Mitteilungen und Nachrichten 63/2011 - Deutsche Gesellschaft für ...
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Kongress<br />
18<br />
Aus der Rede von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong> heitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler<br />
„Seien Sie stolz auf die Leistung, die Sie<br />
täglich erbringen.“ Mit dieser Aufforderung<br />
begann B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />
Philipp Rösler seine Eröffnungsrede<br />
beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie 2010. Rösler bezog<br />
sich dabei auf ein Busunglück, das sich im<br />
September ereignet hatte: Ein PkW hatte<br />
beim Auffahren auf die A 10 einen polnischen<br />
Reisebus gerammt, der daraufhin<br />
ins Schleudern geriet <strong>und</strong> einen Brückenpfeiler<br />
rammte. 13 Menschen kamen ums<br />
Leben, fast alle anderen wurden teilweise<br />
schwer verletzt. Drei der Schwerverletzten<br />
besuchte Rösler im Krankenhaus. „Dabei<br />
konnte ich mich davon überzeugen, welche<br />
enorme Leistungen im Krankenhaus<br />
erbracht werden – das gilt stellvertretend<br />
<strong>für</strong> alle Kollegen im Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> in der Pflege.“ Mit dem<br />
System, in dem diese Leistungen vollbracht<br />
werden, seien viele unzufrieden – weil es<br />
kein komplizierteres System als das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
gebe, <strong>und</strong> weil es sehr<br />
viele planwirtschaftliche Elemente mit<br />
starren Strukturen <strong>und</strong> Vorgaben beinhalte,<br />
die letztendlich dazu führten, dass<br />
das Geld nicht dort ankommt, wo es hingehöre:<br />
nämlich in die Hände derer, die die-<br />
se Leistungen erbringen. Darüber hinaus<br />
müsse den Ärzten wieder mehr Vertrauen<br />
entgegengebracht werden. Die Abschaffung<br />
des im § 73c SGB V verankerten Zweitmeinungsverfahrens<br />
sei ein erster Schritt in<br />
die se Richtung – dem die Anwesenden ihren<br />
begeisterten Applaus zollten. Damit leitete<br />
Rösler über zu einem Plä doyer <strong>für</strong> die<br />
Kostenerstattung. „Meine Oma hat immer<br />
gesagt: ‚Was nichts kostet, ist nichts wert‘.“<br />
Dieser Spruch lasse sich auf das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
übertragen: Die Menschen<br />
wissen nicht, wie teuer die medizinischen<br />
Leistungen sind, die sie in Anspruch nehmen;<br />
sie wissen nur, dass ihnen jeden<br />
Monat der Krankenversicherungsbeitrag<br />
abgebucht wird. Kostenerstattung stelle<br />
Transparenz über die Kosten her – „<strong>und</strong><br />
die Menschen müssen wissen, was es kostet,<br />
damit sie sich ges<strong>und</strong>heitsbewusster<br />
verhalten.“ Mit dem Solidaritätsprinzip sei<br />
das System überfordert. Rösler will es stattdessen<br />
auf eine einkommensunabhängige<br />
Basis stellen <strong>und</strong> einen Sozialausgleich aus<br />
Steuern finanzieren. „Leider fange ich nicht<br />
bei Null an, sondern mit minus neun Milliarden“,<br />
erläuterte er seine Politik. „Deshalb<br />
habe ich Maßnahmen ergriffen, die<br />
man wohl eher meiner Vorgängerin zuge-<br />
schrieben hätte.“ Damit spielte er auf die<br />
Erhöhung des GKV-Beitragssatzes auf 15,5<br />
Prozent an. Im Gegenzug gebe es im kommenden<br />
Jahr kein weiteres Defizit, begründete<br />
er diese Entscheidung. Künftig werde<br />
der Arbeitgeberbeitrag festgeschrieben,<br />
der Arbeitnehmerbeitrag entwickle sich<br />
dynamisch weiter. Darüber hinaus unterstrich<br />
er die Forderung nach einer Honorarreform<br />
– „Wir brauchen eine einfache,<br />
transparente <strong>und</strong> gerechte Honorierung<br />
statt Punktwerten.“<br />
Rösler sprach nicht nur über Politik, sondern<br />
ging auch auf das Kongressprogramm ein:<br />
„Ich bin sehr dankbar, dass Sie das Thema<br />
Sicherheit aufgegriffen haben.“ Der Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />
würdigte außerdem die<br />
Bestrebungen der Fachgesellschaften, dem<br />
medizinischen Nachwuchs berufliche Perspektiven<br />
<strong>und</strong> bessere Arbeitsbedingungen<br />
zu bieten. Er wies auf die Möglichkeiten<br />
hin, die Medizinische Versorgungszentren<br />
jungen Medizinern böten, die sich nicht<br />
niederlassen wollen – allerdings müsse<br />
man ein Auge darauf haben, dass sie nicht<br />
eine Portalfunktion <strong>für</strong> größere Kliniken<br />
einnähmen, sprich Patientenströme nur in<br />
bestimmte Krankenhäuser leiten.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>