziente. Quanto alla protezione
fondata sulle misure che si riferiscono direttamente alla legge, essa sarà costituita da tre
comparti, rispettivamente dalla rappresentanza legale assunta dal coniuge per le necessità
quotidiane, dalla rappresentanza nell’ambito medico confidata a un mandatario o a un
prossimo designato dalla legge ed infine dall’accompagnamento personalizzato nel caso di
presa a carico nell’ambito istituzionale.
I. Introduction
Le droit tutélaire actuel ne prévoit aucune mesure qui s’appliquerait spécifiquement
aux personnes frappées d’un état d’incapacité de discernement. Même
durable, cette dernière ne constitue pas non plus, en tant que telle, une cause d’interdiction
et de mise sous tutelle expressément mentionnée par la loi.
Ce vide normatif est comblé par le recours à une certaine improvisation de la
doctrine pour justifier l’action des proches, en particulier celle du conjoint, lesquels
interviennent plus ou moins régulièrement dans la sphère juridique de l’incapable
sans être investis d’un réel pouvoir légal ou volontaire de représentation.
De même, le recours très fréquent à une simple curatelle, alors que les conditions
matérielles de l’interdiction seraient en réalité réunies, conduit souvent le curateur
à exercer son mandat comme s’il était investi des pouvoirs d’un tuteur, ce
qui est peu satisfaisant du point de vue de la sécurité du droit. Que celle-ci mérite
une attention particulière lorsqu’il en va de la défense des intérêts des personnes
qui dépendent entièrement du secours d’autrui et de la représentation
par un tiers paraît tenir de l’évidence.
Ce sont bien évidemment les personnes privées durablement, voire définitivement,
du discernement qui sont ici les premières visées. L’on songe plus spécialement
au nombre important d’hommes et de femmes qui n’ont pas la faculté
d’agir raisonnablement à cause d’une déficience mentale ou qui l’ont perdue
suite à un trouble de la santé lié au grand âge, la maladie d’Alzheimer constituant
à cet égard un facteur de préoccupation pour l’ensemble du monde occidental. Si
l’évolution est étroitement liée au vieillissement démographique, il convient de
rappeler qu’en 1900 les personnes âgées de 80 ans et plus ne représentaient encore
que les 9% des retraités, alors qu’en 1990 cette proportion s’élevait déjà à
26%. La fraction a doublé pour les hommes et plus que triplé pour les femmes.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
259

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
L’on objectera tout naturellement que l’établissement d’une distinction de
principe entre les personnes capables et les personnes incapables de discernement
fait problème en termes d’étiquetage et de stigmatisation.A cela s’ajoute la
complexité du critère du discernement, notion relative qui doit être analysée in
concreto sur la base d’actes déterminés et en fonction des circonstances propres
à chaque cas d’espèce. Enfin, le fait qu’en droit civil suisse il n’existe pas de degré
dans la capacité ou l’incapacité crée une situation qui suscite des interrogations
parfaitement légitimes, cette solution du tout ou rien paraissant mal adaptée à la
réalité à laquelle l’entourage et le médecin sont journellement confrontés.
Chacun admettra cependant que l’ordre juridique ne peut se passer d’un
critère susceptible de départager les adultes qui peuvent s’engager par leurs
propres actes pour la satisfaction de tout ou partie de leurs besoins et ceux pour
lesquels l’établissement de tout rapport juridique avec un tiers ne peut se faire
qu’au travers du mécanisme de la représentation. C’est ainsi que la distinction
opérée entre les capables et les incapables fait partie des fondements du droit des
personnes (art. 13ss CC). Par ailleurs, il n’existe aujourd’hui aucune proposition
concrète de solution de rechange qui pourrait offrir la souplesse que garantit le
concept de la capacité de discernement. Du point de vue terminologique, il serait
toutefois souhaitable que de lege ferenda les notions de maladie mentale (Geisteskrankheit)
et de faiblesse d’esprit (Geistesschwäche) qui figurent à l’art. 16
CC soient remplacées par celles de trouble psychique (psychische Störung) et de
déficience mentale (geistige Behinderung) qui rendent aujourd’hui mieux compte
de la nature des causes visées.
Il convient par ailleurs d’observer que par rapport à la personne dépendante
mais capable de discernement, l’évolution de la doctrine et de la jurisprudence
s’est faite dans le sens d’une valorisation sans cesse croissante du droit à l’autodétermination,
de celui de solliciter des mandataires de son choix ou encore de la
faculté de consentir ou de s’opposer librement à une intervention médicale ou à
un placement institutionnel, sous réserve de la privation de liberté à des fins d’assistance.
S’agissant des questions liées à la représentation de la personne frappée
d’un état passager ou durable d’incapacité de discernement, elles restent à bien
des égards entourées d’un certain flou, en particulier lorsque la représentation
légale n’est pas assurée par un tuteur, et en toute hypothèse lorsqu’il s’agit de
l’exercice de droits strictement personnels, tel celui d’accepter ou de refuser un
traitement. Il paraît ainsi parfaitement légitime qu’un nouveau droit de la protection
de l’adulte soit construit selon un modèle plus différencié que celui sur lequel
repose la législation en vigueur. Il s’agit notamment de donner un cadre juridique
aux manifestations de volonté exprimées à l’avance par la personne qui
souhaite aménager elle-même les conditions de son encadrement et la gestion de
ses biens à partir du moment où la capacité de discernement viendrait à lui faire
défaut. Il importe aussi que les choses soient précisées par rapport aux directives
médicales anticipées. De même, il serait souhaitable que l’on parvienne à définir
de manière aussi claire que possible le champ du pouvoir de représentation qu’il
convient de reconnaître de par la loi, aux proches de l’incapable, en priorité au
conjoint, pour les affaires courantes et dans le domaine médical. Enfin, la prise en
260
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables ZVW 5/2003
charge en milieu institutionnel mérite un accompagnement juridique qui soit de
nature à mieux sauvegarder les intérêts de la personne privée du discernement.
Il ne peut évidemment être question d’introduire dans le Code civil un ensemble
de dispositions qui régleraient de façon détaillée toutes les questions
liées à la prise en charge des personnes devenues incapables de discernement.
Mais entre le tout et le rien, il devrait y avoir place pour la solution médiane
consistant à insérer la sauvegarde des droits essentiels dans un cadre juridique
fixé par le législateur fédéral.
II.
La protection fondée sur une mesure instituée par l’autorité
Quand bien même le législateur réserverait un bon accueil à un dispositif de
protection prenant mieux en compte la volonté exprimée par anticipation par la
personne devenue incapable de discernement et la disponibilité des proches, les
mesures instituées par l’autorité continueront bien entendu à jouer un rôle central
dans la protection future de l’adulte frappé d’un état de totale dépendance.
Dès l’origine des travaux préparatoires qui ont débuté formellement voici dix
ans déjà, les experts ont privilégié la solution de la mesure unique dont la nature
et l’étendue seraient adaptées aux besoins spécifiques de chaque cas d’espèce.
Emprunté au «Betreuungsgesetz» du droit allemand, le système de l’intervention
ciblée, qui a aujourd’hui déjà tendance à s’imposer dans la pratique, est de toute
évidence celui qui répond le mieux aux exigences du principe de la proportionnalité
et qui laisse le plus de place à toutes les formes d’aide et de protection susceptibles
d’être assumées par des membres de la famille, par d’autres proches ou
par les services privés ou publics de l’action sociale.
En admettant que le législateur opte pour la curatelle en tant que générique,
celle-ci pourrait prendre tantôt la forme d’un simple accompagnement, tantôt
celle d’une représentation ou d’une coopération sectorielle, ou encore d’une mesure
de portée générale. Sous réserve de cette dernière, ces mesures pourraient
aussi être combinées entre elles, la gestion de biens constituant un élément particulier
de la curatelle de représentation. Dans la règle, l’intervention de l’autorité
en faveur d’une personne frappée durablement d’un état général d’incapacité de
discernement devrait toutefois conduire à l’institution d’une curatelle de portée
générale couvrant tous les domaines de l’assistance personnelle et de la gestion
du patrimoine, le placement à des fins d’assistance demeurant réservé. Pour le
cas où la nomination d’un curateur serait manifestement disproportionnée face
aux tâches à accomplir, le législateur pourrait autoriser l’autorité de protection à
les assumer elle-même ou à donner mandat à un tiers d’entreprendre des démarches
particulières.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
261

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
III. La protection fondée sur les mesures personnelles anticipées
1. Le mandat pour cause d’inaptitude
Le mandat pour cause d’inaptitude offre la possibilité de désigner par avance
une ou plusieurs personnes physiques ou morales dont le pouvoir de représentation
ne prendra effet qu’au jour ou le mandant sera frappé d’un état d’incapacité.
La question de l’introduction éventuelle dans l’éventail des instruments de la
protection de l’adulte d’une telle institution doit être distinguée de celle qui
porte sur le point de savoir s’il est possible ou non de délivrer à un représentant
ou à un mandataire une procuration qui l’autorise à poursuivre une action déjà
en cours, au-delà de la survenance de l’état d’incapacité du représenté ou du
mandant; cette dernière hypothèse sera brièvement évoquée dans un second
temps.
En permettant à toute personne ayant l’exercice des droits civils de désigner
un ou plusieurs tiers pour assurer la sauvegarde de ses intérêts et la représenter
dans ses rapports juridiques avec autrui au cas où elle deviendrait incapable de
discernement, le législateur contribuerait à valoriser la relation de proximité
aussi bien dans sa dimension sociologique que sur le plan juridique. Le «mandat
donné en prévision de l’inaptitude du mandant», tel que le connaît le droit québécois,
peut se matérialiser, alternativement ou cumulativement, dans le droit de
fournir une assistance personnelle, le pouvoir d’assurer l’administration des
biens, ou encore la responsabilité de souscrire ou de s’opposer à un traitement
médical, une attention particulière étant portée aux soins dispensés en fin de vie.
L’institution du mandat pour cause d’inaptitude ne peut guère se concevoir en
tant que mesure civile de protection de l’adulte sans qu’elle ne soit entourée d’un
certain formalisme, afin de réduire, dans toute la mesure du possible, les risques
d’abus. C’est ainsi que la déclaration de volonté du mandant ne saurait produire
des effets que si elle a été reçue en la forme authentique ou enregistrée dans un
procès-verbal établi par un office approprié désigné par le canton. Il est par
ailleurs difficile de concevoir un tel enregistrement sans vérification de l’identité
et de la capacité de discernement du mandant. Il conviendrait aussi de s’assurer
qu’il connaît les effets de la déclaration et qu’il exprime librement sa volonté. La
procédure pourrait toutefois conserver un caractère plus souple pour le mandat
limité au domaine médical; la désignation de la personne habilitée à consentir ou
à s’opposer à un traitement devrait cependant être subordonnée à l’exigence de
la forme écrite.
Il est bien entendu exclu qu’une telle déclaration puisse entraîner pour le mandataire
une obligation d’accepter la mission qui lui est confiée. D’autre part, les
effets de la manifestation de volonté, renouvelable et révocable en tout temps, ne
pourraient s’étendre que sur un espace temporel relativement limité, par ex. cinq
ou dix ans, en raison de la nécessité d’adapter le contenu à l’évolution des circonstances.
Le secret serait garanti par le service central de l’enregistrement dont
la désignation pourrait être confiée au Conseil fédéral.
262
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables ZVW 5/2003
Pour que le mandat pour cause d’inaptitude soit de nature à constituer une alternative
intéressante à la désignation d’un curateur de représentation tout en
présentant des garanties suffisantes, il faudrait que sa mise en œuvre soit précédée
d’un contrôle effectué par l’autorité de protection portant sur la validité du
mandat, la réalisation des conditions de sa mise à exécution 1 et l’aptitude du
mandataire à remplir sa mission s’il en accepte le principe. Il appartiendrait en
quelque sorte à l’autorité de «valider» l’intervention du mandataire tout en l’informant
des devoirs découlant de l’acceptation du mandat. Le cas échéant, le
mandat pourrait alors être complété par d’autres mesures de protection appropriées,
voire même être remplacé par celles-ci s’il n’offre pas suffisamment de garanties
au regard du besoin de protection.
Le cercle des mandataires potentiels ne se limiterait nullement aux proches,
mais ceux-ci seraient vraisemblablement parmi les premiers à être sollicités,
compte tenu de l’existence de relations privilégiées de proximité. La personne informée
à l’avance par le mandant de sa désignation en qualité de mandataire
pour cause d’inaptitude serait appelée à s’adresser spontanément à l’autorité de
protection au moment de la survenance de l’état d’incapacité pour être investie
officiellement des pouvoirs de représentation fondés sur la déclaration de volonté
enregistrée.
Alors que le mandataire pourrait répudier le mandat en tout temps, l’autorité
de protection serait tenue de le révoquer elle-même si son exercice menaçait les
intérêts bien compris de la personne devenue incapable de discernement. Elle serait
compétente pour se prononcer sur des questions d’interprétation du mandat
et pour le compléter sur des points accessoires.
Appelée à envisager des mesures de protection en faveur d’une personne frappée
d’un état d’incapacité de discernement, l’autorité de protection se renseignerait
spontanément auprès du service central de l’enregistrement pour savoir
s’il existe un mandat d’inaptitude.
L’introduction dans le Code civil de l’institution du mandat pour cause d’inaptitude
n’aurait nullement pour effet d’écarter la possibilité offerte au représenté
ou au mandant par les art. 35, al. 1 et 405, al. 1 du Code des obligations 2 de délivrer
à son représentant ou à son mandataire une procuration l’autorisant à poursuivre
son action au-delà de la survenance de l’incapacité. Une telle pratique serait
aujourd’hui déjà relativement courante, notamment dans le cadre de la
gestion de biens. Le fait qu’il n’existe pratiquement pas de jurisprudence en la
matière tend à démontrer que la voie de la souplesse empruntée par la pratique
1
La question de savoir si l’état d’incapacité de discernement que présuppose l’exécution du mandat
pour cause d’inaptitude est ou non réalisé resterait soumise à l’appréciation de l’autorité de protection.
L’expérience enseigne, en effet, que le passage de la capacité à l’incapacité durable, voire
définitive, ne se fait que rarement de manière brutale; il s’agit bien plus souvent d’un processus
évolutif (schleichend!).
2
A propos des difficultés d’interprétation que présentent ces dispositions, cf. en particulier Thomas
Geiser, Über den Tod hinaus wirksame Vollmacht und wirksamer Auftrag. Actes de la 28 ème journée
d’études du 16 octobre 2000 de la Commission tessinoise pour la formation permanente des juristes
(CFPG), Vol. 5 p. 21 ss, Lugano 2002.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
263

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
ne se heurte guère à la critique et que la crainte des abus conserve un caractère
relativement virtuel; l’on peine apparemment à trouver des exemples concrets de
personnes réellement exploitées dans un tel contexte. L’on peut relever en passant
que l’on ne voit pas comment des pouvoirs de représentation pourraient
subsister même au-delà de la mort du représenté ou du mandant si la survenance
d’un état d’incapacité devait toujours entraîner de plein droit la caducité d’une
procuration ou d’un mandat. L’expérience enseigne, en effet, que la mort est fréquemment
précédée d’une phase d’incapacité (définitive) de discernement. De
lege ferenda, il conviendrait ainsi de faire de la perte probablement durable de la
capacité de discernement une cause spécifique de la fin du pouvoir de représentation,
tout en réservant expressément la possibilité d’ordonner le contraire.
2. Les directives anticipées du patient
De telles directives ont en commun avec le mandat pour cause d’inaptitude le
fait qu’elles constituent aussi des mesures personnelles anticipées. Il n’y a cependant
pas lieu de les soumettre à des exigences formelles aussi strictes, car il s’agit
d’un instrument dont l’étendue est beaucoup plus limitée; les expériences enregistrées
à ce jour démontrent qu’il suffit de poser l’exigence de la forme écrite. Il
appartient à l’auteur de telles directives de s’assurer que les destinataires en ont
connaissance.
Pour que cette mesure personnelle produise les effets escomptés, il conviendrait
de s’en tenir au principe selon lequel des directives anticipées suffisamment
précises valent consentement ou opposition à un traitement lors de la survenance
de la situation envisagée par son auteur. Lorsque celle-ci n’est pas réalisée,
ces directives devraient être interprétées dans le sens d’indications données à son
représentant, voire au médecin agissant dans l’urgence.
IV. La protection fondée sur les mesures découlant directement de la loi
Les rapports juridiques privilégiés qui s’établissent de par la loi entre des
conjoints ou entre des parents et leurs enfants fondent des devoirs réciproques
de protection, si l’on conçoit celle-ci dans son sens le plus large. C’est ainsi que selon
l’art. 159, al. 3 CC, les époux ont l’un envers l’autre un devoir d’assistance 3 ,
alors qu’un devoir d’aide entre les père et mère et l’enfant est prévu par l’art. 272
CC 4 . Il convient toutefois d’observer que, sous réserve du pouvoir de représentation
de l’union conféré aux conjoints et de l’autorité parentale exercée par les parents
sur les enfants mineurs, les personnes unies par un lien conjugal ou de parenté,
aussi étroit fût-il, n’ont pas de pouvoir légal de représentation les unes
envers les autres.
3
A ce propos, cf. notamment Henri Deschenaux/Paul-Henri Steinauer/Margareta Baddeley, Les effets
du mariage, Fribourg 2000 p. 67 nos 56ss et Martin Stettler/Lucia Germani, Droit civil III, Effets
généraux du mariage, 2 e éd., Fribourg 1999 p. 15 nos 22ss.
4
A ce propos, cf. notamment Philippe Meier/Martin Stettler, Droit civil VI/2, Les effets de la filiation,
2 e éd., Fribourg 2002 p. 77 nos 136ss.
264
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables ZVW 5/2003
Pour tenter de trouver un fondement dogmatique aux actes opérés par des
proches dans la sphère juridique d’un membre de la communauté familiale dont
l’état de dépendance est lié à la perte de la capacité de discernement, l’on invoque
tantôt la représentation de l’union conjugale en prêtant à l’art. 166 CC une
finalité à laquelle la disposition n’est pas destinée, tantôt le devoir d’assistance en
élargissant artificiellement l’art. 159, al. 3 CC; les règles sur la gestion d’affaires
des art. 419ss CO servent de justification aux interventions de proches parents,
sous prétexte qu’il y a urgence et que la gestion entreprise est conforme aux intérêts
et aux intentions présumables de celui qui dépend quotidiennement du secours
de son entourage.
Aussi s’est-on interrogé, de lege ferenda, sur l’opportunité de confier aux
membres de la communauté familiale un pouvoir légal de représentation lié à
l’assistance fournie concrètement à celle ou à celui qui est frappé d’un état de dépendance
(Angehörigensorge). Une telle institution se heurte toutefois à la difficulté
majeure de définir le cercle des personnes qu’il conviendrait de retenir dans
ce cadre. L’on ne peut, en effet, guère mettre sur pied d’égalité un conjoint, des
enfants, des frères et sœurs ou encore le partenaire d’une vie commune qui n’est
pas fondée sur les liens du mariage.
1. Un pouvoir de représentation légale pour les besoins du quotidien
conféré par la loi au seul conjoint
Compte tenu de ce qui précède, les travaux préparatoires se sont orientés vers
l’octroi d’un pouvoir de représentation légale conféré au seul conjoint dans les
cas de partage de la vie commune ou de la fourniture d’une assistance personnelle
régulière. Une telle prérogative pourrait notamment se justifier pour l’accomplissement
des actes juridiques nécessaires à la satisfaction de l’entretien et
de l’administration courante des revenus et des autres biens. Pour les besoins qui
dépassent ceux du quotidien, en particulier pour les actes générateurs d’obligations
ou de disposition qui engagent des éléments importants du patrimoine, tels
que l’achat ou la vente d’un immeuble ou de papiers-valeurs, le conjoint serait
tenu de requérir le consentement de l’autorité de protection. Pour mieux cerner
la nature de l’institution dont il est ici question, l’on peut se référer à la distinction
qui est faite dans le régime matrimonial de la communauté de biens entre
l’administration ordinaire et l’administration extraordinaire.
Il appartiendrait bien évidemment à l’autorité de protection de retirer tout ou
partie des pouvoirs au conjoint qui excède ses droits de représentation ou qui se
montre incapable de les exercer, que ce soit d’office ou sur requête d’une personne
proche de l’époux incapable.
Quant à l’assimilation du partenaire (Lebenspartner) au conjoint, il est généralement
considéré qu’elle ne serait envisageable qu’une fois que les relations de
partenariat auront reçu une structure juridique créant des liens plus étroits que
ceux qui découlent de la législation en vigueur.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
265

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
2. La représentation légale dans le domaine médical
Le problème de la représentation légale se pose aussi régulièrement par rapport
à la question de savoir qui est habilité à consentir à un traitement médical
lorsqu’une personne incapable de discernement doit recevoir des soins et qu’elle
n’a pas rédigé des directives anticipées suffisamment précises. En l’état de la législation
fédérale, les proches ne détiennent pas de véritable pouvoir à cet égard.
«En effet, si la doctrine majoritaire et la jurisprudence considèrent que le médecin
doit consulter les proches d’un patient incapable de discernement, leur avis
n’est cependant pas contraignant pour le médecin. En tant que tels, les proches
n’ont pas de pouvoir de décision» 5 . De lege ferenda, il semble que l’on s’achemine
vers une solution qui consisterait à énumérer dans la loi elle-même les personnes
habilitées à consentir, un ordre fondé sur le lien de proximité étant établi à cet effet.
C’est ainsi que la présence d’une personne désignée dans un mandat pour
cause d’inaptitude écarterait la consultation d’autres proches; de même, le pouvoir
de consentir du conjoint uni au patient par les liens de la vie commune ou
d’une assistance personnelle régulière devrait primer celui des descendants.
L’autorité serait appelée à statuer sur les cas de doutes ou de conflits d’intérêts.
Après avoir reçu une information circonstanciée sur tous les aspects pertinents
du traitement envisagé et les alternatives envisageables, le représentant fonderait
sa décision sur la volonté présumée et les intérêts objectifs de la personne incapable
de discernement.
3. L’accompagnement en cas de prise en charge en milieu institutionnel
Les lacunes importantes qui existent dans la procédure d’admission des résidents
et les structures juridiques des institutions accueillant des personnes totalement
dépendantes sont connues depuis longtemps. Elles alimentent périodiquement
la chronique et ont pris récemment des allures de crise dans certaines
régions. Référence est ici faite non plus aux placements liés à une privation de liberté
à des fins d’assistance, mais aux personnes incapables de discernement résidant
dans des homes ou des établissements médico-sociaux.
C’est la qualité des prestations, les insuffisances de l’encadrement et le manque
de transparence des rapports contractuels unissant les résidents à l’institution qui
sont l’objet des critiques les plus fréquentes. Il est aussi souvent fait état de la
souffrance liée à la solitude des résidents et du manque d’égards accordés aux
besoins liés à la personnalité de chacun.
Si l’on assiste actuellement à certains développements dans les législations cantonales
6 , l’établissement d’une législation fédérale consacrée spécifiquement aux
placements institutionnels, à l’image du «Heimgesetz» allemand de 1974, ne
5
Cf. Dominique Manaï, Le droit des proches du patient dans la prise de décision médicale, in: Médecin
et droit médical, Genève 1998 p. 62.
6
C’est ainsi que dans la loi fribourgeoise de 1999 sur la santé, l’on trouve des dispositions tout à fait
pertinentes sur l’accompagnement des personnes en institution de santé (art. 41) et des personnes
en fin de vie (art. 42).
266
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables ZVW 5/2003
semble pas être à l’ordre du jour en Suisse. Il paraît cependant difficile d’imaginer
que le nouveau droit de la protection de l’adulte ne prévoie aucune disposition
légale propre à améliorer la sauvegarde des intérêts des personnes qui résident
en milieu institutionnel, plus particulièrement celles qui sont frappées d’un
état d’incapacité de discernement. Cela serait d’autant plus étonnant que l’on
accorde une attention sans cesse croissante aux personnes beaucoup moins nombreuses
qui sont placées à des fins d’assistance ou de traitement dans des établissements
psychiatriques soumis aujourd’hui à des mesures de surveillance toujours
plus strictes. S’il n’est pas question de remettre en cause la légitimité de
celles-ci, l’on est en droit de s’étonner du peu de cas qui semble être fait des milliers
de placements effectués dans les institutions, en particulier dans des établissements
médico-sociaux (EMS), et qui ne sont entourés d’aucune garantie sur le
plan juridique.
Parmi les questions qui mériteraient plus particulièrement l’attention du législateur
figure celle de la conclusion d’un contrat d’assistance fixant les conditions
de l’admission dans l’institution et de l’assistance que celle-ci est disposée à fournir.
L’exigence de la désignation systématique d’un curateur chargé de représenter
la personne incapable de discernement pourrait conduire à un alourdissement
difficilement tolérable du dispositif officiel de la protection de l’adulte et se
heurter à l’incompréhension des familles peu disposées à accepter un tel formalisme.
Inversement, le défaut de tout pouvoir légal de représentation confronterait
les proches à des responsabilités qu’ils n’ont pas les moyens d’assumer au
regard de leur statut juridique. Une manière de sortir de l’impasse pourrait
consister à confier ce pouvoir de représentation à la personne qui serait habilitée
à l’exercer dans le domaine médical, selon le dispositif légal envisagé ci-dessus.
Parmi les autres points qu’il conviendrait de prendre en compte dans l’élaboration
des mesures destinées à assurer la sauvegarde des intérêts des personnes
incapables de discernement séjournant en milieu institutionnel, l’on mentionnera
en particulier la protection contre des restrictions abusives à la liberté de
mouvement (mesures de contention), que celles-ci découlent d’une contrainte
manuelle ou d’un dispositif de surveillance électronique; l’on évoquera aussi le
souci de favoriser le maintien de relations avec des personnes extérieures à l’institution,
ou encore la surveillance officielle des institutions comprenant des inspections
périodiques effectuées sans avis préalable par des personnes qualifiées.
Dans le cadre des travaux préparatoires, l’on s’est aussi demandé si les cantons
ne devraient pas être tenus de mettre sur pied un service de médiation à l’intention
des résidents, des proches et du personnel soignant des établissements médico-sociaux,
mais un consensus semble difficile à obtenir sur ce point.
V. Conclusion
Le souci d’améliorer la sauvegarde des intérêts de la personne incapable de
discernement et la recherche d’instruments juridiques susceptibles de pallier les
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
267

ZVW 5/2003
Stettler, La sauvegarde des intérêts des incapables
lacunes de la législation en vigueur figurent parmi des objectifs prioritaires de la
réforme du droit de la protection des adultes.
Le fait qu’il ne soit pas toujours facile de déterminer le moment à partir duquel
il faut considérer qu’une personne est privée de la faculté d’agir raisonnablement
ne dispense nullement le législateur de clarifier, autant que faire se peut, le statut
de celles et ceux qui sont appelés à intervenir dans sa sphère juridique à un titre
ou un autre.
Définir un cadre juridique qui réponde de façon satisfaisante à des préoccupations
aussi diverses que la prise en compte des manifestations de volonté exprimées
par anticipation, le pouvoir de représentation légale susceptible d’être
confié à des proches ou l’accompagnement en cas de prise en charge en milieu
institutionnel n’est certes pas un exercice facile. Celui-ci s’avère d’autant plus délicat
que l’on doit s’interroger en permanence sur ce qu’il convient d’unifier sous
la forme de dispositions fédérales et ce qu’il est préférable de laisser à l’appréciation
et à l’autonomie des cantons. L’on est aussi confronté sans cesse au problème
fort délicat des limites de la compétence constitutionnelle dont la Confédération
dispose en la matière et à la question de savoir ce qui reste compatible
avec les structures et le contenu du Code civil et ce qui devrait plutôt faire l’objet
de lois spéciales.
268 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
Vorsorgevollmachten
Allgemeiner Vorsorgeauftrag, medizinischer Vorsorgeauftrag,
Patientenverfügung, Vertrauenspersonen und persönliches Umfeld –
ein dicht gewobenes Netz mit Knoten- und Reissgefahr
Prof. Dr. iur. Peter Breitschmid, Universität Zürich
Der Vorentwurf 2003 fördert selbstbestimmte, private Ordnungen «auf Vorrat» für den
Fall späterer eigener Urteilsunfähigkeit, was gewisse Sicherheitskautelen angesichts rasch
wandelnder Umstände und permanent lauernder Interessenkonflikte erfordert. Der VE
erscheint in seiner Vielfalt von Vorkehren mit ähnlicher Stossrichtung bisweilen etwas unzulänglich
koordiniert, stark auf (wenig zweckmässige) formale Elemente gestützt, insgesamt
aber als ein sehr begrüssenswerter Vorschlag. Die nachfolgende Skizze konzentriert
sich auf einige nach Auffassung des Verfassers noch der Verfeinerung harrende Punkte.
Mandat pour cause d’inaptitude
Mandat général, mandat en matière médicale, directives anticipées, personne de
confiance et réseau personnel – un filet hermétiquement tissé mais qui a des nœuds
et risque de se déchirer
L’avant projet 2003 encourage le développement de régimes juridiques reposant sur la volonté
de la personne, régimes juridiques adoptés «de manière prévoyante» pour le cas où
une incapacité de discernement surviendrait ultérieurement. Cela exige que certaines mesures
de précaution soient prises pour tenir compte du fait que les circonstances peuvent
évoluer rapidement et que des conflits d’intérêts peuvent toujours survenir. Au vu de la diversité
des moyens qui vont dans le même sens, il semble que l’AP n’est pas suffisamment
coordonné, et repose fortement sur des éléments formels (peu propices à réaliser le but
poursuivi). Mais dans l’ensemble, l’AP est un projet qu’il faut véritablement saluer.
L’esquisse qui suit se concentre sur certains point qui, selon l’opinion de l’auteur, attendent
encore d’être affinés.
Procure previdenziali
Mandato previdenziale generale, mandato medico previdenziale, disposizione del
paziente, persone di fiducia e ambiente personale: una fitta rete tessuta con nodi ma
soggetta a strappi
L’Avanprogetto 2003 propugna disposizioni private previdenziali decise personalmente per
il caso di una futura incapacità. Questo ambito esige misure cautelari già per il rapido mutare
delle circostanze e per l’incombere permanente di conflitti d’ interesse. L’AP CC 2003
nel complesso appare, con la sua varietà di misure previste con obiettivi unitari, come una
proposta positiva. E’ tuttavia inadeguato nel coordinamento, basato fortemente su elementi
formali (poco pratici). L’esposto seguente si concentra su alcuni punti che, secondo l’opinione
del redattore, necessitano di un ulteriore affinamento.
A. Allgemeines
1 Der VE ZGB 2003 zur Gesamtrevision des Vormundschaftsrechts beginnt
mit einer einlässlichen Ordnung von 14 Artikeln, welche der privaten, eigenen
Vorsorge gewidmet sind (Art. 360–373 VE), umfassend (i) den Vorsorgeauftrag,
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
269

ZVW 5/2003
Breitschmid, Vorsorgevollmachten
dieser gestaffelt als umfassenden (Art. 360–369 VE) oder auf medizinische Massnahmen
begrenzten (Art. 370–372 VE), sowie (ii) eine Ordnung der Patientenverfügung
(Art. 373 VE). Was bislang als «Vormundschaftsrecht» galt – nämlich
die «behördlichen Massnahmen» –, wird erst in den Art. 374 ff.VE geregelt; diese
Systematik unterstreicht zutreffend die vormundschaftsspezifische Subsidiarität
staatlicher Intervention und den Vorrang freier, individueller Vorsorge für den
Fall mentaler und/oder körperlicher Hilfsbedürftigkeit 1 . Wenn die Ordnung
rechtsgeschäftsplanerische Überlegungen für lebzeitige Defizite anregt, so hat sie
einen wesentlichen Zweck erfüllt: Zunehmend steigende Lebenserwartung mit
unvermeidlich höherem Betreuungsbedarf in jedwedem Belang und höherem
Verbrauch an eigenen Mitteln im Alter zur Sicherung des Lebensstandards wird
stärker eine Planung des Lebens vor dem Tod als nur der erbrechtlichen Mittelverteilung
nach dem Tod verlangen!
2 Für die Grundzüge des Vorentwurfs kann auf den Bericht der Expertenkommission
verwiesen werden 2 , der hier nicht im Einzelnen zu rekapitulieren ist.
Entscheidendes Merkmal der vorgeschlagenen Ordnung ist, dass die herkömmlich
unter den nicht immer einheitlich umrissenen Begriffen wie etwa «Vorsorgevollmacht»
und «Patiententestament» abgehandelte Materie eine gesetzliche
Regelung erfährt. Diese ist – kein spezifisches Merkmal dieses VE, sondern vielfach
typisch für glossatorische Eingriffe – recht ausführlich gestaltet worden und
umfasst Manches, was eher als Spezialnorm des Auftragsrechts (Art. 396 ff. OR,
auf welche Art. 366 Abs. 1 VE verweist) denn als typisches Vormundschaftsrecht
erscheint.
Die vorgeschlagene Ordnung atmet den Geist und folgt dem Bild einer aufgeklärten,
selbstverantwortlichen, gestaltungswilligen und -fähigen Bevölkerung; im
Alltag wird man – auch als gestaltungswilliges Individuum – wohl zu bedenken
und zu akzeptieren haben, dass der Verlauf der Lebenskurve zwar tendenziell
später, biologisch aber angesichts der (noch?) nicht überwundenen Endlichkeit
1
Schon an dieser Stelle ist allerdings anzumerken, dass der Vorrang privater Anordnungen nicht
von der behördlichen Überwachung befreit, die wegen des Schwächezustands der vollmachtgebenden
Person von besonderer Bedeutung ist (in diesem Sinne denn auch Art. 366 Abs. 2 und insbes.
Art. 369 VE): Die aufsichtsrechtliche Erfahrung lehrt, dass gerade private Mandatsträger intensiver(er)
behördlicher Überwachung bedürfen und bereits die Auftragserteilung bisweilen
erheblichen Risiken ausgesetzt ist – man darf sich hier realistischerweise nicht der Illusion hingeben,
die Urkundsperson oder jene Stelle, bei welcher die Erklärung abzugeben sei, habe die Möglichkeit
effektiver Überprüfung der Urteilsfähigkeit (welch letztere voraussetzen würde, dass die
auftraggebende Person sich einer einschmeichelnden privaten Betreuung zu widersetzen vermöge:
die erbrechtliche Praxis lehrt, dass Gegenteiliges vorzukommen pflegt). – Vgl. im übrigen unten
bei und mit Anm. 10 und 25.
2
VE 2003 S. 21–30, Ziff. 2.1, ferner S. 9–11, Ziff. 1.4.1 zur Förderung des Selbstbestimmungsrechts
und Ziff. 1.4.2 zur «Stärkung der Solidarität in der Familie und Entlastung des Staates». Hingewiesen
sei sodann insbesondere auf die (auch rechtsvergleichende) Behandlung der Thematik unter
Berücksichtigung des VE durch Guillod/Helle, Mandat d’inaptitude, directives anticipées et représentation
de la personne incapable: porte ouverte à la confusion?, ZSR 2003 I 291–309, sodann
(mit weiterer Literatur) auf Breitschmid/Reich, Vorsorgevollmachten, ein Institut im Spannungsfeld
von Personen-, Vormundschafts-, Erb und Obligationenrecht, ZVW 2001, 144–166.
270
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
des Menschen nach wie vor unvermeidlich eine kürzere oder längere Phase der
Ermattung und gar Agonie aufweisen wird. In solchen Phasen fremdbestimmten
(Behandlungs-) Entscheiden augesetzt zu sein, dürfte – bei richtiger Betrachtungsweise
– auch etwas Beruhigendes haben: Man kann es auch als schönes Gefühl
empfinden, dass für einen gesorgt wird, und zwar insbesondere auch dann,
wenn diese Sorge vom hippokratischen Eid bestimmt wird (wenn man auch zugegebenermassen
den unhippokratischen Kostendruck und die damit verbundenen
Folgen fürchten mag, denen auch mit öffentlicher Beurkundung des Wunsches
nach guter Behandlung nicht beizukommen ist 3 ).
3 Dass die behandelten Fragen – Vorrang privater Vorkehren im allgemeinen
und Möglichkeit zu verbindlicher Äusserung von Behandlungswünschen im besonderen,
sodann das Patiententestament als (oft) «terminaler Behandlungswunsch»
– eine gesetzliche Regelung erfahren, ist vorbehaltlos zu begrüssen.
Ebenfalls ist der inhaltliche Grundtenor der Ordnung zu begrüssen. Gesetzgebungstechnisch
tendiert der VE zu einer eher engmaschigen Ordnung (Ziff. 2)
und riskiert damit, im Einzelfall wohl unvermeidliche Abweichungen (dazu z.B.
unten Ziff. 5 und 8) in die «Gültigkeitsfalle» laufen zu lassen. Wenn in diesem
Beitrag einige kritische Bemerkungen erfolgen, so ist deren Zweck nicht, durch
ergänzende, noch weiter vertiefende Bestimmungen Ausnahmen gesetzlich festschreiben
zu wollen, sondern im Sinne einer ersten kommentierenden, die Ordnung
des VE in das personen-, familien-, erb- und vertragsrechtliche Umfeld einbettenden
Betrachtung Anhaltspunkte für eine sachgerechte Handhabung der
unweigerlich harrenden Zweifelsfälle zu geben: Es dürfte in der Natur vormundschaftlicher
(und dereinst erwachsenenschutzbehördlicher) Thematik liegen,
dass man sich mit «Reparaturen» zu befassen und gelegentlich auch einmal einen
Kompromiss einzugehen hat, den die Kautelarjurisprudenz als wenig ästhetisches,
unwürdiges Pfuschwerk betrachten würde, der jedoch ein durchaus passables
Resultat in der Praxis des «Alltagsbetriebs» abgeben mag. Zudem entspricht
es bewährter Kultur des ZGB, Behörden und Gerichten Entscheide nach pflichtgemässem
Ermessen zu überlassen (Art. 4 ZGB), was sich im weiterhin verwaltungsrechtlich
geprägten Erwachsenenschutzrecht im Verhältnismässigkeitsprinzip
konkretisiert 4 , dem auch die gesetzgeberische Intensität zu folgen hat.
B. Zum Zusammenspiel der einzelnen Institute
4 Sowohl der umfassende Vorsorgeauftrag (Art. 360 ff. VE) wie auch der auf
medizinische Massnahmen beschränkte (Art. 370 ff. VE) beziehen sich auf die im
3
Eine zunehmende Privatisierung der Altenpflege (therapeutische Wohngemeinschaften Dementer
usf.) riskiert zudem, solche Wohnformen zwar kostengünstig (keine Heim-Standards), aber fern der
von Art. 442 VE vorgesehenen Aufsicht zu führen; ob dann die von Art. 437 VE bezüglich des Betreuungsvertrags
hergestellten Parallelen zum Behandlungsauftrag greifen, erscheint zweifelhaft – eher
müsste wohl eine strikte Analogie zur Pflegekinderaufsicht (Art. 316 ZGB: «Wer ... aufnimmt, bedarf
einer Bewilligung ... und steht unter ... Aufsicht») hergestellt werden. – Vgl. auch unten Ziff. 11.
4
Statt vieler Riemer, Grundriss des Vormundschaftsrechts, 2.A. Bern 1997, § 6 Rz 6 f., 11.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
271

ZVW 5/2003
Breitschmid, Vorsorgevollmachten
Zeitpunkt eingeschränkter oder fehlender Urteilsfähigkeit notwendig werdenden
Entscheide, welche entweder umfassend zu delegieren sind (womit denn
auch ein umfassendes, eben: «vormundschaftliches» Vertretungsverhältnis entsteht),
oder aber nur soweit, als medizinische Behandlungsentscheide anstehen.
Es versteht sich, dass die «Eingriffsintensität» und damit auch die Anforderungen
an den Entscheid verschieden sind, wobei sich m.E. allerdings die Frage
stellt, ob der VE diese Unterschiede nicht eher etwas überzeichnet, indem die
laufend notwendige Vermögensverwaltung im Rahmen eines Vorsorgeauftrags
eher verifizierbar und von geringerer Tragweite sein dürfte als ein medizinischer
Behandlungsentscheid, sofern er nicht einfach Standardtherapien betrifft (und
sich deshalb – von religiösen Vorbehalten abgesehen – subjektive und objektive,
fachmännische Beurteilung regelmässig kaum unterscheiden dürften). Medizinische
Behandlungsentscheide können zudem «Rückkoppelungseffekte» auf die
Wohnsituation (dazu auch unten Ziff. 11), allenfalls die Gestaltung persönlicher
Beziehungen haben und damit u.U. weiter reichen, als es prima facie scheinen
mag. Die Patientenverfügung (Art. 374 VE) schliesslich unterscheidet sich von
den offen formulierten, an einen Dritten übertragenen Behandlungsentscheiden
dahingehend, dass der Erklärungsurheber bereits explizit Stellung nimmt, wie in
einer bestimmten, oft (aber nicht zwingend) terminalen Situation vorzugehen
sei; dafür werden die geringsten formalen Anforderungen gestellt, obwohl gerade
dieses Institut ohne «Verfalldatum» gilt (im Gegensatz zu Art. 363 Abs. 1
VE; unten Ziff. 9 bzw. 12), ohne Beratung errichtet wird und in gewissen Fällen
die Situation im Wirkungszeitpunkt (bezogen auf das gesamte Umfeld: persönliches
Netzwerk, Wohnsituation, medizinischer Entwicklungsstand) im Errichtungszeitpunkt
oft ebenfalls schwer absehbar sein dürfte.
Zu den genannten Instituten der Art. 360 ff. VE kommt die Vertrauensperson
hinzu, die nach einer fürsorgerischen Unterbringung (FFE, Art. 416 ff. VE) bezeichnet
werden kann (Art. 426 VE); wer zwischen somatischen und psychiatrischen
Einrichtungen «pendelt» und mit seiner Behandlung jeweils ganz
grundsätzlich nicht so recht einverstanden ist, wird kaum begreifen, weshalb er
nicht bei jeglicher Hospitalisierung gleiche Möglichkeiten hat, und es könnte die
Ordnung von Art. 370 ff.VE spontane Bezeichnungen an der alltäglichen Grenze
der Urteilsfähigkeit erschweren; es wird hier im Einzelfall ärztlichen, pflegerischen
und behördlichen Geschicks bedürfen, alle Anliegen der Betroffenen
wahr- und ernstzunehmen. Zudem sieht Art. 434 VE bei Fehlen einer hinreichend
klaren Patientenverfügung eine Hierarchie von zur Zustimmung zu ambulanten
oder stationären medizinischen Verfahren vertretungsberechtigten Personen
vor (Art. 426 Abs. 1 Ziff. 1–3: zunächst der/die Vorsorgebeauftragte oder ein
auch zur Vetretung bei medizinischen Massnahmen bestellter Beistand, alsdann
Ehegatte oder Partner, schliesslich Nachkommen, Eltern oder Geschwister, anknüpfend
jeweils nicht an den formalen Status oder die «erb-/unterstützungsrechtliche
Nähe», sondern an die engste persönliche Beziehung, welche sich in
gemeinsamer Haushaltführung oder regelmässiger, persönlicher und – wohl vorauszusetzen
– einigermassen intensiver, relevanter persönlicher Beistandsleis-
272 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
tung 5 manifestiert). Zweifelsfälle sind durch behördlichen (Stich-) Entscheid in
Würdigung der vorgetragenen Argumente zu lösen 6 .
Im Ergebnis kann eine noch urteilsfähige, besorgte Person sich mit einem sich
gegenseitig blockierenden Heer verschiedener Vertreter mit unterschiedlich umschriebenen
Aufgabenkreisen umgeben. Im Konfliktfall gilt die neuste, gegebenenfalls
die situationsspezifischste Ordnung, wobei alsdann aber bald der Punkt
erreicht sein dürfte, der koordinierendes Eingreifen der Behörde zur Behebung
der Mängel der privaten Vorkehren erfordert.
5 Wenn unter diesen Umständen die verschiedenen Typen eines letztlich ähnlichen
Produkts unterschiedliche Formen bedingen, wird dies zu Unsicherheiten
führen: Der Vorsorgeauftrag erfordert öffentliche Beurkundung (bzw. Erklärung
zu Protokoll bei einer dafür vorgesehenen Stelle), der medizinische Vorsorgeauftrag
blosse Schriftlichkeit mit (der bei Art. 505/520a ZGB abgeschafften) Datierungspflicht,
die Patientenverfügung dagegen bloss einfache Schriftlichkeit
(Unterschrift). Gleiches gilt bezüglich der Verfügungsfähigkeit, welche regelmässig
adäquater Urteilsfähigkeit und Handlungsfähigkeit bedarf, mit Ausnahme
der Patientenverfügung, wo man (durchaus zu Recht) davon ausgeht, dass auch
Minderjährige 7 den Organspenderausweis 8 gültig sollen unterschreiben können –
eine Fähigkeit, die ihnen aber auch bezüglich sonstiger medizinischer Behandlung
in der Regel zukommt (Art. 19 Abs. 2 ZGB). Weiterhin formfrei sein
werden nur die (nicht lebzeitig, sondern erst nach dem Stichtag der Universalsukzession
wirkenden) Bestattungsanordnungen, welche naturgemäss nicht Gegenstand
der vorliegenden Regelung sind, aber bislang – zusammen mit Patientenverfügungen
und Altersvorsorgevollmachten – typischerweise zu den
nicht-vermögensrechtlichen (und damit nicht von den spezifisch erb-/vermögensrechtlichen
Formvorschriften erfassten) formfreien Anordnungen gehörten
9 , und in deren Umfeld nach Inkrafttreten des VE noch einige intertemporalrechtliche
Problemfälle schlummern dürften, die aber sinngemäss von der
Ordnung in Art. 16 Abs. 1 SchlT profitieren müssen.
5
Die Praxis wird sich mit der Abgrenzung sozial relevanter Kaffee- und Kuchentreffen und blossem
Absolvieren von mit Kaffee- und Kuchenkonsum verbundenen routinemässigen Pflichtbesuchen
zu befassen haben: Wenn auch das Ausfüllen einer Steuererklärung oder eine Spazierfahrt nützlich
sind, so meint Beistandsleistung doch, dass man sich auch mit dem «Dreck» befasst. – Bezüglich
des Vertretungsrechts unter Ehegatten sei auf deren diesbezügliche Pflicht aus Art. 159 ZGB,
konkretisiert durch Art. 431 VE, verwiesen.
6
Ein schon fast makabres, die Grenze des Justiziablen aufzeigendes Beispiel der Streit zwischen
Witwe und Konkubine um die Grabgestaltung in SJZ 1990 421 f.
7
Vgl. Guillod/Helle, ZSR 2003 306.
8
Von Swisstransplant, 1205 Genf, www.swisstransplant.org; nicht zu verwechseln mit der sog. Gesundheitskarte
(dazu allg. Steffen, Article 6 CC: un écheveau à démêler? Exemple de la carte santé,
AJP 2003 963 ff.), welche indes ebenfalls einschlägige Angaben enthalten könnte und worauf
Art. 362 VE m.E. abzustimmen wäre.
9
BSK ZGB II-Breitschmid, Vorbem. zu Art. 467–536, N 24 f.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
273

ZVW 5/2003
Breitschmid, Vorsorgevollmachten
C. Vorsorgeauftrag (Art. 360–369 VE)
6 Wer (noch) handlungsfähig ist, kann eine natürliche oder juristische Person
bezeichnen, die im Falle der Urteilsunfähigkeit zu Interessenwahrung und Vertretung
im Rechtsverkehr befugt ist (Art. 360 Abs. 1 VE). Der Inhalt des Auftrags
ist allgemein (gewissermassen «rahmengesetzgeberisch») zu umschreiben und
konkrete Weisungen sind möglich (Abs. 2). Über den Wortlaut von Abs. 1 hinaus
dürfte die Vertretung nach dem Willen des Erklärungsurhebers (der durch Auslegung
nach üblichen Regeln zu ermitteln ist: Art. 365 VE 10 ) regelmässig auch
nach dem Eintritt blosser Handlungsunfähigkeit bei noch verbliebener (eingeschränkter)
Urteilsfähigkeit zu bejahen sein (vgl. Art. 435 Abs. 3 VE), da Grundanliegen
regelmässig die Organisation einer privaten, durch eine individuell bezeichnete
Vertrauensperson zu besorgende Vertretung gewesen sein dürfte, was
relativ höchstpersönliches Recht im Sinne von Art. 19 Abs. 2 ZGB ist.
7 Zweifelhaft erscheint der Zwang zur Umschreibung des Inhalts des Auftrags,
welche – wo ein individuell formulierter Beschrieb fehlt – nach den
Kriterien zu erfolgen hat, die auch bislang im Rahmen einer Vertretungs- oder
Vermögensverwaltungsbeistandschaft galten, nämlich gewissermassen eine Geschäftsführung
ohne Auftrag im besten Interesse des Geschäftsherrn (Art. 419
OR); zwar strebt die Revisionsvorlage explizit ein Abgehen vom prothesenhaften
Beizug des Art. 419 OR an, ohne aber den Laien zu allzu genauem («juristisch
präzisem») Formulieren seiner persönlichen Anliegen zwingen zu können
und zu dürfen. Gegebenenfalls wären Konkretisierungen zwischen der beauftragten
Person und der Erwachsenenschutzbehörde nach der Regel von Art. 365
VE auszuarbeiten. Keinesfalls kann eine lückenhafte Umschreibung als solche
dazu führen, den Vorsorgeauftrag nicht zu berücksichtigen (ausser es sei z.B. die
bezeichnete Person zu den konkret anstehenden Vorkehren a priori ausserstande
und es liege gewissermassen ein Fall anfänglicher Unmöglichkeit vor).
8 Dass der Vorsorgeauftrag in öffentlich beurkundeter Form (bzw. durch Erklärung
zu Protokoll: Art. 361 VE) zu erteilen ist, schliesst weiterhin nicht aus,
Wünsche (im Sinne von Art. 381 ZGB: Art. 388 VE) nach pflichtgemässer Würdigung
der Gegebenheiten zu respektieren, auch wenn diese formlos, allenfalls
nur mündlich oder sogar nur konkludent geäussert wurden. Es muss – von der
Sache her, aber auch um einer sachgerechten Hierarchie persönlichkeits- und
vermögensrechtlicher Anliegen willen – gewährleistet werden, dass «kombinierte
Anordnungen», nämlich die (verunglückte) Verknüpfung persönlichkeitsrechtlicher
Weisungen mit eigenhändigen Laientestamenten, wenn diese schon
10
Dem Sinn der Ordnung nach kann auf die Regeln zur Auslegung von Testamenten verwiesen werden
– mit dem Bemerken, dass eine subtile «Anhörung» (man vergleiche Art. 144 Abs. 2 ZGB und
innerhalb des VE Art. 435 Abs. 3: die dort vorgesehene Information darf nicht als «Einbahn-
Strasse» verstanden werden) des noch-nicht-Erblassers hier bisweilen Ergebnisse zeitigen könnte
und alsdann Ausfluss des rechtlichen Gehörsanspruchs ist.
274
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
lebzeitig bekannt sind oder werden (z.B.Auffinden beim fremdbesorgten Umzug
in eine Pflegeeinrichtung), rechtlich unbeachtlich werden: Was ist die Sanktion
des Formmangels vorsorgerechtlicher Anordnungen? Gewiss nicht eine Ungültigkeitsklage
oder die Nicht-Beachtung von Amtes wegen, sondern ein Vorgehen
nach Art. 388 VE 11 .
Im Blick darauf, dass nicht die öffentliche Beurkundung (und schon gar nicht
die Erklärung zu Protokoll bei einer vom kantonalen Recht bezeichneten
Stelle 12 ) geeignet ist, eine effektive Prüfung der Urteilsfähigkeit für die konkret
in Frage stehenden, möglicherweise sensiblen Abhängigkeitsverhältnisse herbeizuführen
13 , stellt sich die Frage nach der Behandlung von Formmängeln. Es
drängt sich auf, den Geist von Art. 520a ZGB – wonach Formmängel nur schaden,
wenn die anstehende Frage für den Bestand der Anordnung erheblich ist
und nicht anders geklärt werden kann – auch hier wirken zu lassen 14 .
Dass der Widerruf formfrei ist (Art. 363 Abs. 3 VE), kann dazu führen, dass
blosse Anpassungen der Errichtungsform nicht genügen; solche müssten wiederum
als Anhaltspunkte für den Willen des Erklärungsurhebers zur Auslegung
der ursprünglichen Anordnung herangezogen werden. Ob nach Eintritt des
«Vorsorgefalls» ein Widerruf durch die auftraggebende Person noch möglich
(bzw. beachtlich) ist, hängt von der Urteilsfähigkeit mit Bezug auf dieses Geschäft
ab, ist als persönlichkeitsrechtliche Anordnung aber nicht grundsätzlich
ausgeschlossen 15 , dürfte aber regelmässig zur Bestellung eines amtlichen Beistands
führen.
9 Die «beschränkte Haltbarkeit» solcher Anordnungen (Art. 363 VE) lässt sich
wohl diskutieren: Insbesondere der Umstand, dass auch juristische Personen
oder eine Personenmehrheit bezeichnet werden können, macht möglich, eine
11
Dazu der Bericht zum VE 2003, Ziff. 2.2.2.5, S. 44.
12
Deren (einigermassen einheitliche!) Festlegung wird noch Präzisierungen erfordern: Es klingen
gewisse Parallelen zu Art. 504 ZGB an (wobei dort durchaus die Beurkundungs- auch Hinterlegungsstelle
und in extremis auch Willensvollstreckerin sein kann: Letzteres ist in der notariellen
Praxis zwar verpönt, aber nicht unerlaubt, und scheint im vorliegenden Kontext – Vertrauenswürdigkeit
staatlicher vormundschaftlicher Stellen – sachgerechter als private Institutionen [auf welche
der Bericht zum VE verweist: Ziff. 2.1.2 zu Art. 361, Abs. 2, S. 22] einzusetzen: Abgrenzungen
von unabhängigen und krankenkassenverbundenen Patientenberatungsstellen, von Gesundheitsund
Altersberatungsstellen einerseits und weltanschaulichen Organisationen anderseits dürften
beträchtliche Aufmerksamkeit erfordern! Ohne Sterbehilfe zu verpönen (demographische, medizinische
und ökonomische Entwicklung werden in absehbarer Zeit unvermeidlich zu klar deklarierten
«terminalen Behandlungsentscheiden» zwingen) muss vermieden werden, dass Ein-Themen-Organisationen
sich des Felds bemächtigen – es sei auf die Bedeutung von Art. 369 und 434
Abs. 2 VE hingewiesen.
13
Vgl. oben Anm. 1; beim öffentlichen Testament tendiert denn auch die notarielle Praxis dazu, gerade
diesen Aspekt weitgehend auf die Zeugen «auszulagern» (vgl. etwa BSK ZGB II-Ruf,
Art. 501 N 11, bzw. meine Hinweise dort Art. 498 N 9 und 11 sowie Art. 467/468 N 12); zur von der
Sache, aber auch seinen Möglichkeiten her beschränkten Kognition des Grundbuchführers ferner
etwa die Übersicht bei BSK ZGB II-Schmid, Art. 965 N 29 ff.
14
Generell kritisch zu den ins Auge gefassten Formvorschriften auch Guillod/Helle, ZSR 2003 305;
vgl. ferner Breitschmid/Reich, ZVW 2001 152 f.
15
Vgl. BayObLG 16.5.2002, FamRZ 2002 1220 f.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
275

ZVW 5/2003
Breitschmid, Vorsorgevollmachten
kontinuierliche, die Zeit überdauernde Ordnung zu treffen (obwohl selbstverständlich
sowohl für persönlichkeits- wie vermögensrechtliche Anordnungen unter
Lebenden wie von Todes wegen eine Verifikation in 10-Jahres-Intervallen
grundsätzlich durchaus sinnvoll ist). Überschreiten des «Verfalldatums» macht
deshalb m.E. die Anordnung nicht «ungeniessbar», sondern im Sinne der Ausführungen
soeben in Ziff. 8 lediglich angreifbar in den Fällen, wo die Umstände
Zweifel am Aufrechterhaltungswillen des Erklärungsurhebers aufkommen lassen
bzw. massgeblich veränderte Verhältnisse vorliegen 16 . Würde man aber mit
dem VE daran festhalten, dass absolute Unwirksamkeit eintritt, wäre in Art. 363
Abs. 1 VE mit aller, auch Laien in die Augen springender Deutlichkeit zu formulieren,
dass die Gültigkeit nach zehn Jahren erlischt und (bestätigende) Neuerrichtung
unausweichlich ist. Mir scheint dies allerdings falsch und das mit dem
«Verfalldatum» verbundene Risiko der Nicht-Beachtung eines geäusserten Willens
grösser als jenes, dass ein geäusserter, aber überholter Wille sachwidrig
«durchgeboxt» würde.
10 Der Auftrag kann einer oder mehreren, einer natürlichen oder einer juristischen
Person erteilt werden. Die beauftragte Person oder Stelle muss nicht bestimmt,
sondern nur bestimmbar sein. Wer ein family office für sog. high net
worth individuals (nämlich acht- oder lieber neunstellig vermögende Personen
betreibt), wird sich ganz ohne Zweifel auch als Vorsorgebeauftragter bezeichnen
lassen, und auch «gewöhnliches» private banking wird diese Dienstleistung anbieten.
Während in den genannten Fällen die Initiative zu vorsorgeauftragsrechtlicher
Regelung oft vom Berater ausgehen dürfte und dieser sich damit auf
ein eventuelles Mandat einstellen kann, erfährt im Regelfall der Mandatsträger
von seiner Bezeichnung erst nach Eintritt des «Vorsorgefalls», was einer kontinuierlichen,
schonenden Abwicklung wenig dienlich ist – indes bleibt den Einzelnen
überlassen, ob sie eher auf amtliche Diskretion oder zusätzliche private
Information der Vertrauensperson Wert legen.
Während die auftraggebende Person aus Art. 27 ZGB jederzeit widerrufen
kann (Art. 363 Abs. 3 VE), erscheint die jederzeitige Widerrufmöglichkeit nach
Art. 368 Abs. 1 VE zweifelhaft, wo sie zur Unzeit erfolgt (etwa: weil der Depotwert
unter eine kritische Summe gesunken ist): das Vertrauen in den erteilten,
persönlichkeitssensiblen Auftrag ist qualifiziert schützenswert. Indes versteht
sich, dass eine lustlose Verbeiständung zwecklos ist, doch muss sichergestellt
sein, dass in solchen Fällen allfällig bereits erfolgte Zahlungen rückabgewickelt
werden. Ob etwa auch ein Hausarzt ein solches Mandat übernehmen kann, wäre
(auch) standesrechtlich zu diskutieren, erscheint aber bei persönlichem Naheverhältnis
nicht grundsätzlich ausgeschlossen, obwohl sich naturgemäss bei Be-
16
Es ist nicht einzusehen, weshalb persönlichkeitsrechtliche im Gegensatz zu wirtschaftlichen Anordnungen
(Testamenten: oben Anm. 10) nicht oder nur eingeschränkt ausgelegt werden sollen;
und die sog. hypothetische, dem mutmasslichen Willen der erklärenden Person Rechnung tragende
Auslegung ist weitestgehend akzeptiert (Riemer, recht 2003, 39 f.; BSK ZGB II-Breitschmid,
Art. 469 N 29 f.).
276
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
handlungsentscheiden Ausstandsgründe ergeben können. Dass Organisationen
wie die im Begleitbereicht explizit genannte Pro Senectute Angebote bereitstellen
werden, dürfte die Frage aufwerfen, worin der Unterschied zu vormundschaftsbehördlich
bezeichneten Berufsvormunden und -beiständen besteht; u.U.
kann es sich auch hier um Massenmandate und eine Vervielfältigung der organisierenden
Institutionen handeln. Gewiss dürfte aber Pro Senectute die Unabhängigkeit
und Qualitätssicherung gewährleisten, was beides wohl nicht bei allen
Organisationen, die sich auf diesem Markt tummeln würden, vorausgesetzt werden
darf. Rechtsgeschäftsplanerisch wird – wie bei der Bestellung eines Willensvollstreckers
(der übrigens in lebzeitiger Vorwirkung seines Mandats ebenfalls in
Betracht käme und sich in der Entscheidfindung durchaus an den dereinstigen
Pflichten orientieren könnte,Art. 517 f. ZGB) – zu bedenken sein, dass eine nach
der mutmasslichen «Absterbensreihenfolge» geeignete Person und nicht der
gleichaltrige Stammtischkollege bezeichnet wird. Im Blick auf die Praktikabilität
dürfte die Bestimmung einer Personenmehrheit wenig Sinn machen, wo nicht
(konsekutiv) eine Substitutionslösung angestrebt wurde oder sich (z.B. beim Zuzug
mehrerer Fachärzte) Wissen verschiedener Sparten ergänzen muss.
11 Pro memoria ist anzumerken, dass stationäre Unterbringungsentscheide
(dazu Art. 437 ff. VE) für die Betroffenen spürbarere und damit grössere Auswirkungen
haben können als medizinische Behandlungsentscheide nach Eintritt
gänzlicher Urteilsunfähigkeit. Die Ordnung des VE dürfte hier verschiedentlich
noch nicht greifen, indem lebensprägende Änderungen im Wohnbereich oft vor
Eintritt gänzlicher Urteilsunfähigkeit auch bezüglich solcher Fragen eintreten
dürften und dennoch (unkontrollierte) Entscheide des Umfelds ergehen müssen.
Die Fokussierung auf medizinische Behandlungsmassnahmen lässt eine Lücke in
Wohnfragen, welche für sich allein eine Beistandsbestellung nicht rechtfertigt,
aber behördliche Inhaltskontrolle von Verträgen im Sinne eines situationsspezifischen
Mieterschutzes wünschbar scheinen liesse 17 ; die Regelung dürfte von zumindest
ähnlicher Dringlichkeit sein wie jene des Ehe- und Partnerschaftsvermittlungsvertrags,
wofür sich in Art. 406a ff. OR ein Plätzchen gefunden hatte.
D. Medizinische Behandlungsweisungen (Vorsorgeauftrag für
medizinische Massnahmen; Art. 370–372 VE)
12 Die Ordnung des auf medizinische Belange fokussierten «Gesundheitsbeistands»
orientiert sich im wesentlichen an jener des allgemeinen Vorsorgeauftrags
(Art. 371 VE).Wiederum erscheint das «Verfalldatum» getroffener Anordnungen
(Ziff. 9) diskutabel, da die entschlossene Äusserung (auch wenn sie hier
nicht der feierlichen öffentlichen Beurkundung bedarf, sondern Schriftform –
mit Datum und Unterschrift – genügt, Art. 370 VE) Ausdruck eines reiflichen
Willens sein dürfte. Dass hier neu wieder (nachdem es bei Art. 505 in Verbindung
17
Breitschmid/Reich, ZVW 2001 158–161.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
277

ZVW 5/2003
Breitschmid, Vorsorgevollmachten
mit Art. 520a ZGB entfallen ist) ein Datum gefordert wird, hängt mit dieser beschränkten
Haltbarkeit zusammen und ist überschiessend 18 . Die Aktualität einmal
erteilter Weisungen ist nicht nach zeitlichen, sondern sachlichen Kriterien zu
verifizieren. Wie beim Patiententestament (unten Ziff. 13) hängt der «Produktezyklus»
eher vom medizinischen Fortschritt und den Behandlungsressourcen ab,
welche sich rasch verändern und eine ergänzende Auslegung der Willensäusserung
19 erfordern können. Erfreulich ist, dass der Begleitbereicht zum VE ausdrücklich
anerkennt, dass der urteilsfähige, gesunde Mensch durchaus in der
Lage ist, ohne Schwarzmalerei verantwortete Entscheide für einen Zustand zu
treffen, den er noch nicht erfahren hat 20 . Gleichermassen darf angenommen werden,
dass der Beauftragte zusammen mit medizinischem Personal 21 und gegebenenfalls
(Art. 371 in Verbindung mit Art. 369 VE) der Vormundschaftsbehörde
einen adäquaten Entscheid trifft 22 , obwohl gerade hier eine Einbruchstelle für
missbräuchliche Anliegen lauert. Es wäre m.E. wünschbar, wenn die – hier aus
Raumgründen nicht zu rekapitulierende – deutsche Diskussion um die Einschaltung
des Vormundschaftsgerichts bei Entscheiden über die Beendigung lebenserhaltender
Massnahmen 23 bzw. die Sterbehilfediskussion 24 noch in die Überlegungen
einbezogen würde.
18
Nach der Regel von Art. 520a könnte das Datum nur eine Rolle spielen, wenn mehrere widersprechende
Weisungen vorliegen würden, deren Reihenfolge anders nicht ermittelt werden
könnte.
19
Oben Anm. 10, 16.
20
Begleitbericht zum VE 2003, Ziff. 2.1.4 Abs. 2, S. 28; vgl. Breitschmid, Erbrecht, in: Die Rechtsentwicklung
an der Schwelle zum 21. Jahrhundert (hrsg. von P. Gauch/J. Schmid), Zürich 2001,
109 ff., 143 f. in Anm. 103 m.Nw.
21
Welches den einschlägigen Richtlinien der SAMW untersteht (vgl. www.samw.ch) – Richtlinien,
die in ihrer Tragweite ebenso wie in ihrer Ausgewogenheit so weit gehen, dass (würde dadurch
nicht ihre Revision bis zur Blockierung erschwert) eigentlich wünschbar wäre, es würde sich um
staatliche Gesetzgebung (Gesetz im formellen Sinne) handeln.
22
Ohne das Böse im Menschen herbeireden zu wollen, ist mit aller Deutlichkeit festzuhalten, dass
Behandlungsentscheide den Zeitpunkt der Universalsukzession beeinflussen oder sogar bestimmen
können (und damit z.B. auch Refinanzierungskosten der Erbengeneration bestimmen!) – man
wird das Problem ganz einfach im Auge zu behalten und ehrlich medizinisch-ethisch zu argumentieren
haben, da lebensverlängerende Massnahmen mit dem einzigen Zweck des Aufschubs des
Erbanfalls dort, wo die Würde des Menschen den Abbruch künstlicher Vorkehren und menschliches
Sterben-Lassen erfordert, die Welt auch nicht verbessert! Aber es lassen sich Interessenkollisionen
nicht ausschliessen, welche weder vom Spitalpersonal noch der Vormundschaftsbehörde
(trotz Art. 365 und 369 VE) ohne weiteres erkannt werden können; dies namentlich auch in Fällen,
bei denen zwar nicht ein Miterbe, aber ein einzelnen Miterben nahestehender Vertrauter der
Familie zum Beistand bestimmt wurde. Pauschale Erleichterungen der behördlichen Aufsicht und
fachlichen Supervision gegenüber Angehörigen (z.B. Art. 408 f. VE) erscheinen deshalb zweifelhaft
(vgl. z.B. die vergleichbare Situation in Art. 318 Abs. 2 ZGB; Ausnahmen: gesicherte [?] Alleinerbenstellung
der betreuenden Person; gemeinsame Betreuung durch alle Nachkommen, was
checks and balances – wie bei gemeinsamer elterlicher Sorge: Art. 318 Abs. 1 ZGB – eher gewährleistet).
23
Vgl. BGH 17.3.2003, JZ 2003 732 ff. = NJW 2003 1588 ff.
24
Dazu zuletzt detailliert BSK StGB II-Schwarzenegger, Art. 111 N 20 ff., sowie Bosshard/
Ulrich/Bär, 748 cases of suicide assisted by a Swiss right-to-die organisation, Swiss Med Wkly 2003
310–317 (www.smw.ch).
278
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Breitschmid, Vorsorgevollmachten ZVW 5/2003
E. Patientenverfügung (Art. 373 VE)
13 Dazu ist m.E. wenig anzumerken: Die einheitliche, bundesrechtliche Ordnung
überzeugt, ist dringend und gehört zu den unbestrittenen Errungenschaften
der beabsichtigten Revision. Namentlich enthält der Begleitbericht zum VE
2003 gerade in diesem, sehr sorgfältig begründeten Bereich wichtige Anhaltspunkte
zu vorstehend kritisierten Belangen 25 . Es versteht sich, dass Notfälle vor
vollständigen Abklärungen über allfällige Weisungen zu behandeln sind und
Behandlungen ohne Zustimmung in zwingenden Fällen im Bereich der fürsorgerischen
Unterbringung nicht ausgeschlossen werden können (Art. 436 bzw.
Art. 429 VE).
25
VE 2003 Ziff. 2.1.4, S. 28–30, dort insbes. S. 30, wonach «die Patientenverfügung grundsätzlich
massgeblich», ihr aber dennoch «nach alledem nicht blind zu folgen» ist (vgl. oben Anm. 1 und 10
zur generell geltenden Auslegungsbedürftigkeit), ferner a.a.O. bezüglich der Nicht-Einhaltung der
Form, die insofern nicht schade, als jegliche beweisbare Äusserung als «mutmasslicher Wille» im
Sinne von Art. 435 Abs. 2 VE zu gelten habe.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
279

ZVW 5/2003
Sandoz, Directives anticipées et représentant thérapeutique
Directives anticipées et représentant thérapeutique: droit
fédéral et droit vaudois
Suzette Sandoz, professeur à la Faculté de droit
de l’Université de Lausanne
Le droit public vaudois en vigueur et le futur droit privé fédéral connaissent tous deux les
directives anticipées et le représentant thérapeutique. Les deux ordres juridiques diffèrent
cependant passablement l’un de l’autre. En ce qui concerne la forme dans laquelle les mesures
en question doivent être prises, le droit vaudois n’exige aucune forme particulière alors
que le droit fédéral requiert la forme écrite, sans être toujours très clair sur le sujet.
Les deux droits, en revanche, semblent violer l’art. 11 al. 2 Cst. féd. en matière de représentant
thérapeutique.
La question reste indécise, en outre, quant à la relation future entre le droit public cantonal
et le droit privé fédéral en matière de rapport médecin-patient. Il serait indispensable non
seulement de se pencher sur la question mais au moins de déterminer le contenu du droit
fédéral à la lumière des expériences réalisées dans les cantons qui connaissent déjà le principe
des directives anticipées et du représentant thérapeutique.
Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag für medizinische Massnahmen im
Bundesrecht und im waadtländischen Recht
Sowohl das aktuelle waadtländische öffentliche Recht (LSP) als auch der Vorentwurf zur
Revision des Vormundschaftsrechts (VE ZGB 2003) kennen die Patientenverfügung
(Art. 23a Abs. 1 LSP; Art. 373 Abs. 1 VE) und den Vorsorgeauftrag für medizinische Massnahmen
(Art. 23a Abs. 2 LSP; Art. 370 VE). Die beiden Rechtsordnungen sind allerdings
unterschiedlich ausgestaltet. Während das waadtländische Recht keine Formvorschriften
zur Anordnung dieser Massnahmen kennt, verlangt der VE ZGB 2003 Schriftlichkeit, ohne
diesbezüglich im französischen Text durchwegs Klarheit zu schaffen. Beide Rechtsordnungen
scheinen hinsichtlich der Bestimmungen über den Vorsorgeauftrag für medizinische
Massnahmen mit Art. 11 Abs. 2 BV zu kollidieren. Unentschieden bleibt unter anderem
die Frage nach der künftigen Beziehung zwischen kantonalem öffentlichen und Bundesprivatrecht
in Bezug auf das Verhältnis Arzt-Patient. Es wird nicht nur unumgänglich sein, sich
dieser Frage anzunehmen, sondern auch die bundesrechtlichen Bestimmungen im Lichte
der bisher gewonnenen Praxiserkenntnisse in den Kantonen, welche diese beiden Institute
schon kennen, auszugestalten.
Direttive previdenziali e rappresentante terapeutico; diritto federale e vodese
a confronto
Il diritto pubblico vodese in vigore e il futuro diritto privato federale conoscono entrambi le
direttive previdenziali e il rappresentante terapeutico. I due ordini giuridici differiscono evidentemente
l’uno dall’altro. Per ciò che concerne la forma nella quale le misure in questione
devono essere prese, il diritto vodese non ne esige nessuna particolare. Per contro il diritto
federale pretende la forma scritta, senza tuttavia esplicitarla. Da osservare che i due diritti
violano probabilmente l’art. 11 cpv. 2 della CF in materia di rappresentanza terapeutica.
La questione resta indecisa inoltre per quel che concerne la relazione futura fra il diritto
pubblico cantonale e il diritto privato federale in materia di rapporto medico-paziente. Sarebbe
necessario non solo affrontare il problema ma anche determinare il contenuto del diritto
federale alla luce delle esperienze fatte nei cantoni che conoscono l’istituto delle direttive
previdenziali e del rappresentante terapeutico.
280
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Sandoz, Directives anticipées et représentant thérapeutique ZVW 5/2003
La loi vaudoise révisée sur la santé publique (ci-après: LSP), entrée en vigueur
le 1 er janvier 2003, a enrichi la relation entre patient, médecin et personnel soignant
dans les hôpitaux publics de deux innovations: les directives anticipées et
la représentation thérapeutique (art. 23a LSP).
L’avant-projet de révision du code civil sur la protection de l’adulte, droit des
personnes et droit de la filiation (AP CC 2003, ci-après: AP) qui vient d’être mis
en consultation prévoit, lui aussi, l’introduction de ces deux mesures. Il nous paraît
intéressant de comparer brièvement les solutions du droit public vaudois en
vigueur et du futur droit privé fédéral et d’essayer de tirer quelques conclusions.
I. Les directives anticipées
«Toute personne capable de discernement peut rédiger des directives anticipées».
Les deux droits recourent à la même formulation (art. 23a al. 1 LSP et 373
al. 1 AP); l’âge ne joue aucun rôle et seul compte le discernement. Mais la similitude
s’arrête là. En effet, le terme commun de «rédiger» ne recouvre pas la même
exigence de forme. Selon le Rapport 2003 de la Commission fédérale d’experts
(p. 30 al. 3; ci-après: Rapport), ce terme implique une forme écrite au sens de
l’art. 13 al. 1 CO, ce qui n’est pas le cas en droit vaudois où l’exposé des motifs de
la loi précise qu’ «il est proposé de renoncer à de telles conditions [de forme]»
(Bulletin du Grand Conseil – ci-après, BGC – séance du mardi matin 20 novembre
2001, p. 5128). Cette différence a pour conséquence, notamment, que, selon
la LSP, «les directives anticipées peuvent être modifiées ou annulées à tout
moment par leur auteur, sans limitation de forme» (art. 23a al. 2 LSP) alors que
le droit fédéral ne parle pas spécialement de cette possibilité. Ce silence est d’autant
plus regrettable que le même droit futur sanctionne d’une absence d’effet les
directives anticipées dont on doute qu’elles correspondent encore à la volonté
présumée de la personne (art. 373 al. 3 AP). Le fait d’exprimer cette nouvelle volonté
sans forme spéciale ne permet donc pas de «corriger» valablement des directives
«dépassées». Cependant, d’après le Rapport (p. 30 al. 4), en cas de vice
de forme, les directives expriment la volonté présumée de la personne incapable
de discernement, (ex.: absence de directives anticipées et urgence, art. 435 et 436
AP); cette volonté a naturellement une portée juridique, même si elle ne permet
pas d’accepter ou refuser un traitement (art. 373 al. 2 AP a contrario). L’ambiguïté
du droit fédéral est totale.
Selon l’art. 23a al. 1 LSP, les directives anticipées concernent «le type de soins
que [la personne] désire recevoir ou non dans des situations données où elle ne
serait plus en mesure d’exprimer sa volonté». L’art. 373 al. 1 AP permet à une
personne de rédiger des directives anticipées «sur les traitements médicaux
qu’elle accepte ou qu’elle refuse», «pour le cas où elle deviendrait incapable de
discernement». La formulation plus large du droit vaudois nous paraît mieux
protéger les droits de la personnalité en particulier en cas d’urgence. En effet, il
nous semble que, selon la LSP, si les directives anticipées couvrent cette situation,
la volonté du patient devra être respectée, alors que, en droit fédéral, selon le
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
281

ZVW 5/2003
Sandoz, Directives anticipées et représentant thérapeutique
Rapport (p. 30 al. 6), «dans les cas d’urgence... les directives anticipées ont, de par
la loi, une portée limitée».A vrai dire, droit vaudois et droit fédéral recourent aux
mêmes principes en cas d’urgence, soit le respect des intérêts objectifs du patient
ainsi que de sa volonté présumée (art. 23c i.f. LSP et 436 AP), mais aucun des
deux n’exclut le respect des directives anticipées qui seraient prévues pour cette
situation-là. Le commentaire ci-dessus du rapport fédéral n’est compréhensible
que si l’on part de l’idée que l’urgence écarte l’absence de discernement ou fait
présumer que les directives ne correspondent plus à la volonté de la personne, ce
qui n’est pas convaincant.
Les deux droits imposent de respecter en priorité les directives anticipées –
conformes aux exigences légales – (art. 23b et c LSP, et 434 al. 1 AP), mais n’envisagent
pas les mêmes correctifs lorsque des doutes fondés existent sur la correspondance
entre les directives et la volonté actuelle du patient. Comme nous
l’avons vu plus haut, le droit privé fédéral futur prive les directives d’effet
(art. 373 al. 3 AP) alors que le droit vaudois oblige le professionnel de la santé à
saisir l’autorité tutélaire.A vrai dire, la solution fédérale débouche sur une situation
semblable à celle de la loi vaudoise dans la mesure où des directives sans effet
selon l’art. 373 al. 3 AP peuvent sans doute être assimilées à une «absence de
directives anticipées suffisamment précises» au sens de l’art. 434 al. 1 AP ce qui
conduit à la cascade de solutions de représentation contenue dans le même article,
voire à la compétence de «l’autorité de protection de l’adulte».
II.
Le représentant thérapeutique (art. 23a al. 2 LSP); le mandat
dans le domaine médical (art. 370–372 AP)
Nous ne nous prononcerons pas ici sur l’adéquation du terme de «mandat» utilisé
par l’AP (voir sur ce point les remarques critiques d’Olivier Guillod et
Noémie Helle, dans la RDS 2003 I, p. 291 ss, spéc. p. 307–308), mais entendons
souligner deux différences fondamentales entre les solutions vaudoise et fédérale.
Si les deux ordres juridiques subordonnent la capacité des parties à la majorité
(art. 370 al. 1 AP qui parle expressément de «majeur», alors que l’art. 23a al. 2
LSP dit «toute personne qui n’a pas déjà un représentant légal»), ils diffèrent en
cela que le droit fédéral admet la capacité de l’interdit (Rapport, p. 27 al. 2). Rejoignant
la critique de M. Guillod et de Mme Helle (op. cit., p. 306), nous ne comprenons
pas pourquoi le mineur – et l’interdit!- serait privé de ce droit. Certes, le
désir exprimé dans le Rapport (loc. cit.) d’éviter qu’«une personne mineure
puisse empêcher ses parents de la représenter» est sympathique mais peu
conforme à l’art. 11 al. 2 Cst. féd. qui permet aux mineurs d’exercer «eux-mêmes
leurs droits dans la mesure où ils sont capables de discernement». L’exercice d’un
droit strictement personnel n’exige que le discernement (art. 19 al. 1 et 2 CC).
En ce qui concerne la forme, on retrouve la même différence que pour les directives
anticipées. Le droit vaudois n’exige aucune forme (art. 23a al. 2 LSP et
BGC, p. 5128 où il est précisé que «la directive anticipée peut prendre deux
282
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Sandoz, Directives anticipées et représentant thérapeutique ZVW 5/2003
formes: soit la description du traitement que le patient désire recevoir ou non....
soit la désignation par le patient d’un représentant thérapeutique ... La question
a été étudiée de savoir s’il convenait de prévoir des conditions précises de forme
pour ces directives... [I]l est proposé de renoncer à de telles conditions»). Le droit
fédéral, lui, requiert la forme écrite (art. 370 al. 1 AP). Mais il recourt, en français,
à une formulation différente de celle utilisée pour les directives («désigner par
écrit» et non pas «rédiger») alors que, dans le texte allemand, on trouve simplement,
les deux fois l’adverbe «schriftlich». Il conviendra certainement de modifier
le texte français des art. 370 al. 1 et 373 al. 1 AP et de dire, dans les deux cas,
«dans la forme écrite», si l’on veut éviter des problèmes d’interprétation future
du mot «rédiger». A la différence des directives, le mandat dans le domaine médical
est révocable sans forme particulière (art. 371 et 363 al. 3 AP). Il ne sera
même pas nécessaire d’en informer le «service central», contrairement à ce qu’a
l’air de dire le texte légal auquel renvoie l’art. 371 AP (Rapport, p. 28). En droit
vaudois, le représentant thérapeutique est, comme les directives anticipées, révocable
sans forme.
III. Quelques questions constitutionnelles
Si le droit public vaudois en vigueur et le droit fédéral futur posent un problème
en regard de l’art. 11 al. 2 Cst. féd., la limite entre ces deux droits, à l’avenir,
ne manque pas de dessiner quelques points d’interrogation, en ce qui
concerne la relation patient-médecin dans les hôpitaux publics. La réponse n’est
pas évidente. Le nouveau droit fédéral sera-t-il considéré comme exclusif ou exhaustif
(voir à propos de la «carte santé», l’article de Gabrielle Steffen dans
PJA/AJP 2003, p. 963 ss)? Le Rapport passe comme chat sur braise sur cette
question (p. 111, ch. 4.1, 2 lignes sont consacrées à la constitutionnalité). Nous
n’avons pas non plus de réponse univoque. Dans l’hypothèse cependant où le législateur
fédéral aurait l’intention ou la prétention de retirer toute compétence
dans ce domaine au droit public cantonal, sans doute devrait-il étudier de beaucoup
plus près les solutions cantonales et s’en inspirer dans la mesure où elles
sont parfois meilleures et ont déjà éventuellement été mises à l’épreuve de la
pratique 1 .
1
Nous remercions ici notre assistant, M. Aria Zekrya, qui a relu ces quelques pages d’un œil critique.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
283

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
La protection de la personne incapable de discernement
séjournant en institution
par Audrey Leuba, professeure associée (Université de Neuchâtel)
et Céline Tritten, collaboratrice scientifique (Université de Neuchâtel)
Malgré le désavantage d’un champ d’application personnel qui est artificiellement restreint
aux personnes incapables de discernement et une réglementation de la problématique qui
reste partielle, le chapitre III du Titre douzième peut être salué comme un pas positif vers
une meilleure protection de l’incapable qui entre ou séjourne en institution. Les points les
plus novateurs sont clairement la réglementation du contrat d’assistance (la forme, le
contenu minimum du contrat et un pouvoir ex lege de représentation de l’incapable pour la
conclusion du contrat), ainsi que les dispositions sur les mesures de contrainte. Les propositions
sont empreintes de la volonté de valoriser le soutien familial dans les rapports qui se
nouent entre l’institution et l’incapable, et de trouver un juste compromis entre la protection
de la personne, y compris dans certains cas contre elle-même, la nécessité de ne pas faire obstacle
à une bonne organisation dans la dispensation des soins et le respect des compétences
des cantons.
Der Schutz urteilunfähiger Personen, welche in Einrichtungen untergebracht sind
Obwohl der persönliche Anwendungsbereich auf eine künstlich reduzierte Kategorie von
urteilsunfähigen Personen beschränkt bleibt und bloss Einzelfragen der gesamten Problematik
geregelt werden, ist der dritte Abschnitt des zwölften Titels als Schritt in Richtung eines
verbesserten Schutzes urteilsunfähiger Personen zu verstehen, welche in eine Wohn- und
Pflegeeinrichtung eintreten oder sich dort aufhalten.Als wichtigste Neuerungen sind der Betreuungsvertrag
(Form, Mindestinhalt und die gesetzliche Vertretung der urteilsunfähigen
Person) sowie die Bestimmungen über die Massnahmen zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit
zu betrachten. Die vorgeschlagenen Regelungen sind geprägt durch den gesetzgeberischen
Willen, in der Beziehung zwischen der Einrichtung und der untergebrachten
urteilsunfähigen Person den innerfamiliären Beistand aufzuwerten. Es wird dabei ein
Ausgleich gesucht zwischen Persönlichkeitsschutz – in gewissen Fällen auch vor sich selbst –,
der Notwendigkeit einer möglichst unbeschwerlichen Pflegeorganisation und der kantonalen
Gesetzgebungshoheit.
La protezione della persona incapace di discernimento soggiornante in istituto
Malgrado gli svantaggi di un campo d’applicazione personale artificialmente riservato alle
persone incapaci di discernimento e una regolamentazione della problematica che resta
parziale, il terzo capitolo del dodicesimo titolo dell’AP CC 2003 può essere salutato come
un passo positivo verso una migliore protezione dell’incapace che entra o soggiorna in istituto.
I punti più innovativi sono ovviamente la regolamentazione del contratto d’assistenza
(la forma, il contenuto minimo del contratto e un potere ex lege di rappresentanza dell’incapace
per la conclusione del contratto), così come le disposizioni in materia di misure coercitive.Le
proposte vanno nel senso della volontà di rafforzare il sostegno famigliare nei rapporti
che intercorrono fra l’incapace e l’istituzione e di trovare un giusto compromesso fra
la protezione della persona, compresa in certi casi la protezione da se stessa, la necessità di
non porre ostacoli a una buona organizzazione nell’erogazione delle cure e il rispetto della
competenza dei cantoni.
284
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
Introduction
Les articles 437 à 442 AP figurent dans le chapitre consacré aux mesures qui
s’appliquent de plein droit aux personnes incapables de discernement. Ils ont
pour objet la protection des adultes privés de la capacité de discernement vivant
en home ou en établissement médico-social (ci-après: institutions). Il ne s’agit
pas d’une réglementation visant expressément la situation de la personne âgée,
mais de dispositions de protection de l’adulte incapable de discernement. Tombent
ainsi également dans le champ d’application personnel de ces dispositions
les adultes souffrant de naissance d’une déficience mentale. 1 Cette manière de légiférer
est bienvenue. Elle évite de stigmatiser nos aînés par des dispositions qui
utilisent le terme de «personnes âgées» pour la réglementation de situations difficiles
qui ne concernent en fin de compte qu’une partie d’entre eux.
Les articles 437 à 442 AP sont le résultat d’un compromis. La commission d’experts
a en effet renoncé à une réglementation générale de la relation juridique
résident-établissement, dans le sens d’une «Heimgesetz» sur le modèle du droit
allemand. Elle a préféré insérer dans le droit de la protection de l’adulte les dispositions
les plus indispensables à la protection des résidents incapables de discernement.
On peut le regretter car une réglementation plus large aurait permis
d’apporter quelques clarifications bienvenues en la matière, et surtout aurait permis
d’avoir des dispositions dont le champ d’application personnel n’est pas limité
aux personnes incapables de discernement. 2
Au titre des points positifs, on relèvera que les dispositions proposées au chapitre
III du Titre douzième présentent le grand avantage d’apporter une réglementation
uniforme dans un domaine qui présente parfois des solutions législatives
différentes selon que le résident se situe dans un rapport de droit privé ou
dans un rapport de droit public avec l’institution. Et comme nous le verrons, elles
sont dans l’ensemble équilibrées et bien conçues.
Nous aborderons ici les thèmes traités dans le chapitre III du Titre douzième
soit la relation juridique entre le résident et l’institution, les mesures de contention
et finalement la surveillance.
1
Commission d’experts pour la révision totale du droit de la tutelle, Rapport relatif à la révision du
code civil (Protection de l’adulte, droit des personnes et droit de la filiation), Berne juin 2003, 17
(cité: Rapport).
2
Il n’y a pas de statistiques sur le nombre de personnes incapables de discernement en institution.
On entend dire qu’il est fréquent que plus de deux tiers des résidents n’aient plus un discernement
suffisant pour prendre des décisions médicales ou administratives. Si tel est le cas, on peut considérer
qu’une grande partie des résidents tombent dans le champ d’application des nouvelles dispositions.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
285

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
La relation juridique entre le résident et l’institution
Remarque liminaire
A l’heure actuelle, il n’existe pas, en droit fédéral, une réglementation spécifique
de la relation juridique résident-institution. On trouve, par contre, parfois
quelques dispositions dans les législations cantonales sur le financement et/ou la
surveillance des institutions de santé qui, en subordonnant l’octroi d’une autorisation
d’exploiter à certaines exigences ou en y conditionnant l’octroi d’un financement
par les pouvoirs publics, imposent un contenu déterminé dans la relation
juridique résident-institution, dans le sens d’une protection des résidents.
La commission d’experts a renoncé à élaborer une législation détaillée en la matière.
Or, dans la prise en charge socio-sanitaire de la personne âgée les principes de
libre choix du contenu du contrat et de la personne du co-contractant ne fonctionnent
pas véritablement. Le résident n’est en règle générale pas en position de
choisir l’institution ou de négocier le contrat, car les places disponibles sont particulièrement
peu nombreuses, 3 les listes d’attente longues et l’entrée en institution
est fréquemment précipitée. 4 Il est donc indispensable d’avoir des normes
qui protègent suffisamment le futur résident dans le cadre de la relation juridique
avec l’institution.
Le représentation de l’incapable pour la conclusion
du contrat d’assistance
A l’heure actuelle, la décision relative à l’entrée en institution d’une personne
incapable de discernement est fréquemment le fait de proches. Rares sont les cas
dans lesquels la personne fait l’objet d’une mesure de protection de l’adulte. Le
contrat est alors signé par le proche de l’incapable 5 qui ne dispose pas d’un
pouvoir de représentation. 6 Cette situation est juridiquement insatisfaisante.
3
Dans les cantons de Suisse romande, le taux d’occupation des lits avoisine souvent les 95%.
4
L’entrée en institution intervient souvent après un séjour à l’hôpital. L’état de santé n’est pas toujours
stabilisé, la personne a encore besoin de soins réguliers mais son état n’exige plus de soins aigus.
La décision de l’entrée en institution pour personnes âgées est alors prise très rapidement,
souvent sur la base du seul critère des places encore disponibles dans le canton et de la proximité
géographique avec le réseau informel.
5
Le tiers est désigné par le terme de «répondant». Pour un exemple, voir le modèle de contrat qui
était proposé par l’Association vaudoise d’établissements médico-sociaux (AVDEMS) jusqu’au
début de cette année et qui est aujourd’hui remplacé par un modèle qui ne reprend pas le système
du «répondant».
6
Toute interprétation extensive d’institutions juridiques existantes est insatisfaisante (Stettler M.,
«La protection des adultes incapables de discernement: Les mesures appliquées de plein droit
(art. 431–442 AP)», RDS 2003, 369ss, 372, 375–376 (cité: Protection); Stettler M., «La référence aux
proches dans le droit actuel et futur de la protection des adultes» in Pour un droit pluriel, Etudes
offertes au Professeur Jean-François Perrin, Genève/Bâle/Munich 2002, 109ss, 117–118 (cité: La
référence aux proches); Stettler M., «Les limites juridiques de l’aide extra-tutélaire apportée aux
personnes âgées», RDT 1983, 1ss, 9ss; Meier Ph., «La position des tiers en droit de la tutelle – Une
systématisation», RDT 1996, 81ss, 84ss.
286
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
L’avant-projet y remédie en conférant à certains tiers un pouvoir légal de représentation
(art. 437 al. 3 AP).
Le groupe d’experts a rejeté l’idée de la nomination d’un curateur pour toute
entrée en institution d’un incapable. Il a considéré que cela serait mal perçu par
la famille qui verrait l’intervention de l’Etat comme intrusive dans un domaine
qui est traditionnellement considéré comme relevant de la sphère privée. S’appuyant
sur cette réalité, l’avant-projet opte donc pour un rôle subsidiaire de
l’Etat (art. 375 AP) et prévoit un pouvoir de représentation qui est calqué sur le
modèle de la représentation en matière médicale. C’est une bonne solution qui a
été trouvée car le contrat proposé aux résidents des institutions médico-sociales
est souvent un contrat intégré, 7 incluant la fourniture tant de prestations sociohôtelières
que de prestations de santé. Conférer un pouvoir ex lege différent, selon
qu’il s’agit de la conclusion du contrat d’assistance ou des décisions médicales,
aurait inutilement compliqué la relation avec l’institution médico-sociale.
Ainsi, comme pour les décisions médicales (art. 434 AP), l’avant-projet prévoit
un pouvoir en cascade. Dispose ainsi en premier lieu du pouvoir de conclure le
contrat la personne qui a été désignée dans un mandat pour cause d’inaptitude
en matière médicale (art. 370ss AP). 8 A défaut d’un mandataire privé, l’avantprojet
prévoit que le curateur dont la mission est de représenter la personne protégée
dans le domaine médical est habilité à conclure également le contrat d’assistance.
Le curateur devra alors requérir le consentement de l’autorité de
protection de l’adulte, pour la conclusion du contrat, ainsi que pour la liquidation
du ménage et la résiliation du contrat de bail relatif à l’ancien logement de la personne
protégée (art. 404 al. 1 ch. 1 et 2 AP). Et à défaut d’un mandataire désigné
dans un mandat pour cause d’inaptitude en matière médicale ou d’un curateur de
représentation habilité à conclure le contrat, un pouvoir ex lege est conféré au
conjoint ou au partenaire s’il y a vie commune ou s’il lui fournit une assistance
personnelle régulière. Et s’il n’y a pas de conjoint ou de partenaire, le pouvoir ex
lege revient à la personne qui, parmi les descendants, père et mère ou frères et
sœurs, a les liens les plus étroits avec l’incapable, notamment parce qu’il y a vie
commune ou parce qu’elle lui fournit une assistance personnelle régulière. La
responsabilité du représentant, sauf s’il s’agit d’un curateur, est régie par les
règles sur le mandat, tout comme cela est prévu pour la représentation ex lege
dans le domaine médical auquel l’article 437 al. 3 AP renvoie (art. 455 AP). 9
7
Les contrats sont en règle générale des contrats intégrés, l’institution s’engageant à fournir les
prestations médicales et socio-hôtelières. Plus rarement, on rencontre des contrats splittés dans
lesquels l’institution s’engage à fournir des prestations socio-hôtelières et, accessoirement seulement,
des soins ne relevant pas de la compétence d’un médecin (à propos du contrat d’hospitalisation,
voir: Poledna T./Berger B., Öffentliche Gesundheitsrecht, Berne 2002, n° 109–110; pour les
désavantages du contrat splitté: Sprumont D./Borcard M.-C., «Les responsabilités au sein de l’établissement
hospitalier», in La responsabilité médicale, Cahier n°2 de l’Institut de droit de la santé,
Neuchâtel 1996, 41ss).
8
Rapport, 72.
9
Stettler, Protection, 380.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
287

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
On ne peut que regretter que la question des champs d’application respectifs
du placement à des fins d’assistance (art. 416ss AP) et de l’entrée en institution
reposant sur un consentement ne fasse pas l’objet d’une réglementation expresse.
Le rapport donne quelques pistes. Lorsque la personne, capable ou incapable
de discernement, s’oppose au placement, ce sont les règles sur le placement
à des fins d’assistance qui trouvent application. 10 Lorsque la personne a un discernement
suffisant pour consentir à l’entrée en institution, mais insuffisant pour
conclure le contrat, la personne est représentée pour la conclusion du contrat,
par la personne dont les pouvoirs découlent de l’article 434 AP, par un renvoi de
l’article 437 al. 3 AP. 11 Qu’en est-il lorsque la personne est incapable de consentir
à l’entrée en institution, et ne manifeste aucune opposition à une telle proposition?
Le rapport ne mentionne pas clairement ce cas-là. Il nous semble difficile
de considérer que l’absence de réaction de l’incapable équivaut à un consentement.
Il faut vraisemblablement considérer que le pouvoir de représentation
prévu à l’article 437 al. 3 AP comprend, dans ce cas-là, le pouvoir de décider de
l’entrée en institution et celui de conclure le contrat d’assistance.
Cette dernière hypothèse, sera de loin la plus fréquente. Et il s’agit de régler
avec suffisamment de précision la manière dont l’incapable peut être protégé
contre les agissements d’un représentant peu scrupuleux. On pense par exemple
au fils qui souhaite l’entrée en institution de sa mère parce qu’il envisage de
prendre ensuite possession de l’appartement qu’elle occupe ou parce que la prise
en charge à domicile coûte beaucoup plus cher que le prix de pension d’un EMS
et porte atteinte à ses expectatives successorales. Dans un tel cas, l’avant-projet
prévoit que l’autorité statue sur le pouvoir de représentation ou institue une curatelle
de représentation (art. 434 al. 2 AP). Il est ici capital que l’autorité soit informée
assez tôt de la décision de placement que le représentant envisage de
prendre, en violation des intérêts de l’incapable, car une fois que le placement est
intervenu et que le précédent logement a été liquidé, la décision est, dans les faits,
devenue irrévocable. A cet égard, le rapport rappelle que les proches peuvent
faire appel à l’autorité de protection. 12 La notion de proches est ici très largement
10
Rapport, 74; cette solution est dans la ligne de l’arrêt H. M. rendu par la Cour européenne des
droits de l’Homme. Dans cet arrêt, la Cour a refusé de considérer qu’il y avait privation de liberté
au sens de l’art. 5 CEDH dans le cas du placement d’une personne dans un foyer médicalisé suite
à l’état d’insalubrité de son domicile et à l’absence de moyens de lui dispenser les soins dont elle
avait besoin. Rappelant que la privation de liberté s’apprécie sur la base du cas concret, en tenant
compte de critères comme le genre, la durée, les effets et les modalités d’exécution de la mesure
considérée, la Cour a attribué de l’importance au fait que la personne se rendait à peine compte
des effets de son séjour et était elle-même indécise quant à savoir quelle solution elle préférait (Arrêt
de la Cour européenne des droits de l’homme du 26 février 2002, affaire H.M. c. Suisse, requête
n° 39187/98, JAAC 66.106).
11
D’ailleurs à ce propos, on peut se demander s’il est correct de considérer que le niveau de discernement
exigé pour la décision d’entrer en institution est moins élevé que celui nécessaire à la
conclusion du contrat. Une fois que la décision d’entrer en institution est prise, la conclusion du
contrat est une simple formalité, les conditions et modalités de la prise en charge étant en grande
partie standard et les autres clauses du contrat ne pouvant en pratique pas véritablement être négociées
avec l’institution.
12
Rapport, 72.
288
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
comprise puisque, selon le rapport, elle inclut le médecin. 13 On peut y ajouter
également le responsable de l’institution. Ce sont effectivement souvent les personnes
en contact avec l’incapable à titre professionnel qui seront à même d’informer
l’autorité. Il serait souhaitable de spécifier dans la loi que ces personnes
sont dans un tel cas déliées du secret professionnel ou du secret de fonction.
Contrat d’assistance: contenu et forme
L’article 437 al. 1, ainsi que l’article 441 AP (voir ci-dessous), fixent le contenu
du contrat, dans un souci d’assurer pour les proches et pour l’autorité de surveillance
une plus grande transparence. 14 Ainsi il est prévu que le contrat définit
les prestations que l’institution s’engage à fournir, ainsi que leur coût.Au titre de
prestations socio-hôtelières fournies par l’institution, on trouve en règle générale
la mise à disposition de la chambre (à un ou plusieurs lits), y compris une partie
du mobilier (lit, table de nuit par exemple), la préparation des repas et des collations,
le service hôtelier (y compris le service à table), le ménage de la chambre et
des locaux communs, l’entretien courant du linge de maison et des vêtements
personnels lavables; on compte aussi la libre utilisation des locaux communs et la
participation aux activités d’animation et autres manifestations organisées par
l’institution.
L’article 437 al. 2 AP prévoit que les vœux de la personne concernée sont pris
en considération lors de la détermination des prestations à fournir. Cette disposition
impose à l’institution de «flexibiliser» son offre sur certains points. Le rapport
mentionne à titre d’exemples l’aménagement du nouveau lieu de vie, les
soins corporels, l’accompagnement en fin de vie. 15 On peut y ajouter les préférences
quant aux menus, aux horaires de lever, de coucher, à la participation ou
non aux activités organisées par l’institution, etc. Les vœux sont pris en considération
bien que la personne n’ait pas le discernement pour conclure elle-même le
contrat d’assistance. Ils peuvent avoir été exprimés de manière anticipée. 16
Dans le but d’assurer la transparence nécessaire pour les proches et l’autorité
de surveillance, l’article 437 al. 1 AP soumet la conclusion du contrat à la forme
écrite. Il ne s’agit pas d’une condition de validité du contrat mais d’un moyen de
preuve. 17 Afin que cette exigence ne reste pas lettre morte, elle doit faire partie
des points qui font l’objet de la surveillance effectuée par les cantons.
Comme déjà vu, la réglementation du contrat d’assistance, telle que proposée
par l’avant-projet, se limite au strict minimum et c’est dommage. Il est vrai que le
code civil n’est pas la place naturelle pour la réglementation d’un contrat. Mais
de nombreux points, qui peuvent conduire parfois à de dramatiques situations
d’abus, mériteraient une clarification dans la loi. On pense par exemple aux dé-
13
Rapport, 72.
14
Rapport, 73.
15
Rapport, 74.
16
Stettler, Protection, 379.
17
Rapport, 73.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
289

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
lais pour résilier le contrat, à la question de savoir si l’administration des revenus
et de la fortune du résident peut être confiée à l’institution, à celle de savoir si
l’institution et le personnel de celle-ci peuvent recevoir des libéralités entre vifs
ou pour cause de mort de la part du résident, aux conditions auxquelles l’institution
peut imposer un changement de chambre, à la question de savoir si la
chambre est réservée pendant un séjour à l’hôpital et si oui, durant combien de
temps, etc.
On peut se demander si les cantons restent libres d’être plus exigeants quant au
contenu du contrat. 18 A l’heure actuelle, quelques législations sanitaires cantonales
ont des dispositions, notamment sur l’information qui doit précéder la
conclusion du contrat. 19 On retrouve ces mêmes exigences dans les recommandations
de l’Académie suisse des sciences médicales (ASSM) pour le traitement
et la prise en charge des personnes âgées en situation de dépendance, qui y
ajoutent une information sur la procédure interne de plainte et les voies officielles
de recours ou de plainte. 20 Le canton de Genève impose un contrat type,
qui contient des dispositions spécifiques quant aux délais et aux motifs de résiliation.
Il serait dommage que cette réglementation minimum dans le code civil
freine les velléités des cantons de régler les conditions d’exploitation des institutions
socio-sanitaires dans le sens d’une meilleure protection des intérêts du résident.
Il faut concevoir l’article 437 al. 1 AP comme une disposition assurant une
protection minimale de l’incapable, protection que les cantons, dans le cadre de
leur compétence en matière de santé publique ont la possibilité d’accroître
(conditions d’exploitation d’une institution, surveillance).
La protection de la personnalité de l’incapable
L’article 441 AP confirme que la prise en charge de l’incapable implique un devoir
de protection de sa personnalité. Ceci découle de la nature même de la prise
en charge. Cette disposition oblige l’institution à s’assurer du bien-être quotidien
du résident, en tenant compte de ses besoins particuliers, et à faire tout ce qui est
en son pouvoir pour atténuer sa solitude et soulager toute forme de souffrance
physique ou psychique. 21 L’institution doit également éviter qu’une atteinte aux
droits de la personnalité du résident se produise.
18
Ainsi le canton de Genève impose le respect d’un contrat cadre (voir l’art. 9 de la loi du 3 octobre
1998 relative aux établissements médico-sociaux accueillant des personnes âgées qui prévoit que
l’autorisation d’exploitation n’est délivrée que si l’institution s’engage à appliquer le contrat-type
d’accueil des pensionnaires), qui décrit de façon détaillée les droits et obligations de chacune des
deux parties (http://www.fegems.ch/doc/pdf/contrat_type.pdf).
19
Art. 24 de la loi neuchâteloise de santé, du 6 février 1995; art. 21 al. 2 de la loi vaudoise sur la santé
publique, du 29 mai 1985 modifiée par la loi du 19 mars 2002; art. 47 al. 2 de la loi fribourgeoise sur
la santé, du 16 novembre 1999.
20
Ces recommandations, intégrées dans un document qui comprend également des directives à l’intention
du personnel médical, du personnel soignant et des thérapeutes, ont été en consultation
durant l’été 2003. Elles seront définitivement adoptées après prise en compte des résultats de la
consultation, vraisemblablement à la fin de cette année ou au début de l’année prochaine.
21
Rapport, 77.
290
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
L’article 441 AP mentionne spécifiquement deux aspects des droits de la personnalité:
les relations avec l’extérieur et le libre choix du médecin. L’institution
doit veiller à ce que les résidents puissent avoir des contacts avec des personnes
de l’extérieur. 22 Il s’agit ici d’un aspect important de la protection du résident.
Cela permet en effet d’ouvrir les institutions. Cela peut également avoir un effet
préventif en matière de maltraitance. 23 L’avant-projet prévoit en outre, pour l’hypothèse,
qui devrait rester peu fréquente, 24 d’un représentant du résident qui délaisse
celui-ci, que l’institution a l’obligation d’aviser l’autorité de protection de
l’adulte (art. 441 al. 2 AP). Dans le même ordre d’idées, c’est-à-dire une concrétisation
du devoir de l’institution de protéger la personne et de s’assurer du respect
de ses droits, on aurait pu souhaiter une disposition qui impose un devoir
d’aviser l’autorité de protection de l’adulte lorsqu’elle constate que l’incapable
est victime d’actes de maltraitance de la part du représentant. 25 Cela aurait
l’avantage de clairement formuler un devoir qui, selon nous, découle déjà de la
position de garant de certains organes de l’institution, devoir qui, en cas de violation,
pourrait engager la responsabilité pénale de ces derniers.
L’avant-projet introduit également le principe du libre choix du médecin
(art. 441 al. 3 AP). De nombreux cantons ont dans leur législation sanitaire une
garantie du libre choix du médecin, implicite ou explicite. 26 Les conditions de
l’exercice de ce droit varient cependant d’un canton à l’autre. Le libre choix ne
trouve par exemple parfois pas application dans les institutions publiques et institutions
soutenues par les pouvoirs publics, ou encore il est reconnu mais peut
faire l’objet de restrictions. Il est parfois limité aux seuls soins ambulatoires. Se
posera ici la question de l’harmonisation des dispositions de droit cantonal avec
le futur doit fédéral de la protection de l’adulte.
22
On retrouve cet aspect de la liberté personnelle dans plusieurs législations sanitaires cantonales:
Fribourg: art. 55 al. 1 de la loi du 16 novembre 1999 sur la santé; Valais: art. 25 al. 1 et 3 de la loi
sur la santé du 9 février 1996; Vaud: art. 20a al. 1 de la loi sur la santé publique du 29 mai 1985; Genève:
art. 7 de la loi concernant les rapports entre membres des professions de la santé et patients
du 6 décembre 1987; Neuchâtel: implicitement l’art. 35 al. 1 de la loi de santé du 6 février 1995;
dans les cantons de Suisse alémanique, on trouve souvent des dispositions relatives aux visites
seulement: par exemple, Schaffhouse: § 9 Verordnung über die Rechte und Pflichten der Patientinnen
und Patienten, du 8 mai 2001; Argovie: § 7 Dekret über die Rechte und Pflichten der Krankenhauspatienten
du 21 août 1990.
23
Hugonot R., La vieillesse maltraitée, Paris 1998, 59.
24
«Si les personnes habilitées à représenter le résident dans le domaine médical ou institutionnel (cf.
art. 434 et 437 al. 3) assument consciencieusement leurs tâches, la plupart des résidents devraient
pouvoir compter sur un certain appui venant de l’extérieur» (Rapport, 77).
25
Pour plus de détails à propos de la maltraitance, voir: OMS, Rapport mondial sur la violence et la
santé, Genève 2002, 139ss; ONU, Rapport du Secrétaire général de l’ONU, dénonçant l’ampleur
de la maltraitance des personnes âgées et le silence qui entoure le phénomène, Maltraitance des
personnes âgées: évaluation du problème et propositions d’action à l’échelle mondiale, New York
2002; Roulet D., Comprendre la maltraitance des personnes âgées pour mieux la prévenir, Lausanne
2002).
26
Pour plus de détails voir Clément T./Hänni C., «La protection des droits des patients dans les législations
cantonales», in La relation patient-médecin: état des lieux (Ayer/Clément/Hänni), Rapport
IDS n°1, août 2003, 65ss.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
291

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
L’article 441 al. 3 AP consacre un droit au libre choix du médecin d’une étendue
assez large puisqu’il ne prévoit d’exception qu’en cas de «circonstances spéciales».
A ce titre, le rapport mentionne des cas dans lesquels les soins ne pourraient
plus être correctement assurés par le praticien, comme par exemple en cas
d’éloignement géographique ou d’impossibilité pour le médecin choisi de se
rendre à l’institution en cas d’urgence. 27 Cette disposition tient compte du fait
que le résident a souvent, sa vie durant, tissé un lien de confiance privilégié avec
son médecin.
Les mesures de contention
Notion de contention et champ d’application des nouvelles dispositions
Notre ordre juridique garantit la liberté personnelle et en particulier la liberté de
mouvement (art. 10 al. 2 et 31 Cst., art. 5 CEDH, art. 28 CC). 28 Cette liberté n’a cependant
pas un caractère absolu et peut être limitée 29 lorsqu’une base légale suffisamment
précise le permet. 30 C’est le but des articles 438 à 440 de l’avant-projet.
Les mesures de contention font déjà souvent l’objet d’une réglementation dans
les législations sanitaires cantonales. Les solutions sont toutefois d’une diversité
frappante, notamment quant à la notion de contention. 31 Ainsi, la contention chimique
est parfois incluse dans les mesures autorisées et parfois exclue. Plusieurs
législations incluent d’«autres mesures privatives de liberté», telles les interdictions
de consommer de l’alcool, de fumer, de manger des aliments sucrés, etc.
L’avant-projet envisage la notion de contention dans un sens large. 32 Les
27
Rapport, 77.
28
Deschenaux H./Steinauer P.-H., Personnes physiques et tutelle, 4 ème éd., Berne 2001, n. 546; Auer
A./Malinverni G./Hottelier M., Droit constitutionnel suisse, Volume II, Les droits fondamentaux,
Berne 2000, n. 319ss.
29
Il faut faire une distinction, en fonction de leur intensité, entre les mesures privatives et les mesures
restrictives de liberté (Auer/Malinverni/Hottelier, n. 323).
30
Voir à ce sujet les articles 36 Cst. et 28 al. 2 CC.
31
Fribourg admet que l’on impose à un patient des «mesures de contrainte» par quoi il faut entendre
d’une part les mesures de contention (ceinture, barrière, porte fermée) et les autres mesures privatives
de liberté (art. 53 et 54 loi du 16 novembre 1999 sur la santé; cf. également Directive 1/01
de la Commission de surveillance des professions de la santé et des droits des patients et patientes
relative à l’information de la Commission en matière de mesures de contrainte); Vaud prévoit
aussi des «mesures de contrainte» visant l’isolement, l’interdiction de circuler librement ou d’entrer
en contact avec ses proches ainsi que les limites d’accès au moyen de loisirs (la radio, télévision,
sortie, cafétéria) et l’absence d’intimité (art. 23d et 23e loi sur la santé publique du 29 mai
1985; cf. Bulletin des séances du Grand Conseil, 20 novembre 2001, 5129); Berne prévoit, lors
d’une privation de liberté à des fins d’assistance, la possibilité de mettre en place des «mesures médicales
de contrainte» qui comprennent notamment le traitement médicamenteux forcé, l’isolement,
la contention ou la limitation des contacts avec l’extérieur (art. 41 ss de la loi sur la santé publique
du 2 décembre 1984); Appenzell Rhodes Extérieures définit les «Sicherheitsmassnahmen»
de la façon suivante: «die Beschränkung des Aufenthaltes im Freien», «die Einschliessung», «die
Fixierung», «die medikamentöse Behandlung» (art. 27ss Verordnung über die Rechtstellung der
Patienten und Patientinnen der kantonalen Spitäler du 6 decembre 1993).
32
Rapport, 75.
292
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
exemples donnés vont des attaches, liens et barrières destinés à éviter les chutes
d’un résident aux mesures de surveillance électronique et de fermeture automatique
des portes. 33 On y ajoutera les autres moyens permettant de créer un milieu
fermé (dispositif faisant croire que les portes sont fermées, leurre sur la serrure,
etc.), 34 y compris lorsque ces dispositifs utilisent les handicaps ou faiblesses de
l’incapable.
Le rapport est par contre muet sur la question de savoir si la contention chimique
entre dans le champ d’application des articles 438ss AP. Le traitement médical
du résident incapable de discernement (art. 434 AP) est, sous réserve d’un
placement à des fins psychiatriques, fortement empreint du respect de l’autonomie
de la personne (respect des directives anticipées, décision prise par un représentant
de l’incapable, sauf urgence) et un traitement forcé n’est pas possible,
sous réserve du cas dans lequel une mesure de placement à des fins de traitement
psychiatrique a été prononcée (art. 416ss AP). Nous sommes d’avis que la
contention chimique, qui porte atteinte tant à la liberté de mouvement qu’à l’intégrité
corporelle, doit bénéficier du régime de protection le plus favorable, soit
celui prévu pour le traitement médical.Ainsi, à notre avis, l’administration de sédatifs
à des fins d’immobilisation, n’est possible qu’avec le consentement du représentant
en matière médicale, sauf urgence ou placement à des fins d’assistance
psychiatrique. C’est une option qui contribuera à faire drastiquement
diminuer l’usage de la contention chimique dans les institutions, au profit de la
contention mécanique.
Concernant les autres privations de liberté, telle une interdiction de fumer, de
boire de l’alcool, etc., elles ne sont à priori pas exclues du champ d’application
matériel de la loi qui est, comme on l’a vu, très large. Il s’agira cependant de se
demander s’il s’agit d’une mesure relevant des soins de santé ou au contraire
d’une atteinte à la liberté de mouvement. Certaines de ces mesures, comme par
exemple un bain ou une coupe de cheveux forcés, ne répondront pas aux exigences
de l’article 438 al. 1 AP (grave perturbation de la vie communautaire ou
danger grave pour la vie ou la santé) et devront de toute manière reposer sur le
contentement du représentant.
L’avant-projet n’est pas limpide sur la question du champ d’application personnel
des articles 438ss AP. Les dispositions sont placées dans le chapitre consacré
au placement «non contraint» en institution d’une personne incapable de discernement.
Mais il semble ressortir du rapport que le champ d’application
personnel ne se limite pas à la personne entrée «sans contrainte» mais trouve
également application lors d’un placement à des fins d’assistance. 35 Une disposition
expresse sur ce point serait bienvenue.
33
Rapport, 75.
34
Voir le exemples cités par la Société Suisse de Gérontologie, «Liberté et sécurité», Lignes directrices
pour l’application des mesures limitatives de liberté dans le traitement et les soins aux personnes
âgées, Berne 1999, 5.
35
Rapport, 75.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
293

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
Conditions, garanties et recours
D’une manière générale, les conditions du recours aux mesure de contention
ainsi que les garanties accordées au résident dans la mise en œuvre de ces mesures
sont bonnes. Elles sont très proches des dispositions qui sont recommandées
par les professionnels du domaine. 36 Ces dispositions mettent en évidence le
fait qu’une mesure de contention est une atteinte importante aux droits des individus.
C’est une atteinte qui doit être perçue comme une mesure de nature «exceptionnelle»,
c’est-à-dire une mesure qui permet de répondre à une situation
exceptionnelle, et non comme une pratique «normale» dans la prise en charge
institutionnelle des personnes incapables de discernement.
L’avant-projet limite les cas aux situations graves: un danger grave pour la vie
ou la santé du résident ou celles de tiers, ou une grave perturbation de la vie communautaire.
La notion de perturbation de la vie communautaire, malgré une formulation
très vague, doit rester limitée aux cas graves. En aucun cas, l’insuffisance
de personnel qualifié ne pourra permettre de justifier la mise en place
d’une mesure de contention. 37 On peut imaginer une mesure de contention pour
un résident incapable de discernement qui tente de s’auto-mutiler ou de mettre
fin à ses jours, ou encore un résident qui menace d’agresser physiquement le personnel
et pourrait causer un préjudice grave. Il faudra être prudent par rapport
aux risques de chutes et de fractures qu’elle peut engendrer (col du fémur par
exemple). De nombreuses études montrent que la contention peut, au contraire,
accroître les risques de chute (en tentant d’enjamber la barrière de lit ou de se lever
de la chaise sur laquelle elle est attachée, ou en perdant l’habilité nécessaire
à la marche, etc.).
Bien que non spécifiquement mentionné par l’article 438 AP, le principe de
proportionnalité doit être respecté. La mesure prise doit donc être apte, nécessaire
et proportionnée au but visé. Il s’agit en particulier de s’assurer que le comportement
de l’intéressé n’est pas dû à des causes auxquelles il est possible de remédier
d’une autre manière (douleurs, effets secondaires des médicaments, ou
autres circonstances liées au mode de prise en charge). 38 La mesure de contention
doit être levée dès que possible (art. 438 al. 3 AP) et la justification doit être
réévaluée à intervalles réguliers. 39
36
Voir à cet égard, les directives et recommandation de l’Académie suisse des sciences médicales
(ASSM) pour le traitement et la prise en charge des personnes âgées en situation de dépendance,
art. 5.
37
Dumoulin J.-F., «La confidentialité et la maltraitance», Plädoyer 3/99, 52.
38
Voir l’article 5.2 des directives de l’ASSM; une petite anecdote permet d’illustrer le cas: une résidente
souffrant de troubles psychiques, d’ordinaire calme, a soudainement pris l’habitude d’hurler
et de s’agiter durant les moments où en principe elle se reposait dans un fauteuil roulant placé devant
sa chambre. Le personnel de l’institution, après quelques recherches, s’est finalement aperçu
que la vitre devant laquelle la résidente était d’ordinaire placée avait été en partie masquée par
une affiche, ce qui ne permettait plus à cette résidente d’observer le personnel infirmier qui travaillait
à cet endroit. Le retrait de l’affiche a permis de calmer la résidente!
39
La fréquence des réévaluations dépendra de la nature de la mesure notamment de la gravité de
l’atteinte portée à la liberté de mouvement (voir à ce sujet le point 5 des directives médico-
294
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
L’article 438 al. 2 AP prévoit que le résident est, avant la mise en place de la
mesure, informé des raisons et de la durée de cette atteinte à sa liberté. On lui indique
également le nom de la personne responsable de lui durant la mise en
place de la mesure. Cette discussion préalable a l’avantage de susciter la réflexion
du personnel et d’éviter une décision par trop hâtive. 40 Elle intègre également
le résident dans le processus décisionnel, malgré le fait qu’il est incapable
de discernement. C’est une manière de tenir compte du fait que les incapables de
discernement continuent de percevoir de manière plus ou moins intense les
conséquences des mesures qui sont prises à leur égard et conservent une
conscience aiguë du respect qu’on leur porte. Elle doit contribuer à réduire le
stress et les frustrations des intéressés.
Finalement, l’avant-projet introduit une série de garanties permettant de limiter
les abus et d’assurer un maximum de transparence. Comme déjà dit, ces garanties
sont conformes à ce qu’on trouve dans les recommandations de bonne
pratique. L’institution doit tenir un protocole écrit mentionnant le nom du résident
et de la personne responsable de la mise en place de la mesure, ainsi que le
but, le type et la durée de celle-ci (art. 439 al. 1 AP). Ce protocole peut être
consulté par la personne chargée de la surveillance de l’institution (art. 439 al. 3
AP) et par la personne habilitée à représenter le résident dans le domaine médical
41 (art. 439 al. 2 AP).
L’article 440 AP instaure une voie de recours à l’encontre de la mise en place
d’une mesure de contention. L’autorité compétente est l’autorité de protection
de l’adulte. Le recours doit être interjeté en la forme écrite. 42 Aucun délai n’est
prévu à cet égard. L’institution transmettra immédiatement la requête à l’autorité
de protection. Le cercle des personnes habilitées à recourir est identique à
celui prévu à l’article 430 AP en matière de placement à des fins d’assistance et
de traitement d’un trouble psychique. Ainsi, la qualité pour agir appartient à la
personne concernée si elle est en mesure de communiquer par écrit qu’elle
conteste la mesure de contention, et aux proches, qui seront le plus souvent les
seuls à pouvoir interjeter un recours (la personne faisant l’objet de la mesure de
contention étant incapable de discernement). Comme en matière de placement à
des fins d’assistance, 43 il faut ici comprendre la notion de proche dans un sens
large, c’est-à-dire incluant toutes les personnes qui connaissent bien l’intéressé
que ce soit par les liens de la parenté, de l’amitié ou dans le cadre de leur foncéthiques
et recommandations de l’ASSM pour le traitement et la prise en charge des personnes
âgées en situation de dépendance).
40
Rapport, 75s.
41
Voir à propos des divers représentants dans le domaine médical Guillod O./Helle N., «Mandat
d’inaptitude, directives anticipées et représentation de la personne incapable: porte ouverte à la
confusion? (art. 360–373 AP)», RDS 2003, 303ss.
42
Rapport, 76.
43
A ce sujet, voir Stettler M., Droit civil I, Représentation et protection de l’adulte, 4 e édition, Fribourg
1997, n. 488; Deschenaux/Steinauer, n. 1207; voir également Stettler, La référence aux proches,
110ss.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
295

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
tion ou de leur activité professionnelle (médecin, avocat, assistant social, enseignant,
prêtre ou pasteur, etc.). Le représentant en matière médicale est spécialement
informé de la mesure de contention (art. 439 al. 2 AP). On aurait pu envisager
une information des proches, mais la notion très large du terme «proche»
rend la réalisation d’une telle solution difficile, voire illusoire. Par contre, il serait
important de leur accorder un droit de consulter le protocole.
L’avant-projet ne pose aucune exigence quant à la personne qui est compétente
pour le prononcé d’une mesure de contention. A cet égard, on trouve diverses
solutions dans les législations sanitaires cantonales. Dans certains cas, il
s’agit du responsable de l’institution qui aura au préalable pris l’avis d’un médecin,
dans d’autres cas, il s’agit du médecin répondant lui-même. L’intervention ou
à tout le moins l’avis d’un médecin apparaît comme d’autant plus important que
le comportement est en règle générale en lien direct avec un trouble psychique
dont souffre le résident.
La surveillance des institutions
L’avant-projet introduit le principe d’une surveillance des institutions qui doit
être assurée par les cantons (art. 442 AP). La surveillance est un thème important
puisqu’on sait combien elle peut parfois être lacunaire. 44 L’article 442 AP met à
la charge des cantons l’obligation d’exercer une surveillance des institutions accueillant
des personnes incapables de discernement. 45 La notion d’«institution»
ne fait pas l’objet d’une définition. Dans les législations des cantons, cette notion
n’est pas toujours la même.Ainsi, il s’agit parfois d’institutions de plus de six personnes,
d’au minimum trois personnes ou de tout accueil d’une personne qui
n’est pas un proche ou un membre de la famille de l’accueillant. Le terme «institution»
de l’article 442 AP est une notion de droit fédéral et, pour plus de clarté,
elle devrait être définie.
Selon les auteurs du projet, la surveillance n’a pas uniquement pour but de déceler
les éventuelles carences dans la protection des résidents mais aussi de
mettre en évidence les points positifs et les améliorations apportées à la prise en
charge des personnes dépendantes. 46 L’autorité s’abstiendra donc de concevoir
44
Dans le canton de Vaud, une commission d’enquête parlementaire sur les EMS a mis en exergue
différentes carences et dysfonctionnements du système médico-social, notamment sur la question
de la surveillance des institutions; pour plus de détails, voir: Commission d’enquête parlementaire
chargée d’investiguer et de rapporter au Grand Conseil sur l’adéquation des moyens mis en œuvre
par le Conseil d’Etat pour exercer la surveillance des EMS et vérifier leur conformité aux
exigences de la loi sur la santé publique et de la loi sur la planification et le financement des établissements
sanitaires publics, Rapport de la Commission d’enquête parlementaire sur les EMS vaudois,
adopté le mardi 30 janvier 2001, Lausanne 2001 (également disponible en version électronique:
http://www.dsas.vd.ch/dossiers/EMS/rapport%20CEP%20EMS.pdf).
45
Une réserve est faite en faveur de la surveillance déjà prévue par d’autres lois fédérales (par
exemple pour les institutions bénéficiant de l’aide de l’assurance invalidité et en matière de protection
des données) (Rapport, 77).
46
Rapport, 77.
296
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution ZVW 5/2003
sa tâche comme une instruction à charge. Elle cherchera bien plutôt à faire une
évaluation mettant en exergue tant les points positifs que les points négatifs.
Dans un souci de transparence, on aurait pu envisager de rendre ce rapport accessibles
aux résidents, 47 voire à tout intéressé (futurs résidents et leurs proches).
L’article 442 AP, s’il prévoit le principe d’une surveillance, laisse de côté les éléments
importants en la matière, c’est-à-dire l’objet de la surveillance et le principe
d’une sanction en cas de violation, 48 éléments qui, dès lors, relèvent de la
compétence des cantons. De telles dispositions dans le code civil imposent aux
cantons de les mettre en oeuvre. Les cantons doivent donc assurer au minimum
une surveillance qui porte sur le respect des dispositions dudit chapitre, soit
l’existence d’un contrat d’assistance satisfaisant aux conditions de l’article 437
AP, la représentation de la personne incapable de discernement pour la conclusion
dudit contrat, les mesures de contention et la protection de la personnalité.
A l’heure actuelle, seuls quelques cantons ont une législation détaillée sur l’étendue
de la surveillance exercée par l’autorité. La majorité n’a pas de critères précisément
définis dans une source au sens formel mais recourt plutôt à des pratiques
non codifiées. Parmi les critères des cantons qui se sont penchés sur la
question on trouve les élément suivants: le respect d’une dotation minimum en
personnel qualifié, 49 des qualifications minimum du directeur, 50 des exigences relatives
à l’infrastructure, à la salubrité et à l’hygiène de l’établissement, 51 le respect
des droits des résidents, 52 l’introduction d’instruments de contrôle de la qua-
47
Voir à ce sujet les conclusions du «Séminaire sur la protection des droits de l’homme et la situation
particulière des personnes âgées dans des maisons de retraite ou dans des institutions» organisé
par le commissaire aux droits de l’homme, Neuchâtel octobre 2001: «Les autorités publiques compétentes
ont ici un rôle important à jouer en procédant à des inspections périodiques et non annoncées
dans l’institution, inspections qui doivent être suivies d’un rapport complet dont les personnes
habitant les institutions concernées doivent pouvoir prendre connaissance. Les autorités
ont pour mission de vérifier que chaque institution continue à remplir en tout temps les conditions
requises pour l’autorisation à l’exploitation.».
48
A titre de comparaison l’Ordonnance réglant le placement d’enfants à des fins d’entretien et en
vue d’adoption (RS 211.222.338) prévoit des sanctions telles que le retrait de l’autorisation d’exploiter
(art. 20) ou l’amende (art. 26).
49
Art. 38 du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 4 let. b de l’ordonnance valaisanne sur les autorisations d’exploiter un établissement
ou une institution sanitaire; art. 100 al. 2 let. c de la loi fribourgeoise du 16 novembre
1999 sur la santé; art. 9 let. h de la loi genevoise relative aux établissements médico-sociaux accueillant
des personnes âgées du 3 octobre 1998.
50
Art. 36 du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 4 let. a de l’ordonnance valaisanne sur les autorisations d’exploiter un établissement
ou une institution sanitaire; art. 100 al. 2 let. a de la loi fribourgeoise du 16 novembre
1999 sur la santé; art. 14 de la loi genevoise relative aux établissements médico-sociaux accueillant
des personnes âgées du 3 octobre 1998.
51
Art. 39 et 40 du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 4 let. e de l’ordonnance valaisanne sur les autorisations d’exploiter un
établissement ou une institution sanitaire; art. 100 al. 2 let. d de la loi fribourgeoise du 16 novembre
1999 sur la santé; art. 9 let. a de la loi genevoise relative aux établissements médico-sociaux accueillant
des personnes âgées du 3 octobre 1998.
52
Art. 5 al. 1 let. b du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 100 al. 2 let. b de la loi fribourgeoise du 16 novembre 1999 sur la santé.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
297

ZVW 5/2003
Leuba/Tritten, La protection de l’incapable en institution
lité, 53 l’existence d’une procédure interne de plainte. 54 Il faut encore signaler que
le groupement romand des services de santé publique a, de son côté, élaboré un
document intitulé «exigences intercantonales de qualité et de sécurité en vue de
l’obtention et du maintien de l’autorisation d’exploiter une institution pour personnes
âgées», qui prévoit en outre que la surveillance porte sur l’accessibilité de
l’établissement pour des personnes externes (transports publics à proximité ou
organisés par l’EMS), le cadre de vie au sein de l’établissement (espaces personnels
et collectifs), les conditions de l’hébergement (document écrit remis au résident
et à son entourage et contrat d’hébergement), la tenue du dossier du résident,
etc.
L’article 442 AP prévoit que la surveillance se déroulera sous forme d’inspections
non annoncées au préalable à l’institution. La question avait divisé la commission.
Il est vrai qu’une inspection non annoncée est relativement intrusive.
Mais n’est-elle pas également un garant du fait que la surveillance est effective?
Et pour les institutions en conformité avec les exigences légales, l’arrivée inattendue
d’un surveillant ne devrait pas engendrer de perturbations majeures.
Reste un facteur psychologique. La possibilité d’arriver de manière non annoncée
peut être perçue comme un manque de confiance envers les institutions.
La surveillance doit être exercée par du personnel qualifié. L’article 442 AP ne
précise pas à quels intervalles ces contrôles devraient avoir lieu pour être efficaces.
Cette question est également de la compétence des cantons. L’ordonnance
réglant le placement d’enfants à des fins d’entretien et en vue d’adoption prévoit
que des contrôles doivent être effectués aussi souvent que nécessaire mais au
moins une fois tous les deux ans. 55
Conclusion
On aurait pu souhaiter une réglementation de l’ensemble de la prise en charge
des personnes séjournant de manière durable en institution. Mais globalement
les propositions sont bonnes et elles contribuent à améliorer la situation actuelle
dans la prise en charge institutionnelle des personnes incapables. Elles sont empreintes
de réalisme politique et on sent qu’elles sont le résultat d’une volonté de
réaliser un compromis entre la protection de l’incapable, la liberté des institutions
d’organiser la dispensation des soins socio-hôteliers, le respect des compétences
des cantons et la volonté de ne pas accroître le rôle de l’Etat.
53
Art. 6 al. 1 du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 78 du règlement fribourgeois concernant les fournisseurs de soins et la
Commission de surveillance du 21 novembre 2000.
54
Art. 6 al. 2 du règlement neuchâtelois sur l’autorisation d’exploiter et la surveillance des institutions
du 21 août 2002; art. 79 al. 2 let. g du règlement fribourgeois concernant les fournisseurs de
soins et la Commission de surveillance du 21 novembre 2000.
55
Art. 10 de l’Ordonnance susmentionnée.
298
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
Dr.iur. Yvo Biderbost, Zürich
Nach bisherigem Recht hängt die Handlungsfähigkeit eines Menschen von dessen Alter, seinen
geistigen Fähigkeiten und einer allenfalls verordneten spezifischen vormundschaftlichen
Massnahme ab. Dieses Prinzip wird im VE ZGB 2003 beibehalten, auch wenn anstelle
des Begriffs Mündigkeit die Volljährigkeit tritt. Behördlich verfügte Einschränkungen der
Handlungsfähigkeit können allerdings mit dem Revisionsentwurf wesentlich gezielter und
präziser ausgestaltet werden, sei dies mit Bezug auf rechtsgeschäftliche Verrichtungen, sei
dies mit Bezug auf einzelne Vermögensobjekte. Der verbeiständeten Person können je nach
gegebenem Schutzbedürfnis alle oder einzelne Handlungskompetenzen entzogen oder ihr
rechtsgültiges Handeln kann von der Zustimmung eines Beistandes abhängig gemacht werden.
Wo keine Einschränkungen der Handlungsfähigkeit verfügt werden, muss dem Beistand
wenigstens Einblick und Auskunft in genau zu definierenden Bereichen erteilt werden,
ohne dass dadurch eine Vertretungsmacht des Beistandes entsteht. Auch wenn die
umfassende Beistandschaft der bisherigen Vormundschaft nachgebildet ist, entfallen einzelne
diskriminierende Folgen wie die Zustimmungsbedürftigkeit zur Eheschliessung, der
abgeleitete Wohnsitz und die Publikationsbedürftigkeit. Mit dem terminologischen Verzicht
auf Entmündigung und Vormundschaft verschwindet ein im Alltag als diskriminierend
empfundener Begriff, entfällt aber auch die Abgrenzungsmöglichkeit von bisher Verbeiständeten,
womit deren Selbstwertgefühl tendenziell eher geschwächt werden dürfte.
Une curatelle est-elle une curatelle?!?
Selon le droit actuel, l’exercice des droits civils dépend de l’âge de la personne, de son discernement
et de l’absence d’une mesure tutélaire spéciale. Ceci ne change pas avec l’AP 2003
même si, en allemand, «Mündigkeit» est remplacé par «Volljährigkeit».Avec le projet de révision,
l’autorité peut désormais restreindre l’exercice des droits civils de manière considérablement
plus ciblée et plus précise, soit par rapport à des actes de nature juridique, soit par
rapport à des éléments du patrimoine. Selon les besoins de protection de la personne sous
curatelle, il est possible de la priver de tout ou partie de sa capacité civile ou de faire dépendre
la validité juridique de ses actes du consentement du curateur. Lorsqu’aucune restriction
de l’exercice des droits civils n’est prononcée, il faut néanmoins accorder au curateur
un droit de regard et d’information dans des domaines précisément définis, sans que cela ne
crée de pouvoir de représentation. Même si la curatelle de portée générale s’inspire de la tutelle
du droit actuel, certaines conséquences discriminatoires, comme l’exigence du consentement
du représentant légal pour le mariage, le domicile légal dérivé ou la publication de la
mesure, disparaissent. La renonciation aux termes d’«interdiction» et de «tutelle» fait disparaître
un concept ressenti comme discriminatoire au quotidien; mais elle entraîne aussi la
disparition de ce qui permettait de faire la différence avec la situation des personnes
jusqu’ici sous curatelle et devrait ainsi avoir tendance à plutôt amoindrir l’estime que ces
dernières ont d’elles-mêmes.
Caratteristiche della curatela
Nel diritto attuale la capacità d’agire dipende dall’età, dalle capacità psichiche e dall’istituzione
di una misura tutelare specifica. Questo principio nell’AP CC 2003 è mantenuto. Limitazioni
d’autorità della capacità d’agire, grazie al progetto di revisione, saranno più mirate
e precise, sia in rapporto al disbrigo di negozi giuridici così come nei riguardi della
gestione di singole parti di patrimonio. Alla persona curatelata, secondo le necessità d’assistenza,
possono essere tolte parte o tutte le competenze d’agire e i suoi atti legali possono es-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
299

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
sere sottoposti al consenso del curatore. Quando non viene limitata la capacità d’agire, al curatore
si dà almeno la possibilità d’avere informazioni in ben definiti settori, senza tuttavia
concedergli una procura per agire. Anche se la curatela generale rispecchia l’attuale tutela,
cadono singole cause discriminanti, quali la necessità del consenso per contrarre matrimonio,
del domicilio che non corrisponde a quello reale e dell’obbligo della pubblicazione.Con
la rinuncia ai termini di interdizione e di tutela scompaiono vocaboli percepiti come discriminanti.
Cade tuttavia anche la differenza che intercorre fra curatela e tutela e con ciò si indebolisce
tendenzialmente il suo carattere.
I. Einleitung
1. «Ein Tisch ist ein Tisch» – unter diesem Titel erzählt Peter Bichsel in seinen
erstmals Ende der 60er-Jahre publizierten «Kindergeschichten» über das triste
Leben eines betagten Mannes, der sich den lieben langen Tag langweilt und
dann, weil immer alles gleich bleibt, auf die grandiose Idee kommt, wenigstens
durch Umbenennung der herumstehenden Dinge in seinem einsamen Zimmer
etwas Abwechslung in den Tag zu bringen. Er beschliesst, dem Bett Bild zu sagen,
den Tisch Teppich zu nennen, statt vom Stuhl nun vom Wecker zu reden, etc.
Ein «komischer Kauz» macht der Unabänderlichkeit des Bestehenden Schwierigkeiten!
Mit viel Hirnakrobatik erfindet und gebraucht er eine quasi-neue
Sprache. Seine geniale Idee erfreut und belustigt ihn, bis er merkt, dass er eigentlich
von niemandem mehr richtig verstanden wird und er selber auch niemanden
mehr versteht ... 1
2. Diese Geschichte ist für den heutigen Vormundschafts- und den zukünftigen
Erwachsenenschutzrechtler schon deshalb interessant, weil er immer wieder mit
solch komischen und wohl auch mit noch komischeren Käuzen zu tun hat. Dazu
kommt: Wer unter den «Vormundschaftlern» kann kein Lied davon singen, dass
alle Welt meint, mit einer vormundschaftlichen Massnahme könne alles abgewendet,
jede Abweichung von der Norm behoben, alles Nichtkonforme in
richtige Bahnen gelenkt, unmoralisches oder sozial unerwünschtes Verhalten
bekämpft werden, etc. Dem ist natürlich nicht so und dem soll auch nicht – weder
heute noch in Zukunft – so sein; ein vormundschaftlicher Mandatsträger ist
kein Meister Proper, der laut Werbung alles in kürzester Zeit blitzblank und
ohne jeden Putzstreifen in Ordnung bringt. Das sei vorweggenommen: So wenig
wie jedes Problem justiziabel ist, kann ein Erwachsenenschutzsystem alles lösen.
Sinn und Zweck des Vormundschaftsrechts liegt nicht in der puren Korrektur
von Eigenbrötlerischem, dem reinen Ausgleich von Auffälligkeiten und Unbequemem
oder dergleichen, sondern in der stützenden oder vertretungsweisen
Vervollständigung von vorhandenen und im Sinne des Betroffenen auffüllungsbedürftigen
Lücken und Defiziten der eigenen Interessenwahrung.
1
... und das wohl, weil seine Umbenennungen weder einer Logik noch einer Hintergründigkeit folgen
– hätte er z.B. ein Zugabteil in eine Telefonkabine umgetauft, wäre er zumindest von jedem
Pendler auf Anhieb verstanden worden ...
300
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
3. Die angeführte Geschichte zeigt auch ein bisschen, dass ein Begriff nicht einfach
beliebig ersetz- und/oder ausdehnbar ist, so man noch verstanden werden
will. Besteht nun genau diese Gefahr, wenn der Vorentwurf zur Revision des
Vormundschaftsrechts eine Einheitsmassnahme schafft, welche dann massgeschneidert
jeden Einzelfall abdecken soll? Oder anders gefragt: Ist dann durch
die fast unbegrenzt mögliche Massschneiderung nicht eine Beistandschaft auf
einmal auch eine Vormundschaft? Also eine Mogelpackung? Oder ist mit dieser
Begriffsvereinheitlichung ganz im Gegenteil eine Art Quadratur des Kreises gelungen
– die Lösung aller Probleme?
4. Tatsache ist, dass im heutigen vormundschaftlichen Alltag vor allem betagte
Leute mehr oder weniger gerne eine Beistandschaft und die damit verbundene
Hilfestellung trotz faktischem Eingriff in bestimmte Handlungsfreiheiten akzeptieren,
anlässlich der Anhörung aber vehement betonen, dass sie auf keinen Fall
eine Vormundschaft wünschen. Diese wird nun abgeschafft. Aus den Augen aus
dem Sinn?
5. Wie auch immer, im Folgenden ist ausgehend vom Geltenden die «neue»
Beistandschaft auf ihre handlungsfähigkeitsrechtlichen Auswirkungen zu untersuchen,
womit besonders auch die von einem Fortfallen der Handlungsfähigkeit
begleitete umfassende Beistandschaft ins Blickfeld rückt. Das ist gleichzeitig der
Versuch einer Antwort auf die Frage, ob die Beistandschaft in Zukunft auch eine
Vormundschaft ist.
II.
Die Handlungsfähigkeit im geltenden Recht
a) Allgemeines
6. Der de lege lata herrschende Einfluss einer vormundschaftlichen Massnahme
auf die Handlungsfähigkeit des Betroffenen ist prima vista (und für den
hiesigen Zusammenhang und Rahmen ausreichend) rasch erklärt. Die Dreistufigkeit
des Massnahmensystems – Beistandschaft, Beiratschaft,Vormundschaft –
führt zu drei resp. unter Einbezug der Urteilsfähigkeit vier unterschiedlichen
Handlungsfähigkeitsgraden: Einer (Erwachsenen-)Bevormundung geht eine
Entmündigung voraus, der Betroffene erfüllt daher eine der Bedingungen von
Art. 13 ZGB nicht mehr und ist somit nicht handlungsfähig. Die Beistandschaft
hat gemäss Art. 417 Abs. 1 ZGB keinerlei Einfluss auf die Handlungsfähigkeit.
Und die Beiratschaft führt zu einer spezifischen Zwischenstufe im Handlungsfähigkeitsrecht,
zur beschränkten Handlungsfähigkeit (Art. 395 ZGB). Bei allen
drei Graden spielt die Urteilsfähigkeit hinein. Fehlt sie, ist jemand unabhängig
von einer vormundschaftlichen Massnahme voll handlungsunfähig (Art. 18
ZGB). Ist sie vorhanden, fehlt aber die Mündigkeit, ist im Rahmen von Art. 19
resp. 410f. ZGB eine sog. beschränkte Handlungsunfähigkeit das Resultat; mithin
kann ein urteilsfähiger Entmündigter sich mit Zustimmung des gesetzlichen Vertreters
verpflichten und sich überdies auch ohne diese Zustimmung unentgeltliche
Vorteile verschaffen und höchstpersönliche Rechte ausüben.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
301

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
7. Diese kategorische Festlegung der einzelnen Massnahmen hinsichtlich ihres
Einflusses auf die Handlungsfähigkeit des Massnahmebetroffenen lässt eine Flexibilität
vermissen. Die Vorteile einer bestimmten Massnahme sind automatisch
mit dem entsprechend fixen Eingriff verknüpft. Mischformen sind im Gesetz
nicht erwähnt 2 und ausgerechnet die Zwischenstufe zwischen dem Alles und dem
Nichts ist das starrste Gebilde. Die Praxis wusste sich dennoch hier und dort zu
helfen und hat etwa eine Kombination zwischen Art. 392 Ziff. 1 und 393 Ziff. 2
ZGB, die häufig so genannte Altersbeistandschaft, entwickelt und damit eine
Massnahme geschaffen, die zum einen das Bedürfnis nach dauerhafter umfassender
Betreuung erfüllt und zum andern aber den Grundsatz der Verhältnismässigkeit
berücksichtigt, indem mit ihr trotz andauernder und umfänglicher
Betreuung kein schematischer Entzug der Handlungsfähigkeit verbunden ist.
b) Entziehung und Beschränkung
8. In den Art. 369–372 ZGB werden als Voraussetzung für eine Entmündigung
verschiedene Schwächezustände aufgezählt (Geisteskrankheit und -schwäche,
Misswirtschaft, lasterhafter Lebenswandel, etc.). Das Vorliegen eines solchen ist
indessen nicht ausreichend, um einer Person die Handlungsfähigkeit vollständig
zu entziehen. Vielmehr muss eine besondere Schutzbedürftigkeit in der Person
des Betroffenen (unter möglicher Berücksichtigung seines Umfeldes) dazukommen,
etwa die Unfähigkeit zur gehörigen Besorgung der Angelegenheiten oder
eine entsprechende dauernde Fürsorgebedürftigkeit. Sodann muss die Entmündigung
im Sinne der Verhältnismässigkeit und Subsidiarität die falladäquate
Massnahme darstellen. Abgesehen davon kann eine auf Art. 369 ZGB gestützte
Entmündigung nur nach Einholen eines Sachverständigengutachtens ausgesprochen
werden (Art. 374 Abs. 2 ZGB). 3
9. Sind die Voraussetzungen erfüllt, wird der Betroffene entmündigt und entweder
unter Vormundschaft gestellt oder aber es wird – trotz Gesetzeswortlaut
eher selten – gestützt auf Art. 385 Abs. 3 ZGB die elterliche Sorge erstreckt. Damit
ist ihm die Handlungsfähigkeit vollständig entzogen.
10. Liegt trotz grundsätzlichem Schutzbedürfnis kein genügender Grund zur
vollständigen Entmündigung vor, steht für eine Beschränkung der Handlungsfähigkeit
mit der Beiratschaft in Art. 395 ZGB einzig ein in der Wirkung äusserst
starres und nicht zuletzt deshalb kaum praxistaugliches Mittel zur Verfügung.
Die Beschränkung lässt sich nicht bedürfnisgerecht modellieren, sondern ist im
Umfang fallunabhängig gesetzlich genau vorbestimmt. 4
2
Siehe nunmehr aber ausdrücklich Art. 378 Abs. 2 VE ZGB 2003.
3
Freilich sind solche Gutachten von sehr unterschiedlicher Qualität. Es kann aber nicht die ganze
Wirklichkeit abdecken, wenn Martin Suter in seinem um eine sich entwickelnde Demenz kreisenden
Roman «Small World» den Hausarzt sagen lässt: «Ich schreibe ihm ein Attest, mit dem er innerhalb
kürzester Zeit entmündigt ist» (Ausgabe Diogenes Taschenbuch 23088, S. 128).
4
Die Beiratschaft ist entweder nur auf die Vermögenssubstanz bezogen (Art. 395 Abs. 2 ZGB)
oder dann enumerationsbeschränkt und bloss mitwirkungs-, nicht jedoch vertretungsberechtigt
302
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
c) Vormundschaftswirklichkeit
11. Im heutigen vormundschaftlichen Alltag treten Entmündigungen zu Gunsten
von Beistandschaften mehr und mehr in den Hintergrund und Beiratschaften
sind eine quantité négligeable (wobei im Einzelnen ziemliche regionale Unterschiede
feststellbar sind). 5 Das liegt hauptsächlich daran, dass dem Grundsatz
der Verhältnismässigkeit nachzuleben ist und richtigerweise auch nachgelebt
wird. Dieser Grundsatz gilt, auch ohne dass er ausdrücklich – weder für das geltende
Vormundschaftsrecht noch für das geplante Erwachsenenschutzrecht 6 –
festgehalten wird, selbstverständlich aufgrund des Gebots der Verhältnismässigkeit
jeglichen staatlichen Handelns und insbesondere jeglichen obrigkeitlichen
Eingriffs (Art. 5 Abs. 2 und Art. 36 Abs. 3 BV).
12. Die nackten Zahlen belegen zwar einen relativen 7 Rückgang an Handlungsfähigkeitsentzügen,
zeigen als absolute Zahlen gleichzeitig aber auch auf,
dass die Entmündigung keineswegs das Dasein der Bedeutungslosigkeit fristet. 8
Zu einem Teil ist das sicher auch auf mangelnde Professionalität in der heutigen
Anwendung des Vormundschaftsrechts zurückzuführen, darauf beschränken
lässt sich das aber kaum. Es bleibt offensichtlich ein Rest an Fällen, in denen die
Einschränkung resp. eben Entziehung der Handlungsfähigkeit das Richtige bzw.
(heute noch) einzig Mögliche ist.
III. Der Ruf nach Revision
13. Schon seit längerem erkannte Wissenschaft und Rechtsentwicklung den Sanierungsfall
Vormundschaftsrecht; eine grundlegende Erneuerung und Anpassung
an heutige Verhältnisse ist fällig. 9 Gründe für die Revisionsbedürftigkeit
ausgestaltet (Art. 395 Abs. 1 ZGB); an der mangelnden Flexibilität der Beiratschaft ändert auch
die Kombinationsmöglichkeit nichts Wesentliches.
5
Siehe dazu die jährlich in der ZVW veröffentlichte Schweizerische Vormundschaftsstatistik, zuletzt
in ZVW 2003, S. 74.
6
Im VE ZGB 1998 war der Verhältnismässigkeitsgrundsatz in Art. 23 noch ausdrücklich festgehalten.
Gemäss dem jetzigen Vorentwurf wird im revidierten Recht, so es nach dem Willen der Expertenkommission
geht, immerhin ein wichtiger Teilaspekt der Verhältnismässigkeit festgeschrieben:
die Subsidiarität (Art. 375 VE ZGB 2003); ausserdem weisen einige Formulierungen im
vorgeschlagenen Gesetzestext mehr oder weniger direkt auf eine verhältnismässige Gesetzesanwendung
hin (z.B. in Art. 379 VE ZGB 2003: «entsprechend den Bedürfnissen der betroffen Person»;
«Erfordern es die Verhältnisse»; «Erscheint ... als offensichtlich unverhältnismässig»; sowie
verschiedene «Kann-Vorschriften» u.dgl.).
7
Zwar sind auch die Entmündigungen eher leicht im Steigen, jedoch nicht im gleichen Ausmass wie
Verbeiständungen; Beiratschaften sind sogar leicht rückläufig.
8
Was vor allem für die Entmündigungen nach Art. 369 ZGB (Geisteskrankheit und Geistesschwäche)
sowie Art. 372 ZGB (Eigenes Begehren) und etwas weniger für Art. 370 ZGB (Misswirtschaft,
lasterhafter Lebenswandel, etc.) gilt; für Art. 371 ZGB (Freiheitsstrafe) kann derweil
tatsächlich von Belanglosigkeit gesprochen werden. Siehe dazu die Vormundschaftsstatistik im
Jahresvergleich 1995–2000 in ZVW 2002, S. 137.
9
Siehe dazu etwa Bericht 1995, S. 28, und Bericht 2003, S. 6f. und 9ff.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
303

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
wurden und werden viele vorgebracht. Neben dem zunehmenden Auseinanderklaffen
von Recht und Rechtswirklichkeit und der Starrheit des geltenden
Rechts wird namentlich die – fast schon zum Gemeinplatz gewordene – stigmatisierende
Wirkung von paternalismusbehafteten Ausdrücken und Instituten des
Vormundschaftsrechts kritisiert. In der Revision sollte daher neben anderen Postulaten
«alles unternommen werden, dass durch die vorgesehenen Massnahmen
als solche wie durch die Durchführung dieser Massnahmen und die Bezeichnung
der Massnahmen ein Maximum an Schonung Betroffener gewährleistet wird». 10
Als Bezeichnung, aber auch als Institut wirken ganz besonders die Begriffe Entmündigung
und Bevormundung 11 sowie Abwandlungen davon diskriminierend.
12
IV. Die Handlungsfähigkeit im Vorentwurf
a) Im Allgemeinen
14. Im Wortlaut des Gesetzes hält Art. 13 ZGB gegenwärtig lapidar fest, dass
Handlungsfähigkeit besitze, wer mündig und urteilsfähig sei. Da es laut nun vorliegendem
Vorentwurf begrifflich keine Entmündigung mehr geben soll, ist auch
die Mündigkeit durch den Begriff der Volljährigkeit resp. die Unmündigkeit
durch die Minderjährigkeit ersetzt. 13 In der Sache bleibt die Handlungsfähigkeit
aber gleich definiert wie bis anhin und nach wie vor an die zwei Voraussetzungen
Volljährigkeit und Urteilsfähigkeit gebunden (Art. 13 VE ZGB 2003). In Ergänzung
dieser beiden Voraussetzungen schleicht sich – allerdings erst in der Negativdefinition
des Art. 17 VE ZGB 2003 – unversehens eine weitere hinzu: das
Fehlen einer umfassenden Beistandschaft. Unversehens, aber nicht etwa unerwartet.
Denn auch im geltenden Art. 17 ZGB ist das heutige «mündig» von
Art. 13 ZGB ausgedeutscht in «mündig und nicht entmündigt» 14 . Diese Vervoll-
10
Bericht 1995, S. 30; siehe auch Bericht 2003, S. 15.
11
Die Vormundschaft bliebe laut Vorentwurf auch künftig für Minderjährige bestehen (Art. 327a ff.
VE ZGB 2003), wobei im Begleitbericht diese Frage als «offen» bezeichnet wird (Bericht 2003,
S. 20 und 101f.). Der Terminus «Entmündigung» stünde ausserdem weiterhin etwa in der Bundesverfassung
(siehe dazu FN 45).
12
Diese Begriffe werden denn auch im Alltag häufig pejorativ und ohne direkten Zusammenhang
zum Vormundschaftsrecht verwendet: Allenthalben liest man davon, das Stimmvolk werde bevormundet,
eine Bevölkerungsgruppe stehe unter Vormundschaft einer anderen, dieser oder jener
CEO gehöre entmündigt, die Kirche übergehe den mündigen Bürger, etc. Und es geht auch
umgekehrt: Emanzipationsbewegungen aller Art feiern ein Erwachen der Mündigkeit usw. Da
klingt auch, wie man das anlässlich mancher Anhörung – nicht nur älterer Leute – sogar ab und zu
wörtlich zu hören bekommt, der althergebrachte Vogt noch mit.
13
Was im Vorentwurf wohl für einige Artikel, allerdings nicht durchs Band aufgeführt wird; so gibt
es über die im Vorentwurf aufgeführten namentlich (aber gerade nicht nur) im Kindesrecht eine
ganze Anzahl Bestimmungen, welche das Wort «mündig» oder eine Abwandlung davon enthalten:
z.B. Art. 39, 102, 133ff., 176, 256, 256c, 259, 263, 273, 289 ZGB und allenfalls – auch über das ZGB
hinaus – andere mehr.
14
Wobei der Gesetzeswortlaut, da er die Handlungsunfähigkeit definiert, von «unmündig oder entmündigt»
spricht.
304
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
kommnung wird beibehalten, womit auch daraus gelesen werden kann, dass die
geplante umfassende Beistandschaft und die geltende Vormundschaft einander
durchaus zumindest in diesem Punkt – also dem heute Entmündigung genannten
Verlust der Handlungsfähigkeit – entsprechen sollen. 15 Allerdings:Wohl kann die
geltende Voraussetzung der Mündigkeit problemlos als «mündig und nicht entmündigt»
gelesen werden, nicht aber kann in den Begriff der Volljährigkeit ohne
weiteres das Fehlen einer umfassenden Beistandschaft hineininterpretiert werden;
Art. 17 VE ZGB 2003 wäre damit, wie bereits heute in den beiden romanischen
Gesetzessprachen, nicht (mehr) 16 eine Präzisierung, sondern eine Ergänzung
von Art. 13 VE ZGB 2003 – wird hier nicht eine gute Gelegenheit verpasst,
das Einschlägige an einschlägiger Stelle, also kompakt in Art. 13 zu regeln? 17
Bräuchte es diese – im ZGB seltene – Negativdefinition dann überhaupt? Und
sollte man nicht sogar die Gunst der Stunde nutzen und den mittlerweile bewährten
Begriff der beschränkten Handlungsunfähigkeit (wie den der beschränkten
Handlungsfähigkeit in der Marginalie zu Art. 19d VE ZGB 2003)
auch in die Gesetzessprache einführen – z.B. auch als Marginalie (vor Art. 19)?
b) Im Einzelnen
15. Art. 17 VE ZGB 2003 dupliert – zweckdienlich am einschlägigen Ort –, was
sich auch aus Art. 384 Abs. 2 VE ZGB 2003 ergibt, nämlich, dass bei einer umfassenden
Beistandschaft die Handlungsfähigkeit ohne Wenn und Aber entfällt.
Ohne Wenn und Aber? Immerhin bleibt für Urteilsfähige die heute so genannte
beschränkte Handlungsunfähigkeit auch in Zukunft erhalten, wobei der geltende
Art. 19 ZGB und die diesen operationell ergänzenden Art. 410f. ZGB
durch die neuen – nunmehr richtigerweise vollständig im Personenrecht positionierten
– Art. 19 bis 19c VE ZGB 2003, flankiert durch Art. 395 und 449 Abs. 3
VE ZGB 2003, entsprechend dem Stand von Doktrin und Praxis konkretisiert
werden. So sind neben Altbekanntem zum hinkenden Rechtsgeschäft u.dgl. namentlich
etwa in Art. 19. Abs. 2 VE ZGB 2003 «geringfügige Angelegenheiten
des täglichen Lebens» 18 erwähnt, für welche einer urteilsfähigen handlungsunfähigen
Person eigene Verpflichtungsfähigkeit zugesprochen wird. Nur beim Ur-
15
Ersichtlich ist das ausserdem deutlich aus Art. 14 VE SchlT 2003, wonach übergangsrechtlich Personen,
denen die Handlungsfähigkeit entzogen worden ist, mit Inkrafttreten der revidierten Bestimmungen
(vorerst) unter umfassender Beistandschaft stehen. Im Übrigen gelten die meisten
Bestimmungen, welche de lege lata Sonderregelungen für Entmündigte vorsehen, in Zukunft für
Personen unter umfassender Beistandschaft (und neu regelmässig entsprechend auch für von anderen
erwachsenenschutzrechtlichen Massnahmen Betroffene, deren Handlungsfähigkeit punktuell
in der fraglichen Angelegenheit beschränkt ist): siehe hinten N 31.
16
Und zwar in keiner der Gesetzessprachen mehr.
17
Ad absurdum gedacht muss man dort, wo Handlungsfähigkeit vorausgesetzt ist, dogmatisch gesehen
nicht nur der Wortwahl entsprechend nach Art. 13 handlungsfähig, sondern zusätzlich nach
Art. 17 nicht handlungsunfähig sein. Anders noch: Bericht 1995, S. 127; siehe auch die Fassung von
Art. 13 im VE ZGB 1998.
18
Beachte den genau gleichen Wortlaut in § 1903 Abs. 3 BGB, dem sog. Taschengeldparagraphen.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
305

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
teilsunfähigen wirkt sich die Handlungsunfähigkeit also wirklich umfassend 19
aus. 20 Abgesehen davon wird in Art. 397 VE ZGB 2003 bestimmt, dass der verbeiständeten
Person angemessene, d.h. wohl den vorherrschenden Vermögensverhältnissen
angepasste Beträge zur freien Verfügung zu stellen sind; insoweit
ist also der Verlust der Handlungsfähigkeit gesetzlich wieder zurückgenommen.
16. Während bis anhin die blosse Einschränkung der Handlungsfähigkeit nur
sehr begrenzt möglich war, nämlich mittels der starren Beiratschaft, soll das in
Zukunft anders sein (siehe Art. 381 Abs. 3, 382 Abs. 3 und 383 Abs. 2 VE ZGB
2003). Da der partielle Entzug somit begrüssenswerterweise um ein vielfaches
geschmeidiger ausgestaltet wird, hält Art. 19d VE ZGB 2003 neu ausdrücklich
fest, dass die Handlungsfähigkeit einer Person durch eine Massnahme des
Erwachsenenschutzes entsprechend eingeschränkt werden kann; diese Einschränkung
ist nunmehr allerdings anders als die heutige Beiratschaft eben einer
offenen, aber gezielten Massschneiderung zugänglich. Man ist damit in Verwirklichung
des Komplementaritätsprinzips auf dem richtigen Dampfer; vorhandene
Lücken sollen dort und soweit aufgefüllt werden, wo und wie das erforderlich ist
– nicht mehr, aber auch nicht weniger.Will auch heissen: Der vollständige Entzug
der Handlungsfähigkeit soll mit der nur für besonders ausgeprägte Schutzbedürftigkeit
zulässigen umfassenden Beistandschaft auch gesetzestechnisch zur
ultima ratio werden, die wohldosierte und massgeschneiderte Beschränkung hingegen
ganz im Sinne des Verhältnismässigkeitsgrundsatzes das Normale – soweit
überhaupt notwendig.
17. Es kann also mit einer erwachsenenschutzrechtlichen Massnahme eine
punktuelle, auf einzelne Aufgaben des Beistandes bezogene Minderung der
Handlungsfähigkeit einhergehen. 21 Zum einen muss sich die betroffene Person
bei einer Vertretungsmassnahme ohne besondere Anordnung die Handlungen
des Amtsträgers innerhalb von dessen Aufgabenumschreibung gefallen und anrechnen
lassen; das geschieht grundsätzlich in Parallelzuständigkeit. 22 So es die
19
Wenn auch nicht ganz vorbehaltlos!
20
Untersucht wurde auch Art. 18 ZGB (siehe Bericht 1995, S. 128f.; Neufassung von Art. 18 im VE
ZGB 1998), indes wird nicht daran gerüttelt: Die prinzipielle Nichtigkeit einer Handlung des Urteilsunfähigen
bleibt damit zu beachten – auch für Geringfügigkeiten oder für Geschäfte, bei denen
eine nachträgliche Zustimmung des gesetzlichen Vertreters vorliegt, oder für Angelegenheiten,
die dem Urteilsunfähigen nur Vorteile bringen. Beachte in diesem Zusammenhang etwa auch
den seit 1. August 2002 in Kraft stehenden § 105a BGB.
21
Mit keiner Silbe erwähnt wird neben der aufgabenmässigen Einschränkung eine zeitliche Massschneiderung
(ausser der Regelungen zu allfälligen Anpassungsnotwendigkeiten während laufender
Massnahme). Es ist denn auch kaum möglich, z.B. einer schubweise verlaufenden Krankheit
dadurch zu begegnen, dass man die Handlungsfähigkeit in praktikable Zeitintervalle teilt. Immerhin
ist gerade für solche Fälle das Komplementaritätsprinzip in der Massnahmeführung hervorzuheben!
22
Die bisherige Lehre und Rechtsprechung zur Vertretungsbeistandschaft kann hier ohne weiteres
herangezogen werden; gemäss Art. 417 Abs. 1 ZGB besteht die Doppelzuständigkeit und damit
die Gefahr kollidierenden Handelns von Beistand und Verbeiständetem auch heute (vgl. auch
Art. 308 Abs. 2 ZGB, wo Beistand und Eltern parallel zuständig sein können). Laut Begleitbericht
306
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
Verhältnisse erfordern, kann freilich auch weitergegangen werden und die
Handlungsfähigkeit der betroffenen Person für eine bestimmte Angelegenheit
oder aber für bestimmte Bereiche von Angelegenheiten entzogen werden. Das
bedarf allerdings einer ausdrücklichen behördlichen Anordnung (Art. 381 Abs. 3
VE ZGB 2003) und ist im Umfang fallbezogen möglich, nicht gesetzlich vorbestimmt.
Im fraglichen Bereich wird die Vertretung ausschliesslich durch den Beistand
wahrgenommen, die Aufgabenstellung an den Beistand kann aber ohne
weitere Beschränkung darüber hinaus reichen; Beschränkung und Umfang der
Beistandschaft müssen nicht kongruent sein, die Beschränkung kann aber nur
das Kleinere sein. Diese an Art. 308 Abs. 3 ZGB erinnernde Möglichkeit besteht
derzeit nicht und wird in der Praxis bitter vermisst. Darüber hinaus kann die Verfügungsgewalt
gezielt über einzelne Vermögenswerte oder Vermögensbestandteile
entzogen werden (Art. 382 Abs. 3 u. 4 VE ZGB 2003). Die Rechtswirkungen
der beschränkten Handlungsfähigkeit müssen sich bei Urteilsfähigkeit im Bereich
der Einschränkung analog der beschränkten Handlungsunfähigkeit richten,
23 was zwar nirgends ausdrücklich erwähnt wird. Diese Möglichkeiten und
gleichzeitig Verpflichtungen zur Massarbeit setzen einen wichtigen Aspekt des
Postulats zur grösstmöglichen Belassung der Selbstbestimmung (vgl. Art. 374
Abs. 2 VE ZGB 2003) trotz Notwendigkeit behördlicher Massnahmen in die Tat
um.
18. Von Gesetzes wegen ist die Handlungsfähigkeit in dem Umfang beschränkt,
in welchem für bestimmte Angelegenheiten die Zustimmung eines Beistandes
vorbehalten wird; der Mitwirkungsbeistand ist allerdings nicht gesetzlicher
Vertreter, weshalb der Betroffene sich in qualitativer Hinsicht trotz
Beschränkung der Handlungsfähigkeit keine Vertretungshandlungen des Beistandes
gefallen lassen muss (Art. 383 VE ZGB 2003). Dieser Massnahme stand
die heutige Mitwirkungsbeiratschaft (Art. 395 Abs. 1 ZGB) Pate, ohne dass jedoch
die unflexible gesetzliche Enumeration weiterzuführen wäre; die Aufgabe
ist bedürfnisgerecht und fallspezifisch festzulegen (Art. 379 Abs. 1 VE ZGB
2003), was hier wie sonst bedeutet, dass nichts miterfasst sein soll, was die betroffene
Person selbständig erledigen kann.
19. Vorgelagert ist dem Ganzen eine die Handlungsfähigkeit in keinem Fall
tangierende Begleitbeistandschaft (Art. 380 VE ZGB 2003). Hier wird sich die
Frage der Abgrenzung zu vorbehördlichen, nicht interventionellen Massnahmen
stellen; die Abgrenzung zur freiwilligen Selbstvorsorge, die ja nicht immer auch
auf reiner Selbstinitiative beruht, wird dadurch sehr verschwommen – immerhin
bietet ein nach Bedarf festsetzbares Einblicks- und Auskunftsrecht eine gewisse
Steigerung zur bloss unverlangten Trabantschaft.
zum Vorentwurf bietet das in der Praxis keine Probleme, weshalb man auf eine ausdrückliche Regelung
verzichtet (Bericht 2003, S. 36; anders noch: Art. 104 Abs. 3 VE ZGB 1998).
23
Ohne dass aber eine allfällige Zustimmungsbedürftigkeit durch die Behörde wegfallen würde
(Art. 404 Abs. 2 VE ZGB 2003).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
307

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
20. Das Gesetz stellt vielerorts für bestimmte Rechtsfolgen auf die Handlungsfähigkeit
ab. Da gilt es die Frage zu beantworten, welchen Einfluss die pure Beschränkung
der Handlungsfähigkeit auf solche Normen zeitigt. Tritt die entsprechende
Rechtsfolge, z.B. das Erlöschen einer Vollmacht (Art. 35 OR), nur bei
Eintritt vollständiger Handlungsunfähigkeit, also etwa bei umfassender Beistandschaft,
ein oder aber hängt das auch mit einer Beschränkung im gerade
fraglichen Bereich zusammen? In der Mehrheit der Fälle wird das wohl im letzteren
Sinn zu entscheiden sein. Die Antwort kann jeweils durch Auslegung gefunden
werden. Mir scheint aber, dass der Gesetzgeber, wenn er neue Tatsachen
schafft – was er mit der Zulassung von Handlungsfähigkeitseinschränkungen, deren
Ausmass sich erst von Fall zu Fall ergibt, tut –, solche Überlegungen gerade
selber anstellen und zumindest die gängigen Fragen ausdrücklich regeln sollte. 24
V. Die umfassende Beistandschaft im Besonderen
a) Einbettung ins behördliche Instrumentarium
21. Die Aufgliederung von Handlungsfähigkeitsgraden ist eines, die jeweilige
Auffüllungsbedürftigkeit durch amtsgebundene behördliche Massnahmen das
andere. Im Revisionsentwurf gibt es Letzteres betreffend keine kategorische
Dreistufung in Beistandschaft, Beiratschaft und Vormundschaft mehr. Es gibt
nur noch die einheitliche Beistandschaft, diese allerdings in mehreren Gestalten
25 : als reine Begleitbeistandschaft, als Vertretungsbeistandschaft (im Allgemeinen
und für die Vermögensverwaltung), als Mitwirkungsbeistandschaft und –
der weitestmögliche Eingriff – als umfassende Beistandschaft; so hat es die Expertenkommission
in Art. 378 Abs. 1 VE ZGB 2003 als Katalog und schliesslich
in Art. 381 bis 384 VE ZGB 2003 im Einzelnen aufgezählt. Diese Reihenfolge
entspricht zwar letztlich einem sich im Eingriff steigernden Stufenbau – aber
nicht mehr so klar, einfach und erst noch schön artikelweise wie bis anhin: Die
Treppe ist zum einen feiner abgestuft und hat zum andern in den Zwischenstufen
(gewollte) Unregelmässigkeiten; die betroffenen Bereiche sind nicht gesetzlich,
sondern werden einzelfallmässig durch klare und konkrete Aufgabenstellungen
definiert, was – um beim Bild der Treppe zu bleiben – zu einem gehörigen Auf
und Ab führt.
22. Die neue Beistandschaft ist das künftige erwachsenenschutzrechtliche 26 Institut
und so – ohne damit jede Anknüpfung am geltenden System zu negieren –
24
Ein Teil der diesbezüglichen Vorschriften wird denn auch ausdrücklich revidiert, indem etwa
Art. 468 VE ZGB 2003 (Erbvertragsfähigkeit) einen entsprechenden Umfang der Beistandsaufgabe
vorbehält, oder aber indem etwa bei Art. 35 VE OR 2003 (Vollmachtsuntergang) von der
«entsprechenden Handlungsfähigkeit» die Rede ist, usw. Freilich aber wird manche Vorschrift von
der Revision unberücksichtigt bleiben. Siehe hierzu im Übrigen hinten N 31.
25
Der Vorentwurf spricht denn in den verschiedenen Obertiteln sowie im Text zu Art. 378 VE ZGB
2003 ausdrücklich von den Beistandschaften im Plural.
26
Die Beistandschaften für Minderjährige bleiben bestehen; sachdienlich wäre eine entsprechende
Erwähnung (vgl. Art. 327c Abs. 3 VE ZGB 2003), z.B. als Art. 378 Abs. 3 VE ZGB 2003 oder evtl.
308
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
mehr als einfach die Revision der bisherigen Beistandschaft. Es kann sich der
mögliche Eingriff bis zum vollständigen Entfallen der Handlungsfähigkeit als
ultima ratio 27 steigern. Die umfassende Beistandschaft (curatelle de portée
générale; curatela generale) ist damit klar ein Nachfolgeinstitut 28 der heutigen
Entmündigung.Auf den ersten Blick wird dadurch der Geist des fortschrittlichen
Erwachsenenschutzes wieder untergraben; realiter betrachtet ist Erwachsenenschutz
die Antwort auf Schwächezustände und es wäre wohl vermessen euphemistisch,
Schwächezustände, die eine umfassende Betreuung notwendig erscheinen
lassen, schlechterdings zu verleugnen.
b) Voraussetzungen
23. Vorausgesetzt ist zunächst wie für jede Art der Beistandschaft, dass eine erwachsene
Person mindestens einen der in Art. 377 VE ZGB 2003 aufgezählten
Schwächezustände erfüllt. Hinsichtlich der erforderlichen Schutzbedürftigkeit
beschränkt aber Art. 384 VE ZGB 2003 die Anwendung auf eine «besonders ausgeprägte»
(particulièrement prononcé) Hilfsbedürftigkeit und erwähnt dazu illustrativ
eine dauernde Urteilsunfähigkeit. Gerade für dieses einzig aufgeführte
Beispiel ist allerdings ein Entzug der Handlungsfähigkeit kaum stets eine Notwendigkeit,
da die Handlungsfähigkeit infolge der vorliegenden Urteilsunfähigkeit
schon gar nicht gegeben ist (Art. 13 und 17 VE ZGB 2003). 29 Soll allfälligen
luciden Intervallen begegnet werden, fragt sich, ob eine «präventive Entmündigung»
dafür die richtige Antwort ist – im Einzelfall vielleicht. 30 Wie auch immer
– auf jeden Fall aber muss die Hilfsbedürftigkeit in einer qualifizierten Form vorliegen.
Das muss schon deswegen so sein, weil mit der umfassenden Beistandschaft
entgegen den Zeichen der Zeit und der Konzeption des Vorentwurfs (vgl.
Art. 374 Abs. 2 VE ZGB 2003) die Fremdbestimmung in den Vordergrund rückt;
eine klare und wesentliche Notwendigkeit muss daher ausgewiesen sein.
24. Im Einklang mit einem Grundgedanken der Revision, wonach der notwendige
Eingriff möglichst keine unnötigen Auswirkungen auf die Rechtsstellung
des Betroffenen haben soll, ist – wie das auch unter geltendem Recht geschehen
darf und soll – die besondere Ausprägung der Hilfsbedürftigkeit auch von der
als Art. 309a (obschon nicht nur Art. 308 und 309, sondern ebenso Art. 325 und 146 ZGB, Art. 17
BG-HAÜ sowie Art. 306 und 544 VE ZGB 2003 betroffen sind): «Die Bestimmungen des Erwachsenenschutzes
finden, soweit keine besonderen Vorschriften bestehen, auf die Beistandschaften
für Minderjährige entsprechende Anwendung».
27
Was für die Praxis bereits unter geltendem Recht klar ist, muss unter dem subtileren neuen Recht
erst recht weitergelten.
28
So auch Bericht 2003, S. 12.
29
Laut Bericht 2003, S. 39, soll durch dieses Beispiel klargestellt werden, dass die umfassende Beistandschaft
«wirklich nur als ultima ratio anzuordnen ist».
30
Anzumerken ist hierbei auch, dass das Entfallen der Handlungsfähigkeit die oftmals vielleicht
zweckmässige Folge hat, dass schlicht darauf verwiesen werden kann ohne in jedem Einzelfall
nachträglich nachweisen zu müssen, dass gerade für ein bestimmtes Geschäft Urteilsunfähigkeit
vorlag. Diese Rechtsklarheit kann durchaus im Interesse des Betroffenen liegen. Das alleinige Interesse
an Arbeitserleichterung für den Beistand dürfte aber nichts rechtfertigen.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
309

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
Folge resp. den Wirkungen aus zu denken: Muss also eine dauernde und umfassende
Betreuung und Vertretung in persönlicher und wirtschaftlicher Hinsicht
abgedeckt werden und ist – auch das wäre wegen der starren Folge 31 zu fragen –
das Entfallen der Handlungsfähigkeit die falladäquate Lösung? Ersteres verlangt,
dass die vorhandene Hilfsbedürftigkeit sich auch auf alle Angelegenheiten
erstreckt und somit keine der milderen Beistandschaften oder eine Kombination
von solchen bedürfnisgerechte Abhilfe schaffen kann. Letzteres dürfte namentlich
immer dann der Fall sein, wenn jemand vor sich selber, allem voran vor nachteiligen
Folgen seiner eigenen Verpflichtungsfähigkeit, allseitig geschützt werden
muss und dem nicht durch weniger einschneidende Massnahmen begegnet werden
kann. Die Tatsache, dass im künftigen Recht eine punktuelle Einschränkung
der Handlungsfähigkeit möglich sein soll, dürfte dazu führen, dass eben nicht
mehr für jeden heutigen Entmündigungsfall zu dieser drastischsten Massnahme
gegriffen werden muss. 32 Das ist zu begrüssen und zeigt auch, dass die heutige
Entmündigung nicht einfach eins zu eins durch die – dennoch als Nachfolgeinstitut
zu bezeichnende – umfassende Beistandschaft beerbt wird, was gerade übergangsrechtlich
speziell zu beachten sein wird (vgl. Art. 14 VE SchlT 2003).
25. Wie man es dreht und wendet, gibt es Fälle, in denen man nicht um eine umfassende
Betreuung herumkommt. Zu denken ist etwa an Personen, welche aufgrund
von massiven Wahnvorstellungen oder krankhaften Ängsten die Realität
nicht mehr wahrzunehmen vermögen und damit auch die Gesamtheit ihrer eigenen
Interessen falsch einschätzen; zu denken ist weiter an Suchtkranke, welche
ihre Angelegenheiten in keiner Weise zu ihrer eigenen Befriedigung wahrnehmen
können, oder an Geistigbehinderte, Demente 33 oder anderweitig Gebrechliche,
denen die Fähigkeit mangelt, das für ihr Fortkommen inklusive Teilnahme
am Rechtsleben Notwendige vorzukehren, und denen etwa Gefahr droht, aufgrund
dieser Schwäche allseits ausgenutzt zu werden, so dass es unter Umständen
auch inadäquate rechtsgeschäftliche Aktivitäten in ihrem Eigeninteresse zu
verhindern gilt.
26. Damit ist auch bereits gesagt, dass – nicht anders als im geltenden Recht –
neben dem Vorhandensein eines gesetzlichen Schwächezustands auch eine aus
dieser Ursache resultierende entsprechende Schutz- oder eben Hilfsbedürftigkeit
in der Person des Betroffenen vorausgesetzt ist. Ausserdem sind wohl die
Belastung der Angehörigen und allenfalls der Schutz von Drittpersonen im Rahmen
von Art. 377 Abs. 2 VE ZGB 2003 zu berücksichtigen; es vermögen, hier
vielleicht noch mehr als sonst, reine Drittinteressen die Massnahme aber nicht zu
rechtfertigen – auch bspw. eine grosse Freigebigkeit kann erst relevant sein,
wenn die Interessen des Betroffenen auf dem Spiel stehen.
31
Siehe sogleich N 29.
32
Man denke nur daran, dass heutzutage de iure eine Vormundschaft vonnöten ist, wenn eine Lohnverwaltung
gegen den Willen angezeigt erscheint.
33
Siehe dieses Beispiel auch im Bericht 2003, S. 39.
310
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
27. Und selbstverständlich hat das Ganze in formeller Hinsicht die – nicht hier
zu besprechenden – Verfahrensvorschriften sowie alle Aspekte der Verhältnismässigkeit
zu wahren; dazu gehört neben der Zumutbarkeit und der Eignung der
anberaumten Massnahme zur Erreichung des Schutzzweckes namentlich etwa
auch die Subsidiarität gegenüber milderen Massnahmen, aber auch gegenüber
anderweitiger Unterstützung (Art. 375 VE ZGB 2003).
c) Wirkungen
28. Aus der Anordnung einer umfassenden Beistandschaft folgt für den Betroffenen,
dass sich jemand um alle Angelegenheiten der Personen- sowie der
Vermögenssorge 34 kümmert. 35 In der Sache geht es dabei nicht nur um eine umfassende,
sondern wohl auch um eine dauerhafte Betreuung. 36 Primäre Folge der
behördlichen Massnahme ist somit, dass der Betroffene umfassend und dauerhaft
vertreten wird; der ernannte Amtsträger wird zu seinem allseitigen gesetzlichen
Vertreter. Dass die Fürsorge und Vertretung sich ex lege auf alle Angelegenheiten
erstreckt, heisst aber nicht, dass ein Betroffener nichts mehr zu sagen
hat. Urteilsfähigkeit vorausgesetzt kommen die Vorschriften zur beschränkten
Handlungsunfähigkeit (Art. 19ff. VE ZGB 2003) zur Anwendung. Und auch bei
der umfassenden Beistandschaft gilt namentlich etwa Art. 394 VE ZGB 2003,
wonach grundsätzlich ein Vertrauensverhältnis und damit nach Möglichkeit eine
entsprechende Kooperation anzustreben ist; ausserdem ist das übertragene Amt
stets im Interesse der verbeiständeten Person wahrzunehmen, weshalb auf deren
Meinungen und Einstellungen – Handlungsunfähigkeit hin oder her – weitestmöglich
zu achten ist. Eine ressourcenorientierte und selbstbestimmungsachtende
Haltung des Mandatsträgers gehört also ohne Zweifel weiterhin zur richtigen
Amtsführung.Abgesehen davon findet die Vertretungsmacht des Beistandes
ihre Schranke an den höchstpersönlichen Rechten (Art. 19c VE ZGB 2003): Bei
relativer Höchstpersönlichkeit steht die Ausübung im Falle seiner Urteilsfähigkeit
allein dem Verbeiständeten – auch dem umfassend Verbeiständeten! – zu,
kann jedoch der Beistand handeln, soweit Urteilsunfähigkeit vorliegt; für absolut
Höchstpersönliches besteht Vertretungsfeindlichkeit.
29. Gemäss Art. 384 Abs. 2 VE ZGB 2003 hat eine umfassende Beistandschaft
gezwungenermassen ein vollständiges Entfallen der Handlungsfähigkeit zur
Folge. Damit – mit der Ausgestaltung zur zwingenden Folge statt (bspw. mittels
Kann-Vorschrift oder einer Regel/Ausnahme-Lösung) als Möglichkeit – wird im
Grunde genommen die sonst so betonte Massschneiderung für diesen Teil über
Bord geworfen; man bleibt für die umfassende Betreuungsbedürftigkeit bei
einer massnahmegegebenen Starre, obschon die Erledigung der Angelegenhei-
34
Beachte die inhaltliche Kongruenz zur heutigen Vormundschaft (Art. 367 Abs. 1 ZGB).
35
Es bedarf daher auch keiner weiteren Aufgabenumschreibung nach Art. 379 VE ZGB 2003.
36
Vgl. dazu auch Art. 385 VE ZGB 2003.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
311

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
ten des Betroffenen das nicht stets erfordern würde. 37 Die Vertretung durch den
Beistand ist damit in jedem Fall eine ausschliessliche; der Betroffene kann selber
keine 38 rechtswirksamen Handlungen mehr vornehmen. Wie bereits angesprochen
sind Fälle denkbar, namentlich Fälle mehr oder weniger stark fortgeschrittener
Demenzen, in welchen wohl eine umfassende Vertretung vonnöten ist,
ohne dass das allerdings zwingend auch von einem ausdrücklichen, massnahmebedingten
umfassenden Entfallen der Handlungsfähigkeit begleitet sein müsste.
Auch die Deklaration wirkt, wenn auch weniger als ein förmlicher Entzug, verletzend.
Sollen denn die Errungenschaften der kombinierten Beistandschaft
(Art. 392 Ziff. 1 i.V.m. 393 Ziff. 2 ZGB) wieder aufgegeben werden? Mit dieser
Massnahme konnte – obschon auf teilweise schwacher gesetzlicher Grundlage –
nicht nur die Entmündigung trotz umfassender Fürsorge umgangen und damit
das Selbstwertgefühl des Betroffen gewahrt werden, es konnten auch über das
(allenfalls kaum mehr spürbare) Selbstwertgefühl des Betroffenen hinaus die
Gefühle der Angehörigen schonend berücksichtigt werden.
30. Diese als Anhängsel auftretende und doch zentrale Folge macht die umfassende
Beistandschaft wie bereits mehrfach angesprochen zum eigentlichen
Nachfolgeinstitut der Entmündigung – ohne allerdings das Kind beim Namen zu
nennen. Umgekehrt als heute soll in Zukunft indessen nicht mehr entmündigt
und dann bevormundet (resp. unter die elterliche Sorge der Eltern gestellt) 39
werden, sondern es folgt der Massnahme wie ein Schatten die Handlungsunfähigkeit.
Man vermeidet damit zwar den Akt der Entziehung der Handlungsfähigkeit,
40 für den Betroffenen ändert das allerdings nichts. Und genau deshalb
ist darauf zu achten, dass auch die Folge, das Entfallen der Handlungsfähigkeit,
in die Abklärungen und namentlich in die Bedürftigkeits- und Verhältnismässigkeitsüberlegungen
einbezogen wird.
31. Neben diesen Hauptwirkungen hat die umfassende Beistandschaft verschiedenste
Nebenfolgen, die mehrheitlich Ausflüsse der Handlungsunfähigkeit
sind, teilweise aber auch die Rechtsfähigkeit betreffen. In direktem Zusammenhang
mit der Handlungsfähigkeit stehen etwa die Prozessfähigkeit, die Betreibungsfähigkeit
u.dgl. Eine ganze Reihe von gesetzlichen Bestimmungen nimmt
sodann im Wortlaut direkten Bezug auf die Handlungsfähigkeit, wobei das Gros
die vorgesehene Rechtsfolge sowohl für die umfassende Beistandschaft, aber
37
Denkbar wäre es, gestützt auf Art. 381 VE ZGB 2003 eine Vertretungsbeistandschaft für alle Angelegenheiten
zu bestellen, ohne die Handlungsfähigkeit in globo zu beschränken. Das riecht allerdings
stark nach winkelzügiger Umgehung (nicht unvergleichbar der Kombination von Art. 308
und 310 ZGB so weitgehend, dass eigentlich Art. 311 ZGB erfüllt wäre), da diesfalls die Schaffung
eines eigenen mit erhöhter Voraussetzung versehenen Tatbestands in Art. 384 VE ZGB 2003 gar
nicht nötig gewesen wäre.
38
Siehe immerhin die nach wie vor existente beschränkte Handlungsunfähigkeit (oben N 15).
39
Welche Möglichkeit künftig ohnehin entfallen soll (Bericht 2003, S. 13f.).
40
Hingegen wird für die partielle Beschränkung der Handlungsfähigkeit ein ausdrücklicher Entscheid
gefordert (vgl. Art. 381 Abs. 3 VE ZGB 2003).
312
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
auch für eine entsprechende Handlungsfähigkeitsbeschränkung eintreten lässt:
so Art. 183 Abs. 2 VE ZGB 2003 (Ehevertragsfähigkeit),Art. 260 Abs. 2 VE ZGB
2003 (Anerkennung eines Kindes), Art. 468 Abs. 2 VE ZGB 2003 (Erbvertragsfähigkeit),
und über das ZGB hinaus etwa: Art. 35 VE OR 2003 (Erlöschen der
Vollmacht), Art. 405 VE OR 2003 (Erlöschen des Auftrags), usw. Da umfassend
Verbeiständete per definitionem handlungsunfähig sind, gelangen neben den im
Vorentwurf zur Revision vorgeschlagenen Normen auch weitere, weit verstreute
Einzelbestimmungen direkt zur Anwendung; ein Beispiel 41 : Handlungsunfähige
dürfen nicht Zeugen bei der Errichtung bestimmter letztwilliger Verfügungen
sein (Art. 503, 506 und 512 ZGB). 42 Daneben werden einzelne Sonderbestimmungen
ausschliesslich für von einer umfassenden Beistandschaft betroffene
Personen geschaffen: z.B.Art. 296 Abs. 2 und 298 Abs. 2 VE ZGB 2003 (elterliche
Sorge) 43 , Art. 333 VE ZGB 2003 (Familienhaupthaftung), Art. 553 Ziff. 4 VE
ZGB 2003 (Erbschaftsinventar), 44 Art. 2 VE BG über die politischen Rechte
(Stimmrechtsausschluss) 45 , etc. 46 Im Übrigen gibt es neben den bundesrechtlichen
Bestimmungen in kantonalen Erlassen zahlreiche Normen, welche Handlungsunfähigen
etwas untersagen oder sie sonst betreffen: So hält etwa das Zürcher
Anwaltsgesetz in § 1 fest, dass die Ausübung des Anwaltsberufs nur
«handlungsfähigen, ehrenhaften und zutrauenswürdigen Personen» zustehe. Die
erwähnten Nebenwirkungen gelten derzeit 47 für entmündigte Personen und wür-
41
Ohne Gewähr auf Vollständigkeit z.B. auch folgende (nicht bereits aufgeführte) Artikel des OR:
241, 340, 418s, 465, 770, 886, 1008, 1120; mindestens einige dieser Normen bedürften ebenfalls
einer entsprechenden Anpassung.
42
Fraglich scheint, ob sie Trauzeugen sein dürfen; im Vorentwurf fehlt die Anpassung des entsprechenden
Art. 102 ZGB! Immerhin dürfen sie selber heiraten, soweit sie urteilsfähig sind.
43
Entsprechend dem geltenden Art. 296 ZGB entfiele die elterliche Sorge ex lege (nur) bei vollständigem
Handlungsfähigkeitsverlust. Der Ausbau der reinen Beschränkungsmöglichkeiten legt
aber nahe, auch diesbezüglich etwas vorzusehen, z.B. durch eine Art. 306 Abs. 3 VE ZGB 2003
nachgebildete Bestimmung (vielleicht als Art. 296 Abs. 3?), die besagt, dass die elterliche Sorge
von Gesetzes wegen entfällt und das Kind nötigenfalls verbeiständet wird, soweit durch eine Beschränkung
der Handlungsfähigkeit eines Elternteils indirekt Kinderbelange betroffen sind.
Wenn etwa einem Elternteil die Verwaltung seines eigenen Vermögens entzogen werden muss, ist
es kaum opportun, ihm die Verwaltung des Kindesvermögens zu überlassen; zu einer Beistandschaft
muss das allerdings nur nötigenfalls führen, denn es könnte ja die entsprechende Vertretung
bspw. durch den andern Elternteil aufgefangen werden.
44
Es fragt sich, ob nicht zumindest Art. 333 VE ZGB 2003 – wie etwa Art. 492a VE ZGB 2003 – einfach
auf die dauernde Urteilsunfähigkeit abstellen sollte. Für Art. 553 VE ZGB 2003 schiene mir
sodann ein Abstellen darauf, ob Vermögensverwaltung zum Mandat gehört oder nicht, sinnvoller
als der Pauschalbezug zur umfassenden Beistandschaft.
45
Art. 2 des BG über die politischen Rechte wurde in Anbetracht von Art. 136 Abs. 1 BV gestrichen
(AS 2002, S. 3193). Da eine Verfassungsrevision anderen Voraussetzungen unterliegen würde, ist
die geltende Bestimmung mit dem nun neu vorgeschlagenen Art. 2 interpretiert, indem die verfassungsmässig
stimmrechtsausschliessende «Entmündigung wegen Geisteskrankheit oder Geistesschwäche»,
die im zukünftigen Recht nicht mehr existieren wird, in eine umfassende Beistandschaft
umgedeutet wird. Das ist – um nicht mehr zu sagen – unbefriedigend.
46
Etwa in Art. 545 Abs. 1 Ziff. 3 und Art. 619 Abs. 2 VE OR 2003 wird ebenfalls nur die umfassende
Beistandschaft aufgeführt, es schiene aber auch da eher angebracht, von einer entsprechenden
Handlungsfähigkeitsbeschränkung zu sprechen.
47
Zu denken ist im Hinterkopf auch an Gesetzesprojekte: z.B. registrierte Partnerschaft; Sterilisation;
etc. Da besteht Koordinationsbedarf.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
313

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
den fast ausnahmslos weitergelten für umfassende Beistandschaften. Eine im
bisherigen Recht nicht erscheinende Wirkung geht aus dem neuen Institut von
Art. 360 VE ZGB 2003 hervor: Der allgemeine Vorsorgeauftrag steht nur Handlungsfähigen
offen.
32. Weg fallen künftig bspw. die Zustimmungsbedürftigkeit bei der Verlobungs-
und Ehefähigkeit (vgl. Art. 90 Abs. 2 und 94 Abs. 2 ZGB) 48 sowie der abhängige
Wohnsitz am Sitz der Behörde (Art. 25 Abs. 2 ZGB). Nicht mehr vorgesehen
ist auch die Publikation. Während heute grundsätzlich nur eine
Veröffentlichung dazu führt, dass der Entzug der Handlungsfähigkeit auch gutgläubigen
Drittpersonen entgegengehalten werden kann (Art. 375 ZGB), ist das
inskünftig für die den Handlungsunfähigen schützende Fiktion nicht mehr
vonnöten (Art. 449 Abs. 1 VE ZGB 2003). Immerhin hält Art. 449 Abs. 2 VE
ZGB 2003 fest, dass bei Handlungsfähigkeitseinschränkung in der Vermögensverwaltung
allfälligen Schuldnern mitzuteilen sei, dass sie befreiend nur an den
Beistand oder die Beiständin leisten können; zuvor besteht zu Gunsten des
Schuldners ein Gutglaubensschutz. Da mit einer umfassenden Beistandschaft
zwangsläufig die Handlungsfähigkeit für die Vermögensverwaltung eingeschränkt
ist, muss diese Bestimmung a fortiori auch dafür gelten. 49 Abgesehen
davon können dem Amtsträger aus der gehörigen Aufgabenerfüllung Orientierungspflichten
an Dritte erwachsen (Art. 448 Abs. 2 VE ZGB 2003). Im Übrigen
kann, wer ein Interesse glaubhaft macht, bei der Behörde um Auskunft ersuchen
(Art. 450 Abs. 1 VE ZGB 2003).
VI. Fazit
33. Ein gutes Gesetz weckt in der Schweiz keine Superlative, sonst ist es verdächtig
... In diesem Sinn ist mit dem im Entwurf zum Erwachsenenschutzrecht
vorgesehenen Massnahmensystem die Quadratur des Kreises kaum angestrebt
und sie könnte ja auch nicht gelingen. Nahe dran muss genügen. Auf jeden Fall
soll die Komposition der Massnahme, die heute mit der Typenfixierung (zu)
strengen Regeln unterworfen ist, in Zukunft ziemlich frei sein. Hoffentlich weiss
die Praxis das zu danken!, obschon, und das wird nicht allen zur Freude gereichen,
durch die mit der prinzipiellen Offenheit verbundene Verpflichtung zur
klaren Festlegung von einzelfallgerechten Aufgaben, die nicht weiter gehen als
(absehbar) 50 notwendig, es auch vermehrt zu Abänderungs- und Anpassungsbedürfnissen
kommen kann.
48
Was dann wohl auch Art. 4 des Vernehmlassungsentwurfs zum BG über die registrierte Partnerschaft
entsprechende Anpassungen abverlangt. Im Übrigen verlangt etwa das soeben in Kraft gesetzte
Partnerschaftsgesetz des Kantons Zürich in § 2 «Mündigkeit».
49
Ein solcher direkter Hinweis auf die umfassende Beistandschaft fehlt auch bspw. im vorgeschlagenen
Art. 68d VE SchKG 2003.
50
So ausdrücklich noch Art. 165 Abs. 2 VE ZGB 1998.
314
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!? ZVW 5/2003
34. Einleitend wurde die Frage nach einer Mogelpackung gestellt. Das geht etwas
weit. In Art. 384 Abs. 2 VE ZGB 2003 ist deutsch 51 und deutlich deklariert,
dass die Handlungsfähigkeit entfällt. 52 Hingegen wurde im Zuge der Entstigmatisierung
der Begriff der Entmündigung abgeschafft und alles, auch der Handlungsfähigkeitsverlust,
in Auflösung der geltenden (unter anderem auch der Verkehrssicherheit
dienenden) Typologie unter den Hut der Beistandschaft gepackt;
ein kleiner (entschuldbarer?) Etikettenschwindel, oder sagen wir: Etikettenschummel,
ist also nicht ganz von der Hand zu weisen.
35. Und: Das neue Recht kaschiert wie gesagt alles unter dem Mantel der Beistandschaft.
Eine Beistandschaft ist in Zukunft also auch eine Vormundschaft,
nur heisst es nicht so. Das dürfte in der Praxis neben dem Gesagten auch deshalb
eine Kehrseite haben, weil das bisherige System fixierter erscheint, die Massnahmentrias
einfacher erklärbar ist und damit den Betroffenen besser nahegebracht
und ihnen eine gewisse Sicherheit vermittelt werden kann, was der Akzeptanz
durchaus dienlich ist – und wann funktioniert eine Beistandschaft schon besser,
als wenn sie mit Kooperation verbunden ist. Ausserdem schleckt keine Geiss
weg, dass im Kopf des heutigen Verbeiständeten der stigmatisierende Begriff der
Bevormundung auch dazu dient – und subjektiv mitunter gut dient! –, sich als
Nichtbetroffener davon abzugrenzen; solange die Entmündigung einen Namen
hat, dient das in leichtfasslicher Weise dem Selbstwertgefühl des Nichtentmündigten.
53 Dennoch sprechen aber gute Gründe für die Abschaffung der strikten
Typenfixierung. Das Interesse des Nichtbetroffenen nach Abgrenzung muss
zurückstehen. Es ist denn auch nicht mehr als ein Wermutstropfen im sonst recht
süffigen Cocktail. Ein «Cocktail Kopernikus»: Dass nicht mehr der Fall ins enge
Schema gedrückt werden muss, sondern das offene, nur mehr von wenigen Parametern
fixierte System für jeden Fall eine weitgehende Einzelanfertigung zulässt
(und erfordert!), kommt einer kopernikanischen Wende gleich. Dieser Paradigmawechsel
wird der Sache sehr viel gerechter – aber die Verantwortung liegt damit
vermehrt am Anwender, dem fortschrittlichen Massschneider 54 !
36. So ist das «Maximum an Schonung Betroffener» 55 jedenfalls bezüglich der Bezeichnung
einstweilen 56 gelungen.Sodann widerspiegeln Aufbau und System des Vor-
51
Und natürlich ebenso in den andern Gesetzessprachen.
52
Dies etwa im Gegensatz zum seit 1992 in Kraft stehenden deutschen Betreuungsrecht: Auch darin
wurde die Entmündigung als Begriff abgeschafft; und nicht nur das, auch die Geschäftsunfähigkeit
aufgrund von Betreuungsmassnahmen gab es fortan nicht mehr. Jedoch wurde ein Einwilligungsvorbehalt
(§ 1903 BGB) geschaffen, der im Ergebnis die Handlungsfähigkeit ebenso beschränken
kann, das aber nicht gleich ehrlich offenlegt.
53
Immer wieder hört man denn bei Anhörungen etwa: Mit einer Beistandschaft bin ich schon einverstanden,
nie im Leben aber mit einer Vormundschaft.
54
Der sich in guter, illustrer Gesellschaft findet: Kein Geringerer als der Vater von Obelix ist von Beruf
«Massschneider»! Und Obelix selber führt dieses Geschäft weiter und findet in jedem Abenteuer
mit seinem Freund Asterix Freude daran, Hinkelsteine masszuschneidern und Römer zu hauen.
55
Bericht 1995, S. 30.
56
Wie auch der Bericht 2003, S. 15, festhält, muss man sich bewusst sein, dass jede Formulierung mit
der Zeit negative Konnotationen hervorrufen kann.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
315

ZVW 5/2003
Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?
entwurfs auch die Bedeutung der nicht mehr so genannten Entmündigung entgegen
dem geltenden ZGB als Ausnahme für besondere Schutzbedürftigkeit. Das ist gut so.
37. Die Lösung des Entwurfs deckt den vormundschaftlichen, pardon: erwachsenenschutzrechtlichen,
Alltag im heutigen Umfeld grundsätzlich gut und flexibel
ab. Der Ausbau der reinen Beschränkungsmöglichkeiten, der Abschied vom
faktischen Alles-oder-Nichts-Prinzip ist willkommen. Nichtsdestotrotz bleiben
aber Fälle, denen nur durch vollständige Handlungsfähigkeitsbeschränkung beizukommen
ist. Das vorgeschlagene Massnahmensystem schliesst diese Massnahme
denn eben auch nicht aus. Es bleibt immerhin die Frage, ob mit dem
zwangsläufigen Entfallen der Handlungsfähigkeit bei umfassendem Betreuungserfordernis
nicht hier und dort ohne Not übers Ziel hinausgeschossen wird resp.
ob – andersrum gedacht – nicht dadurch unnötigerweise auch die Anforderungen
hinaufgeschraubt werden?
38. Dass die Praxis – auch diejenige von zukünftig professionalisierten Behörden
– wohl dazu tendieren wird, der Offenheit und Flexibilität des vorgeschlagenen
Massnahmesystems hier und dort mit kategorisierenden Musterlösungen,
mit Fallgruppenbildungen und mit entsprechenden Paradetypen von Beistandschaften
zu begegnen, tut der Massschneiderung bei richtiger Anwendung keinen
Abbruch. 57 Ganz ungefährlich ist es dennoch nicht! Standardlösungen sind
auf Erfahrungswerten basierende Befunde für einen Normal- oder Mehrheitsfall
(oder eben für Kategorien von solchen). Für den konkreten Fall bleiben sie eher
Orientierungshilfen und entbinden die Behörden in keiner Weise von der Abwägung
und Individualisierung im Einzelfall; ob eine generalisierte Lösung in einem
anstehenden Fall passt oder nicht, muss untersucht und darf nicht einfach
angenommen werden.
39. Für den einleitend angeführten verstummten komischen Kauz ändert sich
mit der Revision allerdings nichts Wesentliches, solange er sich trotz drolligen
Benehmens zurechtfindet. Sowohl im geltenden als im vorgeschlagenen Massnahmesystem
wird niemand bloss wegen seiner Eigenartigkeit unter behördliche
Betreuung gestellt. 58 Erst wenn er zusätzlich einen der Schwächezustände aufweist
und entsprechend hilfsbedürftig ist, erfüllt er die Kriterien für eine behördliche
Massnahme. So er, da er ja niemanden mehr versteht und nicht mehr verstanden
wird, diese Schwelle erfüllt, ist mit dem neuen Instrumentarium das
Entsprechende vorzukehren. Solange er seinen Alltag aber trotz Merkwürdigkeiten
meistert, ist eine Massnahme fehl am Platz. Immerhin ist im neuen Recht
mit der Begleitbeistandschaft eine sehr niederschwellige Massnahme vorgesehen,
welche unter geringen Anforderungen aus menschlichen Besonderheiten
resultierende kleinere Defizite ausgleichen kann, solange der Betroffene mitmacht.
57
Mit der ausdrücklichen Erwähnung von Aufgabenkreisen (Art. 379 Abs. 1 VE ZGB 2003)
schliesst das Gesetz solcherlei ja auch nicht aus.
58
Wie schon Eugen Huber (Erläuterungen, Bern 1914, S. 294) schrieb: «Es muss auch solche Käuze geben».
316
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
Aspekte des Systems der amtsgebundenen behördlichen
Massnahmen des neuen Erwachsenenschutzrechtes
erläutert entlang des Übergangs vom geltenden zum neuen Recht
lic.iur. Ernst Langenegger, Leiter Fachbereich Vormundschaftliche Massnahmen,
Kompetenzzentrum Soziale Dienste Zürich
Die erste Bewährungsprobe in der Praxis wird das neue Erwachsenenschutzrecht nach dem
Inkrafttreten bei der Überführung einer grossen Zahl unter geltendem Recht angeordneter
und geführter amtsgebundener Massnahmen zu bestehen haben. Es ist zu hoffen, dass das
neue Recht Impulse auslöst, die bestehenden Massnahmen so zu überführen, dass sie auf
einer veränderten Basis und mit neuen Rahmenbedingungen den Schutz- und Betreuungsbedürfnissen
der Betroffenen noch besser gerecht werden. Das Übergangsrecht schafft die
Voraussetzungen dafür; es verlangt von den Behörden und Beiständen bzw. Beiständinnen
aber in allen Einzelfällen aktive Auseinandersetzung mit den «masszuschneidernden» Angeboten
des neuen Rechtes. Diese Angebote sind insgesamt positiv zu beurteilen. Die umfassende
Beistandschaft allerdings ist auf Dauer entbehrlich und würde lediglich als Instrument
des Übergangs gute Dienste leisten.
Aspects du système des curatelles du nouveau droit de la protection
de l’adulte au regard du passage du droit actuel au nouveau droit
Le nouveau droit de protection de l’adulte traversera sa première épreuve après son entrée
en vigueur lors du transfert de nombreuses mesures instituées et mises en oeuvre sous le
droit actuel. Il faut espérer que le nouveau droit donnera l’impulsion qui permettra une
transition des mesures existantes de manière à ce que, sur une base modifiée et avec de nouvelles
conditions-cadre, les besoins de protection et d’aide des intéressés soient encore mieux
garantis. Le droit transitoire crée les conditions pour cela; il exige des autorités et des curateurs
et curatrices pour chaque cas individuel une prise en compte des «mesures sur mesure»
du nouveau droit. Ces possibilités doivent dans l’ensemble être considérées comme positives.
La curatelle de portée générale est sans doute à long terme superflue et rendra en fin
de compte service en tant qu’instrument de transition.
Aspetti del sistema delle curatele nel nuovo diritto d’assistenza
agli adulti da affrontare nel corso della transizione dal diritto vigente
al nuovo diritto
Il nuovo diritto di protezione degli adulti, dopo l’entrata in vigore, impone agli uffici preposti,
quale prima prova da affrontare, la trasformazione di un gran numero di misure ordinate
secondo il diritto vigente. C’è da augurarsi che il nuovo diritto sarà d’impulso per un
mutamento dei provvedimenti conformemente allo spirito del rinnovamento e su nuove
basi, così da migliorare sensibilmente la protezione e la cura delle persone interessate. Il diritto
transitorio ne stabilisce le condizioni ed esige dalle autorità e dai curatori che per ogni
singolo caso sia fatto un rigoroso esame sulla base di quanto prevede il nuovo diritto. Tutto
quanto offre la riforma è di conseguenza da recepire, nel complesso, positivamente. Da osservare
che la curatela generica non è indispensabile ed è intesa quale strumento che nella
transizione esplicherà i suoi buoni uffici.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
317

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
I. Einleitung
Wenn das neue Erwachsenenschutzrecht demnächst 1 das rund hundert Jahre
alte Vormundschaftsrecht ersetzen wird, dürfte sich für eine grosse Zahl direkt
involvierter Personen, nämlich für die nach bisherigem Recht verbeiständeten
und für die als Beiständinnen und Beistände eingesetzten Personen 2 , vorerst
nichts verändern. Dis bisher für sie bzw. von ihnen geführten Beistandschaften
werden von Gesetzes wegen weiter geführt und sind innert einer dreijährigen
Frist entweder aufzuheben oder in eine Massnahme des neuen Rechtes zu überführen.
Ansonsten fällt die Massnahme mit dem Ablauf dieser Übergangsfrist
dahin (SchlT Art. 14 Abs. 3 VE ZGB 2003).
Es mag unüblich erscheinen, die Ausführungen zum neuen System der amtsgebundenen
Massnahmen des Erwachsenenschutzes mit einem Hinweis auf das
Übergangsrecht einzuleiten. Doch werden die Vorstellungen der direkt involvierten
Personen, unter ihnen rund 60’000 Erwachsene, die mit einer vormundschaftlichen
Massnahme bedacht sind, und schätzungsweise 20’000–30’000 Trägerinnen
und Träger der vormundschaftlichen Ämter darüber, was das neue
Recht für sie bewirken und wie der Übergang dahin bewältigt wird, einen nicht
zu unterschätzenden Einfluss auf die Bereitschaft, das neue Recht anzunehmen,
bzw. auf allfällige Vorbehalte ihm gegenüber haben 3 . Das neue Massnahmensystem
wird angesichts der aller Voraussicht nach in zahlreichen Fällen dereinst eintretenden
Notwendigkeit, unter altem Recht laufende Massnahmen in das neue
System zu überführen, unweigerlich auf einer konkreten, praktischen Ebene einem
Vergleich mit dem bisherigen System unterzogen werden und wird sich an
ihm messen lassen müssen.
Vorausgesetzt, das neue Recht findet die erforderliche Akzeptanz, um in absehbarer
Zukunft in Kraft zu treten, dürften dannzumal bezüglich des Massnahmensystems
die ersten Anwendungen des neuen Rechtes in der Praxis einerseits
durch die Art und Weise geprägt werden, wie die bestehenden Massnahmen des
geltenden Rechtes in das neue Recht überführt werden; andererseits – so ist zu
hoffen – durch vom neuen Recht ausgehende Impulse, bestehende Massnahmen
auf einer veränderten Basis mit Rahmenbedingungen zu versehen, die den Bedürfnissen
der Betroffenen noch besser gerecht werden.
Quantitativ werden aller Voraussicht nach in den ersten drei Jahren nach Inkrafttreten
des neuen Rechtes die Massnahmen, welche schon unter geltendem
Recht angeordnet und geführt wurden und die dann entweder aufzuheben, in
1
Gemessen allgemein an der Dauer von Gesetzesrevisionsverfahren, speziell aber auch an der
Dauer der bisherigen Bestrebungen für eine Revision des Vormundschaftsrechts; vgl. dazu Bericht
1995, S. 26 f. u. S. 28, wonach erste ernsthafte Anstösse zu einer Revision auf eine Zeit vor
über 40 Jahren zurückgehen.
2
Rund 32’000 oder 54% aller bestehenden und rund 6’900 oder 62% der neu angeordneten Massnahmen
für Erwachsene sind Beistandschaften (i.e.S. ohne Beiratschaften); Schweiz. Vormundschaftsstatistik
2001, ZVW 2003, S. 74 u. 76.
3
Analoge Überlegungen wären bezüglich des Übergangs zur neuen Behördenorganisation anzustellen,
was aber nicht Gegenstand dieses Aufsatzes sein kann.
318
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
eine Massnahme des neuen Rechtes zu überführen, an das neue Recht anzupassen
oder allenfalls auch bewusst dem «Dahinfall preiszugeben» sein werden,
deutlich dominieren gegenüber Massnahmen, die nach neuem Recht neu anzuordnen
sein werden. Im folgenden wird deshalb unter Anknüpfung an den zu Beginn
gemachten Hinweis auf das Übergangsrecht dieses, so weit es im Kontext
des Wechsels des Massnahmensystems von Bedeutung ist, kurz darzustellen sein.
II.
Die amtsgebundenen Massnahmen 4 des Erwachsenenschutzes
im Übergang vom alten ins neue Recht
1. Beistandschaften und Beiratschaften des bisherigen Rechtes
Die aufgrund der bereits zitierten Bestimmung von SchlT Art. 14 Abs. 3 VE
ZGB 2003 von der Erwachsenenschutzbehörde in eine Massnahme des neuen
Rechtes überführten Beistandschaften des geltenden Rechtes werden alle weiterhin
«Beistandschaft» heissen. Andere Bezeichnungen für die amtsgebundenen
Massnahmen kennt das neue Erwachsenenschutzrecht nicht mehr. Wie
schon im geltenden Recht soll die Einzahl «Beistandschaft» für die Bezeichnung
der Massnahme auch dann verwendet werden, wenn sie durch eine Kombination
verschiedener Beistandschaftsarten miteinander gebildet wird (Bericht 2003,
S. 33 zu Art. 378). Mit der Bezeichnung der Massnahme als Beistandschaft übernimmt
der VE ZGB 2003 eine Bezeichnung, die bereits im geltenden Recht für
die weitaus am häufigsten angeordnete und geführte Massnahme des Erwachsenenschutzes
5 im Gebrauch steht, weshalb sich für die grosse Zahl der in eine Beistandschaft
des geltenden Rechtes involvierten Personen, zumindest was diese
Terminologie rund um ihre Massnahme anbelangt, dauerhaft nichts verändern
wird. Die gemäss SchlT Art. 14 Abs. 3 VE ZGB 2003 im Falle der Überführung
ins neue Recht obligatorisch vorzunehmenden Anpassungen werden sich bezüglich
neuer Umschreibung der Massnahme an der Bestimmung von Art. 36 Abs. 2
VE Verfahren 2003 zu orientieren haben, d.h. die Art der Beistandschaft und allfällige
Kombinationen, die Aufgaben oder Aufgabenkreise des Beistandes oder
der Beiständin sowie die allfälligen Beschränkungen der Handlungsfähigkeit in
einem Überführungs-Entscheiddispositiv anzugeben haben. Es versteht sich im
übrigen von selbst, dass eine allfällige Überführung der Beistandschaft, die bis
dahin gemäss Art. 417 Abs. 1 ZGB keinerlei die Handlungsfähigkeit einschränkende
Wirkung hatte, in eine Beistandschaft, die mit einer solchen einschrän-
4
Innerhalb des elften Titels VE ZGB mit der Überschrift «Die behördlichen Massnahmen des Erwachsenenschutzes»
behandelt der erste Abschnitt die «Grundsätze», der zweite Abschnitt trägt
die Überschrift «Die Beistandschaften» und handelt von den amtsgebundenen (grundsätzlich an
das Amt eines Beistandes oder einer Beiständin gebundenen) Massnahmen und der dritte Abschnitt
von der (nicht amtsgebundenen) «fürsorgerischen Unterbringung» (entspricht der «fürsorgerische
Freiheitsentziehung» des geltenden Rechtes).
5
Auch im zivilrechtlichen Kindesschutz ist die Beistandschaft (nach Art. 308 ZGB) die häufigste
Massnahme.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
319

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
kenden Wirkung versehen wird (nach Art. 381 Abs. 3, Satz 1, Art. 382 Abs. 3,
Art. 383 Abs. 2 VE ZGB 2003) oder gar den Wegfall der Handlungsfähigkeit zur
Folge hat (Art. 384 VE ZGB 2003), in einem Verfahren zu erfolgen hat, das den
Anforderungen des Verfahrensrechtes gemäss VE Verfahren 2003 entspricht.
Übergangsrechtlich gilt gemäss SchlT Art. 14 Abs. 3 VE ZGB 2003 für die Beiratschaften
(Beistandschaften i.w.S.) des bisherigen Rechtes dasselbe wie für die
Beistandschaften. Mit der Beiratschaft gemäss Art. 395 ZGB wird die Handlungsfähigkeit
nicht entzogen, sondern lediglich beschränkt, weshalb die wesentliche
Voraussetzung für die Anwendung von SchlT Art. 14 Abs. 2 VE ZGB 2003
nicht gegeben ist. Eine weite Auslegung dieser Bestimmung in dem Sinne, dass
damit auch die Beiratschaften (teilweiser Entzug der Handlungsfähigkeit) mangels
anderer Anordnung der Erwachsenenschutzbehörde von Gesetzes wegen in
umfassende Beistandschaften übergehen würden, wäre ein klarer Verstoss gegen
das Gebot der Verhältnismässigkeit. Bis zur allfälligen Überführung 6 der Beiratschaft
in eine Beistandschaft des neuen Rechtes bzw. bis zum Dahinfallen der
Beiratschaft drei Jahre nach dem Inkrafttreten des neuen Rechtes, bleibt es für
die Beiratschaft bei der alten Bezeichnung. Sie wird, wie sich nach den Ausführungen
im nächsten Abschnitt zeigen wird, nach Inkrafttreten des neuen
Rechts die einzige amtsgebundene Massnahme für Erwachsene sein, die nicht
«Beistandschaft» heisst. Dies dürfte im guten Fall Ansporn dazu sein, die nach
SchlT Art. 14 Abs. 3 VE ZGB 2003 spätestens drei Jahre nach Inkrafttreten vorzunehmende
Überführung schon früher zu tätigen, d.h. so bald wie möglich.
2. Vormundschaften
Demgegenüber steht für eine im Vergleich mit den verbeiständeten Personen
kleinere, vermutlich aber auch dannzumal nicht zu vernachlässigende Anzahl
Betroffener 7 eine «Namensänderung» bevor: der Vormund wird zum Beistand,
die Vormundin zur Beiständin und die bevormundete Person («das Mündel» 8 )
wird sich, was seine Bezeichnung betrifft, der grossen Schar der Verbeiständeten
anschliessen. Von Gesetzes wegen und ohne Dazutun der Erwachsenenschutzbehörde
stehen die bisher Bevormundeten mit dem Inkrafttreten des neuen
Rechtes unter umfassender Beistandschaft (SchlT Art. 14 Abs. 2 VE ZGB 2003).
Abgesehen vom Wegfall stigmatisierender Bezeichnungen wird sich für sie von
6
Für das Verfahren der Überführung dürfte das für die Überführung der Beistandschaften Ausgeführte
ebenfalls Anwendung finden; wenn neben oder anstelle von bisherigen Einschränkungen
neue Einschränkungen der Handlungsfähigkeit treten sollen (z.B. bezüglich der Erträgnisse des
Vermögens), sind diese in einem Verfahren herbeizuführen, das den Verfahrensvorschriften VE
Verfahren 2003 entspricht.
7
Rund 22’000 oder 36% aller bestehenden und rund 1’500 oder 14% der neu angeordneten Massnahmen
für Erwachsene sind Vormundschaften; Schweiz. Vormundschaftsstatistik 2001, ZVW
2003, S. 74 u. 76.
8
Zwar kein Begriff aus dem geltenden ZGB, doch wie «Entmündigung» oder «Bevormundung» als
stigamtisierend und etikettierend empfunden und im Bericht 2003, S. 15, als besonders bedenklich
bezeichnet; in zusammengesetzten Wörtern wie etwa «mündelsicher» oder «Mündelwohl» einstweilen
aber wohl nicht leicht auszumerzen.
320
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
Gesetzes wegen allerdings nichts Wesentliches ändern, sie bleiben handlungsunfähig
(Art. 17 sowie Art. 384 Abs. 2 VE ZGB 2003) mit beinahe allen damit bereits
nach geltendem Recht verbundenen Auswirkungen 9 . Neu hinzu kommt für
einige von ihnen sogar noch ein Verlust politischer Handlungsfähigkeit (Art. 2
VE 2003 BG über die politischen Rechte), was übrigens nicht kritiklos hingenommen
wird 10 und werden sollte 11 . Immerhin ist die Erwachsenenschutzbehörde
gemäss SchlT Art. 14 Abs. 2 VE ZGB 2003 aufgerufen, von Amtes wegen
so bald wie möglich und jedenfalls vor Ablauf von drei Jahren nach dem
Inkrafttreten die erforderlichen Anpassungen an das neue Recht vorzunehmen.
In wie vielen Fällen diese Anpassung zum Anlass genommen werden wird, die
Massnahme mit den Instrumenten von Art. 381 Abs. 3, Satz 1, Art. 382 Abs. 3,
Art. 383 Abs. 2 VE ZGB 2003 neu «masszuschneidern» und in wie vielen Fällen
die Betroffenen mit dem «alten Kleid» (wenigstens mit einem neuen Label) weiterleben
werden müssen, dürfte von verschiedenen Faktoren abhängen, so etwa
von den bei den neuen Erwachsenenschutzbehörden dannzumal zur Verfügung
stehenden personellen Ressourcen sowie von der Fähigkeit und Bereitschaft der
Beistände und Beiständinnen, die Schutzbedürfnisse ihrer Klientinnen und Klienten
angesichts der Möglichkeiten, die das neue Recht bietet, neu differenzierter
zu beurteilen und zu erfassen und spätestens anlässlich der ersten Berichterstattung
nach dem Inkrafttreten des neuen Rechts die entsprechenden Anträge
an die Erwachsenenschutzbehörde zu stellen. Schliesslich dürfte wohl auch eine
Rolle spielen, ob den Praktikern geeignete fachliche Informationen, Empfehlungen
und Hilfsmittel, wie z.B. Muster möglicher Aufgabenkataloge, Checklisten
mit Aufgabenkreisen etc. zur Verfügung stehen.
III. Das System der amtsgebundenen Massnahmen
1. Das System des geltenden Rechts
Dieses wird hier als bekannt vorausgesetzt. In aller Kürze sei ausgeführt:
Das relativ starre Massnahmensystem, das nach dem Konzept des Gesetzgebers
von 1912 v.a. auf die Vormundschaft setzte, wurde zwar im Laufe der Jahre
durch die Praxis ständig so gut wie möglich gewandelten Verhältnissen und Anschauungen
sowie den Erfordernissen angepasst, welche u.a. das Verhältnismäs-
9
S. dazu im Einzelnen: Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft ?!?, ZVW 2003,
S. 311, Kap. V c), N 28 ff.
10
Biderbost, a.a.O., ZVW, S. 313 Kap. V, N 31, FN 45.
11
Im Lichte von Art. 136 Abs. 1 BV wäre m.E. eine Norm, die Personen, welche (infolge Geisteskrankheit
oder Geistesschwäche) dauernd urteilsunfähig sind, von der Ausübung des Stimm- und
Wahlrechtes ausschliesst, vertretbar, wenn auch nicht besonders notwendig; die vorgesehene Regelung
von Art. 2 VE BG über die politischen Rechte wäre aber höchsten dann vertretbar, wenn
ausschliesslich (infolge Geisteskrankheit oder Geistesschwäche) dauernd urteilsunfähige Personen
mit einer umfassenden Beistandschaft nach Art. 384 VE ZGB 2003 bedacht würden, welche
Voraussetzung zumindest in der Übergangsphase vom alten zum neuen Recht keineswegs als gesichert
erscheint.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
321

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
sigkeits- und Subsidiaritätsprinzip gebieten 12 . So wurden insbesondere die ursprünglich
nur für die (vorübergehende) Erledigung einzelner Angelegenheiten
sowie für Vermögensverwaltung vorgesehenen Beistandschaften nach Art. 392
und Art. 393 ZGB so entwickelt, dass auch persönliche Dauerfürsorge damit verbunden
werden konnte. In der Praxis trat die quantitative Bedeutung der Entmündigungen
(Entzug der Handlungsfähigkeit mit Vormundschaft als Folge)
stark zurück und die Beistandschaften, welche keinerlei Einfluss auf die Handlungsfähigkeit
haben, wurden zur wichtigsten und häufigsten Massnahme. Die
Beiratschaft, welche die Handlungsfähigkeit bezüglich bestimmter Rechtsgeschäfte
einschränkt (Mitwirkung) oder/und der betroffenen Person die Verwaltung
des Vermögens entzieht (ihr die Einkommensverwaltung inkl. Vermögenserträgnisse
jedoch belässt), erlangten quantitativ nie sehr grosse Bedeutung
(immerhin 8% aller bestehenden Massnahmen). Trotz extensiven und kreativen
Interpretationen des Gesetzes durch die Praxis 13 vertrat die Expertengruppe
1995 eine «Abkehr von den mehr oder weniger starren Kategorien Entmündigung
(Vormundschaft), Beiratschaft und Beistandschaft und deren Ersetzung
durch möglichst dem Einzelfall angepasste, massgeschneiderte Massnahmen».
Und mit Blick auf die von ihr damals unterbreiteten Vorschläge führte sie weiter
aus, es sei der Schritt von der Konfektion zur Massarbeit, mit dem der verfassungsmässige
Grundsatz der Verhältnismässigkeit vollumfänglich berücksichtigt
werde 14 .
2. Das System der massgeschneiderten Massnahmen
gemäss VE ZGB 2003
Aus Gründen des zur Verfügung stehenden Platzes muss hier auf eine ausführliche
Darstellung des Massnahmesystems verzichtet werden. Für das Verständnis
der weiteren Ausführungen dürfte die Lektüre des Gesetzestextes in VE ZGB
2003 ausreichen. Des weiteren ist die Lektüre des Berichtes 2003 zu empfehlen;
die Ausführungen zur Beistandschaft, denen im Wesentlichen beigepflichtet werden
kann, finden sich auf S. 30–59. Eine ausführlichere Darstellung, die sich
ebenfalls an den Bericht 2003 anlehnt, findet sich sodann bei Schmid, Einführung
in die Beistandschaften (Art. 377–384 VE), in ZSR 2003 (I. Hb.), S. 311 ff..
Schliesslich setzt sich Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?,
ZVW 2003, S. 299 ff. aus dem Blickwinkel der Beschränkung der Handlungsfähigkeit
ausführlich mit dem neuen Massnahmensystem auseinander.
12
S. Bericht 2003, S. 7.
13
Ebenda.
14
Bericht 1995, S. 74.
322
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
In aller Kürze sei ausgeführt:
Beistandschaftsarten/Kombination von Beistandschaften:
Der VE ZGB 2003 stellt vier Arten von Beistandschaften zur Verfügung:
1. die Begleitbeistandschaft (Art. 380 VE ZGB 2003)
2. die Vertretungsbeistandschaft (Art. 381 VE ZGB 2003)
3. die Mitwirkungsbeistandschaft (Art. 383 VE ZGB 2003)
4. die umfassende Beistandschaft (Art. 384 VE ZGB 2003)
Die drei erstgenannten Beistandschaften können beliebig miteinander kombiniert
werden (Art. 378 VE ZGB 2003).
Aufgaben/Aufgabenkreise:
Den drei erstgenannten Beistandschaften ist gemeinsam, dass die Aufgaben
oder Aufgabenkreise, die im Rahmen der Beistandschaft zu erledigen sind, von
der Erwachsenenschutzbehörde zu umschreiben sind. Die Aufgaben oder Aufgabenkreise
können sich auf Personensorge oder Vermögenssorge beziehen. Besteht
eine Vertretungsbeistandschaft zur Vermögensverwaltung (Art. 382 VE
ZGB 2003), so hat die Erwachsenenschutzbehörde zu bestimmen, ob das ganze
Vermögen oder welche Teile davon und ob das ganze Einkommen oder Teile davon
der Verwaltung durch den Beistand bzw. die Beiständin unterliegen.
Die umfassende Beistandschaft bezieht sich auf alle Angelegenheiten der Personensorge
und der Vermögenssorge.
Offen ist die Frage, ob die Vertretungsbeistandschaft (ohne differenzierte Aufgabenumschreibung)
für alle Angelegenheiten der Personensorge und/oder der
Vermögenssorge angeordnet werden kann. Da die Intensität der Beeinträchtigung
der Handlungsfreiheit (die verbeiständete Person muss sich die Handlungen
des Beistands bzw. der Beiständin anrechnen und gefallen lassen) nicht zuletzt
auch durch den Umfang des Aufgabenkatalogs beeinflusst wird, ist diese
Frage m.E. zu verneinen. Es dürfte aber im konkreten Einzelfall keine Schwierigkeiten
bereiten, die Aufgaben so zu umschreiben, dass die nach den konkreten
Bedürfnissen umfassende Personen- und Vermögenssorge möglich ist. Solche
Umschreibungen werden im geltenden Recht oft in kombinierten Beistandschaften
nach Art. 392 Ziff. 1 und Art. 393 Ziff. 2 ZGB vorgenommen.
Vertretungsbefugnisse/Einschränkungen Handlungsfähigkeit:
Die Begleitbeistandschaft dient der begleitenden Unterstützung bei der Erledigung
bestimmter Angelegenheiten. Sie verschafft dem Beistand bzw. der Beiständin
keine Vertretungsbefugnisse. Die Erwachsenenschutzbehörde kann aber
anordnen, dass dem Beistand bzw. der Beiständin Einblick und Auskunft in diese
Angelegenheiten zu geben ist (auch durch Dritte). Einschränkungen der Handlungsfähigkeit
sind mit der Begleitbeistandschaft nie verbunden.
Die Vertretungsbeistandschaft verschafft dem Beistand bzw. der Beiständin
Vertretungsbefugnisse. Die verbeiständete Person muss sich die Handlungen des
Beistands bzw. der Beiständin anrechnen und gefallen lassen. Die Erwachsenenschutzbehörde
kann die Handlungsfähigkeit der verbeiständeten Person ent-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
323

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
sprechend dem Umfang aller oder einzelner Aufgaben des Beistands bzw. der
Beiständin einschränken. Die Erwachsenenschutzbehörde kann im Falle der Vermögensverwaltung
durch den Beistand bzw. die Beiständin der verbeiständeten
Person auch nur den Zugriff auf einzelne Vermögenswerte entziehen, ohne die
Handlungsfähigkeit weiter einzuschränken (Kontosperre). Durch die Zugriffssperre
wird kein Sondervermögen begründet, welches der Haftung für Verbindlichkeiten
der verbeiständeten Person entzogen wäre (Bericht 2003, S. 38).
Dasselbe gilt auch für Vermögen, für das die Erwachsenenschutzbehörde der
verbeiständeten Person die Verfügungsfähigkeit einschränkt; mit der Einschränkung
der Handlungsfähigkeit kann kein Sondervermögen begründet werden (s.
Schmid, Einführung in die Beistandschaften [Art. 377–384 VE], in ZSR 2003 [I.
Hb.], S. 326). Das Schutzbedürfnis ist durch Einschränkung der Handlungsfähigkeit
bezüglich des Abschlusses von Verpflichtungsgeschäften abzudecken (im
Rahmen der Vertretungsbeistandschaft oder mit Mitwirkungsbeistandschaft).
Bei der Mitwirkungsbeistandschaft kommen dem Beistand bzw. der Beiständin
keine Vertretungsbefugnisse zu. Im Umfang der definierten Aufgaben kann die
verbeiständete Person nicht allein handeln, sondern bedarf sie der Zustimmung
(Mitwirkung) des Beistands bzw. der Beiständin. Die Handlungsfähigkeit der
verbeiständeten Person ist von Gesetzes wegen entsprechend eingeschränkt. Die
Mitwirkungsbeistandschaft entspricht in der rechtlichen Konstruktion der Mitwirkungsbeiratschaft
nach Art. 395 Abs. 1 ZGB mit dem Unterschied, dass die
mitwirkungsbedürftigen Geschäfte nicht im Gesetz definiert sind, sondern von
der Erwachsenenschutzbehörde entsprechend den konkreten Bedürfnissen im
Einzelfall bestimmt werden.
Die umfassende Beistandschaft verschafft dem Beistand bzw. der Beiständin
Vertretungsbefugnisse. Die Handlungsfähigkeit der verbeiständeten Person entfällt
von Gesetzes wegen. Die umfassende Beistandschaft entspricht in der rechtlichen
Konstruktion der Vormundschaft des geltenden Rechts.
3. Vergleiche zwischen geltendem und neuem System
Die Betreuungs-, Schutz- und Vertretungsbedürftigkeiten, die üblicherweise
durch amtsgebundene Massnahmen des Erwachsenenschutzes abgedeckt werden,
dürften sich mit dem Inkrafttreten des neuen Rechtes nicht schlagartig verändern
15 . Es macht deshalb Sinn, das neue System an den Massnahmen des bisherigen
zu spiegeln, um zu einer Prognose zu kommen, ob sich das neue im
Hinblick auf die unter dem heutigen System erkennbaren Bedürfnissen als tauglich
erweisen könnte. Zur Vornahme des bereits oben in der Einleitung erwähnten
Vergleichs kann im Sinne eines Hilfsmittels die nachfolgend abgedruckte Tabelle
dienen:
15
Längerfristig dürften die mit dem VE ZGB 2003 neu vorgesehenen Instrumente der eigenen Vorsorge
(Art. 360 ff. VE ZGB 2003) und die ebenfalls neu vorgesehen Massnahmen von Gesetzes
wegen für urteilsunfähige Personen (Art. 431 ff. VE ZGB 2003) die Nachfrage nach Beistandschaften
verringern.
324
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
3.1. Die amtsgebundenen Massnahmen des geltenden und des neuen Erwachsenenschutzrechts
nach dem Prinzip der Stufenfolge aufgelistet und nebeneinander gestellt:
Massnahme des geltenden Rechts (ZGB) Beistandschaft des neuen Rechts (VE ZGB 2003)
ZGB-Artikel Aufgaben Amtsträger /-in Wirkung auf Handlungs- VE ZGB 2003-Artikel Aufgaben Amtsträger /-in Wirkung auf Handlungs-
Bezeichnung der i.b.A.= in von der Behörde fähigkeit (HF) der Bezeichnung der i.b.A.= in von der Behörde fähigkeit (HF) der
Massnahme bezeichneten Angele- betroffenen Person Massnahme bezeichneten Angelegen- betroffenen Person
genheiten bzw. Aufgaben heiten bzw. Aufgaben
Art. 380 begleitende Unterstützung keine Einschränkung HF;
Begleitbeistandschaft i.b.A.; keine Vertretungs- bei entspr. Anordn. durch
befugnisse Behörde: Recht auf Einblick
und/oder Auskunft
Art. 392 Ziff. 1 Vertretung i.b.A. keine Einschränkung HF Art. 381 wie bei Massnahme wie bei Massnahme
Vertretungsbeistandschaft Vertretungsbeistand- des geltenden Rechts des geltenden Rechts
schaft
Art. 392 Ziff. 2 od. Ziff. 3 Vertretung i.b.A. bei wie im Vertretungs- Art. 391 wie bei Massnahme wie bei Massnahme
Vertretungsbeistandschaft Verhinderung od. Inter- verhältnis mit dem Ersatzbeistandschaft des geltenden Rechts; des geltenden Rechts
essenkollision des ordentlichen Vertreter oder eigenes Handeln evtl. eigenes Handeln
ordentlichen Vertreters der Behörde der Behörde
Art. 393 Ziff. 1, 2 od. 3 Vertretung zur keine Einschränkung HF Art. 382 wie bei Massnahme wie bei Massnahme
Vermögensverwaltungs- Verwaltung des Vertretungsbeistandschaft- des geltenden Rechts des geltenden Rechts
beistandschaft Vermögens schaft für Vermögensverw.
Art. 392 Ziff. 1 und Personensorge und keine Einschränkung HF Art. 381 und Art. 382 wie bei Massnahme wie bei Massnahme
Art. 393 Ziff. 2 / kom- Vermögenssorge i.b.A. Vertretungsbeistand- des geltenden Rechts des geltenden Rechts
binierte Beistandschaft (umfassend bei entspr. schaft
Aufgabenkatalog)
Art. 380, Art. 381, begleitende Unterstützung keine Einschränkung HF
Art. 382 kombinierte i.b.A. / Vertretung i.b.A./
Beistandschaft (be- Vertretung für Vermögensliebige
Kombinationen verwaltung i.b.A.
Art. 380, Art. 381, begleitende Unterstützung keine Einschränkung HF;
Art. 382 kombinierte i.b.A. / Vertretung i.b.A./ Entzug des Zugriffs auf
Beistandschaft (be- Vertretung für Vermögens- bestimmte Vermögensliebige
Kombinationen verwaltung i.b.A werte (Kontosperren) ohne
weitere Einschr. HF
Art. 394 / Beistandschaft umfassende Personen- keine Einschränkung HF
auf eigenes Begehren und Vermögenssorge
Art. 383 Mitwirkung i.b.A. / Einschränkung HF i.b.A.,
Mitwirkungsbeistand- keine Vertretungsbefugnis in denen Zustimmung Beischaft
stand erforderlich ist
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
325

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
Massnahme des geltenden Rechts (ZGB) Beistandschaft des neuen Rechts (VE ZGB 2003)
ZGB-Artikel Aufgaben Amtsträger /-in Wirkung auf Handlungs- VE ZGB 2003-Artikel Aufgaben Amtsträger /-in Wirkung auf Handlungs-
Bezeichnung der i.b.A.= in von der Behörde fähigkeit (HF) der Bezeichnung der i.b.A.= in von der Behörde fähigkeit (HF) der
Massnahme bezeichneten Angele- betroffenen Person Massnahme bezeichneten Angelegen- betroffenen Person
genheiten bzw. Aufgaben heiten bzw. Aufgaben
Art. 395 Abs. 1 Mitwirkung in gesetzlich Einschränkung HF in Art. 383 Mitwirkung i.b.A. Einschränkung HF i.b.A.,
Mitwirkungsbeiratschaft definierten Angelegen- gesetzl. definierten Ang., Mitwirkungsbeistand- keine Vertr.befugn. in denen Zustimmung
heiten / keine in denen Zustimmung schaft Beistand erforderlich ist
Vertretungsbefugnis Beirat erforderlich ist (wie Mitw.beiratschaft)
Art. 380 – Art. 383 begleitende Unterstützung «massgeschneiderte»
kombinierte Beistand- i.b.A. / Vertretung i.b.A./ Einschr. der HF i.b.A. der
schaft in beliebigen Vertretung für Vermögens- Vertretungsbeistandschaft
Kombinationen verwaltung i.b.A./ und Vermögensverwaltung;
Mitwirkung i.b.A / in belie- im Rahmen letzterer Möglichliebigen
Kombinationen keit, ohne weitere Einschr.
HF den Zugriff auf einz. Vermögenswerte
zu entziehen
Art. 395 Abs. 2 ausschliessliche Entziehung HF bezüglich (keine Möglichkeit, Sonder-
Verwaltungsbeiratschaft Verwaltung des Vermögensverwaltung; vermögen auszuscheiden,
Vermögens durch den das verw. Vermögen haf- das für von der verbeistän-
Beirat als gesetzl. Vertr. tet nicht für Verpflich- deten Person gültig
tungen, die die verbeirate- eingegangene Verpflichte
Person ohne Zustim- tungen nicht haftet)
mung des Beirats eingeht
Art. 395 Abs. 1 und 2 Kombination der Kumulation der (gleiche Anmerkung wie
kombinierte Beiratschaft- Aufgaben von Wirkungen von bei Verwaltungsbeiratschaft
Mitwirkungs- und Mitwirkungs- und schaft)
Verwaltungsbeiratschaft Verwaltungsbeiratschaft
Art. 395 Abs. 2 und ausschl. Verwaltg d. Wirkung Verwaltungsbei- (gleiche Anmerkung wie
392 Ziff. 1 / Kombination Vermögens durch ratschaft; keine Einschr. bei Verwaltungsbeirat-
Beiratschaft mit Beirat als gesetzl. HF im Bereich der schaft)
Beistandschaft Vertr.; Vertretung i.b.A. weiteren Vertr.aufgaben
(ggf. Aufgaben der
Personensorge)
Art. 372 / Entmündigung / umfassende Personen- Entzug der HF
Vormundschaft auf und Vermögenssorge
eigenes Begehren
Art. 369 od. 370 od. 371 umfassende Personen- Entzug der HF Art. 384 alle Angelegenheiten Wegfall der HF von
Entmündigung / und Vermögenssorge umfassende Beistand- der Personensorge und Gesetzes wegen
Vormundschaft schaft der Vermögenssorge
326
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
Anmerkungen zur Tabelle:
3.1.1. Die Tabelle erhebt, was die Stufenfolge der Massnahmen anbelangt, keinen
Anspruch auf alleinige Gültigkeit. Bezüglich Stufenfolge sind unterschiedliche
Sichtweisen möglich 16 . Die Beistandschaften des neuen Rechtes in eine Stufenfolge
einzureihen, die sich an der Stärke des Eingriffs der Massnahme in
Handlungsfreiheit und Handlungsfähigkeit der betroffenen Person ausrichtet, ist
ohnehin nur beschränkt möglich: Die Eingriffsstärke hängt nicht nur von den in
differenziertem Ausmass und Umfang möglichen Einschränkungen der Handlungsfähigkeit
ab, sondern ebenso und insbesondere was die ohne Einfluss auf
die Handlungsfähigkeit bleibenden Eingriffe in die Handlungsfreiheit anbelangt
17 , massgeblich vom Umfang der dem Beistand übertragenen Aufgaben.
Letzteres trifft allerdings auch bezüglich der Stufenfolge der Beistandschaften
des geltenden Rechtes zu.
3.1.2. Wo eine Massnahme des geltenden und eine des neuen Rechtes in der
Tabelle nebeneinander stehen, weist dies darauf hin, dass die beiden Massnahmen
bezüglich ihrer unmittelbaren Wirkungen praktisch identisch sind (sofern
die Aufgaben, dort wo solche zu definieren sind, identisch umschrieben werden).
Das Nebeneinanderstehen in der Tabelle bedeutet aber keinesfalls, dass die bisherige
Massnahme dereinst beim Übergang ins neue Recht stets in die neben ihr
stehende Beistandschaft übergeführt werden soll. Es kann z.B. durchaus zweckmässig
sein, eine Beistandschaft des geltenden Rechtes (ohne Einschränkung
der Handlungsfähigkeit) in eine Beistandschaft mit gezielten Einschränkungen
der Handlungsfähigkeit überzuführen. Auch dort, wo die Überführung der bisherigen
Massnahme in eine Beistandschaft des neuen Rechtes von Gesetzes wegen
erfolgt, nämlich beim Übergang der Vormundschaft in die umfassende Beistandschaft,
bedeutet das Nebeneinanderstehen in der Tabelle keinesfalls, dass
im neuen Massnahmensystem keine adäquatere Beistandschaft gefunden werden
kann. Letzteres müsste vielmehr sogar die Regel und das Belassen der gesetzlichen
Überleitung die Ausnahme sein.
3.1.3. Wo in der Tabelle neben einer Massnahme des geltenden Rechts keine
Beistandschaft des neuen Rechtes steht, heisst dies nicht, dass nach neuem Recht
nicht eine Beistandschaft mit praktisch identischen Wirkungen «massgeschneidert»
werden könnte.
Mit Bezug auf die Verwaltungsbeiratschaft besteht die Differenz einzig darin,
dass das Vermögen mit der neuen Beistandschaft der Haftung für Vebindlichkeiten
aus Verpflichtungsgeschäften, die die verbeiständete Person gültig abgeschlossen
hat, nicht entzogen werden kann (keine Bildung von Sondervermögen
mit dem Instrument der Einschränkung der Handlungsfähigkeit). Dafür
16
S. dazu für das geltende Recht: BSK ZGB I-Langenegger, Art. 369 N 18.
17
Art. 381 Abs. 3, 2. Satz VE ZGB: Die verbeiständete Person muss sich die Handlungen des Beistands
oder der Beiständin in jedem Fall anrechnen oder gefallen lassen.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
327

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
kann mit der Beistandschaft des neuen Rechts, die Handlungsfähigkeit bezüglich
des Abschlusses haftungsbegründender Verpflichtungsgeschäfte gezielt eingeschränkt
werden.
Mit Bezug auf die Beistandschaft auf eigenes Begehren (Art. 394 ZGB) wird
mit der Leerstelle daneben lediglich zum Ausdruck gebracht, dass es keine Beistandschaft
des neuen Rechtes gibt, mit der auf einfache Weise ohne Umschreibung
der Aufgaben und ohne dass deshalb, wie bei der umfassenden Beistandschaft,
die Handlungsfähigkeit entfällt, alle Angelegenheiten der Personensorge
und der Vermögenssorge erfasst werden. Es besteht jedoch dafür die Möglichkeit,
auch auf Antrag der betroffenen Person, eine Beistandschaft ohne Einschränkungen
der Handlungsfähigkeit mit einem Aufgabenkatalog zu errichten,
der eine umfassende Personen- und Vermögenssorge ermöglicht 18 .
Mit der Leerstelle neben der Vormundschaft auf eigenes Begehren (Art. 372
ZGB) soll angedeutet werden, dass kaum Fälle denkbar sind, in denen die
Schutz- und Betreuungsbedürftigkeit einer Person, die so weit urteilsfähig ist,
dass sie unter bisherigem Recht das eigene Begehren auf Entmündigung stellen
kann 19 , nicht mit einer weniger einschneidenden Massnahme als der umfassenden
Beistandschaft nach Art. 384 VE ZGB 2003 abgedeckt werden kann.Wie die
übrigen Vormundschaften entfaltet aber auch die Vormundschaft nach Art. 372
ZGB die gleichen Wirkungen wie die Beistandschaft nach Art. 384 VE ZGB
2003 und müsste diese unter diesem Aspekt in der Leerstelle stehen. Auch der
nach SchlT Art. 14 Abs. 2 VE ZGB 2003 vorprogrammierte automatische Übergang
der Vormundschaft nach Art. 372 ZGB in die umfassende Beistandschaft
des neuen Rechts lässt sich durch die Leerstelle nicht verhindern. Vielleicht fördert
diese aber den Vorsatz, die erforderlichen Anpassungen an das neue Recht
so bald wie möglich nach dessen Inkrafttreten vorzunehmen, wie dies übrigens
auch von SchlT Art. 14 Abs. 2 VE ZGB 2003 verlangt wird.
3.1.4. Wo schliesslich in der Tabelle neben einer Beistandschaft des neuen
Rechtes keine Massnahme des geltenden Rechtes steht, bedeutet dies allerdings,
dass das geltende Recht nichts annähernd Gleichwertiges anzubieten hat. Diese
«neuen» Beistandschaften neben den Leerstellen beim geltenden Recht sind die
Zugewinne, die das neue Recht bringen wird.
3.2. Prognose zur Praxistauglichkeit und -notwendigkeit des Systems
3.2.1. Die soeben erwähnten Zugewinne sind beträchtlich. Das System der Beistandschaften
des neuen Erwachsenenschutzrechtes erscheint in hohem Mass
geeignet, für eine beträchtliche Zahl der unter geltendem Recht geführten Massnahmen
nach dem Übergang unter neuem Recht eine Beistandschaft zu definieren,
die den konkreten Schutz-, Vertretungs- und Betreuungsbedürftigkeiten
18
Das Bedauern darüber, dass der VE ZGB 2003 einer früher formulierten Empfehlung auf Belassung
einer der Beistandschaft auf eigenes Begehren nachgebildeten Massnahme im neuen Recht
nicht folgt (BSK ZGB I-Langenegger, Art. 394 N 5), hält sich deshalb in Grenzen.
19
Dazu: BSK ZGB I-Langenegger, Art. 372 N 11 f.
328
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen ZVW 5/2003
besser dient als die bisherige Massnahme. So entfallen etwa die Probleme, welche
sich unter geltendem Recht oft im Zusammenhang mit Lohnverwaltungen
ergeben (Art. 414 ZGB; s.a. Bericht 2003, S. 38). Mit der Vertretungsbeistandschaft
zur Vermögensverwaltung (Art. 382 VE ZGB 2003) kann die Lohnverwaltung
dem Umfang nach und hinsichtlich allenfalls notwendiger Einschränkungen
der Handlungsfähigkeit präzis entsprechend den Bedürfnissen des
Einzelfalls eingerichtet werden. Allgemein werden bei der Überführung bestehender
Massnahmen ins neue Recht nach dem Grundsatz der Verhältnismässigkeit
Veränderungen bezüglich Einschränkung der Handlungsfähigkeit in beide
Richtungen in Betracht zu ziehen sein. Insbesondere werden aber die von Gesetzes
wegen in umfassende Beistandschaften umgewandelten Vormundschaften
zu überprüfen und, wo immer möglich, durch Beistandschaften zu ersetzen sein,
die die Handlungsfähigkeit massvoller einschränken.
3.2.2. Wie weit die Begleitbeistandschaft nach Art. 380 VE ZGB 2003 für sich
allein, d.h. nicht in Kombination mit anderen Beistandschaften, einem praktischen
Bedürfnis entspricht, wird sich in der Praxis weisen müssen. Die Sozialhilfegesetzgebungen
der meisten Kantone verleihen Personen mit Schwächezuständen
einen Anspruch auf persönliche Hilfe. So ist etwa im Kanton Bern durch
die Sozialhilfe persönliche Hilfe in Form von Beratung, Betreuung, Vermittlung
und Information zu leisten 20 . Angesichts der geringfügigen Beeinträchtigung der
Handlungsfreiheit durch die reine Begleitbeistandschaft greift indes das Subsidiaritätsprinzip
21 nur geringfügig. Es ist zu hoffen, dass dieser Umstand nicht zu
negativen Zuständigkeitskonflikten zwischen Erwachsenenschutzbehörden und
Behörden oder Diensten der Sozialhilfe, auf dem Buckel Hilfsbedürftiger,
führen werden. Mit Blick auf die Möglichkeit, die Begleitbeistandschaft mit anderen
Beistandschaften zu kombinieren, ist deren Einführung jedenfalls sehr zu
begrüssen.
3.2.3. Entbehrlich erscheint hingegen die umfassende Beistandschaft nach
Art. 384 VE ZGB 2003. Im System der sonst durchwegs «massgeschneiderten»
Beistandschaften erscheint sie mit ihrer starren Umschreibung der Aufgabenkreise
und der starren Folge des Wegfalls der Handlungsfähigkeit als systemfremd.
Es dürfte zutreffen, dass es Personen gibt, wenn auch nur wenige, die dauernde
und umfassende Betreuung und Vertretung benötigen. Gerade für diese
Personen, man denke v.a. an betagte, demente, pflegebedürftige Menschen, sind
aber irgendwelche Einschränkungen der Handlungsfähigkeit nie erforderlich –
umfassende Personen- und Vermögenssorge durch eine Beistandschaft, unter
geltendem Recht nach Art. 394 ZGB oder Art. 392 Ziff. 1 und Art. 393 Ziff. 2
ZGB, genügt. Wo die Handlungsfähigkeit infolge dauernder Urteilsunfähigkeit
fehlt (Art. 17 ZGB), braucht sie nicht entzogen zu werden. Es mag Personen geben,
die aus anderen Gründen als wegen dauernder Urteilsunfähigkeit besonders
ausgeprägt hilfsbedürftig sind. Davon scheint dem Wortlaut nach jedenfalls
20
Gesetz über die öffentliche Sozialhilfe des Kantons Bern vom 11.6.2001, Art. 14, 15 und 29.
21
Unter diesem Prinzip erwähnt Art. 375 VE ZGB 2003 ausdrücklich öffentliche Dienste.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
329

ZVW 5/2003
Langenegger, System der amtsgebundenen Massnahmen
Art. 384 Abs. 1 VE ZGB 2003 auszugehen. Schwer vorstellbar ist jedoch, dass in
einem solchen Fall, die Schutzbedürftigkeit nicht anders als durch starren und
vollständigen Entzug der Handlungsfähigkeit, nämlich durch lediglich gezielte
Einschränkungen der Handlungsfähigkeit, abgedeckt werden könnte. Es fehlt
schlicht an Fallbeispielen, die die Notwendigkeit der umfassenden Beistandschaft
mit obligatem Wegfall der Handlungsfähigkeit plausibel erscheinen liessen
22 . Unbestritten dürfte sein, dass für geistig behinderte Personen die Massnahmen
künftig «masszuschneidern» sein werden, auch wenn dies mit einem
gewissen Aufwand verbunden ist (Abklärung/ Prognose von Risiken und allenfalls
entsprechende Einschränkungen der Handlungsfähigkeit). Die stereotype
Verbeiständung von geistig behinderten Personen nach Art. 384 VE ZGB 2003
stünde angesichts der Möglichkeiten des neuen Rechtes jedenfalls nicht im Einklang
mit den Empfehlungen, welche die VDK (heute VBK) bereits 1990 betr.
des Verzichts auf Bevormundung geistig behinderter Personen herausgegeben
hatte 23 .
3.2.4. Klug wäre es, die umfassende Beistandschaft mit Wegfall der Handlungsfähigkeit
von Gesetzes wegen als Instrument des Übergangsrechtes zu installieren.
Die Vormundschaften könnten dann bei Inkrafttreten des neuen Rechtes,
wie dies nun auch schon vorgesehen ist, von Gesetzes wegen in umfassende Beistandschaften
überführt werden. Damit würden die stigmatisierenden Terminologien
rund um die Vormundschaft sofort beseitigt, was auf diesen Zeitpunkt
nicht nur aus der Sicht der direkt Betroffenen, sondern auch aus Gründen der Sicherheit
im Rechtsverkehr, absolut wünschbar erscheint (die Öffentlichkeit orientiert
sich an Begriffen und soll rasch und ohne zusätzliche Begriffsverwirrung
mit dem Umstand vertraut werden, dass neu verbeiständete Personen in ihrer
Handlungsfähigkeit eingeschränkt sein können). Sodann wäre übergangsrechtlich,
wie bei den übrigen Massnahmen, festzuschreiben, dass die umfassende Beistandschaft
nach drei Jahren dahinfällt, wenn sie die Erwachsenenschutzbehörde
bis dahin nicht in eine andere Beistandschaft überführt hat. Ebenfalls übergangsrechtlich
wäre die Aufhebung von Art. 17 VE ZGB 2003 auf den Zeitpunkt
des Wegfalls der letzten noch existierenden umfassenden Beistandschaften zu regeln.
In Art. 13 und Art. 19d VE ZGB 2003 wäre dann alles Erforderliche zum
Thema Handlungsfähigkeit, Handlungsunfähigkeit und eingeschränkte Handlungsfähigkeit
gesagt. Das ZGB ist im Personenrecht schon immer mit volljährigen,
handlungsunfähigen 24 Personen zurecht gekommen, auch wenn für sie keine
amtsgebundene Massnahme des Vormundschaftsrechtes bzw. des Erwachsenenschutzrechtes
angeordnet war.
22
A.M. scheinbar Biderbost, Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft ?!?, ZVW 2003, S. 308 f.,
Kap. V, N 22; in N 29 dann aber wieder relativierend bezüglich Notwendigkeit, die Handlungsfähigkeit
vollständig entfallen zu lassen.
23
ZVW 1990, S. 35; s.dazu auch Biderbost, a.a.O., N 29 in fine.
24
weil urteilsunfähigen
330
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Vogel, Die Person des Beistandes ZVW 5/2003
Die Person des Beistandes
Urs Vogel, lic. iur., dipl. Sozialarbeiter HFS, Master of Public
Administration idheap, Institut für angewandtes Sozialrecht, Kulmerau
Freiwillige und professionelle Personen sollen nach dem Vorentwurf gleichgestellt bei der
Einsetzung als Mandatsträger/innen berücksichtigt werden. Zentraler Anknüpfungspunkt
ist die persönliche und fachliche Eignung. Als wichtige Neuerung stellt das Gesetz die Bedingung,
dass der eingesetzten Person die erforderliche Zeit zur Verfügung steht, ohne dies
näher zu konkretisieren. Die Behörden sind gefordert, bei der Errichtung der Massnahme
im Sinne eines Leistungsauftrages, der aus der konkreten Massnahme abgeleitet wird, den
Zeitaufwand für die Mandatsführung einzuschätzen. Gleichzeitig haben die professionellen
Dienste Instrumente zu entwickeln, mit welchen die übertragenen Mandate diesen Erfordernissen
entsprechend bewirtschaftet werden können. Die Instruktion und Begleitung
von Mandatsträger/innen wird gesetzliche verankert, ebenso die Aus- und Weiterbildung.
Die Umsetzung dieser Anforderungen bedingt die Entwicklung und Anwendung eines integrierten
Qualitätsmanagements in den professionellen Diensten sowohl auf der Ebene der
Behörde wie auch der Vollzugsdienste.
La personne du curateur
Les professionnels et les non professionnels doivent, d’après l’avant-projet, être mis sur pied
d’égalité dans le cadre de la nomination en tant que mandataires/mandatrices. Sont déterminantes
les aptitudes et les connaissances adaptées à la tâche prévue. La loi pose en outre
comme condition, et c’est une nouveauté, que la personne nommée dispose du temps nécessaire,
sans donner plus de précisions à cet égard. Les autorités sont tenues, lors de l’institution
d’une mesure, d’évaluer le temps nécessaire à la conduite du mandat, comme s’il s’agissait
d’un contrat de prestation, fondé sur la mesure du cas d’espèce. En même temps les
services professionnels doivent développer les instruments grâce auxquels les mandats
conférés pourront être exercés conformément à ces exigences. L’instruction et l’accompagnement
des mandataires/mandatrices sont ancrés dans la loi, de même que la formation et
la formation continue. La réalisation de ces exigences demande le développement et l’application
d’un management intégral de la qualité bien ancré dans les services professionnels
tant au niveau des autorités qu’au niveau des personnes chargées de l’exécution des mesures.
La persona del curatore
Nell’applicazione del progetto di legge, i tutori professionisti e quelli privati dovranno essere
messi sullo stesso piano. Punto di riferimento centrale è l’idoneità personale e professionale.
La legge prevede, quale innovazione importante, la condizione che la persona impiegata
disponga del tempo necessario per svolgere il mandato, senza tuttavia dare concrete
indicazioni in merito. Le autorità sono così tenute, quando istituiscono la misura con carattere
di mandato di prestazione, di stimare il tempo occorrente per assolverlo. Contemporaneamente
i servizi professionali preposti devono sviluppare strumenti che permettono la
gestione dei mandati in rapporto alle difficoltà che comportano. La formazione e l’accompagnamento
degli esercenti di mandati, così come l’istruzione e l’aggiornamento degli stessi,
sarà regolata dalla legge .Condizione per affrontare le nuove esigenze è lo sviluppo e l’impiego
di un management integrato di qualità, tanto nei servizi professionali quanto a livello
d’autorità e nei settori d’impiego.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
331

ZVW 5/2003
Vogel, Die Person des Beistandes
1. Die heutige Situation
1.1 Überblick
Es besteht, wie in vielen anderen Bereichen des zivilrechtlichen Kindes- und
Erwachsenenschutzes, eine grosse Vielfalt unterschiedlicher Praktiken bei der
konkreten Einsetzung von Personen als Mandatsträger in der Schweiz. Die
heute geltenden Regelungen bei der Bestellung des Vormundes (Art. 379ff
ZGB) werden je nach Region auf Grund der zur Verfügung stehenden Strukturen
im sozialen Dienstleitungsbereich (Behördenorganisation, Sozialberatungsstellen
etc.) interpretiert und angewendet 1 . Spezialisierte Stellen wie regionale
oder örtliche Amtsvormundschaften 2 , welche ausschliesslich gesetzliche Mandate
führen, bestehen neben polyvalenten Kompetenzzentren mit Mandaten aus
dem zivilrechtlichen und sozialhilferechtlichen Bereich 3 , Einpersonenstellen bestehen
neben Organisationen mit einer Vielzahl von internen Dienstleistungen,
Kinder- und Jugendstellen neben Beratungsstellen für Erwachsene. In kleineren
Gemeinwesen übernehmen zudem Behördenmitglieder oft selber die Führung
von vormundschaftlichen Mandaten. Einzelne Gemeinwesen haben in den letzten
Jahren die Rekrutierung, Instruktion und Begleitung von privaten Mandatträger/innen
intensiviert und versucht, diesem Institut wieder grössere Bedeutung
zu verschaffen 4 .
1.2 Problemstellungen in der Anwendung des heutigen Rechts
Zu beobachten ist, dass viele Gemeinwesen zunehmend Mühe bekunden, geeignete
Personen für die Führung von vormundschaftlichen Mandaten zu finden,
sei dies auf Grund fehlender professioneller Strukturen, wenig interessierten privaten
Personen oder stark steigenden Fallzahlen bei der Errichtung von Massnahmen.
Neben diesem quantitativen Problem sind aber weitere Umsetzungsprobleme
der heute geltenden Regelung auf materieller Ebene auszumachen. Es
sind dies aus meiner Sicht unter anderen
– die Führung von Mandaten durch direkt beteiligte Mitglieder der Vormundschaftsbehörde,
– fehlendes Anforderungsprofil für die mandatsführende Person
– fehlende Normen betreffend Strukturen und Stellvertretung
– die fehlenden Regelungen für berufliche Mandatsträger/innen, insbesondere
bezüglich Beendigung des Mandates
– die mangelnde Regelung der Entschädigung der vormundschaftlichen Tätigkeit
1
Siehe dazu BSK ZGB I-Häfeli, Art. 379.
2
Eine Tendenz zur Abänderung des Namens Amtsvormundschaft ist an vielen Orten zu beobachten
(z.B. Gesetzlicher Betreuungsdienst oder Amts für Kinderschutz).
3
Siehe dazu Waldvogel Rosanne, Das Modell Zürich – Eine umfassende Reform der öffentlichen
Sozialdienste, sozialaktuell 5/2003, Seite 7 ff.
4
An Stelle vieler: Stadt Zürich, Kriens, Interlaken, Biel, Winterthur.
332
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Vogel, Die Person des Beistandes ZVW 5/2003
Im Folgenden möchte ich einige ausgewählte Aspekte des vorgeschlagenen
Vorentwurfes kritisch beleuchten.
2. Die vorgeschlagenen Regelungen
Die im VE ZGB 2003 unter den Artikeln 386–391 geregelte Ernennung des
Beistandes oder der Beiständin liegt, wie im Bericht zutreffend umschrieben 5 ,
ganz in der Tradition des geltenden Rechts. Insbesondere wird daran festgehalten,
dass nur natürliche Personen als Beistand oder Beiständin eingesetzt werden
können, die Wünsche der zu betreuenden Person und deren Familie soweit
möglich zu berücksichtigen sind, mehrere Personen eingesetzt werden können
und eine Pflicht zur Übernahme des Mandates besteht. Es werden aber auch
Neuerungen eingeführt wie z.B. Aus- und Weiterbildung, Pflicht zur Instruktion
oder die Regelung in Artikel 387 Abs. 2 VE ZGB 2003, mit welcher festgehalten
wird, dass die Umsetzung der Aufgabe persönlich zu erfolgen hat. Diese Regelung
wird dazu führen müssen, dass künftig die Anzahl der, einer einzelnen Person
zugeordneter Mandate einer kritischen Prüfung je nach den gestellten Aufgaben
zu unterziehen ist. Auf diese und weitere Neuerungen ist im folgende nun
näher einzugehen.
2.1 Privat-, Berufs- und Fachbeistände
Im vorgeschlagenen Erwachsenenschutzrecht wird in Artikel 387 Abs. 1 zwischen
der beruflichen und privaten Mandatsführung unterschieden, die Gleichwertigkeit
aber aufrechterhalten. Bei der Bezeichnung Fachbeistand fällt auf,
dass sich diese Bezeichnung ausschliesslich auf Mitarbeitende in privaten oder
öffentlichen Sozialdiensten bezieht. Diese Einschränkung scheint mir nicht plausibel.
Bereits heute werden andere Berufspersonen, welche auf Grund ihrer
Fachlichkeit geeignet sind (z.B. Jurist/innen, Treuhänder etc.), als Mandatsträger/innen
eingesetzt. Diese müssten unbedingt im künftigen Recht ebenfalls unter
der Bezeichnung Fachbeistand genannt werden. Zudem können mit dem
neuen Massnahmensystem die Aufgaben so definiert werden, dass keine Vermischung
von Kompetenzen stattfindet und z.B. die finanzielle Verwaltung respektive
die Vertretung (z.B. bei einer Prozessbeistandschaft) nicht noch mit einer
persönlichen Betreuung gekoppelt ist, wie im heute geschlossenen System der
Massnahmen.
Der explizite Ausschluss der Mitglieder der Erwachsenenschutzbehörde von
der Mandatsübernahme ist sehr zu begrüssen. Die Kumulation von Entscheidungs-,
Kontroll- und Umsetzungsbefugnissen führt in der Praxis zu unklaren Situationen
und ist mit dem Gedanken der Trennung der verschiedenen Ebenen
nicht vereinbar. Unklar in der vorgeschlagenen Formulierung ist die Bezeichnung
Hilfsperson. Das in Art. 443 VE ZGB 2003 vorgeschlagene Fachgericht
5
Bericht 2003 Seite 41.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
333

ZVW 5/2003
Vogel, Die Person des Beistandes
wird sich in den wenigsten Fällen direkt mit der tatsächlichen Abklärung der gesamten
Situation befassen, sondern diese Aufgabe einem Fachorgan zuteilen.
Wer wird dann als Hilfsperson der Erwachsenenschutzbehörde bezeichnet? Sind
dies lediglich der Sekretär respektive die Sekretärin der Behörde, umfasst dies
auch die allfällig vorhandene internen Abklärungsinstanzen oder sind dies auch
Institutionen, welche im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit im Auftrag der
Behörde den Bedarf an Erwachsenenschutzmassnahmen erheben und entsprechend
einen Antrag an die Erwachsenenschutzbehörde formulieren 6 ? Dem Bericht
2003 lässt sich nichts Näheres über diese Problemstellung entnehmen. Ich
gehe aber davon aus, dass das entscheidvorbereitende Fachorgan, sei es direkt
der Behörde unterstellt oder als beauftragte Organisation tätig, künftig nicht
mehr mit der Mandatsführung betraut werden kann, wie das heute oft praktiziert
wird. Die Neuorganisation des Erwachsenenschutzes auf der Ebene eines Fachgerichtes
erfordert meines Erachtens zudem die Schaffung von eigenständigen,
dem Fachgericht zugeordneten Abklärungsinstanzen. Somit wäre die Abgrenzung
zu den mandatsführenden Institutionen gegeben und die Aufgabenerfüllung
auch organisatorisch auseinander gehalten.
Bei der Ernennung der Person des Beistandes werden die Berufsbeistände wie
oben angeführt explizit erwähnt. Das Praxisproblem der Auflösung des Arbeitsverhältnisses
und die konkreten Folgen betreffend der Entlassung aus dem Mandat
werden jedoch nicht geregelt. Diese Lücke gibt bereits heute immer wieder
Anlass zu Fragen 7 . Insbesondere müsste im künftigen Recht die Beendigung des
Dienstverhältnisses einen gesetzlichen Entlassungsgrund darstellen (siehe aber
Art. 412 VE ZGB 2003) und die Weiterführungspflicht in Art. 413 VE ZGB 2003
müsste – unter der Berücksichtigung, dass eine Person, welche eine Arbeitsstelle
verlässt, gar nicht mehr die zeitliche und rechtliche Möglichkeit hat, das Amt,
welches explizit Inhalt des Arbeitsverhältnisses war, weiter zu führen – differenzierter
formuliert werden. Insbesondere ist der Berufsbeistand von der Weiterführungspflicht
auszunehmen.
2.2 Eignungsvoraussetzungen und Anforderungsprofil
In Artikel 386 Abs. 1 VE ZGB 2003 wird neu zwischen der persönlichen und
fachlichen Eignung unterschieden. Damit kann den verschiedenen Anforderungen,
welche aus der Mandatsführung entstehen, Rechnung getragen werden.
Ganz wichtig ist die Formulierung, dass die für die Betreuung erforderliche Zeit
eingesetzt werden kann. Diese Normierung steht im engen Zusammenhang
mit der Verpflichtung, die übertragenen Aufgaben persönlich wahrzunehmen
(Art. 387 Abs. 2 VE ZGB 2003). Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass die von
6
Heute werden vielfach Sozialarbeitende in regionalen oder kommunalen Sozialdiensten mit der
Abklärung des Massnahmebedarfs beauftragt (Sozialberichte etc.) und anschliessend auch mit der
Mandatsführung betraut. Dies wäre somit im künftigen Recht nicht mehr möglich, da die Sozialarbeitenden
eine Hilfspersonenstellung bezüglich der Erwachsenenschutzbehörde einnehmen.
7
Siehe dazu BSK ZGB I-Affolter Art. 451–453 N 20ff.
334
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Vogel, Die Person des Beistandes ZVW 5/2003
der Massnahme betroffene Person im Grundsatz ein Recht auf persönliche Betreuung
und Wahrnehmung der Aufgaben durch die bezeichnete Person hat. Delegation
im Rahmen der konkreten Betreuung (z.B. in einem beschützten Arbeitsumfeld)
ist nach wie vor möglich. Ebenfalls in diesem Zusammenhang steht
die Normierung im Art. 446 Abs.VE ZGB 2003, welche die Kantone verpflichtet,
dafür zu sorgen, dass eine ausreichende Anzahl von Berufs- und Fachbeistände
und -beiständinnen zur Verfügung steht. Eng mit diesen Formulierungen von
Zeit und Anzahl ist auch der Umstand verbunden, dass mit dem vorgeschlagenen
Recht die Verantwortlichkeit der Beiständinnen und Beistände durch eine Kompetenzsteigerung
vergrössert worden ist. Die Mitwirkungsverpflichtung der Erwachsenenschutzbehörde
ist reduziert (siehe Art. 404 VE ZGB 2003) und das eigenständige
Handeln des Beistands oder der Beiständin ausgedehnt worden.
Dem Bericht 2003 sind zu diesen Bereichen keine weiteren Ausführungen zu
entnehmen. Dies ist bedauerlich. Eine präzisierende Ergänzung ist anzustreben.
Absolute Zahlen oder Normzeiten 8 für die Führung von Mandaten zu formulieren
ist kaum möglich, da die unterschiedliche Organisation der Umsetzung
(Dienste mit und ohne Spezialdienste, unterschiedlichste Rahmenbedingungen,
unterschiedlicher Mix von Mandaten etc. 9 ) sich nicht miteinander vergleichen
lassen. Wünschenswert wäre daher, dass Anforderungen an die Qualität der
Mandatsführung (Struktur, Prozess und Ergebnisqualität 10 ) formuliert würden,
um die Begriffe wie «erforderliche Zeit» und «genügende Anzahl» interpretieren
zu können. Neben dem Gesetzgeber aber haben hier die Verbände (VBK
und VSAV) ein grosse Aufgabe, das Anforderungsprofil und damit auch das Berufsbild
der Fach- und Berufsbeistände aus der praktischen Betroffenheit mitzuprägen.
Die VSAV hat sich als Ziel gesetzt, hierzu Grundlagen zu erarbeiten und
mit ihren Mitgliedern auf breiter Ebene zu diskutieren. Persönlich aber bin ich
der festen Überzeugung, dass mit der Forderung der persönlichen Erfüllung der
übertragenen Aufgaben durch den Beistand Fallzahlen von 100 und mehr Mandaten
auf eine Person der Vergangenheit angehören werden, will diese Norm
nicht lediglich auf dem Papier bestehen bleiben 11 .
8
Siehe aber den Versuch von Brack Ruth, Das Arbeitspensum in der Sozialarbeit, Bern, Haupt, 3.
Aufl., 1994.
9
Die Hochschule für Soziale Arbeit HSA in Luzern hat zusammen mit der VSAV im Jahre 2002 bei
ausgewählten Städten Normdaten bezüglich Umsetzung der vormundschaftlichen Tätigkeiten
(Behörde- und Mandatsebene) erhoben. Eine Auswertung und die Formulierung von allgemein
verbindlichen Aussagen waren jedoch auf Grund der unterschiedlichen Organisationsformen
schlicht nicht möglich.
10
Siehe dazu: Qualitätsentwicklung im Bereich Vormundschaften und Pflegschaften, Landesjugendamt
Westfalen-Lippe, Münster 2003; Leitlinien zur Qualitätsentwicklung in der Vormundschaft,
Entwickelt auf der Fachtagung «Vom Verwalten zum Gestalten – Qualitätsentwicklung in der
Vormundschaft» am 25./26. April 2002 in Köln, in Jugendhilfe Report 3/2002.
11
Die Netto verbleibende personenbezogene Arbeitszeit (Ferien, Sitzungen, Weiterbildung etc. abgezogen)
beträgt bei einem 100% Pensum durchschnittlich zwischen 1500 und 1600 Stunden pro
Jahr.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
335

ZVW 5/2003
Vogel, Die Person des Beistandes
Viel wichtiger aber als die Diskussion um reine Zahlen scheint mir das Bestreben,
die Qualitätsentwicklung 12 und die Überprüfung der Umsetzung weiter zu
treiben. Es bestehen vielfache Anstrengungen in verschiedenen Organisationen,
insbesondere auch in der Entwicklung von Fallbewirtschaftungssystemen, damit
Grundlagen für eine optimale Zuteilung und Betreuung von Klienten durch die
Sozialarbeitenden geschaffen werden können. Diese Entwicklung wird im Vorentwurf
mit der gesetzlichen Normierung der obligatorischen Aus- und Weiterbildung
von Behördenmitgliedern und Personen, welche Massnahmen des Kindes-
und Erwachsenenschutzes durchführen, unterstützt. Diese Regelung ist
absolut zu unterstützen. Die Forderung richtet sich nicht nur an Fach- und Berufsbeiständinnen
und -beistände, sondern gilt auch für die Privatpersonen. Zusätzlich
wird gerade bei Laien eine gezielte Instruktion, Beratung und Unterstützung
notwendig sein, um die Ziele der Massnahme mit der entsprechenden
Qualität erreichen zu können. So sieht der Vorentwurf in Art. 445 eine Verpflichtung
der Erwachsenenschutzbehörde vor, dies zu gewährleisten. Mit der
Vereinheitlichung des Verfahrens auf Bundesebene (siehe dazu Art. 443 Abs. 3
VE ZGB 2003 und VE Verfahren 2003) wird es nun auch möglich sein, Ausbildungskonzepte
und Instruktionsmaterial 13 auf nationaler Ebene zu den formellen
und materiellen Fragen des Kindes- und Erwachsenenschutzes zu entwickeln
und erarbeiten, welche mithelfen, eine Vereinheitlichung der Umsetzung in allen
Regionen zu erreichen. Damit wäre ein grosser Schritt hin zu einer rechtsgleichen
Behandlung aller von einer Schutzmassnahme betroffenen Personen getan.
2.3 Ersatzbeistand oder -beiständin
In Artikel 391 Abs. 1 VE ZGB 2003 (für Kinder siehe Art. 306 Abs. 2 VE ZGB
2003) wird für den Fall einer Interessenkollision festgehalten, dass ein Ersatzbeistand
oder -beiständin zu ernennen ist oder die Erwachsenenschutzbehörde selber
handelt. Bei der Interessenkollision wird sowohl von der tatsächlichen wie
der abstrakten Gefährdung auszugehen sein. Diesbezüglich ändert sich gemessen
an der heutigen Praxis nichts und die Norm deckt die heutigen Artikel 392
Ziff 2 und 3 ZGB ab. Neu wird aber das Handeln der Behörde 14 an Stelle eines
Ersatzbeistandes gesetzlich normiert. Diese Klärung ist sehr zu begrüssen, da
vielfach das behördliche Handeln absolut ausreichend ist, um die Situation adäquat
regeln zu können. Der automatische Verlust der Vertretungsmacht von Gesetzes
wegen, der in Art. 391 Abs. 2 VE ZGB 2003 (bei Kindern Art. 306 Abs. 3
VE ZGB 2003) formuliert ist, ermöglicht es, Geschäfte, welche bereits getätigt
wurden, rück abzuwickeln.
12
An Stelle vieler: Boessenecker Karl-Heinz (Hrsg.), Qualitätskonzepte in der Sozialen Arbeit, Belz
Verlag, Weinheim 2003.
13
Basismaterial ist bereits sowohl im Ausbildungsbereich (Konzept Schulung Behörde und private
Mandatsträger/innen der VBK) wie im Bereich Instruktion (z.B. Manuale der Stadt Winterthur,
Kanton Nidwalden, Stadt Biel, Stadt Bern etc.) vorhanden.
14
BSK ZGB I-Langenegger Art. 392 N14, N28.
336
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Vogel, Die Person des Beistandes ZVW 5/2003
2.4 Entschädigung
Die Entschädigung der mandatführenden Person wird neu auf kantonaler
Ebene geregelt. Bis heute war dies auf sehr unterschiedlichen Ebenen der Fall. In
einzelnen Kantonen bestehen klare Normen betreffend Entschädigung 15 , andere
Kantone überlassen dies den einzelnen Gemeinden. Wichtig scheint mir insbesondere
die Trennung von Entschädigung und Ersatz der Spesen.
Die Entschädigung ist auf Grund der Komplexität und dem Zeitaufwand für die
Aufgabenerfüllung zu berechnen. Aus meiner Sicht ist dies als Korrelat zur genauen
Aufgabenumschreibung bei der Errichtung der Massnahme und der Einsetzung
des Beistandes oder der Beiständin zu sehen.Wird die Aufgabenerteilung
als Leistungsauftrag an die mandatführende Person formuliert, so ist die Vereinbarung
über den Ressourceneinsatz ein wichtiger Bestandteil dieses Auftrages.
Der Einsatz kann ausgehandelt werden. Damit werden die Parteien in der Aufgabenerfüllung
ernst genommen und zu Partnern im Prozess gemacht. Dies bedeutet
aber auch, dass bei wesentlichen Veränderungen des Auftrages neue Aushandlungen
stattfinden müssen (siehe dazu Art. 401 VE ZGB 2003). Zu begrüssen ist
es, dass vorab das Gemeinwesen als Auftraggeber für die Kosten der Entschädigung
und der Spesen aufzukommen hat. Damit wird eine rechtsgleiche Behandlung
aller mandatsführenden Personen erreicht, da die Höhe der Entschädigung
nicht primär davon abhängt, ob die betreute Person über Vermögen verfügt oder
nicht. Ein Rückgriff aber bei vermögenden Personen ist vorgesehen.
Bezüglich der Spesen wird es angezeigt sein, generelle Spesenreglemente zu
erlassen und soweit möglich normierte Formen von Spesen auszurichten.
3. Schlussbemerkungen
Der Vorentwurf des neuen Erwachsenenschutzrechts hat mit den vorgeschlagenen
Regelungen bezüglich der Person des Beistandes oder der Beiständin eine
klare Präzisierung gegenüber dem heutigen Recht erreicht. Insbesondere der
Einbezug von fachlicher und persönlicher Kompetenz, der Aus- und Weiterbildung
und die persönliche Aufgabenerfüllung mit den entsprechenden zeitlichen
Ressourcen sind zu begrüssen. In der Differenzierung und Erklärung der neuen
Begriffe aber bleiben der Vorentwurf respektive der Begleitbericht äusserst
zurückhaltend und lassen sehr grosse Interpretationsspielräume offen.
Zu wünschen ist, dass im weiteren Verlauf der Bearbeitung des Gesetzesentwurfs
hier klarere Aussagen und entsprechende Anpassungen der Formulierungen
entstehen, damit die Umsetzung nicht der Beliebigkeit der Anwendungsorgane
überlassen bleibt. Zudem ist die Professionalisierung der
Erwachsenenschutzbehörde notwendige Voraussetzung. Im Weiteren sind im
Bereich der Auflösung des Dienstverhältnisses von Berufs- und Fachbeiständen
und -beiständinnen ergänzend zu den heutigen Normen weitere Bestimmungen
respektive Präzisierungen anzubringen.
15
Siehe z.B. Kanton Luzern: § 27 Verordnung über das Vormundschaftswesen.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
337

ZVW 5/2003
Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance
Les conditions du placement à des fins d’assistance
Bernard Abrecht, Docteur en droit, avocat,
greffier au Tribunal fédéral, Lausanne
L’avant-projet (AP CC 2003) définit les conditions matérielles du placement à des fins d’assistance
d’une manière proche du droit actuel. Il introduit toutefois une nouvelle terminologie
impliquant souvent un élargissement du champ d’application de la loi. Ainsi, la notion
de maladie mentale est remplacée par celle plus étendue de troubles psychiques, qui inclut
notamment les dépendances. Les notions de placement et d’institution sont aussi plus larges
qu’en droit actuel et ne présupposent plus une véritable privation de liberté. L’avant-projet
règle par ailleurs de manière mieux adaptée à la réalité les conditions de la libération, et il
précise utilement à quelles conditions une personne entrée de son plein gré dans une institution
peut y être retenue. En revanche, il maintient comme cause de placement le grave état
d’abandon, qui soulève de sérieux problèmes, et laisse en suspens la question délicate de
l’adéquation des établissements pénitentiaires pour un placement à des fins d’assistance.
Die Bedingungen der fürsorgerischen Unterbringung
Der Vorentwurf (VE ZGB 2003) lehnt sich bei der Umschreibung der materiellen Voraussetzungen
zur fürsorgerischen Unterbringung eng an das geltende Recht an. Er sieht aber
eine neue Terminologie und damit häufig eine Ausdehnung des gesetzlichen Anwendungsbereichs
vor. So verwendet er anstelle der Geisteskrankheit den umfassenderen Begriff der
psychischen Störung, welche namentlich auch Sucht mit einschliesst. Die Begriffe Unterbringung
und Einrichtung sind ebenfalls weitergefasst als bisher und bedingen nicht mehr
eine eigentliche Freiheitsentziehung. Die Bedingungen zur Entlassung sind im Vorentwurf
zudem besser auf die Realitäten abgestimmt, und es wird in hilfreicher Weise präzisiert, unter
welchen Voraussetzungen eine Person, welche aus freiem Willen eine Einrichtung aufgesucht
hat, zurückbehalten werden darf. Andererseits wird die schwere Verwahrlosung als
Unterbringungsgrund aufrecht erhalten, was in der Praxis zu schwierigen Umsetzungsproblemen
führt. Zudem wird die heikle Frage der Eignung von Strafanstalten zur fürsorgerischen
Unterbringung offen gelassen.
Le condizioni del ricovero a scopo d’assistenza
L’avamprogetto definisce le condizioni materiali per il ricovero a scopo d’assistenza in
modo simile al diritto vigente. Esso introduce tuttavia una nouva terminologia che implica
sovente un ampliamento del campo di applicazione della legge. In particolare la nozione
d’infermità di mente è sosituita da quella più estesa di disturbo psichico, che comprende segnatamente
le dipendenze. Le nozioni di ricovero e di struttura appropriata sono anche più
ampie di quelle considerate dal diritto attuale e non presuppongono più une vera e propria
privazione della libertà. L’avamprogetto regola inoltre le condizioni della dimissione in
modo più aderente alla realtà e precisa utilmente a quali condizioni una persona entrata di
sua spontanea volontà in un istituto può esservi trattenuta. Per contro, mantiene quale causa
di ricovero il grave stato d’abbandono, malgrado i seri problemi que questa suscita. Lascia
inoltre in sospeso la delicata questione concernente l’idoneità degli stabilimenti di pena per
un ricovero a scopo d’assistenza.
338
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance ZVW 5/2003
1. Introduction
La privation de liberté à des fins d’assistance des art. 397a ss CC est la plus jeune
des mesures tutélaires prévues par le code civil suisse. Elle n’y a en effet été introduite
qu’en 1978, afin de régler de manière exhaustive et uniforme sur le plan
fédéral les conditions matérielles de cette mesure (qui dépendaient jusqu’alors
largement des lois cantonales) et de concrétiser pour l’ensemble de la Suisse les
principes de l’art. 5 CEDH 1 . Cela explique que l’avant-projet ne propose pas de
bouleversement de cette institution, mais cherche avant tout, à la lumière de l’expérience
accumulée depuis son introduction dans le code civil, à améliorer la protection
juridique et à supprimer les lacunes existant en la matière 2 . Pour maintenir
la concision de la présente contribution, celle-ci ne traitera que des conditions
matérielles du placement à des fins d’assistance (art. 416–419 AP) 3 .
2. Les conditions du placement en général (art. 416 AP)
L’art. 416 al. 1 AP définit les conditions devant être réunies pour un placement
d’une manière qui, sur le fond, est très proche de l’art. 397a CC. Il faut que, en raison
de l’une des causes définies exhaustivement par la loi (infra 2.1), l’intéressé
ait besoin d’un traitement ou d’une assistance qui ne puissent lui être fournis
d’une autre manière (infra 2.2) que par le placement dans une institution appropriée
(infra 2.3). Ces trois éléments sont les conditions matérielles nécessaires
(qui ne sont pas simplement cumulatives, mais interdépendantes) du placement
à des fins d’assistance.
2.1. Les causes de placement
L’avant-projet en retient trois : les troubles psychiques, la déficience mentale et
le grave état d’abandon.
2.1.1. Le terme de troubles psychiques remplace celui de maladie mentale. Selon
la commission d’experts, il englobe toutes les pathologies mentales reconnues
en psychiatrie, à savoir les psychoses et les psychopathies (troubles de la
personnalité et névroses) ayant des causes physiques (exogènes, organiques,
symptomatiques) ou non (endogènes) ou encore les démences 4 , notamment la
démence sénile 5 .
1
Message concernant la modification du code civil suisse (privation de liberté à des fins d’assistance)
et le retrait de la réserve apportée à l’art. 5 CEDH, FF 1977 III 1 ss, spéc. p. 3/4, 9/10 et
20/21.
2
Rapport de la commission d’experts pour la révision totale du droit de la tutelle, Protection de
l’adulte (cité ci-après: Rapport), ch. 1.4.6 p. 15.
3
Cf. sur la problématique du traitement forcé la contribution d’Olivier Guillod, Traitement forcé:
des dispositions schizophrènes?, RDT 2003 p. 347 ss.
4
Concept qui définit actuellement toute altération acquise, lente et progressive, des fonctions intellectuelles,
affectant conjointement le caractère, l’activité volontaire, l’affectivité, les conduites so-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
339

ZVW 5/2003
Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance
On sait que la notion de maladie mentale de l’art 397a CC, qui est reprise de
l’art. 369 CC et date donc du début du vingtième siècle, est une notion juridique,
plus étroite que la notion médicale 6 . Elle vise en effet, selon la définition généralement
admise, «des troubles psychiques durables et caractérisés qui ont sur le
comportement extérieur de la personne atteinte des conséquences évidentes,
qualitativement et profondément déconcertantes pour un profane averti» 7 . L’utilisation
du terme plus moderne de troubles psychiques devrait permettre de rapprocher
médecins et juristes 8 , même si la notion de troubles psychiques au sens de
l’art. 416 AP ne saurait évidemment recouvrir toutes les catégories médicales de
troubles mentaux 9 . Ceux-ci doivent en tout cas atteindre un degré tel, respectivement
avoir des conséquences telles, que la question même d’un placement en institution
à des fins de traitement ou d’assistance se pose (cf. infra 2.2). Ainsi, par
exemple, l’anorexie mentale peut, suivant les cas, apparaître comme un trouble
relativement bénin ou au contraire justifier une hospitalisation forcée, certaines
formes extrêmes pouvant entraîner la mort 10 .
Le caractère étendu de la notion de troubles psychiques est illustré par le fait
que cette notion inclut selon la commission d’experts les dépendances (toxicomanie,
alcoolisme, pharmacodépendance), pour le motif qu’il est aujourd’hui
reconnu qu’elles relèvent du trouble psychique 11 . La disparition des causes de
placement que sont l’alcoolisme et la toxicomanie, qui sont actuellement spécifiquement
mentionnées à l’art. 397a CC, ne devrait ainsi pas avoir de conséquences
pratiques 12 . Elle présente en revanche l’avantage d’éviter la stigmatisation
tenace qui leur était attachée 13 .
2.1.2. La notion de déficience mentale succède à celle de faiblesse d’esprit, tombée
en désuétude. Elle recouvre les insuffisances de l’efficience intellectuelle,
qu’il s’agisse d’une carence du développement (arriération) ou d’altérations acciales
et les capacités d’adaptation du sujet (Pierre Juillet et al., Dictionnaire de psychiatrie, Éditions
du Conseil international de la langue française, Paris, 2000, p. 100).
5
Rapport, ad art. 377 AP p. 33.
6
Deschenaux/Steinauer, Personnes physiques et tutelle, 4 e éd. 2001, n. 88.
7
ATF 117 II 231 consid. 2a in fine; cf. ATF 118 II 254 consid. 4a.
8
Cf. Mario Etzensberger, Die «Fürsorgerische Unterbringung» und «Behandlung einer psychischen
Störung» aus der Sicht eines praktischen Psychiaters, in RDS 2003 p. 361 ss, 365.
9
A titre d’exemple, le Manuel diagnostique et statistique des troubles mentaux, élaboré par l’Association
américaine de psychiatrie et utilisé mondialement, répertorie seize catégories de troubles
et compte plus de mille pages dans sa quatrième édition en traduction française (Masson, Paris,
1996).
10
Cf. Juillet et al., op. cit., p. 30.
11
Rapport, ad art. 377 AP p. 33 et ad art. 416 AP p. 60.
12
Relevons que l’art. 15b de la loi fédérale sur les stupéfiants et les substances psychotropes (RS
812.121), aux termes duquel «les personnes dépendantes peuvent être placées ou retenues dans un
établissement approprié en vertu des dispositions du code civil suisse sur la privation de liberté à
des fins d’assistance», ne figure pas parmi les lois qui devraient être adaptées ensuite de l’adoption
de l’avant-projet. Il s’agit sans doute d’un oubli de la part de la commission d’experts.
13
Cf. Etzensberger, op. cit., p. 365.
340
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance ZVW 5/2003
quises (affaiblissement pouvant aboutir à un état démentiel irréversible) 14 . Dans
l’un et l’autre cas, le caractère, l’affectivité, le comportement social et l’adaptation
du sujet peuvent être conjointement affectés 15 , le cas échéant dans une mesure
telle que l’assistance nécessaire ne pourra être fournie qu’au moyen d’un
placement (cf. infra 2.2).
2.1.3. L’art. 416 AP reprend enfin comme cause de placement le grave état
d’abandon. Cette cause vise selon la jurisprudence un état de déchéance qui n’est
plus conciliable avec la dignité humaine 16 . Il faut considérer que l’état d’abandon
est grave lorsqu’une personne n’est plus capable de prendre seule les dispositions
minimales en matière d’hygiène et d’alimentation 17 .
La commission d’experts a apparemment jugé utile de maintenir le grave état
d’abandon comme cause autonome de placement, tout en soulignant qu’il est
très rare qu’une personne soit placée pour cette raison : en effet, cet état sera le
plus souvent lui-même la conséquence d’une déficience mentale, de troubles psychiques
ou d’une pathologie de dépendance 18 . De fait, le grave état d’abandon est
difficile à analyser comme une cause de placement, tant il se confond en réalité
avec la condition de cette mesure (à savoir un besoin d’assistance personnelle, cf.
infra 2.2), quelle qu’en puisse être la cause. D’un point de vue médical, ce n’est
d’ailleurs pas un diagnostic, mais un symptôme 19 . On ne saurait dès lors exclure
le risque que ce motif de placement puisse être vu comme une porte ouverte
pour détourner le caractère exhaustif de la liste des causes de placement 20 .
On peut en outre sérieusement se demander si un tel motif de placement est
couvert par l’art. 5 § 1 let. e CEDH, la notion de vagabondage énoncée par cette
disposition pouvant difficilement s’étendre à celle d’abandon. La Cour européenne
des droits de l’homme n’a pas eu à trancher cette question lorsqu’elle a
été soulevée récemment devant elle. La majorité de la Cour a en effet considéré,
dans le cas qui lui était soumis, que le placement de la requérante dans un foyer
médicalisé pour personnes âgées, en vue de lui procurer les soins médicaux nécessaires
et des conditions de vie et d’hygiène adéquates, ne constituait pas une
privation de liberté au sens de l’article 5 § 1 CEDH 21 .
Il n’existe pas de statistiques fédérales sur le nombre de cas de placement pour
cause de grave état d’abandon en Suisse. Ce nombre a été estimé à environ 300
cas par an. Toutefois, la plupart des cantons ne distinguent pas sur le plan statistique
cette cause de placement des autres causes mentionnées à l’art. 397a CC.
De plus, comme on l’a vu, le grave état d’abandon est très souvent lié à des causes
14
Juillet et al., op. cit., p. 94; cf. Rapport, ad art. 377 AP p. 32.
15
Juillet et al., op. cit., p. 94.
16
ATF 128 III 12 consid. 3.
17
Cf. le document cité sous note 22 infra, p. 63.
18
Rapport, ad art. 416 AP p. 60; cf. ATF 128 III 12 consid. 3.
19
Cf. le document cité sous note 22 infra, p. 65.
20
Cf. Deschenaux/Steinauer, op. cit., n. 1168.
21
Arrêt H.M. contre Suisse du 26 février 2002, reproduit in JAAC 2002 n° 106 p. 1273 ss, ch. 29–37;
cf. ch. 22–23 pour les arguments de la requérante et ch. 25–27 pour ceux du Gouvernement suisse.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
341

ZVW 5/2003
Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance
telles que la démence sénile ou la dépendance maladive à une substance. Ainsi,
sur 248 cas estimés pour toute la Suisse en 2001, le canton de Bâle-Ville annonce
à lui seul une estimation de 200 cas, pour la plupart liés à une démence sénile de
personnes isolées et impotentes; le Valais indique une estimation de 13 cas, tous
liés à d’autres raisons selon l’art. 397a CC; le canton de Zurich déclare 7 cas, dont
3 liés à d’autres raisons selon l’art. 397a CC, tandis que le canton de Vaud, comme
plusieurs autres, n’en annonce aucun 22 !
Il apparaît ainsi que le nombre de cas de grave état d’abandon qui ne peut pas
être appréhendé sur la base d’une autre cause de placement est extrêmement
faible. Il faut dès lors sérieusement se demander si ce motif de placement ne crée
pas en réalité plus de problèmes qu’il n’en résout, et s’il ne serait pas préférable
de le supprimer.
2.2. Le besoin de traitement ou d’assistance nécessitant un placement
Selon l’art. 416 al. 1 AP, le placement ne peut être décidé que si, en raison de
l’une des causes énoncées ci-dessus, la personne concernée a besoin d’un traitement
ou d’une assistance (infra 2.2.1) qui ne puissent lui être fournis d’une autre
manière que par le placement dans une institution appropriée (principe de proportionnalité,
infra 2.2.2).
2.2.1. Il faut d’abord, sous l’angle du besoin de traitement ou d’assistance, que
l’état de la personne en cause exige qu’une aide lui soit fournie, que des soins lui
soient donnés et qu’une protection au sens étroit lui soit assurée 23 . A l’instar de
l’art. 397a CC, l’art. 416 AP vise une assistance corporelle, immédiate, qui comprend
deux types de mesures: d’une part, des mesures thérapeutiques, que l’avantprojet
évoque expressément (notamment parce que le traitement devrait désormais
faire l’objet d’une réglementation au niveau fédéral); d’autre part, toute
forme d’assistance personnelle (notamment en ce qui concerne l’alimentation,
l’habillement et les soins corporels) dont une personne a besoin pour mener une
existence digne 24 .
A la différence de l’art. 397a al. 2 CC, l’art. 416 al. 2 AP mentionne expressément
la protection des tiers, qui doit aussi être prise en compte lors de l’appréciation
de la situation. En effet, bien que le placement à des fins d’assistance ait pour
but de protéger la personne concernée, empêcher une personne n’ayant plus tous
ses esprits d’attenter à la vie ou à l’intégrité corporelle de tiers fait aussi partie du
mandat qu’a l’autorité de protéger la personne concernée 25 .
Le placement à des fins d’assistance doit viser dans toute la mesure du possible
à exercer sur la personne placée une action thérapeutique et/ou éducative, de ma-
22
Réponse du Conseil fédéral suisse au rapport du Comité européen pour la prévention de la torture
et des peines ou traitements inhumains ou dégradants (CPT) relatif à sa visite effectuée en Suisse
du 5 au 15 février 2001, p. 65 s.
23
Deschenaux/Steinauer, op. cit., n. 1170.
24
Geiser, Basler Kommentar, Zivilgesetzbuch I, 2 e éd. 2002, n. 5 ad art. 397a CC.
25
Rapport, ad art. 416 AP p. 61; cf. déjà ATF 106 Ia 33 consid. 4a.
342
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance ZVW 5/2003
nière à lui permettre de vivre à nouveau une existence autonome en liberté. Parfois,
cependant, ce but ne peut guère être envisagé, notamment dans des cas de
déficience mentale sévère, ou dans le cas d’une personne âgée atteinte de démence
sénile. Le placement doit alors au moins assurer à l’intéressé l’assistance
personnelle nécessaire pour lui permettre de mener une vie conforme à la dignité
humaine 26 .
2.2.2. Comme le droit actuel, l’art. 416 al. 1 AP exige que la protection de l’intéressé
ne puisse être réalisée d’une autre manière que par une mesure aussi
grave que la privation de liberté, qui doit être considérée comme une ultima ratio.
Il s’agit d’une application du principe de proportionnalité, qui postule que
d’autres mesures moins contraignantes (telles que l’aide de l’entourage, l’aide sociale,
un traitement ambulatoire) aient été ou paraissent d’emblée inefficaces 27 .
A l’instar de l’art. 397a al. 2 CC, l’art. 416 al. 2 AP apporte une précision au
principe de proportionnalité, en disposant qu’il y a lieu de tenir compte de la
charge que la personne impose à ses proches. Dès lors, si le fait de s’occuper de la
personne à protéger représente une charge excessive pour son entourage, il y a
lieu de recourir à un placement en institution. Toutefois, comme le principe de
proportionnalité exige aussi que la mesure prise soit appropriée au vu de l’objectif
visé, il faut encore que la personne concernée puisse être placée dans une
institution adéquate 28 .
2.3. L’existence d’une institution appropriée
Pas davantage que le droit actuel ne définit la notion d’établissement approprié
29 , l’avant-projet ne définit celle d’institution appropriée.
2.3.1. La notion d’institution est comprise dans un sens très large par la commission
d’experts. Celle-ci indique en effet qu’il y a aussi placement à des fins
d’assistance lorsque, par exemple, sur décision de l’autorité, une personne âgée
qui ne peut plus vivre seule dans son appartement doit, contre son gré, aller vivre
chez sa fille 30 . Il n’est ainsi plus nécessaire, pour qu’on puisse parler de placement
à des fins d’assistance, que la liberté de mouvement de la personne placée soit
restreinte à tel point qu’il y ait véritablement privation de liberté au sens de
l’art. 5 CEDH. C’est d’ailleurs pour cette raison, ainsi que pour souligner les éléments
positifs de la mesure, que l’avant-projet utilise le terme de placement à des
fins d’assistance 31 . Une telle conception extensive ne peut qu’être saluée en tant
26
Geiser, op. cit., n. 9 des remarques préliminaires ad art. 397a–f CC.
27
Deschenaux/Steinauer, op. cit., n. 1171; cf. le principe général de subsidiarité exprimé à l’art. 375
AP.
28
Rapport, ad art. 416 AP p. 60.
29
Cf. ATF 121 III 306 consid. 2b sur la notion d’établissement, et ATF 112 II 486 consid. 3 sur la notion
d’établissement approprié.
30
Rapport, ad art. 416 AP p. 60.
31
Rapport, ch. 2.2.3 p. 59.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
343

ZVW 5/2003
Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance
qu’elle élargit le cercle des personnes susceptibles de bénéficier de la protection
accordée par la loi.
2.3.2. Pour que le placement au sens de l’art. 416 AP puisse être ordonné par
l’autorité, il faut que l’institution envisagée soit appropriée. Tel est le cas lorsqu’elle
est à même de fournir à la personne en cause le traitement ou l’assistance
correspondant au besoin qui a motivé le placement, en lui prodiguant notamment
tous les soins qu’exige son état 32 .
A l’instar de la loi actuelle, l’avant-projet n’interdit pas de prendre en considération
des établissements pénitentiaires. Toutefois, comme la privation de liberté
à des fins d’assistance ne peut intervenir que pour le bien de la personne concernée,
le Tribunal fédéral n’a admis le caractère approprié d’un établissement pénitentiaire
qu’à titre tout à fait exceptionnel, en posant des cautèles sévères. En
premier lieu, il faut que le placement dans un établissement pénitentiaire se révèle
indispensable, parce que l’intéressé représente un danger pour lui-même ou
pour d’autres personnes. En outre, il y a lieu dans tous les cas de poser des critères
sévères quant à l’établissement envisagé. Il ne faut pas perdre de vue qu’un
séjour dans un établissement pénitentiaire peut être stigmatisant et augmenter
les difficultés de réinsertion après la remise en liberté. Or l’un des buts de la privation
de liberté à des fins d’assistance est précisément d’exercer une action éducative
sur l’intéressé, en sorte de le mettre en situation, une fois sa liberté recouvrée,
de mener sa vie de façon autonome et dans le respect des règles établies 33 .
Ces réserves sont plus que jamais d’actualité, en particulier au regard de
l’art. 374 AP. Cette disposition rappelle en effet, au titre de principe général, que
les mesures prises par l’autorité sauvegardent les intérêts de la personne qui a
besoin d’aide et préservent sa dignité, en favorisant autant que possible l’autonomie
de la personne concernée. Dès lors, au sein même des mesures de placement
à des fins d’assistance, le placement dans un établissement de type pénitentiaire
doit constituer l’ultima ultimarum ratio, qui ne saurait en tout cas jamais
être justifiée par le seul manque de place dans des institutions appropriées.
Sur le plan statistique, l’enquête annuelle sur les effectifs de détenus dans les
établissements destinés à l’exécution des peines et des mesures et de la détention
préventive nous montre que de 1995 à 2002, 33 personnes en moyenne étaient
privées de liberté à des fins d’assistance dans un tel établissement au jour de relevé.
Le 4 septembre 2002, il y en avait 41, ce qui représentait 0,8% du total des
personnes détenues. En 2001, il y a eu 114 entrées et 10’845 journées de détention
pour ce motif 34 . On peut en inférer que la durée moyennes des mesures ainsi exécutées
a été d’environ trois mois. On peut par ailleurs déduire d’une comparaison
du nombre d’entrées dans un établissement de détention en 2001 par rapport au
32
Cf. ATF 114 II 213 consid. 7; 112 II 486 consid. 3 et 4c.
33
ATF 112 II 486 consid. 4b; cf. les arrêts non publiés 5C.11/2003 du 22 janvier 2003, consid. 2,
5C.250/2002 du 22 novembre 2002, consid. 2, et 5C.182/2001 du 18 juillet 2001, consid. 2.
34
Office fédéral de la statistique, Privation de liberté et détention préventive: effectifs au jour de relevé,
de 1991 à 2002, Neuchâtel, 2002, p. 3 et 6.
344
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance ZVW 5/2003
nombre total de mesures instituées en 2001 35 que 6% environ des mesures ordonnées
l’ont été dans un établissement de type pénitentiaire 36 . Il s’agit malgré
tout d’une proportion non négligeable, qui doit inciter à la vigilance dans l’application
des principes rappelés plus haut.
3. Questions particulières
3.1. Les conditions du placement à des fins d’expertise (art. 417 AP)
A la différence du droit actuel, l’art. 417 AP prévoit expressément qu’une personne
peut être placée dans une institution appropriée lorsqu’il n’existe pas
d’autre moyen pour établir si les conditions d’un placement à des fins de traitement
ou d’assistance sont réalisées. Cette formulation met l’accent sur le principe
de proportionnalité, qui présuppose d’abord que l’examen médical ait lieu dans
toute la mesure du possible de manière ambulatoire; lorsqu’un séjour en milieu
hospitalier se révèle indispensable, sa durée doit être restreinte au minimum nécessaire
37 . Toujours en vertu du principe de proportionnalité, un placement à des
fins d’expertise ne peut être ordonné qu’en présence d’indices concrets de la nécessité
urgente d’un placement à des fins de traitement ou d’assistance 38 . Il découle
au demeurant du texte clair de l’art. 417 AP qu’un placement à des fins
d’expertise n’est possible qu’aux fins d’établir s’il est nécessaire d’ordonner un
placement selon l’art. 416 AP, et non en vue de l’institution éventuelle d’une
autre mesure tutélaire 39 .
3.2. Les conditions de la libération (art. 418 AP)
Alors que l’art. 397a al. 3 CC prévoit que la personne concernée doit être libérée
dès que son état le permet, l’art. 418 al. 1 AP réglemente la libération de manière
un peu plus restrictive. Il prévoit en effet que la libération intervient dès
que les conditions du placement ne sont plus réunies. Cette formulation vise à
éviter que les patients quittent l’institution dès que la crise grave qui a motivé
leur placement est plus ou moins surmontée, sans prendre le temps d’attendre
que leur état se stabilise ou que l’encadrement nécessaire hors de l’institution ait
pu être mis en place; il s’agit en définitive de prévenir le risque (élevé) d’une nouvelle
hospitalisation à court terme 40 .
35
Selon le Tableau comparatif de la statistique tutélaire suisse, reproduit in RDT 2003 p. 79, il y a eu
1829 nouvelles mesures de privation de liberté à des fins d’assistance instituées en 2001.
36
Parmi la petite cinquantaine de recours contre des décisions prises en application de l’art. 397a CC
dont le Tribunal fédéral a eu à connaître en 2002, deux concernaient un placement dans un établissement
de type pénitentiaire. L’immense majorité des cas concernait des internements en clinique
psychiatrique.
37
Rapport, ad art. 417 AP p. 61.
38
Geiser, op. cit., n. 16 ad art. 397a CC.
39
Cf. pour le droit actuel Geiser, op. cit., n. 16 ad art. 397a CC.
40
Rapport, ad art. 418 AP p. 62.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
345

ZVW 5/2003
Abrecht, Les conditions du placement à des fins d’assistance
En dépassant la conception statique, valable uniquement pour un moment déterminé,
de l’art. 397a al. 3 CC, l’art. 418 al. 1 AP permet de mieux prendre en
compte les aspects à moyen terme et de mieux coller à la réalité 41 .Tant que l’état
du patient n’est pas suffisamment stabilisé, il faut en effet admettre que le besoin
d’assistance qui a motivé le placement subsiste dans la mesure où l’objectif de
mener à nouveau une existence autonome hors de l’institution (cf. supra 2.2.1)
apparaît voué à l’échec à court terme. En revanche, dès que l’assistance et/ou le
traitement encore nécessaires n’exigent plus impérativement le maintien en
institution, mais pourraient être fournis de manière ambulatoire, le placement ne
saurait se prolonger davantage que le temps indispensable pour mettre en place
l’encadrement nécessaire.
3.3. Les conditions du maintien en institution (art. 419 AP)
Toute personne entrée de son plein gré dans une institution doit pouvoir en
sortir en tout temps. L’art. 419 al. 1 AP le stipule clairement, quoiqu’a contrario,
puisqu’il prévoit comme seule exception à ce principe le cas des personnes traitées
pour troubles psychiques. Celles-ci pourront être retenues sur ordre du médecin-chef
pendant 48 heures au maximum, si elles risquent de porter une atteinte
grave à leur intégrité corporelle, ou si elles représentent un danger pour la
vie et l’intégrité corporelle de tiers. L’art. 419 al. 1 AP se réfère ainsi aux notions
d’auto- et hétéroagressivité, qui, quoique couramment utilisées dans la pratique,
sont absentes des art. 397a ss CC 42 .
4. Conclusion
La réglementation proposée par l’avant-projet en ce qui concerne les conditions
matérielles du placement à des fins d’assistance se borne pour l’essentiel à
reprendre les éléments qui sont actuellement concentrés dans le seul art. 397a
CC. Elle introduit toutefois une nouvelle terminologie, qui va souvent au-delà
d’une simple mise à jour en impliquant un élargissement du champ d’application
de la loi, comme c’est le cas des notions de troubles psychiques (cf. supra 2.1.1),
de placement et d’institution appropriée (cf. supra 2.3.1). A cet égard, de même
que dans les précisions qu’il apporte sur plusieurs questions particulières (cf. supra
3.2 et 3.3), l’avant-projet représente globalement une amélioration. Il laisse
en revanche en suspens plusieurs questions délicates, comme le grave état
d’abandon (cf. supra 2.1.3) et l’adéquation des établissements pénitentiaires pour
un placement à des fins d’assistance (cf. supra 2.3.2).
41
Etzensberger, op. cit., p. 365 s.
42
Etzensberger, op. cit., p. 366.
346
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
Olivier Guillod, Professeur, Directeur de l’Institut de droit de la santé, Université
de Neuchâtel / Noémie Helle, avocate, assistante et doctorante à
l’Université de Neuchâtel
Le traitement forcé dans le cadre de la privation de liberté à des fins d’assistance n’est pas à
l’heure actuelle réglé en droit fédéral. Selon le Tribunal fédéral, le Code civil ne règle que les
conditions de la privation de liberté (art. 397a CC). Il appartient dès lors aux cantons de
prévoir des bases légales pour l’administration d’un tel traitement. Les cantons ont fait un
usage très diversifié de cette faculté. L’avant-projet de réforme du droit de la tutelle entend
régler de manière uniforme et exhaustive le traitement forcé. Bien que l’un des buts de la révision
soit de promouvoir l’autodétermination de la personne, les dispositions concernant le
traitement forcé ne laissent qu’une place très réduite à la volonté de la personne placée en
raison de troubles psychiques. Le critère de la capacité de discernement (art. 16 CC) est remplacé
par celui, discutable, de la capacité de saisir la nécessité du traitement (art. 429 AP).
Cela revient à laisser presque toute latitude de décision au médecin-chef de l’établissement.
L’avant-projet procède également à une classification difficilement acceptable des patients
en fonction du type d’affection dont ils souffrent (psychique ou somatique), de leur mode
d’admission (volontaire ou non) au sein de l’établissement et de la nature de cette institution
(psychiatrique, home ou EMS), qui se répercute sur l’étendue de leurs droits.
Die Zwangsbehandlung: Bestimmungen aus dem Reich der Schizophrenie?
Die Zwangsbehandlung im Rahmen der fürsorgerischen Freiheitsentziehung ist im geltenden
Bundesrecht nicht geregelt. Nach der bundesgerichtlichen Rechtsprechung bestimmt
das Zivilgesetzbuch nur die Bedingungen der Freiheitsentziehung (Art. 397a ZGB). Deshalb
obliegt es heute den Kantonen, eine gesetzliche Basis zur Anwendung einer Zwangsbehandlung
zur Verfügung zu stellen. Die Kantone haben von dieser Kompetenz sehr
unterschiedlich Gebrauch gemacht. Der Vorentwurf zu einer Revision des Vormundschaftsrechts
(VE ZGB 2003) sieht eine einheitliche und abschliessende Regelung der
Zwangsbehandlung vor. Obwohl die Stärkung des persönlichen Selbstbestimmungsrechts
eine der Zielsetzungen der Gesetzesrevision darstellt, belassen die neuen Bestimmungen zur
Zwangsbehandlung nur sehr wenig Platz zur Durchsetzung des eigenen Willens von Personen,
welche infolge einer psychischen Störung untergebracht sind. Das Kriterium der Urteilsfähigkeit
(Art. 16 ZGB) wird, in diskutierbarer Weise, ersetzt durch die mangelnde
Fähigkeit zur Einsicht in ihre Behandlungsbedürftigkeit (wArt. 429 VE ZGB 2003). Damit
belässt man fast jeden Entscheidungsspielraum der leitenden Fachärztin oder dem leitenden
Facharzt der Einrichtung. Der VE ZGB 2003 nimmt zudem eine für die betroffenen Patienten
nur schwer zu akzeptierende Klassifikation vor mit Bezug auf die Formen körperlichen
oder seelischen Leidens, der Aufnahmebedingungen (freiwillig oder nicht) der Institutionen
und ihrer Zweckbestimmung (psychiatrisch, Heim, sozial-medizinisch), was die
Rechtsstellung der Betroffenen direkt beschlägt.
Trattamento coercitivo: disposizioni schizzofreniche?
Il diritto federale attuale non regola il trttamento coercitivo nell’ambito della privazione
della libertà a scopo di assistenza. Secondo il TF, il CC si limita a regolare le condizioni della
privazione della libertà (art. 397aCC).E’ compito allora dei cantoni di prevedere le basi legali
per la gestione di tale trattamento. I cantoni hanno fatto uso in modo molto vario di
questa facoltà. L’AP CC 2003 intende regolare in modo uniforme e esaustivo il trattamento
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
347

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
coercitivo. Malgrado che uno degli obiettivi della revisione è quello di promuovere l’autodeterminazione
della persona, le disposizioni concernenti il trattamento coercitivo non lasciano
che uno spazio molto ridotto alla volontà della persona collocata in conseguenza di
turbe psichiche. Il criterio della capacità di giudizio (art. 16 CC) è sostituito con quello, discutibile,
della capacità di comprendere la necessità del trattamento (art. 429 AP CC
2003).Ciò comporta una libertà quasi illimitata di decisione del medico capo dell’istituto.
L’AP CC 2003 inoltre procede a una classificazione opinabile dei pazienti in funzione del
tipo di infermità di cui sono affetti (psichica o somatica), del modo d’ammissione nello stabilimento
(volontario o coercitivo) e del carattere di questa istituzione (psichiatrica, home o
istituti medico sociali) che si ripercuote sull’estensione dei loro diritti.
1. Préambule
Fondamentalement, il n’y a aucune raison de traiter juridiquement de manière
différente les patients en psychiatrie et les patients en médecine somatique 1 : les
droits de la personnalité sont les mêmes pour tous. Mais tant les juristes que la
société tout entière ne regardent pas les patients psychiatriques comme les
autres. Les juristes ont des doutes lancinants quant à la capacité de discernement
des personnes atteintes d’affections psychiques 2 . La société a des peurs ancestrales
vis-à-vis de ceux qui sont perçus comme différents et qu’elle a successivement
appelés lunatiques, fous ou malades mentaux et placés dans des asiles à
l’écart de la vie sociale.
Les troubles psychiques déconcertent et sont susceptibles d’altérer les relations
personnelles. Ils sont souvent perçus (le langage est révélateur), comme affectant
l’essence de la personne, tandis que la maladie somatique, venue de l’extérieur,
n’affecterait que des parties du corps: on a la tuberculose, la grippe ou le
cancer, mais on est schizophrène, paranoïaque ou psychotique.
Déterminer si le législateur doit adapter la réglementation en fonction de ces
différences de réaction, au prix d’un éventuel affaiblissement de la cohérence du
droit, ou s’il doit imposer sa propre logique face aux réactions humaines irrationnelles,
est une question complexe. Le poids des mots et les malentendus ne
font qu’ajouter à la complexité. La notion de traitement forcé a une connotation
clairement négative. Mais elle est comprise très différemment selon les corps
professionnels (par exemple entre psychiatres et juristes 3 ) et même à l’intérieur
de ceux-ci. Parmi les juristes, on rencontre au moins deux conceptions du traitement
forcé: selon la première, que nous défendons, ne constitue un traitement
forcé que le traitement administré contre la volonté valablement exprimée d’un
1
Dans le même sens, Thomas Geiser, Die medizinisch-therapeutische Behandlung und Zwangsmassnahmen
im Lichte der geltenden Rechtslage und besonderer Berücksichtigung von Vormundschaftlichen
Fragestellungen, RDT 2001, p. 225, 233.
2
Pour des développements relatifs au discernement des personnes atteintes d’affections psychiques,
voir Olivier Guillod, Christian Haenni, Les droits des personnes en psychiatrie, Les cahiers de l’action
sociale et de la santé n° 15, Genève, 2001, p. 26ss.
3
Voir Olivier Guillod, Traitement ou contrainte: faut-il choisir?, Prescrire la contrainte, sous la direction
de J. Gasser et B. Yersin, Cahiers médico-sociaux, Genève 2000, p. 185s.
348
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
patient capable de discernement (manifestée sur le moment ou dans une directive
anticipée 4 ) ou de la personne habilitée à représenter un patient incapable de
discernement. Selon la deuxième, constitue un traitement forcé le traitement qui,
pour être administré, doit briser la résistance physique, ou simplement verbale du
patient, peu importe que ce dernier soit ou non capable de discernement.
La différence principale entre les deux conceptions tient au fait que selon la
première, le traitement administré en brisant la résistance physique d’un patient
incapable de discernement, mais avec l’accord de la personne habilitée à représenter
le patient, ne constitue pas un traitement forcé. L’élément déterminant, juridiquement
parlant, est la présence ou l’absence d’un consentement valable 5
(personnel ou par procuration), non pas des manifestations d’opposition qui
n’expriment pas une volonté que le droit doit prendre en compte. Par exemple,
on ne parle pas de traitement forcé dans le cas d’une injection consentie par les
parents d’un enfant de deux ans qui se débat pour y échapper et qui doit être immobilisé.
2. Rappel de quelques éléments de droit positif
Il résulte du droit fédéral, tant public (droits fondamentaux) que privé (droits
de la personnalité) que tout traitement, en tant qu’atteinte à l’intégrité physique
ou psychique, doit se fonder sur le consentement du patient (ou de la personne
habilitée à le représenter) ou sur une norme légale l’autorisant 6 . La Convention
européenne sur les droits de l’homme et la biomédecine 7 [CEDHB], du 4 avril
1997, confirme ce principe. L’article 5 CEDHB pose la règle du consentement
libre et éclairé du patient capable de discernement, sans prévoir d’exception.
Pour un patient incapable de discernement, le droit fédéral confie implicitement
les décisions de soins à son représentant légal, à un curateur ou à un représentant
privé 8 . L’article 6 CEDHB précise deux points importants: d’une part,
4
Sur le principe, le Tribunal fédéral a reconnu récemment la valeur de telles déclarations anticipées
de volonté, déjà admise dans de nombreux droits cantonaux: ATF 127 I 6, cons. 9a): «Eine urteilsfähige
Person kann sich durch eine entsprechende Willensäusserung unmittelbar vor der geplanten
Intervention oder in einem früheren Zeitpunkt (etwa mittels einer so genannten Patientenverfügung)
dagegen zur Wehr setzen und auf eine Behandlung verzichten».
5
D’où l’importance déterminante du discernement, une notion dont on connaît le flou. Il faut souligner
que le discernement est présumé, même chez une personne souffrant de troubles psychiques.
Dans l’ATF 127 I 6, 19s, les juges fédéraux ont rappelé que l’on ne pouvait pas déduire
une incapacité de discernement de l’existence d’une maladie mentale, de l’ambivalence née de décisions
successives de la personne n’allant pas dans le même sens concernant un type de traitement
ou encore du refus d’un traitement, par exemple des neuroleptiques, paraissant déraisonnable aux
yeux des médecins.
6
Cf. notamment ATF 114 Ia 350; ATF 117 Ib 197.
7
Signée, mais pas encore ratifiée par la Suisse: cf. le Message du Conseil fédéral du 12 septembre
2001 proposant au Parlement sa ratification: FF 2002 271. Les articles de la CEDHB cités dans
cette contribution seront tous directement applicables selon le Message: FF 2002 285.
8
Cf. Olivier Babaïantz, Les directives anticipées et la représentation thérapeutique, Cahier IDS
n° 6, Neuchâtel, 2002; Peter Breitschmid, Johannes Reich, Vorsorgevollmachten, ein Institut im
Spannungsfeld von Personen-, Vormundschafts-, Erb- und Obligationenrecht, RDT 2001 144; Pe-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
349

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
une intervention médicale ne peut être effectuée «que pour son bénéfice direct»
(art. 6 al. 1); d’autre part, l’intervention médicale doit se fonder sur «l’autorisation
de son représentant, d’une autorité ou d’une personne ou instance désignée
par la loi» (art. 6 al. 2 et 3), qui a le droit d’être informée par les soignants (art. 6
al. 4). Le fait qu’une autorisation doit être donnée pour effectuer une intervention
médicale présuppose logiquement qu’il ne peut y avoir identité entre le médecin,
auteur de l’intervention, et la personne qui doit l’autoriser 9 . Ce point est
confirmé par le fait que la personne donnant l’autorisation a le droit d’être informée
par le soignant. En ce sens, les législations cantonales qui confient la décision
de soins au médecin quand le patient est incapable de discernement et n’a
pas de représentant ne semblent pas conformes à la Convention. Cette dernière
n’indique en revanche rien quant à l’identité de la personne ou de l’autorité appelée
à consentir pour le patient: il appartient au droit national de les désigner.
Rejoignant l’interprétation faite en droit interne 10 , l’article 8 CEDHB dispose
qu’en situation d’urgence, «il pourra être procédé immédiatement à toute intervention
médicalement indispensable pour le bénéfice de la santé de la personne
concernée». Il accorde ainsi implicitement au soignant le pouvoir de décision,
dans les limites de l’intérêt thérapeutique manifeste du patient et de la nécessité
d’intervenir sans délai.
Le droit fédéral ne contient pas de base légale permettant le traitement forcé
d’un patient atteint de troubles psychiques 11 . Pour les personnes souffrant d’un
trouble mental grave, l’article 7 CEDHB prévoit, en dérogation aux articles 5 et
6 CEDHB, que: «La personne qui souffre d’un trouble mental grave ne peut être
soumise, sans son consentement, à une intervention ayant pour objet de traiter ce
trouble que lorsque l’absence d’un tel traitement risque d’être gravement préjudiciable
à sa santé et sous réserve des conditions de protection prévues par la loi
comprenant des procédures de surveillance et de contrôle ainsi que des voies de re-
ter Breitschmid, Ersatzlösungen anstelle der Errichtung einer Vormundschaft oder von vormundschaftlichen
Massnahmen: unter Berücksichtigung rechtsgeschäftlichen Handelns für Urteilsunfähige
allgemein und insbesondere bei Eingriffen in die körperliche Integrität, RDT 2003 p. 47–60;
Olivier Guillod/Philippe Meier, Représentation privée, mesures tutélaires et soins médicaux, in:
Famille et droit. Mélanges offerts par la Faculté de droit de l’Université de Fribourg à Bernhard
Schnyder à l’occasion de son 65 e anniversaire, Fribourg, 1995, p. 325–363. L’article 9 CEDHB prévoit
simplement qu’il faut prendre en compte les «souhaits précédemment exprimés au sujet d’une
intervention médicale par un patient qui, au moment de l’intervention, n’est pas en état d’exprimer sa
volonté».
9
Message, FF 2002 295s.
10
ATF 117 Ib 197/JT 1992 I 214; arrêt du Tribunal administratif genevois du 7 mars 1995, reproduit
in RDAF 1996 p. 64 et ss.
11
On laissera de côté ici le traitement forcé prévu dans la loi sur la lutte contre les épidémies (RS
818.101), de même que le traitement forcé administré dans le cadre des mesures prévues à l’article
43 du Code pénal (art. 59 selon la réforme acceptée le 13 décembre 2002, qui entrera en vigueur
probablement en 2005: cf. FF 2002 7658). Cf. ATF 127 IV 154 où le Tribunal fédéral arrive à la
conclusion que l’article 43 CPS est «eine bundesrechtliche Grundlage für die nach den Regeln der
ärztlichen Kunst und Ethik mit dem Heilungs- und Sicherungszweck im Einzelfall begründeten
Massnahmen», précisant bien que cela vaut «auch für ärztliche Massnahmen gegen den Willen des
Betroffenen (so genannte «ärztliche Zwangsmassnahmen») und – nach dem aktuellen Stand der
Wissenschaft – für die Behandlung mit Psychopharmaka».
350
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
cours». Cet article laisse donc la possibilité aux législateurs nationaux de prévoir
un régime spécial pour la catégorie particulière de patients souffrant d’un
trouble mental grave. Mais tant que le droit national n’a pas prévu de dispositions
protectrices de ces patients, l’article 7 CEDHB ne constitue pas une base légale
valable pour un traitement forcé.
Le Code civil règle les conditions auxquelles une personne peut être privée de
liberté à des fins d’assistance (art. 397a ss CC) mais il ne contient aucune disposition
relative aux traitements qu’une personne placée pourrait se voir imposer.
Le Tribunal fédéral a en effet considéré, à juste titre à notre sens, que la privation
de liberté et le traitement forcé touchaient des biens juridiquement protégés différents
(la liberté de mouvement d’une part, l’intégrité physique et psychique
d’autre part) et devaient donc se fonder sur deux bases légales distinctes 12 .
Vu le silence du droit fédéral, plusieurs cantons ont légiféré ces dernières années
pour adopter des bases légales formelles permettant le traitement forcé de
patients privés de liberté à des fins d’assistance 13 , voire, plus généralement, de patients
souffrant de troubles psychiques 14 . D’autres cantons n’ont, en revanche,
pas prévu de base légale justifiant un traitement forcé 15 . Par ailleurs, la plupart
des législations cantonales contiennent une base légale pour imposer un traitement
ambulatoire 16 .
La diversité des régimes juridiques cantonaux en la matière nous semble inopportune.
C’est pourquoi il est important que le futur droit de la protection de
l’adulte contienne des règles uniformes sur le traitement forcé. Nous allons main-
12
ATF 127 I 6; ATF 126 I 112; ATF 125 III 169 et les références à la jurisprudence antérieure.
13
L’article 67e bis de la loi argovienne d’introduction au Code civil (RS AG 210.100) prévoit ainsi que
pour les patients privés de liberté à des fins d’assistance séjournant à la clinique psychiatrique de
Königsfelden, des traitements et d’autres mesures médicalement indiqués selon le motif d’internement
peuvent être entrepris contre la volonté du patient pour autant que l’assistance nécessaire
ne puisse être garantie d’une autre manière. Le canton de Berne prévoit également une base légale
pour le traitement forcé des personnes placées à des fins d’assistance (art. 41 et ss de la loi sur la
santé publique du 2 décembre 1984, RS BE 811.01)
14
L’article 22 de la loi bâloise sur la psychiatrie du 18 septembre 1996 (RS BS 323.100) prévoit ainsi
qu’un traitement médicamenteux immédiatement nécessaire peut être administré à un patient incapable
de discernement si son représentant légal y a consenti ou si son médecin l’a décidé conformément
à l’article 13 alinéa 2 de la loi et que ce traitement restreint moins la liberté personnelle
du patient que d’autres mesures envisageables. La loi en question s’applique à tous les patients
psychiatriques quel que soit leur type d’entrée dans l’institution (volontaire ou sous un régime de
privation de liberté à des fins d’assistance). Le Tribunal fédéral a estimé que l’article 22 constituait
une base légale valable pour l’administration d’un traitement forcé (ATF 127 I 6).
15
Fribourg n’a ainsi pas de base légale pour le traitement forcé. L’article 48 de la loi de santé du 16
novembre 1999 (RS FR 821.0.12) prévoit qu’aucun soin ne peut être administré sans le consentement
libre et éclairé du patient capable de discernement. L’article 51 dit que pour les personnes incapables
de discernement, il faut rechercher la volonté exprimée par anticipation ou l’accord du
représentant légal. S’il n’existe ni directives anticipées ni représentant légal, le médecin recueillera
l’avis des proches, sauf en cas d’urgence où il traitera le patient selon ses intérêts objectifs en tenant
compte de sa volonté présumée. L’article 52 précise que les articles 48 et 51 s’appliquent également
aux patients privés de liberté à des fins d’assistance.
16
Tel est par exemple le cas du canton du Jura, article 20 de la loi sur les mesures d’assistance et la
privation de liberté du 24 octobre 1985 (RSJU 213.32), et de Neuchâtel, article 37 de la loi de santé
du 6 février 1995 (RSN 800.1)
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
351

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
tenant présenter, puis évaluer, les propositions de l’avant-projet dans ce domaine.
3. Les solutions de l’avant-projet
Selon la Commission d’experts, l’avant-projet règle de manière exhaustive «le
traitement d’un trouble psychique, en garantissant, dans la mesure du possible,
l’autodétermination de la personne concernée. Il est interdit à l’autorité de protection
de l’adulte d’ordonner un traitement ambulatoire contre la volonté de la personne
concernée» 17 .
D’un point de vue systématique, les dispositions relatives au traitement forcé
se trouvent dans le chapitre consacré au placement à des fins d’assistance ou
d’expertise (art. 416 à 430 AP). Pour rappel, une personne majeure peut être placée
dans une institution appropriée lorsque, en raison d’une déficience mentale
ou d’un grave état d’abandon, le traitement ou l’assistance nécessaires ne peuvent
lui être fournis d’une autre manière. La charge que la personne impose à ses
proches et la protection des tiers doivent être prises en compte (art. 416 AP).
L’avant-projet consacre plusieurs dispositions au traitement d’un patient atteint
d’un trouble psychique. L’article 427 AP régit les cas d’urgence, l’article 428
AP évoque le «plan de traitement», l’article 429 AP prévoit le traitement sans
consentement et l’article 430 alinéa 2 chiffre 2 AP institue un recours contre le
traitement de troubles psychiques. En outre, l’article 434 alinéa 4 AP prévoit que
si une personne incapable de discernement est placée à des fins d’assistance, les
dispositions relatives au placement (art. 416 à 430 AP) prennent le pas sur les
règles concernant la représentation dans le domaine médical (art. 434 à 436 AP).
Seuls les articles 427 et 429 AP traitent donc spécifiquement du traitement sans
consentement.
Selon l’avant-projet, un traitement urgent peut être administré immédiatement
à une personne placée en institution psychiatrique en raison d’un trouble
psychique si les soins médicaux sont indiqués, proportionnés et adaptés à la cause
du placement (art. 427 al. 1 AP). L’institution psychiatrique doit prendre en
considération la volonté de la personne concernée si elle en a connaissance
(art. 427 al. 2 AP). Le rapport précise qu’il y a urgence lorsque la personne souffrant
d’un trouble psychique tombe «dans un état dans lequel elle menace de se
tuer ou de se blesser, de tuer ou de blesser quelqu’un d’autre ou dans lequel elle se
déchaîne sur le mobilier» 18 . Il ne s’agit donc plus seulement de protéger la personne
atteinte d’une affection psychique, mais également les tiers, voire des biens
matériels. Le traitement ne peut être administré que si le comportement de la
personne résulte de la maladie qui a motivé son placement. Si la personne est
violente pour d’autres motifs, la Commission indique qu’elle devra faire l’objet
de mesures de police.
17
Rapport 2003, p. 3.
18
Rapport 2003, p. 66.
352
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
Si l’urgence n’est pas donnée, un plan de traitement écrit doit être établi sans
délai avec la personne concernée et éventuellement la personne de confiance désignée
par le patient, évoquée à l’article 426 AP (art. 428 al. 1 AP). Toute personne
séjournant dans une institution psychiatrique, qu’elle soit entrée volontairement
ou non, a le droit de faire appel à une personne de confiance qui a pour
mission de l’assister pendant le séjour en institution et jusqu’au terme de toutes
les procédures y relatives. La personne concernée et la personne de confiance
sont informées par l’équipe soignante sur tous les éléments essentiels du traitement
envisagé, en particulier sur la nécessité, le but, le type, les modalités et les
risques des soins, ainsi que sur d’autres possibilités de traitement. L’équipe soignante
doit prendre en considération la volonté de la personne concernée et s’efforce
d’obtenir son consentement (art. 428 al. 2 AP). L’avis du curateur habilité à
représenter la personne dans le domaine médical ou celui du mandataire pour
cause d’inaptitude sont pris en compte dans la mesure du possible (art. 428 al. 3
AP). La Commission précise que «le placement d’une personne n’implique en effet
pas automatiquement le droit de la traiter. Il faut au contraire tenter d’obtenir le
consentement de la personne concernée au traitement envisagé; il s’agit là d’une
condition primordiale au succès du traitement. Cela signifie donc que ses souhaits
en matière de traitement doivent être pris en compte dans toute la mesure du possible.
Le patient ne doit cependant pas abuser de ce droit aux fins d’empêcher son
traitement» 19 .
Si la personne concernée ne donne pas son accord au plan de traitement, l’article
429 AP s’applique. Son alinéa 1 prévoit que «le médecin-chef de l’institution
peut prescrire le plan de traitement, lequel doit être proportionné et adapté à la
cause du placement:
1. Si la personne concernée n’exprime aucune volonté ou s’oppose au traitement
parce qu’elle n’a pas la capacité d’en saisir la nécessité et
2. Qu’à défaut de soins sa santé est mise gravement en péril».
Il s’agit de conditions cumulatives.
La décision doit être communiquée à la personne concernée et indiquer les
voies de recours (art. 429 alinéa 2 AP). L’article 430 alinéa 2 AP prévoit que toute
requête ou recours doit être transmis sans délai à l’autorité de protection de
l’adulte. Le rapport précise que l’article 429 AP vise deux catégories de personnes:
premièrement, les personnes qui n’ont pas la capacité de jugement nécessaire
pour exprimer un consentement au traitement ou au contraire le rejeter.
Selon la Commission, il peut s’agir de personnes frappées de démence, d’une déficience
grave de l’intelligence ou de troubles de la personnalité. La seconde catégorie
est constituée de patients souffrant d’une maladie perturbant leur perception
(p. ex. les patients atteints de schizophrénie) ou les rendant incapables de
prendre une décision (p. ex. les personnes souffrant d’une dépendance). La Commission
considère que ces derniers comprennent la portée du traitement mais
19
Rapport 2003, p. 67. On appréciera la dernière phrase!
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
353

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
«ne sont cependant pas en mesure de consentir à un traitement approprié et ils expriment
leur opposition verbalement ou même physiquement parce qu’ils ne sont
pas à même d’évaluer raisonnablement leur situation en raison d’un état de faiblesse
affectant leur condition personnelle. Pour les patients du premier groupe
[ceux qui n’ont pas la capacité de jugement nécessaire], l’intervention en tant que
telle est admise généralement sans problème. Par contre, les personnes appartenant
au second groupe sont souvent vues comme de pauvres êtres manipulés et martyrisés
qu’il faut aider à se défendre contre une psychiatrie toute-puissante. L’expérience
faite pendant plusieurs années par les proches de tels malades, par le personnel
soignant et par d’autres personnes ayant à faire à ce genre de malades (p. ex.
voisins, autorités, juristes etc.) démontre à quel point il peut être préjudiciable de ne
pas les traiter. Les personnes bien intentionnées qui défendent la liberté de ces malades
ne se rendent souvent pas compte que cela fait bien longtemps que cette liberté
n’existe plus en raison de la maladie» 20 .
Les articles 434 à 436 AP établissent des règles nouvelles sur la représentation
dans le domaine médical. Il est prévu que si le patient est incapable de discernement
et qu’il n’a pas rédigé des directives anticipées suffisamment précises, le
consentement devra être donné par le mandataire pour cause d’inaptitude
(art. 370 AP) ou le curateur ayant cette mission (art. 381 AP), à défaut par le
conjoint ou le partenaire, voire un proche parent. En vertu de l’article 434 alinéa
4 AP, ces règles ne s’appliquent toutefois pas aux personnes incapables de discernement
placées à des fins d’assistance (selon les art. 416 à 430 AP).
Cela signifie que si une personne entrée volontairement dans une institution
psychiatrique devient incapable de discernement durant son séjour et que
l’équipe soignante estime qu’un traitement est nécessaire, celle-ci dispose de
deux solutions: soit elle applique les règles générales sur la représentation des
personnes incapables de discernement 21 et se conforme aux directives anticipées
du patient ou à la volonté de son représentant 22 ; soit elle décide de demander une
mesure de placement à des fins d’assistance. Le médecin-chef de l’institution est
compétent pour prononcer une telle mesure (art. 419 AP). Sa décision a toutefois
une durée limitée à 48 heures et est subordonnée à la réalisation de l’une des
deux conditions suivantes: le patient risque de porter une atteinte grave à son intégrité
corporelle ou représente un danger pour la vie ou l’intégrité corporelle de
tiers. Dans les autres cas, ou à l’échéance du délai de 48 heures, la compétence de
prononcer le placement appartient à l’autorité de protection de l’adulte (art. 420
AP) ou à un médecin habilité par le droit cantonal (art. 421 AP).
20
Rapport 2003, p. 68.
21
Articles 360 à 373 AP pour le mandat pour cause d’inaptitude au sens large et les directives anticipées
et l’article 434 AP pour la représentation dans le domaine médical.
22
Pour un exposé des différents types de représentation et les problèmes posés par l’avant-projet, cf.
Olivier Guillod, Noémie Helle, Mandat d’inaptitude, directives anticipées et représentation de la
personne incapable: porte ouverte à la confusion?, RDS 2003 I p. 291–309.
354
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
4. Appréciation critique
4.1 La volonté oubliée de la personne placée
L’un des buts de la révision du droit de la tutelle était de favoriser «l’autodétermination
de la personne ayant besoin de protection» 23 . Il faut toutefois constater
à la lecture de l’avant-projet que la volonté de la personne placée à des fins
d’assistance, qu’elle soit exprimée sur le moment ou dans des directives anticipées,
ou alors par un représentant dans le domaine médical, un mandataire tutélaire
ou une personne de confiance, est réduite à un rôle fort ténu.
En cas d’urgence comme pour l’établissement d’un plan de traitement, cette
volonté n’est en effet que «prise en considération dans la mesure du possible»
(art. 427 al. 2, 428 al. 2 et 3 AP). Si le patient refuse le plan de traitement défini
par l’article 428 AP, le médecin-chef doit déterminer s’il a ou non «la capacité de
saisir la nécessité du traitement» (art. 429 al. 1 ch. 2 AP) et, dans la négative, peut
administrer le traitement contre la volonté du patient, pour autant qu’il soit nécessaire
à la préservation de sa santé et en lien direct avec la cause du placement.
La lettre de l’article 429 semble s’écarter de la notion classique du discernement
qui détermine si une personne est apte ou non à décider valablement des
soins. Il ne s’agit plus de savoir si la personne est capable de discernement 24 , donc
de comprendre la situation dans laquelle elle se trouve, mais de déterminer si elle
a ou non la capacité de saisir la nécessité du traitement envisagé. Cela revient
pratiquement à poser l’équation qu’un refus de soins médicalement nécessaires
équivaut à une incapacité de droit.
Ce glissement nous paraît dangereux et peu en harmonie avec la jurisprudence
relative à la capacité de discernement. Le Tribunal fédéral a jugé qu’«en droit
suisse, la capacité de discernement est relative: elle ne doit pas être appréciée dans
l’abstrait, mais concrètement, par rapport à un acte déterminé, en fonction de sa nature
et de son importance» 25 et que cette capacité doit être présumée 26 . La maladie
mentale au sens de l’article 16 CC est une notion plus étroite que la notion
psychiatrique 27 : ce n’est pas parce qu’un psychiatre diagnostique une maladie
mentale chez une personne que celle-ci est incapable de discernement 28 .
Or, la Commission 29 et l’avant-projet semblent faire un amalgame entre absence
de capacité à saisir la nécessité du traitement et incapacité de discerne-
23
Communiqué de presse du Département fédéral de justice et police du 26 juin 2003.
24
L’article 16 CC prévoit que «Toute personne qui n’est pas dépourvue de la faculté d’agir raisonnablement
à cause de son jeune âge, ou qui n’en est pas privée par suite de maladie mentale, de faiblesse
d’esprit, d’ivresse ou d’autres causes semblables, est capable de discernement dans le sens de la présente
loi». Cf. Henri Deschenaux, Paul-Henri Steinauer, Personnes physiques et tutelle, 4 e édition,
Berne, 2001, p. 22 et ss.
25
ATF 117 II 231, consid. 2a) p. 232.
26
Notamment ATF 124 III 5, p. 8/JT 1998 I p. 361, p. 364.
27
En ce sens Deschenaux/Steinauer, op. cit., n° 88, p. 28.
28
Pour un exemple, cf. ATF 109 II 273.
29
Cf. Rapport p. 68.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
355

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
ment. Pour schématiser, la personne concernée qui s’oppose à son traitement est
forcément privée de la faculté d’agir raisonnablement au sens de l’article 16 CC.
Cette prémisse va à l’encontre de la présomption de capacité de discernement.
Elle contredit aussi la jurisprudence du Tribunal fédéral disant que ce n’est pas
parce qu’une personne refuse un traitement ou change d’avis à son propos
qu’elle est incapable de discernement 30 . Enfin, elle remplace l’évaluation d’une
capacité interne de la personne par l’examen de la conformité de sa décision à un
résultat fixé de l’extérieur. Elle nie donc l’autonomie individuelle puisqu’elle ne
l’accepte que si son exercice aboutit à une décision dans le sens préétabli par le
médecin. Or, on sait que des courants très divers partagent les psychiatres et que
la notion de «nécessité du traitement» est par conséquent loin d’être univoque.
La conséquence normale du constat de cette nouvelle sorte d’incapacité de discernement
présumée du patient consisterait à demander le consentement de la
personne apte à consentir valablement à sa place. Alors que l’article 434 AP prévoit
expressément une liste de personnes habilitées à représenter le patient dans
le domaine médical, l’avant-projet les écarte pour s’en remettre au médecin-chef.
C’est en ce sens que nous estimons que les dispositions de l’AP relatives au traitement
forcé dans le cadre du placement à des fins d’assistance sont «schizophrènes»:
tout en ouvrant la porte à la représentation dans le domaine médical,
elles la referment immédiatement pour les patients placés à des fins d’assistance.
Nous craignons que la solution retenue augmente les traitements forcés 31
puisque la volonté de la personne concernée, même exprimée valablement du
point de vue juridique, n’est plus forcément déterminante.
La réglementation proposée s’en remet finalement au médecin-chef car il lui
appartiendrait désormais d’apprécier si la personne s’oppose valablement au
traitement ou si elle le fait parce qu’elle n’a pas la capacité d’en saisir la nécessité.
Dès l’instant où le médecin estime que le traitement proposé est nécessaire,
il risque de considérer toute opposition comme l’expression d’une incapacité à
en comprendre la nécessité, quelle que soit la maladie psychique affectant la personne.
En outre, le danger de pratiques notablement différentes selon l’institution
psychiatrique et sa culture ne s’en trouvera pas diminué.
30
Cf. ATF 127 I 6, consid. 7b), p. 20: «Eine solche Ambivalenz weist nicht zwingend auf einen krankhaften
Zustand mit psychotischem Hintergrund und auf Urteilsunfähigkeit hin. Jedermann ist vielmehr
frei, einmal eingenommene Meinungen wieder in Zweifel zu ziehen und zu ändern, ohne Gefahr
laufen zu müssen, als urteilsunfähig bezeichnet zu werden. Die Ambivalenz bzw. Ablehnung
einer medikamentösen Behandlung ist im vorliegenden Fall zudem vor dem Hintergrund der konkreten
Umstände zu betrachten: Zum einen mag der Beschwerdeführer die Erfahrung gemacht haben,
dass – unabhängig von kurzfristigen Besserungen seines Zustandes – die Medikamente keine
anhaltende Heilungswirkung zeitigten und zusätzlich zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen bzw.
Konzentrationsschwierigkeiten führten. Zum andern lehnt sein privater Therapeut eine Behandlung
mit Neuroleptika aus grundsätzlichen Überlegungen ab. Der Umstand, dass der Beschwerdeführer
Vertrauen in seinen Therapeuten hat und auch mit dessen Unterstützung einer Medikation ablehnend
begegnet, kann demnach nicht ohne weiteres als Hinweis auf Urteilsunfähigkeit verstanden
werden».
31
Selon la conception que nous défendons, le traitement doit être considéré comme forcé lorsqu’il
est administré contre la volonté valablement exprimée du patient.
356
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
4.2 Tous les patients sont égaux ... mais certains le sont plus que d’autres
Sans raisons suffisamment fondées à notre avis, l’avant-projet traite différemment
plusieurs catégories de patients.
Les mieux lotis sont les patients somatiques, dont la volonté doit être respectée,
qu’elle soit exprimée sur le moment, dans des directives anticipées 32 ou par
un représentant 33 s’ils sont incapables de discernement. Un traitement entrepris
contre leur volonté serait illicite et pourrait donner lieu à réparation financière
en cas de dommage ou de tort moral.
Puis viennent les patients psychiques résidant volontairement (mais on connaît
l’ambiguïté de la notion, de nombreuses entrées qualifiées de «volontaires» n’en
méritant pas le nom). En principe, les mêmes règles s’appliquent à eux qu’aux patients
somatiques. Mais si l’équipe soignante estime qu’un patient psychique doit
être traité d’une certaine manière malgré son refus, elle peut demander au médecin-chef
de rendre une décision de placement, valable 48 heures. Durant cette
période, le patient change de statut et entre dans la catégorie des patients psychiques
placés à des fins d’assistance.
La volonté de cette troisième catégorie de patients est «prise en considération
dans la mesure du possible» dans l’élaboration d’un plan de traitement. S’ils s’opposent
à un traitement que le médecin juge nécessaire, ce dernier pourra considérer
qu’ils n’en comprennent pas la nécessité et les traiter contre leur gré. Il faut
espérer que ne proliféreront pas les «placements-alibis», motivés par le seul fait
qu’un patient entré volontairement ne peut être traité contre son gré. En outre,
comme de nombreuses institutions accueillent les deux dernières catégories de
patients, il faudra que le personnel médical soit au courant des conditions d’admission
de chaque patient.
4.3 Traitement forcé et mesures de contention
L’avant-projet réglemente également les mesures de contention prévues à
l’égard de personnes incapables de discernement résidant pour une durée prolongée
dans un home ou un établissement médico-social (EMS). Selon l’article
438 alinéa 1 AP, ces personnes ne peuvent être limitées dans leur liberté de mouvement
«que si cela est indispensable pour
1. prévenir un danger grave pour sa vie ou sa santé ou celles de tiers, ou
2. empêcher une grave perturbation de la vie communautaire».
L’alinéa 2 ajoute que la mesure doit être préalablement discutée avec la personne
concernée, sous réserve d’un cas d’urgence.
Si l’on se réfère à la systématique de l’avant-projet, une personne placée à des
fins d’assistance ne peut pas se voir infliger des mesures de contention, à moins
que l’institution appropriée de l’article 416 AP soit un home ou un EMS. De ma-
32
Article 373 AP.
33
Articles 360 et ss AP et article 434 AP.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
357

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
nière symétrique, une personne incapable de discernement résidant de manière
prolongée dans un home ou un EMS n’aura pas à subir un traitement forcé avant
que l’équipe soignante n’ait obtenu une décision de placement 34 .
Sur le plan procédural, l’avant-projet opère une distinction supplémentaire
entre mesures de contention et traitement forcé. L’article 439 AP prévoit que les
mesures de contention doivent faire l’objet d’un protocole détaillé, contenant le
nom de la personne concernée, celui de la personne ayant pris la décision, le but,
le type de la mesure ainsi que sa durée. La personne habilitée à représenter la
personne concernée dans le domaine médical est avisée de la mesure de contention
et dispose d’un droit d’accès au protocole, tout comme les personnes exerçant
la surveillance de l’établissement. La qualité pour recourir contre la mesure
de contention appartient à la personne concernée 35 ainsi qu’à ses proches.
Le traitement forcé ne fait quant à lui pas l’objet d’un protocole au sens strict.
Certes, il ne peut intervenir qu’une fois établi le plan de traitement écrit prévu
par l’article 428 AP, mais le médecin-chef n’a pas l’obligation de noter quels éléments
lui ont permis d’être certain que la personne concernée s’opposait au traitement
parce qu’elle n’en saisissait pas la nécessité. Cette lacune pourrait poser
des problèmes lorsque l’autorité de protection de l’adulte devra vérifier que
cette condition était bel et bien remplie dans le cas d’espèce. L’avant-projet
contient une autre bizarrerie sur le plan procédural, s’agissant du traitement
forcé: l’article 429 alinéa 3 AP prévoit en effet que la décision est communiquée
à la personne concernée avec indication des voies de recours, tandis que l’article
430 alinéa 2 chiffre 2 AP ouvre la qualité pour recourir contre le traitement d’un
trouble psychique à la personne concernée et à «un proche». Ce dernier ne devrait-il
pas être informé du prononcé de la mesure?
Pour notre part, nous estimons que mesures de contention et traitement forcé
devraient être soumis à des règles similaires, comme certaines législations cantonales
le font déjà 36 . Ces deux types de mesure restreignent certes des aspects différents
de la liberté personnelle mais, dans un cas comme dans l’autre, il s’agit de
graves atteintes à la liberté en question. Nous nous interrogeons aussi sur les justifications
et la portée pratique d’une différence de traitement entre les personnes
placées à des fins d’assistance (en vertu des art. 416 et ss AP) et celles incapables
de discernement résidant dans un home ou un EMS de manière
prolongée (au sens des art. 437 et ss AP), spécialement dans les institutions accueillant
ces deux catégories de personnes.
34
Qui, on l’a vu, peut émaner du médecin-chef (419 AP), pour une durée de 48 heures, ou de l’autorité
de protection de l’adulte (420 AP).
35
Il nous paraît plus que douteux qu’une personne incapable de discernement puisse recourir... cf.
Fabienne Hohl, Procédure civile, Tome I, Introduction et théorie générale, Berne, 2001, p. 96 n° 425
et ss, François Bohnet, Code de procédure civile neuchâteloise commenté, Bâle 2003, p. 32 ad art 22,
et pour la procédure civile unifiée, Nicolas Jeandin, Parties au procès Mouvement et (r)évolution
précis en vue du Code fédéral de procédure civile actuellement en préparation, Zurich; Bâle; Genève,
2003, p. 11.
36
Comme par exemple l’article 41 alinéa 2 de la loi bernoise de santé publique du 2 décembre 1984
(RS BE 811.01).
358
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes? ZVW 5/2003
4.4 Qui s’exprime pour le patient placé?
L’article 428 AP prévoit que le plan de traitement écrit est établi avec la personne
placée à des fins d’assistance et éventuellement sa personne de confiance
(au sens de l’art. 426 AP). L’avis du curateur habilité à représenter la personne
concernée dans le domaine médical et de son mandataire pour cause d’inaptitude
«sont pris en compte dans la mesure du possible».
Le curateur dans le domaine médical, désigné par l’autorité, le mandataire
pour cause d’inaptitude, constitué par le patient, et la personne de confiance
pourraient exister simultanément et exprimer des opinions divergentes. L’avantprojet
ne prévoit pas de règles de conflit entre ces différentes personnes à consulter
dans l’élaboration du plan de traitement d’un patient incapable de discernement.
On peut certes soutenir que cela n’a guère d’importance dans la mesure où
ces différentes opinions ne sont que «prises en compte» à ce stade, puis, ce qui est
regrettable à nos yeux, complètement oubliées au moment d’appliquer le plan de
traitement (art. 429 AP). L’équipe soignante risque néanmoins de se trouver dans
une situation délicate que l’on aurait pu clarifier.
5. Conclusion
Le placement à des fins d’assistance et le traitement forcé font assurément partie
des sujets qui plongent les juristes dans l’embarras. Comment en effet résoudre
au mieux juridiquement l’équation entre la volonté d’apporter de l’aide
aux personnes souffrant de troubles psychiques, le respect de leur liberté personnelle,
les difficultés rencontrées par le personnel soignant, la souffrance des
proches et l’incompréhension des tiers face à la maladie de la personne concernée?
La tentation est grande de s’en remettre entièrement aux psychiatres. La Commission
d’experts y a cédé pour les patients placés à des fins d’assistance, mais
pas pour les patients résidant volontairement dans une institution de soins. Ce
choix comporte des risques pour la liberté personnelle et pour l’égalité de traitement
des personnes concernées. Il conforte l’idée paternaliste de psychiatres sachant
mieux que le patient, ses proches et les personnes normalement chargées
de défendre ses intérêts ce qui est bon et nécessaire pour lui. Il n’est pas question
de remettre en cause ici les qualités professionnelles et humaines des équipes soignantes,
mais certaines options législatives. Nous estimons que l’avant-projet ne
fournit pas un cadre législatif suffisamment clair, cohérent et respectueux de la liberté
individuelle.
La Commission a également choisi d’ancrer dans la loi la différence de perception
entre les personnes souffrant d’affections somatiques ou psychiques. Les
premières gardent la possibilité de prendre toute décision en matière thérapeutique,
y compris celle de refuser un traitement vital. Elles peuvent anticiper l’avenir
en rédigeant des directives anticipées contraignantes et en désignant un représentant.
Les secondes n’ont les mêmes droits que si elles ne font pas l’objet
d’une décision de placement car, dans ce cas, la probabilité devient forte que la
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
359

ZVW 5/2003
Guillod/Helle, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?
décision finale revienne au seul médecin. L’avant-projet constitue à notre sens un
retour en arrière par rapport à certaines législations cantonales 37 . Sous le couvert
d’une uniformisation du droit en matière de traitement forcé, la liberté personnelle
de certains patients se trouve restreinte.
Les directives anticipées et la désignation d’un représentant dans le domaine
médical se révèlent particulièrement utiles dans deux domaines: les choix de fin
de vie et la détermination de traitements en cas de troubles psychiques récurrents.
Pourquoi ces décisions anticipées mais prises librement et délibérément
vaudraient-elles pour des affections futures de nature somatique et non psychiatrique?
L’avant-projet nie que le choix préalable fait avec un discernement entier
par un patient psychique placé doive être respecté.
A notre avis, les mêmes mécanismes de décision devraient valoir pour tous les
patients. Il faut cesser de considérer que toute décision émanant d’un patient
psychique est une décision irraisonnée ou déraisonnable. Il faut, plus encore, cesser
d’avoir peur de ces décisions, même, ou surtout, quand elles nous dérangent.
37
Notamment le droit fribourgeois, cf. note 15.
360
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht ZVW 5/2003
Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht
Prof. Dr. iur. Cyril Hegnauer, Wädenswil
Das ZGB von 1907 gewährleistet keine genügende Aufsicht über die Anwendung des Kindesschutz-
und Vormundschaftsrechts. Namentlich ist die Aufsicht über die Vormundschaftsbehörden
lückenhaft und fehlt eine solche über die kantonalen Aufsichtsbehörden.
Der VE 2003 ändert an der Aufsicht über den Beistand wenig. Die gerichtliche Beurteilung
von Beschwerden gegen die Erwachsenenschutzbehörde wird in einem besonderen Verfahrensgesetz
einheitlich geregelt, die übrige Aufsicht aber in eine Verordnung verwiesen. Wegen
des Schwächezustandes der Betroffenen kommt jedoch der Aufsicht von Amtes wegen
weiterhin grosse Bedeutung zu. Sie muss daher neben der gerichtlichen Aufsicht im Gesetz
gewährleistet sein. Auch ist Oberaufsicht des Bundes unausweichlich. Die begutachtende
Aufsicht durch kommunale und kantonale Ombudsstellen ist zuzulassen. Zu erwägen sind
selbständige Beschwerdebefugnisse kantonaler Sozialdienste und bundesrechtliche Ordnung
der Aufsicht über Wohn- und Pflegeeinrichtungen.
Structure de la surveillance tutélaire
Le Code civil de 1907 ne garantit pas une surveillance suffisante de la mise en œuvre du
droit de la protection de l’enfant et du droit de la tutelle. En fait, la surveillance des autorités
de tutelle est lacunaire et il manque une autorité qui excerce la surveillance des autorités cantonales
de surveillance. L’AP CC 2003 modifie peu la surveillance du curateur. Les décisions
rendues par un tribunal sur recours contre les actes des autorités de protection de
l’adulte seront réglées dans une loi spéciale de procédure, pour le surplus la réglementation
de la surveillance est renvoyée à une ordonnance. L’état de faiblesse des personnes concernées
exige cependant d’accorder une grande importance à la surveillance exercée d’office.
Elle doit ainsi trouver une place dans la loi, aux côtés de la surveillance intervenant par le
biais de procédures judiciaires. Une surveillance exercée par la Confédération est également
incontournable. La surveillance exercée par les ombudsmen communaux et cantonaux qui
rendent des avis sur les litiges qui leur sont soumis doit être autorisée. Il faut se demander s’il
ne serait pas nécessaire d’accorder la qualité pour recourir aux services sociaux des cantons,
ainsi que de régler au niveau fédéral la surveillance exercée sur les homes et établissements
médico-sociaux.
Struttura della sorveglianza tutelare
Il CC del 1907 non garantisce una sufficiente sorveglianza sull’impiego del diritto di protezione
dei minori e di quello tutelare. Perciò la sorveglianza sulle autorità tutelari è lacunosa
e manca quella sulle stesse autorità cantonali di sorveglianza. L’AP CC 2003 non cambia
molto la sorveglianza sul curatore. La decisione giudiziaria su ricorsi contro le autorità di
protezione degli adulti sarà regolata in modo uniforme con una speciale legge di procedura
mentre che l’ulteriore sorveglianza sarà oggetto di un’ordinanza. Pure in conseguenza dello
stato di debolezza degli implicati, la sorveglianza d’ufficio riveste come sinora una grande
importanza. Di conseguenza deve essere ancorata nella legge accanto alla sorveglianza giudiziaria.
Anche la sorveglianza superiore della Confederazione è indispendsabile. La sorveglianza
consultiva dei difensori civici comunali o cantonali è ammissibile. Da prevedere
sono le facoltà di ricorso indipendenti dei servizi cantonali e un ordinamento del Consiglio
federale sulla sorveglianza di case e istituzioni di cura.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
361

ZVW 5/2003
Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht
1. Begriff und Bedeutung der Aufsicht
Das Kindesschutz- und Vormundschaftsrecht – Teil des Bundeszivilrechts –
wird durch staatliche Organe – vormundschaftliche Behörden, Vormund und
Beistand – von Amtes wegen angewendet. Gerichtlicher Prüfung unterliegen jedoch
nur Anordnung und Aufhebung bestimmter abschliessend aufgezählter
Massnahmen,Art. 44 lit. d–f OG. Im übrigen ist die Sicherung richtiger Gesetzesanwendung
Sache der Aufsicht oder – gemäss den romanischen Begriffen: surveillance,
sorveglianza – der Überwachung.
Aufsicht stellt nicht hinter jedes Organ einen Aufseher, sondern vergewissert
sich in geeigneter Weise, ob die auf sorgfältiger Auswahl gegründete Vermutung,
dass jedes Organ seine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt, zutrifft
und sieht wo nötig zum Rechten.Aufsicht umfasst zunächst die Behandlung
von Beschwerden Betroffener. Sie wird ergänzt durch die Aufsicht von Amtes
wegen: die Behörde greift von sich aus ein, sobald sie auf andere Weise von fehlerhaftem
Tun oder Unterlassen Kenntnis erhält, und nimmt Inspektionen vor.
Aufsicht ist im Verhältnis zum materiellen Recht sekundär und unspektakulär.
Sie figuriert nicht im Schaufenster der Gesetzgebung, sondern hat ihren unscheinbaren
Platz im Hintergrund. Und dennoch ist sie notwendig und wichtig.
Die Sorgfalt, die ein Gesetzgeber an die Aufsicht wendet, ist Gradmesser dafür,
wieviel oder wiewenig ihm an richtiger Rechtsanwendung gelegen ist. Die Folgen
ungenügender Aufsicht mögen beim Kindes- und Erwachsenenschutz weniger
offenkundig sein als beim Bruch einer Staumauer oder bei Zahlungsunfähigkeit
einer Bank; den Schutzbedürftigen treffen sie nicht weniger empfindlich.
2. Die Aufsicht nach dem ZGB von 1907 1
A. Die Vormundschaftsbehörde übt gegenüber Vormund und Beistand der Sache
nach – das Gesetz verwendet das Wort nicht – Aufsicht aus:
– von Amtes wegen umfassend durch Prüfung und Genehmigung der periodischen
Berichte und Rechnungen; wo nötig, verlangt sie Behebung des Fehlers
und trifft die zur Wahrung der Interessen des Betroffenen nötigen Massregeln,
Art. 423 1,2 , auch disziplinarische, Art. 445–447;
– punktuell durch Beurteilung von Beschwerden des Betroffenen oder eines Interessierten,
Art. 420 1 , und
– durch Mitwirkung bei bestimmten Geschäften, z.B. Art. 398ff., 421, was Prüfung
der Vorbereitung durch Vormund oder Beistand einschliesst.
B. .a. Aufgaben der als Aufsichtsbehörde bezeichneten Instanz sind:
– die Beurteilung von Beschwerden gegen primäre Anordnungen und gegen Beschwerdeentscheide
der Vormundschaftsbehörde, Art. 420 2 , 388 , 450,
1
Nicht einzugehen ist hier auf die mögliche Zweistufigkeit der Aufsicht, Art. 361 2 , und die Familienvormundschaft,
Art. 362–366 ZGB.
362
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht ZVW 5/2003
– die Mitwirkung bei vom Vormund oder Beistand und/oder von der Vormundschafsbehörde
vorbereiteten Geschäften, Art. 422, 265 3 , 398ff.,
– wenn vom Kanton vorgesehen, die Nachprüfung von Berichten und Rechnungen,
Art. 423 3 .
b. Von einer allgemeinen Aufsicht der Aufsichtsbehörde über die Vormundschaftsbehörden
und mittelbar über Vormund und Beistand sagt das Gesetz
nichts, doch kommt sie ihr nach der Lehre zu 2 . Die Kantone haben nach Art. 425
Bestimmungen über die Mitwirkung der Behörden aufzustellen. Darunter befinden
sich auch solche über die Kontrolle des Mündelvermögens 3 . Zudem macht
die kantonale Praxis – wenn auch zurückhaltend und unterschiedlich – Gebrauch
von der Befugnis zum Einschreiten von Amtes wegen 4 .
c. Der Ombudsmann, der seit 1971 in verschiedenen Städten und Kantonen
Fuss gefasst hat, ist jedenfalls in Kantonen mit administrativer vormundschaftlicher
Organisation auch zur Behandlung von Beschwerden im vormundschaftlichen
Bereich zuständig und damit – wenn auch nur in begutachtender, nichtautoritativer
Funktion – an der Aufsicht beteiligt 5 .
C. Einigermassen eindeutig ist die Ordnung der Aufsicht der Vormundschaftsbehörde
gegenüber Vormund und Beistand. Im übrigen aber ist ein klares Bild
wegen des beträchtlichen kantonalen Spielraumes kaum zu gewinnen. Gilt dies
schon für die durch die Beurteilung von Beschwerden nach Art. 420 geübte Aufsicht
6 , so fehlt erst recht der Überblick über die Handhabung der allgemeinen
Aufsicht über Vormund, Beistand und Vormundschaftsbehörde, über den Umfang
von Inspektionen und deren Ergebnisse wie auch über die praktische Anwendung
des im Grundsatz bejahten Eingreifens von Amtes wegen. Mangels
Aufsicht über die kantonalen Aufsichtsbehörden besteht auch kein Überblick
über deren Tun und Lassen. – Selbst wohlwollendste Beurteilung vermag der
Aufsicht nach dem ZGB von 1907 das Zeugnis der Bewährung nicht auszustellen.
Die durch Druckmedien aufgedeckten schweren vormundschaftlichen Missgriffe
gegenüber den «Kindern der Landstrasse» dürften zu einem wesentlichen
Teil dem Versagen der Aufsicht anzulasten sein. Nicht auszuschliessen ist, dass
Ombudsstellen, Rechtsauskunfteien und Beratungsdiensten von weitern «Leichen
im Keller» des Vormundschaftswesens wissen. Gehört die Weiterführung
gegenstandslos gewordener Massnahmen zu den relativ harmlosen Folgen un-
2
Egger, Zürcher Kommentar Art. 420 N 2f.; Schnyder/Murer, Berner Kommentar Art. 361 N 67;
Geiser, Die Aufsicht im Vormundschaftswesen, ZVW 1993 216; Langenegger, Basler Kommentar
Art. 361 N 4.
3
Egger, Einl. N 16, Art. 425 N 2f.; Geiser Basler Kommentar Art. 425 N 5ff.
4
Brühlmeier ZVW 1978 131; Podium ZVW 1993 229.
5
Hegnauer, Die Zuständigkeit des kommunalen Ombudsmannes in Vormundschaftssachen, ZVW
1999 254; derselbe, Von der Mühsal eines Privatvormundes, ZVW 2001 13; derselbe, Einsicht des
Ombudsmannes in Vormundschaftsakten, ZVW 2002 188; derselbe, Ombudsmann und Vormundschaftsrecht,
in: 25 Jahre Ombudsmann/Ombudsperson des Kantons Zürich (Hrsg. Ombudsmann
des Kantons Zürich), 2003 117.
6
Schnyder, Zur Vormundschaftsbeschwerde nach Art. 420 ZGB, ZVW 2002 75.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
363

ZVW 5/2003
Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht
genügender Aufsicht, so verhält es sich anders mit der Verschleppung der Berichterstattung
und Rechnungslegung, der Blockierung überfälliger Massnahmen
durch unausgetragene negative Kompetenzkonflikte, der durch Steuervorteile
und Willfährigkeit der Behörden manipulierten Begründung örtlicher
Zuständigkeit, der Hilflosigkeit von Behörden vor ungewöhnlichen menschlichen
Verstrickungen oder finanziellen Problemen in der Grössenordnung neunstelliger
Frankenbeträge, oder dem statistisch begründeten Verdacht extrem ungleicher
Anwendung oder Nichtanwendung von Schutzmassnahmen in den
Kantonen. Die klaffenden Lücken der Aufsicht im Recht von 1907 sind bedingt
durch die besondere historische Problematik der Vereinheitlichung des Vormundschaftsrechts
7 . Sie zu schliessen, gehört zu den wichtigen und zugleich
schwierigen Aufgaben der Revision.
3. Die Aufsicht im Vorentwurf (VE) von 2003
A. Die Aufsicht der Erwachsenenschutzbehörde – wie die Vormundschaftsbehörde
nun heisst und die auch Kindesschutzbehörde ist – über den Beistand –
in dem auch der bisherige Vormund aufgeht – bleibt der Sache nach im wesentlichen
unverändert (vorn 2 A),Art. 398, 403, 404, 407, 412, 414 (Bericht 50–56). Um
die eigenständige Bedeutung der persönlichen Betreuung hervorzuheben, werden
aber die Rechnungsablage,Art. 398, und die Berichterstattung über die Ausübung
der Beistandschaft und die Lage des Betroffenen, Art. 402 Abs. 1, getrennt.
Über die Anlage und Aufbewahrung des Vermögens und die
Rechnungsführung erlässt – das ist überfällig – der Bundesrat Ausführungsbestimmungen,
Art. 396 3 , 398 3 VE.
B. Nach Art. 444 bestimmen die Kantone die Aufsichtsbehörden über die Erwachsenenschutzbehörden,
Abs. 1, entscheidet über Beschwerden ein Gericht,
Abs. 2, und erlässt der Bundesrat Bestimmungen über die Aufsicht, Abs. 3. Der
Bericht erläutert: Die Kantone können die Aufsicht ausserhalb der Beurteilung
von Beschwerden, insbesondere die administrative Aufsicht einem nichtgerichtlichen
Organ anvertrauen; die bundesrätlichen Bestimmungen sollen die einzelnen
Aufgaben der Aufsicht konkretisieren und damit für eine gewissen Einheit in
der administrativen Aufsicht sorgen; wichtig sei vor allem, im Bereich der Mandatsführung
Impulse zu geben und zu versuchen, die Qualität der Leistungen des
Erwachsenenschutzes zu verbessern; allerdings unterstehe die Erwachsenenschutzbehörde
in bezug auf Geschäfte, die sie als Fachgericht behandle, nicht
einer spezifischen Aufsicht. «Hier kann die Aufsichtsbehörde nur als
Rechtsmittelinstanz Korrekturen anbringen» (S. 80). Das Beschwerdeverfahren
vor der gerichtlichen Aufsichtsbehörde wird in Art. 45–56 VE für ein Verfahrensgesetz
geregelt.
7
Egger Einl. N 15, Art. 361 N 5f., 18f., 22f., Art. 420 N5; Schnyder/Murer Berner Kommentar
Art. 361 N 2ff.
364
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht ZVW 5/2003
4. Beurteilung der Aufsicht im VE 2003
A. Der bei der Neugestaltung der Schutzmassnahmen lebhafte Atem des VE
und des Berichtes geht bei der Aufsicht deutlich leiser.Art. 444 enthält hiezu nur
Fragmente. Sie lassen zwar die Unterscheidung einer Aufsicht durch gerichtliche
Beurteilung von Beschwerden und eines im Bericht als administrative Aufsicht
bezeichneten weiteren Bereichs erkennen. Die materielle Regelung beider ist jedoch
ausgelagert: die der gerichtlichen Aufsicht in den VE für ein Verfahrensgesetz
8 , die der administrativen Aufsicht in eine bundesrätliche Verordnung. Der
disparate Spagat einer gerichtlichen de Luxe-Aufsicht auf Gesetzesstufe und
einer reinen Delegationsnorm für die übrige Aufsicht scheint letzterer nur sekundäre
Bedeutung beizumessen. Nun wird zwar die im Beschwerdeverfahren
geübte Aufsicht durch Ausdehnung der Beschwerdebefugnis auf nahestehende
Personen, Art. 407 VE, Art. 48 Ziff. 2 VE/Verfahrensgesetz, erweitert. Dennoch
besteht wegen des Zustandes der Personen, um deren Schutz es hier geht, keine
Gewähr, dass gegen fehlerhaftes Verhalten oder Unterlassen von Beiständen
oder Behörden die gerichtliche Aufsicht wirksam wird. Denn eine Beschwerde
kann wegen Urteilsunfähigkeit, Unbeholfenheit, Einschüchterung, Resignation,
Rechtsunkenntnis, Gleichgültigkeit, Scheu vor Umtrieben oder Kosten unterbleiben.
Die Aufsicht von Amtes wegen behält daher auch im kommenden Recht
neben der gerichtlichen Aufsicht für die Verwirklichung des angestrebten
Schutzes wesentliche Bedeutung. Das Gesetz darf sie nicht im Dunkel einer
Blankettnorm lassen.
B. Das brennende Problem der Aufsicht von Amtes wegen wird im VE und im
Bericht mit Stillschweigen übergangen. Doch findet sich wenigstens im Bericht
zum VE/Verfahrensgesetz die Bemerkung, die gerichtliche Aufsichtsbehörde
könne auf Grund des Offizialprinzips, Art. 14 Abs. 2, im Beschwerdeverfahren
die angefochtene Anordnung durch eine einschneidendere ersetzen, müsse den
Beteiligten aber vorher Gelegenheit zur Stellungnahme geben (S. 36). Offen
bleibt, was geschieht, wenn bei Rückzug der Beschwerde die Erwachsenenschutzbehörde
ihren Entscheid nicht in der von der Aufsichtsbehörde für richtig
erachteten Weise ändert.
C. Über den Inhalt der bundesrätlichen Vorschriften erlaubt der Bericht nur
vage Mutmassungen. Sollen diese, wie gesagt wird, eine gewisse Einheit der administrativen
Aufsicht erzielen, so bedeutet das offenbar zunächst, dass die Kantone
dies innerhalb eines bundesrechtlichen Rahmens ordnen, und sodann, dass
eine Oberaufsicht des Bundes nicht vorgesehen ist. Eine solche müsste ja im Gesetz
enthalten sein (vgl.Art. 45 3 ZGB in der Fassung von 1998).Wenn im weitern
– an sich lobenswert – als Ziel der Verordnung erwähnt wird, durch Impulse im
Bereich der Mandatsführung den Erwachsenenschutz zu verbessern, so hat das
mit Aufsicht im Sinne der Überwachung richtiger Gesetzesanwendung wenig zu
8
Freilich ohne ausdrücklichen Verweis im Unterschied etwa zu Art. 443 3 .
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
365

ZVW 5/2003
Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht
tun und gehört eher zu den Hilfsstrategien der Unterstützung, Bildung und Zusammenarbeit,
Art. 445–447. Die zahme Umschreibung lässt zugleich vermuten,
dass Kontrollen nicht vorgesehen sind.
D. Die Bilanz ist ernüchternd. Zwar wird die gerichtliche Aufsicht gestärkt. Die
weiterhin unentbehrliche Aufsicht von Amtes wegen bleibt dagegen im Ungewissen.
Die Dominanz der gerichtlichen Aufsicht dürfte bestehende kantonale
Ansätze der Aufsicht von Amtes wegen und überdies die empfehlende Kontrolle
kantonaler und kommunaler Ombudsmänner ausschliessen. Die sog. administrative
Aufsicht scheint sich in Palliativmassnahmen zu erschöpfen und im übrigen
den Kantonen überlassen zu werden 9 . Insgesamt lässt der VE wesentliche Mängel
der bisherigen Aufsicht bestehen und erscheint teilweise sogar als Rückschritt.
5. Anforderungen an die Aufsicht im künftigen Recht
A. Bestimmt das Bundesrecht die Organe des Erwachsenenschutzes – nur ihre
Bestellung ist den Kantonen überlassen, Art. 443/444 VE – so verlangt die Sachlogik,
dass es auch die Aufsicht über deren Tätigkeit einheitlich ordnet. Dafür
genügt nicht, dass die Kantone die Aufsichtsbehörden bezeichnen. Das Gesetz
muss auch die allgemeine Aufsicht über die Erwachsenenschutzbehörden auftragen
(vgl.Art. 45 1 ZGB).Wird wie in Art. 444 2 VE die Beurteilung von Beschwerden
einem Gericht vorbehalten, so muss das Gesetz gleichzeitig festhalten, dass
gegen Fehlverhalten und Ungenügen auch von Amtes wegen einzuschreiten ist.
Die gerichtliche Beurteilung von Beschwerden ist nicht Selbstzweck und darf
darum nicht den Angelpunkt der Aufsicht bilden. Gerichtliche Aufsicht und Aufsicht
von Amtes wegen müssen funktionsgerecht aufeinander abgestimmt werden.
Auch aus Art. 6 EMRK kann kein Primat der gerichtlichen Aufsicht abgeleitet
werden. Der zivilrechtliche Anspruch auf gebührenden Schutz umfasst
neben der Abwehr unnötiger Massnahmen auch die Anordnung zu Unrecht unterbliebener.
B. Bei der Beschwerde an die Erwachsenenschutzbehörde, Art. 407 VE, und
bei der an die gerichtliche Aufsichtsbehörde, Art. 48 VE Verfahren 2003, wäre
zu überlegen, ob nicht auch bestimmten von den Kantonen zu bezeichnenden
Stellen des Sozialdienstes die selbständige, von den Notstegen des Interesses
oder des Näheverhältnisses unabhängige Beschwerdebefugnis allgemein oder
für bestimmte Fälle zukommen sollte. Neben der Entlastung des durch die Auf-
9
Nach Rehbinder (Rechtsoziologie, 4. A., München 2000, S. 231 Rz. 202 a.E.) gibt es Fälle, wo eine
ineffektive Regelung für immer noch besser gehalten wird als gar keine Regelung. Für die Ineffizienz
werde gesorgt «sei es durch mangelnde Personal- und Sachmittel, sei es dadurch, dass man
die Durchführung – wie in der Schweiz im Regelfall – den Kantonen überlässt, was viele Kantone
von der faktischen Geltung mancher Teile des eidgenössischen Rechts in hohem Masse ausnimmt.»
366
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht ZVW 5/2003
sicht von Amtes wegen abzudeckenden Schutzbereiches würde damit ein sinnvoller
funktioneller Zusammenhang mit den für die praktische Umsetzung des
Kindes- und Erwachsenenschutzes unerlässlichen Sozialdiensten hergestellt 10 .
Mit den gebotenen Kautelen gegen missionarische Zwängerei gesichert, könnte
auf diese Weise neben fehlerhaftem Tun auch ungerechtfertigtem Unterlassen
entgegengewirkt werden.
C. Ob neben dem Eingreifen von Amtes wegen auch Kontrollen im Gesetz
oder nur in der Verordnung vorzusehen sind, sei dahingestellt. Sachlich steht ihre
Notwendigkeit ausser Zweifel. Dagegen muss das Gesetz selbst unabdingbar
Aufsicht über die kantonalen Aufsichtsbehörden statuieren 11 . Ohne sie gleicht
der Kindes- und Erwachsenenschutz einer organischen Zelle ohne Kern. Die
Oberaufsicht des Bundes besteht seit 1874/1907 für das Zivilstandswesen, seit
1907 für das Grundbuch und seit 1889/1936 für das Handelsregister. Wer heute
ihre Abschaffung postulierte, dem wäre nicht die Palme eines Hüters des Föderalismus
gewiss, sondern die Narrenkappe des Anarchisten. Im Kindes- und
Erwachsenenschutz ist Oberaufsicht des Bundes aber noch nötiger. Denn die
Betroffenen vermögen wegen ihres Schwächezustandes von vorneherein Ungenügen
der Rechtsanwendung viel weniger wahrzunehmen und hiegegen vorzugehen.
Auch steht anders als in jenen Bereichen kein ordentliches Rechtsmittel
des Bundes zur Verfügung, Art. 44, 100 1 OG. Oberaufsicht des Bundes
bedeutet nicht Schwächung der kantonalen Aufsichtsbehörden, vielmehr gibt sie
ihnen festen Rückhalt und klare Orientierung.
D. Die Oberaufsicht des Bundes, deren Einzelheiten durch Verordnung zu regeln
sind, hat neben den mehr formalen Aufgaben, wie etwa die Sorge um eine
aussagekräftige Statistik, vor allem die Mindestanforderungen an die Aufsicht
über die Beistände und über die Erwachsenenschutzbehörde festzusetzen, die
Berichte der kantonalen Aufsichtsbehörden über ihre Aufsichtstätigkeit zu prüfen,
durch Inspektionen sich unmittelbar von der Einhaltung des Gesetzes zu
vergewissern und, wo Mängel zu Tage treten, Massnahmen zu deren Behebung
zu treffen. Sodann fällt bei Anständen unter den Kantonen, z.B. über die örtliche
Zuständigkeit oder die Amtshilfe ein einfaches und rasches Verfahren der Vermittlung
in Betracht, allenfalls mit der Kompetenz, den Parteien einen Schiedsvorschlag
vorzulegen, der verbindlich wird, wenn nicht durch Einsprache Beurteilung
durch das Bundesgericht verlangt wird. Oberaufsicht des Bundes dürfte
zudem bei den vielfältigen Auslandsberührungen des Erwachsenenschutzes zur
Bewältigung komplexer Fälle von Nutzen sein.
E. Das künftige Recht sollte auch klarstellen, dass es der beobachtenden und
empfehlenden Kontrolle durch kommunale oder kantonale Ombudsmänner
nicht entgegensteht.
10
Egger Einl. N 29ff., Art. 361 N 16f.; Schnyder/Murer Art. 360 N 98ff.
11
Egger Art. 361 N 22f; Schnyder/Murer Art. 361 N 122f.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
367

ZVW 5/2003
Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht
F. Art. 442 VE unterstellt Wohn- und Pflegeeinrichtungen, in denen regelmässig
Urteilsunfähige betreut werden, einer Aufsicht und sieht unangemeldete Visitationen
vor. Die Bestimmung ist überfällig. Doch lässt die Formulierung Fragen
offen. Anders als für die Pflegekinderaufsicht, Art. 316 3 ZGB, sind keine
Ausführungsvorschriften des Bundes vorgesehen. Das schliesst ein, dass die Aufsicht
von Kanton zu Kanton recht unterschiedlich ausfallen wird. Soll vermieden
werden, dass sich in Kantonen mit zahnloser Aufsicht Offshore-Asyle für professionelle
Erbschleicher und Sterbehelfer breitmachen, müssten wohl bundesrechtliche
Mindestanforderungen an die Aufsicht festgelegt werden. Ohne solche
dürften auch Art. 437 1 über den Betreuungsvertrag und Art. 439–441 über
Protokollführung, Information, Rechtsmittel und Schutz der Persönlichkeit tote
Buchstaben bleiben. Angesichts des engen sachlichen Zusammenhanges mit
dem Erwachsenenschutz ist zudem zu erwägen, ob die Aufsicht nicht im ZGB
selbst der Erwachsenenschutzbehörde oder der kantonalen Aufsichtsbehörde zu
übertragen sei. Ohne Oberaufsicht des Bundes ist auch hier im Ernste nicht auszukommen.
G. Der vom VE angestrebte bessere Schutz des Schwachen erfordert eine
entsprechend starke Aufsicht. Die vorgesehene weist jedoch empfindliche
Schwächen auf. Vor allem bleibt sie ohne Oberaufsicht des Bundes Stückwerk.
Die Bundesverfassung verbietet Diskriminierung wegen geistiger oder psychischer
Behinderung und gebietet Achtung und Schutz der Menschenwürde, gesetzliche
Massnahmen gegen Benachteiligung von Behinderten und besondern
Schutz von Unmündigen,Art. 7, 8 Abs. 2 und 4,Art. 11 Abs. 1 BV. Damit lässt sich
schwerlich vereinbaren, dass der VE dem Kindes- und Erwachsenenschutz jene
Mitverantwortung des Bundes versagt, die das ZGB dem Schutz der äusseren
natürlichen und korporativen Individualität und des Grundeigentums seit je zuteil
werden lässt.
368 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Ursprung, Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ZVW 5/2003
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit
Rudolf Ursprung, Bundesrichter, Luzern
Die Aufnahme von Vorschriften über die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist im Sinne eines
Informationsaustausches und einer Koordination von Massnahmen zugunsten hilfsbedürftiger
Personen zu begrüssen. Die vorgeschlagene Regelung enthält indessen mehrere
Einschränkungen, die der anvisierten Zielsetzung nicht dienen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit
funktioniert schliesslich nur, wenn sie alle Beteiligten betrifft und auf Gegenseitigkeit
beruht.
La collaboration interdisciplinaire
Il faut saluer l’introduction de dispositions relatives à une collaboration interdisciplinaire
permettant l’échange d’information (entre autorités) et une mise en place coordonnée des
mesures en faveur des personnes ayant besoin d’aide. La réglementation proposée contient
toutefois plusieurs restrictions qui ne sont pas fondées. Une collaboration interdisciplinaire
devrait exister entre tous les intervenants, reposer sur le principe d’un échange réciproque
d’informations et viser la protection non pas seulement des tiers mais aussi de la personne
ayant besoin d’aide.
La collaborazione interdisciplinare
L’emanazione di norme concernenti la collaborazione interdisciplinare é benvenuta se le
stesse riguardano lo scambio di informazioni e misure coordinate in favore di persone bisognose
d’assistenza. La regolamentazione proposta tuttavia contiene molte limitazioni che
ostacolano il raggiungimento dell’obiettivo desiderato. Una collaborazione interdisciplinare
funziona solo se coinvolge le persone implicate e si basa sulla solidarietà.
Art. 447 VE ZGB 2003 lautet wie folgt:
1
Die Kantone fördern, soweit dies die Erfüllung der Aufgaben erleichtert, die Zusammenarbeit
der Organe des Erwachsenenschutzes mit den Sozial- und Psychiatriediensten
sowie nötigenfalls mit der Polizei, den Strafverfolgungs- und den Strafvollzugsbehörden.
2
Besteht die ernstliche Gefahr, dass eine hilfsbedürftige Person wegen eines Schwächezustandes
ein Verbrechen oder ein Vergehen begeht, mit dem sie jemanden körperlich,
seelisch oder materiell schwer schädigen könnte, so arbeiten die Organe des Erwachsenenschutzes
mit den Sozial- und Psychiatriediensten sowie der Polizei zusammen, soweit
dies zum Schutze Dritter notwendig erscheint.
3
Personen, die dem Amts- oder Berufsgeheimnis unterstehen, sind in einem solchen Fall
berechtigt, der Erwachsenenschutzbehörde Mitteilung zu machen.
1. Wie dem Bericht zum Vorentwurf entnommen werden kann, folgt Art. 447
VE ZGB 2003 dem Vorbild von Art. 317 ZGB über die Zusammenarbeit in der
Jugendhilfe. Die Aufnahme einer derartigen Bestimmung ins Erwachsenenschutzrecht
ist aus grundsätzlichen Erwägungen zu begrüssen. Die relevanten
Umstände zur richtigen Hilfe oder Massnahme ergeben sich aus zahlreichen
Quellen. Die Zusammenarbeit unter den Mitbeteiligten ist für eine umfassende
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
369

ZVW 5/2003
Ursprung, Die interdisziplinäre Zusammenarbeit
Betreuung wichtig und liegt daher auch im Interesse der hilfsbedürftigen Person.
Sie erfolgt wohl in erster Linie durch einen konstanten Informationsaustausch,
dient aber auch der Sicherstellung eines koordinierten Vorgehens, welches widersprüchliche
Massnahmen vermeidet. Schliesslich kann sie auch Gegenstand
einer Nachbetrachtung im Sinne einer Qualitätskontrolle sein.
2. Im Vergleich zu seinem Vorbild (Art. 317 ZGB) ist Absatz 1 von Art. 447 VE
differenzierter ausgefallen. Offenbar wollte sich der Gesetzgeber eine gewisse
Zurückhaltung auferlegen, was im Lichte eines umfassenden Persönlichkeitsschutzes
wesensgerecht erscheint. Die Beschränkungen sind indessen auf den ersten
Blick in verschiedener Hinsicht sachlich nicht ohne weiteres begründbar:
2.1 Adressaten der Zusammenarbeit sind Sozial- und Psychiatriedienste. Auch
wenn man den Begriff Sozialdienst im weitesten Sinne versteht, darunter demnach
beispielsweise auch die Opferhilfe, die Spitex oder die Schuldenberatung
fallen, stellt sich dennoch die Frage, weshalb beispielsweise Zivilgerichte, Sozialversicherungsträger,
Organe aus dem Bereich der Erwachsenenbildung oder medizinische
Dienste zugunsten körperlich behinderter Menschen nicht aufgezählt
sind.
2.2 Die Polizei, die Strafverfolgungs- und Strafvollzugsbehörden sind nur
«nötigenfalls» zur Zusammenarbeit verpflichtet. Es ist nicht ersichtlich, weshalb
dies nicht auch für die Sozial- und Psychiatriedienste gelten müsste. Die Differenzierung
wird auch im Begleitbericht der Expertenkommission vom Juni 2003
nicht näher begründet. Dass die Zusammenarbeit nur erfolgt, wenn sie die Erfüllung
der Aufgabe erleichtert, erscheint selbstverständlich und bedürfte eigentlich
keiner Erwähnung.
2.3 Schliesslich könnte im Sinne einer umfassenden Kooperation und Koordination
auch die Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinaus erwähnt werden.
3. Auch Art. 447 Abs. 2 VE bezieht sich auf die Organe des Erwachsenenschutzes,
mithin wohl auf die Erwachsenenschutzbehörde sowie auf Beistände,
vorsorgebeauftragte Personen oder Nahestehende mit gesetzlicher Vertretungsbefugnis.
Dass bei «ernstlicher Gefahr» diese Organe bloss mit den obgenannten
Diensten zusammenarbeiten – was sie ja eigentlich gestützt auf Abs. 1 ohnehin
tun müssten – erscheint nicht sachgerecht. Sinnvoller wäre es, wenn die Erwachsenenschutzorgane
über ein bevorstehendes Verbrechen oder Vergehen alle
möglichen mitbeteiligten Stellen informieren müssten.
Es stellt sich zudem die Frage, ob die anvisierte Zusammenarbeit nicht nur bei
Drittgefährdung, sondern auch bei Selbstgefährdung erfolgen sollte. Schliesslich
müsste wohl von einer gegenseitigen Information und Zusammenarbeit gesprochen
werden.
4. Es erscheint sinnvoll und notwendig, dass die beteiligten Organe unter den
aufgeführten Voraussetzungen nicht an das Amts- oder Berufsgeheimnis gebun-
370 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Ursprung, Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ZVW 5/2003
den sind. Weshalb eine schwere Schädigung eines Dritten erfolgen oder bevorstehen
muss, damit diese Mitteilung erfolgen kann, ist nicht ohne weiteres nachvollziehbar:
Die Meldung dürfte in der Regel auch im Interesse der hilfsbedürftigen
Person liegen. Dass sie stets an die Erwachsenenschutzbehörde zu richten
ist, vermag nicht zu überzeugen, steht doch im Raum, welche Vorkehrungen
diese Behörde zu treffen hat. Man wird jedenfalls nicht davon ausgehen können,
sie werde in diesen Fällen stets eine fürsorgerische Unterbringung im Sinne von
Art. 416 ff. VE anordnen. Vorgesehen wird einzig ein Mitteilungsrecht, nicht indessen
eine Mitteilungspflicht. Es bliebe zu prüfen, ob bei der Gefahr schwerer
Verbrechen nicht eine Meldepflicht angebracht wäre, da der Schutz Dritter in
dieser Situation nicht dem Ermessen der Erwachsenenschutzorgane anheimgestellt
werden darf.
5. Insgesamt muss man sich fragen, ob die grundsätzlich zu begrüssende Bestimmung
in der vorliegenden Form dem ihr zugedachten Zweck gerecht werden
kann. Müsste sie, um nicht neue Fragen aufzuwerfen, nicht verfeinert, oder,
ihrem Vorbild von Art. 317 ZGB entsprechend, nicht allgemeiner gehalten werden.
Letzteres wäre Art. 447 VE mit Blick auf eine ausbaufähige Rechtsanwendung
zu wünschen.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
371

ZVW 5/2003
Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant
Avant-projet de loi fédérale réglant la procédure devant
les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte
Principaux changements dans la procédure de protection des mineurs, en
référence au droit fédéral actuel et à la loi cantonale genevoise de procédure
Anne-Marie Barone, juge au Tribunal Tutélaire, Genève
La commission d’experts chargée de la révision du CCS en ce qui concerne le droit de la tutelle
a jugé nécessaire, pour assurer la mise en œuvre uniforme du droit matériel, de proposer
également un avant-projet de loi fédérale réglant la procédure (AP Procédure 2003).
Le présent article se borne à passer en revue quelques aspects de cet avant-projet concernant
la procédure applicable aux mesures de protection de l’enfant, élaboré au sein de l’office
fédéral de la justice.
Sur certains points, tels que l’audition de l’enfant, l’avant-projet ne modifie pas les règles actuellement
en vigueur. Il innove en revanche en prévoyant une curatelle de représentation du
mineur dans la procédure devant l’autorité de protection, de manière analogue à ce qui est
prévu dans les procédures en divorce (art. 146 CC).
L’avant-projet réglemente, de manière opportune, les mesures provisoires et superprovisionnelles,
souvent indispensables dans le domaine de la protection de l’enfant.
Enfin, il instaure une obligation, pour les personnes exerçant une activité officielle, de signaler
toute situation qui semble requérir une mesure de protection, ce qui apparaît judicieux
dans la mesure où le secret de fonction n’a pas à prévaloir sur les besoins de protection
des enfants.
Der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindesund
Erwachsenenschutzbehörden
Wichtige Änderungen im Kindesschutzmassnahme-Verfahren, mit Bezug auf das
geltende Bundesrecht und das kantonale Verfahrensgesetz Genf
Die mit der Gesamtrevision des Vormundschaftsrechts beauftragte Expertenkommission
regte im Interesse einer einheitlichen Durchsetzung des neuen materiellen Erwachsenenschutzrechts
auch die Erarbeitung eines Vorentwurfs zu einem Verfahrensrecht (VE Verfahren
2003) an. Der vorliegende Artikel befasst sich mit einzelnen Aspekten dieses vom Bundesamt
für Justiz parallel vorgelegten Vorentwurfs. In einzelnen Punkten, wie z.B. der
Anhörung des Kindes, erfährt das geltende Recht keine Änderungen. Neu ist dagegen die
Möglichkeit, für das Kind im Verfahren vor den Kindesschutzbehörden eine Vertretungsbeistandschaft
zu errichten, vergleichbar mit der Prozessbeistandschaft im Scheidungsverfahren
der Eltern (Art. 146 ZGB). Der VE Verfahren 2003 regelt in zweckmässiger Weise
die vorsorglichen sowie die superprovisorischen Massnahmen, welche im Bereich des Kindesschutzes
oft unumgänglich sind. Personen in amtlichen Funktionen haben über Wahrnehmungen,
welche sie in Ausübung ihrer Amtstätigkeit machen und eine Kindesschutzmassnahme
erforderlich erscheinen lassen, Meldung zu erstatten. Dies scheint soweit
sinnvoll, als das Amtsgeheimnis keine Priorität vor dem Kindesschutz geniesst.
372
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant ZVW 5/2003
Avamprogetto per una legge federale sulla procedura dinanzi all’autorità di
protezione dei minori e degli adulti
Principali cambiamenti nella procedura di protezione dei minori con riferimento al diritto
federale attuale e alla legge cantonale di procedura die Ginevra
La commissione d’esperti, incaricata della revisione del diritto tutelare del CC, per garantire
l’attuazione uniforme del diritto materiale, ha ritenuto necessario proporre anche un avanprogetto
di legge federale che regola la procedura (AP Procedura 2003).
Il presente testo esamina alcuni aspetti di questo avanprogetto elaborato dall’ufficio federale
di giustizia, con particolare riguardo alla procedura applicabile ai provvedimenti di
protezione dei minorenni .
Su alcuni punti, come per l’audizione del fanciullo, l’avanprogetto non modifica le norme
attualmente in vigore. L’innovazione per contro è rappresentata dalla curatela di rappresentanza
del minore nella procedura davanti all’autorità di protezione, simile a quanto previsto
dall’art. 146 CC per la procedura di divorzio.
L’avanprogetto regola opportunamente le misure provvisorie e superprovvisionali, spesso
indispensabili nel campo della protezione dei minorenni. Infine instaura, per le persone che
esercitano una attività ufficiale, l’obbligo di segnalare ogni situazione per la quale occorre
una misura di protezione. Ciò appare opportuno nella misura in cui il segreto della funzione
non prevale sulla necessità di protezione del fanciullo.
L’avant-projet de Loi fédérale réglant la procédure devant les autorités de protection
de l’enfant et de l’adulte (ci-après: LPPEA) vise à regrouper et à unifier
dans une loi fédérale les dispositions de procédure applicables aux mesure de
protection des enfants et des adultes, qui jusqu’ici et pour l’essentiel sont du ressort
du droit cantonal.
Dans les considérations qui suivent, on examinera ces nouvelles normes en tant
qu’elles se rapportent à la procédure de protection des mineurs. Il ne s’agit pas
d’un examen exhaustif de l’ensemble des nouvelles dispositions, mais uniquement
de certaines d’entre elles, choisies soit pour leur importance soit pour les
problèmes d’application qu’elles sont susceptibles de poser.
Au préalable, on rappellera que si, pour l’essentiel, dans le droit actuel les
normes de procédure sont du ressort des cantons, le droit fédéral impose des
règles de procédure minimales en matière de privation de liberté à des fins d’assistance
(art. 397 e CC), qui sont applicables par analogie aux mineurs par le renvoi
de l’art. 314 a CC. Par ailleurs, le droit fédéral en vigueur (art. 314 ch.1 CC)
prescrit à l’autorité tutélaire d’entendre l’enfant avant d’ordonner une mesure
de protection.
1. Audition de l’enfant
L’art. 31 al. 3 LPPEA n’apporte pas de changement par rapport au droit fédéral
actuel, qui, comme déjà dit, prévoit déjà l’audition de l’enfant à l’art. 314 ch. 1
CC.
Il est permis à ce propos de se demander pourquoi les rédacteurs de la LPPEA
n’ont pas repris textuellement le libellé de l’art. 314 ch.1 CC, mais ont cru bon de
remplacer l’expression «d’autres motifs importants» permettant de renoncer à
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
373

ZVW 5/2003
Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant
l’audition de l’enfant par l’expression «de justes motifs». L’art. 314 ch. 1 CC étant
calqué sur l’art. 144 al. 2 CC applicable à la procédure de divorce, le texte du nouvel
art. 31 al. 3 LPPEA devrait le reprendre sans changement aucun, sauf à susciter
de regrettables confusions. Le terme de «justes motifs» a en effet un sens plus
restrictif que celui «d’autres motifs importants». Or, il serait manifestement
contraire au bon sens de fixer des critères différents, s’agissant des motifs de renonciation
à l’audition de l’enfant, selon qu’il s’agit du juge du divorce ou de l’autorité
de protection de l’enfant!
L’art. 31 al. 3 LPPEA permet , tout comme l’art. 314 ch. 1 CC, de déléguer l’audition
de l’enfant à un tiers nommé à cet effet. Toutefois, la règle, selon la jurisprudence
du TF (ATF 127 III 295 ss), est l’audition par le juge personnellement.
Dès lors que la future autorité de protection de l’enfant sera une autorité collégiale
(art. 443 AP CC et art. 11 LPPEA), le Rapport précise à juste titre que pour
que l’audition de l’enfant soit menée de manière adéquate et respectueuse des
craintes et des besoins de l’enfant, «il est donc important que l’audition ne soit pas
conduite par l’autorité collégiale». La doctrine s’accorde en effet à considérer que
lorsque le Tribunal ou l’autorité qui doit entendre l’enfant comporte plusieurs
membres, l’intérêt de l’enfant et sa nécessaire mise en confiance impliquent que
l’audition soit menée par une seule personne.(cf. notamment Thomas Schütt, Die
Anhörung des Kindes im Scheidungsverfahren, Schulthess, 2002, p. 150; Thomas
Sutter/Dieter Freiburghaus, Kommentar zum neuen Scheidungsrecht, Schulthess,
1999, p. 555).
Dès lors, on peut se demander si l’art. 12 LPPEA, qui énumère les actes de procédure
qui peuvent être délégués à un membre de l’autorité de protection de
l’enfant, ne devrait pas être complété afin d’y ajouter la tâche de procéder à l’audition
de l’enfant.
Ce qui précède s’applique naturellement aussi à l’audition du mineur en cas de
placement à des fins d’assistance (art. 41 LPPEA). L’art. 41 LPPEA prescrit en
effet l’audition de la personne concernée par l’autorité de protection de l’enfant
et de l’adulte in corpore, sans possibilité de déléguer cette tâche à l’un de ses
membres. Il est indispensable de compléter cette disposition légale pour garantir
que dans le cas où la personne concernée est mineure, elle puisse être entendue
par un membre de l’autorité, et non pas par l’autorité in corpore.
2. Procès-verbal d’audition de l’enfant
L’art. 32 al. 2 LPPEA, applicable au procès-verbal d’audition de l’enfant, précise
que «seuls les éléments déterminants pour la décision sont portés au procèsverbal».
Selon le Rapport – laconique sur ce point –, «cette réglementation correspond
à la jurisprudence du Tribunal fédéral». Quelques précisions s’imposent à
cet égard. Dans un arrêt rendu avant l’entrée en vigueur du nouveau droit du divorce
(ATF 122 I 53 = JT 1997 I 304), le Tribunal fédéral a considéré admissible
que les parties n’aient obtenu qu’un «compte-rendu sommaire de l’entretien» que
le juge avait eu avec l’enfant, en l’absence de tout procès-verbal. Le Tribunal fédéral
a ainsi approuvé la manière de procéder du Tribunal cantonal, qui avait «es-
374
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant ZVW 5/2003
timé devoir respecter le désir du fils E. et accorder un caractère confidentiel à l’entretien
que ce dernier avait eu avec le juge d’instruction, afin de permettre à l’intéressé
d’exposer sans détour ses désirs et motifs tout en conservant des relations harmonieuses
avec ses deux parents.» Le Tribunal fédéral a ainsi jugé que «puisque le
Tribunal civil, sans violation de l’art. 4 Cst, a considéré que le contenu de l’entretien
devait être gardé secret et en a donné un compte-rendu suffisant, il est dès lors
superflu d’exiger un procès-verbal de la part du juge d’instruction.» Cet arrêt a été
confirmé, après l’entrée en vigueur du nouveau droit du divorce, par le Tribunal
fédéral dans un arrêt non publié du 27 octobre 2000 (5C.210/2000). Dans cette affaire,
le Tribunal cantonal avait refusé aux parties la consultation du procès-verbal
d’audition des enfants, à la demande de ceux-ci et pour leur protection.A défaut
de garantie de confidentialité des dires des enfants, il n’aurait pas été
possible d’obtenir des enfants des déclarations détaillées. Le Tribunal fédéral, se
référant à l’ATF 122 I 53 précité, a confirmé que le droit d’être entendu des parents
n’était pas violé si le contenu de l’audition de l’enfant ne leur était communiqué
que sommairement, pour des motifs de protection de la personnalité de
l’enfant.
Dans le canton de Genève, la loi de procédure civile (LPC) prévoit, à son
art. 387 B al. 4: «le juge consigne les déclarations de l’enfant ou un résumé de
celles-ci dans un procès-verbal. Au préalable, il doit informer l’enfant que ses parents
pourront en prendre connaissance et qu’il n’y consignera aucune déclaration
sans son accord.» A la question de savoir quelle est la situation au cas où l’enfant
refuse que ses déclarations soient portées à la connaissance de ses parents, les
commentateurs répondent comme suit: «du moment que l’on ne saurait contraindre
l’enfant à faire une déclaration, il se pourrait qu’il n’y ait ni procès-verbal,
ni résumé, mais une simple note du juge attestant le refus.» (Bertossa, Gaillard,
Guyet, Schmidt, Commentaire de la LPC, ad art. 387 B, N 7). Il paraît en effet logique
d’admettre que si le refus de l’enfant d’être entendu constitue un des
«autres motifs importants» de renoncer à son audition ( cf Message du Conseil
fédéral, p.147), le souhait de l’enfant que son entretien avec le juge reste confidentiel
et que ses déclarations ne soient pas portées à la connaissance de ses parents
doit lui aussi être respecté (Sutter/Freiburghaus, op. cit., p. 557). Dans une
telle hypothèse, on voit mal à quoi servirait l’établissement d’un procès-verbal,
même limité aux «éléments déterminants» de l’audition, puisque celui-ci ne
pourrait pas être porté à la connaissance des parents. Dans un tel cas de figure, la
conséquence en sera que le juge ne pourra fonder sa décision sur les déclarations
de l’enfant, puisque le principe du droit d’être entendu interdit de motiver une
décision par des éléments dont les parties n’auraient pas eu connaissance. Cela
ne signifie toutefois pas que l’audition de l’enfant serait inutile, puisque celle-ci
permettra au juge soit d’essayer d’amener les parents à trouver un accord qui
respecte l’intérêt de l’enfant, soit d’orienter ses enquêtes, en vertu de la maxime
inquisitoire, en tenant compte des éléments issus de l’audition de l’enfant.
Sans vouloir ici formuler une contre-proposition à l’art. 32 al. 2 LPPEA, il nous
apparaît que la formulation proposée ne tient pas suffisamment compte des élé-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
375

ZVW 5/2003
Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant
ments rappelés ci-dessus, en particulier de l’exigence de pouvoir garantir, si nécessaire,
à l’enfant qui en ferait la demande, la confidentialité de ses déclarations.
3. Curatelle de représentation dans la procédure
L’art. 30 LPPEA (dont le libellé, peu précis, devrait être complété par la mention
du but de la curatelle, qui est de représenter la personne concernée dans la
procédure), aura pour effet, s’agissant des enfants, de combler une lacune du
droit actuel qui ne prévoit en matière tutélaire aucune disposition analogue à
celle de l’art. 146 CC applicable dans la procédure de divorce. Il en résulte que
dans le droit actuel, la seule base légale permettant de désigner un curateur pour
représenter l’enfant dans une procédure tutélaire est l’art. 392 ch. 2 CC, applicable
exclusivement en cas de conflit d’intérêts (au moins abstrait) entre le mineur
et son représentant légal. Or, un tel conflit d’intérêts n’est pas nécessairement
réalisé dans les procédures de protection des enfants, ni en matière de
fixation ou modification des relations personnelles. Par ailleurs, aucune disposition
du droit actuel ne prévoit l’application par analogie de l’art. 146 CC dans les
procédures tutélaires.Ainsi, il est tout à fait judicieux que l’art. 30 LPPEA vienne
combler cette lacune. On peut se demander s’il ne serait pas opportun, plutôt que
de se borner à la mention «au besoin», qui laisse un très large pouvoir d’appréciation
à l’autorité, d’indiquer dans la loi, comme le fait l’art. 146 CC, les principaux
cas de figure où la désignation d’un curateur apparaît indiquée, et notamment
de reprendre la teneur de l’art. 146 al. 3 CC qui prévoit que «la curatelle est
ordonnée lorsque l’enfant capable de discernement le requiert».
En matière de placement à des fins d’assistance, l’art. 40 LPPEA rend obligatoire
la désignation d’un curateur de représentation à la personne concernée.
Cette disposition ne comporte toutefois aucune exigence particulière quant aux
qualifications professionnelles du curateur. Or, il est douteux que la désignation
d’un-e assistant-e social-e aux fonctions de curateur permette de garantir que les
droits de la personne concernée dans la procédure soient efficacement sauvegardés.
On signalera à ce propos que sur le plan genevois, la loi (art. 413 LPC) prévoit,
pour les procédures de privation de liberté à des fins d’assistance, la désignation
obligatoire d’un-e avocat-e d’office à la personne concernée, que celle-ci
soit ou non déjà pourvue d’un curateur. Ainsi, l’art. 40 LPPEA apparaît insuffisant
du point de vue de la protection des droits de la personne, et mériterait
d’être revu afin de garantir aux personnes faisant l’objet d’une procédure de placement
à des fins d’assistance une véritable assistance juridique (au sens de
l’art. 397 f al. 2 CC)
4. Mesures provisoires et superprovisionnelles
L’art. 26 LPPEA régit, dans ses deux premiers alinéas, les mesures provisoires
(prises après audition des parties mais avant enquêtes), et dans son troisième alinéa
les mesures superprovisionnelles (dites à Genève préprovisoires), prises
376
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant ZVW 5/2003
avant audition des parties. De telles dispositions, permettant à l’autorité de statuer
rapidement en cas d’urgence, sont à l’évidence indispensables dans un domaine
tel que celui de la protection de l’enfant, tant il est vrai que tout retard à
statuer peut dans certains cas entraîner un préjudice voire des drames humains
irréparables. Par ailleurs, les mesures probatoires auxquelles il est fait recours
dans ce type d’affaires incluent souvent des mesures d’expertise psychiatrique,
dont les délais de réalisation sont généralement supérieurs à trois mois, ce qui
rend parfois indispensable qu’une décision provisoire puisse être rendue.
Du point de vue du respect du droit d’être entendu des parties, l’art. 26 al. 3 , 2e
phrase, LPPEA apparaît insatisfaisant. En effet, lorsque l’autorité est amenée –
exceptionnellement – à rendre une décision avant audition des parties, il
convient de prévoir l’obligation pour l’autorité de convoquer les parties à bref
délai pour leur permettre de s’exprimer. Le simple «droit de prendre position
sans délai» prévu par l’art. 26 al. 3 LPPEA n’apparaît guère suffisant.
Du point de vue de la réglementation légale dans le canton de Genève, l’avantprojet
de LPPEA apportera une clarification bienvenue de la situation juridique.
En effet, la loi de procédure civile genevoise contient une disposition (art. 376
LPC) intitulée «mesures provisoires», alors que son contenu répond en fait à la
notion de mesures préprovisoires ou superprovisionnelles, puisque ces mesures
peuvent être prises «sans instruction préalable» (notion qui inclut l’audition des
parties), et qu’elles ne sont pas susceptibles de recours!
5. Obligation d’aviser l’autorité
L’art. 22 al. 1 LPPEA, qui fait obligation aux personnes exerçant une activité
officielle (fonctionnaires) de signaler à l’autorité toute situation qui semble requérir
une mesure de protection de l’enfant ou de l’adulte est particulièrement
bienvenue, et devrait, on l’espère, permettre une meilleure collaboration et coordination
entre les différents services de l’Etat s’occupant de la situation des mineurs.
A l’heure actuelle, le canton de Genève connaît une réglementation beaucoup
moins claire que l’art. 22 al. LPPEA. L’art. 7 de la loi genevoise sur l’Office de la
Jeunesse, après avoir rappelé à son alinéa premier le secret de fonction auquel
sont tenus les fonctionnaires de l’Office, ainsi que le secret médical, dispose à son
alinéa 2: «Toutefois, lorsque le bien du mineur le justifie et qu’il n’en résulte aucun
inconvénient dans l’action sociale, juridique ou médicale des services de l’Office, le
service intéressé fournit, de son propre chef ou sur demande motivée, les renseignements
utiles aux autorités et services appelés à s’occuper de la situation de mineurs.»
Cette disposition présente deux inconvénients: d’une part, elle met sur le
même plan l’intérêt de l’enfant et celui de «l’action sociale, juridique ou médicale
des services de l’office», ce qui a pu conduire dans certains cas (heureusement
peu fréquents, mais dont l’impact médiatique a évidemment été désastreux...) à
des situations où des cas de maltraitance sur des enfants n’ont pas été portés à la
connaissance de l’autorité tutélaire, ou seulement avec un retard considérable.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
377

ZVW 5/2003
Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant
D’autre part, cette disposition n’autorise pas les fonctionnaires ayant directement
connaissance d’une situation de danger éventuel pour un enfant à la signaler
eux-mêmes à l’autorité compétente, cette faculté étant réservée «au service»,
c’est-à-dire à l’autorité hiérarchique des fonctionnaires concernés. Cette situation
peut être une source supplémentaire de retard dans le signalement, voire de
non-signalement si l’autorité hiérarchique ne partage pas l’appréciation du/de la
fonctionnaire concerné/e quant au danger que courrait l’enfant.
Les inconvénients éventuels qui peuvent résulter d’une disposition telle que
l’art. 22 al.1 LPPEA – tel qu’un accroissement du nombre de signalements non
fondés – doivent être considérés comme moins graves que la situation inverse, où
des cas de maltraitance risquent, par une interprétation extensive de la notion de
secret de fonction, de ne jamais être signalés.
6. Placement à des fins d’assistance
Dans le droit en vigueur, l’art. 314 a al.1 CC déclare applicables par analogie
aux mineurs placés dans un établissement par l’autorité «les dispositions relatives
au contrôle judiciaire et à la procédure en cas de privation de liberté à des fins d’assistance
à l’égard de personnes majeures ou interdites». Selon l’alinéa 2 de la disposition
précitée, l’enfant peut en appeler lui-même au juge s’il a atteint l’âge de
16 ans révolus.
L’avant-projet de révision du Code civil abroge l’art. 314 a. Un nouvel art. 315
rendra applicable par analogie aux mineurs «les dispositions de la protection de
l’adulte sur la compétence du médecin, la libération, la procédure, l’examen périodique,
le traitement d’un trouble psychique et les voies de recours en cas de placement
à des fins d’assistance.» Par ailleurs, l’art. 315 al. 2 AP CC prévoit que «l’enfant
capable de discernement peut interjeter lui-même un recours», abandonnant à
juste titre la limite d’âge fixée actuellement à 16 ans.
On notera que l’art. 417 AP CC, qui régit le placement à des fins d’expertise, ne
s’applique qu’aux personnes majeures. De plus, l’art. 315 AP CC ne renvoie pas à
l’application par analogie de l’art. 417 AP CC aux mineurs. Qu’en sera-t-il alors
des cas où un-e adolescent-e, au comportement gravement perturbé, se soustrairait
à une expertise psychiatrique ambulatoire qui apparaîtrait indispensable
pour décider d’un éventuel placement à des fins de traitement?
L’art. 28 al. 2 LPPEA permet certes, en cas de refus de collaboration, d’envoyer
la personne concernée dans un établissement approprié en vue d’expertise psychiatrique.
Rien dans le texte de cette disposition n’en limite l’application aux
seules personnes majeures.Toutefois, la mesure de l’art. 28 al. 2 LPPEA constitue
bien matériellement un «placement à des fins d’expertise», de sorte qu’on voit
mal que ses conditions d’application puissent être différentes de celles de
l’art. 417 AP CC! Ainsi, la question reste posée, à nos yeux, de savoir quelles seront
les possibilités, dans le nouveau droit, de placer un-e adolescent-e dans un
établissement approprié en vue de le soumettre à une expertise psychiatrique
dans l’hypothèse où celle-ci ne pourrait pas être réalisée de manière ambulatoire.
378
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Barone, Procédure devant les autorités de protection de l’enfant ZVW 5/2003
Par ailleurs, il est important de signaler que s’agissant de mineurs, l’expertise
psychiatrique n’est pas la seule mesure qui puisse apparaître indispensable pour
décider de la mesure de protection la plus adéquate. Il peut dans certains cas
s’avérer nécessaire de faire procéder à une «observation éducative» du mineur,
par un placement temporaire dans une institution appropriée, qui sera chargée
au terme de l’observation d’adresser un rapport à l’autorité. C’est ainsi qu’à Genève,
la loi de procédure civile (art. 371 al. 2) permet à l’autorité tutélaire «d’ordonner
les mesures utiles à l’observation éducative ou clinique de l’enfant, même si
celle-ci doit comporter son hospitalisation ou son placement provisoire». Il serait
souhaitable que la future LPPEA inclue une disposition de ce genre.
7. Exécution des décisions
L’art. 57 LPPEA attribue à l’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte la
compétence générale quant à l’exécution de ses propres décisions et de celles de
l’autorité de surveillance. Il s’agit là d’une règle usuelle s’agissant des autorités
administratives, à qui il incombe d’exécuter elles-mêmes les décisions qu’elles
rendent. En revanche, les juridictions civiles n’ont pas compétence pour exécuter
elles-mêmes leurs décisions.
Dans le cas de l’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte, une partie de
ses décisions sont certes assimilables à des décisions administratives, de sorte
qu’il n’est pas choquant que leur exécution lui soit confiée. En revanche, il n’en
va pas de même pour les décisions de l’autorité de protection de l’enfant en matière,
par exemple, de fixation ou de modification des relations personnelles
(art.134 al. 4 et 275 CC). Dans ce domaine, il n’incombe pas plus à l’autorité de
protection de l’enfant qu’au juge civil de procéder à l’exécution forcée de ses décisions!
Par ailleurs, s’agissant des décisions de nature administrative dont l’exécution
incombe à l’autorité de protection de l’enfant, il convient de rappeler que le plus
souvent, en présence d’un curateur, l’autorité de protection chargera celui-ci de
l’exécution proprement dite (par exemple, en cas de retrait de garde, d’aller chercher
l’enfant pour l’accompagner au lieu de placement choisi).
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
379

ZVW 5/2003
Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire
De l’organisation de l’autorité tutélaire dans la
nouvelle législation, en regard avec l’expérience
judiciaire genevoise
Thierry Wuarin, juge au Tribunal Tutélaire, Genève
Les experts qui se sont attelés à la révision du Code Civil Suisse relativement au droit de la
tutelle ont estimé qu’il convenait de donner à l’autorité tutélaire, qui devient l’autorité de
protection de l’enfant et de l’adulte, la forme d’un tribunal interdisciplinaire.
Conférer un caractère judiciaire à l’autorité de protection permettrait qu’elle réponde aux
exigences d’indépendance et d’impartialité de l’article 6 chiffre 1 CEDH, ce qui mettrait un
terme au débat relatif à l’adéquation aux exigences de la CEDH des décisions émanant
d’autorités administratives qui portent atteintes à l’exercice des droits civils.
Par ailleurs, le principe d’interdisciplinarité retenu a pour objectif que soit assuré un traitement
optimal des dossiers par des juges présentant des formations leur permettant d’appréhender
au mieux les différents aspects des situations à instruire.
Le présent article aborde la nouvelle organisation de l’autorité de protection de l’enfant et
de l’adulte, telle que résultant de l’avant-projet, tout en évoquant certaines particularités du
fonctionnement judiciaire genevois.
Die Organisation der Vormundschaftsbehörde im Revisionsentwurf
Eine Gegenüberstellung mit den gerichtlichen Erfahrungen im Kanton Genf
Der mit der Revision des Vormundschaftsrechts beauftragten Expertengruppe erscheint es
angebracht, die künftig Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde genannte Vormundschaftsbehörde
als interdisziplinäres Gericht auszugestalten.
Als gerichtliche Behörde könnte sie damit den Anforderungen der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit
gemäss Art. 6 Ziff. 1 EMRK gerecht werden. Damit würden auch den Diskussionen
um die EMRK-Konformität von verwaltungsbehördlichen Entscheidungen über zivilrechtliche
Ansprüche und Verpflichtungen ein Ende gesetzt.
Mit der Interdisziplinarität wird angestrebt, dass alle Dossiers mit der nötigen, dem Gericht
eigenen Fachkompetenz behandelt und alle zu behandelnden Fragen mit dem erforderlichen
Sachverstand erfasst werden.
Der Autor stellt die neue Behördenstruktur dar und verweist dabei auf gewisse Eigenheiten
der heutigen Funktionsweise der gerichtlichen Behörden im Kanton Genf.
L’organizzazione dell’autorità tutelare nella nuova legislazione
Con riferimento all’esperienza giudiziaria ginevrina
Gli esperti che hanno affrontato la revisione del diritto tutelare del Codice Civile Svizzero
hanno stimato che conveniva dare all’autorità tutelare, in procinto di diventare l’autorità di
protezione del minore e dell’adulto, la forma di un tribunale interdisciplinare.
Conferire un carattere giudiziario a questa autorità di protezione permette di rispondere
alle esigenze d’indipendenza e d’imparzialità dell’art. 6 cfr. 1 CEDU. Ciò che metterebbe un
termine al dibattito relativo all’adeguamento alle esigenze della CEDU delle decisioni che
ledono i diritti civili emanate da autorità amministrative .
Inoltre, il principio d’interdisciplinarietà in questione, ha quale obiettivo il trattamento ottimale
dei dossier da parte dei giudici e permette di approfondire al meglio i differenti aspetti
delle situazioni da istruire.
380
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire ZVW 5/2003
Il presente articolo affronta la nuova organizzazione dell’autorità della protezione del minore
e dell’adulto oggetto dell’avanprogetto, con riferimenti a particolarità del funzionamento
giudiziario ginevrino.
I. Préambule
En l’état, le Code civil, en son art. 361 al. 2 donne la compétence aux cantons
pour désigner les autorités de tutelle qui sont à distinguer de l’autorité compétente
pour prononcer ou lever l’interdiction à laquelle se réfèrent les articles 373
al. 1 et 433 al. 1 CCS.
L’autorité tutélaire endosse des fonctions qui, principalement, sont en lien avec
le droit de la tutelle, qu’il s’agisse de nommer et assurer le contrôle des mandataires
tutélaires, d’intervenir comme instance de recours contre les actes de ces
mandataires et de consentir à des démarches importantes relatives aux personnes
protégées.
Il n’est pas sans intérêt de rappeler que l’autorité tutélaire dispose également
de compétences en matière de droit de la famille, notamment en relation avec
l’adoption et la protection de l’enfant.
Les cantons, sous l’égide du droit en vigueur, jouissent dans la désignation des
autorités tutélaire d’une totale liberté, ce qui explique que certains d’entre eux
n’aient désigné qu’une autorité tutélaire, alors que d’autres en connaissent plusieurs,
soit une par commune, par arrondissement ou par district.
D’autre part, certains cantons ont opté pour une autorité tutélaire à caractère
judiciaire, ce qui est la règle en Suisse romande, et d’autres pour une autorité à
caractère administratif, situation qui prévaut en Suisse allemande.
Le canton de Genève ne connaît qu’une autorité tutélaire pour tout son territoire,
soit le Tribunal tutélaire, qui est également l’autorité compétente pour prononcer
l’interdiction et la dation de conseil légal et pour lever ces mesures.
II.
La forme de l’autorité de protection en vertu de l’avant-projet
Si l’art. 122 al.2 Cst féd. dispose que l’organisation judiciaire et l’administration
de la justice en matière de droit civil sont du ressort des cantons, ce principe vaut
sauf disposition contraire de la loi, ce qui offre la possibilité à la Confédération
d’intervenir, le cas échéant, dans l’organisation judiciaire cantonale. Ceci peut
s’envisager lorsqu’il s’avère indispensable d’assurer une application uniforme de
la procédure. La rédaction des art. 443 et 444 AP CC, illustre la conviction de la
Commission d’experts chargée de la révision du Code civil de la nécessité d’une
telle intervention de la Confédération dans le cadre de la protection de l’enfant
et de l’adulte. Il est prévu, par ailleurs, que l’autorité de protection de l’enfant et
de l’adulte, selon l’art. 443 AP CC, revête la forme d’un tribunal interdisciplinaire.
Il ressort des travaux des experts que si le terme «tribunal» ne doit pas être pris
dans son sens formel, l’autorité de protection doit répondre aux exigences d’indépendance
et d’impartialité de l’art. 6 ch. 1 CEDH. Il appartient, également, à
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
381

ZVW 5/2003
Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire
cet organe, de sorte à garantir une procédure équitable, qu’il définisse les faits
pertinents en droit, applique les règles juridiques aux faits et enfin qu’il prononce
des décisions obligatoires. Cette solution est donc propre à donner un caractère
judiciaire à l’institution, ce qui aura le mérite de couper court aux doutes qui sont
périodiquement émis relativement à l’adéquation aux exigences de la CEDH des
décisions émanant d’autorités administratives qui portent atteinte à l’exercice
des droits civils.
En tout état, il apparaît fondé que les garanties induites par l’art. 6 ch.1 CEDH
trouvent un écho en la matière, vu la gravité des atteintes à la liberté personnelle
que peuvent induire les décisions susceptibles d’être rendues par l’autorité de
protection de l’enfant et de l’adulte.
Sur le plan genevois, l’autorité tutélaire a, de tout temps, même avant la promulgation
du Code civil, revêtu un caractère judiciaire, ainsi que cela ressort du
texte originaire de la loi sur l’organisation judiciaire du 15 juin 1891, étant précisé
que cette autorité n’a jamais connu un caractère interdisciplinaire.
Sous réserve de dispositions particulières ressortissant aux relations personnelles,
à l’autorité parentale conjointe et aux mesures de protection de l’enfant,
d’une part, et à l’interdiction, la dation de conseil légal et la privation de liberté à
des fins d’assistance, d’autre part, le Tribunal tutélaire genevois applique les
règles générales de procédure civile.
Par ailleurs, il n’est pas sans intérêt de savoir que l’intervention du Service de
protection de la jeunesse, qui constitue un service de l’Office de la jeunesse, auquel
le Tribunal tutélaire confie les enquêtes préliminaires concernant les mineurs,
a pour effet que l’instruction des dossiers relatifs aux enfants se révèle très
différente de celle des mesures de protection concernant les majeurs, dès lors
qu’un tel organisme n’existe pas pour ces derniers.
Les rapports obtenus du Service de protection de la jeunesse apportent d’emblée
des informations précieuses concernant la situation familiale, l’état de santé,
le comportement du mineur concerné, de même que les difficultés particulières
auxquelles lui-même et les siens sont confrontés.
Ces évaluations comprennent également des suggestions relatives aux mesures
à instaurer en faveur du mineur en cause.
Le Tribunal tutélaire utilise, alors, les indications qui lui sont ainsi confiées
comme un outil important dans la perspective de la conduite de l’instruction de
la cause, l’autorité tutélaire procédant, en outre, aux auditions indispensables des
personnes en cause, de témoins et ordonnant observations, expertises et apports
de pièces utiles.
Il s’avère, ainsi, que l’intervention du Service de protection de la jeunesse
constitue un apport déterminant au niveau des procédures instruites par le Tribunal
tutélaire.
Il est rappelé, également, que ce service constitue un élément important du réseau
socio-éducatif genevois, en ce sens que la mission principale que lui confère
la loi consiste à assister la famille dans sa tâche éducative, à veiller aux intérêts
des mineurs, à intervenir, en cas de nécessité, pour assurer leur sauvegarde et à
assumer la surveillance des mineurs placés hors du domicile de leurs parents. Par
382
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire ZVW 5/2003
ailleurs, le directeur du service ou son suppléant est habilité à ordonner, en cas de
péril, le déplacement immédiat du mineur ou s’opposer à son enlèvement, de
même qu’il peut ordonner le retrait de la garde et la suspension d’un droit à des
relations personnelles, le Tribunal Tutélaire devant alors être saisi sans délai
s’agissant de la ratification des dispositions prises. Ce service peut se voir confier
le droit de regard et d’information de l’article 307 alinéa 3 CCS par l’autorité tutélaire.
Pour sa part, le juge de l’autorité tutélaire genevoise qui instruit un dossier
concernant une personne majeure ne peut compter sur le concours d’un organisme
comparable dont le rôle consisterait à effectuer des enquêtes préalables,
de nature à donner une impulsion déterminante aux procédures.
De telles investigations permettraient d’emblée de recueillir des données importantes
sur la situation familiale, l’histoire, la santé, l’état patrimonial et les
couvertures d’assurance de la personne en cause, l’enquête pouvant être également
assortie de propositions quant au type de mesure à instaurer. Parallèlement
à l’intérêt que revêtirait une telle intervention pour le juge, notamment dans la
perspective de la définition du mandat, les informations ainsi collationnées seraient
précieuses au mandataire tutélaire dans l’exercice de sa mission.
En l’état actuel, si les signalements émanent de services sociaux, d’établissements
hospitaliers ou médico-sociaux, le Tribunal tutélaire est en général nanti
de précisions relativement complètes, ce qui n’est pas le cas lorsque les demandes
d’intervention ont d’autres origines, à savoir qu’elles proviennent de proches,
d’entreprises, d’administrations, ou de tout autre intervenant.
Il appartient alors au juge d’effectuer une enquête qui suppose l’interpellation
de différents services, prestataires de services tels que médecins, administrations,
ou toute personne susceptible de détenir des informations, sans qu’il soit possible
d’exiger de réponse, le Tribunal tutélaire ne pouvant se référer à aucune position
hiérarchique ou pouvoir disciplinaire.
Cette situation ne va pas sans engendrer quelques difficultés et retards dans le
traitement des dossiers.
Parallèlement, il appartient au juge d’instruire en procédant à l’audition des
personnes en cause et de tout témoin susceptible d’apporter des éléments déterminants,
de même qu’en recueillant tout document utile.
Il est indéniable que si les auditions pouvaient intervenir alors que le dossier
comprendrait déjà des éléments substantiels recueillis par un service d’enquêtes,
celles-là pourraient être mieux ciblées, et plus efficaces, la procédure gagnant
alors en célérité.
Il apparaît, donc, que la mise en place, dans la perspective du droit révisé, de
structures d’investigation pouvant intervenir sans délai sur instruction de l’autorité
de protection et moyennant une certaine subordination hiérarchique à celleci,
apporterait une aide notable en lui permettant de disposer rapidement d’éléments
utiles à l’instruction des dossiers et à la définition optimale des mandats au
regard de l’avant projet (art. 380 à 383 APCC), de même que cela amènerait les
mandataires à disposer des éléments adéquats pour entreprendre, aux meilleures
conditions possibles, leur mission.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
383

ZVW 5/2003
Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire
Aussi, il conviendrait, à notre sens, que la réflexion porte sur cette question car
il semble opportun que l’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte puisse
s’appuyer sur un service d’enquêtes dont la mission consisterait à effectuer des
investigations globales et à formuler des propositions quant aux mesures à instituer,
tant en ce qui concerne les mineurs que les majeurs.
III. Le caractère interdisciplinaire de l’autorité de protection
de l’enfant et de l’adulte
En raison des exigences auxquelles elle est appelée à répondre, les experts ont
estimé que l’autorité de protection de première instance devait revêtir un caractère
interdisciplinaire (art. 443 alinéa 1 AP CC).
La commission a également jugé nécessaire que les questions relatives à la procédure
soient consignées dans une loi fédérale de procédure spéciale dont
l’avant-projet prévoit, qu’en principe, l’autorité de protection de l’enfant et de
l’adulte ne peut statuer valablement comme autorité collégiale que moyennant
la participation de trois membres au minimum (art. 11 AP LPPEA).
Cette règle induit que le tribunal devra être composé d’un juge et de deux assesseurs
au moins. Il appartiendra aux cantons de fixer les critères de désignation
des membres de l’autorité de protection et leur nombre.
Il résulte des travaux des experts que le tribunal devra comprendre au moins
une personne jouissant d’une formation juridique, lequel devrait en assumer la
présidence, les autres membres devant disposer des connaissances appropriées à
l’accomplissement de leur charge. Il apparaît opportun que ces assesseurs soient
recrutés au sein des professions les plus directement concernées, soit auprès de
représentants de la psychiatrie ou d’autres secteurs de la médecine, de psychologues,
de travailleurs sociaux ou d’enseignants. Bien que l’autorité de protection
soit la même pour l’adulte et pour l’enfant, il semble judicieux que les assesseurs
qui seront désignés pour siéger possèdent une formation en lien direct avec les
types de situations traitées. Ainsi, pour les affaires concernant les mineurs, il serait
préférable que les assesseurs, pour ce qui est du volet social, soient issus du
secteur socio-pédagogique et, pour les dossiers concernant les adultes, représentent
des travailleurs sociaux en contact avec des majeurs.
Il est en outre souligné que l’avant-projet prévoit que les cantons se préoccupent
d’assurer, par des structures adéquates, la formation initiale et la formation
continue des membres des autorités (art. 446 AP CC).
D’autre part, si le principe veut que l’autorité de protection de l’enfant et de
l’adulte statue collégialement, l’avant-projet de la loi fédérale réglant la procédure
prévoit que différents actes relèvent de la compétence d’un membre de
l’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte, ceci sous réserve que le droit
cantonal n’en décide autrement (art. 12 AP LPPEA). C’est ainsi qu’un seul
membre du tribunal pourra, notamment, approuver les conventions relatives aux
contributions d’entretien (art. 134 alinéa 3 et article 287 CC) transférer l’autorité
parentale au père (art. 298 alinéa 1 bis AP CC), attribuer l’autorité parentale
384
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire ZVW 5/2003
conjointe (art. 298 a alinéa 1 CC), consentir aux actes juridiques relevant de l’administration
extraordinaire des biens (art. 431 alinéa 3 AP CC) etc…
Un membre de l’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte pourra, par
ailleurs, être délégué pour assurer la conduite de la procédure, celui-ci établissant
les faits, administrant les preuves nécessaires et élaborant un projet de décision
(art. 25 AP LPPEA).
Ces règles évitent que le caractère pluridisciplinaire du tribunal n’entraîne une
lourdeur excessive dans son fonctionnement, ceci en accord avec les exigences de
célérité attachées aux dossiers tutélaires.
Si certains cantons connaissent déjà l’interdisciplinarité, tel n’est pas le cas de
Genève, s’agissant du Tribunal tutélaire.
Par contre, le Tribunal de la jeunesse du canton de Genève connaît une telle
structure, celui-ci étant présidé par un juge professionnel assisté de deux assesseurs,
dont l’un est un représentant du secteur médical et l’autre du secteur sociopédagogique.
Il est intéressant de savoir que la structure de cette juridiction avait, notamment,
inspiré la réflexion du groupe d’experts mandaté par l’Office Fédéral de la
Justice en septembre 1993, déjà.
Par conséquent, il ne nous paraît pas inutile d’évoquer, très succinctement, le
fonctionnement de cette juridiction dont les juges assesseurs sont recrutés parmi
des personnes ouvertes à la problématique de la jeunesse et pour ce qui est des
représentants des milieux socio-pédagogiques, essentiellement parmi les enseignants.
L’instruction des dossiers est assurée par le président qui bénéficie de la collaboration
du Service de protection de la jeunesse et des responsables des foyers
s’occupant de la prise en charge de mineurs délinquants. Ce magistrat soumet un
projet de décision aux assesseurs, lesquels n’interviennent pas dans sa rédaction.
Lors de l’audience de jugement, le Tribunal de la jeunesse siège collégialement.
A ce stade les assesseurs peuvent intervenir pour formuler toute suggestion en
fonction de leur propre sensibilité en lien avec la cause.
Il s’avère que le Tribunal de la jeunesse, dont l’organisation remplit les exigences
d’interdisciplinarité, ce qui l’amène à répondre aux impératifs de diligence
et d’approfondissement des causes, est en mesure, de par son mode de délégation
au niveau de l’instruction des causes, de respecter également les
exigences de célérité indispensables.
Une approche comparable par l’autorité de protection de l’enfant et de
l’adulte moyennant une application généralisée de l’article 25 AP LPPEA,
contribuerait à ce qu’elle assure au mieux sa mission qui suppose, d’une part, une
approche aussi approfondie que possible des dossiers et, d’autre part, une aptitude
à instaurer, dans les meilleurs délais possibles, les mesures de protection appropriées.
En conclusion, il s’avère que l’autorité de première instance de protection de
l’enfant et de l’adulte telle que conçue par les experts, lesquels proposent qu’elle
consiste en un tribunal pluridisciplinaire, apparaît propre à répondre de façon
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
385

ZVW 5/2003
Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire
adéquate aux exigences résultant des situations souvent très délicates qu’il y a
lieu d’instruire, les règles de procédure du projet permettant d’apporter à son
fonctionnement la souplesse nécessaire pour un traitement efficace des dossiers
sur le plan de leur approfondissement et de la célérité à observer.
386
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur ZVW 5/2003
Überlegungen einer Praktikerin zum Vorentwurf für ein
Bundesgesetz über das Verfahren vor den
Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
Marianne Galli-Widmer, Fürsprecherin, Mediatorin SVM/SAV,
Präsidentin commissione tutoria regionale 6, sede die Agno/TI
Die neuen regionalisierten Vormundschaftsbehörden des Kantons Tessin sind als Verwaltungsbehörden
und nicht als Gerichte ausgestaltet. Sie tragen dem Bedürfnis nach örtlicher
Verbundenheit, sachlicher Konsenssuche und Stärkung des Selbstwertgefühls von Hilfsbedürftigen
besser Rechnung als die Struktur eines Gerichts, das seine Arbeit in erster Linie
auf die Rechtsfindung fokussiert. Bedingung eines guten Funktionierens der Behörde sind
allemal eine hinreichende personelle Dotation und effizient zusammenarbeitende Spezialdienste
des Kindes- und Erwachsenenschutzes, wo heute Mängel zu verzeichnen sind.
Réflexions d’une praticienne sur l’avant-projet de loi fédérale réglant la
procédure devant les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte
Les autorités tutélaires, qui ont récemment fait l’objet dans le canton du Tessin d’une régionalisation,
sont des autorités administratives et non des tribunaux. Comparées à un tribunal
qui concentre son activité avant tout sur la recherche des règles juridiques qui trouvent
application dans le cas d’espèce, elles permettent de mieux mettre en œuvre la nécessité
d’un lien de l’autorité avec la région ainsi que le besoin d’une démarche qui cherche à trouver
un consensus quant au fond et à renforcer l’estime que les personnes ayant besoin d’aide
ont d’elles-mêmes. Une dotation suffisante en personnel et des services spécialisés dans la
protection de l’enfant et de l’adulte qui sont efficients et collaborent entre eux sont les conditions
d’un bon fonctionnement des autorités là où, aujourd’hui, on doit constater des manquements.
Riflessioni di una operatrice sull’Avamprogetto per una legge federale sulla
procedura dinanzi all’autorità di protezione dei minori e degli adulti
Le nuove autorità tutorie regionali del Canton Ticino sono concepite quali autorità amministrative
e non giudiziarie. Con ciò si risponde meglio alle esigenze del territorio, si favorisce
la ricerca del consenso e si valorizza l’identità delle persone bisognose d’aiuto, ritenuto
che l’attenzione dei tribunali è principalmente rivolta verso il diritto. Condizione per un
buon funzionamento dell’autorità è in primo luogo la sufficiente dotazione di personale e
la efficiente collaborazione, oggi lacunosa, dei servizi preposti alla protezione del minore e
dell’adulto.
I. Einleitung
Überzeugt von der Notwendigkeit, dass bei den immer komplexeren Problemstellungen
im Erwachsenen- und Kindesschutzrecht eine professionelle Behörde
angezeigt ist, hat sich der Kanton Tessin bereits in den 90er Jahren mit einer
neuen Organisation der Vormundschaftsbehörde auseinandergesetzt. In der Tat
sind sich die Professionisten seit langem bewusst, dass eine aus Laien zusam-
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
387

ZVW 5/2003
Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur
mengesetzte Behörde auf Gemeindeebene überfordert ist und den Betroffenen
nicht genügend Schutz bieten kann.
Am 1. Januar 2001 ist im Kanton Tessin das Gesetz über die Organisation und
das Verfahren in Vormundschafts- und Beistandsangelegenheiten vom 8. März
1999 1 sowie das entsprechende Anwendungsreglement vom 29. November 2000 2
in Kraft getreten.
Durch dieses Gesetz wurde der Kanton Tessin in 18 territoriale Vormundschaftskommissionen
aufgeteilt, die die bisherigen Vormundschaftsbehörden auf
Gemeindeebene ersetzen. Die Vormundschaftskommissionen sind zusammengesetzt
aus zwei ständigen Mitgliedern und einem Delegierten der Wohnsitzoder
Aufenthaltsgemeinde der Person, über deren Fall diskutiert wird, oder bei
deren Abwesenheit der Gemeinde, in der sich ihre Güter befinden (Art. 7 LTut).
Die Kommission ist interdisziplinär konstituiert; der Präsident ist ein Jurist, und
das ständige Mitglied verfügt über eine psychologische, soziale, pädagogische
oder medizinische Ausbildung (Art. 9 LTut). Es handelt sich um eine Verwaltungsbehörde,
die von der Sitzgemeinde der Kommission ernannt und von den
konsorzierten Gemeinden finanziert wird.
Nach 2 1 /2-jähriger Tätigkeit als Präsidentin einer Vormundschaftskommission,
die 31 Gemeinden mit ca. 25’000 Einwohnern umfasst, bin ich heute überzeugt,
dass das Modell des Kantons Tessin geeignet ist, den Bedürfnissen der Betroffenen
vollumfänglich Rechnung zu tragen, vorausgesetzt, dass der Beschäftigungsgrad
der einzelnen Mitglieder der anfallenden Arbeit angepasst wird. Dies ist
heute nicht der Fall, und die meisten Kommissionsmitglieder leisten freiwillige
Arbeit, um das gute Funktionieren der Kommissionen zu gewährleisten. Dieses
Thema kann jedoch nicht Gegenstand des vorliegenden Artikels sein.
Vielmehr liegt mir daran, die heutigen Bedürfnisse des Erwachsenen- und Kindesschutzrechts
aufzuzeigen, damit das beste Verfahren zur Gewährleistung dieser
Schutzrechte gefunden werden kann.
II.
Die Grundprinzipien des Erwachsenen- und Kindesschutzrechts
Gleich eingangs des Berichts der Expertenkommission Juni 2003 (S. 2) wird
darauf hingewiesen, dass eines der Ziele der Revision darin liegt, das Selbstbestimmungsrecht
zu fördern. Ferner ist das heutige Vormundschaftsrecht, nach
neuer Terminologie Erwachsenen- und Kindesschutzrecht, durch das Prinzip der
Verhältnismässigkeit geprägt. Aufgabe der Behörde ist es, immer diejenige Massnahme
zu finden, die den geringsten Eingriff in die persönlichen Rechte des Betroffenen
darstellt und den notwendigen Schutz garantiert. Ein drittes Prinzip
möchte ich in der Tatsache sehen, dass die Lebenssituationen des Individuums
und der Familie ständigem Wechsel unterliegen, dem die Schutzmassnahmen im-
1
Legge sull’organizzazione e la procedura in materia di tutele e curatele (dell’8 marzo 1999), LTut;
4.1.2.2
2
Regolamento d’applicazione della Legge sull’organizzazione e la procedura in materia idi tutele e
curatele dell’8 marzo 1999 (del 29 novembre 2000), RLTut; 4.1.2.2.1
388
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur ZVW 5/2003
mer wieder angepasst werden müssen. Ferner ist es wichtig, Lösungen anzustreben
die das sogenannten win-win Prinzip anerkennen.
a) Das Selbstbestimmungsrecht
Will man den oben aufgeführten Prinzipien die nötige Vorzugsstellung einräumen,
wird man sich gleich klar darüber, wie wichtig das Verfahren in der zur Diskussion
stehenden Materie ist. Der Frage des Verfahrens zur Anwendung des
materiellen Rechts kommt somit eine Vorrangstellung zu. Der Umgang mit den
Betroffenen muss von ethischen Grundsätzen geprägt sein, die jedem Individuum
den nötigen Respekt und die Würde anerkennen, die ihm zur Selbstwertschätzung
verhelfen, damit eine möglichst weitgehende Selbstbestimmung
gefördert werden kann. Massgeschneiderte Massnahmen unterstützen die Betroffenen
in der Entscheidfindung.
b) Die Verhältnismässigkeit
Immer wieder stösst man auf Entscheide, die das Prinzip der Verhältnismässigkeit
auf grobe Art verletzen, und die Rechtsprechung des Bundesgerichts liefert
uns dazu viele Beispiele. Mit der Professionalisierung der für das Verfahren zuständigen
Behörde und deren interdisziplinären Zusammensetzung sollte in Zukunft
dieses wichtige Prinzip adäquat respektiert werden können. Es ist darauf
zu achten, dass die Autonomie der Betroffenen gefördert wird, indem ihnen die
nötige Hilfestellung angeboten wird; ich denke hier vor allem auch an die Kindesschutzmassnahmen,
bei denen den Eltern oft a priori ihre Rechte weggenommen,
anstatt dass sie in ihren Erziehungsaufgaben unterstützt werden. Eine «Disqualifizierung»
der Eltern hat auf die Kinder, je nach Alter, mehr oder weniger
negative Auswirkungen für ihre gedeihliche Entwicklung. Die Eltern sollten den
Kindern, wenn immer möglich, als Bezugspersonen erhalten bleiben, auch wenn
sie momentan nicht in der Lage sind, sich um diese zu kümmern. Ich möchte dazu
folgendes Beispiel anführen: Oft wird die Obhut bei der Ergreifung von Kinderschutzmassnahmen,
denen die Eltern zugestimmt haben, unnötig entzogen, ohne
sich aber über die psychologischen Konsequenzen, sowohl bei den Kindern als
auch bei den Eltern, bewusst zu sein. Eine Fremdplatzierung, mit der die Eltern
einverstanden sind, darf nicht automatisch zum Obhutsentzug führen (EMRK
Art. 8 Abs. 2).
c) Win-win Lösungen
Durch aktives Zuhören können geeignete Massnahmen und Unterstützungen
gefunden werden. Können diese vom Betroffenen verstanden werden, wird die
Akzeptanz gefördert, was wiederum das Gelingen der Massnahmen garantiert.
Es geht nie darum, jemanden für seine Schwächen zu strafen, sondern die nötige
Unterstützung zu finden, die, wenn immer möglich, eine Wiederherstellung der
Autonomie erlaubt. Der Anhörung der Betroffenen kommt somit eine Kernbedeutung
zu, und es ist wichtig, dass diese durch speziell geschulte Professionisten
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
389

ZVW 5/2003
Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur
vorgenommen wird. Die Anhörung hat immer persönlich zu erfolgen. Eine
ebenso wichtige Bedeutung kommt der Erläuterung der Entscheide zu, die
vorab kommuniziert werden müssen, um möglichst einen Konsens des Betroffenen
zu finden, auch wenn die Massnahmen vielleicht schmerzhaft sind (in Art. 37
VE Verfahren 2003 ist keine mündliche Eröffnung vorgesehen). Schliesslich geht
es darum klar zu machen, dass es sich nicht um eine Strafe, sondern um eine Unterstützung
handelt, die eine bessere Lebensqualität garantieren kann. Alle Beteiligten
haben bei der Suche nach geeigneten Massnahmen zu gewinnen. Es
geht darum, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, was zur Folge hat,
dass sie der Familie und der Gesellschaft, aber auch sich selber, weniger zur Last
fallen. Es handelt schlussendlich um eine Prävention. Leider wird die Arbeit der
vormundschaftlichen Organe bis heute nur selten als solche anerkannt.
Damit die oben erwähnten Ziele erreicht werden können, muss ihnen sowohl
bei der logistischen Organisation, als auch bei der Zusammensetzung und der
Art der Vormundschaftsbehörde Rechnung getragen werden. Es ist wichtig, dass
die Betroffenen aus ihrer engen Umgebung heraustreten können, ihnen jedoch
ein regionaler Anschluss gewährt bleibt. Dies ist vor allem bei älteren Leuten
von grosser Bedeutung. In diesen Fällen kommt es nicht selten vor, dass zur persönlichen
Anhörung Besuche am Domizil oder im Heim gemacht werden müssen.
Aber auch Eltern, die in der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind, wenden
sich eher an eine regionale Behörde. Dies konnte in den letzten zwei Jahren
am Tessiner Beispiel klar eruiert werden. Eine stark dezentralisierte Lösung in
Form eines Gerichts kann interessierte Personen daran hindern, um Hilfe zu ersuchen.
Damit sich die Personen spontan an eine Schutzbehörde wenden, ist eine
elastische und nicht zu formelle Organisation der letzteren notwendig. Der Sitz
der Behörde muss so eingerichtet sein, dass er sowohl formelle Verhandlungen
als auch Familien- und Kindergespräche in einem weniger formellen Setting
zulässt.
Das Verfahren vor der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde sollte, wenn
immer möglich, auf dem Prinzip der win-win Lösungen basieren und ein streitiges
Verfahren sollte so oft als möglich vermieden werden. (sh. in diesem Zusammenhang
auch Art. 19 Abs. 2 VE Verfahren 2003).
III. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Diensten
und den Beiständen
Das gute Gelingen der von der Schutzbehörde geleisteten Arbeit hängt zum
grossen Teil von den Ressourcen der mit ihr zusammenarbeitenden Dienste und
der genügenden Anzahl von geschulten Beiständen ab. Allzu oft wird die Arbeit
heute durch Karenzen in diesem Gebiet gehemmt. Es ist deshalb wichtig, dass
eine Mindestzahl von Beiständen pro Einwohnerzahl festgelegt, und diese zur
ständigen Fortbildung und Supervision angehalten werden. (Art. 445 und 446 VE
ZGB 2003). Ferner ist die Behörde auf die speditive Zusammenarbeit der medizinischen
Fachleute in Expertisefällen sowie das Vorhandensein von genügend
390 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur ZVW 5/2003
Plätzen in verschiedenen Strukturen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche
angewiesen. Auf diesem Gebiet ist noch sehr viel zu leisten.
IV. Der Vorentwurf zum Verfahrensrecht
Der VE ZGB 2003 sieht in seinem Art. 443 ein interdisziplinär zusammengesetztes
Fachgericht vor, das in Zukunft für das Verfahren im Erwachsenen- und
Kindesschutz zuständig ist. Immer wieder wird im VE Verfahren 2003 unterstrichen,
dass es sich um eine Gerichtsbehörde und um ein gerichtliches Verfahren
handelt. Der VE sieht straffe formelle Verfahrensbestimmungen vor, die der Gestaltungsfreiheit
der Behörde wenig Raum bieten. Diese Charakteristiken sind
für ein Gericht massgebend. Ich bin der Meinung, dass im Erwachsenen- und
Kindesschutz mit grosser Flexibilität gearbeitet werden muss, um der Vielfalt der
Verfahren gerecht zu werden, die wiederum jedem Einzelfall Rechnung tragen
müssen. Damit will ich keineswegs sagen, dass juristisch klare Lösungen nicht
nötig sind. Doch der Weg zum Ziel ist sehr verschieden von demjeinigen in andern
Rechtsgebieten. Das enge Kleid eines Gerichts, das in unserer Kultur stark
mit einer Gewinner-Verlierer Philosophie verhaftet ist, ist meines Erachtens für das
Erwachsenen- und Kindesschutzrecht nicht geeignet. Vielmehr muss auf den Konsens
hingearbeitet werden, der zu win-win Lösungen führen kann. Dies kann jedoch
nicht Aufgabe einer Justizbehörde sein, weshalb ich einer Verwaltungsbehörde
den Vorzug gebe.
Ein Gericht bietet nur beschränkt Platz für die emotionale Auseinandersetzung
mit den sich stellenden Problemen, bei denen immer die rechtliche Lösung
im Vordergrund stehen muss. Vorwürfe, Schuldgefühle und Missverständnisse
zwischen den einzelnen Betroffenen fordern nach Thematisierung, was nicht
Therapie bedeutet, die ausserhalb des ordentlichen Verfahrens stattfinden muss.
Der Anhörung aller Beteiligten muss viel Platz und Empathie eingeräumt werden.
Die Tatsache der ständigen Entwicklung jeder Lebenssituation fordert nach
der Möglichkeit, Entscheide in jedem Moment nach erfolgter Abklärung abändern
oder anpassen zu können.
Nach dem VE ist es den Kantonen in Zukunft nicht mehr gestattet, eine zweistufige
Aufsicht vorzusehen. Meines Erachtens gab eine solche Organisation bis
heute den Betroffenen mehr Möglichkeit auf persönliches Gehör und wurde deren
Anliegen gerechter. Noch einmal weise ich darauf hin, dass nach Möglichkeit
immer wieder auf einen Konsens hingearbeitet werden sollte. Diese Arbeit kann
auch vor der Aufsichtsbehörde stattfinden, die praktisch zu einer Schlichtungsstelle
zwischen der erstinstanzlichen Behörde und den Betroffenen wird. Oft geschieht
es, dass mit Hilfe der Aufsichtsbehörde eine adäquate Lösung gefunden
werden kann. Die dritte Instanz ist jeweils ein verwaltungsunabhängiges Gericht.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
391

ZVW 5/2003
Galli-Widmer, Überlegungen zur Behördenstruktur
V. Schlussbemerkung
Abschliessend möchte ich meiner Genugtuung Ausdruck geben, dass dem
Erwachsenen- und Kindesschutzrecht in der Rechtsordnung der verdiente Stellenwert
eingeräumt wird. Meine Gedankenflashes sind dahin gemeint, eine
konstruktive Diskussion über das Verfahren und die Organisation der Schutzbehörde
anzuregen, die zusammen Garant des guten Gelingens der neuen Normen
sein müssen.
392 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
Mit der Totalrevision des Vormundschaftsrechts zu einer
neuen Qualität des Erwachsenenschutzes?
Kurt Affolter, lic. iur., Fürsprecher und Notar,
Institut für angewandtes Sozialrecht, Ligerz
Die Vormundschaftspflege greift heute je nach Kanton auf sehr unterschiedliche Ressourcen
zurück. Soll die Situation der Hilfsbedürftigen gesamtschweizerisch verbessert werden, bedingt
dies einerseits durchsetzbare Instrumente des individuellen Rechtsschutzes, andererseits
einer durchgehend garantierten Qualität behördlicher Abklärung und Entscheidfindung,
zum dritten einer nicht bloss deklarierten, sondern auch überprüften und umgesetzten
Qualifikation der Betreuungspersonen. Die beiden Gesetzesnovellen zum Erwachsenenschutz
und zum Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden bieten Antworten
auf die heutigen Schwachstellen der Vormundschaftspflege. Einzelne notwendige
Reformprojekte bleiben allerdings aufgeschoben.
Vers une amélioration de la protection de l’adulte avec la révision totale
du droit de la tutelle?
L’activité tutélaire repose, selon les cantons, sur des ressources très différentes. Si on veut que
la situation des personnes ayant besoin d’aide puisse être améliorée dans l’ensemble de la
Suisse, il faut des instruments permettant d’assurer d’un côté la protection juridique des individus,
de l’autre la qualité systématique des enquêtes sociales et juridiques et du processus
décisionnel, et finalement une évaluation des compétences du curateur pour l’exercice de
son mandat, évaluation qui n’est pas seulement affirmée mais réalisée et contrôlée. Les deux
novelles législatives, l’une relative à la protection de l’adulte, l’autre relative à la procédure
devant les autorités de protection de l’enfant et de l’adulte, apportent des réponses aux faiblesses
actuelles de l’activité tutélaire. Certaines réformes nécessaires, qui étaient en projet,
ont cependant été remises à plus tard.
La revisione totale del diritto tutelare porta verso una migliore qualità del diritto
di protezione degli adulti?
L’assistenza tutelare, a seconda dei cantoni, fa capo oggi a differenti risorse. Condizione per
migliorare a livello nazionale la situazione dei bisognosi d’aiuto è da un lato la messa a disposizione
di strumenti applicabili della protezione legale individuale, d’altro canto una costante
garanzia di qualità dell’istruzione e della decisione delle autorità ed inoltre non solo
una dichiarata, ma anche esaminata e riconosciuta qualifica delle persone preposte alla protezione.
Le due nuove leggi concernenti la protezione degli adulti e la procedura davanti alle
autorità di protezione dei minori e degli adulti colmano le odierne lacune dell’assistenza tutelare.La
realizzazione di singoli progetti di riforma necessari è tuttavia stata rinviata.
1. Die Arbeitsfelder der heutigen Vormundschaftspflege
Den Organen der Vormundschaftspflege (Art. 360 ZGB) sind im geltenden
Recht fünf hauptsächliche Arbeitsfelder übertragen:
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
393

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
a) die Abklärung der Situation angeblich oder tatsächlich hilfsbedürftiger Personen,
welche nicht in der Lage sind, ihre Interessen selbst wahrzunehmen,
und die Entscheidfindung über die nötigen zivilrechtlichen Hilfsmassnahmen
(Art. 146, 307–312, 318–325, 368–372, 385, 386, 392–395, 397a ZGB),
b) die vormundschaftliche Betreuung dieser Personen, welche entweder in der
Interessenwahrung, der personenbezogenen Betreuung oder der Vermögensverwaltung,
gegebenenfalls sogar in allen drei Belangen bestehen kann,
c) die Aufsicht über die angeordnete Betreuungsarbeit, deren Steuerung, Überwachung
und Evaluation (Art. 398, 399, 401, 403, 404, 413, 416, 417–419,
421–423, 426, 445 ff.),
d) die Aufsicht und Entscheidfindung in Fragen spezifischer familienrechtlicher
Lebensvorgänge (namentlich Übertragung der gemeinsamen elterlichen
Sorge [Art. 298a ZGB], Vaterschafts- und Unterhaltsregelungen [Art. 309
und 287 ZGB], und Pflegekinderaufsicht [Art. 316 ZGB], Bewilligungen zur
Anzehrung des Kindesvermögens [Art. 320 Abs. 2 ZGB], Genehmigung der
nicht streitigen Abänderungen von eherechtlichen Urteilen betreffend elterlicher
Sorge, Unterhaltsbeiträgen oder Besuchsrechtsfragen[Art. 134 Abs. 3
ZGB]).
e) Die Beurteilung streitiger Besuchsrechtsregelungen ausserhalb eherechtlicher
Zivilprozesse (Art. 134 Abs. 4, 275, 315b Abs. 2 ZGB).
2. Hauptmängel bei der Umsetzung des aktuellen
zivilrechtlichen Erwachsenenschutzes
Die eingehenden Analysen der eingesetzten Expertengruppe 1 und der Expertenkommission
2 zum Revisionsbedarf des Vormundschaftsrechts setzen sich einerseits
mit dem rechtsethischen Dilemma auseinander, wie viel paternalistische
Fremdbestimmung gegenüber Hilfsbedürftigen sich eines menschenrechtsorientierten,
dem sozialen Wohlstand verpflichteten demokratischen Rechtsstaates
gezieme 3 und welches Etikett diese Fremdbestimmung tragen sollte, um nicht
unnötig zu stigmatisieren. Andererseits widmen sich diese Analysen den organisatorischen
und strukturellen Schwächen der Behördenorganisation. Dem ersten
Themenkreis (Verstärkung privatautonomer Vorsorge, differenzierteres
Massnahmensystem und Verbesserung der Rechtsstellung von Hilfsbedürftigen)
sind mehrere Beiträge dieser Spezialnummer der ZVW zur Revision des Erwachsenenschutzrechts
gewidmet 4 . Wir konzentrieren uns deshalb hier auf die
1
B. Schnyder/M. Stettler/Ch. Häfeli, Zur Revision des Schweizerischen Vormundschaftsrechts, Juli
1995 (Bericht 1995), S. 26 ff.
2
Bericht der Expertenkommission zum Vorentwurf für eine Revision des Zivilgesetzbuches (Erwachsenenschutz,
Personen- und Kindesrecht), S. 6 f.
3
Jean-Claude Wolf, Paternalismus und andere ethische Konflikte im Alltag der Amtsvormunde
und Amtsvormundinnen, ZVW 2000 S. 1 ff.; Eric Fuchs, Respect de la liberté individuelle et ses limites
du fait de la maladie, de la sénilité et des dépendances, ZVW/RDT 2000 S. 16 ff.
4
So die Gesamtübersichten von Prof. Philippe Meier S. 207 ff. und Prof. Thomas Geiser S. 227 ff.,
die Auseinandersetzungen mit dem Massnahmensystem durch Yvo Biderbost S. 299 ff. und Ernst
394 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
Fragen der Umsetzung des vormundschaftlichen Schutzes und seinen Rahmenbedingungen,
wobei namentlich das Verhältnis zwischen anordnender Behörde
und mandatsführender Person angesprochen wird. Der gebotenen Kürze wegen
können wir lediglich eine Auswahl treffen.
2.1 Abklärung und Entscheidfindungsprozess der
Vormundschaftsbehörde
2.1.1 Wenn der Behörde ein Sachverhalt bekannt wird, welcher ihr Einschreiten
zu erfordern scheint, hat sie nach Klärung ihrer Zuständigkeit die nötigen
Sachverhaltsabklärungen zu treffen, allenfalls die erforderlichen Beweismittel
zu erheben oder vorsorgliche Massnahmen zu treffen. Mithin wird durch eine
entsprechende Meldung, durch Gesuch oder durch Kenntnis von Amtes wegen
ein Verfahren rechtshängig, welches einem behördlichen Entscheid zuzuführen
ist. Diese Tätigkeit stellt viele Behörden, namentlich wenn sie nur gelegentlich
damit konfrontiert sind und nicht über spezialisiertes Personal verfügen, oft vor
grosse verfahrens- wie materiellrechtliche Probleme. Anstatt dem Prinzip «Zügel
in die Hand» zu folgen, wird vielerorts der Maxime «Weg vom Tisch» gehuldigt,
ein Sozialdienst oder andere, nicht der Vormundschaftsbehörde zuzurechnende
Stellen mit der weiteren Abklärung betraut und zugewartet, bis ein
Bericht eingeht. Dieses Vorgehen führt zu einer problematischen Verwischung
der Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten und vernebelt die behördlichen
Funktionen. Professionelle oder wenigstens professionell instruierende Vormundschaftsbehörden
geben dagegen die Eröffnung des Verfahrens den Betroffenen
zur Kenntnis (sofern darauf nicht aus speziellen Gründen verzichtet werden
muss), erlassen soweit nötig verfahrensleitende Verfügungen – namentlich
vorsorgliche Massnahmen – und leiten und steuern damit das Verfahren von Beginn
weg.
2.1.2 Getreu der Untersuchungsmaxime obliegt es der Vormundschaftsbehörde,
nach pflichtgemässem Ermessen zu bestimmen, was abzuklären sei, wer
damit beauftragt werde, welche Beweise (Befragungen, Gutachten, allenfalls
Zeugeneinvernahmen, wenn das kantonale Recht dies zulässt) zu erheben seien,
wer wie anzuhören sei und welche Schlüsse zu ziehen seien. Ebenso obliegt ihr
die Koordination mit allfälligen andern Verfahren (z.B. mit Pflegekinderbewilligungsverfahren
oder mit Strafverfahren wegen Kindesmisshandlung oder Vermögensdelikten).
2.1.3 Die Problematik liegt hier nicht allein in den zuweilen fehlenden fachlichen
Kenntnissen der instruierenden (politischen Laien-)Behörden, sondern
Langenegger S. 317 ff., die Darstellungen von Prof. Peter Breitschmid S. 269 ff. und Prof. Suzette
Sandoz S. 280 ff. zu den neuen privatautonomen Vorsorgeinstituten, von Bernard Abrecht
S. 338 ff. und Prof. Olivier Guillot S. 347 ff. zur fürsorgerischen Unterbringung und Zwangsbehandlung
und die Beiträge von Prof. Martin Stettler S. 258 ff. und Prof. associée Audrey Leuba
S. 284 ff. zum besondern Schutz Urteilsunfähiger.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
395

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
vielfach auch in den unübersichtlichen Verfahrensvorschriften. Die Vormundschaftsbehörden
berufen sich in der Praxis teils direkt auf die Bundesverfassung
(z.B. Art. 29 Abs. 2 und 3 BV), teils auf das Bundeszivilrecht (z.B. Art. 314 ff.
ZGB), teils auf das kantonale EG ZGB, welches mancherorts mehr Rätsel aufgibt
als Antworten erteilt 5 , teils auf eine verstrickte kantonale Verfahrensordnung
6 , sehr oft fehlt im Rahmen des Instruktionsverfahren aber auch jeder Hinweis
auf verfahrensrechtliche Grundlagen und spielen Intuition und Zufall eine
wichtigere Rolle als rechtsstaatliche Verfahrensprinzipien. Damit steht nicht nur
der Grundrechtsschutz Betroffener in Gefahr, sondern es werden natürlich auch
oft Chancen vertan, in verbindlicher und effizienter Art einen Entscheidfindungsprozess
zu bewältigen 7 .
2.2 Entscheidfällung
2.2.1 Das geltende Recht kennt den Grundsatz der Typengebundenheit und
der Typenfixierung: Es steht ein numerus clausus von Massnahmen zur Verfügung,
deren Anordnung klar definierte Rechtsfolgen nach sich zieht. Das gilt uneingeschränkt
mit Bezug auf die Vormundschaften, Beiratschaften und Verwaltungsbeistandschaften,
trifft aber auf die Vertretungsbeistandschaften (und im
Kindesrecht auf die Erziehungsbeistandschaften) nur bedingt zu, weil hier die
Vormundschaftsbehörde dem Beistand/der Beiständin einen eindeutig umschriebenen
Auftrag zu erteilen hat, was in der Praxis viel zu häufig vernachlässigt
wird, die Mandatsträger damit vor eine unklare Auftragslage stellt und den
Rechtsschutz der Verbeiständeten unterlaufen kann.
2.2.2 Massnahmen werden oft auf der Basis einer sehr generell erhobenen
Defizitanalyse (z.B. «Alkoholiker mit grossen Schulden») errichtet und es bleibt
dem Mandatsträger oder der Mandatsträgerin überlassen, was sie damit anzufangen
gedenkt. Das begünstigt chronifizierende Betreuungsarbeit, wenn Mündel
defizitorientiert «verwaltet» werden und eine Förderung von Eignungen und
Neigungen, eine die Persönlichkeit stärkende Betreuung, aus dem Blickfeld
gerät. Die Konsequenzen sind langdauernde, stagnierende, auf beiden Seiten des
Betreuungsverhältnisses wenig erfolgverspürende vormundschaftliche Massnahmen
und mit eindrücklichen (und teilweise vermeidbaren) Mandatszahlen belastete
Betreuungsdienste.
5
Z.B. Art. 10 EG ZGB Kanton Bern: «Das Verfahren der in diesem Gesetz vorgesehenen Fälle
und die Ordnung von Rechtsmitteln richtet sich nach den Bestimmungen des Zivilprozessrechtes
und der Verwaltungsrechtspflege [BSG 155.217], soweit dieses Gesetz keine besondere Regelung
enthält.»
6
Im Kanton Zürich sehen sich die vormundschaftlichen Behörden hauptsächlich mit einer Kombination
von ZGB, EG ZGB, Verwaltungsrechtspflegegesetz, Zivilprozessordnung und Gerichtsverfassungsgesetz
konfrontiert.
7
Zum «verfahrenen Verfahren» und dem «seufzenden Beamten» Alfred Kölz/Isabelle Häner, Verwaltungsverfahren
und Verwaltungsrechtspflege des Bundes, 2. Auflage, Zürich 1998 S.120
Rz 328; zum Grundsätzlichen Johannes Gruntz-Stoll, Probleme mit Problemen, Borgmann 1994,
namentlich S. 69 ff.
396 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
2.3 Ernennung einer geeigneten Betreuungsperson
2.3.1 Bei Amtsvormundschaften und polyvalenten Sozialdiensten wird nach
weitverbreiteter Praxis davon ausgegangen, wer dort arbeite sei zu jeder Form
vormundschaftlicher Betreuungsarbeit geeignet. Das trifft auch dann nicht zu,
wenn diese Fachleute über eine solide sozialarbeiterische oder sozialjuristische
Ausbildung verfügen 8 . Persönlichkeit, Interesse, Erfahrung, zeitliche Disponibilität,
für den konkreten Einzelfall fehlendes Spezialwissen können dazu führen,
dass auch qualifizierte amtliche Mandatsträger/innen für ein spezifisches vormundschaftliches
Amt ungeeignet sind. Darauf wird kaum Rücksicht genommen,
den Vormundschaftsbehörden fehlt heute ebenso wie den meisten Amtsvormundschaften
ein Belastungs- und Zuteilungsmanagement, Ausnahmen sind
wenige bekannt 9 .
2.3.2 Einzelne Vormundschaftsbehörden kennen die gezielte Rekrutierung
und Pflege privater (Laien-)Mandatsträger/innen 10 und verschaffen sich damit
die Möglichkeit, bei Bedarf aus einem Potenzial geeigneter Laien und privater
Fachleute (Art. 379 ZGB) einen Vormund, Beirat oder Beistand finden zu können.Wo
dies nicht geschieht, greifen die Vormundschaftsbehörden oft auf Personen
zurück, welche – ob geeignet oder nicht – sich zur Verfügung stellen, welche
im Umfeld der zu betreuenden Person leben oder aber sie werden willkürlich
nach dem Prinzip des Art. 382 ZGB («Bürgerpflicht») ausgewählt und ernannt.
Damit leidet die Umsetzung des Erwachsenenschutzes heute an einem nicht
gesicherten Einsatz geeigneter Betreuungspersonen, was zuweilen für den Erfolg
der Massnahme wichtiger erscheint als die materiellrechtlich korrekte Wahl
der Massnahme selbst.
2.4 Betreuungsarbeit der Mandatsträger/innen
2.4.1 Der Erfolg vormundschaftlicher Betreuungsarbeit ist von vielen Faktoren
abhängig: Von der Präzision und Güte der Situationsanalyse, der Rechtsstaatlichkeit
des Anordnungsverfahrens, der Klarheit des Auftrages und der
Rolle, dem Geschick und Können der mit der Einzelfallhilfe beauftragten Betreuungsperson,
dem Beitrag und den Veränderungsmöglichkeiten der betreuten
Person selbst, familiären Umständen, Gemeinschaftsressourcen und anderen
Hilfsangeboten, Arbeitsmöglichen usw. Ob es der Betreuungsperson gelingt, die
Klientschaft zur «Zwangsbeglückung» zu gewinnen 11 , hängt deshalb auch davon
8
Dargestellt von Christoph Häfeli, Ausbildung von Amts- und Privatvormunden – Organisation der
Amtsvormundschaft, ZVW 1995 S. 4 ff.
9
Mandatsbewirtschaftungsmodelle mit Belastungsnachweis pro Mandat und Mandatsträger/in kennen
beispielsweise die Städte Biel und Chur.
10
Z.B. Städte Bern, Biel, Zürich, Winterthur, Gemeinde Kriens, Kantone Nidwalden und Zug.
11
Marianne Gumpinger (Herausg.), Soziale Arbeit mit unfreiwilligen KlientInnen, edition pro
mente, Linz 2001, «Zwangsbeglückung» oder Wie viel Freiwilligkeit braucht soziale Arbeit?
S. 11 ff.; ebenda Christ Trotter, Soziale Arbeit mit unfreiwilligen Klienten, Ein Handbuch für die
Praxis (deutsche Übersetzung), S. 99, 121 ff.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
397

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
ab, ob für die (urteilsfähige) Klientschaft nachvollziehbar ist, was die Rolle der
vormundschaftlichen Betreuungsperson sei, und ob diese die ihr von der Vormundschaftsbehörde
erteilte Rolle auch auszufüllen vermag. Handelt es sich um
Situationen, welche von den Betreuungspersonen nicht zu beeinflussen sind – sei
es, dass die Massnahme gar nicht die nötigen Interventionskompetenzen verleiht
(z.B. Art. 307 oder 308 Abs. 1 ZGB), sei es, dass die betreute Person sich konsequent
widersetzt, sei es, dass die Betreuungsperson ungeeignet ist – stellt sich die
Frage, ob eine solche «mission impossible» dem Erfordernis der Verhältnismässigkeit
Rechnung trage oder darauf nicht eher verzichtet werden sollte. Tatsache
ist, dass solche Mandate die Betreuungspersonen belasten und Kräfte binden,
welche erfolgreicher eingesetzt werden könnten. Die Automatismen vor allem
bei Laien-(Miliz-)behörden, in schwierigen Situationen ohne eingehende Abklärung
eine vormundschaftliche Massnahme zu errichten und die Abklärung
der Bedürfnislage der Betreuungsperson zu überantworten, bilden den Nährboden
erfolgloser vormundschaftlicher Betreuungsarbeit und überforderter Mandatsträger/innen.
2.4.2 Auf zwei zentrale Kompetenzprobleme sei an dieser Stelle ebenfalls hingewiesen.
Einerseits die Lohnverwaltung: Bedingt durch den Grundsatz der Typenfixierung
12 sind nur Vormunde und Vormundinnen in der Lage, Einkommen
gegen den Willen der Hilfsbedürftigen zu verwalten. Im Rahmen der Beistandschaft
und der Beiratschaft besteht diese Möglichkeit nicht, was in der Praxis einzelner
Landesregionen dazu geführt hat, dass Beiratschaften mit einer vom Verbeirateten
unterzeichneten Vollmacht zur Einkommensverwaltung durch den
Beirat – die oft nur unter dem Damoklesschwert einer drohenden Bevormundung
unterzeichnet wurde – kombiniert werden, wobei der Verbeiratete auf die
Einkommensverwaltung «freiwillig» verzichtet. Das sind Praktiken am Rande
der Legalität.
Im Bereich der fürsorgerischen Freiheitsentziehung, welche heute auf Bundesebene
keine Ermächtigung zur Zwangsbehandlung kennt, greifen – sofern das
kantonale Recht die Zwangsbehandlung nicht regelt – Kliniken und Ärzte zuweilen
zum Mittel der Urteilsunfähigkeitserklärung, um dem Patienten /der Patientin
die nötigen Medikamente verabreichen zu können 13 . Dadurch werden die
Patientenrechte unterlaufen, andererseits aber der allfälligen vormundschaftlichen
Betreuungsperson die Möglichkeit geboten, als gesetzliche Vertretung auf
die Medikation Einfluss zu nehmen 14 .
12
Welcher besagt, dass die gewählte Massnahme nicht beliebig ausgestaltet werden darf, sondern
sich die Rechtsstellung des Hilfsbedürftigen aus der Massnahme direkt ableitet (H. M. Riemer,
Grundriss des Vormundschaftsrechts, 2. Auflage 1997 S. 37 Rz 9).
13
Pro mente sana, Psychiatrische Klinik – was kann ich selber tun?, Infoblatt Nr. 2/November 1999.
14
BSK ZGB I-Affolter, Art. 406 N 48 und 51.
398 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
2.5 Aufsicht, Steuerung, Überwachung und Evaluation
Die je zuständigen vormundschaftlichen Behörden wirken in einzelnen Geschäften
mit (z.B. Art. 398 ff., 404, 421, 422 ZGB), prüfen die periodischen Berichte
und Rechnungen der Mandatsträger/innen und verlangen, wo es ihnen notwendig
erscheint, deren Ergänzung und Berichtigung (Art. 423 ZGB). Zudem
kann die Vormundschaftsbehörde im Rahmen ihres Genehmigungsverfahrens
nötigenfalls die für die Wahrung der Interessen des Mündels angezeigten Massregeln
treffen (Art. 423 Abs. 2 ZGB). Diese Aufsicht und Steuerungsfunktion vermag
in der heutigen Praxis nicht zu befriedigen 15 . Wo die Vormundschaftsbehörden
Laienbehörden sind besteht ein fachliches Gefälle gegenüber professionellen
Mandatsträgern und damit eine natürliche Hemmschwelle für fachliche Aufsicht.
Andererseits sind heute allgemein anerkannte Standards für Rechenschaftsberichte
und anerkannte, klientenbezogene Beurteilungskriterien für die Leistungsbeurteilung
vormundschaftlicher Betreuer/innen erst in der Entwicklung begriffen
und noch nicht sehr verbreitet in Anwendung. Die halbherzige Aufsicht
mancher Vormundschaftsbehörden und der dadurch nicht gewährleistete Rechtsschutz
vormundschaftlich betreuter Personen wird zudem durch den Umstand
begünstigt, dass von Bundesrechts wegen keine den Kantonen übergeordnete
Aufsicht besteht, wie etwa im Zivilstands- oder Grundbuchwesen.
2.6 Weitere familienrechtliche Lebensvorgänge
Es handelt sich ausschliesslich um Belange, welche ein spezielles sozialjuristisches
Fachwissen bedingen, so bei der aussergerichtlichen Vaterschaftsregelung
(Art. 309 ZGB), bei der Festsetzung angemessener Unterhaltsbeiträge (Art. 287
ZGB), bei der Beurteilung der Voraussetzungen zur Erteilung der gemeinsamen
elterlichen Sorge (Art. 298a ZGB), bei der Bewilligung und Aufsicht von Pflegekinderverhältnissen
(Art. 315 ZGB) sowie bei Fragen der Genehmigung zur Anzehrung
des Kindesvermögens (Art. 320 Abs. 2 ZGB). Das gilt erst recht für die
Genehmigung der einvernehmlichen Abänderung von eherechtlichen Urteilen
in Sorgerechts-, Unterhalts- und Besuchsrechtsfragen oder für den Entscheid
über strittige Besuchsregelungen 15a . Die Zuverlässigkeit vormundschaftsbehördlicher
Entscheide ist in diesen Bereichen ausschliesslich von der fachtechnischen
Kompetenz des Verwaltungspersonals abhängig, lässt keine politischen Spielräume
offen und deren Zuweisung ins Pflichtenheft von Exekutivorganen erscheint
deshalb sowohl in sachlicher als auch in staatspolitischer Hinsicht als
Fremdkörper.
15
C. Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht, ZVW 2003 S. 263 f., Ziffer 2.C.; ders.
Von der Mühsal eines Verwandtenvormundes, ZVW 2001 S.12, 15f.
15a
Siehe Ziff 1 d) und e) hievor.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
399

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
3. Reformziele
3.1 Gesetzgeberischer Auftrag
Der Bericht der Expertengruppe 16 formulierte als Reformziel die Schaffung eines
umfassenden, an der Menschenwürde und dem Selbstbestimmungsrecht orientierten
Rechts des Personen- und Vermögensschutzes, wobei Gerechtigkeit,
Sicherheit und Zweckmässigkeit in gegenseitiger Abstimmung zu realisieren
seien. Diese Bestrebungen sollen sich niederschlagen in
– einem flexiblen Massnahmensystem
– einer der Grösse und Schwierigkeit der Aufgabe entsprechenden Organisation
und
– rechtsstaatlichen Verfahren in allen Belangen.
3.2 Konkretisierungen aus der Praxis
3.2.1 Vorgelagerter Rechtsschutz
Vormundschaftliche Massnahmen des Erwachsenenschutzes sind entbehrlich,
wenn in gesundem und urteilsfähigem Zustand über privatautonome Vorsorgeinstitute
verfügt worden ist, woran sich medizinisches Personal bei Pflegebedürftigkeit
zu halten habe oder/und welche Vertrauenspersonen sich der eigenen
Vertretung und Interessenwahrung bei allfälligem Eintritt eines Zustandes der
Hilfsbedürftigkeit annehmen sollen. Dasselbe gilt, wenn von Gesetzes wegen
derartige Vertretungsbefugnisse verliehen werden. Es bieten sich heute dem Obligationenrecht
entliehene Möglichkeiten an wie der Auftrag, die Vollmacht oder
die Geschäftsführung ohne Auftrag 17 , wogegen das Eherecht wenig Raum lässt 18 .
3.2.2 Differenzierung der fremdbestimmenden Schutzvorkehren
Das heutige Massnahmensystem verleiht den Mandatsträgerinnen (Vormund,
Beirat, Beistand, vorläufiger Fürsorger) nicht auf den konkreten und individuellen
Hilfsbedarf, sondern auf die Massnahme zugeschnittene Handlungskompetenzen.
Das hat den Vorteil, dass fachlich gut qualifizierte Betreuungspersonen
ihre Interventionen im Rahmen der typenfixierten Zuständigkeiten bedürfnisgerecht
gestalten können, ohne an enge Auflagen der Behörde gebunden zu sein.
Andererseits kann diese Typenfixierung die Betreuungsarbeit auch behindern 19 ,
wenn sich die Bedürfnislage der betreuten Personen verändert und entweder in
Richtung einer Reduktion des Betreuungsbedarfs führt, weil die hilfsbedürftige
Person sich selbst mehr und mehr zu helfen vermag, oder aber in Richtung einer
16
Bericht 1995 Kap. I.6. S. 49.
17
Art. 394 OR, 32 ff. OR respektive 419 f. OR.
18
und in Art. 159 Abs. 3 die eheliche Beistandspflicht sowie in Art. 166 ZGB die Vertretung der ehelichen
Gemeinschaft, nicht aber des Ehepartners, vorsieht.
19
Klassisches Beispiel bildet die Beiratschaft nach Art. 395 ZGB, welche nicht der Personen-, sondern
der Vermögenssorge dient und deshalb nur wenig Raum lässt für persönliche Fürsorge, vergleiche
Gudrun Sturm, Vormundschaftliche Hilfsmassnahmen für Betagte in der Schweiz, ZVW
2002 S. 170, 182 f. Ziff. IV 7.
400 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
Zunahme des Hilfsbedarfs bei sich verschlechterndem körperlichem oder
mentalem Zustand (Altersdemenz, Alzheimer, Suchterkrankungen, psychische
Störung etc.). Gesetzliche Schutzvorkehren sollten sich deshalb zwar auf das
Nötige und Erforderliche beschränken, gleichzeitig aber soviel Flexibilität aufweisen,
dass ohne bürokratische und verfahrensmässige Komplikationen das
Mandat veränderten Bedürfnissen angepasst werden kann. Aus der Sicht der
hilfsbedürftigen Person wie aus jener der Betreuungsperson handelt es sich um
eine Quadratur des Kreises.
3.2.3 Übersichtliche Verfahrensregeln
Die für die Entmündigung und Verbeiständung zuständigen Behörden und das
Verfahren werden heute von den Kantonen bestimmt (Art. 373 und 397 ZGB).
Die namentlich in den Deutschschweizer Kantonen erfolgte Zuweisung des erstinstanzlichen
Verfahrens ins Verwaltungsverfahrensrecht und die Unterwerfung
des Rechtsmittelverfahrens unter die Zivilprozessordnung 19a führt zu
schwierigen und intransparenten Vorgehensregeln.Weder das Zivilprozess- noch
das Verwaltungsverfahrensrecht vermögen den speziellen Bedürfnissen der hoheitlichen
Fürsorge besonders Rechnung zu tragen 20 . Eine einheitliche Spezialregelung
tut deshalb Not.
3.2.4 Strukturvorgaben zur Behördenorganisation
Den mit Kindes- und Erwachsenenschutz befassten Behörden obliegt die Anordnung
und Überwachung von Eingriffen in die Persönlichkeit Hilfsbedürftiger,
was vertiefte Kenntnisse des materiellen und des Verfahrensrechts und Verständnis
für ausserrechtliche Erkenntnisse erfordert. Es genügt nicht, dass die
Spruchbehörde mit diesen Qualifikationen ausgestattet ist, sie bedarf auch eines
Fachstabes, welcher die erforderlichen Abklärungen vornehmen und die Sachbearbeitungen
fachmännisch sicherstellen kann. Mit chronisch überlasteten Behörden,
welche ihren Auftrag nach dem «Erledigungsprinzip» vollbringen müssen,
ist wenig gewonnen 21 .
3.2.5 Strukturvorgaben für Betreuungsdienste
Ein Grossteil der vormundschaftlichen Mandate wird heute durch professionelle
Dienste geführt 22 . Das geltende Recht sieht diese Lösung allerdings nicht
19a
Vergl. z.B. Kreissschreiben Nr. 23 der Zivilabteilung des OG des Kt. Bern oder § 280a ZPO Kt.
Zürich.
20
Daniel Steck, Begleitbericht mit Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den
Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, Juni 2003 (Bericht VE Verfahren 2003) Ziff. 1.1.1.
21
auch wenn der Aufbau interdisziplinärer Behörden ein wichtiger Schritt darstellt, vergleiche A.
Paglia, La nuova organizzazione in materia di tutele e curatele nel cantone Ticino – primi bilanci,
ZVW/RDT 2002 S. 159, 164. Vergleiche dazu auch die Erfahrungen im Kanton Genf, T. Wuarin,
De l’organisation de l’autorité tutélaire dans la nouvelle législation, en regard avec l’expérience judiciaire
genevoise, ZVW/RDT 2003 S. 380 ff, sowie Marianne Galli-Widmer, Überlegungen einer
Praktikerin zum Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden,
ZVW 2003 S. 387 ff.
22
Eine gesamtschweizerische Statistik fehlt dazu. Eine Umfrage bei dreizehn grösseren Deutschschweizer
Städten hat ergeben, dass sich dieser Split im Jahre 2000 zwischen 1:13 (Winterthur) und
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
401

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
vor, sondern geht von der Annahme aus, die Mandate würden durch Private geführt
(Art. 379 und 397 ZGB). Diese Gesetzeslücke führte in der Praxis zu bisher
nicht gelösten Problemen hinsichtlich Zuständigkeit und Verantwortlichkeit der
in der administrativen Hierarchie vorgesetzten Stellen von Amtsvormundinnen
und Amtsvormunden 23 , namentlich deren Verantwortlichkeit für Überlastungssituationen,
mangelnde personelle und technische Ressourcen und vor allem die
Weiterführungspflicht der «zurückgelassenen» Mandate bei einem Stellenwechsel
24 . In letzteren Fällen funktioniert die Weiterführungspflicht (Art. 444 ZGB)
aus arbeitsrechtlichen, technischen und natürlichen Gründen nicht, namentlich
weil nach dem Abschied von einer Arbeitsstelle kein Zugang mehr zu den Daten
und Einrichtungen des ehemaligen Arbeitgebers mehr besteht 25 .
3.2.6 Definition von Betreuungsstandards
Durch eine klare und differenzierte Definition des Auftrages an die Betreuungsperson
kann auch der zu erbringende qualitative und quantitative Aufwand
zwischen anordnender Behörde und mandatsführender Person geklärt werden 26 .
Damit lassen sich die heute vielfach fruchtlosen (namentlich durch die Sparprogramme
angeheizten) Auseinandersetzungen um eine Vereinfachung der sozialarbeiterischen
Dienstleistung («es ginge auch einfacher») vermieden werden.
Hier sind vor allem Fachverbände und Aufsichtsbehörden gefordert, die nötigen
inhaltlichen Impulse zu verleihen, was umso eher geschehen wird, als der Bund
selbst eine Oberaufsicht von Amtes wegen (und nicht nur auf Beschwerde hin)
über die kantonalen Aufsichtsbehörden gesetzlich verankern würde 27 und gegen
mangelhaft betriebenen Kindes- und Erwachsenenschutz einzuschreiten vermöchte.
4. Lösungsvorschläge der Totalrevision im Überblick
4.1 Vorgelagerter Rechtsschutz
Mit den drei Möglichkeiten der Vorsorgevollmacht (Vorsorgeauftrag gemäss
Art. 360 ff., Vorsorgeauftrag für medizinische Massnahmen 370 ff., Patientenver-
1:1 (Solothurn) bewegt, vergl. dazu J. Binder/K. Affolter, Bericht zur Umfrage «Strukturen der
Vormundschaftsbehörden und Amtsvormundschaften» der dreizehn grössten Deutschweizer
Städte, HSA Luzern, 12. Juli 2002.
23
Vergleiche das unveröffentlichte Urteil der Kammer für Vormundschaftswesen des Obergerichts
des Kt. Aargau vom 25. Juli 2003 betreffend Organisation der Amtsvormundschaft des Bezirks
Baden, Dispositiv S. 68–71.
24
U. Vogel, Die Person des Beistandes, ZVW 2003 S. 334 Ziff. 2.1
25
Zu Lösungsansätzen vergleiche BSK ZGB I-Affolter, Art. 451-453 N 20 ff.
26
U. Vogel, a.a.O., S. 337 Ziff. 2.4.
27
C. Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht, ZVW 2003 S. 367 Ziff. 5.D.
402 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
fügung Art. 373 VE ZGB 2003) werden die eigenen Vorsorgemöglichkeiten erstmals
auf Bundesebene kodifiziert 28 .
Mit Art. 431 VE werden zudem Ehegatten, welche einen gemeinsamen
Haushalt führen, zur gegenseitigen Vertretung für Rechtshandlungen, die zur
Deckung des Unterhaltsbedarfs üblicherweise erforderlich sind, für die ordentliche
Verwaltung des Einkommens und der übrigen Vermögenswerte sowie zur
Öffnung der Post ermächtigt 29 . Sodann kennt der VE ZGB 2003 ein erweitertes
Vertretungsrecht in Entscheidungen über medizinische Massnahmen, in welches
auch Partnerinnen und Partner (ohne Trauschein) sowie Familienangehörige
einbezogen werden (Art. 434 Abs. 1 Ziff. 2 und 3 ).
Im dritten Abschnitt des zwölften Titels VE ZGB 2003 wird für urteilsunfähige
Personen, welche sich in einer Einrichtung befinden, ein Betreuungsvertrag vorgeschrieben,
welcher die zu erbringenden Leistungen und deren Entschädigung
festlegt, was selbstredend auf Seiten der urteilsunfähigen Person eine hinreichende
Vertretung erfordert (Art. 437 VE). Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit
sind nur zulässig, wenn damit eine schwere Gefährdung des Lebens oder
der Gesundheit der betroffenen Person oder Dritter abgewendet oder eine
schwere Störung des Gemeinschaftslebens beseitigt werden kann, wenn sie sachlich
und zeitlich verhältnismässig sind und die betroffene Person soweit möglich
in die Entscheidung einbezogen wird (Art. 438 VE). Zum Schutz der Persönlichkeit
hat die Einrichtung zudem Aussenkontakte ihrer Bewohner/innen zu fördern
(Art. 441 VE).
Inkongruent mit Bezug auf den Respekt vor der eigenen vorsorglichen Willensäusserung
erscheint die ärztliche Bindung an Behandlungsvorgaben bei psychiatrischer
und bei somatischer Erkrankung.Während eine Patientenverfügung
im letzteren Fall für die Einrichtung verbindlich ist 30 , bricht im Fall der psychiatrischen
Unterbringung verstärkter und überholt geglaubter Paternalismus
durch, indem sich die leitende Fachärztin/der leitende Facharzt gemäss Art. 429
VE ZGB 2003 über den – auch im gesunden Zustand geäusserten – Willen des
Patienten hinwegsetzen kann, wenn die kranke Person ihre Behandlungsbedürftigkeit
nicht einsieht und ihr ohne Behandlung ein ernster gesundheitlicher
Schaden droht 31 .
28
Auf kantonaler Ebene sind vergleichbare Institute durchaus bekannt, vergleiche Suzette Sandoz,
Directives anticipées et représentant thérapeutique: droit fédéral et droit vaudois, ZVW/RDT
2003 S. 281 f. Ziff. I. und II.
29
Diese Befugnisse sind vom heute gemäss Art. 166 ZGB bestehenden Recht der Ehegatten zur
Vertretung der ehelichen Gemeinschaft klar zu unterscheiden, Bericht VE ZGB 2003 S. 71
Ziff. 2.3.2.
30
Art. 434 VE ZGB 2003.
31
O. Guillot, Traitement forcé: des dispositions schizophrènes?, ZVW/RDT 2003 S. 355 ff. Ziff. 4.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
403

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
4.2 Das Massnahmensystem 32
Das neue Massnahmensystem mit den vier Beistandschaftstypen differenziert
den behördlichen Eingriff und ermöglicht – in Anlehnung an das heutige Massnahmensystem
des zivilrechtlichen Kindesschutzes – Hilfsmassnahmen von der
stützenden Begleitung bis hin zum vollständigen Entzug der Handlungsfähigkeit.
Auf jeden Einzelfall bezogen kann damit eine massgeschneiderte Lösung
getroffen werden, welche sich auf das Nötige beschränkt. Ein Handlungsfähigkeitsentzug
kann auch dosiert verfügt werden (z.B. nur bezüglich des Einkommens).
Das bedingt natürlich eine fachlich einwandfreie Situations- und
Bedürfnisanalyse durch die Erwachsenenschutzbehörde, um Fehlbetreuungen
auszuschliessen. Das neue Massnahmensystem ist frei von Wertungen 33 , ist durch
seine Differenzierung allerdings mit dem Dilemma verbunden, dass bei Veränderung
der Bedürfnislage eine neue behördliche Anordnung nötig sein kann und
der Beistand/die Beiständin weniger Betreuungsspielraum geniesst. Ob das neue
Recht es zulässt, dass der Beistand/die Beiständin der verbeiständeten Person
Vollmachten in Bereichen erteilt, in welchen die Handlungsfähigkeit behördlich
entzogen wurde 34 , sollte durch Art. 19d VE ZGB 2003 nicht ausgeschlossen sondern
gestützt auf Art. 19a VE ZGB 2003 weiterhin möglich sein.
Die bisherigen Bestimmungen über die fürsorgerische Freiheitsentziehung
sind neu mit fürsorgerischer Unterbringung überschrieben und erfassen auch
jene Platzierungen, welche nicht unter den Begriff der Freiheitsentziehung i.S.v.
Art. 5 EMRK fallen 35 .
4.3 Die Behördenorganisation
Die Erwachsenenschutzbehörde ist ein interdisziplinär zusammengesetztes
Fachgericht. Sie ist auch die Kindesschutzbehörde 36 . Darunter ist eine unabhängige
und unparteiische, d.h. gegenüber politischen Behörden weisungsungebundene
Behörde gemeint 37 , womit die Verfügungsgewalt in Fragen des Kindes- und
Erwachsenenschutzes künftig zwingend in den Aufgabenbereich der Judikative
fällt 38 . Im Gegensatz zu den Betreuungsdiensten 39 schreibt der Bund hier nicht
32
Vergleiche die eingehenden Besprechungen durch Ph. Meier, L’avant-projet de révision du droit
de la tutelle – Présentation générale, ZVW/RDT 2003 S. 217 ff. Ziff. III.3. ; Thomas Geiser, Erwachsenenschutzrecht,
Die Revision im Überblick, ZVW 2003 S. 231 ff., sowie die Beiträge Y. Biderbost,
Eine Beistandschaft ist eine Beistandschaft?!?, ZVW 2003 S. 308 ff., und E. Langenegger,
Aspekte des Systems der amtsgebundenen behördlichen Massnahmen des neuen Erwachsenenschutzrechtes,
ZVW 2003 S. 319 ff.
33
Wie zum Beispiel die heute mögliche Entmündigung wegen lasterhaftem Lebenswandel, Art. 370
ZGB.
34
Vergleiche heute beispielsweise Art. 410 oder Art. 414 ZGB.
35
Zu einem konkreten Anwendungsfall vergl. ZVW 2003 S. 142 ÜR-1-03.
36
Art. 443 VE.
37
Art. 6 Abs. 1 EMRK.
38
Wie heute in den Kantonen Genf und Neuenburg.
39
Art. 446 Abs. 2 VE.
404 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
vor, dass in ausreichender Zahl Behörden ernannt sein müssen. Offen lässt der
VE auch eine sachliche Zuständigkeitsregelung innerhalb der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde,
was sich in Anbetracht der Tatsache, dass sich durchaus
nicht alle Verrichtungen der Behörde auf interdisziplinäre Aufgaben beziehen,
aufdrängt. Diese Lücke füllt der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das
Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (VE Verfahren
2003). Er weist in Art. 12 unter Vorbehalt abweichender kantonaler Regelung 18
Zuständigkeitsbereiche einem einzelnen Mitglied der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde
zu.
4.4 Die Betreuungsdienste
Der VE verpflichtet in Art. 446 Abs. 3 die Kantone, hinreichend ausgebildete
Berufs- und Fachbeistände und -beiständinnen in ausreichender Zahl zur Verfügung
zu stellen. Das ist in zweierlei Hinsicht ein begrüssenswerter qualitativer
Fortschritt: Wer die Stelleninserate für Amtsvormunde und Amtsvormundinnen
in einzelnen Kantonen konsultiert gewinnt den Eindruck, für gewisse öffentliche
Arbeitgeber sei Sozialarbeit im Vormundschaftsbereich entbehrlich. Das wird
künftig nicht mehr der Fall sein. Andererseits war bisher das Kriterium der zeitlichen
Belastung und damit die hinreichende personelle Dotierung von Sozialdiensten
und Amtsvormundschaften kein allgemein anerkanntes Eignungskriterium,
was sich einerseits mit der Bedingung der hinreichenden zeitlichen
Verfügbarkeit gemäss Art. 386 Abs. 1 und andererseits der Auflage der hinreichenden
Dotation nach Art. 446 Abs. 3 VE ändern wird.
Weitere Bestimmungen zur Organisation von professionellen Betreuungsdiensten,
zur Verantwortlichkeit, Stellvertretung und Amtsentbindung ihrer vertraglich
engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter enthält der VE ZGB 2003 bedauerlicherweise
keine.
4.5 Das Verfahren 40
Mit dem Bundesgesetz über das Verfahren vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden
(VE Verfahren 2003) legt der Bund eine Verfahrensordnung
vor, welche gestützt auf Art. 122 Abs. 1 rev. BV (Justizreform 2000) der kantonalen
Hoheit entzogen wurde 41 . Damit verfügen die Kindes- und Erwachsenen-
40
Es wird hier auf die Beiträge von D. Steck, Der Vorentwurf für ein Bundesgesetz über das Verfahren
vor den Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, ZVW 2003 S. 236 ff., von A.-M. Barone,
Avant-projet de loi fédérale réglant la prodédure devant les autorités de protection de l’enfant et
de l’adulte: principaux changements dans la procédure de protection des mineurs, en référence au
droit fédéral actuel et à la loi cantonale genevoise de procédure, ZVW/RDT 2003 S. 372 ff., sowie
von T. Wuarin, De l’organisation de l’autorité tutélaire dans la nouvelle législation, en regard avec
l’expérience judiciaire genevoise, ZVW/RDT 2003 S. 380 ff. verwiesen.
41
Zur Frage, ob das in manchen Belangen dem öffentlichen Recht zuzuordnende Vormundschaftsrecht
von der Justizreform miterfasst werde und das diesbezügliche Verfahrensrecht in den Bundeskompetenzbereich
falle vergl. Ch. Auer, Bundeskompetenz in Verfahren vor vormundschaftlichen
Behörden, ZVW 2003 S. 188 ff.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
405

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
schutzbehörden über eine einheitliche Grundlage, welche nur noch wenig Spielraum
für kantonale Sondernormen lässt 42 . Hervorzuheben ist die künftige Möglichkeit,
der hilfsbedürftigen (minderjährigen oder erwachsenen Person) wenn
nötig einen Verfahrensbeistand zu bestellen 43 . Wird eine fürsorgerische Unterbringung
angefochten, ist die Verfahrensbeistandschaft die Regel 44 . Als Korrelat
zur massgeschneiderten Massnahme nach Art. 379 VE ZGB 2003 verlangt Art.
36 VE Verfahren 2003 als Bestandteil des Entscheiddispositivs die Art der Beistandschaft
und allfällige Kombinationen, die Aufgaben oder Aufgabenkreise
des Beistandes/der Beiständin und allfällige Beschränkungen der elterlichen
Sorge oder der Handlungsfähigkeit.
Zur Beschwerde legitimiert sind künftig die betroffene Person, nahe stehende
Personen sowie Personen, die ein rechtliches Interesse vorweisen können 45 .In
verschiedenen klar definierten Regelungstatbeständen verweist der VE Verfahren
2003 auf die neue eidgenössische Zivilprozessordnung.
4.6 Die Aufsicht 46
Die Erwachsenenschutzbehörden erhalten verschiedene neue Aufsichtsfunktionen
und Aufgaben aus dem Bereich des vorgelagerten Rechtsschutzes, sei dies
bei der Prüfung, Auslegung, Ergänzung und dem Widerruf von Vorsorgevollmachten
47 , der im Zweifelsfall zu bestimmenden Vertretungsberechtigung 48 , der
Festlegung der Entschädigung des/der Vorsorgebeauftragten 49 , sei dies bei der
Aufsicht über die Einschränkung der Bewegungsfreiheit in Wohn- und Pflegeeinrichtungen
50 .
Sodann entfällt künftig die Zustimmungsbedürftigkeit durch die Aufsichtsbehörden
nach geltendem Art. 422 ZGB, weil künftig hiezu – soweit aufrecht erhalten
– die Erwachsenenschutzbehörde zuständig sein wird (Art. 404 VE).
Eine qualitative Neuerung stellt Art. 447 VE ZGB 2003 dar, welcher die interdisziplinäre
Zusammenarbeit fördern hilft, allerdings mit nicht durchgehend
überzeugender Nuancierung 51 .
Die Organisation der Aufsichtsbehörden bleibt Sache der Kantone. Sie können
nach wie vor eine Gabelung in administrative und gerichtliche Aufsichtsbehörden
vorsehen, ohne dass den gerichtlichen Aufsichtsbehörden ein Tätigwerden
von Amtes wegen vorgeschrieben wird. Eine Bundesaufsicht in diesem sensiblen
42
Möglich bleibt z.B. die Zuweisung der Kompetenzen eines Einzelmitgliedes an die Kollegialbehörde
gemäss Art. 12 VE Verfahren 2003.
43
Art. 30 VE Verfahren 2003.
44
Art. 40 VE Verfahren 2003.
45
Art. 48 VE Verfahren 2003.
46
Zu diesem Thema ausführlich C. Hegnauer, Struktur der vormundschaftlichen Aufsicht, ZVW
2003 S. 361 ff.
47
Art. 364 Abs. 2 und 3 , 365, 369, 371 VE ZGB 2003.
48
Art.434 Abs. 2 und 437 Abs. 3 VE ZGB 2003.
49
Art. 367 VE ZGB 2003.
50
Art. 440 VE ZGB 2003.
51
R. Ursprung, Die interdisziplinäre Zusammenarbeit, ZVW 2003 S. 369 ff.
406 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003

Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes? ZVW 5/2003
Bereich wird von der Expertenkommission als verzichtbar erachtet. Immerhin
erhält der Bundesrat die Möglichkeit zu ausführenden Bestimmungen über die
Aufsicht 52 .
5. Bilanz einer ersten Sichtung
Das Bestreben um erhöhte Qualität im Erwachsenenschutz hat sich unverkennbar
im VE ZGB 2003 niedergeschlagen. Der gesetzliche Ausbau der privatautonomen
Vorsorge erhöht den persönlichen Vorsorgeschutz, auch wenn
ausgerechnet bei der Zwangsmedikation im Rahmen der fürsorgerischen Unterbringung
dem Patientenwillen nicht hinreichend Rechnung getragen wird. Mit
dem Ausbau privater Vorsorge geht eine erhöhte staatliche Verantwortung für
deren Aufsicht einher. Die zusätzlichen heikeln Aufgaben aus dem Bereich des
dem mandatsgebundenen Erwachsenenschutz vorgelagerten Rechtsschutzes für
Hilfsbedürftige stellen an die fachlichen Qualifikationen der Vormundschaftsbehörden
augenfällig erhöhte Anforderungen. Die gleiche Feststellung gilt mit
Bezug auf die differenziertere Analyse der Bedürfnislage, welche künftig einer
behördlichen Anordnung von Erwachsenenschutzmassnahmen vorausgehen
muss, um das Mandat mit der nötigen Klarheit und im Rahmen des neugeschaffenen
Massnahmensystems der vier Beistandschaftstypen auch definieren zu
können.An die Beiständinnen und Beistände werden insofern erhöhte Anforderungen
gestellt, als sie künftig einem differenzierter umschriebenen Mandatsverhältnis
unterworfen sind und diese Zuständigkeiten im Interesse des Persönlichkeitsschutzes
der Hilfsbedürftigen auch strikt zu respektieren sein werden.
Erfreulich erscheint zudem das Bestreben, über eine gesetzlich vorgeschriebene
Weiterbildung bei Behörden und Mandatsträger/innen (Art. 446 VE) die nötigen
Qualifikationen anzustreben.
Der Verzicht auf Bestimmungen über die Organisation professioneller Betreuungsdienste
ist bedauerlich und sollte nicht hingenommen werden. Dasselbe gilt
für die nach wie vor nicht vorgesehene Bundesaufsicht im Kindes- und Erwachsenenschutz.
Mit dem auf 61 Artikel beschränkten neuen Verfahrensrecht wurde eine klare,
präzise und handliche Rechtsgrundlage geschaffen, welche den besonderen Anforderungen
des Kindes- und Erwachsenenschutzes, nämlich einer Kombination
von streitigen und nichtstreitigen, weitgehend aber von der Offizialmaxime geprägten
Verfahren, Rechnung trägt.
Nicht zu verkennen ist die Tatsache, dass viele, das vormundschaftliche Verfahren
prägende und für den Alltagsgebrauch der Beistände und Behörden hilfreiche
Detailbestimmungen des heutigen kantonalen Rechts in der neuen Ordnung
des Bundes fehlen. Dies verdient noch erhöhter Aufmerksamkeit, denn der Erfolg
kann auch im Kindes- und Erwachsenenschutz im Detail liegen.
52
Art. 444 Abs. 3 VE ZGB 2003.
© Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003
407

ZVW 5/2003
Affolter, Neue Qualität des Erwachsenenschutzes?
Das neu geschaffene Massnahmensystem, die vorgesehenen interdisziplinären
Fachgerichte und das eidgenössische Verfahrensrecht bilden eine Triade und bedingen
sich gegenseitig, der Verzicht auf das eine hat zwangsläufig das Scheitern
der Reformziele zur Konsequenz.
408 © Schulthess Juristische Medien AG, Zürich · Basel · Genf 2003