Mitteilungen und Nachrichten 63/2011 - Deutsche Gesellschaft für ...
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<strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nachrichten</strong><br />
33. Jahrgang<br />
Heft <strong>63</strong><br />
Mai <strong>2011</strong><br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. Hartmut Siebert,<br />
Schwäbisch Hall<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Pol. Joachim Arndt,<br />
Berlin<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
3 Impressum<br />
4 Geschäftsführender Vorstand <strong>2011</strong><br />
11 „Weniger durcheinander –<br />
mehr miteinander!?“<br />
14 Kongress<br />
14 Bericht des Präsidenten 2010<br />
18 Aus der Rede von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heits<br />
minister Dr. Philipp Rösler<br />
19 Für die Zukunft der Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
21 Die Kinderuni: Meet Your Parents<br />
21 Präsidenten helfen zu helfen<br />
22 Hans-Liniger-Preis 2010<br />
23 Innovationspreis 2010<br />
24 Preis zur Förderung der Reha bili tations<br />
forschung der DGOU <strong>2011</strong><br />
26 Georg Friedrich Louis<br />
Stromeyer-Medaille 2010<br />
28 EBM-Preis der DGOU 2010<br />
28 <strong>Deutsche</strong>r Journalistenpreis Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
2010<br />
29 Ehrungen 2010<br />
30 Bericht über die Mitgliederversammlung<br />
31 Aus der <strong>Gesellschaft</strong><br />
31 DGU <strong>2011</strong>: Aktivitäten <strong>und</strong> Ziele<br />
32 Bewerbung um Neuaufnahme<br />
34 Das TraumaNetzwerk D DGU Anfang<br />
<strong>2011</strong><br />
36 TraumaRegister DGU – Aktueller<br />
Stand<br />
38 HOTT® – Hand-over-Team-Training<br />
41 Zum aktuellen Stand der Erarbeitung<br />
der S3-Leitlinie Polytrauma/<br />
Schwerverletztenversorgung<br />
42 Endlich verwirklicht:<br />
Interdisziplinäre S3-Leitlinie zur<br />
Schwerverletztenversorgung<br />
44 Bericht aus dem Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />
DGU<br />
45 Aktuelles aus dem Programmausschuss<br />
46 Aus der AUC – Akademie der<br />
Unfallchirurgie GmbH<br />
49 Advanced Trauma Care for Nurses<br />
(ATCN)<br />
50 Inaugurationskurs ATCN in<br />
Hamburg<br />
51 Bericht aus dem Ausschuss<br />
Vertretung Niedergelassener<br />
Vertragsärzte (ANV)<br />
53 Bericht des Bildungsausschusses<br />
54 AG Arthroskopische Chirurgie –<br />
Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />
56 Bericht der AG <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />
58 Bericht der AG Becken III<br />
60 Bericht der Sektion Unfallprävention<br />
60 Bericht aus der AG Fuß<br />
61 Bericht der AG Geweberegeneration<br />
<strong>und</strong> Gewebeersatz<br />
<strong>63</strong> Bericht der AG Rechnergestütztes<br />
Operieren (AGROP)<br />
64 Neues aus der AG Ultraschall –<br />
Eine „Ein-Jahresbilanz“ …<br />
65 Bericht der AG Wirbelsäule<br />
66 AG Geschichte der Unfallchirurgie<br />
68 Sektion Kindertraumatologie –<br />
Jahresrückblick 2010<br />
69 Bericht der Sektion NIS<br />
70 Bericht aus der Sektion Physikalische<br />
Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
71 Bericht der Kommission<br />
„Gutachten“<br />
72 Erstellung eines Krankenhausnetzwerkes<br />
73 Ausschreibungen der<br />
wissenschaftlichen Preise <strong>und</strong> des<br />
Reisestipendiums der DGU <strong>2011</strong><br />
75 DGOU<br />
75 Bericht über die Mitglieder-<br />
versammlung der DGOU<br />
77 DGOU-Logo <strong>für</strong> Mitglieder<br />
77 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
der Zukunftswerkstatt<br />
79 Bericht vom 3. Weiterbildungs-<br />
Forum Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
81 Entwicklung <strong>und</strong> Perspektiven der<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung in O <strong>und</strong> U<br />
84 Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong><br />
fachbezogene Fragen der DGOU<br />
85 Physician Assistant mit Schwerpunkt<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
86 Aktuelles<br />
86 „Schnittpunkt Chirurgie“<br />
87 Neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung<br />
von Fachärzten im<br />
Krankenhaus<br />
89 Über den Tellerrand geblickt:<br />
Die Fach arztausbildung in den<br />
Niederlanden<br />
91 Wie viele Fachärztinnen <strong>und</strong> -ärzte<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
gibt es <strong>und</strong> wo arbeiten sie?<br />
92 Gemeinsame BG-Kommission der<br />
unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Berufs verbände gegründet<br />
94 Aktueller Stand der DGUV-Heilverfahren<br />
95 Auswirkungen der Neuordnung des<br />
D-Arzt-Verfahrens ab 1.1.<strong>2011</strong><br />
98 Mehr Praktikabilität bei Vertreterregelung.<br />
Zu hohe Mindestzahlregelung<br />
100 Generalisten in der Chirurgie –<br />
können wir darauf wirklich<br />
verzichten?<br />
103 Generalist oder Spezialist?<br />
104 „Wie finde ich den richtigen Arzt –<br />
die richtige Klinik?“<br />
1
2<br />
106 Ein Arzt darf, was er kann –<br />
auch außerhalb seines Fachgebiets<br />
108 Kooperationen mit Krankenhäusern:<br />
Im Dschungel der Rechtsprechung<br />
109 Wetten, dass es besser geht!<br />
113 Meldeverfahren bei Vorkommnissen<br />
mit Implantaten<br />
115 Sicherheit von Medizinprodukten<br />
120 Auf einen Blick: Vorgehen bei<br />
Implantatversagen in Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
121 Einheitliche Dokumentation im<br />
Schockraum<br />
122 Priorisierung von Studienprojekten<br />
in der Chirurgie<br />
127 Handbuch zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
im Arztberuf erschienen<br />
128 Drei Fragen an Prof. Tim Pohlemann<br />
zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit am<br />
Arbeitsplatz in der Chirurgie<br />
129 Arbeitskreis der AWMF<br />
„Ärzte <strong>und</strong> Juristen“<br />
129 Unfallchirurgie im Herzen Afrikas<br />
132 Das Ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong><br />
die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft in<br />
25 Jahren – Eine Zeitreise<br />
134 Personalia<br />
134 Laudatio zum 80. Geburtstag von<br />
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />
136 In Erinnerung an<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />
137 Unfallchirurgen erhalten<br />
1. PHTLS®-Traumaforschungspreis<br />
138 Neues von unseren Mitgliedern<br />
138 Wir gedenken unserer verstorbenen<br />
Mitglieder<br />
139 Rezensionen<br />
147 Veranstaltungen<br />
Redaktionsschluss <strong>für</strong> Heft 64 im Herbst <strong>2011</strong>:<br />
9.08.<strong>2011</strong>. Manuskripte reichen Sie bitte entweder<br />
per E-Mail oder auf Datenträger <strong>und</strong> ausgedruckt<br />
bei der Geschäftsstelle der DGU ein<br />
(E-Mail: office@dgu-online.de).<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Impressum<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
33. Jahrgang<br />
Schriftleitung<br />
Prof. Dr. med. Hartmut Siebert<br />
DGU-Geschäftsstelle<br />
Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
E-Mail: hsiebert@diaksha.de<br />
Verlag<br />
Georg Thieme Verlag KG<br />
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart<br />
Tel.: (07 11) 89 31-0<br />
Fax: (07 11) 89 31-298<br />
http://www.thieme.de<br />
http://www.thieme.de/fz/dgunfall<br />
Copyright<br />
Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen<br />
einzelnen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind<br />
<strong>für</strong> die Dauer des Urheberrechts geschützt.<br />
Jede Verwertung außerhalb der engen<br />
Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist<br />
ohne Zustimmung des Verlages unzulässig<br />
<strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbesondere <strong>für</strong><br />
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
<strong>und</strong> die Einspeicherung <strong>und</strong><br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />
Redaktion<br />
Dipl.-Pol. Joachim Arndt<br />
DGU-Geschäftsstelle<br />
Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />
Tel.: (0 30) 28 00-430 <strong>und</strong> -431<br />
Fax: (0 30) 28 00-43 06<br />
E-Mail: office@dgu-online.de<br />
Verantwortlich <strong>für</strong> den Anzeigenteil<br />
Thieme.media<br />
Pharmedia Anzeigen- <strong>und</strong><br />
Verlagsservice GmbH<br />
Christine Volpp<br />
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />
Postfach 30 08 80, 70448 Stuttgart<br />
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Printed in Germany<br />
AZ Druck <strong>und</strong> Datentechnik GmbH<br />
Heisinger Straße 16, 87437 Kempten<br />
Satz<br />
Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart<br />
jährliche Bezugspreise* Inland Europa Weltweit<br />
Versandkosten 12,80 16,20 22,80<br />
Normalpreis<br />
50,–<br />
50,–<br />
50,–<br />
(Gesamtpreis inkl. Versandkosten)<br />
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(66,20) (72,80)<br />
Mitglieder folgender <strong>Gesellschaft</strong>en erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
Einzelheft 28,– € (D) zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort, unverbindlich empfohlener Preis;<br />
inklusive 7 % Mehrwertsteuer.<br />
* in € (D); unverbindlich empfohlene Preise; inklusive 7 % Mehrwertsteuer. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel<br />
im Voraus berechnet <strong>und</strong> zur Zahlung fällig. Das Abonnement kann jederzeit begonnen werden. Die Bezugsdauer verlängert<br />
sich automatisch jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September des Vorjahres keine Abbestellung vorliegt.<br />
Herstellung<br />
Tel.: (07 11) 89 31-618<br />
Fax: (07 11) 89 31-393<br />
E-Mail: Heike.Wultschner@thieme.de<br />
Abonnentenservice<br />
Tel.: (07 11) 89 31-321<br />
Fax: (07 11) 89 31-422<br />
E-Mail: aboservice@thieme.de<br />
Allgemeine Informationen<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>, 1436-6142,<br />
erscheint 2-mal im Jahr.<br />
Wichtiger Hinweis<br />
Wie jede Wissenschaft ist die Medizin<br />
ständigen Entwicklungen unterworfen.<br />
Forschung <strong>und</strong> klinische Erfahrung<br />
erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />
was Behandlung <strong>und</strong> medikamentöse<br />
Therapie anbelangt. Soweit in<br />
diesem Heft eine Dosierung oder eine<br />
Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />
zwar darauf vertrauen, dass Autoren,<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Verlag große Sorgfalt<br />
darauf verwandt haben, dass diese<br />
Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung<br />
der Zeitschrift entspricht. Für<br />
Angaben über Dosierungsanweisungen<br />
<strong>und</strong> Applikationsformen kann vom Verlag<br />
jedoch keine Gewähr übernommen<br />
werden. Jeder Benutzer ist angehalten,<br />
durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel<br />
der verwendeten Präparate <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls nach Konsultation eines<br />
Spezialisten festzustellen, ob die dort<br />
gegebene Empfehlung <strong>für</strong> Dosierungen<br />
oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />
gegenüber der Angabe in dieser<br />
Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung<br />
ist besonders wichtig bei selten verwendeten<br />
Präparaten oder solchen, die neu<br />
auf den Markt gebracht worden sind.<br />
Jede Dosierung oder Applikation erfolgt<br />
auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren<br />
<strong>und</strong> Verlag appellieren an jeden Benutzer,<br />
ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten<br />
dem Verlag mitzuteilen.<br />
Information <strong>für</strong> unsere Leser<br />
Wir bitten unsere Abonnenten, Adressänderungen<br />
dem Abonnentenservice mitzuteilen,<br />
um eine reibungslose Zustellung der<br />
Zeitschrift zu gewährleisten.<br />
Marken, geschäftliche Bezeichnungen oder<br />
Handelsnamen werden nicht in jedem Fall<br />
besonders kenntlich gemacht. Aus dem<br />
Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht<br />
geschlossen werden, dass es sich um einen<br />
freien Handelsnamen handelt.<br />
Informationen <strong>für</strong> Autoren<br />
Manuskripteinreichung:<br />
an die Schriftleitung<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich werden nur solche Manuskripte<br />
angenommen, die vorher weder im<br />
Inland noch im Ausland (in vollem Umfang,<br />
in ähnlicher Form oder in jedweder anderen<br />
Medienform) veröffentlicht worden sind.<br />
Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />
anderen Publikationsorganen zur Publikation<br />
angeboten werden.<br />
Soweit Abbildungen aus anderen Veröffentlichungen<br />
entnommen sind, räumt der Verfasser<br />
dem Verlag lediglich das nicht ausschließliche<br />
Nutzungsrecht im Umfang des<br />
vorstehenden Absatzes ein. Der Verfasser<br />
ist <strong>für</strong> die vollständige Quellenangabe sowie<br />
die Einholung der schriftlichen Einwilligung<br />
des anderen Verlages zu den vorstehenden<br />
Rechtsräumungen verantwortlich<br />
<strong>und</strong> weist diese dem Verlag nach.<br />
© Georg Thieme Verlag KG<br />
Stuttgart • New York <strong>2011</strong><br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 3
4<br />
Geschäftsführender Vorstand <strong>2011</strong><br />
Präsident<br />
Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />
Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie Universitätskliniken<br />
des Saarlandes<br />
Kirrberger Str. 1<br />
66421 Homburg/Saar<br />
Tel.: 0 68 41 / 1 <strong>63</strong> 15 02<br />
Fax: 0 68 41 / 1 <strong>63</strong> 15 03<br />
E-Mail: tim.pohlemann@uks.eu<br />
Erster Vizepräsident<br />
Prof. Dr. Norbert P. Südkamp<br />
Ärztl. Direktor, Department <strong>für</strong><br />
Traumatologie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
Universitätsklinik<br />
Hugstetter Str. 55<br />
79106 Freiburg<br />
Tel.: 07 61 / 2 70-26 99<br />
Fax: 07 61 / 2 70-27 83<br />
E-Mail: norbert.suedkamp@uniklinikfreiburg.de<br />
Zweiter Vizepräsident<br />
Prof. Dr. Christoph Josten<br />
Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum Leipzig<br />
Liebigstr. 20a<br />
04103 Leipzig<br />
Tel.: 03 41 / 9 71 73 00<br />
Fax: 03 41 / 9 71 73 09<br />
E-Mail: josten@medizin.uni-leipzig.de<br />
Dritter Vizepräsident<br />
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann<br />
Direktor, BG-Unfallklinik Frankfurt<br />
Friedberger Landstr. 430<br />
60389 Frankfurt/Main<br />
Tel.: 0 69 / 4 75 20 01<br />
Fax: 0 69 / 4 75 22 23<br />
E-Mail: aerztlicher.direktor@bgu-frankfurt.de<br />
Generalsekretär<br />
Amtszeit: 1.1.2009-31.12.2012<br />
Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />
DiakonieKlinikum Schwäbisch Hall<br />
74523 Schwäbisch Hall<br />
Tel.: 07 91 / 7 53 42 31<br />
Fax: 07 91 / 7 53 49 03<br />
E-Mail: hartmut.siebert@diaksha.de<br />
Schatzmeister<br />
Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2012<br />
Prof. Dr. Bertil Bouillon<br />
Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie/Orthopädie,<br />
Kliniken der Stadt Köln, Klinikum<br />
Köln-Merheim, Lehrstuhl der Universität<br />
Witten-Herdecke<br />
Ostmerheimerstr. 200<br />
51109 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 89 07 32 76<br />
Fax: 02 21 / 89 07 30 85<br />
E-Mail: bouillonb@kliniken-koeln.de<br />
Schriftführer <strong>und</strong> Schriftleiter der Website<br />
www.dgu-online.de<br />
Amtszeit: 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2014<br />
Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />
Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />
Campus Kiel<br />
Arnold-Heller-Str. 7<br />
24105 Kiel<br />
Tel.: 04 31 / 5 97 43 51<br />
Fax: 04 31 / 5 97 41 07<br />
Ständiger Beirat<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Axel Ekkernkamp, Berlin <strong>und</strong><br />
Greifswald (Präsident 2008)<br />
Prof. Dr. Norbert Haas, Berlin<br />
(Präsident 2000)<br />
Prof. Dr. Wolf Mutschler, München<br />
(Präsident 2005)<br />
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen<br />
(Präsident 2006)<br />
Prof. Dr. Hans Zwipp, Dresden<br />
(Präsident 2009)<br />
Senat<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta †, München<br />
(Präsident 1986)<br />
Prof. Dr. Peter Hertel, Berlin<br />
(Präsident 1999)<br />
Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach<br />
(Präsident 1985)<br />
Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />
(Präsident 1993)<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg<br />
(Präsident 1988)<br />
Prof. Dr. Lothar Kinzl, Ulm<br />
(Präsident 1998)<br />
Prof. Dr. Peter Kirschner, Mainz<br />
(Präsident 2001)<br />
Prof. Dr. Eugen H. Kuner, Umkirch<br />
(Präsident 1987)<br />
Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />
(Präsident 1996)<br />
Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />
(Präsident 1995)<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />
(Präsident 1997)<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />
(Präsident 1982)<br />
Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />
(Präsident 1992)<br />
Prof. Dr. Klaus Rehm, Köln<br />
(Präsident 2002)<br />
Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess<br />
(Präsident 1994)<br />
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer, München<br />
(Präsident 1981)<br />
Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall<br />
(siehe Vorstand).<br />
(Präsident 2003)<br />
Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />
(Präsident 1979)<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,<br />
Tübingen<br />
(Präsident 1978)<br />
Prof. Dr. Kuno Weise, Tübingen<br />
(Präsident 2007)<br />
Prof. Dr. Andreas Wentzensen,<br />
Ludwigshafen<br />
(Präsident 2004)<br />
Nichtständiger Beirat<br />
Dr. Dirk Albrecht, Tübingen<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Prof. Dr. Alexander Christof Beck, Würzburg<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Dr. Andreas Bonk, Frankfurt/Main<br />
(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />
PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Prof. Dr. Sascha Flohé<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Hamburg<br />
(Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, Ludwigshafen<br />
Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
PD Dr. Gerrit Matthes, Berlin<br />
(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />
PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
PD Dr. Peter Strohm, Freiburg i. Brsg.<br />
(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />
PD Dr. Christine Voigt, Hannover<br />
(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen<br />
(Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
Fachbeirat<br />
Prof. Dr. Hartwig Bauer, Berlin<br />
(Generalsekretär der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Chirurgie)<br />
Dr. jur. Joachim Breuer, Berlin<br />
(Hauptgeschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />
Prof. Dr. Günter Lob, München<br />
(DGU-Beauftragter <strong>für</strong> Weiterbildung)<br />
Prof. Dr. Tilman Mischkowsky, Kempten<br />
(Vizepräsident des BDC)<br />
Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen<br />
(Generalsekretär der DGOOC)<br />
Prof. Dr. Dietmar Pennig, Köln<br />
(VLOU-B<strong>und</strong>esvorsitzender <strong>und</strong> Leiter des<br />
Referates Unfallchirurgie im BDC)<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Marburg<br />
(AKUT)<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar, Bremen<br />
Mitglieder des Präsidialrates<br />
PD Dr. Julia Seifert, Berlin<br />
(Leiterin des Gr<strong>und</strong>satzausschusses;<br />
2. Amtszeit: 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />
Prof. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main<br />
(Leiter des Wissenschaftsausschusses;<br />
Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden<br />
(Leiter des Bildungsausschusses; Amtszeit:<br />
1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm<br />
(Leiter des Programmausschusses; Amtszeit:<br />
1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann,<br />
Frankfurt/Main<br />
(Leiter des Berufsständischen Ausschusses,<br />
Amtszeit: 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />
Dr. Peter Kalbe, Rinteln<br />
(Leiter des Ausschusses Vertretung<br />
niedergelassene Vertragsärzte, Amtszeit<br />
1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />
Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen<br />
(Vertreter der nichtselbständigen<br />
Ärzte; gekoppelt an seine Amtszeit im<br />
Nichtständigen Beirat)<br />
Ausschüsse<br />
Berufsständischer Ausschuss<br />
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann,<br />
Frankfurt/Main (L)<br />
PD Dr. Alexander Beck, Würzburg (V)<br />
Bildungsausschuss<br />
Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (L)<br />
N.N. (V)<br />
Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />
PD Dr. Julia Seifert, Berlin (L)<br />
Prof. Dr. Peter Biberthaler, München (V)<br />
Programmausschuss<br />
Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm (L)<br />
Prof. Dr. Ulrich Stöckle, Tübingen (V)<br />
Vertretung niedergelassener Vertragsärzte<br />
Dr. Peter Kalbe (Rinteln)<br />
Dr. Rainer Kübke, Berlin (V)<br />
Wissenschaftsausschuss<br />
Prof. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main (L)<br />
Prof. Dr. Sascha Flohé, Düsseldorf (V)<br />
Kommissionen<br />
Entgelte<br />
Dr. Lutz Mahlke, Paderborn<br />
(L, <strong>für</strong> DRG zuständig)<br />
Dr. Walter Schäfer, Gummersbach (V)<br />
(GOÄ)<br />
Gutachten<br />
Prof. Dr. Kuno Weise, Tübingen (L)<br />
Dr. Frank Schröter, Kassel (V)<br />
Leitlinien<br />
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen (L)<br />
Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (V)<br />
Rechtsfragen<br />
Nicht besetzt.<br />
Aufnahmekommission<br />
Generalsekretär, Schriftführer,<br />
Schatzmeister<br />
Reisestipendium <strong>2011</strong><br />
1. Vizepräsident des Vorjahres,<br />
Schatzmeister, Prof. Dr. Frosch.<br />
Sektionen<br />
Handchirurgie<br />
Prof. Dr. Joachim Windolf (L)<br />
PD Dr. Andreas Eisenschenk, Berlin (V)<br />
Kindertraumatologie<br />
PD Dr. Dirk Sommerfeldt, Hamburg (L)<br />
Prof. Dr. Hans-Georg Dietz, München (V)<br />
Notfall- <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />
Schwerverletztenversorgung (NIS)<br />
Prof. Dr. Sascha Flohé, Düsseldorf (L)<br />
Dr. Thomas Paffrath, Köln (V)<br />
Physikalische Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
Prof. Dr. Volker Bühren, Murnau (L)<br />
Dr. Meinald Settner, Gelsenkirchen (V)<br />
Arbeitsgemeinschaften<br />
Alterstraumatologie<br />
Prof. Dr. Erich Hartwig, Karlsruhe (L)<br />
PD Dr. Christoph Ulrich Liener, Stuttgart (V)<br />
Arthroskopische Chirurgie<br />
Prof. Dr. Helmut Lill, Hannover (L)<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Hamburg (V)<br />
Becken III<br />
PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar (L)<br />
Dr. Fabian Stuby, Tübingen (V)<br />
Fuß<br />
Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock (L)<br />
PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden (V)<br />
Gewebeersatz <strong>und</strong> Geweberegeneration<br />
Dr. Dirk Albrecht, Tübingen (L)<br />
N.N. (V)<br />
Geschichte der Unfallchirurgie<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (L)<br />
Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (V)<br />
Osteologie<br />
Dr. Matthias Schieker, München (L)<br />
Prof. Dr. Johannes M. Rueger, Hamburg (V)<br />
Prävention von Verletzungen<br />
PD Dr. Carl Haasper, Hannover (L)<br />
Dr. Uli Schmucker, Greifswald (V)<br />
Rechnergestütztes Operieren (AGROP)<br />
Prof. Dr. Alfred Paul Grützner,<br />
Ludwigshafen (L)<br />
Prof. Dr. Tobias Hüfner, Hannover (V)<br />
Septische <strong>und</strong> Rekonstruktive Chirurgie<br />
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther<br />
Hofmann, Jena <strong>und</strong> Halle (L)<br />
Prof. Dr. Rudolf Ascherl, Chemnitz (V)<br />
Sporttraumatologie<br />
Prof. Dr. med. Gerhard Bauer, Stuttgart (L)<br />
Dr. Andreas Losch, Göttingen (V).<br />
Ultraschall<br />
Prof. Dr. Benedikt Friemert, Ulm (L)<br />
PD Dr. Christian Tesch, Hamburg (V)<br />
Wirbelsäule<br />
Prof. Dr. Christian Knop, Stuttgart (L)<br />
PD Dr. Frank Kandziora, Frankfurt/Main (V)<br />
Beauftragte<br />
AQUA Fachgruppe Orthopädie <strong>und</strong><br />
Traumatologie:<br />
Prof. Dr. Friedrich Thielemann,<br />
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer (V)<br />
APS-Arbeitsgruppe Education,<br />
Training, Simulation:<br />
Prof. Dr. Christian Lackner<br />
Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher<br />
Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF):<br />
Generalsekretär (Delegierter)<br />
AWMF-Arbeitskreis<br />
„Krankenhaus- & Praxishygiene“:<br />
(<strong>für</strong> die DGOU) PD Dr. Julia Seifert<br />
AWMF-ad-hoc-Kommission<br />
„Versorgungsforschung“:<br />
Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />
Berufsverband der deutschen Chirurgen<br />
(BDC) – Leiter des Referates Unfallchirurgie:<br />
Prof. Dr. Dietmar Pennig<br />
Bone & Joint Decade:<br />
Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />
B<strong>und</strong>esärztekammer – Beirat <strong>für</strong> Erste Hilfe<br />
<strong>und</strong> Wiederbelebung:<br />
Dr. Christian Kleber<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 5
6<br />
Dachverband der deutschsprachigen<br />
wissenschaftlichen <strong>Gesellschaft</strong>en <strong>für</strong><br />
Osteologie (DVO):<br />
Prof. Dr. Johannes M. Rueger,<br />
Prof. Dr. Matthias Schieker (V)<br />
<strong>Deutsche</strong> Akademie der Gebietsärzte:<br />
Leiter des Ausschusses niedergelassene<br />
Vertragsärzte, Stellv. Leiter des Ausschusses<br />
niedergelassene Vertragsärzte (V)<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie <strong>und</strong><br />
Intensivmedizin – S3-Leitlinie Analgesie<br />
<strong>und</strong> Sedierung in der Intensivmedizin:<br />
Prof. Dr. Christian Waydhas<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Chirurgie (DGCh) – Vorstand:<br />
Generalsekretär, Präsident (V)<br />
DGCh-AG Lehre:<br />
Prof. Dr. Ulf Culemann,<br />
Prof. Dr. Thomas Mittlmeier<br />
DGCh-AG Medien:<br />
Dr. Gereon Schiffer<br />
DGCh-AG Perioperative Medizin:<br />
Prof. Dr. Udo Obertacke<br />
DGCh-Sektion Biomaterialien:<br />
Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />
DGCh-Sektion Chirurgische Forschung:<br />
Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />
DGCh-Studienzentrum Heidelberg –<br />
Aufsichtsrat:<br />
Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Medizinische<br />
Informatik, Biometrie <strong>und</strong> Epidemiologie<br />
– Arbeitskreis Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie:<br />
Dr. Christian Juhra<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> W<strong>und</strong>heilung –<br />
Konsensuskonferenzen:<br />
PD Dr. Mark Bischoff,<br />
Dr. Ingo Flesch<br />
<strong>Deutsche</strong>r Rat <strong>für</strong> Wiederbelebung/<br />
German Resuscitation Council:<br />
Prof. Dr. Christian Lackner,<br />
Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />
<strong>Deutsche</strong>r Verkehrssicherheitsrat (DVR) –<br />
Vorstand:<br />
Prof. Dr. Johannes Sturm<br />
DVR-Ausschuss Verkehrsmedizin,<br />
Erste Hilfe, Rettungswesen:<br />
Prof. Dr. Johannes Sturm<br />
<strong>Deutsche</strong>s Institut <strong>für</strong> Normung (DIN) –<br />
Beirat:<br />
Dr. Johann Weidringer<br />
<strong>Deutsche</strong>s Netzwerk <strong>für</strong> Versorgungsforschung<br />
e. V. (DNVF):<br />
PD Dr. Dirk Stengel,<br />
Prof. Dr. Edm<strong>und</strong> Neugebauer<br />
(V; Geschäftsführer des DNVF)<br />
European Society for Trauma and<br />
Emergency Medicine (ESTES):<br />
Generalsekretär<br />
Europäische Facharztprüfung –<br />
Union Européenne des Médecins<br />
spécialistes/European Union of Medical<br />
Specialists (UEMS), Division of Trauma<br />
Surgery/European Board of Trauma<br />
Surgery/European Board of Surgery<br />
Qualification:<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
Gemeinsame DRG-Kommission von<br />
DGCh <strong>und</strong> BDC:<br />
Dr. Lutz Mahlke<br />
Gemeinsamer Weiterbildungsausschuss<br />
von DGCh <strong>und</strong> BDC:<br />
Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsfragen der DGOU<br />
Frau Prof. h.c. Dr. Almut Tempka,<br />
Prof. Dr. Günter Lob (Stellvertretender Vorsitzender),<br />
Generalsekretär<br />
Institut <strong>für</strong> medizinische <strong>und</strong> pharmazeutische<br />
Prüfungsfragen (IMPP),<br />
Schwerpunkt Unfallchirurgie:<br />
Prof. Dr. Udo Obertacke,<br />
PD Dr. Felix Walcher<br />
AUC – Akademie der Unfallchirurgie<br />
GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Prof. Dr. Johannes Sturm, Münster<br />
Geschäftsstelle der DGU<br />
Susanne Herda (Öffentlichkeitsarbeit)<br />
Susanne Lehnert (Mitgliederverwaltung)<br />
Daniela Nagorka (Sekretariat)<br />
Dipl.-Pol. Joachim Arndt (Leiter)<br />
Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />
Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />
E-Mail: office@dgu-online.de <strong>und</strong><br />
dgunfallchirurgie@gmx.de<br />
Ehrenmitglieder<br />
Cotta, Horst, Prof. Dr. Dr. h.c, München<br />
(1993) †<br />
Hierholzer, Günther, Prof. Dr., Allensbach<br />
(1995)<br />
Jungbluth, Karl-Heinz, Prof. Dr., Hamburg<br />
(2002)<br />
Krösl, Wolfgang, Obermed.-Rat Dr., Amlach,<br />
Österreich (1975)<br />
Kuner, Eugen, Prof. Dr., Umkirch (1994)<br />
Lob, Günter, Prof. Dr. München (2004)<br />
Markgraf, Eberhard, Prof. Dr., Jena (2007)<br />
Matter, Peter, Prof. Dr., Davos-Platz, Schweiz<br />
(2000)<br />
Muhr, Gert, Prof. Dr., Bochum (2008)<br />
Oestern, Hans-Jörg, Prof. Dr., Celle (2009)<br />
Probst, Jürgen, Prof. Dr., Murnau (1992)<br />
Rahmanzadeh, Rahim, Prof. Dr., Berlin<br />
(2001)<br />
Rehm, Klaus E., Prof. Dr., Köln (2010)<br />
Rüter, Axel, Prof. Dr., Neusaess (2006)<br />
Schweiberer, Leonhard, Prof. Dr., München<br />
(1998)<br />
Spann, Wolfgang, Prof. Dr. Dr. h.c., München<br />
(1985)<br />
Teubner, Ernst, Prof. Dr., Göppingen (2003)<br />
Trentz, Otmar, Prof. Dr., Zürich, Schweiz<br />
(2005)<br />
Trojan, Emanuel, Prof. Dr., Wien, Österreich<br />
(1980)<br />
Tscherne, Harald, Prof. Dr., Hannover (1989)<br />
Vilmar, Karsten, Prof. Dr. Dr. h.c., Hamburg<br />
(1998)<br />
Weller, Siegfried, Prof. Dr. Dr. h.c. mult.,<br />
Tübingen (1986)<br />
Korrespondierende Mitglieder<br />
Bavonratanavech, Suthorn, M.D., Bangkok,<br />
Thailand (2006)<br />
Blaisdell, William F., Prof. Dr., Sacramento,<br />
Kalifornien, USA<br />
Brand, Richard A., Prof. Dr., Iowa City, Iowa,<br />
USA (2005)<br />
Broos, Paul Louis Oscar, Prof. Dr., Löwen,<br />
Belgien (2005)<br />
Čech, Oldrich, Prof. Dr., M.D. D. Sc., Prag,<br />
Tschechische Republik (1990)<br />
Colton, Christopher Lewis, Prof. Dr., M.D.,<br />
Nottingham, England (1994)<br />
Cronier, Patrick, Dr., Angers, Frankreich<br />
(2009)<br />
Giannoudis, Peter V., Prof., Leeds, England<br />
(2008)<br />
Ganz, Reinhold, Prof. Dr., Bern, Schweiz<br />
(1995)<br />
Gautier, Emanuel, PD Dr., Freiburg, Schweiz<br />
(2003)<br />
Goris, Jan, Prof. Dr., Nijmwegen,<br />
Niederlande (1989)<br />
Heim, Urs, PD Dr. Dr. h.c., Gümlingen,<br />
Schweiz (1984)<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Helfet, David, Prof. Dr., M.D. M.B. CH. B.,<br />
New York, New York, USA (2000)<br />
Hughes, James Langston, Prof. Dr. M.D.,<br />
Jackson, Mississippi, USA (1990)<br />
Hughston, Jack C., Dr., Columbus, Georgia,<br />
USA (1981)<br />
Johnson, Eric E., Prof. Dr., M.D., Los Angeles,<br />
Kalifornien, USA (2000)<br />
Kellam, James, Prof. Dr., M.D., FRCS, Charlotte,<br />
North Carolina, USA (2004)<br />
Kempf, Ivan, Prof. Dr., Strassburg, Frankreich<br />
(1987)<br />
Klaue, Kaj, PD Dr., Lugano, Schweiz (2009)<br />
Kuderna, Heinz, Doz. Dr., Wien, Österreich<br />
(1983)<br />
Lambert, Simon M., Stanmore, Großbritannien<br />
(2010)<br />
Lambiris, Elias, Prof. Dr., Patras, Griechenland<br />
(2003)<br />
Li, Jian jun, Prof., Peking, China (2008)<br />
Magerl, Fritz, Prof. Dr., St. Gallen, Schweiz<br />
(1992)<br />
Marti, René, Prof. Dr., Amsterdam,<br />
Niederlande (1986)<br />
Matta, Joel M., Prof. Dr., Los Angeles,<br />
Kalifornien, USA<br />
Meine, Jacques, Dr., Basel, Schweiz (1992)<br />
Mohandas, P.A., Prof. Dr., Madras, Indien<br />
(1993)<br />
Nording, Jacques Ives, Prof. Dr., Paris,<br />
Frankreich (1995)<br />
Perren, Stephan, Prof. Dr., Davos-Platz,<br />
Schweiz (1978)<br />
Poigen<strong>für</strong>st, Johannes, Prof. Dr., Wien,<br />
Österreich (1984)<br />
Pokorny, Vladimir, Dr., Brünn, Tschechische<br />
Republik (2001)<br />
Povacz, F., Prim. Dr., Wels, Österreich (1988)<br />
Prévot, Jean, Prof. Dr., Nancy, Frankreich<br />
(2002)<br />
Regazzoni, Pietro, Prof. Dr., Basel, Schweiz<br />
(2002)<br />
Reis, Daniel, Prof. Dr., Haifa, Israel (1985)<br />
Renner, Antal, Prof. Dr., Budapest, Ungarn<br />
(1990)<br />
Resch, Herbert, Univ.-Prof. Dr., Salzburg,<br />
Österreich (2007)<br />
Rockwood, Charles A., Prof. Dr. M.D.,<br />
San Antonio, Texas, USA (1989)<br />
Rüedi, Thomas, Prof. Dr., Chur, Schweiz<br />
(1985)<br />
Sarmiento, Augusto, Prof., M.D.,<br />
Los Angeles, Kalifornien, USA (1992)<br />
Schächter, Salomon, Prof. Dr., Buenos Aires,<br />
Argentinien (1985)<br />
Schatzker, Joseph, Prof. Dr., Toronto, Ontario,<br />
Kanada (1989)<br />
Sim, Franklin H., Prof. Dr., Rochester,<br />
Minnesota, USA<br />
StrØmsØ, Knut, Prof. Dr., Oslo, Norwegen<br />
(2001)<br />
Szyszkowitz, Rudolf, Prof. Dr., Graz,<br />
Österreich (1985)<br />
Szita, János, PD Dr., Budapest, Ungarn<br />
(2008)<br />
ten Duis, Henk, Prof. Dr. Groningen,<br />
Niederlande (2007)<br />
Tile, Marvin, Prof. Dr., Toronto, Ontario,<br />
Kanada (1993)<br />
Trunkey, Donald D., Prof. Dr., Portland,<br />
Oregon, USA (1986)<br />
van der Werken, Chris, Prof. Dr., Urecht,<br />
Niederlande (2000)<br />
Vécsei, Vilmos, Prof. Dr. Vilmos, Wien,<br />
Österreich (2002)<br />
Wagner, Michael, Univ.-Prof. Dr., Wien,<br />
Österreich (2006)<br />
Wendt, Klaus, Dr. med., Groningen,<br />
Niederlande (2010)<br />
Hans-Liniger-Preisträger<br />
(vor 1966 „Wissenschaftlicher Preis“)<br />
1956 Dr. Armin Bauermeister (Chirurgische<br />
Universitätsklinik Kiel): Ergebnisse einer<br />
Maceration <strong>und</strong> Verpflanzung von Knochenspänen<br />
<strong>und</strong> ihre Bedeutung <strong>für</strong> den<br />
Aufbau der Knochenbank.<br />
1958 Prof. Dr. Leo Koslowski (Pathologisches<br />
Institut der Universität Göttingen):<br />
Intravitale Autolyse als pathogenetisches<br />
Prinzip.<br />
1961 PD Dr. Wilhelm Thorban (Chirurgische<br />
Universitätsklinik Gießen): Klinische<br />
<strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen zur<br />
Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese der posttraumatischen<br />
Sudeckschen Gliedmaßendystrophie.<br />
1962 Keine Preisverleihung.<br />
1964 Keine Preisverleihung.<br />
1966 Keine Preisverleihung.<br />
1968 PD Dr. Horst Kindler (Klinikum Benjamin<br />
Franklin der FU Berlin, Chirurgische<br />
Klinik): Die Hemmwirkungen von Hydrocortison<br />
<strong>und</strong> Antibiotika auf die W<strong>und</strong>heilung.<br />
1970 PD Dr. Wilfried Schramm (Knappschaftskrankenhaus<br />
Bergmannsheil, Gelsenkirchen-Buer,<br />
Chirurgische Abteilung):<br />
Klinische <strong>und</strong> tierexperimentelle Untersuchungen<br />
über die Transplantation autoplastischer<br />
Spongiosa.<br />
1972 Prof. Dr. Manfred Weigert (Städtisches<br />
Krankenhaus am Urban, Berlin,<br />
Abteilung <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatolo-<br />
gie): Anregung der Knochenbildung durch<br />
elektrischen Strom.<br />
1974 Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg<br />
(Universitätsklinikum der Gesamthochschule<br />
Essen, Abteilung <strong>für</strong> Unfallchirurgie)<br />
<strong>und</strong> PD Dr. Christian-Dietrich Wilde<br />
(Kreiskrankenhaus Bad Homburg v.d.H.,<br />
Unfallchirurgische Abteilung): Experimentelle<br />
Untersuchungen zur Einheilung massiver<br />
Cortikalis-Transplantate.<br />
1976 PD Dr. Hans-Otto Dustmann (Orthopädische<br />
Universitätsklinik Heidelberg):<br />
Altersabhängige Reaktionen des Gelenkknorpels<br />
nach Verletzungen.<br />
1978 PD Dr. Leo Gotzen (Hannover): Untersuchungen<br />
zur Neutralisationsplatten-<br />
Osteosynthese <strong>und</strong> der Richtlinien <strong>für</strong> ihre<br />
praktische Durchführung.<br />
PD Dr. Hans-Jürgen Refior (München):<br />
Tierexperimentelle Untersuchungen zum<br />
Verhalten der Mikrostruktur des Hyalin-<br />
Gelenkknorpels unter Druckbelastung.<br />
1980 PD Dr. Günter Lob (Universität Ulm,<br />
Department <strong>für</strong> Chirurgie, Abteilung<br />
Unfallchirurgie): Chronische, posttraumatische<br />
Osteomyelitis: Tierexperimentelle<br />
<strong>und</strong> klinische Untersuchungen zu einer<br />
oralen antibakteriellen Vaccination.<br />
1982 PD Dr. Hans-Jörg Oestern (Med.<br />
Hochschule Hannover, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />
Eine klinische <strong>und</strong> experimentelle<br />
Studie zur Pathogenese, prognostischer<br />
<strong>und</strong> therapeutischer Wertigkeit früher<br />
kardiopulmonaler Veränderungen nach<br />
schwerem traumatischem Schock.<br />
1984 PD Dr. med. Volker Echtermeyer<br />
(Med. Hochschule Hannover, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />
Diagnostik <strong>und</strong> Therapie des<br />
Compartment-Syndroms – Eine klinische<br />
<strong>und</strong> tierexperimentelle Studie.<br />
1986 Prof. Dr. Klaus E. Rehm (Unfallchirurgische<br />
Klinik der Justus-Liebig-Universität<br />
Gießen): Die Osteosynthese der Thoraxwandinstabilitäten.<br />
1988 PD Dr. Hans Zwipp (Mediz. Hochschule<br />
Hannover, Unfallchirurgische Klinik):<br />
Die anterolaterale Rotationsinstabilität des<br />
Oberen Sprunggelenks.<br />
1990 PD Dr. Johannes M. Rüger (Klinikum<br />
der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität,<br />
Unfallchirurgische Klinik): Knochenersatzmittel.<br />
1992 PD Dr. Harald Knaepler (Philipps-<br />
Universität Marburg, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />
Untersuchungen zur Knochendesinfektion<br />
<strong>und</strong> Sterilisation sowie deren<br />
Auswirkungen auf die biologische Wertigkeit<br />
des Knochenimplantates.<br />
1994 PD Dr. Gerd Regel (Med. Hochschule<br />
Hannover, Unfallchirurgische Klinik):<br />
Die unspezifische Immunabwehr nach<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 7
8<br />
schwerem Trauma <strong>und</strong> ihre Bedeutung <strong>für</strong><br />
den generalisierten Zellschaden <strong>und</strong> das<br />
Multiorganversagen.<br />
1996 PD Dr. Hans-Christoph Pape (Med.<br />
Hochschule Hannover, Unfallchirurgische<br />
Klinik): Pulmonale Komplikationen nach<br />
intramedullärer Stabilisierung des Femurschaftes<br />
bei Polytrauma.<br />
1997 PD Dr. Christian Voigt (Klinikum Benjamin<br />
Franklin der FU Berlin, Unfallchirurgische<br />
Klinik): Reaktion endostaler Zellen<br />
des Kaninchenhumerus bei Störung der<br />
physiologischen Kraftverteilung in vivo.<br />
PD Dr. Andreas Seekamp (Med. Hochschule<br />
Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />
Interaktion von neutrophilen Granulozyten<br />
<strong>und</strong> den kapillären Endothelzellen in traumatisch<br />
induzierten Ischämie/Reperfusionsschäden.<br />
1999 PD Dr. Stefan Rose (Chirurgische Universitätsklinik<br />
Homburg/Saar, Abteilung <strong>für</strong><br />
Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie):<br />
Studien zur pathogenetischen Bedeutung<br />
neutrophiler Granulozyten nach Extremitätenischämie,<br />
Polytraumatisierung <strong>und</strong><br />
bakterieller Sepsis.<br />
2000 Dr. Gerhard Schmidmaier (Charité-<br />
Klinikum der Humboldt-Universität zu<br />
Berlin, Campus Virchow, Klinik <strong>für</strong> Unfall<strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie): Die<br />
lokale Freisetzung von IGF- <strong>und</strong> FGF-ß1 aus<br />
einer biodegradierbaren Poly (D, L-Laktid)-<br />
Beschichtung von Implantaten beschleunigt<br />
die Frakturheilung.<br />
2001 Dr. Martin Grotz (Med. Hochschule<br />
Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />
Darmhypothese des Multiorganversagens<br />
nach schwerem Trauma.<br />
2002 Dr. Frank Kandziora (Charité, Campus<br />
Virchow, Berlin): Experimentelle Spondylodese<br />
der Schafswirbelsäule.<br />
2003 PD Dr. med. Michael Amling (Klinik<br />
<strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
der Universität Hamburg): Von der<br />
skelettalen Mikroarchitektur über die Knochenzellbiologie<br />
zur zentralen Kontrolle der<br />
Knochenmasse.<br />
2004 PD Dr. med. Johannes Zeichen (Unfallchirurgische<br />
Klinik, Med. Hochschule<br />
Hannover): Modulation der Zellproliferation.<br />
Synthese von Procollagen Typ I, Typ<br />
III <strong>und</strong> Expression von Hitzeschockprotein<br />
72 von humanen Fibroblasten unter dem<br />
Einfluss von zyklischer mechanischer Dehnung.<br />
2005 PD Dr. Johannes Frank (Abteilung <strong>für</strong><br />
Handchirurgie, Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum<br />
Frankfurt/Main): Intravitalmikroskopische<br />
Analyse <strong>und</strong> Quantifizierung<br />
der Angiogenese <strong>und</strong> Mikrozirkulation im<br />
Gewebe <strong>und</strong> in der W<strong>und</strong>heilung am Tiermodell.<br />
2006 PD Dr. med. Niels C. Riedemann (Unfallchirurgische<br />
Klinik der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover): Die pathophysiologische<br />
Bedeutung des C5A-Rezeptors in der<br />
Entstehungsphase der Sepsis<br />
2007 Frau PD Dr. med. Pia Pogoda (Klinik<br />
<strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />
Universitätsklinikum<br />
Hamburg-Eppendorf): Knochenmasseverlustsyndrome<br />
im Schaf: Entwicklung <strong>und</strong><br />
Charakterisierung neuer klinikrelevanter<br />
Osteoporose-Großtiermodelle<br />
2008 PD Dr. Deike Varoga (Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />
Universitätsklinikum Schleswig-<br />
Holstein, Campus Kiel): Expression <strong>und</strong><br />
Regulation angeborener Immunmechanismen<br />
bei Gelenkerkrankungen<br />
2009 PD Dr. Wolfgang Schneiders (Klinik<br />
<strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus<br />
der TU Dresden): Untersuchungen der Materialeigenschaften<br />
<strong>und</strong> der Biokompatibilität<br />
eines mit Chondroitinsulfat <strong>und</strong> Kollagen<br />
versetzten Kalziumphosphatzements.<br />
2010 PD Dr. Carl Haasper (Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover): Tissue Engineering eines osteochondralen<br />
Transplantates - Klinische <strong>und</strong><br />
experimentelle Untersuchungen<br />
Preisträger des Innovationspreises<br />
(gesponsort von der Fa. DePuy)<br />
1998 Angela Olinger (Abteilung <strong>für</strong> Unfall-,<br />
Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie der<br />
Chirurgische Universitätsklinik Homburg/<br />
Saar) et. all.: Minimalinvasiver endoskopischer<br />
Zugang zur ventralen Spondylodese<br />
der lumbalen Wirbelsäule (Lumboskopie).<br />
1999 Dr. Christian Dahlen (Dresden):<br />
PC-basierte 3-D-Software zur Operationsplanung<br />
in der rekonstruktiven Fußchirurgie.<br />
2000 Dr. Alexander Hofmann (Klinik <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie der Philipps-Universität<br />
Marburg) et all.: Bioengineering eines vitalen<br />
Knochentransplantats mit autologen<br />
Eigenschaften.<br />
2001 PD Dr. P. Euler (Chirurgische Klinik<br />
<strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et all.:<br />
Evaluation <strong>und</strong> klinische Einführung eines<br />
neuen Bildwandlergerätes zur intraoperativen<br />
Herstellung dreidimensionaler Röntgenbilder.<br />
2002 Dr. Peter Biberthaler (Chirurgische<br />
Klinik <strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et<br />
al.: Die Mikrozirkulation der Supraspinatussehne<br />
am Menschen: erstmalige In-<br />
vivo-Analyse nach degenerativer Läsion der<br />
Rotatorenmanschette.<br />
2003 Dr. Tim Rose (Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums<br />
Leipzig) et all.: Die<br />
Verbesserung der Knochenheilung im<br />
osteoporotischen Rattenmodell durch die<br />
zellvermittelte Expression von Bone Morphogenetic<br />
Protein 4 (BMP-4) nach ex-vivo<br />
Gentherapie.<br />
2004 Nicht vergeben.<br />
2005 Dr. Arndt Schilling (Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />
<strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
des Universitätsklinikums<br />
Hamburg-Eppendorf) et all.: Resorbierbarkeit<br />
von Knochenersatzmaterialien durch<br />
humane Osteoklasten – Entwicklung eines<br />
quantitativen Assays als Leitschiene <strong>für</strong> den<br />
klinischen Einsatz.<br />
2006 Dr. Felix Walcher (Klinik <strong>für</strong> Unfall-,<br />
Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie des<br />
Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-<br />
Universität Frankfurt/Main): Präklinische<br />
Sonographie – Entwicklung, Validierung<br />
<strong>und</strong> klinische Anwendung in der Notfallmedizin<br />
2007 PD Dr. Thomas Gross (Leiter Traumatologie<br />
<strong>und</strong> Vice-Primario Chirurgie,<br />
Ospedale Civico Lugano (CH)): Der Einsatz<br />
eines multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes<br />
(MBI) in der Initialphase<br />
stationärer Schwerverletzten-Versorgung:<br />
Erwartungen, Realität <strong>und</strong> Perspektive<br />
2008 PD Dr. Carsten Englert (Unfallchirurgie<br />
des Klinikums der Universität Regensburg):<br />
Bonding of acticular cartilage using<br />
a combination of biochemical degradation<br />
and surface cross-linking<br />
2009 Dr. Tobias Winkler (Centrum <strong>für</strong><br />
Musculoskeltale Chirurgie der Charité-<br />
Universitätsmedizin Berlin):Doseresponsen<br />
relationship of mesenchymal stem cell<br />
transplantation and functional regeneration<br />
after severe skeletal muscle injury<br />
in rats<br />
2010 PD Dr. Peter Strohm (Department<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie, Universitätsklinikum<br />
Freiburg) et all.: Einfluss<br />
der Span-/Deckplattenrelation auf das<br />
Transplantatversagen bei der ventralen<br />
Spondylodese mit autologem, tricorticalen<br />
Beckenkammspan<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />
Der 1982 als ehrenvolle Auszeichnung <strong>für</strong><br />
wissenschaftliche Verdienste um die Unfallheilk<strong>und</strong>e<br />
gestiftete Johann-Friedrich-<br />
Dieffenbach-Büste wurde bisher verliehen<br />
an:<br />
1982 Prof. Dr. Herbert Junghanns <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Alfred Nikolaus Witt<br />
1983 Prof. Dr. Hans Willenegger<br />
1984 Prof. Dr. Jörg Rehn<br />
1985 Prof. Dr. Martin Allgöwer<br />
1986 B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin<br />
1987 Prof. Dr. Günter Friedebold<br />
1988 Keine Vergabe<br />
1989 Prof. Dr. Siegfried Weller<br />
1990 Prof. Dr. Wilhelm Schink<br />
1991 Keine Vergabe<br />
1992 Prof. Dr. Walter Blauth<br />
1993 Prof. Dr. Stephan Perren<br />
1994 Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />
1995 Dr. Klaus Klemm, Frankfurt/Main,<br />
<strong>und</strong> Dr. Wulf-Dieter Schellmann, Peine<br />
1996 Prof. Dr. Lutz Claes, Ulm<br />
1997 Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />
1998 Prof. Dr. Cajus Burri, Ulm<br />
1999 Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />
2000 Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />
2001 Prof. Dr. Horst Cotta, München<br />
2002 Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz)<br />
2003 Prof. Dr. Ulrich Lanz, Neustadt/Saale<br />
2004 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, Bochum<br />
2005 Prof. Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Edm<strong>und</strong><br />
A.M. Neugebauer, Köln<br />
2006 Prof. Dr. sc. Techn. Erich Schneider,<br />
Davos (Schweiz)<br />
2007 Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />
2008 Prof. Dr. Wolf Mutschler, München<br />
2009 Prof. Dr. Norbert P. Haas, Berlin<br />
2010 Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Otte,<br />
Hannover<br />
Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-<br />
Medaille<br />
Der Literaturpreis in Form der 2000 gestifteten<br />
Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-<br />
Medaille wurde bisher verliehen an:<br />
2001 Prim. Dr. Fritz Povacz, Gaspolzhofen,<br />
Österreich, <strong>für</strong> sein Werk „Die Geschichte<br />
der Unfallchirurgie“<br />
2002 PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümligen,<br />
Schweiz, <strong>für</strong> sein Werk „Das Phänomen AO.<br />
Gründung <strong>und</strong> erste Jahre der Arbeitsge-<br />
meinschaft <strong>für</strong> das Studium der Osteosynthese<br />
(1958-19<strong>63</strong>)“<br />
2003 Dr. Eduard M. Walthers, Marburg an<br />
der Lahn, <strong>für</strong> seine Übersetzung des Werks<br />
von A. Greenspan: Orthopedic Radiology. A<br />
practical Approach unter dem Titel „Skelettradiologie<br />
– Orthopädie, Traumatologie,<br />
Rheumatologie, Onkologie“<br />
2004 Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen,<br />
<strong>für</strong> sein Werk „Der Schultergürtel. Form<br />
<strong>und</strong> Funktion, Entwicklung, Biomechanik<br />
<strong>und</strong> Trauma“<br />
2005 Prof. Dr. Michael Sachs, Frankfurt am<br />
Main, <strong>für</strong> sein Werk „Die Geschichte der<br />
operativen Chirurgie“, 5 Bände.<br />
2006 Prof. Dr. Benno Kummer, Köln, <strong>für</strong><br />
sein Werk „Biomechanik. Form <strong>und</strong> Funktion<br />
des Bewegungsapparates“.<br />
2007 Prof. Dr. Jürgen Rudigier, Offenburg,<br />
<strong>für</strong> sein Werk „Kurzgefasste Handchirurgie.<br />
Klinik <strong>und</strong> Praxis“.<br />
2008 Dr. iur. Horst Kater, Berlin, <strong>für</strong> sein<br />
Werk „Das ärztliche Gutachten im sozialgerichtlichen<br />
Verfahren. Die schwierige<br />
Kommunikation zwischen Juristen <strong>und</strong><br />
Medizinern.“<br />
2009 Prof. Dr. Ulrich A. Wagner, Wesermünde,<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Hans-Martin Schmidt,<br />
Bonn, <strong>für</strong> ihr Werk „Ausgewählte Fehler<strong>und</strong><br />
Gefahrensituationen bei orthopädisch-unfallchirurgischen<br />
Eingriffen. Ein<br />
Kompendium unter besonderer Berücksichtigung<br />
topografischer Aspekte“<br />
2010 Prof. Dr. Reiner Labitzke, Schwerte,<br />
<strong>für</strong> sein Werk „Handbuch der Seilosteosynthesen“.<br />
Carl-Thiem-Gedenkmünze<br />
Die Carl-Thiem-Gedenkmünze, gestiftet<br />
1997 anlässlich des 75-jährigen Bestehens<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />
wurde bisher verliehen an:<br />
1997 OMR Dr. sc. med. Wolfgang Kurz,<br />
Lübben<br />
1998 Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />
1999 Prof. Dr. Gert Specht, Berlin<br />
2000 Dr. Klaus Welz, Cottbus<br />
2001 Dr. Hans Rudolph, Rotenburg/<br />
Wümme<br />
2002 Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />
2003 Nicht vergeben<br />
2004 PD Dr. Wolfgang H<strong>und</strong>shagen,<br />
Nordhausen<br />
2005 Nicht vergeben<br />
2006 Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meinecke,<br />
Reinbek<br />
2007 Prof. Dr. Heinrich Reilmann,<br />
Braunschweig<br />
2008 Prof. Peter Wendsche, Brno,<br />
Tschechische Republik<br />
2009 Prof. Dr. Volker Echtermeyer, Minden<br />
2010 Prof. Dr. Christian Lackner, München<br />
Goldene Ehrennadel<br />
Die Goldene Ehrennadel, gestiftet 1989,<br />
wurde bisher verliehen an:<br />
1989 Gisela Vopel, Berlin ✝<br />
1990 Dr. jur. Friedrich Watermann, Bonn ✝<br />
1991 Keine Vergabe<br />
1992 Hans-Jürgen Gühne, Bochum, <strong>und</strong><br />
Klaus Hug, Umkirch<br />
1993 Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried<br />
Borelli, München<br />
1994 Keine Vergabe<br />
1995 Keine Vergabe<br />
1996 Dr. Heinz Volk, Bochum<br />
1997 Dr. h.c. Hannelore Kohl, Bonn ✝<br />
1998 Medico International, Kampagne<br />
zum Verbot von Landminen, Frankfurt/<br />
Main<br />
1999 Dipl.-Ing. (FH) Max Schuster,<br />
Neusaess<br />
2000 Gerhard Kugler, Geschäftsführer a.D.<br />
ADAC-Luftrettung, Geretsried †<br />
2001 Ursula von Voigt, Berlin<br />
2002 Keine Vergabe<br />
2003 Siegfried Steiger, Björn-Steiger-<br />
Stiftung<br />
2004 Dr. jur. Günther Sokoll,<br />
Sankt Augustin<br />
2005 Prof. Dipl. Ing. Dietmar Otte,<br />
Hannover<br />
2006 Dr. Annette Güntert, B<strong>und</strong>esärztekammer,<br />
Berlin<br />
2007 Prof. Dr. med. habil. Dr. Ing. Dr. med.<br />
h.c. Michael Ungethüm, B. Braun-Aesculap<br />
Tuttlingen<br />
2008 Prof. Manfred Bandmann, Präsident<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrates,<br />
Bonn<br />
2009 Ärzte ohne Grenzen e. V., Berlin<br />
2010 Aktionsbündnis Patientensicherheit<br />
e. V., Bonn<br />
Frühere Präsidenten <strong>und</strong> Kongressorte<br />
1. Jahrestagung (Leipzig 1922):<br />
Prof. Dr. Hans Liniger<br />
2. Jahrestagung (Innsbruck 1924):<br />
Prof. Dr. Hans Liniger<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 9
10<br />
3. Jahrestagung (Köln 1926):<br />
Prof. Dr. Hans Liniger<br />
4. Jahrestagung (Nürnberg 1927):<br />
Prof. Dr. Hans Liniger<br />
5. Jahrestagung (Berlin 1929):<br />
Prof. Dr. Hans Liniger<br />
6. Jahrestagung (Breslau 1930):<br />
Obermedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz<br />
7. Jahrestagung (Bochum 1932):<br />
Prof. Dr. Georg Magnus<br />
8. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1933):<br />
Prof. Dr. Victor Schmieden<br />
9. Jahrestagung (Würzburg 1934):<br />
Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Fritz König<br />
10. Jahrestagung (Berlin 1935):<br />
Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. August<br />
Borchard<br />
11. Jahrestagung (Hamburg 1936):<br />
Prof. Dr. Max zur Verth<br />
12. Jahrestagung (Würzburg 1937):<br />
Prof. Dr. Martin Reichardt<br />
13. Jahrestagung (Kiel 1939):<br />
Prof. Dr. A.W. Fischer<br />
14. Jahrestagung (Bochum 1950):<br />
Prof. Dr. Heinrich Bürkle de la Camp<br />
15. Jahrestagung (Bonn 1951):<br />
Prof. Dr. Erich Freiherr von Redwitz<br />
16. Jahrestagung (Oldenburg 1952):<br />
Prof. Dr. Helmut Bohnenkamp<br />
17. Jahrestagung (Bad Neuenahr 1953):<br />
Ministerialrat a.D. Prof. Dr. Dr. Michael<br />
Bauer<br />
18. Jahrestagung (Stuttgart 1954):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Kreuz<br />
19. Jahrestagung (Goslar 1955):<br />
Prof. Dr. Gottfried Jungmichel<br />
20. Jahrestagung (Heidelberg 1956):<br />
Prof. Dr. Dr. med. h.c. Dr. jur. h.c. K.H. Bauer<br />
21. Jahrestagung (Köln 1957):<br />
Prof. Dr. Wilhelm Tönnis<br />
22. Jahrestagung (Kiel 1958):<br />
Prof. Dr. Gustav Störring<br />
23. Jahrestagung (Berlin 1959):<br />
Prof. Dr. Helmut Reinwein<br />
24. Jahrestagung (Lindau/Bodensee 1960):<br />
Prof. Dr. Berthold Mueller<br />
25. Jahrestagung (Garmisch-Partenkirchen<br />
1961):<br />
Prof. Dr. Alfons Lob<br />
26. Jahrestagung (Bad Godesberg 1962):<br />
Ministerialrat Dr. Clemens Dierkes<br />
27. Jahrestagung (Berlin 19<strong>63</strong>):<br />
Oberregierungsrat a.D. Dr. jur. Herbert<br />
Lauterbach<br />
28. Jahrestagung (Würzburg 1964):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Nikolaus Witt<br />
29. Jahrestagung (Stuttgart 1965):<br />
Prof. Dr. Carl Humperdinck<br />
30. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1966):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Junghanns<br />
31. Jahrestagung (Berlin 1967):<br />
Prof. Dr. Herbert Elbel<br />
32. Jahrestagung (Hamburg 1968):<br />
Prof. Dr. Heinrich Bartelheimer<br />
33. Jahrestagung (Nürnberg 1969):<br />
Dr. Wolfgang Perret<br />
34. Jahrestagung (Düsseldorf 1970):<br />
Prof. Dr. Günther Könn<br />
35. Jahrestagung (Freiburg i. Brsg. 1971):<br />
Prof. Dr. Jörg Rehn<br />
36. Jahrestagung (= Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung;<br />
Bern 1972):<br />
Prof. Dr. Georg Maurer<br />
37. Jahrestagung (Berlin 1973):<br />
Prof. Dr. Günter Friedebold<br />
38. Jahrestagung (Berlin 1974):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ulmer<br />
39. Jahrestagung (= 2. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung;<br />
Berlin 1975):<br />
Prof. Dr. Wolfgang Faubel<br />
40. Jahrestagung (Berlin 1976):<br />
Prof. Dr. Heinz Contzen<br />
41. Jahrestagung (Berlin 1977):<br />
Prof. Dr. Günther Dotzauer<br />
42. Jahrestagung (Berlin 1978):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller<br />
43. Jahrestagung (= 3. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung;<br />
Wien 1979):<br />
Prof. Dr. Harald Tscherne<br />
44. Jahrestagung (Berlin 1980):<br />
Prof. Dr. Walter Düben<br />
45. Jahrestagung (Berlin 1981):<br />
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />
46. Jahrestagung (Berlin 1982):<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst<br />
47. Jahrestagung (= 4. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung;<br />
Lausanne 1983):<br />
Prof. Dr. Caius Burri<br />
48. Jahrestagung (Berlin 1984):<br />
Prof. Dr. Hermann Ecke<br />
49. Jahrestagung (Berlin 1985):<br />
Prof. Dr. Günther Hierholzer<br />
50. Jahrestagung (Berlin 1986):<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />
51. Jahrestagung (= 5. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung),<br />
(Berlin 1987):<br />
Prof. Dr. Eugen H. Kuner<br />
52. Jahrestagung (Berlin 1988):<br />
Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth<br />
53. Jahrestagung (Berlin 1989):<br />
Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg<br />
54. Jahrestagung (Berlin 1990):<br />
Prof. Dr. Alfred Pannike<br />
55. Jahrestagung (= 6. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />
Unfalltagung; Wien<br />
1991):<br />
Prof. Dr. Dieter Havemann;<br />
56. Jahrestagung (Berlin 1992):<br />
Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh<br />
57. Jahrestagung (Berlin 1993):<br />
Prof. Dr. Ulrich Holz<br />
58. Jahrestagung (Berlin 1994):<br />
Prof. Dr. Axel Rüter<br />
59. Jahrestagung (Berlin 1995):<br />
Prof. Dr. Gert Muhr<br />
60. Jahrestagung (Berlin 1996):<br />
Prof. Dr. Eberhard Markgraf<br />
61. Jahrestagung (Berlin 1997):<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />
62. Jahrestagung (Berlin 1998):<br />
Prof. Dr. Lothar Kinzl<br />
<strong>63</strong>. Jahrestagung (Berlin 1999):<br />
Prof. Dr. Peter Hertel<br />
64. Jahrestagung (Hannover 2000):<br />
Prof. Dr. Norbert P. Haas<br />
65. Jahrestagung (Berlin 2001):<br />
Prof. Dr. Peter Kirschner<br />
66. Jahrestagung (Berlin 2002):<br />
Prof. Dr. Klaus Rehm<br />
67. Jahrestagung (Berlin 2003):<br />
Prof. Dr. Hartmut R. Siebert<br />
68. Jahrestagung (Berlin 2004):<br />
Prof. Dr. Andreas Wentzensen<br />
69. Jahrestagung (Berlin 2005):<br />
Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />
70. Jahrestagung (Berlin 2006):<br />
Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer<br />
71. Jahrestagung (Berlin 2007):<br />
Prof. Dr. Kuno Weise<br />
72. Jahrestagung (Berlin 2008):<br />
Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />
73. Jahrestagung (Berlin 2009):<br />
Prof. Dr. Hans Zwipp<br />
74. Jahrestagung (Berlin 2010):<br />
Prof. Dr. Norbert P. Südkamp<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
„Weniger durcheinander –<br />
mehr miteinander!?“<br />
[Volksweisheit]<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
wenn Sie diese Zeilen lesen, hat das Jahr<br />
<strong>2011</strong> bereits tiefe Spuren in Ihrem privaten<br />
<strong>und</strong> beruflichen Alltag hinterlassen. Hoffentlich<br />
keine schmerzhaften.<br />
Mit dem Jahreswechsel erfolgte der „fliegende<br />
Stafettenwechsel“ in der Leitung<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>, im Vorstand, in den<br />
beratenden Gremien sowie teilweise auch<br />
in unseren extrem produktiven Arbeitsgemeinschaften,<br />
Sektionen sowie Kommissionen.<br />
Norbert Südkamp, unser Präsident<br />
2010, hat mit viel Geschick, seinem<br />
besonderen Charme, seiner Gelassenheit<br />
<strong>und</strong> Umsichtigkeit wesentlich, manchmal<br />
vielleicht nicht von jedem wahrnehmbar,<br />
enorme Arbeit innerhalb <strong>und</strong> außerhalb unserer<br />
<strong>Gesellschaft</strong> geleistet. Der <strong>Deutsche</strong><br />
Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
2010 übertraf erneut die Erwartungen.<br />
Das nicht nur betreffend der Teilnehmerzahl,<br />
sondern vor allem auch in Bezug auf<br />
neue breit akzeptierte Sitzungsformate.<br />
Den Kongresspräsidenten Daniel Frank<br />
(DGOOC <strong>und</strong> Präsident der DGOU 2010),<br />
Helmut Mälzer (BVOU), Norbert Südkamp<br />
<strong>für</strong> die DGU <strong>und</strong> dem kleinen, aber wirkungsvollen<br />
<strong>und</strong> unermüdlich <strong>für</strong> das Gelingen<br />
des Kongresses arbeitenden Team in<br />
Freiburg sowie dem <strong>für</strong> die ausgezeichnete<br />
Organisation verantwortlichen Unternehmen<br />
Intercongress – Frau Schröder, Frau<br />
Schwarz-Cloß <strong>und</strong> Herrn Berndt – sei an<br />
dieser Stelle herzlich gedankt!<br />
In den folgenden Seiten finden Sie die<br />
Veränderungen in den Leitungen unserer Arbeitsplattformen<br />
<strong>und</strong> im Nichtständigen Beirat.<br />
Allen, die große Verantwortung <strong>für</strong> unsere<br />
<strong>Gesellschaft</strong> in ihrer Freizeit übernommen haben<br />
<strong>und</strong> nun ihren Nachfolgern Platz machen,<br />
möchte ich im Namen des Vorstandes auch<br />
an dieser Stelle herzlich danken! Ohne Ihre<br />
Unterstützung, ohne Ihre kritischen Anmerkungen<br />
würde sich unsere <strong>Gesellschaft</strong> nicht<br />
bewegen <strong>und</strong> in Beliebigkeit dahindümpeln!<br />
Unser Präsident <strong>2011</strong>, Tim Pohlemann,<br />
setzt nahtlos dort an, wo Norbert Südkamp<br />
mit seinem Team begonnen hat:<br />
Daniela Nagorka, Susanne Lehnert, Susanne Herda <strong>und</strong> Joachim Arndt von der DGU-Geschäfststelle<br />
■ ■Nachwuchsförderung<br />
<strong>und</strong> -gewinnung,<br />
■ ■Stärkung<br />
der patientenorientierten Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
<strong>und</strong> Versorgungsforschung<br />
durch gezielte Unterstützung <strong>und</strong> neue<br />
Strukturen,<br />
■ ■Umsetzung<br />
der Empfehlung der Potsdamer<br />
Konferenz 2010 mit dem Ziel, die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie in ihren Strukturen,<br />
vornehmlich der Gremien, so zu verschlanken,<br />
dass sie ihre Aufgabe – Vertretung<br />
des Faches Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
zusammen mit den Fachgesellschaften<br />
in synergistischer Arbeitsweise<br />
mit Betonung auf Optimierung des Einsatzes<br />
aller Ressourcen – noch effektiver<br />
durchführen kann.<br />
Geschäftsstelle in Berlin leistet<br />
Hervorragendes<br />
Wir als Mitglieder profitieren tagtäglich<br />
von der exzellenten, größtenteils „im Stillen“,<br />
erledigten Arbeit. Anfang des Jahres<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 11
12<br />
haben wir uns im kleinen Kreis mit den<br />
Mitarbeitern <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle<br />
zusammengesetzt, um nach<br />
Anhörung der Einzelnen gemeinsam weitere<br />
Professionalisierungsmaßnahmen der<br />
Geschäftsstelle festzulegen. Frau Susanne<br />
Lehnert wird weiterhin die verantwortungsvollen<br />
Aufgaben Rechnungswesen <strong>und</strong><br />
Mitgliederverwaltung zur Unterstützung<br />
unseres Schatzmeisters wahrnehmen. Frau<br />
Susanne Herda hat sich mit großem Engagement,<br />
Geschick <strong>und</strong> Fertigkeiten in den<br />
Aufgabenbereich Kommunikation / Presse-<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit eingearbeitet. Sie<br />
unterstützt gern auch die Arbeit unserer<br />
„Arbeitsplattformen“ wie z. B. die Arbeitsgemeinschaften,<br />
Sektionen, Kommissionen<br />
<strong>und</strong> Projekte. „Ein Anruf genügt!“<br />
Über zehn Jahre leitet Herr Dipl.-Pol. Joachim<br />
Arndt unsere Geschäftsstelle. Er ist <strong>für</strong><br />
die Leitung, Organisation <strong>und</strong> Unterstützung<br />
der unter meiner Verantwortung stehenden<br />
Aufgaben zuständig <strong>und</strong> mir, dem<br />
Vorstand sowie den Arbeitsgruppen ein verlässlicher<br />
<strong>und</strong> geduldiger Ideengeber.<br />
Im Ergebnis unserer Beratung mussten<br />
wir feststellen, dass trotz Kooperation mit<br />
der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />
Chirurgie Jahr <strong>für</strong> Jahr mehr Aufgaben <strong>für</strong><br />
die Geschäftsstelle anfallen, so dass zum<br />
1. April diesen Jahres die Geschäfts stelle<br />
um einen weiteren Teilzeitmitarbeiter<br />
verstärkt werden wird. Im Vergleich mit<br />
anderen Fachgesellschaften oder Berufsverbänden<br />
mit ähnlich hoher Mitgliederzahl<br />
– derzeit 4.300 DGU-Mitglieder – ist unsere<br />
Geschäftsstelle personell noch im unteren<br />
Limit ausgestattet.<br />
Die Kommunikation von <strong>und</strong> mit unseren<br />
Mitgliedern erfolgt bislang über die „<strong>Mitteilungen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ zweimal im<br />
Jahr, über unsere Homepage, die hoffentlich<br />
bis zum Herbst mit neuem Inhalt <strong>und</strong><br />
neuem Gesicht <strong>und</strong> Funktionalität erscheinen<br />
wird, sowie unserem Newsletter<br />
„DGU-Aktuell“, den wir per Mail versenden.<br />
Gemeinsam mit der DGOOC <strong>und</strong> dem Berufsverband<br />
der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> dem Thieme-Verlag<br />
werden wir Vorschläge erarbeiten, um<br />
die Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Kommunikation<br />
im Sinne von Synergien, aber auch<br />
notwendiger Differenzierung unter Nutzung<br />
heutiger Möglichkeiten zu optimieren<br />
<strong>und</strong> den Gewohnheiten unserer, vor<br />
allem auch jüngeren Mitglieder entgegenkommen<br />
zu können.<br />
Wie lautet Ihre Meinung: Wollen Sie<br />
weiterhin zweimal im Jahr <strong>Mitteilungen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> als physisches greifbares<br />
„Erlebnis“ bekommen? Wollen wir nur noch<br />
„online-Produkte“ verwenden?<br />
Kurzfristig: Beides, komprimierter <strong>und</strong> mehr<br />
miteinander! Diese Strategie erscheint uns,<br />
die richtige Antwort zu sein.<br />
Weiterbildung weniger durchein-<br />
ander – mehr miteinander.<br />
Das Fach O <strong>und</strong> U findet nur langsam in<br />
der Praxis zusammen <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong> liegt<br />
nicht nur in der Umsetzung der Weiterbildungsinhalte.<br />
Uns allen ist bekannt, dass<br />
das immer noch als neu empf<strong>und</strong>ene Fach<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie in manchen<br />
Bereichen der täglichen Praxis in Klinik<br />
<strong>und</strong> Niederlassung nur teilweise umgesetzt<br />
wird. Motor <strong>für</strong> das Gelingen der<br />
Umsetzung in die Praxis sind die Kliniken,<br />
insbesondere diejenigen, die die Inhalte des<br />
Faches in der Weiterbildung zum Facharzt<br />
vermitteln. Im ambulanten Bereich versperren<br />
noch Regelungen der KV <strong>und</strong> die oft<br />
noch fehlende Einigung der Vertreter aus<br />
Chirurgie <strong>und</strong> Orthopädie einer möglichen<br />
Anpassung den Weg.<br />
Einige Leuchttürme mit konkreten, praxisnahen<br />
Weiterbildungscurricula zeigen, dass<br />
es auch in schwierigen Versorgungssituationen<br />
möglich ist, eine gemeinsame fachbezogene<br />
Weiterbildung <strong>für</strong> den Nachwuchs zu<br />
organisieren. Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist das<br />
Vorleben, das „mehr miteinander als gegeneinander“<br />
trotz des zunehmenden Wettbewerbes<br />
<strong>und</strong> des „Kampfes ums Überleben“<br />
mancher. Einrichtungen mit entsprechend<br />
angepassten Organisationsformen <strong>und</strong> Einbindung<br />
z. B. geriatrischer Expertise, Frührehabilitation<br />
oder spezieller konservativer Behandlungsmethoden,<br />
auch im Verb<strong>und</strong> mit<br />
ambulanten Partnern, weisen erfolgreiche<br />
„Geschäftsmodelle“ mit mehr Chancen im<br />
Wettbewerb auf.<br />
Das bedeutet aber auch, dass wir, wie<br />
auch andere Fächer im Zuge der Spezialisierung<br />
<strong>und</strong> Supraspezialisierung, uns<br />
weiterhin da<strong>für</strong> einzusetzen haben, dass<br />
neben den kompetenten Spezialisten<br />
auch ausreichend „Generalisten“, „orthopädische-unfallchirurgische<br />
Zehnkämpfer“<br />
wie es Michael Oberst formuliert hat, <strong>für</strong><br />
eine kompetente Versorgung aus einer<br />
Hand vorzuhalten sind. Diesen Spagat gilt<br />
es in den Fachgesellschaften auszuhalten<br />
<strong>und</strong> das in der Musterweiterbildungsordnung<br />
definierte Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie vor einem Auseinanderbrechen<br />
in konservative oder operative<br />
Inhalte, in Spezialitäten <strong>und</strong> Subspezialitäten<br />
zu bewahren. Der Wert des Facharztes<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
muss vor einer Abwertung durch supraspezialisierte<br />
Weiterbildungsqualifikationen<br />
wirkungsvoll geschützt werden. Die leidvollen<br />
Erfahrungen aus den Vereinigten<br />
Staaten von Nordamerika sollten uns eine<br />
Warnung sein!<br />
In verschiedenen Arbeitskreisen, interdisziplinär<br />
besetzt, werden derzeit Möglichkeiten<br />
hinsichtlich der ärztlichen Qualifikation,<br />
z. B. <strong>für</strong> die Leitung <strong>und</strong> dauerhafte<br />
Tätigkeit in einer zentralen Notaufnahme<br />
(ZNA) oder in der Wirbelsäulenchirurgie<br />
unter Berücksichtigung aller Interessen,<br />
insbesondere einer flächendeckenden <strong>und</strong><br />
kompetenten Notfallversorgung, beraten.<br />
Unsere Vertreter in der gemeinsamen Weiterbildungskommission<br />
auf dem Gebiet<br />
Chirurgie tragen dabei eine hohe Verantwortung.<br />
Seit über zehn Jahren darf ich<br />
relativ unmittelbar an der Gestaltung der<br />
Weiterbildung im Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />
aber auch auf dem Gebiet Chirurgie<br />
teilhaben. Und ich erlebte <strong>und</strong> erlebe<br />
dabei die Schwierigkeit, alle Interessen <strong>und</strong><br />
guten Ideen <strong>und</strong> Vorschläge in eine Ordnung<br />
zu gießen, die, sobald umgesetzt, teilweise<br />
bereits einer Erneuerung aufgr<strong>und</strong><br />
der rasanten medizinischen Entwicklung,<br />
der Versorgungsstrukturen <strong>und</strong> Änderung<br />
der Rahmenbedingungen bedürfen. Der<br />
Prozess der Anpassung ist jedoch verfahrensbedingt<br />
sehr, sehr langsam. Vielleicht<br />
lernen wir daraus, dass wir andere Formen<br />
der externen Bestätigung einer speziellen<br />
Zusatzqualität finden, die sich besser den<br />
Änderungen <strong>und</strong> Bedürfnissen anpassen<br />
kann. Fachgesellschaften schließen sich<br />
zusammen, definieren den Bedarf <strong>und</strong> die<br />
Notwendigkeit zusätzlicher Qualifikationen<br />
<strong>und</strong> erarbeiten berufsbegleitende Curricula<br />
in Form von zertifizierten Fortbildungsgängen.<br />
Damit soll die besondere Qualität in<br />
speziellen Bereichen unseres Faches gesichert<br />
<strong>und</strong> jedem Interessierten die Chance<br />
zur weiteren Qualifikation geboten werden.<br />
Das geht auch in Europa, wie Nachbarländer<br />
zeigen. Bei uns nicht, noch nicht; hierzu<br />
müssten die Ärztekammern mit ins Boot geholt<br />
werden.<br />
Eine weitere Dauerbaustelle <strong>und</strong> Herausforderung<br />
sind die schleichenden Strukturveränderungen<br />
im ambulanten wie stationären<br />
Bereich durch die vielerorts notwendigen<br />
Honorarärzte, die nach Untersuchung<br />
in 50 Prozent aller Kliniken den Mangel an<br />
AssistenzärztInnen vorübergehend <strong>und</strong> nur<br />
teilweise überbrücken.<br />
Honorar-/KonsiliarärztInnen bewirken<br />
aber auch einen massiven Eingriff in bisherige<br />
gewohnte Versorgungsstrukturen.<br />
Von Krankenhausträgern angezogen, nicht<br />
immer im Einvernehmen mit den Abteilungschefs,<br />
sollen sie Leistungen in „Scheinselbstständigkeit“<br />
<strong>und</strong> bei guter Entlohnung<br />
erbringen.<br />
Chancen <strong>für</strong> die Weiterzubildenden vor<br />
Ort werden vertan, persönliche Leistungs-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
erbringung vorgeschrieben <strong>und</strong> Leistungsmengen<br />
ausgeweitet, was bereits zu kritischen<br />
Kommentaren der Kostenträger betreffend<br />
einer korrekten <strong>und</strong> qualifizierten<br />
Indikationsstellung geführt hat.<br />
In den jährlich stattfindenden Spitzengesprächen<br />
mit den Vertretern der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie<br />
<strong>und</strong> Intensivmedizin <strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong> der Berufsverbände<br />
wurde dieses Thema mit dem Ergebnis<br />
beraten, dass wir zunächst Klarheit<br />
gewinnen müssen, in welchem Ausmaß<br />
<strong>und</strong> in welchen Tätigkeitsschwerpunkten<br />
Honorar- <strong>und</strong> Konsiliarärzte tätig sind. Und<br />
zweitens, welche Maßnahmen z. B. zur Sicherung<br />
der Weiterbildung gemeinsam<br />
mit dem mitgliederstarken Verband der<br />
Honorarärzte <strong>und</strong> weiteren mittelbar <strong>und</strong><br />
unmittelbar Beteiligten sowie Ärztekammern<br />
getroffen werden müssen. Dieses<br />
neue Tätigkeitsfeld ist nicht temporärer<br />
Art. Deshalb werden wir die damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Veränderungen nicht nur aktiv zu<br />
begleiten, sondern auch bei der weiteren<br />
Umsetzung mitzugestalten haben. Wir<br />
müssen verhindern, dass wir als Fachgesellschaft<br />
unserer Verantwortung <strong>für</strong> die<br />
Qualität der Bildung, der Innovation im<br />
Fach <strong>und</strong> deren kriteriengerechten Umsetzung<br />
in die Versorgung nicht mehr gerecht<br />
werden können, weil uns der Handlungsspielraum<br />
da<strong>für</strong> genommen wird.<br />
Im Kontext hierzu verstärken wir unsere<br />
Maßnahmen zur Gewinnung <strong>und</strong> Förderung<br />
des Nachwuchses speziell <strong>für</strong> unser<br />
Fach:<br />
■ ■zentrale<br />
Aktionen wie Tag der Studierenden<br />
auf dem DKOU <strong>und</strong> die Summer<br />
School <strong>2011</strong> in Rostock<br />
■ ■der<br />
Nachwuchskongress der Chirurgie in<br />
Berlin <strong>für</strong> Studierende im März <strong>2011</strong> mit<br />
Darstellung aller Fächer des Gebietes Chirurgie<br />
■ ■regionale<br />
Werbeaktionen, um bei Studierenden,<br />
insbesondere PJlerInnen,<br />
aber auch Schülern in den letzten Klassen<br />
des Gymnasiums <strong>für</strong> unser Fach zu<br />
werben<br />
Diese Maßnahmen können nur als flankierende<br />
Maßnahmen verstanden werden.<br />
Nachwuchs gewinnen wir in der Klinik, bei<br />
PJlerInnen. Hier sind die Chancen groß, um<br />
zu „glänzen“ <strong>und</strong> gegenüber anderen Fächern<br />
zu überzeugen. Die Verantwortlichen,<br />
die Chefs <strong>und</strong> OberärztInnen sind hierbei<br />
ganz besonders gefordert!<br />
Qualität <strong>und</strong> Sicherheit sind die Wettbewerbsfaktoren,<br />
die zunehmend das Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
<strong>und</strong> den Ges<strong>und</strong>heitsmarkt<br />
dominieren. Hierzu haben wir bereits<br />
manche Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte auf den<br />
Weg gebracht. Die Öffentlichkeit, vor allem<br />
die Laienöffentlichkeit, erreichen diese<br />
Maßnahmen nur selten <strong>und</strong> bruchstückhaft.<br />
Unter dem Label „Initiative Qualität<br />
<strong>und</strong> Sicherheit in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“<br />
wollen wir die verschiedenen Maßnahmen<br />
zur Förderung der Qualität <strong>und</strong><br />
Verfahrens- <strong>und</strong> Patientensicherheit nach<br />
außen darstellen, regelmäßig Ergebnisse<br />
aufzeigen <strong>und</strong> damit alle unseren Mitgliedern<br />
bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen<br />
sowie Möglichkeiten anbieten,<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren.<br />
Zertifizierung im TraumaNetzwerk D DGU,<br />
das TraumaRegister DGU, das CIRS-Fehlermeldesystem,<br />
safe trac-Kurse der AUC, der<br />
neue, gemeinsam mit der <strong>Deutsche</strong>n Rettungsflugwacht<br />
entwickelte HOTT-Kurs zu<br />
mehr Sicherheit an der Schnittstelle Präklinik/Klinik<br />
<strong>und</strong> auf anderen Sektoren die<br />
Projekte der AG Prävention <strong>und</strong> gemeinsame<br />
Aktionen mit dem <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrat<br />
(DVR) im Bereich des<br />
Straßenverkehrs sind bereits erprobte Beispiele.<br />
Dabei definieren wir die Inhalte, was<br />
Qualität in unserem Fach <strong>und</strong> Sicherheit <strong>für</strong><br />
unsere Patienten ausmacht.<br />
Dass wir als Fachgesellschaft nicht immer<br />
dabei erwünscht sind, zeigt der Ansatz des<br />
AQUA-Institutes, das bewusst die Fachgesellschaften,<br />
z.B. bei der Definition von Qualitätsindikatoren,<br />
außen vorhält. Anders die<br />
Initiative Qualitätsmedizin (IQM), die uns<br />
eingeladen hat, in einem gemeinsamen<br />
Projekt mit der AG Alterstraumatologie unter<br />
Nutzung von Routinedaten die sektorenübergreifende<br />
Qualitätssicherung weiter zu<br />
entwickeln. Das kann aber nur der Anfang<br />
sein.<br />
Vertreter der Kostenträger <strong>und</strong> des BMG<br />
werfen uns Fachgesellschaften vor, dass<br />
wir viel zu wenig Interesse an der Versorgungsforschung<br />
hätten. Gleichzeitig aber<br />
verhindern sie, dass wir an deren Datenbank,<br />
nämlich die sektorenübergreifenden<br />
Routinedaten, ohne Gängelung durch interessierte<br />
Kassen oder Firmen (3M) oder<br />
Klinikunternehmen gelangen, um eben<br />
diese Forschung nach wissenschaftlichen<br />
Kriterien <strong>und</strong> Fragestellungen durchführen<br />
zu können. Für die meisten von Ihnen<br />
sicherlich unverständlich, <strong>für</strong> die „Eingeweihten“<br />
aber eine seit Jahren auch von<br />
uns erhobene Forderung, die wir nicht<br />
häufig genug erheben! Aber einmal sollte<br />
Schluss sein, den schwarzen Peter hin <strong>und</strong><br />
her zu schieben!<br />
Auch das langjährige Projekt „Nationales<br />
Endoprothesenregister“, entwickelt von der<br />
DGOOC, kann nun nach jahrelangen Verhandlungen<br />
zusammen mit gesetzlichen<br />
Krankenkassen <strong>und</strong> dem Berufsverband<br />
Medizinprodukte, BVmed, umgesetzt wer-<br />
den; Ende Februar wurde der Vertrag zur<br />
Einrichtung von allen Vertragspartnern unterzeichnet.<br />
„Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie“ ist als wesentlicher<br />
Bestandteil der Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
in zweierlei Richtungen zu verstehen:<br />
Thematisierung der Konzepte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen<br />
wie Risikomanagement einerseits, aber<br />
auch Sicherung der Qualität in der Bildung<br />
andererseits! Eine Aufgabe, der sich die<br />
Arbeitsgemeinschaften Lehre der DGCH<br />
(Leiter PD Dr. Felix Walcher, Frankfurt) <strong>und</strong><br />
der DGOU (Frau Dr. Fröhlich, Rostock) angenommen<br />
haben <strong>und</strong> als Querschnittsthema<br />
in vielen unserer Arbeitsgemeinschaften<br />
<strong>und</strong> Sektionen einen wesentlichen Platz<br />
hat <strong>und</strong> finden wird. Wer, wenn nicht wir,<br />
soll sich z. B. des Themas Medizinproduktesicherheit<br />
<strong>und</strong> Implantatversagen annehmen?<br />
Wer, wenn nicht wir, die wir tagtäglich<br />
damit konfrontiert werden!<br />
Dieses Thema wird wie weitere Querschnittsthemen,<br />
z. B. Notfallversorgung<br />
<strong>und</strong> Infektionen, Anfang Mai beim <strong>Deutsche</strong>n<br />
Chirurgenkongress in München aus<br />
der Perspektive der chirurgischen Fächer<br />
diskutiert werden. Gelegenheit, spezielle<br />
fachbezogene aktuelle Themen der chirurgischen<br />
Öffentlichkeit zu präsentieren <strong>und</strong><br />
als Orthopäde <strong>und</strong> Unfallchirurg sich sozusagen<br />
„über den Tellerrand“ seines Faches<br />
hinaus fortzubilden. München bietet mehr<br />
als „nur“ allgemeine Chirurgie! Nutzen Sie<br />
diese Chance, schwerpunktmäßig zur Fort-<br />
<strong>und</strong> Weiterbildung <strong>für</strong> Jüngere, aber zur<br />
Auffrischung spezieller Kenntnisse auch <strong>für</strong><br />
Erfahrene.<br />
Wir als Herausgeber hoffen, dass es uns<br />
gelungen ist, mit diesem Heft einige anregende<br />
Informationen aus den vielfältigen<br />
Aktivitäten unserer Fachgesellschaften, Ihren<br />
Partnern <strong>und</strong> Förderern vorzustellen.<br />
Allen Autoren danken wir sehr herzlich <strong>für</strong><br />
Ihre Beiträge!<br />
Bitte schreiben Sie uns, was Ihnen gefällt<br />
oder missfällt.<br />
Ihnen allen wünsche ich bei Ihrer Arbeit,<br />
aber auch zu Hause viel Erfolg <strong>und</strong> alles<br />
Gute!<br />
Mit besten Grüßen<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 13<br />
Ihr<br />
H. Siebert
Kongress<br />
14<br />
Bericht des Präsidenten 2010<br />
N. Südkamp<br />
‚Tempus fugit et eis in illis’, sagen die Lateiner.<br />
Tatsächlich habe ich es ebenso erlebt:<br />
Das Jahr als Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie ist, wie ‚im Fluge’<br />
vergangen!<br />
Im Folgenden möchte ich Ihnen eine Bilanz<br />
meines Präsidentenjahres übermitteln.<br />
Repräsentation unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />
Natürlich ist eine zentrale Aufgabe, die auch<br />
das gesamte Jahr beherrscht <strong>und</strong> dazu einen<br />
Großteil der Zeit <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />
erfordert, die Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU). Nicht minder<br />
wichtig ist aber die Repräsentation der<br />
Fachgesellschaft auf eigenen <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />
anderer <strong>Gesellschaft</strong>en, <strong>für</strong> die der<br />
Präsident der DGU die Ehre hat, Grußworte<br />
zu überbringen.<br />
Qualität der Schwerverletztenversorgung<br />
Der 2. Traumanetzwerk D Kongress der DGU<br />
im März 2010 in Marburg war wiederum ein<br />
großer Erfolg. Der Kongress hat eindrücklich<br />
gezeigt, dass das Traumanetzwerk D ein besonders<br />
herauszustellendes Beispiel <strong>für</strong> das<br />
Engagement einer Fachgesellschaft ist, die<br />
Qualität der Schwerverletztenversorgung<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik Ressourcen sparend<br />
zu gewährleisten. Es beteiligen sich b<strong>und</strong>esweit<br />
bereits 800 Kliniken, die sich in 48 Traumanetzwerken<br />
formiert haben; von diesen<br />
sind ca. 250 Kliniken bereits begutachtet<br />
<strong>und</strong> 95 % dieser Kliniken haben in vollem<br />
Umfang die Zertifizierungskriterien erfüllt.<br />
Die Akzeptanz von anderen Fachgebieten,<br />
wie der Anästhesie <strong>und</strong> der Neurochirurgie,<br />
die Akzeptanz in den eigenen Reihen,<br />
die engagierte Mitarbeit unserer Mitglieder<br />
<strong>und</strong> die Erfolgsmeldungen der Entwicklung<br />
des Traumanetzwerkes D in Deutschland mit<br />
inzwischen insgesamt 10 erfolgreich zertifizierten<br />
Traumnetzwerken in verschiedenen<br />
B<strong>und</strong>esländern sprechen dabei <strong>für</strong> sich. Mit<br />
präsidialem Stolz erfüllt mich die Tatsache,<br />
dass auch das Netzwerk, in dem die eigene<br />
Klinik teilnimmt, zu den Ersten in Deutschland<br />
gehört.<br />
Es ist unsere Aufgabe, sowohl insgesamt<br />
als Fachgesellschaft aber auch als einzelne<br />
Beteiligte, in der Schwerverletztenversorgung<br />
in den kommenden Jahren sicherzustellen,<br />
dass wir mit dem gleichen Drive <strong>und</strong><br />
Elan die Qualität in dieser Schwerverletztenversorgung<br />
aufrechterhalten wie bisher<br />
oder sogar noch verbessern <strong>und</strong> dass wir<br />
den Enthusiasmus der jetzigen Phase erhalten<br />
<strong>und</strong> Weitere, die teilnehmen wollen,<br />
damit anstecken.<br />
An dieser Stelle ist es mir aber auch ein<br />
besonderes Bedürfnis als letztjähriger Präsident<br />
der DGU, dem Sprecher des „Arbeitskreises<br />
Umsetzung Traumanetzwerk AKUT“,<br />
Herrn Prof. Steffen Ruchholtz, <strong>und</strong> allen<br />
Mitarbeitern der Geschäftsstelle AKUT <strong>für</strong><br />
ihr großes Engagement <strong>und</strong> die enorme Energie,<br />
die sie in diese Arbeit stecken, im Namen<br />
aller Mitglieder unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />
herzlich zu danken.<br />
Um die hohe Qualität auch mittel- <strong>und</strong><br />
langfristig zu gewährleisten, hat die DGU<br />
inzwischen einen Beirat gegründet, in dem<br />
Repräsentanten unterschiedlichster Gruppierungen<br />
<strong>und</strong> Verbände vertreten sind, um<br />
unsere Fachgesellschaft bei unseren Bemühungen<br />
in der Schwerverletztenversorgung<br />
zu unterstützen.<br />
Erstmals wurde im Rahmen des 2. Traumanetzwerk<br />
D Kongresses auch ein Preis <strong>für</strong><br />
die beste Idee im Traumanetzwerk ausgelobt.<br />
HOTT® – Hand over Team Training, ein<br />
neues Trainingsformat zur Verbesserung<br />
der Patientensicherheit im Schockraum (siehe<br />
auch den Beitrag hierüber in diesem Heft<br />
S. 38), wurde bei diesem Ideenwettbewerb<br />
mit dem Preis 2010 im Rahmen des 2. Traumanetzwerk<br />
D Kongresses ausgezeichnet,<br />
der Preis wurde von Prof. Ruchholtz in Marburg<br />
übergeben.<br />
Andere Kongresse<br />
Bezüglich unserer Aktivitäten mit anderen<br />
deutschen <strong>und</strong> europäischen Fachgesellschaften<br />
ist der Kongress der Vereinigung<br />
Süddeutscher Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />
in Baden-Baden zu nennen. Die<br />
<strong>Gesellschaft</strong> hat sich in diesem Jahr umbenannt<br />
<strong>und</strong> die ‚Unfallchirurgie’ in ihren<br />
Namen aufgenommen. Der VSOU-Kongress<br />
hat steigende Teilnehmerzahl zu verzeichnen,<br />
als Wermutstropfen besteht aber terminlich<br />
eine Konkurrenz zum DGCH-Kongress.<br />
Der DGCH-Kongress wurde 2010 von Prof.<br />
Dr. Reiner Gradinger aus München als<br />
Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Chirurgie ausgerichtet, damit hatte die<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie einen etwas<br />
stärkeren Anteil an diesem Kongress<br />
als in den Vorjahren. Trotz der durch die<br />
‚Aschewolke’ ausgefallenen Flüge war der<br />
Kongress ebenfalls hervorragend besucht.<br />
O <strong>und</strong> U haben neue Akzente mit ‚State<br />
of the Art’ Vorträgen zu verschiedenen<br />
Themen gesetzt, dieses könnte zukünftig<br />
als Konzept <strong>für</strong> einen guten Kontrast zum<br />
DKOU mit dessen stärkeren wissenschaftlichen<br />
Ausrichtungen dienen.<br />
Auf europäischer Ebene fand der ESTES-Kongress<br />
im Mai 2010 in Brüssel statt. Professor<br />
Pol Rommens als Präsident <strong>und</strong> Professor<br />
Stefan Neijs, als belgischer Tagungspräsident,<br />
haben ein hervorragendes Programm<br />
<strong>für</strong> einen gut besuchten Kongress gestaltet.<br />
Dieser Kongress hatte <strong>für</strong> uns als Unfallchirurgen<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> unsere unfallchirurgische<br />
<strong>Gesellschaft</strong> eine große Bedeutung, da<br />
nicht nur das Extremitätentrauma sondern<br />
auch die Verletzungen der großen Körperhöhlen<br />
wissenschaftlich im Fokus standen.<br />
Vieles wurde angestoßen<br />
Einige der Höhepunkte im Präsidentenjahr<br />
sind die Ausrichtungen der Präsidiumssitzungen,<br />
im Sommer 2010 in Badenweiler<br />
(Breisgau) <strong>und</strong> im Herbst (zum Kongress) in<br />
Berlin. Die Sommersitzung wird inzwischen<br />
dazu benutzt, ausführliche Diskussionen<br />
über Entwicklungen, Strategien, anstehende<br />
Probleme <strong>und</strong> Berichte der laufenden<br />
Projekte zu führen. Einige wesentliche<br />
Punkte im vergangenen Jahr waren: Die S3-<br />
Leitlinie zur Schwerverletztenbehandlung<br />
ist dank erheblicher Anstrengungen, insbesondere<br />
auch von Mitgliedern unserer <strong>Gesellschaft</strong>,<br />
fertig gestellt <strong>und</strong> befindet sich<br />
in der Konsentierungsphase mit den anderen<br />
Fachgesellschaften. Wir erwarten die<br />
Verabschiedung dieser wichtigen Leitlinie in<br />
diesem Jahr.<br />
Von Seiten der Sektion NIS wurde das<br />
Traumaregister nunmehr in zwei Versionen<br />
online geschaltet. Zum einen als Qualitätsmodul<br />
TraumaRegister QM der DGU, das <strong>für</strong><br />
alle Kliniken, die an einem Traumnetzwerk<br />
teilnehmen, verpflichtend ist. Das Zweite ist<br />
das weitergehende bisherige Traumaregister,<br />
das ebenfalls mit unveränderten Parametern<br />
dieses Registers weitergeführt wird.<br />
Zum Thema ‚Zentrale Notaufnahme’ ist<br />
im letzten Jahr ein Konsensusartikel der<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
an der Notfallbehandlung von Patienten<br />
beteiligten Fachgebiete erstellt <strong>und</strong> im<br />
Ärzteblatt publiziert worden, der eine hohe<br />
Beachtung inklusive kritischer Stellungnahmen,<br />
die ebenfalls im Ärzteblatt abgedruckt<br />
wurden, gef<strong>und</strong>en hat. Dieses brisante Thema<br />
wird uns auch im laufenden Jahr weiter<br />
beschäftigen.<br />
Vom Ausschuss ‚Versorgungs- <strong>und</strong> fachbezogene<br />
Fragen’ konnte zusammen mit<br />
der Steinbeis-Hochschule Berlin der erste<br />
Studiengang in der Ausbildung von ‚Physician<br />
Assistants’ begonnen werden. Das<br />
angebotene Studium ist berufsbegleitend<br />
über 3 Jahre angelegt. Neben dem allgemeinen<br />
Abschluss (Bachelor of Science (BSc))<br />
wird durch die DGOU bei erfolgreich abgeschlossener<br />
Vertiefung/Spezialisierung in<br />
der Orthopädie/Unfallchirurgie ein zusätzliches<br />
Zertifikat der Fachgesellschaft verliehen<br />
werden.<br />
Förderung des Nachwuchses<br />
Ein wichtiges Anliegen ist unserer Fachgesellschaft<br />
die Nachwuchsförderung. Das<br />
Junge Forum der DGU/DGOU hat mit Unterstützung<br />
der Fachgesellschaft im letzten<br />
Jahr eine Klausurtagung abgehalten, in der<br />
es wichtige Zukunftsfragen aus der Sicht<br />
der jüngeren Generation beleuchtet hat.<br />
Die Ergebnisse dieser Überlegungen sind<br />
im letzten Jahr in den <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nachrichten</strong> publiziert worden <strong>und</strong> werden<br />
selbstverständlich von unseren Entscheidungsgremien<br />
berücksichtigt.<br />
Ein weiterer Punkt ist die Nachwuchsförderung<br />
bereits bei den Studierenden, hierzu<br />
hat die DGOU zum zweiten Mal, wiederum<br />
organisiert von den ’Incoming’ Präsidenten<br />
mit Austragungsort in Homburg/Saar, eine<br />
‚Summer School’ abgehalten, zu der nach<br />
einem entsprechenden Auswahlverfahren<br />
30 Studierende eingeladen wurden. Die<br />
Resonanz der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />
war äußerst positiv. Eine Reihe von<br />
ihnen ist spontan unserer übergeordneten<br />
Fachgesellschaft beigetreten.<br />
Im letzten Jahr hatte unsere Fachgesellschaft<br />
ein Jubiläum: 60 Jahre DGU nach<br />
Wiedergründung. Aus diesem Anlass hatten<br />
Vorstand <strong>und</strong> Präsidium beschlossen, unfallchirurgische<br />
Highlights aus diesen Dekaden<br />
<strong>und</strong> vor allem auch das Wissen unserer Zeitzeugen<br />
zu dokumentieren. Das Ergebnis ist<br />
ihnen nach dem Kongress in Form eines, wie<br />
ich finde, sehr gut gelungenen Buches zugesandt<br />
worden. An dieser Stelle möchte ich,<br />
in unser aller Namen, den Herausgebern,<br />
Jürgen Probst, Hartmut Siebert <strong>und</strong> Hans<br />
Zwipp, sehr herzlich <strong>für</strong> die enorme Arbeit<br />
danken, die sie hier<strong>für</strong> geleistet haben.<br />
Außendarstellung unserer<br />
Fachgesellschaft<br />
Die vom B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik im Februar<br />
2010 publizierten Unfallzahlen zeigten zwar<br />
im vergleichenden Trend der letzten Jahre<br />
einen weiteren Rückgang der Verkehrstoten.<br />
Die Betrachtung der einzelnen Gruppen der<br />
Verkehrsteilnehmer macht aber deutlich,<br />
dass dieses nicht <strong>für</strong> die Zweiradfahrer gilt.<br />
Hier finden sich bezüglich der Schwerverletzten<br />
<strong>und</strong> Verkehrstoten stag nierende Zahlen.<br />
Dabei sind insbesondere die schweren Kopfverletzungen<br />
ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> diese Fakten.<br />
Interessanterweise ist die Akzeptanz<br />
von Fahrradhelmen beim Fahrradfahren<br />
aus sportlicher Betätigung mit 40% nahezu<br />
doppelt so hoch im Vergleich zu normalen<br />
Fahrrad fahrenden Verkehrsteilnehmern.<br />
Aus diesem Anlass hat unsere <strong>Gesellschaft</strong><br />
eine Pressekampagne gestartet, in der wir<br />
die Einführung der Fahrradhelmpflicht gefordert<br />
haben. Dieses hat eine erheblich<br />
kontroverse Diskussion – auch bei unseren<br />
eigenen Mitgliedern – initiiert. Damit ist<br />
zumindest das Ziel erreicht, die gefährdete<br />
Gruppe der Fahrrad fahrenden Verkehrsteilnehmer<br />
in den Fokus des Interesses zu stellen<br />
<strong>und</strong> allen Beteiligten die Problematik<br />
nachhaltig vor Augen zu führen.<br />
Eine weitere wichtige Aktivität zur Vertiefung<br />
der Wahrnehmung unserer Fachgesellschaft<br />
in der Bevölkerung stellt die<br />
mit dem B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr<br />
gemeinsam gestartete Kampagne „runter<br />
vom Gas“ dar. Mit einer entsprechenden<br />
Plakataktion <strong>und</strong> begleitenden Pressekonferenzen<br />
zeigen wir der Öffentlichkeit, dass<br />
wir nicht nur Verletzungen behandeln, sondern<br />
auch präventiv tätig sind.<br />
Weiterentwicklung der DGOU<br />
Unsere neue, gemeinsame Fachgesellschaft,<br />
die DGOU, wurde im Juli 2010 zwei Jahre<br />
alt. Die Anfangs paritätisch gewählte Besetzung<br />
des Präsidiums hat sich in der Praxis als<br />
nicht besonders effizient erwiesen <strong>und</strong> macht<br />
dieses Gremium extrem groß <strong>und</strong> wenig flexibel.<br />
Dieses <strong>und</strong> andere Dinge erforderten im<br />
vergangenen Jahr ein zweites Potsdamer Treffen,<br />
um die Entwicklung der Fachgesellschaft<br />
voranzutreiben. Während noch das erste<br />
Potsdamer Treffen im Februar 2007 die Neugründung<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> zur Folge hatte,<br />
sollte das zweite Potsdamer Treffen die bisherigen<br />
Erfahrungen auswerten <strong>und</strong> zur strategischen<br />
Positionierung <strong>für</strong> die nächsten Jahre<br />
dienen. Repräsentanten aus den unterschiedlichen<br />
Bereichen der beiden Gründungsgesellschaften<br />
haben an historischer Stätte ihre<br />
Meinungen, ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Ideen eingebracht,<br />
um dieses Ziel zu realisieren.<br />
Als Ergebnis konnten wir Ihnen ein Positionspapier<br />
präsentieren, das zu den Themen<br />
zukünftige Struktur <strong>und</strong> Organisation der<br />
DGOU, Fach <strong>und</strong> Berufspolitik unter Berücksichtigung<br />
unserer Beziehungen zur DGCH<br />
<strong>und</strong> den Berufsverbänden, Beziehungen zu<br />
anderen Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsgruppen<br />
<strong>und</strong> zu den Beziehungen zu EFORT <strong>und</strong><br />
ESTES Stellung bezogen hat. Dieses hatten wir<br />
ihnen im Oktober letzten Jahres präsentiert.<br />
Im November 2010 hat die DGOU eine<br />
zweite Zukunftswerkstatt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Berufsverband der Fachärzte<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU)<br />
mit Vertretern aus Politik, berufsständischen<br />
Verbänden, Versicherern <strong>und</strong> Krankenhausbetreibern<br />
zum Thema „Über- oder Unterversorgung<br />
in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie?“<br />
abgehalten, die uns wichtige Impulse<br />
<strong>für</strong> notwendige Themen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>en gegeben hat.<br />
Die von anderen Fachgesellschaften beantragten<br />
Aufnahmen als Sektionen in die<br />
DGOU konnten im vergangenen Jahr durch<br />
die entsprechende Satzungsänderung, die<br />
im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung<br />
beschlossen wurde, umgesetzt werden<br />
<strong>und</strong> stärkt die gemeinsame Fachgesellschaft<br />
auch gegenüber anderen Verbänden <strong>und</strong> der<br />
Politik durch eine entsprechende hohe Mitgliederzahl<br />
von nahezu 10.000 Mitgliedern.<br />
Damit sind wir auf einem guten Weg <strong>und</strong><br />
können gut gerüstet in die Zukunft schauen.<br />
Patientensicherheit<br />
Eines der Kongressthemen des DKOU 2010<br />
war die Sicherheit. Nicht nur aufgr<strong>und</strong> der<br />
Tatsache, dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie das Aktionsbündnis Patienten<br />
Sicherheit e. V. in diesem Jahr mit<br />
der goldenen Ehrennadel der DGU ausgezeichnet<br />
hat, sollte uns Patientensicherheit<br />
besonders am Herzen liegen. Ich möchte<br />
Sie alle auffordern, sich aktiv an der Aktion<br />
„Team Time-out“ zu beteiligen, eine seinerzeit<br />
von Professor Rothm<strong>und</strong> aus Marburg in<br />
seiner Präsidentschaft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Chirurgie initiierten, vom Aktionsbündnis<br />
Patientensicherheit unterstützten<br />
<strong>und</strong> zwischenzeitlich von der WHO als eine<br />
der ,High 5‘s‘ propagierten Aktion. Diese,<br />
die Patientensicherheit enorm verbessernde<br />
Maßnahme, sollte in unser aller tägliches<br />
Handeln als Routine integriert werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Baustein in diesem<br />
Zusammenhang ist das ,Critical Incidence<br />
Reporting System (CIRS)‘, das kritische Ereignisse<br />
in anonymisierter Form in eine allen<br />
zugängliche, öffentliche Datenbank einspeist<br />
<strong>und</strong> damit eine Plattform darstellt, die<br />
es dem Einzelnen ermöglicht, von Schwierigkeiten<br />
<strong>und</strong> Fehlern anderer zu lernen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 15<br />
Kongress
Kongress<br />
16<br />
Forschung<br />
Wichtiger Aspekt unserer heutigen <strong>und</strong> zukünftigen<br />
ärztlichen Tätigkeit in unserem<br />
Fachgebiet wird der Nachweis der Effizienz<br />
<strong>und</strong> Effektivität unserer Methoden werden.<br />
Die ‚eminenzbasierten’ Entscheidungen <strong>für</strong><br />
Therapien in der Vergangenheit werden von<br />
evidenzbasierten Therapieentscheidungen<br />
abgelöst, hierzu brauchen wir eine entsprechende<br />
klinische Forschung. Diese Vorgehensweise<br />
fördert auch die Bereitschaft auf<br />
Seiten der Kostenträger solche Therapien<br />
bzw. Leistungen zu bezahlen.<br />
Dazu benötigen wir aber Strategien<br />
<strong>und</strong> Techniken, entsprechende klinische<br />
Studien in überschaubarer Zeit durchführbar<br />
<strong>und</strong> bezahlbar zu konzipieren. Vor dem<br />
Hintergr<strong>und</strong> immer kürzer werdender Innovationszyklen<br />
ist dieses tatsächlich eine<br />
Herausforderung <strong>und</strong> bedarf zusätzlicher<br />
Unterstützung angrenzender Disziplinen.<br />
Diesem Thema haben wir uns im letzten<br />
Jahr vermehrt gewidmet. Unser derzeitiger<br />
Präsident, Prof. Pohlemann, wird<br />
dieses auch <strong>2011</strong> fortführen. Die Forschung<br />
sollte in den nächsten Jahren ein<br />
Schwerpunktthema unserer Fachgesellschaften<br />
bleiben.<br />
Interprofessionalität<br />
Unsere tägliche Arbeit ist gekennzeichnet<br />
durch die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Fachrichtungen, an erster Stelle Anästhesie,<br />
Radiologie, Kiefer- <strong>und</strong> Gesichtschirurgie<br />
<strong>und</strong> plastische Chirurgie, aber auch<br />
Neuro-, Viszeral-, Thorax- <strong>und</strong> Gefäßchi-<br />
rurgie <strong>und</strong> Neurologie, <strong>und</strong> verschiedenen<br />
Berufsgruppen, wie Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter der Pflegeberufe (Stationspflege,<br />
OP-Pflege), Rettungsassistenten,<br />
Physiotherapeuten, Masseure <strong>und</strong> Ergotherapeuten.<br />
Der Dialog über gemeinsame<br />
Aufgaben aber auch Probleme verbessert<br />
die gemeinsame Arbeit <strong>und</strong> Sicherheit der<br />
Patienten <strong>und</strong> vermittelt allen Beteiligten<br />
einer höhere Zufriedenheit bei der Arbeit.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e haben wir die Satellitensymposien<br />
der OP Pflege <strong>und</strong> der Physiotherapie<br />
in interprofessionelle Sitzungen<br />
im Rahmen des DKOU umgewandelt <strong>und</strong><br />
als neue Gruppe die Rettungsassistenten<br />
eingeladen.<br />
DKOU 2010<br />
Der vergangene Kongress stand unter dem<br />
Motto „Innovation, Sicherheit, Zuverlässigkeit“,<br />
ein Motto, das zufällig auch den<br />
Zeitgeist der Medizin dieser Jahre getroffen<br />
hat. Dieses hat auch die Öffentlichkeit interessiert,<br />
an den verschiedenen Pressekonferenzen<br />
während des Kongresses haben<br />
insgesamt 245 Journalisten teilgenommen.<br />
Die drei Präsidenten hatten <strong>für</strong> den DKOU<br />
2010 einige Neuerungen eingeführt, dazu<br />
gehörte die Vorverlegung des Kongresses<br />
um einen Tag mit der Kongressdauer von<br />
Dienstag bis Freitag, die Einführung des<br />
‚Specialty Days’, die Einführung des interprofessionellen<br />
Tages <strong>und</strong> die Einbeziehung<br />
eines europäischen Gastlandes, der Niederlande<br />
mit ihren <strong>Gesellschaft</strong>en NVT, NVO<br />
<strong>und</strong> NOT, die Beteiligung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Radiologischen <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> die Einfüh-<br />
Prof. Dr. Norbert Südkamp bei der Pressekonferenz auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirugie<br />
Zahlen, Daten, Fakten<br />
Die Teilnehmerzahl hat sich auf einem hohen<br />
Level jenseits der 11.000 eingepegelt:<br />
11.508 Menschen aus insgesamt 49 Ländern<br />
waren beim letztjährigen Kongress<br />
zugegen. Davon waren 7.872 registrierte<br />
Teilnehmer, 2.043 Vertreter aus Industrie<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft, 1.240 Fachbesucher, 108<br />
Betroffene (die den Patiententag besuchten)<br />
<strong>und</strong> 245 Journalisten. In der Fachausstellung<br />
präsentierten sich 239 Firmen. Immerhin<br />
1.567 Besucher machten von dem<br />
Mobile Event Guide Gebrauch <strong>und</strong> luden<br />
sich das Kongressprogramm aufs i- oder<br />
Smartphone.<br />
rung eines digitalen Kongressführers, den<br />
sich immerhin 1.567 Teilnehmer auf ihre<br />
Smart Phones heruntergeladen haben, um<br />
papierlos die notwendigen Informationen<br />
zu den wissenschaftlichen Sitzungen, den<br />
Ausstellern <strong>und</strong> den Industrieständen zu<br />
bekommen.<br />
Wir haben Bewährtes beibehalten, wie die<br />
Kinderinsel, den Studierenden Tag, die elektronische<br />
Posterausstellung, den durchgängigen<br />
internationalen englischsprachigen<br />
Saal mit Beteiligung der niederländischen<br />
Kollegen, der ESTES, der EFORT, der SOFCOT<br />
<strong>und</strong> einer Delegation chinesischer Orthopäden<br />
<strong>und</strong> Traumatologen.<br />
Neu angeboten haben wir <strong>für</strong> Jugendliche<br />
die Veranstaltung ‚Meet your Parents’<br />
am Donnerstag, um Ihnen Einblick zu gewähren,<br />
was ihre Mutter oder ihr Vater<br />
machen, wenn Sie zu einem Kongress reisen.<br />
Neben dem Kongressbesuch <strong>und</strong> der<br />
Möglichkeit <strong>für</strong> eigenes Üben an Modellen<br />
konnten die Jugendlichen auch noch das<br />
Mauermuseum besuchen. Damit hat der<br />
Kongress einen weiteren Schritt in Richtung<br />
‚Familienfre<strong>und</strong>lichkeit’ getan.<br />
Noch nie hatten wir so viele aktive Teilnehmer<br />
wie in diesem Jahr, von insgesamt<br />
11.496 Teilnehmern waren allein 7.860 Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> Ärzte, darunter befanden sich<br />
Gäste aus 49 verschiedenen Ländern, die<br />
sich an Sitzungen verschiedenster Art als<br />
Referenten, Vorsitzende oder Zuhörer beteiligt<br />
haben.<br />
Das wissenschaftliche Programm umfasste<br />
276 Sitzungen, davon 34 morgendliche<br />
Kurse mit interessanten Weiterbildungsthemen<br />
<strong>für</strong> die jüngeren Teilnehmer,<br />
16 internationale Sitzungen mit 118<br />
Vorträgen <strong>für</strong> den durchgängig englischsprachigen<br />
Saal, 15 interprofessionelle<br />
Sitzungen mit Teilnehmern aus der OP<br />
Pflege, der Physiotherapie <strong>und</strong> Rettungsassistenten<br />
sowie 14 Postersitzungen, in<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Prof. Dr. Norbert Südkamp bei der Übergabe des Zepters der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie an Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />
denen die Autoren ihre Poster in Kurzpräsentationen<br />
vorgestellt haben. Insgesamt<br />
wurden 1.316 wissenschaftliche Vorträge<br />
gehalten, dazu die Weiterbildungsvorträge<br />
in den 34 verschiedenen Kursen <strong>und</strong> insgesamt<br />
161 Poster.<br />
Auch die Beteiligung der Industrie war<br />
besser denn je, gekennzeichnet durch eine<br />
vollständige Vermietung der gesamten<br />
Ausstellungsfläche; zahlreichen neuen Interessenten<br />
konnten keine Ausstellungsflächen<br />
mehr vergeben werden. Die Rückmeldungen<br />
der Industrie zum Ende des<br />
Kongresses spiegeln eine hohe Zufrieden-<br />
DKOU <strong>2011</strong> vom 25. bis 28. Oktober<br />
„Grenzen überwinden – Ziele erreichen“<br />
so lautet das Motto des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie im nächsten<br />
Jahr.<br />
Präsident DGOOC<br />
Prof. Dr. Michael Kohn, Homburg<br />
DGOOC-Kongresssekretariat<br />
Christa Adolph<br />
christa.adolph@uks.eu<br />
heit über den Ablauf des Kongresses <strong>und</strong><br />
die Kontakte mit den Kongressteilnehmern<br />
wieder.<br />
Erwähnen möchte ich auch den Erfolg des<br />
diesjährigen Charity-Programms: Im Rahmen<br />
des Empfangs der Präsidenten <strong>und</strong><br />
durch eine Honorarsspende konnten insgesamt<br />
10.000 € eingenommen werden, die<br />
wir in diesem Jahr der Arche – christliches<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendwerk e. V. gespendet haben,<br />
einer Organisation, die sich <strong>für</strong> Kinder<br />
einsetzt, die in Verhältnissen unterhalb der<br />
Armutsgrenze leben. Diese Organisation<br />
unterstützt die Kinder mit kostenlosem<br />
Präsident DGU<br />
Prof. Dr. Tim Pohlemann, Homburg<br />
DGU-Kongresssekretariat<br />
Margit Schober, margit.schober@uks.eu<br />
Kongresspräsident BVOU<br />
Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer, Berlin<br />
BVOU-Kongresssekretariat<br />
Kathrin Schwiesow, k.schwiesow@medicalpark.de<br />
Mittagstisch, Nachhilfe <strong>und</strong> präventiver<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit.<br />
Am Ende des Kongresses erfolgte im Rahmen<br />
der Abschlussveranstaltung im Dachgarten<br />
die Übergabe des Zepters der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie an<br />
den nächsten Präsidenten der DGU, Prof.<br />
Dr. Tim Pohlemann. Dabei wird inzwischen<br />
traditionell auf die Insignie des Zepters<br />
hingewiesen: ‚Die vollständige Wiederherstellung<br />
des Verletzten ist unser oberstes<br />
Gesetz’.<br />
Abschließend möchte ich mich sehr herzlich<br />
bei all denen bedanken, die sich sehr<br />
engagiert im wissenschaftlichen Programm<br />
unseres Kongresses eingebracht haben, als<br />
Sitzungsleiter, als Experten, als Referenten,<br />
als Instruktoren <strong>für</strong> unsere Studierenden<br />
<strong>und</strong> als Kursorganisatoren. Zu danken gilt<br />
es auch den Arbeitsgemeinschaften <strong>und</strong><br />
Sektionen, die in diesem Jahr die Sitzungsprogramme<br />
im Rahmen des ‚Specialty Days’<br />
ausgerichtet haben. Dank geht auch an alle<br />
Aussteller der Medizin- <strong>und</strong> Orthopädietechnik<br />
sowie der Pharmaindustrie. Mein<br />
besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der<br />
Firma Intercongress, ohne deren professionelle<br />
Unterstützung, ohne deren Engagement<br />
<strong>und</strong> Erfahrung ein Kongress diesen<br />
Ausmaßes nicht zu organisieren <strong>und</strong> zu bewältigen<br />
wäre. In diesem Zusammenhang<br />
möchte ich auch besonders den Kongressteams<br />
des Jahres 2010, den Vorständen <strong>und</strong><br />
Präsidien der DGU, der DGOU, der DGOOC<br />
<strong>und</strong> des BVOU, sowie insbesondere auch<br />
den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
der jeweiligen Geschäftsstellen <strong>und</strong> den<br />
Mitgliedern des Jungen Forums der DGOU<br />
danken, die alle hilfreich, tatkräftig <strong>und</strong> engagiert<br />
die Präsidenten des Jahres 2010 in<br />
allen Belangen unterstützt haben.<br />
Prof. Dr. med. Norbert Südkamp<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Department Orthopädie & Traumatologie<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
Hugstetter Str. 55<br />
79106 Freiburg<br />
Kongressorganisation<br />
Intercongress GmbH<br />
Wilhelmstraße 7<br />
65185 Wiesbaden<br />
Tel.(06 11) 97 71 60<br />
Fax (06 11) 9 77 16 16<br />
orthopaedie-unfallchirurgie@intercongress.de<br />
www.intercongress.de<br />
Mehr Informationen finden Sie unter:<br />
www.dkou.org<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 17<br />
Kongress
Kongress<br />
18<br />
Aus der Rede von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong> heitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler<br />
„Seien Sie stolz auf die Leistung, die Sie<br />
täglich erbringen.“ Mit dieser Aufforderung<br />
begann B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />
Philipp Rösler seine Eröffnungsrede<br />
beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie 2010. Rösler bezog<br />
sich dabei auf ein Busunglück, das sich im<br />
September ereignet hatte: Ein PkW hatte<br />
beim Auffahren auf die A 10 einen polnischen<br />
Reisebus gerammt, der daraufhin<br />
ins Schleudern geriet <strong>und</strong> einen Brückenpfeiler<br />
rammte. 13 Menschen kamen ums<br />
Leben, fast alle anderen wurden teilweise<br />
schwer verletzt. Drei der Schwerverletzten<br />
besuchte Rösler im Krankenhaus. „Dabei<br />
konnte ich mich davon überzeugen, welche<br />
enorme Leistungen im Krankenhaus<br />
erbracht werden – das gilt stellvertretend<br />
<strong>für</strong> alle Kollegen im Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> in der Pflege.“ Mit dem<br />
System, in dem diese Leistungen vollbracht<br />
werden, seien viele unzufrieden – weil es<br />
kein komplizierteres System als das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
gebe, <strong>und</strong> weil es sehr<br />
viele planwirtschaftliche Elemente mit<br />
starren Strukturen <strong>und</strong> Vorgaben beinhalte,<br />
die letztendlich dazu führten, dass<br />
das Geld nicht dort ankommt, wo es hingehöre:<br />
nämlich in die Hände derer, die die-<br />
se Leistungen erbringen. Darüber hinaus<br />
müsse den Ärzten wieder mehr Vertrauen<br />
entgegengebracht werden. Die Abschaffung<br />
des im § 73c SGB V verankerten Zweitmeinungsverfahrens<br />
sei ein erster Schritt in<br />
die se Richtung – dem die Anwesenden ihren<br />
begeisterten Applaus zollten. Damit leitete<br />
Rösler über zu einem Plä doyer <strong>für</strong> die<br />
Kostenerstattung. „Meine Oma hat immer<br />
gesagt: ‚Was nichts kostet, ist nichts wert‘.“<br />
Dieser Spruch lasse sich auf das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />
übertragen: Die Menschen<br />
wissen nicht, wie teuer die medizinischen<br />
Leistungen sind, die sie in Anspruch nehmen;<br />
sie wissen nur, dass ihnen jeden<br />
Monat der Krankenversicherungsbeitrag<br />
abgebucht wird. Kostenerstattung stelle<br />
Transparenz über die Kosten her – „<strong>und</strong><br />
die Menschen müssen wissen, was es kostet,<br />
damit sie sich ges<strong>und</strong>heitsbewusster<br />
verhalten.“ Mit dem Solidaritätsprinzip sei<br />
das System überfordert. Rösler will es stattdessen<br />
auf eine einkommensunabhängige<br />
Basis stellen <strong>und</strong> einen Sozialausgleich aus<br />
Steuern finanzieren. „Leider fange ich nicht<br />
bei Null an, sondern mit minus neun Milliarden“,<br />
erläuterte er seine Politik. „Deshalb<br />
habe ich Maßnahmen ergriffen, die<br />
man wohl eher meiner Vorgängerin zuge-<br />
schrieben hätte.“ Damit spielte er auf die<br />
Erhöhung des GKV-Beitragssatzes auf 15,5<br />
Prozent an. Im Gegenzug gebe es im kommenden<br />
Jahr kein weiteres Defizit, begründete<br />
er diese Entscheidung. Künftig werde<br />
der Arbeitgeberbeitrag festgeschrieben,<br />
der Arbeitnehmerbeitrag entwickle sich<br />
dynamisch weiter. Darüber hinaus unterstrich<br />
er die Forderung nach einer Honorarreform<br />
– „Wir brauchen eine einfache,<br />
transparente <strong>und</strong> gerechte Honorierung<br />
statt Punktwerten.“<br />
Rösler sprach nicht nur über Politik, sondern<br />
ging auch auf das Kongressprogramm ein:<br />
„Ich bin sehr dankbar, dass Sie das Thema<br />
Sicherheit aufgegriffen haben.“ Der Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />
würdigte außerdem die<br />
Bestrebungen der Fachgesellschaften, dem<br />
medizinischen Nachwuchs berufliche Perspektiven<br />
<strong>und</strong> bessere Arbeitsbedingungen<br />
zu bieten. Er wies auf die Möglichkeiten<br />
hin, die Medizinische Versorgungszentren<br />
jungen Medizinern böten, die sich nicht<br />
niederlassen wollen – allerdings müsse<br />
man ein Auge darauf haben, dass sie nicht<br />
eine Portalfunktion <strong>für</strong> größere Kliniken<br />
einnähmen, sprich Patientenströme nur in<br />
bestimmte Krankenhäuser leiten.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Für die Zukunft der Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
Wie im Vorjahr gab es beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie einen Studierendentag.<br />
Die Initiative der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie stößt beim medizinischen<br />
Nachwuchs auf Begeisterung, wie die nachfolgenden Erfahrungsberichte zeigen.<br />
Die Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Norbert Südkamp von der DGU <strong>und</strong> Dr.<br />
Daniel Frank, DGOU/DGOOC, begrüßten zusammen mit Dr. Daniela Depeweg<br />
vom Jungen Forum die Studierenden im ICC.<br />
Große Chance <strong>für</strong> die berufliche Entwicklung<br />
Mein Betreuer der Doktorarbeit im Bereich<br />
der Knieendoprothetik machte mich auf<br />
den Studierendentag beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
aufmerksam. Ich bekam die Chance, dort<br />
Ergebnisse aus meiner Arbeit in einer Postersitzung<br />
vorzustellen. Über die Doktorarbeit<br />
im Fach Unfallchirurgie entwickelte<br />
ich Interesse <strong>für</strong> das Fach <strong>und</strong> konnte durch<br />
eine Famulatur <strong>und</strong> ein Chirurgie-Tertial am<br />
Krankenhaus Rummelsberg bei Nürnberg<br />
klinische Erfahrungen in der akuten <strong>und</strong><br />
elektiven orthopädisch-unfallchirurgischen<br />
Patientenversorgung sammeln.<br />
Insgesamt bot der Tag der Studierenden<br />
ein vielseitiges Programm: In Gruppen von<br />
zehn Studenten <strong>und</strong> Studentinnen erfolgte<br />
zunächst ein persönliches Gespräch mit je<br />
einem Mentor <strong>und</strong> einem Chefarzt/Ordinarius.<br />
Dabei berichteten letztere über ihren<br />
eigenen beruflichen Werdegang, <strong>und</strong> es<br />
blieb auch genügend Zeit, Fragen zu eigenen<br />
beruflichen Plänen zu stellen.<br />
Um neben der klinischen Tätigkeit auch<br />
die wissenschaftliche Seite des Fachgebietes<br />
kennen zu lernen, besuchten wir wissenschaftliche<br />
Vorträge – in unserer Gruppe<br />
zum Beispiel zur Frage der Möglichkeiten<br />
der OSG-Arthrodese in offener oder arthroskopischer<br />
Technik. Im Anschluss folgte ein<br />
praktischer Kurs in Kleingruppen, wo wir in<br />
Osteosynthesetechniken eingeführt wurden<br />
<strong>und</strong> Gelegenheit bekamen, Naht- <strong>und</strong> Knotentechniken<br />
zu vertiefen. Bei einem Besuch<br />
eines der Lunchsymposien auf dem Kongress<br />
vermittelten uns Experten neueste Erkenntnisse<br />
aus der klinischen Forschung.<br />
Am Nachmittag konnten wir uns mit den<br />
Mentoren nochmals genauer über eigene<br />
Berufspläne unterhalten oder alternativ<br />
weitere Vorträge besuchen. Einen sehr interessanten<br />
Abschluss der Veranstaltung<br />
bildeten Vorträge im Rahmen der Sitzung<br />
des Jungen Forums: Eine angehende Ärztin<br />
in Weiterbildung <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie stellte anhand von eigenen<br />
Erfahrungen – positiv wie negativ – dar, warum<br />
sie sich <strong>für</strong> das Fach entschieden hat.<br />
Weitere Vortragende zeigten nochmals das<br />
breite Spektrum des Fachgebietes auf <strong>und</strong><br />
verwiesen auf die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten<br />
in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />
Ganz konkret bot das Junge Forum<br />
jedem Interessierten Hilfe bei der Bewer-<br />
Auch Nähen will gelernt sein: Ein Knoten- <strong>und</strong> Nahtkurs gab Einblicke in<br />
die praktischen Seiten des Fachgebietes.<br />
bung an – verb<strong>und</strong>en mit dem Appell, sich<br />
bei einer Entscheidung <strong>für</strong> das Fach auch<br />
selbst im Jungen Forum zu engagieren.<br />
Der Tag der Studierenden auf dem DKOU<br />
bot interessante Einblicke in das zusammenwachsende<br />
Fach der Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie. Als fachlich interessierter<br />
Student steht man bei großen Kongressen<br />
oft vor dem Problem, aus einer Vielzahl von<br />
Veranstaltungen diejenigen zu finden, die<br />
dem eigenen Ausbildungsstand entsprechen<br />
<strong>und</strong> interessant sind. Insofern kann<br />
der Tag der Studierenden im Rahmen des<br />
DKOU eine gute Orientierungshilfe sein.<br />
Das persönliche Gespräch mit Mentoren,<br />
Chefärzten bzw. Ordinarien ist eine große<br />
Chance, sich in Fragen der beruflichen Entwicklung<br />
beraten zu lassen. Gleichzeitig<br />
lernt man auch die wissenschaftliche Seite<br />
des Fachs kennen. Der Besuch der Veranstaltung<br />
ist Medizinstudenten <strong>und</strong> angehenden<br />
Ärzten, die sich <strong>für</strong> das Fach Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie interessieren, auf<br />
jeden Fall zu empfehlen.<br />
Christoph Stretz<br />
Erlangen-Nürnberg<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 19<br />
Fotos: Starface, Jana Erhardt<br />
Kongress
Kongress<br />
20<br />
Ära der cholerischen egozentrischen Chefärzte geht zu Ende<br />
Dieses Jahr hatte ich das Glück, eines dieser<br />
Stipendien zu erhalten. Nach einer kurzen<br />
Begrüßung <strong>und</strong> Aufteilung in Kleingruppen,<br />
die von erfahrenen Ärzten aus verschiedenen<br />
Kliniken geleitet wurden, haben wir<br />
eine wissenschaftliche Vorlesungsreihe<br />
über Hüftendoprothetik besucht. Diese<br />
Vorträge konnten im Anschluss mit den<br />
begleitenden Ärzten diskutiert <strong>und</strong> erläutert<br />
werden. Nach der Theorie folgten praktische<br />
Übungen. Zum einen wurde ein Knoten-<br />
<strong>und</strong> Nahtkurs angeboten, zum anderen<br />
ein Osteosynthesekurs. Hierbei konnte an<br />
Kunstknochen gebohrt <strong>und</strong> geschraubt<br />
werden. Im Anschluss wurde uns freigestellt,<br />
entweder einen R<strong>und</strong>gang über die<br />
Messe zu machen <strong>und</strong> an firmengesponsorten<br />
Mittagessen teilzunehmen oder eine<br />
weitere Vorlesungsreihe zu besuchen. Mein<br />
Nach der freudigen Mitteilung, als Stipendiatin<br />
<strong>für</strong> den „Tag <strong>für</strong> Studierenden“ ausgewählt<br />
worden zu sein, <strong>und</strong> einer <strong>für</strong> mich<br />
etwas längeren Anreise ging es am 28. Oktober<br />
2010 um 8.30Uhr im Berliner Kongresszentrum<br />
ICC endlich zur Sache. Nach<br />
der Begrüßung durch die Kongresspräsidenten<br />
Prof. Südkamp <strong>und</strong> Dr. Frank sowie<br />
einer Sprecherin des Jungen Forums, Dr.<br />
Daniela Depeweg, wurden wir in Gruppen<br />
à zehn Studierende mit einem Assistenzarzt<br />
als Tutor eingeteilt. Für meine Gruppe ging<br />
es als erstes zu den praktischen Übungen.<br />
Dort konnten wir im ersten Teil unter ärztlicher<br />
Anleitung Naht- <strong>und</strong> Knotentechniken<br />
erlernen oder vertiefen. Im zweiten<br />
Teil folgte gleich ein Highlight, als wir am<br />
Kunstknochen den Umgang mit Bohrer<br />
<strong>und</strong> Säge üben konnten – <strong>für</strong> manche eine<br />
Hunger trieb mich zu Ersterem. Gut gesättigt<br />
ging es weiter. Die begleitenden Ärzte<br />
wurden gewechselt <strong>und</strong> eine Fragest<strong>und</strong>e<br />
angeregt. Dabei diskutierten wir über Arbeitsbedingungen,<br />
Freizeit, Bewerbung, Familie<br />
<strong>und</strong> vieles mehr. Zum Abschluss hatte<br />
das Junge Forum eine Vorlesungsreihe organisiert.<br />
Die Referenten arbeiteten dort sehr<br />
deutlich heraus, dass viele Probleme im Umgang<br />
mit Berufsanfängern <strong>und</strong> ihrer Ausbildung<br />
erkannt sind <strong>und</strong> gemeinsam mit<br />
den verantwortlichen Gremien Lösungen<br />
erarbeitet werden. Mir hat dieser Tag sehr<br />
viel Spaß gemacht. Nicht nur, weil ich die<br />
Möglichkeit hatte, einen der größten Kongresse<br />
der Welt zu besuchen <strong>und</strong> Einblicke<br />
in den neuesten Stand der Wissenschaft zu<br />
erhalten, sondern auch weil ich auf viele<br />
bisher unbeantwortete Fragen eine Ant-<br />
Ja, ich werde Fachärztin <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie!<br />
Ein Tag <strong>für</strong> den Nachwuchs<br />
Der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> das Junge<br />
Forum organisierten den Tag der Studierenden<br />
erstmals auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Or-<br />
völlig neue Erfahrung. Wir übten das Einbringen<br />
von Stell- <strong>und</strong> Zugschrauben, das<br />
Anbringen einer Platte <strong>und</strong> den Umgang<br />
mit der Knochensäge. Im Anschluss konnten<br />
wir im Gespräch mit dem Chefarzt eines<br />
Uniklinikums <strong>und</strong> dem Tutor Fragen stellen<br />
<strong>und</strong> diskutieren, was das Zeug hielt. Uns<br />
interessierte besonders, was man bei der<br />
Suche der ersten Assistentenstelle beachten<br />
sollte, welches die Vor- <strong>und</strong> Nachteile<br />
der Arbeit an einer Uniklinik sind, <strong>und</strong> wie<br />
sich Weiterbildung <strong>und</strong> Familie vereinbaren<br />
lassen.<br />
Schon war es Mittagszeit, in der wir einen<br />
R<strong>und</strong>gang über die Industrieausstellung<br />
machten <strong>und</strong> uns den Magen mit der<br />
Lokalspezialität Currywurst füllten. Mit<br />
einem neuen Tutor <strong>und</strong> in Begleitung eines<br />
Oberarztes besuchten wir dann eine Vor-<br />
thopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2009. Ziel der Initiative<br />
ist es, Nachwuchs <strong>für</strong> das Fachgebiet zu<br />
gewinnen. Interessierte Studenten können<br />
sich um eine Teilnahme am Studierendentag<br />
wort gef<strong>und</strong>en habe. Außerdem hatte ich<br />
das erfreuliche Gefühl, dass sich im Fach<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ein längst<br />
überfälliger Wandel vollzieht. Die Ära der<br />
cholerischen egozentrischen Chefärzte geht<br />
zu Ende, <strong>und</strong> Sätze wie „Haken <strong>und</strong> Klappe<br />
halten“ werden weniger. Das Fach passt sich<br />
den Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen der<br />
neuen Generation von Ärzten an. Themen<br />
wie qualitative <strong>und</strong> strukturierte Ausbildung,<br />
angemessene Arbeitszeiten <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
Familienfre<strong>und</strong>lichkeit,<br />
Frauen in der Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> vieles mehr stehen auf der Agenda. Ich<br />
bin der Meinung, dies ist der richtige Weg,<br />
<strong>und</strong> freue mich über dieses Umdenken.<br />
Alexander Ellwein<br />
Göttingen<br />
tragsreihe. Danach besprachen wir, was<br />
bei der Vorstellung wissenschaftlicher Ergebnisse<br />
<strong>und</strong> der Durchführung von Studien<br />
beachtet werden sollte. Den Abschluss<br />
bildete der Besuch der Sitzung des Jungen<br />
Forums mit dem Titel „Das O & U in Fiktion<br />
<strong>und</strong> Wirklichkeit – Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie“, in welcher nicht nur<br />
rein Wissenschaftliches erläutert, sondern<br />
auch Vorträge über persönliche Erfahrungen<br />
in O & U oder über die Serie „Die<br />
Knochendocs“ gehalten wurden. Für mich<br />
war es ein informativer <strong>und</strong> gelungener Tag<br />
<strong>und</strong> Kongress, der mich in meinem Wunsch,<br />
diese aufregende Fachrichtung zu ergreifen,<br />
wirklich bestärkt hat.<br />
Constanze Resch<br />
Uni Köln<br />
bewerben <strong>und</strong> erhalten zusätzlich zu einem<br />
durchorganisierten Kongresstag mit Ansprechpartnern<br />
ein Stipendium in Höhe von<br />
300 Euro <strong>für</strong> die Anreise zum Kongress.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Die Kinderuni: Meet Your Parents<br />
Der 29. Oktober 2010 ist der Tag der Kinderuni! Während des OrthopädenKongresses in Berlin trafen sich<br />
alle wissbegierigen Arztkinder. Das Motto des Tages war „Meet Your Parents“.<br />
Wir wurden auf der großen Messe im ICC<br />
von Dr. Mona Abara durch die interessantesten<br />
Bereiche geführt <strong>und</strong> durften dabei<br />
selbst aktiv werden! Zuerst lernten wir<br />
eine navigierte Kniegelenk-OP bei DePuy<br />
kennen. Als wir dann selbst „unser erstes<br />
Knie machten“, wurde uns bewusst, wie<br />
schwierig es doch ist, die Daten vom Computer<br />
einlesen zu lassen, um nachher eine<br />
zielgenaue Operation durchführen zu können.<br />
Anschließend ging es weiter zur B<strong>und</strong>eswehr<br />
– genauer gesagt zur Marine. Wusstet<br />
ihr, dass es verschiffbare OP-Säle gibt? Diese<br />
sind mit Allem ausgestattet, was bei einem<br />
Auslandsaufenthalt so benötigt wird. Und<br />
damit den Operateuren zwischen der ganzen<br />
Einrichtung auch noch genug Platz zum Operieren<br />
bleibt, ist so ein Container dreifach<br />
ausfahrbar – alles ganz automatisch. Echt<br />
beeindruckend! Kaum vorstellbar, dass nach<br />
zwei St<strong>und</strong>en Aufbauzeit so ein Container<br />
einsatzbereit ist, zum Beispiel <strong>für</strong> Soldaten<br />
mit Kriegsverletzungen oder Amputationen.<br />
Dort können sogar zahnärztliche Eingriffe<br />
durchgeführt werden.<br />
Nachdem wir nun einen großen Einblick<br />
in „die Welt unserer Eltern“ bekommen<br />
hatten, ging es weiter mit dem Bus – wir<br />
hatten sogar unseren eigenen … Die Reise<br />
führte zum „Museum am Checkpoint Charlie“.<br />
Dort erzählte uns ein Zeitzeuge die<br />
interessantesten <strong>und</strong> abenteuerlichsten<br />
Geschichten zur Zeit der Berliner Mauer. Er<br />
selbst lebte damals in Westberlin, <strong>und</strong> überall,<br />
wo man hinging oder hinsah, war die<br />
graue Mauer – die mit selbstauslösenden<br />
Schusskästen übersäte Mauer. Der Zeitzeuge<br />
berichtete uns von den zahlreichen<br />
Bürgern der damaligen DDR, denen er zur<br />
Flucht verholfen hatte – sehr gefährlich …<br />
Dabei entstanden die spannendsten Geschichten,<br />
von denen wir kaum genug bekommen<br />
konnten.<br />
Zum Abschluss, nachdem wir nun so<br />
viele neue Erfahrungen gesammelt hatten,<br />
gab es dann die beste Berliner Currywurst!<br />
Ich freue mich schon, im nächsten Jahr<br />
neue tolle Erlebnisse zu erfahren!<br />
Theresa Sofie Richter (15 Jahre)<br />
Präsidenten helfen zu helfen<br />
Ende November, als Nachtrag zum <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2010, übergaben<br />
die drei diesjährigen Präsidenten Prof. Dr. Norbert Südkamp, DGU, Dr. Daniel Frank, DGOOC, <strong>und</strong><br />
Helmut Mälzer, BVOU, eine Spende in Höhe von 10.000 Euro an Susanne Hergaß von der „Arche“ in Berlin.<br />
Zum zweiten Mal in Folge organisierten<br />
die Präsidenten im Rahmen des Präsidentendinners<br />
zum Start des Kongresses eine<br />
Spendenaktion. Schon lange im Vorfeld<br />
hatten die Präsidenten entschieden, den<br />
Spendenbetrag in diesem Jahr der „Arche“<br />
zukommen zu lassen.<br />
Die Spende hilft, die Arbeit des Vereins zu<br />
unterstützen. Ziel der „Arche“ ist es, Kinder<br />
von der Straße zu holen, gegen soziale<br />
Defizite vorzugehen <strong>und</strong> Kinder wieder ins<br />
Zentrum der <strong>Gesellschaft</strong> zu stellen. In ihren<br />
Einrichtungen bietet die „Arche“ täglich<br />
kos tenlos eine vollwertige, warme Mahlzeit,<br />
Hausaufgabenhilfe, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen<br />
mit Sport <strong>und</strong> Musik – <strong>und</strong><br />
vor allem viel Aufmerksamkeit.<br />
Susanne Herda<br />
DGU<br />
Mehr Informationen<br />
www.kinderprojekt-arche.de<br />
10.000 Euro bekamen die Präsidenten bei ihrer Spendenaktion zusammen. 5.000 Euro davon<br />
werden in die Kosten <strong>für</strong> das Essensangebot fließen, die anderen 5.000 Euro in erforderliche<br />
Lärmschutzmaßnahmen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 21<br />
Kongress
Kongress<br />
22<br />
Hans-Liniger-Preis 2010<br />
Tissue Engineering eines osteochondralen Transplantates –<br />
Klinische <strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen<br />
C. Haasper<br />
Gelenkoberflächen bestehen aus relativ<br />
einfachem Gewebe. Allerdings verfügt<br />
dieses Knorpelgewebe über eine äußerst<br />
begrenzte Regenerationsfähigkeit. Knorpel-<br />
<strong>und</strong> Knochen-Degeneration sind zudem<br />
ein großes volkswirtschaftliches Problem.<br />
Klinisch applizierbare Strategien zum Ersatz<br />
dieser Gewebe sind daher <strong>für</strong> die regenerative<br />
Medizin von großem Interesse. Mittels<br />
des Tissue Engineerings wird versucht, komplexe,<br />
funktionsfähige, dreidimensionale<br />
Gewebe in vitro zu erzeugen. Die aktuellen<br />
klinischen <strong>und</strong> experimentellen Konzepte<br />
bieten nur <strong>für</strong> das ansonsten ges<strong>und</strong>e Gelenk<br />
einen therapeutischen Ansatz.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erfolgte eine klinische<br />
Untersuchung, die diese Technik <strong>und</strong><br />
ihr mittelfristiges Ergebnis retrospektiv untersuchte.<br />
In unserer Untersuchung über<br />
einen mittelfristigen Zeitraum kann man<br />
aufgr<strong>und</strong> der Entnahmemorbidität <strong>für</strong> den<br />
Talus nur zu der Empfehlung kommen, es<br />
als Verfahren der zweiten Wahl zu nutzen.<br />
Diesem allgemeinen Problem wurde eine<br />
experimentelle Untersuchung entgegengestellt.<br />
Ziel war es, zunächst nur ein knöchernes<br />
Konstrukt mit Zellen zu besiedeln.<br />
Es wurde eine Matrix mit humanen stromalen<br />
Zellen aus dem Knochenmark (BMSC)<br />
besiedelt <strong>und</strong> dabei der Einfluss des biologischen<br />
Klebstoffs Fibrin auf Proliferation<br />
<strong>und</strong> Differenzierung der Zellen untersucht.<br />
Prinzipiell konnte man zu dem Schluss kommen,<br />
dass Fibrin die Besiedlung im Hinblick<br />
auf die untersuchten Parameter nicht verbessert.<br />
Daraus wurde der Schluss gezogen,<br />
auf diesen biologischen Klebstoff zu<br />
verzichten. Eine homogene Zellverteilung<br />
<strong>und</strong> ausreichende Primärstabilität des Konstruktes<br />
sind wünschenswert <strong>für</strong> das osteochondrale<br />
Transplantat. Humane BMSC<br />
sind dann in eine biologische Hybridmatrix<br />
Osteochondrales Konstrukt (biphasische<br />
Hybridmatrix, die mit BMSC besiedelt wurde).<br />
(CaReS® Gel, Arthrokinetics, Esslingen <strong>und</strong><br />
Tutobone®, Tutogen Medical GmbH, Neunkirchen<br />
a. Br.) transferiert worden (s. Abb.).<br />
Druck- <strong>und</strong> Zugkräfte wurden in einer speziell<br />
entwickelten Glasapparatur <strong>für</strong> 24 h<br />
auf das Konstrukt ausgeübt. Im Hinblick<br />
auf eine potentielle klinische Applikation<br />
wurde ein Modell entwickelt, mit dem sich<br />
ein zellbesiedeltes Konstrukt in Form einer<br />
Gelenkoberfläche pressen lässt <strong>und</strong> dann in<br />
einem Bioreaktor stimuliert werden kann.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität des Systems wurde<br />
der Ansatz im Weiteren stark vereinfacht<br />
<strong>und</strong> es erfolgte eine in vitro Studie über unterschiedliche<br />
Zeiträume in einem Bioreaktor.<br />
Die Konstrukte sind dann unterschiedlichen<br />
Stressprotokollen in einem Bioreaktor<br />
<strong>für</strong> bis zu 28 Tage ausgesetzt worden<br />
(statisch, hydrostatisch <strong>und</strong> mechanisch).<br />
Histologisch zeigte sich eine homogene <strong>und</strong><br />
vitale Zellverteilung. Die initiale Kompression<br />
erhöhte signifikant die Primärstabilität,<br />
wie die mechanischen Tests bewiesen.<br />
Die Proliferation <strong>und</strong> Konstruktstabilität<br />
wurde durch den hydrostatischen <strong>und</strong> mechanischen<br />
Stress nach dem siebten Tag<br />
weiter verbessert.<br />
Die Integration eines kombinierten mechanischen<br />
<strong>und</strong> hydrostatischen Stimulationsprotokolls<br />
kann zu Vorteilen der strukturellen<br />
<strong>und</strong> biomechanischen Eigenschaften<br />
eines osteochondralen Konstruktes, erzeugt<br />
mit Methoden der regenerativen Medizin,<br />
führen. Weitere Studien müssen klären,<br />
ob das in vitro Modell modifiziert werden<br />
sollte, um qualitativ hochwertigeres Gewebe<br />
zu erhalten, bevor in einem Tiermodell<br />
die potentielle klinische Applikation getestet<br />
wird. Dieser Ansatz zeigt neue Möglichkeiten<br />
zum Management der Folgen<br />
von Gelenkverletzungen <strong>und</strong> degenerativen<br />
Erkrankungen auf. Die Herausforderungen<br />
<strong>und</strong> Erwartungen auf diesem sich ständig<br />
weiter entwickelnden Gebiet der Regenerationsmedizin<br />
müssen weiter kritisch diskutiert<br />
werden, aber der Paradigmenwechsel<br />
von der reparativen zur regenerativen Medizin<br />
hat begonnen.<br />
PD Dr. Carl Haasper, MSc<br />
Unfallchirurgische Klinik<br />
Medizinische Hochschule Hannover (MHH)<br />
Carl-Neuberg-Strasse 1<br />
30625 Hannover<br />
E-Mail: haasper.carl@mh-hannover.de<br />
Professor Siebert übergibt PD Dr. Haasper<br />
Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Preisgeld bei der Preisverleihung<br />
im Rahmen des DKOU 2010.<br />
Kurze Vita<br />
T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />
1997 – 2003<br />
Studium der Humanmedizin an der Justus-<br />
Liebig-Universität Gießen <strong>und</strong> der Medizinischen<br />
Universität zu Lübeck<br />
Praktisches Jahr<br />
Imperial College London <strong>und</strong> Medical<br />
University of South Carolina, Charleston,<br />
SC, USA<br />
2000 – 2004<br />
Gr<strong>und</strong>studium des Diplomstudiengangs<br />
Wirtschaftswissenschaften an<br />
der FernUniversität Hagen<br />
Seit 2004 an der Unfallchirurgischen Klinik<br />
der Medizinischen Hochschule Hannover<br />
(Direktor: Prof. Dr. C. Krettek, FRACS FRCS)<br />
2005<br />
Promotion an der Universität zu Lübeck:<br />
Inhibition der Cyclooxygenase-2–<br />
Expression mit Antisense-Oligonukleotiden<br />
2007 – 2009<br />
Hagener Management Studium, FernUniversität<br />
Hagen<br />
2009<br />
Habilitation an der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover: Tissue Engineering eines<br />
osteochondralen Transplantates – Klinische<br />
<strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen.<br />
Venia legendi <strong>für</strong> Chirurgie<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Innovationspreis 2010<br />
Einfluss der Span/Deckplattenrelation auf das Transplantatversagen bei der<br />
ventralen Spondylodese mit autologem tricorticalen Beckenkammspan<br />
P. C. Strohm1 , D.-C. Kubosch1 , C. M. Sprecher2 2, 3 , S. Milz<br />
Die ventrale Spondylodese im thorakolumbalen<br />
Bereich der Wirbelsäule ist ein<br />
in der orthopädischen Chirurgie häufig<br />
durchgeführtes Verfahren. In vielen Kliniken<br />
stellt die ventrale Stabilisierung mittels<br />
auto logen Beckenkammspannes den aktuellen<br />
Standard dar. Trotz zahlreicher Empfehlungen<br />
hinsichtlich der Durchführung<br />
dieses Eingriffes <strong>und</strong> einer nicht unerheblichen<br />
Zahl an Transplantatversagen existieren<br />
keine exakten Empfehlungen hinsichtlich<br />
einer Mindestgröße des Transplantates.<br />
Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen,<br />
ob das Verhältnis von Spanquerschnittsfläche<br />
zur Fläche der angrenzenden Gr<strong>und</strong>-<br />
bzw. Deckplatten einen Einfluss auf die<br />
Heilung <strong>und</strong> die mittelfristige Stabilität der<br />
ventralen Spondylodese hat.<br />
Kurze Vita<br />
T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />
1989 – 1996<br />
Studium in Berlin, Essen <strong>und</strong> Freiburg i. Brsg.<br />
1996 – 2001<br />
AiP <strong>und</strong> Facharzt-Weiterbildung in der chirurgischen<br />
Abteilung des Städtischen Klinikums<br />
Karlsruhe<br />
1997<br />
Promotion an der UGH Essen zum Thema:<br />
„Ist das der Glykogensynthase analoge C1-<br />
Peptid ein geeignetes Fluoreszenzsubstrat<br />
zur Routinemessung von Proteinkinase C?“<br />
unter Prof. Dr. M.C. Michel<br />
2001<br />
Facharzt <strong>für</strong> Chirurgie<br />
In einem ersten Schritt wurde bei sechzehn<br />
Schafen eine ventrale Spondylodese<br />
mit einem größendefinierten knöchernen<br />
Span <strong>und</strong> einer winkelstabilen Platte (Macs<br />
TL®) durchgeführt. Bei der Hälfte der Tiere<br />
wurden autologe Beckenkammspäne eingesetzt,<br />
bei der anderen Hälfte xenogene,<br />
bovine Späne (Tutobone®).<br />
24 Wochen postoperativ wurden mittels<br />
CT <strong>und</strong> Kontaktradiographie der Wirbelsäulenpräparate<br />
die Fläche der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />
Deckplatte des zu überbrückenden Bandscheibenfaches<br />
bestimmt <strong>und</strong> in Relation<br />
zur Spanquerschnittsfläche gesetzt. Zusätzlich<br />
erfolgte die Beurteilung des Spanes im<br />
Hinblick auf Frakturen, Pseudarthrosen oder<br />
Osteolysenbildung.<br />
Übergabe von Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
Preisgeld bei der Preisverleihung<br />
im Rahmen des DKOU 2010.<br />
Von links nach rechts: Prof. Dr.<br />
Hartmut Siebert, PD Dr. Peter<br />
Strohm, Thomas Schmidt,<br />
Marketing Manager von DePuy<br />
Orthopädie GmbH<br />
Seit 2001 an der Klinik <strong>für</strong> Traumatologie des<br />
Departments <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie<br />
der Universität Freiburg, dort seit 2004<br />
Oberarzt.<br />
2004<br />
Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie<br />
2007<br />
Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
2008<br />
Habilitation <strong>für</strong> das Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie mit dem Thema<br />
„Vergleich des Einwachsverhaltens von<br />
tricortikalen Beckenkammspänen <strong>und</strong> lösungsmittelkonservierter,<br />
boviner Spongiosa<br />
bei ventralen Spondylodesen der Lendenwirbelsäule<br />
im Schafsmodell“ an der Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Seit Juni 2010 Leitender Oberarzt <strong>und</strong> Stellvertretender<br />
Direktor des Departments<br />
In einem zweiten Schritt wurden klinische<br />
64-Zeiler-Computertomographien von 82<br />
Patienten 4 – 12 Monate nach dorsaler<br />
Spondylodese mit einem Fixateur interne<br />
(USS, Synthes®) <strong>und</strong> einer monosegmentalen,<br />
ventralen Beckenkammspanimplantation<br />
angefertigt <strong>und</strong> mit einem radiologischen<br />
Bildbearbeitungsprogramm (OsiriX<br />
3.3.2) ausgewertet.<br />
Zuerst wurde die Querschnittsfläche des<br />
Transplantates <strong>und</strong> anschließend die Fläche<br />
des zu überbrückenden Bandscheibenfaches<br />
bestimmt. Aus den beiden gewonnenen<br />
Werten wurde die Relation Spanfläche / Wirbelkörperfläche<br />
errechnet. Abschließend<br />
wurden die Späne in der sagittalen Rekonstruktion<br />
ebenfalls auf Frakturen, Pseudarthrosen<br />
oder Osteolysenbildung beurteilt.<br />
Es zeigte sich, dass beim trikortikalen autologen<br />
Transplantat eine Spanfraktur mit<br />
einer Wahrscheinlichkeit P < 0,001 (d. h. im<br />
Mittel in 0,1 % der Fälle) auftritt, wenn der<br />
Spanquerschnitt 23,9 % der Fläche der angrenzenden<br />
Gr<strong>und</strong>- oder Deckplatte überschreitet.<br />
Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Verhältnis<br />
der Spanquerschittsfläche zur Fläche<br />
der angrenzenden Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Deckplatten<br />
einen entscheidenden Einfluss auf<br />
die Heilung bzw. mittelfristige Stabilität<br />
der Spondylodese im thorako-lumbalen Bereich<br />
hat. Die Gr<strong>und</strong>fläche des Spanes sollte<br />
mindestens 23.9 % der Fläche der angrenzenden<br />
Wirbelkörper einnehmen, um eine<br />
Spanfraktur mit hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />
zu vermeiden.<br />
Unserer Meinung nach lässt sich bei<br />
Berücksichtigung dieses Richtwertes ohne<br />
zusätzlichen technischen oder apparativen<br />
Aufwand allein durch Auswahl eines ausreichend<br />
großen Spanes das Risiko einer<br />
potentiellen Komplikation bei der ventralen<br />
Spondylodese reduzieren.<br />
1 Department Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie, Klinikum der<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Geschäftsführender<br />
Direktor: Univ.-Prof. Dr. Norbert P. Südkamp)<br />
2 AO Research Institute Davos<br />
3 Anatomisches Institut, Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München<br />
Priv.-Doz. Dr. Peter C. Strohm<br />
Leitender Oberarzt <strong>und</strong> Stellvertretender Direktor<br />
Department Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie<br />
Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />
Hugstetter Strasse 55<br />
79106 Freiburg i. Breisgau<br />
E-Mail: peter.strohm@uniklinik-freiburg.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 23<br />
Kongress
Kongress<br />
24<br />
Preis zur Förderung der Reha bili ta tionsforschung<br />
der DGOU <strong>2011</strong><br />
Multidimensionales Assessment als rationale Gr<strong>und</strong>lage der Prozess <strong>und</strong> Ergebnisoptimierung in der<br />
Rehabilitation<br />
P. Bak<br />
Aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung<br />
wird der Bedarf an Rehabilitationsleistungen<br />
in den nächsten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen.<br />
Dieser Bedarf ist multidimensional <strong>und</strong><br />
beinhaltet nicht nur die Körperstrukturen<br />
<strong>und</strong> -funktionen, sondern auch Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> adäquate Teilhabe am gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> beruflichen Leben. Die Rehabilitation<br />
zur Teilhabe bildet das Ziel <strong>und</strong><br />
entspricht dem gesetzlichen Auftrag an alle<br />
Leistungserbringer <strong>und</strong> die Forschung in<br />
der Rehabilitation. Die Internationale Klassifikation<br />
ICF bildet daher das gemeinsame<br />
konzeptionelle F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> die gemeinsame<br />
Sprache der Rehabilitation. Die ICF ist<br />
jedoch kein Messinstrument.<br />
Es war daher notwendig, unter Verwendung<br />
bereits existierender <strong>und</strong> psychometrisch<br />
geprüfter Instrumente ein System zur Messung<br />
der relevanten, das heißt auf der obersten<br />
Konstruktebene, mit der ICF voll kompatiblen<br />
Zielgrößen vorzuschlagen. Multidimensionales<br />
Assessment ist unbedingt<br />
notwendig, um den Rehabilitationsbedarf<br />
der jeweiligen Population festzustellen, die<br />
Populationen im Hinblick auf deren funktionale<br />
Ges<strong>und</strong>heit zu vergleichen sowie die<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> Kosten-Effektivität von rehabilitativen<br />
Interventionen <strong>und</strong> Management-Konzepten<br />
zu untersuchen.<br />
Das vorgestellte Messsystem entspricht<br />
internationalen Empfehlungen <strong>und</strong> erwies<br />
sich in einer Reihe von klinischen Studien<br />
als praktikabel. Die Instrumente erfassen<br />
die Funktionale Ges<strong>und</strong>heit aus Patientenperspektive,<br />
sind reliabel, valide <strong>und</strong> – auch<br />
in sehr kurzen Zeitintervallen – sensitiv<br />
genug, um die Änderungen der relevanten<br />
Zielgrößen abzubilden.<br />
Es konnte gezeigt werden, dass konzentrierte,<br />
integrierte <strong>und</strong> multiprofessionell<br />
koordinierte Rehabilitation die funktionale<br />
Ges<strong>und</strong>heit der Rehabilitanden erheblich<br />
positiv beeinflussen <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />
ökonomischen Folgen der Behinderung minimieren<br />
kann.<br />
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist daher<br />
eine optimale Rehabilitation nicht nur<br />
als Kostenbelastung der sozialen Sicherungssysteme,<br />
sondern vielmehr als eine<br />
sinnvolle Investition zu betrachten.<br />
Die Rehabilitationsleistungen <strong>und</strong> -konzepte<br />
sind permanent optimierbar. Die Optimierung<br />
geht von möglichst genauer Untersuchung<br />
der Ergebnisse aus <strong>und</strong> hat zum<br />
Ziel, ergebnisgesteuert die Prozesse zu verbessern<br />
<strong>und</strong> dann den veränderten Prozessen<br />
die relevanten Strukturen anzupassen.<br />
Die schrittweise, auf je nach Fragestellung<br />
unterschiedlich langen PDCA-Zyklen<br />
basierende Optimierungsstrategie hat sich<br />
in allen untersuchten Populationen als effizient<br />
<strong>und</strong> kosteneffektiv erwiesen. Multidi-<br />
Kurze Vita<br />
T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />
1981 – 1987<br />
Studium der Humanmedizin an der Medizinischen<br />
Akademie Danzig (Gdansk)<br />
1987 – 1989<br />
Ass.-Arzt in der Klinik <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong> Gefäßchirurgie<br />
der Medizinischen<br />
Akademie Bromberg<br />
1989 – 1998<br />
Weiterbildungsassistent in Göttingen, Bad<br />
Gandersheim, Neustadt/Coburg, Lippstadt,<br />
Bad Rothenfelde <strong>und</strong> Jena<br />
April 1998<br />
Facharzt <strong>für</strong> Physikalische <strong>und</strong> Rehabilitative<br />
Medizin<br />
Juli 1998<br />
Promotion zum Dr. med. (magna cum laude)<br />
an der FSU Jena<br />
Seit 2005<br />
Koordinierung der orthopädisch-technischen<br />
Versorgung Unfallverletzter in Thüringen <strong>und</strong><br />
Sachsen-Anhalt (in Kooperation mit VBG)<br />
Seit 2006<br />
B<strong>und</strong>esweite Qualitätssicherung in der<br />
stationären Rehabilitation (mit VBG Hauptverwaltung)<br />
mensionales Assessment bildet daher eine<br />
rationale Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> therapeutische,<br />
taktische <strong>und</strong> strategische Entscheidungen<br />
in der Rehabilitation. Es dient nicht nur der<br />
permanenten Optimierung der Strukturen<br />
<strong>und</strong> Prozesse sowie kontinuierlichen Verbesserung<br />
der Ergebnisse, sondern bildet<br />
auch einen notwendigen Bestandteil der<br />
Qualitätssicherungs- <strong>und</strong> Qualitätsmanagementsysteme.<br />
PD Dr. Pawel Bak<br />
BG Unfallklinik Frankfurt<br />
Friedberger Landstr. 430<br />
60389 Frankfurt/Main<br />
Übergabe von Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Preisgeld bei der<br />
Preisverleihung im Rahmen des DKOU 2010. Von<br />
links nach rechts: Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard,<br />
PD Dr. Pawel Bak, Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />
Seit 2008<br />
Projekt „Forschungsvorhaben zur Evaluation<br />
der Ergebnisqualität des Heilverfahrens der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung“ i. A. der<br />
DGUV<br />
Juni 2009<br />
Habilitation mit dem Thema: „Multidimensionales<br />
Assessment als rationale Gr<strong>und</strong>lage<br />
der Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisoptimierung in der<br />
Rehabilitation“, Erteilung der venia legendi<br />
(PD)<br />
Seit Oktober 2009<br />
Chefarzt der Abteilung <strong>für</strong> Berufsgenossenschaftliche<br />
Heilverfahrenssteuerung <strong>und</strong><br />
Rehabilitation der BG-Unfallklinik Frankfurt<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
((1/1 Anzeige: Platzhalter))<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 25<br />
Kongress
Kongress<br />
26<br />
Georg Friedrich Louis<br />
Stromeyer-Medaille 2010<br />
Literaturpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Laudatio auf Herrn Professor Dr. med. habil. Reiner Labitzke<br />
J. Probst<br />
Sehr geehrter Herr Präsident,<br />
lieber Herr Kollege Labitzke,<br />
meine sehr verehrten Damen,<br />
meine Herren,<br />
die über 150-jährige Geschichte der Osteosynthese<br />
ist gleichermaßen eine Erfolgs-<br />
wie eine Geschichte der Irrungen <strong>und</strong> Wirrungen.<br />
Auch die ihr zugr<strong>und</strong>e liegende<br />
Biomechanik hat Ab- <strong>und</strong> Umwege zurückgelegt.<br />
Unser diesjähriger Preisträger, Herr Professor,<br />
Dr. Reiner Labitzke, hat – wie es so oft<br />
in der Geschichte war – als unerkannter<br />
Einzelkämpfer dem inzwischen stattlichen<br />
Gebäude einen weiteren wichtigen Baustein<br />
eingetragen, indem er die Osteosynthesetechnik<br />
auf den ingenieurmäßigen<br />
Prüfstand, verglichen mit der Bau- <strong>und</strong><br />
Konstruktionstechnik, gestellt hat. In seinem<br />
„Handbuch der Seilosteosynthesen“<br />
hat er dies <strong>und</strong> darüber hinaus die interes-<br />
Stromeyer-Preisträger R. Labitzke (2. v. l.) mit (v. l. n. r) Präsident Prof. Dr. N. Südkamp, Prof. Dr. J. Probst,<br />
Generalsekretär Prof. Dr. H. Siebert<br />
sante Geschichte dieses Gr<strong>und</strong>problems der<br />
Unfallchirurgie nicht nur chronistisch beschrieben,<br />
sondern auch entschlüsselt.<br />
Damit hat er sich würdig in die Schar der<br />
unfallchirurgischen Gedankengeber eingereiht.<br />
Im Namen der DGU <strong>und</strong> des Kuratoriums<br />
sage ich Dank, Anerkennung <strong>und</strong><br />
herzlichen Glück-wunsch!<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst<br />
„Handbuch der<br />
Seilosteosynthesen“<br />
„Seilqualitäten bestehen<br />
aus 7 Litzen zu je<br />
7 haarfeinen Drähtchen,<br />
also aus insgesamt<br />
49 einzelnen<br />
Filamenten. Diese<br />
Struktur macht sie<br />
einerseits belastbar,<br />
andererseits auch sehr schmiegsam, so dass<br />
sie sich der Anatomie gut anpassen. Die Seil-<br />
Klemmenverbindung ist fast 5-mal höher<br />
belastbar als ein Zwirbel.“<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille (½ Größe)<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
verleiht unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Norbert P. Südkamp<br />
auf einstimmigen Beschluss ihres Literaturpreis – Kuratoriums<br />
bestehend aus den Professoren Dres. A. Ekkernkamp, P. Hertel,<br />
H.-J. Oestern, J. Probst <strong>und</strong> H. Zwipp<br />
Herrn Professor Dr. med. Reiner Labitzke<br />
em. Direktor der Chirurgischen Klinik der Universität Witten/Herdecke<br />
Schwerte<br />
die GEORG FRIEDRICH LOUIS STROMEYER-MEDAILLE<br />
Sie würdigt dadurch sein im Jahre 2008 erschienenes Buch<br />
Handbuch der Seilosteosynthesen<br />
Wie viele biotechnische Entwicklungen ist auch die Osteosynthese, an deren Anfang Drahtnähte<br />
standen, eine Geschichte der Unzulänglichkeiten <strong>und</strong> Fehlschläge, die den Autor veranlasste, die biomedizinischen<br />
Bedingungen der operativ unterstützten Knochenbruchheilung unter ingenieurmäßigen,<br />
d. h. physikalischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Dabei entdeckte er, dass in der Bau- <strong>und</strong><br />
Konstruktionstechnik vorhandene Erkenntnisse sich ebenso als Prinzip <strong>und</strong> als Schlüsselverständnis<br />
der biomechanischen Voraussetzungen der Frakturheilung erweisen. Alle Osteosynthesemittel sind<br />
Produkte mit jeweils spezifischen Eigenschaften. Diejenigen des viel verwendeten monofilen Drahtes<br />
sind entgegen ihrer vordergründig einfach erscheinenden Anwendungsweise ungeeignet, die biologisch<br />
erforderliche permanente Anordnung <strong>und</strong> Vorspannung als effektives Zugmittel zu leisten.<br />
Demgegenüber weist die Seilkonstruktion in der Bautechnik gängig gebrauchte Reiß- <strong>und</strong> Dehnungsqualitäten<br />
auf, welche die während der Heilungsphase geliehene statisch-dynamische Stabilität dauerhaft<br />
sichern, ohne dabei ihrerseits unerwünschte, den Gesamtkomplex der Osteogenese nachteilig<br />
beeinflussende Faktoren hervorzubringen. Dem Verfasser ist es gelungen, zu einem Gr<strong>und</strong>problem der<br />
Unfallchirurgie maßgebliche Ideen zu entwickeln <strong>und</strong> diese – auch durch Erklärung historischer<br />
Bezüge <strong>und</strong> in didaktischer Prägnanz – seinem Fach zur Verfügung zu stellen. Er hat sich dadurch um<br />
die Unfallchirurgie verdient gemacht.<br />
Badenweiler, den 12. Juni 2010<br />
N. P. Südkamp J. Probst<br />
Präsident Vorsitzender des Kuratoriums<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 27<br />
Kongress
Kongress<br />
28<br />
EBM-Preis der DGOU 2010<br />
Der EBMPreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ging 2010 zu<br />
gleichen Teilen an:<br />
Wichelhaus, Dr. med. Alice, Wendt, Martina,<br />
Mittlmeier, Prof. Dr. med. Thomas, Gradl, PD<br />
Dr. med. Georg, Chirurgische Klinik der Universität<br />
Rostock, Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />
Rostock,<br />
Titel der Arbeit: „Die operative Behandlung<br />
der distalen Radiusextensionsfraktur mit<br />
einem intramedullären Kraftträger. 1 Jahres<br />
Ergebnisse einer prospektiv randomisierten<br />
Studie im Vergleich zur palmaren winkelstabilen<br />
Plattenosteosynthese“<br />
<strong>und</strong> an<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DGOU) <strong>und</strong> der Berufsverband<br />
der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie (BVOU) würdigen mit dem<br />
Preis journalistische Beiträge, die die besondere<br />
Bedeutung des Faches im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
hervorheben.<br />
Als unabhängige Juroren haben Frau Dr.<br />
Lenzen-Schulte (FAZ), Frau Frederike Krumme<br />
(NDR) <strong>und</strong> Frau Anna Wittchen (als<br />
Vertretung <strong>für</strong> Herrn Zöller) getagt, um mit<br />
dem Vorsitzenden der Preisrichterkommission,<br />
Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, den<br />
Gewinner zu ermitteln.<br />
Bis zum Bewerbungsschluss waren zahlreiche<br />
Bewerbungen aus verschiedenen<br />
Medienbereichen eingegangen. Gewonnen<br />
hat Frau Dr. Luitgard Marschalls Beitrag<br />
Kasten, Prof. Dr. med. Philip, Universitätsklinikum<br />
Carl-Gustav-Carus Dresden, Klinik <strong>und</strong><br />
Poliklinik <strong>für</strong> Orthopädie, Dresden, Streich,<br />
Dr. med. Nikolaus, Orthopädische Universitätsklinik<br />
Heidelberg, Sektion Sportorthopädie,<br />
Heidelberg, Raiss, Dr. med. Patric, Orthopädische<br />
Universitätsklinik Heidelberg, Abt. f.<br />
Schulter- u. Ellenbogenchirurgie, Heidelberg,<br />
Loew, Prof. Dr. med. Markus, ATOS-Klinik Heidelberg,<br />
Zentrum f. Schulter- u. Ellenbogenchirurgie,<br />
Heidelberg.<br />
„Ein packender Gedanke“. Hierin setzt sich<br />
die Wissenschaftsjournalistin <strong>und</strong> promovierte<br />
Technikhistorikerin mit über Hirnimpulse<br />
gesteuerten Hightech-(Arm)Prothesen<br />
auseinander. Das Ergebnis ist eine<br />
sowohl technisch-innovative, als auch bewegende<br />
Darstellung der neuartigen Möglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Menschen, die auf eine Extremität<br />
verzichten müssen.<br />
Bewertet wurden neben formalen Kriterien<br />
wie der Gestaltung auch die mitreißende<br />
Botschaft <strong>und</strong> die Aufbereitung des<br />
Materials <strong>für</strong> die Zielgruppe; in diesem Fall<br />
die Leser der ApothekenUmschau. Da diese<br />
ihren K<strong>und</strong>en von 85 % der deutschen<br />
Apotheken zur Verfügung gestellt wird,<br />
erreicht sie regelmäßig eine Leserschaft<br />
von 17,7 Millionen. Das Ziel der Preisstifter,<br />
Titel der Arbeit: „Prospektiv randomisierter<br />
Vergleich der Rotatorenmanschettennaht<br />
arthroskopisch versus mini-offen“.<br />
Die Arbeiten wurden mit einer Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
einem Preisgeld von je 2.500 Euro ausgezeichnet.<br />
<strong>Deutsche</strong>r Journalistenpreis Orthopädie/<br />
Unfallchirurgie 2010<br />
Erstmals 2010 wurde im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU)<br />
der <strong>Deutsche</strong> Journalistenpreis Orthopädie/Unfallchirurgie verliehen.<br />
T. Jost<br />
die besondere Bedeutung orthopädischunfallchirurgischer<br />
Therapie <strong>und</strong> Innovation<br />
<strong>für</strong> die Bevölkerung darzustellen,<br />
wurde somit in gelungener Weise erreicht.<br />
Für diese besondere Leistung überreichte<br />
der Patienten beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung,<br />
Wolfgang Zöller, MdB, der Preisträgerin<br />
auf der Eröffnungsveranstaltung<br />
am 26. Oktober 2010 im Rahmen des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie (DKOU) den mit 5000 Euro<br />
dotierten Preis.<br />
Tabea Jost<br />
Geschäfststelle des Berufsverb<strong>und</strong>es der Fachärzte<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
Kantstr. 13<br />
10623 Berlin<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Ehrungen 2010<br />
Die Ehrungen 2010 wurden an zwei verschiedenen Orten vorgenommen, zum einen im Rahmen des<br />
Präsidentenessens, das diesmal am 25. Oktober im eindrucksvollen Bärensaal des Alten Berliner<br />
Stadthauses stattfand, zum anderen bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung des DKOU 2010 im ICC.<br />
Die Ehrenmitgliedschaft der DGU wurde<br />
Herrn Prof. Dr. med. Klaus E. Rehm, ehemaligem<br />
Direktor der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie der Uni Köln <strong>und</strong> Präsident<br />
der DGU im Jahre 2002, verliehen<br />
(� Abb. 1).<br />
Zu Korrespondierenden Mitgliedern der<br />
DGU wurden Simon M. Lambert <strong>und</strong> Dr.<br />
Klaus Wendt ernannt (� Abb. 2, 3).<br />
Foto-Nachweis: Starface Fotostudio, Berlin<br />
Abb. 1 Prof. Dr. Hartmut Siebert, Prof. Dr. Klaus Rehm<br />
<strong>und</strong> Prof. Dr. Norbert Südkamp (von links nach rechts).<br />
Abb. 4 Prof. Dr. Siebert, Prof. Dr. Christian Lackner <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Südkamp (von links nach rechts).<br />
Abb. 7 Ein gelöster Professor Jani bei der<br />
Ehrung (Foto rechts).<br />
Abb. 8 Prof. Dr. Cèch, Dr. Frank <strong>und</strong> Professor<br />
Niethard (von links nach rechts), (Foto ganz<br />
rechts).<br />
Die Carl-Thiem-Gedenkmünze erhielt Prof.<br />
Dr. Christian K. Lackner, Vorstand des Institutes<br />
<strong>für</strong> Notfallmedizin <strong>und</strong> Medizinmanagements<br />
der Universität München<br />
(� Abb. 4).<br />
Der Leiter der Unfallforschung der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover, Prof. Dipl.-<br />
Ing. Dietmar Otte, erhielt die Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />
(� Abb. 5).<br />
Abb. 2 Prof. Dr. Siebert, Simon M. Lambert <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />
Südkamp (von links nach rechts).<br />
Abb. 5 Prof. Dr. Siebert, Prof.-Ing. Dietmar Otte <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />
Südkamp (von links nach rechts).<br />
Mit der Goldenen Ehrennadel wurde das<br />
verdienstvolle Engagement des Aktionsbündnisses<br />
Patientensicherheit e.V. ausgezeichnet<br />
(� Abb. 6).<br />
Die Ehrenmitgliedschaft der DGOU wurde<br />
an Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz), vergeben<br />
(� Abb. 7).<br />
Zum Korrespondierenden Mitglied der<br />
DGOU wurde Prof. Dr. Oldrich Cèch ernannt<br />
(� Abb. 8).<br />
Abb. 3 Prof. Dr. Siebert, Dr. Klaus Wendt <strong>und</strong><br />
Prof. Dr. Südkamp (von links nach rechts).<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 29<br />
Kongress<br />
Abb. 6 Für die Organisation nahmen die Stellvertretende<br />
Vorsitzende Frau Hedwig Francois-Kettner <strong>und</strong> der<br />
Vorsitzende Dr. Günther Jonitz die Ehrennadel entgegen.
Kongress<br />
30<br />
Bericht über die Mitgliederversammlung<br />
Die jährliche Mitgliederversammlung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie fand am<br />
27. Oktober 2009 im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
im Saal 3 der ICC/Messe Berlin von 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr statt.<br />
N. P. Südkamp, H. R. Siebert<br />
Es nahmen 187 Mitglieder an der Versammlung<br />
teil, davon waren 164 stimmberechtigt.<br />
Der Präsident, Professor Dr. Norbert P. Südkamp<br />
(Freiburg i. Brsg.), begrüßte die Teilnehmer<br />
<strong>und</strong> eröffnete die Sitzung, zu der<br />
form- <strong>und</strong> fristgerecht mit Schreiben vom<br />
23.9.2010 eingeladen worden war.<br />
Auf Antrag des Vorstandes wurde<br />
Punkt 6 der Tagesordnung vorgezogen <strong>und</strong><br />
gleich nach Punkt 4 gebracht. Die Tagesordnung<br />
wurde mit dieser Änderung von der<br />
Mitgliederversammlung genehmigt.<br />
Als erstes übergab der Präsident dem Generalsekretär<br />
Professor Dr. Hartmut Siebert<br />
(Schwäbisch Hall) das Wort zum Punkt 2<br />
„Aufnahme neuer Mitglieder“. Da das<br />
Herbstheft der <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
erst zwei Wochen vor dem Kongress<br />
herauskam, war die in der Satzung vorgesehene<br />
Einspruchsfrist von vier Wochen<br />
zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung<br />
noch nicht verstrichen. Daher waren die in<br />
der Lis te der vorläufigen Mitglieder aufgeführten<br />
vorläufigen Mitglieder noch nicht<br />
stimmberechtigt.<br />
Unter der Leitung des vom Präsidium der<br />
DGU bestellten Wahlleiters, Dr. Christoph<br />
Haag (Lörrach), den der Präsident kurz vorstellte,<br />
fanden die Wahlen <strong>und</strong> Abstimmungen<br />
statt. Dabei kam das elektronische<br />
Wahlsystem der Firma Brähler zum Einsatz,<br />
dessen Bedienung der Wahlleiter zu Beginn<br />
der Wahlen kurz vorstellte.<br />
Wie vom Präsidium vorgeschlagen, wählte<br />
die Mitgliederversammlung zum Dritten<br />
Vizepräsidenten des nächsten Jahres, damit<br />
Präsident 2013, Professor Dr. Reinhard<br />
Hoffmann (Frankfurt/Main). Er erhielt 135<br />
Ja-Stimmen <strong>und</strong> 9 Nein-Stimmen, 6 Teilnehmer<br />
enthielten sich, 14 beteiligten sich<br />
nicht an der Abstimmung oder gaben ungültige<br />
Stimmen ab.<br />
Aufgr<strong>und</strong> einer technisch bedingten Neuprogrammierung<br />
des Wahlsystems mussten<br />
die Berichte des Präsidenten, des Generalsekretärs<br />
<strong>und</strong> des Schatzmeisters von der Mitgliederversammlung<br />
vorgezogen werden.<br />
Der Präsident berichtete über seine Tätigkeiten<br />
<strong>für</strong> die <strong>Gesellschaft</strong> in seinem Amtsjahr.<br />
Er dankte zum Abschluss dem Vorstand<br />
<strong>und</strong> dem Präsidium <strong>für</strong> die engagierte<br />
Unterstützung.<br />
Der Generalsekretär Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />
berichtete anschließend über die Aktivitäten<br />
der <strong>Gesellschaft</strong>. Siebert dankte<br />
zum Abschluss den Beteiligten <strong>für</strong> ihre Mitarbeit.<br />
Im Rahmen des Berichtes des Schatzmeisters<br />
berichtete Professor Dr. Bertil Bouillon<br />
(Köln) detailliert über die Einnahmen- <strong>und</strong><br />
Ausgabenblöcke.<br />
Es folgten die Wahl zum Nichtständigen<br />
Beirat <strong>und</strong> die Abstimmung über den Ausschluss<br />
eines Mitgliedes.<br />
Aus der vom Präsidium aufgr<strong>und</strong> von Vorschlägen<br />
aus der Mitgliedschaft zusammengestellten<br />
Liste von sechs Kandidaten<br />
<strong>für</strong> den Nichtständigen Beirat <strong>2011</strong> – 2013<br />
wählte die Mitgliederversammlung folgende<br />
drei Kandidaten (in alphabetischer<br />
Reihenfolge):<br />
■■Dr. Andreas Bonk (Frankfurt/Main),<br />
■■PD Dr. Gerrit Matthes (Berlin),<br />
■■PD Dr. Peter Strohm (Freiburg i. Brsg.).<br />
Es folgte der Top „Antrag des Präsidiums:<br />
Ausschluss eines Mitgliedes nach § 5 Abs.<br />
1d der Satzung“. Der Präsident rief den<br />
Punkt auf, nannte den Namen des fraglichen<br />
Mitgliedes (Professor Dr. Hans-Peter<br />
Friedl, ehem. Freiburg) <strong>und</strong> legte die entsprechenden<br />
Satzungsbestimmungen dar.<br />
Danach übergab er das Wort an Prof. Dr.<br />
Peter Kirschner (Mainz) – Sprecher des dreiköpfigen<br />
Ehrenrates der DGU –, der den Antrag<br />
des Präsidiums eingehend begründete.<br />
Die von der Satzung festgelegte ¾-Mehrheit<br />
<strong>für</strong> den Antrag hätte bei 164 anwesenden<br />
stimmberechtigten Mitgliedern die Abga-<br />
be von mindestens 123 Ja-Stimmen <strong>für</strong> den<br />
Antrag vorausgesetzt. Mit 100 Ja-Stimmen,<br />
5 Nein-Stimmen, 33 Enthaltungen sowie<br />
26 Nichtbeteiligung/Ungültige Stimmen<br />
verfehlte der Antrag die erforderliche Unterstützung.<br />
Zum Bericht der Kassenprüfer des Rechnungsjahres<br />
2009, PD Dr. Manfred Bernard<br />
(Potsdam) <strong>und</strong> Dr. Falk Reuther (Berlin), ergriff<br />
der letztere das Wort <strong>und</strong> berichtete<br />
kurz über die Kassenprüfung, die keinen Anlass<br />
zur Beanstandung gegeben hatte.<br />
Auf seinen Antrag hin erteilte die Mitgliederversammlung<br />
dem Vorstand einstimmig<br />
die Entlastung.<br />
Zu Kassenprüfern <strong>für</strong> das Rechnungsjahr<br />
2010 wählte die Mitgliederversammlung<br />
auf Vorschlag des Präsidiums die Herren<br />
Prof. Dr. Egmont Scola (Neubrandenburg)<br />
<strong>und</strong> Dr. Max Freiherr von Seebach (Berlin).<br />
Beide nahmen die Wahl an.<br />
Unter Top 12 wurden die Wahlergebnisse<br />
bekannt gegeben, die in diesem Bericht bei<br />
den jeweiligen Tops vermerkt sind.<br />
Prof. Dr. Hoffmann nahm die Wahl an<br />
<strong>und</strong> dankte den Mitgliedern <strong>und</strong> dem Vorstand<br />
<strong>für</strong> das Vertrauen.<br />
Die drei <strong>für</strong> den Nichtständigen Beirat<br />
<strong>2011</strong> – 2013 gewählten Personen nahmen<br />
die Wahl an.<br />
Unter dem Punkt „Verschiedenes“ meldete<br />
sich niemand zu Wort.<br />
Der Präsident bedankte sich bei den Anwesenden<br />
<strong>für</strong> die zahlreiche Teilnahme <strong>und</strong><br />
beim Vorstand <strong>für</strong> die große Unterstützung<br />
während seiner Präsidentschaft.<br />
Der Präsident schloss die Versammlung um<br />
20.09 Uhr.<br />
Prof. Dr. med. Norbert P. Südkamp<br />
Präsident der DGU<br />
Prof. Dr. med. Hartmut R. Siebert<br />
Generalsekretär der DGU<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
DGU <strong>2011</strong>: Aktivitäten <strong>und</strong> Ziele<br />
T. Pohlemann<br />
Verschieden wichtige Aufgaben <strong>und</strong> Initiativen<br />
werden uns im Jahresverlauf <strong>2011</strong> in<br />
der DGU beschäftigen <strong>und</strong> bewegen.<br />
Sehr positiv haben sich das Traumanetzwerk<br />
<strong>und</strong> das Traumaregister QM entwickelt.<br />
Diese ja ausschließlich durch unseren<br />
Verein initiierte <strong>und</strong> realisierte b<strong>und</strong>esweite<br />
Maßnahme hat sich inzwischen zum<br />
größten, flächendeckenden Qualitätsinstrument<br />
<strong>für</strong> die Schwerverletztenversorgung<br />
entwickelt <strong>und</strong> findet nicht nur zunehmend<br />
politische Beachtung, sondern wird zwischenzeitlich<br />
vereinzelt von Kostenträgern<br />
(Schleswig-Holstein) unterstützt oder als<br />
Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> anstehende<br />
Bettenbedarfsplanungen (Saarland) herangezogen.<br />
Nach ähnlichem Muster bestehen<br />
in O <strong>und</strong> U derzeit weitere Initiativen (z. B.<br />
Prothesenregister) <strong>und</strong> auch in anderen<br />
Themenbereichen werden Kursformate wie<br />
ATLS, DSTC, HOTT <strong>und</strong> auch der gerade inaugurierte<br />
Notfallpflegekurs ATCN <strong>und</strong> andere<br />
Ansätze zur Verbesserung von Struktur- <strong>und</strong><br />
Prozesssicherheit in unserem Fach entwickelt.<br />
Wir haben uns daher mit unseren orthopädischen<br />
Partnern entschlossen, diese<br />
Maßnahmen unter dem Begriff „Qualität<br />
<strong>und</strong> Sicherheit in O <strong>und</strong> U“ zu bündeln <strong>und</strong><br />
damit nach außen besser darstellbar zu machen.<br />
Während des Kongress DKOU <strong>2011</strong><br />
werden sich daher mehrere Sitzungen ganz<br />
bewusst mit diesen verschiedenen Themenkreisen<br />
beschäftigen.<br />
Klinische Forschung <strong>und</strong><br />
Versorgungsforschung<br />
Weiterhin ein großes Manko ist die nur ungenügende<br />
„Messbarkeit“ von Effektivität,<br />
Qualität <strong>und</strong> auch der Sicherheit in unseren<br />
klinischen Abläufen. Die derzeitigen<br />
externen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
greifen oft zu kurz <strong>und</strong> sind <strong>für</strong> die Beteiligten<br />
<strong>und</strong> vor allem auch <strong>für</strong> Patienten<br />
nur wenig aufschlussreich <strong>und</strong> schwer interpretierbar.<br />
Da wir trotz der großen <strong>und</strong><br />
erfolgreichen multizentrischen Register<br />
(Polytrauma register, Beckenregister, Wirbelsäulenregister<br />
u. a.) weiterhin Defizite<br />
in der Durchführung von klinischen Studien<br />
<strong>und</strong> auch in der Versorgungsforschung<br />
erlebt <strong>und</strong> identifiziert haben, ist es mir ein<br />
großes Anliegen, diese beiden wichtigen<br />
wissenschaftlichen Bereiche schnell weiter<br />
zu entwickeln. Nach zwei vorbereitenden<br />
Sitzungen im Oktober 2010 <strong>und</strong> Januar<br />
<strong>2011</strong> wird sich eine Initiativgruppe, beste-<br />
hend aus interessierten <strong>und</strong> kompetenten<br />
Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden, am 31. 3<br />
<strong>und</strong> 1. 4. <strong>2011</strong> in Homburg / Saar zu einer<br />
Klausursitzung treffen, um ein Pflichtenheft<br />
<strong>für</strong> eine zukünftig erfolgreichere Klinische<br />
Forschung <strong>und</strong> Versorgungsforschung in<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
aufzustellen. Eine enge Kooperation<br />
mit dem Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie (SDGC in Heidelberg)<br />
ist gewährleistet. Allerdings sind die<br />
spezifischen methodischen Anforderungen<br />
bei unfallchirurgischen Studien immer noch<br />
diskussionsbedürftig. Wir hoffen, dass wir<br />
auf Basis der Ende März gewonnenen Erkenntnisse<br />
noch dieses Jahr erfolgreiche<br />
multizentrische Studienskizzen erstellen<br />
können. Alle interessierten Mitglieder sind<br />
natürlich aufgerufen <strong>und</strong> herzlich eingeladen,<br />
sich an diesen Aktivitäten zu beteiligen.<br />
Der Kontakt erfolgt über meine Adresse<br />
(verantwortlich: PD Dr. J. Holstein) oder<br />
unsere Geschäftsstelle.<br />
Ein Themenbereich, der den Vorstand kontinuierlich<br />
beschäftigt, ist die Nachwuchsgewinnung<br />
<strong>und</strong> die Vereinbarkeit von Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf. Nur ein <strong>für</strong> Patienten, Ärzte <strong>und</strong><br />
Krankenhäuser befriedigendes Lösungsmodell<br />
wird dabei langfristig erfolgreich<br />
sein. Im Verlauf der nächsten Monate werden<br />
wir uns daher nicht mehr nur mit allgemeinen<br />
Statements <strong>und</strong> Forderungen<br />
begnügen, sondern gemeinsam mit dem<br />
Jungen Forum gezielt nach besonders gelungenen<br />
aber auch nach „abschreckenden“<br />
Beispielen in der Praxis fahnden, um konkrete<br />
Lösungsansätze <strong>und</strong> Arbeitsmodelle<br />
aufzeigen <strong>und</strong> anbieten zu können. Mit den<br />
Initiativen „Summer School DGOU“, Studierendentag<br />
DKOU <strong>und</strong> ggf. auch neuen<br />
Initiativen werden wir kontinuierlich auf<br />
die guten Berufschancen in Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie aufmerksam machen <strong>und</strong><br />
versuchen, unseren „Gr<strong>und</strong>eindruck“ bei<br />
den Studierenden weiter zu verbessern.<br />
Auch die Weiterbildungsordnung bedarf<br />
weiterer Beachtung. Unterschiede in<br />
den länderspezifischen Auslegungen, landesärztekammerspezifische<br />
Initiativen zur<br />
„Wiederbelebung“ des Allgemeinchirurgen<br />
mit erweiterten unfallchirurgischen Inhalten<br />
<strong>und</strong> das Scheitern unserer Anträge zur<br />
Weiterbildung auf dem <strong>Deutsche</strong>n Ärztetag<br />
2010 in Dresden sind zu analysieren <strong>und</strong> zu<br />
bewerten. Das im März durch den Weiterbildungsausschuss<br />
DGOU (Leitung Frau Dr.<br />
Tempka) veranstaltete Weiterbildungsforum<br />
<strong>für</strong> kammeraktive Mitglieder war dabei eine<br />
wertvolle Plattform, um Positionen auszuloten<br />
<strong>und</strong> Informationen auszutauschen.<br />
Schlanke Strukturen mit breiter<br />
Akzeptanz<br />
Last but not least gilt es nun die Ergebnisse<br />
der letztjährigen Strukturbesprechun gen<br />
mit unseren orthopädischen Partnern im<br />
Rahmen von „Potsdam II“ umzusetzen.<br />
Einigkeit bestand darin, dass die jetzige<br />
Führungsstruktur der DGOU zu groß <strong>und</strong><br />
damit nicht effektiv ist. Darüber hinaus<br />
wurde bei der zunehmenden Zahl von assoziierten<br />
Vereinen, Sektionen <strong>und</strong> AGs eine<br />
besondere Rolle der „Basisvereine“ DGU <strong>und</strong><br />
DGOOC gefordert. Ziel der nächsten Wochen<br />
ist es, im Konfliktfeld „schlanke Strukturen“<br />
vs. „breite Interessenvertretung“ ein<br />
geeignetes Modell zu entwickeln, welches<br />
ein effektiveres Arbeiten erlaubt <strong>und</strong> trotzdem<br />
breite Akzeptanz erfährt. Innerhalb<br />
der zuständigen Gremien der DGU <strong>und</strong><br />
im Präsidialrat werden derzeit intensivste<br />
Disku ssionen über Modellentwürfe geführt.<br />
Ziel ist es, der Mitgliederversammlung im<br />
Oktober <strong>2011</strong> in Berlin die erforderlichen<br />
Satzungsänderungen abstimmungsreif vorlegen<br />
zu können.<br />
An dieser Stelle konnten nur die großen<br />
Themen angesprochen werden, die den Präsidenten<br />
<strong>und</strong> den Vorstand der DGU derzeit<br />
beschäftigen. Ich bedanke mich ausdrücklich<br />
<strong>für</strong> die breite Unterstützung, die wir von<br />
den vielen hochaktiven <strong>und</strong> kompetenten<br />
Mitgliedern in unseren Ausschüssen, Kommissionen,<br />
Sektionen <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaften<br />
bekommen, um schnell <strong>und</strong> kompetent<br />
auf entsprechende Entwicklungen<br />
reagieren zu können! Dies bestätigt meine<br />
Auffassung, dass bei allen Weiterentwicklungen<br />
unseres gemeinsamen Faches die<br />
typisch „unfallchirurgischen Eigenschaften“<br />
Teamwork, Kooperation <strong>und</strong> Improvisationsbereitschaft<br />
auf keinen Fall verloren<br />
gehen dürfen!<br />
Ihr<br />
Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />
Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätskliniken des Saarlandes<br />
Kirrberger Str. 1<br />
66421 Homburg/Saar<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 31<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
32<br />
Bewerbung um Neuaufnahme<br />
Bergmann, Janina Isabell · Braunschweig<br />
Abass, Sayed Wahid · Kösching<br />
Abohaya, Ali · Berlin<br />
Arndt, Jan-Eric · Brandenburg<br />
Aryee, Sebastian · Berlin<br />
Auer, Julia · Lahr<br />
Bartels, Richard · Ravensburg<br />
Beardi, Jörg · Neustadt<br />
Beckmann, Patrick · Nürtingen<br />
Bellosevich, Alexander · Berlin<br />
Benner, Sebastian · Frankfurt am Main<br />
Bley, Christine · Aachen<br />
Bode, Gerrit · Freiburg<br />
Böhm, Tassilo · Berlin<br />
Bohn, Boy · Hamburg<br />
Bonin, Franziska · Offenbach<br />
Bönisch, Wolfgang · Bad Belzig<br />
Bornebusch, Lutz Robert · Freiburg<br />
Brankamp, Jochen · Moers<br />
Brauer, Karsten · Hof<br />
Bretthauer, Christian · Berlin<br />
Breuer, David · Zittau<br />
Bueß, Judith · Franfurt<br />
Cassel, Michael · Berlin-Wannsee<br />
Chitzios, Angelos · Detmold<br />
Danner, Michael · Reutlingen<br />
Di Micoli, Mario · Koblenz<br />
Dirven, Peter · Boxmeer<br />
Dittrich, Yvonne · Berlin<br />
Doneit, Marieke · Greifswald<br />
Donnerhack, Wolf-Dietrich · Naumburg<br />
Dopfer, Hans-Peter · Backnang<br />
Droese, Marco · Ravensburg<br />
Druschel, Claudia · Berlin<br />
Dürkop, Ilka Iris · Potsdam<br />
Eden, Lars · Würzburg<br />
Eichenauer, Frank · Berlin<br />
Emmerich, Judith · Rostock<br />
Fleiter, Nikolai · Frankfurt Main<br />
Förster, Nikolaus · Hamburg<br />
Franke, Jochen · Ludwigshafen<br />
Franz, Ulrich · Berlin<br />
Franzen, David · Trier<br />
Fröhlich, Markus · Nienburg<br />
Gal, Judith · Hamburg<br />
Gast, Henning · Mannheim<br />
Großer, Kay · Dresden<br />
Grubert, Silvio · Gera<br />
Grude, Julia · Oldenburg<br />
Grune, Stefan · Regensburg<br />
Gümbel, Denis · Berlin<br />
Guzman, Carlos · Lohne<br />
Haak, Stefan · Ludwigsfelde<br />
Haas, Sebastian · Dinslaken<br />
Hadler, Dirk · Bremen<br />
Haiböck, Philip · Regensburg<br />
Hanschen, Marc · München<br />
Harbering, Johannes · Frankfurt/Main<br />
Hartenstein, Steffen · Zeitz<br />
Härter, Alexander · Bünde<br />
Hauffe, Erik · Rochlitz<br />
Hauptmann, Simon · Buchholz<br />
Hawi, Nael · Hannover<br />
Heck, Steffen · Köln<br />
Höfer, Alfred · Berlin<br />
Hofstätter, Elke · Villingen- Schwenningen<br />
Homagk, Lars · Halle<br />
Hook, Yvonne · Landau<br />
Hötte, Hannu · Köln<br />
Hunek, Pawel · Berlin<br />
Hunscheidt, Karl · Dortm<strong>und</strong><br />
Huwert, Oliver · Freiburg<br />
Illian, Christian · Duisburg<br />
Jessel, Matthias · Hamburg<br />
Jochims, Jörg · Krefeld<br />
John, Thilo · Berlin<br />
Karaalioglu, Karanfil · Berlin<br />
Kaulhausen, Thomas · Köln<br />
Khalighi, Rahmatollah · Bad Berka<br />
Koch, Tobias · Dresden<br />
Köller, Sebastian · Gengenbach<br />
Kopf, Sebastian · Berlin<br />
Korsch, Wolfram · Augsburg<br />
Krainski, Jakob · Hannover<br />
Kreukler, Christian · Mannheim<br />
Kröning, Hauke · Rotenburg (Wümme)<br />
Krümpelmann, Jan Bernd · Frankfurt Main<br />
Kutz, André · Brandenburg/Havel<br />
Lechert, Bernd · Hamburg<br />
Lehrmann, Michael · Mayen<br />
Leibecke, Thomas · Berlin<br />
Lichte, Philipp · Aachen<br />
Luft, Marcus · Paderborn<br />
L<strong>und</strong>in, Sven Elias · Duisburg<br />
Mahmud, Dakir · Hof<br />
Mattes, Benedikt · Trier<br />
Mauer, Christian · Brandenburg<br />
Mengel, Andreas · Strals<strong>und</strong><br />
Merkle, Frank · Berlin<br />
Merschin, David · Greifswald<br />
Micali, Tommaso · Northeim<br />
Miltenberger, Verena · Freiburg<br />
Missbach-Kroll, Antje · Zürich<br />
Mock, Claudia · Bielefeld<br />
Mohr, Juliane · Marburg<br />
Möhring, Robin · Köln<br />
Moxter, Dirk · Usingen<br />
Mueller, Johannes · Tübingen<br />
Mühlstädt, Bettina · Freital<br />
Müller, Corinna · Heilbronn<br />
Neitzel, Matthias · Bad Homburg<br />
Netzer, Cordula · Berlin<br />
Neuhaus, Peter · Lünen<br />
Neumayer, Sabine · Tamsweg<br />
Nienaber, Ulrike · München<br />
Oheim, Ralf · Hamburg<br />
Ohlmann, Jochen · Darmstadt<br />
Ostermayer, Kai · Hamburg<br />
Ott, Felix · Tübingen<br />
Ottinger, Benjamin Johannes · Regensburg<br />
Pannenborg, Hagen · Bünde<br />
Patzsch, Falko · Berlin<br />
Paul, Dietmar Nikolai Vincent · Rastatt<br />
Penschuck, Friederieke · Rotenburg/Wümme<br />
Pestka, Jan M. · Hamburg<br />
Peters, Jens · Bremen<br />
Pfeifenberger, Karin · Tamsweg<br />
Philipps, Christian · Kleve<br />
Porten, Marius · Mönchengladbach<br />
Potthoff, Dan · Breisach<br />
Princk, Markus · Greifswald<br />
Prochaska, Hartmut · Zittau<br />
Raab, Carsten · Düsseldorf<br />
Rasp, Andreas · Hamm<br />
Reinboth, Katja · Bietigheim<br />
Reithofer, Thomas · Wiesbaden<br />
Richter, Martin · Bonn<br />
Rössle, Natascha · Gengenbach<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Rotter, Robert · Lambrechtshagen<br />
Rudolph, Hans Ulrich · Frankfurt Main<br />
Rupp, Harald · St. Wendel<br />
Rüter, Markus · Münster<br />
Rüttgers, Heiko · Essen<br />
Sacher, Daniel · München<br />
Sachsenmaier, Saskia · Tübingen<br />
Salem, Khaled Hamed · Aachen<br />
Sankat, Dennis · Mainz<br />
Sayar, Annika · Köln<br />
Schablowski, Helge · Essen<br />
Schallenberg, Ekkehard · Ravensburg<br />
Schlemper, Johannes · Überlingen<br />
Schmiesing, Edgar · Georgsmarienhütte<br />
Schmitz, Christian · Duisburg<br />
Schmitz, Kathleen · Frankfurt Oder<br />
Schmölzer, Gerald · Steyr<br />
Schmücker, Marc · Recklinghausen<br />
Schneider, Florian · Würzburg<br />
Scholz, Armin Olaf · Duisburg<br />
Schoop, Rita · Hamburg<br />
Schrott, Michael · Regensburg<br />
Schuster, Philipp · Regensburg<br />
Schwerdtfeger, Jan · Braunschweig<br />
Seebach, Caroline · Frankfurt/Main<br />
Seibert, Johannes-Jürgen · Wetzlar<br />
Siekmann, Holger · Halle an der Saale<br />
Sipoglu, Hasan · Balingen<br />
Sorg, Tobias · Stuttgart<br />
Spering, Christopher · Göttingen<br />
Sprengel, Kai · Zürich<br />
Staubach, Karl- Hermann · Bad Segeberg<br />
Stein, Verena · Berlin<br />
Stockmar, Christoph · Landshut<br />
Stoll, Mareike Carina · Greifswald<br />
Stüber, Volker · Hannover<br />
Stützle, Agnes · Krumbach<br />
Thomsen, Fabian · Itzehoe<br />
Thormann, Ulrich · Gießen<br />
Titkemeyer, Claus-Martin · Haltern am See<br />
Tomasi, Kathleen · Salzburg<br />
Trepper, Lucia · Mönchengladbach<br />
Trojca, Mirella · Lemgo<br />
Tschirpig, Anja · Berlin<br />
Tsitsilonis, Serafim · Berlin<br />
Tzifris, Evgenios · Ludwigsburg<br />
Ullerich, Falk · Duisburg<br />
Umlauf, Annegret · Überlingen am Bodensee<br />
Vachenauer, Robert · Uster<br />
Van der Graft, Leonie · Tamsweg<br />
Vlachou, Maria · Luckenwalde<br />
Voß, Eileen · Hamburg<br />
Vukelic, Rudolf · Hamburg<br />
Wagner, Frank · Eschwege<br />
Wajs, Bohdan Stefan · Hamburg<br />
Weber, Jenny Vanessa Roxane · Frankfurt<br />
Main<br />
Wedemeyer, Christian · Gladbeck<br />
Wichmann, Michael · Köln<br />
Wieczorek, Oliver · Kiel<br />
Wiedmaier, Stephan · Stuttgart<br />
Wietelmann, Kai · Berlin<br />
Wimbauer, Thomas · Rosenheim<br />
Wintter, Marco · Ingolstadt<br />
Wolpers, Jens-Robert · Duisburg<br />
Wurlitzer, Michael · Zeitz<br />
Zeitler, Stefan · Backnang<br />
Ziegler, Christian · Ravensburg<br />
Zimmermann, Valentin · Bünde<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 33<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
34<br />
Das TraumaNetzwerk D DGU Anfang <strong>2011</strong><br />
C. Mand, C.A. Kühne (Arbeitskreis Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk in der DGU – AKUT), S. Ruchholtz<br />
Wegen der heterogenen Verteilung von<br />
an der Versorgung schwer verletzter Patienten<br />
teilnehmenden Kliniken innerhalb<br />
Deutschlands <strong>und</strong> der z. T. sehr unterschiedlichen<br />
Ausstattung einzelner Schockräume<br />
wurde 2004 die Initiative Traumanetzwerk<br />
(ITN) gegründet, aus der der Arbeitskreis<br />
zur Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk<br />
(AKUT) 2* hervorgegangen ist. Unter<br />
der Koordination von AKUT hat das TraumaNetzwerk<br />
D DGU seitdem eine rasante<br />
Entwicklung vollzogen (siehe auch Bericht<br />
in <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> Nr.<br />
59/2009). Im Folgenden sollen kurz der<br />
Fortschritt der letzten zwei Jahre <strong>und</strong> der<br />
aktuelle Stand dargestellt werden<br />
Entwicklung des TraumaNetzwerk D DGU<br />
Bereits 2007 hatten sich 18 Traumanetzwerke<br />
(TNW) mit insgesamt 204 teilnehmenden<br />
Kliniken gegründet <strong>und</strong> über das<br />
Internet angemeldet. 2009 waren es schon<br />
41 TNW mit 660 Kliniken, aktuell sind<br />
(Stand Januar <strong>2011</strong>) 851 Kliniken in 53 Traumanetzwerken<br />
organisiert (� Abb. 1, 2).<br />
Im September 2008 wurde mit der Universitätsklinik<br />
Regensburg die erste Klinik<br />
erfolgreich auditiert <strong>und</strong> etwa ein Jahr später<br />
das erste Netzwerk (TNO – TraumaNetzwerk<br />
Ostbayern) mit 27 Kliniken zertifiziert.<br />
Als erstes B<strong>und</strong>esland wurde im April 2010<br />
Hessen mit den Netzwerken Südhessen,<br />
Osthessen <strong>und</strong> Mittelhessen zertifiziert.<br />
Insgesamt sind derzeit zehn Netzwerke zertifiziert,<br />
413 Kliniken auditiert <strong>und</strong> bei weiteren<br />
17 Häusern ist das Audit geplant.<br />
Der Auditierungs- <strong>und</strong> Zertifizierungsprozess<br />
erfolgt dabei durch die Firma DIOcert<br />
(Mainz), die als unabhängiges externes<br />
Unternehmen von AKUT mit der Zertifizierung<br />
der Kliniken beauftragt wurde, <strong>und</strong><br />
AKUT. Neben der Auditierung aller teilnehmenden<br />
Kliniken eines Netzwerks beinhaltet<br />
diese Zertifizierung auch die Darstellung<br />
schriftlicher Absprachen zu Aufnahme- <strong>und</strong><br />
Übernahmebereitschaft bzw. -verpflichtung,<br />
Verlegungskriterien, Teleradiologie<br />
u. ä., die sog. „Vereinbarungen zur Einrichtung<br />
eines Traumanetzwerkes“, die <strong>für</strong> das<br />
ganze Netzwerk nachgewiesen werden<br />
müssen. Sollte es i. R. des Audits zu Diskrepanzen<br />
zwischen beantragter Versorgungsstufe<br />
<strong>und</strong> Ausstattungsmerkmalen der Klinik<br />
kommen, so wird zunächst im Dialog<br />
mit dem B<strong>und</strong>eslandmoderator oder dem<br />
Netzwerksprecher versucht, eine Lösung zu<br />
finden. Erst wenn dies aufgr<strong>und</strong> zu großer<br />
Differenzen nicht gelingt, kann ein Schlichtungsverfahren<br />
eingeleitet werden. Bisher<br />
* AKUT: Prof. Dr. B. Bouillon (Köln), Dr. M. Frank (Greifswald), Prof. Dr. R. Grass (Dresden), Priv.-Doz. Dr. C. A. Kühne (Marburg),<br />
Prof. Dr. C. K. Lackner (München), Dr. L. Mahlke (Paderborn), C. Mand (Marburg), Prof. Dr. I. Marzi (Frankfurt),<br />
Priv.-Doz. G. Matthes (Berlin), Prof. Dr. T. Mittlmeier (Rostock), Prof. Dr. D. Pennig (Köln), Dr. U.-M. Petereit (Saalfeld),<br />
Prof. Dr. S. Ruchholtz (Marburg), Dr. J. Schmidt (Berlin), Prof. Dr. A. Seekamp (Kiel), Prof. Dr. H. Siebert (Berlin), Prof.<br />
Dr. M. Stürmer (Göttingen), Prof. Dr. J. Sturm (München), Prof. Dr. N. Südkamp (Freiburg i. Br.), PD Dr. F. Thielemann<br />
(Villingen-Schwenningen), Prof. Dr. A. Wentzensen (Ludwigshafen).<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Jan 07<br />
Apr 07<br />
Jul 07<br />
Oct 07<br />
Jan 08<br />
Apr 08<br />
Jul 08<br />
Oct 08<br />
Abb. 1 Anzahl der Traumanetzwerke 2007 – 2010<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Jan 07<br />
Apr 07<br />
Jul 07<br />
Oct 07<br />
Jan 08<br />
Apr 08<br />
Jul 08<br />
Abb. 2 Anzahl der am TraumaNetzwerk D DGU teilnehmenden Kliniken 2007 – 2010<br />
Oct 08<br />
Jan 09<br />
Jan 09<br />
Apr 09<br />
Apr 09<br />
Jul 09<br />
Jul 09<br />
Oct 09<br />
Oct 09<br />
Jan 10<br />
Jan 10<br />
Apr 10<br />
Apr 10<br />
Jul 10<br />
Jul 10<br />
Oct 10<br />
Oct 10<br />
konnten 411 von 413 Kliniken mit positivem<br />
Ergebnis auditiert werden.<br />
Seit Anfang 2009 ist die überarbeitete<br />
Homepage online, die neben einer neuen,<br />
regelmäßig aktualisierten Landkarte einen<br />
Überblick über den Stand der teilnehmenden<br />
Kliniken, Auditierungen <strong>und</strong> Zertifizierungen<br />
bietet (� Abb. 3).<br />
Organisatorische, personelle <strong>und</strong><br />
strukturelle Änderungen<br />
Jan 11<br />
Jan 11<br />
Anhand eines Fragebogens, der im Rahmen<br />
der Auditierung an jede Klinik ausgeteilt<br />
wird, werden die organisatorischen, personellen<br />
<strong>und</strong> strukturellen Änderungen<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
erfasst, die von der Klinik im Jahr vor dem<br />
Audit durchgeführt wurden, um die gewünschte<br />
Versorgungsstufe zu erreichen.<br />
Neben diesen Veränderungen werden auch<br />
die Gründe <strong>für</strong> die Teilnahme <strong>und</strong> die Zufriedenheit<br />
mit der Arbeit von AKUT abgefragt.<br />
336 Fragebögen konnten bisher ausgewertet<br />
werden. Es zeigte sich hierbei, dass<br />
die organisatorischen Änderungen wie z. B.<br />
die Teilnahme am TraumaRegister QM DGU<br />
(<strong>63</strong>,2 %), die Implementierung neuer Leitlinien<br />
<strong>und</strong> Schockraum-Algorithmen (57,8 %<br />
<strong>und</strong> 60,8 %) oder Absprachen mit lokalen<br />
Rettungsleitstellen (53,6 %) gegenüber<br />
den personellen (Dienstplanänderungen<br />
15,9%, Kooperationen mit anderen Abteilungen<br />
29, 7%, Teilnahme an ATLS® <strong>63</strong>,4 %<br />
usw.) <strong>und</strong> strukturellen Änderungen (u. a.<br />
Anschaffung neuer Röntgen-, CT- oder Sonographie-Geräte<br />
[9,4 %, 6,4 % <strong>und</strong> 16,6 %])<br />
deutlich überwogen. Insgesamt zeigte sich<br />
auch, dass überregionale Traumazentren<br />
auf allen Gebieten die wenigsten Änderungen<br />
durchführen mussten (21,7 % Neuerungen<br />
gegenüber 38,4 % in regionalen <strong>und</strong><br />
37,9 % in lokalen Traumazentren).<br />
Die wichtigsten Gründe <strong>für</strong> die Teilnahme<br />
am TraumaNetzwerk D DGU waren die<br />
Verbesserung der Schwerverletztenversorgung,<br />
die Festlegung von klaren Verlegungskriterien<br />
<strong>und</strong> feste Ansprechpartner<br />
<strong>für</strong> Problemsituationen <strong>und</strong> -fälle.<br />
Jahreskongress TraumaNetzwerk D DGU<br />
<strong>2011</strong> in Berlin<br />
In den vergangenen beiden Jahren wurde<br />
jeweils im März in Marburg unter großer<br />
Beteiligung der erste <strong>und</strong> zweite Jahreskongress<br />
des TraumaNetzwerk D DGU abgehalten.<br />
Der dritte Jahreskongress des TraumaNetzwerk<br />
D DGU wird dieses Jahr am 09.<br />
April von 09:00 bis 16:30 Uhr erstmalig im<br />
Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses in<br />
Berlin stattfinden.<br />
Im Rahmen dieses Kongresses soll die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> die Bedeutung von TraumaNetzwerken<br />
von Seiten der Politik, der<br />
Berufsgenossenschaften <strong>und</strong> der Rettungsdienste<br />
diskutiert <strong>und</strong> dargestellt werden.<br />
Darüber hinaus sollen künftige Neuerungen,<br />
insbesondere mit Hinblick auf die<br />
Etablierung <strong>und</strong> den Einsatz von telemedizinischen<br />
Bilddatenübertragungen erörtert<br />
werden<br />
In den Nachmittagssitzungen werden<br />
abschließend Behandlungsstrategien bei<br />
Patienten im Blutungsschock diskutiert.<br />
Beendet wird das Kongressprogramm mit<br />
einer Podiumsdiskussion zu dem Thema<br />
„Traumaleader“ im Schockraum. Nähere Informationen<br />
zum Programm finden Sie auf<br />
der Homepage des TraumaNetzwerk D DGU<br />
oder können in der Geschäftsstelle AKUT in<br />
Marburg angefordert werden.<br />
Abb. 3 Karte der Traumazentren <strong>und</strong> Traumanetzwerke (Quelle: http://www.dgu-traumanetzwerk.de)<br />
TRAUMAREGISTER (QM) DGU als Instrument<br />
der kontinuierlichen Ergebnisberichterstattung<br />
in den einzelnen Netzwerken <strong>und</strong><br />
den beteiligten Kliniken im Rahmen der<br />
Qualitätssicherung (Qualitäts-Zirkel)<br />
Die Datenerfassung im TraumaRegister<br />
DGU oder TraumaRegister QM DGU ist <strong>für</strong> alle<br />
am TraumaNetzwerk D DGU teilnehmenden<br />
Kliniken verpflichtend. Die Entscheidung<br />
über die Teilnahme am ursprünglichen Register<br />
oder der auf 40 Variablen gekürzten<br />
QM-Version bleibt der einzelnen Klinik<br />
überlassen. Unabhängig davon soll zum<br />
Zwecke der kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />
in den einzelnen Netzwerken viermonatlich<br />
ein Ergebnisbericht <strong>für</strong> das jeweilige<br />
Netzwerk <strong>und</strong> die beteiligten Kliniken<br />
erstellt werden. Dies setzt voraus, dass im<br />
Gegensatz zu der bisher oftmals üblichen<br />
Praxis die Eingabe der Fälle der einzelnen<br />
Kliniken jeweils zeitnah erfolgen muss! Entsprechende<br />
Voraussetzungen in den Klinikdokumentationssystemen<br />
(KIS) der teilnehmenden<br />
Kliniken müssen hier<strong>für</strong> getroffen<br />
werden.<br />
Über einen Online-Kurzbericht ist es<br />
möglich, die Statistik der eigenen Fälle mit<br />
denen des eigenen Netzwerks insgesamt<br />
<strong>und</strong> allen am Register teilnehmenden<br />
Kliniken zu vergleichen. Die umfassende<br />
Datenerhebung im TraumaRegister hat<br />
nicht nur den Vorteil, dass sich <strong>für</strong> die einzelne<br />
Klinik Problembereiche schneller <strong>und</strong><br />
gezielter identifizieren lassen, sondern<br />
auch, dass die Daten wissenschaftlich analysiert<br />
werden können. Innerhalb der DGU<br />
wird sich der „Arbeitskreis Versorgungsforschung“<br />
(Leiter PD Dr. C. A. Kühne) der Sektion<br />
Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />
(NIS) mit den Daten<br />
des TraumaNetzwerks D DGU befassen, um<br />
herauszufinden, welchen Einfluss die Gründung<br />
von Netzwerken auf die Schwerverletztenversorgung<br />
hat. Anhand der bislang<br />
erfassten Daten lässt sich bereits ersehen,<br />
dass sich die Weiterverlegungsrate von lokalen<br />
Traumazentren in Zentren höherer<br />
Versorgungsstufe von durchschnittlich 14 %<br />
(2002 – 2008) auf 21 % (2009) erhöhte; die<br />
Weiterverlegungsrate aus regionalen Traumazentren<br />
in überregionale Traumazentren<br />
stieg von durchschnittlich 5 % (2002 – 2008)<br />
auf 9 % (2009).<br />
Die Letalität betrug in den Kliniken,<br />
die 2009 am TraumaRegister teilnahmen,<br />
(n = 6280) 12.5 % (RISC-Prognose: 16 %;<br />
delta: 3.5 %); in den Kliniken die 2009 am<br />
TraumaRegister QM teilnahmen (n = 852),<br />
lag die Letalität bei 10.2 % (RISC-Prognose:<br />
12.7 %; delta 2.5 %).<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 35<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
36<br />
Ausblick <strong>2011</strong><br />
Es ist abzusehen, dass bis Ende des Jahres<br />
<strong>2011</strong> etwa 70 % aller teilnehmenden Kliniken<br />
auditiert <strong>und</strong> damit wahrscheinlich<br />
ca. die Hälfte der bestehenden Netzwerke<br />
zertifiziert sein werden. Ab Oktober finden<br />
auch die ersten Rezertifizierungen statt, die<br />
als externe Qualitätssicherung jeweils drei<br />
Jahre nach der Erstauditierung vorgesehen<br />
sind. Weiterhin ist eine Revision des Weißbuchs<br />
zur Schwerverletztenversorgung geplant,<br />
die ab Mitte des Jahres veröffentlicht<br />
werden soll.<br />
Fazit<br />
Über den Audit-Prozess wird im TraumaNetzwerk<br />
D DGU sichergestellt, dass alle<br />
zertifizierten Traumazentren eine standardisierte<br />
Mindestausstattung, -kompetenz<br />
<strong>und</strong> -organisation aufweisen. Durch diese<br />
umfangreichen Anpassungen <strong>und</strong> über die<br />
lokale Vernetzung <strong>und</strong> Absprachen der Kliniken<br />
untereinander <strong>und</strong> mit den örtlichen<br />
Rettungsdienstorganisationen kommt es<br />
schon jetzt zu umfassenden Veränderungen<br />
in der Versorgungslandschaft die Schwerverletztenversorgung<br />
betreffend.<br />
Univ.-Prof. Dr. Steffen Ruchholtz<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum Gießen <strong>und</strong> Marburg GmbH,<br />
Standort Marburg<br />
Baldingerstr.<br />
35043 Marburg<br />
Tel.: 0 64 21 / 5 86 62 16<br />
Fax: 0 64 21 / 5 86 67 21<br />
E-Mail: ruchholt@med.uni-marburg.de<br />
TraumaRegister DGU – Aktueller Stand<br />
R. Lefering, T. Paffrath<br />
Das TraumaRegister DGU erhebt seit 1993<br />
anonymisiert Daten von schwerverletzten<br />
Patienten, um eine vergleichende externe<br />
Qualitätssicherung in der Schwerverletztenversorgung<br />
in Deutschland zu etablieren.<br />
Im 17. Jahr in Folge können wir nun<br />
berichten, dass sowohl die Anzahl der im<br />
TraumaRegister DGU erfassten Patienten,<br />
als auch die Anzahl der aktiv teilnehmenden<br />
Kliniken im letzten Berichtsjahr 2009 erneut<br />
gestiegen sind. Durch 9.651 dokumentierte<br />
Schwerverletzte in 2009 (gegenüber<br />
6.577 in 2008) stieg die Gesamtzahl der<br />
im Register erfassten Patienten auf über<br />
51.000 an, <strong>und</strong> die Anzahl der aktiv teilnehmenden<br />
Kliniken konnte mit 218 fast verdoppelt<br />
werden. Eine entscheidende Rolle<br />
bei dieser Entwicklung spielt natürlich die<br />
Einrichtung <strong>und</strong> Zertifizierung von Traumanetzwerken<br />
in ganz Deutschland entsprechend<br />
den Empfehlungen im Weißbuch<br />
der DGU. Durch die verpflichtende Teilnahme<br />
am TraumaRegister DGU als Instrument<br />
zur Qualitätssicherung wird es demnächst<br />
zunehmend möglich sein, regional vollständig<br />
die Versorgung Schwerverletzter<br />
abzubilden <strong>und</strong> zu analysieren. Zur Erleichterung<br />
der Dateneingabe wurde ein auf die<br />
Qualitätssicherung im TraumaNetzwerk D-<br />
DGU fokussierter reduzierter Datensatz des<br />
TraumaRegisters, das sog. TraumaRegister QM<br />
DGU, eingeführt; dieser soll auch Kliniken<br />
mit geringeren Ressourcen die Datenerfassung<br />
erleichtern.<br />
Einige Ergebnisse aus dem aktuellen<br />
Jahresbericht: Von den in 2009 erfassten<br />
Patienten wurde ein Viertel mit dem redu-<br />
zierten Datensatz des TraumaRegister QM<br />
DGU dokumentiert. Unter den teilnehmenden<br />
Kliniken waren in 2009 39 % überregionale,<br />
41 % regionale <strong>und</strong> 20 % lokale<br />
Traumazentren. Die große Mehrzahl der<br />
Patienten im Register (73 %) wurde aber in<br />
überregionalen Zentren versorgt, <strong>und</strong> zwar<br />
in 84 % als primäre Aufnahmen <strong>und</strong> in 16 %<br />
als Zuverlegungen. Im Hinblick auf die Ergebnisqualität<br />
(Letalität im Krankenhaus)<br />
hat sich auch in 2009 der positive Trend<br />
fortgesetzt, dass deutlich mehr Patienten<br />
überlebt haben als dies gemäß ihrer Verletzungsschwere<br />
erwartet wurde. In Zahlen<br />
ausgedrückt heißt das, dass einer Prognose<br />
von 15,6 % (basierend auf dem RISC Score)<br />
eine tatsächlich beobachtete Sterblichkeit<br />
von 13,5 % gegenübersteht. Interessierte<br />
finden weitere Details in einem anonym gestalteten<br />
Jahresbericht auf der Homepage<br />
des TraumaRegisters (www.traumaregsiter.<br />
de), wo auch Berichte aus früheren Jahren<br />
verfügbar sind.<br />
Neben der im letzten Jahr implementierten<br />
Möglichkeit von jederzeit abrufbaren<br />
Online-Kurzberichten <strong>für</strong> die teilnehmenden<br />
Kliniken, die sich im Schwerpunkt<br />
auf Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität konzentrieren,<br />
gab es auch 2010 wieder einen umfangreichen<br />
gedruckten Jahresbericht <strong>für</strong><br />
die teilnehmenden Kliniken, der am 8. Oktober<br />
2010 beim TraumaRegister-Jahrestreffen<br />
in Frankfurt/M. ausgegeben wurde.<br />
Mit über 100 Teilnehmern war das hervorragend<br />
organisierte Treffen in der Universitätsklinik<br />
in Frankfurt am Main das bisher<br />
größte seiner Art.<br />
Als weiterer Meilenstein in der Weiterentwicklung<br />
des TraumaRegister DGU ist in<br />
2010 die Freigabe der neuen Online-Dateneingabe-Software<br />
zu nennen, die der AK<br />
TraumaRegister der Sektion NIS der DGU<br />
zusammen mit dem INM in München realisiert<br />
hat. Die neue Software umfasst neben<br />
einer komfortablen Verwaltung der Kliniken<br />
<strong>und</strong> Nutzer auch viele Erleichterungen bei<br />
der Dateneingabe <strong>und</strong> zusätzliche Plausibilitätsfilter<br />
bei der Datenprüfung. Die<br />
bisher sehr aufwändige Codierung der Verletzungen<br />
wurde überarbeitet <strong>und</strong> auf ca.<br />
450 Diagnosen beschränkt, die dem neuen<br />
System AIS-2005 entnommen wurden.<br />
Eine übersichtliche Struktur erlaubt nun<br />
mit wenigen Maus-Clicks, die richtige Diagnose<br />
auszuwählen. Nach Abschluss der<br />
Dateneingabe stehen dem Nutzer nun auch<br />
die gängigen Trauma-Scores <strong>für</strong> den eingegebenen<br />
Fall zur Verfügung (ISS, NISS, RTS,<br />
TRISS, RISC).<br />
Nicht zuletzt dürfen wir darauf hinweisen,<br />
dass das TraumaRegister DGU im letzten<br />
Jahr erfolgreich eine interne Review<br />
absolviert hat. Im Auftrag unserer Fachgesellschaft<br />
haben externe Experten aus dem<br />
Bereich der Registerforschung das Trauma-<br />
Register DGU gründlich unter die Lupe genommen<br />
<strong>und</strong> einen umfassenden strukturierten<br />
Bericht erstellt. Diese Review zeigt<br />
auch Perspektiven <strong>für</strong> die Zukunft des Registers<br />
auf, die nun zusammen mit unserer<br />
Fachgesellschaft DGU wie auch der Akademie<br />
Unfallchirurgie (AUC) gemeinsam umgesetzt<br />
werden.<br />
Der wissenschaftliche Output des<br />
TraumaRegister DGU lässt sich am ein-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
fachsten an der Anzahl der Publikationen<br />
messen. 2010 wurden 15 Arbeiten publiziert,<br />
zusammen mit den erfolgreich eingereichten<br />
<strong>und</strong> erst <strong>2011</strong> erscheinenden<br />
Publikationen ergeben sich insgesamt 24<br />
Arbeiten mit einem Gesamt-Impact-Faktor<br />
von 36,5 Punkten. Bei diesen Arbeiten ist<br />
auch der steigende Anteil von internationalen<br />
Zeitschriften erkennbar. Nachfolgend<br />
die aktuelle Liste der Arbeiten aus 2010/11<br />
mit Daten aus dem TraumaRegister DGU.<br />
Literatur<br />
Grote S, Böcker W, Mutschler W, Bouillon B, Lefering<br />
R, Diagnostic value of the Glasgow Coma Scale<br />
for traumatic brain injury in 18,002 patients with<br />
multiple injuries. J Neurotrauma <strong>2011</strong> (accepted)<br />
Heuer M, Hußmann B, Schenck M, Kaiser GM,<br />
Nast-Kolb D, Ruchholtz S, Lefering R, Paul A, Taeger G,<br />
Lendemans S <strong>und</strong> das TraumaRegister DGU. Nierenverletzung<br />
<strong>und</strong> Polytrauma: Outcome, Verlauf <strong>und</strong><br />
Behandlungsalgorithmus. Eine organspezifische Auswertung<br />
von 835 Patienten des TraumaRegisters der<br />
DGU. Unfallchirurg <strong>2011</strong> (accepted)<br />
Heuer M, Taeger G, Nast-Kolb D, Kuehne CA, Ruchholtz<br />
S, Lefering R, Paul A, Lendemanns S and the<br />
Trauma Registry of DGU. No further incidence of<br />
sepsis after splenectomy for severe trauma: a multiinstitutional<br />
experience of the Trauma Registry of<br />
the DGU with 1<strong>63</strong>0 patients. Eur J Med Res 2010, 15:<br />
258 – 65<br />
Hußmann B, Taeger G, Lefering R, Waydhas C,<br />
Nast-Kolb D, Ruchholtz S, Lendemans S <strong>und</strong> das<br />
TraumaRegister der DGU. Letalität <strong>und</strong> Outcome<br />
beim Mehrfachverletzten nach schwerem Abdominal-<br />
<strong>und</strong> Beckentrauma - Einfluss der präklinischen<br />
Volumengabe. Eine Auswertung von 604 Patienten<br />
des TraumaRegisters. Unfallchirurg <strong>2011</strong> online first<br />
Hilbert P, Lefering R, Stuttmann R. Traumaversorgung<br />
in Deutschland. Erhebliche Unterschiede in der<br />
Letalität deutscher Traumazentren. Dt. Ärzteblatt<br />
2010; 107: 4<strong>63</strong> – 469<br />
Hilbert P, Lefering R, Stuttmann R. Unterschiedliche<br />
Letalitätsraten an deutschen Traumazentren.<br />
Kritische Analyse. Anästhesist 2010; 59: 700 – 708<br />
Huber-Wagner S, Stegmaier J, Mathonia P, Paffrath<br />
T, Euler E, Mutschler W, Kanz KG, Lefering R on behalf of<br />
the Working Group on Polytrauma (NIS) of the German<br />
Trauma Society (DGU). The Sequential Trauma Score: A<br />
new instrument for the sequential mortality prediction<br />
in major trauma. Eur J Med Res 2010; 15: 1 – 11<br />
Kanz KG, Paul AO, Lefering R, Kay MV, Kreimeier<br />
U, Linsenmaier U, Mutschler W, Huber-Wagner S, for<br />
the Trauma Registry of the German Trauma Society.<br />
Trauma management incorporating focused assessment<br />
with computed tomography in trauma (FACTT)<br />
– potential effect on survival. J Trauma Management<br />
Outcome 2010; 4: 4<br />
Lefering R. Abschätzung der Gesamtzahl Schwerstverletzter<br />
in Folge von Straßenverkehrsunfällen in<br />
Deutschland. B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen (BASt)<br />
– Unfallforschung Berichte 2010<br />
Lögters T, Lefering R, Schneppendahl J, Alldinger I,<br />
Witte I, Windolf J, Flohé S, TraumaRegister DGU. Abbruch<br />
der Schockraumdiagnostik <strong>und</strong> Notfalloperation<br />
beim Polytrauma: Inzidenz <strong>und</strong> klinische Relevanz.<br />
Eine Auswertung des TraumaRegisters der DGU.<br />
Unfallchirurg 2010; 113: 832 – 838<br />
Maegele M, Lefering R, Wafaisade A, Theodorou<br />
P, Wutzler S, Fischer P, Bouillon B, Paffrath T and<br />
TraumaRegister DGU. Revalidation and update of<br />
the TASH score: a scoring system to predict the probability<br />
of massive transfusion as a surrogate for<br />
life-threatening haemorrhage after severe injury. Vox<br />
Sanguinis 2010, online first<br />
Nienaber U, Innerhofer P, Westermann I, Schöchl<br />
H, Attal R, Breitkopf R, Maegele M. The impact of<br />
fresh frozen plasma versus coagulation factor concentrates<br />
on morbidity and mortality in trauma-associated<br />
haemorrhage and massive transfusion. Injury<br />
<strong>2011</strong> (accepted)<br />
Nijboer JMM, Wullschleger ME, Nielsen SE, McNamee<br />
AM, Lefering R, ten Duis HJ, Schuetz MA. A comparison<br />
of severely injured trauma patients admitted<br />
to level 1 trauma centres in Queensland and Germany.<br />
Austral N Zeal J Surg 2010; 80: 119 – 121<br />
Paffrath T, Wafaisade A, Lefering R, Simanski C,<br />
Bouillon B, Spanholtz T, Wutzler S, Maegele M and<br />
Trauma Registry of DGU. Venous thromboembolism<br />
after severe trauma: incidence, risk factors and outcome.<br />
Injury 2010; 41: 97 – 101<br />
Peiniger S, Maegele M. Traumaassoziirte Blutung<br />
beim Schwerverletzten. Relevanz, Risikostratifizierung<br />
<strong>und</strong> aktuelle Therapieansätze. Unfallchirurg<br />
<strong>2011</strong> online first<br />
Probst C, Richter M, Lefering R, Frink M, Gaulke R,<br />
Krettek C, Hildebrand F. Incidence and significance of<br />
injuries to the foot and ankle in polytrauma patients.<br />
An analysis of the Trauma Registry of DGU. Injury<br />
2010; 41: 210 – 215<br />
Schneppendahl J, Lefering R, Kühne CA, Ruchholtz,<br />
Hakimi M, Witte I, Lögters T, Windolf J, Flohé S,<br />
TraumaRegister der DGU. Verlegungsrealität schwerverletzter<br />
Patienten in Deutschland. Eine Auswertung<br />
im TraumaRegister DGU. Unfallchirurg <strong>2011</strong><br />
online first<br />
Wafaisade A, Wutzler S, Lefering R, Tjardes T, Banerjee<br />
M, Paffrath T, Bouillon B, Maegele M. Drivers<br />
of acute coagulopathy after severe trauma – a multivariate<br />
analysis on 1987 patients. Emergency Med J<br />
2010; 27: 934 – 939<br />
Wafaisade A, Lefering R, Tjardes T, Wutzler S, Simanski<br />
C, Paffrath T, Fischer P, Bouillon B, Maegele M.<br />
and TraumaRegistry of DGU. Acute coagulopathy in<br />
isolated blunt traumatic brain injury. Neurocrit Care<br />
2010; 12: 211 – 219<br />
Wafaisade A, Maegele M, Lefering R, Braun M, Peiniger<br />
S, Neugebauer E, Bouillon B and the Trauma Registry<br />
of DGU. High plasma to red blood cell ratios are<br />
associated with lower mortality rates in patients receiving<br />
multiple transfusion (4 ≤ red blood cell units<br />
< 10) during acute trauma resuscitation. J. Trauma<br />
<strong>2011</strong>; 70: 81 – 89<br />
Wafaisade A, Lefering R, Bouillon B, Sakka SG,<br />
Thamm OC, Paffrath T, Neugebauer E, Maegele M<br />
and the Trauma Registry of DGU. Epidemiology and<br />
risk factors of sepsis after multiple trauma – an analysis<br />
on 29,829 patients from the Trauma Registry<br />
of the German Trauma Society. Crit Care Med <strong>2011</strong><br />
(accepted)<br />
Wutzler S, Westhoff J, Lefering R, Lauerer HL, Wyen<br />
H, Marzi I, Sektion NIS der DGU. Zeitintervalle während<br />
<strong>und</strong> nach Schockraumversorgung: Eine Analyse<br />
anhand des Traumaregisters der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU). Unfallchirurg 2010;<br />
113: 36 – 43<br />
Wutzler S, Wafaisade A, Maegele M, Laurer H, Geiger<br />
E, Walcher F, Barker J, Lefering R, Marzi I and the<br />
Trauma Registry of DGU. Lung Organ Failure Score<br />
(LOFS): Probability of severe pulmonary organ failure<br />
after multiple injuries including chest trauma. Injury<br />
<strong>2011</strong> (accepted)<br />
Wyen H, Jakob H, Wutzler S, Lefering R, Laurer HL,<br />
Marzi I, Lehnert M and the Trauma Registry of DGU.<br />
Prehospital and early clinical care of infants, children<br />
and teenagers compared to an adult cohort - Analysis<br />
of 2.961 children in comparison to the 21.435<br />
patients from the Trauma Registry of DGU in a 15<br />
years period. Europ J Trauma Ermerg Med 2010; 36:<br />
300 – 307<br />
Prof. Dr. Rolf Lefering<br />
Stellvertetender Leiter des Instituts <strong>für</strong><br />
Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln<br />
E-Mail: rolf.lefering@uni-wh.de<br />
Dr. Thomas Paffrath<br />
Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie, Orthopädie <strong>und</strong><br />
Sporttraumatologie<br />
Krankenhaus Köln-Merheim, Klinikum der<br />
Universität Witten/Herdeke<br />
Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln<br />
E-Mail: paffrathT@kliniken-koeln.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 37<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
38<br />
HOTT® – Hand-over-Team-Training<br />
Interdisziplinäres SchockraumTeamtraining mittels realitätsnaher Simulation <strong>und</strong> videogestütztem<br />
Debriefing<br />
G. Conrad 1 , U. Obertacke 2 , M. Rall 3 , T. Hammer 2 , N. Südkamp 2 , P. Strohm 2 1 DRF, 2 DGU, 3 TÜPASS<br />
Die optimale Versorgung kritisch Kranker<br />
oder Verletzter ist in einem Schockraum nur<br />
durch multi- <strong>und</strong> interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
möglich. Die deutsche <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU) hat unter<br />
Berücksichtigung der aktuellen Literatur<br />
<strong>und</strong> unter Berücksichtigung der geltenden<br />
Standards <strong>und</strong> apparativen <strong>und</strong> personellen<br />
Möglichkeiten das Weißbuch Schwerverletztenversorgung<br />
verfasst, in dem die<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> die Arbeit in einem<br />
Schockraum definiert sind. Schon durch<br />
die flächendeckende Einführung der ATLS-<br />
Kurse durch die DGU hat sich die Qualität<br />
in den deutschen Schockräumen verändert.<br />
Durch die Zusammenarbeit verschiedener<br />
Berufsgruppen bestehen jedoch nicht<br />
nur individuelle Fehlermöglichkeiten, sondern<br />
wegen der Schnittstellen auch weitere<br />
Fehlerquellen. Ein Faktor, der häufig wenig<br />
Beachtung in anderen Kursformaten <strong>und</strong><br />
Weiterbildungscurricula findet, ist die Kommunikation<br />
sowohl im eigenen Team als<br />
auch zwischen den Fachdisziplinen. Eine optimale<br />
Kommunikation kann aber neben anderen<br />
Faktoren aus dem Bereich der ‚Human<br />
Factors’ (Entscheidungsfindung, Situation<br />
awareness, Vermeiden von Fixierungsfehlern<br />
etc.) effektiv dazu beitragen, Fehler zu vermeiden.<br />
Solche Konstellationen sind in vielen<br />
anderen Hochrisiko-Hochsicherheitsbereichen<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> regelmäßige <strong>und</strong> intensive<br />
realitätsnahe Simulations-Team-Trainings<br />
(z. B. Luftfahrt, Ölbohrinseln, Flugzeugträger<br />
etc.). Heutzutage kann nicht mehr erwartet<br />
werden, dass medizinische Teams eine komplexe<br />
Schockraumversorgung ohne Training<br />
optimal durchführen können.<br />
Ursache der Fehler aus dem Bereich der<br />
„Human Factors“ ist häufig eben nicht mangelndes<br />
Fachwissen, sondern sind Probleme<br />
beim Umsetzen des Wissens unter den Bedingungen<br />
der Realität.<br />
In anderen Hochsicherheitsdomänen hat<br />
sich seit Jahrzehnten deshalb das Simulatortraining<br />
unter Berücksichtigung von Human<br />
Factors in Form von Crew Ressource Management<br />
(CRM: Techniken <strong>und</strong> Verfahren,<br />
um alles Wissen im Team <strong>für</strong> die schwierige<br />
Aufgabe zu mobilisieren <strong>und</strong> den Tücken des<br />
„Human Error“ zu entgehen) als eine herausragende<br />
Möglichkeit zur nachhaltigen Reduktion<br />
von vermeidbaren Fehlern etabliert.<br />
Patientensicherheit<br />
Patientensicherheit ist kein statischer Zustand,<br />
sondern muss gerade in der Notfallversorgung<br />
immer wieder aktiv <strong>und</strong> neu<br />
errungen werden. Patientensicherheit wird<br />
durch die Handlungssicherheit des medizinischen<br />
Teams bestimmt. Verhaltensprinzipien,<br />
welche die Sicherheit bei der Bewältigung<br />
von kritischen Situationen (Notfall,<br />
Zwischenfall) erhöhen, können seit einiger<br />
Zeit auch in der Medizin durch Simulator-<br />
Training unter Einsatz von realitätsnahen<br />
Patientensimulatoren dargestellt werden.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage von Erfahrungen mit<br />
Simulationstraining <strong>für</strong> präklinische Teams<br />
wurde in einem Pilotprojekt ein Schockraum-Simulatortraining<br />
begonnen, basierend<br />
auf „Critical incident Reporting“, d. h.<br />
dem Nachstellen von wirklichen Vorfällen<br />
<strong>und</strong> Abläufen, um mit schwierigen Situationen<br />
routinierter umgehen zu können.<br />
Lernziele des Schockraum-<br />
Simulatortrainings<br />
Die Teilnehmer sollen durch dieses Simulationstraining<br />
Gr<strong>und</strong>kenntnisse über die<br />
Entstehung von Fehlern in der Medizin, die<br />
Bedeutung der Human Factors <strong>und</strong> Aspekte<br />
der Systemsicherheit inklusive Incident Reporting<br />
System erhalten. Sie sollen die Relevanz<br />
<strong>und</strong> Bedeutung von Human Factors<br />
sowie dem Crew Ressource Management<br />
(CRM) im Rahmen de Patientenversorgung<br />
im Schockraum erleben <strong>und</strong> bei anderen im<br />
Rahmen der Liveübertragung beobachten.<br />
Die Teilnehmer sollen sowohl als Teammitglied<br />
aber auch als Teamleiter realitätsnahe<br />
Schockraumszenarien durchgeführt haben.<br />
Wichtig sind auch die Kenntnisse zur Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Wirkung der CRM-Prinzipien basierend<br />
auf den Vorarbeiten von Wiener, Kanki,<br />
Helmreich <strong>und</strong> Gaba. Danach sollten die Teilnehmer<br />
die 15 CRM-Leitsätze (nach Gaba/<br />
Stanford) im Kontext der Versorgung medizinischer<br />
Notfälle im Team anwenden können.<br />
Weiterhin sollen die Teilnehmer Videosequenzen<br />
von simulierten Behandlungsszenarien<br />
unter dem Blickwinkel von Teamwork<br />
<strong>und</strong> individuell-kognitiven Aspekten im<br />
Sinne von CRM interpretieren <strong>und</strong> diese im<br />
Team diskutieren. Das eigene Handeln soll<br />
im Rahmen von realitätsnahen Teamsimula-<br />
tionen mit Unterstützung der ausgebildeten<br />
CRM-Simulations-Instruktoren reflektiert<br />
werden. Dabei erlernen die Teilnehmer die<br />
Gr<strong>und</strong>prinzipien des Feedbacks mit besonderem<br />
Fokus auf die Debriefings <strong>und</strong> damit<br />
auch eine Struktur zur Besprechung kritischer<br />
Ereignisse im Team.<br />
Als teambildende Maßnahmen haben<br />
die Teilnehmer typische <strong>und</strong> kritische<br />
Schockraumfälle geübt <strong>und</strong> den Informationsfluss<br />
<strong>und</strong> die Teamarbeit im Schockraum<br />
sowohl als Teammitglied als auch als<br />
Teamleiter optimiert. Danach können die<br />
Teilnehmer auch die aktuellen Leitlinien<br />
im Kontext realer Schockraumsituationen<br />
umsetzen, nehmen Anregungen einer optimalen<br />
Schockraumstruktur <strong>und</strong> Schockraumprozesse<br />
<strong>für</strong> den eigenen Schockraum<br />
(Abläufe, Geräteanordnung, SOP’s etc) mit.<br />
Alles Vorgenannte erhöht <strong>und</strong> verbessert<br />
die Patientensicherheit im Schockraum.<br />
Ein weiterer Lerneffekt wird Wochen oder<br />
Monate nach dem Simulatortraining bestätigt,<br />
wenn Szenarien aus dem Simulator<br />
„draußen“ unter realen Bedingungen<br />
„nacherlebt“ werden.<br />
Bisherige Erfahrungen<br />
Das Konzept des HOTT-Simulationstrainings<br />
basiert auf einem Trainingskonzept, das die<br />
DRF-Luftrettung zusammen mit TÜPASS auf<br />
Basis des Crisis Resource Management entwickelt<br />
hat. DRF-Luftrettung <strong>und</strong> TÜPASS<br />
haben ein simulationsbasiertes Teamtrai-<br />
Zielgruppe<br />
Das Training richtet sich an die Teams, die<br />
in die Patientenversorgung im Schockraum<br />
eingeb<strong>und</strong>en sind:<br />
■■Anästhesisten, ■■Unfallchirurgen, ■■Notärzte, ■■Rettungsassistenten, ■■Schockraumpflegepersonal, ■■Anästhesiepflegepersonal, optional auch an weitere Teams im Schockraum<br />
wie z. B. Radiologen, Neurochirurgen,<br />
Viszeralchirurgen, Thoraxchirurgen, Kardiochirurgen,<br />
Kinderchirurgen, Urologen, MKG-<br />
Chirurgen u. v. a. m.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
ningsprogramm konzipiert, was die Bedürfnisse<br />
der Teams <strong>und</strong> die kontinuierliche<br />
Gewährleistung der Patientensicherheit<br />
berücksichtigt. Neben CRM-relevanten Inhalten<br />
werden in diesen Trainings auch aktuelle<br />
Behandlungsrichtlinien praktisch im<br />
Team eingeübt. Seit über 8 Jahren werden<br />
solche mobilen Simulatortrainings regelmäßig<br />
auf b<strong>und</strong>esweiten DRF Luftrettungsstationen<br />
<strong>und</strong> europaweit durchgeführt.<br />
„Trainieren, wo Profis zusammen arbeiten<br />
unter realitätsnahen Gesichtspunkten“,<br />
das ist das Motto der sogenannten in situ<br />
Trainings. Über 2.000 Teilnehmer aus professionellen<br />
Luftrettungsteams wurden in<br />
diesem Kursformat trainiert.<br />
Die Auswertungen der Fragebögen mit<br />
Einschätzung der Kompetenzen in Notfallsituationen<br />
vor <strong>und</strong> nach dem Training sind<br />
signifikant <strong>und</strong> bestätigen einen nachhaltigen<br />
individuellen, aber auch teamrelevanten<br />
Lerneffekt.<br />
Während der Szenarien werden Video<br />
<strong>und</strong> Vitaldaten der Behandlungsszene live in<br />
einen anderen Raum übertragen, was bedeutet,<br />
dass die Teams, welche gerade nicht aktiv<br />
im Simulator agieren, ihren Kollegen „über<br />
die Schulter schauen“ <strong>und</strong> erkennen können,<br />
was besonders gut gelaufen ist <strong>und</strong> was optimiert<br />
werden kann. In videounterstützten<br />
<strong>und</strong> CRM-orientierten Debriefings, von speziell<br />
geschulten Instruktoren moderiert, kann<br />
daraufhin analysiert werden, warum was,<br />
wie <strong>und</strong> wie gut durchgeführt wurde.<br />
Hierbei fungieren die Instruktoren als<br />
Moderatoren, welche unterschiedliche<br />
Lerneffekte herausarbeiten: Medizinische<br />
Scores (Guidelines, Standards), technische<br />
Scores (Equipment, Aufbau, Notfalllogistik,<br />
Sicherheitsaspekte) sowie Kommunikationsscores<br />
(CRM, dynamic decision making<br />
Prozesse im Team).<br />
Dieses Konzept ist auch in der Schnittstelle<br />
Schockraum (Übergabeszenario vom<br />
Notarzt) <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Erstbehandlung im<br />
Schockraum sehr gut anwendbar. Behandlungsstrategien<br />
können sich im Schockraum<br />
oft überraschend schnell <strong>und</strong> dynamisch<br />
ändern. Risikofaktoren wie Stress,<br />
Zeitdruck, oft gleichzeitiges Agieren am<br />
Patienten belasten die Teams zusätzlich.<br />
Eine zweite Meinung einholen („second opinion“),<br />
der Austausch von Tipps <strong>und</strong> Tricks<br />
sind eher unüblich, Debriefings nach einem<br />
Einsatz noch kein Standard.<br />
Gerade die Übergabeszenarien im<br />
Schockraum erfordern ein teamintensives<br />
<strong>und</strong> zeitkritisches Zusammenarbeiten. Je<br />
größer das Team, umso wichtiger die Teamführung,<br />
damit koordiniert <strong>und</strong> patientengerecht<br />
im notwendigen Zeitfenster agiert<br />
werden kann.<br />
Handlungsstrategien im Team, proaktive<br />
Entscheidungsprozesse <strong>und</strong> schnelle<br />
Wichtig ist zu erkennen, dass die Ursachen von Zwischenfällen<br />
in der Medizin in über 70 % der Fälle im Bereich der sogenannten<br />
„Human Factors“ liegen <strong>und</strong> damit potentiell vermeidbar sind.<br />
Alternativen (der sog. Plan B) können in<br />
der Schockraumsimulation realitätsnah<br />
<strong>und</strong> relevant trainiert werden. Dabei werden<br />
sowohl die abgebenden als auch die<br />
aufnehmenden Teams zu „Hot seats“, d.h.<br />
sie spielen im Szenario die aktivere Rolle<br />
<strong>und</strong> werden anschließend im Audio-Video<br />
Debriefing stärker fokussiert. Das Zusammenspiel<br />
zwischen Informationsaustausch<br />
<strong>und</strong> erforderlichen diagnostischen <strong>und</strong><br />
therapeutischen Ansätzen kann im Szenario<br />
betont <strong>und</strong> im Debriefing <strong>für</strong> alle „sichtbar“<br />
gemacht werden. So führten die ersten<br />
Schockraumtrainings mit der DRF Luftrettung<br />
bereits zu anerkannten „Procedures<br />
<strong>und</strong> SOP’s“ im Schockraummanagement<br />
einzelner Kliniken.<br />
Die Palette an sämtlichen verfügbaren<br />
Simulatoren (auch kabellos) unterstützen<br />
das praxisorientierte Training.<br />
Ablauf des Trainings<br />
Nach der interaktiven theoretischen Einführung<br />
sowie der praxisnahen Einführung<br />
in die Simulatoren werden die Gruppen<br />
analog ihrem Verantwortungsbereich im<br />
Schockraum in Gruppen, jeweils bestehend<br />
aus dem Rettungsteam, dem Anästhesie-<br />
<strong>und</strong> dem unfallchirurgischen Team, aufgeteilt.<br />
Nach einem Briefing in das Szenario<br />
übernehmen die aktiven Teilnehmer im Simulator-<br />
Setting ihre Rollen <strong>und</strong> Teamaufgaben.<br />
Die nicht aktiven Teilnehmer können<br />
ihren Kollegen via Live-Übertragung „über<br />
die Schulter schauen“ <strong>und</strong> werden mittels<br />
der CRM Prinzipien speziell darauf gebrieft,<br />
sowohl Human Factors wie auch internationale<br />
Empfehlungen <strong>und</strong> medizinische sowie<br />
technische Scores zu beobachten <strong>und</strong><br />
im anschließenden Debriefing transparent<br />
zu machen. Ein Lerneffekt nicht nur <strong>für</strong> die<br />
Aktiven, sondern auch <strong>für</strong> die Zuschauer, die<br />
in weiteren Szenarien selbst im Team aktiv<br />
werden.<br />
Die Szenarien rekrutieren sich unter anderem<br />
aus dem Incident Reporting zum<br />
Schockraummanagement sowie von den<br />
Teilnehmern real erlebten Schockraumsituationen.<br />
Diese Situationen werden von der<br />
aktiven Gruppe an der Simulatorpuppe erlebt.<br />
Alle Teilnehmer haben die Chance, in ihrem<br />
Verantwortungsbereich einmal aktiv,<br />
aber auch passiv während der Live-Simulation<br />
zu agieren. Im Debriefing werden<br />
zunächst die aktiven Teilnehmer fokussiert<br />
<strong>und</strong> debrieft, um danach in der gesamten<br />
Gruppe u. a. mit Hilfe der Videosequenzen<br />
die Tipps <strong>und</strong> Tricks, besonders gute Aktionen,<br />
aber auch Verfahrensweisen, welche<br />
optimiert werden können, auszutauschen<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> alle transparent zu machen. Es<br />
geht hierbei um das „warum wurde es so<br />
gemacht“ <strong>und</strong> um die Verbreitung <strong>und</strong> Vertiefung<br />
des Erlernten <strong>und</strong> der Erfahrungen<br />
im Briefing, im Szenario <strong>und</strong> im Debriefing.<br />
Lernzielkontrolle<br />
Die Lernzielkontrolle erfolgt unmittelbar in<br />
der audiovideounterstützten <strong>und</strong> moderierten<br />
Nachbesprechung. Diese unterstützt<br />
<strong>und</strong> überprüft direkt nach dem Szenario das<br />
selbstreflexive Lernen. Somit wird im Training<br />
nicht nur die individuelle Leistungsfähigkeit,<br />
sondern auch die Teamintegration<br />
bei der Bewerkstelligung kritischer Situationen<br />
überprüft <strong>und</strong> sichtbar gemacht.<br />
Die mit einem Voting System unterstützte<br />
Einführung in Human Factors Fehlermanagement<br />
<strong>und</strong> Sicherheitskultur sowie<br />
der interaktive Workshop des Incident<br />
Reportings zum Schockraummanagement<br />
ermöglichen neben der Interaktion via Abfragesystem<br />
eine Teameinschätzung vor<br />
<strong>und</strong> nach dem Training.<br />
Instruktoren<br />
Die Instruktorenteams <strong>für</strong> die Simulationstrainings<br />
rekrutieren sich aus dem Bereich<br />
der Unfallchirurgie, Anästhesie <strong>und</strong> Schockraumteams;<br />
alle Instruktoren sollten aus<br />
einem Fachbereich mit Bezug zur Notfallmedizin<br />
kommen. Alle haben die Instruktorenkurse<br />
wie den InFacT am TÜPASS absolviert<br />
<strong>und</strong> sollten zumindest ATLS-Provider<br />
sein.<br />
Prof. Dr. med. Norbert Südkamp<br />
Geschäftsführender Direktor<br />
Department Orthopädie & Traumatologie<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
Hugstetter Str. 55<br />
79106 Freiburg<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 39<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
40<br />
Zeitplan<br />
Das Schockraum-Simulatortraining (HOTT®) erstreckt sich über 2 Tage. Am ersten Tag erfolgt die theoretische Einführung mit Referaten,<br />
danach erfolgt die „Familiarization“, das bedeutet, „sich vertraut machen mit den Puppen <strong>und</strong> dem Equipment“ <strong>und</strong> anschließend<br />
die ersten Szenarien. Am zweiten Tag erfolgt das Training in 1 – 2 Gruppen, die jeweils eine Puppe zum Üben haben. Die Gruppen<br />
verteilen die Aufgaben, so dass jeder TN verschiedene Rollen übernimmt <strong>und</strong> dadurch sowohl die unterschiedlichen aktiven Rollen als<br />
auch die Beobachterposition kennen lernt. Zwischendurch erfolgt noch einmal die Vermittlung von relevanten Fakten durch Referate.<br />
Beispielhaft ist hier das Programm aus dem Pilottraining dargestellt:<br />
1. Tag<br />
ca. 11.00 Kursbeginn<br />
– Begrüßung, Einführung<br />
– Historie CRM (Vortrag)<br />
– Wiederholung der Gr<strong>und</strong>lagen des SR-Managements<br />
(A-B-C-D-E incl. re-assess), primary and secondary Survey,<br />
incl. der Terminologie als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> HOTT® 4 UE<br />
ca. 13.30 Mittagspause<br />
ca. 14.30 Vorstellung des SR-Simulators, Film, Diskussion mit Feedbackkultur<br />
ca. 16.15 1. Durchlauf SR-Simulationstraining incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback<br />
ca. 18.00 2. Durchlauf SR-Simulationstraining incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback 2 UE<br />
ca. 19.30 Kursende 1. Tag<br />
2. TAG<br />
Abendessen / gemeinsame Veranstaltung gesamt: 9 UE<br />
ca. 08.30 Kritische Ereignisse, Sicherheitskultur, CIRS, Patientensicherheit 1 UE<br />
ca. 09.45 3. Durchlauf SR-Simulationstraining<br />
incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback<br />
2 UE<br />
ca. 11.15 Kommunikation, Situative Aufmerksamkeit, TEAM-Bildung, Führung, Entscheidungsfindung 2 UE<br />
ca. 12.45 Mittagspause<br />
ca. 13.45 4. Durchlauf SR-Simulationstraining<br />
ca. 15.30 TN - Entwicklung eines konkreten SR-Übergabe-Ablaufes<br />
<strong>für</strong> die eigene Klinik<br />
– unter Berücksichtigung der Patientensicherheit<br />
– unter Dokumentation offener Punkte<br />
– mit konkreten Regeln (z.B. Vorstellung, Ruhe, Übergabe) 2 UE<br />
ca. 17.00<br />
Ende ca. 18.00<br />
gegenseitige Vorstellung beispielhafter Konzepte<br />
Diskussion im Plenum<br />
Abschluss: TED (pre/post-HOTT®-Kompetenz im SR)<br />
1,5 UE<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Zum aktuellen Stand der Erarbeitung<br />
der S3-Leitlinie Polytrauma/<br />
Schwerverletztenversorgung<br />
Edm<strong>und</strong> Neugebauer <strong>und</strong> Bertil Bouillon in Zusammenarbeit mit Christian Waydhas, Sven Lendemans, Steffen<br />
Ruchholtz, Dieter Rixen, Michaela Eikermann, Martin Schenkel, Maren Walgenbach im Namen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU) <strong>und</strong> aller an der Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften <strong>und</strong> Autoren<br />
Einführung<br />
Unfälle sind die häufigste Todesursache<br />
bei Kindern <strong>und</strong> jungen Erwachsenen [1].<br />
Im Jahr 2007 erlitten nach der Statistik der<br />
B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmedizin<br />
8,22 Millionen Menschen eine<br />
Unfallverletzung, 18.527 Menschen hatten<br />
einen tödlichen Unfall [2]. Die Versorgung<br />
des Schwerverletzten ist typischerweise eine<br />
interdisziplinäre Aufgabe. Sie ist aufgr<strong>und</strong><br />
des plötzlichen Auftretens der Unfallsituation,<br />
der Unvorhersehbarkeit der Anzahl der<br />
Verletzten sowie der Heterogenität des Patientengutes<br />
eine große Herausforderung <strong>für</strong><br />
die an der Versorgung Beteiligten [3].<br />
Für die Versorgung von polytraumatisierten<br />
Patienten bzw. Schwerverletzten lag<br />
eine S1-Leitlinie der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie aus dem Jahr 2002 vor.<br />
Somit fehlte eine umfassende, fachübergreifende,<br />
aktuelle <strong>und</strong> evidenzbasierte<br />
Leitlinie. Dies war bereits im Jahr 2004 die<br />
Rationale zur Initiierung einer interdisziplinären<br />
S3-Leitlinie [4] zur Versorgung von<br />
polytraumatisierten Patienten bzw. Schwerverletzten<br />
durch die DGU. Der Prozess hat<br />
sich verzögert <strong>und</strong> wurde in den Jahren<br />
2009/10 zum Abschluss gebracht. Das Ziel<br />
der Leitlinie ist die Verbesserung der Versorgung<br />
von Polytraumapatienten bzw.<br />
Schwerverletzten. Sie soll zur Optimierung<br />
der Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität in den Kliniken<br />
sowie in der präklinischen Versorgung<br />
beitragen <strong>und</strong> durch deren Umsetzung die<br />
Ergebnisqualität in Mortalität oder Lebensqualität<br />
verbessern helfen. Darüberhinaus<br />
1 Beteiligte Fachgesellschaften:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>und</strong><br />
Intensivmedizin<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Gefäßchirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Handchirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> HNO-Heilk<strong>und</strong>e<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> M<strong>und</strong>-, Kiefer- <strong>und</strong><br />
Gesichtschirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Neurochirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Thoraxchirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Urologie<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Viszeralchirurgie<br />
<strong>Deutsche</strong> Ophthalmologische <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>Deutsche</strong> Röntgengesellschaft<br />
möchte sie die Diskussion zur Optimierung<br />
der Versorgung von Schwerverletzten<br />
weiter anregen.<br />
Methoden<br />
Die Entwicklung der Leitlinie wurde unter<br />
Federführung der DGU durchgeführt. An<br />
der Erstellung <strong>und</strong> Konsentierung der Leitlinie<br />
waren darüber hinaus 12 Fachgesellschaften<br />
beteiligt 1 . Die Moderation, methodische<br />
Beratung <strong>und</strong> Organisation wurde<br />
vom Institut <strong>für</strong> Forschung in der operativen<br />
Medizin (IFOM) mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft<br />
der wissenschaftlichen<br />
medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)<br />
durchgeführt.<br />
Die Leitlinie wurde in drei übergeordnete<br />
Themenbereiche gegliedert: Präklinik,<br />
Schockraum <strong>und</strong> erste OP-Phase. Für jeden<br />
dieser Themenbereiche wurden verantwortliche<br />
Koordinatoren benannt. Die übergeordneten<br />
Themenbereiche wurden in<br />
einzelne Kapitel unterteilt. Für jedes Kapitel<br />
wurde eine Autorengruppe festgelegt.<br />
Für alle Kapitel wurden systematische<br />
Recherchen <strong>und</strong> Literaturbewertungen<br />
durchgeführt. Diese dienten als Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> die Formulierung der Empfehlungen,<br />
des erläuternden Textes sowie <strong>für</strong> die Konsensusfindung.<br />
Ergebnisse<br />
Es wurden insgesamt 197 Schlüsselempfehlungen<br />
erarbeitet, 69 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />
„Präklinik“, 105 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />
„Schockraum“ <strong>und</strong> 97 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />
„erste OP-Phase“. Die Konsentierung<br />
der Empfehlungen <strong>und</strong> erläuternden Texte<br />
erfolgte an fünf Konsensuskonferenzen <strong>und</strong><br />
in drei DELPHI-R<strong>und</strong>en.<br />
Die Qualität der den Empfehlungen<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Evidenz war stark unterschiedlich.<br />
Während zur Unterstützung<br />
einiger Empfehlungen hochwertige randomisierte<br />
Studien (RCT) oder sogar systematische<br />
Übersichtsarbeiten vorlagen, lag<br />
<strong>für</strong> andere Fragestellungen keine externe<br />
Evidenz aus klinischen Studien vor oder nur<br />
solche mit einem hohen Potential <strong>für</strong> systematische<br />
Verzerrung. Trotzdem war es möglich,<br />
<strong>für</strong> die meisten Schlüsselfragen klare<br />
<strong>und</strong> eindeutige Empfehlungen zu formulieren,<br />
um den Anwendern auch dann eine<br />
Hilfestellung im klinischen Alltag geben zu<br />
können, wenn die Studienlage schlecht oder<br />
uneindeutig ist.<br />
Aktueller Stand <strong>und</strong> Ausblick (zum Zeitpunkt<br />
des Redaktionsschlusses):<br />
Dank des großen Engagements <strong>und</strong> der<br />
kontinuierlichen Arbeit einer Vielzahl von<br />
Autoren, Koordinatoren <strong>und</strong> Organisatoren<br />
ist es gelungen, ein so komplexes <strong>und</strong> interdisziplinär<br />
zu behandelndes Ereignis,<br />
wie es ein Polytrauma darstellt, in einer<br />
Leitlinie abzubilden. Die S3-Leitlinie zur Polytrauma-<br />
<strong>und</strong> Schwerverletzenversorgung<br />
befindet sich derzeit in der finalen Abstimmungsphase<br />
mit den beteiligten Fachgesellschaften<br />
<strong>und</strong> den Autoren.<br />
Ab Mitte Februar <strong>2011</strong> wird die Leitlinie<br />
<strong>für</strong> einen Monat zur öffentlichen Kommentierung<br />
über www.dgu-polytraumaleitlinie.de<br />
ins Internet gestellt.<br />
Nach finaler Einarbeitung der Kommentare<br />
ist angestrebt, die Leitlinien bis spätestens<br />
Juni <strong>2011</strong> auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)<br />
www.leitlinien.net (Nr. 012/019) zu veröffentlichen<br />
<strong>und</strong> schriftlich bekannt zu machen.<br />
Nach der Fertigstellung beginnt die Implementierung<br />
in der Praxis. Das Traumanetzwerk<br />
der DGU (www.dgu-traumanetzwerk.<br />
de) hat bereits entsprechende Vorgaben<br />
formuliert, durch die die Implementierung<br />
sicher erleichtert wird. Hierzu gehören u. a.:<br />
■ ■ die Einführung einheitlicher personeller,<br />
struktureller <strong>und</strong> organisatorischer Voraussetzungen<br />
(z. B. Schockraumausstattung),<br />
■ ■die<br />
Formulierung von standardisierten<br />
Behandlungsabläufen <strong>und</strong> Verlegungskriterien<br />
<strong>für</strong> die Frühphase der Schwer-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 41<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
42<br />
verletztenversorgung auf Basis der evidenzbasierten<br />
Leitlinien der DGU sowie<br />
■ ■die<br />
Teilnahme an internen <strong>und</strong> externen<br />
qualitätssichernden Maßnahmen <strong>und</strong> Erfassung<br />
der aktuellen Versorgungszahlen<br />
<strong>und</strong> -abläufe auf Basis des TraumaRegistersQM<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie (www.traumaregister.de)<br />
<strong>und</strong> weiterer Programme.<br />
Mithilfe in der Leitlinie benannter Qualitätsindikatoren/Auditfiltern<br />
soll der Erfolg<br />
der Umsetzung erfasst <strong>und</strong> bewertet werden.<br />
Für die Prozessqualität zur Evaluation<br />
in der Präklinik wurden drei, <strong>für</strong> die Evaluation<br />
des Schockraummanagements wurden<br />
sechs, <strong>für</strong> die Ergebnisqualität zur Gesamtevaluation<br />
zwei Kriterien festgelegt. Die<br />
regelmäßige Erfassung <strong>und</strong> Bewertung die-<br />
Es bedurfte besonderer Anstrengungen der<br />
Herausgeber, die S3-Leitlinie zur Schwerverletztenversorgung<br />
zu einem guten Abschluss<br />
zu bringen. In wenigen Wochen wird<br />
die sehr umfangreiche, nach den Standards<br />
der AWMF auf S3-Niveau erarbeitete interdisziplinäre<br />
Leitlinie auf der Homepage der<br />
AWMF publiziert werden. Unter der Moderation<br />
der AWMF konnten alle bis zum Schluss<br />
offenen <strong>und</strong> häufig kontrovers diskutierten<br />
Fragen einvernehmlich geklärt <strong>und</strong> damit in<br />
die Leitlinie aufgenommen werden.<br />
Dazu zählt auch das Thema „Traumaleader“,<br />
konkret die Frage, welche Qualifikation<br />
gefordert werden muss, um im Schockraum<br />
die Leitung bei der Erstversorgung von<br />
Schwerverletzten zu übernehmen.<br />
Die verfügbare Literatur zu dieser Thematik<br />
lässt keine klare Aussage dazu zu. Es<br />
bedurfte eines „Spitzengespräches“ zwischen<br />
den Verantwortlichen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />
<strong>und</strong> Vertretern der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie, um nach<br />
ser Daten bietet somit eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Möglichkeit, die Qualitätsverbesserung in<br />
der Versorgung polytraumatisierter <strong>und</strong><br />
schwerverletzter Patienten zu überprüfen.<br />
Vom Engagement <strong>und</strong> der Kooperation<br />
zwischen den Fachgesellschaften wird es<br />
entscheidend abhängen, die Leitlinie zu<br />
einem nützlichen Instrument zur Verbesserung<br />
der Versorgung schwerverletzter Patienten<br />
werden zu lassen.<br />
Literatur<br />
1 Robert Koch-Institut, ed.; Ges<strong>und</strong>heit in Deutschland.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung des B<strong>und</strong>es.<br />
2006, Robert Koch-Institut: Berlin<br />
2 B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmedizin.<br />
Unfallstatistik: Unfalltote <strong>und</strong> Unfallverletzte<br />
2007 in Deutschland. 2007; Available from: www.<br />
baua.de/cae/servlet/content blob/672542/publicationFile/49620/Unfallstatistik-2007.pdf;jsessionid<br />
=CC8B45BA699EE9E4E11AC1EAD359CB34.<br />
Endlich verwirklicht:<br />
Interdisziplinäre S3-Leitlinie zur<br />
Schwerverletztenversorgung<br />
B. Bouillon, H.R. Siebert<br />
ausführlicher Diskussion <strong>und</strong> Beratung einen<br />
Konsens zu finden <strong>und</strong> diesen in verständliche<br />
Worte zu kleiden.<br />
Das Ergebnis der Beratung wurde zwischenzeitlich<br />
auch vom Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> den<br />
Gremien der DGAI <strong>und</strong> des BDAI sowie den<br />
an der Erstellung der S3-Leitlinie beteiligten<br />
Fachgesellschaften konsentiert.<br />
Im Ergebnis <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Umsetzung in<br />
die Praxis war uns dabei wichtig, folgende<br />
Gesichtspunkte festzustellen:<br />
■ ■ Der qualifizierte Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie ist <strong>für</strong> den gesamten<br />
Prozess der Behandlung der Schwerverletzten,<br />
von der Erstbehandlung im<br />
Schockraum bis zur Verlegung in die Rehabilitation<br />
oder Entlassung nach Hause,<br />
verantwortlich;<br />
■ ■ Die Verantwortung <strong>für</strong> die Erstbehandlung<br />
im Schockraum muss klar <strong>und</strong> unmissverständlich<br />
in dem in der jeweiligen<br />
Klinik von allen Beteiligten erarbei-<br />
3 Bouillon, B., et al., Weißbuch Schwerverletzten-<br />
Versorgung. Empfehlungen zur Struktur, Organisation<br />
<strong>und</strong> Ausstattung stationärer Einrichtungen zur<br />
Schwerverletzten-Versorgung in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland., ed. D.G.f.U.e.V. (DGU). 2006, Berlin:<br />
Dt. <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e.V.<br />
4 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />
Fachgesellschaften. 3-Stufen-Prozess der<br />
Leitlinien-Entwicklung: eine Klassifizierung. 2009;<br />
Available from: http://www.uni-duesseldorf.de/<br />
AWMF/ll/ll_s1-s3.htm.<br />
Univ. Prof. Dr. Prof. h.c. Edm<strong>und</strong> Neugebauer<br />
Lehrstuhl <strong>für</strong> Chirurgische Forschung<br />
Institut <strong>für</strong> Forschung in der Operativen Medizin<br />
(IFOM)<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
Ostmerheimerstr.200<br />
51109 Köln<br />
E-Mail: edm<strong>und</strong>.neugebauer@uni-wh.de<br />
teten Schockraumprotokoll geregelt <strong>und</strong><br />
festgeschrieben sein;<br />
■ ■ Die jeweils verfügbare beste ärztliche<br />
Qualifikation zur Behandlung von<br />
Schwerverletzten im Schockraum ist<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die gemeinsam getroffenen<br />
Regelungen zur Leitung der Erstbehandlung<br />
des Schwerverletzten im<br />
Schockraum.<br />
Die Fertigstellung der S3-Leitlinie zur<br />
Schwerverletztenversorgung wurde erst<br />
durch das große Engagement von Professor<br />
Dr. E. Neugebauer, Köln, <strong>und</strong> den Mitgliedern<br />
des Arbeitskreises S3-Leitlinie der Sektion<br />
NIS sowie den Autoren <strong>und</strong> MitarbeiterInnen<br />
aller beteiligten Fachgesellschaften<br />
ermöglicht. Diesen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt!<br />
Aus der S3-Leitlinie zur Schwerverletztenversorgung<br />
zum Thema Verantwortlichkeit<br />
im Schockraum bei der Erstversorgung:<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Konsentierter Text S3 LL Schwerverletztenversorgung betr. „Traumaleader“<br />
Böttiger (DGAI), Bouillon (DGU), Rossaint<br />
(DGAI), Siebert (DGU), Schuettler (DGAI),<br />
November 2010<br />
Die Funktion <strong>und</strong> Notwendigkeit eines<br />
„Traumaleaders“ im Schockraum wird in<br />
der Literatur kontrovers diskutiert. Auch in<br />
den Konsensuskonferenzen zur Erstellung<br />
der S3 Leitlinie wurde über die Notwendigkeit<br />
eines „Teamleader“, seine Aufgaben<br />
<strong>und</strong> seine Zuordnung zu einem bestimmten<br />
Fachgebiet intensiv <strong>und</strong> kontrovers<br />
diskutiert. Im Rahmen der Erstellung<br />
der Leitlinie wurde zu diesem Themenkomplex<br />
eine strukturierte Literaturrecherche<br />
durchgeführt. Dabei konnte keine belastbare<br />
Evidenz <strong>für</strong> die Überlegenheit einer<br />
bestimmten Führungsstruktur im Schockraum<br />
(„Traumaleader“ vs. „Interdisziplinäre<br />
Führungsgruppe“) oder <strong>für</strong> die Zuordnung<br />
eines „Traumaleader“ zu einem bestimmten<br />
Fachgebiet (Unfallchirurgie, Chirurgie vs.<br />
Anästhesie) im Hinblick auf das Überleben<br />
der Patienten identifiziert werden.<br />
Hoff et al. [21] konnten zeigen, dass es<br />
durch die Einführung eines Teamleaders<br />
(sog. command physician) zu einer Verbesserung<br />
des Versorgungs- <strong>und</strong> Behandlungsablaufes<br />
kam [21]. Auch Alberts et al.<br />
wiesen verbesserte Behandlungsabläufe<br />
<strong>und</strong> -Ergebnisse nach, nachdem das Konzept<br />
des „Traumaleaders“ eingeführt wurde<br />
[1]. Entsprechend den Aufgaben – u. a.<br />
Patientenübergabe, Untersuchung des Patienten,<br />
Durchführung <strong>und</strong> Überwachung<br />
therapeutischer <strong>und</strong> diagnostischer Maßnahmen,<br />
Konsultation anderer Fachdisziplinen,<br />
Koordinierung aller medizinischen <strong>und</strong><br />
technischen Teammitglieder, Vorbereitung<br />
von Untersuchungen im Anschluss an die<br />
Schockraumversorgung, Kontaktaufnahme<br />
mit Angehörigen nach Abschluss – die<br />
der „Traumaleader“ prinzipiell übernehmen<br />
können muss, soll diese Aufgabe entweder<br />
interdisziplinär oder durch einen in der Ver-<br />
sorgung von polytraumatisierten Patienten<br />
erfahrenen „Teamleader“ erfolgen. Bei<br />
einem interdisziplinären Vorgehen ist umso<br />
strikter darauf zu achten, dass abgestimmte<br />
<strong>und</strong> konsentierte Behandlungsabläufe existieren,<br />
damit es zu keinen zeitlichen Verzögerungen<br />
kommt [18, 21, 37, 50].<br />
Nach den Empfehlungen des ACS COT<br />
(American College of Surgeons Committee<br />
on Trauma) soll ein qualifizierter Chirurg<br />
die Teamleitung übernehmen [8, 54]. In einer<br />
großen Vergleichsstudie an über 1.000<br />
Patienten fanden sich fast gleiche Letalitätsraten<br />
<strong>und</strong> Krankenhausliegedauern,<br />
unabhängig davon, ob einer von 4 Unfallchirurgen<br />
oder einer von 12 Allgemeinchirurgen<br />
<strong>für</strong> den Schockraum verantwortlich<br />
war, wobei jedoch die Allgemeinchirurgen<br />
unfallchirurgische Kenntnisse hatten [41].<br />
Khetarpal zeigte bei einem Vergleich zwischen<br />
„trauma surgeons“ <strong>und</strong> „emergency<br />
physicians“, dass unter traumatologischer<br />
Leitung die Versorgungszeiten <strong>und</strong> der OP-<br />
Beginn kürzer waren – ohne das dies eine<br />
Auswirkung auf das Behandlungsergebnis<br />
gehabt hätte [8, 54]. In einer Studie von<br />
Sugrue et al. wird festgestellt, dass es keinen<br />
gravierenden Unterschied macht, wer<br />
das SR-Team leitet, solange er über ausreichende<br />
Erfahrung, Expertise <strong>und</strong> Training<br />
verfügt [8, 54]. Auch eine anästhesiologische<br />
Führung des Traumateams wird vielerorts<br />
seit Jahren sehr effektiv, kooperativ<br />
<strong>und</strong> erfolgreich praktiziert.<br />
In interdisziplinären Führungsmodellen<br />
wird die hohe Spezialisierung der einzelnen<br />
Fachdisziplinen besonders berücksichtigt.<br />
Jede Fachdisziplin hat dabei vorab definierte<br />
Aufgaben <strong>und</strong> zeigt sich <strong>für</strong> die zufallenden<br />
Aufgaben zu definierten Zeitpunkten<br />
im Rahmen des Schockraummanagements<br />
verantwortlich. Die Führungsgruppe<br />
– bestehend aus Anästhesiologie, Chirurgie,<br />
Radiologie <strong>und</strong> Unfallchirurgie – konferiert<br />
dabei zu fest definierten Zeitpunkten <strong>und</strong><br />
darüber hinaus, wenn die entsprechenden<br />
Situationen es erfordern [Wurmb et al. Unfallchirurg<br />
2009; 112: 390 – 399].<br />
Dennoch sprechen sich die Experten <strong>für</strong><br />
eine klare Regelung der Verantwortlichkeiten,<br />
orientiert an lokalen Verhältnissen,<br />
Absprachen <strong>und</strong> Kompetenzen, aus. Eine<br />
Teamleitung - gleichwohl aus welcher Fachdisziplin<br />
stammend bzw. ob durch eine<br />
Person oder eine Führungsgruppe bestehend<br />
– ist zu fordern. Aufgabe der Teamleitung<br />
ist es, die Erkenntnisse der einzelnen<br />
spezialisierten Teammitglieder zu erfassen,<br />
nachzufragen <strong>und</strong> Entscheidungsfindungen<br />
herbeizuführen. Die Teamleitung<br />
führt die Kommunikation <strong>und</strong> legt die weiteren<br />
Diagnostik- bzw. Therapieschritte in<br />
Absprache mit dem Team fest. Innerhalb<br />
der Qualitätszirkel der Einrichtung sollten<br />
die Funktionen <strong>und</strong> Qualifikationen des<br />
„Teamleaders“ bzw. der „interdisziplinären<br />
Führungsgruppe“ im Schockraum festgelegt<br />
werden. Dabei sollen idealerweise nach<br />
Absprache der „Beste“ bzw. die „Besten“<br />
die Aufgabe des „Traumaleaders“ bzw. der<br />
„interdisziplinären Führungsgruppe“ wahrnehmen.“<br />
Insbesondere sollen zu folgenden<br />
Punkten Regelungen getroffen werden, die<br />
einer Überprüfung der „best practice Jurisdiktion“<br />
stand halten müssen:<br />
■ ■ Verantwortlichkeit<br />
■ ■ Leitungsstruktur zur Koordination, Kommunikation<br />
<strong>und</strong> Entscheidungsfindung im<br />
Rahmen des Schockraummanagements<br />
■ ■ Überprüfung <strong>und</strong> Sicherung der Qualität<br />
(Implementierung von Qualitätszirkeln;<br />
Identifizierung von Qualitäts- <strong>und</strong><br />
Pa tientensicherheitsindikatoren; Kontinuierliche<br />
Überprüfung von Strukturen,<br />
Prozessen <strong>und</strong> Ergebnissen).“<br />
Literaturhinweise siehe S3-Leitlinie oder bei<br />
den Autoren.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 43<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
44<br />
Bericht aus dem Gr<strong>und</strong>satzausschuss DGU<br />
J. Seifert<br />
Der Gr<strong>und</strong>satzausschuss hat am 26.10.2010<br />
<strong>und</strong> 03.02.<strong>2011</strong> getagt. Die nächste Sitzung<br />
ist <strong>für</strong> den 09.03.<strong>2011</strong> anberaumt.<br />
Folgende Themen wurden im Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />
schwerpunktmäßig behandelt:<br />
1. Zukünftige Struktur der DGOU bzw. DGU<br />
in der DGOU<br />
2. Qualitätssicherung<br />
Ad 1<br />
Für die kommende Präsidialratssitzung<br />
im März <strong>2011</strong> wurde durch den GSA ein Organigramm<br />
erarbeitet, in der sich mögliche<br />
zukünftige Strukturen der DGOU sowie der<br />
DGU innerhalb der DGOU abbilden lassen.<br />
Als Basis der Struktur sollten folgende<br />
Vorgaben Berücksichtigung finden:<br />
■■Verschlankung ■■Breite Basis <strong>und</strong> Repräsentanz<br />
■■Kontinuität in der Spitze<br />
Das erstellte Modell wurde in der Sitzung<br />
vom 03.02.<strong>2011</strong> ausführlich diskutiert.<br />
Da die Strukturierung eines Beirates/<br />
Präsidialrates ebenso wie die Formulierung<br />
der Aufgaben <strong>und</strong> Inhalte der Positionen<br />
noch offen ist, kann das Organigramm zurzeit<br />
nicht publiziert werden.<br />
Die kommende Sitzung am 09.03.<strong>2011</strong><br />
soll daher zeitnah zum Abschluss dieses<br />
Strukturentwurfes führen.<br />
Ad 2<br />
2.1: Die Studie mit dem Titel: Wissenschaftliche<br />
Auswertung von positiv beschiedenen<br />
Haftpflichtfällen der Schlichtungsstellen<br />
Westfalen-Lippe <strong>und</strong> Bayern zur Analyse<br />
von Behandlungsfehlern: Eine Fall-Kontroll-<br />
Studie war 2008 auf Initiative des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />
<strong>und</strong> mit Unterstützung<br />
des Zentrums <strong>für</strong> Klinische Forschung am<br />
Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) entstanden.<br />
Die Daten liegen nunmehr auch aus<br />
Westfalen-Lippe vor.<br />
Eine entsprechende Publikation ist bereits<br />
erstellt <strong>und</strong> liegt zur ersten Korrektur vor.<br />
Das Projekt ist zur Publikation im Ärztekammerblatt<br />
Bayern <strong>und</strong> in Der Unfallchirurg<br />
vorgesehen. Die bisher gesammelten<br />
Daten sollen als Basis <strong>für</strong> eine fortlaufende<br />
Datensammlung genutzt werden.<br />
Für das Thema Behandlungsfehler <strong>und</strong><br />
Patientensicherheit hat der Ausschuss eine<br />
Sitzung auf dem kommenden DKOU <strong>2011</strong><br />
beantragt.<br />
2.2.: Qualität <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />
spiegeln sich zunehmend auch in dem Bereich<br />
der Krankenhaushygiene wieder, die<br />
bisher überwiegend negativ in der Presse<br />
dargestellt wurde, allerdings auch durch<br />
öffentlichkeitswirksame Auftritte von ärztlichen<br />
Kollegen.<br />
Es besteht Bedarf an geschultem ärztlichen<br />
Personal auf dem Gebiet der Hygie-<br />
ne <strong>und</strong> Infektiologie. Derzeit fehlen ausreichende<br />
Fortbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> zum<br />
Beispiel den Bereich der internen Antibiotikatherapieberatung.<br />
Der Gr<strong>und</strong>satzausschuss hat festgestellt,<br />
dass die Zusatzbezeichnung (ZB) Infektiologie<br />
in einem Großteil der LÄKen Chirurgen<br />
bzw. Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen nicht<br />
zugänglich ist. Daher strebt der GSA eine<br />
Änderung der Musterweiterbildungsordnung<br />
an, um die ZB Infektiologie auch <strong>für</strong><br />
Chirurgen bzw. Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />
zugänglich zu machen.<br />
Des Weiteren ist eine Sitzung zum Thema<br />
Krankenhaushygiene auf dem DKOU<br />
<strong>2011</strong> geplant.<br />
PD Dr. med. Julia Seifert<br />
Leiterin des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />
Klinik <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Warener Str. 7<br />
12683 Berlin<br />
Telefon: 030/5681-0 (Zentrale)<br />
E-Mail: julia.seifert@ukb.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Aktuelles aus dem Programmausschuss<br />
F. Gebhard<br />
Der Programmausschuss der DGU beschäftigt<br />
sich schwerpunktmäßig zum Einen mit<br />
der Betreuung der Arbeitsgemeinschaften,<br />
zum Anderen betreut er seit 2009 den Beitrag<br />
der DGU auf dem gemeinsamen Kongress<br />
der DGCH.<br />
1. Arbeitsgemeinschaften<br />
Das Jahr 2010 war im Bereich der Arbeitsgemeinschaften<br />
geprägt vom Wunsch vieler<br />
Arbeitsgemeinschaften, schwerpunktmäßig<br />
mit den passenden Sektionen <strong>und</strong><br />
Strukturen der DGOOC zu kooperieren, um<br />
Synergieeffekte zu fassen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Alterstraumatologie“<br />
vollzog in 2010 einen Wechsel in der<br />
Leitung. Von den Mitgliedern vorgeschlagen<br />
– durch das Präsidium bestätigt – wird die<br />
Arbeitsgemeinschaft nun durch Prof. Dr. E.<br />
Hartwig, Karlsruhe, geleitet, Stellvertreter<br />
ist PD Dr. U. Liener, Stuttgart.<br />
Die AG „Arthroskopische Chirurgie“ unter<br />
der Leitung von Prof. Lill <strong>und</strong> Prof. Frosch<br />
hat ihre gemeinsamen Aktivitäten mit der<br />
AGA verstärkt <strong>und</strong> ein Konzept einer gemeinsamen<br />
Tätigkeit erarbeitet, indem die<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> „Arthroskopische<br />
Chirurgie“ einen Schwerpunkt in der AGA<br />
repräsentiert. Der Schwerpunkt in der AGA<br />
wird als „Komitee Trauma“ bezeichnet. Die<br />
AG der DGU ruht.<br />
Die AG „Becken III“ wird weiter von Prof.<br />
Culemann (Homburg) <strong>und</strong> PD Dr. Stuby (Tübingen)<br />
geleitet. Mögliche Synergien mit<br />
der DGOU bestehen nicht, so dass die Arbeitsgemeinschaft<br />
in gewohnter Weise ihre<br />
Arbeit fortsetzen wird.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Fuß“ (Prof. Mittelmeier,<br />
Rostock / PD Rammelt, Dresden) hat<br />
mit der DAF ein Konzept erarbeitet <strong>für</strong> Kooperation,<br />
vor allem um Synergien im Bereich<br />
des Kurswesens <strong>und</strong> <strong>für</strong> Studien auszunützen.<br />
Wegen der Fusion mit der DAF ruht die<br />
AG in der DGU.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Geschichte der<br />
Unfallchirurgie“, geleitet von Prof. Probst,<br />
Murnau bek<strong>und</strong>et weiterhin Interesse an<br />
aktiver Mitarbeit. Neue Mitglieder sind der<br />
Arbeitsgemeinschaft jeder Zeit herzlich<br />
willkommen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Geweberegeneration<br />
<strong>und</strong> Gewebeersatz “ formierte sich<br />
unter PD Albrecht, Tübingen, <strong>und</strong> PD Fritz<br />
neu. Hier wird es zu einer neuen Schwerpunktbildung<br />
kommen. Die AG wird als<br />
AG Tissue Engineering unter dem Dach der<br />
DGOU fortgeführt. Die DGU-AG ruht.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> „Osteologie“<br />
(Prof. Rueger, Hamburg / Prof. Schieker,<br />
München) arbeitet intensiv im Dachverband<br />
Osteoporose mit (DVO). Eine endgültige<br />
Entscheidung über eine Kooperation<br />
oder Fusion mit dem Arbeitskreis in der<br />
DGOU wird derzeit noch diskutiert.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Prävention von<br />
Verletzungen“ (Haasper / Schmucker) verfügt<br />
über kein Pendant in der DGOU, so<br />
dass sie weiterhin in bewährter Weise die<br />
Schwerpunkte im Bereich der Prävention<br />
bearbeitet.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Rechnergestütztes<br />
Operieren“ hat einen Leitungswechsel<br />
vollzogen auf Prof. Grützner, Ludwigshafen<br />
<strong>und</strong> Prof. Hüfner, Hannover. Hier<br />
besteht eine enge Kooperation mit dem AK<br />
08 der DGOOC, mit dem Ziel, gemeinsam<br />
verstärkt aufzutreten.<br />
Eine endgültige Fusion ist noch nicht<br />
erfolgt. Antrag auf Aufnahme als DGOU-<br />
Sektion ist gestellt.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Septische <strong>und</strong><br />
rekonstruktive Chirurgie“ unter Leitung von<br />
Prof. G. Hofmann, Jena <strong>und</strong> Halle, <strong>und</strong> Prof.<br />
Ascherl, Leipzig, wird in bewährter Weise<br />
fortgeführt.<br />
Kooperationen mit der DGOU sind derzeit<br />
nicht vorgesehen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft „Sporttraumatologie“<br />
(Prof. Jung / Prof. Bauer) initiierte<br />
2010 die Gründung eines Vereins Sportorthopädie<br />
/ Sporttraumatologie als Sektion<br />
der DGOU. Die Tätigkeiten der AG ruhen mit<br />
Aufnahme der Tätigkeit des Vereins.<br />
In der Arbeitsgemeinschaft „Ultraschall“<br />
ist ein Leitungswechsel durchgeführt worden.<br />
Prof. Friemert, Ulm <strong>und</strong> Prof. Tesch,<br />
Hamburg leiten die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>und</strong> besprechen die Zusammenarbeit mit<br />
der Sektion „Bildgebende Verfahren“ der<br />
DGOOC.<br />
Die Arbeitgemeinschaft “Wirbelsäule“ (Prof.<br />
Knop, Stuttgart / Prof. Kandziora, Frankfurt)<br />
arbeitet mit der Sektion Wirbelsäule der<br />
DGOOC zusammen. Eine Fusionierung ist<br />
derzeit nicht angedacht.<br />
Zusammenfassend sind alle Arbeitsgemeinschaften<br />
der DGU sehr aktiv. Viele der<br />
Arbeitsgemeinschaften haben die zusätzlichen<br />
Fördermittel, basierend auf erfolgreich<br />
nachgewiesenen Publikationen, abrufen<br />
können.<br />
Das Treffen im Mai <strong>2011</strong> wird dazu dienen,<br />
die neue Arbeitslandschaft der Arbeitsgemeinschaften<br />
nach Fusion <strong>und</strong> Kooperation<br />
zu definieren.<br />
2. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
Erstmals in 2010 wurde das vom Programmausschuss<br />
neu erarbeitete Konzept der<br />
DGU <strong>und</strong> DGOOC auf dem Jahreskongress<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
umgesetzt.<br />
Das Konzept beruht darauf, an drei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen – jeweils im gleichen<br />
Sitzungssaal – Übersichtsreferate im<br />
Sinne von Weiterbildungsbeiträgen, kombiniert<br />
mit frei eingereichten Abstracts, anzubieten.<br />
Als Schwerpunktthema 2010 wurde die<br />
untere Extremität gewählt.<br />
Die ersten 1 ½ Tage waren dabei der DGU<br />
gewidmet. Die zweiten 1 ½ Tage der DGOOC.<br />
Es gab darüber hinaus überlappende<br />
Themen, die von beiden Arbeitsgemeinschaften<br />
mit Vorsitz besetzt wurden. Die<br />
Sitzungsgestaltung zu den einzelnen Themen<br />
oblag den Vorsitzenden. Parallel hierzu<br />
wurden Spezialsitzungen wie TraumaNetzwerk<br />
DGU oder eine gemeinsame Sitzung<br />
von NIS <strong>und</strong> CAIN organisiert.<br />
Die Auswertung der Teilnahme an den angebotenen<br />
Veranstaltungen war über die<br />
Maßen positiv. In der Regel waren mehr als<br />
100 Zuhörer in den Sitzungssälen, was bis<br />
dato auf der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie nicht der Fall<br />
war. Seitens der Referenten <strong>und</strong> Vorsitzenden<br />
gab es überwiegend positive Rückmeldungen<br />
sowie Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong><br />
<strong>2011</strong>.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 45<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
46<br />
Für <strong>2011</strong> wurde mit dem Organisationsteam<br />
von Prof. Haverich in Hannover das<br />
gleichsinnige Konzept umgesetzt. Kleinere<br />
Abstriche mussten gemacht werden auf<br />
Gr<strong>und</strong> der Neustrukturierung des Jahreskongresses<br />
der DGCH im Sinne von „Thementagen“.<br />
Einzelne Themen wurden dann dem<br />
Thementag untergeordnet <strong>und</strong> aus der Sitzungsreihe<br />
entnommen.<br />
Wiederum in <strong>2011</strong> wird es an drei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen Weiterbildungsthemen<br />
aus dem Bereich der Verletzungsver-<br />
sorgung wie auch der degenerativen Erkrankungen,<br />
vertreten durch die DGU <strong>und</strong><br />
DGOOC, geben. Schwerpunktthema dieses<br />
Jahr ist die Obere Extremität. Der Jahreskongress<br />
wird dieses Mal in München sein.<br />
Sollte sich auch dieses Jahr wieder eine<br />
positive Rückmeldung ergeben, wäre dieses<br />
Konzept in der Kombination aus Weiterbildungsvorträgen<br />
<strong>und</strong> freien Abstracts <strong>für</strong><br />
die Zukunft ein zu Verfolgendes. Für das<br />
Jahr 2012 würde als Schwerpunktthema<br />
anstehen „Wirbelsäule, Becken <strong>und</strong> Acetabulum“.<br />
Aus der AUC – Akademie der<br />
Unfallchirurgie GmbH<br />
J. Sturm<br />
In den 18 Monaten seit dem letzten Bericht in<br />
den „<strong>Mitteilungen</strong>“ über die Aktivitäten der<br />
Akademie der Unfallchirurgie (AUC) kann eine<br />
stürmische Aufwärtsentwicklung dieser Einrichtung<br />
der DGU in allen Geschäftsbereichen<br />
verzeichnet werden. Entsprechend der Aufgabe,<br />
die Satzungsziele der DGU mit geeigneten<br />
Maßnahmen zu unterstützen beziehungsweise<br />
umzusetzen, konzentrierte sich die<br />
Arbeit der AUC vor allem auf die umfassende<br />
Weiterentwicklung der Fortbildungs-Maßnahmen<br />
im Bereich der Versorgung schwerverletzter<br />
Patienten. So wie Diagnostik <strong>und</strong><br />
Therapie in einer Versorgungskette lückenlos<br />
durchgeführt werden müssen, sollte <strong>für</strong> jeden<br />
Abschnitt dieser Versorgung ein bestimmtes<br />
Fortbildungs-Format angeboten oder zumindest<br />
unterstützt werden.<br />
I Geschäftsbereich Weiter- <strong>und</strong><br />
Fortbildung: Die „Fortbildungskette“<br />
1. PHTLSR (Prehospital Trauma Life<br />
Support) Kurs<br />
Die Lizenz zur Durchführung dieser präklinischen<br />
Variante des ATLS®-Kurses ist an den<br />
ATLS®-Lizenznehmer, also die DGU, angeb<strong>und</strong>en,<br />
daher ist der nationale Kursdirektor von<br />
ATLS®, Dr. Christoph Wölfl (Ludwigshafen),<br />
auch gleichzeitig der Medical Direktor PHTLS<br />
Germany. Dieses Kursformat wird seit 2007<br />
in Organisation <strong>und</strong> unter dem Dach des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Berufsverbandes Rettungsdienst<br />
e. V. (DBRD e. V.) durchgeführt. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie <strong>und</strong> Intensivme-<br />
dizin ist ebenfalls eingeb<strong>und</strong>en. Der DBRD<br />
e. V. setzt diese Kurse zur präklinischen Versorgung<br />
Schwerverletzter <strong>für</strong> Rettungsassistenten<br />
<strong>und</strong> Notärzte mit großem Erfolg <strong>und</strong><br />
in großer Zahl um. Diese Kurse haben eine internationale<br />
Dimension <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>und</strong><br />
sind daher zum Beispiel von Bedeutung <strong>für</strong><br />
die B<strong>und</strong>eswehr.<br />
2. ATLS® (Advanced Trauma Life Support)<br />
Kurs<br />
Diese sogenannten „Schockraum-Kurse“<br />
sind der Schwerpunkte der Tätigkeit der<br />
AUC. Da die Nachfrage nach diesen Kursen<br />
Ende 2009/Anfang 2010 sehr hoch war, hat<br />
sich das ATLS-Team sehr bemüht, die Kursfrequenz<br />
zu steigern. Die kursbegleitende<br />
Evaluation zeigt unverändert ausschließlich<br />
hervorragende Ergebnisse, lediglich bei<br />
so genannten Inhouse-Kursen gab es aus<br />
Sicht der Instruktoren gelegentlich leichtere<br />
Qualitätsdefizite. Dies beruht darauf, dass<br />
die Kurse in den jeweiligen Kliniken durchgeführt<br />
wurden, die Rahmenbedingungen<br />
nicht immer ideal waren <strong>und</strong> die Konzentration<br />
der Teilnehmer bei Durchführung in<br />
der eigenen Klinik nicht immer ausreichend<br />
fokussiert war. Daher wurde beschlossen,<br />
die Zahl der Inhouse-Kurse zu begrenzen,<br />
um den hohen Anspruch an die Qualität<br />
des Unterrichtes aufrechtzuerhalten. Um<br />
andererseits die Vorteile der Ausbildung<br />
eines ganzen Teams (möglichst mit interdisziplinärer<br />
Zusammensetzung) in einem geschlossenen<br />
Kurs beizubehalten, wollen wir<br />
an eigenen, bekannten Kursstandorten neu<br />
Univ.-Prof. Dr. Florian Gebhard<br />
Leiter des Programmausschusses der DGU<br />
Ärztlicher Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />
Hand-, Plastische <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum Ulm<br />
Steinhövelstr. 9<br />
89070 Ulm<br />
Tel.: 07 31 / 50 02 73 52<br />
Fax: 07 31 / 50 02 15 70<br />
E-Mail: florian.gebhard@uniklinik-ulm.de<br />
zusätzlich sogenannte Team-ATLS®-Kurse<br />
anbieten, die von einer Klinik in toto belegt<br />
werden können. Da die AUC-Kosten dann<br />
gut kalkulierbar sein werden, wird der Preis<br />
<strong>für</strong> die Institutionen nahezu bei dem Preis<br />
eines normalen Anwender-Kurses liegen.<br />
Im Jahre 2010 konnte die Zahl der Kurse<br />
um fast 50 % weiter gesteigert werden,<br />
es wurden 68 Kurse durchgeführt. Für das<br />
Jahr <strong>2011</strong> sind 80 Kurse geplant, damit<br />
sollte dem fortlaufenden Bedarf gerecht<br />
werden. Der Preis <strong>für</strong> diese Kurse konnte<br />
gehalten werden, damit liegt Deutschland<br />
preismäßig mittlerweile im unteren Drittel<br />
der europäischen Anbieter dieses Kurses. Da<br />
im Rahmen der TraumaNetzwerk-Bildung<br />
die ATLS®-Ausbildung <strong>für</strong> die Schockraum-<br />
Teams der Traumazentren weiterhin eine<br />
hohe Bedeutung behalten wird, gehen wir<br />
davon aus, dass wir diese Kurszahlen dauerhaft<br />
vorhalten. Entsprechend wurde die<br />
Zahl der Instruktoren in Instruktoren-Kursen<br />
unter Beachtung des vorgeschriebenen Prozederes<br />
auf mittlerweile 224 erhöht. Da bei<br />
jedem Kurs zwischen 5 <strong>und</strong> 6 Instruktoren<br />
erforderlich sind, ist klar, dass das ATLS®-<br />
Team dennoch eine hohe Belastung schultert.<br />
Da<strong>für</strong> muss diesen Mitarbeitern herzlich<br />
gedankt werden. Besonderer Dank verdienen<br />
auch die Koordinatorinnen <strong>und</strong> der<br />
nationale Kursdirektor Dr. Christoph Wölfl.<br />
3. ATCNR (Advanced Trauma Care for<br />
Nurses) Kurs<br />
Dieses Kursformat folgt ebenfalls den<br />
ATLS®-Prinzipien <strong>und</strong> ist auf das Pflege-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
personal im Schockraum ausgerichtet<br />
(Lizenzgeberin ist die Society oft Trauma<br />
Nurses). Zusammen mit einer Faculty aus<br />
der Schweiz (dort ist dieser Kurs schon<br />
etabliert) fand der 1. Kurs in Hamburg im<br />
Dezember des Jahres 2010 statt. Der Kurs<br />
wird bereits in 19 Ländern durchgeführt.<br />
Die Nachfrage ist sehr groß. Der nationale<br />
Kursdirektor <strong>für</strong> dieses Kursformat ist Dr.<br />
med. T. Lange aus Flensburg, die nationale<br />
Koordinatorin ist eine leitende Pflegekraft<br />
(Frau Dietz-Wittstock) aus Flensburg. Der<br />
besondere Charme dieser Kurse wird darin<br />
bestehen, dass sie zusammen mit ATLS®-<br />
Kursen <strong>für</strong> Ärzte abgehalten werden sollen,<br />
ein Teil der Ausbildung wird gemeinsam absolviert.<br />
Damit kann der Teamgedanke, der<br />
bei der Versorgung Schwerverletzter besonders<br />
bedeutsam ist, hervorragend unterstützt<br />
werden. Diese Kurse werden vorerst<br />
in Hamburg stattfinden.<br />
4. DSTC (Definitive Surgical Trauma Care)<br />
Kurs<br />
In diesem Kurs werden nach einem Format<br />
der International Association for the Surgery<br />
of Trauma and Surgical Intensive Care<br />
(IATSIC), der weltgrößten Organisation <strong>für</strong><br />
Trauma Care außerhalb der USA, notfallchirurgische<br />
Eingriffe an narkotisierten Tieren<br />
<strong>und</strong> Human-Präparaten geübt. Da die<br />
klinische Versorgung von Leber-Rupturen<br />
oder auch die Durchführung von Thorakotomien<br />
in der klinischen Realität zunehmend<br />
schwerer auszubilden ist, ist dieser Kurs von<br />
hoher Bedeutung <strong>und</strong> wird entsprechend<br />
nachgefragt. Allerdings ist der Aufwand<br />
sehr groß <strong>und</strong> der Kurs daher teuer. Es findet<br />
eine enge Kooperation mit der B<strong>und</strong>eswehr<br />
statt, die dieses Training unter Einsatz chirurgischer<br />
Gesichtspunkte benötigt. Wegen<br />
der außerordentlich günstigen örtlichen Voraussetzungen<br />
finden diese Kurse in Homburg/Saar<br />
statt. Die Fachgesellschaften, die<br />
klinisch bei solchen Vernetzung eingeb<strong>und</strong>en<br />
sind, sind beteiligt <strong>und</strong> auch im DSTC-<br />
Board vertreten.<br />
5. HOTT (Hand Over Team Training) Kurs<br />
Bei diesem Kursformat handelt es sich um<br />
eine Entwicklung der DGU (Gebrauchsmuster<br />
geschützt). Es wird mit diesem<br />
Ausbildungskonzept ein Abschnitt in der<br />
Schwerverletztenversorgung behandelt,<br />
der stressbedingt besonders fehlerbehaftet<br />
ist, die sogenannte Schnittstelle zwischen<br />
Präklinik <strong>und</strong> Klinik. Mit dem Begriff<br />
„Schnittstellen-Problematik“ werden unter<br />
anderem die besonders häufigen Kommunikationsschwierigkeiten<br />
bei der Übergabe<br />
des Patienten von der präklinischen Versorgung<br />
in die klinische Versorgung (Hand<br />
Over) bezeichnet. Der Kurs baut auf einem<br />
bestehenden Simulationstraining der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Rettungsflugwacht (Leiter: Gerson<br />
Conrad) auf, das zusammen mit dem Tübinger<br />
Patientensicherheits- <strong>und</strong> Simulationszentrum<br />
TÜPASS entwickelt wurde. Die<br />
Unfallchirurgie Freiburg hat zusätzliche<br />
medizinische Elemente <strong>und</strong> Inhalte des<br />
Crew Resource Managements (CRM) in das<br />
Konzept eingebracht. Als Gr<strong>und</strong>lage dient<br />
dabei das Berichts- <strong>und</strong> Lernsystem Critical<br />
Incident Reporting (CIRS), das anonym gemeldete<br />
kritische Ereignisse in der Medizin<br />
zusammenführt. Die Teilnehmer stellen<br />
Schockraumsituationen nach, die in der<br />
Praxis zu wirklichen Fehlern geführt haben.<br />
Elemente des von der DGU entwickelten<br />
Safe Trac-Konzeptes ergänzen das Simulationstraining<br />
an Puppen (sogenanntes Skills<br />
Training).<br />
Der Kurs hat das übergeordnete Ziel,<br />
mögliche Fehler zu vermeiden <strong>und</strong> die Patientensicherheit<br />
zu erhöhen, er ist ein Projekt<br />
der Initiative "Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie". Auch auf<br />
europäischer Ebene ist diese mit Fehlern behaftete<br />
Periode als dringlich verbesserungswürdig<br />
bekannt – siehe dazu die Website<br />
http://www.handover.eu.<br />
HOTT richtet sich vorrangig an bereits<br />
aktiv im Beruf stehende Chirurgen, Anästhesisten,<br />
Notärzte sowie an die an der<br />
Notfallversorgung beteiligten Pflege- <strong>und</strong><br />
Rettungskräfte.<br />
Der Kurs soll sowohl in Kliniken zum interdisziplinären<br />
<strong>und</strong> interprofessionellen<br />
Team-Training als auch an festen Standorten<br />
durchgeführt werden.<br />
Der nationale Kursdirektor <strong>für</strong> HOTT wird<br />
der Unfallchirurg PD Dr. Peter Strom aus<br />
Freiburg sein, zum „Entwicklungs-Team“ gehören<br />
Prof. Dr. Udo Obertacke (Mannheim)<br />
<strong>und</strong> weitere Mitglieder der Sektion NIS, die<br />
Zusammenarbeit mit DRF <strong>und</strong> ADAC ist<br />
dauerhaft geplant.<br />
Das ATLS®-Board hat kürzlich entschieden,<br />
dass mit wenigen zusätzlichen Ausbildungseinheiten<br />
dieser Kurs als ATLS®-<br />
Refresherkurs anerkannt wird (ATLS® geschulte<br />
Ärzte müssen prinzipiell alle 4 Jahre<br />
zum Erhalt der ATLS®-Anerkennung einen<br />
Refresherkurs absolvieren).<br />
Die AUC organisiert die CRM-basierte<br />
Ausbildung der Instruktoren, die Kurse <strong>und</strong><br />
vertreibt die Lizenz.<br />
6. Fit-after-eight (berufsbegleitende<br />
Weiterbildung im Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie, 8 Module)<br />
der DGOU<br />
Im Auftrag der DGOU ist die AUC <strong>für</strong> die<br />
Organisation dieser Kurse zuständig. Die<br />
außerordentlich arbeitsaufwändige Erstel-<br />
lung der Module durch die Arbeitsgruppe<br />
um Prof. Dr. Mutschler (München) wird<br />
finanziell unterstützt. Diese Kurse verfolgen<br />
ein modernes Lehr- <strong>und</strong> Lern-Konzept,<br />
so werden zum Beispiel der bisher weithin<br />
übliche Frontalunterricht vermieden <strong>und</strong><br />
stattdessen aktivierende Lehrmethoden<br />
wie etwa das problemorientierte Lernen<br />
an realistischen Einzelfällen <strong>und</strong> Alltagssituationen<br />
angewandt. Diese Art des interaktiven<br />
Lernens fordert die Mitarbeit der<br />
Teilnehmer jedoch deutlich mehr, als die<br />
üblichen, eher „passiven“ Kompaktkurse<br />
zur Vorbereitung auf den Facharzt kurz vor<br />
der Prüfung. Es mag hinzukommen, dass<br />
die kontinuierliche, den Beruf begleitende<br />
Lernanstrengung noch nicht den notwendigen<br />
Stellenwert hat, der ihr eigentlich<br />
zukommt. Es mag auch dem einen oder anderen<br />
Adressaten schwer fallen, neben der<br />
erheblichen klinischen Belastung acht Module<br />
zu absolvieren. Daher ist die Kurskapazität<br />
noch nicht vollständig ausgelastet <strong>und</strong><br />
die Finanzierung dieses Kursformates noch<br />
problematisch.<br />
Es wird dringend an die Mitglieder appelliert,<br />
die jüngeren Kollegen zur Teilnahme<br />
an diesen Kursen zu motivieren: Hier die<br />
Internetseite www.dgou-fit-after-eight.de/<br />
de/anmeldung/index.html<br />
7. PA (Physician Assistant) – Bachelor of<br />
Science Physician Assistance, Schwerpunkt<br />
Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
Den neuen berufsbegleitenden, dreijährigen<br />
Bachelor-Studiengang an der Steinbeis-Hochschule<br />
in Berlin mit dem Ziel Physician<br />
Assistant im Schwerpunkt Orthopädie<br />
/ Unfallchirurgie haben 7 Studenten im<br />
Oktober 2010 aufgenommen.<br />
Im Auftrag der DGOU ist die AUC <strong>für</strong> die<br />
Organisation von Orthopädie/unfallchirurgischer<br />
Seite zuständig, zum Beispiel mit<br />
der Auswahl, Benennung <strong>und</strong> Organisation<br />
der Dozenten <strong>für</strong> den theoretischen Unterricht<br />
in Berlin oder auch <strong>für</strong> die Qualitätssicherung<br />
des Unterrichts in den Heimatkliniken<br />
der Studenten, der im Rahmen der<br />
praktischen Tätigkeit an den verschiedenen<br />
Ausbildungs-Stationen unter Betreuung<br />
eines Mentors fortlaufend erfolgt. Dieser<br />
Ausbildungsabschnitt wird „Transferteil“<br />
des Studiums genannt.<br />
Die Ausbildungsleitung im Schwerpunkt<br />
Orthopädie/Unfallchirurgie obliegt Professor<br />
Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />
(Frankfurt; Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Versorgungs-<br />
<strong>und</strong> fachbezogene Fragen der<br />
DGOU) <strong>und</strong> Dr. med. Andreas Bonk (ebenfalls<br />
Frankfurt).<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 47<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
48<br />
II Geschäftsbereich<br />
Versorgungsstrukturen <strong>und</strong><br />
Qualitätsmanagement<br />
1. TraumaNetzwerk D DGU<br />
Neben der AKUT-Geschäftsstelle in Marburg,<br />
die sich in erster Linie inhaltlich mit<br />
der TraumaNetzwerk D DGU Bildung befasst<br />
(Beratung, Kontrolle) – <strong>für</strong> die AKUT-<br />
Geschäftsstelle wurde eine hauptamtliche<br />
Mitarbeiterin, Frau Dankowski, im Februar<br />
2010 bei der Akademie eingestellt – ist die<br />
Akademie der Unfallchirurgie als Vertragspartner<br />
der TraumaNetzwerke-Kliniken mit<br />
einer Reihe von organisatorischen Aufgaben<br />
betraut. Bei h<strong>und</strong>erten von Kliniken im<br />
Traumanetz D DGU erfordern die Abwicklung<br />
der Finanzen zusammen mit der Firma Diocert<br />
<strong>und</strong> der Aufbau <strong>und</strong> die Pflege einer<br />
Datei <strong>für</strong> die Zeitpunkte der Re-Auditierung<br />
einen erheblichen Arbeitsaufwand.<br />
Mittlerweile ist der Ruf des Traumanetzes<br />
D DGU <strong>und</strong> der Traumazentren<br />
nach den Empfehlungen des Weißbuchs<br />
auch über die Grenzen unseres Landes hinausgelangt,<br />
so wünschte zum Beispiel eine<br />
Klinik in Dubai nach den Empfehlungen des<br />
Weißbuches auditiert zu werden. Die Verträge<br />
mit ausländischen Kliniken werden<br />
ebenfalls durch die AUC betreut. Es besteht<br />
die Absicht, das System Traumanetz D DGU<br />
gegebenenfalls anderen Ländern anzubieten.<br />
2. TraumaRegister D DGU<br />
Das Traumaregister D DGU (sogenanntes<br />
früheres „großes Traumaregister“) wurde in<br />
organisatorischer <strong>und</strong> finanzieller Verantwortung<br />
der Akademie in eine neue Datenbank<br />
übergeführt. Zur Online-Eingabe ist<br />
dieses seit dem März 2010 betriebsbereit,<br />
bei der Überführung der Datenbanken wurde<br />
das Register entsprechend bereinigt <strong>und</strong><br />
neu aufgestellt.<br />
Das TraumaRegister QM , in das alle TraumaNetzwerk-Kliniken<br />
die Patientendaten<br />
aller Schwerverletzten eingeben sollen,<br />
wurde ebenfalls eingerichtet <strong>und</strong> ist seit<br />
März 2010 online betriebsbereit. Die Gebühren<br />
<strong>für</strong> dieses Register, die ab dem 2.<br />
Jahr nach Auditierung einer Klinik in Höhe<br />
von 500 € anfallen werden, werden durch<br />
die Akademie abgerechnet.<br />
Um die Qualität des Traumaregister D D-<br />
GU sicherzustellen beziehungsweise zu verbessern,<br />
wurde zwischenzeitlich ein externes<br />
Audit durchgeführt, daraus hat sich vor<br />
allem ergeben, dass bei der Größe <strong>und</strong> dem<br />
Umfang der Register, die durch die DGU<br />
beziehungsweise AUC geführt werden,<br />
eine Professionalisierung des Betriebes des<br />
Regis ters unumgänglich ist. Die AUC hat<br />
daher seit dem 1.10.2010 die Diplom-Biologin<br />
Frau Ulrike Nienaber als Beauftragte<br />
<strong>für</strong> Qualitätssicherung eingestellt. Frau Nienaber<br />
war zuvor schon als Mitarbeiterin des<br />
IFOM in Köln mit dem Traumaregister D D-<br />
GU befasst, sie wird ihre zukünftige Arbeit<br />
allerdings darüber hinaus ausdehnen <strong>und</strong><br />
verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
im Traumanetz D DGU übernehmen.<br />
3. TeleKooperation TNW<br />
Die Kommunikation ist eine unverzichtbare<br />
Funktion in jedem TraumaNetzwerk. Entsprechend<br />
ist auch im Weißbuch Schwerverletztenversorgung<br />
der DGU gefordert,<br />
dass jedes TraumaNetzwerk bei der Zertifizierung<br />
beschreibt, mit welcher Methode<br />
Röntgenbilder <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>legenden Informationen<br />
zu den Patienten – sei es zum<br />
Konzil oder begleitend bei der Verlegung –<br />
übermittelt beziehungsweise ausgetauscht<br />
werden.<br />
Die Kooperation zum Wohle der Patienten<br />
baut auf einer wirksamen <strong>und</strong><br />
schnellen Kommunikation zwischen den<br />
Partnern in den jeweiligen TraumaNetzwerken<br />
auf. Anfangs wird sich diese Kommunikation<br />
vor allem auf den Austausch von<br />
Röntgenbildern konzentrieren, häufig wird<br />
es sich zum Beispiel um neurochirurgische<br />
Fragestellungen handeln. Die Probleme bei<br />
der teleradiologischen Verknüpfung von<br />
Kliniken sind jedoch teilweise außerordentlich<br />
groß, die technischen Voraussetzungen<br />
bei den einzelnen Kliniken sind sehr unterschiedlich,<br />
die Stellungnahmen der jeweiligen<br />
IT-Spezialisten zur Umsetzbarkeit in<br />
den Krankenhäusern fallen ebenfalls sehr<br />
different <strong>und</strong> meistens „problemsteigernd“<br />
aus.<br />
Vor allem die Hürden des Datenschutzes<br />
<strong>und</strong> die gegebenenfalls erforderliche Beschaffung<br />
von Hardware stellen <strong>für</strong> viele<br />
Kliniken größere Probleme dar, die sie aus<br />
eigener Kraft nicht überwinden können. Daher<br />
<strong>und</strong> wegen der gr<strong>und</strong>legenden Bedeutung<br />
der Kommunikation hat die DGU beschlossen,<br />
den unfallchirurgischen Kliniken<br />
im TraumaNetzwerk D DGU bei der Realisierung<br />
der Kommunikation zwischen den Kliniken<br />
Hilfestellung zu leisten <strong>und</strong> das Projekt<br />
eines zentralen Teleradiologiesystems<br />
<strong>für</strong> alle TraumaNetzwerke in Deutschland<br />
in Angriff zu nehmen. Die DGU hat mit der<br />
Durchführung dieses Projektes die AUC betraut.<br />
Zurzeit befinden wir uns in den Vorbereitungen<br />
dieses Projektes, nach einem<br />
Workshop mit möglichen Anbietern <strong>und</strong><br />
externen Beratern hat sich nach einer Vortragsveranstaltung<br />
im Rahmen des DKOU<br />
spontan eine Arbeitsgruppe aus Kommunikationsbeauftragten<br />
verschiedener Trau-<br />
maNetzwerke gebildet. Diese Arbeitsgruppe<br />
hat unter Beratung durch unabhängige,<br />
Teleradiologie erfahrene Spezialisten mehrfach<br />
getagt <strong>und</strong> ein Lastenheft als Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> eine Ausschreibung erstellt.<br />
Das Teleradiologie System soll zum Beispiel<br />
folgende Voraussetzungen erfüllen:<br />
Die Errichtung des Teleradiologie-Systems<br />
(Lizenzen, zentraler Server, Erstellung<br />
der Applikationen zu einfachen Anwendungen)<br />
soll <strong>für</strong> die Kliniken kostenlos sein;<br />
die Anschaffung einer besonderen Hardware<br />
soll nicht erforderlich sein (ein Rechner<br />
mit Internet-Zugang genügt); bei der<br />
Implementierung wird mit Fachleuten geholfen<br />
werden. Sämtliche zurzeit geltende<br />
Regeln des Datenschutzes müssen erfüllt<br />
sein. Das System muss an die unterschiedlichsten<br />
technischen Voraussetzungen der<br />
jeweiligen Kliniken flexibel anpassbar sein.<br />
Die Anbindung an andere, bestehende Teleradiologienetze<br />
muss komplikationslos<br />
möglich sein. Das 1. Jahr des Betriebes soll<br />
<strong>für</strong> die Kliniken kostenlos sein, danach wird<br />
eine Gebühr <strong>für</strong> Betrieb, Datenspeicherung<br />
<strong>und</strong> entsprechende Pflege der Software <strong>und</strong><br />
Lizenzen erforderlich sein.<br />
Die Planungen sehen ein funktionsfähiges,<br />
den genannten Anforderungen genügendes<br />
Teleradiologie-Basissystem über<br />
einen zentralen Serverpark vor.<br />
Es soll zusätzlich möglich sein, auf<br />
Wunsch <strong>und</strong> gegen eine entsprechende Gebühr,<br />
Module mit höherer Funktionalität zu<br />
erwerben.<br />
Wir hoffen, dass dieses Teleradiologienetz<br />
bis zum Ende des Jahres schrittweise in<br />
Deutschland verwirklicht werden kann <strong>und</strong><br />
dass damit die Qualität <strong>und</strong> Sicherheit im<br />
TraumaNetzwerk D DGU <strong>für</strong> die schwerverletzten<br />
Patienten gesteigert werden können.<br />
Die Aufgaben, die die AUC zunehmend im<br />
Jahre 2010 übernommen hat, waren nur<br />
dadurch zu bewältigen, dass die AUC zu Anfang<br />
des Jahres 2010 zwei außerordentlich<br />
tüchtige Mitarbeiterinnen <strong>für</strong> die Geschäftsstelle<br />
der Akademie in München hauptamtlich<br />
einstellen konnte, Frau Ursula Salcher<br />
<strong>und</strong> Frau Tamara Weigelt. Da beide in ihrer<br />
früheren Tätigkeit bereits <strong>für</strong> die AUC gearbeitet<br />
hatten, konnten die Aufwärtsentwicklung<br />
<strong>und</strong> die zunehmende Arbeitslast mit<br />
hervorragendem Ergebnis bewältigt werden.<br />
Prof. Dr. med. Johannes Sturm<br />
Geschäftsführer der AUC –<br />
Akademie der Unfallchirurgie GmbH<br />
c/o AUC-Geschäftsstelle<br />
Schillerstr. 37aa<br />
80336 München<br />
E-Mail: gf@auc-online.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Advanced Trauma Care for Nurses (ATCN)<br />
Jetzt auch in Deutschland verfügbar!<br />
T. Pohlemann<br />
Nach intensiven Vorbereitungen fand vom<br />
11. bis 13. März <strong>2011</strong> der Inaugurationskurs<br />
ATCN in Hamburg unter der Leitung von<br />
Dr. Thorsten Lange, Chefarzt der Klinik <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie, <strong>und</strong> Frau<br />
Margot Dietz-Wittstock, Bereichsleitung der<br />
Zentralen Notaufnahme, beide Ev.-Luth. Diakonissenanstalt<br />
zu Flensburg, statt.<br />
Der diesmal im Bildungszentrum<br />
Schlump der DRK Schwesternschaft Hamburg<br />
durchgeführte Kurs wendet sich an<br />
examinierte Pflegekräfte <strong>und</strong> umfasst in<br />
Anlehnung an das ATLS® Konzept <strong>für</strong> Ärzte<br />
ein sehr intensives 2,5 tägiges theoretisches<br />
<strong>und</strong> praktisches Fortbildungsprogramm mit<br />
anschließender Prüfung <strong>und</strong> Zertifikat zum<br />
Notfallmamanagement von Schwerverletz-<br />
ten. Die Akademie der Unfallchirurgie (AUC)<br />
ist im Auftrag der DGU Lizenznehmer dieses<br />
zwischenzeitlich in weltweit 13 Ländern<br />
erfolgreich angebotenen Konzeptes. Mittelfristig<br />
sollen ATLS-Kurse <strong>und</strong> ATCN-Kurse<br />
parallel am gleichen Ort veranstaltet werden,<br />
um die beim Polytraumamanagement<br />
erforderliche Interprofessionalität auch auf<br />
Kursebene abzubilden.<br />
Im Rahmen eines Besuchs konnte ich<br />
mich von der perfekten Vorbereitung <strong>und</strong><br />
professionellen Durchführung dieses ersten<br />
Kurses überzeugen, der nach einem vorbereitenden<br />
Providerkurs im Dezember 2010 <strong>und</strong><br />
dem direkt vorangegangenen Instruktorenkurs<br />
nun nochmals unter der Supervision des<br />
Internationalen Kursdirektors Richard Henn<br />
<strong>und</strong> weiteren Schweizer Instruktoren stattfand.<br />
Die Kursteilnehmer waren aus ganz<br />
Deutschland angereist <strong>und</strong> hoch motiviert.<br />
In direkten Gesprächen war zu erkennen,<br />
dass auf Seite der Pflege ein großes Interesse<br />
<strong>für</strong> ein derartiges Kursformat besteht.<br />
Ein nächster Kurs ist im Mai <strong>2011</strong> erneut in<br />
Hamburg geplant, weitere Informationen<br />
unter www.auc-online.de <strong>und</strong> www.atcn.de.<br />
Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit<br />
sehr hohem persönlichen Engagement <strong>und</strong><br />
Einsatz erneut die Initiative ergriffen haben,<br />
um die Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in der<br />
Schwerverletztenbehandlung in Deutschland<br />
zu verbessern!<br />
T. Pohlemann<br />
Inagurationskurs ATCN Hamburg: Dr. Stange, Prof. Dr. Pohlemann, Dr. Lange, Frau Dietz-Wittstock, Richard Henn, Dr. Münzberg, Dr. Zuck & die ATCN-Instruktoren<br />
Sonja Kapp, Michael Eulenberg, Kirsten Kablau, Maria Haen, Rudolf Petersen, Hubert Heckel, Carsten zu Putlitz (v. l.)<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 49<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
50<br />
Inaugurationskurs ATCN in Hamburg<br />
T. Lange, C. G. Wölfl, M. Münzberg, J. Sturm<br />
Im Jahre 1982 wurde ein Kursformat namens<br />
„ATLS forNurses“ in den USA gestartet.<br />
Die Schwestern absolvierten<br />
den größten Teil des ATLS Kurses mit den<br />
Ärzten zusammen. Dieses Kursformat<br />
sollte nicht nur ein verbessertes Outcome<br />
<strong>für</strong> die schwerverletzten Patienten erreichen,<br />
sondern auch das Teamwork <strong>und</strong> das<br />
Verständnis zwischen den verschiedenen<br />
Berufsgruppen verbessern. Im Verlauf der<br />
Jahre wurde das Format äußerst erfolgreich<br />
<strong>und</strong> wurde mehrmals unter anderer<br />
Leitung umbenannt – zunächst in “Trauma<br />
Nursing Course“ – einige Zeit später in<br />
„Trauma Care forNurses“. Erst eine Gruppe<br />
aus Arizona implementierte nach erfolgreichem<br />
Abschluss dieses Kursformates ein<br />
ähnliches Programm, welches begleitend,<br />
aber trotzdem eigenständig zum ATLS Kurs<br />
stattfinden sollte. Dies war die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />
von ATCN (Advanced Trauma Care<br />
forNurses). Nach mehreren erfolgreichen<br />
Kursen in Arizona wurde das Programm<br />
zunehmend in anderen Staaten der USA<br />
durchgeführt. 1998 wurde ATCN schließlich<br />
ein Programm unter der Führung der<br />
STN (Society of Traumanurses) – einer Vereinigung<br />
der Pflegekräfte, die in der Traumaversorgung<br />
arbeiten. Nur 2 Jahre später<br />
wurde der ATCN-Kurs offiziell vom American<br />
College of Surgeons (ACS) anerkannt<br />
<strong>und</strong> es entstand ein nationales Kursprogramm.<br />
ATCN wird international<br />
Mit der steigenden internationalen Bekanntheit<br />
der ATLS-Kurse gab es auch immer<br />
mehr Anfragen, einen ATCN-Kurs in<br />
anderen Ländern zu implementieren. Die<br />
ersten internationalen Kurse fanden in<br />
Hongkong statt. In Europa werden seit 2001<br />
ATCN-Kurse angeboten (Dänemark, Schweden,<br />
Spanien, Italien, Schweiz etc).<br />
In Deutschland wurde mit der Einführung<br />
des präklinischen PHTLS-Kursformates<br />
(Prehospital Trauma Life Support) eine Diskussion<br />
um eine einheitliche <strong>und</strong> integrierende<br />
Versorgung durch alle Berufsgruppen,<br />
die bei der Behandlung von Schwerverletzten<br />
präklinisch <strong>und</strong> im Schockraum mitwirken,<br />
geführt. Bei der Verbesserung der<br />
Schnittstelle Präklinik <strong>und</strong> Klinik im Schockraum<br />
nach der Einführung der PHTLS-Kurse<br />
war die Integration der Pflegekräfte ein weiterer<br />
wichtiger Schritt, das gemeinsame Ziel<br />
zu erreichen. Gerade um die gemeinsame<br />
Sprache (ABCDE) <strong>und</strong> Behandlungsabläufe<br />
beizubehalten, wurde im nationalen ATLS<br />
Board <strong>und</strong> in der AUC der DGU (Akademie<br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie) die Möglichkeit zur<br />
Einführung eines ATCN-Kursformates in<br />
Deutschland erörtert. Dies waren die ersten<br />
Züge von ATCN in Deutschland. Dr. Thorsten<br />
Lange, Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie Diakonissenkrankenhaus<br />
Flensburg <strong>und</strong> langjähriger ATLS-Instruktor<br />
<strong>und</strong> Kursdirektor, übernahm diese<br />
visionäre Aufgabe, das Kursformat nach<br />
Deutschland zu holen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit der Pflegerischen Leitung<br />
der Zentralen Notaufnahme der DIAKO<br />
Flensburg – Frau Dietz-Wittstock – wurden<br />
erste Kontakte zu Richard Henn (Chairman<br />
ATCN International) geknüpft <strong>und</strong> ein erster<br />
Fahrplan erstellt. Alle Beteiligten waren sofort<br />
„Feuer <strong>und</strong> Flamme“ <strong>für</strong> dieses Projekt.<br />
Nach zahlreichen Gesprächen mit Richard<br />
Henn war eine Einführung des ATCN Kurses<br />
in Deutschland in greifbarer Nähe. Jedoch<br />
stand das Projekt kurz vor dem Ende, bevor<br />
es überhaupt beginnen konnte. Die Suche<br />
nach einer Schirmherrschaft <strong>und</strong> einem<br />
verantwortlichen Organisator innerhalb der<br />
verschiedenen Berufsverbände der Pflege-<br />
Ziele des ATCN Kurses:<br />
■ Integration der Meldung der Rettungs leitstelle<br />
in die Vorbereitung des Schockraums<br />
■ Organisierter Ablauf nach dem<br />
ABCDE Schema im Primary Survey<br />
■ Prioritätenorientiertes Arbeiten<br />
■ Erstbehandlung des verletzten<br />
Patien ten<br />
■ Schnellstmögliche Festlegung der definitiven<br />
Versorgung unter Berücksichtigung<br />
der vorhandenen Ressourcen im entsprechenden<br />
Krankenhaus<br />
ATCN Provider Course Schedule (3)<br />
First day<br />
Initial Assessment & Management – Airway<br />
and Ventilatory Management – Shock – Thoracic<br />
Trauma – Abdominal Trauma – Practical<br />
Skills Stations: Airway, Hemorrhagic Shock<br />
and Initial Assessment<br />
Second day<br />
Head Trauma – Spinal Trauma – Musculoskeletal<br />
Trauma – Secondary Survey Demonstration<br />
– Practical Skills Stations: Pediatrics,<br />
Neurotrauma, Immobilization – Burn and<br />
Cold Injury – Pediatric Trauma & Trauma in<br />
Women – Transfer to Definitive Care<br />
kräfte blieb erfolglos. Auch bei einem gemeinsamen<br />
Treffen – unter Beteiligung von<br />
Prof. Sturm (Geschäftsführer der AUC) – auf<br />
dem Jahreskongress der DGOU 2009 in Berlin<br />
wollte zunächst keine Organisation die<br />
Verantwortung übernehmen. Die Berufsverbände<br />
der Pflege begrüßten einheitlich<br />
die Einführung dieses neuen Konzeptes,<br />
sahen sich jedoch nicht in der Lage, finanzielle<br />
Risiken <strong>und</strong> eine Vorfinanzierung zu<br />
übernehmen.<br />
Nach Gesprächen im Vorstand der DGU<br />
<strong>und</strong> mit großer Unterstützung des Geschäftsführers<br />
der AUC – Prof. Sturm – erfolgte<br />
Anfang 2010 die Zusage zur Finanzierung<br />
dieses Programmes durch die AUC<br />
der DGU. Allen Beteiligten war bewusst, wie<br />
wichtig die Einbeziehung der Pflegekräfte in<br />
die Traumaversorgung ist.<br />
Bei dem ATCN-Kurs handelt es sich nicht um<br />
den „kleinen Bruder“ des ATLS-Kurses <strong>für</strong><br />
Ärzte. Im Gegenteil: Durch die eigens entwickelten<br />
Skill-Stationen <strong>und</strong> speziell da<strong>für</strong><br />
trainierten Instruktoren, die alle einheitlich<br />
aus der Pflege kommen, wurde der Kurs<br />
speziell auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte<br />
abgestimmt (� Box 1).<br />
Die ATCN-Ausbildung ist eine Ausbildung<br />
mit Anforderungen auf höchstem Niveau.<br />
Es ist geplant, den Kurs mit einem ATLS-<br />
Kurs zu verknüpfen; beide unterliegen den<br />
gleichen theoretischen <strong>und</strong> praktischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen sowie den pädagogischen<br />
Prinzipien (1).<br />
Der ATCN Kurs eignet sich <strong>für</strong> Pflegefachpersonen,<br />
die mit schwerverletzten<br />
Patienten arbeiten. So werden gerade Pflegende<br />
aus Notaufnahmen <strong>und</strong> der Anästhesie<br />
sowie auf chirurgischen Intensivstationen<br />
angesprochen (2).<br />
Im Dezember 2010 fand im Bildungszentrum<br />
Schlump / Hamburg ein Schweizer<br />
ATCN-Kurs mit deutschen Teilnehmern<br />
statt. Aus allen erfolgreichen Teilnehmern<br />
wurden hier die ersten Instruktorenkandidaten<br />
ausgewählt <strong>und</strong> zum Instruktorenkurs<br />
nach Flensburg eingeladen. Der Kurs<br />
in Flensburg vom 8. bis 9. März <strong>2011</strong> wurde<br />
von keinem Geringeren als Richard Henn<br />
(Chairman ATCN International) <strong>und</strong> Schweizer<br />
ATCN-Instruktoren durchgeführt. Alle<br />
Teilnehmer waren begeistert von dem Kurs<br />
<strong>und</strong> fuhren mit großem Engagement <strong>und</strong><br />
großem Tatendrang bereits einen Tag später<br />
zum Inaugurationskurs nach Hamburg.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Dieser ATCN-Kurs fand vom 11. bis 13. März<br />
im Bildungszentrum Schlump statt. Auf die<br />
ersten 16 Teilnehmer warteten 2 1/2 spannende<br />
Tage mit Vorträgen <strong>und</strong> Skill-Stationen.<br />
Die Themen waren fachübergreifend<br />
<strong>und</strong> enthielten das gesamte Spektrum der<br />
Traumaversorgung (� Box 2; 3). Die Vorträge<br />
wurden dabei von erfahrenen ATLS-<br />
Instruktoren gehalten. Die ATCN-Faculty<br />
setzte sich dabei aus den frisch „gebackenen“<br />
Instruktorenkandiaten <strong>und</strong> Schweizer<br />
Instruktoren zusammen.<br />
Im Verlauf des Kurses wurde feierlich die<br />
Urk<strong>und</strong>e zur offiziellen Anerkennung des<br />
ATCN-Kurses in Deutschland von Richard<br />
Henn an Prof. Sturm (Geschäftsführer AUC),<br />
Dr. Thorsten Lange (Nationaler Kursdirektor<br />
ATCN) <strong>und</strong> Dr. Christoph Wölfl (Nationaler<br />
Kursdirektor ATLS) übergeben (� Abb. 1).<br />
Wie wichtig <strong>und</strong> erfolgreich dieser Kurs<br />
ist, kann man nicht nur in den Kommentaren<br />
<strong>und</strong> der begeisternden Mitarbeit<br />
der Teilnehmer sehen, sondern auch in der<br />
Rede des Präsidenten der DGU <strong>und</strong> DGOU<br />
Prof. Dr. Pohlemann, der eigens da<strong>für</strong> nach<br />
Hamburg gereist war. Er betonte bei dieser<br />
Rede besonders, wie überaus wichtig die<br />
Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
ist <strong>und</strong> dass der ATCN-Kurs das<br />
letzte fehlende Glied in der einheitlichen<br />
Versorgung von polytraumatisierten Pati-<br />
Abb. 1 Offizielle Urk<strong>und</strong>eübergabe ATCN – Hamburg: Prof. Dr. Sturm, Richard Henn, Dr. Wölfl,<br />
Frau Dietz-Wittstock, Dr. Lange (v. r.)<br />
enten darstellt. Weitere ATCN-Kurse werden<br />
noch dieses Jahr stattfinden. Alle Beteiligten<br />
(ATCN-Faculty, ATLS-Faculty, AUC) freuen<br />
sich auf die weitere Zukunft der Kursformate<br />
<strong>und</strong> hoffen so die Versorgung der<br />
Patienten noch weiter zu verbessern <strong>und</strong><br />
sicherer zumachen.<br />
Weitere Informationen finden sie unter:<br />
www.atcn.de, www.auc-online.de<br />
Literatur<br />
1 www.notfallpflege.ch; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />
2 www.atcn.ch; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />
3 www.traumanurses.org; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />
Dr. Thorsten Lange<br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
Ec.-Luth. Diakonissenanstalt zu Flensburg<br />
Zentrum <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Diakonie<br />
Knuthstr. 1<br />
24939 Flensburg<br />
Bericht aus dem Ausschuss Vertretung<br />
Niedergelassener Vertragsärzte (ANV)<br />
P. Kalbe<br />
Erstmals hatten die niedergelassenen Unfallchirurgen<br />
die Möglichkeit, ihre aktuellen<br />
Probleme in einer eigenen Sitzung auf dem<br />
DKOU 2010 in Berlin darzustellen. Die Veranstaltung<br />
war mit ca. 70 Teilnehmern gut<br />
besucht <strong>und</strong> die rege Diskussion zeigte,<br />
dass die Programmplanung die Interessen<br />
der Niedergelassenen abdeckte.<br />
Röntgen <strong>und</strong> MRT<br />
Dr. Max von Seebach, Unfallchirurg in einer<br />
Einzelpraxis aus Berlin, stellte noch einmal<br />
die Probleme dar, die sich aus der Weiterbildungsordnung<br />
<strong>für</strong> den neuen Facharzt <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ergeben.<br />
Der komplexe Zusammenhang mit der Ge-<br />
nehmigung zur Erbringung von Röntgenleistungen<br />
unter Beachtung des § 136 SGB V<br />
(Qualitätssicherung) wurde erläutert. Die<br />
Auswirkungen auf bereits niedergelassene<br />
Unfallchirurgen mit Röntgengenehmigung<br />
sind zu vernachlässigen, aber es stellt sich<br />
ein großes Problem <strong>für</strong> die Nachfolger-Generation.<br />
Von Seebach riet dringend dazu,<br />
die Zusatzweiterbildung „Röntgendiagnostik-fachgeb<strong>und</strong>en-Skelett“<br />
zu erwerben.<br />
Dies gilt insbesondere auch <strong>für</strong> Chefarzt-<br />
Aspiranten, die nur dann auch eine Befugnis/Zulassung<br />
<strong>für</strong> die Weiterbildung in der<br />
Skelett radiologie beantragen können. Nur<br />
so ist gewährleistet, dass wir den Nachwuchs<br />
in unserem Fach komplett weiterbilden<br />
können, ohne auf das Wohlwollen der<br />
Radiologen angewiesen zu sein. Nachdem<br />
die Anträge auf Wiedereingliederung der<br />
Teilradiologie in die Muster-Weiterbildungsordnung<br />
auf dem Ärztetag 2010 in Dresden<br />
wieder vertagt wurden, soll nun nach dem<br />
Vorbild der ÄK Berlin versucht werden, dies<br />
regional auch in anderen Landesärztekammern<br />
zu erreichen. Als weiteres Ziel soll<br />
auch die fachbezogene MRT Diagnostik in<br />
die Weiterbildung zum Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie einbezogen werden.<br />
Was macht den niedergelassenen<br />
Unfallchirurgen aus?<br />
Im zweiten Teil der Sitzung versuchte Dr.<br />
Peter Kalbe, Unfallchirurg <strong>und</strong> Orthopäde<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 51<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
52<br />
aus Rinteln, das Tätigkeitsprofil des Unfallchirurgen<br />
in der neuen Säule O <strong>und</strong> U des<br />
Gebietes Chirurgie zu definieren. Knapp die<br />
Hälfte der im Jahr 2009 niedergelassenen<br />
3.623 Chirurgen verfügt über die Schwerpunktanerkennung<br />
„Unfallchirurgie“ <strong>und</strong><br />
bereits 101 Kollegen verfügen über die<br />
Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />
nach der neuen Weiterbildungsordnung<br />
(� Tab. 1, Quelle GBE-B<strong>und</strong>). Die<br />
Anzahl der D-Ärzte unter den niedergelassenen<br />
Chirurgen beläuft sich auf 2.165. Das<br />
bedeutet, dass noch eine erhebliche Anzahl<br />
von Kollegen als D-Arzt tätig ist, die nach<br />
früheren Bestimmungen diesen Status<br />
ohne Schwerpunktbezeichnung erreicht haben.<br />
Deren Zahl wird in den nächs ten Jahren<br />
ständig sinken.<br />
Die Häufigkeit spezifisch unfallchirurgischer<br />
Operationen wurde anhand der<br />
Tracer-Operationen „Osteosynthese des<br />
distalen Radius“ <strong>und</strong> „intramedulläre Drahtung<br />
von Mittelhandfrakturen“ untersucht.<br />
Die zugängliche KBV-Statistik differenziert<br />
nicht nach OPS-Codes, sodass lediglich nach<br />
den betreffenden Leistungsziffern des EBM<br />
(31133 <strong>und</strong> 31134) gesucht werden konnte.<br />
Dabei zeigte sich, dass beide Operationen<br />
sowohl von der Anzahl als auch vom Honoraranteil<br />
<strong>für</strong> die niedergelassenen Chirurgen<br />
keine wesentliche Rolle spielen. Die<br />
am häufigsten durchgeführten ambulanten<br />
Operationen an den Bewegungsorganen<br />
sind Arthroskopien incl. Kreuzbandersatz,<br />
Materialentfernungen <strong>und</strong> periphere Nervendekompressionen.<br />
Diese Eingriffe werden<br />
auch von Orthopäden <strong>und</strong> Allgemeinchirurgen<br />
erbracht <strong>und</strong> sind daher als Indikator<br />
<strong>für</strong> eine spezielle unfallchirurgische<br />
Ausrichtung nicht geeignet.<br />
Somit ergab sich als Identifikationsmerkmal<br />
im Wesentlichen der hohe Anteil von Tätigkeiten<br />
bei der Versorgung von BG-Patienten.<br />
Aus der Kosten- <strong>und</strong> Strukturanalyse des<br />
BDC ist ersichtlich, dass der Umsatzanteil<br />
an BG-Einnahmen bei etwa 13 % liegt, wenn<br />
mindestens ein Partner einer chirurgischen<br />
Praxis D-Arzt ist, <strong>und</strong> nur bei etwa 4 %,<br />
wenn dies nicht der Fall ist (aus allgemeiner<br />
Heilbehandlung). Da<strong>für</strong> liegt aber auch der<br />
Kostensatz bei den D-Ärzten um 4 Prozentpunkte<br />
höher.<br />
Da somit die D-Arzt-Tätigkeit von essenzieller<br />
Bedeutung <strong>für</strong> die niedergelassenen<br />
Unfallchirurgen ist, sieht der ANV-Aus-<br />
Jahr 2000 2006 2009<br />
Niedergelassene Chirurgen 3.764 3.955 3.623<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchir. (incl. Orthopädie) 5.122 5.671 5.789<br />
Schwerpunkt/Teilgebiet Unfallchirurgie 1.128 1.399 1.<strong>63</strong>9<br />
Anteil<br />
Zusatzweiterbildung<br />
30,0 % 35,4 % 45,2 %<br />
Spezielle Unfallchirurgie – 14 101<br />
Anteil 0 0,3 % 2,8 %<br />
Tab. 1 Anteil Unfallchirurgen an den niedergelassenen Chirurgen<br />
schuss der DGU es als einen Schwerpunkt<br />
seiner Tätigkeit, sich in diesem Bereich <strong>für</strong><br />
möglichst optimale Arbeitsbedingungen<br />
einzusetzen. Dazu soll der Schulterschluss<br />
mit der BG-AG des BDC <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esverband<br />
der <strong>für</strong> die BG tätigen Ärzte gesucht<br />
werden.<br />
Zukunft des D-Arztes in der<br />
chirurgischen Praxis<br />
Zum Abschluss der Sitzung informierte<br />
der niedergelassene Unfallchirurg <strong>und</strong><br />
BG-Beratungsarzt Rainer Kübke aus Berlin<br />
das Auditorium über die Änderungen des BG-<br />
Verfahrens ab Januar <strong>2011</strong>. Der Fortfall des<br />
H-Arzt-Verfahrens mit einer Übergangsfrist<br />
von 5 Jahren dürfte nur wenige Chirurgen<br />
betreffen, die meisten H-Ärzte sind Orthopäden.<br />
Ab 1.1.<strong>2011</strong> werden keine neuen<br />
H-Ärzte mehr zugelassen. Die jetzigen<br />
H-Ärzte haben die Möglichkeit, den D-Arzt-<br />
Status zu erlangen, sofern sie die personellen<br />
<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen<br />
(bis auf die zusätzliche Weiterbildung)<br />
nachweisen können. Dies dürfte v. a. bei<br />
den Vorgaben <strong>für</strong> Eingriffsräume bzw. Operationsräume<br />
entsprechend den Vorgaben<br />
der Qualitätssicherung nach § 115b SGB V<br />
Probleme bereiten. Unser Ausschuss sieht<br />
durch das Auslaufen des H-Arzt-Verfahrens<br />
keine gr<strong>und</strong>sätzliche Gefährdung der Versorgung<br />
der Unfallpatienten.<br />
In der Vorbereitungsphase der neuen BG-<br />
Richtlinien wurde viel über eine zukünftige<br />
Bedarfsplanung <strong>für</strong> die Versorgung<br />
mit D-Ärzten diskutiert. Diese entpuppte<br />
sich jetzt als reine Mindestmengen-<br />
Regelung. Für alle D-Ärzte gilt demnach<br />
jetzt das Minimum von 250 D-Fällen / Jahr<br />
im Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Mit<br />
diesem Kriterium dürfte die überwiegende<br />
Zahl der Unfallchirurgen keine<br />
Probleme haben. Allerdings stellt dies<br />
nach den bekannten statistischen Werten<br />
eine weitere Hürde <strong>für</strong> die bisherigen<br />
H-Ärzte dar, die nur auf durchschnittlich<br />
136 Fälle/Jahr kommen.<br />
Neu sind auch deutlich rigidere Vorgaben<br />
<strong>für</strong> die nachzuweisende unfallchirurgische<br />
Fortbildung, zu der jetzt auch verpflichtend<br />
mindestens 2 Veranstaltungen der<br />
BG-Landesverbände innerhalb von 5 Jahren<br />
gehören. Einzelheiten dazu sind noch nicht<br />
schriftlich festgelegt worden.<br />
Für die bisherigen D-Ärzte gilt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
ein Bestandsschutz. Allerdings müssen sich<br />
dem Vernehmen nach auch diese Kollegen<br />
den schärferen Bedingungen der Fortbildungspflicht<br />
<strong>und</strong> der von 150 auf 250 Fälle<br />
angehobenen Mindestmenge stellen.<br />
Es gibt allerdings auch Erleichterungen,<br />
indem die nicht mehr zeitgemäße unfallärztliche<br />
Bereitschaft am Sonnabendvormittag<br />
von 8 – 13 Uhr gestrichen wurde.<br />
Unserer Forderung nach der Möglichkeit,<br />
sich D-ärztlich vertreten zu lassen, wurde<br />
nur teilweise nachgekommen. Die ebenfalls<br />
geforderte Vereinfachung der Anwesenheitspflicht<br />
<strong>für</strong> komplexe (auch überörtliche)<br />
Berufsausübungsgemeinschaften<br />
wurde noch nicht umgesetzt, sodass dort<br />
noch Klärungsbedarf besteht. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
strebt unser Ausschuss ein konstruktives<br />
Verhältnis zur DGUV an <strong>und</strong> wird sich<br />
in den nächsten Monaten intensiv mit den<br />
neuen Bedingungen beschäftigen <strong>und</strong> diese<br />
gemeinsam mit dem BDC <strong>und</strong> dem BVBGÄ<br />
kommentieren.<br />
Dr. Peter Kalbe<br />
Vorsitzender des Ausschusses Vertretung<br />
Niedergelassener Vertragsärzte (ANV) der DGU<br />
Josua-Stegmann-Wall 7<br />
31737 Rinteln<br />
Tel.: 05751/95150<br />
Fax: 05751/951530<br />
E-Mail: kalbe@t-online.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Bericht des Bildungsausschusses<br />
F. Bonnaire<br />
Modulärität der Weiterbildung<br />
Der Bildungsausschuss der DGU diskutierte<br />
im Oktober 2010 anlässlich einer Sitzung<br />
eine Vorlage von Prof. Lob zur „Modularen<br />
Weiterbildung“. Diese war von maßgeblichen<br />
Kreisen der B<strong>und</strong>esärztekammer zur<br />
Modifikation der MBWO 2003 ins Gespräch<br />
gebracht worden <strong>und</strong> soll einer Flexibilisierung<br />
der Weiterbildung <strong>und</strong> Verkürzung der<br />
Weiterbildungsgänge bei zusätzlicher Spezialisierung<br />
dienen. Die Module sollen mit<br />
verschiedenen Subspezialitäten, aber auch<br />
mit anderen Gebieten kompatibel <strong>und</strong> austauschbar<br />
sein.<br />
Als Beispiel wurde „Intensivmedizin“ genannt.<br />
„Wirbelsäulenchirurgie“ oder „Arthroskopie“<br />
könnte in unserem Fach ein<br />
Beispiel sein. Letztlich könnte eine frühere<br />
Spezialisierung in einem Modul zu einer<br />
kürzeren Weiterbildungszeit führen, ohne<br />
dass Zusatzbezeichnungen mit Zeitvorgaben<br />
erworben werden müssen. Schon die<br />
Diskussion im Ausschuss, aber auch die<br />
Vorstellung des Modells im Präsidialrat im<br />
November 2010 führte zu kontroversen Diskussionen<br />
über die Vor- <strong>und</strong> Nachteile des<br />
Modells.<br />
Letztendlich wurde die Diskussion auch ins<br />
Junge Forum getragen, von wo eine ablehnende<br />
Haltung formuliert wurde. Auch im<br />
Präsidialrat war man einhellig der Meinung,<br />
dass die derzeitige WBO in der bestehenden<br />
Form dem Fachgebiet gerecht wird <strong>und</strong> zu<br />
neu in der Umsetzung ist, als dass sie jetzt<br />
verändert werden könnte. Man möchte zunächst<br />
abwarten, wie sich die neuen Fachärzte<br />
<strong>für</strong> Orthopädie/Unfallchirurgie, die ja<br />
gerade erst 1 – 2 Jahre ernannt sind, in den<br />
Alltag des beruflichen Lebens einbringen<br />
<strong>und</strong> die „Spezielle Unfallchirurgie“ auf keinen<br />
Fall aufweichen. Im Gegenteil sollte<br />
eine besondere Beachtung der Vertiefung<br />
bezüglich der Inhalte dieser Zusatzweiterbildung<br />
<strong>und</strong> deren Erwerb erfolgen. Durch Einführung<br />
von Modulen könnte diese Zusatz-<br />
bezeichnung aufgeweicht werden <strong>und</strong> es<br />
werden „Frühspezialisten mit Schmalspurweiterbildung“<br />
be<strong>für</strong>chtet. Eine solche Entwicklung<br />
würde <strong>für</strong> den gesamten Weiterbildungsrahmen<br />
als ungünstig angesehen.<br />
Es wurde der Vorschlag eingebracht, die<br />
Zusatzbezeichnung „Spezielle Unfallchirurge“<br />
gegenüber anderen zu schützen, die<br />
eine Facharztbezeichnung Unfallchirurgie<br />
erworben haben (z. B. Österreich), welche<br />
am ehesten inhaltlich mit dem deutschen<br />
Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
zu vergleichen ist <strong>und</strong> die Inhalte der „Speziellen<br />
Unfallchirurgie“ eben nicht fordert.<br />
Die Zusatzbezeichnung kann letztlich auch<br />
nur in unserem Land erworben werden.<br />
Auch in der Schweiz ist ein ähnlicher Weiterbildungsgang<br />
wie in Deutschland nicht<br />
eingerichtet.<br />
Zentrale Notaufnahmen<br />
Repräsentative Umfragen zur Struktur, Besetzung<br />
<strong>und</strong> Leitung von Zentralen Notaufnahmen<br />
existieren nicht. Eine eigene<br />
Umfrage in Unfallchirurgischen Kliniken<br />
war ebenfalls nicht repräsentativ <strong>und</strong> erbrachte<br />
ein völlig inkohärentes Bild von<br />
deren Organisationsformen <strong>und</strong> Effizienz.<br />
Vom Ausschuss wurde es als sehr wichtig<br />
angesehen, dass dieser Bereich, der auch<br />
Teil der Weiterbildungsordnung im „common<br />
trunc“ ist, unbedingt von unfallchirurgischer<br />
Seite besetzt bleiben muss. Hierzu<br />
bedarf es allerdings einer klaren Zusage zu<br />
den strukturellen <strong>und</strong> personellen Anforderungen<br />
von Seiten der Leitungsebene. Leitung<br />
einer ZNA im Vorbeigehen geht nicht<br />
<strong>und</strong> wird nicht akzeptiert. Eigene Mitarbeiter<br />
sollten Zusatzqualifikationen erwerben<br />
können, um konkurrenzfähig mit Mitbewerbern<br />
zu werden.<br />
Mittlerweile haben sich die Wogen um die<br />
Forderungen der DGINA auch unter großem<br />
Einsatz der Sektion Notfall-Intensivmedizin<br />
<strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung der DGU<br />
unter Leitung von Prof. Seekamp geglättet.<br />
Es gibt eine gemeinsame Stellungnahme<br />
der an der Notfallbehandlung maßgeblich<br />
beteiligten Fachgesellschaften, die eine Zusatzbezeichnung<br />
<strong>für</strong> die klinische Notfallmedizin<br />
fordert. Die Inhalte sind noch nicht<br />
festgelegt <strong>und</strong> die Weiterbildungsbefugnis<br />
ebenso wenig. Es gilt jetzt, diese Zusatzqualifikation<br />
innerhalb der Fachgebiete zu<br />
definieren. Hier wird unsere Gruppe zusammen<br />
mit dem Ausschuss der DGOU (Tempka)<br />
<strong>und</strong> dem NIS (Seekamp) an Vorschlägen<br />
von Seiten unserer <strong>Gesellschaft</strong>en arbeiten.<br />
Tatsache ist wohl, dass ein neuer Facharzt<br />
<strong>für</strong> Notfallmedizin, so wie in einigen europäischen<br />
Nachbarländern etabliert, nicht<br />
eingeführt werden soll. Hierzu hat sich auch<br />
die B<strong>und</strong>esärztekammer eindeutig positioniert.<br />
Das Thema Wirbelsäulenchirurgie soll vom<br />
DGOU Bildungsausschuss unter Leitung<br />
von Frau Prof. Tempka bearbeitet werden.<br />
Für spezielle unfallchirurgische Belange stehen<br />
wir in enger Verbindung.<br />
Weitere Themenkreise haben sich derzeit<br />
nicht angeboten, sodass der Schutz der Zusatzbezeichnung<br />
„Spezielle Unfallchirurgie“<br />
nächstes Ziel sein wird.<br />
Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />
Chefarzt<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Wiederherstellungs- <strong>und</strong><br />
Handchirurgie<br />
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />
Friedrichstr. 41<br />
01067 Dresden<br />
Mitglieder<br />
Prof. Dr. med. A. Tempka<br />
Priv.Doz. Dr. med. E. Lindhorst<br />
DM O. Lorenz<br />
Prof. Dr. med. G. Lob<br />
Prof. Dr. med. Ch. Müller<br />
Dr. Th. Hohaus<br />
Priv. Doz. Dr.med. S. Piltz<br />
Dr. med U. Schmucker<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 53<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
54<br />
AG Arthroskopische Chirurgie –<br />
Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />
H. Lill, K.-H. Frosch, C. Voigt<br />
I. Gründung des Komitee „TRAUMA“<br />
Seit 01.01.<strong>2011</strong> bildet die AG Arthroskopische<br />
Chirurgie der DGU das Komitee<br />
„TRAUMA“ der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Arthroskopie<br />
(AGA).<br />
Eckpunkte der Integration der AG Arthroskopische<br />
Chirurgie als Komitee „TRAUMA“<br />
in die AGA waren bzw. sind:<br />
■ ■Vorsitzender:<br />
Prof. Dr. med. Helmut Lill<br />
(Wahl DGU bis 31.12.2012)<br />
■ ■Stellvertretender<br />
Vorsitzender: Prof. Dr.<br />
med. Karl-Heinz Frosch (Wahl DGU bis<br />
31.12.<strong>2011</strong>)<br />
■ ■Schriftführerin:<br />
Privatdozentin Dr. med.<br />
Christine Voigt<br />
■ ■Turnusmäßige<br />
Neubesetzung der Komiteevorsitzenden<br />
in Konsens mit der DGU<br />
durch Vorschlag der Komiteemitglieder<br />
<strong>und</strong> Wahl durch den AGA-Vorstand<br />
■ ■Innerhalb<br />
einer Übergangsfrist von 2 Jahren<br />
können noch mehrere Mitglieder der<br />
AG in das Komitee „TRAUMA“ übernommen<br />
werden, diese müssen Mitglieder<br />
der AGA sein. Nach der Übergangsfrist ist<br />
die Anzahl der Mitglieder gemäß der Geschäftsordnung<br />
auf maximal 10 grenzt.<br />
■ ■Allen<br />
Mitgliedern der AGA aus der<br />
Schweiz, Österreich <strong>und</strong> Deutschland ist<br />
das Komitee gemäß der Komitee-GF der<br />
AGA offen.<br />
■ ■Die<br />
Arbeit der AG Arthroskopische Chirurgie<br />
der DGU „ruht“.<br />
■ ■Die<br />
Arbeitsgruppe „implantatfreier<br />
Kreuzbandersatz“ bleibt zunächst Bestandteil<br />
des Komitees<br />
■ ■Laufende<br />
Studien werden fortgesetzt.<br />
Neue wissenschaftliche Studien werden<br />
zum Peer-review Verfahren an den AGA<br />
Vorstand eingereicht.<br />
■ ■Regelmäßige<br />
Berichte an den Vorstand<br />
<strong>und</strong> das Präsidium der DGU sowie laut<br />
der Komitee-GF der AGA an den Gesamtvorstand<br />
■ ■Regelmäßige<br />
Arbeitstreffen <strong>und</strong> Sitzungen.<br />
Programmvorschläge <strong>und</strong> Mitgestaltung<br />
von Kongressen<br />
Mitgliederliste des Komitees „TRAUMA“:<br />
Prof. Dr. med. Angele, Peter · Regensburg<br />
Dr. med. Balcarek, Peter · Göttingen<br />
Dr. med. Bartl, Christoph ·Ulm<br />
PD Dr. med. Bernard, Manfred · Potsdam<br />
PD Dr. med. habil. Besch, Lutz · Kiel<br />
PD Dr. med. Englert, Carsten · Regensburg<br />
Prof. Dr. med. Frosch, Karl-Heinz · Hamburg<br />
Dr. med. Geiger, Emanuel · Frankfurt<br />
Dr. med. Gerhardt, Christian · Berlin<br />
Dr. med. Gohm, Alexander · Feldkirch<br />
PD Dr. med. Greiner, Stefan · Berlin<br />
Dr. med. Haasper, Carl ·Hannover<br />
PD Dr. med. Hankemeier, Stefan · Hameln<br />
Prof. Dr. med. Heiß, Christian · Gießen<br />
Prof. Dr. med. Hertel, Peter · Berlin<br />
Dr. med. Hofmeister, Martin · Murnau<br />
Dr. med. Jaeger, Martin · Freiburg<br />
Dr. med. Jagodzinski, Michael · Hannover<br />
Dr. med. Lahr, Andreas · Duisburg<br />
Dr. med. Lenich, Andreas · Augsburg<br />
Prof. Dr. med. Lill, Helmut · Hannover<br />
PD Dr. med. Meller, Rupert · Hannover<br />
Dr. med. Moro, Fabrizio · Zürich<br />
Dr. med. Niedermeyer, Bernd · Erlangen<br />
Dr. med. Niemeyer, Philipp · Freiburg<br />
PD Dr. med. Scheibel, Markus · Berlin<br />
Dr. med. Schoepp, Christian · Duisburg<br />
Prof. Dr. med. Schofer, Markus · Marburg<br />
PD Dr. med. Voigt, Christine · Hannover<br />
Prof. Dr. med. Zeichen, Johannes · Minden<br />
II. Aktueller Stand der laufenden<br />
Studien<br />
Knieluxation (Frosch, Hamburg):<br />
Die Metanalyse zur Knieluxation ist abgeschlossen,<br />
die Daten wurden auf dem DKOU<br />
präsentiert. Eine Publikation ist in Vorbereitung.<br />
Die Leitlinie zur Kniegelenksluxation,<br />
welche von der AG erarbeitet wurde, ist bei<br />
der Leitlinienkommission der DGU eingereicht<br />
worden.<br />
VKB-Ruptur im Wachstumsalter<br />
(Frosch, Hamburg):<br />
Nicht randomisierte Studie: n = 27 eingeschlossene<br />
Patienten; Ziel: n > 50<br />
Die Metaanalyse zur operativen Versorgung<br />
von vorderen Kreuzbandrupturen im<br />
Wachstumsalter ist in der Zeitschrift „Arthroscopy“<br />
publiziert worden (s. aktuelle<br />
Publikationen).<br />
Akute Patellaluxation<br />
(Jagodzinski, Hannover):<br />
Randomisierte Studie: aktuell n = 24 eingeschossene<br />
Patienten; Ziel: Follow up von 20<br />
Patienten bis 10/<strong>2011</strong><br />
Die Publikation der Meta-Analyse mit eigenen<br />
Ergebnissen ist <strong>für</strong> 2012 geplant.<br />
Nicht-randomisierte Studie: n = 121 eingeschlossene<br />
Patienten, n = 74 auswertbare<br />
MRTs; Ziel: 2-Jahres Follow-up bis 06/<strong>2011</strong>,<br />
Publikation der Ergebnisse: 10/<strong>2011</strong> geplant.<br />
Implantatfreier VKB-Ersatz<br />
(Jagodzinski, Hannover):<br />
Randomisierte Studie „Quaham“: n = 66 eingeschlossene<br />
Patienten; Quadriceps- oder<br />
Hamstring-Transplantate.<br />
Studienzentren: Eisenstadt, Hannover, Heidelberg<br />
Anterosuperiore RM-Ruptur<br />
(Gerhardt/Scheibel, Berlin):<br />
Stand: n = 66 eingeschlossene Patienten;<br />
derzeit n = 25 1-Jahres-, n = 6 2-Jahres-Ergebnisse<br />
Ziel: erste Publikation der Ein-Jahres-Ergebnisse<br />
<strong>2011</strong><br />
Outcome nach operativer Versorgung<br />
symptomatischer chronischer ACG-Läsionen<br />
(Voigt/Lill, Hannover):<br />
Vorstellung <strong>und</strong> Diskussion des ausführlich<br />
überarbeiteten Studienprotokolls.<br />
Studiendesign: Prospektive Fallbeobachtungsmulticenterstudie.<br />
Jede teilnehmende Klinik kann ihre Versorgungsstrategie<br />
<strong>für</strong> chronische ACG-Läsionen<br />
(Rockwood II – VI: von Resektion, über<br />
modifizierte Weaver-Dunn-Techniken <strong>und</strong><br />
CCL-Rekonstruktionen etc.) einbringen.<br />
F/U nach 6, 12 <strong>und</strong> 24 Monaten.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Das Studienprotokoll wird in digital zu erfassende<br />
Bögen umgesetzt. Der Antrag an<br />
die Ethikkommission ist gestellt. Avisierter<br />
Studienstart am 01.04.11.<br />
III. Aktuelle Publikationen<br />
Frosch KH, Stengel D, Brodhun T, Stietencron<br />
I, Holsten D, Jung C, Reister D, Voigt C,<br />
Niemeyer P, Maier M, Hertel P, Jagodzinski<br />
M, Lill H. Outcomes and risks of operative<br />
treatment of rupture of the anterior cruciate<br />
ligament in children and adolescents.<br />
Arthroscopy 2010 Nov; 26 (11): 1539 – 50<br />
Balcarek P, Ammon J, Frosch S, Walde TA,<br />
Schüttrumpf JP, Ferlemann KG, Lill H, Stürmer<br />
KM, Frosch KH. Magnetic resonance<br />
imaging characteristics of the medial patellofemoral<br />
ligament lesion in acute lateral<br />
patellar dislocations considering trochlear<br />
dysplasia, patella alta, and tibial tuberosity-trochlear<br />
groove distance. Arthroscopy.<br />
2010 Jul; 26 (7): 92655 – 35<br />
Lill H, Frosch KH, Voigt C. [Recommendations<br />
of the German Working Party for Arthroscopy<br />
(section of the German Society<br />
for Orthopedics and Trauma Surgery) on<br />
equipment of facilities, process quality and<br />
qualification of operators by arthroscopic<br />
interventions: special features from the perspective<br />
of trauma surgery].<br />
Unfallchirurg. 2010 Nov; 113 (11): 964 – 5<br />
Scheffler S, Gerlach H, Lill H, Besch L, Lobenhoffer<br />
P, Angele P, Weiler A, Höher J, Hertel<br />
P. Current treatment options for knee dislocations<br />
and their clinical outcome: a multicenter<br />
study. American Journal of Sports<br />
Medicine, In Revision<br />
Frosch KH, Stengel D, Saskia H, Balcarek P,<br />
Lill H. Are ligament sutures of ACL and PCL<br />
still allowed as a treatment option of knee<br />
dislocations – a meta-analysis based on individual<br />
patient data. American Journal of<br />
Sports Medicine, submitted<br />
Arbeitskreis Implantanfreier Kreuzbandersatz:<br />
Gestaltung zweier Themenhefte „Implantatfreie<br />
Kreuzbandchirurgie“ in der Zeitschrift<br />
„Der Unfallchirurg“ 2010<br />
IV. Wissenschaftliche Sitzungen 2010<br />
■ ■Arbeitstreffen<br />
der AG Arthroskopische<br />
Chirurgie am 12./13.02.2010 in Hannover<br />
((1/2 Anzeige: Platzhalter))<br />
■ ■Sitzung<br />
„Kniegelenknahe Frakturen“<br />
beim Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Chirurgie vom 20. – 24.04.2010<br />
in Berlin<br />
■ ■Gelenksymposium<br />
Hannover - Arthroskopie-<br />
<strong>und</strong> Kreuzbandworkshop, Regenerative<br />
Gelenkchirurgie; 28./29.05.2010 in<br />
Hannover<br />
■ ■Sporttraumatologisches<br />
Symposium –<br />
Update vorderes <strong>und</strong> hinteres Kreuzband<br />
in Zusammenarbeit mit der AG Sporttraumatologie<br />
der DGU, Juni 2010 in Göttingen<br />
■ ■Sitzungen<br />
der AG „Arthroskopische Chirurgie“<br />
der DGU im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n<br />
Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie vom 26. – 29.10.2010<br />
Das nächste Arbeitstreffen des Komitees<br />
„TRAUMA“ findet am 04. – 05.02.11 in Hamburg<br />
statt.<br />
Prof. Dr. med. Helmut Lill<br />
Vorsitzender des Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />
Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH<br />
Postfach 2040<br />
30020 Hannover<br />
Tel.: 05 11 / 1 29 23 31<br />
Fax: 05 11 / 1 29 24 05<br />
E-Mail: helmut.lill@ddh-gruppe.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 55<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
56<br />
Bericht der AG <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />
E. Hartwig, U. Liener<br />
Im Rahmen der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft<br />
erfolgte der Übergang der Leitung<br />
der AG von Prof. Dr. Raschke <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />
Stöckle auf Prof. Dr. Hartwig <strong>und</strong> PD Dr. Liener.<br />
Professor Dr. Hartwig bedankt sich bei<br />
den Mitgliedern der AG ausdrücklich <strong>für</strong> die<br />
konstruktive Arbeit der letzten Jahre, mit<br />
der dem Thema Alterstraumatologie ein<br />
großer Stellenwert verliehen wurde. Für die<br />
bisher geleistete Arbeit <strong>und</strong> die aus der AG<br />
hervorgegangenen wissenschaftlichen Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> Aktivitäten dankt Prof.<br />
Hartwig den bisherigen Leitern Professor Dr.<br />
Raschke <strong>und</strong> Professor Dr. Stöckle.<br />
Von der Arbeitsgemeinschaft werden fünf<br />
zentrale Themen definiert, die in Arbeitskreisen<br />
bearbeitet werden. Die Arbeitskreise<br />
werden hierbei von einem Arbeitskreisleiter<br />
koordiniert <strong>und</strong> werden sich bis zur ersten<br />
Sitzung der AG im Jahre <strong>2011</strong> konstituieren.<br />
Zertifizierung <strong>und</strong> Akkreditierung von<br />
Zentren <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />
Zertifizierte Zentren <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />
bestehen bereits in Oberhausen,<br />
Karlsruhe <strong>und</strong> Sindelfingen. Die Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Altertraumatologie sieht<br />
als Ziel die zukünftige Akkreditierung von<br />
Zentren durch ein „peer review“ Verfahren<br />
der Fachgesellschaft, ähnlich wie es bereits<br />
im Traumanetzwerk D der DGU durchgeführt<br />
wird. Hierzu sollen Standard SOPs <strong>und</strong> ein<br />
Handbuch <strong>für</strong> die DGU erarbeitet werden,<br />
in dem insbesondere inhaltliche Standards<br />
<strong>und</strong> Empfehlungen zu Schnittstellen mit<br />
Geriatrie, Anästhesie <strong>und</strong> Physiotherapie,<br />
wie auch zur Pflege abgegeben werden.<br />
Leiter des Arbeitskreises Interdisziplinarität/<br />
Interprofessionalität: Dr. Friess, Oberhausen<br />
(th.friess@gmx.de).<br />
Outcome-Studie Proximales Femur<br />
Im Rahmen einer prospektiven multizentrischen<br />
Studie soll das klinische Outcome<br />
bei Patienten mit proximalen Femurfrakturen<br />
in Abhängigkeit von der Infrastruktur<br />
der Klinik untersucht werden. Hierdurch soll<br />
der Vorteil einer geriatrischen Frührehabilitation<br />
im Rahmen einer gemeinsamen Therapie<br />
evaluiert werden.<br />
Die Untersuchung erfolgt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rehabilitationsmedizin<br />
an der Universität Ulm.<br />
Leiter des Arbeitskreises Outcome-Studie<br />
Proximales Femur: Frau Dr. Riem, Karlsruhe<br />
(s.riem @diak-ka.de), PD.Dr. Krischak,<br />
Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rehabilitation Universität<br />
Ulm.<br />
Studie Periprothetische Frakturen<br />
Seit 2006 erfolgt die Erstellung eines Frakturregisters<br />
<strong>für</strong> periprothetische Frakturen<br />
im Rahmen des "Fracture Fixation in Osteoporotic<br />
Bone" der AO in Zusammenarbeit<br />
mit Lohmann & Birkner Health Care Company.<br />
Nach Entwicklung einer neuen Klassifikation<br />
<strong>für</strong> periprothetische Frakturen konnten<br />
ein umfangreiches Register erstellt <strong>und</strong><br />
105 Fälle aus vier Zentren (Berlin, Braunschweig,<br />
Celle, Münster) retrospektiv erfasst<br />
werden. Die Fälle wurden im Rahmen<br />
des AG-Treffens in München nach Johansson,<br />
Vancouver <strong>und</strong> der neuen AO-Klassifikation<br />
eingeteilt. Ab Januar 2008 begann<br />
die Phase der prospektiven Datenerhebung.<br />
Die neue Klassifikation <strong>und</strong> die ersten damit<br />
eingeteilten Fälle wurden dem Klassifikationskommitee<br />
der AO vorgestellt <strong>und</strong><br />
prinzipiell <strong>für</strong> gut bef<strong>und</strong>en. Zur weiteren<br />
Validierung der neuen Klassifikation werden<br />
in Zusammenarbeit mit dem Klassifikationskommitee<br />
die weiteren Fälle evaluiert.<br />
Hierzu wird eine weitere finanzielle Unterstützung<br />
seitens der AO erwartet, um den<br />
aufwendigen jeweils vor Ort stattfindenden<br />
Prozess der Validierung zu unterstützen.<br />
Leiter des Arbeitskreises Periprothetische<br />
Femurfrakturen: Dr. R. Stange, Münster<br />
(richard.stange@ukmuenster.de)<br />
Osteoporotische Wirbelfrakturen<br />
In Anbetracht der weiterhin bestehenden<br />
Prävalenz von osteoporotischen Wirbelfrakturen<br />
besteht nach Ansicht der Arbeitsge-<br />
meinschaft die Notwendigkeit der Klassifikation<br />
osteoporotischer Wirbelfrakturen<br />
<strong>und</strong> die Untersuchung <strong>und</strong> Erfassung von<br />
Komplikationen der Kyphoplastie in Zusammenarbeit<br />
mit der AG Wirbelsäule der DGU.<br />
Leiter des Arbeitskreises: Prof. Dr. E. Hartwig,<br />
Karlsruhe (e.hartwig@diak-ka.de).<br />
Revisions- <strong>und</strong> Tumorprothesen<br />
Die Vergütungsstruktur von Revisions- <strong>und</strong><br />
Tumorprothesen im DRG-System ist bisher<br />
unzureichend <strong>und</strong> häufig nicht kostendeckend.<br />
Ziel ist daher die Erarbeitung von<br />
neuen Vergütungsstrukturen, welche die<br />
Kosten besser abbilden. Dieses Projekt erfolgt<br />
in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis<br />
DRG der DGOU.<br />
Leiter des Arbeitskreises: Prof. Dr. E. Mayr, Augsburg<br />
(edgar.mayr@klinikum-augsburg.de).<br />
Geplante Veranstaltungen<br />
Folgende Veranstaltungen werden von Mitgliedern<br />
der AG geplant:<br />
■ ■September<br />
<strong>2011</strong>, Marburg, Thema Minimale<br />
Invasivität bei Altersfrakturen.<br />
■ ■Herbst<br />
2010, Münster, OP-Kurs Periprothetische<br />
Frakturen.<br />
■ ■Mitte<br />
<strong>2011</strong>, Erfurt, AO-Kurs Alterstraumatologie<br />
■ ■Februar<br />
2012, Karlsruhe, Kongress Interdisziplinarität<br />
/ Interprofessionalität in der<br />
Alterstraumatologie<br />
Nächste Sitzung<br />
Die nächste Sitzung der AG ist geplant <strong>für</strong><br />
den 11.2.<strong>2011</strong> BG Unfallklinik Frankfurt.<br />
Prof. Dr. Erich Hartwig<br />
Leiter der AG Alterstraumatologie<br />
Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppur<br />
Diakonissenstr. 28<br />
76199 Karlsruhe<br />
Tel.: 07 21 / 8 89 22 39<br />
Fax: 07 21 / 8 89 39 26<br />
E-Mail: e.hartwig@diak-ka.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
((1/1 Anzeige: Platzhalter))<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 57<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
58<br />
Bericht der AG Becken III<br />
U. Culemann<br />
Leiter:<br />
Priv.-Doz. Dr. Ulf Culemann, Leitender<br />
Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum<br />
des Saarlandes,<br />
Kirrberger Str., 66421 Homburg / Saar<br />
E-Mail: ulf.culemann@uks.eu<br />
Stellv. Leiter:<br />
Dr. Fabian Stuby, Leitender Arzt der Sektion<br />
Traumatologie<br />
Unfallchirurgischen Klinik, BG Unfallklinik<br />
Tübingen,<br />
Schnarrenbergstr. 75, 72076 Tübingen<br />
E-Mail: fstuby@bgu-tuebingen.de<br />
Die Arbeitsgruppe Becken III erfasst kontinuierlich<br />
prospektiv sämtliche Becken- <strong>und</strong><br />
Azetabulumfrakturen in den aktiv teilnehmenden<br />
Kliniken (derzeit 27 Kliniken<br />
in ganz Deutschland mit fast 8000 eingegebenen<br />
Becken- <strong>und</strong> Azetabulumverlet-<br />
Derzeit aktive Mitglieder der AG Becken III<br />
der DGU:<br />
Aicher, Marcus · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
Marcus.Aicher@klinikumdo.de<br />
Arand, Markus · Klinikum Liebenburg<br />
lb.unfallchirurgie@kliniken-lb.de<br />
Baranczyk, Jan · Berlin Buch<br />
jan.baranczyk@helios-kliniken.de<br />
Baumgaertel, Friedel · Stift Koblenz<br />
fbaumgaertel@t-online.de<br />
Bergmann, Janina · Klinikum Braunschweig<br />
jibergmann@hotmail.de<br />
Biber, Roland · Klinikum Nürnberg<br />
Roland.Biber@klinikum-nuernberg.de<br />
Boehme, Joerg · Uniklinik Leipzig<br />
Joerg.Boehme@medizin.uni-leipzig.de<br />
Buhl, Michael · Klinikum Fulda<br />
michael.buhl@klinikum-fulda.de<br />
Chatenay, Claudia · Klinikum Biberach<br />
claucha@web.de<br />
Culemann, Ulf · Uniklinikum des<br />
Saarlandes<br />
ulf.culemann@uks.eu<br />
zungen). Dabei werden in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />
unterschiedliche Spektren der<br />
Beckenverletzungen beleuchtet. Beispielhaft<br />
seien hier <strong>für</strong> die Beckenringfrakturen<br />
die Thematik der Notfallbehandlungsabläufe<br />
bei komplexen Beckenfrakturen im Alter<br />
(d. h. bei über 65 jährigen Pat.) oder auch<br />
die derzeitige klinische Erstversorgung nach<br />
Beckenfrakturen bearbeitet (z. B. Häufigkeit<br />
der Anwendung der Notfallbeckenzwinge<br />
<strong>und</strong>/oder Tamponade, primärer Einsatz der<br />
Angioembolisation). Des Weiteren werden<br />
im Beckenringbereich Daten über Komplikationen<br />
nach operativ versorgten Beckenringfrakturen<br />
ausgewertet <strong>und</strong> auch Daten<br />
zu perkutanen oder navigierten Verfahrenstechniken<br />
gesammelt, um wissenschaftliche<br />
Aussagen über die klinische Wertigkeit<br />
dieser Operationsmethoden zu erhalten.<br />
Die Anzahl geriatrischer Frakturen am<br />
Azetabulum nimmt zu, die Arbeitsgruppe<br />
hat daher insbesondere im Jahr 2010 einen<br />
Doemling, Dietmar · Stift Koblenz<br />
dietmar.doemling@stiftungsklinikum.de<br />
Ecker, Michael · Klinikum Augsburg<br />
ecker.michael@t-online.de<br />
Engelhardt, Tilmann · Charité Berlin<br />
Tilmann.Engelhardt@charite.de<br />
Ernstberger, Toni · Uni Regensburg<br />
toni.ernstberger@klinik.uni-regensburg.de<br />
Fuchs, Thomas · Uniklinik Münster<br />
Thomas.Fuchs@ukmuenster.de<br />
Furkmann, Ole · Uniklinik Kiel<br />
ole.furkmann@uksh-kiel.de<br />
Gänsslen, Axel · AKH Celle<br />
axel.gaensslen@akh-celle.de<br />
Goharian, Lilian · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
lilian.goharian@klinikumdo.de<br />
Gras, Florian · Uniklinik Jena<br />
marc.gras@med.uni-jena.de<br />
Hauschild, Oliver · Uniklinik Freiburg<br />
oliver.hauschild@uniklinik-freiburg.de<br />
Hessmann, Martin · Klinikum Fulda<br />
UO@klinikum-fulda.de<br />
Hofmann, Alexander · Uniklinik Mainz<br />
hofmann.trauma-surgery@gmx.net<br />
besonderen Schwerpunkt hierauf gelegt.<br />
Rekonstruktionen des Azetabulums auch<br />
in höherem Lebensalter werden in der Anzahl<br />
zunehmend durchgeführt <strong>und</strong> stehen<br />
in Konkurrenz mit der primären Versorgung<br />
durch eine belastungsstabile Hüft-TEP. Ziel<br />
der Gruppe ist es, hier eine Aussage zu treffen,<br />
welche Methode bezüglich der Langzeitergebnisse<br />
<strong>und</strong> Lebensqualität die besseren<br />
Ergebnisse liefert. Durch die Integration<br />
eines standardisierten Nachuntersuchungsprotokolls<br />
in die Online-Datenbank MEM-<br />
Doc ist es seit 2010 nämlich auch möglich,<br />
Nachuntersuchungsergebnisse verschiedener<br />
Verfahrenstechniken miteinander zu<br />
vergleichen <strong>und</strong> auszuwerten. Durch Integration<br />
von Fragebögen zur Lebensqualität<br />
erscheint zukünftig daher auch eine Aussage<br />
im Bereich der Versorgungsforschung<br />
möglich. Insbesondere durch den multizentrischen<br />
Ansatz der Studiengruppe können<br />
aber auch sehr selten auftretende Frakturen<br />
Holmenschlager, Francis ·Uniklinik<br />
Magdeburg,<br />
francis.holmenschlager@medizin.unimagdeburg.de<br />
Ingelfinger, Patrick · Uniklinik Mainz<br />
ingelfinger@unfall.klinik.uni-mainz.de<br />
Jacobs, Cornelius · BG Ludwigshafen<br />
cjacobs@bgu-ludwigshafen.de<br />
Jansen, Hendrik · Uniklinik Würzburg<br />
Jansen_H@klinik.uni-wuerzburg.de<br />
Josten, Christoph · Uniklinik Leipzig<br />
Christoph.Josten@uniklinik-leipzig.de<br />
Knipper, Axel · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
axelknipper@arcor.de<br />
König, Benjamin · TU München<br />
koenig@uchir.me.tum.de<br />
Koroush, Kabir · Uniklinik Bonn<br />
Koroush.Kabir@ukb.uni-bonn.de<br />
Kurowski, Rafal · Uniklinik Homburg<br />
Rafal.Kurowski@uniklinikum-saarland.de<br />
Leyer, Ulrich · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
ulrich.leyer@t-online.de<br />
Lill, Helmut · Friederikenstift Hannover<br />
helmut.lill@friederikenstift.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
(z. B. beidseitige oder kindliche Azetabulumfrakturen)<br />
in einem relevanten Ausmaß registriert<br />
werden <strong>und</strong> müssen sich nicht nur<br />
auf Einzelfallbeschreibungen beschränken.<br />
Ein weiteres Beispiel ist die internetbasierte<br />
Dokumentation von Nachuntersuchungen<br />
der Patienten, die eine Azetabulumfraktur in<br />
den zurückliegenden 15 Jahren erlitten haben.<br />
Hier<strong>für</strong> wird ebenfalls das Nachuntersuchungsprotokoll<br />
der AG verwendet, eine<br />
Auswertung insbesondere auf die Frage der<br />
Häufigkeit einer posttraumatischen Hüft–<br />
TEP–Implantation erfolgt derzeit im Studienzentrum.<br />
Einfache statistische Auswertungen (z. B.<br />
epidemiologische Daten, Gesamtzahl <strong>und</strong><br />
Zahl der eigenen eingegebenen Fälle im<br />
Vergleich zur Gesamtgruppe) können durch<br />
die jeweiligen Mitglieder inzwischen direkt<br />
online vorgenommen werden. Abfragemodalitäten<br />
<strong>und</strong> Design wurden hier<strong>für</strong> 2010<br />
erneut überarbeitet, um Aussagen insbesondere<br />
besser zu visualisieren. Die statistische<br />
Auswertung der abgeschlossenen<br />
Fälle im Vergleich untereinander oder zur<br />
Darstellung von Verfahrensverläufen über<br />
die verschiedenen Jahrgänge werden de-<br />
Marintschev, Ivan · Uniklinik Jena<br />
ivan.marintschev@med.uni-jena.de<br />
Mendel, Thomas · BG Halle<br />
thomasmendel@hotmail.com<br />
Neuhaus, Peter · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
peter.neuhaus@klinikumdo.de<br />
Nuber, Stefan · Klinikum Augsburg<br />
docnuber@hotmail.com<br />
Ochs, Gunnar · BG Tübingen<br />
gochs@bgu-tuebingen.de<br />
Pohlemann, Tim · Uniklinik Homburg<br />
Tim.Pohlemann@uks.eu<br />
Regel, Gerd · Klinikum Rosenheim<br />
gerd.regel@kliro.de<br />
Reilmann, Heinrich · Klinikum Braunschweig<br />
h.reilmann@klinikum-braunschweig.de<br />
Rether, Jörg · BG Tübingen<br />
jrether@bgu-tuebingen.de<br />
Rieger, Horst · Clemenshospital Münster<br />
h.rieger@clemenshospital.de<br />
Robert, Klaus · Kreisklinik Biberach<br />
klaus.robert@kliniken-bc.de<br />
zentral durch die jeweiligen Projektverantwortlichen<br />
unter Beteiligung des Studienzentrums<br />
der DGU (PD Dr. Stengel, Berlin)<br />
oder unter Mitarbeit von Dr. Aghayev, Bern,<br />
ausgeführt, wodurch eine langwierige eigene<br />
Datenanalyse entfällt <strong>und</strong> neu auftretende,<br />
aktuelle Fragestellungen auch<br />
kurzfristig beantwortet werden können. Ein<br />
Datamining zur abschätzenden Prüfung auf<br />
Signifikanzen <strong>und</strong> Zusammenhängen wird<br />
so ebenfalls genutzt.<br />
Im Jahr 2010 hat sich die Arbeitsgruppe<br />
zweimal zu einer jeweils zweitägigen Sitzung<br />
getroffen (Leipzig, Homburg / Saar).<br />
Neben den wissenschaftlichen Themen<br />
<strong>und</strong> Fragen der Studie widmet sich die<br />
Arbeitsgruppe in diesen Treffen insbesondere<br />
auch der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung der<br />
Mitglieder im Bereich der Beckenchirurgie.<br />
So wurden während des Treffens in Leipzig<br />
Fortbildungen mit klinischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />
Vorträgen organisiert (z. B.<br />
Darstellung der Bandverbindungen im MRT<br />
<strong>und</strong> CT im Vergleich zu entsprechenden<br />
anatomischen Plastinationsschichten des<br />
Beckens) <strong>und</strong> in Homburg / Saar Workshops<br />
an Präparaten durchgeführt.<br />
Rottbeck, Ulrich · Uni Münster<br />
u.rottbeck@uni-muenster.de<br />
Schäffler, Aljoscha · TU München<br />
Schaeffler@uchir.me.tum.de<br />
Schaser, Klaus · Charité Berlin<br />
kschaser@charite.de<br />
Schibur, Stephanie · Uniklinik Leipzig<br />
stephanie.schibur@medizin.uni-leipzig.de<br />
Schmal, Hagen · Uniklinik Freiburg<br />
hagen.schmal@freenet.de<br />
Schnorr, Wolfgang ·Klinikum Berlin Buch<br />
wolfgang.schnorr@helios-kliniken.de<br />
Schwab, Nina · Charité Berlin<br />
nina.schwab@charite.de<br />
Scola, Alexander · Uniklinik Ulm<br />
alexander.scola@uniklinik-ulm.de<br />
Sellei, Richard · TU Aachen<br />
rsellei@ukaachen.de<br />
Seekamp, Andreas · Uniklinik Kiel<br />
andreas.seekamp@unfchir.uni-kiel.de<br />
Sroka, Thomas · Klinikum Karlsruhe<br />
Thomas.Sroka@klinikum-karlsruhe.com<br />
Stahl, Jens-Peter · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />
Jens-Peter.Stahl@klinikumdo.de<br />
Während des DKOU 2010 in Berlin wurde<br />
durch die Mitglieder der AG Becken<br />
eine sehr interessante Sitzung zur Thematik<br />
der Notfallversorgung nach schweren<br />
Beckenringverletzungen durchgeführt. Der<br />
Besucherandrang in Saal 6 zeigte wieder<br />
einmal, dass das Interesse an der Diskussion<br />
von Fällen <strong>und</strong> Behandlungsverläufen<br />
bei Beckenverletzungen ungebrochen ist.<br />
Im Rahmen des DKOU <strong>2011</strong> wird die AG<br />
Becken ebenfalls am „Tag der Spezialistengruppen“<br />
eine entsprechende Sitzung organisieren.<br />
PD Dr. med. Ulf Culemann<br />
Leiter der AG Becken III der DGU<br />
Leitender OA <strong>und</strong> Stellv. Klinikdirektor<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum des Saarlandes<br />
66421 Homburg / Saar<br />
E-Mail: ulf.culemann@uks.eu<br />
Stiletto, Raphael · Klinikum Biberach<br />
raphael.stiletto@kliniken-bc.de<br />
Stöckle, Ulrich · TU München<br />
Stoeckle@uchir.me.tum.de<br />
Streicher, Gabriele · Klinikum Braunschweig<br />
g.streicher@klinikum-braunschweig.de<br />
Stuby, Fabian · BG Tübingen<br />
fstuby@bgu-tuebingen.de<br />
Thannheimer, Andreas · BG Murnau<br />
thannheimer@bgu-murnau.de<br />
Tosounidis, Georg · Uniklinik Homburg<br />
chgtos@uniklinikum-saarland.de<br />
Trabold, Odilo · Uniklinik Leipzig<br />
Odilo.Trabold@medizin.uni-leipzig.de<br />
Woelfl, Christoph · BG Ludwigshafen<br />
cwoelfl@bgu-ludwigshafen.de<br />
W<strong>und</strong>er, Stephan · Friederikenstift<br />
Hannover<br />
Stephan.W<strong>und</strong>er@Friederikenstift.de<br />
Zellner, Michael · Regensburg,<br />
Barmherzige Brüder<br />
Michael.Zellner@barmherzigeregensburg.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 59<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
60<br />
Bericht der Sektion Unfallprävention<br />
Wie sicher sind Deutschlands Straßen? Dunkelfeldforschung im Fokus der Sektion Unfallprävention<br />
C. Juhra<br />
Im Jahr 2009 wurde die Anzahl der Unfälle<br />
mit Personenschaden im Straßenverkehr<br />
vom statistischen B<strong>und</strong>esamt mit 310.806<br />
beziffert. Diese Angaben beruhen jedoch<br />
auf den offiziellen polizeilichen Unfallmeldungen.<br />
Hautzinger untersuchte im Jahr<br />
1993 erstmalig die tatsächliche Anzahl der<br />
Unfälle mit Personenschäden (Berichte der<br />
B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen: M 13<br />
Dunkelziffer bei Unfällen mit Personenschaden,<br />
H. Hautzinger, H. Dürholt, E. Hörnstein,<br />
B. Tassaux-Becker). Durch einen Abgleich<br />
klinischer <strong>und</strong> polizeilicher Daten konnte er<br />
eine Dunkelziffer identifizieren, die je nach<br />
Art des Unfalls zwischen 31,6 % <strong>und</strong> 93,4 %<br />
schwankte.<br />
Leider blieb diese Studie bis dato die einzige<br />
Studie, die sich mit der Dunkelziffer bei<br />
Verkehrsunfällen auseinandersetzte. Eine<br />
systematische Erhebung aller Fahrradunfälle<br />
im Jahr 2009 in der Stadt Münster zeigt<br />
ebenfalls eine Dunkelziffer von 68 %. Zudem<br />
ist die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Jahr<br />
2010 / <strong>2011</strong> nicht mit der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
von 1993 vergleichbar.<br />
Die Dunkelziffer ist nur teilweise dadurch<br />
erklärbar, dass beispielsweise bei Alleinunfällen<br />
oftmals vom Verunfallten keine Veranlassung<br />
gesehen wird, die Polizei hinzuzuziehen.<br />
Auch bei Unfällen mit anderen<br />
motorisierten Verkehrsteilnehmern lag die<br />
Dunkelziffer der münsteraner Studie bei<br />
17 %.<br />
Die offizielle Statistik zeigt also nur die<br />
halbe Wahrheit, vielleicht sogar noch weniger.<br />
Legt man die Zahlen von Hautzinger<br />
zugr<strong>und</strong>e, wären beispielsweise im Jahr<br />
2004 nicht 13.241 Kinder im Strassenverkehr<br />
verunglückt, sondern ca. 175.000. Dies<br />
entspricht einer Einwohnerzahl von Städten<br />
wie Kassel oder Hamm. Um eine sichere<br />
Mobilität gewährleisten zu können, muss<br />
die reale Situation so genau wie möglich<br />
bekannt sein.<br />
Für eine zuverlässige Verkehrsplanung<br />
muss ein möglichst exaktes <strong>und</strong> vollständiges<br />
Wissen über Unfallhergang <strong>und</strong> Konsequenzen<br />
(Verletzungen, medizinische Behandlung<br />
etc.) von Unfällen mit Personen-<br />
Bericht aus der AG Fuß<br />
T. Mittlmeier, S. Rammelt<br />
Die Mitglieder der AG Fuß (aktuell 49 eingetragene<br />
aktive Mitglieder) widmen sich<br />
folgenden Arbeitsschwerpunkten:<br />
1. Der Durchführung von Multicenter-Studien<br />
zur Akutversorgung von Fußverletzungen.<br />
2. Der Weiterbildung im Rahmen verschiedener<br />
Kurssysteme (AO, D.A.F., BDC, DGU).<br />
3. Der Abbildung der Fußtraumatologie im<br />
DRG-System (INEK) wobei hier Frau Dr. S.<br />
Ochman (Münster) federführend tätig ist.<br />
Regelmäßige Treffen<br />
Die Mitglieder der AG Fuß treffen sich weiterhin<br />
regelmäßig mindestens zweimal im<br />
Jahr, zum einen anlässlich des DKOU im ICC<br />
Berlin (zuletzt am 29.10.2010), zum anderen<br />
anlässlich des D.A.F.-Jahreskongresses<br />
(wechselnde Orte, zuletzt Bad Homburg,<br />
09.04.2010). Darüber hinaus finden bedarfsweise<br />
2-tägige Arbeitstreffen an wechselnden<br />
Orten (Dresden, Rostock, Hannover)<br />
statt. Für spezifische Falldiskussionen <strong>und</strong><br />
aktuelle Fragen gibt es ein E-mail-Forum.<br />
Klinische Multicenter-Studien<br />
4 multizentrisch bei den Einrichtungen der<br />
AG-Mitglieder angesiedelte prospektive<br />
Studien werden derzeit verfolgt:<br />
1. Evaluation von Reposition (mittels Standardröntgen<br />
<strong>und</strong> CT) sowie Beurteilung des<br />
funktionellen Ergebnisses nach Lisfranc-<br />
Luxationsfrakturen (Studienbeginn 2007)<br />
schaden vorhanden sein. Auch eine gezielte<br />
Prävention setzt die genaue Kenntnis der<br />
realen Situation voraus. So machen gezielte<br />
präventive Maßnahmen vor allem dann<br />
Sinn, wenn die gefährdete Zielgruppe angesprochen<br />
wird.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong>e beabsichtigt die Sektion<br />
Unfallprävention ihre Aktivitäten in der<br />
Dunkelfeldforschung auszubauen. Aktuell<br />
werden neue Methoden (z. B. aus dem<br />
Bereich der Marktforschung) zur Quantifizierung<br />
der Dunkelziffer untersucht <strong>und</strong><br />
eine Projektskizze <strong>für</strong> eine umfassende<br />
Erhebung in Kooperation mit anderen Forschungsinstituten<br />
erarbeitet.<br />
Dr. Christian Juhra, MBA<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum Münster<br />
Waldeyerstr. 1<br />
48149 Münster<br />
Tel.: 0251/835<strong>63</strong>01<br />
Fax: 0251/835<strong>63</strong>18<br />
E-Mail: juhra@ukmuenster.de<br />
2. Konservativ-funktionelle vs. operative<br />
Therapie von Dreibandrupturen am oberen<br />
Sprunggelenk (Studienbeginn 2006)<br />
3. Früh- vs. Intervallversorgung von Kalkaneusfrakturen<br />
(Studienbeginn 2010, Förderung<br />
durch die AO Deutschland)<br />
4. Intraoperative Kontrolle der Fibulastellung<br />
bei Syndesmoseninsuffizienz mittels<br />
3-D BV (Studienbeginn 2009).<br />
Derzeit sind weitere Studien als gemeinsame<br />
Projekte im Rahmen der D.A.F. (<strong>Deutsche</strong><br />
Assoziation <strong>für</strong> Fuß- <strong>und</strong> Sprunggelenkschirurgie<br />
e. V.) geplant zu folgenden<br />
Themen:<br />
5. Operative Behandlung der Charcot-Arthropathie<br />
im Akutstadium<br />
6. Behandlung der Osteochondrosis dissecans<br />
tali – OATS vs. MACI<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Kurse<br />
Die Mitglieder der AG sind an zahlreichen<br />
Kursformaten zur Fußtraumatologie <strong>und</strong><br />
zur rekonstruktiven Chirurgie des Fußes beteiligt:<br />
■ ■ AO-Fußkurs Dresden (zuletzt: 5. – 8.10.2010,<br />
Leitung: H. Zwipp), internationale AO-Kurse,<br />
zuletzt in Davos (4. – 9.12.2010)<br />
■ ■ DAF-Kurse: federführend beim Traumakurs<br />
(M. Richter, Coburg, D. Boack, Berlin,<br />
S. Rammelt, Dresden, S. Ochman, Münster)<br />
in Coburg (26./27.3.2010) <strong>und</strong> Münster<br />
(6./7.11.2009)<br />
■ ■ Anatomiekurs (S. Rammelt, Dresden) in<br />
Münster (4./5.12.2009) <strong>und</strong> Greifswald<br />
(12./13.3.2010), Mitwirkung bei weiteren<br />
D.A.F.-Kursen<br />
■ ■ BDC-Seminare Fußchirurgie: Zertifikat<br />
Fußchirurgie in 4 Modulen über 2 Jahre,<br />
zuletzt 12./13.11.2009, Rostock (T. Mittlmeier),<br />
nächste Module <strong>2011</strong> in Dresden<br />
(S. Rammelt), Berlin (D. H. Boack)<br />
■ ■ Kurse <strong>und</strong> gemeinsame Sitzungen mit<br />
der D.A.F. im Rahmen des DKOU, zuletzt<br />
26. – 28.10.2010, Berlin<br />
Sprunggelenksendoprothesenregister<br />
Ein gemeinsames Projekt im Rahmen der<br />
D.A.F. widmet sich der Etablierung eines<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Geweberegeneration<br />
<strong>und</strong> Gewebeersatz besteht derzeit aus<br />
37 Mitgliedern.<br />
Im Jahr 2010 fanden zwei Mitgliedertreffen,<br />
das letzte Treffen am 27.10.2010 anlässlich<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie in Berlin statt.<br />
Anwesend waren 19 Mitglieder der AG Geweberegeneration<br />
<strong>und</strong> Gewebeersatz.<br />
Im Jahr 2010 wurden 4 neue Mitglieder<br />
in die AG aufgenommen (Dr. S. Fichert, Dr.<br />
M. Egermann, Dr. M. Sekerci, Dr. B. Rolauffs).<br />
Bei der Mitgliederversammlung am<br />
27.10.2010 wurde Herr Dr. Rolauffs zum<br />
neuen Schriftführer der AG gewählt.<br />
nationalen Sprunggelenksendoprothesenregisters,<br />
das auch mit einer Vernetzung<br />
bzw. Anbindung auf europäischer Ebene<br />
kompatibel sein soll. Prospektiv erfasst<br />
werden sollen alle derzeit gebräuchlichen<br />
Prothesenmodelle. Wesentliche koordinative<br />
Aufgaben nehmen hier Dr. Tanja. Kostuj<br />
(früher Bochum, jetzt Frankfurt/Main) <strong>und</strong><br />
Dr. J. Gabel (Stuttgart) wahr. Zur optimalen<br />
Gestaltung soll eine bereits erprobte Software<br />
des Maurice E. Müller Instituts Bern<br />
(MemDoc) weiterentwickelt <strong>und</strong> genutzt<br />
werden. Neben der Definition der zu erhebenden<br />
Standarddaten <strong>und</strong> Scores haben<br />
Fragen zur Klärung des Datenschutzes <strong>und</strong><br />
der rechtlichen Voraussetzungen bislang<br />
breiten Raum eingenommen.<br />
Zusammengehen mit der D. A. F.<br />
Die offizielle Fusion zwischen der AG Fuß<br />
<strong>und</strong> der weit mitgliederstärkeren D. A. F. ist<br />
nach Satzungsänderung in Form einer gemeinsamen<br />
Sektion der DGOU vollzogen.<br />
Bereits seit April 2008 sind Repräsentanten<br />
der AG Fuß im Vorstand der D. A. F. vertreten<br />
(M. Richter, Coburg <strong>und</strong> S. Rammelt,<br />
Dresden) bzw. als wissenschaftlicher Beirat<br />
im erweiterten Vorstand eingeb<strong>und</strong>en (Th.<br />
Mittlmeier, Rostock). Auch nach außen hin<br />
wird dieser Zusammenschluss durch Neu-<br />
Wesentliche Punkte des letzten Mitgliedertreffens<br />
am 27.10.2010 waren:<br />
■■AG-Namensänderung ■■Zukünftige Treffen<br />
■■Standards in der Knorpeltherapie<br />
gestaltung des gemeinsamen Logos transparent<br />
gemacht. Neben dem aufwändigen<br />
Kurssystem sind eine konstruktive Weiterbildung<br />
im Rahmen der Jahreskongresse<br />
sowie die Etablierung wissenschaftlicher<br />
Studien im Fokus der Kooperation. Die AG<br />
Fuß hat ein Themenheft der Zeitschrift „Fuß<br />
<strong>und</strong> Sprunggelenk“, dem offiziellen Organ<br />
der D. A. F., gestaltet, weitere Themenhefte<br />
sind in Planung. Die D. A. F. firmiert weiterhin<br />
auch als Sektion in der DGOOC <strong>und</strong> die<br />
AG Fuß als Mitglied der DGU. Weitere Interessenten<br />
<strong>für</strong> eine aktive Mitarbeit sind uns<br />
jederzeit herzlich willkommen.<br />
Prof. Dr. Thomas Mittlmeier<br />
Leiter der AG Fuß<br />
Leiter der Abteilung <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Universitätsklinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Chirurgie<br />
Schillingallee 35<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: 03 81 / 4 94 60 51<br />
Fax: 03 81 / 4 94 60 52<br />
E-Mail: thomas.mittlmeier@med.uni-rostock.de<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Rammelt<br />
Stellv. Leiter der AG Fuß<br />
OA der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“<br />
Fetscherstr. 74<br />
01307 Dresden<br />
Tel.: 03 51 / 4 58 22 08<br />
Fax: 03 51 / 4 58 43 07<br />
Bericht der AG Geweberegeneration<br />
<strong>und</strong> Gewebeersatz<br />
D. Albrecht<br />
AG-Namensänderung<br />
Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass<br />
die AG im Wesentlichen Fragen des hyalinen<br />
Knorpels bearbeitet, wurde die Abänderung<br />
des AG-Namens diskutiert. Verschiedene<br />
Namensgebungen wurden besprochen <strong>und</strong><br />
nach Abstimmung soll der Antrag beim<br />
DGU-Präsidium zur Namensänderung hinsichtlich<br />
AG Klinische Geweberegeneration<br />
gestellt werden.<br />
Zukünftige Treffen<br />
Im Rahmen der organisatorischen Umstrukturierung<br />
der AG soll auch das zukünftige<br />
Verfahren hinsichtlich der regelmäßigen<br />
Mitgliedertreffen neu strukturiert werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich soll ein Mitgliedertreffen<br />
auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie stattfinden. Eine<br />
zweite Sitzung soll an einem zentralen Ort<br />
wie Berlin stattfinden, hier würde sich das<br />
Langenbeck-Virchow-Haus anbieten. Wahlweise<br />
können die Mitglieder aber auch von<br />
einem Mitglied der AG eingeladen werden.<br />
Dieser Vorschlag des Leiters <strong>und</strong> stellvertretenden<br />
Leiters der AG wird allgemein akzeptiert.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 61<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
62<br />
Standards in der Knorpeltherapie<br />
Die allgemeinen Empfehlungen zur Knorpeltherapie<br />
sollen auf den neuesten wissenschaftlichen<br />
Stand hin bearbeitet <strong>und</strong><br />
neu formuliert werden.<br />
Nachfolgende Punkte sollen dabei Berücksichtigung<br />
finden:<br />
■■Präambel <strong>für</strong> Standards<br />
■■Indikationsstellung ■■Praeoperative Diagnostik<br />
■■Zellentnahmetechnik ■■Nachbehandlung ■■Gr<strong>und</strong>satzempfehlung (welche Gelenke)<br />
■ ■Minimalanforderungen<br />
einer detaillierten<br />
Produktinformation.<br />
In den bereits 1999 von der Arbeitsgemeinschaft<br />
formulierten allgemeinen Empfehlungen<br />
sollen die oben genannten Punkte<br />
bearbeitet bzw. ergänzt werden <strong>und</strong> entsprechend<br />
publiziert werden.<br />
Im Jahr 2010 erfolgte unter Federführung<br />
von Prof. Dr. P. E. Müller <strong>und</strong> Dr. M.F. Pietschmann<br />
eine Mitgliederbefragung zur Begleit-<br />
<strong>und</strong> Nachbehandlung nach autologer<br />
Chondrozytentransplantation. Ziel der Mitgliederbefragung<br />
war eine Bestandsaufnahme<br />
innerhalb der AG, welche als Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> die Überarbeitung der Richtlinien <strong>und</strong><br />
Empfehlungen sowie als Ausgangspunkt zur<br />
Diskussion <strong>für</strong> gemeinsame weiterführende<br />
Studien dienen soll.<br />
Von 29 Institutionen, in welchen die 37<br />
Mitglieder tätig sind, konnten insgesamt 18<br />
Fragebögen ausgewertet werden. Das entspricht<br />
einer Rücklaufquote von 72 %.<br />
Die überwiegende Anzahl der antwortenden<br />
Mitglieder ist an einer Universitätsklinik<br />
tätig (13). In allen 18 Institutionen<br />
wird die matrix-assistierte autologe Chondrozytentransplantation<br />
durchgeführt. Die<br />
Periostlappen-ACT spielt keine Rolle mehr.<br />
8 Institutionen führen mehr als 20 autologe<br />
Chondrozytentransplantationen pro Jahr<br />
durch, 10 Institutionen weniger als 20. Nach<br />
Ansicht der Befragten bedingt die Defektlokalisation,<br />
Kondyle oder retropatellar/Trochlea,<br />
unterschiedliche Nachbehandlungskonzepte.<br />
Bezüglich der Eckpunkte der Nachbehandlung<br />
besteht eine gr<strong>und</strong>legende Übereinstimmung,<br />
aber es bestehen innerhalb<br />
der AG Modifikationen. So verwenden beispielsweise<br />
8 von 18 Befragten im postoperativen<br />
Management eine CPM-Motorschiene<br />
routinemäßig.<br />
14 der befragten Institutionen empfehlen<br />
nach Therapie eines femoralen Defekts eine<br />
Teilbelastung <strong>für</strong> die Dauer von 6 Wochen<br />
postoperativ. 1 Institution 8 Wochen, 2 Institutionen<br />
12 Wochen. Bezüglich einer Bewegungslimitierung<br />
besteht eine erhebliche<br />
Schwankung zwischen 1 bis 6 Wochen.<br />
Ebenso besteht Uneinheitlichkeit bei der<br />
Nachbehandlung bei retropatellaren Defekten<br />
hinsichtlich der Belastung. Hier<br />
schwanken die Empfehlungen zwischen<br />
Vollbelastung bis zur Teilbelastung <strong>für</strong> 6 Wochen.<br />
Wohingegen die überwiegende Zahl<br />
hinsichtlich einer Bewegungslimitierung bei<br />
patellaren Defekten 6 Wochen empfiehlt.<br />
Routinemäßige postoperative MRT-<br />
Kontrollen werden von allen Institutionen<br />
empfohlen. Invasive Verfahren zur Kontrolle,<br />
insbesondere Second look-Arthroskopien<br />
werden von keiner Institution durchgeführt.<br />
Bezüglich der Wiederaufnahme sportlicher<br />
Aktivität empfiehlt die deutliche<br />
Mehrheit die Wiederaufnahme in Abhängigkeit<br />
von der Größe <strong>und</strong> Lage des Defektes<br />
nach 6 Monaten. Hierbei werden nicht kniegelenksbelastende<br />
Sportarten wie Radfahren,<br />
Nordic Walking <strong>und</strong> Schwimmen sowie<br />
Aquajogging empfohlen.<br />
Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass<br />
in wichtigen Eckpunkten der Nachbehandlung<br />
eine große Übereinstimmung unter<br />
den einzelnen Mitgliedern der AG herrscht.<br />
Allerdings erscheint es notwendig zu einem<br />
einheitlichen Nachbehandlungskonsens zu<br />
kommen, welcher die klinischen Ergebnisse<br />
der ACT erst vergleichbar macht.<br />
Eine weitere Mitgliederbefragung erfolgte<br />
durch PD Dr. med. P. Niemeyer zur praeoperativen<br />
Diagnostik bei Knorpelschäden. Von<br />
den 29 Zentren, die in der AG vertreten sind,<br />
haben 19 an der Umfrage teilgenommen. Es<br />
konnten 18 vollständige Fragebögen in die<br />
Auswertung eingeschlossen werden.<br />
Auf der Basis der Umfrage bestand Einigkeit,<br />
dass die definitive Entscheidung, bzw.<br />
Indikation zur ACT erst intraoperativ (d.h.<br />
während der Arthroskopie des Gelenkes) erfolgen<br />
kann.<br />
Konventionelle Röntgendiagnostik, Kernspintomografie,<br />
Ganzbeinaufnahmen (bei<br />
femoro-tibialen Defekten), Patella defilée-<br />
Aufnahmen werden von den Mitgliedern<br />
der AG als obligat bei der praeoperativen Diagnostik<br />
angesehen. Die genauen kernspintomografischen<br />
Sequenzen, die als Standard<br />
zu fordern sind, müssen noch definiert werden.<br />
Hier herrscht noch große Uneinigkeit.<br />
Als relevante Zusatzuntersuchungen, die<br />
in Abhängigkeit der individuellen Pathologie<br />
notwendig werden können, werden Laboruntersuchungen<br />
zum Ausschluss einer Erkrankung<br />
aus dem rheumatoiden Formenkreis,<br />
Belastungsaufnahmen des Kniegelenkes<br />
(z. B. nach Rosenberg), die Bestimmung des<br />
TTG-Abstandes, Rotationsanalysen (z. B. CT)<br />
<strong>und</strong> eine apparative Beurteilung der Bandlaxizität<br />
angesehen.<br />
Der (CT-) Arthrografie oder praeoperativen<br />
Kraftanalyse (z. B. isokinetisch) wird keine<br />
Relevanz zugeschrieben.<br />
Ebenso wie die Ergebnisse der Befragung<br />
hinsichtlich der Nachbehandlungsempfehlungen<br />
sollen die Ergebnisse der Umfrage<br />
der praeoperativen Diagnostik als eine allgemeine<br />
Empfehlung in die neuen Behandlungsempfehlungen<br />
eingearbeitet werden.<br />
Eine seit längerem geplante prospektive<br />
Studie zur matrix-geb<strong>und</strong>enen autologen<br />
Chondrozytentransplantation am oberen<br />
Sprunggelenk ist im Jahr 2010 geplant <strong>und</strong><br />
konzipiert worden. Der umfangreiche Antrag<br />
ist bei der Ethik-Kommission <strong>und</strong> inzwischen<br />
bei der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />
eingereicht worden. Die Entscheidung über<br />
eine Förderung steht noch aus.<br />
Geplant ist, die Studie als eine multizentrische,<br />
randomisiert prospektive Studie<br />
durchzuführen.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft war mit einer Veranstaltung<br />
auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie im Jahr 2010<br />
vertreten.<br />
Das Sitzungsthema lautete: Standards in<br />
der Knorpeltherapie.<br />
Die Sitzung war mit einer Teilnehmerzahl<br />
von 150 sehr gut besucht. Tenor der Sitzung<br />
war, dass die matrix-assistierte autologe<br />
Chondrozytentransplantation inzwischen<br />
ein etabliertes Therapieverfahren darstellt.<br />
Einheitlichkeit <strong>und</strong> standardisiertes Vorgehen<br />
weichen jedoch häufig noch individuell<br />
stark ab, dies insbesondere in der Zellentnahmetechnik,<br />
in der Nachbehandlung <strong>und</strong> in<br />
der Therapie von Begleitpathologien.<br />
Erklärtes Ziel der AG ist es, die Erarbeitung<br />
von Standards <strong>und</strong> Vereinheitlichung zur<br />
besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Therapien<br />
voranzubringen.<br />
Für den DKOU <strong>2011</strong> wurde eine wissenschaftliche<br />
Sitzung beantragt <strong>und</strong> ist in Vorbereitung.<br />
Sitzungsthema soll sein: Neues<br />
<strong>und</strong> Bewährtes in der biologischen Knorpelregeneration.<br />
Für das Jahr <strong>2011</strong> ist eine Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft<br />
auf dem Jahreskongress<br />
der Arbeitsgemeinschaft Arthroskopie (AGA)<br />
vorgesehen <strong>und</strong> vom Kongresspräsidenten,<br />
Prof. Dr. Angele, zugesagt.<br />
Die Sitzungen sind in Vorbereitung <strong>und</strong><br />
werden inhaltlich konzipiert.<br />
Das nächste Mitgliedertreffen ist <strong>für</strong> das<br />
Frühjahr <strong>2011</strong> geplant.<br />
Dr. med. Albrecht<br />
Leiter der AG Gewebeersatz <strong>und</strong> Geweberegeneration,<br />
BG-Unfallklinik Tübingen<br />
Schnarrenbergstr. 95<br />
72076 Tübingen<br />
Tel.: 0 70 71 / 6 06 10 15<br />
E-Mail: albrecht@bgu-tuebingen.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Bericht der AG Rechnergestütztes<br />
Operieren (AGROP)<br />
P.A. Grützner, T. Hüfner<br />
Schwerpunkt der Arbeitsgruppe „Rechnergestütztes<br />
Operieren“ ist die Anwendung<br />
der Computernavigation im experimentellen<br />
<strong>und</strong> klinischen Bereich auf unfallchirurgischem<br />
<strong>und</strong> orthopädischem Fachgebiet.<br />
Diese findet häufig in Kombination mit innovativen<br />
Produkten aus dem Bereich der<br />
intraoperativen medizinischen Bildgebung<br />
statt.<br />
Die Arbeitsgemeinschaft hat zurzeit <strong>63</strong> Mitglieder<br />
<strong>und</strong> steht unter der Leitung von Prof.<br />
Dr. Paul A. Grützner <strong>und</strong> seinem Vertreter<br />
Prof. Dr. Tobias Hüfner. Die Schriftführung<br />
obliegt Dr. Jan von Recum.<br />
Es findet eine enge Zusammenarbeit mit<br />
der AG „Computerassistierte Orthopädische<br />
Chirurgie“ (AK08) der DGOOC unter der<br />
Leitung von Prof. Dr. Rolf Haaker statt. Diese<br />
umfasst neben gemeinsamen Businessmeetings<br />
<strong>und</strong> der Frühjahrstagung auch die<br />
Gestaltung der wissenschaftlichen Sitzung<br />
anläßlich des DKOU. Beide AGs befinden<br />
sich aktuell im Prozess des Zusammenschlusses<br />
zu einer Sektion der DGOU.<br />
Im vergangenen Jahr 2010 wurde unter<br />
der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Stöckle am<br />
10. – 11. Juni die jährlich stattfindende Früh-<br />
jahrstagung in München unter dem Titel<br />
„Computerassistierte Chirurgie – Mehr als<br />
nur Navigation?“ abgehalten. Im Rahmen<br />
des DKOU 2010 fand sowohl ein Businessmeeting<br />
als auch eine wissenschaftliche<br />
Sitzung unter dem Titel „Update rechnergestützte<br />
OP-Verfahren“ statt. Hier lag der<br />
Schwerpunkt auf dem Thema Knie.<br />
Die Leitung der AGROP bedankt sich bei<br />
allen Kollegen, die durch Ihre aktive Teilnahme<br />
die entsprechenden Sitzungen erfolgreich<br />
mitgestaltet haben.<br />
<strong>2011</strong> sehen wir der nächsten Frühjahrstagung<br />
„X=Mensch/Computer“ am 26. – 28.<br />
Mai in Kiel entgegen. Unter der Leitung von<br />
Prof. Dr. Andreas Seekamp werden sämtliche<br />
Themenblöcke der Computernavigation<br />
<strong>und</strong> intraoperativen Bildgebung von<br />
Schulter bis Fuß abgedeckt. Es kann eine<br />
sehr interessante wissenschaftliche Tagung<br />
erwartet werden. Mit der Kunsthalle in Kiel<br />
als Tagungsstätte <strong>und</strong> dem Kieler Yachtclub<br />
als Abendveranstaltungsort konnten attraktive<br />
Lokalitäten gef<strong>und</strong>en werden.<br />
Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen<br />
Sitzung auf dem DKOU <strong>2011</strong> wird Hüfte<br />
<strong>und</strong> Becken sein, ein anatomischer Bereich,<br />
in dem sowohl auf traumatologischem als<br />
auch orthopädischem Gebiet spannende<br />
Fortschritte anstehen. So zum Beispiel die<br />
Optionen, die die 2D/3D-Rekonstruktion<br />
bietet oder auch die verbesserten Visualisierungsmöglichkeiten<br />
durch die neuen volldigitalen<br />
3D-Bildwandler.<br />
Für die Zukunft wird die neue Sektion der<br />
DGOU den Schwerpunkt auf Schulung <strong>und</strong><br />
Versorgungsforschung im Bereich rechnergestützter<br />
Operationsverfahren <strong>und</strong> intraoperativer<br />
Bildgebung legen. Wir laden Sie<br />
herzlich ein, sich aktiv zu beteiligen.<br />
Prof. Dr. med. Paul A. Grützner<br />
Leiter der AGROP<br />
Ärztlicher Direktor<br />
BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />
Ludwig-Guttmann-Str. 13<br />
67071 Ludwigshafen<br />
Tel.: 06 21 / 68 10 23 11<br />
Fax: 06 21 / 68 10 29 86<br />
E-Mail: waizenegger@bgu-ludwigshafen.de<br />
Prof. Dr. med. Tobias Hüfner<br />
Stellv. Leiter der AGROP<br />
Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Medizinische Hochschule Hannover<br />
30625 Hannover<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> <strong>63</strong><br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
64<br />
Neues aus der AG Ultraschall –<br />
Eine „Ein-Jahresbilanz“ …<br />
C. Tesch, B. Friemert<br />
Die AG Ultraschall darf an dieser Stelle auf<br />
eine nun gut einjährige Tätigkeit unter dem<br />
zuletzt während des DKOU-Kongresses 2009<br />
neu gewählten Vorstand zurückblicken. Als<br />
Vorstand hatten wir drei Themenschwerpunkte<br />
<strong>für</strong> unsere Arbeit definiert, die wir<br />
in der vorletzten Ausgabe der <strong>Mitteilungen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> der DGU vorstellen durften,<br />
die es nun in den vergangenen Monaten zu<br />
verfolgen galt <strong>und</strong> die wir auch weiterhin<br />
verstärkt bearbeiten möchten. So dürfen wir<br />
Ihnen an dieser Stelle über zuletzt durchgeführte<br />
Veranstaltungen berichten, auf damit<br />
einhergehende Entwicklungen zurückblicken<br />
<strong>und</strong> Ihnen neue Vorhaben vorstellen.<br />
Aktivitäten der AG Ultraschall<br />
auf dem DKOU 2010<br />
Im Rahmen des letztjährigen DKOU 2010<br />
konnte sich die AG Ultraschall nun erstmalig<br />
auf dem neu gegründeten Specialty Day<br />
präsentieren <strong>und</strong> hier die Wertigkeit der<br />
Sonographie vorstellen. Die gut besuchte<br />
Sitzung bot eine breit gefächerte Auswahl<br />
an Themen, die sowohl die klinischen Anwendungsmöglichkeiten<br />
beschrieben <strong>und</strong><br />
neue Möglichkeiten in unserer täglichen<br />
Diagnostik, verb<strong>und</strong>en mit ganz neuen Ansätzen,<br />
wie z. B. der modernen Kontrastmittelsonographie,<br />
vorstellte. Prof. Dr. Friemert,<br />
Ulm (Leiter der AG Ultraschall) konnte von<br />
Seiten der AG in einem einleitenden Übersichtsvortrag<br />
die gängigen Möglichkeiten<br />
zum Einsatz der Sonographie in der Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> Orthopädie vorstellen <strong>und</strong><br />
zukünftige Möglichkeiten <strong>und</strong> Arbeitsfelder<br />
aufzeigen. Der Vortrag von Dr. Großer, Dresden<br />
war auch in diesem Sinne zu sehen. Er<br />
zeigte anschaulich <strong>und</strong> mit hervorragendem<br />
Bildmaterial aus dem täglichen klinischen<br />
Alltag, dass die Sonographie gerade auch<br />
als Diagnostikum beim kindlichen Trauma<br />
wichtig <strong>und</strong> wertvoll ist <strong>und</strong> sich hier exzellente<br />
Möglichkeiten zur Diagnosestellung<br />
<strong>und</strong> unkomplizierten Verlaufsbeobachtung<br />
bei Frakturen ergeben. Dr. Albert aus Dresden<br />
zeigte die neuen Entwicklungen in<br />
der Notfall- <strong>und</strong> Schockraumsonographie<br />
auf <strong>und</strong> referierte in einem zweiten Vortrag<br />
als Vertreter der DEGUM auch zu den<br />
offiziellen Möglichkeiten, sich im Bereich<br />
der Ultraschalldiagnostik zertifizieren zu<br />
lassen. Der mehr wissenschaftliche Ansatz<br />
wurde durch die Vorträge von Professor Dr.<br />
Prantl, Regensburg, <strong>und</strong> Dr. Achatz, Ulm,<br />
vorgestellt. Professor Dr. Prantl beleuchtete<br />
in einem fachlich sehr versierten Vortrag die<br />
Möglichkeiten der modernen Kontrastmittelsonographie<br />
im Allgemeinen <strong>und</strong> zeigte<br />
als plastischer Chirurg als interessantes<br />
Anwendungsbeispiel die postoperative Perfusionsbeurteilung<br />
am Transplantat nach<br />
freier Lappenplastik. Dr. Achatz konnte zu<br />
diesem neuen <strong>und</strong> sehr vielversprechenden<br />
Zweig der Ultraschalldiagnostik ein erstes<br />
Anwendungsbeispiel aus dem unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Bereich vorstellen<br />
<strong>und</strong> berichtete über erste Ergebnisse einer<br />
Pilotstudie zur Kontrastmittelsonographie<br />
beim Kompartmentsyndrom. Eine kurze<br />
Vorstellung zu den Tätigkeiten <strong>und</strong> Zielen<br />
der AG r<strong>und</strong>ete diese aus Sicht des Vorstandes<br />
sehr gelungene Sitzung ab.<br />
Ergänzend bot die AG Ultraschall <strong>für</strong> Ihre<br />
Mitglieder in Kooperation mit der AG Bildgebende<br />
Verfahren der DGOOC wieder ein<br />
Arbeitsgemeinschafts- <strong>und</strong> Mitgliedertreffen<br />
an. Hier war insbesondere die bereits<br />
im Rahmen unseres letzten Berichtes vorgestellte<br />
Problematik <strong>und</strong> Planung zu einer<br />
Zusammenführung der beiden AGen unter<br />
dem Dach der DGOU Thema. Die bis zum<br />
Kongress in Berlin gemachten Bemühungen<br />
waren leider nur teilweise erfolgreich, eine<br />
definitive Planung <strong>für</strong> die Zusammenführung<br />
existiert bis dato noch nicht. Hier ist vor<br />
allem noch die Frage nach der neuen „Organisationsstruktur<br />
<strong>und</strong> Heimat“ einer Sektion<br />
oder AGen unter dem Dach der DGOU zu klären.<br />
Zudem verfolgen beide bisherigen AGen<br />
doch z. T. unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte,<br />
was neben den o. g. organisatorischen<br />
Fragen auch noch im Verlauf inhaltlich<br />
vor einer Zusammenführung zu klären<br />
ist. Einig ist man sich aber weiterhin darüber,<br />
dass die enge Zusammenarbeit fortgesetzt<br />
<strong>und</strong> mittel fristig eine gemeinsame Struktur<br />
unter dem Dach der DGOU angestrebt<br />
werden sollte. So wollen die Vorstände der<br />
beiden AGen nun nochmals einen Versuch<br />
unternehmen <strong>und</strong> mit den Präsiden der<br />
Fachgesellschaften Details besprechen, um<br />
so dieses Vorhaben weiter voran zu bringen.<br />
Kleinere Themen, wie ein Vortrag von<br />
Dr. Goldmann zu den neuen Richtlinien der<br />
Röntgenverordnung, r<strong>und</strong>eten diese gemeinsame<br />
Sitzung ab.<br />
Insgesamt dürfen die Tage in Berlin von Seiten<br />
des Vorstandes als erfolgreich <strong>und</strong> sehr<br />
zufriedenstellend bewertet werden <strong>und</strong><br />
die AG Ultraschall wird versuchen, auch im<br />
kommenden Jahr wieder präsent <strong>und</strong> engagiert<br />
auf dem kommenden DKOU vertreten<br />
zu sein.<br />
Mitgliedersituation<br />
Die AG konnte nun zuletzt – auch durch die<br />
Tage in Berlin – wieder neue <strong>und</strong> engagierte<br />
Mitglieder gewinnen, die wir an dieser Stelle<br />
sehr herzlich in der AG begrüßen dürfen:<br />
■■Dr. Anja Hirschmüller, Freiburg<br />
■■Dr. Kay Großer, Erfurt<br />
■■Dr. Ole Ackermann, Duisburg<br />
■■Dr. Jörn Hinzmann, Bad Pyrmont<br />
■■Michael Cassel, Potsdam<br />
So kann die nun zuletzt aktualisierte Mitgliederdatenbank<br />
wiederum einige neue<br />
Namen verzeichnen <strong>und</strong> wir freuen uns auf<br />
die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen.<br />
Zusammenarbeit mit der DEGUM<br />
Wie in unserem letzten Bericht beschrieben,<br />
konnte die Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Ultraschall in<br />
der Medizin als der <strong>für</strong> die Sonographie<br />
relevanten Fachgesellschaft deutlich intensiviert<br />
werden. Dazu sollte zuletzt auch<br />
auf dem Dreiländertreffen der DEGUM im<br />
Oktober 2010 in Mainz eine eigene Sektion<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie gegründet<br />
werden, die dann als Fachgremium <strong>für</strong> den<br />
Ultraschall in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
angesehen werden dürfte.<br />
Satzungsstatuten <strong>und</strong> der Widerstand<br />
aus anderen Fach-Bereichen der DEGUM<br />
hatten jedoch in Mainz eine Gründung einer<br />
eigenen Sektion primär noch nicht möglich<br />
gemacht, der Vorstand der DEGUM prüft<br />
nun diesen Sachverhalt. Zugesagt wurde<br />
– <strong>und</strong> zum jetzigen Zeitpunkt als sicher<br />
anzusehen – jedoch eine wohl eigenständige<br />
Organisationstruktur im Sinne einer<br />
eigenen Sektion oder als AG untergeordnet<br />
unter dem Dach der Sektion Chirurgie. Ziel<br />
von Seiten der AG Ultraschall muss es aber<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
auf jeden Fall bleiben, diese Entwicklungen<br />
aktiv zu begleiten <strong>und</strong> eine enge Kooperation<br />
mit der dann neuen Sektion bzw. AG<br />
zu pflegen, da relevante Punkte, wie z. B. die<br />
anerkannte Zertifizierung von Ausbildungskursen<br />
oder die Beratung der Gremien bzgl.<br />
der Inhalte im Leistungskatalog, im Verantwortungsbereich<br />
der DEGUM liegen.<br />
Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
Werte Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, dass die<br />
Sonographie vielfältige Möglichkeiten zur<br />
Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen<br />
bietet <strong>und</strong> es viele neue Optionen<br />
gibt, interessante Fragestellungen anzugehen,<br />
konnte die AG im Rahmen Ihrer Sitzung<br />
während des Specialty Day auf dem DKOU<br />
2010 zeigen. Einige Projekte konnten diesbezüglich<br />
auf den Weg gebracht werden<br />
(vgl. Bericht „Neues aus der AG Ultraschall<br />
– es geht voran …“; <strong>Mitteilungen</strong> & Nach-<br />
Im Frühjahr 2010 fand eine erste Arbeitssitzung<br />
der AG im Katharinenhospital,<br />
Klinikum Stuttgart, statt. Im Rahmen des<br />
DKOU in Berlin im Oktober 2010 folgte eine<br />
weitere Arbeitssitzung. Zum Abschluss des<br />
Jahres traf man sich zu einer Arbeitssitzung<br />
in Bremen auf der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Wirbelsäulengesellschaft.<br />
In Kooperation mit der Sektion Wirbelsäule<br />
der DGOOC (Prof. Hopf, Kiel) wurde<br />
auf dem DKOU eine wissenschaftliche Sitzung<br />
ausgerichtet, die sehr gut besucht war.<br />
In einer Sitzungshälfte wurden seltene Entitäten,<br />
Verletzungen oder Instabilitäten der<br />
oberen HWS anhand von Fallbeispielen vorgestellt<br />
<strong>und</strong> lebhaft diskutiert. In der 2. Sitzungshälfte<br />
wurden aufgeforderte Vorträge<br />
von 4 Mitgliedern der Sektion der DGOOC<br />
gehalten. Vorgestellt wurden Übersichtsreferate<br />
zu aktuellen Aspekten der Wirbelsäulenchirurgie.<br />
Folgenden Themen hat sich die AG im Jahr<br />
2010 gewidmet:<br />
■ ■Die<br />
beschlossene Folgestudie <strong>für</strong> Patienten<br />
mit neurolog. Defizit innerhalb<br />
der zweiten Multicenterstudie (MCS II)<br />
wurde abgebrochen <strong>und</strong> beendet. Leider<br />
gelang es bis in die zweite Jahreshälfte<br />
nicht, einen notwendigen Datenrücklauf<br />
zu erhalten. Die analysierten<br />
richten der DGU; 2/2010), neue <strong>und</strong> aktuelle<br />
Studien wurden initiiert bzw. werden<br />
gerade geplant.<br />
Dem wissenschaftlichen Ansatz möchte die<br />
AG gerade auch im Hinblick auf den DKOU<br />
<strong>2011</strong> einen Schwerpunkt während Ihres<br />
3. Mitgliedertreffens schenken, zu dem wir<br />
an dieser Stelle alle Mitglieder der AG sowie<br />
alle interessierten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
ganz herzlich einladen dürfen:<br />
3. Mitgliedertreffen der AG Ultraschall der DGU<br />
Termin: Freitag, 15. April <strong>2011</strong><br />
Beginn 11:00 Ende: ca. 14:00 Uhr<br />
Ort: Frankfurt a.M., Hauptbahnhof<br />
(DB Lounge // Uddin & Uddin – Tagungsräume)<br />
Hierzu bitten wir eine entsprechende Anmeldung<br />
per E-Mail (Dr.Achatz@t-online.de) bis<br />
zum 11.04.<strong>2011</strong> an den Schriftführer der<br />
Arbeitsgemeinschaft zu richten.<br />
Bericht der AG Wirbelsäule<br />
C. Knop<br />
59/199 Pa tienten sollen im Kreise der<br />
beteiligten Kliniken unter Leitung der<br />
Universitätsklinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Innsbruck ausgewertet werden. Für das<br />
Jahr <strong>2011</strong> wird mit Vorlage der Ergebnisse<br />
gerechnet.<br />
■ ■Die<br />
Arbeitsgruppe „Therapieempfehlungen<br />
zur Versorgung von Verletzungen der<br />
Brust- <strong>und</strong> Lendenwirbelsäule“ hat ein<br />
fertiges Manuskript vorgelegt. Die Publikation<br />
ist in DER UNFALLCHIRURG vorgesehen<br />
<strong>und</strong> soll <strong>2011</strong> erscheinen.<br />
■ ■Die<br />
zusammenfassende Publikation der<br />
Studienergebnisse der MCS II ist im Eur<br />
Spine J erschienen [Reinhold et al. (2010)<br />
Eur Spine J 19 (10): 1657 – 76]<br />
■ ■Eine<br />
Task Force <strong>für</strong> den Bereich der osteoporose-assoziierten<br />
Wirbelbrüche hat<br />
sich etabliert <strong>und</strong> es fand ein erstes<br />
Treffen in München 11/2010 statt, eine<br />
Folgesitzung ist <strong>für</strong> 2/<strong>2011</strong> geplant. Ziel<br />
ist die Aufarbeitung traumatologischer<br />
Aspekte bei den Altersfrakturen der Wirbelsäule<br />
mit Entwicklung einer Klassifikation<br />
<strong>und</strong> Therapieempfehlung <strong>für</strong> die<br />
Entitäten. Über Mitglieder der AG Alterstraumatologie<br />
ist hier auch der Kontakt<br />
der beiden Arbeitsgemeinschaften gewährleistet.<br />
Mit dieser Einladung verb<strong>und</strong>en dürfen wir<br />
wieder Sie, die Sie vielleicht an der Ultraschalldiagnostik<br />
interessiert sind oder diese<br />
in Ihrem beruflichen Alltag zu schätzen wissen,<br />
ganz allgemein herzlich zur Mitarbeit<br />
in unserer AG auffordern <strong>und</strong> ermuntern.<br />
Einiges ist geschafft, vieles gibt es noch<br />
zu tun. Lassen Sie uns gemeinsam die Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Erfolge aus den letzten<br />
Monaten aufgreifen <strong>und</strong> die Ultraschalldiagnostik<br />
weiter gut vertreten – wir würden<br />
uns über Ihre Beteiligung an unserer AG<br />
sehr freuen!<br />
PD. Dr. med. Christian Tesch<br />
Stellv. Leiter der AG Ultraschall der DGU<br />
Chirurgische Praxis<br />
Große Bleichen 32<br />
20354 Hamburg<br />
Tel.: 0 40 / 43 09 55 18<br />
Fax: 0 40 / 43 09 56 50<br />
Prof. Dr. med. Benedikt Friemert<br />
Leiter der AG Ultraschall<br />
■ ■Im<br />
Bereich Alterstraumatologie ist eine<br />
multizentrische Studie als retrospektive<br />
Analyse geplant zur Behandlung<br />
der Densfraktur im hohen Alter. Studienbeginn<br />
ist <strong>für</strong> <strong>2011</strong> vorgesehen. Des<br />
Weiteren lief eine Umfrage zu aktuellen<br />
Aspekten der Zementaugmentation von<br />
Wirbelbrüchen, die derzeit ausgewertet<br />
wird.<br />
■ ■In<br />
Vorbereitung ist eine prospektiv-randomisierte<br />
<strong>und</strong> multizentrische Studie zur<br />
operativen Behandlung des inkompletten<br />
Berstungsbruches am thorakolumbalen<br />
Übergang. Es handelt sich um ein Großprojekt<br />
<strong>für</strong> kommende Jahre. Derzeit wird<br />
ein DFG-Antrag in Kooperation mit der<br />
Task Force klinische Forschung <strong>und</strong> Versorgungsforschung<br />
der DGOU vorbereitet,<br />
eine Unterstützung durch die AOCID<br />
ist ebenfalls angedacht.<br />
Prof. Dr. Christian Knop<br />
Leiter der AG Wirbelsäule, Ärztlicher Direktor<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
Klinikum Stuttgart, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />
Orthopädie, Katharinenhospital<br />
Kriegsbergstr. 60<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel.: 07 11 / 27 83 35 01<br />
Fax: 07 11 / 27 83 35 09<br />
E-Mail: c.knop@klinikum-stuttgart.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 65<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
66<br />
AG Geschichte der Unfallchirurgie<br />
60 Jahre Sonderstation <strong>für</strong> Schwerstunfallverletzte in Bad Münder/Hachmühlen<br />
P. Edelmann<br />
Am 6. Dezember 2010 beging die BG-<br />
Sonderstation, Zentrum <strong>für</strong> Integrative<br />
Rehabilitation, des Diakoniekrankenhauses<br />
Friederikenstift Hannover in Hachmühlen<br />
im festlichen Rahmen eines eindrucksvollen<br />
Symposiums sein 60-jähriges Bestehen.<br />
Ihre Entstehung in den ersten Nachkriegsjahren<br />
(1950) geht auf den Chefarzt der<br />
damaligen, 1931 von Dr. Herbert Edelmann<br />
(1899 – 1960) gegründeten Unfallabteilung,<br />
der heutigen Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wieder-<br />
Bei einem Jubiläum wie dem 60-jährigen<br />
Bestehen der Sonderstation <strong>für</strong> Schwerstverletzte<br />
des Friederikenstiftes Hannover in<br />
Hachmühlen stellt sich die Frage, wie sich<br />
die Intentionen des Begründers weiterentwickelt<br />
haben, <strong>und</strong> ob die Ziele der Anfangszeit<br />
noch zu den gegenwärtigen politischen<br />
<strong>und</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse passen,<br />
ausgehend von drei Gesichtspunkten:<br />
1. Geistesgeschichte, gesellschaftliche Entwicklung<br />
<strong>und</strong> klinische unfallchirurgische<br />
Rehabilitation in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Deutschland <strong>und</strong> England<br />
(1900 – 1950).<br />
2. Aufbau <strong>und</strong> erste Jahre des Bestehens<br />
von Hachmühlen (1948 – 1960).<br />
3. Ganzheitliche Behandlung – Betreuung<br />
des Schwerstunfallverletzten.<br />
(1) Der Gedanke einer „Sonderstation“ kam<br />
auf, als Prof. Dr. Blenke 1917 in Magdeburg<br />
erstmals gleichartig Verletzte in einer<br />
Sonderstation behandelte. Ähnliche Einrichtungen<br />
hatten nach dem 1. Weltkrieg<br />
Prof. Dr. E. Lexer <strong>und</strong> Prof. Dr. Gg. Magnus<br />
in Hohenaschau <strong>und</strong> Prof. Dr. August Bier<br />
in Hohenlychen gegründet. Während des<br />
2. Weltkrieges baute der aus Breslau vertriebene<br />
Sir Ludwig Guttmann eine Spezialklinik<br />
<strong>für</strong> querschnittgelähmte Soldaten<br />
in Stoke-Mandeville auf. Alle diese Einrichtungen<br />
<strong>und</strong> die unmittelbar nach dem Ende<br />
des 2. Weltkrieges gegründete Sonderstation<br />
Hachmühlen waren Vorläufer <strong>und</strong> auch<br />
Ideengeber <strong>für</strong> die seit den 1950er Jahren<br />
errichteten Berufsgenossenschaftlichen Kliniken.<br />
Wenn man einen zeitlichen Rückblick wagt,<br />
dann ist es unerlässlich, auch die Denkmuster<br />
der <strong>Gesellschaft</strong> zu beschreiben. Anfang<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bestand in der <strong>Gesellschaft</strong><br />
eine hierarchische Ordnung mit<br />
einem Oben <strong>und</strong> Unten <strong>und</strong> einem Ehren-<br />
herstellungschirurgie, am Friederikenstift<br />
(Chefarzt <strong>und</strong> Ärztlicher Direktor Professor<br />
Dr. Helmut Lill), zurück. Sowohl diese als<br />
auch deren 110 Betten <strong>für</strong> stationäre Behandlung<br />
führende Sonderstation (Chefarzt<br />
Dr. A. Dietrich) sind frühe Keimzellen der<br />
Unfallchirurgie, die über den Kern der Akutchirurgie<br />
hinausgehend bereits Physiotherapie,<br />
Ergotherapie, technische Orthopädie,<br />
Sport <strong>und</strong> Arbeitstherapie sowie Unfallverhütungsunterricht<br />
als kooperative Rehabili-<br />
Dr. Herbert Edelmann (1899 – 1960)<br />
kodex. Kinder wurden nach dem Prinzip von<br />
Befehl <strong>und</strong> Gehorsam erzogen. Man grüßte<br />
den standesgemäß Höhergestellten zuerst.<br />
Die gesellschaftlichen Klassen waren noch<br />
deutlich voneinander getrennt. Solche autoritären<br />
Umgangsformen galten auch<br />
<strong>für</strong> <strong>und</strong> gegen den Chefarzt. So kam 1950<br />
der berühmte Unfallchirurg Lorenz Böhler,<br />
Wien, unangemeldet ins Friederikenstift<br />
<strong>und</strong> ließ sich in einer spontan einberufenen<br />
Visite von meinem Vater zeigen, wie dieser<br />
Unfallverletzte behandelte; <strong>für</strong> Letzteren<br />
kein Ärgernis, sondern eine Ehre!<br />
Nach dem Zusammenbruch Deutschlands<br />
am Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
herrschten in der Bevölkerung extreme Not<br />
<strong>und</strong> Armut. Die Städte waren bis zur Unkenntlichkeit<br />
zerstört. Die Männer waren<br />
vermisst, <strong>und</strong> keiner wusste, ob sie noch<br />
lebten oder in Kriegsgefangenschaft waren.<br />
Alle ehemaligen Chefärzte des Friederiken-<br />
tation umfasste. Durch einen 1956 erteilten<br />
Lehrauftrag an der Technischen Hochschule,<br />
der heutigen Leibniz-Universität Hannover,<br />
wurde unkonventionell der sich erst zaghaft<br />
formierenden Unfallchirurgie eine akademische<br />
Tür geöffnet. Ohne die in den 1970er<br />
Jahren anhebende Entwicklung vorhersehen<br />
zu können, wurden auch hier zukunftsfähige<br />
F<strong>und</strong>amente gelegt, die zum festen Bestandteil<br />
der Geschichte der Unfallchirurgie<br />
gehören. J. Probst<br />
stiftes waren aus dem Krieg nicht heimgekehrt.<br />
Wenn Menschen sich in solch einer<br />
Zeit 1948 über ein Neubauprojekt wie der<br />
Sonderstation in Hachmühlen mit so vielen<br />
Idealvorstellungen verständigen konnten,<br />
muss das <strong>für</strong> alle eine Sternst<strong>und</strong>e gewesen<br />
sein.<br />
Mein Vater, Dr. Herbert Edelmann, hatte<br />
schon viel Vorarbeit geleistet. Seit 1931 war<br />
er als Leitender Arzt der 120 Betten führenden<br />
Unfallchirurgischen Abteilung im<br />
Friederikenstift tätig. 1934 wurde dieser bereits<br />
eine Abteilung <strong>für</strong> Sport <strong>und</strong> Beschäftigungstherapie<br />
angegliedert. Es wurden eine<br />
Übungshalle <strong>und</strong> eine Sportanlage gebaut.<br />
(2) Die großherzige Dankesspende eines<br />
Ackers in Hachmühlen im Testament eines<br />
ehemaligen Patienten war der Auslöser <strong>für</strong><br />
den Bau der Sonderstation vor den Toren<br />
der zerstörten Stadt Hannover. Nach – trotz<br />
großer Schwierigkeiten bei der Baumaterialbeschaffung<br />
– kurzer Bauphase folgte Ende<br />
1950 die Einweihung. Mein Vater hatte von<br />
seinen Assistenten in Hannover einen nach<br />
Hachmühlen abgestellt. Selber kam er jede<br />
Woche am Montagmittag von Hannover<br />
<strong>und</strong> blieb über Nacht bis Dienstagmittag; in<br />
der zweiten Wochenhälfte war er noch einmal<br />
am Freitag ab Mittag in Hachmühlen.<br />
Damals war der Sonnabend noch bis zum<br />
Mittag allgemein ein regulärer Arbeitstag.<br />
(3) Um eine Vorstellung von den Intentionen<br />
zu geben, mit denen mein Vater die<br />
Arbeit in Hachmühlen <strong>für</strong> wichtig <strong>und</strong> notwendig<br />
empfand, zitiere ich aus seinem<br />
Begrüßungstext des Neurochirurgenkongresses<br />
(1955):<br />
„Wenn wir einen Einbruch in unserem<br />
körperlichen Haushalt erfahren, dann<br />
kommt es zu einer mehr oder weniger<br />
schweren Erschütterung der Persönlichkeit.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
In dieser Erkenntnis liegt das Entscheidende<br />
<strong>für</strong> unsere Therapie, die wir dem Verletzten<br />
zuteil werden lassen müssen. Das Ausmaß<br />
der Erschütterung ist individuell <strong>und</strong> weder<br />
vom Verletzten, noch vom Behandelnden<br />
zu überschauen. In Einzelfällen wird<br />
der Verletzte nach einer verhältnismäßig<br />
kurzen Zeit mit sich insofern wieder fertig,<br />
als er sich zu sammeln die genügende Kraft<br />
besitzt. In der größten Zahl der Fälle aber<br />
bleibt die Persönlichkeit gespalten. Wir beobachten<br />
dabei Zustände, die bis zur Auflösung<br />
der Persönlichkeit führen. Es kommt<br />
hin <strong>und</strong> wieder einmal das Pathologische im<br />
Menschen zum Durchbruch. Diese Fälle sind<br />
dann diejenigen, die am schwersten zurück<br />
zu führen sind; die Betroffenen selbst sind<br />
überhaupt nicht in der Lage, sich als Persönlichkeit<br />
zurück zu gewinnen.<br />
Diese Spaltung der Persönlichkeit, die Erschütterung<br />
derselben, müssen wir kurz<br />
nach der Verletzung beseitigen, d. h. wir<br />
müssen dem Verletzten klar auseinander<br />
setzen, dass er entweder wieder völlig hergestellt<br />
wird, oder dass er eine Beeinträchtigung<br />
zurück behält., die er auszugleichen<br />
in der Lage ist. Tun wir dieses nicht, dann<br />
bleibt die Persönlichkeit gespalten, <strong>und</strong> es<br />
treten ganz ernste familiäre <strong>und</strong> schließlich<br />
auch die Allgemeinheit erschütternde<br />
Reaktionen auf. Kann der Verletzte nach<br />
der Ges<strong>und</strong>ung nicht an seinen alten Arbeitsplatz<br />
zurückkehren, fühlt er seinen<br />
Arbeitsplatz zu lange verwaist, <strong>und</strong> zwar so<br />
lange verwaist, dass Andere auf den Platz<br />
einbrechen können, dann entstehen Beeinträchtigungen<br />
wirtschaftlicher Art, die <strong>für</strong><br />
den Geschädigten von einschneidender Bedeutung<br />
sind.<br />
Nehmen wir beispielsweise einen Arbeitnehmer,<br />
der einen guten Wochenlohn<br />
gehabt hat, so ist selbstverständlich sein<br />
Lebensstandard auf diese Einnahme abgestellt.<br />
Wird er jetzt aus einem Akkordarbeitsverhältnis<br />
in ein Lohnarbeitsverhältnis<br />
abgedrängt, dann kann er einerseits die eingegangenen<br />
Verpflichtungen nicht erfüllen<br />
<strong>und</strong> andererseits sein häusliches Niveau<br />
nicht mehr halten. Und nun treten je nach<br />
der Festigkeit der ehelichen Bindungen<br />
Schwierigkeiten in der Familie auf, die sich<br />
ungünstig auf das Eigenleben des Verletzten<br />
auswirken, die weiterhin den Willen zur<br />
Ges<strong>und</strong>ung schwer beeinträchtigen können<br />
<strong>und</strong> uns als Behandelnden, im besonderen<br />
uns Ärzten, aber auch den Pflegenden, die<br />
Arbeit ungewöhnlich erschweren. Wenn wir<br />
also diese Dinge berücksichtigen, dann ist<br />
eigentlich der Weg, den wir in der Behandlung<br />
zurückzulegen haben, vorgeschrieben.<br />
Wir haben den Verletzten nicht nur körperlich,<br />
sondern wir haben ihn auch seelisch zu<br />
sammeln, ihn aufzurichten, <strong>und</strong> wir haben<br />
den Versuch anzustellen, die Persönlichkeit<br />
zurück zu gewinnen.<br />
Wir bestehen nun einmal nicht nur aus<br />
einem physischen Leib, sondern aus Körper,<br />
Seele <strong>und</strong> Geist. Darauf ist die von uns auf<br />
unserer Sonderstation durchgeführte Therapie<br />
eingestellt. Das Leib-Seele-Verhältnis<br />
beeinflusst unsere Behandlung aber nicht<br />
erst, nachdem der Verletzte die Sonderstation<br />
erreicht hat, sondern es ist <strong>für</strong> uns ab<br />
dem Augenblick des Beginns der Behandlung<br />
entscheidend. Wir beschäftigen den<br />
frisch Verletzten beispielsweise mit einer<br />
Arbeit, die ihn von seinem Krankseinszustand<br />
ablenkt. Dadurch kommt er seelisch<br />
zur Ruhe. Damit beginnt die Tätigkeit <strong>und</strong><br />
eröffnet <strong>für</strong> uns, dass der Verletzte vom Augenblick<br />
der Verletzung an in eine ärztliche<br />
Hand kommt, in der er verbleibt. Wenn ich<br />
als erstrebenswert heraus stellte, den Verletzten<br />
frühzeitig, also kurz nach der Verletzung,<br />
in eine Hand zu bringen, so ist diese<br />
Forderung selbstverständlich nicht <strong>für</strong> alle<br />
Fälle gegeben. Sie muss aber aufrecht erhalten<br />
werden <strong>für</strong> diejenigen Schäden, von denen<br />
eine Spätbeeinträchtigung mit Wechsel<br />
des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> vielleicht sogar mit<br />
Umschulung zu erwarten ist.<br />
Wir haben weiterhin die Möglichkeit, den<br />
Versicherungsträger auf wirtschaftliche<br />
Belange des Verletzten aufmerksam zu<br />
machen, <strong>und</strong> wir können ihn besser unterstützen,<br />
als dieses von dritter Seite, eben<br />
außerhalb einer solchen Abteilung, möglich<br />
ist. Wenn er wirtschaftlich einigermaßen<br />
gesichert ist, kann er sich viel freier <strong>und</strong><br />
viel aufgeschlossener unserem Wollen hingeben.<br />
Die Betroffenen müssen „berufsreif“<br />
gemacht werden, körperlich <strong>und</strong> seelisch.<br />
Sie müssen das Vertrauen zu sich selber gef<strong>und</strong>en<br />
haben, das sie in die Lage versetzt,<br />
einem Arbeitgeber, der ihnen vermittelt,<br />
dass sie körperbehindert seien <strong>und</strong> deshalb<br />
<strong>für</strong> einen frei werdenden Arbeitsplatz nicht<br />
in Frage kämen, als geschlossene Persönlichkeit<br />
zu begegnen.“<br />
Seit dem Tod meines Vaters am 12. März<br />
1960 – also vor etwas mehr als 50 Jahren<br />
– wurde sein Gedanke der postoperativen<br />
Weiterbetreuung von schwerst Unfallverletzten<br />
von seinem direkten Nachfolger,<br />
Prof. Dr. Walter Düben, bis zum heutigen<br />
Chefarzt, Prof. Dr. Helmut Lill, weiterentwickelt.<br />
Der Gr<strong>und</strong>gedanke der Leib-Seele-<br />
Einheit in der Verletztenversorgung <strong>und</strong> die<br />
wirtschaftliche Absicherung der Verletzten<br />
während der Behandlungszeit haben über<br />
alle anderen Entwicklungen hinweg ihre<br />
Geltung behalten. Auch nach sechzig Jahren<br />
wird die ganzheitliche Betreuung des<br />
Schwerstunfallverletzten aus einer Hand<br />
vom Aufnahmetag bis zum Zeitpunkt der<br />
Wiedereingliederung in das Berufsleben<br />
<strong>und</strong> in das häusliche Milieu verwirklicht.<br />
Chefarzt i. R. der 2. Orthopädischen Abteilung<br />
am Seehospital Sahlenburg<br />
Dr. Peter Edelmann<br />
Joachim-Ringelnatz-Straße 13<br />
27476 Cuxhaven<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 67<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
68<br />
Sektion Kindertraumatologie –<br />
Jahresrückblick 2010<br />
D. Sommerfeldt<br />
Allgemeines<br />
Die Sektion strebt weiterhin ein hohes Maß<br />
an Transparenz <strong>und</strong> Mitbestimmung an.<br />
Der von Dr. Mahmoud el Seif, Andernach,<br />
in der Funktion eines Sekretärs der Sektion<br />
Kindertraumatologie geführte Verteiler<br />
wächst ständig <strong>und</strong> umfasst bereits weit<br />
über 100 Namen <strong>und</strong> Adressen. Wir bitten<br />
alle Mitglieder der DGU, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Kinderchirurgie (DGKch), der<br />
Vereinigung <strong>für</strong> Kinderorthopädie (VKO),<br />
des Vereins Li-La etc., sich per E-Mail an Dr.<br />
Seif in diesen Verteiler eintragen zu lassen,<br />
wenn man über neue Entwicklungen oder<br />
Studien auf dem Gebiet der Kindertraumatologie<br />
informiert werden möchte.<br />
Für die aktive Mitarbeit finden Sektionstreffen<br />
zweimal pro Jahr im Rahmen der Sektionstagung<br />
im Sommer <strong>und</strong> des DKOU im<br />
Herbst statt. Hier werden Studien konzipiert,<br />
Ergebnisse besprochen, Arbeitskreise zu bestimmten<br />
Themen konstituiert etc. Auch<br />
hierzu sind Mitarbeiter von Kliniken <strong>und</strong> Abteilungen,<br />
die kindertraumatologische Erfahrung<br />
haben, herzlich eingeladen.<br />
Projekte<br />
Studien<br />
Mittel <strong>für</strong> eine prospektive multizentrische<br />
Studie zur Therapie der metaphysären<br />
Unterarmfraktur (BMBF-Projekt) sind beantragt.<br />
Eine Bewilligung steht noch aus.<br />
Federführend sind hier Prof. Wessel (Mannheim)<br />
<strong>und</strong> Prof. Fitze (Dresden).<br />
Kurse<br />
In 2010 fand der AO-Kurs Kindertraumatologie<br />
in Freiburg statt. Wieder war der Kurs<br />
mit 60 Teilnehmern schnell ausge- <strong>und</strong><br />
überbucht. Die Resonanz des minutiös evaluierten<br />
Kurses war wiederum sehr positiv.<br />
Weitere erfolgreiche Workshops führte die<br />
Li-La-Gruppe durch.<br />
Leitlinien/Weißbuchaddendum<br />
Die Sektion benennt <strong>für</strong> die Leitlinienerstellung<br />
die Mitarbeiter in den jeweiligen<br />
Arbeitskreisen nach Rücksprache mit Prof.<br />
Stürmer (Leitlinienbeauftragter der DGU)<br />
oder Prof. Schmittenbecher (Leitlinienbeauftragter<br />
der DGKCh). Abgeschlossen sind<br />
die Überarbeitung der Leitlinien „Suprakondyläre<br />
Humerusfraktur“ (DGU 1/2009)<br />
<strong>und</strong> „Intraartikuläre Frakturen des distalen<br />
Humerus im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter“<br />
(DGKCh, DGU <strong>und</strong> VKO 2007, 2010). Eine<br />
Leitlinie „Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter“<br />
(DGKJ, DGKCh, DGU u. a.) ist derzeit in<br />
Arbeit.<br />
Die Sektion ist weiterhin eingeb<strong>und</strong>en in<br />
die Erstellung von Richtlinien zur Behandlung<br />
unfallverletzter Kinder sowohl im<br />
Bereich der Schwerverletztenversorgung<br />
(Weißbuch, Traumanetzwerk, VAV) als auch<br />
in entsprechenden Bereichen der Neuausrichtung<br />
des Berufsgenossenschaftlichen<br />
Heilverfahrens.<br />
Tagungen<br />
Die Sektionstagung 2010 fand am 18. <strong>und</strong><br />
19. Juni 2010 in Hamburg statt. Unter dem<br />
Gesamtthema „Vom Spatz zum Kolibri –<br />
Häufiges <strong>und</strong> Seltenes in der Kindertraumatologie“<br />
trafen sich über 450 Tagungsteilnehmer<br />
im großen Hörsaal der Universität<br />
Hamburg am Dammtor. Zum ersten Mal<br />
wurden Parallelsitzungen durchgeführt,<br />
die jeweils gut besucht waren. Das Echo<br />
zu dieser Veranstaltungsform unter den<br />
Teilnehmern war geteilt. Alternativ müsste<br />
die bisher anderthalbtägige Veranstaltung<br />
eventuell zeitlich ausgedehnt werden, um<br />
dem wachsenden Interesse an der Kindertraumatologie<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Tagungsort der Sektion <strong>für</strong> das Jahr <strong>2011</strong><br />
wird Freiburg sein, die wissenschaftliche<br />
Leitung haben Prof. Schlickewei <strong>und</strong> Prof.<br />
Südkamp übernommen. Hauptthemen sind<br />
juristische Haftungsprobleme, Femurfraktur,<br />
Arthroskopie, Knorpelschäden, Wachstumsstörungen<br />
etc.<br />
2012 wird die Tagung in Halle/Saale stattfinden,<br />
2013 in Frankfurt/Main.<br />
Auf der DKOU in 2010 waren die Kindertraumatologie<br />
<strong>und</strong> Kinderorthopädie ebenfalls<br />
ein großes Thema mit zahlreichen Work-<br />
shops <strong>und</strong> zum Teil parallelen Sitzungen.<br />
Die Zusammenarbeit mit der VKO (Prof.<br />
Wirth, Stuttgart) war sehr produktiv <strong>und</strong><br />
angenehm <strong>und</strong> die gemeinsame Sitzung<br />
zum Thema „Wachstum“ mit hochkarätigen<br />
Vortragenden aus beiden Gruppierungen<br />
besetzt.<br />
Weiterhin fanden drei Workshops zu den<br />
Themen „Repositionstechniken“ (Marzi),<br />
„Korrekturen“ (Slongo) <strong>und</strong> „Suprakondylärer<br />
Humerus – How I do it“ (Sommerfeldt)<br />
statt. Die Workshops früh am Morgen waren<br />
– themenunabhängig – leider nicht immer<br />
gut besucht. Hier sollte konzeptionell<br />
in der Zukunft nachgebessert werden, sofern<br />
organisatorisch möglich.<br />
Sonstiges<br />
Neben der Arbeit in den o. g. Arbeitsgruppen<br />
sind Mitglieder der Sektion auch auf Jahrestagungen<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Kinderchirurgie <strong>und</strong> der Vereinigung Kinderorthopädie<br />
aktiv. Auch wenn ein Zusammenschluss<br />
der VKO <strong>und</strong> der Sektion derzeit<br />
nicht geplant ist, wollen wir gemeinsam die<br />
Behandlung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
fest im Curriculum des Facharztes <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie verankern,<br />
mit gemeinsamen Inhalten füllen <strong>und</strong> im<br />
Schnittmengenbereich zusammenarbeiten.<br />
Die Zusammenarbeit mit Li-La e. V. wird<br />
weiterhin gepflegt <strong>und</strong> intensiviert.<br />
Die Kindertraumatologie als klinische Subdisziplin<br />
der Unfallchirurgie, der Kinderchirurgie<br />
<strong>und</strong> der Kinderorthopädie hat eine<br />
große Resonanz in der Öffentlichkeit <strong>und</strong> im<br />
ärztlichen Bereich.<br />
Im Namen aller aktiven Mitarbeiter der Sektion<br />
Kindertraumatologie der Sektionsleiter<br />
PD Dr. Dirk Sommerfeldt<br />
Leitender Arzt<br />
Abt. <strong>für</strong> Kinder- <strong>und</strong> Jugendtraumatologie<br />
Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH<br />
Bleickenallee 38<br />
227<strong>63</strong> Hamburg<br />
Tel.: 0 40 / 88 90 81 85<br />
Fax: 0 40 / 88 90 84 32<br />
E-Mail: dirk.sommerfeldt@kinderkrankenhaus.net<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Bericht der Sektion NIS<br />
S. Flohé, G. Matthes, T. Paffrath, C. Wölfl<br />
Schwerpunkte der aktuellen Arbeit der Sektion<br />
Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie stellen zum einen<br />
Aktivitäten mit <strong>und</strong> um das TraumaRegister<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
dar, zum anderen die Initiierung<br />
<strong>und</strong> Begleitung verschiedenster Weiterbildungskonzepte<br />
im Bereich der Schwerverletztenversorgung<br />
sowie die Durchführung<br />
<strong>und</strong> Initiierung von Studien im Bereich der<br />
präklinischen <strong>und</strong> innerklinischen Traumaversorgung.<br />
Darüber hinaus stellt die Erarbeitung<br />
von Leitlinien <strong>für</strong> die Versorgung<br />
von Schwerverletzten sowohl präklinisch<br />
als auch innerklinisch eine zentrale Aufgabe<br />
der Sektion NIS dar. Einzelaspekte dieser<br />
Tätigkeiten aus der jüngeren Vergangenheit<br />
werden im folgenden Beitrag dargestellt.<br />
TraumaRegister<br />
Das TraumaRegister der DGU wird wissenschaftlich<br />
begleitet von der Sektion<br />
NIS. Neben seiner Bedeutung als wissenschaftlicher<br />
Datenbank zur Evaluation der<br />
Schwerverletztenversorgung in Deutschland<br />
<strong>und</strong> Europa stellt das TraumaRegister<br />
DGU auch ein wichtiges Tool zur Qualitätssicherung<br />
der Traumaversorgung dar. Folgerichtig<br />
wurde es als obligate Qualitätssicherung<br />
<strong>für</strong> die im TraumaNetzwerk D DGU<br />
beteiligten Kliniken eingeführt. Dies hatte<br />
zur Folge, dass sich die Anzahl der teilnehmenden<br />
Kliniken im letzten Jahr deutlich<br />
vergrößert hat. Zur Erleichterung der Dateneingabe<br />
wurde eine auf die Qualitätssicherung<br />
im TraumaNetzwerk D DGU fokussierter<br />
Datensatz des TraumaRegisters DGU, das<br />
sog. TraumaRegister QM, eingeführt, um<br />
allen beteiligten Kliniken auch mit geringen<br />
Ressourcen die Datenerfassung zu erleichtern.<br />
Diese Neuprogrammierung <strong>und</strong> die<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Umstellung der Datenbanken<br />
ist ein großes <strong>und</strong> zeitintensives<br />
Projekt geworden, welches in Zusammenarbeit<br />
zwischen dem AK TraumaRegister,<br />
der AUC <strong>und</strong> dem IMN in München im Jahre<br />
2010 erfolgreich zu Ende gebracht werden<br />
konnte. Mit dieser Umstellung ist es nun<br />
auch möglich, dass jede teilnehmende Klinik<br />
jederzeit einen Online-Bericht ihrer Daten<br />
generieren kann. Auch zahlenmäßig hat<br />
das TraumaRegister erneut eine Schallmauer<br />
überschritten <strong>und</strong> im Jahre 2010 wurden<br />
zwischenzeitlich über 50.000 Patienten in<br />
dem Register dokumentiert. Es ist mit einer<br />
weiteren rapiden Zunahme der dokumentierten<br />
Daten zu rechnen, da aktuell jährlich<br />
ca. 10.000 Patienten in das Register eingepflegt<br />
werden. Damit stellt das Trauma-<br />
Register der DGU eines der größten Register<br />
weltweit dar <strong>und</strong> ist insbesondere in<br />
Hinblick auf die dokumentierte Datentiefe<br />
einmalig. Die wissenschaftliche Begleitforschung<br />
mit Daten aus dem TraumaRegister<br />
hielt ähnlich wie in den letzten Jahren auf<br />
hohem Niveau an. Mit Hilfe des Trauma-<br />
Registers DGU <strong>und</strong> unter Beteiligung der<br />
Mitglieder der Sektion NIS wurden im Jahr<br />
2010 15 Publikationen Pubmed-gelistet aus<br />
verschiedenen Bereichen der Traumaversorgung<br />
veröffentlicht. Die zunehmende<br />
Wertigkeit <strong>und</strong> Professionalisierung des<br />
Registers wird auch dadurch unterstrichen,<br />
dass 2010 erstmalig ein externer Review<br />
des Registers durchgeführt wurde, dessen<br />
Empfehlungen aktuell in die Optimierung,<br />
Weiterentwickelung <strong>und</strong> Professionalisierung<br />
des Registers eingearbeitet wird.<br />
Weiterbildungskonzepte im Bereich<br />
der Schwerverletztenversorgung<br />
Der ATLS®-Kurs findet unverändert eine enorme<br />
Nachfrage <strong>und</strong> hohe Akzeptanz unter<br />
den Teilnehmern. Dies belegt auch eine im<br />
Jahr 2010 erschienene Publikation über die<br />
Ergebnisse der ersten h<strong>und</strong>ert ATLS®-Kurse<br />
in Deutschland, die weiterhin eine durchgehend<br />
hohe Akzeptanz des Kurses <strong>und</strong> eine<br />
sehr gute Evaluation der Lehrveranstaltung<br />
belegen. ATLS® ist auf dem besten Weg,<br />
zu einem flächendeckenden Ausbildungskonzept<br />
<strong>für</strong> die Schockraumversorgung in<br />
Deutschland zu werden.<br />
Für die erste operative Phase, insbesondere<br />
<strong>für</strong> die lebensrettenden Sofortoperationen,<br />
wurde 2009 das Definitive Surgical<br />
Trauma Care (DSTCTM) Kurssystem in<br />
Deutschland etabliert. Auch dieser Kurs<br />
wurde im Jahr 2010 erfolgreich fortgesetzt<br />
<strong>und</strong> im September 2010 wurde der<br />
4. DSTCTM-Kurs unter der Organisation<br />
der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) in<br />
Homburg/Saar durchgeführt.<br />
Die Versorgung schwerverletzter Patienten<br />
ist nicht nur ein Thema der Interdisziplinarität,<br />
sondern ganz besonders eine<br />
Frage der berufsgruppenübergreifenden Kooperation.<br />
Folgerichtig wurde analog zum<br />
ATLS®-Kurs <strong>für</strong> das Pflegepersonal der Advance<br />
Trauma Care for Nurses (ATCN)-Kurs<br />
etabliert. Der 1. Kurs wurde vom 3. bis zum<br />
5.12.2010 im Zentrum <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />
in Hamburg erfolgreich durchgeführt.<br />
Der Bedarf an Ausbildungskonzepten <strong>für</strong><br />
die Traumaversorgung scheint weiterhin<br />
zu bestehen. Die Sektion NIS hofft auch in<br />
Zukunft die AUC bei der inhaltlichen Ausgestaltung<br />
<strong>und</strong> Etablierung von Kurssystemen<br />
<strong>für</strong> die Traumaversorgung unterstützen zu<br />
können. Neue Kurskonzepte, die Schnittstellenproblematiken<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsebenen<br />
im Bereich der Traumaversorgung<br />
betreffend, befinden sich in der Initiierungsphase<br />
mit dem Ziel, die Sicherheit der<br />
Patientenversorgung zu maximieren.<br />
Wissenschaftliche Projekte<br />
In Arbeitsgruppen der Sektion NIS werden<br />
auch wissenschaftliche Projekte konzipiert<br />
<strong>und</strong> durchgeführt. Die thematischen<br />
Schwerpunkte der aktuell laufenden Studien<br />
liegen hier bei dem Buchstaben I der Sektion<br />
<strong>für</strong> Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerstverletztenversorgung.<br />
Zum einen beschäftigt<br />
sich unter der Leitung von Prof. F. Hildebrand<br />
aus Hannover eine Arbeitsgruppe mit<br />
dem Themenkomplex der Hypothermie bei<br />
Trauma. Hierzu wurde ein experimentelles<br />
wissenschaftliches Projekt konzipiert <strong>und</strong><br />
durch extern evaluierte Drittmittel eine Finanzierung<br />
gesichert <strong>und</strong> letztendlich unter<br />
Beteiligung von Mitgliedern der Sektion NIS<br />
aus verschiedenen Universitäten Deutschlands<br />
ein großes Forschungsprojekt geplant.<br />
Der Start <strong>für</strong> das experimentelle Projekt<br />
ist <strong>für</strong> März <strong>2011</strong> am Ludwig-Boltzmann-<br />
Institut in Wien geplant. Darüber hinaus<br />
beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Sektion<br />
NIS mit dem Themenkomplex des Gerinnungsmanagements<br />
beim Polytrauma.<br />
Hierbei werden zum einen Fragen der aktuellen<br />
Versorgungsstrategie beurteilt, zum<br />
anderen findet sich in der Planungsphase<br />
aber auch eine randomisierte Studie, in der<br />
verschiedene Strategien des Gerinnungsmanagements<br />
evaluiert werden sollen. Da es<br />
sich hierbei um ein interdisziplinär besetztes<br />
Thema handelt, finden diese Projekte in enger<br />
Kooperation mit der neugegründeten<br />
Sektion Trauma der DIVI statt.<br />
Leitlinien<br />
Die Sektion NIS hat die Entwicklung der<br />
S3-Leitlinien in den letzten Jahren aktiv<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 69<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
70<br />
begleitet. Die interdisziplinäre S3-Leitlinie<br />
Schwerverletztenversorgung (Polytrauma)<br />
der DGU gliedert sich hierbei in einen präklinischen<br />
Abschnitt, eine Schockraumphase<br />
<strong>und</strong> eine erste Operationsphase. Durch<br />
eine erneute große Kraftanstrengung (personell<br />
wie finanziell) konnte dieses ehrgeizige<br />
Projekt mit Hilfe der Sektion NIS im<br />
Jahre 2010 erfolgreich beendet werden. Dabei<br />
hat man sich bei der Leitlinienentwicklung<br />
<strong>für</strong> die höchste Stufe, die Entwicklung<br />
einer S3-Leitlinie, entschlossen. Dies hat<br />
den Arbeitsaufwand naturgemäß erhöht,<br />
jedoch die Aussagekraft <strong>und</strong> Bedeutung<br />
dieser Leitlinie unterstrichen. Nach entsprechenden<br />
Konsensus-Konferenzen befindet<br />
sich die Leitlinie aktuell im zweiten Durchlauf<br />
der beteiligten Fachgesellschaften, so<br />
dass in Kürze mit einer endgültigen Veröffentlichung<br />
zu rechnen ist. Stellvertretend<br />
<strong>für</strong> die vielen aktiven Mitarbeiter ist hierbei<br />
dem verantwortlichen der jeweiligen Themenkomplexe,<br />
Prof. Christian Waydhas aus<br />
Essen <strong>für</strong> die Präklinik, Dr. Sven Lendemanns<br />
aus Essen <strong>und</strong> Prof. Steffen Ruchholtz aus<br />
Die Sektion Physikalische Therapie <strong>und</strong><br />
Rehabilitation hat im Jahr 2010 an den<br />
Schwerpunkten<br />
■ ■ Frührehabilitation von Schwer- <strong>und</strong><br />
Schwerstverletzten,<br />
■ ■ Rehabilitation von Schwerverletzen <strong>und</strong><br />
deren Implementierung in das Traumanetzwerk<br />
sowie<br />
■ ■ Einsatz von Assessments <strong>und</strong> Scores in<br />
der Akut- <strong>und</strong> Rehabilitationsmedizin<br />
gearbeitet.<br />
Marburg <strong>für</strong> die Schockraumversorgung<br />
sowie Prof. Dieter Rixen aus Duisburg <strong>und</strong><br />
Prof. Bertil Bouillon aus Köln <strong>für</strong> die erste<br />
Operationsphase zu danken.<br />
Personalia<br />
Prof. A. Seekamp sowie dessen Stellvertreter<br />
Prof. St. Ruchholtz sind turnusgemäß<br />
nach ihrer zweijährigen Amtszeit von der<br />
Sektionsleitung zurückgetreten <strong>und</strong> haben<br />
andere wichtige Aufgaben im Rahmen der<br />
DGU übernommen. Die Leitung der Sektion<br />
NIS wurde von Prof. S. Flohé aus Düsseldorf<br />
übernommen. Als Stellvertreter wurden gewählt:<br />
■■PD Dr. G. Matthes, Berlin<br />
■■Dr. Th. Paffrath, Köln<br />
■■Dr. Ch. Wölfl, Ludwigshafen<br />
■ ■Schriftführer<br />
der Sektion wurde<br />
Dr. H. Trentsch, München.<br />
Die Sektion NIS hat, wie oben dargestellt,<br />
Aktivitäten auf unterschiedlichsten Be-<br />
reichen entwickelt <strong>und</strong> Projekte vorangetrieben,<br />
daher freut sich die Sektion immer<br />
über neue oder zurückkehrende Mitglieder.<br />
Informationen über Treffen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
können bei den Autoren des Artikels erfragt<br />
werden.<br />
Prof. Dr.med. Sascha Flohé<br />
Leiter der Sektion NIS<br />
Stellv. Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />
Handchirurgie<br />
Moorenstr. 5<br />
40225 Düsseldorf<br />
Tel.: 02 11 / 8 10 44 07<br />
E-Mail: Sascha.Flohe@med.uni-duesseldorf.de<br />
Dr. med. Thomas Paffrath<br />
Stellv. Leiter der Sektion NIS<br />
Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />
Orthopädie & Sporttraumatologie<br />
Krankenhaus Köln-Merheim, Klinikum der Uni<br />
Witten/Herdecke<br />
Ostmerheimer Str. 200<br />
51109 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 89 07 37 69<br />
E-Mail: PaffrathT@kliniken-koeln.de<br />
Bericht aus der Sektion Physikalische<br />
Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
V. Bühren, A. Lohsträter<br />
Wesentliches Ziel der vorgenannten Aktivitäten<br />
ist eine Einbeziehung der Rehabilitation<br />
auch in die Traumanetzwerke, um <strong>für</strong><br />
Patienten einen optimierten <strong>und</strong> möglichst<br />
lückenlosen Übergang aus der Akut- in die<br />
Frührehabilitations-Phase zu erreichen, verb<strong>und</strong>en<br />
mit dem Ziel, eine Entlastung der<br />
akut versorgenden Kliniken zu ermöglichen.<br />
Ein Beitrag <strong>für</strong> das Weißbuch der DGU<br />
zum Thema Rehabilitation von Schwer- <strong>und</strong><br />
Schwerstverletzen wurde erarbeitet.<br />
Die Arbeitsgruppe Assessments <strong>und</strong> Scores<br />
hat eine Umfrage in Akut- <strong>und</strong> Rehabilitationseinrichtungen<br />
durchgeführt. Die Erhebung<br />
<strong>und</strong> Auswertung der Daten wurde<br />
in 2010 begonnen. Vorgesehen ist <strong>für</strong> Mitte<br />
<strong>2011</strong> die Veröffentlichung einer Empfehlung<br />
von Scores <strong>und</strong> Assessments im Namen<br />
der Sektion auf Basis der ermittelten<br />
Daten.<br />
Am 19. März 2010 wurde die dritte Jahrestagung<br />
der Sektion im Rahmen des 10.<br />
Thüringer VBG-Forums in Erfurt abgehalten.<br />
Die Tagung stand unter der Überschrift<br />
Schnittstellenmanagement bei der Versorgung<br />
Schwerverletzter. Einbezogen waren<br />
auch Referenten der in Frage kommenden<br />
Kostenträger. Ergänzend wurden spezifische<br />
Schnittstellen <strong>und</strong> deren Optimierungsmöglichkeiten<br />
aus Sicht der Mediziner<br />
beleuchtet.<br />
Die vierte Jahrestagung findet am<br />
9.4.<strong>2011</strong> in Verbindung mit dem 11. Thüringer<br />
VBG-Forum statt.<br />
Für das <strong>2011</strong> erscheinende Sonderheft Orthopädische<br />
Praxis der Sektion Rehabilitation<br />
der DGOU wurden aus der Sektion Rehabilitation<br />
der DGU 2 Beiträge einge reicht:<br />
Simmel, S. Rehabilitation in der Traumatologie<br />
Kohlmann, T. Standards in der Anwendung<br />
von Assessments <strong>und</strong> Scores in der<br />
orthopädischen <strong>und</strong> unfallchirurgischen<br />
Rehabilitation<br />
Prof. Dr. Volker Bühren<br />
Leiter der Sektion Physikalische Therapie <strong>und</strong><br />
Rehabilitation<br />
Direktor der BG-Unfallklinik Murnau<br />
Prof.-Küntscher-Str. 8<br />
82418 Murnau<br />
Tel.: 0 88 41 / 48 22 01<br />
Fax: 0 88 41 / 48 22 03<br />
E-Mail: buehren@bgu-murnau.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Bericht der Kommission „Gutachten“<br />
K. Weise<br />
Die Kommission „Gutachten“ der DGU, eine<br />
der beiden Säulen der „Arbeitsgemeinschaft<br />
Sozialmedizin <strong>und</strong> Begutachtung“ der<br />
DGOU (Leitung: Prof. Schiltenwolf, Heidelberg,<br />
Stellvertretung: Prof. Weise, Tübingen),<br />
besteht derzeit aus 28 Mitgliedern. Unsere<br />
Kommission befasst sich schwerpunktmäßig<br />
mit Fragen der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
in der Begutachtung <strong>und</strong> bietet dazu eine<br />
Reihe von Kursen <strong>und</strong> Seminaren an. Weitere<br />
Schwerpunkte der Kommissionstätigkeit<br />
sind u. a. die Erarbeitung von Empfehlungen<br />
zur Begutachtung, die Abfassung<br />
von Publikationen zu speziellen gutachtlichen<br />
Problemen sowie die Überarbeitung<br />
von Vorgaben zur Einschätzung der MdE in<br />
der Gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
Im Berichtszeitraum fanden 2 Mitgliedertreffen<br />
der Kommission statt. Das nächste<br />
Mitgliedertreffen wird am 30.04.<strong>2011</strong> wiederum<br />
während der Tagung der Orthopäden<br />
stattfinden.<br />
Die Mitgliedertreffen dienen vorwiegend<br />
der Bestandsaufnahme bezüglich der von<br />
den einzelnen Arbeitsgruppen abgearbeiteten<br />
Themen sowie der Evaluation <strong>und</strong> Planung<br />
der stattgehabten bzw. vorgesehenen<br />
Kurse <strong>und</strong> Seminare zur Begutachtung.<br />
Außerdem werden die bereits fertiggestellten<br />
Empfehlungen zur Begutachtung <strong>für</strong><br />
die nächsten Supplementbände diskutiert<br />
<strong>und</strong> neue Themen zu speziellen gutachtlichen<br />
Problemen formuliert. Eine Reihe<br />
weiterer Tagesordnungspunkte wie die<br />
Überarbeitung der MdE-Tabellen sowie die<br />
Formulierung einer Leitlinie zur Begutachtung<br />
r<strong>und</strong>en die Agenda <strong>für</strong> das kommende<br />
Mitglieder treffen am 30.04.<strong>2011</strong> in Baden-<br />
Baden ab.<br />
Im vergangenen Jahr haben wir erstmals<br />
in Tübingen den Kurs IV im Curriculum<br />
unfallchirurgisch-orthopädische Begutachtung:<br />
„Spezielle Gutachtenthemen“ abgehalten.<br />
Die Evaluation durch die Teilnehmer<br />
hat ausgezeichnete Ergebnisse erbracht,<br />
die Resonanz bezüglich der Teilnahme war<br />
groß.<br />
Am Kurs III im Curriculum unfallchirurgisch-orthopädische<br />
Begutachtung: „Berufskrankheiten“,<br />
abgehalten am 10. <strong>und</strong><br />
11.09.2010 in Frankfurt, hat sich die Kommission<br />
maßgeblich beteiligt. Eine Reihe<br />
von Mitgliedern hat das bereits durch uns<br />
etablierte Veranstaltungsprogramm als<br />
Referent begleitet, ca. 50 interessierte Teilnehmer<br />
haben bei der Evaluation hervorragende<br />
Bewertungen abgegeben.<br />
Vom 23. bis 25.09.2010 fand in Köln ein vom<br />
BDC ausgerichtetes Gutachtenseminar „Berufskrankheiten“<br />
statt, an welchem gleichfalls<br />
einige Mitglieder unserer Kommission<br />
als Referenten mitgewirkt haben. Mit den<br />
dortigen Veranstaltern ist vereinbart, dass<br />
wir in Zukunft bei der Planung derartiger<br />
Veranstaltungen evtl. Kooperationsmöglichkeiten<br />
berücksichtigen wollen.<br />
Nachstehende Veranstaltungen zur Begutachtung,<br />
organisiert von unserer Kommission,<br />
finden <strong>2011</strong> statt oder sind <strong>für</strong> dieses<br />
Jahr in Planung:<br />
1./2. April <strong>2011</strong>, Köln: „Begutachtung im<br />
Arzthaftungsrecht – ein interdisziplinärer<br />
Diskurs“;<br />
15./16. April <strong>2011</strong>, Hamburg: „Gutachtenkurs<br />
IV – Spezielle Gutachtenthemen“;<br />
09./10. September <strong>2011</strong>, Frankfurt/<br />
Main: „Gutachtenkurs IV – Spezielle Gutachtenthemen“.<br />
Noch nicht definitiv terminiert, aber <strong>für</strong><br />
dieses Jahr noch vorgesehen sind in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung geplante <strong>und</strong> bereits<br />
ausgearbeitete Kurse <strong>für</strong> Durchgangsärzte,<br />
wobei die diesen zugr<strong>und</strong>egelegte Programmfolge<br />
in Anlehnung an die von uns<br />
bereits mehrfach erfolgreich durchgeführten<br />
Gutachtenkurse I mit Schwerpunkt<br />
„Rentenbegutachtung“ konzipiert sind. Es<br />
ist vorgesehen, diese Veranstaltung unter<br />
der Leitung der Landesverbände der DGUV<br />
mit tatkräftiger Unterstützung durch Referenten<br />
aus unserer Kommission flächendeckend<br />
zu etablieren.<br />
Darüber hinaus ist eine Veranstaltung<br />
zur „BK Gonarthrose – rechtliche Rahmenbedingungen<br />
– praktische Begutachtung –<br />
Perspektiven“ noch in diesem Jahr geplant.<br />
Wie schon in den letzten Jahren beteiligt<br />
sich die Kommission mit eigenen Sitzungen<br />
<strong>und</strong> Kursen am <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie. Am sog.<br />
„Specialty Day“ werden von namhaften<br />
Experten „Aktuelle Fragestellungen in der<br />
Begutachtung“ abgehandelt, <strong>für</strong> dieses Jahr<br />
stehen Zusammenhangsfragen bei der Apophysenlösung,<br />
der Bandscheibenverletzung<br />
<strong>und</strong> der Osteochondrosis dissecans im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Die in den vergangenen Jahren<br />
gut angenommenen, von Dr. Schröter <strong>und</strong><br />
Dr. Ludolph konzipierten Gutachtenkurse<br />
werden auch diesjährig wieder angeboten.<br />
Für einen weiteren Supplementband zu<br />
den „<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ sind<br />
Empfehlungen zur Begutachtung bereits<br />
fertiggestellt <strong>und</strong> werden nach Klärung der<br />
Finanzierung voraussichtlich in der 2. Jahreshälfte<br />
an die Mitglieder unserer Fachgesellschaft,<br />
bei entsprechendem Interesse<br />
auch an diejenigen der DGOOC <strong>und</strong> des<br />
BVOU versandt. Themen dieser Empfehlungen<br />
sind die speziellen gutachtlichen<br />
Probleme bei Ganglien, der Mondbeinnekrose,<br />
der Begriff der sog. Texturstörung<br />
alternativ <strong>für</strong> denjenigen der Degeneration<br />
sowie eine Leitlinie zur Patellaluxa tion.<br />
Nach entsprechender Abstimmung soll<br />
diesen Empfehlungen eine bereits ausgearbeitete<br />
Leitlinie zur Begutachtung vorangestellt<br />
werden. Die teilweise sehr umfangreichen<br />
Texte werden als Kurzfassung in der<br />
Zeitschrift „Arbeitsunfall <strong>und</strong> Berufskrankheit“<br />
zur Veröffentlichung gebracht; Heft<br />
2/<strong>2011</strong> enthält den von Prof. Hempfling federführend<br />
abgefassten Artikel zur Texturstörung.<br />
Die Arbeitsgruppe zur Neufassung der MdE-<br />
Empfehlungen in der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
unter Leitung von Dr. Schürmann<br />
hat begonnen, die von ihr bis dato erarbeiteten<br />
Vorschläge mit den zuständigen<br />
Gremien der DGUV abzustimmen <strong>und</strong> Optionen<br />
der Implementierung abgeänderter<br />
Sätze in einschlägige Vorgaben bzw. Standardwerke<br />
zur Begutachtung zu erörtern.<br />
Allen Mitgliedern der Kommission „Gutachten“,<br />
die sich an den erwähnten Kursen<br />
<strong>und</strong> Seminaren sowie der Gruppenarbeit<br />
zu den einzelnen gutachtlichen Themen<br />
aktiv beteiligt haben, darf ich auf diesem<br />
Wege meinen besonders herzlichen Dank<br />
aussprechen. Dieser gilt in gleicher Weise<br />
unserem Generalsekretär <strong>und</strong> den Mitarbeitern<br />
der Geschäftsstelle sowie all denjenigen<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong>, die uns in der Vergangenheit<br />
tatkräftig unterstützt bzw. unsere<br />
Arbeit gefördert haben. Die Mitglieder<br />
der Kommission <strong>und</strong> der Unterzeichnende<br />
würden sich freuen, wenn uns diese Unterstützung<br />
auch in Zukunft zuteil würde.<br />
Prof. Dr. med. Kuno Weise<br />
Leiter der Kommission Gutachten<br />
Forchenweg 7<br />
72076 Tübingen<br />
E-Mail: info@prof-weise.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 71<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
72<br />
Erstellung eines Krankenhausnetzwerkes<br />
Ressourcenzuweisung bei Großschadensfällen <strong>und</strong> im Katastrophenfall basierend auf dem<br />
TraumaNetzwerkD DGU<br />
H.J. Bail<br />
Abb. 1 Dargestellt ist eine Schadenslage im Norden von Dresden. Ange geben<br />
sind die Kapazitäten der Kliniken in den Triagekategorien oben (Sichtungskategorie<br />
I), mitte (Sichtungskateorie II) <strong>und</strong> unten (Sichtungs kategorie III).<br />
Die Patienten werden in dem angegeben Kreis verteilt.<br />
Die weltweite Zunahme von Katastrophen<br />
<strong>und</strong> Szenarien mit dem Massenanfall von<br />
Verletzten haben die Öffentlichkeit da<strong>für</strong><br />
sensibilisiert, dass die medizinische Infrastruktur<br />
bei der Bewältigung dieser Situationen<br />
möglicherweise an ihre Grenzen<br />
stößt. Nach dem 11. September 2001 wurden<br />
in Deutschland b<strong>und</strong>esweite Einrichtungen<br />
geschaffen (GMLZ – Gemeinsames<br />
Melde- <strong>und</strong> Lagezentrum, BBK – B<strong>und</strong>esamt<br />
<strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Katastrophenhilfe),<br />
welche die Vorbereitung auf diese<br />
Großschadensfälle unterstützen sollen. Die<br />
Verantwortlichkeit <strong>für</strong> die Organisation im<br />
Katastrophenfall <strong>und</strong> auch die Vorbereitung<br />
auf diese Szenarien liegt jedoch bei den<br />
B<strong>und</strong>esländern. Somit gibt es keine b<strong>und</strong>esweite<br />
Regelung <strong>für</strong> die Aufnahme <strong>und</strong> Verteilung<br />
von Patienten im Katastrophenfall.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
hat das sogenannte TraumaNetzwerk D<br />
DGU in den letzten Jahren etabliert. Dieses<br />
reguliert die Behandlung von schwerverletzten<br />
Patienten <strong>und</strong> auch ihre eventuell<br />
notwendige Weiterverlegung. Basierend auf<br />
der Einstufung der Klinik innerhalb dieses<br />
TraumaNetzwerks sollte in dem Forschungsvorhaben<br />
ein automatisiertes Patientenverteilungssystem<br />
geschaffen werden, welches<br />
bei Massenanfall <strong>und</strong> bei Katastrophen die<br />
Verteilung der Opfer auf die Kliniken mit chirurgischer<br />
oder unfallchirurgischer Kompetenz<br />
reguliert <strong>und</strong> erleichtert. Dieses Pojekt<br />
wurde vom BBK mit 150.000 € gefördert.<br />
Die Kliniken, welche <strong>für</strong> das TraumaNetzwerk<br />
D DGU auditiert werden wollen, füllen<br />
im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens einen<br />
Fragebogen aus, welcher Parameter zur<br />
Aufnahmekapazität dieser Kliniken im Katastrophen-<br />
<strong>und</strong> Großschadensfall enthält. Da<br />
die Zertifizierung der Traumanetzwerke ein<br />
immer noch anhaltender, jahrelanger Prozess<br />
ist, wurde der Fragebogen auch auf der Internetseite<br />
der DGU eingestellt. Es erfolgten<br />
zwei Anschreiben seitens des damaligen<br />
Präsidenten (Professor K. Weise) <strong>und</strong> des Generalsekretärs<br />
(Professor R. Siebert) der DGU,<br />
welche die Kliniken zur Beantwortung der<br />
Fragen aufforderte. Parallel wurde eine Literaturrecherche<br />
vorgenommen, welche die<br />
existierenden Verteilungsmodi zum Inhalt<br />
hatte. Schlussendlich wurde die Abteilung<br />
IT Dispositions- <strong>und</strong> Managementsysteme<br />
des Fraunhofer Instituts Dresden beauftragt,<br />
die Verteilungssoftware „Medis“, basierend<br />
auf dem existierenden MobiKat-Programm,<br />
zu entwickeln. Die Literaturstudie erbrachte,<br />
dass alle Ansätze zur Patientenallokation bei<br />
Massenanfall von Patienten oder in Kata strophenfällen<br />
nicht validiert sind <strong>und</strong> theoretischer<br />
Natur bleiben. Zusätzlich zeigten sich<br />
in den unterschiedlichen Ländern komplett<br />
unterschiedliche Ansätze. Es wurde daher<br />
beschlossen, ein adaptiertes Berechnungsmodel<br />
gemäß der sogenannten Formel nach<br />
Peters zu verwenden. Diese Formel dient als<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Verteilung der Patienten<br />
in Berlin <strong>und</strong> wurde in vielfachen Katastrophenübungen<br />
verwendet. Von 1302 kontaktierten<br />
Kliniken haben 755 die erforderlichen<br />
Parameter angegeben. 733 Kliniken konnten<br />
letzten Endes in die Berechnung der Patientenverteilung<br />
eingeschlossen werden. Die Patientenanzahl<br />
wurde gemäß der adaptierten<br />
„Petersformel“ errechnet <strong>und</strong>, aufgeteilt nach<br />
Triage-Gruppen, den Kliniken zugewiesen. Für<br />
die Kliniken, die nicht geantwortet haben,<br />
wurde eine Patientenzahl basierend auf der<br />
Krankenhausgröße zugeordnet. Das Patientenverteilungsprogramm<br />
„Mobikat Medis“<br />
Abb. 2 <strong>und</strong> 3 Test von MobiKat Medis zur Planung der Verletztenversorgung<br />
als Offline-Variante zur Unterstützung des LNA / OrgEL <strong>und</strong> der Einsatzleitung<br />
im Einsatzleitwagen bei einer Übung Explosion Papierfabrik in der Nähe von<br />
Dresden.<br />
wurde entwickelt, es ist internetbasiert von<br />
jedem internetfähigen Computer aus ausführbar.<br />
Die Kliniken, welche derzeit <strong>für</strong> das<br />
TraumaNetzwerk D DGU zertifiziert werden,<br />
<strong>und</strong> welche die Zertifizierung bereits erfolgreich<br />
durchgeführt haben, haben alle geantwortet.<br />
Das Zuweisungsprogramm kann den<br />
Verantwortlichen am Schadensort zur Verfügung<br />
gestellt werden. Es kann dann automatisiert<br />
die Krankenhauskapazitäten darstellen<br />
<strong>und</strong> entsprechende Verteilungsvorschläge<br />
der Patienten der einzelnen Triagekategorien<br />
machen (� Abb. 1 – 3) Hierbei wurden den<br />
Kliniken, welche nicht geantwortet haben, Patientenzahlen<br />
zugewiesen, welche diese mutmaßlich,<br />
basierend auf dem Vorhandensein<br />
einer chirurgischen oder unfallchirurgischen<br />
Abteilung <strong>und</strong> ihrer Größe, bewältigen können.<br />
Von Seiten der Projektverantwortlichen<br />
wird empfohlen, dass in den Kliniken Katastrophenübungen<br />
mit den hier errechneten<br />
Patientenzahlen durchgeführt werden. Mit<br />
Hilfe dieses sogenannten „Krankenhaus-<br />
Katastrophennetzwerkes“ der DGU können<br />
die Kapazitäten der unfallchirurgischen<br />
Kliniken <strong>für</strong> die Bewältigung eines Massenanfalls<br />
von Patienten im Katastrophen-/<br />
<strong>und</strong> Großschadensfall strukturiert zur Verfügung<br />
gestellt werden. Dies sollte auch die<br />
Vorbereitung auf diese kritischen Ereignisse<br />
verbessern <strong>und</strong> das Bewusstsein der Kliniken<br />
schärfen, dass sie in einer solchen Situation<br />
zur Bewältigung des Massenanfalls<br />
von Patienten verpflichtet sind.<br />
PD Dr. med. Hermann Josef Bail<br />
Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Orthopädische<br />
Chirurgie, Klinikum Nürnberg Süd,<br />
Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Ausschreibungen der<br />
wissenschaftlichen Preise<br />
<strong>und</strong> des Reisestipendiums<br />
der DGU <strong>2011</strong><br />
Unterschiedliche Fristen beachten!<br />
Hans-Liniger-Preis<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
schreibt den nach ihrem Begründer benannten<br />
Hans-Liniger-Preis zur Förderung<br />
des wissenschaftlichen Nachwuchses <strong>für</strong><br />
besondere Leistungen aus den Gebieten<br />
Unfallheilk<strong>und</strong>e, Versicherungs-, Versorgungs-<br />
<strong>und</strong> Verkehrsmedizin oder ihren<br />
Grenzgebieten aus.<br />
Der Preis, um den sich jede approbierte<br />
Ärztin <strong>und</strong> jeder approbierte Arzt, jede Juristin<br />
<strong>und</strong> jeder Jurist <strong>und</strong> jede Versicherungsfachfrau<br />
<strong>und</strong> jeder Versicherungsfachmann<br />
bewerben kann, besteht in einer Urk<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> einem Geldbetrag (5.000 €).<br />
Die Preissatzung ist auf<br />
www.DGU-online.de in der Rubrik „Preise“<br />
veröffentlicht.<br />
Die Bewerbungsunterlagen inklusive der<br />
Preisarbeit sind in fünffacher Ausfertigung<br />
einzusenden. Abgabefrist ist der 31.5.<strong>2011</strong><br />
(Poststempel)<br />
Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />
der Preisträgersitzung des DKOU <strong>2011</strong> statt.<br />
Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
e. V.<br />
Der Preis wird jährlich von der Firma DePuy<br />
gestiftet. Er ist mit 10.000 € der höchstdotierte<br />
Preis der DGU.<br />
Es sollen Arbeiten eingereicht werden,<br />
die Innovationen in der Unfallchirurgie zum<br />
Thema haben. Er kann <strong>für</strong> diagnostische<br />
oder anwendungstechnische Ideen vergeben<br />
werden. Entscheidend ist der potentielle<br />
klinische Impact der Innovation.<br />
Die Preissatzung ist auf<br />
www.DGU-online.de in der Rubrik „Preise“<br />
veröffentlicht.<br />
Die Bewerbung um den Innovationspreis<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
e. V. ist zusammen mit der Preisarbeit,<br />
einem Lebenslauf <strong>und</strong> einem Publikationsverzeichnis<br />
(jeweils in fünffacher Ausfertigung)<br />
einzusenden. Abgabefrist ist der<br />
31.5.<strong>2011</strong> (Poststempel).<br />
Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />
der Preisträgersitzung des DKOU <strong>2011</strong> statt.<br />
Reisestipendium der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
e.V.<br />
Das Stipendium soll wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs beim Besuch einer klinisch oder<br />
experimentell bedeutenden ausländischen<br />
Einrichtung unterstützen.<br />
Das Stipendium ist mit 2.500 € dotiert.<br />
Bewerber müssen Mitglied der <strong>Gesellschaft</strong><br />
sein <strong>und</strong> sich in nichtselbständiger<br />
Stellung befinden.<br />
Das Stipendium kann geteilt werden.<br />
Der Bewerbung sind in jeweils dreifacher Ausfertigung<br />
zuzufügen: Lebenslauf, Verzeichnis<br />
der Veröffentlichungen, Beschreibung des<br />
mit dem Aufenthalt verb<strong>und</strong>enen Zwecks,<br />
Bescheinigung der einladenden Einrichtung<br />
sowie der entsendenden Institution.<br />
Die Bestimmungen <strong>für</strong> die Vergabe<br />
sind auf www.DGU-online.de in der Rubrik<br />
„Preise“ veröffentlicht. Abgabefrist ist der<br />
28.2.<strong>2011</strong> (Poststempel)<br />
Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Scheck werden im Rahmen<br />
des DKOU <strong>2011</strong> übergeben.<br />
Die Bewerbungen <strong>für</strong> die Preise <strong>und</strong> das<br />
Stipendium sind zu senden an:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
Luisenstr. 58/59<br />
10117 Berlin<br />
((1/3 Anzeige: Platzhalter))<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 73<br />
Aus der DGU
Aus der DGU<br />
74<br />
Ausschreibungen der DGOU <strong>2011</strong>:<br />
Preis zur Förderung der<br />
Rehabilitationsforschung der<br />
DGOU <strong>2011</strong><br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DGOU) schreibt den<br />
Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung<br />
aus.<br />
Der Preis in Höhe von 5.000 € wird von der<br />
Klinikgruppe Enzensberg gestiftet.<br />
Eingereicht werden können wissenschaftliche<br />
Arbeiten aus Klinik, Forschung <strong>und</strong><br />
Praxis, die den Nutzen <strong>und</strong> Erfolg der Rehabilitation<br />
nach Verletzungen <strong>und</strong> Erkrankungen<br />
aus dem Gebiet Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie untersuchen.<br />
Die eingereichte Arbeit kann in einer<br />
deutschen oder fremdsprachigen Zeitschrift<br />
oder in Buchform veröffentlicht oder in<br />
einem Manuskript niedergelegt sein. Bereits<br />
anderweitig ausgezeichnete Arbeiten<br />
oder solche, die sich aktuell in einem Preiswettbewerb<br />
befinden, können nicht eingereicht<br />
werden. Es ist eine entsprechende<br />
Erklärung beizufügen.<br />
Der Bewerbung sind jeweils 5 Exemplare<br />
der Arbeit sowie der Zusammenfassung der<br />
zentralen Ergebnisse in deutscher Sprache<br />
beizufügen. Falls auch der Lebenslauf <strong>und</strong>/<br />
oder das Publikationsverzeichnis eingereicht<br />
wird, bitte dies auch fünffach beilegen.<br />
Das Antragsschreiben muss die besondere<br />
Bedeutung der Arbeit <strong>für</strong> das Förderungsthema<br />
erläutern.<br />
Abgabefrist ist der 31.5.<strong>2011</strong> (Poststempel).<br />
Die Arbeiten sind zu senden an die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
Geschäftsstelle<br />
Luisenstr. 58/59<br />
10117 Berlin<br />
Versorgungsforschungspreis<br />
der DGOU<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V. (DGOU) schreibt<br />
<strong>2011</strong> erstmals einen Preis zur Förderung der<br />
Versorgungsforschung in Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie aus. Er wird <strong>für</strong> herausragende,<br />
abgeschlossene wissenschaftliche<br />
Arbeiten über diagnostische, anwendungstechnische<br />
oder klinische Neuerungen in<br />
diesem Bereich vergeben. Der Preis ist mit<br />
5.000 € dotiert <strong>und</strong> kann geteilt werden,<br />
wenn dies vom Preisrichterkollegium beschlossen<br />
wird. Die Preisverleihung erfolgt<br />
im Rahmen der Preisträgersitzung der Jahrestagung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V. (DGOU)<br />
in Berlin.<br />
Die Bewerbung um den Versorgungsforschungspreis<br />
der DGOU erfolgt durch Einreichen<br />
einer wissenschaftlichen Arbeit.<br />
Diese kann in dem der Preisverleihung<br />
vorangehenden Kalenderjahr in einer anerkannten<br />
deutsch- oder fremdsprachigen<br />
wissenschaftlichen Zeitschrift oder in Buchform<br />
erschienen sein. Auch unveröffentlichte<br />
Manuskripte können eingereicht werden.<br />
Anderweitig bereits ausgezeichnete<br />
Arbeiten oder Arbeiten, die zu einem anderen<br />
Preiswettbewerb angemeldet wurden,<br />
können nicht eingereicht werden. Der oder<br />
die Verfasser der Arbeit haben schriftlich zu<br />
erklären, dass andere Personen an der vorgelegten<br />
Arbeit nicht mitgewirkt haben.<br />
Die Bewerbung um den Versorgungsforschungspreis<br />
der DGOU ist zusammen mit<br />
5 anonymisierten Exemplaren der Preisarbeit<br />
bis spätestens 31.05.<strong>2011</strong> einzusenden<br />
an den<br />
Generalsekretär<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie e. V. (DGOU)<br />
Luisenstr. 58/59<br />
10117 Berlin<br />
Ausschreibungen befre<strong>und</strong>eter<br />
<strong>Gesellschaft</strong>en <strong>2011</strong>:<br />
Herbert-Lauterbach-Preis<br />
Die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />
Kliniken (VBGK) schreibt den mit<br />
7.500 € dotierten Preis <strong>für</strong> herausragende<br />
wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet<br />
der Unfallmedizin aus.<br />
Die eingereichte Arbeit kann in dem<br />
Kalenderjahr, das dem Verleihungsjahr vorangeht,<br />
in einer deutschen oder fremdsprachigen<br />
Zeitschrift oder in Buchform<br />
veröffentlicht oder in einem Manuskript<br />
niedergelegt sein.<br />
Eine bereits anderweitig ausgezeichnete<br />
oder einem anderen Gremium parallel vorgelegte<br />
Arbeit kann nicht eingereicht werden.<br />
Der Bewerbung sind vier Exemplare der<br />
Arbeit in deutscher Sprache inklusive einer<br />
kurzen Zusammenfassung <strong>und</strong> eine Erklärung<br />
beizufügen, dass die Arbeit nicht<br />
bereits anderweitig ausgezeichnet ist oder<br />
sich in einem anderen Bewerbungsverfahren<br />
befindet.<br />
Arbeiten sind bis zum 30. April <strong>2011</strong> bei der<br />
Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />
Kliniken (VBGK)<br />
Bergedorfer Straße 10<br />
21033 Hamburg<br />
einzureichen.<br />
Ralf-Loddenkemper-Preis<br />
Die Ralf Loddenkemper Stiftung informiert:<br />
„Der Ralf Loddenkemper Preis wird<br />
<strong>für</strong> ein Jahr ausgesetzt <strong>und</strong> soll ab <strong>2011</strong><br />
mit einer deutlichen Erhöhung des Preises<br />
sowie einem neuen Anforderungsprofil im<br />
Dreijahresrhythmus neu ausgeschrieben<br />
werden. Bitte entnehmen Sie weitere Informationen<br />
zur Ralf Loddenkemper Stiftung<br />
<strong>und</strong> dem Ralf Loddenkemper Preis unserer<br />
Webseite: www.ralfloddenkemper-stiftung.<br />
com“.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Bericht über die Mitglieder-<br />
versammlung der DGOU<br />
28.10.2010, 12.45 bis 14.15 Uhr, Saal 3, ICC, Berlin<br />
1. Begrüßung <strong>und</strong> Eröffnung der<br />
Mitgliederversammlung<br />
Der Einladung zur Mitgliederversammlung<br />
folgen 116 Mitglieder. Der Präsident, Dr.<br />
Daniel Frank, begrüßt im Namen des Vorstandes<br />
die Teilnehmer, stellt die Beschlussfähigkeit<br />
fest <strong>und</strong> eröffnet die Sitzung,<br />
nachdem keine weiteren Anträge zur Tagesordnung<br />
vorliegen.<br />
2. Bericht der Präsidenten<br />
Die Präsidenten Frank <strong>und</strong> Südkamp geben<br />
gemeinsam einen Bericht zum Kongress<br />
ab. Sehr erfolgreich war die Einrichtung<br />
des Speciality Days <strong>für</strong> die Sitzungen der<br />
Sektionen, so dass dieser auf zwei Tage erweitert<br />
wurde. Große Resonanz zeigte auch<br />
die Kooperation mit der Niederländischen<br />
Orthopädischen <strong>Gesellschaft</strong>, wobei die <strong>Gesellschaft</strong><br />
erstmals in das aktive Kongressgeschehen<br />
mit Reviewverfahren, Einladung<br />
von Referenten, Gestaltung von Sitzungen<br />
eingeb<strong>und</strong>en wurde. Diese Art von Kooperation<br />
soll in der Zukunft intensiviert werden.<br />
Daneben war auch die direkte Kooperation<br />
mit den süddeutschen Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />
ein wichtiger Aspekt der Kongressgestaltung.<br />
Im Einzelnen wurden noch<br />
folgenden Themen angesprochen:<br />
■ ■Teilnahme<br />
von Franzosen, Amerikanern,<br />
Chinesen<br />
■ ■130<br />
englischsprachige Vorträge in 16 Sitzungen<br />
■ ■interprofessioneller<br />
Tag mit Physiotherapeuten,<br />
Rettungssanitätern <strong>und</strong> OP-<br />
Pflege<br />
■ ■Zusammenarbeit<br />
mit der Industrie<br />
Von großer Bedeutung <strong>für</strong> die Darstellung<br />
von Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie war die<br />
erfolgreiche Durchführung des DGCH-Kongresses<br />
2010 unter der Präsidentschaft von<br />
Prof. Reiner Gradinger.<br />
Eine Darstellung im europäischen Rahmen<br />
wird angestrebt beim EFORT Kongress<br />
2012 in Berlin unter der Leitung von Prof. D.<br />
Wirtz <strong>und</strong> beim ESTES Kongress unter Leitung<br />
des Präsidenten Prof. P. Rommens.<br />
Sehr intensiv ist die Nachwuchsarbeit<br />
der DGOU mit der Summer School, die<br />
dieses Jahr erfolgreich in Homburg durchgeführt<br />
wurde, dem Tag der Studierenden,<br />
der abermals während des Kongress stattfinden<br />
wird, den Kursen „fit after eight“,<br />
sowie den hochqualifizierten Kursen nach<br />
dem „Facharzt <strong>für</strong> die Spezielle Orthopädische<br />
Chirugie“ in Zusammenarbeit mit<br />
der Anatomie in Berlin (Wirbelsäule, Hüfte,<br />
Knie, Fuß, Schulter). Sehr ausführlich wird<br />
auch über die Potsdamer Konferenz II vom<br />
09./10.09.2010 berichtet, die wesentliche<br />
Fortschritte <strong>für</strong> die Organisation <strong>und</strong> Struktur<br />
der DGOU gebracht hatte (Mitteilung<br />
in der OM 5/2010, Miteilungen <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
DGU Heft 2 ,2010), die auch <strong>für</strong> das<br />
rasche Ansteigen der Mitglieder der DGOU<br />
auf über 8.000 mitverantwortlich sind.<br />
Präsident Südkamp geht auf die Initiativen<br />
zur Verbesserung der Corporate Identity im<br />
neuen Fach sowie die Außendarstellung<br />
von Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie durch<br />
eine patiententorientierte Informationsbroschüre<br />
<strong>und</strong> die Verleihung eines Journalistenpreises<br />
gemeinsam mit dem BVOU<br />
ein.<br />
3. Bericht der Generalsekretäre<br />
Unter TOP 3 berichten die Generalsekretäre<br />
Fritz Uwe Niethard <strong>und</strong> Hartmut Siebert<br />
gemeinsam über die Empfehlungen der<br />
Potsdamer Konferenz II <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />
auf die zukünftige Organisation<br />
<strong>und</strong> Struktur der DGOU. Zusammengefasst<br />
sind dies:<br />
■■Stärkung der DGOU<br />
■■Mitgliedergesellschaft ■ ■Dachfunktion:<br />
Einbeziehung der Sektionen<br />
■ ■Zuständigkeit<br />
<strong>für</strong> gesamte O + U<br />
■■Verschlankung der Strukturen<br />
■■Enge Kooperation mit Berufsverbänden<br />
■ ■Einbindung<br />
in europäische Strukturen<br />
(EFORT, ESTES)<br />
Danach soll die DGOU primär eine Mitgliedergesellschaft<br />
sein. Für die Sektionen übernimmt<br />
sie jedoch auch eine Dachfunktion.<br />
Vertreter der Sektionen würden dann als<br />
Beiratsmitglied im Gesamtvorstand vertreten<br />
sein. Sektionen wie die AGA mit 2.700<br />
Mitgliedern, DAV 1.200 Mitgliedern, IGOST<br />
1.000 Mitgliedern, GOTS <strong>und</strong> AE bilden zukünftig<br />
wesentliche Säulen der DGOU <strong>und</strong><br />
sind in die neue Struktur verstärkt einzubeziehen.<br />
Die Weiterentwicklung von Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie wird durch folgende<br />
Projekte vorangetrieben, deren drei letzte<br />
derzeit Projekte von DGOOC bzw. DGU ausschließlich<br />
sind:<br />
■■Honorarärzte ■■O+U an Univ. Kliniken<br />
■ ■Weißbuch<br />
O + U Forschung in Deutschland<br />
■ ■Weißbuch<br />
konservative Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
■ ■Studienzentrum<br />
■ ■Zukunftsworkshop<br />
■ ■Aktion<br />
Patientensicherheit (APS)<br />
■ ■Medizintechnisches<br />
<strong>und</strong> pharmazeutisches<br />
Forum (MuP-Forum)<br />
■ ■Unzulässige<br />
Werbung<br />
■ ■Endoprothesenzentren<br />
■ ■Endoprothesenregister<br />
■ ■Weißbuch<br />
Schwerverletztenversorgung<br />
Mit der Weiterentwicklung der DGOU soll<br />
diese <strong>für</strong> alle Projekte zuständig sein, die<br />
Fachgesellschaften <strong>und</strong> Sektionen werden<br />
hierbei einvernehmlich mit der DGOU zusammen<br />
arbeiten.<br />
Weitere Schwerpunkte der DGOU-Tagesarbeit<br />
sind:<br />
1. Nachwuchsförderung<br />
■■Tag <strong>für</strong> Studierende 2009, 2010<br />
■■Summerschool 2009, 2010,<br />
■■Partnerschaften vor Ort<br />
■ ■Junges<br />
Forum DGOU Vorschläge/Aktivitäten<br />
■ ■Nachwuchskongress<br />
Chirurgie <strong>2011</strong> aller<br />
chirurgischen Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsverbände<br />
2. DGOU Kurswesen :<br />
■■Fit after eight<br />
■■EBM Prüfarztkurs 2009, 2010<br />
■■Schirmherrschaft: Ortho up date<br />
■■Kooperation mit BVOU/BDC<br />
■■Von der Idee zur Publikation<br />
3. Foren DGOU 2010<br />
■■WB Forum<br />
■■ZNA Forum mit DGCH<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 75<br />
DGOU
DGOU<br />
76<br />
4. Start Ausbildungsgang Physic.<br />
Assistent, Steinbeiss Hochschule<br />
3.1 Satzungsänderung<br />
Prof. Niethard legt dar, dass eine Anpassung<br />
der Satzung im § 9, Abs. 2 <strong>und</strong> 4 erforderlich<br />
ist, um die Aufnahme von Sektionen der<br />
DGOU zu ermöglichen. Hierbei geht es um<br />
folgende Ergänzungen (rot markiert):<br />
§ 9 – Der Gesamtvorstand<br />
1. Der Gesamtvorstand des Vereins besteht<br />
aus<br />
■ ■ den Mitgliedern des Geschäftsführenden<br />
Vorstands <strong>und</strong><br />
■ ■ den Mitgliedern des Beirats im<br />
• Ständigen Beirat<br />
• Nichtständigen Beirat <strong>und</strong><br />
• Fachbeirat.<br />
2. Der Ständige Beirat setzt sich zusammen<br />
aus<br />
■ ■den<br />
ehemaligen Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Orthopädische Chirurgie e. V. <strong>und</strong> der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
e. V., soweit sie noch hauptberuflich<br />
tätig sind<br />
■ ■den<br />
aus der hauptberuflichen Tätigkeit<br />
ausgeschiedenen ehemaligen Präsidenten<br />
beider Trägervereine (Senatoren).<br />
Letztere wählen aus ihrer Mitte je zwei<br />
Vertreter, die im Gesamtvorstand stimmberechtigt<br />
sind <strong>und</strong><br />
■ ■den<br />
Leitern von Ausschüssen, Kommissionen,<br />
nicht-selbständigen Sektionen <strong>und</strong><br />
anderen Untergliederungen von DGOU,<br />
DGOOC <strong>und</strong> DGU in paritätischer Besetzung.<br />
Die Mitglieder des Fachbeirats (selbständige<br />
Sektionen, Vereine) sind bei der Ermittlung<br />
der paritätischen Besetzung zu<br />
berücksichtigen.<br />
3. Der Nichtständige Beirat besteht aus acht<br />
Mitgliedern. Jedes Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />
Chirurgie e. V. <strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V. ist berechtigt,<br />
dem Gesamtvorstand Kandidaten<br />
<strong>für</strong> die Wahl zum Nichtständigen Beirat<br />
vorzuschlagen. Wahlvorschläge sind bis<br />
zum 31. März des jeweiligen Wahljahres<br />
dem Generalsekretär oder dem stellvertretenden<br />
Generalsekretär des Vereins einzureichen.<br />
Der Gesamtvorstand wählt aus den<br />
eingereichten Wahlvorschlägen Kandidaten<br />
aus. Weitere Kandidaten können von den<br />
Mitgliedern in der Mitgliederversammlung<br />
benannt werden. Aus dem Kreis dieser Kandidaten<br />
wählt die Mitgliederversammlung<br />
die Mitglieder des Nichtständigen Beirats<br />
<strong>für</strong> die Dauer von drei Jahren.<br />
Die unmittelbare Wiederwahl ist unzulässig.<br />
Vier Positionen des Nichtständigen<br />
Beirats müssen mit Kandidaten besetzt<br />
werden, die im Zeitpunkt der Wahl in<br />
nichtselbständiger Stellung tätig sind.<br />
4. Der Fachbeirat besteht aus den von anderen<br />
Fachgesellschaften, selbständigen Sektionen<br />
<strong>und</strong> den chirurgischen Berufsverbänden<br />
entsandten Vertretern sowie weiteren<br />
Persönlichkeiten, die vom Gesamtvorstand<br />
<strong>für</strong> besondere Aufgaben <strong>für</strong> die Dauer von<br />
drei Geschäftsjahren bestellt werden. Hierbei<br />
ist § 9 Ziffer 2 zu beachten. Ihre Wiederwahl<br />
ist zulässig.<br />
In offener Abstimmung wird die Satzungsänderung<br />
einstimmig angenommen. Es gibt<br />
keine Gegenstimmen <strong>und</strong> keine Stimmenthaltungen.<br />
4. Bericht des Schatzmeisters<br />
Der amtierende Schatzmeister Prof. Bouillon<br />
bedankt sich bei Prof. Wolfgang Pförringer,<br />
der bis 2009 das Amt mit großem<br />
persönlichen Engagement geführt hat. Die<br />
DGOU wird finanziell bisher hälftig von<br />
DGOOC <strong>und</strong> DGU getragen. Nach drei Jahren<br />
soll aufgr<strong>und</strong> der Kassenberichte der<br />
zukünftigen Finanzbedarf abgeschätzt <strong>und</strong><br />
mit einer Beitragsregelung koordiniert werden.<br />
Zukünftig werden die Ausgaben durch<br />
Personal, Reisekosten <strong>und</strong> die Projekte Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Tag der Studierenden,<br />
Zukunftswerkstatt, Kurse fit after eight etc.<br />
ansteigen, wenn auch die direkten Mitgliederbeiträge<br />
durch Neueintritte in die DGOU<br />
in den nächsten Jahren rasch zunehmen<br />
werden. Der ausführliche Kassenbericht<br />
wird mit großem Dank der Mitgliederversammlung<br />
verabschiedet.<br />
5. Bericht der Kassenprüfer<br />
Die beiden Kassenprüfer, Dr. Süssenbach<br />
<strong>und</strong> Prof. Hertel, legen dar, dass ihre Kassenprüfung<br />
keinerlei Unkorrektheiten zutage<br />
gebracht hat.<br />
6. Entlastung des Vorstandes<br />
Aus der Mitgliedschaft wird der Antrag auf<br />
Entlastung des Vorstands gestellt.<br />
In offener Abstimmung wird der Vorstand<br />
einstimmig – bei Stimmenthaltung<br />
der Vorstandsmitglieder – entlastet. Es gibt<br />
keine Gegenstimmen.<br />
7. Wahlen<br />
7.1 Wahl des DGOU-Präsidenten <strong>2011</strong><br />
Der Vorstand schlägt Prof. Dr. med. Tim<br />
Pohlemann, Homburg/Saar vor.<br />
Ergebnis der geheimen Wahl: 100 Ja-<br />
Stimmen, 4 Nein-Stimmen, 12 Enthaltungen.<br />
Prof. Pohlemann dankt <strong>für</strong> das Vertrauen<br />
<strong>und</strong> nimmt die Wahl an.<br />
7.2 Wahl des Stellvertretenden DGOU-<br />
Präsidenten <strong>2011</strong><br />
Der Vorstand schlägt Prof. Dr. med. Dieter<br />
Kohn, Homburg/Saar vor.<br />
Ergebnis der geheimen Abstimmung: 97<br />
Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen, 11 Enthaltungen.<br />
Auch Prof. Kohn nimmt die Wahl an.<br />
7.3 Wahl der Kassenprüfer<br />
Der Vorstand schlägt Dr. Süssenbach, Düsseldorf<br />
<strong>und</strong> PD Dr. Reinhold-Alexander Laun,<br />
Berlin als Kassenprüfer <strong>für</strong> das Geschäftsjahr<br />
2010 vor.<br />
Ergebnis der offenen Abstimmung: Einstimmig<br />
bei 1 Enthaltung.<br />
Beide nehmen die Wahl an.<br />
8. Verschiedenes<br />
Zum Abschluss der Mitgliederversammlung<br />
äußert Prof. Pohlemann als Zielvorstellung<br />
<strong>für</strong> die Präsidentschaft in <strong>2011</strong>, gemeinsam<br />
Stärke zu zeigen <strong>und</strong> miteinander Toleranz<br />
zu üben. Prof. Kohn will mit Prof. Pohlemann<br />
daran arbeiten, das gut funktionierende<br />
„Homburger Modell“ der Zusammenarbeit<br />
von Unfallchirurgen mit Orthopäden auf die<br />
gemeinsame <strong>Gesellschaft</strong> zu übertragen.<br />
Dr. Frank schließt mit einem Dank <strong>für</strong> die<br />
rege Beteiligung pünktlich die Sitzung.<br />
Berlin, 19.11.2010<br />
Dr. med. Daniel Frank<br />
Präsident DGOOC<br />
Prof. Dr. med. F. U. Niethard<br />
Generalsekretär DGOOC<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
DGOU-Logo <strong>für</strong> Mitglieder<br />
Seit Januar können DGOU-Mitglieder das<br />
Logo der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie in der Fassung<br />
„Mitglied DGOU“ nutzen. Das Logo kann zur<br />
Bekanntmachung der Mitgliedschaft <strong>für</strong> geschäftliche<br />
Korrespondenzen in r<strong>und</strong>er Form<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> Webseiten in viereckiger Form genutzt<br />
werden.<br />
Das neue Logo (jpeg) können Sie anfordern<br />
unter: office@dgou.de<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse der<br />
Zukunftswerkstatt<br />
„Über oder Unterversorgung in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie?“<br />
Dienstag, 30.11.2010, 13:00 – 22:00, SeminarisCampus Hotel BerlinDahlem<br />
F. U. Niethard, H. Siebert<br />
Das <strong>für</strong> die dritte Zukunftswerkstatt der<br />
DGOU am 30.11.2010 gewählte Thema<br />
stand unter dem Eindruck aktueller Pressemitteilungen:<br />
Von der BARMER/GEK wurde<br />
eine Überversorgung in Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie postuliert, die sich vor allem<br />
im Bereich der Endoprothetik, aber auch der<br />
Wirbelsäulenchirurgie zeige. Andererseits<br />
wurde landesweit ein Ärztemangel beklagt,<br />
der auch die B<strong>und</strong>esregierung veranlasst<br />
hatte, einen Maßnahmenkatalog zur Behebung<br />
der Mangelsituation zu diskutieren.<br />
Zu viele Ärzte <strong>und</strong> Überversorgung einerseits<br />
oder Ärztemangel <strong>und</strong> Versorgungsengpässe<br />
andererseits galt es zu diskutieren.<br />
Niethard eröffnete das Seminar mit einem<br />
Faktencheck: Fakt ist, dass sich die Anzahl<br />
der Ärzte allein in den letzten 13 Jahren<br />
allein um 15 Prozent erhöht hat. Das Paradoxon<br />
des Ärztemangels bei steigenden<br />
Arztzahlen wird von der Kassenärztlichen<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung durch die Entwicklung<br />
des medizinischen Fortschritts, den demografischen<br />
Wandel der Bevölkerung, die Feminisierung<br />
des ärztlichen Berufes <strong>und</strong> den<br />
allgemeinen Trend zur Arbeitszeitverkürzung<br />
erklärt. Was nun die Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie angeht, hat sich die Zahl berufstätiger<br />
Orthopäden seit 1970 versechsfacht,<br />
seit 1990 immerhin um ca. 40 Prozent<br />
erhöht. Die Zahl der berufstätigen Unfallchirurgen<br />
(incl. derjenigen mit Schwerpunkt<br />
oder Teilgebiet Unfallchirurgie) hat sich seit<br />
1990 mehr als verdoppelt. Daraus resultiert,<br />
dass Deutschland mit über 9 Orthopäden<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgen pro 100.000 Einwohner<br />
eine der höchsten Arztdichten in diesem<br />
Bereich hinter Spanien <strong>und</strong> Italien mit<br />
sogar mehr als 12 pro 100.000 Einwohner<br />
besitzt. Die Niederlande dagegen haben in<br />
ihrem System eine Arztdichte von ca. 4 Orthopäden<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgen pro 100.000<br />
Einwohner.<br />
Bei der Diskussion an drei Thementischen<br />
wurden schwerpunktmäßig spezielle Fragen<br />
des Hauptthemas diskutiert. Das Thema<br />
„Wieviele Ärzte (Orthopäden-Unfallchirurgen)<br />
braucht das Land? – Überlegungen<br />
zu einer Bedarfsplanung“ brachte Klarheit<br />
in den postulierten Ärztemangel. Es war<br />
allgemeine Auffassung, dass in Anbetracht<br />
der Zahlen über alle Fachgebiete kein Ärztemangel<br />
zu postulieren sei. Andererseits<br />
ist aber sektoral <strong>und</strong> auch in bestimmten<br />
Versorgungsbereichen eine Unter-, in anderen<br />
eine Überversorgung festzustellen.<br />
Die Unterversorgung hat sich in den<br />
Kliniken vor allem in der letzten Zeit bemerkbar<br />
gemacht, weil in Anbetracht der<br />
diversifizierten Versorgungsstrukturen (siehe<br />
Zukunftswerkstatt 2009) die Kliniken<br />
zum „Durchlauferhitzer“ würden. Bei konstantem<br />
Nachschub würden viele Ärzte<br />
bereits kurz nach der Facharztan erkennung<br />
mangels Perspektiven im Krankenhaus<br />
die Klinik wieder verlassen <strong>und</strong> sich in<br />
die Niederlassung begeben oder auch als<br />
Honorarärzte tätig werden. Der wegbrechende<br />
„Mittelbau“ kann daher nicht mit<br />
der notwendigen Geschwindigkeit ersetzt<br />
werden. Frei werdende Stellen werden nun<br />
zunehmend von Ärztinnen übernommen.<br />
Es ist jedoch bekannt, dass diese nur zwei<br />
Drittel der Lebensarbeitszeit erbringen, wie<br />
sie von Ärzten erwartet werden konnte. Daraus<br />
ergibt sich ein quantitativer Mangel an<br />
Ärzten.<br />
Darüber hinaus besteht ein Mangel an qualifizierten<br />
Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen,<br />
die in den Kliniken <strong>für</strong> schwerer wiegende<br />
Operationen <strong>und</strong> Tätigkeiten mit der notwendigen<br />
Erfahrung zur Verfügung stehen<br />
müssen. Der derzeit schnelle Durchlauf<br />
vieler Ärzte durch die Klinikweiterbildung<br />
mit damit einhergehendem geringeren Erfahrungsschatz<br />
macht ein Assessment notwendig,<br />
mit dem die Qualifikation der Ärzte<br />
<strong>für</strong> die Niederlassung im konservativen Bereich<br />
<strong>und</strong>/oder ihre selbständige operative<br />
Tätigkeit bewertet wird. Umfassende Weiterbildung<br />
wurde hier als Qualitätssicherungsinstrument<br />
erkannt <strong>und</strong> gewichtet.<br />
Es bestand Einvernehmen darin, dass vielfach<br />
der Weiterbildungskatalog mit seinen<br />
Anforderungen nicht mehr in voller Breite<br />
<strong>und</strong> Tiefe erbracht werden kann. Dies ergibt<br />
sich allein aus der deutlichen Zunah-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 77<br />
DGOU
DGOU<br />
78<br />
me der Arztzahl bei geringerem Anstieg der<br />
Leistungszahl. Wenn aber die zur Verfügung<br />
stehenden Operationen <strong>und</strong> Inhalte des<br />
Weiterbildungskataloges auf weniger Ärzte<br />
verteilt würden, dann müssten andere Arbeiten<br />
von medizinischem Assistenzpersonal<br />
(Physician Assistant, Controller, Dokumentationsassistenten)<br />
erbracht werden,<br />
die nicht direkt am Patienten tätig sind.<br />
Eine Rückführung der heute üblichen mannigfachen<br />
ärztlichen Tätigkeiten auf den eigentlichen<br />
Inhalt des Arztberufes ist daher<br />
dringlich. Diskutiert wurde auch, ob nicht<br />
mit der politisch auch beabsichtigten Aufwertung<br />
des Facharztes <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
diese Facharztgruppe wieder ein chirurgisches<br />
Jahr abzuleisten hätte. Ein weiteres<br />
Modell geht von einer Y-förmigen Trennung<br />
innerhalb der Facharztschiene Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie aus. So könnten diejenigen<br />
Ärzte, die sich primär niederlassen<br />
wollten, nach vier Jahren in eine ausschließlich<br />
konservative Schiene einmünden. So<br />
würde es zu einer Anhebung der qualitativen<br />
Standards sowohl im konservativen<br />
als auch im operativen Bereich kommen.<br />
Abgelehnt wurde eine Steigerung der<br />
St<strong>und</strong>entenzahlen <strong>für</strong> die Humanmedizin.<br />
Von Schäfer aus der Ärztekammer Nordrhein<br />
konnte anschaulich demonstriert<br />
werden, wonach der derzeitige Bestand<br />
von 320.000 Ärzten durch 8.000 jährliche<br />
Approbationen bei 40 Arbeitsjahren aufrecht<br />
zu erhalten wäre. Diese Zahl entspricht<br />
ziemlich genau der derzeitigen Zahl<br />
der Staatsexamenskandidaten. Allerdings<br />
besteht keine Klarheit über den Verlust approbierter<br />
Ärzte auf dem weiteren Berufsweg.<br />
Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> die chirurgischen<br />
Fächer, da diese nachweislich <strong>für</strong><br />
Frauen weniger attraktiv sind. Bedarfsanalyse<br />
ist also wichtig <strong>und</strong> muss von Fachgesellschaften<br />
<strong>und</strong> Ärztekammern gemeinsam<br />
auf den Weg gebracht werden.<br />
Einem Aspekt der regionalen Unterversorgung<br />
widmete sich das Thema „Pech<br />
gehabt! – Orthopädisch-unfallchirurgische<br />
Versorgung auf dem Land“. Diese Diskussionsr<strong>und</strong>e<br />
unter Teilnahme mehrerer<br />
Ärztevertreter aus den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />
zeigte, dass es in einigen Regionen<br />
infolge der Verschlechterung der gesamten<br />
Infrastruktur kaum noch attraktiv ist,<br />
sich als Arzt nieder zu lassen oder auch im<br />
Krankenhaus zu arbeiten (Arbeitsplatz <strong>für</strong><br />
den Partner, Schul- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Kinder etc.). Zusätzlich führt das<br />
demografische Profil in diesen Regionen zu<br />
einer Einschränkung der Einkommensmöglichkeiten.<br />
Die Strukturprobleme wurden<br />
zum Teil als gravierend beschrieben, weil<br />
z. B. eine Notfallversorgung nur noch über<br />
größere Entfernungen gewährleistet sei.<br />
Es bestand Einigkeit darin, dass gerade die<br />
Notfallversorgung subventioniert werden<br />
muss <strong>und</strong> dass da<strong>für</strong> politischer Handlungsbedarf<br />
besteht. Telemedizin <strong>und</strong> Telematik<br />
sind derzeit nicht in der Lage, diesem<br />
Versorgungsmangel entgegen zu steuern.<br />
Das Modell einer Vernetzung von niedergelassenen<br />
Fachärzten mit Kliniken sowie<br />
einem ambulanten Pflegedienst ,wie in<br />
Brandenburg seit einigen Monaten erprobt,<br />
könnte eine weitere, wenn auch nicht überall<br />
umsetzbare Alternative darstellen. Die<br />
Substitution ärztlicher Leistungen durch<br />
Ges<strong>und</strong>heitspersonal ist derzeit schon aus<br />
rein formal rechtlichen Gründen nicht umsetzbar.<br />
Die Gemeindeschwester (Projekt<br />
„Schwester Agnes“) kann jedoch gewisse<br />
Tätigkeiten als Delegationsleistung übernehmen<br />
<strong>und</strong> damit arztunterstützend eingesetzt<br />
werden.<br />
Auch die Anwerbung von Honorarärzten<br />
sei keine Lösungsmöglichkeit, weil diese<br />
sich auf die Gebiete der selektiven Endoprothetik<br />
<strong>und</strong> ähnlicher Verfahren konzentrieren<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung<br />
<strong>und</strong> insbes. den Notdienst kaum zu gewinnen<br />
seien. Ob es eines Tages notwendig sein<br />
sollte, in speziellen Regionen ein „Orthomobil“<br />
einzusetzen, zu dem orthopädischunfallchirurgisch<br />
Erkrankte <strong>und</strong> Verletzte<br />
transportiert werden müssen oder ob es<br />
sogar „flying doctors“ geben wird, blieb zunächst<br />
offen.<br />
Dem Thema der qualifizierten Weiterbildung<br />
widmete sich der Thementisch „Nachwuchsmangel<br />
– Weiterbildungsengpass:<br />
Nicht jeder Assistenzarzt muss Facharzt<br />
werden“. Ob ein Ärztemangel oder Ärzteüberschuss<br />
besteht, kann nach Meinung<br />
der Gruppe nie allein aus der derzeitigen<br />
Situation interpretiert werden, sondern<br />
muss die zukünftigen Entwicklungen der<br />
Demografie, aber auch normativer Faktoren<br />
der Versorgungsstrukturen berücksichtigen.<br />
So besteht die Notwendigkeit, die Sinnhaftigkeit<br />
<strong>und</strong> den Nutzen vieler Maßnahmen<br />
in der Medizin zu hinterfragen. Der langfristig<br />
zu ermittelnde Bedarf ärztlicher Versorgung<br />
muss daher auf die gesellschaftlich<br />
zu diskutierenden Bedürfnisse der Bevölkerung<br />
abgestimmt werden. Die Fachgesellschaften<br />
sollten daher dieses Thema<br />
vermehrt auch in die Öffentlichkeit hinein<br />
tragen.<br />
Kritisch hinterfragt wurde, ob nicht der<br />
Bedarf auch durch die Anbieter geschaffen<br />
wird nach dem Motto: wo ein MRT steht,<br />
muss es auch ausgelastet werden! Relevante<br />
Daten hierzu sind über die Kostenträger<br />
zu erhalten <strong>und</strong> werden unterschiedlich<br />
interpretiert. Deshalb sind auch hier die<br />
Fachgesellschaften mit Initiativen zur Ver-<br />
sorgungsforschung in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
gefragt.<br />
Ausführlich wurde das Modell Niederlande<br />
diskutiert. Ein Kollege aus den Niederlanden<br />
zeigte, wie dort der Ärztebedarf<br />
von Regierungsseite zusammen mit den<br />
Fachgesellschaften transparent geregelt<br />
wird. Wohl aber auch mit dem Ergebnis,<br />
dass sich so mancher niederländische Kollege<br />
im Nachbarland Deutschland weiterbildet.<br />
Auch in Großbritannien wird von<br />
Staatlicher Seite zusammen mit dem Royal<br />
College der Bedarf jährlich festgelegt. In<br />
beiden Ländern werden somit deutlich weniger<br />
Ärzte pro Klinik weitergebildet als in<br />
Deutschland, so dass die Qualität rein formal<br />
gesehen „schon deshalb deutlich besser<br />
ist“. Auf Deutschland lässt sich dieses<br />
Verfahren derzeit nicht umsetzen.<br />
Unter Berücksichtigung des demografischen<br />
Wandels werden sich in Zukunft<br />
viele akademische Fächer – zum Teil recht<br />
aggressiv – um die Gewinnung von Nachwuchs<br />
bemühen. Insofern sei auch <strong>für</strong> die<br />
Medizin <strong>für</strong> die Zukunft definitiv von einem<br />
Nachwuchsmangel auszugehen. Insofern<br />
sei auch <strong>für</strong> die nähere Zukunft ein „Weiterbildungsengpass“<br />
nicht zu erwarten.<br />
Die bestehenden Probleme könnten durch<br />
eine Entflechtung <strong>und</strong> Entschlackung der<br />
Weiterbildungskataloge gelöst werden.<br />
Länder, die eine stärkere Reglementierung<br />
der Weiterbildung vorweisen, würden dies<br />
aber mit einer latenten Unterversorgung<br />
ihrer Ges<strong>und</strong>heitssysteme mit Fachärzten<br />
einkaufen. Der auf der jeweiligen nationalen<br />
Ebene unbefriedigte Rest- <strong>und</strong> Spitzenbedarf<br />
würde durch Anwerbung von<br />
Fachärztinnen <strong>und</strong> Ärzten aus Nachbarländern<br />
<strong>und</strong> auch aus Entwicklungsländern<br />
gedeckt. Dies könne in Deutschland<br />
besser gelöst werden. Für eine wirklich<br />
freie, also medizinisch von Fremdeinflüssen<br />
unabhängige Berufsausübung ist die<br />
Qualifikation als Facharzt Voraussetzung,<br />
sei es in freier Praxis, wo eine Zulassung<br />
als Kassenarzt nicht anders erlangt werden<br />
kann, sei es als Angestellter im Krankenhaus,<br />
wo Krankenhäuser <strong>für</strong> die Leistungserbringung<br />
auf Facharztniveau entgolten<br />
werden. Auch der gesamtgesellschaftliche<br />
Aufwand <strong>für</strong> die höhere Schulbildung <strong>und</strong><br />
die Hochschulausbildung in Medizin ist<br />
nicht zu rechtfertigen, wenn sich dann keine<br />
abgeschlossene Facharztweiterbildung<br />
anschließt. Voraussetzung aber ist, dass<br />
die Arbeits- <strong>und</strong> Einkommensperspektiven<br />
nach Abschluss der Weiterbildung so gestaltet<br />
sind, dass kein Emigrationsanreiz<br />
<strong>für</strong> Fachärzte geschaffen <strong>und</strong> Deutschland<br />
zu seinen eigenen Lasten zum Reservoir<br />
zur Abdeckung von fachärztlichen Rest-<br />
<strong>und</strong> Spitzenbedarf seiner Nachbarländer<br />
wird.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Die abermals mit großem Engagement aller<br />
Beteiligten abgehaltene Zukunftswerkstatt<br />
der DGOU hat gezeigt, dass es nicht<br />
um eine Über- oder Unterversorgung, sondern<br />
um eine Über- <strong>und</strong> Unterversorgung<br />
in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie geht.<br />
Ein gravierender Ärztemangel besteht im<br />
Der letztjährige Ärztetag hat bekanntlich<br />
sämtliche Anträge zur Änderung der<br />
Weiterbildungsordnung – nicht nur die<br />
der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie – „zur<br />
weiteren Beratung“ an den Vorstand der<br />
B<strong>und</strong>esärztekammer verwiesen.<br />
Gr<strong>und</strong> genug, beim dritten Weiterbildungsforum<br />
der DGOU vom 2.3.<strong>2011</strong> zu<br />
fragen, was denn mit den Anträgen weiter<br />
geschieht <strong>und</strong> zu hören, wo die kammeraktiven<br />
Mitglieder „der Schuh besonders<br />
drückt“.<br />
Frau Dr. Annette Güntert, die <strong>für</strong> Weiterbildung<br />
zuständige Dezernatsleiterin der<br />
B<strong>und</strong>esärztekammer, zeigte sich dankenswerterweise<br />
bereit, Rede <strong>und</strong> Antwort zu stehen.<br />
Frau Dr. Güntert führte u. a. aus, dass<br />
der TOP Weiterbildungsordnung kraft Vorstandsbeschluss<br />
der BÄK auf der Tagesordnung<br />
jedes Ärztetages steht, in der Regel<br />
aber dort nur einzelne Änderungen erörtert<br />
<strong>und</strong> ggf. verabschiedet werden. Mit der<br />
nächsten gr<strong>und</strong>legenden Überarbeitung<br />
der Muster-Weiterbildungsordnung ist<br />
wohl erst 2015/16 zu rechnen.<br />
Jeder Änderungsantrag muss durch das<br />
sogen. zweistufige Normensetzungsverfahren,<br />
was mindestens 2 – 3 Jahre dauert,<br />
wenn der Antrag nicht irgendwo zur weiteren<br />
Bearbeitung oder wegen Ablehnung<br />
hängenbleibt.<br />
Besonders wichtig ist der B<strong>und</strong>esärztekammer,<br />
in der nächsten Novellierung die<br />
Richtzahlen zu vermindern.<br />
Eine gewisse Skepsis gegenüber der Einführung<br />
weiterer Zusatzweiterbildungen<br />
ließ sich aus Frau Dr. Günterts Bemerkung<br />
entnehmen, dass der Trend zu immer mehr<br />
Qualifikationen <strong>für</strong> immer weniger Köpfe<br />
gehe. Sie plädierte stattdessen <strong>für</strong> die ent-<br />
Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie bisher<br />
nicht. Die Feminisierung der Medizin in der<br />
studentischen Ausbildung, die Kliniken als<br />
„Durchlauferhitzer“ <strong>und</strong> die veränderten<br />
Versorgungsstrukturen lassen jedoch in<br />
Kürze Veränderungen erwarten. Dem vorzubeugen,<br />
ist mehr denn je eine Aufgabe auch<br />
Bericht vom 3. Weiterbildungs-Forum<br />
Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
„Quo vadis Weiterbildung Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2020“<br />
J. Arndt<br />
sprechende Kenntnisvermittlung durch neu<br />
einzuführende Kurse u. ä., ohne die WBO zu<br />
ändern.<br />
Prof. Siebert schlug vor, dass die BÄK <strong>und</strong><br />
die Fachgesellschaften gemeinsam Zertifikate<br />
zur Weiterqualifikation in bestimmten<br />
Inhalten vergeben könnten; damit könnte<br />
man ohne langwierige Änderung der WBO<br />
auf neue Entwicklungen reagieren <strong>und</strong> die<br />
Qualität sichern helfen. Dr. Güntert signalisierte<br />
die Offenheit der BÄK <strong>für</strong> solche Projekte<br />
<strong>und</strong> bemerkte, dass so etwas schon<br />
vereinzelt praktiziert werde. Sie bot an, konkrete<br />
Pläne mit der DGOU zu besprechen.<br />
Auch der Weg, solche Zertifikate mit einzelnen<br />
Landesärztekammern zu vereinbaren,<br />
ist ihrer Auskunft nach gangbar; sofern sich<br />
eine kritische Masse von Ärztekammern daran<br />
beteiligt (3 – 4, besser 6) bestände gute<br />
Aussicht, dass dies <strong>für</strong> alle Ärztekammern<br />
durchgesetzt werden könne.<br />
Breiten Raum nahm die Diskussion über<br />
Bestrebungen von einzelnen Vertretern der<br />
Allgemeinchirurgie ein, unfallchirurgische<br />
Inhalte in die Weiterbildung zum Allgemeinchirurgen<br />
zurück zu holen. Diese Diskussion<br />
war mit der „Nichtbehandlung“ der<br />
Weiterbildungsnovellierung beim Ärztetag<br />
in Dresden entstanden, wonach die Fächer<br />
Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie zu einem<br />
gemeinsamen Fach zusammengelegt werden<br />
sollten. Bei Annahme des Antrages hätte<br />
sich eine Zweiteilung der chirurgischen<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung in Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie<br />
einerseits <strong>und</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie andererseits ergeben.<br />
Die Gegner des Antrages argumentieren,<br />
dass dadurch die chirurgische Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
in zahlreichen Kliniken gefährdet<br />
würde. Entsprechende Zahlen aus<br />
der Fachgesellschaften. Dies anzupacken,<br />
ist die DGOU angetreten.<br />
Prof. Dr. med. F. U. Niethard<br />
Generalsekretär DGOU<br />
Prof. Dr. med. H. Siebert<br />
Stellv. Generalsekretär DGOU<br />
Westfalen-Lippe, die dies belegen sollen,<br />
widersprechen dabei den Ergebnissen einer<br />
b<strong>und</strong>esweiten Erhebung über die Anzahl<br />
der ungeteilten <strong>und</strong> geteilten Kliniken, die<br />
Prof. Lob u. a. in den DGU-<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Nachrichten</strong> veröffentlicht hat (siehe Nr. 59,<br />
S. 83 – 86). Entsprechend wurde gefordert,<br />
solche Erhebungen in mehreren B<strong>und</strong>esländern<br />
anzustellen, um ein repräsentativeres<br />
Bild zu erhalten. Ein entsprechender schriftlicher<br />
Vorschlag des Generalsekretärs der<br />
DGU, Professor Siebert, ist in der Zwischenzeit<br />
der B<strong>und</strong>esärztekammer zugegangen.<br />
In der Diskussion wurde die besondere<br />
Verantwortung der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
<strong>für</strong> diesen Bereich hervorgehoben. Es wurde<br />
die Be<strong>für</strong>chtung geäußert, dass die Öffnung<br />
der Versorgung muskuloskelettaler Erkrankungen<br />
<strong>und</strong> Verletzungen durch die Allgemeinchirurgie<br />
<strong>und</strong> damit eine unhaltbare<br />
Überversorgung drohe.<br />
Von den kammeraktiven Mitgliedern<br />
wurde zudem bezweifelt, dass die notwendige<br />
Kompetenz <strong>für</strong> das breit aufgestellte<br />
Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie in<br />
24 – 48 Monaten einer allgemeinchirurgischen<br />
Weiterbildung erworben werden<br />
könne. Dies sei schlechterdings mit den<br />
Qualitätsansprüchen nicht vereinbar.<br />
Bezüglich der Gr<strong>und</strong>versorgung wurde<br />
auf Bayern verwiesen, wo sich die Krankenhauslandschaft<br />
durch den Zusammenschluss<br />
verschiedener Kliniken der Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
bereits erheblich bereinigt hätte.<br />
Hier hätten die Kliniken selbst Schwerpunkte<br />
gebildet, die auch mühelos mit einer zweigeteilten<br />
Gr<strong>und</strong>versorgung von Allgemein-<br />
<strong>und</strong> Viszeralchirurgie bzw. Orthopädie- <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie vereinbar seien. Eine solche<br />
Umstrukturierung ist gerade auch in bevölkerungsdichten<br />
Regionen sinnvoll.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 79<br />
DGOU
DGOU<br />
80<br />
Über die Zusatzweiterbildung Spezielle<br />
Orthopädische Chirurgie bestand weitgehend<br />
Konsens, dass diese Zusatzweiterbildung<br />
gerade auch <strong>für</strong> Mitarbeiter kleinerer<br />
Einrichtungen mit dieser speziellen Ausrichtung<br />
nötig sei. Allerdings scheinen im<br />
Vergleich zur Speziellen Unfallchirurgie nur<br />
wenige diese Bezeichnung zu erwerben.<br />
Eine weitere intensive Diskussion war der<br />
vor einem Jahr wegen zahlreicher Widerstände<br />
zurück gezogenen Zusatzweiterbildung<br />
Spezielle konservative Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie gewidmet. Während<br />
einige Vertreter aus dem niedergelassenen<br />
Bereich der Meinung waren, dass die Facharztweiterbildung<br />
nicht noch einmal unnötig<br />
verlängert werden solle, wurde aus dem<br />
Bereich der konservativen Kliniken der Qualifikationsbedarf<br />
<strong>für</strong> leitende Kräfte deutlich<br />
gemacht.<br />
Weiterhin wurde über das Problem des<br />
Fachgeb<strong>und</strong>enen Röntgens diskutiert, wobei<br />
einmal mehr deutlich wurde, wie unterschiedlich<br />
die Vorschriften <strong>und</strong> Handhabungen<br />
in den einzelnen Bezirken sind.<br />
So berichtete Dr. Botzlar, dass in Bayern die<br />
Zusatzweiterbildung Röntgen zeitlich parallel<br />
zur Weiterbildung absolviert werden<br />
könne; hierzu bedürfe es einer Bestätigung<br />
des WB-Beauftragten <strong>und</strong> einer 30minütigen<br />
Prüfung durch zwei Radiologen bzw.<br />
einen Radiologen <strong>und</strong> einen Orthopäden<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgen.<br />
Dr. Kleinstäuber kündigte an, dass auch<br />
Niedersachsen die Einführung des Berliner<br />
Modells diskutieren werde, favorisierte aber<br />
das Zurückholen ins Fach.<br />
In Mecklenburg-Vorpommern, so Dr.<br />
Schi manke, sei allein der Sach- <strong>und</strong> Fachk<strong>und</strong>enachweis<br />
wichtig, dann werde die Berechtigung<br />
ohne Prüfung vergeben.<br />
Es nahmen am Forum teil:<br />
Joachim Arndt (DGOU-Geschäftsstelle), Prof.<br />
Dr. Felix Bonnaire (Dresden), Dr. Andreas Botzlar<br />
(Planegg-Martinsried), Prof. Dr. Karsten<br />
Dreinhöfer (Berlin), Prof. Dr. Georg Gosheger<br />
(Münster), Prof. Dr. Reiner Gradinger (München),<br />
Dr. Annette Güntert (B<strong>und</strong>esärztekammer),<br />
Dr. Hansjörg Heep (Essen), Dr. Georg<br />
Holfelder (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Christoph<br />
Josten (Leipzig), Dr. Philippe-Maurice Jumel<br />
(Mosbach), Prof. Dr. Bernd Kladny (Herzogenaurach),<br />
Dr. Uto Kleinstäuber (Hannover),<br />
Prof. Dr. Dieter Kohn (DGOOC-Präsident,<br />
Stellv. DGOU-Präsident, Homburg/Saar), Dr.<br />
Hermann Locher (Tettnang), Helmut Mälzer<br />
(Präsident des BVOU, Berlin), Dr. Hans Dieter<br />
Matthiessen (Dortm<strong>und</strong>), Dr. Wolfgang-Otto<br />
Miller (Leinfelden-Echterdingen), Prof. Dr.<br />
Christof A. Müller (Karlsruhe), Prof. Dr. Fritz<br />
Uwe Niethard (Generalsekretär von DGOU<br />
<strong>und</strong> DGOOC, Aachen), Dr. Andreas Pingsmann<br />
(Berlin), Prof. Dr. Tim Pohlemann (Präsident<br />
von DGOU <strong>und</strong> DGU, Homburg/Saar), Prof. Dr.<br />
Michael-J. Polonius (Vorsitzender der gemeinsamen<br />
chirurgischen Weiterbildungskommission,<br />
Berlin), Prof. Dr. Maximilian Rudert<br />
(Stellv. Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong><br />
Weiterbildungsfragen der DGOU, Würzburg),<br />
Dr. Wilfried Schimanke (Rostock), Dipl.-Med.<br />
Frank-Ullrich Schulz (Brandenburg), Prof. Dr.<br />
Hartmut R. Siebert (Generalsekretär der DGU,<br />
stellv. Generalsekretär der DGOU, Schwäbisch<br />
Hall), PD Dr. Rolf Skripitz (Rostock), Prof. Dr. Rüdiger<br />
Smektala (Bochum), Prof. h.c. Dr. Almut<br />
Tempka (Leiterin des Ausschusses <strong>für</strong> Fort-<br />
<strong>und</strong> Weiterbildungsfragen der DGOU, Berlin),<br />
PD Dr. Michael Wenzl (Ingolstadt).<br />
Prof. Josten führte aus, dass in Sachsen die<br />
Handhabung ähnlich wie in Mecklenburg-<br />
Vorpommern sei; die ÄK Sachsen beziehe<br />
sich auf die Präambel der WBO, in der das<br />
Röntgen als Teil der WB erwähnt ist, daher<br />
sehe er keinen Änderungsbedarf.<br />
Dr. Locher wies darauf hin, dass in Baden-Württemberg<br />
die WB-Berechtigung<br />
erhalten werden könne, so dass zumindest<br />
eine teilradiologische Weiterbildung möglich<br />
bleibe. In NRW ist sei dies leider nicht<br />
möglich.<br />
Kurz diskutiert wurde auch eine neu einzuführende<br />
Zusatzweiterbildung Notfallmedizin<br />
<strong>und</strong> eine ebenso neu einzuführende<br />
Zusatzweiterbildung Infektiologie, nachdem<br />
das neue Hygiene-Gesetz dies speziell<br />
<strong>für</strong> die chirurgischen Fächer als notwendig<br />
erscheinen lässt.<br />
Zum Abschied bedankte sich die Leitung<br />
des DGOU-Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsfragen,<br />
Frau Prof. h.c. Dr. Almut<br />
Tempka (Berlin) <strong>und</strong> Prof. Dr. Maximilian Rudert<br />
(Würzburg), bei den Anwesenden.<br />
Die Teilnehmer – <strong>und</strong> natürlich auch die<br />
Leserin <strong>und</strong> der Leser dieses Berichtes – sind<br />
gebeten, Änderungen von Weiterbildungsregelungen<br />
oder Probleme vor Ort der Geschäftsstelle<br />
zur Kenntnis zu bringen.<br />
Sollten Sie, werte Frau Leserin, werter<br />
Herr Leser, trotz Ihrer Mitarbeit in Weiterbildungsgremien<br />
Ihrer Kammer keine Einladung<br />
erhalten haben, wäre die DGOU<br />
ebenfalls <strong>für</strong> eine kurze Nachricht an die<br />
Geschäftsstelle dankbar.<br />
Dipl. Pol. Joachim Arndt<br />
Geschäftsstellenleiter<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstr. 58/59<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />
Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />
E-Mail: office@dgu-online.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Entwicklung <strong>und</strong> Perspektiven der<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung in O <strong>und</strong> U<br />
I. Marzi, S. Flohé<br />
Die Gr<strong>und</strong>lagenforschung gewinnt derzeit<br />
in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
enorm an Bedeutung. Die ehemalige „Feierabendforschung“<br />
ist heute nicht mehr<br />
konkurrenzfähig <strong>und</strong> kann die moderne<br />
Methodik der Forschung insbesondere auf<br />
dem Gebiet der Molekular- <strong>und</strong> Zellbiologie<br />
nicht mehr gewährleisten. Daher hat sich<br />
die Mehrzahl der unfallchirurgischen <strong>und</strong><br />
orthopädischen Kliniken zu einer Professionalisierung<br />
ihrer Forschung entschieden.<br />
Dies ist an dem deutlichen Zuwachs von<br />
Forschungsprofessuren in Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> Orthopädie zu erkennen. Darüber<br />
hinaus verfügen jedoch auch zahlreiche<br />
unfallchirurgische Kliniken über eigene<br />
Forschungslabore mit professionellen Forschern,<br />
die meist nicht formal als Professur<br />
berufen sind. Daher bestehen <strong>für</strong> Assistenzärztinnen<br />
<strong>und</strong> -ärzte <strong>und</strong> Fachärztinnen<br />
<strong>und</strong> -ärzte wie auch <strong>für</strong> Wissenschaftler/<br />
Innen <strong>und</strong> Doktoranden/Doktorandinnen<br />
mittlerweile gute, teilweise hervorragende<br />
Forschungsmöglichkeiten, um ihre wissenschaftliche<br />
Karriere auch auf international<br />
konkurrenzfähigem Niveau zu realisieren.<br />
Die Forschungsaktivitäten der Unfallchirurgie<br />
waren bisher im Wesentlichen im Netzwerk<br />
Experimentelle Unfallchirurgie (NEU)<br />
zusammengefasst, in dem die einzelnen<br />
Schwerpunkte der unfallchirurgischen Kliniken<br />
im Rahmen einer Methodenmatrix<br />
dezidiert aufgeführt wurden (1). Diese ist<br />
seinerzeit von Prof. Meenen <strong>und</strong> Prof. Neugebauer<br />
<strong>für</strong> das NEU erstellt worden <strong>und</strong><br />
diente zahlreichen Kliniken zur Etablierung<br />
von überwiegend bilateralen Forschungskooperationen.<br />
Auf der anderen Seite besteht auf dem muskuloskelettalen<br />
Forschungsgebiet eine erhebliche<br />
Überlappung mit orthopädischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagenlabors, die schon seit längerem<br />
in fest etablierten Netzwerkstrukturen organisiert<br />
sind. Vor allem auf dem Gebiet<br />
der Stammzellforschung, der Knorpelregeneration,<br />
der Biomechanik <strong>und</strong> des Tissue<br />
Engineerings bestehen vielfältige Überschneidungen,<br />
wobei festzuhalten ist, dass<br />
es hier inzwischen selbstverständlich schon<br />
Kooperationsprojekte zwischen einzelnen<br />
Forschungslaboren <strong>und</strong> Kliniken gibt.<br />
Die Forschung in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> orthopädische<br />
Chirurgie war – strukturell anders als in der<br />
DGU – im Rahmen eines Vereins <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
organisiert mit eigenem<br />
Mitgliedsbeitrag <strong>und</strong> eigener Satzung.<br />
Diese Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
DGOOC wie auch der Wissenschaftsausschuss<br />
der DGU (Leiter: Prof. Marzi, Stellvertreter:<br />
Prof. Flohé) haben in den letzten<br />
Jahren im Rahmen der Zusammenführung<br />
der Fächer Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
im Rahmen der DGOU nach mehreren Vorgesprächen,<br />
Kontakten <strong>und</strong> Standortbestimmungen<br />
letztlich einen Fahrplan zur<br />
gemeinsamen Organisation der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
innerhalb der DGOU erarbeitet.<br />
Neue Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOU e. V.<br />
Die neue Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
DGOU wurde am 26.10.2010 im Rahmen<br />
der Mitgliederversammlung gegründet.<br />
Die Satzung der neuen Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOU e. V. ist als Anhang<br />
dieser Mitteilung mit ausgedruckt <strong>und</strong> auf<br />
der Internetseite der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
abzurufen, wobei diese Website<br />
derzeit noch aktualisiert werden muss. Einige<br />
Aktualisierungen der Website sind derzeit<br />
in Arbeit (3).<br />
Die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
DGOU ist eine basisorientierte Mitgliedgesellschaft<br />
mit einem Jahresbeitrag von 20<br />
€, deren Mitgliedschaft auch <strong>für</strong> nichtärztliche<br />
Akademiker offen ist. Die Mitgliederversammlung<br />
wählt einen 1. <strong>und</strong> 2.<br />
Vorsitzenden, einen Schriftführer, einen<br />
Schatzmeister sowie zwei Beisitzer. 1. <strong>und</strong><br />
2. Vorsitzender wechseln nach einem Jahr,<br />
die Mitglieder sind alle <strong>für</strong> zwei Jahre gewählt.<br />
Auf der Mitgliederversammlung am<br />
26.10.2010 wurden als 1. Vorsitzender Prof.<br />
Windhagen, Hannover, <strong>und</strong> als 2. Vorsitzender<br />
Prof. Marzi, Frankfurt/Main, gewählt,<br />
Schatzmeister ist Prof. Nöth, Würzburg,<br />
Schriftführer Prof. Schwarz, Mannheim, <strong>und</strong><br />
Beisitzer sind Prof. Madry, Homburg/Saar,<br />
<strong>und</strong> Prof. Flohé, Düsseldorf.<br />
Netzwerkstruktur innerhalb der<br />
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
DGOU<br />
Die Forschungsaktivitäten der bisherigen<br />
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOOC<br />
waren im Wesentlichen in den Netzwerken<br />
MSB-Net (Netzwerk Muskuloskelettale<br />
Biomechanik) <strong>und</strong> NRO-Netzes (Netzwerk<br />
Regenerative Orthopädie) inkl. eines<br />
Stammzellnetzwerkes organisiert. Diese<br />
Netzwerke der DGOOC hatten sich intern<br />
zertifiziert, um einen internen Standard zu<br />
gewährleisten <strong>und</strong> werden von der DGOOC<br />
regelmäßig finanziell unterstützt (3).<br />
Das Netzwerk NEU der DGU wurde nun als<br />
drittes Netzwerk in die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOU aufgenommen <strong>und</strong><br />
stellt die Basis <strong>für</strong> die Trauma-relevanten<br />
Themen innerhalb dieser Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOU dar.<br />
Neuausrichtung des Netzwerkes NEU<br />
Das bisherige Netzwerk NEU der DGU besteht<br />
aus unfallchirurgischen Forschungslabors<br />
mit Aktivitäten sowohl auf dem Gebiet<br />
der Schockforschung <strong>und</strong> der Polytraumaforschung<br />
wie auch der Knochen- <strong>und</strong> Knorpelforschung.<br />
Diese Aktivitäten, vor allem<br />
auf dem Gebiet der Biomechanik, der Knorpel-<br />
<strong>und</strong> der Knochenforschung überlappen<br />
sich jedoch teilweise mit den Forschungsaktivitäten<br />
des MSB-Net <strong>und</strong> NRO-Netzes. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong>e wurde im Wissenschaftsausschuss<br />
der DGU vorgeschlagen, dass sich<br />
das Netzwerk NEU umorientiert, so dass es<br />
im Wesentlichen die Aspekte der Polytraumaforschung,<br />
Inflammation, Sepsis <strong>und</strong><br />
Weichteilschäden adressieren soll, während<br />
sich die Forschungsaktivitäten, die mit den<br />
Netzwerken MSB <strong>und</strong> NRO überlappen, sich<br />
gemeinsam zur Bündelung der Ressourcen<br />
weiterentwickeln sollen.<br />
Diese Neuorientierung wurde im Wissenschaftsausschuss<br />
der DGU, der DGOU sowie<br />
im Rahmen der Sitzung des Netzwerkes<br />
NEU i. S. einer Gründungssitzung des Netzwerkes<br />
Traumaforschung am 28.10.2010 im<br />
ICC in Berlin ausführlich diskutiert. Im Rah-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 81<br />
DGOU
DGOU<br />
82<br />
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU e. V.<br />
MSB-Netz NRO<br />
Muskuloskeletale<br />
Biomechanik<br />
men dieser vom Wissenschaftsausschuss<br />
moderierten Gründungssitzung des Netzwerkes<br />
Traumaforschung innerhalb der<br />
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU<br />
e. V. wurden Prof. Dr. Markus Huber-Lang,<br />
Ulm, als Sprecher <strong>und</strong> Frau PD Dr. rer. nat.<br />
Stefanie Flohé, Essen, als stellvertretende<br />
Sprecherin gewählt.<br />
Es wurde abgesprochen eine erste Netzwerktagung<br />
auf der Reisensburg zu organisieren,<br />
bei der die ersten Projekte <strong>und</strong><br />
Vernetzungen konkretisiert werden. Diese<br />
erste Tagung des Netzwerkes Traumaforschung<br />
innerhalb der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOU e. V. findet nun<br />
auf Schloss Reisensburg, Günzburg, vom<br />
24. – 26.02.<strong>2011</strong> statt.<br />
Aus diesen neu orientierten Aktivitäten ergibt<br />
sich nun die neue Struktur der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
in der DGOU in Verbindung<br />
mit der DGU <strong>und</strong> DGOOC (� Abb. 1).<br />
Die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung deckt somit<br />
die Gr<strong>und</strong>lagenforschung auf dem gemeinsamen<br />
Gebiet der Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />
Orthopädie ab. Sie besteht aus den Netzwerken<br />
MSB: Muskuloskeletale Biomechanik<br />
NRO: Netzwerk Regenerative Orthopädie<br />
NEU: Netzwerk Experimentelle Unfallchirurgie:<br />
Traumaforschung<br />
Die Aktivitäten der breit gefächerten<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung in der Unfallchirurgie<br />
werden sich demnach in Zukunft zur<br />
Regeneration<br />
Stammzelltherapie<br />
Knorpel<br />
Knochen<br />
NEU<br />
Traumaforschung<br />
Polytrauma<br />
Schock<br />
Gewebeschaden<br />
Abb. 1 Struktur der Gr<strong>und</strong>lagenforschung in Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie in Deutschland<br />
besseren interdisziplinären Forschung, zur<br />
Vernetzung, zur Methodenoptimierung <strong>und</strong><br />
vor allem auch zur gemeinsamen Antragstellung<br />
<strong>und</strong> Gewinnung von Fördermitteln<br />
folgendermaßen aufteilen:<br />
Zeitachse <strong>und</strong> Ziele ab <strong>2011</strong><br />
1. Sektionstreffen des Netzwerkes Traumaforschung<br />
vom 24.-26.2.<strong>2011</strong> auf der Reisensburg<br />
2. Gemeinsames Treffen der 3 Netzwerke<br />
der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />
DGOU e. V. am 16.6.<strong>2011</strong> in Münster (Organisation<br />
Prof. Windhagen, Hannover)<br />
3. Treffen des Netzwerkes MSB-Net am<br />
17.06.<strong>2011</strong> in Münster<br />
4. Treffen des Netzwerkes NRO<br />
Nach dieser gr<strong>und</strong>legenden Strukturierung<br />
<strong>und</strong> Fokussierung der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
in der Unfallchirurgie bitten wir alle<br />
an der Forschung interessierten Mitglieder,<br />
sich dort einzubringen.<br />
In dieser Hinsicht ist es von übergeordneter<br />
Bedeutung, dass sich die forschungsaktiven<br />
Mitglieder, Laborleiter<br />
<strong>und</strong> Klinikdirektoren als Mitglieder in der<br />
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU<br />
e. V. anmelden (www.ortho-platform.de/<br />
gr<strong>und</strong>lagen forschung/mitgliedsantrag.<br />
shtml). Dieser Mitgliedsantrag kann auch<br />
mit dem in diesen MuN gedruckten Anmeldeformular<br />
erfolgen.<br />
Ein aktives Einbringen der unfallchirurgischen<br />
Universitätskliniken in die o.g.<br />
Netzwerke wäre sehr wünschenswert. Nur<br />
über eine koordinierte <strong>und</strong> umfassende Forschungsaktivität<br />
ist die erforderliche Wahrnehmung<br />
durch die Förderorganisationen<br />
(z. B. BMBF, DFG) zu erwarten. Dies ist die<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> die Ausschreibung <strong>und</strong><br />
Förderung unfallchirurgischer <strong>und</strong> orthopädischer<br />
wissenschaftlicher Projekte. Wir gehen<br />
davon aus, dass diese Fokussierung <strong>und</strong><br />
Strukturierung ein klares Signal <strong>für</strong> eine<br />
hoch professionelle gr<strong>und</strong>lagenorientierte<br />
Forschung auf dem Gebiet der Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> Orthopädie darstellt.<br />
Abschließend möchten wir dem ehemaligen<br />
Vorstand der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
der DGOOC e. V., Frau Prof. Richter <strong>und</strong> die<br />
Herren Prof. Windhagen, Prof. Schwarz <strong>und</strong><br />
Prof. Nöth, sowie den Mitgliedern <strong>für</strong> die hervorragende<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> Kooperation<br />
im Rahmen der Neuausrichtung der gemeinsamen<br />
Gr<strong>und</strong>lagenforschung danken.<br />
Für die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses<br />
der DGU<br />
Literatur<br />
1 www.dgu-online.de/de/unfallchirurgie/neu/<br />
index.jsp<br />
2 Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung: www.ortho-<br />
plat form.de/gr<strong>und</strong>lagenforschung/forschungsnetz<br />
werk.shtml<br />
3 www.ortho-platform.de/gr<strong>und</strong>lagenforschung/<br />
forschungsnetzwerk.shtml<br />
Prof. Dr. med. Ingo Marzi<br />
Leiter des Wissenschaftsausschusses der DGU<br />
Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />
Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum der Goethe-Universität<br />
Frankfurt<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
60590 Frankfurt am Main<br />
Tel.: 0 69 / <strong>63</strong> 01 61 23<br />
Fax : 0 69 / <strong>63</strong> 01 64 39<br />
E-Mail: marzi@trauma.uni-frankfurt.de<br />
Prof. Dr. med. Sascha Flohé<br />
Stellvertretender Leiter des<br />
Wissenschaftsausschusses der DGU<br />
Stellvertretender Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />
Handchirurgie<br />
Universitätsklinikum Düsseldorf<br />
Moorenstrasse 5<br />
40225 Düsseldorf<br />
Tel.: 02 11 / 810 44 01 44 07<br />
E-Mail: Sascha.Flohe@med.uni-duesseldorf.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
Aufnahmeantrag<br />
Name: Vorname:<br />
Geburtstag: Berufsbezeichnung:<br />
Anschrift:<br />
Telefon: Fax:<br />
E-Mail-Adresse:<br />
Schwerpunkte bisheriger Forschung:<br />
Interesse an Mitarbeit im Netzwerk<br />
❑ MSB<br />
❑ NRO<br />
❑ NEU<br />
Hiermit beantrage ich die ordentliche Mitgliedschaft in der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU e. V.<br />
zum<br />
Gleichzeitig verpflichte ich mich, den Jahresbeitrag in Höhe von 20 Euro zu zahlen.<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 83<br />
DGOU
DGOU<br />
84<br />
Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong><br />
fachbezogene Fragen der DGOU<br />
R. Hoffmann, D. Kohn, A. Bonk<br />
Der Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong> fachbezogene<br />
Fragen wurde auf dem <strong>Deutsche</strong>n<br />
Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
2009 gegründet. Er gliedert sich in verschiedene<br />
Arbeitskreise, welche spezielle<br />
Themen selbständig bearbeiten. Dreimal<br />
jährlich findet ein Treffen der Arbeitskreisleiter<br />
statt, in dem die Ergebnisse der Arbeitskreise<br />
präsentiert <strong>und</strong> diskutiert werden.<br />
Weitere Themen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />
werden hier erörtert <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />
neue Arbeitskreise gegründet.<br />
Das letzte Treffen der Arbeitskreisleiter<br />
fand am 21.01.<strong>2011</strong> in Mörfelden statt.<br />
Arbeitskreis ambulante <strong>und</strong> stationäre<br />
Versorgungsstrukturen<br />
Das erarbeitete Positionspapier zu den Honorarärzten<br />
liegt den Vorständen derzeit<br />
zur Bearbeitung vor <strong>und</strong> soll hiernach publiziert<br />
werden.<br />
Dr. Frank/Leverkusen berichtete über<br />
Bestrebungen, den Honorararzt als dritte<br />
Säule neben den Niedergelassenen <strong>und</strong> den<br />
Klinikern zu etablieren. Die BÄK steht dem<br />
Thema „Honorarärzte“ eher positiv gegenüber.<br />
Über die Problematik, dass Honorarärzte<br />
von den Klinikverwaltungen als Sach- <strong>und</strong><br />
nicht als Personalkosten gerechnet werden<br />
<strong>und</strong> die sich hieraus ergebenden Probleme<br />
wurde berichtet.<br />
Problematisch scheint darüber hinaus,<br />
dass bislang nur eine Zurechnung zu einem<br />
Fachgebiet erfolgt, so dass Honorarärzte<br />
auch z. B. in einer Allgemeinchirurgischen<br />
Klinik orthopädisch/unfallchirurgische Eingriffe<br />
durchführen können <strong>und</strong> so diese<br />
Abteilungen etwaige Mindestmengen erfüllen.<br />
Alles findet im Gebiet Chirurgie statt<br />
<strong>und</strong> ist damit erlaubt. So könnten – dieser<br />
Argumentation folgend – orthopädischunfallchirurgische<br />
Kliniken z. B. durch allgemein-/visceralchirurgische<br />
Honorarärzte<br />
Leistenhernien u. ä. operieren lassen.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Rentenversicherung überprüft<br />
derzeit, ob im Falle einer Honorararzttätigkeit<br />
nicht eine Scheinselbständigkeit<br />
vorliegt <strong>und</strong> wird gegebenenfalls Sozialversicherungsbeiträge<br />
nachfordern. Dies wäre<br />
<strong>für</strong> die Kliniken unattraktiv.<br />
Das Thema erscheint nach wie vor hochbrisant,<br />
so dass hierzu eine Sitzung auf dem<br />
DKOU <strong>2011</strong> geplant wird.<br />
Arbeitskreis Berufschancen Spezielle<br />
orthopädische Chirurgie <strong>und</strong> Spezielle<br />
Unfallchirurgie<br />
Bei der Sitzung im Januar wurden die Ergebnisse<br />
der ersten Umfrage präsentiert.<br />
78 Kliniken konnten erreicht werden, 96<br />
Bögen gelangten zur Auswertung. Die Auswertung<br />
im Einzelnen wird publiziert werden.<br />
Dr. Bonk/Frankfurt <strong>und</strong> Dr. Schmidt/Berlin<br />
arbeiten derzeit an einer analogen Umfrage<br />
unter Speziellen Unfallchirurgen. Ein<br />
erster Entwurf liegt bereits vor. Dieser wird<br />
im AK nochmals abgestimmt <strong>und</strong> dann versandt.<br />
Eine Annäherung des AK an den Weiterbildungsausschuss<br />
wird erwogen.<br />
Arbeitskreis BG Heilverfahren<br />
Die Änderungen des bg-lichen Heilverfahrens<br />
im ambulanten Bereich sind bereits<br />
geregelt. Derzeit überarbeitet eine AG der<br />
DGUV die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den stationären<br />
Bereich. Das VAV wird neu geregelt.<br />
Voraussichtlich wird die Zahl der VAV-zugelassenen<br />
Kliniken auf etwa die Hälfte reduziert<br />
werden. Ein SGB VII-Traumanetzwerk<br />
mit 60 – 70 Traumazentren in Anlehnung an<br />
das Traumanetzwerk ist geplant. Besondere<br />
Aspekte (Mindestmengen, Qualitätsprofile,<br />
Frührehabilitation, Rehamanagement etc.)<br />
werden eine wesentliche Rolle spielen.<br />
Arbeitskreis Physician Assistent (CTA)<br />
Am 20.01.<strong>2011</strong> fand ein Treffen der Dozenten<br />
<strong>und</strong> Mentoren an der Steinbeis-<br />
Hochschule in Berlin statt.<br />
Derzeit bieten zwei weitere Hochschulen<br />
ein Studium zum Physician Assistant<br />
an, wenn auch ohne die Spezialisierung im<br />
Fach O/U. Dies sind neben der Steinbeis-<br />
Hochschule Berlin die Duale Hochschule<br />
Baden-Württemberg in Karlsruhe <strong>und</strong> die<br />
Mathias-Hochschule in Rheine.<br />
Bislang ist die DGOU Vorreiter mit dem<br />
Angebot der Spezialisierung. Die Fachgesellschaften<br />
DGÄPC <strong>und</strong> DGTHG streben<br />
eine vergleichbare Spezialisierung an <strong>und</strong><br />
haben dahingehend Kontakt mit der Steinbeis-Hochschule<br />
aufgenommen.<br />
Im aktuellen Semester gibt es im Februar<br />
einen Engpass, so dass Bonk die Mitglieder<br />
des Ausschusses gebeten hat, zwei Tage Seminarunterricht<br />
an der Hochschule zu übernehmen.<br />
Eine Mail mit den genauen Terminen<br />
<strong>und</strong> Themen wird an die Ausschussmitglieder<br />
versandt werden.<br />
Das nächste Semester startet im Oktober<br />
<strong>2011</strong>.<br />
Berufspolitisch wird das PA-Studium<br />
kontrovers diskutiert, insbesondere von Seiten<br />
der Pflege bestehen offenbar erhebliche<br />
Bedenken. Die LÄK Westfalen-Lippe unterstützt<br />
den Studiengang in Rheine.<br />
Arbeitskreis Universitäre Strukturen,<br />
Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />
In den Themen des AK gibt es erhebliche<br />
Überschneidungen mit der DGOU-Arbeitsgruppe<br />
Lehre. Eine gemeinsame Sitzung<br />
des AK mit dieser Arbeitsgruppe soll initiiert<br />
werden. Erkennbare Aktivitäten sind von<br />
diesem AK bisher noch nicht ausgegangen.<br />
DRG-Arbeitsgruppe<br />
Mahlke berichtet über die Arbeit der bereits<br />
etablierten DRG-Arbeitsgruppe. In aufwendigen<br />
<strong>und</strong> langwierigen Prozessen werden<br />
Vorschläge zur Verbesserung des DRG-Systems<br />
erarbeitet, die dann dem InEK vorgelegt<br />
werden. Dieser Vorgang bis zur Änderung<br />
einer DRG dauert derzeit ca. 4 Jahre.<br />
Zuletzt wurde von der DRG-Arbeitsgruppe<br />
die DRG <strong>für</strong> Polytraumatisierte mit Querschnittsymptomatik<br />
erfolgreich bearbeitet,<br />
nun folgen Revisionseingriffe bei Endoprothesen.<br />
Eine Absprache mit anderen Fachgesellschaften<br />
erfolgt regelmäßig, um Doppelanträge<br />
zu vermeiden.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Foto: STI<br />
Arbeitskreis Weißbuch „Konservative<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirugie“<br />
Prof. Dr. Dreinhöfer/Berlin arbeitet derzeit<br />
an einem ersten Entwurf, der jedoch zum<br />
Zeitpunkt der Sitzung noch nicht vorlag.<br />
DKOU <strong>2011</strong><br />
Im Rahmen des DKOU <strong>2011</strong> werden vom<br />
Ausschuss folgende Sitzungen gestaltet:<br />
Der Ausbildungsgang zum Physician Assistant<br />
mit Schwerpunkt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
geht in die zweite R<strong>und</strong>e. Die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie (DGOU) bietet in Kooperation<br />
mit der Steinbeis-Hochschule seit dem<br />
Wintersemester 2010 das neu entwickelte<br />
Studienmodell, das Pflegekräfte nach einer<br />
1. Honorarärzte<br />
2. Ärztemangel – Kompensation durch Physician<br />
Assistants?<br />
3. Ermächtigungen der Chefärzte<br />
Das nächste Arbeitskreisleitertreffen des<br />
Ausschusses findet im Rahmen des diesjährigen<br />
DKOU statt.<br />
Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />
Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Versorgungs- <strong>und</strong><br />
fachbezogene Fragen der DGOU<br />
dreijährigen Ausbildungszeit <strong>für</strong> Arzt-Assistenztätigkeiten<br />
in OP, auf den Stationen<br />
<strong>und</strong> den Ambulanzen an orthopädischunfallchirurgischen<br />
Kliniken <strong>und</strong> Niederlassungen<br />
qualifizieren soll. Der nächste Ausbildungsgang<br />
startet am 4. Oktober. Bewerbungen<br />
sollten bis spätestens 31. August<br />
eingereicht werden.<br />
Direktor der BG-Unfallklinik Frankfurt<br />
Friedberger Landstr. 430<br />
60389 Frankfurt/Main<br />
Tel.: 0 69 / <strong>63</strong> 01 61 23<br />
Fax: 0 69 / 4 75 22 23<br />
E-Mail: aerztlicher.direktor@bgu-frankfurt.de<br />
Physician Assistant mit Schwerpunkt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
Bewerbungsstart <strong>für</strong> das Wintersemester <strong>2011</strong><br />
Zulassungsvoraussetzungen:<br />
■ ■Abitur/FH-Reife<br />
mit mindestens 2 Jahren<br />
Berufserfahrung<br />
■ ■oder<br />
Mittlere Reife mit mindestens 4 Jahren<br />
Berufserfahrung<br />
■ ■geeigneter<br />
Beruf (z. B. staatlich geprüfte/r<br />
Ge s<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger/in,<br />
OTA, medizinisch-technische/r Assistent/<br />
in oder eine Ausbildung im Bereich der<br />
medizinischen Assistenzberufe)<br />
■ ■Arbeitgeber/Projektgeber<br />
<strong>für</strong> Ihre Projektarbeit<br />
■ ■bestandene<br />
Eignungsprüfung<br />
Ansprechpartner <strong>für</strong> Bewerbungen ist:<br />
Dipl.-Med. Päd. Frank Merkle<br />
Steinbeis Transfer-Institut Medicine and Allied<br />
Health<br />
c/o <strong>Deutsche</strong>s Herzzentrum Berlin<br />
Augustenburger Platz 1<br />
13353 Berlin<br />
Tel: 0 30 / 45 93 71 25<br />
Fax: 0 30 / 45 93 71 39<br />
E-Mail: merkle@dhzb.de<br />
www.steinbeis-imea.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 85<br />
DGOU
Aktuelles<br />
86<br />
„Schnittpunkt Chirurgie“<br />
Dies war der Titel des ersten Nachwuchskongresses von BDC <strong>und</strong> BVOU, der vom<br />
18. – 19.03.<strong>2011</strong> im Langenbeck Virchow Haus in Berlin veranstaltet wurde.<br />
C. J. Krones, W. Schröder<br />
Beim Startup dieser neuen Veranstaltungsreihe<br />
fokussierten die Veranstalter unter der<br />
Kongressleitung von Professor Dr. Hartmut<br />
Siebert ( DGOU ), Professor Dr. Wolfgang<br />
Schröder (BDC) <strong>und</strong> PD Dr. Carsten J. Krones<br />
(BDC) ganz bewusst auf den sehr jungen<br />
Nachwuchs der Studierenden. Und so<br />
drehten sich die über 30 Fachthemen in den<br />
6 Hauptsitzungen unter dem Motto „Keine<br />
Angst vor dem Hammerexamen“ ganz praxisnah<br />
um die Examensvorbereitung der<br />
direkt vor dem Abschluss des Studiums stehenden,<br />
angehenden Kollegen. In engagierter<br />
Kooperation zahlreicher Berufsverbände<br />
– BDC <strong>und</strong> BVOU – <strong>und</strong> Fachgesellschaften<br />
– DGCH, DGAV, DGG, DGOU, DGT, DGTHG,<br />
DGPRÄC <strong>und</strong> DGKCH – gelang dabei nach<br />
der Eröffnung durch Professor Wolfgang<br />
Schröder erneut eine junge <strong>und</strong> lebendige<br />
Veranstaltung auf höchstem fachlichen<br />
Niveau. 32 Referenten <strong>und</strong> über 100 Teilnehmer<br />
bestätigten das Konzept <strong>und</strong> waren<br />
Ausdruck des Erfolgs.<br />
Alle Referenten konzentrierten sich in Ihren<br />
Bereichen auf prüfungsrelevanten Stoff.<br />
Der ganzheitliche Anspruch der Veranstaltung<br />
drückte sich aber auch in der Startsitzung<br />
aus, die sich um Prüfungstrategie,<br />
Untersuchungstechniken <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>dokumentation<br />
kümmerte. PD Dr. Olaf Guckelberger<br />
(Berlin) leitete den Auftakt versiert<br />
<strong>und</strong> mit bekanntem Esprit.<br />
Die zweite Sitzung bot „Gr<strong>und</strong>lagen,<br />
ohne die es nicht geht“ PD Dr. Peter Strohm<br />
(Freiburg) führte das wache Auditorium mit<br />
den Referenten sicher durch die Themen Diagnostik,<br />
W<strong>und</strong>heilung, Unfall/Verletzung,<br />
Chirurgische Onkologie, perioperatives Management<br />
<strong>und</strong> Arthrose/Arthritis.<br />
Damit war die solide Basis <strong>für</strong> eine eineinhalb-tägige,<br />
fallbezogene Reise durch<br />
die chirurgischen Themen des Hammerexamens<br />
gelegt. Nach dem Mittagsbreak arbeiteten<br />
sich die Vortragenden <strong>und</strong> ihre Zuhörerschaft<br />
deshalb dann durch die gängigen,<br />
prüfungsrelevanten Krankheitsbilder.<br />
Die Sitzung der Allgemeinchirurgie behandelte<br />
unter charismatischer Leitung<br />
von Professor Dr. Karl-Heinz Vestweber (Leverkusen)<br />
mit Appendizitis, Leistenhernie,<br />
Hämorrhoiden, Pneumothorax, Divertikulitis<br />
<strong>und</strong> Cholecystolithiasis eindeutig die<br />
Chirurgie des Häufigen. Die Top-Hits der<br />
Viszeral- <strong>und</strong> Thoraxchirurgie folgten mit<br />
den Tumroerkrankungen an Schilddrüse,<br />
Magen, Pankreas, Kolo-Rektum, Lunge sowie<br />
dem gastro-ösophagealen Reflux diesem<br />
pragmatischen Konzept. Professor Dr.<br />
Albrecht Stier (Erfurt) führte in bekannt<br />
souveräner <strong>und</strong> lockerer Weise durch diesen<br />
Teil der Veranstaltung.<br />
Der Samstag bot zum morgendlichen<br />
Auftakt die wichtigsten Prüfungsthemen<br />
in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie. Das<br />
verletzte <strong>und</strong> das schmerzhafte Gelenk,<br />
die Volkskrankheit Rückenschmerzen, die<br />
Osteoporose <strong>und</strong> Ihre Folgen sowie Wachstumsstörungen<br />
<strong>und</strong> das Schwerverletztenmanagement<br />
standen hier im Zentrum<br />
der Vorträge. Professor Dr. Tim Pohlemann<br />
(Homburg) <strong>und</strong> seine Referenten bewiesen<br />
dabei ihre hohe Expertise.<br />
Den Ausklang des Kongresses gestaltete<br />
schließlich PD Dr. Jörg Heckenkamp (Osnabrück)<br />
mit den Top-Hits aus der Gefäßchirurgie.<br />
Er r<strong>und</strong>ete die gelungene Veranstaltung<br />
mit seiner Sitzung über die Varikosis,<br />
die arterielle Verschlusskrankheit <strong>und</strong> die<br />
zerebrovaskuläre Insuffizienz fachlich sicher<br />
ab.<br />
Den Abschluss des Kongresses bildete<br />
die Fragest<strong>und</strong>e „Was ich schon immer in<br />
der Chirurgie wissen wollte …“. Hier meisterten<br />
Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen,<br />
PD Dr. Daniel Vallböhmer, Köln, <strong>und</strong> PD Dr.<br />
Jörg Heckenkamp (Osnabrück) die immer<br />
noch nicht ermattete Neugierde der Studentinnen<br />
<strong>und</strong> Studenten.<br />
Ein echter Schnittpunkt des Nachwuchskongresses<br />
war die Mittag-Session am<br />
Freitag, die unter dem Titel „Perspektive<br />
Chirurgie – Karrierewege stellen sich vor“<br />
den sehr interessierten Zuhörern die Vorzüge<br />
der einzelnen chirurgischen Fächer<br />
pries. Zum Auftakt präsentierte Professor<br />
Dr. Peter Vogt, Hannover das junge Fach der<br />
Plastischen Chirurgie, das eine fortgesetzte<br />
Expansion aufweist. Dr. Erhardt Weiß (Aue)<br />
hielt danach ein leidenschaftliches Plädoyer<br />
<strong>für</strong> die Renaissance der Allgemeinchirurgie,<br />
das überzeugte, aber auch kontrovers<br />
diskutiert wurde. Professor Dr. Tim Pohlemann<br />
(Homburg) zeigte den Studierenden<br />
die glänzenden Möglichkeiten des Nach-<br />
wuchses in der Orthopädie/Unfallchirurgie<br />
auf. Das hohe Lied auf die Viszeralchirurgie<br />
oblag Frau Professor Dr. Natascha Nüssler<br />
(München), die die Kernkompetenz <strong>und</strong> den<br />
umfassenden Anspruch des Fachs in Einklang<br />
brachte. Die Inhalte <strong>und</strong> Karrierechancen<br />
in der Gefäßchirurgie demonstrierte<br />
Dr. Ingo Flessenkämper (Berlin). Professor<br />
Dr. Hans Hoffmann (Heidelberg) erläuterte<br />
zum Abschluss die Vorzüge einer Laufbahn<br />
in der Thoraxchirurgie. Die Vorsitzenden<br />
dieser berufspolitischen Nachwuchsbörse<br />
Dr. Jörg Rüggeberg (Bremen) <strong>und</strong> Helmut<br />
Mälzer (Berlin) leiteten nüchtern, souverän<br />
aber auch kritisch. Alle Referenten standen<br />
dem Auditorium im Anschluss an ihre Vorträge<br />
zu allen Fragen Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />
Den abendlichen Höhepunkt von „Schnittpunkt<br />
Chirurgie“ stellte die schon traditionelle<br />
Kongress-Cocktail-Party im „Reingold“.<br />
Die ausverkaufte Veranstaltung glänzte<br />
wieder im zwanglosen Miteinander von<br />
Nachwuchs <strong>und</strong> Altvorderen. Der sehr kurzweilige<br />
Abend endete deswegen auch erst<br />
in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en.<br />
„Ohne Partner kein Kongress“ galt natürlich<br />
auch in der Organisation von „Schnittpunkt<br />
Chirurgie“. Die Unterstützung durch<br />
die Industriepartner ging über das übliche<br />
Maß hinaus. Die Ausrichter sind <strong>für</strong> diese<br />
stabile Partnerschaft sehr dankbar. Das Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> ein Ressourcenmanagement<br />
auch im Kongress-Sponsoring unterstreicht<br />
die Bedeutung dieser Zusammenarbeit. Ein<br />
weiteres Dankeschön gilt auch der Kongressorganisation<br />
„Intercongress“, die das<br />
Leitungsteam um Professor Dr. Hartmut<br />
Siebert, Professor Dr. Wolfgang Schröder<br />
<strong>und</strong> PD Dr. Carsten J. Krones <strong>und</strong> die Geschäftsführung<br />
des BDC auch in unruhigen<br />
Phasen unter Leitung von Frau Diana Kraus<br />
sicher moderiert hat.<br />
Wir freuen uns schon auf 2012<br />
PD Dr. Krones<br />
Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong><br />
Viszeralchirurgie<br />
Kath. Stiftung<br />
Marienhospital Aachen<br />
Zeise 4<br />
52066 Aachen<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung von<br />
Fachärzten im Krankenhaus<br />
Mit dem Jahreswechsel greifen zum ersten<br />
Mal neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung<br />
von Fachärzten im Krankenhaus. Für alle<br />
Fachärzte, die am 1. Januar 2006 der Fortbildungsverpflichtung<br />
unterlagen, hat der<br />
erste Fünfjahreszeitraum an diesem Tag begonnen<br />
<strong>und</strong> endet am 31. Dezember 2010.<br />
Nach einem Beschluss des GBA (Bekanntmachung<br />
vom 19. März 2009) sind sie verpflichtet,<br />
ihren Direktoren den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Nachweis über die Erfüllung<br />
der Fortbildungspflicht in Form des<br />
Fortbildungszertifikats der Ärztekammern<br />
vorzulegen.<br />
Wie berechnet sich der individuelle<br />
Zeitraum der Fortbildungsverpflichtung<br />
(Fünfjahreszeitraum)?<br />
Bei Aufnahme der Tätigkeit nach dem<br />
1.1.2006 ist der im Vertrag zwischen dem<br />
Krankenhaus <strong>und</strong> fortbildungsverpflichteter<br />
Person bestimmte erste Arbeitstag<br />
maßgeblich. Ein Wechsel des Arbeitsplatzes<br />
wirkt sich auf die Berechnung des Fünfjahreszeitraumes<br />
nicht aus, solange durch den<br />
Arbeitsplatzwechsel die Tätigkeit nicht länger<br />
als drei Monate unterbrochen wird.<br />
Wird der Fünfjahreszeitraum neu berechnet,<br />
wenn eine fortbildungsverpflichtete<br />
Person <strong>für</strong> eine bestimmte Zeit (z. B. Elternzeit,<br />
längere Krankheit) nicht im Krankenhaus<br />
tätig ist?<br />
Ist die fortbildungsverpflichtete Person über<br />
einen Zeitraum von mindestens drei Monaten<br />
nicht im Krankenhaus tätig (z. B. Elternzeit,<br />
Arbeitsunfähigkeit, Beur laubung),<br />
wird der Fristlauf dadurch gehemmt, d. h.<br />
die Zählung wird <strong>für</strong> diesen Zeitraum unterbrochen<br />
<strong>und</strong> bei Wiederaufnahme der<br />
Tätigkeit im Krankenhaus fortgesetzt. Der<br />
Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Unterbrechung der Tätigkeit<br />
spielt bezüglich der Fristhemmung <strong>und</strong> der<br />
Neuberechnung des individuellen Fortbil-<br />
Häufig gestellte Fragen zum Themenbereich<br />
Fortbildung im Krankenhaus<br />
Auszug aus dem Fragenkatalog des GBA<br />
(vollständige FAQ-Liste siehe unter<br />
htt://www.g-ba.de/institution/sys/faq/<br />
zur-faq-kategorie/24/#44/)<br />
dungszeitraums keine Rolle. Für die Fristberechnung<br />
gelten die §§ 187 ff. BGB entsprechend.<br />
Im Falle einer Unterbrechung des Fünfjahreszeitraums<br />
wird also der Zeitpunkt,<br />
zu dem ein Fortbildungszertifikat vorgelegt<br />
werden muss, um den Zeitraum des Ruhens<br />
der fachärztlichen Tätigkeit verschoben.<br />
Gleichwohl können Fortbildungsmaßnahmen,<br />
die in dieser Zeit erbracht werden,<br />
auf den individuellen Fortbildungszeitraum<br />
angerechnet werden.<br />
Ist im Falle einer Unterbrechung des<br />
Fünfjahreszeitraums (Fristhemmung) ein<br />
Antrag zur Verlängerung des individuellen<br />
Fortbildungszeitraums notwendig?<br />
Nein, ein formelles Antragsverfahren sehen<br />
die Fortbildungsregelungen nicht vor. Die<br />
Fristhemmung ist der Ärztlichen Direktorin<br />
oder dem Ärztlichen Direktor anzugeben.<br />
Der Zeitpunkt, zu dem ein Fortbildungszertifikat<br />
vorgelegt werden muss, wird um den<br />
Zeitraum des Ruhens der fachärztlichen Tätigkeit<br />
verschoben.<br />
Die Ärztekammer ist im Zusammenhang<br />
mit der Ausstellung des Fortbildungszertifikats<br />
über den individuellen Fortbildungszeitraum<br />
zu informieren.<br />
Wie berechnet sich der Fünfjahreszeitraum<br />
bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes?<br />
Ein Wechsel des Arbeitsplatzes wirkt sich<br />
auf die Berechnung des Fünfjahreszeitraums<br />
nicht aus, solange durch den Arbeitsplatzwechsel<br />
die Tätigkeit nicht länger als<br />
drei Monate unterbrochen wird. Zur Neuberechnung<br />
des individuellen Fortbildungszeitraums<br />
siehe oben.<br />
Wie berechnen sich die nachzuweisenden<br />
Fortbildungspunkte bei Teilzeitbeschäftigung?<br />
Innerhalb des Fünfjahreszeitraums müssen<br />
mindestens 250 Fortbildungspunkte erworben<br />
werden. Diese Mindestanforderung gilt<br />
auch <strong>für</strong> Teilzeitbeschäftigte.<br />
Können Fortbildungspunkte, die vor dem<br />
individuellen Fortbildungszeitraum erworben<br />
wurden, angerechnet werden?<br />
Als Übergangsregelung ist dies jeweils nur<br />
<strong>für</strong> den ersten Fünfjahreszeitraum vorge-<br />
sehen (1. Januar 2006 bis 31. Dezember<br />
2010 <strong>für</strong> Fachärztinnen <strong>und</strong> Fachärzte).<br />
Fortbildungspunkte, die bis zu zwei Jahre<br />
vor Beginn dieses Fünfjahreszeitraums erworben<br />
wurden, können angerechnet werden.<br />
Auf die Dauer des individuellen Fortbildungszeitraums<br />
hat diese Anrechnung von<br />
Fortbildungspunkten keinen Einfluss, der<br />
Fünfjahreszeitraum endet dennoch am 31.<br />
Dezember 2010.<br />
Können Fortbildungspunkte, die über die<br />
festgelegten 250 Fortbildungspunkte hinaus<br />
erworben wurden, auf den folgenden<br />
Fünfjahreszeitraum angerechnet werden?<br />
Nein, überzählige Fortbildungspunkte können<br />
nicht auf den folgenden Fünfjahreszeitraum<br />
übertragen werden <strong>und</strong> verfallen<br />
somit.<br />
Können Fortbildungspunkte auch nach Ablauf<br />
des Fünfjahreszeitraums nachträglich<br />
erworben werden?<br />
Kann eine fortbildungsverpflichtete Person<br />
zum Ende ihres Fünfjahreszeitraums kein<br />
Fortbildungszertifikat vorgelegen, kann sie<br />
die fehlenden Fortbildungspunkte binnen<br />
eines folgenden Zeitraumes von höchstens<br />
zwei Jahren nachholen. Die nachgeholte<br />
Fortbildung wird auf den folgenden Fünfjahreszeitraum<br />
nicht angerechnet. Der Beginn<br />
des neuen Fünfjahreszeitraums verschiebt<br />
sich also nicht.<br />
Werden bescheinigte Fortbildungen <strong>und</strong><br />
Punkte aus verschiedenen Ärztekammern<br />
kumuliert?<br />
Ja, die bescheinigten Fortbildungen <strong>und</strong><br />
Punkte aus verschiedenen Ärztekammern<br />
werden kumuliert.<br />
Welche Fortbildungsmaßnahmen werden<br />
anerkannt?<br />
Fortbildungsverpflichtete Personen müssen<br />
innerhalb von fünf Jahren an Fortbildungsmaßnahmen<br />
teilnehmen, die nach<br />
Anerkennung entsprechend dem Fortbildungszertifikat<br />
der Ärztekammern mit insgesamt<br />
250 Fortbildungspunkten bewertet<br />
wurden. Von den 250 Fortbildungspunkten<br />
müssen mindestens 150 Punkte durch fachspezifische<br />
Fortbildung erworben worden<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 87<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
88<br />
sein. Unter fachspezifischer Fortbildung<br />
sind Fortbildungsinhalte zu verstehen, die<br />
dem Erhalt <strong>und</strong> der Weiterentwicklung der<br />
fachärztlichen Kompetenz dienen.<br />
Die Fortbildungsmethoden, die Bewertung<br />
einzelner Fortbildungsmaßnahmen<br />
(z. B. Literaturstudium, Kongresse, Fallkonferenzen,<br />
interaktive Fortbildungen über<br />
Print- oder Online-Medien, Weiterbildungskurse)<br />
sowie deren Anerkennung <strong>und</strong> Zertifizierung<br />
sind in der „(Muster)-Satzungsregelung<br />
Fortbildung <strong>und</strong> Fortbildungszertifikat“<br />
der B<strong>und</strong>esärztekammer sowie der<br />
Musterfortbildungsordnung der B<strong>und</strong>espsychotherapeutenkammer<br />
beschrieben.<br />
Entsprechend den landesrechtlichen Regelungen<br />
erkennen die Landeskammern<br />
gegenseitig bereits von einer anderen Kammer<br />
anerkannte Fortbildungsmaßnahmen<br />
als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Erteilung eines Fortbildungszertifikates<br />
an. Auch im Ausland<br />
durchgeführte Fortbildungsmaßnahmen<br />
werden unter bestimmten Voraussetzungen<br />
anerkannt. Wir empfehlen, individuelle<br />
Fragen mit der zuständigen Landeskammer<br />
zu klären.<br />
Wer legt fest, was als fachspezifische<br />
Fortbildung angerechnet wird?<br />
Die Fortbildungsregelungen der Ärztekammern<br />
unterscheiden nicht zwischen fachspezifischer<br />
<strong>und</strong> sonstiger Fortbildung.<br />
Diese Differenzierung sollen die zur Fortbildung<br />
verpflichteten Personen eigenständig<br />
vornehmen; die Unterscheidung ist durch<br />
die Ärztliche Direktorin oder den Ärztlichen<br />
Direktor schriftlich zu bestätigen.<br />
Die Regelungen des G-BA geben hier<br />
lediglich den Hinweis, dass unter fachspezifischer<br />
Fortbildung Fortbildungsinhalte<br />
zu verstehen sind, die dem Erhalt <strong>und</strong> der<br />
Weiterentwicklung der fachärztlichen Kompetenz<br />
dienen.<br />
Ist mit „Ärztlicher Direktorin oder Ärztlicher<br />
Direktor“ die Ärztliche Leitung der<br />
jeweiligen Klinik bzw. Abteilung oder die<br />
Ärztliche Direktorin oder der Ärztliche<br />
Direktor des gesamten Krankenhauses in<br />
seiner Funktion als Mitglied der Krankenbetriebsleitung<br />
gemeint?<br />
Auf eine Präzisierung wurde in den Regelungen<br />
verzichtet. Somit kann den innerbetrieblichen<br />
Organisationsformen von<br />
Krankenhäusern unterschiedlicher Größe<br />
<strong>und</strong> Versorgungsstufe sowie den uneinheitlich<br />
verwendeten Bezeichnungen <strong>für</strong><br />
deren ärztliche Leitungsfunktionen Rechnung<br />
getragen werden. Die Verpflichtung,<br />
die Erfüllung der Fortbildungsverpflichtung<br />
zu belegen, besteht <strong>für</strong> die Krankenhausleitung.<br />
Im Allgemeinen gehört es zu den Aufgaben<br />
der Ärztlichen Direktorin oder des<br />
Ärztlichen Direktors, sich über die Qualifikation<br />
der unter seiner Leitung fachärztlich<br />
tätigen <strong>und</strong> unter seiner Weisungsbefugnis<br />
stehenden Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
einen Überblick zu verschaffen, da<br />
zum einen die Versorgung entsprechend<br />
den jeweils aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen einen wesentlichen<br />
Bestandteil einer qualitätsgesicherten<br />
Versorgung darstellt <strong>und</strong> sich zum<br />
anderen die Beurteilung der Qualifikation<br />
von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />
durch Vorgesetzte mit entsprechender Personalverantwortung<br />
aus dem Arbeitsverhältnis<br />
ergibt. Aus organisatorischen <strong>und</strong><br />
fachlichen Gründen kann es daher zweckmäßig<br />
sein, dass die Bestätigung des Anteils<br />
fachspezifischer Fortbildung von der<br />
Ärztlichen Leitung der jeweiligen Klinik<br />
bzw. Abteilung (Chefärztin oder Chefarzt)<br />
vorgenommen wird <strong>und</strong> der geforderte Bericht<br />
auch von diesem erstellt wird.<br />
Welche Angaben müssen in dem Bericht<br />
der Ärztliche Direktorin oder des Ärztlichen<br />
Direktors enthalten sein?<br />
Die Krankenhausleitung muss die Fortbildung<br />
der in ihrem Krankenhaus tätigen<br />
fortbildungsverpflichteten Personen durch<br />
einen von der Ärztlichen Direktorin oder<br />
dem Ärztlichen Direktor erstellten Bericht<br />
belegen. Der Bericht, der im Gr<strong>und</strong>e eine<br />
Auflistung darstellt, sollte – der Logik von<br />
§ 6 Abs. 2 folgend – jährlich erstellt werden<br />
<strong>und</strong> muss diejenigen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter (einschließlich der Chefärztin<br />
oder des Chefarztes) ausweisen, die im Berichtsjahr<br />
der Fortbildungspflicht unterliegen<br />
<strong>und</strong> / oder in dem Jahr unterlegen haben,<br />
das dem Berichtsjahr vorausgegangen<br />
ist.<br />
Demzufolge musste der erste Bericht im<br />
Jahr 2007 erstellt werden <strong>und</strong> alle Fachärztinnen<br />
<strong>und</strong> Fachärzte ausweisen, die seit<br />
1. Januar 2006 bis zum Zeitpunkt der Berichtserstellung<br />
zur Fortbildung verpflichtet<br />
waren. Der zweite Bericht wäre im Jahr<br />
2008 zu erstellen <strong>und</strong> müsste alle Fachärztinnen<br />
<strong>und</strong> Fachärzte ausweisen, die 2007<br />
<strong>und</strong> 2008 bis zum Zeitpunkt der Berichtserstellung<br />
zur Fortbildung verpflichtet waren<br />
usw.<br />
Darüber hinaus sind in dem Bericht<br />
die Fortbildungsnachweise <strong>für</strong> die fortbildungsverpflichteten<br />
Personen aufzunehmen,<br />
die den Fünfjahreszeitraum im vorhergehenden<br />
Jahr erfüllt haben. Da der erste<br />
Fünfjahreszeitraum <strong>für</strong> Fachärztinnen <strong>und</strong><br />
Fachärzte am 31. Dezember 2010 endet,<br />
kann diese Information frühestens am 1. Januar<br />
<strong>2011</strong> vorgelegt werden.<br />
Beispiel<br />
Fachärztin Y ist seit 1. Januar 2005 im Krankenhaus<br />
beschäftigt. Seit 1. Januar 2006 unterliegt<br />
sie der Fortbildungspflicht, hat bereits<br />
im Jahr 2009 ein Zertifikat der Ärztekammer<br />
erlangt <strong>und</strong> legt dieses bis Ende 2010 vor.<br />
Im Bericht erscheinen der Name der Ärztin,<br />
der Fortbildungszeitraum 1. Januar 2006 bis<br />
31. Dezember 2010 sowie das Fortbildungszertifikat.<br />
Nachdruck<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />
2/11, S. 39 – 41<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Über den Tellerrand geblickt:<br />
Die Fach arztausbildung in den<br />
Niederlanden<br />
Steuerung des Bedarfs an Fachärzten in den Niederlanden<br />
K.W. Wendt<br />
Die chirurgische <strong>und</strong> orthopädische Facharztausbildung<br />
in Deutschland <strong>und</strong> den<br />
Niederlanden war in der Vergangenheit ähnlich<br />
aufgebaut. Im letzten Jahrzehnt haben<br />
jedoch viele Veränderungen stattgef<strong>und</strong>en,<br />
sodass die Unterschiede größer geworden<br />
sind. Um einen besseren Eindruck von den<br />
niederländischen Verhältnissen zu bekommen,<br />
möchte ich mit einigen allgemeinen<br />
Daten beginnen. Die Niederlande sind geografisch<br />
<strong>und</strong> wirtschaftlich mit dem B<strong>und</strong>esland<br />
Nordrhein Westfalen zu vergleichen.<br />
Es leben 17 Millionen Menschen in dem<br />
dichtbevölkerten Land. Die Region zwischen<br />
Amsterdam <strong>und</strong> Rotterdam bildet ein Ballungszentrum.<br />
Hier wohnen die meisten<br />
Menschen <strong>und</strong> befindet sich das wirtschaftliche<br />
Zentrum.<br />
Es gibt insgesamt 94 Krankenhäuser, hiervon<br />
sind 8 Universitätsklinken <strong>und</strong> 27<br />
Schwerpunktkliniken („topklinische zorg“).<br />
Durch Fusionen hat in den letzten Jahren<br />
eine Konzentration stattgef<strong>und</strong>en. Kleinere<br />
Häuser wurden geschlossen, zu Polikliniken<br />
umgewandelt oder wurden Teil einer größeren<br />
Einheit.<br />
Die Niederlande kennen 28 anerkannte<br />
Facharztrichtungen. Ich berichte hier über<br />
die chirurgische <strong>und</strong> orthopädische Ausbildung.<br />
Die Fachärzte in den Unikliniken sind<br />
angestellt. Dagegen arbeiten die Kollegen<br />
in den meisten anderen Häusern als sogenannte<br />
freie Unternehmer. Sie schließen<br />
sich mit mehreren Kollegen zu einer Gemeinschaftspraxis<br />
(Maatschap) zusammen<br />
<strong>und</strong> haben einen Vertrag mit dem Krankenhaus.<br />
Es gibt in den Niederlanden keine niedergelassenen<br />
Chirurgen oder Orthopäden.<br />
Alle Fachärzte sind in einer Klinik tätig.<br />
Das Fach Chirurgie besteht aus der abdominalen<br />
Chirurgie, Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie,<br />
onkologischen Chirurgie, Lungenchirurgie<br />
<strong>und</strong> der Unfallchirurgie. Auch in den<br />
Universitätskliniken sind dies keine selbstständigen<br />
Abteilungen sondern Unterabteilungen.<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Thoraxchirurgie<br />
sind selbstständige Facharztrichtungen.<br />
Es sind 1200 Chirurgen offiziell registriert.<br />
Hiervon üben 1100 Kollegen den Beruf aus.<br />
Bei den Orthopäden sind dies <strong>63</strong>0, wovon<br />
600 als Orthopäde tätig sind.<br />
Es wird ein Unterschied zwischen Assistenzärzten<br />
in der Ausbildung <strong>und</strong> solchen, die<br />
nicht in der Ausbildung sind, gemacht. Die<br />
Ausbildungsassistenten haben einen anderen<br />
Status <strong>und</strong> ihre Tätigkeiten unterscheiden<br />
sich auch deutlich von denen der anderen<br />
Assistenten.<br />
Die Anzahl der Ausbildungsassistenten<br />
wird durch das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
festgelegt. Ein sogenanntes Kapazitätsorgan<br />
berät das Ministerium <strong>und</strong> gibt eine<br />
Empfehlung <strong>für</strong> die Zukunft aus. Das Kapazitätsorgan<br />
begründet seine Empfehlung in<br />
einem Gutachten.<br />
Mit der Durchführung der Ausbildung wurde<br />
die niederländische Ärzteorganisation<br />
„Koninklijke Nederlandsche Maatschappij<br />
tot Bevordering der Geneeskunst“ (KNMG)<br />
beauftragt. In der KNMG ist die „Medische<br />
Specialisten Registratie Commissie“ (MSRC),<br />
in der alle Fachgesellschaften vertreten<br />
sind, <strong>für</strong> die weitere Abwicklung verantwortlich.<br />
Sie verwaltet das Register aller<br />
hierin eingeschriebenen Fachärzte <strong>und</strong> entscheidet<br />
letztendlich über die Zulassung.<br />
Hierbei wird sie unterstützt <strong>und</strong> beraten<br />
durch ein Konsilium der jeweiligen Fach-<br />
Die Bedarfsplanung beruht auf epidemiologischen<br />
Daten:<br />
■ ■Altersaufbau<br />
der Berufsgruppe<br />
■ ■Zahl<br />
der weiblichen Kollegen (Schwangerschaft,<br />
Parttime etc)<br />
■ ■Abbruch<br />
der Ausbildung<br />
■ ■demografische<br />
Entwicklung der Bevölkerung<br />
(Vergreisung)<br />
■ ■Entwicklung<br />
der Arbeitszeitgesetzgebung.<br />
■ ■Die<br />
Fachgesellschaften bringen ebenfalls<br />
Daten <strong>und</strong> Informationen ein:<br />
■ ■neue<br />
Techniken z. B. Navigation<br />
■ ■Wunsch<br />
der Patienten nach ausführlicher<br />
Information, wodurch sich die Dauer des<br />
Kontaktes mit dem Patienten verlängert<br />
■ ■Veränderungen<br />
durch die Automatisierung.<br />
gesellschaften. In der Chirurgie ist das die<br />
„Nederlandse Vereniging voor Heelk<strong>und</strong>e“<br />
(NVvH) <strong>und</strong> in der Orthopädie ist dies die<br />
„Nederlandse Orthopedische Vereniging“<br />
(NOV). Im Auftrag der MRSC erstellt die<br />
Fachgesellschaft eine Ausbildungsordnung.<br />
Für den Inhalt <strong>und</strong> die Qualität der<br />
Ausbildung ist das jeweilige Konsilium verantwortlich.<br />
Hierin sind sowohl Vertreter<br />
der ausbildungsberechtigten als auch der<br />
nicht ausbildungsberechtigten Kliniken<br />
vertreten Eine Ausbildungsklinik wird alle<br />
5 Jahre überprüft. Hierbei wiegt das Urteil<br />
der Ausbildungsassistenten sehr schwer.<br />
Weiterhin muss eine Klinik einige Basisvoraussetzungen<br />
erfüllen (weitere anerkannte<br />
Ausbildungen in der Inneren Medizin,<br />
Gynäkologie etc.) Es kommt vor, dass eine<br />
Klinik ihren Ausbildungsstatus verliert oder<br />
nur <strong>für</strong> ein Jahr eine Verlängerung erhält.<br />
Diese Visitationen werden im Auftrag der<br />
MSRC durch Vertreter des jeweiligen Konsiliums<br />
durchgeführt. 54 Krankenhäuser haben<br />
eine chirurgische Ausbildungsberechtigung.<br />
Der Status einer Ausbildungsklinik ist<br />
sehr begehrt. Das Krankenhaus erhält einen<br />
finanziellen Ausgleich von ca. 115 000 Euro<br />
pro Jahr pro Ausbildungsassistent. Hierdurch<br />
ist die Position des Auszubildenden<br />
auch sehr stark. In den Kliniken steht die<br />
Ausbildung im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Die Niederlande sind <strong>für</strong> die Chirurgie anhand<br />
der 8 Universitätskliniken in 8 Ausbildungsregionen<br />
eingeteilt. Die Ausbildungsplätze<br />
werden auf die Regionen verteilt. Die<br />
Annahme findet nicht zentral, sondern in<br />
der Region statt. Jede Region besteht aus<br />
einer Universitätsklinik <strong>und</strong> mehreren nicht<br />
universitären Ausbildungskliniken <strong>und</strong> hat<br />
eine regionale Ausbildungskommission.<br />
Diese besteht aus den Ausbildungsberechtigten<br />
(Opleider) der Region mit dem Vertreter<br />
der Universitätsklinik als Vorsitzendem.<br />
Diese Kommission nimmt die Auszubildenden<br />
an. Kriterien zur Auswahl werden in<br />
den Ausbildungsregionen unterschiedlich<br />
gehandhabt. In manchen Regionen werden<br />
hauptsächlich Assistenten angenommen,<br />
die auch in der Forschung tätig sind. Andere<br />
Regionen lassen die Kandidaten erst ein<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 89<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
90<br />
Jahr als Assistenten – nicht in der Ausbildung<br />
– bei sich arbeiten.<br />
Bisher bestand die chirurgische Ausbildung<br />
aus 6 Jahren, wobei 2 bis 4 Jahre in der<br />
Universitätsklinik absolviert werden mussten.<br />
Beim Wechsel müssen die Assistenten<br />
sich nicht erneut bewerben. Am Beginn der<br />
Ausbildung wird entschieden in welcher<br />
Klinik sie tätig sein werden. Im letzten Jahr<br />
findet eine weitere Spezialisierung statt.<br />
Dies ist in den Teilgebieten Bauchchirurgie,<br />
Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Lungenchirurgie,<br />
Kinderchirurgie <strong>und</strong> onkologischer<br />
Chirurgie möglich. Am Ende des 2. Ausbildungsjahres<br />
muss ein schriftliches Basisexamen<br />
abgelegt werden. Nach dem 6. Jahr<br />
findet kein abschließendes Examen statt.<br />
Hier entscheiden das Urteil der Ausbilder<br />
<strong>und</strong> der Operationskatalog.<br />
Zurzeit wird eine neue kompetenzorientierte<br />
Ausbildungsordnung eingeführt. Diese<br />
besteht aus 4 Jahren allgemeine Chirurgie<br />
<strong>und</strong> 2 Jahren weiterer Spezialisierung in den<br />
oben genannten Teilgebieten. Es wurden<br />
44 Themen, zum Beispiel Polytrauma, definiert.<br />
In jedem Thema müssen bestimmte<br />
Kompetenzen erreicht werden. Am Ende der<br />
6-jährigen Ausbildung wird der Assistent<br />
als Allgemeinchirurg registriert. Danach<br />
besteht in der Unfallchirurgie zurzeit noch<br />
eine zweijährige Spezialisierung („Chirurg in<br />
Vervolgopleiding“). Diese wird in 9 Kliniken<br />
angeboten <strong>und</strong> durch die chirurgische Fachgesellschaft<br />
geregelt. Nach vollständiger<br />
Einführung der neuen Ausbildungsordnung<br />
plant die „Nederlandse Vereniging voor<br />
Traumachirurgie“ (Unfallchirurgische Fachgesellschaft)<br />
die zweijährige Spezialisierung<br />
in ein einjähriges Fellowship umzusetzen.<br />
Die orthopädische Ausbildung besteht<br />
aus 2 Jahren allgemeine Chirurgie <strong>und</strong> 4<br />
Jahren Orthopädie. Während dieser Zeit findet<br />
keine weitere Spezialisierung statt. Die<br />
4 Jahre werden ebenfalls teilweise in einer<br />
Universitätsklinik absolviert.<br />
In den Niederlanden behandeln sowohl<br />
Chirurgen als auch Orthopäden<br />
Unfallpa tienten, wobei sich die Orthopäden<br />
logischer weise auf die Behandlung der<br />
Verletzungen des Bewegungsapparates beschränken.<br />
Es absolvieren jedoch auch alle<br />
orthopädischen Weiterbildungsassistenten<br />
einen ATLS-Kurs. Dieser ist selbstverständlich<br />
auch <strong>für</strong> alle chirurgischen Assistenten<br />
verpflichtend. Die Fachgesellschaften versu-<br />
chen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit<br />
zu kommen, die jedoch verständlicherweise<br />
nicht immer spannungsfrei verläuft.<br />
Zusammenfassend ist die Weiterbildung in<br />
den Niederlanden durch das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />
<strong>und</strong> die Fachgesellschaften<br />
fest umschrieben <strong>und</strong> die Anzahl der Ausbildungsplätze<br />
limitiert. Die Kliniken bekommen<br />
<strong>für</strong> jeden Ausbildungsplatz einen<br />
finanziellen Ausgleich <strong>und</strong> alle 5 Jahre<br />
wird die Qualität der Ausbildung in dem<br />
jeweiligen Institut überprüft. Im Gegensatz<br />
zu Deutschland hat in den Niederlanden<br />
(noch) keine vollständige Aufteilung der<br />
Chirurgie in die unterschiedlichen Fachrichtungen<br />
stattgef<strong>und</strong>en. Weiterhin gibt es<br />
keine gemeinschaftliche Ausbildung in der<br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie.<br />
Dr. K.W. Wendt<br />
coördinator aandachtsgebied traumatologie<br />
coördinator traumatologie traumacentrum Noord<br />
Nederland<br />
Universitair Medisch Centrum Groningen<br />
Postbus 30001<br />
9700 RB Groningen<br />
Tel.: 0 50 / 3 61 28 76<br />
Fax: 0 50 / 3 61 17 45<br />
E-Mail: k.w.wendt@chir.umcg.nl<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Wie viele Fachärztinnen <strong>und</strong> -ärzte <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie gibt es<br />
<strong>und</strong> wo arbeiten sie?<br />
J. Arndt<br />
Die B<strong>und</strong>esärztekammer führt seit Jahrzehnten<br />
eine Ärztestatistik. Wir veröffentlichen<br />
hier daraus einige interessante Zahlen<br />
zum gemeinsamen Facharzt.<br />
Seit der Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung<br />
<strong>und</strong> ihrer Umsetzung<br />
durch die Landesärztekammern hat sich<br />
die Zahl der jährlichen Anerkennungen wie<br />
folgt entwickelt (� Tab. 1).<br />
Nach dem Höhepunkt Ende 2007 ist die<br />
Zahl der Anerkennungen also leicht rückläufig.<br />
Der Anteil der Fachärztinnen nimmt<br />
ungebrochen zu (� Abb. 1).<br />
Wo arbeiten die Fachärztinnen <strong>und</strong><br />
Fachärzte?<br />
Ende 2009 – zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />
lagen die Zahlen von 2010 noch<br />
nicht vor – gab es insgesamt 3.837 Fachärztinnen<br />
<strong>und</strong> -ärzte <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie. Davon waren 356, also r<strong>und</strong><br />
9,3 Prozent, weiblichen Geschlechts.<br />
Die Tätigkeitsbereiche gliederten sich<br />
wie folgt auf (� Tab. 2).<br />
Es überwiegen also zwei Tätigkeitsbereiche:<br />
Fast zwei Drittel arbeiten also im „Stationären<br />
Bereich“, also in der Regel in Kliniken,<br />
fast ein Drittel in der Niederlassung oder anderen<br />
ambulanten Versorgungsformen.<br />
Der Anteil der Fachärztinnen an den in den<br />
einzelnen Tätigkeitsbereichen Beschäftigten<br />
schwankt zwischen 0 Prozent <strong>und</strong> 9,7<br />
Prozent (stationär); unter den „sonstigen“<br />
beträgt er gar über 20 Prozent (� Abb. 2).<br />
Dipl. Pol. Joachim Arndt<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />
Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus<br />
Luisenstr. 58/59<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />
Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />
E-Mail: office@dgu-online.de<br />
Abb. 1 Darstellung der jährlichen Anerkennungen im Liniendiagramm Abb. 2 Darstellung der Tätigkeitsbereiche im<br />
Tortendiagramm<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Jährliche Anerkennungen 7 292 1201 1567 1476 1339<br />
Davon Frauen (Prozentualer Anteil an der Gesamtzahl) 0 10 (3,4 %) 64 (5,3 %) 90 (5,7 %) 147 (10 %) 142 (10,6 %)<br />
Tab. 1 Quelle: B<strong>und</strong>esärztekammer: Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31. Dezember 2004 bis 2009, veröffentlicht unter http://www.b<strong>und</strong>esaerztekammer.de/page.asp?his=0.3,<br />
zuletzt eingesehen am 17.2.<strong>2011</strong><br />
Tätigkeitsbereiche 2009 (prozentualer Anteil der<br />
Gesamtzahl)<br />
Ohne ärztliche<br />
Tätigkeit<br />
Ambulant Davon<br />
Niedergelassen<br />
Stationär Behörden/<br />
Körperschaften<br />
Sonstige<br />
144 (3,8 %) 1.195 (31,1 %) 1.041 (27,1 %) 2.401 (62,6 %) 28 (0,73 %) 69 (1,8 %)<br />
Davon Frauen 27 83 58 232 0 14<br />
Tab. 2 Quelle: B<strong>und</strong>esärztekammer, dankenswerterweise uns zur Verfügung gestellt von Reinhard Kleinecke, Abteilung Statistik<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 91<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
92<br />
Gemeinsame BG-Kommission der<br />
unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Berufs verbände gegründet<br />
F. Bonnaire<br />
Am 16.03.2010 trafen sich Vertreter all der<br />
Berufsverbände, die Interessen von Ärzten<br />
vertreten, die in irgendeiner Weise vertraglich<br />
mit der DGUV zusammenarbeiten. Die<br />
Einladung wurde vom Präsidenten des BDC,<br />
Professor Dr. Bruch, ausgesprochen. Damit<br />
wurde der Gedanke „Einheit der Chirurgie“<br />
aufgenommen, um eine Initiative zu erneuern,<br />
die bereits Ende 2007 mit der Gründung<br />
einer AG-BG die Zusammenarbeit des<br />
B<strong>und</strong>esverbandes der <strong>für</strong> die BG-tätigen<br />
Ärzte (BVBGÄ) <strong>und</strong> des BDC zur Verbesserung<br />
der Interessenvertretung der jeweiligen<br />
Mitglieder ins Leben gerufen wurde.<br />
Mittlerweile haben sich viele Entwicklungen<br />
eingestellt, die verarbeitet <strong>und</strong> möglichst<br />
günstig <strong>für</strong> die jeweiligen Mitglieder<br />
umgesetzt werden müssen. Sie sollen hier<br />
nochmals aufgezählt werden:<br />
Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
2007, das Zusammengehen der wissenschaftlichen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>en der Unfallchirurgie<br />
(DGU) <strong>und</strong> der Orthopädie (DGOOC)<br />
2008 <strong>und</strong> die Neuordnung der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung mit Gründung eines<br />
Spitzenverbandes (DGUV) haben die Realität<br />
in den letzten 3 – 4 Jahren <strong>für</strong> die Ärzte,<br />
die mit der DGUV (früher Berufsgenossenschaften<br />
<strong>und</strong> Unfallkassen) zusammenarbeiten,<br />
erheblich verändert. Für viele, die<br />
nicht direkt involviert sind, ist der Vorgang<br />
verwirrend <strong>und</strong> befremdlich, weil Informationen<br />
auf vielen unterschiedlichen Ebenen<br />
ausgetauscht werden, die nicht gebündelt<br />
werden, weil niemand alle Informationen<br />
hat.<br />
Die Union der <strong>Gesellschaft</strong>en Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie gründete 2007 einen<br />
Arbeitskreis BG, deren Vertreter unter Berücksichtigung<br />
der jeweiligen Kenntnisse<br />
<strong>und</strong> Qualifikationen der ehemaligen Fachrichtungen<br />
einen Entwurf <strong>für</strong> die Einordnung<br />
des neuen Facharztes O/U in die neu<br />
gefasste Landschaft der DGUV mit einem<br />
dreistufig geplanten D-Arzt planen sollten.<br />
Hierbei ging es um einen sachgerechten<br />
Interessensausgleich zwischen beiden Fächern,<br />
die die Chancen des neuen Facharztes<br />
O/U <strong>für</strong> die Zukunft verbessern sollte.<br />
Durch die Weiterbildungsordnung 2003<br />
war <strong>für</strong> den neuen FA O/U durch Einführung<br />
des „common trunc“ <strong>und</strong> Wegfall der zuvor<br />
obligaten chirurgischen Inhalte bereits<br />
eine fachspezifischere Weiterbildung vorgeschrieben,<br />
die eine längere Beschäftigung<br />
mit dem Spektrum vor allem der Unfallbehandlung<br />
bis zur Rehabilitation im Vergleich<br />
zur alten Weiterbildung (FA <strong>für</strong> Chirugie +<br />
Schwerpunkt UCH) beinhaltete. Durch den<br />
common trunc <strong>und</strong> die vorgeschriebene Rotation<br />
in die UCH wurden dem neuen FA im<br />
Gegensatz zum FA <strong>für</strong> Orthopädie ebenfalls<br />
wesentlich mehr unfallmedizinische Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> Kenntnisse unterstellt.<br />
Diese Vorraussetzungen <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />
Planung eines dreistufigen D-Arzt-<br />
© Prof. Dr. Volker Bühren, Murnau<br />
systemes durch die DGUV führte zu dem<br />
Vorschlag des Arbeitskreises, den neuen FA<br />
O/U schneller zur ersten Stufe des D-Arztes<br />
zuzulassen. In enger Verbindung zur DGUV<br />
wurden Kriterienkataloge vorgeschlagen,<br />
die in Verbindung mit einer ausreichend<br />
guten Qualifikation zum Basis-D-Arzt ohne<br />
operative Tätigkeit führen. Für diesen ist der<br />
neue FA O/U mit einer zusätzlichen Tätigkeit<br />
<strong>für</strong> ein Jahr in einer VAV-Klinik <strong>und</strong> der<br />
erfolgreiche Besuch von BG-zertifizierten<br />
Fortbildungsveranstaltungen zur Führung<br />
der Heilverfahren, zur Begutachtung, Kindertraumatologie<br />
<strong>und</strong> Rehabilitation nach<br />
dem Vorschlag des Arbeitskreises BG der<br />
Union qualifiziert.<br />
Dieser D-Arzt soll die Verfahren leiten <strong>und</strong><br />
als „Lotse in der Schiffahrt oder als Spinne<br />
im Netz“ sämtliche Behandlungsfäden zusammenführen,<br />
sie aktiv verknüpfen <strong>und</strong><br />
im Sinne der Gesamtverantwortung <strong>für</strong><br />
den Patienten <strong>und</strong> die DGUV zu einem sinnvollen<br />
Ganzen führen.<br />
Er hat nur einen kleinen Katalog von<br />
Operationen, die er außer den W<strong>und</strong>versorgungen<br />
übernehmen darf (siehe Hinweise<br />
auf www.derdurchgangsarzt.de).<br />
Der D-Arzt „Operative Tätigkeit“ muss über<br />
den Neuen FA O/U hinaus die Zusatzbezeichnung<br />
„Spezielle Unfallchirurgie“ erlangen<br />
<strong>und</strong> ist zu Operationen eines ausgedehnteren<br />
Kataloges zugelassen. Er ist<br />
ambulant oder stationär tätig, z. B. als Chef<br />
in einem Krankenhaus ohne VAV-Verfahren.<br />
Der Chefarzt einer VAV-Klinik oder eine sogenannten<br />
SGBVII-Klinik braucht darüber<br />
hinaus eine dreijährige Tätigkeit mit Erfahrungen<br />
in einem VAV / SGBVII-Haus als zusätzliche<br />
Qualifikation.<br />
Diese Gliederung führt dazu, dass der neue<br />
FA O/U sich nach 7 Jahren als D-Arzt niederlassen<br />
kann <strong>und</strong> erhält den hohen Anspruch<br />
der DGUV an die D-Arztqualifikation.<br />
Das oben dargestellte Modell wurde<br />
im Namen des Arbeitskreises BG der Union<br />
(Bonnaire, Bühren, Ewerbeck, Schatton)<br />
vom Leiter des Kreises <strong>und</strong> Sprecher der<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Direktoren der BG-Kliniken, Professor Dr.<br />
Bühren mit der DGUV einvernehmlich erarbeitet<br />
<strong>und</strong> umgesetzt.<br />
Die Anforderungen <strong>für</strong> die Beteiligung <strong>und</strong><br />
die Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze können in der<br />
Fassung vom 1.1.2010 auf der home page<br />
des BVBGÄ: www: derdurchgangsarzt nachgelesen<br />
werden, ebenso wie die Erläuterungen<br />
zum Vertrag Ärzte/Unfallversicherungsträger.<br />
Von der DGUV war aufgr<strong>und</strong> von Mengenanalysen<br />
<strong>und</strong> nach Aufstellung des dreistufigen<br />
D-Arztsystemes festgesetzt worden,<br />
dass es ab 1.1.<strong>2011</strong> keine Neuzulassung als<br />
H-Arzt geben werde. Die davor etablierten<br />
H-Ärzte sollten jedoch unter bestimmten<br />
Bedingungen zum Basis-D-Arzt werden<br />
können. Diese Bedingungen sind: ein Antrag<br />
auf Überleitung, eine Mindestfallzahl<br />
von 25o pro Jahr in den vergangenen 3<br />
Jahren (etwa 1 Fall pro Arbeitstag) oder in<br />
den kommenden Jahren bis 31.12.2015 in<br />
jeweils 3 Jahren 250 Neufälle an einem Ort.<br />
Die sachlich-fachlichen Vorraussetzungen<br />
Erklärung der Abkürzungen<br />
BDC B<strong>und</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chirurgen<br />
BVBGÄ B<strong>und</strong>esverband der <strong>für</strong> die Bgen<br />
tätigen Ärzte<br />
VLOU Verband Leitender Orthopäden <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgen<br />
VNC Verband Niedergelassener<br />
Chirurgen<br />
BVOU B<strong>und</strong>esverband der Orthopäden<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />
DGU <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
DGOOC <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />
Chirurgie<br />
DGOU <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
KV Kassenärztliche Vereinigung<br />
GBA Gemeinsamer B<strong>und</strong>esausschuss<br />
gelten wie <strong>für</strong> den Basis-D-Arzt. Erläuterungen<br />
hierzu sind im Heft aus einem Artikel<br />
<strong>für</strong> die OM von Dr. Rauch nachzulesen,<br />
ebenso bei Kalbe et al.<br />
Die Interessenslagen der einzelnen Berufsverbände<br />
schließen durch diese Entwicklung<br />
ganz unterschiedliche Personenkreise<br />
ein: der älteste Verband, der B<strong>und</strong>esverband<br />
der <strong>für</strong> die BG tätigen Ärzte hat vor<br />
allem D-Ärzte, in Praxen <strong>und</strong> Kliniken,<br />
vereinzelt auch H-Ärzte, Augenärzte <strong>und</strong><br />
Niedergelassene Allgemeinärzte als Mitglieder.<br />
Er vertritt diese Gruppen bei den<br />
Verhandlungen mit der KV im GBA, die<br />
letztendlich auch über die Gebührenordnung<br />
der DGUV (UV-GOÄ) entscheidet.<br />
Vorschläge <strong>für</strong> Gebührenänderungen werden<br />
zuvor in enger Zusammenarbeit mit<br />
der DGUV erarbeitet. Aber schon zwischen<br />
Niedergelassenen <strong>und</strong> stationär tätigen D-<br />
Ärzten gibt es durchaus unterschiedliche<br />
Interessen.<br />
Die Interessen vor allem der niedergelassenen<br />
Kollegen werden auf chirurgischer<br />
Seite vom BDC <strong>und</strong> auf orthopädischer Seite<br />
vom BVOU, aber auch vom BNC wirksam<br />
vertreten.<br />
Die Chefärzte haben sich im VLOU gebündelt<br />
<strong>und</strong> vertreten über diesen Verband<br />
ihre Interessen auf allen Ebenen, allerdings<br />
nicht spezifisch bei BG-Fragen.<br />
Die großen Verbände wie BDC <strong>und</strong> BVOU<br />
haben eine starke Außenwirksamkeit <strong>und</strong><br />
auch die Möglichkeit einer Rechtsberatung<br />
<strong>und</strong>, wenn’s Not tut, auch – Vertretung.<br />
Den größten Einfluss auf Planung <strong>und</strong><br />
Ablauf der stationären BG-Verfahren, einschließlich<br />
Reha-Managment, hat die<br />
Gruppe der BG-Klinikdirektoren, die als Beratungsärzte<br />
eine direkte Verbindung zur<br />
DGUV, ihrem Arbeitgeber, haben.<br />
Jeder Verband hat über seine Mitglieder<br />
die unterschiedlichsten Anfragen <strong>und</strong> auch<br />
Informationen. Es gibt keine Stelle, an der<br />
BG-bezogene Fragestellungen zusammenlaufen.<br />
Um dieses Problem zu lösen <strong>und</strong> eine möglichst<br />
breite Informationsverteilung <strong>und</strong> Interessensvertretung<br />
zu schaffen, haben sich<br />
die im Text genannten Verbände zusammengetan,<br />
um zusammen die Informationen zu<br />
beschaffen, zu verteilen <strong>und</strong> die Interessen<br />
der Mitglieder aller Verbände zu vertreten.<br />
Das gemeinsame Forum hierzu ist die am<br />
16.3.<strong>2011</strong> gegründete Kommission, die sich in<br />
Abhängigkeit von aktuellen Fragestellungen<br />
regelmäßig treffen soll <strong>und</strong> gemeinsame Stellungnahmen<br />
abgeben wird. Der fiktive Stützpunkt<br />
der Kommission soll auf einer website<br />
des BDC angeb<strong>und</strong>en sein mit Verlinkung zu<br />
den Einzelverbänden. Es ist vorgesehen, eine<br />
Clearingstelle <strong>für</strong> Fragen <strong>und</strong> Probleme einzurichten,<br />
von welcher aus die Fragen in die<br />
jeweilige Zuständigkeit zur Lösung weitergeleitet<br />
werden sollen. Gemeinsame Anliegen<br />
werden gemeinsam angegangen.<br />
Ein Themenheft des BDC wird Details mit<br />
einer gemeinsamen Interpretierung der<br />
neuen Heilverfahren (u. a. Kalbe et al. im<br />
vorliegenden Heft) vorstellen. Als Bespiel<br />
der effektiven Zusammenarbeit in der<br />
Gruppe darf auch die Veröffentlichung der<br />
Artikel in den Orthopädischen <strong>Nachrichten</strong><br />
<strong>und</strong> im BDC-Heft dienen.<br />
Man kann hoffen, dass auf diese gemeinsame<br />
Aktion eine umfassende Informationspolitik<br />
gelingt, die die Mitglieder Vieles<br />
leichter verstehen <strong>und</strong> umsetzen lässt. Zudem<br />
könnte viel Frust durch bessere Informationsflüsse<br />
vermieden werden. Und das<br />
wird allen Beteiligten helfen.<br />
Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />
Chefarzt<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Wiederherstellungs- <strong>und</strong><br />
Handchirurgie<br />
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />
Friedrichstr. 41<br />
01067 Dresden<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 93<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
94<br />
Aktueller Stand der DGUV-Heilverfahren<br />
V. Bühren<br />
Die Motivation zur derzeitig laufenden umfassenden<br />
Neuregelung der Heilverfahren<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) resultiert aus einer Bündelung<br />
verschiedener Entwicklungen. Die DGUV<br />
hat sich zentralisiert <strong>und</strong> konzentriert. Die<br />
zuletzt 35 gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
haben sich zu 9 großen Verwaltungen<br />
fusioniert, gleichzeitig wurden die<br />
Dachverbände der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
<strong>und</strong> der Unfallkassen unter<br />
der neuen Bezeichnung „DGUV“ mit Sitz in<br />
Berlin zusammengeschlossen. In der Konsequenz<br />
werden die prinzipiellen Regelungen<br />
der Heilverfahren nunmehr in Berlin entwickelt.<br />
Mit dem Zusammenschluss der Fächer Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie war es notwendig,<br />
die fachlichen Voraussetzungen zur<br />
persönlichen Zulassung in den Heilverfahren<br />
zu überarbeiten. Praktisch gleichzeitig<br />
wurden auch umfassende Änderungen <strong>für</strong><br />
den niedergelassenen Bereich gesetzgeberisch<br />
eingeführt, die ebenfalls weitgehende<br />
Konsequenzen <strong>für</strong> die in den ambulanten<br />
Heilverfahren beteiligten Ärzte nach sich<br />
ziehen. Die ambulanten Verfahren sind abschließend<br />
in der Fassung vom 01.01.<strong>2011</strong><br />
neu geregelt <strong>und</strong> liegen im Internet einsehbar<br />
vor (http://www.dguv.de/landesverbaende/de/medien/faq/neuordnung_hv/<br />
index.jsp).<br />
Die Basisvoraussetzung <strong>für</strong> die Zulassung<br />
in den Heilverfahren ist die Facharztbezeichnung<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie;<br />
<strong>für</strong> die Kinderchirurgie werden gesonderte<br />
Regelungen eingeführt werden. Für die Zulassung<br />
als D-Arzt im niedergelassenen Bereich<br />
muss nach der Facharztweiterbildung<br />
ein Jahr in einem zum VAV zugelassenen<br />
Haus abgeleistet werden. Erwünscht ist<br />
eine Tätigkeit in der durchgangsärztlichen<br />
Betreuung der Klinik. Der Nachweis erfolgt<br />
durch ein qualifizierendes Zeugnis des D-<br />
Arztes. Dieser sogen. Basis-Durchgangsarzt<br />
befähigt zur ambulanten Führung versicherter<br />
Patienten. Die operative Tätigkeit<br />
beschränkt sich auf einen dezidiert bekannt<br />
gegebenen OP-Katalog, der sogen. kleinere<br />
Eingriffe umfasst.<br />
Für eine operative Tätigkeit, die sowohl<br />
ambulant <strong>und</strong> naturgemäß im stationären<br />
Bereich regelmäßig erfolgt, muss wie bisher<br />
auch die Zusatzbezeichnung „Spezielle<br />
Unfallchirurgie“ erworben werden. Für die<br />
Zulassung im VAV werden entsprechend der<br />
bisherigen Regelung zusätzliche Zeiten von<br />
mehr als drei Jahren mit verantwortlicher<br />
Tätigkeit an einem zugelassenen Haus abgeleistet<br />
werden.<br />
Im H-Arztverfahren werden ab dem<br />
01.01.<strong>2011</strong> keine weiteren Zulassungen<br />
mehr ausgesprochen, das Verfahren entfällt<br />
damit ersatzlos. Es existiert eine Übergangsregelung<br />
mit fünfjähriger Laufzeit.<br />
H-Ärzte, die während dieser Zeit die Mengenregelung<br />
zum DA-Verfahren erfüllen<br />
<strong>und</strong> die entsprechenden Fortbildungsnachweise<br />
erbringen, werden nach Prüfung in<br />
das Basis-DA-Verfahren übernommen.<br />
Von allen zugelassenen D-Ärzten werden<br />
Fortbildungsnachweise im fünfjährigen Turnus<br />
verlangt. Dabei sind im Prinzip die 250<br />
Fortbildungspunkte, die sowieso durch alle<br />
Fachärzte gegenüber den Landesärztekammern<br />
nachzuweisen sind, zu erbringen. Der<br />
Umfang <strong>und</strong> damit auch der zeitliche Aufwand<br />
entspricht damit den schon gültigen<br />
Regelungen. Von den D-Ärzten wird lediglich<br />
verlangt, sich in der Fortbildung auf Angebote<br />
auch aus der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
zu konzentrieren. Verlangt werden<br />
Kurse zur durchgangsärztlichen Versorgung,<br />
zur Begutachtung <strong>und</strong> zur Rehabilitation<br />
in der Gesetzlichen Unfallversicherung. Die<br />
entsprechenden Kurs angebote werden derzeit<br />
von den Landesverbänden erarbeitet.<br />
Die Entwicklung in den stationären Heilverfahren<br />
wird seit zwei Jahren anhaltend diskutiert<br />
<strong>und</strong> ist in zahlreichen Artikeln <strong>und</strong><br />
Beiträgen auf den Unfallmedizinischen Tagungen<br />
vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert worden.<br />
Wesentliche Facetten sind die Einführung<br />
einer kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />
<strong>und</strong> einer Anpassung der Zulassung an den<br />
tatsächlichen Kapazitätsbedarf. Derzeit sind<br />
in Deutschland ca. 600 Klinken zum VAV<br />
zugelassen. Im Traumanetzwerk der DGU<br />
haben sich 850 Kliniken registrieren lassen.<br />
Diese Klinken bilden die Gr<strong>und</strong>lage in der<br />
stationären Traumatologie engagierter Einrichtungen,<br />
die in ein zukünftig dreistufiges<br />
System mit Zulassung im sta tionären DA-<br />
Verfahren, in der Regel-VAV <strong>und</strong> im SGB VII<br />
Traumanetz organisiert werden. Die zahlenmäßige<br />
Verteilung ist dabei noch nicht abschließend<br />
geregelt. Schätzungsweise wird<br />
ein Drittel der Häuser dem VAV zugeordnet<br />
werden. Neu eingeführt wird ein SBG VII<br />
Traumanetz, das die Schwerst-, Mehrfach-<br />
<strong>und</strong> Speziell-Verletzten versorgen soll.<br />
Die Zuteilung der Patienten erfolgt akut<br />
weiterhin diagnoseabhängig, letztendlich<br />
wie bisher über den Verletzungsartenkatalog.<br />
In einer Positivlistendefinition werden<br />
diejenigen Verletzungsarten benannt,<br />
die im Regel-VAV behandelt werden müssen,<br />
hervorgehoben dabei die besonders<br />
schweren Verletzungsformen, die in das<br />
SGB VII Traumanetz übergehen.<br />
Neben der akuten Versorgung wird die Zuordnung<br />
der Patienten insbesondere über<br />
den Rehabilitationsbedarf mit den Stufen<br />
stationär, ambulant <strong>und</strong> einfache Physiotherapie<br />
gesteuert werden. Als dritte Säule<br />
werden Rekonstruktionsversorgungen diskutiert,<br />
mit den Standardverfahren auf der<br />
Stufe des Regel-VAV <strong>und</strong> den besonderen<br />
rekonstruktiven Verfahren, die im SGB VII<br />
Traumanetz angesiedelt werden.<br />
Wie die vorstehenden Heilverfahren zukünftig<br />
bezüglich ihrer Zulassung behandelt<br />
werden, ist derzeit noch nicht definitiv klar.<br />
Letztendlich ist davon auszugehen, dass<br />
entsprechend den drei genannten Ebenen<br />
<strong>und</strong> drei genannten Säulen wie in einem<br />
Matrixsystem nach Verletzungsschwere,<br />
Rehabilitationsnotwendigkeit <strong>und</strong> Rekonstruktionsbedarf<br />
zugelassen wird. Mit einer<br />
Einführung der Neuregelung ist im Laufe<br />
des Jahre 2012 zu rechnen.<br />
Prof. Dr. Volker Bühren<br />
Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik Murnau<br />
Professor-Küntscher-Straße 8<br />
82418 Murnau am Staffelsee<br />
Tel.: 0 88 41 / 48 22 01<br />
Fax: 0 88 41 / 48 22 03<br />
E-Mail: buehren@bgu-murnau.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Auswirkungen der Neuordnung des<br />
D-Arzt-Verfahrens ab 1.1.<strong>2011</strong><br />
Ein Kommentar der Gemeinsamen BGKommission der unfallchirurgisch orthopädischen Berufsverbände<br />
(GBK)<br />
P. Kalbe, F. Bonnaire <strong>und</strong> R. Kübke<br />
Seit mehreren Jahren war eine Neuordnung<br />
des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens<br />
von der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(DGUV) angekündigt worden.<br />
Sowohl die Berufsverbände als auch<br />
die wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
der Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden wurden<br />
im Vorfeld dazu gehört <strong>und</strong> teilweise<br />
sind deren Vorstellungen <strong>und</strong> Wünsche<br />
auch in die Reform eingeflossen. Für den<br />
Bereich der Niedergelassenen wurde die<br />
Neuordnung zum 1.1.<strong>2011</strong> wirksam, <strong>für</strong><br />
den (noch schwieriger zu regelnden) stationären<br />
Bereich sollen die Veränderungen<br />
wahrscheinlich im Laufe des Jahres <strong>2011</strong><br />
umgesetzt werden.<br />
Die unfallchirurgischen <strong>und</strong> orthopädischen<br />
Berufsverbände haben sich zu einer<br />
BG-Kommission (GBK) zusammengef<strong>und</strong>en.<br />
Beteiligt sind:<br />
■ ■ Berufsverband der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgen<br />
(BDC)<br />
■ ■ Berufsverband Niedergelassener Chirurgen<br />
(BNC)<br />
■ ■ B<strong>und</strong>esverband der <strong>für</strong> die Berufsgenossenschaften<br />
tätigen Ärzte (BVBGÄ)<br />
■ ■ Berufsverband der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU)<br />
■ ■ Verband leitender Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />
(VLOU)<br />
Die GBK hat sich ausführlich mit den neuen<br />
Bestimmungen auseinandergesetzt. In<br />
diesem Beitrag werden die Auswirkungen<br />
analysiert. Die hier wiedergegebenen Einschätzungen<br />
wurden mit der DGUV abgestimmt.<br />
Aus der Analyse resultieren mit<br />
allen Beteiligten abgestimmte Handlungsempfehlungen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich sind die Beziehungen zwischen<br />
den Vertragsärzten <strong>und</strong> der DGUV<br />
gemäß § 34 Abs. 3 des SGB VII vertraglich<br />
geregelt. Der entsprechende Vertrag wird<br />
zwischen der KBV <strong>und</strong> der DGUV geschlossen.<br />
Im <strong>Deutsche</strong>n Ärzteblatt Nr. 41 vom<br />
15.10.2010 (1) wurde die aktuelle Fassung<br />
veröffentlicht. Darüber hinaus gelten die<br />
„Anforderungen der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />
nach § 34 SGB VII zur Beteiligung<br />
am Durchgangsarztverfahren“ (2), welche<br />
zum 1.1.<strong>2011</strong> novelliert worden sind. Auf<br />
die relevanten Änderungen im Vergleich<br />
zum Stand vom 1.1.2005 wird jeweils eingegangen.<br />
Der Vertragstext, die dazu gehörigen Zulassungsvoraussetzungen<br />
<strong>und</strong> Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze<br />
sind von den Homepages des<br />
BDC, des BVBGÄ <strong>und</strong> der DGUV herunter zu<br />
laden.<br />
D-Ärzte<br />
Nach Bekanntwerden der Eckpunkte zur<br />
Neuausrichtung der Heilverfahren in der<br />
gesetzlichen Unfallversicherung im Jahr<br />
2008 <strong>und</strong> Gründung einer AG Berufsgenossenschaften<br />
in der ehemaligen Union<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie mit Beteiligung<br />
beider Fachgesellschaften DGU <strong>und</strong><br />
DGOOC entwickelte sich in der Diskussion<br />
mit der DGUV ein dreistufiges D-Arztmodell,<br />
welches dem neuen Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie Rechnung<br />
tragen sollte.<br />
Es ist mittlerweile Konsens, dass es einen<br />
(Basis)-D-Arzt geben soll, der Facharzt <strong>für</strong><br />
O/U ist <strong>und</strong> nach seiner Anerkennung noch<br />
ein Jahr an einer <strong>für</strong> das Verletzungsartenverfahren<br />
(VAV)-zugelassenen Klinik in der<br />
<strong>für</strong> das D-Arztverfahren zugelassenen Abteilung<br />
gearbeitet haben muss. Außerdem<br />
muss die Teilnahme am D-Arzt Einführungsseminar<br />
der jeweiligen Landesverbände<br />
nachgewiesen werden. Während der<br />
Weiterbildung werden Kurse in der Führung<br />
<strong>und</strong> Organisation der Heilverfahren, in Begutachtung<br />
<strong>und</strong> Rehabilitation optional<br />
besucht werden müssen. Die operativen<br />
Eingriffe, die diese (Basis)-D-Ärzte ausführen<br />
dürfen, sind in den Gr<strong>und</strong>sätzen Ambulantes<br />
Operieren in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(GUV) in der Fassung vom<br />
1.1.<strong>2011</strong> (4) nachzulesen (s. Homepages).<br />
Der D-Arzt „Operative Tätigkeit“ muss neben<br />
dem Facharzt <strong>für</strong> O/U weitere 3 Jahre<br />
in einer VAV- Klinik mit entsprechender<br />
Weiterbildungsbefugnis in der <strong>für</strong> das<br />
D-Arztverfahren zugelassenen Abteilung tä-<br />
tig gewesen sein <strong>und</strong> die Zusatzbezeichnung<br />
Spezielle Unfallchirurgie erworben haben.<br />
Zusätzliche Qualifikationen in Kursen <strong>für</strong><br />
Heilverfahrensführung, Gutachten <strong>und</strong> Rehabilitation<br />
müssen nachgewiesen werden.<br />
Der D-Arzt in einer VAV- Klinik braucht<br />
über die Qualifikation zum D-Arzt “Operative<br />
Tätigkeit“ hinaus weitere 3 Jahre Tätigkeit<br />
in einer VAV- Klinik oder SGB VII-Klinik<br />
<strong>und</strong> damit mindestens 12 Jahre Weiterbildungszeit.<br />
Mit der dreistufigen Gliederung der D-<br />
Arzttätigkeit wurden der Bestandsschutz,<br />
die Neuanpassungen an die Weiterbildung<br />
zum Facharzt O/U <strong>und</strong> die speziellen Tätigkeiten<br />
des D-Arztes unter Berücksichtigung<br />
der hohen Anforderungen der DGUV nach<br />
Qualitätsgesichtspunkten berücksichtigt.<br />
Es liegt im vitalen Interesse der D-Ärzte <strong>und</strong><br />
der von ihnen betreuten Unfallpatienten,<br />
die Qualität der Versorgung mindestens auf<br />
dem bisherigen Niveau zu erhalten <strong>und</strong> stetig<br />
zu verbessern.<br />
Zum 31.12.2010 zugelassene<br />
D- <strong>und</strong> H-Ärzte<br />
Die oben genannten Einschränkungen zum<br />
ambulanten Operieren gelten nicht <strong>für</strong> alle<br />
bis zum 31.12.2010 beteiligten niedergelassenen<br />
oder an Krankenhäusern tätigen<br />
D-Ärzte. Andere sind zur Durchführung<br />
ambulanter Operationen nur berechtigt<br />
mit der Schwerpunktbezeichnung „Unfallchirurgie“<br />
oder der Zusatzbezeichnung<br />
„Spezielle Unfallchirurgie“, es sei denn sie<br />
werden als „Spezialisten“ von einem D-Arzt<br />
hinzugezogen (Einzelheiten dazu bei (4)).<br />
Durchgangsärzte ohne diese Voraussetzungen<br />
dürfen nur solche ambulanten Operationen<br />
durchführen <strong>und</strong> abrechnen, die<br />
in den GON 442 bis 445 mit einem „*“ gekennzeichnet<br />
sind, andere Operationen nur<br />
nach vorheriger Genehmigung durch den<br />
Unfallversicherungsträger. Weitere Voraussetzung<br />
ist das Erfüllen der fachlichen <strong>und</strong><br />
räumlich-apparativen Voraussetzungen <strong>für</strong><br />
das ambulante Operieren. Eine Liste der<br />
Operationen kann unter „Gr<strong>und</strong>sätze Ambulantes<br />
Operieren“ (4) eingesehen werden.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 95<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
96<br />
H-Ärzte können auf Antrag zum D-Arzt<br />
übergeführt werden, wenn sie eine Mindestfallzahl<br />
von 250 Erstfällen an einem<br />
Standort pro Jahr in den letzten 3 Jahren<br />
oder in der Zukunft bis zum 31.12.2015<br />
nachweisen können. Anträge zum H-Arzt<br />
Verfahren werden seit 1.1.<strong>2011</strong> nicht mehr<br />
zugelassen. Umzüge, bei bestehender<br />
H-Arzt Zulassung, werden bei Einhaltung<br />
der räumlichen-apparativen Voraussetzungen<br />
bis zum31.12.2015 ohne Überprüfung<br />
der fachlichen Qualifikation als H-Arzt<br />
zugelassen. Zu den Regelungen der H-Arztüberleitungsverfahren<br />
aus Sicht des BVOU<br />
wird ein Artikel von G. Rauch in den Orthopädie<br />
<strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong> erscheinen (5).<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich haben jetzt bereits zugelassene<br />
D-Ärzte Bestandsschutz <strong>für</strong> ihre<br />
geltende Zulassung. Weiterhin ist von entscheidender<br />
Bedeutung die Formulierung<br />
unter 2.4. in den Voraussetzungen <strong>für</strong> D-<br />
Ärzte: Ärzte mit der Facharztbezeichnung<br />
„Chirurgie“ <strong>und</strong> der deutschen Schwerpunktbezeichnung<br />
“Unfallchirurgie“ werden<br />
dem Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
mit der Zusatzbezeichnung<br />
„Spezielle Unfallchirurgie“ gleichgestellt.<br />
Damit ist sichergestellt, dass auch bereits<br />
niedergelassene D-Ärzte nach alter Weiterbildungsordnung<br />
weiterhin ihrer operativen<br />
Tätigkeit bei BG-Patienten nachkommen<br />
können, auch wenn sie nicht über die<br />
Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />
verfügen. Damit verfügen die nach<br />
alter Weiterbildungsordnung zugelassenen<br />
D-Ärzte über einen besonderen <strong>und</strong> herausgehobenen<br />
Status, der auf ihrer zielgerichteten<br />
unfallchirurgischen Weiterbildung<br />
beruht. Allerdings wird dem Vernehmen<br />
nach die unter Punkt 6.4 der D-Arzt-Anforderungen<br />
aufgeführte Überprüfung der<br />
Beteiligung nach 5 Jahren auch <strong>für</strong> bereits<br />
zugelassene D-Ärzte gelten. Der Bestandsschutz<br />
ist somit formal zeitlich begrenzt.<br />
Die DGUV hatte im Vorfeld <strong>und</strong> in den Diskussionen<br />
großen Wert darauf gelegt, ein<br />
Qualitätssicherungsverfahren <strong>für</strong> D-Ärzte<br />
einzuführen. Die dort zugr<strong>und</strong>e zu legenden<br />
Beurteilungskriterien sollen in naher<br />
Zukunft in enger Kooperation mit den Berufsverbänden<br />
entwickelt werden.<br />
Fortbildung<br />
Die deutlich verschärfte Fortbildungsverpflichtung<br />
gilt auch <strong>für</strong> bereits jetzt niedergelassene<br />
D-Ärzte. In den alten Anforderungen<br />
(Stand 2005) wurde unter 5.10<br />
lediglich die Verpflichtung „zur ständigen<br />
unfallchirurgischen Fortbildung <strong>und</strong> zur<br />
Teilnahme an mindestens einer unfall-<br />
chirurgischen Fortbildungsveranstaltung“<br />
festgeschrieben. Der Fortbildungs-Nachweis<br />
wurde mit der jährlichen BG-Statistik<br />
angefordert <strong>und</strong> soweit bekannt wurden<br />
jegliche unfallchirurgischen Fortbildungsveranstaltungen<br />
anerkannt. Dies ist jetzt<br />
(Stand <strong>2011</strong>) gr<strong>und</strong>legend anders; denn die<br />
neuen Anforderungen verlangen unter 5.12.<br />
innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren<br />
darüber hinaus jeweils je eine der nachfolgend<br />
genannten, von den Landesärztekammern<br />
zertifizierten Fortbildungen in den<br />
Bereichen:<br />
■ ■ „Rehabilitationsmanagement“ <strong>und</strong><br />
„Rehabilitationsmedizin“<br />
■ ■ Begutachtungswesen<br />
■ ■ Kindertraumatologie<br />
Weiterhin ist die Teilnahme an zwei unfallmedizinischen<br />
Tagungen der DGUV<br />
Landesverbände nachzuweisen. Die DGUV<br />
hat angekündigt, hierzu noch nähere Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze<br />
vorzulegen. Die Berufsverbände<br />
werden in Kooperation mit der<br />
DGUV geeignete Fortbildungs-Curricula<br />
<strong>und</strong> Seminare entwickeln <strong>und</strong> anbieten.<br />
Mindestmengen bzw.<br />
„Bedarfsplanung“<br />
Die Mindestmenge an D-Fällen pro Jahr<br />
wurde von 150 auf 250 angehoben (6.5.1),<br />
dies im Durchschnitt der letzten 5 Jahre<br />
oder regelmäßig in den letzten 3 Jahren.<br />
Dies dürfte nach den vorliegenden statistischen<br />
Daten <strong>für</strong> die meisten D-Ärzte<br />
kein Problem darstellen. Gemäß den ergänzenden<br />
Erläuterungen der DGUV wird<br />
darüber hinaus diese Mindestfallzahl in<br />
Berufsausübungsgemeinschaften nicht pro<br />
D-Arzt, sondern pro Standort berechnet.<br />
Im Vorfeld war von der DGUV eine „Bedarfsplanung“<br />
<strong>für</strong> D-Ärzte angekündigt worden.<br />
Nunmehr stellt sich heraus, dass damit die<br />
oben beschriebene Anpassung der Mindestfallzahl<br />
gemeint ist. Für den Fall drohender<br />
Unterversorgung sind Ausnahmen möglich.<br />
Unterversorgung wird definiert als weniger<br />
als 1 D-Arzt pro 30.000 Versicherte oder fehlende<br />
Erreichbarkeit eines D-Arztes innerhalb<br />
von 30 Minuten.<br />
Unfallärztliche Bereitschaft /<br />
D-ärzt liche Vertretung<br />
Auf dringenden Wunsch der Berufsverbände<br />
ist die bisherige unfallärztliche Bereitschaft<br />
am Sonnabend entfallen. Nach wie<br />
vor besteht aber die Verpflichtung der Erreichbarkeit<br />
werktags von 8 bis 18 Uhr, also<br />
auch am Mittwochnachmittag. Der Begriff<br />
der „Unfallärztlichen Bereitschaft“ ist in<br />
den Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen (3) präzisiert<br />
worden. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird die Anwesenheit<br />
des D-Arztes gefordert. Bei kurzzeitiger<br />
Abwesenheit des D-Arztes muss die Praxis<br />
geöffnet sein <strong>und</strong> der D-Arzt muss diese innerhalb<br />
„kürzester Zeit“ erreichen können.<br />
Eine vorübergehende Vertretung in der Praxis<br />
(Urlaub, kurzfristige Erkrankung, Fortbildung)<br />
durch einen Facharzt O/U oder Facharzt<br />
<strong>für</strong> Chirurgie mit besonderen Kenntnissen<br />
in der Behandlung von Unfallverletzten<br />
ist möglich.<br />
Die bisher schon mögliche regelmäßige<br />
durchgangärztliche Vertretung ist in den<br />
Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen (3) exakt definiert<br />
worden. Demnach kann sich der Durchgangsarzt<br />
an zwei halben oder einem<br />
ganzen Tag pro Woche vertreten lassen, vorzugsweise<br />
mit Präsenz des Vertreters in der<br />
Praxis. Falls dies nicht möglich ist, kann der<br />
nächstgelegene Durchgangsarzt die Vertretung<br />
übernehmen, sofern dessen Praxis<br />
nicht weiter als 5 km entfernt oder innerhalb<br />
von 15 Minuten erreichbar ist. Wenn<br />
allerdings in Berufsausübungsgemeinschaften<br />
mehr als ein D-Arzt zugelassen ist,<br />
muss die Vertretung intern gewährleistet<br />
werden. Die Vertretung kann auch in Absprache<br />
mit einem stationär tätigen D-Arzt<br />
am Krankenhaus erfolgen. Entsprechende<br />
Regelungen müssen <strong>für</strong> den Patienten gut<br />
erkennbar sein. Dies gilt auch <strong>für</strong> die „Unfallärztliche<br />
Bereitschaft“. Diese Regelung<br />
löst zumindest ansatzweise die Probleme<br />
von D-Ärzten in einer Einzelpraxis, die an<br />
bestimmen Tagen in einem Ambulanten<br />
Operationszentrum tätig sind.<br />
Neu ist auch die Möglichkeit, analog zum<br />
D-Arzt im Krankenhaus einen ständigen<br />
Vertreter zu benennen. Dieser muss über<br />
die Qualifikation zum D-Arzt verfügen<br />
<strong>und</strong> vom zuständigen Landesverband der<br />
DGUV anerkannt sein. Damit ist allerdings<br />
immer noch nicht ganz die Forderung der<br />
Berufsverbände erfüllt, eine pragmatische<br />
Regelung <strong>für</strong> die D-ärztliche Versorgung<br />
von Unfallverletzten in den zunehmend<br />
verbreiteten Praxisverbünden mit ausgelagerten<br />
Betriebstätten <strong>und</strong> Filialen zu<br />
ermöglichen. Diese gewünschte Flexibilisierung<br />
soll in weitere Verhandlungen mit<br />
der DGUV eingebracht werden. Es wird<br />
angestrebt, dass analog zu den Krankenhausambulanzen<br />
in ausgelagerten Praxisräumen<br />
<strong>und</strong> Filialen nicht zwingend die<br />
gesamten persönlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />
Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Der<br />
D-Arzt in der zentralen Praxis würde gleichwohl<br />
die ungeteilte persönliche Verantwortung<br />
<strong>für</strong> alle Behandlungen, Verordnungen<br />
<strong>und</strong> Berichte tragen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Strukturelle Voraussetzungen<br />
Wie bisher müssen mindestens 2 Eingriffsräume<br />
vorgehalten werden. Neu ist unter<br />
4.3.1 die Klarstellung, dass einer der beiden<br />
Eingriffsräume auch als Op-Raum entsprechend<br />
der Qualitätssicherungsvereinbarung<br />
nach § 115b SGB V genutzt werden kann,<br />
d.h. es ist kein zusätzlicher dritter Op. vorzuhalten.<br />
Ein entsprechender Op. kann auch in<br />
einem ausgelagerten Operationszentrum<br />
genutzt werden. Für die anfallenden W<strong>und</strong>versorgungen<br />
bei Unfallverletzten reichen<br />
die strukturellen Voraussetzungen von Eingriffsräumen<br />
jedoch vollkommen aus. So ist<br />
es auch zu erklären, dass <strong>für</strong> die Übergangsregelung<br />
<strong>für</strong> die bisherigen H-Ärzte auf den<br />
Nachweis eines § 115b – Operationsraumes<br />
verzichtet wurde (s. a. Artikel von Rauch in<br />
den Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong> (5)).<br />
Ärzte in der Weiterbildung mit dem<br />
Ziel der Niederlassung als D-Arzt<br />
Sofern die Entscheidung zur Niederlassung<br />
als Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
mit D-Arzt Tätigkeit gefallen ist,<br />
muss die Weiterbildung entsprechend ausgerichtet<br />
werden. Nach (nicht während!)<br />
der Facharztanerkennung muss ein weiteres<br />
Jahr unfallchirurgische Weiterbildung<br />
in einem Krankenhaus erfolgen, das zum<br />
Verletzungsartenverfahren zugelassen ist<br />
(VAV-Krankenhaus). Es empfiehlt sich, dies<br />
frühzeitig zu planen. Da die DGUV plant, die<br />
Anzahl der VAV-Krankenhäuser in den nächsten<br />
Jahren von ca. 600 in etwa zu halbieren,<br />
dürfte dieser Weiterbildungsabschnitt<br />
in der Zukunft voraussichtlich den „Flaschenhals“<br />
darstellen. Rechtzeitige Planung<br />
ist daher angezeigt.<br />
Wenn eine ambulante operative Tätigkeit<br />
bei BG-Patienten angestrebt wird, sollte die<br />
Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />
erworben werden, mit der man auf<br />
jeden Fall bezüglich einer Tätigkeit als niedergelassener<br />
D-Arzt auf der sicheren Seite<br />
ist.<br />
H-Ärzte<br />
Die jetzigen H-Ärzte sind zweifellos von der<br />
Neuordnung des Verfahrens am stärksten<br />
betroffen. Das H-Arzt-Verfahren läuft zum<br />
31.12.2015 komplett aus. Nach § 30(4) des<br />
Vertrages <strong>und</strong> Absatz 2.5 der D-Arzt-Anforderungen<br />
(2) haben jetzt zugelassene H-<br />
Ärzte die Möglichkeit, auf Antrag den D-Arzt<br />
zu erhalten, wenn sie die personellen, sachlichen<br />
<strong>und</strong> pflichtgemäßen Anforderungen<br />
erfüllen. Bezüglich der Mindestfallzahl sind<br />
Ausnahmen möglich, wenn ansonsten die<br />
Versorgung gefährdet wäre (s. o.). Diese<br />
Prüfung erfolgt erst am Ende des Vertragszeitraumes.<br />
Es erscheint sachgerecht, dass<br />
die fachliche Befähigung (Absatz 2 der D-<br />
Anforderungen) ausgeklammert wird, denn<br />
ein bereits niedergelassener H-Arzt könnte<br />
die dort geforderte Tätigkeit an einem VAV-<br />
Krankenhaus nicht mehr nachholen. Die<br />
Mehrzahl der jetzt zugelassenen H-Ärzte<br />
sind Orthopäden nach alter Weiterbildungsordnung<br />
(WBO) bzw. Fachärzte O/U.<br />
Nach internen Recherchen des BVOU (5)<br />
dürften nur ca. 15 – 20 % dieser Kollegen die<br />
Mindestfallzahl erreichen.<br />
Für sie <strong>und</strong> die wenigen niedergelassenen<br />
H-Ärzte, die Chirurgen nach alter WBO sind,<br />
stellt sich jetzt die Frage, ob ein Antrag auf<br />
D-Arzt-Zulassung sinnvoll ist. Dies ist im<br />
Einzelfall entscheidend von der aktuellen<br />
<strong>und</strong> der in der Zukunft zu erwartenden<br />
Fallzahl abhängig. Die strukturellen Anforderungen<br />
an die Operationsräume nach<br />
Absatz 4.3.1 der Anforderungen (2) werden<br />
dem Vernehmen nach von der DGUV<br />
flexibel gehandhabt. Dies bedeutet, dass<br />
auch die Vorhaltung von Eingriffsräumen<br />
aus reicht, wenn keine ambulanten Operationen<br />
durchgeführt werden sollen. Im Einzelfall<br />
muss abgewogen werden, ob sich allein<br />
<strong>für</strong> das Erreichen des D-Arzt-Status bauliche<br />
Investitionen betriebswirtschaftlich<br />
rechnen würden. Die Berufsverbände bieten<br />
hierzu Einzelfallberatungen an. Es ist unbedingt<br />
zu beachten, dass der entsprechende<br />
Antrag spätestens bis zum 31.12.2014, also<br />
ein Jahr vor Ablauf der Übergangsfrist, gestellt<br />
werden muss.<br />
Für spezialisierte Operateure (z. B. Spezialisten<br />
<strong>für</strong> Knie-<strong>und</strong> Schulterarthroskopie) bietet<br />
sich die Möglichkeit, auf Überweisung<br />
von D-Ärzten tätig zu werden. Hierzu ist<br />
kein eigener D-Arzt-Status erforderlich.<br />
Berufsausübungsgesellschaften /<br />
Gemeinschaftspraxen / MVZ<br />
Von der Neuordnung war erhofft worden,<br />
dass eine flexiblere Lösung <strong>für</strong> die in zunehmender<br />
Zahl etablierten Filialen <strong>und</strong><br />
ausgelagerten Praxisräume einfließen würde.<br />
Dies könnte zum Bespiel so aussehen,<br />
dass auch im Bereich der niedergelassenen<br />
D-Ärzte die Erstbehandlung ggf. durch entsprechend<br />
qualifizierte u. U. auch angestellte<br />
Ärzte erfolgt, die Überprüfung der erhobenen<br />
Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Endverantwortung<br />
letztlich beim D-Arzt liegt. Diese Regelung<br />
wäre nicht unähnlich der gelebten Praxis<br />
in den meisten Krankenhäusern. In den<br />
Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen der DGUV wird<br />
allerdings weiterhin auf die persönliche Erbringung<br />
der Kernleistungen des niedergelassenen<br />
D-Arztes abgestellt, während der<br />
D-Arzt am Krankenhaus diese Forderung<br />
nach persönlicher Leistungserbringung<br />
ebenfalls erfüllen muss, sie aber an nachgeordnete<br />
Ärzte mit gleicher Qualifikation<br />
oder Fachärzte <strong>für</strong> O/U mit besonderen<br />
Kenntnissen in der Behandlung von Unfallverletzten<br />
delegieren kann. Allein die Möglichkeit,<br />
dass jetzt auch jeder niedergelassene<br />
D-Arzt einen ständigen Vertreter beim<br />
Landesverband anerkennen lassen kann, ist<br />
als Erleichterung anzusehen. Dies kann allerdings<br />
nicht die Ungleichbehandlung von<br />
D-Ärzten im Krankenhaus <strong>und</strong> in der Niederlassung<br />
ausgleichen.<br />
Chefärzte<br />
Für die leitenden Ärzte an Krankenhäusern<br />
hat sich (noch) nicht viel geändert. Allerdings<br />
ist zu beachten, dass <strong>für</strong> die Tätigkeit<br />
als D-Arzt an einem Krankenhaus oder einer<br />
Klinik die Zusatzweiterbildung „Spezielle<br />
Unfallchirurgie“ Voraussetzung ist. Hier gelten<br />
die gleichen Übergangsbestimmungen<br />
wie bei den Niedergelassenen, d. h. die alte<br />
Facharztbezeichnung Chirurgie/Unfallchirurgie<br />
wird der Zusatzweiterbildung „Spezielle<br />
Unfallchirurgie“ gleichgestellt.<br />
In der DGUV wird daran gedacht, sich an<br />
den Strukturen des Traumanetzwerkes der<br />
DGU zu orientieren. Es wird diskutiert, die<br />
Kliniken der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung,<br />
diejenigen des bisherigen VAV-Verfahrens<br />
<strong>und</strong> neu zu definierende Kliniken der Maximalversorgung<br />
zu unterscheiden. Ziel der<br />
Untergliederung ist eine zielgenaue <strong>und</strong><br />
schnellstmögliche Steuerung des Unfallverletzten<br />
in die jeweils geeignete Klinik. Es soll<br />
ausgeschlossen werden, dass Fälle in Krankenhäusern<br />
behandelt werden, die nicht<br />
zugelassen sind oder nicht die erforderliche<br />
Qualität der Versorgung bieten. Erstmals ist<br />
hier von Sanktionen die Rede, die bei Nichtbeachtung<br />
auch finanzielle Folgen haben<br />
könnten. Der Begriff „Qualität der Versorgung“<br />
wird zunehmend in den Vordergr<strong>und</strong><br />
gerückt. Kriterien müssen noch erarbeitet<br />
werden. Hier spielen Mindestmengen ebenfalls<br />
eine Rolle. Zunächst gilt noch der Bestandsschutz.<br />
Neu zu besetzende Kliniken<br />
werden sich allerdings einer Überprüfung<br />
unterziehen müssen.<br />
Die Zugehörigkeit zu einem Traumanetzwerk<br />
der DGU, die Qualifikation <strong>und</strong> die<br />
organisatorische <strong>und</strong> fachliche Unabhängigkeit<br />
des Leiters dürften neben den möglichen<br />
Mindestmengen wichtige Entscheidungskriterien<br />
werden. Feste Zahlen existie-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 97<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
98<br />
ren noch nicht. Es ist an eine Zertifizierung<br />
analog dem Traumanetzwerk <strong>und</strong> eine Rezertifizierung<br />
alle 3 – 5 Jahre gedacht.<br />
Die Vergütung der Leistungen soll möglicherweise<br />
den Qualitätsstufen der Krankenhäuser<br />
<strong>und</strong> dem medizinisch-therapeutischen<br />
Aufwand angepasst werden.<br />
Zunehmend werden auch Reha-Gesichtspunkte<br />
im Akutkrankenhaus eine Rolle<br />
spielen. Andererseits sollen auch Bedarfsgesichtspunkte<br />
in der Zukunft eine größere<br />
Rolle spielen.<br />
Die Reform des stationären Heilverfahrens<br />
steht noch an <strong>und</strong> es ist damit zu rechnen,<br />
dass die Anzahl der Krankenhäuser, die zum<br />
VAV Verfahren zugelassen sind, deutlich<br />
verringert wird. Für eine Leitungsposition<br />
an einem VAV-Krankenhaus sind über die<br />
Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />
hinaus 3 weitere Jahre Tätigkeit in<br />
einem VAV-Haus <strong>und</strong> ein qualifizierendes<br />
Zeugnis Voraussetzung.<br />
Stationäre Weiterbehandlung<br />
(BGSW/KSR)<br />
Der Trend zur Schwerpunktbildung <strong>und</strong><br />
Spezialisierung in den Rehabilitationskli-<br />
Das Ende des sogenannten H-Arztes, das<br />
heißt in bestem Amtsdeutsch des an der<br />
„Heilbehandlung beteiligten Arztes“, wird<br />
eingeläutet. Dies geht aus der neuen Regelung<br />
der Berufsgenossenschaften hervor.<br />
Dr. Gerd Rauch, Landesvorsitzender<br />
des Berufsverbandes der Fachärzte <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU) in<br />
Hessen, erläutert in den Orthopädischen<br />
<strong>Nachrichten</strong> das neue Überleitungsverfahren.<br />
Er begrüßt die größere Praxisnähe<br />
der Vertreterregelung. Kritisch sieht er allerdings<br />
die mit 250 Fällen „viel zu hoch“<br />
angesetzte Mindestzahlforderung. Der<br />
BVOU-Landesvorsitzende fordert eine Reduktion. <br />
niken <strong>und</strong> bisher fehlende Vorgaben <strong>für</strong><br />
eine bedarfsgerechte Zuweisungssteuerung<br />
sollen die Bildung von Schwerpunktkliniken<br />
nach sich ziehen, auch in der Anschlussrehabilitation.<br />
Regelmäßige Kontrollen<br />
der Reha bilitationsergebnisse <strong>und</strong><br />
Aspekte der Vernetzung sowie berufsbezogene<br />
Bestandteile der angebotenen Reha<br />
werden eine wichtige Rolle spielen. Es sollen<br />
Reha-Verfahren mit unterschiedlichen<br />
Qualitätsstufen entwickelt werden von der<br />
BGSW bis hin zu komplexen Maßnahmen<br />
im Sinne der Komplexen Stationären Rehabilitation<br />
(KSR). Speziell die medizinischberufliche<br />
Förderung (Arbeitsplatzorientierte<br />
Muskuloskelettale Rehabilitation<br />
(AOMR) <strong>und</strong> ähnliche) sollen fortentwickelt<br />
werden.<br />
Sobald diese Kriterien im Einzelnen bekannt<br />
<strong>und</strong> festgelegt sind, wird die Gemeinsame<br />
BG-Kommission der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Berufsverbände dazu Stellung<br />
nehmen.<br />
Die Autoren <strong>und</strong> die Mitglieder der Gemeinsamen<br />
BG-Kommission der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Berufsverbände<br />
(GBK) stehen <strong>für</strong> Einzelfallberatungen gerne<br />
zur Verfügung.<br />
Die gute Nachricht zuerst: Dem Dachverband<br />
der Berufsgenossenschaften (den Vertretern<br />
des DGUV) war bewusst, dass eine<br />
neue Regelung bezüglich der geforderten<br />
Praxisöffnungszeiten von Montag bis Frei-<br />
tag von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr, das heißt<br />
50 St<strong>und</strong>en Sprechst<strong>und</strong>e pro Woche, mit<br />
den heutigen Gegebenheiten gerade in Einzelpraxen<br />
nicht mehr darstellbar ist. Zur Lösung<br />
dieses Problems wurde eine deutlich<br />
verbesserte ständige Vertretungsregelung<br />
umgesetzt. Weiterhin wurde der Samstagvormittag<br />
als Regelsprechst<strong>und</strong>e ersatzlos<br />
gestrichen.<br />
Das heißt, der niedergelassene H-Arzt<br />
oder danach Basis D-Arzt kann sich dann<br />
Dr. P. Kalbe<br />
Josua-Stegmann-Wall 7<br />
31737 Rinteln<br />
Literatur:<br />
1. Vertrag gem. § 34 Abs. 3 SGB VII zwischen der<br />
<strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung e. V.<br />
(DGUV), Berlin, dem Spitzenverband der landwirtschaftlichen<br />
Sozialversicherung (LSV-SpV), Kassel,<br />
einerseits <strong>und</strong> der Kassenärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />
K. d. ö. R., Berlin, andererseits über die<br />
Durchführung der Heilbehandlung, die Vergütung<br />
der Ärzte sowie die Art <strong>und</strong> Weise der Abrechnung<br />
der ärztlichen Leistungen (Vertrag Ärzte /<br />
Unfallversicherungsträger) gültig ab 1. Januar<br />
<strong>2011</strong> <strong>Deutsche</strong>s Ärzteblatt (2010) 107, 41 Seite<br />
1999 – 2010<br />
2. Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />
nach § 34 SGB VII zur Beteiligung am<br />
Durchgangsarztverfahren (in der Fassung vom<br />
1. Januar <strong>2011</strong>) www.dguv.de<br />
3. Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze zu den Anforderungen<br />
der gesetzlichen Unfallversicherungsträger zur<br />
Beteiligung am Durchgangsarztverfahren in der<br />
Fassung vom 01.01.<strong>2011</strong>. www.dguv.de/Landesverbaende<br />
4. Gr<strong>und</strong>sätze Ambulantes Operieren in der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (GUV) in der Fassung<br />
vom 1. Januar <strong>2011</strong> www.dguv.de<br />
5. Rauch, G.: Übergangsregelung vom H-Arzt zum D-<br />
Arzt. Orthopädische <strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong><br />
Mehr Praktikabilität bei Vertreterregelung.<br />
Zu hohe Mindestzahlregelung<br />
Der HArzt stirbt. Es lebe der DArzt – aber <strong>für</strong> viel zu wenige Orthopäden. Gerd Rauch erläutert das<br />
Überleitungsverfahren der Berufsgenossenschaften vom HArzt zum DArzt.<br />
G. Rauch<br />
vor allem in der Einzelpraxis, aber auch in<br />
der Gemeinschaftspraxis oder einer anderen<br />
<strong>Gesellschaft</strong>sform ständig vertreten<br />
lassen wie zum Beispiel am Mittwoch- <strong>und</strong><br />
Freitagnachmittag oder wenn er einen ambulanten<br />
Operationstag oder eine andere<br />
Tätigkeit außerhalb seiner Praxis nachgeht.<br />
Auch in der Urlaubszeit können Orthopädinnen<br />
<strong>und</strong> Orthopäden auf diese Vertretungsregelung<br />
zurückgreifen. Sollten sie<br />
allerdings während der Urlaubszeit einen<br />
Vertreter in der Praxis haben, müsste diese<br />
Vertreter einen Fachärzt <strong>für</strong> Chirurgie mit<br />
besonderen Kenntnissen auf dem Gebiet<br />
der Unfallverletzten haben oder Facharzt<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie sein.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Die Vertretung muss vor Ort durch einen<br />
niedergelassenen D-Arzt oder einen D-Arzt<br />
im Krankenhaus klar abgesprochen <strong>und</strong> gut<br />
organisiert sein, so dass Unfallverletzte auf<br />
keinen Fall vor den geschlossenen Türen<br />
eines vertretenden D-Arztes stehen. Durch<br />
diese deutlich verbesserte Vertretungsregelung<br />
ist gewährleistet, dass gerade<br />
Kollegen in Einzelpraxen durch Absprache<br />
mit lokalen D-Arztvertretern vor Ort ihre<br />
dann „neue D-Arzttätigkeit“ weiter ausführen<br />
können. Die Adressen der D-Ärzte<br />
können unter http://www.dguv.de/landesverbaende/de/med<br />
reha/d arzt/ index.jsp<br />
eingesehen werden.<br />
Auf welche Fälle bezieht sich die<br />
Mindestfallzahl von 250?<br />
Hierbei handelt es sich um so genannte Erstverletzte,<br />
das heißt Unfallverletzte die neu in<br />
die Praxis kommen <strong>und</strong> bei denen ein H-Bericht<br />
erstellt wird. Auch kann bei Wiederaufnahme<br />
eines H-Arztverfahrens nach einem<br />
längeren, behandlungsfreien Intervall <strong>und</strong><br />
jetzt Wiederauftreten von Beschwerden ein<br />
erneuter H-Arztbericht im Sinne einer Wiedererkrankung<br />
erstellt werden. Dieser würde<br />
auch zur Mindestfallzahl zählen. Nicht dazu<br />
zählen H-Verlaufsberichte oder jahresübergreifende<br />
Behandlungen.<br />
Wo müssen die 250 Fälle erbracht<br />
werden?<br />
Die Mindestfallzahl von 250 muss an ein<br />
<strong>und</strong> demselben Standort erbracht werden.<br />
Das heißt, es gilt die identische Adresse.<br />
Die <strong>Gesellschaft</strong>sform ist hierbei nicht von<br />
Bedeutung, das heißt es kann sich um Einzelpraxen,<br />
Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften<br />
aber auch um MVZ handeln,<br />
Hauptsache, sie sind an ein <strong>und</strong> demselben<br />
Standort. Ortsübergreifende Berufsaus-<br />
übungsgemeinschaften erfüllen diese Voraussetzungen<br />
im Verb<strong>und</strong> definitiv nicht.<br />
Deshalb müssen die überörtlichen BAGs an<br />
jedem einzelnen Standort die Mindestzahl<br />
von 250 Fällen erbringen. Bei dieser Regelung<br />
sind Einzelpraxen erheblich benachteiligt.<br />
Arztbezogenen<br />
Mindestfallzahlanforderung?<br />
H-Ärzte mit Einzelpraxisstatus in Ballungsräumen<br />
müssen die oben genannten 250<br />
Mindestfälle erbracht haben oder in Zukunft<br />
erbringen. Dagegen können H-Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> H-Ärzte die in einer Gemeinschaftspraxis<br />
oder einer MVZ-Struktur an<br />
Wer darf künftig Behandlung nach Arbeitsunfällen durchführen? Der Dachverband der Berufsgenossen<br />
schaften hat ein neues Verfahren beschlossen. Umstritten ist die Mindesfallzahl von<br />
250 Fällen in Einzelpraxen.<br />
demselben Standort arbeiten, gemeinsam<br />
250 Fälle in den letzten drei Jahren oder in<br />
der Zukunft erreichen. Das heißt, die Überleitungsregelung<br />
gilt nur <strong>für</strong> den Standort<br />
<strong>und</strong> ist nicht arztbezogen. Selbst wenn der<br />
ein oder andere Kollege nur eine geringe Anzahl<br />
der H-Arztfälle geleistet hätte <strong>und</strong> die<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen trotzdem vor Ort<br />
250 Fälle erbracht haben, kann jeder Einzelne<br />
von Ihnen ab sofort die Überleitung vom<br />
H-Arzt zum neuen Basis D-Arzt beantragen<br />
<strong>und</strong> erhält eine Genehmigung zum D-Arzt.<br />
Ansonsten müssten H-Ärzte in den darauf<br />
folgenden fünf Jahren mindestens in drei<br />
Jahren 250 Fälle nachweisen.<br />
Sollten die H-Ärztinnen <strong>und</strong> H-Ärzte bereits<br />
in den zurückliegenden drei letzten<br />
Jahren von 2008 bis 2010 die notwendigen<br />
Fallzahlen erbracht haben, können Sie ab<br />
soforteinen Überleitungs antrag vom H-<br />
Arzt zum Basis D-Arzt stellen, diese Anträge<br />
wurden dann auch zeitnah genehmigt. Sie<br />
erhielten dann auch die höhere Vergütung<br />
als D-Arzt im Vergleich zum H-Arzt.<br />
Entsprechende Antragsformulare werden<br />
vom jeweiligen Landesverband der Berufsgenossenschaften<br />
ausgegeben.<br />
Ausnahme <strong>für</strong> Kollegen die in der<br />
Fläche arbeiten<br />
Zu diesem Punkt wurde uns mitgeteilt, dass<br />
wenn sich das Verhältnis D-Arzt zu Versicherten<br />
schlechter als 1:30.000 darstellt<br />
<strong>und</strong> / oder kein D-Arzt innerhalb von 30<br />
Minuten sowohl im niedergelassenen <strong>und</strong><br />
im Krankenhausbereich erreichbar ist, so<br />
wird der zuständige berufsgenossenschaftliche<br />
Landesverband von der Mindestfallregelung<br />
im Einzelfall abweichen. Gegebenenfalls<br />
kann der H-Arzt auch bei sehr<br />
viel geringerer Fallzahl eine Genehmigung,<br />
respektive Überleitung von H-Arzt zum D-<br />
Arzt erhalten um hierdurch die Notfallversorgung<br />
in der Fläche zu sichern. Auch diese<br />
Anträge können ab sofort gestellt werden.<br />
Es handelt sich aber dann um Einzelfallentscheidungen<br />
des jeweiligen Landesverbandes<br />
der Berufsgenossenschaften.<br />
Wie müssen die räumlichen<br />
Voraussetzungen aussehen?<br />
Ein Eingriffsraum muss am relevanten<br />
Standort vor Ort <strong>für</strong> die Notfallversorgung<br />
vorhanden sein. Dagegen können geplante<br />
Eingriffe wie z. B. Metallentfernungen oder<br />
Arthroskopien auch an einem in der Nähe<br />
be$ ndlichen Operationszentrum durchgeführt<br />
werden, welches die Bedingungen im<br />
Sinne der Qualitätssicherung nach § 115 b<br />
SGB V erfüllt.<br />
Weiterhin können D-Ärzte, spezialisierte<br />
Orthopädinnen <strong>und</strong> Orthopäden mit dem<br />
neuen Facharzt <strong>für</strong> Unfallchirurgie Patienten<br />
zur operativen Versorgung überweisen,<br />
wenn es sich zum Beispiel um isolierte<br />
Rupturen des vorderen Kreuzbandes oder<br />
um eine unidirektionale posttraumatische<br />
ventrale Schulterinstabilität handelt (Ausnahme<br />
im § 6-Verletztenartenverfahren;<br />
Anhang 1 unter Punkt 7). Die zuständige<br />
Berufsgenossenschaft sollte zeitnah informiert<br />
werden <strong>und</strong> um Genehmigung <strong>und</strong><br />
Kostenübernahme gebeten werden.<br />
In diesem Zusammenhang forderten wir<br />
als BVOU, dass gerade <strong>für</strong> die ambulante<br />
Versorgung von Schulter- <strong>und</strong> Knieverletzungen<br />
die spezialisierten Orthopädinnen<br />
<strong>und</strong> Orthopäden zur direkten Versorgung<br />
zugelassen werden sollten. Auch empfehlen<br />
wir die Gleichstellung des neuen Facharztes<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie mit dem<br />
Zusatz „spezielle orthopädische Chirurgie“<br />
mit dem neuen Facharzt <strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong><br />
spezielle Unfallchirurgie umzusetzen, so<br />
dass dann diese Kolleginnen / Kollegen im<br />
Anforderungsprofil den gleichen Status wie<br />
Fachärzte <strong>für</strong> Chirurgie mit spezieller Unfallchirurgie<br />
haben.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 99<br />
Gabriele Rohde – Fotolia.com<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
100<br />
Leider konnten diese Forderungen nicht<br />
umgesetzt werden. Hier müssen wir berufspolitisch<br />
weiter intensiv kämpfen.<br />
Zudem wurde eine Erhöhung der Vergütung,<br />
gegebenenfalls auch Novellierung<br />
der Unfall-GOÄ gefordert. Hier signalisierten<br />
sowohl das zuständige Dezernat von<br />
der B<strong>und</strong>es-KBV als auch der DGUV Behand-<br />
lungsbereitschaft. Verbesserungsvorschläge<br />
wurden bereits vom Verband<br />
der BG-Ärzte vorgeschlagen. Eine Erhöhung<br />
der Unfallmeldung <strong>für</strong> Nicht-H-Ärzte, die<br />
sog. A13-Meldung wird in Zukunft erfolgen.<br />
Hier laufen noch Gespräche zwischen dem<br />
DGUV <strong>und</strong> der KBV Berlin.<br />
Nachbesserungen sind bei<br />
Mindestzahlen nötig<br />
Zusammenfassend ist die deutlich praxisnahere<br />
<strong>und</strong> ständige Vertretungsregelung<br />
<strong>für</strong> den neuen D-Arzt sehr zu begrüßen, hier<br />
werden sicherlich viele Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
gerade in Einzelpraxen eher bereits<br />
ein, ein Überleitungsantrag zum D-Arzt zu<br />
stellen.<br />
Unbedingt nachzubessern im Sinne einer<br />
Reduktion ist die viel zu hoch angesetzte<br />
Mindestzahlforderung von 250 Fällen gerade<br />
<strong>für</strong> H-Ärzte in Einzelpraxen.<br />
Generalisten in der Chirurgie –<br />
können wir darauf wirklich verzichten?<br />
B. Friemert, M. Oberst<br />
Das Credo der letzten 10 Jahre in den medizinischen<br />
Fachgesellschaften, auch <strong>und</strong><br />
vielleicht gerade in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
lautet unisono: Spezialisierung!<br />
Als Ergebnis dieser Entwicklung wurde auf<br />
chirurgischem Fachgebiet mit Inkrafttreten<br />
der neuen Weiterbildungsordnung im Jahre<br />
2006 der Fokus auf die frühzeitige Spezialisierung<br />
gelegt. Eine breite chirurgische<br />
Gr<strong>und</strong>ausbildung existiert seit dem nicht<br />
mehr. Obwohl es im 8-Säulenmodell auch<br />
die Säule der Allgemeinchirurgie (mit relativ<br />
breiter Ausbildung in Viszeral-, Unfall- <strong>und</strong><br />
Gefäßchirurgie) gibt, wird diese Ausbildung<br />
nur noch von wenigen jungen Kollegen gewählt.<br />
Ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> liegt in den organisatorischen<br />
Problemen begründet,<br />
die eine solche Ausbildung dann mit sich<br />
In den Gesprächen des BVOU mit dem<br />
DGUV <strong>und</strong> der KBV betonten wir, dass gerade<br />
die Verletzungen von Schulunfällen<br />
häufg durch orthopädische H-Ärzte vor Ort<br />
auf qualitativ hohem Niveau schnell <strong>und</strong><br />
gut durchgeführt würde. Sollte die überwiegende<br />
Anzahl der H-Ärzte nicht zum<br />
D-Arzt übergeleitet werden, würde diese<br />
zeitnahe kostengünstige Versorgung wegfallen<br />
<strong>und</strong> die Schulkinder müssten riesige<br />
Wege in Kauf nehmen. Hierdurch wäre die<br />
Versorgung gerade in der Fläche, aber auch<br />
in den Randgebieten der Ballungsräume gefährdet.<br />
Der DGUV in Berlin gestand zu, dass<br />
man nach einem Jahr die erste Bilanz über<br />
die Genehmigung der Überleitungsanträge<br />
ziehen würde. Seitens des BVOU werden<br />
wir uns intensiv da<strong>für</strong> einsetzen, dass die<br />
Mindestfallregelung reduziert wird. Zudem<br />
werden wir noch eine aktuelle Umfrage<br />
mit unseren BVOU Mitgliedern starten mit<br />
dem Ziel herauszubekommen, wie viele<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aufgr<strong>und</strong> der aktuellen<br />
Überleitungsbestimmungen vom H-<br />
Arzt zum D-Arzt die Anträge sofort stellen<br />
oder in Zukunft stellen werden.<br />
Es ist anzumahnen <strong>und</strong> nicht kampfos<br />
hin zu nehmen, dass wiederum die Einzelpraxen,<br />
die in den letzen Jahren immer<br />
wieder bei allen EBM – Reformen gelitten<br />
brächte. Denn die Akzeptanz der Chefärzte,<br />
jemanden <strong>für</strong> 2 Jahre z. B. in der Viszeralchirurgie<br />
so auszubilden, dass er ein breites<br />
Gr<strong>und</strong>spektrum abdecken kann, ist in der<br />
Zwischenzeit deutlich gesunken.<br />
Der Druck hin zur Spezialisierung geht<br />
in der Zwischenzeit soweit, dass ein „Wirbelsäulenchirurg“<br />
oder „Schulterchirurg“<br />
gefordert wird, um allen sogenannten Qualitätsanforderungen<br />
gerecht zu werden.<br />
(<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> DGU, 32.<br />
Jahrgang, Heft 62, Okt. 2010; Spezialfacharzt/Zusatzweiterbildung<br />
Pro & Contra).<br />
Dies hat in unserem Lande beispielsweise<br />
auch schon dazu geführt, dass es sage<br />
<strong>und</strong> schreibe 5 (fünf!) verschiedene Fachgesellschaften<br />
allein <strong>für</strong> die orthopädischunfallchirurgische<br />
Behandlung des Fußes<br />
gibt. Damit aber nicht genug, das gigan-<br />
haben, auch hier wieder das kürzere Los<br />
ziehen. Gerade die Einnahmen aus der berufsgenossenschaftlichen<br />
Tätigkeit sind<br />
wichtige zusätzliche Einnahmequellen außerhalb<br />
der sich ständig reduzierenden kassenärztlichen<br />
Vergütungen.Auch sollte der<br />
neue Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
mit dem Schwerpunkt „spezielle<br />
orthopädische Chirurgie“ mit dem Facharzt<br />
<strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong> spezielle Unfallchirurgie<br />
gleichgestellt werden.<br />
Wir sollten die Genehmigungspraxis<br />
der BG in Zukunft sehr genau <strong>und</strong> kritisch<br />
beobachten <strong>und</strong> die von der DGUV angebotenen<br />
Gespräche nach einem Jahr im<br />
Sinne einer Bestandsaufnahme wieder aufnehmen<br />
mit dem Ziel, die geforderten Mindestfallzahlen<br />
auf eine praxisrelevante Zahl<br />
abzusenken.<br />
Dr. med. Gerd Rauch<br />
Landesvorsitzender Hessen<br />
des Berufsverbandes <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
E-Mail: gerdrauch@t-online.de<br />
Nachdruck<br />
Orthopädische <strong>Nachrichten</strong> 3/<strong>2011</strong>;<br />
Biermann Verlag.<br />
tisch große Feld der Fußchirurgie gibt zudem<br />
offenbar noch Raum <strong>für</strong> die „Arbeitsgemeinschaft<br />
Hallux valgus“. Krettek geht<br />
in seinem Artikel 2004 (Unfallchirur, 2004,<br />
107; 731) noch einen Schritt weiter. Er formuliert<br />
als Interdisziplinarität nicht das<br />
Miteinander verschiedener chirurgischer<br />
Fachdisziplinen, also Viszeralchirurg – Unfallchirurg<br />
– Gefäßchirurg usw., sondern<br />
bereits die Zusammenarbeit von Organchirurgen<br />
(z. B. Wirbelsäule, Knie, …) im Rahmen<br />
der Polytraumaversorgung <strong>und</strong> fordert<br />
„die Notwendigkeit der Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Abstimmung zwischen diesen Subdisziplinen<br />
…“. Er postuliert, dass die „ … Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> Abstimmung zwischen den<br />
Subdisziplinen zu einer Verbesserung der<br />
Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität führt“. Der<br />
wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Beweis dieser<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
These ist bislang jedoch aus unserer Sicht<br />
nicht erbracht. Ist es überhaupt gesichert,<br />
dass eine zunehmende Spezialisierung zu<br />
einer verbesserten Ergebnisqualität führt?<br />
Zunächst muss festgehalten werden,<br />
dass jegliche Schnittstelle zu einem Informationsverlust<br />
führt. Uns allen ist dieses<br />
Problem bei der Schichtübergabe des Pflegepersonals<br />
auf den Stationen wohl bekannt.<br />
Warum soll es diese Schnittstellenproblematik<br />
im OP <strong>und</strong> bei der Behandlung<br />
von Schwerverletzten Patienten nicht geben?<br />
Alleine diese Tatsache stellt das Postulat<br />
der Verbesserung der Ergebnisqualität<br />
durch Spezialisierung <strong>für</strong> die Behandlung<br />
komplexer Fälle wie z. B. dem Polytrauma<br />
zumindest in Zweifel.<br />
Ich (B.F.) komme gerade aus einem Auslandseinsatz<br />
in Afghanistan zurück. Gemeinsam<br />
mit einem kompletten amerikanischen<br />
chirurgischen Team haben wir je einen<br />
„amerikanischen“ <strong>und</strong> einen „deutschen“<br />
Schockraum betrieben, so dass ich die Unterschiede<br />
der Ausbildung quasi im direkten<br />
Vergleich beobachten konnte. Das amerikanische<br />
Team bestand auf ärztlicher Seite aus<br />
einem Colorectal Surgeon, einem Orthopedic<br />
Surgeon, einem Anästhesisten, einem Emergency<br />
Doctor (alle FÄ) <strong>und</strong> einem Internisten,<br />
das deutsche aus einem Allgemeinchirurgen<br />
(zufällig auch Unfallchirurg) <strong>und</strong> einem Anästhesisten.<br />
Zusätzlich war <strong>für</strong> beide je ein<br />
Assistenzarzt vorhanden. Es würde an dieser<br />
Stelle zu weit führen, Details in der unterschiedlichen<br />
Vorgehensweise darzustellen.<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass<br />
jeder der amerikanischen Kollegen <strong>für</strong> sein<br />
Fachgebiet sehr gut ausgebildet war, ein Mitdenken<br />
oder gar Mithandeln über seine eigene<br />
Fachkompetenz hinaus hat nicht stattgef<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> konnte auch nicht stattfinden.<br />
Keiner der Kollegen hatte einen Überblick<br />
über das gesamte Verletzungsmuster des Patienten.<br />
Im deutschen Team war dieses wesentlich<br />
anders, da der Chirurg als Behandlungsführer<br />
das Gesamtbild des Patienten<br />
aufgr<strong>und</strong> seiner breiten Ausbildung immer<br />
vor Augen hatte. Wie wichtig jedoch diese<br />
„Gesamtschau“ des Unfallverletzten ist, wurde<br />
bereits 2009 von Ekkernkamp herausgearbeitet:<br />
„Die Behandlung des Polytraumas<br />
ist gerade aus diesem Gesichtswinkel eine<br />
originäre Aufgabe der Unfallchirurgie, die die<br />
Wichtigkeit <strong>und</strong> Bedeutung der Mitwirkung<br />
anderer Disziplinen, insbesondere der Anästhesiologie,<br />
weder berührt noch einschränkt.<br />
Es wird am Polytraumakomplex aber auch<br />
deutlich, welch hohen Anteil die „Allgemeine<br />
Chirurgie“, in moderner Ausprägung, in der<br />
Unfallchirurgie hält.“<br />
Dieses führt natürlich auch zu der Frage,<br />
welches Selbstverständnis die Unfallchirurgie<br />
<strong>für</strong> sich im Hinblick auf die Behandlung<br />
des Schwerverletzen definiert. Wollen wir<br />
als Unfallchirurgen Organ- oder Komplexchirurgen<br />
sein? Zum einen gibt es natürlich<br />
Spezialfälle, bei denen ein Organchirurg,<br />
der sich intensiv mit nur einem Organ, z. B.<br />
der Schulter beschäftigt, <strong>für</strong> die Behandlung<br />
des Patienten die beste Alternative ist.<br />
Demgegenüber ist es unstrittig, dass <strong>für</strong><br />
die Behandlung eines Schwerverletzten der<br />
Organchirurg, wie oben skizziert, nicht geeignet<br />
ist, den Patienten adäquat zu behandeln.<br />
Hier ist sicher der breit <strong>und</strong> komplex<br />
ausgebildete Unfallchirurg mit einer Bauch-<br />
<strong>und</strong> Thoraxkompetenz besser geeignet. Die<br />
Unfallchirurgen verstehen sich somit als<br />
originäre „Kümmerer“ des verunfallten Patienten:<br />
„Die Verantwortung endet nicht mit<br />
dem Schockraum oder der Akutphase der<br />
Behandlung, sondern erst mit der Wiedereingliederung<br />
des Unfallverletzten …“. (Zitat<br />
Siebert, H., <strong>Mitteilungen</strong> DGU Jahrgang 32,<br />
Heft 62, Okt. 2010)<br />
Dass das Thema immer aktueller wird,<br />
zeigt ein Blick auf die letzten beiden Kongresse<br />
<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />
Sowohl 2009 als auch 2010 gab es<br />
jeweils eine Sitzung zum Thema Generalist<br />
/ Spezia list. Hierbei wurden verschiedene<br />
Aspekte aus mehreren Blickwinkeln<br />
(Pro-Contra-Vorträge, Krankenhausträger,<br />
B<strong>und</strong>eswehr usw.) beleuchtet. Trotz aller<br />
Diskussion herrschte selbst bei den Vertretern<br />
der zunehmenden Spezialisierung in<br />
einem Punkt letztlich klare Übereinstimmung:<br />
Es werden auch heutzutage nach<br />
wie vor Generalisten gebraucht. Es bleibt<br />
also festzuhalten, dass es offensichtlich<br />
notwendig ist, diese Debatte zu führen <strong>und</strong><br />
den Generalisten nicht sterben zu lassen.<br />
Die oben dargestellten Arbeitsbereiche<br />
des Organchirurgen (Spezialist) <strong>und</strong> des<br />
Komplexchirurgen (Generalist) stellen somit<br />
die rechte <strong>und</strong> linke Grenze dessen dar,<br />
was die Unfallchirurgie als Gebiet leisten<br />
kann. Natürlich stellt sich die Frage, wo der<br />
Organchirurg aufhört <strong>und</strong> der Komplexchirurg/Generalist<br />
anfängt bzw. wie sich<br />
die beiden Aufgabengebiete voneinander<br />
abgrenzen lassen. Selbstverständlich übersteigt<br />
es die Möglichkeiten dieses Artikels,<br />
hierauf eine vollständige Antwort zu geben.<br />
Vielmehr soll die Diskussion nicht zuletzt<br />
auch durch einige kritische Anmerkungen<br />
intensiviert werden:<br />
Im Allgemeinen wird <strong>für</strong> die Notwendigkeit<br />
der Spezialisierung immer nur ein (konstruierter?)<br />
Zusammenhang angegeben.<br />
1. Fallzahl<br />
Es handelt sich um die wiederholte Aussage,<br />
dass nur der Operateur mit hohen<br />
Fallzahlen bei kleinem Spektrum hervorragende<br />
Ergebnisse erreichen könne. Dieses<br />
würde die Effizienz steigern, die Qualität<br />
verbessern <strong>und</strong> die Kosten senken. Aber<br />
stimmt dieser Zusammenhang wirklich?<br />
Gibt es wissenschaftliche Belege da<strong>für</strong>? Ist<br />
die normale Kreuzbandoperation schon<br />
eine Operation, die dem Spezialisten vorbehalten<br />
bleiben soll? Ist es nicht so, dass jede<br />
Lernkurve irgendwann in die Horizontale<br />
übergeht <strong>und</strong> somit keine weitere Verbesserung<br />
durch noch mehr Fallzahlen erreicht<br />
werden kann? Warum wird der Zehnkämpfer<br />
als der König der Athleten bezeichnet, wo er<br />
doch „ … nichts richtig kann“? Hintergr<strong>und</strong><br />
dieser Forderung nach hohen Fallzahlen ist<br />
zweifellos die langjährige, teilweise sehr<br />
kontrovers geführte Diskussion über die<br />
Mindestmengen. Folgte man dieser Argumentation,<br />
wäre z. B. der Toyota Corolla mit<br />
über 20 Millionen gebauter Fahrzeuge ohne<br />
Zweifel das beste Auto der Welt. Die Firma<br />
Rolls Royce hingegen (ca. 1000 Fahrzeuge im<br />
Jahr 2009) müsste gemäß den Kriterien der<br />
Mindestmengen abgeschafft werden. Bis<br />
heute jedenfalls steht der wissenschaftliche<br />
Nachweis aus, dass die Ergebnisqualität einer<br />
bestimmten Operation, die ein Spezialist<br />
500mal pro Jahr durchführt, tatsächlich besser<br />
ist als dieje nige eines versierten „Allro<strong>und</strong>ers“,<br />
der diese Operation nur 100mal pro<br />
Jahr durchführt.<br />
2. Effizienz<br />
Hohe Fallzahlen sollen zusätzlich auch die<br />
Effizienz verbessern. In dem hochspezialisierten<br />
<strong>und</strong> maximal organisierten Bereich<br />
eines Ameisenvolkes konnte beispielsweise<br />
nachgewiesen werden, dass Spezialisierung<br />
nicht zu einer Steigerung der individuellen<br />
Effizienz führt. Die Effizienz (= Verhältnis<br />
zwischen der Größe der erbrachten Leistung<br />
<strong>und</strong> der Größe des Aufwandes) scheint vielmehr<br />
eine Variable zu sein, die von einer Vielzahl<br />
von anderen Faktoren (Umfeld, finanzielle<br />
Ressourcen, apparative Ausstattung …)<br />
abhängig ist, keinesfalls aber ausschließlich<br />
vom Spezialisierungsgrad des Operateurs.<br />
3. Qualität<br />
Auch die Tatsache, dass mit steigender<br />
Fallzahl <strong>und</strong> somit steigender Effizienz die<br />
Qualität steigt, ist wissenschaftlich nicht<br />
nachgewiesen. Im Gegenteil: Es gibt durchaus<br />
sogar Hinweise, dass bei zu monotoner<br />
Arbeit (d. h. immer nur die gleiche OP) die<br />
Ergebnisse schlechter werden. Loefler stellt<br />
hierzu im British Medical Journal (I.J.L. Loefler:<br />
Are generalists still needed in a specialised<br />
world? BMJ 2000; 320: 436 – 8) fest:<br />
„There is no proof that superspecialisation<br />
always results in better outcomes for pati-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 101<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
102<br />
ents“. Im Bereich der Ophtalmologie konnte<br />
sogar nachgewiesen werden, dass die<br />
Komplikations rate einer hochspezialisierten<br />
Intervention (Katarakt-OP) ab einer Fallzahl<br />
jenseits von 200/Jahr wieder ansteigt.<br />
4. Kosten<br />
Ein weiterer Punkt, der immer wieder ins<br />
Feld geführt wird, ist die Kostenersparnis.<br />
Ein gutes Beispiel da<strong>für</strong>, dass zunehmende<br />
Spezialisierung jedoch nicht zwangsweise<br />
zur Kostensenkung führt, liefert die Firma<br />
General Motors. Die Fahrzeuge dieses Herstellers<br />
waren in klassischer Massenproduktion<br />
am Fliessband hergestellt worden,<br />
wobei sich die einzelnen Arbeiter durch<br />
einen hohen Spezialisierungsgrad <strong>für</strong> die<br />
jeweilige Tätigkeit am Band auszeichneten.<br />
Die Einarbeitungszeit <strong>für</strong> diese spezielle<br />
Tätigkeit betrug im Schnitt nur ca. 50<br />
St<strong>und</strong>en. Demgegenüber werden Arbeiter<br />
bei Toyota 300 – 400 St<strong>und</strong>en in ihre Tätigkeiten<br />
am Band eingewiesen. Die Produktion<br />
dort folgt den Prinzipien des Kaizen <strong>und</strong><br />
verlangt von den Arbeitern eine breitere<br />
„Ausbildung“ <strong>und</strong> deutlich mehr Arbeitsteilung.<br />
Die Ergebnisse dieser verschiedenen<br />
Produktionsphilosophien sind bekannt: Die<br />
durchschnittliche Fehlerzahl pro Fahrzeug<br />
lag bei GM um den Faktor 2,5 höher als bei<br />
Toyota. Die durchschnittlichen Montagest<strong>und</strong>en<br />
pro Auto waren bei GM doppelt<br />
so hoch <strong>und</strong> die Produktionsfläche lag bei<br />
45 (TOYOTA) vs 75 (GM) m 2/Fahrzeug. Am<br />
1.6.2009 hat die Firma General Motors Konkurs<br />
angemeldet.<br />
Die bisherigen Ausführungen dienen in keinem<br />
Fall dazu, die Entwicklung hin zur Spezialisierung<br />
generell in Frage zu stellen. Allerdings<br />
soll an dieser Stelle deutlich gemacht<br />
werden, dass die Spezialisierung aus unserer<br />
Sicht keineswegs die einzig „seligmachende“<br />
Alternative darstellt. Klar ist, dass wir sowohl<br />
den Spezialisten wie auch den Generalisten<br />
brauchen. Dies wurde auch in der<br />
Berichterstattung über die o.g. Sitzung auf<br />
dem diesjährigen DKOU von Raabe in den<br />
Orthopädischen <strong>Nachrichten</strong> 12.2010 (Titel:<br />
„Wer sind die besseren Ärzte?“) sehr deutlich<br />
gemacht, in dem die Notwendigkeit beider<br />
Richtungen von Oberst <strong>und</strong> Ambacher klar<br />
herausgestellt wurde.<br />
Sofern nun Konsens darüber besteht,<br />
dass wir im Medizinsystem der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland <strong>2011</strong> noch Generalisten<br />
benötigen, dann stellt sich natürlich die Frage,<br />
was dieser Generalist leisten soll, welche<br />
Aufgaben er übernehmen <strong>und</strong> welche Weiterbildung<br />
er durchlaufen soll.<br />
Ist mit chirurgischem Generalistentum<br />
„nur“ das gesamte Gebiet der Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie gemeint oder ist der Ansatz<br />
breiter zu fassen, unter Einschluss auch<br />
der (Notfall-) Behandlung im Visceral-, Thorax-<br />
<strong>und</strong> Gefäßchirurgischen Fachgebiet?<br />
Hierzu hat Bauer im Jahre 2007 in seinem<br />
Beitrag in der Zeitschrift Trauma <strong>und</strong><br />
Berufskrankheit (9 (Supp 3), 2007, „Chirurgie<br />
in neuen Strukturen“) ein Modell<br />
entworfen, welches zunächst eine breite<br />
Ausbildung <strong>und</strong> dann zunehmende Spezialausbildung<br />
vorsieht <strong>und</strong> hierbei auch<br />
Bauch- <strong>und</strong> Thoraxchirurgische Kompetenzen<br />
vermittelt.<br />
Fazit<br />
Zusammenfassend bleibt festzustellen,<br />
dass die Notwendigkeit besteht, auch im<br />
Zeitalter der zunehmenden medizinischen<br />
Spezialisierung dem versierten Allro<strong>und</strong>er<br />
die Möglichkeit zu geben, auf hohem Niveau<br />
als Generalist in der Unfallchirurgie<br />
tätig zu werden. Hierdurch verliert der Generalist<br />
keineswegs die Kompetenz in den<br />
„Einzeldisziplinen“: Genauso wie der gute<br />
Zehnkämpfer in seiner „Lieblingsdisziplin“<br />
mühelos mit den Spezialisten mithalten<br />
kann, ist auch der gut ausgebildete Allro<strong>und</strong>er<br />
in der Lage sich dem „Konkurrenzdruck“<br />
der Spezialisten in der Einzeldisziplin zu<br />
stellen – ohne dass hierunter seine Kompetenz<br />
bzw. Fähigkeiten in den weiteren 9<br />
Disziplinen zwangsweise leiden.<br />
„Auch der Generalist ist ein Spezialist.“ Er<br />
muss als solcher anerkannt sein genauso<br />
wie der Zehnkämpfer – die Königsdisziplin<br />
der Leichtathletik“ (K.M. Stürmer, Eröffnungsrede<br />
zur 70. Jahrestagung der DGU,<br />
Berlin 2006) – Es bedarf aber nun einer intensiven<br />
<strong>und</strong> ergebnisoffenen Diskussion<br />
über das Was (soll er können) <strong>und</strong> das Wie<br />
(wollen wir ihn ausbilden). Um die Diskussion<br />
hierzu voranzutreiben, neue Strukturen<br />
zu organisieren <strong>und</strong> auch um „generalistisches<br />
Bewusstsein“ zu fördern, haben die<br />
beiden Autoren dieses Artikels gemeinsam<br />
mit weiteren Kollegen im Oktober des vergangenen<br />
Jahres den Verein „Generalisten<br />
in der Chirurgie“ gegründet (Vorsitzender:<br />
Priv.-Doz. Dr. M. Oberst, Aalen). Es wäre aus<br />
unserer Sicht natürlich absolut wünschenswert,<br />
wenn diese Thematik auch in den Gremien<br />
<strong>und</strong> Ausschüssen unserer Fachgesellschaften<br />
(DGOU, DGU, Weiterbildungskommissionen<br />
DGOU <strong>und</strong> DGCH …) in Form von<br />
offiziellen Arbeitskreisen/Arbeitsgruppen/<br />
Sektionen nachhaltig behandelt würde, um<br />
der Sache diejenige Bedeutung zukommen<br />
zu lassen, die sie unserer Meinung nach verdient.<br />
Prof. Dr. med. Benedikt Friemert<br />
Stellv. Vorsitzender „Generalisten in der Chirurgie“<br />
Ärztlicher Direktor<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus Ulm<br />
Oberer Eselsberg 40<br />
89081 Ulm<br />
Tel.: 07 31 / 17 10 19 01<br />
Fax: 07 31 / 17 10 19 08<br />
E-Mail: benediktfriemert@t-online.de<br />
Priv. Doz. Dr. med. Michael Oberst<br />
Vorsitzender "Generalisten in der Chirugie"<br />
Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie, Unfall- <strong>und</strong><br />
Wirbelsäulenchirurgie<br />
Ostalb-Klinikum Aalen<br />
Im Kälblesrain 1<br />
73430 Aalen<br />
Tel.: 0 73 61 / 55 11 33<br />
Fax: 0 73 61 / 55 11 13<br />
E- Mail: michael.oberst@ostalb-klinikum.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Generalist oder Spezialist?<br />
Wohin soll die Weiterbildung aus Assistentensicht gehen?<br />
G. Achatz<br />
„Generalisten in der Chirurgie" gibt es in<br />
der aktuellen Kliniklandschaft noch sehr<br />
viele zu finden <strong>und</strong> die Versorgung von<br />
verunfallten Patienten hat sich damit in<br />
Deutschland in der Vergangenheit auf<br />
einem qualitativ sehr hohen <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>ierten Niveau abgespielt.<br />
Entwicklungen auf vielen verschiedenen<br />
Ebenen haben parallel dazu geführt, dass<br />
es zuletzt auch eine zunehmende Spezialisierung<br />
zu verzeichnen gibt. Zum einen im<br />
Bereich der niedergelassenen <strong>und</strong> oft teiloperativ<br />
tätigen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
ist dieser Trend sehr groß. Aber auch ein<br />
Blick auf die Homepages <strong>und</strong> in die Strukturen<br />
vieler Kliniken – seien es Kliniken<br />
der Maximalversorgung, der erweiterten<br />
Regelversorgung oder auch der einfachen<br />
Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung – bestätigt<br />
diesen Trend, <strong>und</strong> es wird so um die<br />
„Gunst“ des Patienten geworben.<br />
Dem Unfallpatienten, der nach einem<br />
entsprechenden Trauma in der Klinik aufgenommen<br />
wird, in der Schockraumdiagnostik<br />
entsprechend schwere Verletzungen<br />
im Bereich des Bewegungsapparates<br />
zeigt <strong>und</strong> bei dem zudem auch durch<br />
die FAST-Sonographie der V.a. auf freie<br />
Flüssigkeit im Abdomen besteht, wird es<br />
letztlich jedoch in dieser Situation wichtig<br />
sein, einen Arzt <strong>und</strong> Chirurgen an seiner<br />
Seite zu wissen, der breit ausgebildet ist, in<br />
vielen Bereichen f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse besitzt<br />
<strong>und</strong> so seine Gesamtsituation gut einschätzen<br />
<strong>und</strong> sicher handeln kann. Aus den<br />
o. g. Entwicklungen in unserer klinischen<br />
Landschaft auf der einen <strong>und</strong> der Notwendigkeit<br />
sich adäquat um einen schwer<br />
verletzten Unfallpatienten kümmern zu<br />
können auf der anderen Seite, wird zunehmend<br />
eine gewisse Konfliktsituation in<br />
den Kliniken resultieren.<br />
Als jüngere Kollegin oder jüngerer Kollege<br />
bleibt somit die Frage, wo man sich<br />
später selbst positionieren möchte, wohin<br />
der eigene berufliche Werdegang – zum<br />
Generalisten oder Spezialisten – einen führen<br />
soll. Auf diese Frage gibt es sicher verschiedene<br />
Antworten – so wird es immer<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen geben, die entweder<br />
eher den einen oder doch lieber den<br />
anderen Weg bevorzugen. Seit Umsetzung<br />
der neuen <strong>und</strong> aktuell gültigen Weiterbildungsordnung<br />
wird einem im Rahmen der<br />
Weiterbildung diese Entscheidung jedoch<br />
schon sehr früh abgefordert. Und dass<br />
sich viele junge Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />
– vielleicht auch in Unkenntnis dessen,<br />
was einen später als Facharzt, Oberarzt<br />
oder Chefarzt wirklich erwarten wird – mit<br />
dieser Entscheidung <strong>und</strong> Einschätzung oft<br />
sehr schwer tun, zeigen viele Gespräche<br />
<strong>und</strong> Diskussionen bei verschiedensten<br />
Gelegenheiten wie Kursen, Kongressen<br />
etc. bzw. wird die Thematik mittlerweile<br />
oft auch zum Inhalt von Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Sitzungen auf unseren Fachkongressen<br />
gemacht.<br />
Wenn man sich bereits früh in seinem<br />
Ausbildungsweg klar darüber ist, dass der<br />
eigene berufliche Werdegang in ein Betätigungsfeld<br />
führen soll, in dem man sich<br />
ausschließlich nur noch einer Körperregion<br />
bzw. einem Gelenk widmen, zu einer<br />
bestimmten operativen Prozedur eine Fallzahl<br />
von 400 oder mehr Eingriffen pro Jahr<br />
verzeichnen <strong>und</strong> sich hier als „Spezialist“<br />
z.B. in einer reinen Fachklinik einen Namen<br />
machen möchte, ist <strong>für</strong> diese Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen der initiale Weg direkt zum<br />
FA <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie sicher<br />
zweckmäßig <strong>und</strong> zielführend. Eine<br />
z. B. thorax- oder bauchchirurgische Kompetenz<br />
wird ihnen im regulären beruflichen<br />
Tun nicht abverlangt werden. So ist<br />
es aber auch selbsterklärend <strong>und</strong> schlüssig,<br />
dass eine Art der unfallchirurgischen<br />
Versorgung im Sinne von ATLS, DSTC <strong>und</strong><br />
Polytrauma versorgung nur über einen initial<br />
breit ge fächerten Ausbildungsweg<br />
möglich sein wird, da auch der Unfallchirurg<br />
<strong>und</strong> Orthopäde z. B. eine gr<strong>und</strong>legende<br />
thorax- <strong>und</strong> bauchchirurgische Kompetenz<br />
gerade auch in der initialen Einschätzung<br />
der Verletzungsschwere braucht, da diese<br />
bei der Beurteilung des weiteren Behandlungsweges<br />
<strong>und</strong> bei der Festlegung der<br />
Notwendigkeit einzelner Behandlungsschritte<br />
notwendig ist. Es wird also somit<br />
immer um die Frage gehen, was man als<br />
Assistentin <strong>und</strong> Assistent später machen<br />
möchte <strong>und</strong> was die zukünftige Versorgungslandschaft<br />
fordern wird, wo man<br />
sich persönlich also später positionieren<br />
möchte <strong>und</strong> um welche Art von Patienten<br />
man sich wie kompetent kümmern <strong>und</strong><br />
annehmen möchte. Und wenn man diese<br />
Frage <strong>für</strong> sich mit dem Wunsch nach einer<br />
primär breiten chirurgischen Ausbildung<br />
beantwortet, so wird man es aktuell oft<br />
nicht ganz leicht haben, diese zu erhalten.<br />
Die einführend angedeutete zunehmende<br />
Spezialisierung in unserer Versorgungslandschaft<br />
führt zu Rahmenbedingungen,<br />
in denen die junge Assistentin/der junge<br />
Assistent früh schon sehr spezialisiert tätig<br />
sein wird. Eine durchgängige Rotation<br />
in die verschiedenen Chirurgischen Abteilungen<br />
eines Hauses ist meist nicht mehr<br />
möglich. Das gr<strong>und</strong>sätzliche Bewusstsein<br />
<strong>für</strong> die Notwendigkeit einer breiten chirurgischen<br />
Basisausbildung in unserem<br />
Fachgebiet auf verschiedensten Ebenen,<br />
wie Chefärzten, Krankenhaus- <strong>und</strong> Klinikträgern,<br />
aber auch bei den Assistentinnen<br />
<strong>und</strong> Assistenten selbst, scheint nicht mehr<br />
durchgängig vorhanden zu sein.<br />
Die Frage, die es also abschließend zu<br />
klären gilt, wird sein, wie man gerade den<br />
– vielleicht auch spezialisierten – Generalisten<br />
in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
ausbilden möchte. Aktuell besteht<br />
(noch) die Gelegenheit, den FA <strong>für</strong> Allgemeinchirurgie<br />
zu erwerben, im Rahmen<br />
dessen auch bereits Weiterbildungszeit<br />
<strong>für</strong> den FA <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />
„unterzubringen“ <strong>und</strong> damit etwas<br />
zeitversetzt beide Facharztkompetenzen<br />
zu erwerben. Der Unterschied ist dabei die<br />
abschließend doch deutlich breitere Basis,<br />
auf die man aufbauen kann. Eine Entwicklung<br />
hin zu einer Weiterbildungsordnung,<br />
in der der Allgemeinchirurg vielleicht zugunsten<br />
eines FA <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie<br />
nicht mehr abgebildet wird,<br />
wäre, vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Frage nach<br />
einem Ausbildungsweg <strong>für</strong> den Generalisten,<br />
äußerst skeptisch zu sehen. Die<br />
jüngeren Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die die<br />
"richtige" Unfallchirurgie als „Kümmerer<br />
des verunfallten Patienten“ zukünftig abbilden<br />
möchten, werden die Möglichkeiten<br />
zu einer breiten Ausbildung, auf die man<br />
später spezialisiert aufbauen kann, dankend<br />
aufnehmen. Es werden hier gerade<br />
die Chefärzte der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Kliniken sowie aber auch der anderen<br />
chirurgischen Fachgebiete gefordert<br />
sein, interessierten jungen Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen die Zeit, diesen breiteren<br />
Ausbildungsweg zu gehen, einzuräumen.<br />
In Zeiten in denen die Chirurgie sowieso<br />
große Nachwuchssorgen hat, wird es wichtig<br />
sein, denjenigen jungen Kolleginnen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, die eine umfangreiche Ausbildung<br />
erhalten möchten, etwas zu bieten<br />
<strong>und</strong> zu ermöglichen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 103<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
104<br />
Die verunfallten Patienten brauchen beide,<br />
den Generalisten <strong>und</strong> den Spezialisten. Es<br />
wird unsere Aufgabe als junge Assistentinnen<br />
<strong>und</strong> Assistenten sein, die jeweils<br />
eigene Position zu finden. Fakt wird aber<br />
bleiben, dass der verunfallte Patient jeder-<br />
Am 23. Juni 2010 fand eine ganztägige<br />
Veranstaltung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Qualität <strong>und</strong> Sicherheit<br />
(CAQS) der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
(DGCH) in Köln statt zum Thema:<br />
„Wie finde ich den richtigen Arzt – bzw. die<br />
richtige Klinik?“.<br />
Die Motivation zur Wahl dieses Themas<br />
war zum einen, dass immer mehr Anbieter<br />
von Arztsuchmaschinen im Internet oder<br />
als Druckmedien auf dem Markt erscheinen,<br />
<strong>und</strong> zum anderen, dass die Kriterien <strong>für</strong><br />
die Aufnahme eines Arztes oder einer Klinik<br />
in eine solche Liste nicht transparent sind.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
möchte aus chirurgischer Sicht Merkmale<br />
erarbeiten, die den Patienten die Wahl der<br />
richtigen Klinik erleichtern können. Hierzu<br />
wurden Anbieter solcher Systeme, Patientenvertreter<br />
<strong>und</strong> Wissenschaftler eingeladen,<br />
um möglichst umfassende Informationen<br />
zum Thema zu erhalten <strong>und</strong> diese<br />
kritisch zu diskutieren.<br />
Umfrage zur Auswahl<br />
Prof. Dr. Elfriede Bollschweiler berichtete<br />
über die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema,<br />
wie aus Sicht der Chirurgen der Pa tient<br />
die Klinik auswählen sollte. Angeschrieben<br />
wurden alle chirurgischen Kliniken in<br />
Deutschland, geantwortet haben knapp 40<br />
Prozent dieser chirurgischen Abteilungen.<br />
Diese Auswahl war repräsentativ sowohl<br />
bezüglich der Größe, der fachlichen Ausrichtung<br />
als auch bezüglich des Standortes<br />
der Klinik in der B<strong>und</strong>esrepublik. Zwei Drittel<br />
dieser Kliniken können eine Zertifizierung<br />
der Strukturqualität nachweisen <strong>und</strong><br />
andere Abteilungen sind an zertifizierten<br />
Zentren beteiligt. Im Gegensatz dazu steht,<br />
dass nur 35 % dieser Kliniken zumindest in<br />
zeit <strong>und</strong> allerorts einer guten <strong>und</strong> umfassenden<br />
chirurgischen Behandlung bedarf<br />
<strong>und</strong> auf diese Anspruch hat – dies muss<br />
der Anspruch unseres Fachgebietes per se<br />
sein.<br />
einem der zahlreichen Klinikführer genannt<br />
sind. Für beide Maßnahmen – Zertifizierung<br />
einer Klinik bzw. Aufnahme in einen Klinikführer<br />
– müssen die Kliniken recht viel Geld<br />
ausgeben. Auf die Frage, welche Informationsquelle<br />
aus ihrer Sicht <strong>für</strong> den Patienten<br />
die relevantesten Informationen liefert,<br />
nannten die Klinikchefs am häufigsten den<br />
Hausarzt <strong>und</strong> an zweiter Stelle die Selbsthilfegruppen.<br />
Die eingeladenen Vertreter von Ärzteführern<br />
in den Printmedien – FOCUS <strong>für</strong> Zeitschriften,<br />
medführer <strong>für</strong> Klinikführer in<br />
Buchform bzw. Internet <strong>und</strong> AOK-Arztnavigator<br />
als Internetportal, zeigten die Anstrengungen,<br />
die gemacht werden, um <strong>für</strong><br />
den Patienten die Qualität des Arztes bzw.<br />
der Klinik darzustellen.<br />
Identifikation<br />
Dr. Martin Emmert von der Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanagement,<br />
berichtete über eine<br />
Studie, die er zur Frage, ob Arztbewertungsportale<br />
im Internet zur Identifikation guter<br />
Arztpraxen geeignet seien, durchgeführt<br />
hat. Diese Studie war motiviert durch die<br />
persönliche Suche nach einem guten Arzt,<br />
also durch die Unzufriedenheit mit der<br />
bestehenden Situation. Im ambulanten<br />
Bereich gewinnen Arztbewertungsportale<br />
zunehmend an Bedeutung, wie z. B. der<br />
AOK Arzt-Navigator als jüngste Entwicklung<br />
zeigt. Zuerst fiel auf, dass keine Anleitung<br />
existierte, wie diese verschiedenen Internetportale<br />
zu nutzen sind. Bei seiner Recherche<br />
fand E. Emmert aktuell 21 Arztbewertungsportale<br />
<strong>für</strong> Deutschland. Er führte<br />
systematisch Suchanfragen durch, die <strong>für</strong><br />
die verschiedenen Anbieter eine sehr unterschiedliche<br />
Anzahl von gelisteten Ärzten<br />
Dr. med. Gerhard Achatz<br />
Assistenzarzt, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />
Orthopädie, B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus Ulm<br />
Oberer Eselsberg 40, 89081 Ulm<br />
Tel.: 01 75 / 5 65 69 56,, Fax: 07 31 / 17 10 19 08<br />
E-Mail: Dr.Achatz@t-online.de<br />
„Wie finde ich den richtigen Arzt –<br />
die richtige Klinik?“<br />
E. Bollschweiler, S.P. Mönig, A.H. Hölscher<br />
bzw. Kliniken ergab. Die bisher definierten<br />
Qualitätskriterien, die sich vor allem auf Fragen,<br />
wie<br />
■ ■respektvolle<br />
Behandlung durch den Arzt<br />
bzw. das Praxisteam<br />
■ ■Erreichbarkeit<br />
des Arztes <strong>und</strong> der Praxis<br />
oder<br />
■ ■nimmt<br />
der Arzt den Patienten mit seinem<br />
speziellen Ges<strong>und</strong>heitsproblem ernst?<br />
beziehen, waren nur bei wenigen Portalen<br />
berücksichtigt. Die Schlussfolgerung des<br />
Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlers war, dass die<br />
Informationen aus dem Internet immer<br />
wichtiger werden, aber der jetzige Stand<br />
von Kliniksführern <strong>für</strong> den Patienten nicht<br />
transparent genug ist. Die definierten Qualitätskriterien<br />
decken nur einen Teilbereich<br />
<strong>und</strong> werden nur teilweise angegeben.<br />
Krankenhausqualität<br />
Der zweite Teil der Veranstaltung beschäftigte<br />
sich mit den Anforderungen an die<br />
Qualitätskriterien <strong>für</strong> einen Arzt bzw. eine<br />
Klinik aus der Sicht der Patienten. Frau Prof.<br />
Dr. rer.pol. Anke Simon, Studiengangsleiterin<br />
BWL-Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, Duale<br />
Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart,<br />
hat eine empirische Studie durchgeführt<br />
zu der Frage, was Patienten über die<br />
Krankenhausqualität wissen möchten. Die<br />
Ergebnisse, die auch in einem Buch veröffentlicht<br />
sind, zeigen, dass die vorhandenen<br />
Qualitätsdarstellungen von Kliniken<br />
<strong>für</strong> die Patienten nicht die gewünschten<br />
Qualitätsinformationen enthalten. Die Probleme<br />
sind<br />
■ ■entweder<br />
zu viel oder zu wenig Informationen<br />
■ ■zu<br />
oberflächlich oder zu tief dargestellt<br />
■ ■nicht<br />
relevante Parameter<br />
■ ■mangelnde<br />
Lesbarkeit der Daten.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Abb. 1 Vertreter der verschiedenen Fachgesellschaften, die Säulen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie darstellen, diskutieren in Köln auf dem 10. Kurs<br />
der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Qualität <strong>und</strong> Sicherheit (CAQS) über Kriterien zur Darstellung der Qualität von chirurgischen Kliniken (von links<br />
nach rechts: Prof. Dr. C.C. Cedidi (DGPRÄC), Priv.-Doz. Dr. K.Schwerdtfeger (DGNC), Prof. Dr. A.H. Hölscher (Leiter der Diskussion), Prof. Dr. R. Smektala (CAQS)).<br />
Oftmals bestehen Zweifel an Neutralität,<br />
Aussagekraft <strong>und</strong> Zuverlässigkeit der Daten<br />
<strong>und</strong> es fehlt die Ausrichtung auf die<br />
unterschiedlichen Zielgruppen. Aus der<br />
Menge der möglichen Informationen über<br />
die Qualität des Krankenhauses oder des<br />
Arztes haben sich zehn Parameter als besonders<br />
wichtig aus der Sicht der Patienten<br />
darstellen lassen: 1. Fachliche Qualifikation<br />
der Ärzte, 2. Schwerpunkte bzw. Spezialkompetenzen<br />
der Klinik, 3. Fachliche Qualifikation<br />
des Pflegepersonals, 4. Ausstattung<br />
mit medizinisch-technischen Geräten,<br />
5. Sauberkeit <strong>und</strong> Hygiene, 6. Erfolgsrate, 7.<br />
Anzahl der bereits behandelten Patienten<br />
mit meiner Krankheit, 8. Qualitätsbewertung<br />
durch unabhängige Institutionen, 9.<br />
Anzahl bzw. Häufigkeit von Eingriffen bzw.<br />
Behandlungsverfahren, 10. Reputation <strong>und</strong><br />
Qualifikation des Chefarztes. Zusammenfassend<br />
kann man festhalten, dass aus Sicht<br />
der Patienten die Strukturqualität der Klinik<br />
die größte Bedeutung hat, gefolgt von der<br />
Ergebnisqualität.<br />
Auch die Vertreter der Selbsthilfegruppen<br />
haben eine Liste von Qualitätsanforderungen<br />
<strong>für</strong> ihre Mitglieder erarbeitet, die<br />
einen Leitfaden <strong>für</strong> die Bewertung darstellen<br />
soll. Das Resümee aus der Sicht der<br />
Selbsthilfegruppen ist, dass bei der Suche<br />
nach einer guten, passenden Klinik dem<br />
Patienten möglichst breit <strong>und</strong> differenziert<br />
Informationen zur Verfügung stehen sollen,<br />
um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.<br />
Wichtige Unterstützung <strong>für</strong> die Entscheidung<br />
sind dabei die Familie, Fre<strong>und</strong>e,<br />
der Hausarzt, die Klinik, die Krankenkasse,<br />
Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> unabhängige Pati-<br />
entenberatungen. Das Internet hat z.Z. eher<br />
eine ergänzende Funktion.<br />
Der Leiter des Aktionsbündnisses Patientensicherheit<br />
Prof. Dr. Matthias Schrappe stellt<br />
die Ziele dieses von der B<strong>und</strong>esregierung<br />
geförderten Instituts dar <strong>und</strong> unterstreicht<br />
die Wichtigkeit der hier diskutierten Fragestellung.<br />
Darstellung der Qualität<br />
Im dritten Teil der Veranstaltung haben<br />
im Rahmen einer Podiumsdiskussion die<br />
Vertreter der verschiedenen chirurgischen<br />
Fachgesellschaften, die unter dem Dach<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
vereint sind, Kriterien erarbeitet, die <strong>für</strong><br />
die Darstellung der Qualität einer Chirurgischen<br />
Klinik <strong>für</strong> den Patienten relevant<br />
sein können (� Abb. 1). Es zeigt sich zum<br />
einen, dass die Anforderungen in den einzelnen<br />
Fachgebieten sehr unterschiedlich<br />
sein können, zum anderen ist man sich aber<br />
einig, dass es Qualitätskriterien gibt, die<br />
<strong>für</strong> alle chirurgischen Fachgebiete gleich<br />
relevant sind. Ein Beispiel <strong>für</strong> besondere<br />
Qualitätskriterien <strong>für</strong> eine Chirurgische Klinik<br />
erläutert P. Göbel (Halle) anhand einer<br />
Checkliste, die die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Kinderchirurgie (DGKCH) als Mindestanforderung<br />
<strong>für</strong> die Qualität von Kinderkliniken<br />
erstellt hat. Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong><br />
sehr spezielle Anforderungen an die Qualität<br />
einer Klinik <strong>und</strong> der dort praktizierten<br />
ärztlichen Behandlung ist die Plastische<br />
Chirurgie. C.C. Cedidi (Bremen) als Vertreter<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> plastische,<br />
rekonstruktive <strong>und</strong> ästhetische Chirurgie<br />
(DGPRÄC) stellt aber auch heraus, dass die<br />
<strong>für</strong> alle chirurgischen Fächer gemeinsam<br />
geltenden Kriterien auch <strong>für</strong> das eigene<br />
Fachgebiet die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die Qualitätsbeurteilung<br />
sind.<br />
Auf der Basis der von J.O. Jost (Bielefeld) als<br />
Vertreter der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie (DGAV)<br />
vorgestellten Indikatoren <strong>für</strong> gute Struktur-,<br />
Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität wurden Merkmale<br />
diskutiert, die möglichst <strong>für</strong> alle chirurgischen<br />
Fächer gelten, zur Zeit auch darstellbar<br />
sind <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Patienten hilfreich sein<br />
können. R. Smektala (Bochum) zeigte anhand<br />
von Beispielen aus der Unfallchirurgie<br />
bzw. Orthopädie auf, dass die Strukturqualität<br />
<strong>und</strong> teilweise auch die Prozessqualität<br />
sehr gut abgebildet werden können, während<br />
bisher nur wenige brauchbare Daten<br />
<strong>für</strong> die Ergebnisqualität existieren.<br />
Die Ergebnisse dieser Diskussion, die von A. H.<br />
Hölscher (Köln) geleitet wurde, werden demnächst<br />
in Form einer gemeinsamen Checkliste<br />
veröffentlicht werden. Damit gehen die<br />
Chirurgen auf den immer größer werdenden<br />
Informationsbedarf der Pa tienten über die<br />
Qualität einer Klinik bzw. des Arztes ein. Da<br />
das Internet eine zunehmende Bedeutung<br />
als Informationsquelle hat, sind Bewertungskriterien<br />
<strong>für</strong> die dargestellten Inhalte wichtig.<br />
Prof. Dr. Elfriede Bollschweiler<br />
Klinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Allgemein-, Viszeral- <strong>und</strong><br />
Tumorchirurgie<br />
der Universität zu Köln<br />
Kerpener Str. 62<br />
50937 Köln<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 105<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
106<br />
Ein Arzt darf, was er kann –<br />
auch außerhalb seines Fachgebiets<br />
B<strong>und</strong>esverfassungsgericht öffnet die fachärztlichen Gebietsgrenzen<br />
A. Wienke<br />
Der jetzt im Wortlaut bekannt gewordene<br />
Kammerbeschluss des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
vom 01.02.<strong>2011</strong> – 1 BvR 2383/10<br />
– wird den Inhalt <strong>und</strong> den Umfang der<br />
ärztlichen Berufsausübung zukünftig<br />
maßgeblich verändern. Einige Kommentare<br />
sprechen gar von einer Revolution des<br />
ärztlichen Weiterbildungsrechts. In einer<br />
berufsrechtlichen Entscheidung stellt das<br />
B<strong>und</strong>esverfassungsgericht fest, dass Fachärzte<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich auch außerhalb ihrer<br />
durch die jeweiligen Weiterbildungsordnungen<br />
beschriebenen Fachgebietsgrenzen<br />
tätig sein dürfen. Entscheidender Qualifikationsnachweis<br />
<strong>für</strong> die Frage, in welchem<br />
Umfang <strong>und</strong> Inhalt Ärzte tätig sein dürften,<br />
sei allein die ärztliche bzw. zahnärztliche<br />
Approbation.<br />
In dem vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
entschiedenen Fall ging es um einen Facharzt<br />
<strong>für</strong> MKG-Chirurgie, der neben seiner<br />
als MKG-Chirurg ausgeübten Tätigkeit in<br />
eigener Praxis auch in geringerem Umfang<br />
Schönheitsoperationen durchführte,<br />
z. B. Brustoperationen sowie Bauch- <strong>und</strong><br />
Oberarmstraffungen. Die Ärztekammer<br />
Hamburg sowie das Hamburgische Berufsgericht<br />
<strong>und</strong> der Hamburgische Berufsgerichtshof<br />
<strong>für</strong> Heilberufe sahen in der<br />
Durchführung von Schönheitsoperationen<br />
durch den MKG-Chirurgen einen berufsrechtlichen<br />
Verstoß wegen „Fachfremdheit“<br />
der Leistungen, da solche Leistungen dem<br />
Facharztgebiet der ästhetisch-plastischen<br />
Chirurgie zuzuordnen seien. Das Vertrauen<br />
der Patienten in die angezeigte fachärztliche<br />
Qualifikation werde getäuscht, wenn<br />
ein Facharzt <strong>für</strong> MKG-Chirurgie Schönheitsoperationen<br />
systematisch anbiete <strong>und</strong> hier<strong>für</strong><br />
gezielt werbe.<br />
Erfolgreiche Verfassungsbeschwerde<br />
Die gegen diese berufsgerichtlichen Entscheidungen<br />
gerichtete Verfassungsbeschwerde<br />
war nun erfolgreich. In seinem<br />
Beschluss vom 01.02.<strong>2011</strong> hebt das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
zunächst hervor,<br />
dass gesetzliche Vorgaben zur Berufsausübung<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zulässig seien, wenn<br />
sie durch hinreichende Gründe des Gemein-<br />
wohls gerechtfertigt würden, das gewählte<br />
Mittel zur Erreichung des verfolgten Zwecks<br />
geeignet <strong>und</strong> auch erforderlich sei <strong>und</strong><br />
wenn bei einer Gesamtabwägung zwischen<br />
der Schwere des Eingriffs <strong>und</strong> dem Gewicht<br />
der ihn rechtfertigenden Gründe die Grenze<br />
des Zumutbaren noch gewahrt sei. Insoweit<br />
habe das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht in seinem<br />
Facharztbeschluss aus dem Jahre 1974<br />
bereits entschieden, dass das Verbot der Betätigung<br />
außerhalb des Fachgebietes, da es<br />
die Berufstätigkeit des Arztes empfindlich<br />
einschränke, den verfassungsrechtlichen<br />
Anforderungen der Berufsausübungsfreiheit<br />
des Artikel 12 Abs. 1 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />
nur gerecht werde, wenn es lediglich als<br />
allgemeine Richtlinie, die Ausnahmen vorsieht,<br />
gelte, <strong>und</strong> keine zu enge Auslegung<br />
stattfinde.<br />
Gebietsbeschränkung zielt nicht auf<br />
Vertrauen des Patienten<br />
Das in den Berufsordnungen <strong>und</strong> den Heilberufe-<br />
<strong>und</strong> Kammergesetzen der Länder<br />
niedergelegte Gebot, gr<strong>und</strong>sätzlich nur<br />
in dem Gebiet tätig zu sein, dessen Gebietsbezeichnung<br />
man führt, verfolge in<br />
erster Linie den Zweck, die besonderen<br />
Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten eines Facharztes<br />
auf seinem Gebiet zu erhalten. Der<br />
Gesetzgeber verfolge dies mit dem Ziel,<br />
die Qualität der fachärztlichen Tätigkeit zu<br />
sichern, zudem einen Gemeinwohlbelang<br />
von hinreichendem Gewicht, welcher Einschränkungen<br />
der Berufsausübung rechtfertigen<br />
könne. Demgegenüber solle das<br />
Gebot der Gebietsbeschränkung jedoch<br />
nicht das besondere Vertrauen der Patienten<br />
schützen. Insbesondere sei aus Sicht<br />
der Patienten nicht zu be<strong>für</strong>chten, dass sie<br />
bei einer Tätigkeit außerhalb der geregelten<br />
Fachgrenzen über die Qualifikationen<br />
des jeweiligen Arztes getäuscht würden.<br />
Es sei nämlich nicht einzusehen, warum<br />
der durchschnittlich gebildete Patient annehmen<br />
sollte, ein MKG-Chirurg – also ein<br />
Arzt, dessen fach-ärztliche Qualifikation<br />
sich auf den Bereich des Kopfes beziehe –<br />
habe eine besondere Eignung <strong>für</strong> Operationen<br />
im Bereich des Bauch-, Oberkörper-<br />
<strong>und</strong> Armbereiches.<br />
Der mit der berufsrechtlichen Regelung<br />
verfolgte Zweck der Beschränkung auf das<br />
Fachgebiet, nämlich die Qualität der fachärztlichen<br />
Tätigkeit zu sichern, werde nicht<br />
dadurch verschlechtert oder gefährdet, dass<br />
ein auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisierter<br />
Arzt daneben auch fachfremde<br />
Tätigkeiten ausübe, die im Vergleich zur<br />
spezialisierten Tätigkeit einen nur geringen<br />
Umfang ausmachten. Vielmehr sei davon<br />
auszugehen, dass die mit den berufsrechtlichen<br />
Regelungen bezweckte Schulung der<br />
das jeweilige Facharztgebiet betreffenden<br />
Fähigkeiten bereits dadurch erreicht werde,<br />
dass die fachärztliche Tätigkeit den deutlich<br />
überwiegenden Umfang der Gesamttätigkeit<br />
ausmache. Würde dies anderes gesehen,<br />
müsste die Beschränkung ausnahmslos<br />
gelten. In diesem Fall ergäben sich Wertungswidersprüche<br />
im Verhältnis zu Ärzten<br />
mit mehreren oder ohne Facharztbezeichnungen<br />
oder Medizinern, die nur in Teilzeit<br />
tätig seien.<br />
Approbation stellt Qualität ärztlicher<br />
Leistung sicher<br />
Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht hebt ferner<br />
hervor, dass insbesondere der Patientenschutz<br />
es nicht erfordere, einem bestimmten<br />
Fachgebiet zugeordnete Behandlungen<br />
nur durch Ärzte dieses Fachgebiets<br />
durchführen zu lassen. Die Qualität ärztlicher<br />
Tätigkeit werde nämlich durch die Approbation<br />
nach den Vorschriften der B<strong>und</strong>esärzteordnung<br />
sichergestellt. Zwar habe<br />
ein Arzt in jedem Einzelfall zu prüfen, ob er<br />
auf Gr<strong>und</strong> seiner Fähigkeiten <strong>und</strong> der sonstigen<br />
Umstände – wie etwa der Praxisausstattung<br />
– in der Lage sei, seinen Pa tienten<br />
nach den Regeln der ärztlichen Kunst zu behandeln.<br />
Vorbehaltlich dieser Prüfung sei er<br />
aber, unabhängig vom Vorhandensein von<br />
Spezialisierungen, berechtigt, Patienten auf<br />
allen Gebieten, die von seiner Approbation<br />
umfasst seien, zu behandeln. Eine generelle<br />
Verpflichtung, Patienten mit Erkrankungen<br />
auf einem bestimmten Gebiet an einen<br />
<strong>für</strong> dieses Gebiet zuständigen Facharzt zu<br />
verweisen, sei hiermit nicht vereinbar. Eine<br />
solche Verpflichtung würde bei Ärzten ohne<br />
Facharzttitel dazu führen, dass diese prak-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
tisch gar nicht mehr ärztlichen tätig sein<br />
könnten, weil die fachärztlichen Bereiche<br />
das Spektrum ärztlicher Tätigkeit weitgehend<br />
abdeckten.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu bedenken,<br />
dass die besonderen Zulassungsvoraussetzungen<br />
zur Tätigkeit als Vertragsarzt im<br />
Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) bei der privatärztlichen Tätigkeit<br />
nicht vorliegen müssen. Die Ausführungen<br />
des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts beziehen<br />
sich demnach ausschließlich auf die Tätigkeit<br />
außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung.<br />
Die besonderen Regelungen des<br />
Vertragsarztrechts, insbesondere die Regelungen<br />
über die fachspezifische Zulassung<br />
von Fachärzten nach der Ärzte-Zulassungsverordnung,<br />
sehen weitere spezifische Zuordnungsregelungen<br />
vor, welche <strong>für</strong> den<br />
Bereich der GKV verfassungsrechtlich nicht<br />
zu beanstanden sind. Diese Reglementierungen<br />
beziehen sich aber allein auf den<br />
Bereich der Versorgung gesetzlich krankenversicherter<br />
Patienten als Vertragsarzt. Außerhalb<br />
dieses reglementierten Bereichs,<br />
also im Rahmen der privatärztlichen Versorgung,<br />
gelten diese Grenzen nicht.<br />
Konsequenzen im privatärztlichen<br />
Bereich<br />
Die Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
wird die bisher geltenden <strong>und</strong> von<br />
den Ärztekammern als Berufsausübungsregelungen<br />
anerkannten Abgrenzungen der<br />
Fachgebiete jedenfalls im privatärztlichen<br />
Bereich zukünftig erheblich verändern.<br />
Nach der Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfas-<br />
sungsgerichts ist es im privatärztlichen<br />
Bereich den Fachärzten eines bestimmten<br />
Fachgebietes zukünftig möglich, fachfremde<br />
Tätigkeiten auszuüben, solange<br />
jedenfalls gewährleistet ist, dass die fachgebietsbezogene<br />
Tätigkeit gegenüber der<br />
fachfremden Tätigkeit überwiegt. In dem<br />
vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht zu entscheidenden<br />
Fall betrug der Anteil der fachfremden<br />
Tätigkeit etwa 5 %. Wie weit der Anteil<br />
fachfremder Tätigkeiten nach der Entscheidung<br />
des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
generell ausgeweitet werden kann, ist bisher<br />
nicht entschieden. Nach den systematischen<br />
Ausführungen des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
kann man jedoch davon ausgehen,<br />
dass allein die ärztliche Approbation<br />
das entscheidende Qualifikationsmerkmal<br />
<strong>für</strong> die Ausübung ärztlicher Tätigkeit ist <strong>und</strong><br />
eine zusätzliche fachärztliche Qualifikation<br />
durch den Erwerb eines Facharzttitels eine<br />
Tätigkeit außerhalb dieses Fachgebietes<br />
nicht ausschließt. Auch die systematische<br />
Tätigkeit in einem Fachbereich außerhalb<br />
der geführten Gebietsbezeichnung ist daher<br />
zukünftig zulässig.<br />
Nach der Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
ist abzuwarten, ob die Ärztekammern<br />
<strong>und</strong> die Landesgesetzgeber mit<br />
einer Anpassung der Berufsordnungen bzw.<br />
der Heilberufe- bzw. Kammergesetze gegebenenfalls<br />
neue restriktivere Vorgaben bezüglich<br />
der ärztlichen Berufsausübung auch<br />
<strong>für</strong> den privatärztlichen Bereich entwickeln<br />
werden. Allerdings sind die Anforderungen<br />
hier<strong>für</strong>, gemessen an dem individuellen<br />
Gr<strong>und</strong>recht der Berufsausübungsfreiheit,<br />
hoch, da das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
zum Umfang <strong>und</strong> Inhalt der ärztlichen Tä-<br />
tigkeit allein auf den Erwerb der ärztlichen<br />
Approbation abstellt. Auch Ärzte ohne<br />
Fachgebietsbezeichnung müssen in der<br />
gesamten Breite der ärztlichen Berufsausübung<br />
tätig sein können. Die in den Weiterbildungsordnungen<br />
niedergelegten Abgrenzungen<br />
der Fachgebiete werden damit<br />
zukünftig erheblich weniger Gewicht <strong>für</strong> die<br />
ärztliche Berufsausübung haben. Mit seiner<br />
Entscheidung hat das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />
die bisher anerkannten <strong>und</strong> beabsichtigten<br />
Regelungsmechanismen des<br />
Weiterbildungsrechts erheblich relativiert.<br />
Abschließend sei bemerkt, dass der Beschluss<br />
des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />
auch Auswirkungen auf die Abrechnung<br />
privatärztlicher (fachfremder) Leistungen<br />
hat. Zwar ist auch die Gebührenordnung <strong>für</strong><br />
Ärzte (GOÄ) nach Fachgebieten gegliedert;<br />
daraus ergibt sich aber bereits nach bisherigem<br />
Verständnis keine Beschränkung<br />
<strong>für</strong> Ärzte, auch Leistungen eines anderen<br />
Fachgebietes aus einem anderen Kapitel<br />
der GOÄ abzurechnen. Insoweit dürfte auch<br />
die (systematische) Abrechnung bisher<br />
als fachfremd angenommener Leistungen<br />
durch Fachärzte bestimmter Fachgebiete<br />
zukünftig zulässig sein.<br />
Köln, den 14.03.<strong>2011</strong><br />
Rechtsanwalt Dr. A. Wienke<br />
Fachanwalt <strong>für</strong> Medizinrecht,<br />
Wienke & Becker – Köln<br />
Sachsenring 6<br />
50677 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 3 76 53 10<br />
Fax: 02 21 / 3 76 53 12<br />
E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 107<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
108<br />
Kooperationen mit Krankenhäusern:<br />
Im Dschungel der Rechtsprechung<br />
A. Wienke, A. Mündnich<br />
Niedergelassene Ärzte suchen zunehmend<br />
Kooperationsmöglichkeiten mit stationären<br />
Einrichtungen, um sich ein weiteres Standbein<br />
aufzubauen. Gleichzeitig folgen sie<br />
damit dem anhaltenden ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />
Ruf nach einer stärkeren Verzahnung<br />
der ärztlichen Leistungsbereiche. Dabei<br />
bieten sich zahlreiche Varianten der Kooperation<br />
an. Dies beginnt bei einer Tätigkeit<br />
als Konsiliararzt, Honorararzt oder Belegarzt<br />
<strong>und</strong> geht bis zu einer (Teil-) Anstellung am<br />
Krankenhaus. Welche Tätigkeiten bei welcher<br />
Art der Kooperation zulässig sind, wird<br />
derzeit insbesondere im Zusammenhang<br />
mit der Leistungserbringung durch Honorarärzte<br />
bzw. Konsiliarärzte unter allen Beteiligten<br />
viel diskutiert; auch in der Rechtsprechung<br />
ist derzeit noch keine einheitliche<br />
Linie erkennbar:<br />
So hat das Sozialgericht Kassel in drei Parallelentscheidungen<br />
mit Urteilen vom 24.11.2010<br />
– S 12 KR 103/10 <strong>und</strong> 166/10 <strong>und</strong> 167/10 –<br />
festgestellt, dass ein Krankenhaus operative<br />
Eingriffe nur durch eigene, angestellte <strong>und</strong><br />
nicht durch freiberuflich tätige Honorarärzte<br />
erbringen dürfe. Das Sozialgericht Kassel beruft<br />
sich in seinen Entscheidungen ausdrücklich<br />
auf das Urteil des Landessozialgerichts<br />
Sachsen vom 30.04.2008 – L 1 KR 102/07 –,<br />
welches die Diskussion in Gang gesetzt hatte.<br />
Die Vorschrift des § 2 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 des<br />
Krankenhausentgeltgesetzes (KHEntgG),<br />
nach der auch vom Krankenhaus veranlasste<br />
Leistungen Dritter als Krankenhausleistungen<br />
gelten, betreffe lediglich Leistungen<br />
mit ergänzender <strong>und</strong> unterstützender Funktion.<br />
Vorliegend sei von dem niedergelassenen<br />
Vertragsarzt die Hauptleistung (Operation)<br />
erbracht worden. Diese müsse jedoch von<br />
einem im Krankenhaus angestellten Arzt erbracht<br />
werden, ansonsten entfiele der Vergütungsanspruch<br />
des Krankenhauses, da dies<br />
nicht mehr als Krankenhauskomplexleistung<br />
gewertet werden könne.<br />
Ähnlich wie das Sozialgericht Kassel hat<br />
auch die 12. Kammer des Sozialgerichts<br />
Fulda im Urteil vom 24.11.2010 – S 12 KR<br />
168/10 – die Möglichkeit der Abrechnung<br />
vollstationär erbrachter Krankenhausleistungen<br />
durch das Krankenhaus verneint,<br />
wenn die Operation durch einen niedergelassenen<br />
Vertragsarzt erbracht wird. Anders<br />
hatte zuvor die 4. Kammer des Sozialge-<br />
richts Fulda entschieden, die in ihrer Entscheidung<br />
vom 19.01.2010 – S 4 KR 495/06<br />
– die Zulässigkeit sogenannter Honorarärzte<br />
bzw. Konsiliarärzte im Krankenhaus<br />
bestätigt hatte.<br />
Im Zusammenhang mit krankenhausplanungsrechtlichen<br />
Fragestellungen haben<br />
das Verwaltungsgericht Frankfurt a.M. mit<br />
Urteil vom 09.02.2010 – 5 K 1985/08.S – <strong>und</strong><br />
das Verwaltungsgericht Hannover im Urteil<br />
vom 22.07.2010 – 7 A 3146/08 – die Auffassung<br />
vertreten, dass Leistungen von freiberuflich<br />
tätigen niedergelassenen Ärzten<br />
im Krankenhaus als allgemeine Krankenhausleistungen<br />
abrechenbar seien, da diese<br />
im Krankenhausbudget zu berücksichtigen<br />
seien. Jedenfalls verbiete die Vorschrift des<br />
§ 2 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 KHEntgG die Berücksichtigung<br />
derartiger Leistungen nicht.<br />
Erst kürzlich ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />
Diskussionen um Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit Krankenhäusern zudem eine<br />
Entscheidung des Sozialgerichts Dortm<strong>und</strong><br />
vom 12.01.2006 – S 10 RJ 307/03 – bekannt<br />
geworden. Diese beschäftigte sich mit<br />
der Frage der Scheinselbständigkeit eines<br />
Facharztes, der <strong>für</strong> Aufnahme- <strong>und</strong> Entlassungsuntersuchungen<br />
Honorarzahlungen<br />
auf St<strong>und</strong>enbasis von einem Krankenhaus<br />
erhielt. Das Sozialgericht Dortm<strong>und</strong> vertrat<br />
die Auffassung, dass ein sozialversicherungspflichtiges<br />
Anstellungsverhältnis des<br />
Facharztes vorliege, da dieser örtlich <strong>und</strong><br />
zeitlich in die Organisation der Klinik eingeb<strong>und</strong>en<br />
sei. Zudem sei er nicht dem Risiko<br />
ausgesetzt gewesen, dass er seine Arbeitskraft<br />
vergeblich einsetze, da er im Falle des<br />
Ausbleibens von Patienten seine St<strong>und</strong>en<br />
trotzdem vergütet erhielt.<br />
Diese sehr unterschiedlichen gerichtlichen<br />
Entscheidungen aus jüngster Zeit machen<br />
deutlich, dass die freiberufliche Tätigkeit<br />
von niedergelassenen Ärzten am Krankenhaus<br />
derzeit mit zahlreichen Unwägbarkeiten<br />
<strong>und</strong> Risiken verb<strong>und</strong>en ist. Daher<br />
kann bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung<br />
zu diesen Fragestellungen eine<br />
Tätigkeit am Krankenhaus als Honorararzt<br />
nicht empfohlen werden.<br />
Diese Bewertungen beziehen sich ausdrücklich<br />
nicht auf gesetzlich anerkannte<br />
<strong>und</strong> etablierte Formen der ärztlichen Berufsausübung;<br />
insbesondere ist die belegärztliche<br />
Tätigkeit niedergelassener Ärzte<br />
an Kliniken spezifisch in § 121 SGB V <strong>und</strong><br />
untergesetzlichen Regelungen vorgesehen,<br />
so dass rechtliche Zweifel an dieser Tätigkeit<br />
nicht bestehen.<br />
Für niedergelassene Ärzte besteht jedoch<br />
abgesehen von den gesetzlich ausdrücklich<br />
vorgesehenen kooperativen Tätigkeiten die<br />
Möglichkeit, sich neben der vertragsärztlichen<br />
Tätigkeit bei einem Krankenhaus in<br />
Teilzeit anstellen zu lassen. Mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />
wurde in<br />
§ 20 Abs. 2 Ärzte-Zulassungsverordnung die<br />
Regelung aufgenommen, dass die Tätigkeit<br />
in oder die Zusammenarbeit mit einem zugelassenen<br />
Krankenhaus mit der Tätigkeit<br />
eines Vertragsarztes vereinbar ist. Die Tätigkeit<br />
in einem sozialversicherungspflichtigen<br />
Anstellungsverhältnis neben der freiberuflich<br />
ausgeübten Praxisarbeit ist daher ebenfalls<br />
ausdrücklich vom Gesetzgeber gebilligt.<br />
Zu beachten sind dabei allein die zeitlichen<br />
Vorgaben des B<strong>und</strong>essozialgerichts (BSG).<br />
Das BSG hat in einer Entscheidung vom<br />
30.01.2002 – B 6 KA 20/01 R – bereits darauf<br />
hingewiesen, dass eine anderweitige Beschäftigung<br />
neben der Tätigkeit als Vertragsarzt<br />
bei einer Vollzulassung auf einen zeitlichen<br />
Umfang von 13 St<strong>und</strong>en pro Woche<br />
beschränkt sein müsse, damit der Vertragsarzt<br />
<strong>für</strong> die Versorgung der Versicherten in<br />
erforderlichem Umfang zur Verfügung stehe.<br />
In Fortführung dieser Rechtsprechung hat<br />
das BSG mit einem aktuellen Urteil nunmehr<br />
auch über die Frage entschieden, in welchem<br />
Umfang eine Nebentätigkeit neben einer<br />
halben Zulassung im Sinne des § 19 a Ärzte-<br />
Zulassungsverordnung zulässig sei. Das BSG<br />
stellte mit Urteil vom 13.10.2010 klar, dass<br />
eine Tätigkeit neben einem halben Versorgungsauftrag<br />
in einem Umfang von 26 Wochenst<strong>und</strong>en<br />
zulässig sei.<br />
Rechtsanwalt Dr. A. Wienke<br />
Fachanwalt <strong>für</strong> Medizinrecht<br />
Rechtsanwältin A. Mündnich<br />
LL. M. Medizinrecht<br />
Wienke & Becker – Köln<br />
Sachsenring 6, 50677 Köln<br />
Tel.: 02 21 / 3 76 53 10, Fax: 02 21 / 3 76 53 12<br />
E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Wetten, dass es besser geht!<br />
Überlegungen zum „ThomasGottschalk Effekt“ in der Kongressmedizin<br />
C. F. Vahl<br />
„Das Üble daran ist, dass zu viele Arbeiten,<br />
besonders die Vorträge <strong>und</strong> Vorstellungen<br />
auf dem Chirurgenkongress wesentlich auf<br />
die Glorifikation nicht mehr der Sache, sondern<br />
der einzelnen Operateure hinauskommen.<br />
Das ist ein enormer Rückschritt.“<br />
An dieses über 130 Jahre alte Zitat Theodor<br />
Billroths wird man häufig erinnert,<br />
wenn heute innovative Verfahren <strong>und</strong> neue<br />
technische Entwicklungen auf Kongressen<br />
vorgestellt werden. So hat Herr Prof. Vahl<br />
mit seinen Überlegungen zum Thomas-<br />
Gottaschalk-Effekt in unserer Kongressmedizin<br />
ein wichtiges Thema aufgegriffen.<br />
Einmal geht es um die kritische Auseinandersetzung<br />
mit einer defizitär entwickelten<br />
Selbstkritik bei der Innovationsentwicklung<br />
<strong>und</strong> dem Innovationstransfer (um es möglichst<br />
neutral zu definieren) <strong>und</strong> um mögliche<br />
Sanktionsverfahren durch die Fachgesellschaften<br />
bei inakzeptablem Fehlverhalten.<br />
Zum anderen ist es auch ein wichtiger<br />
Beitrag in der aktuellen Diskussion über<br />
eine frühe Nutzenbewertung nicht nur bei<br />
medikamentösen Innovationen (wie im Arzneimittelneuordnungsgesetz<br />
AMNOG vorgegeben),<br />
sondern auch bei nichtmedikamentösen<br />
Interventionen. Außerdem wird<br />
sehr plastisch das Problem der Interessenskonflikte<br />
geschildert, wie sie sich in der<br />
Zusammenarbeit von Industrie <strong>und</strong> Ärzten<br />
ergeben.<br />
Dieser Beitrag eines Herzchirurgen mit<br />
seinen Gedanken zum Kongressgeschehen<br />
seines Fachgebietes, fraglos repräsentativ<br />
<strong>für</strong> alle operativen Fächer (<strong>und</strong> nicht nur<br />
<strong>für</strong> diese), sollte wichtige Denkanstösse geben<br />
<strong>und</strong> zur Diskussion unter allen chirurgischen<br />
Fachgesellschaften anregen.<br />
H. Bauer<br />
Bereits 1944 waren Max Horkheimer <strong>und</strong><br />
Theodor W. Adorno davon überzeugt, dass<br />
das kulturelle Leben, das sich vor ihren Augen<br />
in den USA abspielte, nichts anderes<br />
war, als raffiniert angelegter Massenbetrug,<br />
der seinen Betrugscharakter gerade dadurch<br />
erhielt, dass er mit aufklärerischem<br />
Anspruch <strong>und</strong> kritischem Pathos auftrat.<br />
Sie fassten ihre soziologische Analyse unter<br />
einem programmatischen Titel zusammen:<br />
„Kulturindustrie: Aufklärung als Massenbetrug“.<br />
Und ohne dass ich jetzt die Parallelen<br />
von archetypischen Repräsentanten der<br />
„Kulturindustrie“ wie Thomas Gottschalk<br />
<strong>und</strong> den damit assoziierten Zuschauerquoten<br />
<strong>und</strong> der in eine Art „Wissenschaftsindustrie“<br />
eingeb<strong>und</strong>enen Teilnehmer<br />
medizinischer Kongressveranstaltungen<br />
überstrapazieren möchte, so gibt der tragische<br />
Unfall eines jungen Mannes in einer<br />
live-Fernseh-Show von Thomas Gottschalk<br />
(Wetten dass …) doch Anlass zu Überlegungen.<br />
Es lässt sich ja kaum bestreiten,<br />
dass die Art, in der sich Medizin <strong>und</strong> Industrie<br />
innerhalb der zurückliegenden 15 Jahre<br />
auf Kongressen <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit<br />
darstellten mehr als nur lockere Assoziationen<br />
zu den modernen medialen Formaten<br />
wie „Wetten dass“, „Schlag den Raab“ weckt.<br />
Vielleicht ist nicht nur <strong>für</strong> Wetten die Quote<br />
entscheidend. Vielleicht sind nicht nur die<br />
großen Fernseh-Show-Veranstaltungen,<br />
sondern Teilbereiche der medial attraktiven<br />
Medizin bereits zu einem Bestandteil der<br />
von Horkheimer <strong>und</strong> Adorno charakterisierten<br />
Kulturindustrie geworden <strong>und</strong> beginnen<br />
sich den entsprechenden Regeln zu unterwerfen<br />
oder sie sind – durch merkantile<br />
Anreize gelockt – zumindest bereits bereitwillig<br />
unterwegs in dieser Richtung.<br />
Ich war nicht bei Thomas Gottschalk. Aber<br />
ich war auf einem kardiovaskulär ausgerichtetem<br />
Kongress in Lissabon Zeuge<br />
einer industriegesponserten „High-Tech“-<br />
Übertragung einer "life-Intervention" im<br />
Kongresszentrum Lissabon, September<br />
2008. Eine endovaskulär zu implantierende<br />
Aortenklappe wird aus einem europäischen<br />
Herzzentrum <strong>für</strong> die Teilnehmer der<br />
Kongressveranstaltung zum Greifen nah<br />
übertragen. Bei technisch perfekten Übertragungsbedingungen<br />
werden die 500 Kongressteilnehmer<br />
zu Zeugen, wie Professoren<br />
eine zum damaligen Zeitpunkt vielerorts<br />
als innovativ empf<strong>und</strong>ene Prozedur durchführen.<br />
Dieses Innovationsgefühl wird dadurch<br />
unterhalten <strong>und</strong> gespeist, dass diese<br />
Eingriffe gerne bei Kongressen von Herzchirurgen<br />
<strong>und</strong> Kardiologen „life“ übertragen<br />
werden, zumindest so lange, wie sie in der<br />
Praxis noch als umstritten gelten: man erkennt<br />
die Klappe – noch nicht entfaltet –<br />
in Aortenklappenposition gebracht. Dann<br />
der Schwenk der Kamera zum hämodynamischen<br />
Monitor: arterieller systolischer<br />
Blutdruck: 20 mmHg. Schwenk der Kamera<br />
zurück zum Interventions-Team, das – man<br />
ist ja öffentlich – die Ruhe bewahrt <strong>und</strong><br />
ostentativen Gleichmut, also Tatenlosig-<br />
keit zeigt. Allzu deutlich hört man das Atmen<br />
der Chirurgen. Erneuter Schwenk der<br />
Kamera zum Monitor <strong>und</strong> es wird klar: es<br />
liegt doch kein Messfehler vor, sondern, ein<br />
wirkliches methodenassoziiertes Problem:<br />
Blutdruck nicht messbar, keinerlei kardiale<br />
Auswurfleistung vorhanden. Und dann<br />
schließlich doch: die Wissenschaftler beginnen<br />
mit der öffentlich übertragenen Reanimation<br />
mit Herz-Druck-Massage: unter den<br />
Augen der Kongressteilnehmer. Chaos vor<br />
aller Augen: Schwenk der Kamera in den benachbarten<br />
Saal.<br />
So auch bei Thomas Gottschalk. Der junge<br />
Mann wusste, worauf er sich einließ. Die<br />
Öffentlichkeit verhieß Sicherheit <strong>und</strong> Kontrolle<br />
bei einer artistisch aufwendigen <strong>und</strong><br />
gefährlichen Wette. Schließlich bleibt der<br />
junge Mann nach dem Sprung über ein<br />
Auto auf dem Boden regungslos liegen.<br />
Noch die Frage des Showmasters, ob es<br />
wehgetan habe. Dann aber das Erkennen<br />
der Lage: Kamaraschwenk, Planen um den<br />
Gestürzten herum zur Ermöglichung eines<br />
Minimums an Privatheit, im Fernsehen zeitgleich<br />
Abspielen alter Sendungen, später<br />
der Abbruch der life-Übertragung.<br />
Über das Medium Fernsehen hinausgehend<br />
erfolgte eine insgesamt überaus konstruktive<br />
<strong>und</strong> sachliche Verarbeitung dieses Ereignisses:<br />
im Fernsehen selbst, im Radio<br />
<strong>und</strong> auch in den „print“-Medien. Eine Vielzahl<br />
von Kommentaren, die zeigten, dass<br />
sich die Medien mit ihrer eigenen Medienkultur<br />
<strong>und</strong> den sich daraus ergebenden Gesetzen<br />
<strong>und</strong> Katastrophen kritisch auseinandersetzten.<br />
Die Diskussion zog benachbarte<br />
Bereiche ein wie den Hoch-Leistungssport<br />
als typische mediale Inszenierung: wie viele<br />
unbekannt bleibende Verletzte, Behinderte<br />
<strong>und</strong> Resignierte produziert das mediale<br />
Ereignis Leistungssport auf dem Weg der<br />
Selektion der Sportler <strong>und</strong> im Wettkampf<br />
selbst?<br />
Zu den Ereignissen in Lissabon, aber auch<br />
zu anderen, ähnlichen Ereignissen, habe ich<br />
keine Kommentare, keine Diskussionskultur<br />
gef<strong>und</strong>en. Und daher will ich vorsichtig<br />
versuchen, mich dem Thema anzunähern.<br />
Jeder interventionell tätige Arzt, jeder Chirurg,<br />
weiss, wie schnell <strong>und</strong> unerwartet<br />
Komplikationen auftreten können. Und<br />
dass man auch bei sorgfältiger Kontrolle<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 109<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
110<br />
der Rahmenbedingungen fatale Folgen <strong>für</strong><br />
den Patienten nicht ausschließen kann.<br />
Gerade die Wissenschaftler haben in der<br />
Regel die Erfahrung gemacht, dass die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Einführung neuer Methoden<br />
zur Patientenversorgung in der Medizin ihren<br />
Preis hat. Nicht nur der Patient mit der<br />
ersten Herztransplantation überlebte nur<br />
kurz. Niemand wird einem Wissenschaftler<br />
<strong>und</strong> Arzt gegenüber allein aus dem Auftreten<br />
von Komplikationen einen Vorwurf<br />
ableiten. Aber jeder Chirurg <strong>und</strong> jeder Interventionalist<br />
wusste im Jahr 2008, dass<br />
interventionell implantierte Aortenklappen<br />
seinerzeit noch sehr komplikationsträchtig<br />
waren (<strong>und</strong> es z. T. noch sind) <strong>und</strong> seinerzeit<br />
mit einer handfesten akuten <strong>und</strong> 3 Monats-<br />
Sterblichkeit assoziiert waren. Und dabei<br />
ist nicht von einer Komplikationsrate in der<br />
Größenordnung von 1 % die Rede, sondern<br />
im Jahr 2008 bei der Akutprozedur von bis<br />
zu 10 – 15 % Komplikationen, auf drei Monate<br />
bezogen bis zu 30 % Sterblichkeit.<br />
Natürlich intendierte die am Verkauf des<br />
Produktes interessierte Industrie anders.<br />
Selbstverständlich sollte bereits die Tatsache,<br />
dass man sich getraut, derartige Prozeduren<br />
öffentlich „life“ zu übertragen, ein<br />
anderes Signal setzen: es sollte auch nicht<br />
nur gezeigt werden, wie das Verfahren<br />
praktisch abläuft, sondern dass es sogar so<br />
sicher, so kontrollierbar ist, dass man es öffentlich<br />
durchführen kann. Und das wiederum<br />
ist vielleicht das wichtige strategische<br />
Verkaufs argument.<br />
Daraus ergeben sich zwei eng miteinander<br />
verknüpfte Fragen:<br />
1. Gibt es Normen da<strong>für</strong>, unter welchen Bedingungen<br />
den Verkaufsinteressen der<br />
Industrie Rechnung getragen werden<br />
darf, indem innovative medizinische Verfahren<br />
in öffentlichkeitswirksame Werbeveranstaltungen<br />
<strong>für</strong> ein Produkt umfunktioniert<br />
werden, bei denen Patienten<br />
potentiell öffentlich zu Schaden kommen<br />
können? Reicht hier die Einwilligung des<br />
Patienten aus, der wahrscheinlich auch<br />
aus der Tatsache der öffentlichen Übertragung<br />
allein <strong>für</strong> sich ein (substantiell<br />
unbegründetes) weiteres Sicherheitsargument<br />
ableitet, ohne dass der Patient<br />
selbst die Situation einschätzen kann?<br />
2. Droht die Art von Wissenschaft, die die<br />
interventionelle Medizin heute oft begleitet,<br />
in eine Situation zu gelangen, die<br />
Zeugnisse der Kunst <strong>und</strong> Literatur (e. g.<br />
William Hogarth) seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
als typisch <strong>für</strong> die Medizin beschreiben:<br />
dass sich Berufstätige im Sektor Medizin<br />
(Ärzte, Apotheker, Quacksalber <strong>und</strong><br />
Medizintechniker) vom Betrug am Patienten<br />
ernähren <strong>und</strong> Dinge versprechen,<br />
die sie nicht halten können? Gilt es jetzt<br />
also, ärztliche Strategien zu entwickeln,<br />
wie man Patienten vor den Segnungen<br />
der Medizinindustrie wirksam schützen<br />
kann, ähnlich wie man Bürger vor Betrug<br />
schützen muss?<br />
Dieses waren die beiden ganz konkreten<br />
Fragen, die sich gerade als besonnen geltende<br />
Chirurgen nicht nur in Lissabon aus<br />
Anlass dieses <strong>und</strong> anderer Vorfälle europäische<br />
Grenzen überschreitend stellten.<br />
Ich versuche einige Aspekte dieser aus meiner<br />
Sicht äußerst instruktiven Diskussion<br />
zusammenzufassen.<br />
Die Indikation bei innovativen<br />
Techniken<br />
Nicht jede technologische Innovation ist<br />
sinnhaft. Nicht jedes Risiko lohnt es sich<br />
einzugehen. Die transmyocardiale Laserrevaskularisation<br />
– obwohl noch keine 15<br />
Jahre zurückliegend – erscheint als ein heute<br />
fast schon historisch wirkendes Beispiel<br />
eines von der Industrie mit großem Aufwand<br />
betriebenen Weges der Kardio-Medizin,<br />
der wenig von dem halten konnte, was<br />
versprochen war.<br />
Die transmyocardiale Laserrevaskularisation<br />
galt als verhältnismäßig risikoarm,<br />
war aber immerhin doch mit einer perioperativen<br />
Sterblichkeit von bis zu 10 %<br />
asso ziiert. Auch als sich die pathophysiologischen<br />
Konzepte als fragwürdig erwiesen<br />
(die Laserkanäle im Myocard obliterierten<br />
<strong>und</strong> vernarbten nach kurzer Zeit) wurde das<br />
Verfahren weitergeführt. Die Anwendung<br />
der Methode erfolgte – so weit ex post<br />
nachvollziehbar – ohne strikte leitlinienkonforme<br />
medizinische Indikation, lag aber<br />
unzweifelhaft in den persönlichen (wissenschaftlichen,<br />
finanziellen, reputationsfördernden)<br />
Interessen der beteiligten Ärzte<br />
<strong>und</strong> ihrer medizintechnischen Partner. Viele<br />
Anwender sind bis heute ihrer Verpflichtung,<br />
die Innovation wissenschaftlich zu begleiten,<br />
bisher nur in Ansätzen nachgekommen.<br />
Heute müssten unter kontrollierten<br />
klinischen Bedingungen erhobene 10-Jahres-Ergebnisse<br />
vorliegen. Die damaligen<br />
Anwender sind in den meisten Fällen der<br />
von ihnen selbst proklamierten Forderung<br />
nach einer Einbettung der Therapieform in<br />
ein wissenschaftliches Gesamtkonzept der<br />
Herzinsuffizienztherapie nicht nachgekommen.<br />
Gegenwärtig sind es andere Methoden,<br />
denen gemeinsam ist, dass die Kosten, die<br />
die Solidargemeinschaft <strong>für</strong> deren Applikation<br />
zu tragen hat, enorm sind. Allein <strong>für</strong> die<br />
Produktkosten einer endovaskulären Klappe<br />
könnten mehr als 2 Patienten mit konventionellen<br />
Klappen sicher, wirksam <strong>und</strong> leitliniengerecht<br />
versorgt werden, die Kosten<br />
des postoperativen Verlaufes inklusive. Das<br />
macht drei Aspekte deutlich: 1.) es fehlt<br />
derzeit an Normen, die den Einsatz neuer<br />
Verfahren sinnvoll begrenzen, 2.) es fehlt an<br />
Konzepten zur Verhütung des Missbrauches<br />
<strong>und</strong> 3.) es fehlt an einer Strategie zu einer<br />
Kostenbegrenzung <strong>für</strong> die Solidargemeinschaft.<br />
Der letztgenannte Aspekt erhält seine Brisanz<br />
aus der Tatsache, dass in ihrer Wirksamkeit<br />
gut erprobte Therapieverfahren<br />
bei Unterstellung einer limitierten Gesamtsumme<br />
<strong>für</strong> medizinische Versorgung im<br />
Topf der Solidargemeinschaft in dem Maße<br />
nicht mehr appliziert werden können, in<br />
dem –wie jetzt vorauszusehen – die Kosten<br />
teurer <strong>und</strong> fraglich indizierter Verfahren in<br />
die Höhe schießen. Diese Kostenexplosion<br />
ist durch die Gremien der Kostenträger<br />
nicht kontrollierbar. Denn diese werden sich<br />
die Entscheidung nicht aufbürden lassen,<br />
die Finanzierung einer neu eingeführten<br />
Therapiemaßnahme abzulehnen, die doch<br />
von anerkannten Wissenschaftlern im Einklang<br />
mit der Medizinindustrie als Fortschritt<br />
<strong>für</strong> den Patienten in den Medien<br />
gefeiert wird. Der Fortschritt wird als Fortschritt<br />
verkauft, lange bevor er den Beweis<br />
erbracht hat, wirklich ein Fortschritt zu sein.<br />
Das wichtigste Verkaufsargument ist dabei<br />
der Patientenwille.<br />
Der Patientenwille<br />
Viele in ihrer Wirksamkeit gut gesicherte<br />
chirurgische Therapieverfahren teilen<br />
einen wesentlichen Nachteil: sie sind <strong>für</strong><br />
den Pa tienten unangenehm oder sogar<br />
chirurgisch. Die primäre Patientensicht im<br />
Umgang mit erforderlichen medizinischen<br />
Maßnahmen, in der Erwartung den behandelnden<br />
Ärzten gegenüber, ist passiv. Ein<br />
Patient erwartet eine Linderung seiner Beschwerden.<br />
Er erwartet, dass sich die Linderung<br />
seiner Beschwerden an ihm vollzieht,<br />
ohne dass er einen nennenswerten aktiven<br />
Eigenanteil leisten muss. Bereits Maßnahmen<br />
der Gewichtsreduktion oder der Suchtkontrolle<br />
(Rauchen) verlangen eine derart<br />
aktive Beteiligung des Patienten an den Therapiemaßnahmen,<br />
die sein Selbstverständnis<br />
als Patient oft überschreitet: der Patient<br />
würde, wenn es die Möglichkeit gibt, sofort<br />
eine Pille gegen Übergewicht <strong>und</strong> Rauchen<br />
bevorzugen, als selbst Verantwortung <strong>für</strong><br />
seine Krankheit <strong>und</strong> die Maßnahmen zur<br />
ihrer Behandlung zu übernehmen. So sind<br />
die Therapieanteile klar definiert: der Arzt<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
interveniert, der aktive Patientenanteil der<br />
Therapie heißt international nicht unzufällig:<br />
Compliance. Und diese bereits passive<br />
Beschreibung des aktiven Anteiles des Patienten<br />
an einer Therapiemaßnahme wird<br />
in der medizinischen Sprache durch das<br />
Adjektiv „non-compliant“ passivisiert. Wird<br />
der Patient vor die Alternative gestellt zu<br />
wählen zwischen Stent oder Bypassoperation<br />
bzw. zwischen endovaskulärer Klappenimplantation<br />
<strong>und</strong> Operation, so ist vorhersagbar,<br />
dass er in der Regel spontan die<br />
passivere Variante wählen wird. Nur nach<br />
sorgfältiger <strong>und</strong> aktiver Aufklärung wird er<br />
sich <strong>für</strong> eine ihm lästige operative Intervention<br />
entscheiden. In der Regel ist der Chirurg<br />
an dieser Aufklärung gar nicht beteiligt,<br />
so dass dem Patienten die Sachaufklärung<br />
<strong>für</strong> das in vielen Fällen medizinisch bessere<br />
<strong>und</strong> länger erprobte Verfahren fehlt. Daraus<br />
ergibt sich die Frage: was zählt der Patientenwille,<br />
wenn die Patienteninformation so<br />
unzureichend ist. Muss es soweit kommen,<br />
dass ein Notar beglaubigt, dass der Patient<br />
die seine Entscheidung legitimierende Information<br />
tatsächlich hatte?<br />
Daraus ergibt sich auch eine weitergehende,<br />
ebenfalls gr<strong>und</strong>sätzliche Frage: gibt<br />
es eine „Richtschnur“, ob <strong>und</strong> wann ein Arzt<br />
auf Verlangen des Patienten eine Therapie<br />
anbieten darf, die teurer, gefährlicher <strong>und</strong><br />
erfolgloser ist als eine gesicherte Therapie?<br />
Auch diese Frage hat wirtschaftliche<br />
Implikationen: wie viel ist die Solidargemeinschaft<br />
da<strong>für</strong> zu zahlen bereit, dass Patienten<br />
Therapieformen ablehnen, die eine<br />
hohe Mitwirkung des Patienten an der Therapieform<br />
erfordern (alle chirurgischen Therapieformen<br />
verlangen diese Compliance),<br />
die aber die Solidargemeinschaft wirksam<br />
vor massiven Folgekosten schützen kann?<br />
Die Konsentierung einer derartigen „Richtschnur“<br />
hat sehr viel mit Ehrlichkeit in der<br />
Medizin zu tun.<br />
Ehrlichkeit in der Medizin<br />
Wenn ein Verfahren neu am Patienten<br />
etabliert werden soll, verlangt die Analyse<br />
des Verfahrens unter wissenschaftlichen<br />
Bedingungen erhebliche Sorgfalt <strong>und</strong> kritische<br />
Distanz. Diese Erwartung erfüllte<br />
sich am Beispiel der klinischen Einführung<br />
der endovaskulären Aortenklappenprothesen<br />
nur bedingt. Die wissenschaftliche<br />
Seite wirkte vielfach wie ein lästiger Nebenaspekt.<br />
Wo wissenschaftliche Analysen<br />
auftauchten, erscheinen diese entweder<br />
als Karikatur wissenschaftlicher Analysen<br />
oder als Verkaufsargument. Ist es ein Zufall,<br />
dass nicht-universitäre Ärzte <strong>und</strong> an wirtschaftlich<br />
privat geführten Herzzentren tä-<br />
tige Wissenschaftler eine führende Rolle bei<br />
der klinischen Einführung dieser Verfahren<br />
spielten <strong>und</strong> spielen?<br />
Wie meine Kollegen auch habe ich mehrfach<br />
kongressöffentliche Darstellungen interventioneller<br />
Kardiologen <strong>und</strong> Chirurgen<br />
verfolgt. Darunter waren Kardiologen, die<br />
ihr Publikum glauben machen wollten, die<br />
von ihnen behandelten Patienten hätten<br />
bei einer Aortenklappenersatzoperation<br />
eine erwartete Sterblichkeitswahrscheinlichkeit<br />
von etwa 40 %, so dass angesichts<br />
dieser erwarteten Sterblichkeit ihre eigene<br />
auch nicht unbeträchtliche Komplikationsrate<br />
als niedrig einzustufen sei. Zur Berechnung<br />
der Sterblichkeitsrate bediente man<br />
sich gerne des EURO-Score-Systems. Mehrfach<br />
wurden die Kollegen von Statistikern<br />
sachlich darauf hingewiesen, warum der<br />
EURO-Score die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit<br />
von Aortenklappenpatienten drastisch<br />
überschätzt <strong>und</strong> aus wissenschaftlich-methodologischen<br />
Gründen darüber<br />
hinaus kein angemessenes Instrument zur<br />
Abschätzung der perioperativen Mortalität<br />
bei Patienten mit Aortenstenosen sei. Darüberhinaus<br />
wurde auf die aktuelle Literatur<br />
von Aortenklappenersatzoperationen im<br />
Alter <strong>und</strong> bei Hochrisikopatienten hingewiesen,<br />
die in einigen Gruppen bei im Halbjahresverlauf<br />
bei weniger als 5 % liegt. Auch<br />
auf die in Deutschland transparenten Daten<br />
des Bruckenberger-Reports wurde verwiesen.<br />
Auf dieser Veranstaltung lenkten die<br />
beteiligten Interventionalisten, Kardiologen<br />
<strong>und</strong> Chirugen, ein.<br />
Wenig später wiederholten die selben Kollegen<br />
aus Kardiologie <strong>und</strong> Chirurgie bei einer<br />
anderen Veranstaltung ihre Darstellungen,<br />
als hätte es die kongressöffentlichen Einwände<br />
zur Eignung des Euro-Score-Systems<br />
nie gegeben. Das lässt die Be<strong>für</strong>chtung zu,<br />
als ob manche Protagonisten angesichts ihrer<br />
Begeisterung bei der Einführung neuer<br />
Verfahren in Gefahr geraten, auf ehrliche<br />
Kritik <strong>und</strong> Korrekturen nicht mehr im Sinne<br />
wissenschaftlichen Verhaltens zu reagieren.<br />
Es spricht aus ihnen dann nicht mehr der<br />
Wissenschaftler, sondern eher der Marketing<br />
Spezialist einer Firma.<br />
Niemand wird sich ernsthaft dagegen verwahren,<br />
unter wissenschaftlicher Flankierung<br />
neue Diagnose- <strong>und</strong> Therapieverfahren<br />
Verfahren in die Medizin einzuführen.<br />
Es ist sogar genuine Aufgabe der Universitäten,<br />
neue Diagnose- <strong>und</strong> Therapieverfahren<br />
unter kontrollierten Bedingungen<br />
zu entwickeln <strong>und</strong> zu erproben. Man kann<br />
dieses bei kardiovaskulären Interventionen<br />
mit den entsprechend spezialisierten Chirurgen<br />
in gemeinsamer Verständigung tun.<br />
Aber es erscheint wenig ehrlich, wenn artifizielle<br />
Argumentationsketten aufgebaut<br />
werden, die auf mutmaßliche Ablehnungen<br />
von Chirurgen Bezug nehmen oder die mutmaßliche<br />
chirurgische Operationsergebnisse<br />
hochrechnen, <strong>für</strong> die es keine wissenschaftliche<br />
Basis gibt.<br />
Konsequenzen<br />
Die Prüfung medizinischer Maßnahmen in<br />
Diagnose <strong>und</strong> Therapie auf ihre wissenschaftlich<br />
gesicherte Belastbarkeit <strong>und</strong> Korrektheit<br />
(<strong>und</strong> sei es auch nur als Leitlinienkonformität)<br />
könnte durch den gegenwärtig offenk<strong>und</strong>ig<br />
werdenden Wildwuchs zu einer gewissen<br />
Notwendigkeit werden. Es gibt zur Sorge Anlass,<br />
dass aktuellen Therapiemaßnahmen<br />
eine Qualität zugesprochen wird, die ihnen<br />
nicht zukommt. Wie Paul feststellt, werden<br />
Fragen der Qualitätskontrolle in der medizinischen<br />
Forschung zu einer wissenschaftsinternen<br />
Rechenschafts- <strong>und</strong> Verantwortungspflicht,<br />
was dem Umstand geschuldet sei,<br />
dass „durch das Kriterium der Anwendbarkeit<br />
biomedizinisches Wissen <strong>und</strong> neue Technologien<br />
recht leichtfüßig unser tägliches Leben<br />
erreichen“. Diese „Leichtfüßigkeit“ können Patienten<br />
mit ihrem Leben bezahlen.<br />
Eine Medizin, die mit dem Anspruch auf<br />
Wissenschaftlichkeit fragwürdige Verfahren<br />
nicht nur zulässt, sondern fördert <strong>und</strong><br />
fordert, verliert jedes Recht, über Außenseitermethoden<br />
außerhalb der Schulmedizin<br />
wie Regentänzer oder Geistheiler zu<br />
urteilen. Der Glaube an die Wertigkeit neuer<br />
Industrieprodukte – propagiert durch<br />
öffentlichkeitswirksame Auftritte von Wissenschaftlern<br />
aus der Medizin – hat gerade<br />
bei Patienten vielfach Offenbarungscharakter<br />
angenommen <strong>und</strong> schwört allmählich<br />
die Gefahr auf, die Ärzte zu Organisatoren<br />
in einem Heilserwartungsbetrieb oder zu<br />
Vollstreckern einer aggressiven <strong>und</strong> die Patientenwürde<br />
<strong>und</strong> gesichertes Wissen nicht<br />
mehr respektierenden Ges<strong>und</strong>heitsindustrie<br />
zu machen.<br />
Universitäten, Kulturschaffende <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />
standen historisch betrachtet<br />
unter einer gewissen Protektion. Selbst <strong>und</strong>emokratische<br />
Staatsformen hatten ihnen<br />
ein Stück Unabhängigkeit von den marktbeherrschenden<br />
Herrschaftsverhältnissen<br />
bewahrt. Ein Wissenschaftler konnte unabhängig<br />
von seinem merkantilen Erfolg<br />
arbeiten. Heute stehen offensichtlich viele<br />
Wissenschaftler unter ökonomischem Erfolgdruck.<br />
Sie glauben, sich verkaufen zu<br />
müssen <strong>und</strong> sich in das Geschäftsleben eingliedern<br />
zu müssen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 111<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
112<br />
Kant <strong>und</strong> Hume zeichneten Ihre Briefe an<br />
ihre Dienstherren gerne mit „untertänigster<br />
Knecht“ <strong>und</strong> unterminierten gerade dadurch<br />
die Machtansprüche von Thron <strong>und</strong><br />
Altar. Heute nennen Wissenschaftler die<br />
Firmeninhaber <strong>und</strong> Regierungshäupter mit<br />
Vornamen, sind in Talkshows präsent <strong>und</strong><br />
bemüht, vor allem die Einigkeit <strong>und</strong> den<br />
Gr<strong>und</strong>konsens mit dem Mittel bereitstellenden<br />
System zu demonstrieren. Es sind<br />
nicht die Spitzenwissenschaftler, die sich<br />
von der Industrie einkaufen lassen. Nicht<br />
unerwartet kommt daher, dass heute die<br />
Heroisierung des Durchschnittlichen zur<br />
Wissenschaftspräsenz dazugehört. Auch<br />
der herrschende Wissenschaftsgeschmack<br />
<strong>und</strong> die vorherrschende Forschungserwartung<br />
beziehen ihr Ideal von der Reklame.<br />
Die nach Art eines Markenzeichens als beste<br />
Wissenschaftler der Welt markierten Kollegen<br />
(die es natürlich gar nicht sind, weil<br />
es an Kriterien fehlt, die Qualität eines Wissenschaftlers<br />
zu beschreiben) werden auf<br />
Kongressen gratis geliefert oder sie werden<br />
in Fernsehen <strong>und</strong> Zeitungen in Interviews<br />
<strong>und</strong> Portraits vorgestellt. Vielleicht beginnen<br />
Wissenschaftler unmerklich die Aufgabe<br />
zu übernehmen, den Bürgern zu zeigen,<br />
was man hat <strong>und</strong> was man kann, um auf<br />
diese Weise den massiven Mitteltransfer<br />
zur Unterhaltung des Gesamtsystems zu<br />
legitimieren. Und dazu bedarf es gewisser<br />
Inszenierungen. Und so stellt sich eine gewisse<br />
Nähe zur Thomas Gottschalk her: die<br />
Industrie prüft, ob die Quote stimmt.<br />
Soziale Kontrolle durch Medizinische<br />
Fachgesellschaften?<br />
Natürlich besuchen Kongressteilnehmer vor<br />
allem dann Kongressveranstaltungen, wenn<br />
sie Aussicht darauf haben, etwas Neues zu<br />
lernen, ihren Horizont zu erweitern. Natürlich<br />
sind gerade life-Demonstrationen von<br />
erheblichem edukatorischen Wert. Ich kehre<br />
zum Beginn zurück: natürlich braucht<br />
die Medizinindustrie Ärzte, die in ihrem<br />
Wissenschaftsverhalten berechenbar sind<br />
<strong>und</strong> die in einem gegebenen Verwertungszusammenhang<br />
kalkuliert einsetzbar bleiben.<br />
In diese investiert die Industrie mit der<br />
Hoffnung auf Verbreitung einer Methode.<br />
Und während die Industrie in Kategorien<br />
merkantilen Erfolges denkt, bedeutet es <strong>für</strong><br />
die von der Industrie selektierten Ärzte oft<br />
einen Karrieresprung, da diese – insoweit<br />
sie sich zu stromlinienförmigen Persönlichkeiten<br />
entwickeln – erhebliche Bekanntheit<br />
in den scientific communities erhalten. Und<br />
auch, wenn ich aus Gründen der Prägnanz<br />
überzeichne, so bedeutet Persönlichkeit in<br />
der hier charakterisierten Facette des Wissenschaftssystems<br />
im schlimmsten Fall<br />
dann kaum mehr als die hochselektierte<br />
Präsenz subkulturtypischer Verhaltensweisen<br />
auf Panel-Sitzungen, „scientific sessions“,<br />
Festabenden, Freiheit von Körpergeruch<br />
<strong>und</strong> Emotionen. Die Menschen in<br />
westlichen Demokratien haben gelernt, es<br />
als ihr verbrieftes Recht anzusehen, so zu<br />
leben, wie es ihnen gefällt, selbst wenn ihre<br />
Lebensform anderen Menschen unwürdig,<br />
<strong>und</strong>ifferenziert, unmoralisch <strong>und</strong> gottlos<br />
erscheint, so lange sie keine anderen Menschen<br />
schädigen. Auch die Wissenschaften<br />
dürfen beforschen, was ihnen gefällt: genau<br />
das ist ja ihr Auftrag – so lange sie nicht<br />
andere Menschen gefährden.<br />
Die Klärung allerdings, wann eine derartige<br />
Gefährdung anfängt, dürfte zu den neuen<br />
Aufgaben aller wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />
gehören, in denen industrielle<br />
Innovationen eine Rolle spielen. Ich halte<br />
Überlegungen <strong>für</strong> nicht unberechtigt, dass<br />
Kollegen, die ihren Karriereweg der Werbung,<br />
den Produkten <strong>und</strong> dem Investment<br />
eines Industriezweiges verdanken, auch seitens<br />
der Fachgesellschaften als Mitglieder<br />
dieses Industriekonzerns benannt werden<br />
sollten. Damit wäre zumindest gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
eine saubere Trennung zwischen Marketing<br />
<strong>und</strong> Wissenschaft denkbar. Und die<br />
Fachgeschaften hätten die reizvolle Chance,<br />
die Randbedingungen exakt zu definieren,<br />
innerhalb derer Marketing statthaft wäre.<br />
Denn jeder Wissenschaftler ist heute eingeb<strong>und</strong>en<br />
in <strong>und</strong> bezogen auf den Sozialkontext<br />
seiner Fachgesellschaft. Daraus leitet<br />
sich nach meiner Aufassung ein unmittelbarer<br />
Auftrag an die Fachgesellschaften ab,<br />
das Verhalten der von ihnen vertretenen<br />
Wissenschaftler kritisch zu beobachten <strong>und</strong><br />
gegebenenfalls zu korrigieren. Und es sollte<br />
implizite Aufgabe der Fachgesellschaften<br />
sein, geeignete Normen <strong>und</strong> Codices <strong>für</strong><br />
die oben angesprochenen Fragen zu entwickeln,<br />
die ihre Verbindlichkeit aus einem<br />
fachübergreifenden Konsens jenseits wirtschaftlicher<br />
Interessen der Medizinindustrie<br />
beziehen.<br />
Ausblick<br />
Eine zunehmende Selbstwahrnehmung<br />
der Fachgesellschaften als Instrument sozialer<br />
Kontrolle könnte dazu beitragen, in<br />
den Fachgesellschaft klare Positionen zu<br />
entwickeln, wie mit öffentlichkeitswirksamen<br />
Veranstaltungen mit innovativen<br />
therapeutischen Produkten umgegangen<br />
werden soll. Ebenso kann eine Konsensfindung<br />
erreicht werden, welche Patienten<br />
überhaupt mit einem neuen Produkt behandelt<br />
werden dürfen, so dass beide oben<br />
angesprochenen Fragen von den Wissen-<br />
schaftlern selbst beantwortet wären. Die<br />
„Wildwest-Markt“-Situation von heute wäre<br />
dann Vergangenheit: kein Kardiologe, der<br />
eine transfemorale Klappe nicht implantiert,<br />
müsste mehr zu Recht <strong>für</strong>chten, dass<br />
es dann der Chirurg nebenan macht <strong>und</strong><br />
wenn nicht der, so zumindest der Kardiologe<br />
im Haus 20 km nebenan. Wenn durchaus<br />
der Ausschluss aus der Fachgesellschaft<br />
droht, wenn bestimmte Regeln missachtet<br />
werden, wird das Auswirkungen haben. Es<br />
wäre dann vorstellbar, dass der Ausschluss<br />
aus der Fachgesellschaft droht, wenn ein<br />
ges<strong>und</strong>er 50 Jahre alter Patient, der kein<br />
nennenswertes Risiko <strong>für</strong> einen Aortenklappenersatz<br />
hat, mit einer im Langszeitverlauf<br />
unerprobten transfemoralen Prothese versorgt<br />
würde. Die Bürger, die Politik <strong>und</strong> die<br />
Köstenträger werden schnell lernen, was<br />
ein Ausschluss aus der Fachgesellschaft bedeutet.<br />
Eine den Kranken nicht mehr respektierende,<br />
ihn ausliefernde <strong>und</strong> ihn vielleicht sogar<br />
erniedrigende Form der wissenschaftlichindustriellenen<br />
Praxis könnte auf diese<br />
Weise verhindert werden, ehe ein Ruf nach<br />
einer Beschränkung oder völligen Beseitigung<br />
der „akademischen Freiheit“ aufkäme.<br />
Dieser käme spätestens wohl dann<br />
auf, wenn sich erwiese, dass wesentliche<br />
Sektoren der sich heute Raum schaffenden<br />
medizinindustrie-orientierten Wissenschaft<br />
teuer, nutzlos oder sogar schädlich wären.<br />
Eben nicht mehr als ein Quoten förderndes<br />
Spektakel. Es liegt auch in der Verantwortung<br />
der Fachgesellschaften zu verhindern,<br />
dass bedeutende Zweige der Wissenschaft<br />
in der Medizin auf einen Weg geraten, auf<br />
dem Produkte, die nicht einmal von den Wissenschaftlern<br />
selbst entwickelt worden sind,<br />
von eben diesen Wissenschaftlern zum Verkauf<br />
an Patienten angeboten werden.<br />
Für uns alle besteht in diesem Grenzbereich<br />
eine konkrete Gefährdung, zum Verkäufer<br />
dieser Waren zu werden. Wir sollten uns<br />
nicht darauf zurückziehen, es den Kostenträgern<br />
<strong>und</strong> den gewählten politischen<br />
Gremien zu überlassen, die Entscheidung<br />
darüber zu fällen, was sich die Solidargemeinschaft<br />
an teuren, innovativen Produkten<br />
der Wissenschaftlichsindustrie leisten<br />
kann <strong>und</strong> was nicht. In der Politik <strong>und</strong><br />
in den Gremien der Kostenträger ist die<br />
Expertise zur inhaltlichen medizinischen<br />
Beurteilung dieser Fragen in der Regel<br />
nicht vorhanden. Ein Urteil über „wahr <strong>und</strong><br />
falsch“ läge dann nicht mehr in den Händen<br />
der Wissenschaftler. Der Verbraucher würde<br />
abstimmen, was er nimmt <strong>und</strong> was nicht.<br />
Und in dieser Verkaufsentscheidung des<br />
Verbrauchers läge dann die Wahrheit der<br />
Wissenschaft.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Niemand hätte gedacht, dass ein Showmater<br />
eine wesentliche <strong>und</strong> in all ihren Schattierungen<br />
substantielle Gr<strong>und</strong>satzdebatte<br />
auslöst, deren Ausläufer sogar Deutschlands<br />
auflagenstärkste Tagezeitung erreichten.<br />
Auch in der Medizin muss diese<br />
Debatte immer wieder erneuert werden<br />
angesichts des Alltages der steten Implementierung<br />
technologischer Innovationen.<br />
Gerade angesichts der klaren <strong>und</strong> bleibenden<br />
Abhängigkeit von Ärzten, Wissenschaftlern<br />
<strong>und</strong> Produkten der Medizinindustrie<br />
wage ich eine Wette: wetten, dass<br />
es besser geht?<br />
Weiterführende Literatur<br />
Bayertz Kurt (1980) Wissenschaft als historischer<br />
Prozeß, Wilhelm Fink Verlag, München<br />
Deutsch E, Taupitz J (Hrsg) 2000, Forschungsfreiheit<br />
<strong>und</strong> Forschungskontrolle in der Medizin – zur<br />
geplanten Revision der Deklaration von Helsinki<br />
Die tatsächliche Häufigkeit derartiger Vorkommnisse<br />
ist nicht vollständig erfasst.<br />
■ ■ Patienten bezogene Faktoren/Merkmale<br />
■ ■ Qualität der chirurgischen Prozeduren<br />
■ ■ spezifische Design- <strong>und</strong>/oder produktionsbedingte<br />
Merkmale<br />
sind alleine oder in Kombination Ursachen<br />
<strong>für</strong> unerwünschte Ereignisse. Patienten,<br />
Anwender, Hersteller <strong>und</strong> Öffentlichkeit,<br />
aber auch behandelnde Ärzte <strong>und</strong> Kliniken<br />
reagieren im Umgang mit derartigen Schadensfällen<br />
durchaus unterschiedlich. Teilweise<br />
fehlen klare Regelungen bzw. sind<br />
bestehende Regelungen nicht bekannt oder<br />
werden als verwirrend <strong>und</strong> wenig zielführend<br />
empf<strong>und</strong>en.<br />
Gesetzliche Regelungen bestehen <strong>für</strong> den<br />
Umgang mit unerwünschten Ereignissen<br />
(Vorkommnissen) im Zusammenhang mit<br />
Mediziniprodukten, die negative ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Auswirkungen <strong>für</strong> Patienten,<br />
Anwender oder Dritte zur Folge haben<br />
könnten. Dabei ist es unerheblich, ob der<br />
Ertl G (2008) Individualität in Medizin <strong>und</strong> Forschung.<br />
Der Internist 5: 608 – 611<br />
Hempel, Carl Gustav (1966) Philosophy of Natural<br />
Science. Fo<strong>und</strong>ations of Philosophy Series, Prentice<br />
Hall, Inc, Englewood Cliffs, N.J.<br />
Horkheimer M, Adorno TW (1944) Dialektik der<br />
Aufklärung. Aktuelle Ausgabe in deutscher Übersetzung:<br />
Fischer Verlag Frankfurt, 18. Auflage, 2006: Kulturindustrie<br />
128 – 176<br />
Houellebecq M (2001) Die Welt als Supermarkt,<br />
Rowohlt, Reinbeck b. Hamburg<br />
Jonas H (1990) Technik, Medizin <strong>und</strong> Ethik. Zur Praxis<br />
des Prinzips Verantwortung. Insel Verlag, Frankfurt<br />
Krones T, Richter (2006) Die Arzt-Patient Beziehung.<br />
In: Geschichte, Theorie <strong>und</strong> Ethik der Medizin,<br />
Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1791: 94 – 116<br />
Kuhn (1969) Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.<br />
Suhrkamp Verlag, Frankfurt<br />
Paul NW (2006) Wissenschaftstheoretische Aspekte<br />
medizinischer Forschung. In: Geschichte, Theorie<br />
<strong>und</strong> Ethik der Medizin, Suhrkamp Taschenbuch<br />
Wissenschaft 1791: 268 – 282<br />
Vahl CF (2007), Überlegungen zur Bewertung von<br />
Forschung, zur wissenschaftlichen Schwerpunktbil-<br />
kausale Zusammenhang in einem mangelhaften<br />
Produktdesign, in einem fehlerhaften<br />
Produktherstellprozess oder in fehlerhafter<br />
Anwendung zu finden ist.<br />
Wer kennt tatsächlich diese<br />
Regelungen, was bezwecken sie, <strong>und</strong><br />
wie soll im Einzelfall konkret verfahren<br />
werden?<br />
Anlässlich der Zukunftswerkstatt Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie im November 2009<br />
wurde die Problematik der Vorkommnisse<br />
mit Medizinprodukten in einer interdisziplinär<br />
besetzten Arbeitsgruppe zusammen mit<br />
Vertretern aus Industrie (Medizinprodukte)<br />
<strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esinstitutes <strong>für</strong> Arzneimittel<br />
<strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) erörtert. Dabei<br />
wurde festgestellt, dass unterschiedliche<br />
Kenntnisse, aber auch unterschiedliche<br />
Auffassungen bei der Umsetzung der gesetzlichen<br />
Regelungen bestehen. Eine Autorengruppe<br />
aus Vertretern der beiden Fachgesellschaften,<br />
des medizinischen Dienstes<br />
dung <strong>und</strong> zur Forschungsförderung. Z Herz-, Thorax-,<br />
Gefäßchir 21: 236 – 242<br />
Watkins John (1974) Gegen die Normalwissenschaft.<br />
In: Imre Lakatos, Alan Musgrave (Hrsg), Kritik<br />
<strong>und</strong> Erkenntnisfortschritt. Braunschweig<br />
Prof. Dr. med. Christian Friedrich Vahl<br />
Direktor der Klinik <strong>für</strong> Herz-,Thorax- <strong>und</strong><br />
Gefäßchirurgie<br />
Universitätsmedizin Mainz<br />
Langenbeckstraße 1<br />
55131 Mainz<br />
christian.vahl@unimedizin-mainz.de<br />
Nachdruck<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />
2/11, S. 123 – 126<br />
Meldeverfahren bei Vorkommnissen<br />
mit Implantaten<br />
Vorkommnisse mit Implantaten, sei es der Bruch einer Osteosyntheseplatte oder eines KunststoffInlays<br />
bei einer Totalendoprothese, sind Vorkommnisse mit meist schwerwiegenden Folgen <strong>für</strong> den Patienten,<br />
mit mittelbarer <strong>und</strong> unmittelbarer Auswirkung <strong>für</strong> die beteiligte Klinik <strong>und</strong> den Produkthersteller.<br />
W. Blömer, H. Kienapfel, M. Stockheim, H. Siebert<br />
– Spitzenverband der Krankenkassen – <strong>und</strong><br />
des Fachbereiches Endoprothetik Implantate<br />
(FBEI) des B<strong>und</strong>esverbandes Medizintechnologie<br />
hat eine zusammenfassende<br />
Darstellung mit Hinweisen zur Meldung von<br />
Implantat bezogenen Vorkommnissen in Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie verfasst, um<br />
die bestehenden Regelungen verständlich<br />
darzustellen <strong>und</strong> häufig gestellte Fragen zu<br />
beantworten. Vertreter des BfArM haben uns<br />
dabei unterstützt. Das Ergebnis ist hier dargestellt.<br />
Ein Arbeitskreis unter der Leitung von Prof.<br />
Dr. Dominik Parsch, Stuttgart, der Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>für</strong> Endoprothetik (AE) beschäftigt<br />
sich mit dieser Thematik <strong>und</strong> mit<br />
Fragenstellungen, die über das reine Meldeverfahren<br />
hinausgehen. Er erarbeitet derzeit<br />
Vorschläge zur Entwicklung einer optimierten<br />
Schadensanalyse beim Auftreten<br />
von meldepflichtigen Vorkommnissen im<br />
Bereich der Endoprothetik <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Fragestellungen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 113<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
114<br />
Das B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel<br />
<strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM)<br />
Vorweg einige Hinweise <strong>und</strong> Erläuterungen:<br />
Das B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong><br />
Medizinprodukte (BfArM) – www.bfarm.de<br />
– ist im Wesentlichen zuständig <strong>für</strong> die:<br />
■ ■ Erfassung<br />
■ ■ Auswertung<br />
■ ■ Bewertung<br />
von Risiken, die bei der Anwendung oder<br />
Verwendung von Medizinprodukten auftreten.<br />
Es hat eine koordinierende Funktion<br />
hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen<br />
bei schwerwiegenden unerwünschten<br />
Ereignissen <strong>und</strong> Vorkommnissen (Fassung<br />
24. Juli 2010) <strong>und</strong> konkrete Informationspflichten<br />
gegenüber den zuständigen Landesbehörden<br />
<strong>und</strong> dem <strong>Deutsche</strong>n Institut<br />
<strong>für</strong> Medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Information<br />
(DIMDI).<br />
Die Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />
(MPSV) in der zuletzt am 10. Mai 2010<br />
geänderten Fassung regelt die Vorgehensweise<br />
bei Vorkommnissen mit Medizinprodukten.<br />
Risikobewertung<br />
Das Institut hat bei allen zu meldenden<br />
Vorkommnissen <strong>und</strong> Rückrufen bei schwerwiegenden<br />
unerwünschten Ereignissen, die<br />
ihm bekannt werden, eine Risikobewertung<br />
vorzunehmen. Hierzu hat es auch wissenschaftliche<br />
Untersuchungen durchzuführen<br />
oder durchführen zu lassen, um mögliche<br />
Risiken zu ermitteln <strong>und</strong> zu entscheiden,<br />
ob ein unvertretbares Risiko vorliegt <strong>und</strong><br />
welche korrektiven Maßnahmen vorgenommen<br />
werden müssen.<br />
Die Risikobewertung erfolgt in Zusammenarbeit<br />
mit den an diesem Verfahren Beteiligten<br />
<strong>und</strong>, soweit erforderlich, mit den jeweils betroffenen<br />
Betreibern <strong>und</strong> Anwendern (Ärzte,<br />
Medizinprodukte-Hersteller <strong>und</strong> Vertreiber).<br />
Für den verantwortlichen, oben beschriebenen<br />
Personenkreis bestehen Mitwirkungspflichten.<br />
Dies bezieht sich zum einen auf die<br />
Überlassung von Material <strong>und</strong> Daten im Zusammenhang<br />
mit dem Vorfall (zum Beispiel<br />
Implantat sowie gegebenenfalls relevante<br />
OP-Aufzeichnungen), zum anderen auf die<br />
Durchführung von Untersuchungen <strong>und</strong> die<br />
Mitteilung der Untersuchungsergebnisse.<br />
Daraus folgt, dass im Falle eines Vorkommnisses,<br />
beruhend auf Design- <strong>und</strong>/oder<br />
produktionsbedingten oder technischen<br />
Mängeln, der verantwortliche Produzent die<br />
<strong>für</strong> die Risikobewertung erforderlichen Untersuchungen<br />
unverzüglich durchzuführen<br />
<strong>und</strong> dem BfArM die Ergebnisse mitzuteilen<br />
hat. Im Falle eines Vorkommnisses aufgr<strong>und</strong><br />
eines Anwenderfehlers sind gegebenenfalls<br />
Maßnahmen zur Abwehr <strong>und</strong> zur Vermeidung<br />
der Fehlerwiederholung zu definieren.<br />
Dabei ist in der Regel eine Zusammenarbeit<br />
zwischen der produktverantwortlichen Organisation<br />
<strong>und</strong> dem/den Anwender/n zwingend<br />
notwendig.<br />
Einbindung einer vom Patienten /<br />
Anwender gewünschten unabhängigen<br />
Begutachtung<br />
Die Verpflichtung des BfArM zur Risikobewertung<br />
ändert sich auch dadurch nicht,<br />
dass beispielsweise der Patient einen dritten,<br />
unabhängigen Gutachter mit der Untersuchung<br />
des Explantats beauftragen<br />
will. Unbeschadet der seitens des BfArM<br />
bestehenden Befugnisse zur Sachverhaltsaufklärung<br />
<strong>und</strong> Risikobewertung ist es an<br />
dem Verantwortlichen (Medizinprodukt-<br />
Hersteller), seinen Verpflichtungen nachzukommen.<br />
Fazit<br />
Das BfArM muss im Falle einer Meldung<br />
eines Vorkommnisses mit schwerwiegenden<br />
Folgen – Definition: siehe unten<br />
– alle Maßnahmen einleiten, um seinen<br />
gesetzlich geregelten Verpflichtungen<br />
nachzukommen, insbesondere um die Risikobewertung<br />
durchzuführen. Es muss also<br />
klären, ob ein unvertretbares Risiko im Einzelfall<br />
vorliegt <strong>und</strong> welche korrektiven Maßnahmen<br />
erforderlich sind.<br />
Trotz dieser klaren formalen gesetzlichen<br />
Regelungen bleiben im Einzelfall noch Fragen<br />
zur Vorgehens- <strong>und</strong> Verhaltensweise<br />
<strong>für</strong> den Anwender (Operateur/in), der/die<br />
bei einer Kontrolluntersuchung ein solches<br />
unerwünschtes Ereignis feststellt: Beispielsweise<br />
muss jede Lockerung eines Implantates<br />
dahingehend überprüft werden,<br />
ob die Lockerung (Vorkommnis) durch einen<br />
Implantat bezogenen Mangel verursacht<br />
oder mitverursacht wurde. Die Wahrscheinlichkeit<br />
<strong>für</strong> einen solchen Fall ist bei kurzer<br />
Standzeit des Implantates eher gegeben als<br />
bei längerer Standzeit (über fünf Jahre). Es<br />
muss ebenfalls geprüft werden, ob möglicherweise<br />
auch ein Anwenderfehler oder<br />
eine Kopplung beider Ursachen vorliegt. In<br />
jedem Fall ist kritisch zu überprüfen, ob<br />
■ ■ das konkrete Vorkommnis eine schwerwiegende<br />
Folge <strong>für</strong> den Patienten darstellt,<br />
<strong>und</strong> ob<br />
■ ■ Patienten- oder operationstechnisch bezogene<br />
Faktoren ursächlich im Vordergr<strong>und</strong><br />
stehen.<br />
Das Ergebnis der Prüfung soll nicht nur dem<br />
Patienten gegenüber offen dargestellt, sondern<br />
auch zeitnah dokumentiert <strong>und</strong> den<br />
Patientenakten beigelegt werden. Im Übrigen<br />
müssen diese Fragen auch bei jedem<br />
Vorkommnis mit anderen Medizinprodukten<br />
gestellt <strong>und</strong> geklärt werden. Auch hier sind<br />
die Meldungen an das BfArM obligatorisch.<br />
Vorkommnisse mit schwerwiegenden Folgen<br />
<strong>für</strong> Patienten, Anwender oder Dritte<br />
sind immer meldepflichtig <strong>und</strong> bedürfen<br />
unter dem Aspekt einer Optimierung der<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Qualität der Versorgung einer<br />
offenen unmittelbaren Kommunikation<br />
zwischen den Betroffenen (Anwender, Medizinprodukte-Hersteller/Vertreiber<br />
<strong>und</strong> Patient)<br />
zur Prävention bzw. Vermeidung ähnlicher<br />
Ereignisse. Auch in unklaren Fällen<br />
sollte die Kommunikation mit dem B<strong>und</strong>esinstitut<br />
<strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />
mittels Meldeverfahren im konkreten<br />
Fall gesucht werden, auch <strong>und</strong> vor allem mit<br />
dem Ziel, über die Risikobewertung die Patientensicherheit<br />
zu fördern.<br />
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den folgenden<br />
„Hinweisen zum Meldeverfahren<br />
Implantat bezogener Vorkommnisse in Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie“ eine gewisse<br />
Hilfestellung im praktischen Umgang <strong>und</strong><br />
einen Anstoß <strong>für</strong> die konkrete Auseinandersetzung<br />
mit diesem Thema in ihrem Tätigkeitsfeld<br />
geben können.<br />
Wilhelm Blömer 1<br />
Heino Kienapfel 2<br />
Martin Stockheim 3<br />
Hartmut Siebert 2<br />
1) B<strong>und</strong>esverband Medizintechnologie (BVMed)<br />
2) <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
3) Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes<br />
B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V., <strong>und</strong> Klinik <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie, St. Marien-<br />
Hospital Borken<br />
Nachdruck<br />
Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 10 – 11<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Sicherheit von Medizinprodukten<br />
Hinweise der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V., des Medizinischen Dienstes<br />
des Spitzenverbandes B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V. <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esverbandes Medizintechnologie e. V.<br />
zur Meldung von implantatbezogenen Vorkommnissen in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
H. Siebert, H. Kienapfel, M. Stockheim, W. Blömer<br />
1. Einleitung<br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie sind, wie<br />
andere medizinische Bereiche auch, von<br />
Behandlungsfehlern <strong>und</strong> Komplikationen<br />
(unerwünschte Ereignisse) betroffen. Eine<br />
systematische interne <strong>und</strong> externe Qualitätssicherung,<br />
verb<strong>und</strong>en mit einem jeweils<br />
aktualisierten Risikomanagement, hilft die<br />
Zahl <strong>und</strong> Schwere von Fehlern <strong>und</strong> Komplikationen<br />
kontinuierlich zu reduzieren. Diese<br />
Handlungsempfehlungen bedürfen der<br />
unklar<br />
↓<br />
Abb. 1<br />
Anpassung <strong>und</strong> Implementierung an klinikinterne<br />
Vorgaben im Bereich des Qualitäts-<br />
<strong>und</strong> Risikomanagements, sie wollen <strong>und</strong><br />
können diese nicht ersetzen. Sie sollen Unterstützung<br />
bei der Erstellung betriebsinterner<br />
Richtlinien geben. Die spezifische<br />
Ausgestaltung <strong>und</strong> Anwendung entsprechen<br />
den jeweils gültigen Sorgfaltspflichten<br />
<strong>und</strong> liegen in der ausschließlichen Eigenverantwortung.<br />
Neben diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen<br />
Fehlern ist das Implantatversagen<br />
in der Endoprothetik <strong>und</strong> Osteosynthese<br />
Meldung von Vorkommnissen in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
unerwünschtes Ereignis<br />
�<br />
Vorkommnis?<br />
�<br />
Klin. Dokumentation des Ereignisses<br />
�<br />
Identifikation Hersteller / Art. Nr. / Lot.<br />
Nr.<br />
�<br />
Meldeformular ausfüllen <strong>und</strong> an BfArM<br />
schicken<br />
�<br />
Information des Patienten,<br />
ggf. der Angehörigen<br />
�<br />
Einverständniserklärung zur<br />
Implantatuntersuchung<br />
�<br />
Information der Haftpflichtversicherung<br />
�<br />
Dokumentation an den Hersteller<br />
schicken<br />
�<br />
ggf. Untersuchungen gemeinsam mit<br />
Hersteller<br />
�<br />
Ereignisauswertung <strong>und</strong> ggf.<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
�<br />
ja<br />
Information des Patienten<br />
nein<br />
�<br />
Klin. Dokumentation des Ereignisses<br />
�<br />
Information des Patienten,<br />
ggf. der Angehörigen<br />
�<br />
Information der Haftpflichtversicherung<br />
eine ernstzunehmende Ursache „unerwünschter<br />
Ereignisse“. Daher müssen diese<br />
Ereignisse strukturiert erfasst, transparent<br />
dargestellt <strong>und</strong> in korrektiven Maßnahmen<br />
umgesetzt werden. Das gesetzlich normierte<br />
Verfahren bei Implantatversagen<br />
unterstützt die klinikinternen Maßnahmen<br />
im Rahmen des Qualitäts- <strong>und</strong> Risikomanagements.<br />
Die vorliegende Handlungsempfehlung<br />
richtet sich in erster Linie an die Anwender<br />
von Implantaten in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
sowie an die <strong>für</strong> die Sicherheit<br />
von Implantaten <strong>und</strong> Medizinprodukten<br />
zuständigen Stabstellen in den Krankenhäusern.<br />
Sie erläutern, in welchen Fällen,<br />
bei welchen Vorkommnissen <strong>und</strong> in welcher<br />
Weise entsprechend den gesetzlichen Vorgaben<br />
vorzugehen ist.<br />
1.1 Implantatversagen<br />
Implantatversagen in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
treten vorwiegend im Bereich<br />
der Endoprothetik <strong>und</strong> der Frakturbehandlung<br />
auf. Ursachen sind:<br />
■ ■ patientenbezogene Faktoren;<br />
■ ■ die Qualität der chirurgischen Prozeduren;<br />
■ ■ spezifische design- <strong>und</strong> produktionsbedingte<br />
Merkmale der verwendeten Implantate.<br />
Hinweise zur Häufigkeit <strong>und</strong> Relevanz von<br />
Implantatversagen liegen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland nicht vor. Das B<strong>und</strong>esinstitut<br />
<strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />
(BfArM) führt eine deskriptive<br />
Statistik über die Risikomeldungen, die<br />
das BfArM erreichen. In dieser Auswertung<br />
gehen die Gelenkendoprothesen in der<br />
Produktgruppe „nicht-aktive Implantate“<br />
auf. Im Jahr 2009 erreichten das BfArM <strong>für</strong><br />
diese Produktgruppe insgesamt 1.046 Meldungen<br />
(siehe: www.bfarm.de) (1, 2). Eine<br />
weitere Differenzierung ist nicht verfügbar.<br />
Darüber hinausgehende Daten, wie sie in<br />
verschiedenen EU-Staaten im Rahmen von<br />
nationalen Endoprothesenregistern (zum<br />
Beispiel in Schweden, Norwegen u. a.; vergleiche:<br />
www.ear.efort.org) erhoben werden,<br />
sind <strong>für</strong> Deutschland nicht verfügbar.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 115<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
116<br />
Im Dezember 2008 wurde dem Gemeinsamen<br />
B<strong>und</strong>esausschuss (G-BA) zwar von<br />
der B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle <strong>für</strong> Qualitätssicherung<br />
(BQS) ein Konzept <strong>für</strong> ein deutsches<br />
Endoprothesenregister vorgelegt, eine Umsetzung<br />
ist bis heute allerdings nicht erfolgt<br />
(3, 4).<br />
Bei einem Vergleich der insgesamt in<br />
Deutschland schätzungsweise gemeldeten<br />
200 Fälle pro Jahr mit internationalen Registerdaten<br />
wird deutlich, dass Implantatversagen<br />
wesentlich häufiger auftreten<br />
müssten, <strong>und</strong> somit wird angenommen,<br />
dass in vielen Fällen diese Ereignisse nicht<br />
zur Meldung <strong>und</strong> Dokumentation gelangen.<br />
Ein Implantatversagen kann schwerwiegende<br />
Folgen wie Revisionseingriffe, Infektionen<br />
<strong>und</strong> bleibende Schäden nach sich<br />
ziehen. Zahlen zur Häufigkeit dieser Folgen<br />
eines Implantatversagens sind mit der vorhandenen<br />
Datenbasis in Deutschland ebenfalls<br />
nicht zu ermitteln.<br />
Wenn sich die Ursache des Implantatversagens<br />
durch den medizinischen Behandlungsverlauf<br />
zweifelsfrei erklären lässt, kann<br />
auf eine BfArM-Meldung verzichtet werden.<br />
Die Gründe, die zum Verzicht auf eine Meldung<br />
an die B<strong>und</strong>esbehörde geführt haben,<br />
sollten dokumentiert werden. In Zweifelsfällen<br />
kann die Prüfung des Behandlungsverlaufes,<br />
respektive des Ereignisses durch<br />
einen unabhängigen Sachverständigen, die<br />
Schlichtungsstelle der Ärztekammern oder<br />
über die Krankenkasse durch die Medizinischen<br />
Dienste erwogen werden.<br />
2. Meldung von Implantatversagen<br />
Trotz klarer Regelungen <strong>und</strong> gesetzlicher<br />
Vorgaben zum Meldeverfahren <strong>und</strong> damit<br />
zur Beteiligung des BfArM scheinen in der<br />
Praxis doch erhebliche Unklarheiten darüber<br />
zu bestehen, in welchen Fällen eine Meldepflicht<br />
besteht <strong>und</strong> wie diese umgesetzt<br />
wird. Dies betrifft also auch Fälle, in denen<br />
ein unerwünschtes Ereignis im weiteren<br />
Sinne in einem Kausalzusammenhang mit<br />
dem Tod oder einer schwerwiegenden Verschlechterung<br />
des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />
eines Patienten, Anwenders oder einer dritten<br />
Person steht. So stellt zum Beispiel ein<br />
vorzeitiger Revisionseingriff eine erhebliche<br />
Konsequenz im Sinne einer Verschlechterung<br />
des Ges<strong>und</strong>heitszustandes des Patienten<br />
dar. Darüber hinaus ist häufig eine<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Verschlechterung der<br />
Ausgangslage <strong>für</strong> eine eventuell spätere<br />
weitere Revisionsoperation gegeben. Eine<br />
„schwerwiegende Verschlechterung“ des<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustandes ist weiterhin anzunehmen<br />
bei einer lebensbedrohlichen<br />
Definition „meldepflichtige Vorkommnisse“<br />
Ein meldepflichtiges Vorkommnis ist eine<br />
Funktionsstörung, ein Ausfall oder eine Änderung<br />
der Merkmale oder der Leistung oder eine<br />
Unsachgemäßheit der Kennzeichnung oder<br />
der Gebrauchsanweisung eines Medizinprodukts,<br />
die unmittelbar oder mittelbar zum Tod<br />
oder zu einer schwerwiegenden Verschlechte-<br />
Erkrankung oder Verletzung, im Falle eines<br />
bleibenden Körperschadens oder einer dauerhaften<br />
Beeinträchtigung einer Körperfunktion.<br />
Gleiches gilt bei einem Zustand,<br />
der eine medizinische oder chirurgische Intervention<br />
erfordert, um einen bleibenden<br />
Körperschaden oder eine dauerhafte Beeinträchtigung<br />
einer Körperfunktion zu verhindern.<br />
Ob eine schwerwiegende Beeinträchtigung<br />
vorliegt, ist im jeweiligen Einzelfall<br />
auch in Relation zum Behandlungsziel zu<br />
beurteilen.<br />
Indikatoren <strong>für</strong> das Vorliegen eines Vorkommnisses<br />
gemäß der Medizinprodukte-<br />
Sicherheitsplanverordnung sind zum Beispiel:<br />
■ ■ der Bruch einer Implantatkomponente;<br />
■ ■ eine erforderliche Revision bzw. Verschlechterung<br />
des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />
bedingt durch falsch verwendete<br />
Implantatkomponenten (Verwechslung,<br />
falsche Kennzeichnung usw.);<br />
■ ■ offensichtlich auf das Implantat zurückzuführende<br />
klinisch-medizinische<br />
Ereignisse, die eine schwerwiegende<br />
Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />
des Patienten bedingen;<br />
■ ■ ein vorzeitiger Revisionseingriff.<br />
Für die Praxis bedeutet dies, dass im Zweifelsfall<br />
eher eine Meldung erfolgen sollte.<br />
Wer meldet? – häufig gestellte Fragen<br />
Wer hat zu entscheiden, welcher Faktor<br />
bei multifaktoriellem Geschehen verantwortlich<br />
<strong>für</strong> das Implantatversagen ist?<br />
Die zuständige Behörde (BfArM)*<br />
* Das Problem ist die erforderliche Differenzierung<br />
zwischen einem Vorkommnis, bei dem<br />
der Verdacht auf ein vorzeitiges Versagen des<br />
Implantates im Raum steht, <strong>und</strong> dem „Lebenszyklus<br />
entsprechenden“ Versagen.<br />
Empfehlung: Es ist zu empfehlen, jedes versagende<br />
Implantat zu melden, das weniger als<br />
fünf Jahre Standzeit aufweist. Das ist zwar<br />
auch nicht wirklich trennscharf, aber man<br />
könnte so vermeiden, dass beim BfArM jeder<br />
Prothesenwechsel gemeldet wird, der eigentlich<br />
nicht zu beanstanden wäre.<br />
rung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes eines Patienten,<br />
eines Anwenders oder einer anderen Person<br />
geführt hat, geführt haben konnte oder<br />
führen könnte.<br />
§ 2 Medizinprodukte- Sicherheitsverordnung<br />
(MPSV)<br />
In jedem Fall sollten der Patient <strong>und</strong> dessen<br />
Angehörige darüber informiert <strong>und</strong> die Umstände<br />
exakt dokumentiert werden.<br />
Eine schwerwiegende Verschlechterung des<br />
Ges<strong>und</strong>heitszustandes wird in den europäischen<br />
Leitlinien des Medizinprodukte-,<br />
Beobachtungs- <strong>und</strong> Meldesystems näher<br />
erläutert. Die Meldepflicht im Rahmen des<br />
Medizinprodukte-, Beobachtungs- <strong>und</strong> Meldesystems<br />
fokussiert also auf Vorkommnisse,<br />
die in einem kausalen oder möglichen<br />
kausalen Zusammenhang mit spezifischen<br />
design- <strong>und</strong> produktionsbedingten Merkmalen<br />
der verwendeten Implantate stehen.<br />
Sie betrifft nicht die Qualität der Indikationsstellung<br />
oder/<strong>und</strong> der perioperativen<br />
Prozesse oder/<strong>und</strong> patientenbezogene Faktoren,<br />
die zu einem Implantatversagen führen.<br />
Ein Implantatversagen ohne schwerwiegende<br />
Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />
unterliegt dieser Regelung<br />
nicht.<br />
2.1 Wer meldet?<br />
Die Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />
(MPSV) sieht bei nicht aktiven Medizinprodukten<br />
laut § 3 Abschnitt 2 bis 4 folgendes<br />
vor: „Wer Medizinprodukte beruflich<br />
oder gewerblich betreibt oder anwendet,<br />
hat dabei aufgetretene Vorkommnisse dem<br />
Muss ein Plattenbruch im Rahmen einer<br />
Frakturbehandlung gemeldet werden,<br />
wenn die Platte (das Produkt) entsprechend<br />
den Angaben des Herstellers <strong>und</strong><br />
der Operationsanleitung den lokalen<br />
anatomischen Verhältnissen entsprechend<br />
durch Biegung angepasst wurde?<br />
Erklärt sich der Plattenbruch nicht aus dem klinischen<br />
Verlauf, ist die Meldung an das BfArM<br />
zu empfehlen.<br />
Wer prüft, ob ein Anwender- oder<br />
Produktversagen vorliegt?<br />
Der verantwortliche Hersteller in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Anwender zur Vorlage<br />
beim BfArM. Ggf. wird ein externer Sachverständiger<br />
mit einer weiteren Untersuchung<br />
beauftragt.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Definition „korrektive Maßnahme“<br />
§ 2 MPSV<br />
Eine korrektive Maßnahme ist eine Maßnahme<br />
zur Beseitigung, Verringerung oder Verhinderung<br />
des erneuten Auftretens eines von<br />
einem Medizinprodukt ausgehenden Risikos.<br />
BfArM zu melden.“ (Meldeformular unter<br />
www.bfarm.de „nichtaktive Medizinprodukte“)<br />
Zunächst ist der verantwortliche Hersteller<br />
nach § 5 der MPSV verpflichtet, in Deutschland<br />
aufgetretene Vorkommnisse dem<br />
BfArM zu melden. Die in anderen Ländern<br />
des Europäischen Wirtschaftsraums aufgetretenen<br />
Vorkommnisse hat er den dort zuständigen<br />
Behörden zu melden. Dessen ungeachtet<br />
ist nach § 3 Abschnitt 3 der MPSV<br />
zu verfahren, siehe oben. Dies gilt entsprechend<br />
auch <strong>für</strong> Ärzte, denen im Rahmen der<br />
Diagnostik oder Behandlung Vorkommnisse<br />
bekannt werden.<br />
Wer meldet?: Hersteller, der Implantathandel,<br />
Ärzte, die das Implantat anwenden oder<br />
nachkontrollieren. Angehörige der Heilberufe<br />
kommen dieser Verpflichtung auch<br />
nach, wenn Meldungen an Kommissionen<br />
oder andere Einrichtungen der Heilberufe,<br />
Ablauf des Meldeverfahrens – häufig gestellte Fragen<br />
Wer hat das Formblatt auszufüllen? Der<br />
behandelnde Arzt oder der Hersteller?<br />
Sowohl der behandelnde Arzt bzw. derjenige,<br />
der das Vorkommnis zuerst bemerkt hat, als<br />
auch der Hersteller haben die Meldung mittels<br />
der Formblätter durchzuführen.<br />
Wer untersucht das explantierte<br />
Implantat, wer ist dazu verpflichtet?<br />
Zur Prüfung des Explantats ist in erster Linie<br />
der Hersteller verpflichtet. Diese Verpflichtung<br />
ergibt sich aus den Vorschriften zur Risikoabwehr<br />
<strong>und</strong> den Mitwirkungspflichten des Herstellers<br />
in der Medizinproduktegesetzgebung.<br />
Unabhängig davon kann ein unabhängiger<br />
Sachverständiger mit der Untersuchung des<br />
Explantates beauftragt werden.<br />
Wer trägt die Kosten?<br />
Die Prüfung durch den Hersteller ist durch diesen<br />
kostenlos durchzuführen. Entscheidet sich<br />
das Krankenhaus, der Patient oder die Krankenkasse<br />
<strong>für</strong> die Beauftragung eines Sachverständigen,<br />
trägt der jeweilige Auftraggeber die Kosten<br />
<strong>für</strong> die Begutachtung. Die Ergebnisse einer<br />
Begutachtung durch einen unabhängigen<br />
Sachverständigen sollten dem BfArM mitgeteilt<br />
werden.<br />
Welche Unterlagen müssen zusammen mit<br />
dem explantierten Implantat der unter-<br />
die im Rahmen ihrer Aufgaben Risiken von<br />
Medizinprodukten erfassen, erfolgen <strong>und</strong><br />
dort eine unverzügliche Weiterleitung an<br />
die zuständige B<strong>und</strong>esoberbehörde sichergestellt<br />
ist (Register mit vereinbarter Benachrichtigung<br />
des BfArM).<br />
2.2 Was geschieht mit der Meldung?<br />
Das BfArM hat <strong>für</strong> alle ihm nach § 3 MPSV<br />
gemeldeten Vorkommnisse eine Risikobewertung<br />
vorzunehmen. Darüber hinaus<br />
hat das BfArM wissenschaftliche Untersuchungen<br />
durchzuführen bzw. durchführen<br />
zu lassen, um mögliche Risiken zu ermitteln.<br />
Ziel der Risikobewertung ist es festzustellen,<br />
ob ein unvertretbares Risiko vorliegt<br />
<strong>und</strong> welche korrektiven Maßnahmen geboten<br />
sind. Sofern der verantwortliche Hersteller<br />
eigenverantwortlich korrektive Maßnahmen<br />
trifft, schließt die Risikobewertung<br />
durch das BfArM die Prüfung ein, ob diese<br />
Maßnahme angemessen ist.<br />
Die Risikobewertung erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem verantwortlichen<br />
Hersteller <strong>und</strong>, soweit erforderlich, mit den<br />
jeweils betroffenen Anwendern/Chirurgen,<br />
wobei das BfArM in besonders eilbedürftigen<br />
Fällen eine unverzügliche Bearbeitung<br />
sicherstellt. Anwender <strong>und</strong> Produktherstel-<br />
suchenden Stelle zur Verfügung gestellt<br />
werden?<br />
Alle relevanten Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Berichte, wie OP-<br />
Bericht, prä- <strong>und</strong> postoperative Röntgenbilder<br />
<strong>und</strong> des Verlaufs, CT-Bilder, evtl. histologische<br />
<strong>und</strong> bakterielle Untersuchungsbef<strong>und</strong>e, Einverständniserklärung<br />
des Patienten/der Angehörigen,<br />
Meldung an die Geschäftsführung<br />
des Krankenhauses <strong>und</strong> den Kostenträger.<br />
Ist eine Meldung an den Hersteller/das<br />
vertreibende Unternehmen bei einem<br />
Implantatversagen ausreichend?<br />
In aller Regel : nein. In § 3 der Medizinprodukte-<br />
Sicherheitsplanverordnung (MPSV) wird die<br />
Meldung an die zuständige B<strong>und</strong>esoberbehörde<br />
(BFarM) verlangt. Stellt der Anwender allerdings<br />
sicher, dass seine Meldung den Verantwortlichen<br />
nach § 5 MPG beim Hersteller erreicht,<br />
der wiederum selber beim BfArM melden<br />
muss, ist sichergestellt, dass die Meldung<br />
das BfArM erreicht. Definitiv unzureichend<br />
sind mündliche oder fernmündliche, formlose<br />
Meldungen an den die Klinik betreuenden Mitarbeiter<br />
des Herstellers.<br />
Besteht eine Informationspflicht auch an<br />
den Kostenträger?<br />
Ja, nach § 294a SGB V muss die Krankenkasse<br />
über mögliche drittverursachte Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />
informiert werden (s.o.).<br />
ler sind in gleicher Form in diesen Prozess<br />
eingeb<strong>und</strong>en. Dabei kann das BfArM vom<br />
verantwortlichen Hersteller, aber auch vom<br />
Anwender alle <strong>für</strong> die Sachverhaltsaufklärung<br />
oder die Risikobewertung erforderlichen<br />
Auskünfte <strong>und</strong> Unterlagen sowie<br />
die Überlassung des betroffenen Produkts<br />
oder von Mustern aus der betroffenen Produktionscharge<br />
zu Untersuchungszwecken<br />
verlangen. Patientendaten sind vor der<br />
Übermittlung so zu anonymisieren, dass<br />
ein Personenbezug nicht mehr hergestellt<br />
werden kann. Bestimmungen zum Schutz<br />
personenbezogener Daten, gesetzliche Geheimhaltungspflichten<br />
<strong>und</strong> die ärztliche<br />
Schweigepflicht bleiben in jedem Fall unberührt.<br />
Das BfArM teilt das Ergebnis seiner Risikobewertung<br />
dem verantwortlichen Hersteller<br />
<strong>und</strong> der Person, die das Vorkommnis gemeldet<br />
hat, sowie den zuständigen Behörden<br />
wie zum Beispiel den Landesbehörden,<br />
gegebenenfalls dem Robert-Koch Institut<br />
oder dem medizinischen Dienst der Spitzenverbände<br />
der Krankenkassen mit. Wurden<br />
Produktrisiken identifiziert, müssen<br />
korrektive Maßnahmen zur Beseitigung,<br />
Verringerung oder Verhinderung des erneuten<br />
Auftretens durch den verantwortlichen<br />
Hersteller gegebenenfalls unter Mitwirkung<br />
Welche zusätzlichen Bef<strong>und</strong>e sind sinnvollerweise<br />
zu dokumentieren <strong>und</strong> zu<br />
sichern?<br />
Das aktuelle Labor: „Entzündungslabor“ im<br />
Verlauf, Röntgenbilder der Erstimplantation,<br />
patientenrelevante <strong>und</strong> OP-relevante Bef<strong>und</strong>e/Berichte,<br />
evtl. histologische Bef<strong>und</strong>e.<br />
Muss ich den Patienten auch aufklären,<br />
wenn kein Vorkommnis ohne schwerwiegende<br />
Folge vorliegt, zum Beispiel bei einem<br />
Plattenbruch bei knöchern verheilter<br />
Fraktur ohne Funktionsstörung etc.?<br />
Nicht verpflichtend. Dies muss situationsabhängig<br />
vom behandelnden Arzt entschieden<br />
werden. Eine umfassende Bef<strong>und</strong>dokumentation<br />
<strong>und</strong> Information der Haftpflichtversicherung<br />
über die Geschäftsführung des Krankenhauses<br />
ist zu empfehlen.<br />
Muss ich den Patienten aufklären,<br />
wenn ein Vorkommnis mit schwerwiegender<br />
Folge vorliegt (um Beispiel<br />
Revisionseingriff in Folge des Produktversagens)<br />
Ja, der Patient muss in die Lage versetzt werden,<br />
die Situation zu beurteilen. Nur so kann<br />
der Patient gegebenenfalls auch zeitnah prüfen<br />
(lassen), ob es geboten ist, Haftungsansprüche<br />
geltend zu machen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 117<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
118<br />
des Anwenders erfolgen. Hierzu können<br />
auch Rückrufmaßnahmen oder Maßnahmenempfehlungen<br />
gehören. Das BfArM<br />
kann über durchgeführte korrektive Maßnahmen,<br />
Empfehlungen <strong>und</strong> Ergebnisse der<br />
wissenschaftlichen Aufarbeitung über die<br />
Internetseiten der Behörde informieren.<br />
2.3. Ablauf des Meldeverfahrens<br />
Die Meldungen der Hersteller erfolgen<br />
elektronisch als Datei in der Originalformatierung.<br />
Für Anwender macht das BfArM<br />
die Informationen zur Übermittlung der<br />
Meldung <strong>und</strong> über zu verwendende Formblätter<br />
auf ihrer Internetseite bekannt.<br />
Die Meldeformulare sind abrufbar unter:<br />
www.bfarm.de Medizinprodukte Formulare.<br />
Die Meldungen sind unverzüglich durchzuführen.<br />
Das explantierte Implantat wird zusammen<br />
mit allen verfügbaren Röntgenbildern,<br />
einem erläuternden Bericht durch den<br />
behandelnden Arzt <strong>und</strong> weiteren Bef<strong>und</strong>berichten<br />
(Histologie, Bakteriologie) an den<br />
Produktvertreiber/Hersteller unter Hinweis<br />
auf die Meldepflicht verschickt (Kopie an:<br />
Krankenhaus-Geschäftsführung, BfArM).<br />
Eine Information an die Klinik/den Arzt, die/<br />
der die Implantation vorgenommen hat, ist<br />
zu empfehlen.<br />
Vorgehen im Einzelnen:<br />
■ ■ Feststellung mit Dokumentation des Implantatversagens<br />
(zum Beispiel Implantatbruch)<br />
■ ■ Identifikation des Herstellers/Art.Nr./<br />
Lot.-Nr.<br />
■ ■ Sicherstellung der bildgebenden Dokumentation<br />
(zum Beispiel Röntgen-Bild,<br />
evtl. Photo des explantierten Implantats)<br />
■ ■ Information <strong>und</strong> Aufklärung des Patienten<br />
<strong>und</strong> evtl. der Angehörigen über:<br />
• die Diagnose <strong>und</strong> daraus resultierenden<br />
Konsequenzen<br />
• mögliche Risiken eines erneuten Eingriffes<br />
• Einholung des Einverständnisses des<br />
Patienten, das ihm gehörende Implantat<br />
an Hersteller zur Untersuchung versenden<br />
zu dürfen<br />
• Dokumentation des Gesprächs<br />
■ ■ Standardisiertes Meldeformular ausfüllen<br />
<strong>und</strong> an BfArM versenden (www.<br />
bfarm.de)<br />
■ ■ Information der Haftpflichtversicherung<br />
über die Geschäftsführung des Krankenhauses<br />
<strong>und</strong> den „Sicherheitsbeauftragten<br />
Medizinprodukte“<br />
■ ■ Kopie der Dokumentation inklusive der<br />
Einverständniserklärung <strong>und</strong> Aufklärung<br />
des Patienten, der Information der Ge-<br />
Juristische Aspekte – häufig gestellte Fragen<br />
Ist so auch vorzugehen, wenn nach<br />
Ansicht des behandelnden Arztes kein<br />
Vorkommnis im Sinne der Meldepflicht<br />
nach § 3 Absatz 2 bis 4 der Medizin-<br />
Produkte-Sicherheitsplanverordnung<br />
vorliegt?<br />
Nein. Die Bef<strong>und</strong>e müssen jedoch dokumentiert,<br />
die Gründe, die gegen eine Meldung sprechen, in<br />
schäftsführung des Krankenhauses <strong>und</strong><br />
BfArM-Meldung an Hersteller bzw. Produktvertreiber<br />
<strong>und</strong> evtl. erstbehandelnde<br />
Klinik/Arzt in Kopie weiterleiten<br />
■ ■ Meldung des Ereignisses an die Krankenkasse<br />
des Patienten (Gemäß § 294a SGB<br />
V „Mitteilung von Krankheitsursachen<br />
<strong>und</strong> drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschäden“<br />
sind Ereignisse, bei denen Hinweise<br />
<strong>für</strong> einen drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschaden<br />
vorliegen, den Kostenträgern zu<br />
melden. Das Versagen eines Implantates<br />
stellt einen drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschaden<br />
im Sinne des Gesetzes dar.<br />
Zugelassene Krankenhäuser (§ 108 SGB<br />
V) <strong>und</strong> Vertragsärzte sind verpflichtet,<br />
die erforderlichen Daten einschließlich<br />
der Angaben über mögliche Ursachen<br />
<strong>und</strong> Verursacher den Krankenkassen mitzuteilen.)<br />
Das Verwerfen eines Implantates, das im<br />
Verdacht steht, <strong>für</strong> ein Vorkommnis verantwortlich<br />
zu sein, ist seit dem Inkrafttreten<br />
der vierten Medizinproduktegesetz-Novelle<br />
(21. März 2010) nicht zulässig! Im dann<br />
geltenden § 12 Abs. 4 der Medizinprodukte-<br />
Sicherheitsplanverordnung (MPSV) heißt<br />
es: „Anwender <strong>und</strong> Betreiber haben da<strong>für</strong><br />
Sorge zu tragen, dass Medizinprodukte <strong>und</strong><br />
Probematerialien, die im Verdacht stehen,<br />
an einem Vorkommnis beteiligt zu sein,<br />
nicht verworfen werden, bis die Untersuchungen<br />
abgeschlossen sind.“<br />
Kann das zum Versagen geführte Implantat<br />
nicht explantiert werden, erfolgt dennoch<br />
eine Meldung nach § 3 Absatz 2 bis 4 der<br />
Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />
unter Beifügung vorhandener Röntgen-Bef<strong>und</strong>e<br />
<strong>und</strong> Angaben entsprechend<br />
der oben dargestellten Vorgehensweise.<br />
3. Juristische Aspekte<br />
Das Vorkommnis eines Implantatversagens<br />
ist unabhängig der ausstehenden Würdigung<br />
der Ursache(n) als ein vermeidbares<br />
unerwünschtes Ereignis im Verlauf der Behandlung<br />
anzusehen. Das Vorgehen entspricht<br />
den Standards zum Risikomanagement<br />
der jeweiligen Klinik/Arztpraxis.<br />
der Dokumentation dargelegt <strong>und</strong> der Patient/<br />
Angehörige informiert werden.<br />
Ist in unklaren Fällen immer die<br />
Haftpflichtversicherung der behandelnden<br />
Institution/ des behandelnden Arztes zu<br />
informieren?<br />
Nein, es ist aber anzuraten.<br />
3.1. Information Patienten/Angehörige<br />
Der Patient <strong>und</strong> seine Angehörigen sind<br />
unabhängig von der Ursache des eingetretenen<br />
Vorkommnisses – auch im Fall eines<br />
Ereignisses ohne nachweisbare Folgen <strong>für</strong><br />
den Patienten – sachgerecht <strong>und</strong> zeitnah zu<br />
informieren. Das Gespräch sollte in ruhiger<br />
<strong>und</strong> sachlicher Atmosphäre vom behandelnden<br />
Arzt bzw. dem <strong>für</strong> die Behandlung<br />
verantwortlichen Leiter der Klinik geführt<br />
werden. Auf Wunsch des Patienten oder Angehörigen<br />
kann eine weitere Person seines<br />
Vertrauens an diesem Gespräch teilnehmen.<br />
Inhalt des Gespräches <strong>und</strong> Namen der<br />
Anwesenden sind zu dokumentieren. Der<br />
Patient/Angehörige sollte gebeten werden,<br />
wesentliche Inhalte des Gespräches mit seine<br />
eigenen Worten wiederzugeben, damit<br />
eventuell noch bestehende Missverständnisse<br />
ausgeräumt werden.<br />
3.2. Aufbewahrung der Unterlagen<br />
Kopien der Behandlungsunterlagen sind<br />
vollständig anzufertigen <strong>und</strong> getrennt von<br />
den Behandlungsunterlagen des Patienten<br />
aufzubewahren.<br />
4. „Beauftragter <strong>für</strong> Implantatsicherheit“<br />
in der Stabstelle<br />
Medizinprodukte-Sicherheit<br />
Die Benennung eines Beauftragten <strong>für</strong> Implantatsicherheit<br />
als Bindeglied zur übergeordneten<br />
Klinik-Stabsstelle Medizinproduktesicherheit<br />
wird empfohlen. Folgende<br />
Aufgaben in Zusammenarbeit mit der<br />
Stabsstelle sind speziell dabei zu übernehmen:<br />
■ ■ Sicherstellung der praxisnahen Unterweisung<br />
aller an der Anwendung beteiligten<br />
Personen vor der Anwendung von<br />
Implantaten, wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben,<br />
Dokumentation <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />
gemäß Medizinproduktebetreiberverordnung<br />
(MPBetreibV). Hersteller<br />
oder Vertriebsorganisationen sind davon<br />
in Kenntnis zu setzen.<br />
■ ■ Vor Anwendung eines neuen oder geänderten<br />
Implantates sollen Schulungs-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
maßnahmen unter Beteiligung des Herstellers<br />
oder der Vertriebsorganisation<br />
<strong>für</strong> alle Anwender durchgeführt werden.<br />
■ ■ Sicherstellung von Schulungen neuer<br />
Mitarbeiter, die bei der Anwendung beteiligt<br />
sind.<br />
■ ■ Regelung der Zuständigkeit <strong>und</strong> der<br />
Kommunikation innerhalb der Klinik/Einrichtung.<br />
Feedback<br />
Diese Handlungsempfehlungen sind auch ein<br />
Instrument zur Verbesserung der Patientensicherheit.<br />
Dieser Prozess bedarf kontinuierlicher<br />
Weiterentwicklung <strong>und</strong> Anpassung.<br />
Rückmeldungen jeder Art an die Herausgeber<br />
sind deshalb ausdrücklich erwünscht.<br />
Sollten Sie bei Durchsicht <strong>und</strong> / oder Gebrauch<br />
dieser Empfehlung auf Ungereimtheiten,<br />
Missverständliches oder Fehler stoßen, bitten<br />
wir Sie ebenso um einen Hinweis, wie wir auch<br />
gerne Ver besserungsvorschläge aufnehmen.<br />
Sie erreichen uns unter:<br />
Geschäftstelle <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
Luisenstraße 58/59<br />
10117 Berlin<br />
E-Mail: office@dgou.de<br />
■ ■ Regelung der Zuständigkeit <strong>und</strong> der Kommunikation<br />
zwischen Klinik <strong>und</strong> Produkteherstellern<br />
<strong>und</strong>/oder Vertriebsorganisationen,<br />
vor allem auch betreffend:<br />
• Änderungen Anwendungsindikation,<br />
Design etc.<br />
• Vorkommnisse bereits eingeführter Implantate<br />
• insbesondere Regelung einer zeitnahen<br />
Informationsweitergabe an die Anwender<br />
– auch außerhalb der Dienstzeiten,<br />
zum Beispiel bei Rückrufaktion, Sicherheitshinweise<br />
des BfArM, der Hersteller<br />
<strong>und</strong> oder/Vertriebsorganisationen.<br />
■ ■ Festlegung von klinikinternen Regeln zur<br />
Durchführung klinischer Prüfungen neuer<br />
/ geänderter Medizinprodukte nach<br />
dem Konformitätsverfahren.<br />
Prof. Dr. Hartmut Siebert 1<br />
Prof. Dr. Heino Kienapfel 1<br />
Martin Stockheim 2<br />
Wilhelm Blömer 3<br />
1) <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie e. V.<br />
2) Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes<br />
B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V., <strong>und</strong> Klinik <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie, St. Marien-<br />
Hospital Borken<br />
3) B<strong>und</strong>esverband Medizintechnologie (BVMed)<br />
Weiterführende Informationen <strong>und</strong> Literatur<br />
www.BfArM.de<br />
www.dimdi.de<br />
1. B. C. Heinz, Endoprothesenregister <strong>und</strong><br />
deren Beitrag zur Sicherheit der Patientenversorgung<br />
mit Gelenkimplantaten. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt<br />
2009; 52: 589 – 593<br />
2. B. C. Heinz, D. von Malleck: Vorkomm nisse<br />
bei Hüft- <strong>und</strong> Knie-Endoprothesen-Lockerung.<br />
Orthopädie 2005; 34: 47 – 54<br />
3. F.U. Niethard: Ein Endoprothesenregister<br />
auf der Gr<strong>und</strong>lage von Routinedaten.<br />
Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 3/10, 205 – 206<br />
4. Medizinreport „Das Endoprothesenregister<br />
muss kommen“, ÄB107, 7, A270, 2010<br />
Nachdruck<br />
Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 12 – 16<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 119<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
120<br />
Auf einen Blick: Vorgehen bei Implantatversagen<br />
in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
Worauf müssen Sie achten, wenn Sie ein Implantatversagen<br />
feststellen, das nicht durch<br />
Patienten bezogene Faktoren, perioperative<br />
Maßnahmen, eine falsche Indikationsstellung,<br />
die Implantatbe arbeitung durch den<br />
1. Feststellung eines Implantatversagens<br />
Liegen alle relevanten Röntgen-Bilder vor?<br />
Liegen alle relevanten Bef<strong>und</strong>berichte einschließlich OP-Bericht vor?<br />
Handelt es sich um ein Implantatversagen durch:<br />
anwenderbezogene Vorkommnisse<br />
anwendungsspezifische Vorkommnisse<br />
produktspezifische Vorkommnisse<br />
schwerwiegende Folge?<br />
Anwender, die Implantationstechnik verursacht<br />
wurde, sondern auf Gr<strong>und</strong> spezifischer<br />
design- <strong>und</strong> produktionsbedingter Mängel<br />
nach § 3 Absatz 2 bis 4 der Medizin-Produkte-Sicherheitsplanverordnung?<br />
2. In jedem Falle: zeitnahe Information des Patienten/der Angehörigen <strong>und</strong> der Klinikleitung bzw.<br />
der Stabsstelle „Medizinproduktesicherheit“<br />
Gespräch im Beisein eines Unbeteiligten mit Patienten/Angehörigen durchgeführt, dokumentiert?<br />
Dokumentation der Gründe, warum ein Vorkommnis vorliegt, das der Meldepflicht nicht unterliegt<br />
3. Verfahrensablauf bei „Vorkommnis mit schwerwiegender Folge“ im Sinne des Gesetzes:<br />
Gespräch im Beisein eines Unbeteiligten mit Patienten/Angehörigen, unter Einholen des Einverständnisses<br />
zur Verwendung des Implantates zu weiteren Untersuchungen <strong>und</strong> Erstellung eines Gesprächsprotokolls<br />
Information der Geschäftsführung/Stabsstelle Medizinproduktesicherheit<br />
Information mit Formblatt an BfArM <strong>und</strong> Kopien an: Hersteller/Vertrieb, Geschäftsführung Krankenhaus <strong>und</strong><br />
Stabsstelle Medizinproduktesicherheit, damit auch Haftpflichtversicherung, den Kostenträger <strong>und</strong> evtl. die<br />
erstbehandelnde Einrichtung/Arzt.<br />
Versand des explantierten Implantats mit relevanten Röntgen- <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>berichten an Hersteller<br />
unter Beifügung einer Kopie der Einverständniserklärung des Patienten/seiner Angehörigen<br />
Kopie <strong>und</strong> Sicherung der Unterlagen von: Patientenakte, Aufklärungsbogen, Einverständniserklärung des Patienten,<br />
relevanten patientenbezogenen Unterlagen, der durchgeführten Information an Hersteller/Produktvertrieb,<br />
Stabsstelle Medizinproduktesicherheit, Kostenträger <strong>und</strong> BfArM.<br />
Auch im Zweifelsfall Vorgehen entsprechend dem obengenannten Verfahren unter Hinweis auf bestehende Zweifel<br />
betreffend Ursachen!<br />
Das Merkblatt zur Meldung des Vorkommnisses finden Sie unter: www.bfarm.de<br />
Nachdruck<br />
Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 17<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong><br />
Foto: BVMed
Einheitliche Dokumentation im<br />
Schockraum<br />
Konsentierung des Datensatzes „Notaufnahme“ durch die DIVI<br />
F. Walcher, M. Kulla, S. Kinger, R. Röhrig, R. Lefering, I. Marzi<br />
Bislang existierte in Deutschland keine,<br />
dem DIVI-Notarzteinsatzprotokoll vergleichbare<br />
standardisierte Dokumentation<br />
der interdisziplinären Notfallversorgung,<br />
insbesondere auch nicht Bezug nehmend<br />
auf die Schwerverletztenversorgung. Die<br />
Daten <strong>für</strong> das TraumaRegister wie auch<br />
andere Register werden aktuell meist noch<br />
in einem personalaufwendigen Prozess retrospektiv<br />
eingegeben. Aufgabe der 2007<br />
gegründeten Sektion `Notaufnahmeprotokoll´<br />
der DIVI war es, einen standardisierten<br />
Datensatz <strong>für</strong> die interdisziplinäre Notfallversorgung<br />
zu entwickeln.<br />
Nach Analyse aktuell verwendeter Dokumentationskonzepte<br />
verschiedener Notaufnahmen<br />
Deutschlands sowie Einbeziehung<br />
der Datensätze bestehender Qualitätsregister<br />
wurde in regelmäßigen Expertentreffen<br />
ein interdisziplinär verwendbarer<br />
Datensatz festgelegt <strong>und</strong> in der Praxis an<br />
verschiedenen Krankenhäusern sowie überregionalen<br />
Traumazentren an einigen tausend<br />
Patienten validiert.<br />
Das modulare Konzept zur innerklinischen<br />
Dokumentation aller Patienten einer<br />
zentralen Notfallaufnahme beinhaltet<br />
bislang sechs verschiedene Module. Ausgehend<br />
von einem Basisdatensatz <strong>für</strong> alle<br />
Patienten wurden symptomorientierte Zusatzmodule<br />
(z. B. Trauma, Neurologie) bzw.<br />
prozessbasierende Erweiterungen in Form<br />
der Module „Überwachung“, „Anästhesie“<br />
<strong>und</strong> „Konsil“ erarbeitet. Der 676 Items umfassende<br />
Datensatz wurde Ende 2010 von<br />
der DIVI konsentiert. Der Datensatz steht<br />
unter www.notaufnahmeprotokoll.de als<br />
Down-load zur Verfügung. Zu Visualisierung<br />
des Datensatzes wurde zudem eine<br />
graphische Umsetzung der sechs Module<br />
erarbeitet, die einen schnellen papierbasierten<br />
Einsatz des Notaufnahmeprotokolls in<br />
den Kliniken ermöglicht.<br />
Mit der b<strong>und</strong>esweiten Standardisierung<br />
wird nun der innerklinischen Notfalldokumentation<br />
eine valide Arbeitsgr<strong>und</strong>lage<br />
geboten. Sämtliche Daten des TraumaRegister<br />
DGU (QM <strong>und</strong> klassisch) sind <strong>für</strong> den<br />
Bereich der frühen präklinischen sowie innerklinischen<br />
Versorgung in dem Datensatz<br />
enthalten (Bogen S, A <strong>und</strong> B). Des Weiteren<br />
sind neben den Parametern des Qualitätsmanagements<br />
alle relevanten Details zur<br />
klinischen Dokumentation <strong>und</strong> Informationsweitergabe<br />
enthalten. Weitere klinikspezifische<br />
Parameter können individuell in<br />
den einzelnen Kliniken ergänzt werden.<br />
Das DIVI-Notaufnahmeprotokoll nimmt<br />
unter den Dokumentationsstandards eine<br />
Sonderstellung ein, da die Notaufnahme<br />
einen zentralen Kommunikationspunkt von<br />
präklinischer Notfallversorgung, Diagnostik,<br />
sowie der konservativen, operativen <strong>und</strong> intensivmedizinischen<br />
Weiterversorgung dar-<br />
stellt. Mit der Einarbeitung des Datensatzes<br />
in die unterschiedlichsten Klinikinformationssysteme<br />
könnte die bislang übliche<br />
retrospektive Erfassung der Daten <strong>für</strong> das<br />
TraumaRegister DGU zum großen Teil überflüssig<br />
werden, da diese automatisch dem<br />
Register übermittelt werden sollen. Hierzu<br />
arbeitet die Sektion „Notaufnahmeprotokoll“<br />
mit der DIVI-Sektion „IT <strong>und</strong> Medizintechnik“,<br />
Standardisierungsorganisationen<br />
<strong>und</strong> der Industrie (Hersteller von Krankenhaus-IT)<br />
zusammen. Verschiedene Anbieter<br />
von Klinikinformationssystemen befassen<br />
sich bereits mit der Umsetzung des Datensatzes,<br />
trotzdem gilt es von Seiten der Anwender<br />
den Bedarf an einer einheitlichen<br />
Dokumentation <strong>und</strong> einem Benchmarking<br />
der Notaufnahmen über das TraumaRegister<br />
hinaus zu signalisieren.<br />
Der Beirat von AKUT <strong>und</strong> die Gremien der<br />
DGU befassen sich aktuell mit der Thematik<br />
<strong>und</strong> werden zeitnah eine Stellungnahme<br />
in den Organen der Fachgesellschaft veröffentlichen.<br />
PD Dr. med. Felix Walcher, MME<br />
Geschäftsführender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall-,<br />
Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
Universitätsklinikum Frankfurt<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
60590 Frankfurt/Main<br />
Tel.: 0 69 / 6 30 18 31 71<br />
E-Mail: walcher@trauma.uni-frankfurt.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 121<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
122<br />
Priorisierung von Studienprojekten<br />
in der Chirurgie<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Umsetzung einer Umfrage unter den Fachgesellschaften 2010<br />
A. M. Borchart 1 , D. Brocai 1 , C. M. Seiler 1 , C. Schuhmacher 2 , J. Neudecker 3 , M. Rothm<strong>und</strong> 4 , H. Bauer 5<br />
Hintergr<strong>und</strong><br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
(DGCH) hat nach einem Präsidiumsbeschluss<br />
im Februar 2010 das Studienzentrum<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Abb. 1 Klassifizierung des Rücklaufs<br />
Chirurgie (SDGC) beauftragt erstmals alle<br />
neun Mitgliedsgesellschaften der DGCH<br />
anzusprechen, um die jeweils fünf wichtigsten<br />
Fragestellungen <strong>für</strong> die chirurgische<br />
Praxis zu benennen, die mit einer multizentrischen<br />
randomisierten kontrollierten kli-<br />
2/2010 Anfrage an 9 Fachgesellschaften<br />
DGAV DGG DGKCH DGNC DGOOC DGPRÄC DGT DGTHG DGU<br />
� � � � � � � � �<br />
5 5 4 3 5 5 4 – 5<br />
Pharmakologisch<br />
8<br />
36 Studienideen<br />
davon zum Vergleich zwischen zwei Interventionen:<br />
35<br />
Angaben zu keine Angabe bei % der Studienideen<br />
Prävalenz 50 %<br />
Inzidenz 28 %<br />
Kosten <strong>für</strong> Therapie 1 12 %<br />
Kosten <strong>für</strong> Therapie 2 14 %<br />
Tab. 1 Angaben zur Vollständigkeit der Fragebögen<br />
Fachgesellschaft Erkrankung Inzidenz pro 100.000 / Jahr<br />
DGAV fortgeschrittenes Magenkarzinom uT3 – 4 20<br />
DGG Extremitätenischämie 100<br />
DGKCH Hernia inguinalis im Kindesalter 4.000<br />
DGNC Lumbale Spinalkanalstenose 3.000<br />
DGOOC Primäre Gonarthrose 36 – 38 Männer<br />
51 – 55 Frauen<br />
DGPRÄC Brustrekonstruktion /<br />
Brusterhaltende Therapie bei Mamma CA<br />
120<br />
DGT Maligne Erkrankung der Lunge die eine<br />
Lobektomie erfordert<br />
DGU Kinder < 10 Jahren mit distaler Unterarmfraktur<br />
<strong>und</strong> einer sagittalen Fehlstellung bis 30°<br />
Tab. 2 Die Idee mit der höchsten Inzidenz der jeweiligen Fachgesellschaft<br />
�<br />
operativ vs.<br />
operativ<br />
16<br />
Nicht-pharmakologisch<br />
27<br />
120<br />
300<br />
�<br />
Konservativ vs.<br />
operativ<br />
7<br />
andere<br />
4<br />
nischen Studie (MRCT) beantwortet werden<br />
sollte. In einem weiteren Verfahren werden<br />
Kliniken aller Versorgungsstufen befragt,<br />
um die offenen Fragen aus Sicht der Praxis<br />
zu ermitteln.<br />
Es ist das Ziel, mit dieser Liste an die Förderorganisationen<br />
<strong>und</strong> politischen Entscheidungsträger<br />
heranzutreten, um den weiteren<br />
Forschungsbedarf in der Chirurgie zu<br />
konkretisieren. Forschungsprojekte, die auf<br />
der von den Fachgesellschaften erstellten<br />
Prioritätenliste basieren, haben möglicherweise<br />
bessere Aussichten, in anstehenden<br />
Förderprogrammen (BMBF/DFG Programm<br />
„Klinische Studien“, BMBF-Ausschreibung<br />
zur Versorgungsforschung) finanziert zu<br />
werden.<br />
Eine vergleichbare Priorisierungsdebatte<br />
hat in den USA bereits stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
im Jahr 2009 zu einer TOP 100-Liste geführt.<br />
Die Bedeutung dieser Debatte <strong>für</strong> die USA<br />
erkennt man daran, dass das Programm mit<br />
einer Fördersumme in Höhe von 1,1 Milliarden<br />
Dollar gefördert wird [1 ,2].<br />
Methode<br />
Der Fragebogen, der an die Präsidenten der<br />
Fachgesellschaften verschickt wurde, ist<br />
nach dem PICOT-Schema aufgebaut <strong>und</strong><br />
fragt Informationen zur Patientenpopulation<br />
bzw. zur Erkrankung, zur Intervention,<br />
zur Vergleichsbehandlung („Comparison“),<br />
zum Ergebnis („Outcome“) <strong>und</strong> zum Zeitpunkt<br />
(„time“) ab. Daten zur Prävalenz, Inzidenz,<br />
den drei wichtigsten Literaturzitaten<br />
(möglichst in Form von systematischen<br />
Übersichtsarbeiten mit Meta-Analysen),<br />
<strong>und</strong> zu den Kosten der jeweiligen Behandlung<br />
wurden ebenso abgefragt. Die Entscheidungsfindung<br />
<strong>und</strong> Reihung der Ideen<br />
innerhalb der Fachgesellschaften wurde in<br />
die Verantwortung der jeweils amtierenden<br />
Präsidenten gelegt.<br />
Ergebnisse<br />
Acht der neun Fachgesellschaften haben<br />
durch ihren jeweiligen Präsidenten nach<br />
einmaliger Erinnerung im Mai 2010 geant-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
wortet. Es wurden 36 Fragestellungen angegeben,<br />
von denen eine nicht als MRCT,<br />
sondern als Beobachtungsstudie konzipiert<br />
<strong>und</strong> damit nicht weiter berücksichtigt wurde.<br />
Die anderen 35 Fragestellungen können<br />
mit Hilfe einer MRCT über den Vergleich<br />
zweier Interventionen beantwortet werden.<br />
Sie wurden in pharmakologische <strong>und</strong><br />
nicht-pharmakologische Studienideen klassifiziert,<br />
wobei in die Kategorie „pharmakologisch“<br />
alle Konzepte aufgenommen wurden,<br />
in denen mindestens eine Intervention<br />
medikamentös ist oder eine medikamentöse<br />
Komponente hat, was zur Folge hat,<br />
dass die Studie nach Arzneimittelgesetz<br />
durchgeführt werden müsste. Die Abbildung<br />
1 gibt den Rücklauf <strong>und</strong> die Klassifizierung<br />
schematisch wieder.<br />
Die Fragebögen wurden erfreulicherweise<br />
überwiegend vollständig ausgefüllt. Allerdings<br />
wurden insbesondere die wichtigen<br />
Fragen zur Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz der Erkrankung,<br />
sowie Fragen zu den Kosten der<br />
einzelnen Behandlungen des Öfteren nicht<br />
beantwortet.<br />
In Tabelle 2 wird die Erkrankung mit der<br />
höchsten Inzidenz aufgeführt, die von der jeweiligen<br />
Fachgesellschaft angegeben wurde.<br />
Weiteres Vorgehen<br />
Die Ergebnisse der Umfrage wurde den<br />
Präsidenten der Fachgesellschaften mitge-<br />
Liste der Studienideen (Tab. 3 – 6)<br />
Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen<br />
auf 100.000<br />
1 Akute Extremitätenischämie<br />
Inzidenz bezogen<br />
auf 100.000 / Jahr<br />
Therapie 1/ Kosten Therapie 2 / Kosten<br />
– 100 Offen-chirurgische Thrombektomie/<br />
Embolektomie / 10.000 €<br />
2 Lungenkrebs 60 50 Inhalation von Tobramycin bei<br />
Bronchusmanschettenresektionen<br />
10.300 €<br />
3 Lungenmetastasen 80 40 offene Lungenmetastasenresektion<br />
mit LK-Dissektion ohne adjuvante<br />
Chemotherapie / 7.700 €<br />
4 fortgeschrittenes Magenkarzinom<br />
uT3 – 4<br />
5 Diffuser Congenitaler Hyperinsulinismus<br />
(Kinder)<br />
6 fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom<br />
uT3 – 4<br />
7 fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom<br />
uT3 – 4<br />
teilt, verb<strong>und</strong>en mit dem Angebot, über das<br />
Netzwerk der Chirurgischen Regionalzentren<br />
(CHIR-Net) Studienskizzen im aktuellen<br />
BMBF/DFG Programm „Klinische Studien“<br />
zum 28.10.2010 einzureichen. Die jeweiligen<br />
Ideengeber wurden gebeten, mit dem Koordinator<br />
des CHIR-Net Kontakt aufzunehmen,<br />
damit eine optimale Unterstützung <strong>für</strong> die<br />
Antragsstellung durch einen geeigneten<br />
CHIR-Net Standort sichergestellt wurde.<br />
Im 7. BMBF/DFG Verfahren „Klinische Studien“<br />
wurden 5 Studienskizzen aus dem Priorisierungsverfahren<br />
eingereicht. Weitere<br />
Ideen werden <strong>für</strong> die anstehende Ausschreibung<br />
zur Versorgungsforschung des BMBF<br />
im April <strong>2011</strong> eingereicht.<br />
Fazit<br />
Erstmals wurde somit erfolgreich ein Priorisierungsverfahren<br />
<strong>für</strong> wissenschaftliche<br />
Fragestellungen <strong>für</strong> einen bestimmten<br />
Studientyp in der DGCH durchgeführt.<br />
Auf der Aufsichtsratssitzung des SDGC am<br />
16.11.2010 wurde beschlossen spezielle<br />
Kurse <strong>für</strong> Antragssteller anzubieten, um<br />
möglichst viele Skizzen erfolgreich einzureichen.<br />
Die Ergebnisse der Begutachtung<br />
werden zeigen, ob die Gutachter Skizzen<br />
mit Unterstützung von wissenschaftlichen<br />
Fachgesellschaften einen höheren Stellenwert<br />
einräumen <strong>und</strong> ob diese Studien, falls<br />
genehmigt, in der Rekrutierung dann besser<br />
laufen als bisherige Studien.<br />
– 20 Neoadjuvante Chemotherapie<br />
+Antikörper+Chirurgie 40.000 €<br />
50 15 Glucagon <strong>und</strong> Octeotrid s.c.<br />
50.000 €<br />
– 5 Neoadjuvante RTx/CTx plus<br />
Chirurgie 40.000 €<br />
– 5 neoadjuvante RTx/CTx +<br />
Taxan+OP 40.000 €<br />
8 Hodenhochstand 300 – Operation nach Hormonbehandlung<br />
5.000 €<br />
Institutsangaben<br />
1 Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie,<br />
Heidelberg<br />
2 Chirurgische Klinik <strong>und</strong> Poliklinik des Klinikums rechts der<br />
Isar der Technischen Universität München<br />
3 Klinik <strong>für</strong> Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- <strong>und</strong> Thoraxchirurgie,<br />
Charité Campus Mitte, Universitätsmedizin Berlin<br />
4 Dekanat <strong>für</strong> Medizin, Philipps-Universität Marburg<br />
5 Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
(DGCH), Berlin<br />
Literaturverzeichnis<br />
1 Luce BR, Kramer JM, Goodman SN, Connor JT, Tunis<br />
S, Whicher D, Schwartz JS. Rethinking randomized<br />
clinical trials for comparative effectiveness research:<br />
the need for transformational change. Ann<br />
Intern Med. 2009 Aug 4; 151(3): 206 – 9<br />
2 Sox HC, Greenfield S. Comparative effectiveness research:<br />
a report from the Institute of Medicine. Ann<br />
Intern Med. 2009 Aug 4; 151(3): 203 – 5<br />
Dr. Alexandra Moreno Borchart<br />
Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätsklinikum<br />
Heidelberg<br />
Im Neuenheimer Feld 110<br />
D-69120 Heidelberg<br />
Tel.: 0 62 21 / 56 69 86<br />
Fax: 0 62 21 / 56 69 88<br />
E-Mail: alexandra.morenoborchart@med.uniheidelberg.de<br />
Nachdruck<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />
1/11, S. 61 – 67<br />
Endovaskuläre Thrombolyse<br />
10.000 €<br />
Inhalation von Plazebo bei<br />
Bronchusmanschettenresektionen<br />
10.000 €<br />
offene Lungenmetastasenresektion<br />
mit LK-Dissektion mit adjuvanter<br />
Chemotherapie 7.700 € +<br />
Chemotherapie<br />
Neoadjuvante Chemotherapie<br />
Standard + Chirurgie 30.000 €<br />
subtotale (95 %) oder near total<br />
(98 %) Pankreasresektion /<br />
12.000 €<br />
primäre Chirurgie 30.000 €<br />
neoadjuvante RTx/CTx (Standard) +<br />
OP 30.000 €<br />
Operation ohne Hormonbehandlung<br />
2.300 €<br />
Tab. 3 Pharmakologische Studienideen. In die Kategorie „pharmakologisch“ wurden alle Konzepte aufgenommen, in denen mindestens eine Intervention<br />
medikamentös ist oder eine medikamentöse Komponente hat. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 123<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
124<br />
Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz<br />
bezogen auf<br />
100.000<br />
9 Hernia inguinalis im<br />
Kindesalter<br />
10 Lumbale Spinalkanalstenose<br />
11 Brustrekonstruktion/<br />
Brusterhaltende Therapie<br />
bei Mamma CA<br />
12 Maligne Erkrankung der<br />
Lunge (Lobektomie)<br />
13 chronische kritische<br />
Extremitätenischämie<br />
14 Shunt-Stenose bei<br />
Dialysepatienten<br />
15 AEG-Carcinom<br />
Typ II <strong>und</strong> III nach Siewert<br />
16 Rupturiertes abdominales<br />
Aortenaneurysma<br />
17 Aneurysmatische<br />
Subarachnoidalblutung<br />
18 Rezidiv-Pneumothorax<br />
ohne sichtbare Bullae<br />
19 18 – 60 a, Femurkopfnekrose<br />
(Stadium ARCO II)<br />
ohne Vorliegen einer<br />
Coxarthrose<br />
20 inkomplette kraniale<br />
Berstungsfraktur der thorakolumbalen<br />
Wirbelsäule<br />
21 Komplexverletzungen des<br />
Beckens<br />
22 Läsionen peripherer<br />
Nerven<br />
23 Gastroösophageale Refluxkrankheit<br />
24 Lokal begrenzte Knorpelschäden<br />
des Talus (Knorpelersatzverfahren)<br />
Inzidenz<br />
bezogen auf<br />
100.000 / Jahr<br />
Therapie 1 / Kosten Therapie 2 / Kosten<br />
– 4.000 Konventionelle Herniotomie / 2.000 € Laparoskopische Herniotomie / 2.000 €<br />
6.000 3.000 Dekompression durch erweiterte<br />
interlaminäre Fensterung / 4.550 €<br />
50 120 Brustaufbau mit Implantaten oder<br />
mikrochirurgischem Eigengewebstransfer<br />
ca. 5.000 €<br />
– 120 anterolaterale Thorakotomie<br />
–<br />
500 100 Bypass-Chirurgie<br />
–<br />
112 21 Perkutane Ballondilatation<br />
–<br />
– 10 transthorakale en bloc Ösophagektomie<br />
Caminektomie plus Fixateur interne mit<br />
Cageimplantation / 17.500 €<br />
Brustaufbau mit autologem Fettgewebe<br />
ca. 1.500 €<br />
posterolaterale Thorakotomie<br />
–<br />
Ballondilatation / Stent<br />
–<br />
Offen chirurgische Korrektur der Stenose<br />
–<br />
transhiatal erweiterte D2-Gastrektomie<br />
mit distaler Ösophagusresektion<br />
62.5 10 Offener Aortenersatz 20.000 € Endovaskuläre Stent-Prothese (EVAR)<br />
15.000 €<br />
– 7 – 10 lumbalen Drainage zusätzlich zur<br />
Standardbehandlung mittels Clipping<br />
oder Coiling / 8.00 – 100.000 €<br />
12 7 thoraskopische Spitzenresektion +<br />
partielle Pleurektomie / 2.000 €<br />
10 6 – 8 Augmentation des ossären Defektes<br />
mit Stammzellbesiedeltem Knochenersatzmaterial<br />
oder allo-genem Knochen<br />
5.000 – 10.000 €<br />
– 6,4 Dorsale bisegmentale Stabilisierung<br />
+ additive ventrale monosegmentale<br />
Fusion 11.000 – 13.000 €<br />
Standardbehandlung mittels Clipping<br />
oder Coiling 8.000 – 100.000 €<br />
thoraskopische partielle Pleurektomie<br />
1.400 €<br />
Core Dekompression der Femurkopfnekrose<br />
2.000 – 4.000 €<br />
Dorsale bisegmentale Stabilisierung<br />
der Wirbelsäule mit dorsaler<br />
monosegmentaler Fusion 7.000 €<br />
– 4 Primäre operative Versorgung 3.000 € Primär intensiv-medizinische Behandlung,<br />
<strong>und</strong> nachfolgende operative Versorgung<br />
4.000€<br />
– – Autologe Nerventransplantation<br />
2.900 €<br />
Bioartifizielle Nervenleitschiene<br />
340 – 1.800 € (Material)<br />
1.000 – magnetischer Ring 10.000 € laparoskopische F<strong>und</strong>oplicatio 10.000 €<br />
– – Autologe Chondrozyten-transplantation<br />
1.000 – 2.500 €<br />
Osteochondrale Transplantation<br />
–<br />
Tab. 4 Nicht pharmakologische Studienideen: operativ versus operativ. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />
Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen auf<br />
100.000<br />
25 Kinder < 10 Jahren mit distaler<br />
Unterarmfraktur (DGU)<br />
26 mehrfragmentäre proximale<br />
Humerusfraktur<br />
Inzidenz bezogen<br />
auf 100.000 / Jahr<br />
Therapie 1/ Kosten Therapie 2/ Kosten<br />
– 300 Ruhigstellung der Fraktur<br />
500 €<br />
– 103 Winkelstabile Plattenosteosynthese<br />
2.000 €<br />
27 Chronische W<strong>und</strong>en – 2,5 Vakuumtherapie<br />
4.500 – 10.000 €<br />
28 venöse Abflussstörung bei<br />
Lappenplastiken<br />
Operative Therapie 4.500 €<br />
Konservativ-funktionelle Therapie<br />
mit Ruhigstellung 30 €<br />
Topische Anwendung von<br />
Stickstoffmonoxid-Gas<br />
< 1.000 €<br />
– – Blutegeltherapie 150 € Topische Behandlung mit Stickstoffmonoxid-freisetzenden<br />
Substanzen < 50 €<br />
29 Keloide – – Exzision/ Radiatio/ Kortikoide<br />
500 – 1.000 €<br />
30 Rückenschmerzen bei degenerativerBandscheibenerkrankung<br />
31 distale Unterarmfraktur im<br />
Kindesalter (DGKCH)<br />
30.000 – 40.000 – „Spondylodese<br />
BS-Prothese“<br />
4.000 – 10.000 €<br />
– – Reposition <strong>und</strong> Gipsretention<br />
500 €<br />
Intraläsionale Kryotherapie<br />
350 €<br />
Biopsychosoziale Therapie<br />
3.000 – 4.000 €<br />
Tab. 5 Nicht pharmakologische Studienideen: operativ versus konservativ. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />
Reposition <strong>und</strong> K-Draht fixation<br />
2.000 €<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen auf<br />
100.000<br />
Inzidenz bezogen<br />
auf 100.000 / Jahr<br />
32 Primäre Gonarthrose 10.000 – 15.000 ab 55 36 – 38 Männer<br />
51 – 55 Frauen<br />
33 Versorgung von<br />
Schwerverletzten<br />
34 Intraoperative Resektionskontrolle<br />
von malignen Gliomen<br />
35 Patienten mit Stamm varikosis<br />
<strong>und</strong> chronisch venöser<br />
Insuffizienz<br />
Tab. 6 Andere<br />
Verzeichnis der Ideengeber<br />
Therapie 1 / Kosten Therapie 2 / Kosten<br />
Intraartikuläre Injektion<br />
(Kniegelenk) von mesenchymalen<br />
Stammzellen<br />
– 43 Primäre Einlieferung von<br />
Schwerverletzten in nächste<br />
zu erreichende Klinik/<br />
zertifiziertes lokales Traumazentrum<br />
(TZ)<br />
– ca. 3 Tumorfluoreszenz mit<br />
5-Amino-Oxopentansäure,<br />
Visualisierung im Operationsmikroskop<br />
Unbehandeltes<br />
Vergleichskollektiv<br />
Primäre Einlieferung von<br />
Schwerverletzten in regionales<br />
bzw. überregionales<br />
TZ, ggf. längere präklinische<br />
Phasen,Transportzeiten<br />
Intraoperativ durchgeführtes<br />
Schädel-MRT<br />
– – Varizen-Stripping Endovenöse Therapie<br />
(Laser, Radiowelle,<br />
Schaumsklerosierung)<br />
Die Fachgesellschaften haben bei der Beantwortung der Umfrage bei jeder Studienidee den/die Ideengeberin angegeben. Die Ideengeber werden im<br />
Folgenden aufgelistet.<br />
Fachgesellschaft Studienidee Name Klinik <strong>und</strong> Ort Lfd. Nr.<br />
DGAV fortgeschrittenes Magenkarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 4<br />
Meyer, Hans Joachim Chirurgie Städtisches Klinikum Solingen<br />
DGAV fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 6<br />
DGAV fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 7<br />
DGAV AEG -Carcinom TypII <strong>und</strong> III nach Siewert Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 15<br />
Meyer, Hans Joachim Chirurgie Städtisches Klinikum Solingen<br />
DGAV Gastroösophageale Refluxkrankheit Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 23<br />
DGG Akute Extremitätenischämie Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 1<br />
DGG chronische kritische Extremitätenischämie Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 13<br />
DGG Shunt-Stenose bei Dialysepatienten Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 14<br />
DGG Patienten mit Stammvarikosis <strong>und</strong> chronisch<br />
venöser Insuffizienz<br />
Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 35<br />
DGG Rupturiertes abdominales Aortenaneurysma Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 16<br />
DGKCH Diffuser Congenitaler Hyperinsulinismus (Kinder) Barthlen, Winfried Kinderchirurgie Uniklinikum Greifswald 5<br />
DGKCH Hodenhochstand Wessel, Lucas Kinderchirurgie Universitätsklinik<br />
Mannheim<br />
DGKCH Hernia inguinalis im Kindesalter Fitze, Guido Kinderchirurgie Uniklinikum Dresden 9<br />
DGKCH distale Unterarmfraktur im Kindesalter (DGKCH) Schmittenbecher, Peter Kinderchirurgie Städtische Klinikum<br />
Karlsruhe<br />
DGNC Lumbale Spinalkanalstenose Halatsch, Marc-Eric Neurochirurgie Universitätsklinikum Ulm 10<br />
DGNC Aneurysmatische Subarachnoidalblutung Wolf, Stefan Neurochirurgie Charité Berlin 17<br />
DGNC Intraoperative Resektionskontrolle von<br />
malignen Gliomen<br />
DGOOC 18 – 60 a, Femurkopfnekrose (Stadium ARCO II)<br />
ohne Vorliegen einer Coxarthrose<br />
DGOOC Lokal begrenzte Knorpelschäden des Talus<br />
(Knorpelersatzverfahren)<br />
DGOOC Rückenschmerzen bei degenerativer<br />
Bandscheibenerkrankung<br />
Unterberg, Andreas Neurochirurgie Uniklinikum Heidelberg 34<br />
Dictus, Christiane<br />
Neumann, Jan-Oliver<br />
Nöth, Ulrich<br />
Rackwitz, Lars<br />
Orthopädie Würzburg 19<br />
Fuhrmann, Renée Orthopädie Waldkrankenhaus Eisenberg<br />
Universität Jena<br />
Schiltenwolf, Marcus Orthopädische Universitätsklinik 30<br />
DGOOC Primäre Gonarthrose Nöth, Ulrich Orthopädie Würzburg 32<br />
Rackwitz, Lars<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 125<br />
8<br />
31<br />
24<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
126<br />
DGOOC Langzeitverlauf verschiedener Materialien in<br />
Endoprothetik<br />
Schwarz, Markus Biomechanik Universitätsmedizin<br />
Mannheim<br />
Scharf, Hanns-Peter Örthopädisch-Unfallchirurgisches Zentren<br />
Universitätsmedizin Mannheim<br />
DGPRÄC Läsionen peripherer Nerven Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong> Verbrennungschirurgie<br />
Uniklinikum Aachen<br />
DGPRÄC Brustrekonstruktion/Brusterhaltende Therapie<br />
bei Mamma CA<br />
Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />
Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />
Aachen<br />
DGPRÄC Chronische W<strong>und</strong>en Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />
Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />
Aachen<br />
DGPRÄC venöse Abflussstörung bei Lappenplastiken Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />
Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />
Aachen<br />
DGPRÄC Keloide Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />
Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />
Aachen<br />
DGT Lungenkrebs Stoelben, Erich Krankenhaus Merheim Lungenklinik Köln 2<br />
DGT Lungenmetastasen Stremmel, Christian Thoraxchirurgie Uniklinikum Freiburg 3<br />
DGT Maligne Erkrankung der Lunge (Lobektomie) Schramm, Alexandra Evangelische Lungenklinik Berlin 12<br />
DGT Rezidiv-Pneumothorax ohne sichtbare Bullae Veit, Stefanie Thoraxchirurgie Klinik Schillerhöhe Gerlingen<br />
DGU inkomplette kraniale Berstungsfraktur der<br />
thorakolumbalen Wirbelsäule<br />
Kandziora, Frank BGU Frankfurt 20<br />
Knop, Christian Katharinenhospital Stuttgart<br />
Schmal, Hagen<br />
Südkamp, Nobert<br />
Unfallchirurgie Freiburg<br />
DGU Komplexverletzungen des Beckens Culemann, Ulf Unfallchirurgie Universitätsklinikum des<br />
Saarlandes<br />
DGU Kinder < 10 Jahren mit distaler Unterarmfraktur<br />
(DGU)<br />
Pohlemann, Tim<br />
Sommerfeldt, Dirk Kinderunfallchirurgie Altonaer<br />
Kinderkrankenhaus Hamburg<br />
DGU mehrfragmentäre proximale Humerusfraktur Lill, Helmut Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie MHH Hannover 26<br />
Krettek, Christian et al.<br />
DGU Versorgung von Schwerverletzten Ruchholtz, Steffen Unfallchirurgie Universitätsklinikum<br />
Marburg<br />
Kühne, Christian A.<br />
36<br />
22<br />
11<br />
27<br />
28<br />
29<br />
18<br />
21<br />
25<br />
33<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Handbuch zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit im<br />
Arztberuf erschienen<br />
Das Handbuch mit dem Titel "Familienfre<strong>und</strong>licher Arbeitsplatz <strong>für</strong> Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte – Lebensqualität<br />
in der Berufsausübung" gibt einen Überblick über die Möglichkeiten bei der Gestaltung familienorientierter<br />
Arbeitsbedingungen.<br />
Das von der B<strong>und</strong>esärztekammer herausgegebene<br />
Handbuch richtet sich vor allem an<br />
Medizinstudierende <strong>und</strong> junge Ärztinnen<br />
<strong>und</strong> Ärzte, die im Sinne der Work-Life-Balance<br />
Studium, Beruf <strong>und</strong> Familie miteinander<br />
vereinbaren wollen.<br />
Das Buch beschreibt eingangs die Situation<br />
des zunehmenden Ärztemangels, den<br />
die Autoren in der in Deutschland immer<br />
noch sehr schlechten Vereinbarkeit von Beruf<br />
<strong>und</strong> Familie begründet sehen. Charakteristisch<br />
<strong>für</strong> junge Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte ist die<br />
einheitliche Forderung nach verlässlichen<br />
Arbeitszeiten, angemessenen Gehältern sowie<br />
der besseren Vereinbarkeit von Berufs-<br />
<strong>und</strong> Familienaufgaben.<br />
Das Buch verdeutlicht unter anderem,<br />
dass Klinikträger die Vereinbarkeit von Beruf<br />
<strong>und</strong> Familie bewusst <strong>und</strong> aktiv fördern<br />
<strong>und</strong> sich somit in Zeiten des Ärztemangels<br />
einen deutlichen Standort- <strong>und</strong> Wettbewerbsvorteil<br />
erarbeiten können, wenn es<br />
darum geht, qualifizierte Ärztinnen <strong>und</strong><br />
Ärzte an ihre Kliniken zu binden. Dabei werden<br />
exemplarisch Kinderbetreuungsmodelle<br />
von Krankenhäusern <strong>und</strong> medizinischen<br />
Fakultäten vorgestellt, die als wegweisend<br />
gelten <strong>und</strong> zur Nachahmung einladen.<br />
Einen Einblick in den systematischen Aufbau<br />
familienfre<strong>und</strong>licher Strukturen gibt<br />
die Vorstellung des Unternehmensnetzwerkes<br />
„Erfolgsfaktor Familie“, das durch<br />
gezielte Informationen bei der Umsetzung<br />
familienfre<strong>und</strong>licher Strukturen im Unter-<br />
nehmen behilflich ist <strong>und</strong> den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Unternehmen<br />
fördert. Des Weiteren wird das Zertifizierungsprogramm<br />
„audit beruf<strong>und</strong>familie“<br />
vorgestellt. Ein von der Hertie-Stiftung zur<br />
Verfügung gestelltes Managementinstrument,<br />
welches den medizinischen Einrichtungen<br />
individuelle, gewinnbringende<br />
Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von<br />
Beruf <strong>und</strong> Familie anbietet.<br />
Im Handbuch befinden sich Checklisten<br />
<strong>und</strong> Anforderungsprofile, anhand derer<br />
überprüft werden kann, wie familienfre<strong>und</strong>lich<br />
eine Einrichtung ist.<br />
Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte können diese Checklisten<br />
nutzen, um den <strong>für</strong> sie geeigneten Arbeitsplatz<br />
zu identifizieren, an dem Familie<br />
<strong>und</strong> Beruf gut vereinbar sind. Arbeitgeber<br />
können anhand der Checklisten überprüfen,<br />
ob sie <strong>für</strong> ihre MitarbeiterInnen die Vereinbarkeit<br />
von Familie <strong>und</strong> Beruf bewusst <strong>und</strong><br />
aktiv fördern.<br />
Das Handbuch kann sowohl in der Vollversion<br />
als auch in einer Kurzfassung von<br />
der Internetseite der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
kostenlos heruntergeladen werden.<br />
http://www.b<strong>und</strong>esaerztekammer.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 127<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
128<br />
Drei Fragen an Prof. Tim Pohlemann zur<br />
Familienfre<strong>und</strong>lichkeit am Arbeitsplatz<br />
in der Chirurgie<br />
Dr. Mascha Lang mit Tochter Greta, Prof. Dr. Tim Pohlemann, Dr. Christine Kollmar (schwanger) mit Sohn Gustav <strong>und</strong> Tochter Greta sowie Dr. Julia<br />
Heinzmann (schwanger) in der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes (v.l.)<br />
Der notwendige Handlungsbedarf zur<br />
Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf<br />
<strong>und</strong> Familie <strong>für</strong> junge Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte<br />
wird derzeit sehr intensiv diskutiert. Auf<br />
was kommt es jetzt wirklich an?<br />
Mit allgemeinen Konzeptentwürfen kann<br />
man in der Regel schlecht auf individuelle<br />
Bedürfnisse eingehen. Die Rahmenbedingungen<br />
sind ja inzwischen gegeben, um in<br />
der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf weiterzukommen.<br />
Wir brauchen jetzt konkrete<br />
Modelle, wie die berechtigten Bedürfnisse<br />
von an sich drei Seiten, dem Patienten, der<br />
Familie <strong>und</strong> dem Krankenhaus, erfüllt werden<br />
können. Das spezielle Verhältnis zwischen<br />
Patient <strong>und</strong> Chirurg/in erfordert aber<br />
besondere Rahmenbedingungen. Das wird<br />
in der Regel nicht personalneutral möglich<br />
sein. Eine „familienfre<strong>und</strong>liche Klinik“ wird<br />
bei gleicher Leistung sicherlich auch mehr<br />
Personal brauchen!<br />
Wie sieht das ganz konkret in Ihrer Klinik<br />
am Universitätsklinikum des Saarlandes<br />
aus?<br />
Zunächst einmal versuchen wir eine „familienfre<strong>und</strong>liche<br />
Atmosphäre“ herzustellen.<br />
Das bedeutet, dass eine Schwangerschaft<br />
positiv begleitet wird <strong>und</strong> als „wichtig“<br />
angesehen wird. Wir versuchen auch die<br />
zwangsläufig auftretenden Probleme <strong>und</strong><br />
Engpässe offen anzugehen <strong>und</strong> möglichst<br />
gemeinsam zu Lösungen zu kommen. Die<br />
gute Interaktion im Ärzteteam (21 Arztstellen,<br />
7 Ärztinnen, 14 Ärzte) erleichtert<br />
dabei die Umsetzung. Unterstützt werden<br />
die Bemühungen durch eine relativ flexible<br />
Personalverwaltung, die auch individuelle<br />
Arbeitszeitmodelle erlaubt. Problematisch<br />
ist weiterhin die Betreuungsmöglichkeit<br />
der Kinder, die wesentlich durch die Eltern<br />
organisiert werden muss. Kurzfristige Entlastung<br />
schafft die gerade im Homburger<br />
Universitätsklinikum geschaffene Einrichtung<br />
„Flexi-Med-Kids“. Hier können Kinder<br />
von Angestellten, aber auch von Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten in unerwarteten<br />
Ausnahmefällen ohne Voranmeldung untergebracht<br />
<strong>und</strong> hochqualifiziert betreut<br />
werden.<br />
Der Kampf um Nachwuchs betrifft derzeit<br />
alle Fachbereiche. Wo liegt die Herausforderung<br />
speziell <strong>für</strong> die Chirurgie / Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie?<br />
Der Kampf um die besten Köpfe ist in allen<br />
Bereichen entbrannt. Die Kliniken müssen<br />
jetzt sehr schnell umlernen <strong>und</strong> ihre Personalentwicklungskonzepte<br />
den inzwischen<br />
üblichen industriellen Standards anpassen.<br />
In der Chirurgie <strong>und</strong> speziell in Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie ist sicherlich ein gutes<br />
Betriebsklima, gepaart mit strukturierten<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten/-programmen<br />
ein gutes Bewerbungsargument, um<br />
sich <strong>für</strong> ein extrem weites, spannendes <strong>und</strong><br />
anspruchvolles Fach zu entscheiden. Wenn<br />
es uns gelingt, die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
die Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />
bietet, umfassend zu kommunizieren<br />
<strong>und</strong> wir gemeinsam mit dem Nachwuchs<br />
Konzepte erarbeiten, die eine solide klinische<br />
Entwicklung nicht nur auf Kosten der Familie<br />
erlaubt, mache ich mir um unseren Nachwuchs<br />
an sich keine Sorgen!<br />
Interview: Susanne Herda, DGU<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong><br />
Foto: UKS
Arbeitskreis der AWMF<br />
„Ärzte <strong>und</strong> Juristen“<br />
J. Probst<br />
Der Arbeitskreis „Ärzte <strong>und</strong> Juristen“ in der<br />
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften<br />
(AWMF) hat sich auf seiner Sitzung am<br />
19./20.03.2010 in Würzburg unter der Leitung<br />
von Professor Dr. med. H.-D. Saeger mit<br />
nachfolgenden Themen befasst:<br />
1. Haftungsprobleme beim<br />
„Medizintourismus“<br />
■ ■ Ref. Prof. Dr. iur. A. Spickhoff, Göttingen:<br />
Aus juristischer Sicht.<br />
■ ■ Ref. Prof. Dr. med. J. Altwein, München:<br />
Aus ärztlicher Sicht.<br />
■ ■ Ref. A. Meindl, München: Aus Sicht der<br />
Krankenversicherungen.<br />
2. DRG's <strong>und</strong> ihre Auswirkungen<br />
auf Krankenhäuser, Patienten <strong>und</strong><br />
Haftungsfragen<br />
■ ■ Ref. Dr. H. Bunzemeier, Münster: DRG-<br />
Auswirkungen an Universitätskliniken,<br />
Versorgungsforschungs-Projekt.<br />
■ ■ Ref. Dr. phil, B. Sens, Hannover: DRG-induzierte<br />
Veränderungen.<br />
■ ■ Ref. Rechtsanwalt Dr. Hölzer, Stuttgart:<br />
Veränderungen bei der Haftung?<br />
Von den Referaten liegen nur Powerpoint-<br />
Präsentationen vor. Diese sind bei AWMF<br />
abrufbar (s. u.)<br />
Themen der Herbstsitzung 2010:<br />
1. Der gläserne Patient? – Datenschutz in<br />
der Medizin.<br />
Unfallchirurgie im Herzen Afrikas<br />
Ein Bericht aus Ruanda<br />
A. Kiefer, zur Zeit Butare, Ruanda<br />
Endlich mal wieder ein freies Wochenende,<br />
es ist Mittag, die Sonne scheint trotz Regenzeit<br />
durch das bewölkte Blau, die Vögel<br />
zwitschern laut. In diese Stille hinein klingelt<br />
das Handy: „Könnten Sie bitte dringend<br />
ins Krankenhaus kommen, wir haben hier<br />
einige Verletzte, Ihre Kollegen haben wir<br />
auch schon benachrichtigt.“<br />
Folgen eines Busunfalls<br />
Als ich in der Notfallambulanz des Universitären<br />
Lehrkrankenhauses in Butare, Ruanda<br />
ankomme – ich arbeite hier als Chirurg/<br />
Unfallchirurg in leitender Position – erinnert<br />
mich das, was ich dort vorfinde, schon fast<br />
an Kriegsgeschehen. Der Boden der Ambulanz<br />
ist in jedem Raum mit Verletzten<br />
übersät, Infusionen hängen an in die Wand<br />
geschlagenen Nägeln, Patienten stöhnen<br />
oder weinen, die meisten von ihnen sind<br />
blutverkrustet <strong>und</strong> lehmverschmiert. 80 Ki-<br />
lometer vom Krankenhaus war es zu einem<br />
Busunfall gekommen, die Reisenden waren<br />
von Uganda auf dem Weg in den Kongo. Der<br />
Bus muss anscheinend einen Abhang hinuntergestürzt<br />
sein, der genaue Unfallhergang<br />
ist unbekannt, Ursache ist meist überhöhte<br />
Geschwindigkeit auf den sehr kurvigen <strong>und</strong><br />
unübersichtlichen Straßen. Als erstes zeigt<br />
mir ein Krankenpfleger eine Patientin mit<br />
einer traumatischen proximalen Oberarmamputation,<br />
die muss in den OP, sofort, ist<br />
meine Antwort darauf. Dort sei aber schon<br />
eine Patientin mit der gleichen Verletzung<br />
<strong>und</strong> ein Kollege <strong>und</strong> ein PJ-Student hätten<br />
schon mit der Versorgung angefangen. Bei<br />
der weiteren Sichtung der Patienten finde<br />
ich noch zwei weitere Frauen mit proximalen<br />
Oberarmamputationen. Wahrscheinlich<br />
hatten sie den Arm aus dem Fenster<br />
gelehnt, als der Bus sich überschlug. Insgesamt<br />
haben wir 57 Patienten erhalten, zehn<br />
davon Polytraumen bzw. Schwerstverletzte.<br />
Zwei sind bereits kurz nach ihrem Eintreffen<br />
2. Wunscherfüllende Medizin (Medizinrecht,<br />
Neuroenhancemant, Wunscherfüllung<br />
oder Medizinische Indikation).<br />
Bericht folgt in Heft 64 MuN.<br />
Prof. Dr. Jürgen Probst<br />
Alter Mühlhabinger Weg 3<br />
82418 Murnau/Staffelsee<br />
E-Mail: Prof.Juergen.Probst.Murnau@t-online.de<br />
Protokolle können bei der<br />
AWMF-Geschäftsstelle<br />
Ubierstraße 20<br />
40223 Düsseldorf<br />
Tel.: 02 11 / 31 28 28, Fax: 02 21 / 31 68 19<br />
E-Mail: awmf@awmf.org<br />
AWMF online: http://awmf.org<br />
angefordert werden.<br />
im Krankenhaus verstorben, die Leichen sind<br />
nur notdürftig durch einen Paravant von den<br />
übrigen Verletzten getrennt. Meine beiden<br />
afrikanischen Kollegen, ein Ruander <strong>und</strong> ein<br />
Ugander, sind auch da. Nach gemeinsamer<br />
Sichtung der Verletzten, beginnen wir mit<br />
den Operationen <strong>und</strong> verlassen nach Mitternacht<br />
das Krankenhaus. Die Versorgung<br />
der Leichtverletzten <strong>und</strong> deren Verteilung<br />
auf die Stationen wird vom Pflegepersonal<br />
<strong>und</strong> PJ-Studenten übernommen. Ich drücke<br />
noch jemandem Geld in die Hand, damit <strong>für</strong><br />
alle, die hier Dienst tun etwas zu essen <strong>und</strong><br />
zu trinken besorgt wird. Am Ende des Tages<br />
sind alle erschöpft, aber wir haben gemeinsam<br />
den Massenanfall von Verletzten mit<br />
unseren doch sehr eingeschränkten Mitteln<br />
so gut es ging bewältigt, <strong>und</strong> ich bin stolz,<br />
in diesem Team mitarbeiten zu können. So<br />
kann ein freier Tag in einem afrikanischen<br />
Krankenhaus aussehen.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 129<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
130<br />
Fotos: Autor<br />
Arbeiten in Butare<br />
Bereits während meines Medizinstudiums<br />
in Göttingen habe ich in Uganda gearbeitet<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> mich war es klar, dass ich eines<br />
Tages als Chirurg wieder in Afrika arbeiten<br />
werde. Und so habe ich nach fast vierzehnjähriger<br />
klinischer Tätigkeit als Chirurg <strong>und</strong><br />
Unfallchirurg <strong>und</strong> einem berufsbegleitenden<br />
Studium der Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />
Deutschland verlassen <strong>und</strong> arbeite seit<br />
nun fast anderthalb Jahren <strong>für</strong> eine staatliche<br />
deutsche Entwicklungsorganisation<br />
im Süden Ruandas.<br />
Ruanda, das Land der tausend Hügel, ist<br />
<strong>für</strong> viele nur ein Begriff durch die Gräueltaten<br />
die sich während des Genozids 1994<br />
hier ereignet haben. Mittlerweile hat sich<br />
das Land aber zu einem Musterschüler unter<br />
den afrikanischen Entwicklungsländern<br />
entwickelt, die politische Lage ist stabil <strong>und</strong><br />
unzählige internationale Organisationen<br />
<strong>und</strong> Universitäten sind hier in der Entwicklungszusammenarbeit<br />
engagiert.<br />
Seit fast fünfzehn Jahren besteht die Zusammenarbeit<br />
mit dem CHUB (Centre Hospitalier<br />
de Butare) <strong>und</strong> der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Das Krankenhaus<br />
hat ca. 500 Betten, neben der Chirurgie<br />
mit 110 Betten existieren noch die großen<br />
Fachabteilungen wie Innere Medizin, Geburtshilfe/Gynäkologie<br />
<strong>und</strong> Pädiatrie. Eine<br />
HNO-Abteilung sowie Ophthalmologie <strong>und</strong><br />
Zahnheilk<strong>und</strong>e sind ebenfalls vertreten.<br />
Die chirurgische Abteilung besteht mit<br />
mir aus vier Fachärzten, die Zahl der chirurgischen<br />
Assistenzärzte schwankt stark, da<br />
sie zentral vom Ministerium auf die Krankenhäuser<br />
verteilt werden. Derzeit sind<br />
noch ein Arzt in der chirurgischen Facharzt-<br />
ausbildung <strong>und</strong> zwei Allgemeinmediziner<br />
in der Abteilung angestellt. Die Zahl der PJ-<br />
Studenten liegt zwischen 4 <strong>und</strong> 6.<br />
Insgesamt unterscheidet sich der hiesige<br />
Arbeitsalltag nur unwesentlich von dem in<br />
einem deutschen Krankenhaus. Zu Beginn<br />
der Woche werden im Rahmen einer umfassenden<br />
Visite alle Patienten registriert,<br />
die einer operativen Intervention bedürfen.<br />
Im Gegensatz zu Deutschland sind jedoch<br />
die OP-Kapazitäten sehr begrenzt. Für die<br />
Unfallchirurgie als auch <strong>für</strong> die Allgemeinchirurgie<br />
besteht an den drei, maximal<br />
vier OP-Tagen die Möglichkeit, pro Disziplin<br />
höchstens vier Patienten zu operieren.<br />
Wechselzeiten zwischen ein bis zwei<br />
St<strong>und</strong>en sind das Normale, oft führen aber<br />
fehlende Sterilisations- oder Materialkapazitäten<br />
dazu, dass nach ein oder zwei Operationen<br />
das restliche Programm abgesetzt<br />
werden muss. Dies hat zur Folge, dass die<br />
Patienten die oftmals erst ein bis zwei Wochen<br />
nach dem Unfallgeschehen bei uns<br />
eintreffen zwei, manchmal auch drei Wochen<br />
auf ihre Operation warten müssen.<br />
Die täglichen Herausforderungen sind<br />
mit denen in einem deutschen universitären<br />
Lehrkrankenhaus kaum zu vergleichen.<br />
Am Anfang fehlte fast völlig jegliches<br />
Osteosynthesematerial, aber durch eine<br />
großzügige Spende – ca. 50 kg an Platten,<br />
Schrauben etc. – meines ehemaligen Chefs<br />
Prof. Dr. Hartmuth Kiefer vom Lukas-Krankenhaus,<br />
Bünde, können wir mittlerweile<br />
einiges an Frakturen sinnvoll behandeln.<br />
So sind wir zum Großteil auf Sach- oder<br />
finanzielle Spenden angewiesen. In diesem<br />
Zusammenhang möchte ich auch die<br />
großzügige Spende der Firma Aesculap,<br />
Extensionsbehandlungen Heimwerkerbohrmaschine im Einsatz<br />
Tuttlingen, nicht vergessen, die uns durch<br />
die kostenlose Zurverfügungstellung einer<br />
Bohrwelle aus einem dramatischen Engpass<br />
geholfen hat. Die einzige Alternative,<br />
die wir nach dem Ausfall des Aesculap-<br />
Instrumentes hatten, waren <strong>für</strong> mehrere<br />
Wochen zwei „waschechte“ Black & Decker-<br />
Bohrmaschinen, wie man sie bei uns in den<br />
gängigen Baumärkten findet. Mit diesen<br />
Schwergewichten K-Draht-Osteosynthesen<br />
bei kleinkindlichen supracondylären Humerusfrakturen<br />
durchzuführen, ist schon<br />
eine Herausforderung der besonderen Art.<br />
Aufgr<strong>und</strong> fehlender technischer <strong>und</strong> materieller<br />
Ausstattung ist es im CHUB leider<br />
nicht möglich, trochantäre oder Schenkelhalsfrakturen<br />
zu versorgen. Diese Patienten<br />
müssen in die Hauptstadt Kigali verlegt<br />
werden. Oftmals scheitert der Transfer, weil<br />
die Patienten die notwendigen Transportkosten,<br />
die nicht über die sonst <strong>für</strong> Afrika<br />
beispielhafte Krankenversicherung abgedeckt<br />
werden, selbst bezahlen müssen.<br />
Ein anderes Problem ist die hoffnungslose<br />
Überlastung der zentralen Krankenhäuser<br />
in der Hauptstadt, die auf Gr<strong>und</strong><br />
fehlender Bettenkapazität unsere Patienten<br />
nicht übernehmen können. Wartezeiten<br />
von mehr als sechs Wochen sind keine Seltenheit<br />
<strong>und</strong> bis dahin sind die Frakturen,<br />
meist unter konservativer Extensionsbehandlung,<br />
klinisch konsolidiert.<br />
Auch wenn in Ruanda eine Krankenpflegeausbildung<br />
durchgeführt wird, ist diese<br />
jedoch mit einem europäischen Standard<br />
nicht vergleichbar. Eine Weiterbildung zum<br />
OP-Pfleger existiert nicht, der Operateur ist<br />
selber <strong>für</strong> die Instrumentierung verantwortlich<br />
<strong>und</strong> darf sich zu Beginn der Operation<br />
aus einer Kiste die passenden Instrumente<br />
heraussuchen. Diese sind dann noch zum Teil<br />
beschädigt oder nicht funk tionstüchtig.<br />
Traumatologisch-orthopädische<br />
Versorgung<br />
Den überwiegenden Teil der traumatologisch-orthopädischen<br />
Eingriffe stellen<br />
Osteosynthesen mit intramedullären<br />
Kraftträgern 41 % dar, ca. 10 % Plattenosteosynthesen.<br />
Eine operative Revision bei<br />
postoperativen Komplikationen ist in 1 – 2 %<br />
der Fälle notwendig. Alle Frakturen müssen<br />
offen reponiert werden, da der am Krankenhaus<br />
vorhandene Bildverstärker seit<br />
mehreren Jahren nicht mehr funktioniert<br />
<strong>und</strong> nach Auskünften der Herstellerfirma<br />
Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind. Eine<br />
Neuanschaffung ist auf Gr<strong>und</strong> fehlender<br />
finanzieller Mittel nicht möglich <strong>und</strong> auch<br />
im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />
bislang, trotz meines wiederholten<br />
Drängens, nicht angedacht.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Ein Küntschernagel wird in Form gebracht<br />
Ein Krankheitsbild, mit dem man in<br />
Deutschland nicht konfrontiert wird <strong>und</strong><br />
das 5 % unserer Eingriffe ausmacht, sind<br />
chronische Osteomyelitiden, meist durch<br />
Staph. aureus verursacht. Von den meist<br />
langwierigen Verläufen sind zumeist Kinder<br />
betroffen, Hauptlokalisation ist die Tibia.<br />
Z. T. sind die Verläufe so verschleppt <strong>und</strong><br />
fortgeschritten, dass auch bei Kindern die<br />
Amputation der betroffenen Gliedmaße<br />
eine nicht seltene Behandlungsoption darstellt.<br />
Ein großes Versorgungsproblem stellen offene<br />
Frakturen dar. Bis heute gibt es kein<br />
verwendbares Fixateur-externe-System,<br />
da Teile fehlen, die im Land nicht zu beschaffen<br />
sind. Offene Frakturen werden<br />
derzeit debridiert <strong>und</strong> anschließend durch<br />
eine Gipsschiene oder eine Extensionsbehandlung<br />
ruhig gestellt. Langwierige Behandlungen<br />
<strong>und</strong> Krankenhausaufenthalte<br />
von vielen Monaten sind daher keine Seltenheit.<br />
Dies ist ein weiteres Problem, mit<br />
dem man bei der Arbeit fast täglich konfrontiert<br />
wird – die nicht funktionierende<br />
Nachbestellung bzw. OP-Organisation. Um<br />
Fehlverhalten oder Unterschlagungen bei<br />
Bestellungen vorzubeugen, sind in einen<br />
Nachbestellungsablauf mehrere Komitees<br />
integriert, was zur Folge hat, das eine einfache<br />
Nachbestellung regulär schon mindestens<br />
sechs Monate benötigt. So sind<br />
zum Beispiel Osteosynthesematerialien,<br />
die ich Anfang letzten Jahres auf dem ruandischen<br />
Markt bestellt habe, immer<br />
noch nicht eingetroffen. Dieser Mangel<br />
bezieht sich jedoch nicht nur auf Osteosynthesematerialien,<br />
sondern auch auf Medikamente<br />
zur postoperativen Schmerzbehandlung<br />
oder auf andere Verbrauchsmaterialien<br />
wie endotracheale Tuben,<br />
Nahtmaterial etc. So waren zum Beispiel<br />
Ende des Jahres <strong>für</strong> fast drei Wochen nur<br />
noch Notfalleingriffe möglich, weil die notwendigen<br />
Tuben fehlten.<br />
Kind mit Extensionsbehandlung<br />
Ruandisches Traumaregister geplant<br />
Leider fehlt zur Planung oft belastbares<br />
Zahlenmaterial. Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben<br />
wir daher im Rahmen der Versorgungsforschung<br />
Verletzungsmuster der oberen <strong>und</strong><br />
unteren Extremität untersucht. Diese retrospektive<br />
Studie bestätigte letztendlich auch<br />
die Notwendigkeit des Aufbaus eines ruandischen<br />
Traumaregisters.<br />
Die über einen Zeitraum von sechs Monaten<br />
durchgeführte Studie zeigte, dass am<br />
häufigsten die Altersgruppen 6 – 15 Jahre<br />
<strong>und</strong> die über 50-jährigen betroffen waren.<br />
Die meisten Unfälle ereigneten sich durch<br />
Stürze (55 %), gefolgt von Verkehrsunfällen<br />
mit 27 %. Am häufigsten anzutreffen waren<br />
Frakturen der unteren Extremität (ca. 70 %).<br />
Fast 15 % der Patienten trafen erst über eine<br />
Woche nach dem Unfallgeschehen bei uns<br />
ein. Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> ist der meist schleppende<br />
administrative Apparat, der <strong>für</strong> die Organisation<br />
der Verlegungen verantwortlich<br />
ist. In Anbetracht der Altersgruppen <strong>und</strong><br />
der hauptsächlich betroffenen unteren Extremität<br />
lässt sich auch das überwiegende<br />
konservative Management (ca. 78 %) erklären,<br />
da uns oft entsprechende Materialien<br />
bzw. Gerätschaften zur Behandlung fehlen.<br />
Erstaunlicherweise lag die Mortalitätsrate<br />
in diesem Kollektiv unter einem Prozent. Die<br />
Diskussion der Ergebnisse hatte auch zur<br />
Folge, dass seit kurzem eine Zusammenarbeit<br />
mit der University of Virginia, USA, zur<br />
Erstellung eines nationalen ruandischen<br />
Traumaregisters auch mit unserer Abteilung<br />
besteht.<br />
Eine weitere am Krankenhaus durchgeführte<br />
Untersuchung zu Wegeunfällen von<br />
Schulkindern ergab, dass in ca. zwei Drittel<br />
der Fälle motorisierte Unfallgegner, die sich<br />
auch hier einer Fahrprüfung unterziehen<br />
müssen, an den Unfällen beteiligt waren. Es<br />
soll versucht werden, diese Zahlen auch im<br />
Rahmen der Ausbildung von Verkehrspoli-<br />
zisten zu nutzen, um diese <strong>für</strong> das Problem<br />
zu sensibilisieren. Auch fehlt jegliche Art der<br />
Verkehrserziehung in den Schulen; ein Pilotprojekt,<br />
bei dem Polizisten an Schulen Kinder<br />
im Alter von 6 – 12 Jahren unterrichten<br />
sollen, ist in Vorbereitung. In der genannten<br />
Studie zeigte sich, dass die Mehrheit der Unfallopfer<br />
in dieser Altersgruppe zu finden ist.<br />
Bei den Mehrfachverletzungen ergab sich,<br />
dass die untere Extremität mit 43 % am häufigsten<br />
betroffen war, gefolgt von Frakturen<br />
der oberen Extremität <strong>und</strong> Schädelhirntraumen.<br />
Thorax-, Abdominal- <strong>und</strong> Beckentraumen<br />
spielten eine untergeordnete Rolle.<br />
Über 90 % der Fälle wurden operativ versorgt,<br />
d. h. Osteosynthesen, Trepanationen<br />
<strong>und</strong> Laparatomien. Die Mortalitätsrate der<br />
stationär behandelten Schulkinder lag bei<br />
4,2 %. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />
im Krankenhaus betrug drei Wochen.<br />
Leider ist im Gegensatz zu Deutschland ein<br />
follow-up der behandelten Patienten sehr<br />
schwierig. Auf Gr<strong>und</strong> weiter Entfernungen<br />
<strong>und</strong> fehlender finanzieller Mittel zur Begleichung<br />
der Transportkosten ist es der überwiegenden<br />
Mehrheit der Patienten nicht<br />
möglich, einen ambulanten Nachuntersuchungstermin<br />
wahrzunehmen. Patienten<br />
erscheinen manchmal auch erst Monate<br />
später zur Nachuntersuchung, zum Teil<br />
wurden Anweisungen im weiter behandelnden<br />
Distriktkrankenhaus nicht beachtet,<br />
krankengymnastische Übungen nicht<br />
durchgeführt, Gipsschienen viel zu lange<br />
belassen, so dass trotz gutem operativen Ergebnis,<br />
schwere Funktionseinschränkungen<br />
die Folge sind. Diese Schwierigkeiten müssen<br />
daher bereits vorab in die Indikationsstellung<br />
mit einbezogen werden.<br />
Direkte Hilfe <strong>für</strong> die Patienten<br />
Nach all den geschilderten täglichen Herausforderungen<br />
muss ich jedoch im Vergleich<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 131<br />
Aktuelles
Aktuelles<br />
132<br />
zu meiner früheren Tätigkeit in Deutschland<br />
sagen, dass ich die Erfahrungen der letzten<br />
anderthalb Jahre nicht missen möchte,<br />
insbesondere nicht die hervorragende Zusammenarbeit<br />
mit meinen afrikanischen<br />
Kollegen. Zum anderen entfällt hier die in<br />
Deutschland bekanntermaßen überwuchernde<br />
Bürokratie. Die ge leistete Arbeit<br />
kommt hier noch direkt dem Patienten zu<br />
Gute, zudem besteht ein deutlich größerer<br />
Gestaltungsspielraum <strong>für</strong> kleinere wie oben<br />
erwähnte Forschungsprojekte, deren Ergebnisse<br />
auch im weiteren Verlauf sinnvoll genutzt<br />
werden. Zu meinem großen Bedauern<br />
ist jedoch weltweit die Zahl der klinischen<br />
Stellenangebote im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />
rückläufig. Überwiegend<br />
werden Berater, meist in der administrativen<br />
Ebene eingesetzt. Nach meinen<br />
täglichen Erfahrungen hier ist jedoch auch<br />
die Fortsetzung der sogenannten technischen<br />
Zusammenarbeit weiterhin mehr<br />
Ich möchte Sie ermutigen, Ihrer Phantasie<br />
freien Lauf zu lassen. Folgen Sie mir<br />
auf einer Zeitreise in die nächsten 25 Jahre.<br />
Sie befinden sich im Jahr 2035 auf der<br />
36. P.E.G.-Fachtagung „Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
im Wandel“. Mich werden Sie dann<br />
sicher nicht mehr hören müssen.<br />
■ ■ Zwischen den Jahren <strong>2011</strong> bis 2015 hat<br />
eine unaufgeregte Diskussion aller gesellschaftlich<br />
Verantwortlichen begonnen,<br />
um die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
nachhaltig zukunftsfest zu machen.<br />
■ ■ Eine gesamtgesellschaftlich aufgestellte<br />
Kommission hat in intensiven Beratungen<br />
den GKV-Leistungskatalog neu<br />
definiert.<br />
■ ■ Es gibt Gr<strong>und</strong>versorgungselemente <strong>und</strong><br />
Präferenzbereiche, erstere <strong>für</strong> alle, die<br />
zweiten in Eigenverantwortung.<br />
als sinnvoll. Die klinische <strong>und</strong> theoretische<br />
Ausbildung von Studenten <strong>und</strong> angehenden<br />
Fachärzten, die auch in meinen wöchentlichen<br />
Aufgabenbereich fällt, ist auch in der<br />
Zukunft dringend notwendig.<br />
Bitte um Unterstützung<br />
Da ich oft gefragt wurde, ob es möglich sei,<br />
unsere Arbeit hier in Butare zu unterstützen,<br />
hat mir Ruanda-Support e. V. mit der<br />
Einrichtung eines Spendenkontos geholfen.<br />
Die private gemeinnützige Initiative<br />
unterstützt seit zehn Jahren Waisenhäuser,<br />
Existenzgründer (mit Kleinstkrediten) <strong>und</strong><br />
jetzt auch das Krankenhaus in Butare.<br />
Annette Zabransky, Rechtsanwältin in<br />
München <strong>und</strong> Vorstandsmitglied des Vereins,<br />
versichert: „Jeder gespendete Euro<br />
kommt zu 100 Prozent den Projekten zugute.“<br />
Alle Aktiven des Vereins arbeiten ehren-<br />
■ ■ Die Politik hat, darauf basierend, entschieden,<br />
wachstumsfre<strong>und</strong>liche Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
mit sozial ausgewogenen zu<br />
kombinieren.<br />
■ ■ Die Finanzierung der Ges<strong>und</strong>heitskosten<br />
(in einem sozial ausgewogenen Prämiensystem)<br />
sind von den Arbeitskosten<br />
entkoppelt <strong>und</strong> durch eine nachhaltige<br />
Steuerkomponente flankiert, d. h. alle<br />
„starken Schultern“, ob gesetzlich oder<br />
privat versichert, „leben“ Solidarität.<br />
■ ■ Gesetzliche <strong>und</strong> private Krankenkassen<br />
ringen um die besten Leistungs- <strong>und</strong><br />
Qualitätsinhalte, verstehen sich z. T. als<br />
ergänzende Partner <strong>und</strong> stellen sich<br />
einem echten Preiswettbewerb. Es gibt<br />
nur noch ca. 50 Krankenkassen. Der Patient<br />
ist erwachsen geworden, sozusagen<br />
vom Objekt zum Subjekt mutiert.<br />
■ ■ Die Kostentransparenz hat zwar das<br />
Bewusstsein bei den Menschen im Um-<br />
amtlich. Sie verzichten auf jegliche Form von<br />
Aufwandsentschädigung oder Kostenersatz.<br />
Die Bankverbindung lautet:<br />
Ruanda Support e. V.<br />
Konto 465 983 00 bei der<br />
HypoVereinsbank München<br />
BLZ 700 202 70<br />
Verwendungszweck: Dr. Kiefer/Butare<br />
Ihre Spende ist steuerlich in voller Höhe abzugsfähig.<br />
Wenn Sie eine Spendenquittung<br />
wünschen, geben Sie bei der Überweisung<br />
Ihre vollständige Adresse an. Mehr Infos erhalten<br />
Sie unter www.ruanda-support.com<br />
Vielen Dank!<br />
Dr. med. Andreas Kiefer<br />
B.P.155<br />
Huye<br />
Rwanda<br />
E-Mail: surgery.africa@gmx.de<br />
Das Ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong> die<br />
Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft in 25 Jahren –<br />
Eine Zeitreise<br />
Anton J. Schmidt*<br />
* Auszug aus der Eröffnungsrede zur 11. PEG Fachtagung<br />
„Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Wandel“, 14. Oktober 2010<br />
gang mit Ressourcen verstärkt, aber der<br />
wirkliche Durchbruch ist erst mit einer<br />
flächendeckenden Qualitätstransparenz<br />
gelungen.<br />
■ ■ Messbare, transparente <strong>und</strong> dann auch<br />
publizierte Qualitätsindikatoren haben<br />
die Wissensasymmetrie zwischen Leistungsanbieter<br />
<strong>und</strong> Patient erheblich reduziert.<br />
■ ■ Natürlich hat jeder Bürger längst eine<br />
elektronische Ges<strong>und</strong>heitskarte, die<br />
Kritik aus der Ärzteschaft <strong>und</strong> von den<br />
Datenschützern sind Geschichte. Die Effizienzgewinne<br />
waren signifikant <strong>und</strong><br />
die höhere Patientensicherheit <strong>für</strong> viele<br />
Menschen ein Segen.<br />
■ ■ Die Sektorengrenzen wurden überw<strong>und</strong>en,<br />
wir haben nur noch eine Facharztschiene<br />
an stationären Einrichtungen<br />
oder angeschlossenen MVZ’s bzw. ähnliche<br />
Institutionen. Kassenärztliche Vereinigungen<br />
gibt es nicht mehr.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
■ ■ Den DRG-Erlösen wurde ein Investitionszuschlag<br />
hinzu gefügt, die Krankenhäuser<br />
finanzieren sich in einem<br />
monistischen System. Ein ges<strong>und</strong>heitswirtschaftliches<br />
Konjunkturprogramm<br />
ermöglichte eine gute Startposition, da<br />
dadurch der Investitionsstau abgebaut<br />
<strong>und</strong> die Produktivität gesteigert werden<br />
konnte.<br />
■ ■ Übrigens haben wir weniger als 1.500<br />
Krankenhäuser in Deutschland (B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Länder haben einen Masterplan verabschiedet),<br />
trotzdem ist eine wohnortnahe<br />
Versorgung gegeben, alle schreiben<br />
schwarze Zahlen, die es ermöglichen, die<br />
Zukunftsfähigkeit durch gezielte Investitionen<br />
zu finanzieren.<br />
■ ■ Auch die 81 Herzzentren, die 34 universitären<br />
Standorte sowie die Transplantationszentren<br />
haben sich erheblich reduziert.<br />
Die zunehmende Spezialisierung<br />
(Stichwort Organzentren) hat die Versorgungsqualität<br />
gesteigert, intelligente<br />
Netzwerke mit Nutzung der Telemedizin<br />
ermöglichen Behandlungen auf allerhöchstem<br />
Niveau, effektiv <strong>und</strong> effizient<br />
zu gestalten.<br />
■ ■ Nur nebenbei bemerkt, die Erkenntnis,<br />
dass Informationstechnologie das „Rückgrat“<br />
eines Unternehmens ist, wurde<br />
in Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen flächendeckend<br />
erkannt <strong>und</strong> umgesetzt. Die Effizienzgewinne<br />
waren signifikant.<br />
■ ■ Die drei Berufsgruppen im Krankenhaus<br />
(Ärzte, Pflege <strong>und</strong> Administration) verstehen<br />
ihre Einrichtung als integriertes<br />
Unternehmen <strong>und</strong> arbeiten nicht mehr<br />
nebeneinander, sondern miteinander,<br />
einer gemeinsamen Zielsetzung folgend,<br />
die sich an der bestmöglichen Behandlung<br />
von Patienten orientiert. Prozessorientierung<br />
versus funktionale Sichtweise<br />
heißt die Erfolgsformel. 70 % aller Krankenhausbehandlungen<br />
sind in Behandlungspfaden<br />
abgebildet.<br />
■ ■ Die Effektivitäts- <strong>und</strong> Effizienzgewinne<br />
waren signifikant. DRG-Preise wurden<br />
dadurch günstiger, die Selbstverwaltung<br />
verwendete die Einsparungen zweckgeb<strong>und</strong>en,<br />
z. B.:<br />
• „Supramaximalversorger“ bekommen<br />
<strong>für</strong> ihre 5 % Schwerstkranken einen Zuschlag<br />
• Jedes Krankenhaus über 400 Betten hat<br />
einen eigenen Hygienefacharzt, alle<br />
anderen haben klar definierte Hygienebeauftragte.<br />
• Die Lehrstühle <strong>für</strong> Hygiene haben sich<br />
verdoppelt.<br />
■ ■ Die kartellrechtliche Bewertung des Ges<strong>und</strong>heitsmarktes<br />
wurde neu justiert,<br />
europäische, nationale <strong>und</strong> regionale<br />
Blickwinkel haben, verb<strong>und</strong>en mit den<br />
Möglichkeiten der schon erwähnten<br />
Telemedizin neue Versorgungsnetzwerke<br />
entstehen lassen. Auch hier wurden wieder<br />
erhebliche Effizienzgewinne realisiert.<br />
■ ■ Innerhalb der Krankenhäuser werden<br />
meist nur noch die Kernkompetenzen erbracht,<br />
sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong> tertiäre Leistung<br />
mit strategischen Partnern abgebildet.<br />
Human Ressource Management ist dort<br />
längst als höchst kritischer Erfolgsfaktor<br />
wahrgenommen. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
der Medizinberufe wurden neu<br />
organisiert, moderne Arbeitszeitmodelle<br />
geschaffen <strong>und</strong> auch die ärztlichen Aufgaben<br />
neu geordnet.<br />
■ ■ Die Feminisierung des ärztlichen Berufs<br />
hat ihren Höhepunkt überschritten (übrigens<br />
haben die DGCH <strong>und</strong> der BDC deutlich<br />
mehr weibliche als männliche Mitglieder),<br />
faire Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />
gerechte Entlohnung haben Ärzte- <strong>und</strong><br />
Pflegekräftemangel vergessen lassen.<br />
■ ■ Generell hat die Politik die Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> die Selbstverwaltung so gesteckt,<br />
dass Einsparungen im System <strong>für</strong><br />
Investitionen in Effizienzsteigerungen<br />
verbleiben. Da die Pharmapreise europäisch<br />
harmonisiert wurden, konnten<br />
erhebliche finanzielle Ressourcen in patientenorientierte<br />
<strong>und</strong> praxisrelevante<br />
Versorgungsforschung investiert werden.<br />
Somit wurde auch ermöglicht, innovative<br />
Produkte, Systeme <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />
natürlich in einem strukturierten<br />
Prozess sehr zeitnah <strong>für</strong> die Patienten<br />
einzuführen.<br />
■ ■ Die hochinnovative Medizintechnologieindustrie<br />
hat diesen Prozess eng begleitet<br />
<strong>und</strong> sich zunehmend vom Produktzum<br />
Systemlieferanten gewandelt.<br />
■ ■ Sowohl die deutsche Medizinproduktindustrie<br />
als auch die deutschen Pharmahersteller<br />
profitieren von der steuerlichen<br />
Förderung <strong>für</strong> Forschung <strong>und</strong><br />
Entwicklung <strong>und</strong> sind Innovationsführer<br />
in ihren globalen Märkten. Viele neue Arbeitsplätze<br />
sind entstanden.<br />
■ ■ Außerhalb des Krankenhauses ist der<br />
Hausarzt als „Gatekeeper“ tätig, muss<br />
aber in klar definierten Zeitabständen<br />
Weiterbildungsnachweise erbringen. Die<br />
„sprechende“ Medizin wurde finanziell<br />
aufgewertet, nicht nur, aber auch durch<br />
diese Maßnahme, mehr Hinwendung<br />
zum Patienten, hat sich die jährliche Arztbesucherzahl<br />
halbiert.<br />
■ ■ Die zwischen den Jahren 2010 bis 2020<br />
eingeführten Präventionsprogramme<br />
tra gen erste Früchte, bspw. konnte das<br />
Übergewicht von Jugendlichen um durchschnittlich<br />
30 % reduziert werden, mit<br />
positiven Auswirkungen natürlich auch<br />
<strong>für</strong> die bekannten Folgekrankheiten.<br />
■ ■ Der konsequente Einsatz von IT-Möglichkeiten<br />
in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />
hatte die Bürokratiekosten stark gesenkt<br />
<strong>und</strong> damit die Finanzierung der Präventionsprogramme<br />
ermöglicht.<br />
■ ■ Die von der Politik definierten Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> die Umsetzung durch<br />
die Selbstverwaltung stellen sich einer<br />
ständigen Evaluation durch den Nationalen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsrat. Dadurch ist eine<br />
kontinuierliche Weiterentwicklung gewährleistet.<br />
■ ■ Entscheidend aber ist: Alle Patienten fühlen<br />
sich r<strong>und</strong>um gut versorgt bei einer<br />
nicht nur fühlbaren, sondern auch messbaren<br />
exzellenten Versorgungsqualität.<br />
Deutschland ist damit mittlerweile das<br />
unangefochtene Ges<strong>und</strong>heitszentrum<br />
in Europa geworden, Krankenhäuser generieren<br />
Erlösanteile von 5 – 10 % durch<br />
Patienten aus aller Welt.<br />
■ ■ Nun meine Damen <strong>und</strong> Herren, möglicherweise<br />
haben Sie in den letzten Minuten<br />
gedacht, Schmidt „wach auf“, wer<br />
solche Visionen hat, muss dringend zum<br />
Arzt. Aber ein berühmter Mann hat einmal<br />
gesagt, wer das Unmögliche nicht<br />
denken kann, vermag das<br />
■ ■ Mögliche auch nicht zu realisieren. Deshalb<br />
bitte ich Sie, haben Sie Nachsicht<br />
mit meinen sicher nicht vollständigen<br />
<strong>und</strong> nicht einfach zu realisierenden Gedankengängen.<br />
■ ■ Die Beurteilung der einzeln aufgezeigten<br />
Möglichkeiten überlasse ich jetzt gerne<br />
Ihnen.<br />
Anton J. Schmidt<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
P.E.G. Einkaufs- <strong>und</strong><br />
Betriebsgenossenschaft eG<br />
Kreillerstr. 24<br />
81673 München<br />
Nachdruck<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />
1/11, S. 93 – 94<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 133<br />
Aktuelles
Personalia<br />
134<br />
Laudatio zum 80. Geburtstag von<br />
Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />
D. Nast-Kolb<br />
Leonhard Schweiberer wurde am 6. November<br />
1930 in Brannenburg am Inn geboren.<br />
Seine erste Karriere begann bereits mit<br />
16 Jahren als Skirennläufer, im National-<br />
Team von 1951 bis 1955, in der er zahlreiche<br />
nationale <strong>und</strong> internationale Erfolge errang.<br />
Seine berufliche Karriere begann 1951<br />
mit Aufnahme des Medizinstudiums an der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München,<br />
das er 1956 mit Medizinischem Staatsexamen<br />
<strong>und</strong> Promotion 1956 abschloss.<br />
1957 bis 1958 arbeitete er als Assistent<br />
des Pathologischen Institutes der LMU<br />
München. 1959 bis 1960 erhielt Schweiberer<br />
eine Internistische Ausbildung an der<br />
2. Medizinischen Universitätsklinik München.<br />
1960 bis 1965 absolvierte er seine<br />
chirurgische Facharztausbildung an der<br />
Chirurgischen Univ.-Klinik Homburg/Saar.<br />
Anschließend war er dort <strong>für</strong> viele Jahre als<br />
Oberarzt tätig <strong>und</strong> erhielt die Teilgebietsbezeichnung<br />
„Unfallchirurgie“. Seine Habilitationsschrift<br />
über autologe Spongiosaplastik<br />
erschien 1970 im Springer Verlag <strong>und</strong> wurde<br />
mit dem v. Langenbeck-Preis ausgezeichnet.<br />
1972 wurde er zum Professor ernannt<br />
<strong>und</strong> im gleichen Jahr zum Direktor der Abteilung<br />
Unfallchirurgie der Chirurgischen<br />
Universitätsklinik Homburg/Saar bestellt.<br />
1976 wurde er Geschäftsführender Direktor<br />
dieser Klinik.<br />
Mit seiner Berufung zum Direktor der<br />
Chirurgischen Klinik <strong>und</strong> Poliklinik Innenstadt<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München begann von 1981 bis zu seiner<br />
Emeritierung am 30.04.1999 das Wirken<br />
von Prof. Leonhard Schweiberer in der geschichtsträchtigen<br />
Chirurgischen Klinik an<br />
der Nußbaumstraße.<br />
Zu seinen Wissenschaftlichen Schwerpunkten<br />
zählten insbesondere die Polytraumaversorgung<br />
<strong>und</strong> -forschung, Schockforschung,<br />
sowie die experimentelle Knochentransplantation<br />
<strong>und</strong> Revaskularisation<br />
verletzter Röhrenknochen als Wegbereiter<br />
zum minimal invasiven Vorgehen am Skelettsystem,<br />
speziell am Röhrenknochen.<br />
Dies spiegelt sich in seinem Publikationsverzeichnis<br />
mit 732 Arbeiten – davon 164 als<br />
Erstautor – wieder.<br />
Seine zahlreichen Mitgliedschaften <strong>und</strong><br />
vielseitigen wissenschaftlichen Engagements<br />
lassen sich nur stichwortartig aufzählen:<br />
■ ■ Mitglied der Bayerischen Chirurgen-Vereinigung<br />
mit Präsidentschaft 1985<br />
■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Chirurgie <strong>und</strong> seit 1971 Mitglied des Präsidiums<br />
■ ■ Mitglied der Sektion Unfallchirurgie der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie mit<br />
mehrjährigem Vorsitz der Sektion<br />
■ ■ Mitglied der Sektion Experimentelle Chirurgie<br />
der DGC<br />
■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie mit Präsidentschaft 1981<br />
■ ■ Mitglied der Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
■ ■ Mitglied der AO International<br />
■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie/Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Orthopädische Chirurgie<br />
■ ■ Mitglied der Societé International de Chirurgie<br />
Orthopédique et de Traumatologie<br />
(SICOT)<br />
■ ■ Mitglied der Schutzkommission beim<br />
B<strong>und</strong>esminister des Innern<br />
■ ■ Mitglied des Ärztlichen Beirates des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
<strong>für</strong> Verteidigung<br />
■ ■ Mitglied des Ärztekollegiums des ADAC<br />
■ ■ Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
■ ■ Leitung von Forschungsprogrammen der<br />
DFG, der Stiftung Volkswagenwerk, der<br />
Schutzkommission des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
des Inneren<br />
■ ■ Gewählter Gutachter <strong>für</strong> das Fach Chirurgie<br />
bei der DFG<br />
■ ■ 1985: Präsident der Internationalen Europäischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Notfallchirurgie<br />
■ ■ 1993: Gründung des Arbeitkreises <strong>für</strong><br />
Notfallmedizin <strong>und</strong> Rettungswesen e. V.<br />
München (ANR)<br />
■ ■ 1995: Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Osteologie<br />
Zum Ehrenmitglied wurde er ernannt in der<br />
■ ■ <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />
■ ■ <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
■ ■ Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong><br />
■ ■ American Association for the Surgery of<br />
Trauma<br />
Des Weiteren engagierte er sich als Herausgeber,<br />
Redakteur <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />
Beirat:<br />
■ ■ Herausgeber der Breitnerschen Operationslehre<br />
■ ■ Herausgeber <strong>und</strong> Redakteur der Monatschrift<br />
DER UNFALLCHIRURG (Über 20<br />
Jahre)<br />
■ ■ Herausgeber der Hefte zur UNFALLHEIL-<br />
KUNDE<br />
■ ■ Mitherausgeber der Zeitschrift DER OR-<br />
THOPÄDIE<br />
■ ■ Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift<br />
DER CHIRURG<br />
■ ■ Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift<br />
PLASTISCHE CHIRURGIE<br />
■ ■ Mitherausgeber der Zeitschrift ARCHIVES<br />
OF ORTHOPAEDIC AND TRAUMATIC SUR-<br />
GERY<br />
■ ■ Mitherausgeber <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />
Beirat der MÜNCHENER MEDIZINISCHEN<br />
WOCHENSCHRIFT (MMW)<br />
Von zahlreichen Auszeichnungen sind<br />
hervorzuheben:<br />
■ ■ 1970: v. Langenbeck-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie <strong>für</strong> seine Habilitationsschrift<br />
über autologe Spongiosaplastik<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
■ ■ 1992: Verleihung des B<strong>und</strong>esverdienstkreuzes<br />
1. Klasse<br />
■ ■ 1996: Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette<br />
durch die B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
■ ■ 2000: Verleihung des Bayerischen Verdienstordens<br />
■ ■ 2003: Verleihung der Max-Lebsche-Medaille<br />
Schweiberer war immer ein engagierter<br />
Kämpfer <strong>für</strong> seine Ideen. Als Verfechter des<br />
von ihm mit entwickelten Stufenplans <strong>für</strong><br />
Polytraumaversorgung, im Gegensatz zu einer<br />
sofortigen R<strong>und</strong>umversorgung, führte er<br />
auf vielen Kongressen heftige Diskussionen<br />
nicht nur mit seinem väterlichen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Förderer Martin Allgöwer sondern auch mit<br />
vielen anderen Kollegen. Letztendlich setzte<br />
sich der von ihm propagierte Stufenplan in<br />
der Schwerstverletztenversorgung national<br />
<strong>und</strong> international durch! Wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />
da<strong>für</strong> war auch die von Schweiberer<br />
immer wieder angeregte <strong>und</strong> erneuerte<br />
klinisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut <strong>für</strong> Klinische Chemie auf<br />
dem Gebiet der Mediatorenforschung in der<br />
Polytraumabehandlung.<br />
Mit seiner Initiative wurde an der Münchner<br />
Medizinischen Fakultät einer der ersten<br />
chirurgisch-anatomischen Kurse in enger<br />
Zusammenarbeit mit den Anatomen eingeführt.<br />
Gemeinsam mit dem damaligen Direktor<br />
des Anatomischen Institutes wurden<br />
damals die ersten klinisch-anatomischen<br />
Übungsmöglichkeiten <strong>für</strong> angehende Chirurgen<br />
<strong>und</strong> neue Techniken geschaffen, die<br />
heute vielerorts selbstverständlich sind.<br />
Gerade die Vertiefung der Zusammenarbeit<br />
mit der klinischen <strong>und</strong> funktionellen Anatomie<br />
erbrachte <strong>für</strong> viele junge Kollegen<br />
bis dato unbekannte Möglichkeiten, neue<br />
Wege auf Gebieten zu beschreiten wie der<br />
Schulterchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie,<br />
Beckenchirurgie, Calcaneuschirurgie usw.<br />
Schweiberer war es auch, dem die Verbesserung<br />
der studentischen Ausbildung <strong>und</strong><br />
die didaktische Methodik stets ein großes<br />
Anliegen war. Unter seiner Leitung wurden<br />
wichtige Schritte zur Reform der Medizinerausbildung<br />
eingeleitet, die heute ihren<br />
Ausdruck im PBL (Problem Based Learning)<br />
gef<strong>und</strong>en haben.<br />
Nicht nur die Chirurgie, sondern auch<br />
die Kunst war <strong>für</strong> Schweiberer ein wichtiges<br />
Thema seines Schaffens. In seinen<br />
berühmten montäglichen Innenstadtkolloquien<br />
verband er den wissenschaftlichen<br />
Austausch mit regelmäßigen Vernissagen.<br />
Damit gab er noch wenig bekannten jungen<br />
Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke der<br />
Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
Im Jahre 1984 lernte er Karlheinz Böhm<br />
<strong>und</strong> seine Frau Almaz kennen. Daraus<br />
wurde eine lebenslange Fre<strong>und</strong>schaft.<br />
Schweiberer wurde der wesentliche Berater<br />
von „Menschen <strong>für</strong> Menschen“ in Sachen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung Äthiopiens. Immer<br />
wieder reiste er mit oder ohne Karlheinz<br />
Böhm dorthin, um Krankenhausprojekte<br />
<strong>und</strong> Partnerschaften zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />
unterstützen. Ganz besonders lagen ihm<br />
dabei die Verbesserung der Medizinerausbildung<br />
<strong>und</strong> der Austausch zwischen der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität <strong>und</strong> der<br />
Universität Jimma in Äthiopien am Herzen.<br />
Letztlich ist daraus der inzwischen<br />
vom <strong>Deutsche</strong>n Akademischen Austausch-<br />
Dienst unterstützte Partnerschaftsvertrag<br />
zwischen den Fakultäten entstanden, der in<br />
die Gründung des International Center for<br />
Health mündete.<br />
Nach seiner Emeritierung brachte Leonhard<br />
Schweiberer seine chirurgische Expertise<br />
zum Wohle seiner äthiopischen Patienten<br />
ein.<br />
Ein wichtiger Beitrag, den er <strong>für</strong> die Verbesserung<br />
der Chirurgie in vielen anderen<br />
Ländern leistete, waren die Gastärzte, die<br />
stets an seiner Klinik ausgebildet wurden.<br />
Viele dieser Chirurgen fühlen sich nach wie<br />
vor ihrer Ausbildungsstätte dankbar verb<strong>und</strong>en.<br />
Leonhard Schweiberer ist einer der<br />
großen deutschen Chirurgen <strong>und</strong> Unfallchirurgen.<br />
Mit seiner Persönlichkeit ist er<br />
ärztliches <strong>und</strong> menschliches Vorbild <strong>für</strong><br />
viele Generationen von Chirurgen <strong>und</strong> hat<br />
damit seine Mitarbeiter geprägt <strong>und</strong> die<br />
Unfallchirurgie nachhaltig beeinflusst.<br />
Eine Würdigung seiner Verdienste um eine<br />
zugleich anspruchsvolle <strong>und</strong> menschliche<br />
Chirurgie bliebe unvollständig ohne die<br />
Erwähnung seiner Frau Helgard <strong>und</strong> die<br />
wichtige Rolle seiner ganzen Familie bei der<br />
unverwechselbaren Prägung der gesamten<br />
Klinik atmosphäre. Gerade in Hinblick auf<br />
heutige Forderungen nach Vereinbarkeit<br />
von Chirurgie <strong>und</strong> Familie haben Leonhard<br />
<strong>und</strong> Helgard Schweiberer ein großes Beispiel<br />
vorgelebt.<br />
Ich wünsche meinem Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> chirurgischem<br />
Lehrer noch viele glückliche Jahre,<br />
auf dass er seinen Ruhestand genießen <strong>und</strong><br />
mit großem Stolz <strong>und</strong> Zufriedenheit auf<br />
sein Lebenswerk blicken kann.<br />
Prof. Dr. med. Dieter Nast-Kolb<br />
Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
Universitätsklinikum Essen<br />
Tel.: 02 01 / 7 23 13 01<br />
Fax: 02 01 / 7 23 56 29<br />
E-Mail: prof.nast-kolb@uk-essen.de<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 135<br />
Personalia
Personalia<br />
136<br />
In Erinnerung an<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
trauert um ihren ehemaligen Präsidenten<br />
<strong>und</strong> Inhaber der Johann Friedrich<br />
Dieffenbach Büste, Herrn Prof. Univ. Dr.<br />
med. Dr. med. hc Horst Cotta, der am 28.<br />
März <strong>2011</strong> im Alter von 82 Jahren verstorben<br />
ist.<br />
Professor Cotta, Schüler von Alfons Nikolaus<br />
Witt, war von 1967 bis 1996 Ordinarius <strong>für</strong><br />
Orthopädie an der Ruprecht Karls Universität<br />
Heidelberg <strong>und</strong> Direktor der Orthopädischen<br />
Universitätsklinik.<br />
Als hoch angesehener Arzt, Hochschullehrer<br />
<strong>und</strong> Wissenschaftler war er mit vielen<br />
Ämtern bedacht. So war er 1971 Präsident<br />
der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden,<br />
1979 Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Plastische- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />
<strong>und</strong> 1981 dann Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Traumatologie.<br />
Als gleichermaßen geachtetes <strong>und</strong> aktives<br />
Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie wurde er 1986 auch Präsident<br />
unserer <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> leitete die<br />
50. Jahrestagung in Berlin.<br />
Die Forschungsschwerpunkte seiner Klinik<br />
im Bereich der Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsorgane<br />
schlugen sich in mehr als 400 wissenschaftlichen<br />
Publikationen, Monographien<br />
<strong>und</strong> Lehrbüchern nieder.<br />
Sein klinisches Wirken <strong>und</strong> seine wissenschaftliche<br />
internationale Anerkennung<br />
führten daher zu einer Reihe hoher Auszeichnungen,<br />
wie der Ernst Bergmann<br />
Plakette der B<strong>und</strong>esärztekammer, des<br />
B<strong>und</strong>esverdienstkreuzes 1. Klasse der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland, der Purkyne Ehrenmedaille<br />
der Tschechoslowakischen Akademie<br />
der Wissenschaften <strong>und</strong> der Ehrendoktorwürde<br />
der Semmelweis Universität<br />
Budapest.<br />
Professor Cotta war Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />
<strong>und</strong> Ehrenmitglied zahlreicher nationaler<br />
<strong>und</strong> internationaler <strong>Gesellschaft</strong>en, Herausgeber<br />
verschiedener Fachzeitschriften<br />
<strong>und</strong> 2008 nach der Zusammenführung der<br />
beiden Fachgebiete Gründungsmitglied der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie.<br />
Als langjähriges Mitglied unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>und</strong> unseres Präsidiums war er immer<br />
ein Be<strong>für</strong>worter der konstruktiven<br />
Diskussion zwischen Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />
Orthopädie, womit er letztendlich großen<br />
Anteil an der Zusammenführung unserer<br />
beiden <strong>Gesellschaft</strong>en hatte. Deshalb verlieh<br />
ihm die DGOU im Jahre 2010 die Ehrenmitgliedschaft.<br />
In seiner Eröffnungsansprache als Präsident<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
hat er eine derartige Entwicklung bereits<br />
beeindruckend zum Ausdruck gebracht<br />
mit den Sätzen:<br />
„Menschen meiner Generation erinnern sich<br />
nur gut daran, wie das Kapitel der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallheilk<strong>und</strong>e in der Nachkriegsgeschichte<br />
geschrieben wurde. Wir<br />
schulden dem Weitblick jener Generation<br />
führender Persönlichkeiten großen Respekt,<br />
weil wir ihnen viel verdanken. Sie waren die<br />
Architekten, ohne die das heutige Profil nicht<br />
entstanden wäre. Sie wollten die an der Unfallheilk<strong>und</strong>e<br />
beteiligten Disziplinen nicht<br />
voneinander trennen. Genauso wenig wie<br />
wir das heute tun sollten. Sie sahen, dass<br />
das, was aufgebaut werden musste, nur auf<br />
einem Boden stehen konnte, der, von Uneinigkeit<br />
<strong>und</strong> separatistischen Tendenzen befreit,<br />
tragfähig sein muss. In der Geschlossenheit<br />
liegt Stärke <strong>und</strong> Effizienz. Sie ist auch das<br />
Gebot der St<strong>und</strong>e.“<br />
Welche Weitsicht drücken diese Sätze auch<br />
heute noch aus, wenn man bedenkt, wie<br />
schwierig der Weg der Zusammenführung<br />
unserer beiden Fächer teilweise war.<br />
Horst Cotta hat immer die Beschlüsse<br />
einer Vereinigung mit getragen <strong>und</strong> hat aus<br />
seinen Sympathien zur Unfallchirurgie keinen<br />
Hehl gemacht. Diese Einstellung hat<br />
er auch in vielen fre<strong>und</strong>schaftlichen Kontakten<br />
innerhalb unserer <strong>Gesellschaft</strong> zum<br />
Ausdruck gebracht.<br />
Seine großen Interessen neben der Medizin<br />
galten der klassischen Musik <strong>und</strong> der bildenden<br />
Kunst. Moderne Malerei begeisterte<br />
ihn ebenso wie zeitgenossische Plastik. Mit<br />
mehreren Objekten, die er in den Park um<br />
die Heidelberger Orthopädische Klinik stellen<br />
ließ, verlieh er der Landschaft über dem<br />
Neckar seine persönliche Prägung.<br />
Professor Horst Cotta war eine herausragende<br />
Persönlichkeit seiner Epoche, vergleichbar<br />
mit jenen, welchen er in seiner<br />
Präsidentenrede die Anerkennung ausgesprochen<br />
hatte. Auch er war als Architekt<br />
prägend <strong>für</strong> das Profil der Geschlossenheit<br />
zwischen Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />
so wie es jetzt entstanden ist.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> Unfallchirurgie wird ihm ein<br />
ehrendes Angedenken bewahren.<br />
Mainz, 05.04.<strong>2011</strong>,<br />
Prof. Dr. med. Peter Kirschner,<br />
Prof Dr. Tim Pohlemann Präsident DGOU <strong>und</strong> DGU<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Foto: DBRD<br />
Unfallchirurgen erhalten<br />
1. PHTLS®-Traumaforschungspreis<br />
Marco K. König vom <strong>Deutsche</strong>n Berufsverband Rettungsdienst e. V., die Preisträger PD Dr. Gerrit<br />
Matthes <strong>und</strong> Dr. Matthias Frank sowie Bernhard Gliwitzky von PHTLS Deutschland (v.l.)<br />
Die Unfallchirurgen Dr. med. Matthias Frank,<br />
Ernst- Moritz-Arndt-Universität Greifswald,<br />
<strong>und</strong> Privatdozent Dr. med. Gerrit Matthes,<br />
Unfallkrankenhaus Berlin, erhielten im<br />
Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Interdisziplinären<br />
Notfallmedizin Kongresses (DINK) <strong>2011</strong> den<br />
1. PHTLS®-Traumaforschungspreis <strong>und</strong> ein<br />
Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.<br />
Unter dem Titel „Gelingt eine Abschätzung<br />
des äußeren Blutverlustes am Unfallort?“<br />
beschäftigten sich die Mediziner mit<br />
der Wertigkeit der initialen Einschätzung<br />
des Blutverlustes nach Trauma am Unfallort.<br />
Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden<br />
den Studienteilnehmern nacheinander<br />
sechs realistisch dargestellte Traumaszenarien<br />
präsentiert, wobei jeweils der äußere<br />
Blutverlust eingeschätzt werden sollte. Neben<br />
der Art der Verletzung wurden Kreislaufparameter<br />
der Verletzten vorge geben.<br />
Insgesamt nahmen 145 Probanden an der<br />
Untersuchung teil. Die Ergebnisse waren<br />
ernüchternd: Nur in zehn Prozent der Fälle<br />
gelang mit maximal zehn prozentiger<br />
Abweichung eine korrekte Einschätzung.<br />
Bei identischem Verletzungsmuster <strong>und</strong><br />
identischem Blutvolumen wurde bei suggerierter<br />
instabiler hypotoner Kreislauflage ein<br />
signifikant höherer Blutverlust eingeschätzt<br />
als bei vorgegebener stabiler normotoner<br />
Kreislauflage. Es zeigte sich eine klare Tendenz<br />
zur Überschätzung geringer Verluste<br />
<strong>und</strong> Unterschätzung großer Blutverluste.<br />
Die unterschiedlichen an der Studie teilnehmenden<br />
Berufsgruppen, wie Notärzte oder<br />
Rettungsassistenten, Berufserfahrung <strong>und</strong><br />
Geschlecht zeigten keinen Einfluss auf die<br />
Qualität der Einschätzungen.<br />
Der PHTLS®-Traumaforschungspreis wurde<br />
durch den <strong>Deutsche</strong>n Berufsverband Rettungsdienst<br />
(DBRD) im Jahr <strong>2011</strong> erstmals<br />
ausgeschrieben. Er wird verliehen <strong>für</strong> eine<br />
hervorragende experimentelle oder innovative<br />
wissenschaftliche Arbeit, deren Ziel<br />
bzw. Ergebnis es ist, sich mit der Optimierung<br />
der präklinischen traumatologischen<br />
Notfallversorgung auseinanderzusetzen.<br />
PD Dr. Gerrit Matthes<br />
Unfallkrankenhaus Berlin<br />
Warener Str. 7<br />
12683 Berlin<br />
E-Mail: gerrit.matthes@ukb.de<br />
Susanne Herda<br />
Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 137<br />
Personalia
Personalia<br />
138<br />
Neues von unseren Mitgliedern<br />
Nach über 15-jähriger Tätigkeit als Chefarzt<br />
der Abteilung <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
am St.-Vincentius-Krankenhaus<br />
Speyer ist Dr. Manfred Aymar (67)<br />
in den Ruhestand getreten. Neuer Chefarzt<br />
ist seit August 2010 Dr. Werner Schrammel<br />
(47) – die Abteilung wird zur Abteilung <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie.<br />
Am 1. April <strong>2011</strong> nahm Prof. Dr. Peter Biberthaler<br />
seine Tätigkeit als Leiter der Klinik <strong>für</strong><br />
Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar<br />
der Technischen Universität München auf.<br />
Zuletzt war er als geschäftsführender Oberarzt<br />
der Chirurgischen Klinik Innenstadt der<br />
LMU München tätig. Die Unfallchirurgie, die<br />
bisher als Abteilung der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie<br />
von Prof. Ulrich Stöckle geleitet wurde,<br />
wird mit seinem Amtsantritt zur eigenständigen<br />
Klinik.<br />
PD Dr. Erol Gercek steht gemeinsam mit<br />
PD Dr. Philipp Drees seit 1. Oktober an der<br />
Doppelspitze des Zentrums <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> Orthopädie des Stiftungsklinikums<br />
Mittelrhein in Koblenz. Für die Standorte<br />
Nastätten <strong>und</strong> Boppard werden die<br />
Kollegen vom Chefarzt Dr. Ralf Chlebusch<br />
<strong>und</strong> Leitenden Arzt Dr. Charles Mathonet<br />
unterstützt.<br />
Dr. med. Hubert Korte<br />
Rehmenhalde 20, 88662 Überlingen<br />
*18.08.1916 †15.09.2009<br />
Dr. med. Wolfgang-Eberhard Schmidt<br />
Badenallee 10, 14052 Berlin<br />
*13.11.1916 †23.09.2010<br />
Dr. med. Richard Philipp<br />
Alexander-König-Str. 9, 53115 Bonn<br />
*27.05.1928 †29.08.2010<br />
Prof. Dr. med. Cyrus K. Klostermann, Chefarzt<br />
der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />
am Klinikum Lippe-<br />
Lemgo wurde zum Außerplanmäßigen<br />
Professor an der medizinischen Hochschule<br />
Hannover ernannt.<br />
Neuer Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie<br />
<strong>und</strong> Orthopädie des Kreiskrankenhauses<br />
Erding ist PD Dr. Gerhard Konrad. Er war<br />
vorher als Oberarzt am Department <strong>für</strong><br />
Traumatologie <strong>und</strong> Orthopädie des Universitätsklinikums<br />
Freiburg tätig.<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, der 25 Jahre die<br />
Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie, Orthopädie <strong>und</strong><br />
Neurotraumatologie des Allgemeinen Krankenhauses<br />
Celle geleitet hat, ist in den Ruhestand<br />
gegangen. Sein Nachfolger ist PD<br />
Dr. Peter Keppler, der von der Uniklinik Ulm<br />
nach Celle wechselte.<br />
Seit Juli 2010 leitet Dr. med. Thomas Poss als<br />
Chefarzt die Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie, Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Handchirurgie der Askle pios-<br />
Kliniken Weißenfels-Hohenmölsen GmbH.<br />
Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer ist seit<br />
1. Oktober 2010 neuer Ärztlicher Direktor<br />
<strong>und</strong> Direktor der Chirurgischen Klinik des<br />
Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder<br />
Dr. med. Stephan Meyer<br />
Herrenratherstr. 477, 50937 Köln<br />
*10.01.1959 †11.09.2010<br />
Dr. med.Hellmut Peter<br />
Ramdohrstr. 19, 28205 Bremen<br />
*21.03.1913 †07.01.<strong>2011</strong><br />
Dr. med. Jürgen Klingelhöfer<br />
Huer 4, 59514 Welver<br />
*04.02.1968 †13.02.<strong>2011</strong><br />
Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum<br />
Bergmannsheil in Bochum. Der<br />
47-Jährige übernahm beide Positionen<br />
von seinem Vorgänger, Prof. Dr. Gert Muhr,<br />
der am 30. September aus dem klinischen<br />
Dienst ausgeschieden ist.<br />
Prof. Dr. Ulrich Stöckle hat zum 1. April <strong>2011</strong><br />
als Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallklinik Tübingen die Nachfolge<br />
von Prof. Dr. Kuno Weise angetreten.<br />
Wie auch sein Vorgänger soll Prof. Stöckle<br />
zugleich die Professur <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
an der Medizinischen Fakultät der Eberhard<br />
Karls Universität Tübingen übernehmen.<br />
Prof. Dr. med. Johannes Sturm, Geschäftsführer<br />
der Akademie der Unfallchirurgie,<br />
wurde durch die ordentliche Mitgliederversammlung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrates<br />
(DVR) am 16.12.2010 <strong>für</strong> eine<br />
Amtszeit von 4 Jahren in den Vorstand des<br />
DVR gewählt.<br />
Er wurde außerdem in den Ausschuss <strong>für</strong><br />
Verkehrsmedizin, Erste Hilfe <strong>und</strong> Rettungswesen<br />
berufen.<br />
Prof. Dr. med.Dr. h.c Horst Cotta<br />
Holbeinstr. 6, 81679 München<br />
*15.07.1928 †28.03.<strong>2011</strong><br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Lorenz Böhler<br />
Pionier der modernen Unfallmedizin<br />
Herausgeber Thomas Feurstein<br />
Wolfgang Neugebauer Verlag GmbH Graz/<br />
Feldkirch 2010<br />
2. Auflage<br />
35,00 €<br />
ISBN 978-3-85376-212-7<br />
Die erste Auflage, erschienen anlässlich der<br />
Ausstellung zum 125. Geburtstag von Lorenz<br />
Böhler 2010 in Bregenz, war rasch vergriffen.<br />
Als Band 20 der Schriften der Vorarlberger<br />
Landesbibliothek liegt nun bereits<br />
die 2 Auflage vor.<br />
Der 285 Seiten starke Band geht dabei<br />
über ein gewöhnliches Ausstellungs-Begleitbuch<br />
hinaus <strong>und</strong> bietet auch <strong>für</strong> sich<br />
allein interessante Aspekte zur Person des<br />
Begründers der österreichischen Schule der<br />
Unfallchirurgie, die weitreichende, ja weltweite<br />
Auswirkungen auf die Methoden der<br />
Knochenbruchbehandlung im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
hatte. Neben Zeitgenossen, Schülern<br />
<strong>und</strong> Weggefährten wie Poigen<strong>für</strong>st, Povacz<br />
<strong>und</strong> Kuderna kommen auch Bibliografen,<br />
Heimatforscher <strong>und</strong> Historiker zu Wort. Das<br />
Ergebnis ist eine Sammlung unterschiedlicher<br />
Ausleuchtungen der Persönlichkeit<br />
Böhlers aus verschiedenen Standpunkten,<br />
mit denen sich dem Leser ein facettenreiches<br />
Bild entwickelt, sachlich, nüchtern,<br />
respektvoll aber nicht unkritisch verherrlichend.<br />
Als Böhler sich der Unfallchirurgie zuwandte,<br />
war die Gemeinschaft der Chirurgen<br />
der Ansicht (1917), dass die Frakturbehandlung<br />
ein abgeschlossenes Kapitel<br />
sei, über das es sich zu sprechen nicht lohne.<br />
Durch seine Beharrlichkeit, Überzeugungskraft<br />
<strong>und</strong> seinen Fleiß hat er das Gegenteil<br />
bewiesen. Mit den wissenschaftlichen<br />
Mitteln seiner Zeit schuf er eine akribische<br />
Dokumentation. Seine visuellen Statistiken<br />
mit aufgereihten nackten Männerkörpern<br />
befremden den heutigen Beobachter. Im lesenswerten<br />
medizingeschichtlichen Beitrag<br />
von T. Schlich wird das mit der Fließbandproduktion<br />
des industriellen Zeitalters wie<br />
der Output eines fabrikähnlichen Prozesses<br />
interpretiert, aber dabei die menschliche<br />
Zuwendung <strong>und</strong> das soziale Engagement<br />
Böhlers vergessen. Dies ist in der essentiellen<br />
Verbindung ärztlichen Handelns mit<br />
der Ökonomie <strong>und</strong> Unfallversicherung zu<br />
sehen. Dabei kommen auch heute wieder<br />
aktuelle Tendenzen der Rationalisierung<br />
zur Geltung. Böhler schrieb 1926 „… dass es<br />
<strong>für</strong> die Unfallversicherungsanstalt (AUVA)<br />
auf lange Sicht viel billiger war, in die Frakturtherapie<br />
zu investieren, als den Opfern<br />
schlampiger Behandlung Pensionen auszuzahlen.“<br />
Zu den Böhlerschen Prinzipien<br />
gehörte die Erlangung von Schmerzfreiheit,<br />
Ruhigstellung, aber aktive Bewegung aller<br />
nicht immobilisierten Gliedmaßen. Er war<br />
also auch ein Wegbereiter der heute immer<br />
noch nicht perfekten Schmerztherapie von<br />
Unfallopfern <strong>und</strong> der schmerzfreien Physiotherapie.<br />
Dokumentarisch belegt ist der bis heute<br />
nachwirkende Einfluss Böhlers auf die Entwicklung<br />
der Unfallchirurgie mit dem in Österreich<br />
weiter fortbestehenden selbständigen<br />
Facharzt <strong>und</strong> der Österreichischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie. Böhlers<br />
Haltung zur neuaufkommenden operativen<br />
Frakturbehandlung zur Mitte des vorigen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts wird im medizinhistorischen<br />
Konsens dargestellt. Auch dem heiklen Thema<br />
der NSDAP-Mitgliedschaft in der braunen<br />
Zeit Österreichs widmet sich das Buch<br />
<strong>und</strong> gibt die entsprechenden Dokumente<br />
wieder.<br />
Wer sich <strong>für</strong> die kurze Geschichte der<br />
akademischen Unfallchirurgie interessiert,<br />
wird mit dem Band wertvolle Einblicke <strong>und</strong><br />
Informationen gewinnen. Mit der zahlreichen<br />
Wiedergabe von Bildern <strong>und</strong> Dokumenten<br />
ist eine ansprechende Ausstattung<br />
des Buches gelungen, das auch wegen seines<br />
kulturgeschichtlichen Bezugs lesenswert<br />
ist.<br />
K.E. Rehm, Köln<br />
Frakturen<br />
Klassifikation <strong>und</strong> Behandlungsoptionen<br />
Ch. M. Müller-Mai, A. Ekkernkamp (Hrsg.)<br />
1st Edition, 2010.<br />
XXII, 454 Seiten, 1.400 Abbildungen,<br />
400 in Farbe, geb<strong>und</strong>en.<br />
129,95 €<br />
Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />
ISBN 978-3-540-72511-4<br />
Die Lehre von den Frakturen hat im letzten<br />
halben Jahrh<strong>und</strong>ert eine dramatische Entwicklung<br />
genommen, die in technischer<br />
Hinsicht auf den Fortschritten der Implantologie<br />
<strong>und</strong> der Instrumentation sowie der<br />
ebenso rasch vorankommenden bildgebenden<br />
Verfahren beruht. Diese Voraussetzungen<br />
ermöglichten unter Einbeziehung<br />
von Einzel- <strong>und</strong> Sammelbeobachtungen<br />
einschließlich differenzierter Dokumentationen<br />
die klinische <strong>und</strong> experimentelle<br />
Erarbeitung zahlreicher Therapieverfahren,<br />
die ihrerseits Vor- <strong>und</strong> Nachteile einzelner<br />
Behandlungsschritte oder ganzer Therapiesysteme<br />
ans Tageslicht brachten. Erst<br />
allmählich wuchs die Erkenntnis, dass das<br />
anatomische <strong>und</strong> das pathophysiologische<br />
Frakturgeschehen nicht mit einem einzigen<br />
methodischen Verfahren zu behandeln sei,<br />
sondern auch die Einsicht, dass jede Frakturlokalität<br />
ihre spezifischen Eigenheiten<br />
aufweist. So wurde aus wenigen einfachen<br />
Behandlungsschemata, deren Ergebnisse<br />
nur unter Berücksichtigung beschränkter<br />
technischer Möglichkeiten hingenommen<br />
werden mussten, doch nicht befriedigten,<br />
eine kaum noch überschaubare Vielzahl<br />
von Methoden, deren Systematisierung<br />
erst durch Klassifikation der Frakturarten<br />
<strong>und</strong> -formen <strong>und</strong> deren Therapieergebnissen<br />
entwickelt werden konnte. Der Untertitel<br />
des vorgelegten Werkes „Klassifikation<br />
<strong>und</strong> Behandlungsoptionen“ gibt dessen<br />
Konzeption treffend wieder, indem die bis<br />
in Einzelheiten erklärten Klassifikationen,<br />
ausgehend von derjenigen der AO, mit allen<br />
Gesichtspunkten der Klinik der Frakturen<br />
im besten Sinne dramaturgisch verbindet.<br />
Dementsprechend sind alle insgesamt 20<br />
Frakturregionen einheitlich inszeniert: Frak-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 139<br />
Rezensionene
Rezensionen<br />
140<br />
turdefinition, Frakturmechanismus, Klinik,<br />
Diagnostisches Vorgehen, Klassifikationen,<br />
Therapeutisches Vorgehen, Nachbehandlung,<br />
Sonderformen, Prognose der funktionellen<br />
Ergebnisse, Komplikationen, Outcome,<br />
Begutachtung; jedem Kapitel ist die<br />
meist auf Übersichten abgestellte Literatur<br />
beigefügt. Das Eingangskapitel beschreibt<br />
eingängig Sinn, Zweck, Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />
Systeme der Klassifikationen. In deren Mittelpunkt<br />
stehen die Behandelbarkeit mittels<br />
Osteosynthese <strong>und</strong> der Weichteilschaden<br />
als mitbestimmendes Kriterium jeder<br />
Therapie. Die zur Verfügung stehenden<br />
therapeutischen Optionen bedürfen einer<br />
vergleichsgeeigneten spezifischen Klassifikation,<br />
um eine prognoserelevante Therapie-Planung<br />
betreiben zu können. Die in diesem<br />
Kapitel eingehend erklärten Generalia,<br />
die sich in jedem folgenden angewandt<br />
wiederfinden, greifen mit ihrer grafischen<br />
Darbietung einerseits, ihrer Einbeziehung<br />
aller klinischen Aspekte andererseits weit<br />
über bekannte, ältere Darstellungen hinaus.<br />
So überzeugt sich der Leser am Ende<br />
davon, dass besagte Behandlungsoptionen<br />
den eigentlichen Kern des Werkes bilden,<br />
die Klassifikationen dazu der Schlüssel sind.<br />
Diese Didaktik ist ein messbarer Fortschritt<br />
der lehrbuchmäßigen Präsentation, die dem<br />
unfallchirurgischen Adepten viele Geheimnisse<br />
der Frakturbehandlung offenbart <strong>und</strong><br />
auch <strong>für</strong> den Routinier noch manche Erkenntnisse<br />
bereithält. Hervorgehoben werden<br />
muss, dass alle beteiligten Autoren es<br />
verstanden haben, Text <strong>und</strong> Abbildungen so<br />
zu formatieren, dass ein überzeugend einheitliches<br />
Ganzes entstanden ist. Sowohl<br />
die grafischen Darstellungen als auch das<br />
bildgebende Material sind ausgesucht eindeutig<br />
<strong>und</strong> von bester Qualität. Der Verlag<br />
hat das Seine bestens dazu beigetragen.<br />
Als Alt-Leser kann man sich daran erfreuen,<br />
wie es mit der oft sehnlich vorausgedachten<br />
Frakturchirurgie weitergegangen ist. Es ist<br />
nicht abwegig, in diesem Buch, dem die<br />
Altmeister S. Weller <strong>und</strong> G. Muhr ihre Anerkennung<br />
mit auf den Weg gegeben haben,<br />
schon jetzt einen künftigen Klassiker zu sehen.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Muskelverletzungen im Sport<br />
H.-W. Müller-Wohlfahrt, P. Ueblacker,<br />
L. Hänsel (Hrsg.)<br />
2010.<br />
XX, 410 Seiten, 512 z. T. farbige Abbildungen,<br />
48 Tabellen, geb<strong>und</strong>en.<br />
(D) € 149,95 / (A) € 154,20 / CHF 249,00<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />
ISBN 978-3-13-146751-5<br />
Die etwa 40 % des Körpers stellende Muskulatur<br />
fand lange Zeit – abgesehen von<br />
spezifischen Erkrankungen – nur ein beschränktes<br />
klinisches Interesse, Makroverletzungen<br />
standen hinter den Knochen-<br />
<strong>und</strong> Gelenkverletzungen zurück, Mikroverletzungen<br />
gelangten nicht in die Klinik,<br />
eine feinere Unterscheidung der Verletzungsformen<br />
fand nicht statt, der Muskel<br />
als stoffwechselaktives oder gar als Stoffwechselorgan<br />
wurde kaum wahrgenommen.<br />
Die neuromuskulären Funktionsnetze,<br />
auch ihre biomechanischen Beziehungen,<br />
wurden selten berücksichtigt, ebenso blieben<br />
Histomorphologie <strong>und</strong> -physiologie<br />
vielfach im theoretischen Ansatz stecken.<br />
Die Untersuchungstechnik beschränkte sich<br />
auf mehr oder weniger grobe Standards.<br />
Erkenntnisse aus der Physiotherapie drangen<br />
kaum über deren Anwendungsbereich<br />
hinaus. Im sportmedizinischen Bereich mit<br />
seinen vielfältigen Erkrankungs- <strong>und</strong> Verletzungsmöglichkeiten<br />
verblieben die Profisportler<br />
in der spezialisierten Behandlung<br />
ihrer Vereinsärzte; die Amateursportler<br />
nahmen bei leichten Verletzungen ärztliche<br />
Hilfe gar nicht oder erst verspätet an. Nun<br />
legen die Herausgeber <strong>und</strong> weitere 17 Autoren<br />
aus verschiedenen Forschungs-, Klinik-<br />
<strong>und</strong> Rehabilitationsinstitutionen ein<br />
Gesamtwerk vor, das eine beeindruckende<br />
Fülle von Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praktiken im weitesten<br />
Sinne aufdeckt: Dabei sind die „Muskelverletzungen<br />
im Sport“, dem Buchtitel<br />
gemäß, offensichtlich nur die Schrittmacher,<br />
tatsächlich lassen sich die angesprochenen<br />
klinisch-praktischen Probleme umstandslos<br />
in die allgemeine Patientenversorgung<br />
übertragen, seien es nun die meist<br />
weniger eindeutig hervortretenden krank-<br />
heitsmäßig entstandenen Erscheinungen<br />
<strong>und</strong> Beschwerden, seien es die Folgen äußerlich<br />
unblutiger Beschädigungen. Wer<br />
hinter dem anspruchslos schlichten Titel<br />
nur eine Arbeitsanweisung <strong>für</strong> einen umschriebenen<br />
sektoriellen Bereich vermutet,<br />
wird schon in den Eingangskapiteln eines<br />
Besseren belehrt: Funktionelle Anatomie,<br />
physiologische Gr<strong>und</strong>lagen sowie Molekular-<br />
<strong>und</strong> Zellbiologie erfahren eine höchst<br />
interessante Darstellung des komplexen<br />
Substrats, ohne dessen Kenntnis die Muskelverletzungen<br />
jeglicher Art gar nicht einzuschätzen<br />
sind. Ultraschall- <strong>und</strong> MRT-Diagnostik,<br />
die durch zahlreiche, sehr instruktive<br />
Illustrationen mit exakten Legenden<br />
repräsentiert werden, ergänzen jenen Teil<br />
<strong>und</strong> leiten bereits zu den klinischen Kapiteln<br />
über. Neben anderen Aspekten werden<br />
dem Schmerzkomplex, der konservativen<br />
<strong>und</strong> der operativen Therapie sowie den<br />
physikalischen <strong>und</strong> physiotherapeutischen<br />
Maßnahmen eigene, ausgewogene, auch<br />
hier durch überzeugende Bilddarstellungen<br />
begleitete Kapitel gewidmet. Außerdem<br />
wird erstmalig eine systematische Klassifikation<br />
der Muskelverletzungen angeboten,<br />
die auch zu einer breiteren Diskussion um<br />
die Muskelverletzungen anregen soll. In die<br />
Klassifikation fließen viel mehr „Parameter“<br />
ein als etwa in die Frakturklassifikation,<br />
bedingt durch die zahllosen funktionellen<br />
Umstände der einzelnen Sportarten, aber<br />
auch durch die äußeren Bedingungen, z. B.<br />
Bodenbeschaffenheiten, Gewichte u. v. a. m.<br />
Den Autoren ist es fraglos gelungen, ein <strong>für</strong><br />
große Bevölkerungsteile wichtiges Behandlungsgebiet<br />
Aufmerksamkeit erheischend<br />
<strong>und</strong> als solches interessant darzustellen.<br />
Diktion <strong>und</strong> Präsentation sind, vom Verlag<br />
in bekannter Qualität bestens unterstützt,<br />
stimmig! Das von den Herausgebern nicht<br />
zu Unrecht beklagte bisherige Schattendasein<br />
der Muskelverletzungen (nicht nur im<br />
Sport) kann auf dieser Gr<strong>und</strong>lage beendet<br />
werden!<br />
J. Probst, Murnau<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Der MR-Trainer<br />
Wirbelsäule<br />
M. Breitenseher (Hrsg.)<br />
<strong>2011</strong>.<br />
X, 278 Seiten, 1.485 Abbildungen, 24 Tabellen,<br />
geb<strong>und</strong>en.<br />
(D) € 109,95 / (A) € 113,10 / CHF 183,00<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />
ISBN 978-3-13-147591-6<br />
Die in den letzten zwei Jahrzehnten zum<br />
Standard aufgewachsenen bildgebenden<br />
Verfahren, insbesondere CT <strong>und</strong> noch mehr<br />
MRT, haben ähnlich wie die Einführung der<br />
Röntgenstrahlen in die Diagnostik vor 115<br />
Jahren einen Quantensprung der Wirbelsäulendiagnostik<br />
bewirkt, indem nicht nur<br />
die dritte anatomische Dimension, sondern<br />
auch Bandsysteme, Bandscheiben,<br />
Rückenmark, Spinalraum, Nervenwurzeln<br />
<strong>und</strong> -austritte sowie Gefäße <strong>und</strong> Stoffwechselvorgänge<br />
eigenständig-positiv sichtbar<br />
gemacht werden können. Chirurgische<br />
Krankheiten <strong>und</strong> vor allem alle Arten von<br />
Wirbelsäulenverletzungen haben dadurch<br />
neue Bewertungen erfahren, ihre Therapie<br />
im akuten Notfall wie in der Wiederherstellung<br />
gewann eigene Möglichkeiten, nicht<br />
zuletzt konnte mit ihrer Hilfe die Makrochirurgie<br />
<strong>für</strong> zahlreiche Indikationen in die<br />
mikrochirurgisch-invasive Chirurgie übergeführt<br />
werden. Mehr noch als in der klassischen<br />
Röntgendiagnostik muss sich der<br />
sich auf das MRT stützende Operateur mit<br />
den physikalischen Voraussetzungen <strong>und</strong><br />
Bedingungen <strong>und</strong> ihrer Anwendung auf das<br />
chirurgische Substrat auseinandersetzen.<br />
Herausgeber <strong>und</strong> fünf Mitautoren haben<br />
sich zum Ziel gesetzt „die exakte Beschreibung<br />
<strong>und</strong> Differenzierung der MR-Zeichen<br />
zu einer Diagnose“ zusammenzuführen.<br />
Das geschieht jedoch nicht etwa in bloßer<br />
Abbildung <strong>und</strong> schriftlicher Hinzufügung<br />
der Diagnose, sondern wird begleitet von<br />
ausgesucht klaren <strong>und</strong> didaktisch exakten<br />
Grafiken. Damit soll eine „Effizienz der<br />
Wissensvermittlung“ erreicht werden, die<br />
wegen der Eigentümlichkeiten der MRT-<br />
Bildentstehung in der operativen Verwendung<br />
der Bildsequenzen ihre besondere<br />
Bedeutung hat. Diese kommt nicht zuletzt<br />
im Buchtitel „MR-Trainer“ mit Betonung<br />
des zweiten Titelwortes zum Ausdruck. Die<br />
Einteilung des Gesamtwerkes folgt zwar<br />
herkömmlichen Gepflogenheiten <strong>und</strong> behandelt<br />
nacheinander Varianten, Missbildungen<br />
<strong>und</strong> Achsenfehler, Degenerationen,<br />
Entzündungen, Tumoren, Traumen, das Sakroiliakalgelenk,<br />
intraspinale Läsionen <strong>und</strong><br />
schließt mit einer Kasuistik, es stellt aber<br />
doch ein einheitliches Ganzes dar <strong>und</strong> man<br />
kann dem Benutzer nur dazu raten, es als<br />
solches wahrzunehmen; denn zum einen<br />
überschneiden sich die Ätiologien, z. B. Degeneration<br />
<strong>und</strong> Trauma, zum anderen hat<br />
die Perspektive der jeweiligen bildgebenden<br />
Zeichen Bedeutung <strong>für</strong> alle pathologischen<br />
Vorgänge, die in der bildlichen Darstellung<br />
nur mittelbar anatomisch, tatsächlich biologisch-physikalisch<br />
zu verstehen sind. Das<br />
reichhaltige MRT-Bildmaterial wird schon<br />
ungeachtet seiner sehr hohen Abbildungsqualität<br />
<strong>für</strong> den operativen Anwender zum<br />
informativen Erlebnis durch die schematischen<br />
<strong>und</strong> halbschematischen, meist<br />
schwarz-rot-weiß gezeichneten Grafiken<br />
sowie die je nach Bedarf ausführlicheren<br />
oder knapperen Texte <strong>und</strong> die Abbildungslegenden.<br />
Aufmerksames Studium aller<br />
Komponenten wird den Operateur die im<br />
Mittelpunkt stehenden MRT-Bilder mit den<br />
Augen des Radiologen sehen lassen. Bei<br />
alledem steht die klinische Praxis der MR-<br />
Diagnostik im Vordergr<strong>und</strong>. Auch der Verlag<br />
hat zu diesem „interdisziplinären“ Werk das<br />
Seine hervorragend beigetragen.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Frakturklassifikationen<br />
Sammy A. Baierlein<br />
Unter Mitarbeit von G. Finkenzeller, D. A. Rikli,<br />
F. Schmidt, J. Skarvan, T. Slongo, A. Wistop<br />
<strong>2011</strong>.<br />
XIII, 226 Seiten, 1.213 Abbildungen,<br />
120 Tabellen, geb<strong>und</strong>en.<br />
(D) € 69,95 / (A) € 72,00 / CHF 107,50<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />
ISBN 978-3-13-153231-2<br />
Knochenbruchformen wurden seit langem<br />
schon klassifiziert, um das Typische oder<br />
Besondere kenntlich zu machen. Zuerst waren<br />
es die teilweise noch heute gebräuchlichen<br />
Eigennamen, mehr bedurfte es in der<br />
Vor-Röntgenaera nicht. Mit Einführung der<br />
Röntgendiagnostik <strong>und</strong> der ihr folgenden<br />
differenzierteren Behandlung wuchs das<br />
Bedürfnis, <strong>für</strong> letztere Regeln zu entwickeln.<br />
In dieser Zeit entstanden zahlreiche<br />
Frakturklassifikationen, die teils am anatomischen<br />
Bef<strong>und</strong>, teils auch an besonderen<br />
klinischen Merkmalen ausgerichtet waren.<br />
Die Prinzipien der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong><br />
Osteosynthesefragen (AO) stellten Klassifikationen<br />
unter anatomischen <strong>und</strong> ins einzelne<br />
gehenden Weichteilbeschreibungen<br />
sowie Verlaufs- <strong>und</strong> Ergebnisgesichtspunkten<br />
auf. Diesen Entwicklungsphasen folgten<br />
schließlich die noch weitergehenden Differenzierungsmöglichkeiten<br />
von CT <strong>und</strong><br />
NMR, die auch die Gelenkverbindungen<br />
einbeziehen konnten. Waren am Anfang die<br />
Dokumentation <strong>und</strong> die auf ihr aufbauende<br />
Kasuistik die Hauptzwecke der Klassifikation,<br />
schoben sich insbesondere nach Beginn<br />
der operativen Aera die Indikation, die Therapiewahl<br />
<strong>und</strong> die vorhersehbare Wiederherstellung<br />
von Form <strong>und</strong> Funktion in den<br />
Vordergr<strong>und</strong>. Diese von der AO früh entwickelte<br />
Vision hatte eine differenzierte Klassifikation<br />
auch aus dem Gr<strong>und</strong> zur Voraussetzung,<br />
gleichartige Frakturen untereinander<br />
vergleichen <strong>und</strong> daraus Schlüsse <strong>für</strong> die<br />
Verbesserung der operativen Verfahren vs.<br />
Vermeidung von Fehlern <strong>und</strong> Fehlheilungen<br />
ziehen zu können. Waren die Ursprünge der<br />
Frakturoperationen fast rein handwerklich<br />
geprägt, ermöglichte die Frakturklassifikation<br />
die Berücksichtigung der gesamten Kom-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 141<br />
Rezensionene
Rezensionen<br />
142<br />
plexität der über den Knochen hinausreichenden<br />
Verletzungen. So erst ist die beeindruckende<br />
Vielzahl der Frakturformen, die<br />
in diesem Buch vorgestellt wird, verständlich.<br />
Der in die Unfallchirurgie eintretende<br />
Arzt muss dies von Anfang an wahrnehmen,<br />
um die ins Auge springende, radiologisch<br />
dargestellte anatomische Verletzung<br />
nicht bereits als die Essenz der Verletzung<br />
misszuverstehen. Es ist ein großer Vorteil<br />
des handlichen Buches, sämtliche Regionen<br />
in exzellenten schematischen Zeichnungen,<br />
von nur knappen verbalen Beschreibungen<br />
begleitet, vorzustellen, so dass schon aus<br />
jeder einzelnen Zeichnung das Wesentliche<br />
erkannt werden kann. Ein kurzes Kapitel ist<br />
den Luxationen gewidmet. Dem Ganzen<br />
vorangestellt ist eine allgemeine, auf alle<br />
Regionen anwendbare Typisierung der Frakturen.<br />
Der Anfänger muss die Prinzipien der<br />
Frakturklassifikation lernen, im aktuellen<br />
Fall kann er sich aber auch rasch orientierende<br />
Auskunft holen. Dazu ist dieses ein<br />
gutes <strong>und</strong> vor allem hilfreiches Werk!<br />
J. Probst, Murnau<br />
Behandlungsfehler <strong>und</strong> Haftpflicht in<br />
der Viszeralchirurgie<br />
J. Bauch, H.-P. Bruch, J. Heberer, J. Jähne (Hrsg.)<br />
1 st Edition, 2010.<br />
XX, 383 Seiten, 50 Abbildungen, Hardcover<br />
(D) € 79,95 / (A) € 82,19 / CHF 107,50<br />
Springer Medizin Verlag, Heidelberg<br />
ISBN 978-3-642-05371-9<br />
Seit drei Jahrzehnten haben sich Arztrechtprobleme<br />
zum täglichen Begleiter in Praxis<br />
<strong>und</strong> Klinik ausgewachsen. Nicht die Ausweitung<br />
von Diagnostik <strong>und</strong> Therapie war<br />
Taktgeber der von mangelnden Einsichten<br />
auf beiden Seiten – Patient <strong>und</strong> Arzt – bestimmten<br />
galoppierenden Entwicklung,<br />
sondern ein Bewusstseinswandel der Klientel<br />
<strong>und</strong> einhergehend damit eine spezifische<br />
Evolution der Rechtsprechung. Die<br />
Beschäftigung mit medizinischen Rechtsfragen,<br />
früher eine eher als abseitig gesehene<br />
Tätigkeit Weniger, hat diese mit der<br />
Zeit nicht nur zum festen Bestandteil der<br />
Erfüllung des individuellen ärztlichen Auftrages<br />
werden lassen, sondern auf ärztlicher<br />
Seite auch das Verständnis <strong>für</strong> die<br />
Zusammenhänge von Ursache = Tat <strong>und</strong><br />
Wirkung gefördert. Erst im letzten Dezennium<br />
ist daraus die Erkenntnis der Bedeutung<br />
der Fehlererkennung <strong>und</strong> der Fehlervermeidung<br />
erwachsen. Dabei ist der Fehlerbegriff<br />
nicht nur an sich ambivalent, er ist auch<br />
janusköpfig, indem Patienten dazu neigen,<br />
Krankheitserscheinungen <strong>und</strong> -verläufe,<br />
die nicht ihren Erwartungen entsprechen,<br />
pauschal/kausal ärztlichem Tun (oder Unterlassen)<br />
zuzurechnen; im ärztlichen Verständnis<br />
überschneiden <strong>und</strong> unterscheiden<br />
sich dagegen Fehler <strong>und</strong> Fehlverläufe; juristisch<br />
werden Fehler nicht nur graduell <strong>und</strong><br />
kausal, sondern auch nach ihrer Relevanz<br />
unterschieden. Die Überlagerung durch<br />
den juristischen Körperverletzungsbegriff/tatbestand<br />
macht den Umgang mit der Sache<br />
nicht leichter. Da ist es hilfreich, dass in<br />
einem übersichtlichen, neben den Herausgebern,<br />
darunter ein Jurist des Arztrechts,<br />
von 42 weiteren chirurgischen Autoren in<br />
bemerkenswert abgeglichener Diktion in 22<br />
lokal oder funktionell umschriebenen Kapiteln<br />
alle viszeralchirurgischen Sachverhalte<br />
in abgeschlossenen, gleichwohl einheitlich<br />
aufgebauten Kapiteln „gesamtklinisch“<br />
bearbeitet, anerkannte Erkenntnisse, diagnostische<br />
<strong>und</strong> therapeutische Verfahren,<br />
Indikationen, die organbezogenen Krankheiten,<br />
Nachbehandlung <strong>und</strong> die jeweils erforderliche<br />
Aufklärung dargestellt werden.<br />
Die Ausrichtung auf die Viszeralchirurgie<br />
betrifft nicht nur Krankheitszustände, sondern<br />
in den einschlägigen Kapiteln auch<br />
Verletzungen <strong>und</strong> deren Folgen; Leber <strong>und</strong><br />
Milz sind in besonderem Maße betroffen<br />
<strong>und</strong> daher auch von speziellem unfallchirurgischen<br />
Interesse. Ein eigenes, organübergreifendes<br />
Kapitel „Abdominaltrauma“<br />
aus gemeinsamer unfall-, viszeral- <strong>und</strong><br />
kinderchirurgischer Feder (!) beleuchtet<br />
sehr überzeugend die Bedeutung der akuten,<br />
der verzögert festgestellten <strong>und</strong> der<br />
übersehenen Verletzungen einschließlich<br />
der profusen Blutungen aus Oberbauch,<br />
Retroperitoneum, Becken im Rahmen einer<br />
Mehrfachverletzung bzw. eines Polytraumas.<br />
Hier wird auch kurz die Zwerchfellruptur<br />
erwähnt, die im übrigen Katalog des<br />
Werkes unberücksichtigt geblieben ist, obwohl<br />
sie viszeralchirurgische Konsequenzen<br />
hat. Diesen speziellen Kapiteln ist ein umfassender<br />
Allgemeiner Teil vorangestellt,<br />
der in komprimierter Fassung darbietet,<br />
was jeder Chirurg über seine Einordnung<br />
in unsere Rechtsordnung <strong>und</strong> ihr System<br />
wissen muss, um sich dessen stets bewusst<br />
zu sein. Im Mittelpunkt dieses Teils stehen<br />
indessen die Verhaltensregeln sowohl zur<br />
Fehlervermeidung als auch nach Eintritt<br />
eines Behandlungsfehlers oder einer Komplikation<br />
jedweden Ursprungs. Durch das<br />
Gesamtwerk zieht sich wie ein Roter Faden<br />
das verdienstvolle Bemühen, Fehler <strong>und</strong><br />
Fallen kenntlich zu machen, aus deren Gesamtschau<br />
heraus die Aufmerksamkeit auf<br />
die stets lauernden Gefahren zu lenken <strong>und</strong><br />
dadurch nicht gewollte Zwischenfälle aktiv<br />
zu vermeiden. Die Lektüre ist nicht nur erhellend-belehrend,<br />
sondern verspricht vielseitigen<br />
Gewinn.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Kurzlehrbuch Chirurgie<br />
V. Schumpelick, N. Bleese, U. Mommsen<br />
8., vollständig überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte<br />
Auflage 2010.<br />
XX, 936 Seiten, 1.991 meist farbigen Abbildungen,<br />
187 Tabellen,<br />
Einband: KT.<br />
(D) € 49,95 / (A) € 51,40 / CHF 82,90<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />
ISBN 978-3-13-127128-0<br />
Diese nun 25 Jahre alte „Chirurgie" erscheint<br />
unter dem Titel „Kurzlehrbuch“. Es<br />
umfasst fast tausend Seiten - doch ein Blick<br />
in das textreiche Werk belehrt sogleich,<br />
dass eine ungeheure Stofffülle aus der<br />
gesamten Chirurgie einschl. Neurochirurgie<br />
in kurzen, treffenden, aussagefähigen<br />
Kapiteln zusammengetragen <strong>und</strong> mittels<br />
klaren, auf das Lernwichtige beschränkten,<br />
teils anatomischen, teils schematischen<br />
Zeichnungen, ergänzt durch anatomischchirurgische<br />
Situs, zu einem einprägsamen<br />
Lehrangebot zusammengefasst worden<br />
ist. Es dokumentiert auch die in den letzten<br />
drei Jahrzehnten stark angewachsene<br />
Dimension des Faches, das nicht nur ein<br />
ausgedehntes therapeutisches Spektrum<br />
bietet, sondern auch ein fast unübersehbares<br />
Prüfungsfach ist. Für letzteres den<br />
Studierenden den Lernstoff entsprechend<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
deren Bedürfnissen darzustellen, ist sowohl<br />
durch die Auswahl als auch durch die straffe<br />
Textgestaltung, die Textmarkierungen,<br />
die Abbildungen <strong>und</strong> „Textkästen“ sowie<br />
rein didaktisch hervorragend ausgearbeitet<br />
worden. Die klinischen Bilddarstellungen<br />
sind so ausgesucht worden, dass nur das<br />
Krankheitstypische ins Auge fällt, aber gerade<br />
deswegen erinnerungsfähig ist. Einige<br />
der Röntgenaufnahmen im traumatologischen<br />
Teil sind drucktechnisch leider<br />
nicht befriedigend <strong>und</strong> dadurch <strong>für</strong> den<br />
Lernenden nicht aussagefähig. Die Kapitel<br />
haben jeweils Umfänge, die noch einen<br />
einheitlichen Lernprozess ermöglichen.<br />
Das Angebotsniveau ist hoch, sodass dieses<br />
Buch auch noch dem sich Weiterbildenden<br />
dienlich sein kann <strong>und</strong> sich vorzüglich als<br />
Repetitorium eignet. Die in früheren Zeiten<br />
einem chirurgischen Lehrbuch vorangestellte<br />
„Allgemeine Chirurgie“ ist hier in die<br />
einzelnen Kapitel eingearbeitet, was nicht<br />
als nachteilig empf<strong>und</strong>en werden kann <strong>und</strong><br />
der Praxis des Faches durchaus nicht abträglich<br />
ist. Der traumatologische Teil wird<br />
durch einen allgemeinen Teil eingeleitet,<br />
dem sich die organbezogenen Kapitel des<br />
Stütz- <strong>und</strong> Bewegungssystems sowie der<br />
Tumoren anschließen. Für die spätere Weiterbildung<br />
in der speziellen Unfallchirurgie<br />
reichen diese Abschnitte jedoch nicht<br />
aus. Die Handchirurgie ist der Plastischen<br />
<strong>und</strong> Verbrennungschirurgie zugeordnet;<br />
das entspricht mancherorts gegebenen<br />
Klinikstrukturen, sollte aber wegen der Bedeutung<br />
der allgemeinen Handchirurgie in<br />
den meisten Kliniken <strong>und</strong> Praxen lieber im<br />
Zusammenhang des vorherigen Kapitels<br />
behandelt werden. Im gesamten Buch sind<br />
viele historische Namen, die Typisches verkörpern,<br />
genannt; dem Anhang sollte eine<br />
zusammenfassende Auflistung mit kurzen<br />
Erklärungen hinzugefügt werden, es würde<br />
das Werk heben <strong>und</strong> den geschichtlichen<br />
Zusammenhang der Chirurgie als eines ihrer<br />
Wesensmerkmale deutlich machen. Die<br />
Akzeptanz des Werkes ist längst bewiesen,<br />
diese gr<strong>und</strong>legend neu bearbeitete Auflage<br />
wird sie neuerlich bestätigen.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Checkliste Orthopädie<br />
A. B. Imhoff, R. D. Linke, R. Baumgartner (Hrsg.)<br />
2. komplett überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte<br />
Auflage 2010.<br />
XVI, 661 Seiten, 521 Abbildungen, 82, Tabellen,<br />
Einband: KST.<br />
(D) € 49,95 / (A) € 51,40 / CHF 82,90<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart<br />
ISBN 978-3-13-142282-8<br />
In der Reihe der Checklisten vertritt dieses<br />
seit 2006 nun zum zweiten Mal aufgelegte<br />
Buch die allgemeine Orthopädie <strong>und</strong> den<br />
Teil spezielle Orthopädie des gemeinsamen<br />
Faches Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />
Dass sich dennoch Überschneidungen zwischen<br />
beiden Richtungen ergeben, ist kein<br />
Nachteil; denn in der täglichen Praxis, <strong>für</strong><br />
die dieses Taschenbuch geschrieben ist,<br />
bleiben fließende Grenzen. Das Schwergewicht<br />
dieses Buches liegt zunächst auf<br />
einer bemerkenswert breiten Darstellung<br />
der Untersuchungstechniken, die in der<br />
klassischen Orthopädie wegen der Vielgestaltig-<br />
<strong>und</strong> Vieldeutigkeit zahlreicher<br />
Krankheitsbilder nach wie vor eine wichtige<br />
Stellung einnehmen. Den weitaus größten<br />
Teil füllen die orthopädischen Krankheiten<br />
der Regionen. Eigene Kapitel sind der pädiatrischen<br />
Orthopädie <strong>und</strong> den „chronischen<br />
Sportverletzungen“ gewidmet. Ein Musterbeispiel<br />
komprimierter <strong>und</strong> dennoch<br />
umfassender <strong>und</strong> lehrreicher Darstellung<br />
komplexer klinisch-technischer Verhältnisse<br />
<strong>und</strong> deren Therapie liefert das Kapitel<br />
„Amputation“ <strong>und</strong> Prothesenversorgung“,<br />
das wegen seiner hohen Zahl krankheitsbezogener<br />
Indikationen Interesse weit über<br />
die Orthopädie hinaus erheischt. Für den<br />
Unfallchirurgen bietet diese Checkliste eine<br />
sehr nützliche Ergänzung seines speziellen<br />
Thesaurus.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Faktor Mensch in der<br />
Arbeitssicherheit – BBS<br />
C. Bördlein<br />
2009.<br />
412 Seiten, kartoniert<br />
39,80 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-11604-1<br />
Gegenstand dieses Buches ist die verhaltensorientierte<br />
Arbeitssicherheit oder behavior<br />
based safety (BBS) als Methode der<br />
Unfallverhütung. Sie ist ein Teil der Verhaltensanalyse,<br />
die sich mit dem funktionalen<br />
Zusammenhang von Verhalten <strong>und</strong> den Ereignissen<br />
in der Umwelt – somit auch der<br />
Arbeitswelt – eines Individuums befasst.<br />
Der Verfasser, Psychologe, führt den Leser<br />
mit sehr anschaulich dargestellten Definitionen<br />
<strong>und</strong> zahlreichen praktischen Anleitungen<br />
<strong>und</strong> Beispielen in die Methodik<br />
ein. Ziel ist nicht eigentlich die praktische<br />
Durchführung der Unfallverhütung, sondern<br />
sind die Annahme, das Training <strong>und</strong><br />
die dauerhafte Anwendung des Verhaltens<br />
vor der praktizierten Maßnahme, die sich<br />
solchermaßen als das erwünschte Ergebnis<br />
darstellt. Über die Arbeitssicherheit hinaus<br />
stellt die Schrift interessante Gesichtspunkte<br />
<strong>für</strong> die Unfallforschung zur Verfügung.<br />
J. Probst, Murnau<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 143<br />
Rezensionene
Rezensionen<br />
144<br />
Die Berufskrankheitenverordnung (BKV)<br />
Ergänzbare Sammlung der Vorschriften,<br />
Merkblätter <strong>und</strong> Materialien<br />
Handkommentar aus rechtlicher <strong>und</strong><br />
medizinischer Sicht<br />
<strong>für</strong> Ärzte, Versicherungsträger <strong>und</strong><br />
Sozialgerichte<br />
G. Mehrtens, St. Brandenburg<br />
2008 – 2010. Loseblatt-Kommentar,<br />
Lieferungen 1/08 - 2/10,<br />
Gr<strong>und</strong>werk 1.440 Seiten in 1 Ordner,<br />
68,00 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-01497-2<br />
Diese Sammlung folgt als Neuauflage der<br />
von 1977. Sie enthält sowohl die Texte der<br />
Berufskrankheitenverordnung (BKV) als<br />
auch die Anlage Liste der Berufskrankheiten<br />
in jeweils aktualisierter Form. Der weitaus<br />
größere Teil des Werkes besteht aus dem<br />
Kommentar, der auch <strong>für</strong> die ärztlichen<br />
Benutzer von großem Interesse ist, indem<br />
hier medizinisches Lehrbuchwissen <strong>und</strong> der<br />
in Merkblättern zu jeder einzelnen BK niedergelegte<br />
„amtliche Sachstand“ sowie die<br />
Rechtsprechung miteinander abgehandelt<br />
werden. Keine geringe Rolle spielen dabei<br />
verbindliche Begriffsbestimmungen, die bei<br />
der ärztlichen Begutachtung/Beurteilung<br />
nicht unbeachtet bleiben dürfen bzw. deren<br />
Interpretation nicht freigestellt ist. Das<br />
Gr<strong>und</strong>werk enthält teilweise noch ältere<br />
Ergänzungslieferungen, soweit diese noch<br />
fortgeltende Inhalte vermitteln. In den neuen<br />
Ergänzungslieferungen erfahren neben<br />
anderen BKen einige sog. chirurgische BKen<br />
eine Neubearbeitung: 2103 Erkrankungen<br />
durch Druckluftwerkzeuge, 2112 Gonarthrose.<br />
In Lfg. 1/09 ist die sehr interessante<br />
Empfehlung des Ärztlichen Sachverständigenbeirats<br />
„Berufskrankheiten“ beim BMAS<br />
zu einer neuen BK „Carpaltunnel-Syndrom“<br />
zu lesen. Selbstverständlich wurden sowohl<br />
das Inhalts- als auch das Sachverzeichnis<br />
ständig aktualisiert, sodass das stark ausgeweitete<br />
literarische Werk übersichtlich <strong>und</strong><br />
in hohem Maße auskunftsfreudig bleibt.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Sicherheitsvorschriften <strong>für</strong><br />
Medizinprodukte (SMP)<br />
Kommentar zum MPG <strong>und</strong> zur MPBetreibV mit<br />
weiteren Vorschriften, Texten <strong>und</strong> Arbeitshilfen<br />
Begründet von M. Nöthlichs †,<br />
bearbeitet von J. Berger, E. Jung, J. Günther,<br />
ab Lfg. 28: U. Kage<br />
<strong>2011</strong>. Loseblatt-Kommentar<br />
einschl.25. – 29. Ergänzungslieferungen<br />
(6/2008 – 2/<strong>2011</strong>),<br />
1.622 Seiten in 1 Ordner, DIN A 5<br />
76,00 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-03681-3<br />
Die Lieferungen enthalten die seit 2008 ergangenen<br />
Änderungen, Ergänzungen zum<br />
MPG <strong>und</strong> zur MPBetreibV; insoweit hat<br />
sich der Titel etwas verändert. Die Herausgeber<br />
haben gewechselt, Anlage, Aufbau<br />
<strong>und</strong> Vielfalt der Informationen sind bei der<br />
bewährten herkömmlichen Diktion geblieben.<br />
Der ergänzte Titel verrät nicht die<br />
Breite der erfassten Literatur, insoweit auch<br />
das Europarecht fortlaufend Berücksichtigung<br />
findet. Für die neuen Lieferungen<br />
ist insbesondere auf das Elektro- <strong>und</strong> Elektronikgesetz,<br />
das auch die Entsorgung der<br />
Geräte regelt, hingewiesen, wobei auch die<br />
Nichtmedizingeräte, die im medizinischen<br />
Bereich Verwendung finden, beachtet werden<br />
müssen. Erwähnung findet u. a. die<br />
Tätigkeit <strong>und</strong> die gesetzliche Stellung des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Instituts <strong>für</strong> Medizinische Dokumentation<br />
<strong>und</strong> Information DIMDI. Ein<br />
Titel betrifft die Richtlinie der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />
zur Qualitätssicherung laboratoriums-medizinischer<br />
Untersuchungen. Nicht<br />
ohne Interesse dürfte die Richtlinie 90/385/<br />
EWG des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften<br />
der Mitgliedstaaten über aktive<br />
implantierbare medizinische Geräte<br />
sein (Siehe auch MuN 47/2003, 48/2003,<br />
52/2005, 56/2007).<br />
J. Probst, Murnau<br />
Krankentransport <strong>und</strong> Rettungsdienst<br />
Ergänzbares Handbuch der Rechtsvorschriften,<br />
Gebührenregelungen, Rechtsprechung <strong>und</strong><br />
organisatorischen Bestimmungen<br />
W. Gerdelmann, H. Korbmann, St. E. Kutter<br />
<strong>2011</strong>. Loseblattwerk, 5.706 Seiten in 3 Ordnern<br />
148,00 €<br />
ca. 5 Ergänzungslieferungen pro Jahr<br />
Ergänzungslieferung je nach Umfang<br />
ca. 35,00 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-01549-8 (Gr<strong>und</strong>werk)<br />
Zur voraufgegangenen Besprechung in<br />
MuN 57/2008 lagen das Gr<strong>und</strong>werk (3 Ordner)<br />
<strong>und</strong> die ergänzenden Lieferungen bis<br />
Dezember 2007 vor. Seither sind jährlich<br />
sechs bis sieben weitere, insgesamt 20 Lieferungen<br />
erschienen, zuletzt Lfg. 1/11 <strong>für</strong><br />
März <strong>2011</strong>. Kranken-/Verletztentransport<br />
<strong>und</strong> Rettungsdienste sind in Deutschland<br />
überwiegend auf Ebene der Länder, teilweise<br />
in kommunaler Zuständigkeit geregelt.<br />
Daraus resultiert insbesondere im Entgeltbereich<br />
eine Vielfalt von Gesetzen, Verordnungen,<br />
Erlassen, behördlichen Anordnungen.<br />
Der Großteil der Lieferungen enthält<br />
infolgedessen regionale bzw. örtliche<br />
Entgeltregelungen, in die auch überörtliche<br />
(z. B. bei Inanspruchnahme von Leistungen<br />
der B<strong>und</strong>eswehr) einfließen. Erscheint das<br />
Gesamtbild der Rettungsdienste unübersichtlich,<br />
so vermittelt dieses Werk jedoch<br />
die <strong>für</strong> jede Örtlichkeit verbindliche Regelung,<br />
in Einzelfällen auch solche <strong>für</strong> b<strong>und</strong>esgrenzenüberschreitende<br />
Leistungen.<br />
Darüber hinaus werden das Krankentransport-<br />
<strong>und</strong> Rettungswesen berührende<br />
Rechtsfragen bzw. die dazu erlassenen Gesetze,<br />
z. B. das Rettungsassistentengesetz,<br />
referiert oder im Wortlaut abgedruckt.<br />
Selbstverständlich berührt werden auch<br />
die Zuständigkeitsränder, nämlich Feuerwehreinsatz<br />
<strong>und</strong> Katastrophenschutz. Aus<br />
der Vielzahl der Themen seien hier beispielhaft<br />
genannt Normung von Fahrzeugen<br />
des Rettungsdienstes, Pandemieplanung,<br />
Landesrettungsdienstpläne, Hubschraubertransport<br />
aus religiösen Gründen, Kostenübernahme<br />
bei Ablehnung der Mitfahrt ins<br />
Krankenhaus, Untersagung des Kranken-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
transports <strong>und</strong> der Tätigkeiten im Bereich<br />
der Notfallrettung, Einweisung Schwerbrandverletzter<br />
in geeignete Krankenhäuser.<br />
Die rasche Folge der Lieferungen sichert<br />
die Aktualität des Werkes.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Bio- <strong>und</strong> Gentechnik (BGt)<br />
Kommentar zur Biostoffverordnung <strong>und</strong><br />
zum Gentechnikgesetz<br />
Begründet von M. Nöthlichs †,<br />
bearbeitet von G. Schubert <strong>und</strong> R. Zeitler<br />
<strong>2011</strong>. Loseblatt-Kommentar einschl. der<br />
22. Lieferung<br />
1.872 Seiten in 1 Ordner, DIN A 5<br />
68,00 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-05093-2<br />
Die vorliegenden sechs Lieferungen 17<br />
bis 22 beinhalten laufend aktualisierte<br />
Gesetzestexte, Vorschriften <strong>und</strong> Regeln,<br />
Durchführungsverordnungen zum Gentechnik-Gesetz<br />
sowie die entsprechenden<br />
EG-Durchführungsverordnungen. In diesem<br />
Rahmen erscheint auch eine Gentechnik-<br />
Notfallverordnung. Inhalt sind auch Biostoffverordnungen,<br />
ebenso die arbeitsmedizinische<br />
Vorsorgeverordnung. Keineswegs<br />
abwegig ist eine Stellungnahme „Löschanlagen<br />
<strong>und</strong> Löschwasserrückhaltung in Laboratorien“<br />
der verschiedenen Sicherheitsstufen.<br />
Die Verflechtungen der Bio- <strong>und</strong><br />
Gentechnik reichen wesentlich weiter <strong>und</strong><br />
vielseitiger, als der im Titel angesprochene<br />
eigentliche Kernbereich zunächst vermuten<br />
lässt. Besonders anzumerken sind das<br />
Merkblatt zur Berufskrankheit 3101 (Tätigkeiten<br />
mit besonderer Infektionsgefahr)<br />
<strong>und</strong> das Infektionsschutzgesetz sowie die<br />
Leitlinien zur Einführung sicherer Instrumente<br />
(TRBA 250) <strong>und</strong> die TRBA/TRGS 406<br />
„Sensibilisierende Stoffe <strong>für</strong> die Atemwege“,<br />
ferner TRBA 250 „Biologische Arbeitsstoffe<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen …“ (Siehe auch MuN<br />
56/2007, 57/2008).<br />
J. Probst, Murnau<br />
Messung von Gefahrstoffen<br />
– BGIA-Arbeitsmappe –<br />
Expositionsermittlung bei chemischen <strong>und</strong><br />
biologischen Einwirkungen<br />
Institut <strong>für</strong> Arbeitsschutz der <strong>Deutsche</strong>n<br />
gesetzlichen Unfallversicherung<br />
(IFA) (Hrsg.)<br />
K. Meffert, H. Blome, D. Reinert, P. Paszkiewicz<br />
2010. Loseblatt-Ausgabe. 39. – 46. Lieferungen<br />
(11/2007 – 12/2010),<br />
2.236 Seiten in 3 Ordnern, DIN A 4<br />
138,00 €<br />
Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />
ISBN 978-3-503-02085-0<br />
Die der letzten Lieferung beiliegende Inhaltsübersicht<br />
vermittelt einen beachtlichen<br />
Eindruck der Vielzahl von gewerblichen<br />
Gefahrstoffen, die z. T. unmittelbar<br />
auch Bereiche des Ges<strong>und</strong>heitswesens betreffen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich obliegt dem Arbeitgeber<br />
die Pflicht, mögliche Gefährdungen<br />
im Betrieb zu ermitteln sowie die Einhaltung<br />
von Grenzwerten sicherzustellen.<br />
Gegenstand dieser Reihe sind der Umgang<br />
mit Gefahr- <strong>und</strong> biologischen Stoffen, d. h.<br />
deren Gefährdungsbeurteilung, u. a. die Anwendung<br />
von Messverfahren. Gefahrstoffe<br />
sind nicht nur solche mit gefährlichen Eigenschaften<br />
an sich, etwa entzündliche,<br />
giftige, explosionsgefährliche Stoffe oder<br />
solche, die bei gewerblicher Verarbeitung<br />
vorhanden sind oder entstehen oder freigesetzt<br />
werden können, insbesondere<br />
beispielsweise Gase, sondern auch Stoffe,<br />
die durch Hautkontakt, thermisch oder<br />
narkotisierend wirken, schließlich Arzneimittel,<br />
Kosmetika, Restmüllstoffe etc. In<br />
Lieferung 46 finden sich als medizinisches<br />
Beispiel die „Erläuterungen zum Regelwerk<br />
<strong>für</strong> krebserzeugende, erbgutverändernde<br />
<strong>und</strong> fortpflanzungsgefährdende Stoffe“,<br />
die die Verflechtungen von Technik, Recht,<br />
Medizin u. a. Bereichen allein unter dem<br />
Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit (Gefahrerkennung<br />
<strong>und</strong> -verhütung) vielseitig veranschaulichen<br />
(Siehe auch MuN 57/2008).<br />
J. Probst, Murnau<br />
Katastrophenmedizin inkl.<br />
„Checklisten“<br />
Leitfaden <strong>für</strong> die ärztliche Versorgung im<br />
Katastrophenfall<br />
Schutzkommission beim B<strong>und</strong>esministerium<br />
des Innern<br />
Red. J. W. Weidringer, W. Weiss<br />
B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Katastrophenhilfe<br />
(Hrsg.)<br />
5., völlig überarbeitete Auflage, München 2010.<br />
Auflage 30.000, 496 Seiten.<br />
Die Inhalte des Leitfadens können über die<br />
Homepage der Schutzkommission<br />
www.schutzkommission.de in elektronischer<br />
Form abgerufen werden.<br />
Die Druckversion des Leitfadens ist über das<br />
B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong><br />
Katastrophenhilfe unter www.bbk.b<strong>und</strong>.de/<br />
publikationen oder via www.bbk.b<strong>und</strong>.de<br />
kostenfrei erhältlich.<br />
ISBN 978-3-939347-25-5<br />
Die in Heft 51 der MuN besprochene 3. Auflage<br />
hat eine weitgehende, aktualisierende<br />
Bearbeitung erfahren, die Gr<strong>und</strong>konzeption<br />
ist weiterhin gültig <strong>und</strong> richtet sich unmittelbar<br />
an den Leitsätzen von Soforthilfe, Unaufschiebbarkeit,<br />
individueller Rettung <strong>und</strong><br />
Organisation des weitläufigen Rettungskomplexes<br />
einschließlich der Mehrschadenverhütung<br />
aus. Katastrophenmedizin<br />
ist jedoch nicht nur Handeln im Akutfall,<br />
sondern setzt weitreichende Vorsorge- <strong>und</strong><br />
Bereitstellungsmaßnahmen voraus. Ansprechpartner<br />
des handlichen, im TB-Format<br />
angelegten Bandes sind zuerst alle im<br />
Rettungswesen direkt <strong>und</strong> indirekt Tätigen,<br />
darüber hinaus aber auch die in Rand- <strong>und</strong><br />
Berührungsbereichen organisatorisch oder<br />
materiell Zuständigen. Letztendlich vermittelt<br />
das Buch Katastrophenbewusstsein. Ein<br />
Drittel des Bandes beschreibt die allgemeinen<br />
Aspekte von Ethik über Rechtsfragen,<br />
Sichtung <strong>und</strong> Einsatztaktik bis zur Logistik,<br />
schließlich psychosozialen Anforderungen.<br />
Der spezielle medizinische Teil gliedert<br />
sich nach Schock, Schmerzbehandlung,<br />
Polytrauma, thermischen Verletzungen,<br />
Strahlen- <strong>und</strong> Gefahrstoffunfällen, hinter<br />
biologischen Agenzien verbergen sich Erreger<br />
<strong>und</strong> Toxine, die ebenfalls Großschadenslagen<br />
bewirken können. Im „Management-<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 145<br />
Rezensionene
Rezensionen<br />
146<br />
teil“ findet sich u. a. das Traumanetzwerk<br />
der DGU referiert. Weitere Abschnitte<br />
betreffen hier Krankenhausplanung, pharmazeutische<br />
<strong>und</strong> chemische Notfälle,<br />
rechtsmedizinische Probleme etc. Der fast<br />
100 Seiten umfassende Anhang informiert<br />
über Normen, Formulare, Zuständigkeiten,<br />
Sta tistiken u. v. a. m. Die wiederum vorsorgende<br />
Handreichung verdient aufmerksame<br />
Beachtung.<br />
J. Probst, Murnau<br />
Unfallchirurgie bei Kindern –<br />
Kompendium der Kindertraumatologie<br />
A.-M. Weinberg, D. Schneidmüller<br />
12x19 cm, broschiert<br />
XIV + 281 Seiten<br />
ca. 145 Abb. in 381 Einzeldarstellungen <strong>und</strong><br />
48 Tab.<br />
(D) € 69,95 / (A) € 71,90<br />
<strong>Deutsche</strong>r Ärzteverlag<br />
ISBN 978-3-7691-1228-3<br />
Unter den diversen neuen Kindertraumatologie-Büchern<br />
der letzten Jahre ist das vorliegende<br />
Kompendium das einzige, das <strong>für</strong><br />
die Kitteltasche geeignet ist, <strong>und</strong> füllt schon<br />
alleine dadurch eine Lücke in der Literatur<br />
zur Behandlung verletzter Kinder. Die kindertraumatologisch<br />
versierten Herausgeberinnen<br />
sind bei den meisten Kapiteln auch<br />
als Autorinnen aktiv gewesen <strong>und</strong> haben<br />
nur punktuell <strong>und</strong> bei Spezialthemen externe<br />
Autoren akquiriert.<br />
Der systematischen Abhandlung der<br />
Skelettverletzungen gehen Hinweise zur<br />
Frakturklassifikation (die Beschränkung<br />
auf eine Systematik hätte gereicht), der<br />
Röntgendiagnostik <strong>und</strong> der Knochenbruchheilung<br />
voraus. Zudem werden die<br />
W<strong>und</strong>versorgung, die Verbrennungsbehandlung<br />
(bei Kindern meist Verbrühungsbehandlung,<br />
deshalb besser „thermische<br />
Verletzung“) <strong>und</strong> die Kindesmisshandlung<br />
sehr ausführlich sowie am Schluss die<br />
Antibiotika- <strong>und</strong> Schmerztherapie abgehandelt.<br />
Die Frakturkapitel sind einheitlich <strong>und</strong><br />
übersichtlich aufgebaut <strong>und</strong> erläutern die<br />
Frakturformen, ihre Diagnostik <strong>und</strong> die<br />
konservative oder operative Therapie. Interessant<br />
ist der Aspekt der „verspäteten<br />
Therapieentscheidungen“ (sog. „second<br />
opinion“-Situation). Ggf. erforderliche Korrekturen<br />
r<strong>und</strong>en die Kapitel ab, die mit sehr<br />
guten typischen Bild-Beispielen schließen.<br />
Wichtige Textpassagen sowie die entscheidenden<br />
Aspekte der Osteosynthesen (Implantate,<br />
Lagerung, Zugang, Aufklärung,<br />
Metallentfernung) sind farblich hervorgehoben.<br />
Besonders bei der Darstellung der Extremitätenfrakturen,<br />
der jeweiligen Indikationsstellung<br />
<strong>und</strong> der Wertung <strong>und</strong> Abwägung<br />
der konservativen <strong>und</strong> operativen Versorgungsmöglichkeiten<br />
dokumentiert sich<br />
die große alltägliche praktische Erfahrung<br />
der Autorinnen. Da sind kleine Lapsus verzeihlich<br />
wie das Fehlen eines Bildbeispiels<br />
zur (immer noch) Standardversorgung der<br />
suprakondylären Humerusfraktur (K-Draht-<br />
Osteosynthese), die Kapitelüberschrift „Radiusköpfchenfraktur“<br />
(es sind beim Kind<br />
immer subkapitale Halsfrakturen) oder die<br />
Subsummierung der Eminentia-Ausrisse<br />
<strong>und</strong> Patella-Luxationen unter die Bandverletzungen<br />
des Kniegelenkes.<br />
Der Anspruch, einen schnellen Überblick<br />
über das Verletzungsbild, aber<br />
natürlich auch über die Behandlung zu bekommen,<br />
wird <strong>für</strong> die Frakturen voll erfüllt<br />
<strong>und</strong> macht das Buch zu einem hilfreichen<br />
Begleiter des jungen kinderchirurgischen<br />
oder unfallchirurgisch-orthopädischen<br />
Assistenten, der auch zu differenzierten<br />
Überlegungen wie individuell erweiterten<br />
OP-Indikationen oder seltenen osteosynthetischen<br />
Alternativen kurze, knappe Stellungnahmen<br />
erhält. Abseits der Skeletttraumatologie<br />
wäre weniger manchmal<br />
mehr gewesen <strong>und</strong> hätte dem Kompendium-Gedanken<br />
besser entsprochen. Leider<br />
wurde das handliche Format durch eine so<br />
kleine Schrift erkauft, dass das Lesen anstrengend<br />
ist.<br />
Kindertraumatologie rückt in den letzten<br />
Jahren mehr in den Blickpunkt. Diese<br />
klinische wie publizistische Entwicklung<br />
ist r<strong>und</strong>um erfreulich! Die Reihe umfangreicherer<br />
Lehrbücher wird mit dem Kompendium<br />
von Weinberg / Schneidmüller<br />
sinnvoll ergänzt.<br />
P. P. Schmittenbecher, Karlsruhe<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>
Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />
Mai <strong>2011</strong><br />
27.05. – 28.05.<strong>2011</strong><br />
Stuttgart<br />
27. – 28.05.<strong>2011</strong><br />
Bad Langensalza<br />
Juni <strong>2011</strong><br />
16. – 18.06.<strong>2011</strong><br />
Hamburg<br />
17.06. – 18.06.<strong>2011</strong><br />
Freiburg<br />
17.06. – 19.06.<strong>2011</strong><br />
München<br />
22.06. – 25.06.<strong>2011</strong><br />
Magdeburg<br />
23. – 25.06.<strong>2011</strong><br />
Hannover<br />
29.06. – 01.07.<strong>2011</strong><br />
Homburg<br />
30.6. – 1.07.<strong>2011</strong><br />
Berlin<br />
Juli <strong>2011</strong><br />
2.07.<strong>2011</strong><br />
Dresden<br />
19. – 22.07.<strong>2011</strong><br />
Ulm<br />
20. – 23.07.<strong>2011</strong><br />
Wildbad Kreuth<br />
August <strong>2011</strong><br />
26. – 29.08.<strong>2011</strong><br />
Wien<br />
18. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />
<strong>für</strong> Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />
Jahreskongress der Thüringischen<br />
Chirurgischen <strong>Gesellschaft</strong><br />
60. Jahrestagung der Norddeutschen<br />
Orthopäden- <strong>und</strong> Unfallchirurgenvereinigung<br />
e. V.<br />
30. Jahrestagung der Sektion Kindertraumatologie<br />
der DGU<br />
26. Dt. Österr-Schweiz. Kongress <strong>für</strong><br />
Sportorthopädie <strong>und</strong> Sporttraumatologie<br />
43. Meeting of the European<br />
Pancreatic Club (EPC) <strong>2011</strong><br />
14. Jahrskongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> W<strong>und</strong>heilung <strong>und</strong><br />
W<strong>und</strong>behandlung e. V.<br />
http://www.dvse-kongress.de<br />
http://www.conventus.de/tgc<strong>2011</strong><br />
http://www.norddeutsche-orthopaeden.de<br />
http://www.intercongress.de<br />
http://www.gots-kongress.org<br />
http://www.conventus.de/epc<strong>2011</strong><br />
http://kongress.dgfw-ev.de<br />
Becken <strong>und</strong> Hüfte <strong>2011</strong> http://www.becken-huefte-kongress.de<br />
International Symposium on<br />
„Science Based Prevention“<br />
http://www.science-based-prevention.de<br />
20. Unfallchirurgische Tagung Dresden http://www.conventus.de/utd<strong>2011</strong><br />
Biomechanics Summercourse http://ufbweb.medizin.uni-ulm.de/ufb/Lehre/Summercourse/<br />
index.html<br />
3. Tegernseer Schulter- <strong>und</strong><br />
Ellenbogenkurs<br />
13 th World Congress of Ultraso<strong>und</strong> in<br />
Medicine and Biology<br />
http://www.tese-kurs.de<br />
http://www.wfumb<strong>2011</strong>.org<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 147<br />
Veranstaltungen
Veranstaltungen<br />
148<br />
Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />
September <strong>2011</strong><br />
6. – 9.09.<strong>2011</strong><br />
Prag<br />
17.09.<br />
Marburg<br />
22.09. – 24.09.<strong>2011</strong><br />
Homburg/Saar<br />
22.09. – 24.09.<strong>2011</strong><br />
Regensburg<br />
22. – 24.09.<strong>2011</strong><br />
Linz<br />
Oktober <strong>2011</strong><br />
06.10. – 08.10.<strong>2011</strong><br />
Bonn<br />
6. – 8.10.<strong>2011</strong><br />
Salzburg<br />
20. – 22.10.<strong>2011</strong><br />
Köln<br />
25.10. – 28.10.<strong>2011</strong><br />
Berlin<br />
November <strong>2011</strong><br />
30.11. – 3.12.<strong>2011</strong><br />
Nürnberg<br />
Dezember <strong>2011</strong><br />
2.12.<strong>2011</strong><br />
Berlin<br />
SICOT XXV Triennial World Congress http://www.sicot.org<br />
Kongress Minimalinvasive<br />
Alterstraumatologie<br />
DSTC-Kurs (Definitive Surgical Trauma<br />
Care)<br />
28. Kongress der Deutschsprachigen<br />
Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Arthroskopie<br />
30. Jahrestagung der Österreichischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Orthopädische Chirurgie <strong>2011</strong> –<br />
Einblicke-Ausblicke<br />
52. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />
<strong>für</strong> Handchirurgie<br />
47. Jahrestagung der Österreichischen<br />
<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />
10. <strong>Deutsche</strong>r Kongress <strong>für</strong> Versorgungsforschung<br />
<strong>Deutsche</strong>r Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />
Unfallchirurgie/75. Jahrestagung der<br />
DGU<br />
27. Nürnberger Arthroskopie- <strong>und</strong><br />
Gelenksymposium<br />
Vortrags- <strong>und</strong> Gesprächskultur –<br />
Rhetorik in der Medizin<br />
http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/dgu.jsp<br />
http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/dgu.jsp<br />
http://www.aga-kongress.info<br />
http://intern.orthopaedics.or.at/kongress<br />
http://www.dgh-kongress.de<br />
http://ogu11.unfallchirurgen.at<br />
http://www.dkvf<strong>2011</strong>.de<br />
http://www.dkou.org<br />
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DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>