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Mitteilungen und Nachrichten 63/2011 - Deutsche Gesellschaft für ...

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<strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong><br />

33. Jahrgang<br />

Heft <strong>63</strong><br />

Mai <strong>2011</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert,<br />

Schwäbisch Hall<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt,<br />

Berlin<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

3 Impressum<br />

4 Geschäftsführender Vorstand <strong>2011</strong><br />

11 „Weniger durcheinander –<br />

mehr miteinander!?“<br />

14 Kongress<br />

14 Bericht des Präsidenten 2010<br />

18 Aus der Rede von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heits<br />

minister Dr. Philipp Rösler<br />

19 Für die Zukunft der Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

21 Die Kinderuni: Meet Your Parents<br />

21 Präsidenten helfen zu helfen<br />

22 Hans-Liniger-Preis 2010<br />

23 Innovationspreis 2010<br />

24 Preis zur Förderung der Reha bili tations<br />

forschung der DGOU <strong>2011</strong><br />

26 Georg Friedrich Louis<br />

Stromeyer-Medaille 2010<br />

28 EBM-Preis der DGOU 2010<br />

28 <strong>Deutsche</strong>r Journalistenpreis Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

2010<br />

29 Ehrungen 2010<br />

30 Bericht über die Mitgliederversammlung<br />

31 Aus der <strong>Gesellschaft</strong><br />

31 DGU <strong>2011</strong>: Aktivitäten <strong>und</strong> Ziele<br />

32 Bewerbung um Neuaufnahme<br />

34 Das TraumaNetzwerk D DGU Anfang<br />

<strong>2011</strong><br />

36 TraumaRegister DGU – Aktueller<br />

Stand<br />

38 HOTT® – Hand-over-Team-Training<br />

41 Zum aktuellen Stand der Erarbeitung<br />

der S3-Leitlinie Polytrauma/<br />

Schwerverletztenversorgung<br />

42 Endlich verwirklicht:<br />

Interdisziplinäre S3-Leitlinie zur<br />

Schwerverletztenversorgung<br />

44 Bericht aus dem Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

DGU<br />

45 Aktuelles aus dem Programmausschuss<br />

46 Aus der AUC – Akademie der<br />

Unfallchirurgie GmbH<br />

49 Advanced Trauma Care for Nurses<br />

(ATCN)<br />

50 Inaugurationskurs ATCN in<br />

Hamburg<br />

51 Bericht aus dem Ausschuss<br />

Vertretung Niedergelassener<br />

Vertragsärzte (ANV)<br />

53 Bericht des Bildungsausschusses<br />

54 AG Arthroskopische Chirurgie –<br />

Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />

56 Bericht der AG <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />

58 Bericht der AG Becken III<br />

60 Bericht der Sektion Unfallprävention<br />

60 Bericht aus der AG Fuß<br />

61 Bericht der AG Geweberegeneration<br />

<strong>und</strong> Gewebeersatz<br />

<strong>63</strong> Bericht der AG Rechnergestütztes<br />

Operieren (AGROP)<br />

64 Neues aus der AG Ultraschall –<br />

Eine „Ein-Jahresbilanz“ …<br />

65 Bericht der AG Wirbelsäule<br />

66 AG Geschichte der Unfallchirurgie<br />

68 Sektion Kindertraumatologie –<br />

Jahresrückblick 2010<br />

69 Bericht der Sektion NIS<br />

70 Bericht aus der Sektion Physikalische<br />

Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

71 Bericht der Kommission<br />

„Gutachten“<br />

72 Erstellung eines Krankenhausnetzwerkes<br />

73 Ausschreibungen der<br />

wissenschaftlichen Preise <strong>und</strong> des<br />

Reisestipendiums der DGU <strong>2011</strong><br />

75 DGOU<br />

75 Bericht über die Mitglieder-<br />

versammlung der DGOU<br />

77 DGOU-Logo <strong>für</strong> Mitglieder<br />

77 Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

der Zukunftswerkstatt<br />

79 Bericht vom 3. Weiterbildungs-<br />

Forum Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

81 Entwicklung <strong>und</strong> Perspektiven der<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung in O <strong>und</strong> U<br />

84 Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong><br />

fachbezogene Fragen der DGOU<br />

85 Physician Assistant mit Schwerpunkt<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

86 Aktuelles<br />

86 „Schnittpunkt Chirurgie“<br />

87 Neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung<br />

von Fachärzten im<br />

Krankenhaus<br />

89 Über den Tellerrand geblickt:<br />

Die Fach arztausbildung in den<br />

Niederlanden<br />

91 Wie viele Fachärztinnen <strong>und</strong> -ärzte<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

gibt es <strong>und</strong> wo arbeiten sie?<br />

92 Gemeinsame BG-Kommission der<br />

unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Berufs verbände gegründet<br />

94 Aktueller Stand der DGUV-Heilverfahren<br />

95 Auswirkungen der Neuordnung des<br />

D-Arzt-Verfahrens ab 1.1.<strong>2011</strong><br />

98 Mehr Praktikabilität bei Vertreterregelung.<br />

Zu hohe Mindestzahlregelung<br />

100 Generalisten in der Chirurgie –<br />

können wir darauf wirklich<br />

verzichten?<br />

103 Generalist oder Spezialist?<br />

104 „Wie finde ich den richtigen Arzt –<br />

die richtige Klinik?“<br />

1


2<br />

106 Ein Arzt darf, was er kann –<br />

auch außerhalb seines Fachgebiets<br />

108 Kooperationen mit Krankenhäusern:<br />

Im Dschungel der Rechtsprechung<br />

109 Wetten, dass es besser geht!<br />

113 Meldeverfahren bei Vorkommnissen<br />

mit Implantaten<br />

115 Sicherheit von Medizinprodukten<br />

120 Auf einen Blick: Vorgehen bei<br />

Implantatversagen in Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

121 Einheitliche Dokumentation im<br />

Schockraum<br />

122 Priorisierung von Studienprojekten<br />

in der Chirurgie<br />

127 Handbuch zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

im Arztberuf erschienen<br />

128 Drei Fragen an Prof. Tim Pohlemann<br />

zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit am<br />

Arbeitsplatz in der Chirurgie<br />

129 Arbeitskreis der AWMF<br />

„Ärzte <strong>und</strong> Juristen“<br />

129 Unfallchirurgie im Herzen Afrikas<br />

132 Das Ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong><br />

die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft in<br />

25 Jahren – Eine Zeitreise<br />

134 Personalia<br />

134 Laudatio zum 80. Geburtstag von<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />

136 In Erinnerung an<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />

137 Unfallchirurgen erhalten<br />

1. PHTLS®-Traumaforschungspreis<br />

138 Neues von unseren Mitgliedern<br />

138 Wir gedenken unserer verstorbenen<br />

Mitglieder<br />

139 Rezensionen<br />

147 Veranstaltungen<br />

Redaktionsschluss <strong>für</strong> Heft 64 im Herbst <strong>2011</strong>:<br />

9.08.<strong>2011</strong>. Manuskripte reichen Sie bitte entweder<br />

per E-Mail oder auf Datenträger <strong>und</strong> ausgedruckt<br />

bei der Geschäftsstelle der DGU ein<br />

(E-Mail: office@dgu-online.de).<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Impressum<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

33. Jahrgang<br />

Schriftleitung<br />

Prof. Dr. med. Hartmut Siebert<br />

DGU-Geschäftsstelle<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

E-Mail: hsiebert@diaksha.de<br />

Verlag<br />

Georg Thieme Verlag KG<br />

Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />

Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 89 31-0<br />

Fax: (07 11) 89 31-298<br />

http://www.thieme.de<br />

http://www.thieme.de/fz/dgunfall<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen<br />

einzelnen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind<br />

<strong>für</strong> die Dauer des Urheberrechts geschützt.<br />

Jede Verwertung außerhalb der engen<br />

Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist<br />

ohne Zustimmung des Verlages unzulässig<br />

<strong>und</strong> strafbar. Das gilt insbesondere <strong>für</strong><br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />

<strong>und</strong> die Einspeicherung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung in elektronischen Systemen.<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt<br />

DGU-Geschäftsstelle<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstraße 58/59, 10117 Berlin<br />

Tel.: (0 30) 28 00-430 <strong>und</strong> -431<br />

Fax: (0 30) 28 00-43 06<br />

E-Mail: office@dgu-online.de<br />

Verantwortlich <strong>für</strong> den Anzeigenteil<br />

Thieme.media<br />

Pharmedia Anzeigen- <strong>und</strong><br />

Verlagsservice GmbH<br />

Christine Volpp<br />

Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart oder<br />

Postfach 30 08 80, 70448 Stuttgart<br />

Tel.: (07 11) 89 31-603<br />

Fax: (07 11) 89 31-569<br />

E-Mail: Christine.Volpp@thieme.de<br />

Printed in Germany<br />

AZ Druck <strong>und</strong> Datentechnik GmbH<br />

Heisinger Straße 16, 87437 Kempten<br />

Satz<br />

Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart<br />

jährliche Bezugspreise* Inland Europa Weltweit<br />

Versandkosten 12,80 16,20 22,80<br />

Normalpreis<br />

50,–<br />

50,–<br />

50,–<br />

(Gesamtpreis inkl. Versandkosten)<br />

(62,80)<br />

(66,20) (72,80)<br />

Mitglieder folgender <strong>Gesellschaft</strong>en erhalten die Zeitschrift im Rahmen ihrer Mitgliedschaft:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

Einzelheft 28,– € (D) zuzüglich Versandkosten ab Verlagsort, unverbindlich empfohlener Preis;<br />

inklusive 7 % Mehrwertsteuer.<br />

* in € (D); unverbindlich empfohlene Preise; inklusive 7 % Mehrwertsteuer. Das Abonnement wird zum Jahreswechsel<br />

im Voraus berechnet <strong>und</strong> zur Zahlung fällig. Das Abonnement kann jederzeit begonnen werden. Die Bezugsdauer verlängert<br />

sich automatisch jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September des Vorjahres keine Abbestellung vorliegt.<br />

Herstellung<br />

Tel.: (07 11) 89 31-618<br />

Fax: (07 11) 89 31-393<br />

E-Mail: Heike.Wultschner@thieme.de<br />

Abonnentenservice<br />

Tel.: (07 11) 89 31-321<br />

Fax: (07 11) 89 31-422<br />

E-Mail: aboservice@thieme.de<br />

Allgemeine Informationen<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>, 1436-6142,<br />

erscheint 2-mal im Jahr.<br />

Wichtiger Hinweis<br />

Wie jede Wissenschaft ist die Medizin<br />

ständigen Entwicklungen unterworfen.<br />

Forschung <strong>und</strong> klinische Erfahrung<br />

erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere<br />

was Behandlung <strong>und</strong> medikamentöse<br />

Therapie anbelangt. Soweit in<br />

diesem Heft eine Dosierung oder eine<br />

Applikation erwähnt wird, darf der Leser<br />

zwar darauf vertrauen, dass Autoren,<br />

Herausgeber <strong>und</strong> Verlag große Sorgfalt<br />

darauf verwandt haben, dass diese<br />

Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung<br />

der Zeitschrift entspricht. Für<br />

Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

<strong>und</strong> Applikationsformen kann vom Verlag<br />

jedoch keine Gewähr übernommen<br />

werden. Jeder Benutzer ist angehalten,<br />

durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel<br />

der verwendeten Präparate <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls nach Konsultation eines<br />

Spezialisten festzustellen, ob die dort<br />

gegebene Empfehlung <strong>für</strong> Dosierungen<br />

oder die Beachtung von Kontraindikationen<br />

gegenüber der Angabe in dieser<br />

Zeitschrift abweicht. Eine solche Prüfung<br />

ist besonders wichtig bei selten verwendeten<br />

Präparaten oder solchen, die neu<br />

auf den Markt gebracht worden sind.<br />

Jede Dosierung oder Applikation erfolgt<br />

auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren<br />

<strong>und</strong> Verlag appellieren an jeden Benutzer,<br />

ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten<br />

dem Verlag mitzuteilen.<br />

Information <strong>für</strong> unsere Leser<br />

Wir bitten unsere Abonnenten, Adressänderungen<br />

dem Abonnentenservice mitzuteilen,<br />

um eine reibungslose Zustellung der<br />

Zeitschrift zu gewährleisten.<br />

Marken, geschäftliche Bezeichnungen oder<br />

Handelsnamen werden nicht in jedem Fall<br />

besonders kenntlich gemacht. Aus dem<br />

Fehlen eines solchen Hinweises kann nicht<br />

geschlossen werden, dass es sich um einen<br />

freien Handelsnamen handelt.<br />

Informationen <strong>für</strong> Autoren<br />

Manuskripteinreichung:<br />

an die Schriftleitung<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden nur solche Manuskripte<br />

angenommen, die vorher weder im<br />

Inland noch im Ausland (in vollem Umfang,<br />

in ähnlicher Form oder in jedweder anderen<br />

Medienform) veröffentlicht worden sind.<br />

Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig<br />

anderen Publikationsorganen zur Publikation<br />

angeboten werden.<br />

Soweit Abbildungen aus anderen Veröffentlichungen<br />

entnommen sind, räumt der Verfasser<br />

dem Verlag lediglich das nicht ausschließliche<br />

Nutzungsrecht im Umfang des<br />

vorstehenden Absatzes ein. Der Verfasser<br />

ist <strong>für</strong> die vollständige Quellenangabe sowie<br />

die Einholung der schriftlichen Einwilligung<br />

des anderen Verlages zu den vorstehenden<br />

Rechtsräumungen verantwortlich<br />

<strong>und</strong> weist diese dem Verlag nach.<br />

© Georg Thieme Verlag KG<br />

Stuttgart • New York <strong>2011</strong><br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 3


4<br />

Geschäftsführender Vorstand <strong>2011</strong><br />

Präsident<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie Universitätskliniken<br />

des Saarlandes<br />

Kirrberger Str. 1<br />

66421 Homburg/Saar<br />

Tel.: 0 68 41 / 1 <strong>63</strong> 15 02<br />

Fax: 0 68 41 / 1 <strong>63</strong> 15 03<br />

E-Mail: tim.pohlemann@uks.eu<br />

Erster Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Norbert P. Südkamp<br />

Ärztl. Direktor, Department <strong>für</strong><br />

Traumatologie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

Universitätsklinik<br />

Hugstetter Str. 55<br />

79106 Freiburg<br />

Tel.: 07 61 / 2 70-26 99<br />

Fax: 07 61 / 2 70-27 83<br />

E-Mail: norbert.suedkamp@uniklinikfreiburg.de<br />

Zweiter Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Christoph Josten<br />

Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Leipzig<br />

Liebigstr. 20a<br />

04103 Leipzig<br />

Tel.: 03 41 / 9 71 73 00<br />

Fax: 03 41 / 9 71 73 09<br />

E-Mail: josten@medizin.uni-leipzig.de<br />

Dritter Vizepräsident<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann<br />

Direktor, BG-Unfallklinik Frankfurt<br />

Friedberger Landstr. 430<br />

60389 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 0 69 / 4 75 20 01<br />

Fax: 0 69 / 4 75 22 23<br />

E-Mail: aerztlicher.direktor@bgu-frankfurt.de<br />

Generalsekretär<br />

Amtszeit: 1.1.2009-31.12.2012<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

DiakonieKlinikum Schwäbisch Hall<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Tel.: 07 91 / 7 53 42 31<br />

Fax: 07 91 / 7 53 49 03<br />

E-Mail: hartmut.siebert@diaksha.de<br />

Schatzmeister<br />

Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.2012<br />

Prof. Dr. Bertil Bouillon<br />

Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie/Orthopädie,<br />

Kliniken der Stadt Köln, Klinikum<br />

Köln-Merheim, Lehrstuhl der Universität<br />

Witten-Herdecke<br />

Ostmerheimerstr. 200<br />

51109 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 89 07 32 76<br />

Fax: 02 21 / 89 07 30 85<br />

E-Mail: bouillonb@kliniken-koeln.de<br />

Schriftführer <strong>und</strong> Schriftleiter der Website<br />

www.dgu-online.de<br />

Amtszeit: 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2014<br />

Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />

Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />

Campus Kiel<br />

Arnold-Heller-Str. 7<br />

24105 Kiel<br />

Tel.: 04 31 / 5 97 43 51<br />

Fax: 04 31 / 5 97 41 07<br />

Ständiger Beirat<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Axel Ekkernkamp, Berlin <strong>und</strong><br />

Greifswald (Präsident 2008)<br />

Prof. Dr. Norbert Haas, Berlin<br />

(Präsident 2000)<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler, München<br />

(Präsident 2005)<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen<br />

(Präsident 2006)<br />

Prof. Dr. Hans Zwipp, Dresden<br />

(Präsident 2009)<br />

Senat<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta †, München<br />

(Präsident 1986)<br />

Prof. Dr. Peter Hertel, Berlin<br />

(Präsident 1999)<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer, Allensbach<br />

(Präsident 1985)<br />

Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />

(Präsident 1993)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth, Hamburg<br />

(Präsident 1988)<br />

Prof. Dr. Lothar Kinzl, Ulm<br />

(Präsident 1998)<br />

Prof. Dr. Peter Kirschner, Mainz<br />

(Präsident 2001)<br />

Prof. Dr. Eugen H. Kuner, Umkirch<br />

(Präsident 1987)<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />

(Präsident 1996)<br />

Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />

(Präsident 1995)<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />

(Präsident 1997)<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />

(Präsident 1982)<br />

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />

(Präsident 1992)<br />

Prof. Dr. Klaus Rehm, Köln<br />

(Präsident 2002)<br />

Prof. Dr. Axel Rüter, Neusaess<br />

(Präsident 1994)<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer, München<br />

(Präsident 1981)<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert, Schwäbisch Hall<br />

(siehe Vorstand).<br />

(Präsident 2003)<br />

Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />

(Präsident 1979)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller,<br />

Tübingen<br />

(Präsident 1978)<br />

Prof. Dr. Kuno Weise, Tübingen<br />

(Präsident 2007)<br />

Prof. Dr. Andreas Wentzensen,<br />

Ludwigshafen<br />

(Präsident 2004)<br />

Nichtständiger Beirat<br />

Dr. Dirk Albrecht, Tübingen<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Prof. Dr. Alexander Christof Beck, Würzburg<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Dr. Andreas Bonk, Frankfurt/Main<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />

PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Prof. Dr. Sascha Flohé<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Hamburg<br />

(Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

Prof. Dr. Paul Alfred Grützner, Ludwigshafen<br />

Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

PD Dr. Gerrit Matthes, Berlin<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />

PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

PD Dr. Peter Strohm, Freiburg i. Brsg.<br />

(Amtszeit 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />

PD Dr. Christine Voigt, Hannover<br />

(Amtszeit 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen<br />

(Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

Fachbeirat<br />

Prof. Dr. Hartwig Bauer, Berlin<br />

(Generalsekretär der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Chirurgie)<br />

Dr. jur. Joachim Breuer, Berlin<br />

(Hauptgeschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesetzlichen Unfallversicherung)<br />

Prof. Dr. Günter Lob, München<br />

(DGU-Beauftragter <strong>für</strong> Weiterbildung)<br />

Prof. Dr. Tilman Mischkowsky, Kempten<br />

(Vizepräsident des BDC)<br />

Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard, Aachen<br />

(Generalsekretär der DGOOC)<br />

Prof. Dr. Dietmar Pennig, Köln<br />

(VLOU-B<strong>und</strong>esvorsitzender <strong>und</strong> Leiter des<br />

Referates Unfallchirurgie im BDC)<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Prof. Dr. Steffen Ruchholtz, Marburg<br />

(AKUT)<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Karsten Vilmar, Bremen<br />

Mitglieder des Präsidialrates<br />

PD Dr. Julia Seifert, Berlin<br />

(Leiterin des Gr<strong>und</strong>satzausschusses;<br />

2. Amtszeit: 1.1.<strong>2011</strong> – 31.12.2013)<br />

Prof. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main<br />

(Leiter des Wissenschaftsausschusses;<br />

Amtszeit: 1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden<br />

(Leiter des Bildungsausschusses; Amtszeit:<br />

1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm<br />

(Leiter des Programmausschusses; Amtszeit:<br />

1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann,<br />

Frankfurt/Main<br />

(Leiter des Berufsständischen Ausschusses,<br />

Amtszeit: 1.1.2010 – 31.12.2012)<br />

Dr. Peter Kalbe, Rinteln<br />

(Leiter des Ausschusses Vertretung<br />

niedergelassene Vertragsärzte, Amtszeit<br />

1.1.2009 – 31.12.<strong>2011</strong>)<br />

Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen<br />

(Vertreter der nichtselbständigen<br />

Ärzte; gekoppelt an seine Amtszeit im<br />

Nichtständigen Beirat)<br />

Ausschüsse<br />

Berufsständischer Ausschuss<br />

Prof. Dr. Reinhard Hoffmann,<br />

Frankfurt/Main (L)<br />

PD Dr. Alexander Beck, Würzburg (V)<br />

Bildungsausschuss<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (L)<br />

N.N. (V)<br />

Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

PD Dr. Julia Seifert, Berlin (L)<br />

Prof. Dr. Peter Biberthaler, München (V)<br />

Programmausschuss<br />

Prof. Dr. Florian Gebhard, Ulm (L)<br />

Prof. Dr. Ulrich Stöckle, Tübingen (V)<br />

Vertretung niedergelassener Vertragsärzte<br />

Dr. Peter Kalbe (Rinteln)<br />

Dr. Rainer Kübke, Berlin (V)<br />

Wissenschaftsausschuss<br />

Prof. Dr. Ingo Marzi, Frankfurt/Main (L)<br />

Prof. Dr. Sascha Flohé, Düsseldorf (V)<br />

Kommissionen<br />

Entgelte<br />

Dr. Lutz Mahlke, Paderborn<br />

(L, <strong>für</strong> DRG zuständig)<br />

Dr. Walter Schäfer, Gummersbach (V)<br />

(GOÄ)<br />

Gutachten<br />

Prof. Dr. Kuno Weise, Tübingen (L)<br />

Dr. Frank Schröter, Kassel (V)<br />

Leitlinien<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer, Göttingen (L)<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire, Dresden (V)<br />

Rechtsfragen<br />

Nicht besetzt.<br />

Aufnahmekommission<br />

Generalsekretär, Schriftführer,<br />

Schatzmeister<br />

Reisestipendium <strong>2011</strong><br />

1. Vizepräsident des Vorjahres,<br />

Schatzmeister, Prof. Dr. Frosch.<br />

Sektionen<br />

Handchirurgie<br />

Prof. Dr. Joachim Windolf (L)<br />

PD Dr. Andreas Eisenschenk, Berlin (V)<br />

Kindertraumatologie<br />

PD Dr. Dirk Sommerfeldt, Hamburg (L)<br />

Prof. Dr. Hans-Georg Dietz, München (V)<br />

Notfall- <strong>und</strong> Intensivmedizin,<br />

Schwerverletztenversorgung (NIS)<br />

Prof. Dr. Sascha Flohé, Düsseldorf (L)<br />

Dr. Thomas Paffrath, Köln (V)<br />

Physikalische Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

Prof. Dr. Volker Bühren, Murnau (L)<br />

Dr. Meinald Settner, Gelsenkirchen (V)<br />

Arbeitsgemeinschaften<br />

Alterstraumatologie<br />

Prof. Dr. Erich Hartwig, Karlsruhe (L)<br />

PD Dr. Christoph Ulrich Liener, Stuttgart (V)<br />

Arthroskopische Chirurgie<br />

Prof. Dr. Helmut Lill, Hannover (L)<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Frosch, Hamburg (V)<br />

Becken III<br />

PD Dr. Ulf Culemann, Homburg/Saar (L)<br />

Dr. Fabian Stuby, Tübingen (V)<br />

Fuß<br />

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier, Rostock (L)<br />

PD Dr. Stefan Rammelt, Dresden (V)<br />

Gewebeersatz <strong>und</strong> Geweberegeneration<br />

Dr. Dirk Albrecht, Tübingen (L)<br />

N.N. (V)<br />

Geschichte der Unfallchirurgie<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau (L)<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena (V)<br />

Osteologie<br />

Dr. Matthias Schieker, München (L)<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger, Hamburg (V)<br />

Prävention von Verletzungen<br />

PD Dr. Carl Haasper, Hannover (L)<br />

Dr. Uli Schmucker, Greifswald (V)<br />

Rechnergestütztes Operieren (AGROP)<br />

Prof. Dr. Alfred Paul Grützner,<br />

Ludwigshafen (L)<br />

Prof. Dr. Tobias Hüfner, Hannover (V)<br />

Septische <strong>und</strong> Rekonstruktive Chirurgie<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Gunther<br />

Hofmann, Jena <strong>und</strong> Halle (L)<br />

Prof. Dr. Rudolf Ascherl, Chemnitz (V)<br />

Sporttraumatologie<br />

Prof. Dr. med. Gerhard Bauer, Stuttgart (L)<br />

Dr. Andreas Losch, Göttingen (V).<br />

Ultraschall<br />

Prof. Dr. Benedikt Friemert, Ulm (L)<br />

PD Dr. Christian Tesch, Hamburg (V)<br />

Wirbelsäule<br />

Prof. Dr. Christian Knop, Stuttgart (L)<br />

PD Dr. Frank Kandziora, Frankfurt/Main (V)<br />

Beauftragte<br />

AQUA Fachgruppe Orthopädie <strong>und</strong><br />

Traumatologie:<br />

Prof. Dr. Friedrich Thielemann,<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer (V)<br />

APS-Arbeitsgruppe Education,<br />

Training, Simulation:<br />

Prof. Dr. Christian Lackner<br />

Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher<br />

Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF):<br />

Generalsekretär (Delegierter)<br />

AWMF-Arbeitskreis<br />

„Krankenhaus- & Praxishygiene“:<br />

(<strong>für</strong> die DGOU) PD Dr. Julia Seifert<br />

AWMF-ad-hoc-Kommission<br />

„Versorgungsforschung“:<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

Berufsverband der deutschen Chirurgen<br />

(BDC) – Leiter des Referates Unfallchirurgie:<br />

Prof. Dr. Dietmar Pennig<br />

Bone & Joint Decade:<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />

B<strong>und</strong>esärztekammer – Beirat <strong>für</strong> Erste Hilfe<br />

<strong>und</strong> Wiederbelebung:<br />

Dr. Christian Kleber<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 5


6<br />

Dachverband der deutschsprachigen<br />

wissenschaftlichen <strong>Gesellschaft</strong>en <strong>für</strong><br />

Osteologie (DVO):<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger,<br />

Prof. Dr. Matthias Schieker (V)<br />

<strong>Deutsche</strong> Akademie der Gebietsärzte:<br />

Leiter des Ausschusses niedergelassene<br />

Vertragsärzte, Stellv. Leiter des Ausschusses<br />

niedergelassene Vertragsärzte (V)<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie <strong>und</strong><br />

Intensivmedizin – S3-Leitlinie Analgesie<br />

<strong>und</strong> Sedierung in der Intensivmedizin:<br />

Prof. Dr. Christian Waydhas<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Chirurgie (DGCh) – Vorstand:<br />

Generalsekretär, Präsident (V)<br />

DGCh-AG Lehre:<br />

Prof. Dr. Ulf Culemann,<br />

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier<br />

DGCh-AG Medien:<br />

Dr. Gereon Schiffer<br />

DGCh-AG Perioperative Medizin:<br />

Prof. Dr. Udo Obertacke<br />

DGCh-Sektion Biomaterialien:<br />

Prof. Dr. Johannes M. Rueger<br />

DGCh-Sektion Chirurgische Forschung:<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

DGCh-Studienzentrum Heidelberg –<br />

Aufsichtsrat:<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Medizinische<br />

Informatik, Biometrie <strong>und</strong> Epidemiologie<br />

– Arbeitskreis Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie:<br />

Dr. Christian Juhra<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> W<strong>und</strong>heilung –<br />

Konsensuskonferenzen:<br />

PD Dr. Mark Bischoff,<br />

Dr. Ingo Flesch<br />

<strong>Deutsche</strong>r Rat <strong>für</strong> Wiederbelebung/<br />

German Resuscitation Council:<br />

Prof. Dr. Christian Lackner,<br />

Prof. Dr. Andreas Seekamp<br />

<strong>Deutsche</strong>r Verkehrssicherheitsrat (DVR) –<br />

Vorstand:<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm<br />

DVR-Ausschuss Verkehrsmedizin,<br />

Erste Hilfe, Rettungswesen:<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm<br />

<strong>Deutsche</strong>s Institut <strong>für</strong> Normung (DIN) –<br />

Beirat:<br />

Dr. Johann Weidringer<br />

<strong>Deutsche</strong>s Netzwerk <strong>für</strong> Versorgungsforschung<br />

e. V. (DNVF):<br />

PD Dr. Dirk Stengel,<br />

Prof. Dr. Edm<strong>und</strong> Neugebauer<br />

(V; Geschäftsführer des DNVF)<br />

European Society for Trauma and<br />

Emergency Medicine (ESTES):<br />

Generalsekretär<br />

Europäische Facharztprüfung –<br />

Union Européenne des Médecins<br />

spécialistes/European Union of Medical<br />

Specialists (UEMS), Division of Trauma<br />

Surgery/European Board of Trauma<br />

Surgery/European Board of Surgery<br />

Qualification:<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

Gemeinsame DRG-Kommission von<br />

DGCh <strong>und</strong> BDC:<br />

Dr. Lutz Mahlke<br />

Gemeinsamer Weiterbildungsausschuss<br />

von DGCh <strong>und</strong> BDC:<br />

Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsfragen der DGOU<br />

Frau Prof. h.c. Dr. Almut Tempka,<br />

Prof. Dr. Günter Lob (Stellvertretender Vorsitzender),<br />

Generalsekretär<br />

Institut <strong>für</strong> medizinische <strong>und</strong> pharmazeutische<br />

Prüfungsfragen (IMPP),<br />

Schwerpunkt Unfallchirurgie:<br />

Prof. Dr. Udo Obertacke,<br />

PD Dr. Felix Walcher<br />

AUC – Akademie der Unfallchirurgie<br />

GmbH<br />

Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. Johannes Sturm, Münster<br />

Geschäftsstelle der DGU<br />

Susanne Herda (Öffentlichkeitsarbeit)<br />

Susanne Lehnert (Mitgliederverwaltung)<br />

Daniela Nagorka (Sekretariat)<br />

Dipl.-Pol. Joachim Arndt (Leiter)<br />

Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59, 10117 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />

Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />

E-Mail: office@dgu-online.de <strong>und</strong><br />

dgunfallchirurgie@gmx.de<br />

Ehrenmitglieder<br />

Cotta, Horst, Prof. Dr. Dr. h.c, München<br />

(1993) †<br />

Hierholzer, Günther, Prof. Dr., Allensbach<br />

(1995)<br />

Jungbluth, Karl-Heinz, Prof. Dr., Hamburg<br />

(2002)<br />

Krösl, Wolfgang, Obermed.-Rat Dr., Amlach,<br />

Österreich (1975)<br />

Kuner, Eugen, Prof. Dr., Umkirch (1994)<br />

Lob, Günter, Prof. Dr. München (2004)<br />

Markgraf, Eberhard, Prof. Dr., Jena (2007)<br />

Matter, Peter, Prof. Dr., Davos-Platz, Schweiz<br />

(2000)<br />

Muhr, Gert, Prof. Dr., Bochum (2008)<br />

Oestern, Hans-Jörg, Prof. Dr., Celle (2009)<br />

Probst, Jürgen, Prof. Dr., Murnau (1992)<br />

Rahmanzadeh, Rahim, Prof. Dr., Berlin<br />

(2001)<br />

Rehm, Klaus E., Prof. Dr., Köln (2010)<br />

Rüter, Axel, Prof. Dr., Neusaess (2006)<br />

Schweiberer, Leonhard, Prof. Dr., München<br />

(1998)<br />

Spann, Wolfgang, Prof. Dr. Dr. h.c., München<br />

(1985)<br />

Teubner, Ernst, Prof. Dr., Göppingen (2003)<br />

Trentz, Otmar, Prof. Dr., Zürich, Schweiz<br />

(2005)<br />

Trojan, Emanuel, Prof. Dr., Wien, Österreich<br />

(1980)<br />

Tscherne, Harald, Prof. Dr., Hannover (1989)<br />

Vilmar, Karsten, Prof. Dr. Dr. h.c., Hamburg<br />

(1998)<br />

Weller, Siegfried, Prof. Dr. Dr. h.c. mult.,<br />

Tübingen (1986)<br />

Korrespondierende Mitglieder<br />

Bavonratanavech, Suthorn, M.D., Bangkok,<br />

Thailand (2006)<br />

Blaisdell, William F., Prof. Dr., Sacramento,<br />

Kalifornien, USA<br />

Brand, Richard A., Prof. Dr., Iowa City, Iowa,<br />

USA (2005)<br />

Broos, Paul Louis Oscar, Prof. Dr., Löwen,<br />

Belgien (2005)<br />

Čech, Oldrich, Prof. Dr., M.D. D. Sc., Prag,<br />

Tschechische Republik (1990)<br />

Colton, Christopher Lewis, Prof. Dr., M.D.,<br />

Nottingham, England (1994)<br />

Cronier, Patrick, Dr., Angers, Frankreich<br />

(2009)<br />

Giannoudis, Peter V., Prof., Leeds, England<br />

(2008)<br />

Ganz, Reinhold, Prof. Dr., Bern, Schweiz<br />

(1995)<br />

Gautier, Emanuel, PD Dr., Freiburg, Schweiz<br />

(2003)<br />

Goris, Jan, Prof. Dr., Nijmwegen,<br />

Niederlande (1989)<br />

Heim, Urs, PD Dr. Dr. h.c., Gümlingen,<br />

Schweiz (1984)<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Helfet, David, Prof. Dr., M.D. M.B. CH. B.,<br />

New York, New York, USA (2000)<br />

Hughes, James Langston, Prof. Dr. M.D.,<br />

Jackson, Mississippi, USA (1990)<br />

Hughston, Jack C., Dr., Columbus, Georgia,<br />

USA (1981)<br />

Johnson, Eric E., Prof. Dr., M.D., Los Angeles,<br />

Kalifornien, USA (2000)<br />

Kellam, James, Prof. Dr., M.D., FRCS, Charlotte,<br />

North Carolina, USA (2004)<br />

Kempf, Ivan, Prof. Dr., Strassburg, Frankreich<br />

(1987)<br />

Klaue, Kaj, PD Dr., Lugano, Schweiz (2009)<br />

Kuderna, Heinz, Doz. Dr., Wien, Österreich<br />

(1983)<br />

Lambert, Simon M., Stanmore, Großbritannien<br />

(2010)<br />

Lambiris, Elias, Prof. Dr., Patras, Griechenland<br />

(2003)<br />

Li, Jian jun, Prof., Peking, China (2008)<br />

Magerl, Fritz, Prof. Dr., St. Gallen, Schweiz<br />

(1992)<br />

Marti, René, Prof. Dr., Amsterdam,<br />

Niederlande (1986)<br />

Matta, Joel M., Prof. Dr., Los Angeles,<br />

Kalifornien, USA<br />

Meine, Jacques, Dr., Basel, Schweiz (1992)<br />

Mohandas, P.A., Prof. Dr., Madras, Indien<br />

(1993)<br />

Nording, Jacques Ives, Prof. Dr., Paris,<br />

Frankreich (1995)<br />

Perren, Stephan, Prof. Dr., Davos-Platz,<br />

Schweiz (1978)<br />

Poigen<strong>für</strong>st, Johannes, Prof. Dr., Wien,<br />

Österreich (1984)<br />

Pokorny, Vladimir, Dr., Brünn, Tschechische<br />

Republik (2001)<br />

Povacz, F., Prim. Dr., Wels, Österreich (1988)<br />

Prévot, Jean, Prof. Dr., Nancy, Frankreich<br />

(2002)<br />

Regazzoni, Pietro, Prof. Dr., Basel, Schweiz<br />

(2002)<br />

Reis, Daniel, Prof. Dr., Haifa, Israel (1985)<br />

Renner, Antal, Prof. Dr., Budapest, Ungarn<br />

(1990)<br />

Resch, Herbert, Univ.-Prof. Dr., Salzburg,<br />

Österreich (2007)<br />

Rockwood, Charles A., Prof. Dr. M.D.,<br />

San Antonio, Texas, USA (1989)<br />

Rüedi, Thomas, Prof. Dr., Chur, Schweiz<br />

(1985)<br />

Sarmiento, Augusto, Prof., M.D.,<br />

Los Angeles, Kalifornien, USA (1992)<br />

Schächter, Salomon, Prof. Dr., Buenos Aires,<br />

Argentinien (1985)<br />

Schatzker, Joseph, Prof. Dr., Toronto, Ontario,<br />

Kanada (1989)<br />

Sim, Franklin H., Prof. Dr., Rochester,<br />

Minnesota, USA<br />

StrØmsØ, Knut, Prof. Dr., Oslo, Norwegen<br />

(2001)<br />

Szyszkowitz, Rudolf, Prof. Dr., Graz,<br />

Österreich (1985)<br />

Szita, János, PD Dr., Budapest, Ungarn<br />

(2008)<br />

ten Duis, Henk, Prof. Dr. Groningen,<br />

Niederlande (2007)<br />

Tile, Marvin, Prof. Dr., Toronto, Ontario,<br />

Kanada (1993)<br />

Trunkey, Donald D., Prof. Dr., Portland,<br />

Oregon, USA (1986)<br />

van der Werken, Chris, Prof. Dr., Urecht,<br />

Niederlande (2000)<br />

Vécsei, Vilmos, Prof. Dr. Vilmos, Wien,<br />

Österreich (2002)<br />

Wagner, Michael, Univ.-Prof. Dr., Wien,<br />

Österreich (2006)<br />

Wendt, Klaus, Dr. med., Groningen,<br />

Niederlande (2010)<br />

Hans-Liniger-Preisträger<br />

(vor 1966 „Wissenschaftlicher Preis“)<br />

1956 Dr. Armin Bauermeister (Chirurgische<br />

Universitätsklinik Kiel): Ergebnisse einer<br />

Maceration <strong>und</strong> Verpflanzung von Knochenspänen<br />

<strong>und</strong> ihre Bedeutung <strong>für</strong> den<br />

Aufbau der Knochenbank.<br />

1958 Prof. Dr. Leo Koslowski (Pathologisches<br />

Institut der Universität Göttingen):<br />

Intravitale Autolyse als pathogenetisches<br />

Prinzip.<br />

1961 PD Dr. Wilhelm Thorban (Chirurgische<br />

Universitätsklinik Gießen): Klinische<br />

<strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen zur<br />

Ätiologie <strong>und</strong> Pathogenese der posttraumatischen<br />

Sudeckschen Gliedmaßendystrophie.<br />

1962 Keine Preisverleihung.<br />

1964 Keine Preisverleihung.<br />

1966 Keine Preisverleihung.<br />

1968 PD Dr. Horst Kindler (Klinikum Benjamin<br />

Franklin der FU Berlin, Chirurgische<br />

Klinik): Die Hemmwirkungen von Hydrocortison<br />

<strong>und</strong> Antibiotika auf die W<strong>und</strong>heilung.<br />

1970 PD Dr. Wilfried Schramm (Knappschaftskrankenhaus<br />

Bergmannsheil, Gelsenkirchen-Buer,<br />

Chirurgische Abteilung):<br />

Klinische <strong>und</strong> tierexperimentelle Untersuchungen<br />

über die Transplantation autoplastischer<br />

Spongiosa.<br />

1972 Prof. Dr. Manfred Weigert (Städtisches<br />

Krankenhaus am Urban, Berlin,<br />

Abteilung <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatolo-<br />

gie): Anregung der Knochenbildung durch<br />

elektrischen Strom.<br />

1974 Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg<br />

(Universitätsklinikum der Gesamthochschule<br />

Essen, Abteilung <strong>für</strong> Unfallchirurgie)<br />

<strong>und</strong> PD Dr. Christian-Dietrich Wilde<br />

(Kreiskrankenhaus Bad Homburg v.d.H.,<br />

Unfallchirurgische Abteilung): Experimentelle<br />

Untersuchungen zur Einheilung massiver<br />

Cortikalis-Transplantate.<br />

1976 PD Dr. Hans-Otto Dustmann (Orthopädische<br />

Universitätsklinik Heidelberg):<br />

Altersabhängige Reaktionen des Gelenkknorpels<br />

nach Verletzungen.<br />

1978 PD Dr. Leo Gotzen (Hannover): Untersuchungen<br />

zur Neutralisationsplatten-<br />

Osteosynthese <strong>und</strong> der Richtlinien <strong>für</strong> ihre<br />

praktische Durchführung.<br />

PD Dr. Hans-Jürgen Refior (München):<br />

Tierexperimentelle Untersuchungen zum<br />

Verhalten der Mikrostruktur des Hyalin-<br />

Gelenkknorpels unter Druckbelastung.<br />

1980 PD Dr. Günter Lob (Universität Ulm,<br />

Department <strong>für</strong> Chirurgie, Abteilung<br />

Unfallchirurgie): Chronische, posttraumatische<br />

Osteomyelitis: Tierexperimentelle<br />

<strong>und</strong> klinische Untersuchungen zu einer<br />

oralen antibakteriellen Vaccination.<br />

1982 PD Dr. Hans-Jörg Oestern (Med.<br />

Hochschule Hannover, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />

Eine klinische <strong>und</strong> experimentelle<br />

Studie zur Pathogenese, prognostischer<br />

<strong>und</strong> therapeutischer Wertigkeit früher<br />

kardiopulmonaler Veränderungen nach<br />

schwerem traumatischem Schock.<br />

1984 PD Dr. med. Volker Echtermeyer<br />

(Med. Hochschule Hannover, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Therapie des<br />

Compartment-Syndroms – Eine klinische<br />

<strong>und</strong> tierexperimentelle Studie.<br />

1986 Prof. Dr. Klaus E. Rehm (Unfallchirurgische<br />

Klinik der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen): Die Osteosynthese der Thoraxwandinstabilitäten.<br />

1988 PD Dr. Hans Zwipp (Mediz. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik):<br />

Die anterolaterale Rotationsinstabilität des<br />

Oberen Sprunggelenks.<br />

1990 PD Dr. Johannes M. Rüger (Klinikum<br />

der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität,<br />

Unfallchirurgische Klinik): Knochenersatzmittel.<br />

1992 PD Dr. Harald Knaepler (Philipps-<br />

Universität Marburg, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie):<br />

Untersuchungen zur Knochendesinfektion<br />

<strong>und</strong> Sterilisation sowie deren<br />

Auswirkungen auf die biologische Wertigkeit<br />

des Knochenimplantates.<br />

1994 PD Dr. Gerd Regel (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik):<br />

Die unspezifische Immunabwehr nach<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 7


8<br />

schwerem Trauma <strong>und</strong> ihre Bedeutung <strong>für</strong><br />

den generalisierten Zellschaden <strong>und</strong> das<br />

Multiorganversagen.<br />

1996 PD Dr. Hans-Christoph Pape (Med.<br />

Hochschule Hannover, Unfallchirurgische<br />

Klinik): Pulmonale Komplikationen nach<br />

intramedullärer Stabilisierung des Femurschaftes<br />

bei Polytrauma.<br />

1997 PD Dr. Christian Voigt (Klinikum Benjamin<br />

Franklin der FU Berlin, Unfallchirurgische<br />

Klinik): Reaktion endostaler Zellen<br />

des Kaninchenhumerus bei Störung der<br />

physiologischen Kraftverteilung in vivo.<br />

PD Dr. Andreas Seekamp (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />

Interaktion von neutrophilen Granulozyten<br />

<strong>und</strong> den kapillären Endothelzellen in traumatisch<br />

induzierten Ischämie/Reperfusionsschäden.<br />

1999 PD Dr. Stefan Rose (Chirurgische Universitätsklinik<br />

Homburg/Saar, Abteilung <strong>für</strong><br />

Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie):<br />

Studien zur pathogenetischen Bedeutung<br />

neutrophiler Granulozyten nach Extremitätenischämie,<br />

Polytraumatisierung <strong>und</strong><br />

bakterieller Sepsis.<br />

2000 Dr. Gerhard Schmidmaier (Charité-<br />

Klinikum der Humboldt-Universität zu<br />

Berlin, Campus Virchow, Klinik <strong>für</strong> Unfall<strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie): Die<br />

lokale Freisetzung von IGF- <strong>und</strong> FGF-ß1 aus<br />

einer biodegradierbaren Poly (D, L-Laktid)-<br />

Beschichtung von Implantaten beschleunigt<br />

die Frakturheilung.<br />

2001 Dr. Martin Grotz (Med. Hochschule<br />

Hannover, Unfallchirurgische Klinik): Die<br />

Darmhypothese des Multiorganversagens<br />

nach schwerem Trauma.<br />

2002 Dr. Frank Kandziora (Charité, Campus<br />

Virchow, Berlin): Experimentelle Spondylodese<br />

der Schafswirbelsäule.<br />

2003 PD Dr. med. Michael Amling (Klinik<br />

<strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

der Universität Hamburg): Von der<br />

skelettalen Mikroarchitektur über die Knochenzellbiologie<br />

zur zentralen Kontrolle der<br />

Knochenmasse.<br />

2004 PD Dr. med. Johannes Zeichen (Unfallchirurgische<br />

Klinik, Med. Hochschule<br />

Hannover): Modulation der Zellproliferation.<br />

Synthese von Procollagen Typ I, Typ<br />

III <strong>und</strong> Expression von Hitzeschockprotein<br />

72 von humanen Fibroblasten unter dem<br />

Einfluss von zyklischer mechanischer Dehnung.<br />

2005 PD Dr. Johannes Frank (Abteilung <strong>für</strong><br />

Handchirurgie, Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum<br />

Frankfurt/Main): Intravitalmikroskopische<br />

Analyse <strong>und</strong> Quantifizierung<br />

der Angiogenese <strong>und</strong> Mikrozirkulation im<br />

Gewebe <strong>und</strong> in der W<strong>und</strong>heilung am Tiermodell.<br />

2006 PD Dr. med. Niels C. Riedemann (Unfallchirurgische<br />

Klinik der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover): Die pathophysiologische<br />

Bedeutung des C5A-Rezeptors in der<br />

Entstehungsphase der Sepsis<br />

2007 Frau PD Dr. med. Pia Pogoda (Klinik<br />

<strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf): Knochenmasseverlustsyndrome<br />

im Schaf: Entwicklung <strong>und</strong><br />

Charakterisierung neuer klinikrelevanter<br />

Osteoporose-Großtiermodelle<br />

2008 PD Dr. Deike Varoga (Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />

Universitätsklinikum Schleswig-<br />

Holstein, Campus Kiel): Expression <strong>und</strong><br />

Regulation angeborener Immunmechanismen<br />

bei Gelenkerkrankungen<br />

2009 PD Dr. Wolfgang Schneiders (Klinik<br />

<strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus<br />

der TU Dresden): Untersuchungen der Materialeigenschaften<br />

<strong>und</strong> der Biokompatibilität<br />

eines mit Chondroitinsulfat <strong>und</strong> Kollagen<br />

versetzten Kalziumphosphatzements.<br />

2010 PD Dr. Carl Haasper (Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover): Tissue Engineering eines osteochondralen<br />

Transplantates - Klinische <strong>und</strong><br />

experimentelle Untersuchungen<br />

Preisträger des Innovationspreises<br />

(gesponsort von der Fa. DePuy)<br />

1998 Angela Olinger (Abteilung <strong>für</strong> Unfall-,<br />

Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie der<br />

Chirurgische Universitätsklinik Homburg/<br />

Saar) et. all.: Minimalinvasiver endoskopischer<br />

Zugang zur ventralen Spondylodese<br />

der lumbalen Wirbelsäule (Lumboskopie).<br />

1999 Dr. Christian Dahlen (Dresden):<br />

PC-basierte 3-D-Software zur Operationsplanung<br />

in der rekonstruktiven Fußchirurgie.<br />

2000 Dr. Alexander Hofmann (Klinik <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie der Philipps-Universität<br />

Marburg) et all.: Bioengineering eines vitalen<br />

Knochentransplantats mit autologen<br />

Eigenschaften.<br />

2001 PD Dr. P. Euler (Chirurgische Klinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et all.:<br />

Evaluation <strong>und</strong> klinische Einführung eines<br />

neuen Bildwandlergerätes zur intraoperativen<br />

Herstellung dreidimensionaler Röntgenbilder.<br />

2002 Dr. Peter Biberthaler (Chirurgische<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik der LMU München) et<br />

al.: Die Mikrozirkulation der Supraspinatussehne<br />

am Menschen: erstmalige In-<br />

vivo-Analyse nach degenerativer Läsion der<br />

Rotatorenmanschette.<br />

2003 Dr. Tim Rose (Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums<br />

Leipzig) et all.: Die<br />

Verbesserung der Knochenheilung im<br />

osteoporotischen Rattenmodell durch die<br />

zellvermittelte Expression von Bone Morphogenetic<br />

Protein 4 (BMP-4) nach ex-vivo<br />

Gentherapie.<br />

2004 Nicht vergeben.<br />

2005 Dr. Arndt Schilling (Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

<strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

des Universitätsklinikums<br />

Hamburg-Eppendorf) et all.: Resorbierbarkeit<br />

von Knochenersatzmaterialien durch<br />

humane Osteoklasten – Entwicklung eines<br />

quantitativen Assays als Leitschiene <strong>für</strong> den<br />

klinischen Einsatz.<br />

2006 Dr. Felix Walcher (Klinik <strong>für</strong> Unfall-,<br />

Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie des<br />

Klinikums der Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität Frankfurt/Main): Präklinische<br />

Sonographie – Entwicklung, Validierung<br />

<strong>und</strong> klinische Anwendung in der Notfallmedizin<br />

2007 PD Dr. Thomas Gross (Leiter Traumatologie<br />

<strong>und</strong> Vice-Primario Chirurgie,<br />

Ospedale Civico Lugano (CH)): Der Einsatz<br />

eines multifunktionalen bildgestützten Interventionsraumes<br />

(MBI) in der Initialphase<br />

stationärer Schwerverletzten-Versorgung:<br />

Erwartungen, Realität <strong>und</strong> Perspektive<br />

2008 PD Dr. Carsten Englert (Unfallchirurgie<br />

des Klinikums der Universität Regensburg):<br />

Bonding of acticular cartilage using<br />

a combination of biochemical degradation<br />

and surface cross-linking<br />

2009 Dr. Tobias Winkler (Centrum <strong>für</strong><br />

Musculoskeltale Chirurgie der Charité-<br />

Universitätsmedizin Berlin):Doseresponsen<br />

relationship of mesenchymal stem cell<br />

transplantation and functional regeneration<br />

after severe skeletal muscle injury<br />

in rats<br />

2010 PD Dr. Peter Strohm (Department<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie, Universitätsklinikum<br />

Freiburg) et all.: Einfluss<br />

der Span-/Deckplattenrelation auf das<br />

Transplantatversagen bei der ventralen<br />

Spondylodese mit autologem, tricorticalen<br />

Beckenkammspan<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />

Der 1982 als ehrenvolle Auszeichnung <strong>für</strong><br />

wissenschaftliche Verdienste um die Unfallheilk<strong>und</strong>e<br />

gestiftete Johann-Friedrich-<br />

Dieffenbach-Büste wurde bisher verliehen<br />

an:<br />

1982 Prof. Dr. Herbert Junghanns <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Alfred Nikolaus Witt<br />

1983 Prof. Dr. Hans Willenegger<br />

1984 Prof. Dr. Jörg Rehn<br />

1985 Prof. Dr. Martin Allgöwer<br />

1986 B<strong>und</strong>eshauptstadt Berlin<br />

1987 Prof. Dr. Günter Friedebold<br />

1988 Keine Vergabe<br />

1989 Prof. Dr. Siegfried Weller<br />

1990 Prof. Dr. Wilhelm Schink<br />

1991 Keine Vergabe<br />

1992 Prof. Dr. Walter Blauth<br />

1993 Prof. Dr. Stephan Perren<br />

1994 Prof. Dr. Harald Tscherne, Hannover<br />

1995 Dr. Klaus Klemm, Frankfurt/Main,<br />

<strong>und</strong> Dr. Wulf-Dieter Schellmann, Peine<br />

1996 Prof. Dr. Lutz Claes, Ulm<br />

1997 Prof. Dr. Jürgen Probst, Murnau<br />

1998 Prof. Dr. Cajus Burri, Ulm<br />

1999 Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh, Berlin<br />

2000 Prof. Dr. Gert Muhr, Bochum<br />

2001 Prof. Dr. Horst Cotta, München<br />

2002 Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz)<br />

2003 Prof. Dr. Ulrich Lanz, Neustadt/Saale<br />

2004 Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, Bochum<br />

2005 Prof. Dr. rer. nat. Dipl. Ing. Edm<strong>und</strong><br />

A.M. Neugebauer, Köln<br />

2006 Prof. Dr. sc. Techn. Erich Schneider,<br />

Davos (Schweiz)<br />

2007 Prof. Dr. Ulrich Holz, Stuttgart<br />

2008 Prof. Dr. Wolf Mutschler, München<br />

2009 Prof. Dr. Norbert P. Haas, Berlin<br />

2010 Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Otte,<br />

Hannover<br />

Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-<br />

Medaille<br />

Der Literaturpreis in Form der 2000 gestifteten<br />

Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-<br />

Medaille wurde bisher verliehen an:<br />

2001 Prim. Dr. Fritz Povacz, Gaspolzhofen,<br />

Österreich, <strong>für</strong> sein Werk „Die Geschichte<br />

der Unfallchirurgie“<br />

2002 PD Dr. Dr. h.c. Urs Heim, Gümligen,<br />

Schweiz, <strong>für</strong> sein Werk „Das Phänomen AO.<br />

Gründung <strong>und</strong> erste Jahre der Arbeitsge-<br />

meinschaft <strong>für</strong> das Studium der Osteosynthese<br />

(1958-19<strong>63</strong>)“<br />

2003 Dr. Eduard M. Walthers, Marburg an<br />

der Lahn, <strong>für</strong> seine Übersetzung des Werks<br />

von A. Greenspan: Orthopedic Radiology. A<br />

practical Approach unter dem Titel „Skelettradiologie<br />

– Orthopädie, Traumatologie,<br />

Rheumatologie, Onkologie“<br />

2004 Prof. Dr. Ernst Teubner, Göppingen,<br />

<strong>für</strong> sein Werk „Der Schultergürtel. Form<br />

<strong>und</strong> Funktion, Entwicklung, Biomechanik<br />

<strong>und</strong> Trauma“<br />

2005 Prof. Dr. Michael Sachs, Frankfurt am<br />

Main, <strong>für</strong> sein Werk „Die Geschichte der<br />

operativen Chirurgie“, 5 Bände.<br />

2006 Prof. Dr. Benno Kummer, Köln, <strong>für</strong><br />

sein Werk „Biomechanik. Form <strong>und</strong> Funktion<br />

des Bewegungsapparates“.<br />

2007 Prof. Dr. Jürgen Rudigier, Offenburg,<br />

<strong>für</strong> sein Werk „Kurzgefasste Handchirurgie.<br />

Klinik <strong>und</strong> Praxis“.<br />

2008 Dr. iur. Horst Kater, Berlin, <strong>für</strong> sein<br />

Werk „Das ärztliche Gutachten im sozialgerichtlichen<br />

Verfahren. Die schwierige<br />

Kommunikation zwischen Juristen <strong>und</strong><br />

Medizinern.“<br />

2009 Prof. Dr. Ulrich A. Wagner, Wesermünde,<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Hans-Martin Schmidt,<br />

Bonn, <strong>für</strong> ihr Werk „Ausgewählte Fehler<strong>und</strong><br />

Gefahrensituationen bei orthopädisch-unfallchirurgischen<br />

Eingriffen. Ein<br />

Kompendium unter besonderer Berücksichtigung<br />

topografischer Aspekte“<br />

2010 Prof. Dr. Reiner Labitzke, Schwerte,<br />

<strong>für</strong> sein Werk „Handbuch der Seilosteosynthesen“.<br />

Carl-Thiem-Gedenkmünze<br />

Die Carl-Thiem-Gedenkmünze, gestiftet<br />

1997 anlässlich des 75-jährigen Bestehens<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />

wurde bisher verliehen an:<br />

1997 OMR Dr. sc. med. Wolfgang Kurz,<br />

Lübben<br />

1998 Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, Celle<br />

1999 Prof. Dr. Gert Specht, Berlin<br />

2000 Dr. Klaus Welz, Cottbus<br />

2001 Dr. Hans Rudolph, Rotenburg/<br />

Wümme<br />

2002 Prof. Dr. Eberhard Markgraf, Jena<br />

2003 Nicht vergeben<br />

2004 PD Dr. Wolfgang H<strong>und</strong>shagen,<br />

Nordhausen<br />

2005 Nicht vergeben<br />

2006 Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meinecke,<br />

Reinbek<br />

2007 Prof. Dr. Heinrich Reilmann,<br />

Braunschweig<br />

2008 Prof. Peter Wendsche, Brno,<br />

Tschechische Republik<br />

2009 Prof. Dr. Volker Echtermeyer, Minden<br />

2010 Prof. Dr. Christian Lackner, München<br />

Goldene Ehrennadel<br />

Die Goldene Ehrennadel, gestiftet 1989,<br />

wurde bisher verliehen an:<br />

1989 Gisela Vopel, Berlin ✝<br />

1990 Dr. jur. Friedrich Watermann, Bonn ✝<br />

1991 Keine Vergabe<br />

1992 Hans-Jürgen Gühne, Bochum, <strong>und</strong><br />

Klaus Hug, Umkirch<br />

1993 Prof. Dr. med. Dr. phil. Siegfried<br />

Borelli, München<br />

1994 Keine Vergabe<br />

1995 Keine Vergabe<br />

1996 Dr. Heinz Volk, Bochum<br />

1997 Dr. h.c. Hannelore Kohl, Bonn ✝<br />

1998 Medico International, Kampagne<br />

zum Verbot von Landminen, Frankfurt/<br />

Main<br />

1999 Dipl.-Ing. (FH) Max Schuster,<br />

Neusaess<br />

2000 Gerhard Kugler, Geschäftsführer a.D.<br />

ADAC-Luftrettung, Geretsried †<br />

2001 Ursula von Voigt, Berlin<br />

2002 Keine Vergabe<br />

2003 Siegfried Steiger, Björn-Steiger-<br />

Stiftung<br />

2004 Dr. jur. Günther Sokoll,<br />

Sankt Augustin<br />

2005 Prof. Dipl. Ing. Dietmar Otte,<br />

Hannover<br />

2006 Dr. Annette Güntert, B<strong>und</strong>esärztekammer,<br />

Berlin<br />

2007 Prof. Dr. med. habil. Dr. Ing. Dr. med.<br />

h.c. Michael Ungethüm, B. Braun-Aesculap<br />

Tuttlingen<br />

2008 Prof. Manfred Bandmann, Präsident<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrates,<br />

Bonn<br />

2009 Ärzte ohne Grenzen e. V., Berlin<br />

2010 Aktionsbündnis Patientensicherheit<br />

e. V., Bonn<br />

Frühere Präsidenten <strong>und</strong> Kongressorte<br />

1. Jahrestagung (Leipzig 1922):<br />

Prof. Dr. Hans Liniger<br />

2. Jahrestagung (Innsbruck 1924):<br />

Prof. Dr. Hans Liniger<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 9


10<br />

3. Jahrestagung (Köln 1926):<br />

Prof. Dr. Hans Liniger<br />

4. Jahrestagung (Nürnberg 1927):<br />

Prof. Dr. Hans Liniger<br />

5. Jahrestagung (Berlin 1929):<br />

Prof. Dr. Hans Liniger<br />

6. Jahrestagung (Breslau 1930):<br />

Obermedizinalrat Dr. Paul Jottkowitz<br />

7. Jahrestagung (Bochum 1932):<br />

Prof. Dr. Georg Magnus<br />

8. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1933):<br />

Prof. Dr. Victor Schmieden<br />

9. Jahrestagung (Würzburg 1934):<br />

Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Fritz König<br />

10. Jahrestagung (Berlin 1935):<br />

Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. August<br />

Borchard<br />

11. Jahrestagung (Hamburg 1936):<br />

Prof. Dr. Max zur Verth<br />

12. Jahrestagung (Würzburg 1937):<br />

Prof. Dr. Martin Reichardt<br />

13. Jahrestagung (Kiel 1939):<br />

Prof. Dr. A.W. Fischer<br />

14. Jahrestagung (Bochum 1950):<br />

Prof. Dr. Heinrich Bürkle de la Camp<br />

15. Jahrestagung (Bonn 1951):<br />

Prof. Dr. Erich Freiherr von Redwitz<br />

16. Jahrestagung (Oldenburg 1952):<br />

Prof. Dr. Helmut Bohnenkamp<br />

17. Jahrestagung (Bad Neuenahr 1953):<br />

Ministerialrat a.D. Prof. Dr. Dr. Michael<br />

Bauer<br />

18. Jahrestagung (Stuttgart 1954):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Kreuz<br />

19. Jahrestagung (Goslar 1955):<br />

Prof. Dr. Gottfried Jungmichel<br />

20. Jahrestagung (Heidelberg 1956):<br />

Prof. Dr. Dr. med. h.c. Dr. jur. h.c. K.H. Bauer<br />

21. Jahrestagung (Köln 1957):<br />

Prof. Dr. Wilhelm Tönnis<br />

22. Jahrestagung (Kiel 1958):<br />

Prof. Dr. Gustav Störring<br />

23. Jahrestagung (Berlin 1959):<br />

Prof. Dr. Helmut Reinwein<br />

24. Jahrestagung (Lindau/Bodensee 1960):<br />

Prof. Dr. Berthold Mueller<br />

25. Jahrestagung (Garmisch-Partenkirchen<br />

1961):<br />

Prof. Dr. Alfons Lob<br />

26. Jahrestagung (Bad Godesberg 1962):<br />

Ministerialrat Dr. Clemens Dierkes<br />

27. Jahrestagung (Berlin 19<strong>63</strong>):<br />

Oberregierungsrat a.D. Dr. jur. Herbert<br />

Lauterbach<br />

28. Jahrestagung (Würzburg 1964):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Alfred Nikolaus Witt<br />

29. Jahrestagung (Stuttgart 1965):<br />

Prof. Dr. Carl Humperdinck<br />

30. Jahrestagung (Frankfurt/Main 1966):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Junghanns<br />

31. Jahrestagung (Berlin 1967):<br />

Prof. Dr. Herbert Elbel<br />

32. Jahrestagung (Hamburg 1968):<br />

Prof. Dr. Heinrich Bartelheimer<br />

33. Jahrestagung (Nürnberg 1969):<br />

Dr. Wolfgang Perret<br />

34. Jahrestagung (Düsseldorf 1970):<br />

Prof. Dr. Günther Könn<br />

35. Jahrestagung (Freiburg i. Brsg. 1971):<br />

Prof. Dr. Jörg Rehn<br />

36. Jahrestagung (= Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung;<br />

Bern 1972):<br />

Prof. Dr. Georg Maurer<br />

37. Jahrestagung (Berlin 1973):<br />

Prof. Dr. Günter Friedebold<br />

38. Jahrestagung (Berlin 1974):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Ulmer<br />

39. Jahrestagung (= 2. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung;<br />

Berlin 1975):<br />

Prof. Dr. Wolfgang Faubel<br />

40. Jahrestagung (Berlin 1976):<br />

Prof. Dr. Heinz Contzen<br />

41. Jahrestagung (Berlin 1977):<br />

Prof. Dr. Günther Dotzauer<br />

42. Jahrestagung (Berlin 1978):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Weller<br />

43. Jahrestagung (= 3. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung;<br />

Wien 1979):<br />

Prof. Dr. Harald Tscherne<br />

44. Jahrestagung (Berlin 1980):<br />

Prof. Dr. Walter Düben<br />

45. Jahrestagung (Berlin 1981):<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />

46. Jahrestagung (Berlin 1982):<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

47. Jahrestagung (= 4. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung;<br />

Lausanne 1983):<br />

Prof. Dr. Caius Burri<br />

48. Jahrestagung (Berlin 1984):<br />

Prof. Dr. Hermann Ecke<br />

49. Jahrestagung (Berlin 1985):<br />

Prof. Dr. Günther Hierholzer<br />

50. Jahrestagung (Berlin 1986):<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />

51. Jahrestagung (= 5. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung),<br />

(Berlin 1987):<br />

Prof. Dr. Eugen H. Kuner<br />

52. Jahrestagung (Berlin 1988):<br />

Prof. Dr. Karl-Heinz Jungbluth<br />

53. Jahrestagung (Berlin 1989):<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Schmit-Neuerburg<br />

54. Jahrestagung (Berlin 1990):<br />

Prof. Dr. Alfred Pannike<br />

55. Jahrestagung (= 6. Deutsch-Österreichisch-Schweizerische<br />

Unfalltagung; Wien<br />

1991):<br />

Prof. Dr. Dieter Havemann;<br />

56. Jahrestagung (Berlin 1992):<br />

Prof. Dr. Rahim Rahmanzadeh<br />

57. Jahrestagung (Berlin 1993):<br />

Prof. Dr. Ulrich Holz<br />

58. Jahrestagung (Berlin 1994):<br />

Prof. Dr. Axel Rüter<br />

59. Jahrestagung (Berlin 1995):<br />

Prof. Dr. Gert Muhr<br />

60. Jahrestagung (Berlin 1996):<br />

Prof. Dr. Eberhard Markgraf<br />

61. Jahrestagung (Berlin 1997):<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern<br />

62. Jahrestagung (Berlin 1998):<br />

Prof. Dr. Lothar Kinzl<br />

<strong>63</strong>. Jahrestagung (Berlin 1999):<br />

Prof. Dr. Peter Hertel<br />

64. Jahrestagung (Hannover 2000):<br />

Prof. Dr. Norbert P. Haas<br />

65. Jahrestagung (Berlin 2001):<br />

Prof. Dr. Peter Kirschner<br />

66. Jahrestagung (Berlin 2002):<br />

Prof. Dr. Klaus Rehm<br />

67. Jahrestagung (Berlin 2003):<br />

Prof. Dr. Hartmut R. Siebert<br />

68. Jahrestagung (Berlin 2004):<br />

Prof. Dr. Andreas Wentzensen<br />

69. Jahrestagung (Berlin 2005):<br />

Prof. Dr. Wolf Mutschler<br />

70. Jahrestagung (Berlin 2006):<br />

Prof. Dr. Klaus Michael Stürmer<br />

71. Jahrestagung (Berlin 2007):<br />

Prof. Dr. Kuno Weise<br />

72. Jahrestagung (Berlin 2008):<br />

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp<br />

73. Jahrestagung (Berlin 2009):<br />

Prof. Dr. Hans Zwipp<br />

74. Jahrestagung (Berlin 2010):<br />

Prof. Dr. Norbert P. Südkamp<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


„Weniger durcheinander –<br />

mehr miteinander!?“<br />

[Volksweisheit]<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

wenn Sie diese Zeilen lesen, hat das Jahr<br />

<strong>2011</strong> bereits tiefe Spuren in Ihrem privaten<br />

<strong>und</strong> beruflichen Alltag hinterlassen. Hoffentlich<br />

keine schmerzhaften.<br />

Mit dem Jahreswechsel erfolgte der „fliegende<br />

Stafettenwechsel“ in der Leitung<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>, im Vorstand, in den<br />

beratenden Gremien sowie teilweise auch<br />

in unseren extrem produktiven Arbeitsgemeinschaften,<br />

Sektionen sowie Kommissionen.<br />

Norbert Südkamp, unser Präsident<br />

2010, hat mit viel Geschick, seinem<br />

besonderen Charme, seiner Gelassenheit<br />

<strong>und</strong> Umsichtigkeit wesentlich, manchmal<br />

vielleicht nicht von jedem wahrnehmbar,<br />

enorme Arbeit innerhalb <strong>und</strong> außerhalb unserer<br />

<strong>Gesellschaft</strong> geleistet. Der <strong>Deutsche</strong><br />

Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

2010 übertraf erneut die Erwartungen.<br />

Das nicht nur betreffend der Teilnehmerzahl,<br />

sondern vor allem auch in Bezug auf<br />

neue breit akzeptierte Sitzungsformate.<br />

Den Kongresspräsidenten Daniel Frank<br />

(DGOOC <strong>und</strong> Präsident der DGOU 2010),<br />

Helmut Mälzer (BVOU), Norbert Südkamp<br />

<strong>für</strong> die DGU <strong>und</strong> dem kleinen, aber wirkungsvollen<br />

<strong>und</strong> unermüdlich <strong>für</strong> das Gelingen<br />

des Kongresses arbeitenden Team in<br />

Freiburg sowie dem <strong>für</strong> die ausgezeichnete<br />

Organisation verantwortlichen Unternehmen<br />

Intercongress – Frau Schröder, Frau<br />

Schwarz-Cloß <strong>und</strong> Herrn Berndt – sei an<br />

dieser Stelle herzlich gedankt!<br />

In den folgenden Seiten finden Sie die<br />

Veränderungen in den Leitungen unserer Arbeitsplattformen<br />

<strong>und</strong> im Nichtständigen Beirat.<br />

Allen, die große Verantwortung <strong>für</strong> unsere<br />

<strong>Gesellschaft</strong> in ihrer Freizeit übernommen haben<br />

<strong>und</strong> nun ihren Nachfolgern Platz machen,<br />

möchte ich im Namen des Vorstandes auch<br />

an dieser Stelle herzlich danken! Ohne Ihre<br />

Unterstützung, ohne Ihre kritischen Anmerkungen<br />

würde sich unsere <strong>Gesellschaft</strong> nicht<br />

bewegen <strong>und</strong> in Beliebigkeit dahindümpeln!<br />

Unser Präsident <strong>2011</strong>, Tim Pohlemann,<br />

setzt nahtlos dort an, wo Norbert Südkamp<br />

mit seinem Team begonnen hat:<br />

Daniela Nagorka, Susanne Lehnert, Susanne Herda <strong>und</strong> Joachim Arndt von der DGU-Geschäfststelle<br />

■ ■Nachwuchsförderung<br />

<strong>und</strong> -gewinnung,<br />

■ ■Stärkung<br />

der patientenorientierten Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

<strong>und</strong> Versorgungsforschung<br />

durch gezielte Unterstützung <strong>und</strong> neue<br />

Strukturen,<br />

■ ■Umsetzung<br />

der Empfehlung der Potsdamer<br />

Konferenz 2010 mit dem Ziel, die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie in ihren Strukturen,<br />

vornehmlich der Gremien, so zu verschlanken,<br />

dass sie ihre Aufgabe – Vertretung<br />

des Faches Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

zusammen mit den Fachgesellschaften<br />

in synergistischer Arbeitsweise<br />

mit Betonung auf Optimierung des Einsatzes<br />

aller Ressourcen – noch effektiver<br />

durchführen kann.<br />

Geschäftsstelle in Berlin leistet<br />

Hervorragendes<br />

Wir als Mitglieder profitieren tagtäglich<br />

von der exzellenten, größtenteils „im Stillen“,<br />

erledigten Arbeit. Anfang des Jahres<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 11


12<br />

haben wir uns im kleinen Kreis mit den<br />

Mitarbeitern <strong>und</strong> Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle<br />

zusammengesetzt, um nach<br />

Anhörung der Einzelnen gemeinsam weitere<br />

Professionalisierungsmaßnahmen der<br />

Geschäftsstelle festzulegen. Frau Susanne<br />

Lehnert wird weiterhin die verantwortungsvollen<br />

Aufgaben Rechnungswesen <strong>und</strong><br />

Mitgliederverwaltung zur Unterstützung<br />

unseres Schatzmeisters wahrnehmen. Frau<br />

Susanne Herda hat sich mit großem Engagement,<br />

Geschick <strong>und</strong> Fertigkeiten in den<br />

Aufgabenbereich Kommunikation / Presse-<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit eingearbeitet. Sie<br />

unterstützt gern auch die Arbeit unserer<br />

„Arbeitsplattformen“ wie z. B. die Arbeitsgemeinschaften,<br />

Sektionen, Kommissionen<br />

<strong>und</strong> Projekte. „Ein Anruf genügt!“<br />

Über zehn Jahre leitet Herr Dipl.-Pol. Joachim<br />

Arndt unsere Geschäftsstelle. Er ist <strong>für</strong><br />

die Leitung, Organisation <strong>und</strong> Unterstützung<br />

der unter meiner Verantwortung stehenden<br />

Aufgaben zuständig <strong>und</strong> mir, dem<br />

Vorstand sowie den Arbeitsgruppen ein verlässlicher<br />

<strong>und</strong> geduldiger Ideengeber.<br />

Im Ergebnis unserer Beratung mussten<br />

wir feststellen, dass trotz Kooperation mit<br />

der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />

Chirurgie Jahr <strong>für</strong> Jahr mehr Aufgaben <strong>für</strong><br />

die Geschäftsstelle anfallen, so dass zum<br />

1. April diesen Jahres die Geschäfts stelle<br />

um einen weiteren Teilzeitmitarbeiter<br />

verstärkt werden wird. Im Vergleich mit<br />

anderen Fachgesellschaften oder Berufsverbänden<br />

mit ähnlich hoher Mitgliederzahl<br />

– derzeit 4.300 DGU-Mitglieder – ist unsere<br />

Geschäftsstelle personell noch im unteren<br />

Limit ausgestattet.<br />

Die Kommunikation von <strong>und</strong> mit unseren<br />

Mitgliedern erfolgt bislang über die „<strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ zweimal im<br />

Jahr, über unsere Homepage, die hoffentlich<br />

bis zum Herbst mit neuem Inhalt <strong>und</strong><br />

neuem Gesicht <strong>und</strong> Funktionalität erscheinen<br />

wird, sowie unserem Newsletter<br />

„DGU-Aktuell“, den wir per Mail versenden.<br />

Gemeinsam mit der DGOOC <strong>und</strong> dem Berufsverband<br />

der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> dem Thieme-Verlag<br />

werden wir Vorschläge erarbeiten, um<br />

die Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Kommunikation<br />

im Sinne von Synergien, aber auch<br />

notwendiger Differenzierung unter Nutzung<br />

heutiger Möglichkeiten zu optimieren<br />

<strong>und</strong> den Gewohnheiten unserer, vor<br />

allem auch jüngeren Mitglieder entgegenkommen<br />

zu können.<br />

Wie lautet Ihre Meinung: Wollen Sie<br />

weiterhin zweimal im Jahr <strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> als physisches greifbares<br />

„Erlebnis“ bekommen? Wollen wir nur noch<br />

„online-Produkte“ verwenden?<br />

Kurzfristig: Beides, komprimierter <strong>und</strong> mehr<br />

miteinander! Diese Strategie erscheint uns,<br />

die richtige Antwort zu sein.<br />

Weiterbildung weniger durchein-<br />

ander – mehr miteinander.<br />

Das Fach O <strong>und</strong> U findet nur langsam in<br />

der Praxis zusammen <strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong> liegt<br />

nicht nur in der Umsetzung der Weiterbildungsinhalte.<br />

Uns allen ist bekannt, dass<br />

das immer noch als neu empf<strong>und</strong>ene Fach<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie in manchen<br />

Bereichen der täglichen Praxis in Klinik<br />

<strong>und</strong> Niederlassung nur teilweise umgesetzt<br />

wird. Motor <strong>für</strong> das Gelingen der<br />

Umsetzung in die Praxis sind die Kliniken,<br />

insbesondere diejenigen, die die Inhalte des<br />

Faches in der Weiterbildung zum Facharzt<br />

vermitteln. Im ambulanten Bereich versperren<br />

noch Regelungen der KV <strong>und</strong> die oft<br />

noch fehlende Einigung der Vertreter aus<br />

Chirurgie <strong>und</strong> Orthopädie einer möglichen<br />

Anpassung den Weg.<br />

Einige Leuchttürme mit konkreten, praxisnahen<br />

Weiterbildungscurricula zeigen, dass<br />

es auch in schwierigen Versorgungssituationen<br />

möglich ist, eine gemeinsame fachbezogene<br />

Weiterbildung <strong>für</strong> den Nachwuchs zu<br />

organisieren. Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist das<br />

Vorleben, das „mehr miteinander als gegeneinander“<br />

trotz des zunehmenden Wettbewerbes<br />

<strong>und</strong> des „Kampfes ums Überleben“<br />

mancher. Einrichtungen mit entsprechend<br />

angepassten Organisationsformen <strong>und</strong> Einbindung<br />

z. B. geriatrischer Expertise, Frührehabilitation<br />

oder spezieller konservativer Behandlungsmethoden,<br />

auch im Verb<strong>und</strong> mit<br />

ambulanten Partnern, weisen erfolgreiche<br />

„Geschäftsmodelle“ mit mehr Chancen im<br />

Wettbewerb auf.<br />

Das bedeutet aber auch, dass wir, wie<br />

auch andere Fächer im Zuge der Spezialisierung<br />

<strong>und</strong> Supraspezialisierung, uns<br />

weiterhin da<strong>für</strong> einzusetzen haben, dass<br />

neben den kompetenten Spezialisten<br />

auch ausreichend „Generalisten“, „orthopädische-unfallchirurgische<br />

Zehnkämpfer“<br />

wie es Michael Oberst formuliert hat, <strong>für</strong><br />

eine kompetente Versorgung aus einer<br />

Hand vorzuhalten sind. Diesen Spagat gilt<br />

es in den Fachgesellschaften auszuhalten<br />

<strong>und</strong> das in der Musterweiterbildungsordnung<br />

definierte Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie vor einem Auseinanderbrechen<br />

in konservative oder operative<br />

Inhalte, in Spezialitäten <strong>und</strong> Subspezialitäten<br />

zu bewahren. Der Wert des Facharztes<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

muss vor einer Abwertung durch supraspezialisierte<br />

Weiterbildungsqualifikationen<br />

wirkungsvoll geschützt werden. Die leidvollen<br />

Erfahrungen aus den Vereinigten<br />

Staaten von Nordamerika sollten uns eine<br />

Warnung sein!<br />

In verschiedenen Arbeitskreisen, interdisziplinär<br />

besetzt, werden derzeit Möglichkeiten<br />

hinsichtlich der ärztlichen Qualifikation,<br />

z. B. <strong>für</strong> die Leitung <strong>und</strong> dauerhafte<br />

Tätigkeit in einer zentralen Notaufnahme<br />

(ZNA) oder in der Wirbelsäulenchirurgie<br />

unter Berücksichtigung aller Interessen,<br />

insbesondere einer flächendeckenden <strong>und</strong><br />

kompetenten Notfallversorgung, beraten.<br />

Unsere Vertreter in der gemeinsamen Weiterbildungskommission<br />

auf dem Gebiet<br />

Chirurgie tragen dabei eine hohe Verantwortung.<br />

Seit über zehn Jahren darf ich<br />

relativ unmittelbar an der Gestaltung der<br />

Weiterbildung im Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />

aber auch auf dem Gebiet Chirurgie<br />

teilhaben. Und ich erlebte <strong>und</strong> erlebe<br />

dabei die Schwierigkeit, alle Interessen <strong>und</strong><br />

guten Ideen <strong>und</strong> Vorschläge in eine Ordnung<br />

zu gießen, die, sobald umgesetzt, teilweise<br />

bereits einer Erneuerung aufgr<strong>und</strong><br />

der rasanten medizinischen Entwicklung,<br />

der Versorgungsstrukturen <strong>und</strong> Änderung<br />

der Rahmenbedingungen bedürfen. Der<br />

Prozess der Anpassung ist jedoch verfahrensbedingt<br />

sehr, sehr langsam. Vielleicht<br />

lernen wir daraus, dass wir andere Formen<br />

der externen Bestätigung einer speziellen<br />

Zusatzqualität finden, die sich besser den<br />

Änderungen <strong>und</strong> Bedürfnissen anpassen<br />

kann. Fachgesellschaften schließen sich<br />

zusammen, definieren den Bedarf <strong>und</strong> die<br />

Notwendigkeit zusätzlicher Qualifikationen<br />

<strong>und</strong> erarbeiten berufsbegleitende Curricula<br />

in Form von zertifizierten Fortbildungsgängen.<br />

Damit soll die besondere Qualität in<br />

speziellen Bereichen unseres Faches gesichert<br />

<strong>und</strong> jedem Interessierten die Chance<br />

zur weiteren Qualifikation geboten werden.<br />

Das geht auch in Europa, wie Nachbarländer<br />

zeigen. Bei uns nicht, noch nicht; hierzu<br />

müssten die Ärztekammern mit ins Boot geholt<br />

werden.<br />

Eine weitere Dauerbaustelle <strong>und</strong> Herausforderung<br />

sind die schleichenden Strukturveränderungen<br />

im ambulanten wie stationären<br />

Bereich durch die vielerorts notwendigen<br />

Honorarärzte, die nach Untersuchung<br />

in 50 Prozent aller Kliniken den Mangel an<br />

AssistenzärztInnen vorübergehend <strong>und</strong> nur<br />

teilweise überbrücken.<br />

Honorar-/KonsiliarärztInnen bewirken<br />

aber auch einen massiven Eingriff in bisherige<br />

gewohnte Versorgungsstrukturen.<br />

Von Krankenhausträgern angezogen, nicht<br />

immer im Einvernehmen mit den Abteilungschefs,<br />

sollen sie Leistungen in „Scheinselbstständigkeit“<br />

<strong>und</strong> bei guter Entlohnung<br />

erbringen.<br />

Chancen <strong>für</strong> die Weiterzubildenden vor<br />

Ort werden vertan, persönliche Leistungs-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


erbringung vorgeschrieben <strong>und</strong> Leistungsmengen<br />

ausgeweitet, was bereits zu kritischen<br />

Kommentaren der Kostenträger betreffend<br />

einer korrekten <strong>und</strong> qualifizierten<br />

Indikationsstellung geführt hat.<br />

In den jährlich stattfindenden Spitzengesprächen<br />

mit den Vertretern der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie<br />

<strong>und</strong> Intensivmedizin <strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong> der Berufsverbände<br />

wurde dieses Thema mit dem Ergebnis<br />

beraten, dass wir zunächst Klarheit<br />

gewinnen müssen, in welchem Ausmaß<br />

<strong>und</strong> in welchen Tätigkeitsschwerpunkten<br />

Honorar- <strong>und</strong> Konsiliarärzte tätig sind. Und<br />

zweitens, welche Maßnahmen z. B. zur Sicherung<br />

der Weiterbildung gemeinsam<br />

mit dem mitgliederstarken Verband der<br />

Honorarärzte <strong>und</strong> weiteren mittelbar <strong>und</strong><br />

unmittelbar Beteiligten sowie Ärztekammern<br />

getroffen werden müssen. Dieses<br />

neue Tätigkeitsfeld ist nicht temporärer<br />

Art. Deshalb werden wir die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Veränderungen nicht nur aktiv zu<br />

begleiten, sondern auch bei der weiteren<br />

Umsetzung mitzugestalten haben. Wir<br />

müssen verhindern, dass wir als Fachgesellschaft<br />

unserer Verantwortung <strong>für</strong> die<br />

Qualität der Bildung, der Innovation im<br />

Fach <strong>und</strong> deren kriteriengerechten Umsetzung<br />

in die Versorgung nicht mehr gerecht<br />

werden können, weil uns der Handlungsspielraum<br />

da<strong>für</strong> genommen wird.<br />

Im Kontext hierzu verstärken wir unsere<br />

Maßnahmen zur Gewinnung <strong>und</strong> Förderung<br />

des Nachwuchses speziell <strong>für</strong> unser<br />

Fach:<br />

■ ■zentrale<br />

Aktionen wie Tag der Studierenden<br />

auf dem DKOU <strong>und</strong> die Summer<br />

School <strong>2011</strong> in Rostock<br />

■ ■der<br />

Nachwuchskongress der Chirurgie in<br />

Berlin <strong>für</strong> Studierende im März <strong>2011</strong> mit<br />

Darstellung aller Fächer des Gebietes Chirurgie<br />

■ ■regionale<br />

Werbeaktionen, um bei Studierenden,<br />

insbesondere PJlerInnen,<br />

aber auch Schülern in den letzten Klassen<br />

des Gymnasiums <strong>für</strong> unser Fach zu<br />

werben<br />

Diese Maßnahmen können nur als flankierende<br />

Maßnahmen verstanden werden.<br />

Nachwuchs gewinnen wir in der Klinik, bei<br />

PJlerInnen. Hier sind die Chancen groß, um<br />

zu „glänzen“ <strong>und</strong> gegenüber anderen Fächern<br />

zu überzeugen. Die Verantwortlichen,<br />

die Chefs <strong>und</strong> OberärztInnen sind hierbei<br />

ganz besonders gefordert!<br />

Qualität <strong>und</strong> Sicherheit sind die Wettbewerbsfaktoren,<br />

die zunehmend das Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

<strong>und</strong> den Ges<strong>und</strong>heitsmarkt<br />

dominieren. Hierzu haben wir bereits<br />

manche Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte auf den<br />

Weg gebracht. Die Öffentlichkeit, vor allem<br />

die Laienöffentlichkeit, erreichen diese<br />

Maßnahmen nur selten <strong>und</strong> bruchstückhaft.<br />

Unter dem Label „Initiative Qualität<br />

<strong>und</strong> Sicherheit in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie“<br />

wollen wir die verschiedenen Maßnahmen<br />

zur Förderung der Qualität <strong>und</strong><br />

Verfahrens- <strong>und</strong> Patientensicherheit nach<br />

außen darstellen, regelmäßig Ergebnisse<br />

aufzeigen <strong>und</strong> damit alle unseren Mitgliedern<br />

bei dieser schwierigen Aufgabe unterstützen<br />

sowie Möglichkeiten anbieten,<br />

ihre Wettbewerbsfähigkeit zu optimieren.<br />

Zertifizierung im TraumaNetzwerk D DGU,<br />

das TraumaRegister DGU, das CIRS-Fehlermeldesystem,<br />

safe trac-Kurse der AUC, der<br />

neue, gemeinsam mit der <strong>Deutsche</strong>n Rettungsflugwacht<br />

entwickelte HOTT-Kurs zu<br />

mehr Sicherheit an der Schnittstelle Präklinik/Klinik<br />

<strong>und</strong> auf anderen Sektoren die<br />

Projekte der AG Prävention <strong>und</strong> gemeinsame<br />

Aktionen mit dem <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrat<br />

(DVR) im Bereich des<br />

Straßenverkehrs sind bereits erprobte Beispiele.<br />

Dabei definieren wir die Inhalte, was<br />

Qualität in unserem Fach <strong>und</strong> Sicherheit <strong>für</strong><br />

unsere Patienten ausmacht.<br />

Dass wir als Fachgesellschaft nicht immer<br />

dabei erwünscht sind, zeigt der Ansatz des<br />

AQUA-Institutes, das bewusst die Fachgesellschaften,<br />

z.B. bei der Definition von Qualitätsindikatoren,<br />

außen vorhält. Anders die<br />

Initiative Qualitätsmedizin (IQM), die uns<br />

eingeladen hat, in einem gemeinsamen<br />

Projekt mit der AG Alterstraumatologie unter<br />

Nutzung von Routinedaten die sektorenübergreifende<br />

Qualitätssicherung weiter zu<br />

entwickeln. Das kann aber nur der Anfang<br />

sein.<br />

Vertreter der Kostenträger <strong>und</strong> des BMG<br />

werfen uns Fachgesellschaften vor, dass<br />

wir viel zu wenig Interesse an der Versorgungsforschung<br />

hätten. Gleichzeitig aber<br />

verhindern sie, dass wir an deren Datenbank,<br />

nämlich die sektorenübergreifenden<br />

Routinedaten, ohne Gängelung durch interessierte<br />

Kassen oder Firmen (3M) oder<br />

Klinikunternehmen gelangen, um eben<br />

diese Forschung nach wissenschaftlichen<br />

Kriterien <strong>und</strong> Fragestellungen durchführen<br />

zu können. Für die meisten von Ihnen<br />

sicherlich unverständlich, <strong>für</strong> die „Eingeweihten“<br />

aber eine seit Jahren auch von<br />

uns erhobene Forderung, die wir nicht<br />

häufig genug erheben! Aber einmal sollte<br />

Schluss sein, den schwarzen Peter hin <strong>und</strong><br />

her zu schieben!<br />

Auch das langjährige Projekt „Nationales<br />

Endoprothesenregister“, entwickelt von der<br />

DGOOC, kann nun nach jahrelangen Verhandlungen<br />

zusammen mit gesetzlichen<br />

Krankenkassen <strong>und</strong> dem Berufsverband<br />

Medizinprodukte, BVmed, umgesetzt wer-<br />

den; Ende Februar wurde der Vertrag zur<br />

Einrichtung von allen Vertragspartnern unterzeichnet.<br />

„Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie“ ist als wesentlicher<br />

Bestandteil der Aus-, Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

in zweierlei Richtungen zu verstehen:<br />

Thematisierung der Konzepte <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen<br />

wie Risikomanagement einerseits, aber<br />

auch Sicherung der Qualität in der Bildung<br />

andererseits! Eine Aufgabe, der sich die<br />

Arbeitsgemeinschaften Lehre der DGCH<br />

(Leiter PD Dr. Felix Walcher, Frankfurt) <strong>und</strong><br />

der DGOU (Frau Dr. Fröhlich, Rostock) angenommen<br />

haben <strong>und</strong> als Querschnittsthema<br />

in vielen unserer Arbeitsgemeinschaften<br />

<strong>und</strong> Sektionen einen wesentlichen Platz<br />

hat <strong>und</strong> finden wird. Wer, wenn nicht wir,<br />

soll sich z. B. des Themas Medizinproduktesicherheit<br />

<strong>und</strong> Implantatversagen annehmen?<br />

Wer, wenn nicht wir, die wir tagtäglich<br />

damit konfrontiert werden!<br />

Dieses Thema wird wie weitere Querschnittsthemen,<br />

z. B. Notfallversorgung<br />

<strong>und</strong> Infektionen, Anfang Mai beim <strong>Deutsche</strong>n<br />

Chirurgenkongress in München aus<br />

der Perspektive der chirurgischen Fächer<br />

diskutiert werden. Gelegenheit, spezielle<br />

fachbezogene aktuelle Themen der chirurgischen<br />

Öffentlichkeit zu präsentieren <strong>und</strong><br />

als Orthopäde <strong>und</strong> Unfallchirurg sich sozusagen<br />

„über den Tellerrand“ seines Faches<br />

hinaus fortzubilden. München bietet mehr<br />

als „nur“ allgemeine Chirurgie! Nutzen Sie<br />

diese Chance, schwerpunktmäßig zur Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildung <strong>für</strong> Jüngere, aber zur<br />

Auffrischung spezieller Kenntnisse auch <strong>für</strong><br />

Erfahrene.<br />

Wir als Herausgeber hoffen, dass es uns<br />

gelungen ist, mit diesem Heft einige anregende<br />

Informationen aus den vielfältigen<br />

Aktivitäten unserer Fachgesellschaften, Ihren<br />

Partnern <strong>und</strong> Förderern vorzustellen.<br />

Allen Autoren danken wir sehr herzlich <strong>für</strong><br />

Ihre Beiträge!<br />

Bitte schreiben Sie uns, was Ihnen gefällt<br />

oder missfällt.<br />

Ihnen allen wünsche ich bei Ihrer Arbeit,<br />

aber auch zu Hause viel Erfolg <strong>und</strong> alles<br />

Gute!<br />

Mit besten Grüßen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 13<br />

Ihr<br />

H. Siebert


Kongress<br />

14<br />

Bericht des Präsidenten 2010<br />

N. Südkamp<br />

‚Tempus fugit et eis in illis’, sagen die Lateiner.<br />

Tatsächlich habe ich es ebenso erlebt:<br />

Das Jahr als Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie ist, wie ‚im Fluge’<br />

vergangen!<br />

Im Folgenden möchte ich Ihnen eine Bilanz<br />

meines Präsidentenjahres übermitteln.<br />

Repräsentation unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

Natürlich ist eine zentrale Aufgabe, die auch<br />

das gesamte Jahr beherrscht <strong>und</strong> dazu einen<br />

Großteil der Zeit <strong>und</strong> Aufmerksamkeit<br />

erfordert, die Planung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU). Nicht minder<br />

wichtig ist aber die Repräsentation der<br />

Fachgesellschaft auf eigenen <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

anderer <strong>Gesellschaft</strong>en, <strong>für</strong> die der<br />

Präsident der DGU die Ehre hat, Grußworte<br />

zu überbringen.<br />

Qualität der Schwerverletztenversorgung<br />

Der 2. Traumanetzwerk D Kongress der DGU<br />

im März 2010 in Marburg war wiederum ein<br />

großer Erfolg. Der Kongress hat eindrücklich<br />

gezeigt, dass das Traumanetzwerk D ein besonders<br />

herauszustellendes Beispiel <strong>für</strong> das<br />

Engagement einer Fachgesellschaft ist, die<br />

Qualität der Schwerverletztenversorgung<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik Ressourcen sparend<br />

zu gewährleisten. Es beteiligen sich b<strong>und</strong>esweit<br />

bereits 800 Kliniken, die sich in 48 Traumanetzwerken<br />

formiert haben; von diesen<br />

sind ca. 250 Kliniken bereits begutachtet<br />

<strong>und</strong> 95 % dieser Kliniken haben in vollem<br />

Umfang die Zertifizierungskriterien erfüllt.<br />

Die Akzeptanz von anderen Fachgebieten,<br />

wie der Anästhesie <strong>und</strong> der Neurochirurgie,<br />

die Akzeptanz in den eigenen Reihen,<br />

die engagierte Mitarbeit unserer Mitglieder<br />

<strong>und</strong> die Erfolgsmeldungen der Entwicklung<br />

des Traumanetzwerkes D in Deutschland mit<br />

inzwischen insgesamt 10 erfolgreich zertifizierten<br />

Traumnetzwerken in verschiedenen<br />

B<strong>und</strong>esländern sprechen dabei <strong>für</strong> sich. Mit<br />

präsidialem Stolz erfüllt mich die Tatsache,<br />

dass auch das Netzwerk, in dem die eigene<br />

Klinik teilnimmt, zu den Ersten in Deutschland<br />

gehört.<br />

Es ist unsere Aufgabe, sowohl insgesamt<br />

als Fachgesellschaft aber auch als einzelne<br />

Beteiligte, in der Schwerverletztenversorgung<br />

in den kommenden Jahren sicherzustellen,<br />

dass wir mit dem gleichen Drive <strong>und</strong><br />

Elan die Qualität in dieser Schwerverletztenversorgung<br />

aufrechterhalten wie bisher<br />

oder sogar noch verbessern <strong>und</strong> dass wir<br />

den Enthusiasmus der jetzigen Phase erhalten<br />

<strong>und</strong> Weitere, die teilnehmen wollen,<br />

damit anstecken.<br />

An dieser Stelle ist es mir aber auch ein<br />

besonderes Bedürfnis als letztjähriger Präsident<br />

der DGU, dem Sprecher des „Arbeitskreises<br />

Umsetzung Traumanetzwerk AKUT“,<br />

Herrn Prof. Steffen Ruchholtz, <strong>und</strong> allen<br />

Mitarbeitern der Geschäftsstelle AKUT <strong>für</strong><br />

ihr großes Engagement <strong>und</strong> die enorme Energie,<br />

die sie in diese Arbeit stecken, im Namen<br />

aller Mitglieder unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

herzlich zu danken.<br />

Um die hohe Qualität auch mittel- <strong>und</strong><br />

langfristig zu gewährleisten, hat die DGU<br />

inzwischen einen Beirat gegründet, in dem<br />

Repräsentanten unterschiedlichster Gruppierungen<br />

<strong>und</strong> Verbände vertreten sind, um<br />

unsere Fachgesellschaft bei unseren Bemühungen<br />

in der Schwerverletztenversorgung<br />

zu unterstützen.<br />

Erstmals wurde im Rahmen des 2. Traumanetzwerk<br />

D Kongresses auch ein Preis <strong>für</strong><br />

die beste Idee im Traumanetzwerk ausgelobt.<br />

HOTT® – Hand over Team Training, ein<br />

neues Trainingsformat zur Verbesserung<br />

der Patientensicherheit im Schockraum (siehe<br />

auch den Beitrag hierüber in diesem Heft<br />

S. 38), wurde bei diesem Ideenwettbewerb<br />

mit dem Preis 2010 im Rahmen des 2. Traumanetzwerk<br />

D Kongresses ausgezeichnet,<br />

der Preis wurde von Prof. Ruchholtz in Marburg<br />

übergeben.<br />

Andere Kongresse<br />

Bezüglich unserer Aktivitäten mit anderen<br />

deutschen <strong>und</strong> europäischen Fachgesellschaften<br />

ist der Kongress der Vereinigung<br />

Süddeutscher Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />

in Baden-Baden zu nennen. Die<br />

<strong>Gesellschaft</strong> hat sich in diesem Jahr umbenannt<br />

<strong>und</strong> die ‚Unfallchirurgie’ in ihren<br />

Namen aufgenommen. Der VSOU-Kongress<br />

hat steigende Teilnehmerzahl zu verzeichnen,<br />

als Wermutstropfen besteht aber terminlich<br />

eine Konkurrenz zum DGCH-Kongress.<br />

Der DGCH-Kongress wurde 2010 von Prof.<br />

Dr. Reiner Gradinger aus München als<br />

Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Chirurgie ausgerichtet, damit hatte die<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie einen etwas<br />

stärkeren Anteil an diesem Kongress<br />

als in den Vorjahren. Trotz der durch die<br />

‚Aschewolke’ ausgefallenen Flüge war der<br />

Kongress ebenfalls hervorragend besucht.<br />

O <strong>und</strong> U haben neue Akzente mit ‚State<br />

of the Art’ Vorträgen zu verschiedenen<br />

Themen gesetzt, dieses könnte zukünftig<br />

als Konzept <strong>für</strong> einen guten Kontrast zum<br />

DKOU mit dessen stärkeren wissenschaftlichen<br />

Ausrichtungen dienen.<br />

Auf europäischer Ebene fand der ESTES-Kongress<br />

im Mai 2010 in Brüssel statt. Professor<br />

Pol Rommens als Präsident <strong>und</strong> Professor<br />

Stefan Neijs, als belgischer Tagungspräsident,<br />

haben ein hervorragendes Programm<br />

<strong>für</strong> einen gut besuchten Kongress gestaltet.<br />

Dieser Kongress hatte <strong>für</strong> uns als Unfallchirurgen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> unsere unfallchirurgische<br />

<strong>Gesellschaft</strong> eine große Bedeutung, da<br />

nicht nur das Extremitätentrauma sondern<br />

auch die Verletzungen der großen Körperhöhlen<br />

wissenschaftlich im Fokus standen.<br />

Vieles wurde angestoßen<br />

Einige der Höhepunkte im Präsidentenjahr<br />

sind die Ausrichtungen der Präsidiumssitzungen,<br />

im Sommer 2010 in Badenweiler<br />

(Breisgau) <strong>und</strong> im Herbst (zum Kongress) in<br />

Berlin. Die Sommersitzung wird inzwischen<br />

dazu benutzt, ausführliche Diskussionen<br />

über Entwicklungen, Strategien, anstehende<br />

Probleme <strong>und</strong> Berichte der laufenden<br />

Projekte zu führen. Einige wesentliche<br />

Punkte im vergangenen Jahr waren: Die S3-<br />

Leitlinie zur Schwerverletztenbehandlung<br />

ist dank erheblicher Anstrengungen, insbesondere<br />

auch von Mitgliedern unserer <strong>Gesellschaft</strong>,<br />

fertig gestellt <strong>und</strong> befindet sich<br />

in der Konsentierungsphase mit den anderen<br />

Fachgesellschaften. Wir erwarten die<br />

Verabschiedung dieser wichtigen Leitlinie in<br />

diesem Jahr.<br />

Von Seiten der Sektion NIS wurde das<br />

Traumaregister nunmehr in zwei Versionen<br />

online geschaltet. Zum einen als Qualitätsmodul<br />

TraumaRegister QM der DGU, das <strong>für</strong><br />

alle Kliniken, die an einem Traumnetzwerk<br />

teilnehmen, verpflichtend ist. Das Zweite ist<br />

das weitergehende bisherige Traumaregister,<br />

das ebenfalls mit unveränderten Parametern<br />

dieses Registers weitergeführt wird.<br />

Zum Thema ‚Zentrale Notaufnahme’ ist<br />

im letzten Jahr ein Konsensusartikel der<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


an der Notfallbehandlung von Patienten<br />

beteiligten Fachgebiete erstellt <strong>und</strong> im<br />

Ärzteblatt publiziert worden, der eine hohe<br />

Beachtung inklusive kritischer Stellungnahmen,<br />

die ebenfalls im Ärzteblatt abgedruckt<br />

wurden, gef<strong>und</strong>en hat. Dieses brisante Thema<br />

wird uns auch im laufenden Jahr weiter<br />

beschäftigen.<br />

Vom Ausschuss ‚Versorgungs- <strong>und</strong> fachbezogene<br />

Fragen’ konnte zusammen mit<br />

der Steinbeis-Hochschule Berlin der erste<br />

Studiengang in der Ausbildung von ‚Physician<br />

Assistants’ begonnen werden. Das<br />

angebotene Studium ist berufsbegleitend<br />

über 3 Jahre angelegt. Neben dem allgemeinen<br />

Abschluss (Bachelor of Science (BSc))<br />

wird durch die DGOU bei erfolgreich abgeschlossener<br />

Vertiefung/Spezialisierung in<br />

der Orthopädie/Unfallchirurgie ein zusätzliches<br />

Zertifikat der Fachgesellschaft verliehen<br />

werden.<br />

Förderung des Nachwuchses<br />

Ein wichtiges Anliegen ist unserer Fachgesellschaft<br />

die Nachwuchsförderung. Das<br />

Junge Forum der DGU/DGOU hat mit Unterstützung<br />

der Fachgesellschaft im letzten<br />

Jahr eine Klausurtagung abgehalten, in der<br />

es wichtige Zukunftsfragen aus der Sicht<br />

der jüngeren Generation beleuchtet hat.<br />

Die Ergebnisse dieser Überlegungen sind<br />

im letzten Jahr in den <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong> publiziert worden <strong>und</strong> werden<br />

selbstverständlich von unseren Entscheidungsgremien<br />

berücksichtigt.<br />

Ein weiterer Punkt ist die Nachwuchsförderung<br />

bereits bei den Studierenden, hierzu<br />

hat die DGOU zum zweiten Mal, wiederum<br />

organisiert von den ’Incoming’ Präsidenten<br />

mit Austragungsort in Homburg/Saar, eine<br />

‚Summer School’ abgehalten, zu der nach<br />

einem entsprechenden Auswahlverfahren<br />

30 Studierende eingeladen wurden. Die<br />

Resonanz der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

war äußerst positiv. Eine Reihe von<br />

ihnen ist spontan unserer übergeordneten<br />

Fachgesellschaft beigetreten.<br />

Im letzten Jahr hatte unsere Fachgesellschaft<br />

ein Jubiläum: 60 Jahre DGU nach<br />

Wiedergründung. Aus diesem Anlass hatten<br />

Vorstand <strong>und</strong> Präsidium beschlossen, unfallchirurgische<br />

Highlights aus diesen Dekaden<br />

<strong>und</strong> vor allem auch das Wissen unserer Zeitzeugen<br />

zu dokumentieren. Das Ergebnis ist<br />

ihnen nach dem Kongress in Form eines, wie<br />

ich finde, sehr gut gelungenen Buches zugesandt<br />

worden. An dieser Stelle möchte ich,<br />

in unser aller Namen, den Herausgebern,<br />

Jürgen Probst, Hartmut Siebert <strong>und</strong> Hans<br />

Zwipp, sehr herzlich <strong>für</strong> die enorme Arbeit<br />

danken, die sie hier<strong>für</strong> geleistet haben.<br />

Außendarstellung unserer<br />

Fachgesellschaft<br />

Die vom B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Statistik im Februar<br />

2010 publizierten Unfallzahlen zeigten zwar<br />

im vergleichenden Trend der letzten Jahre<br />

einen weiteren Rückgang der Verkehrstoten.<br />

Die Betrachtung der einzelnen Gruppen der<br />

Verkehrsteilnehmer macht aber deutlich,<br />

dass dieses nicht <strong>für</strong> die Zweiradfahrer gilt.<br />

Hier finden sich bezüglich der Schwerverletzten<br />

<strong>und</strong> Verkehrstoten stag nierende Zahlen.<br />

Dabei sind insbesondere die schweren Kopfverletzungen<br />

ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> diese Fakten.<br />

Interessanterweise ist die Akzeptanz<br />

von Fahrradhelmen beim Fahrradfahren<br />

aus sportlicher Betätigung mit 40% nahezu<br />

doppelt so hoch im Vergleich zu normalen<br />

Fahrrad fahrenden Verkehrsteilnehmern.<br />

Aus diesem Anlass hat unsere <strong>Gesellschaft</strong><br />

eine Pressekampagne gestartet, in der wir<br />

die Einführung der Fahrradhelmpflicht gefordert<br />

haben. Dieses hat eine erheblich<br />

kontroverse Diskussion – auch bei unseren<br />

eigenen Mitgliedern – initiiert. Damit ist<br />

zumindest das Ziel erreicht, die gefährdete<br />

Gruppe der Fahrrad fahrenden Verkehrsteilnehmer<br />

in den Fokus des Interesses zu stellen<br />

<strong>und</strong> allen Beteiligten die Problematik<br />

nachhaltig vor Augen zu führen.<br />

Eine weitere wichtige Aktivität zur Vertiefung<br />

der Wahrnehmung unserer Fachgesellschaft<br />

in der Bevölkerung stellt die<br />

mit dem B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr<br />

gemeinsam gestartete Kampagne „runter<br />

vom Gas“ dar. Mit einer entsprechenden<br />

Plakataktion <strong>und</strong> begleitenden Pressekonferenzen<br />

zeigen wir der Öffentlichkeit, dass<br />

wir nicht nur Verletzungen behandeln, sondern<br />

auch präventiv tätig sind.<br />

Weiterentwicklung der DGOU<br />

Unsere neue, gemeinsame Fachgesellschaft,<br />

die DGOU, wurde im Juli 2010 zwei Jahre<br />

alt. Die Anfangs paritätisch gewählte Besetzung<br />

des Präsidiums hat sich in der Praxis als<br />

nicht besonders effizient erwiesen <strong>und</strong> macht<br />

dieses Gremium extrem groß <strong>und</strong> wenig flexibel.<br />

Dieses <strong>und</strong> andere Dinge erforderten im<br />

vergangenen Jahr ein zweites Potsdamer Treffen,<br />

um die Entwicklung der Fachgesellschaft<br />

voranzutreiben. Während noch das erste<br />

Potsdamer Treffen im Februar 2007 die Neugründung<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> zur Folge hatte,<br />

sollte das zweite Potsdamer Treffen die bisherigen<br />

Erfahrungen auswerten <strong>und</strong> zur strategischen<br />

Positionierung <strong>für</strong> die nächsten Jahre<br />

dienen. Repräsentanten aus den unterschiedlichen<br />

Bereichen der beiden Gründungsgesellschaften<br />

haben an historischer Stätte ihre<br />

Meinungen, ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Ideen eingebracht,<br />

um dieses Ziel zu realisieren.<br />

Als Ergebnis konnten wir Ihnen ein Positionspapier<br />

präsentieren, das zu den Themen<br />

zukünftige Struktur <strong>und</strong> Organisation der<br />

DGOU, Fach <strong>und</strong> Berufspolitik unter Berücksichtigung<br />

unserer Beziehungen zur DGCH<br />

<strong>und</strong> den Berufsverbänden, Beziehungen zu<br />

anderen Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> zu den Beziehungen zu EFORT <strong>und</strong><br />

ESTES Stellung bezogen hat. Dieses hatten wir<br />

ihnen im Oktober letzten Jahres präsentiert.<br />

Im November 2010 hat die DGOU eine<br />

zweite Zukunftswerkstatt in Zusammenarbeit<br />

mit dem Berufsverband der Fachärzte<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU)<br />

mit Vertretern aus Politik, berufsständischen<br />

Verbänden, Versicherern <strong>und</strong> Krankenhausbetreibern<br />

zum Thema „Über- oder Unterversorgung<br />

in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie?“<br />

abgehalten, die uns wichtige Impulse<br />

<strong>für</strong> notwendige Themen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>en gegeben hat.<br />

Die von anderen Fachgesellschaften beantragten<br />

Aufnahmen als Sektionen in die<br />

DGOU konnten im vergangenen Jahr durch<br />

die entsprechende Satzungsänderung, die<br />

im Rahmen der letzten Mitgliederversammlung<br />

beschlossen wurde, umgesetzt werden<br />

<strong>und</strong> stärkt die gemeinsame Fachgesellschaft<br />

auch gegenüber anderen Verbänden <strong>und</strong> der<br />

Politik durch eine entsprechende hohe Mitgliederzahl<br />

von nahezu 10.000 Mitgliedern.<br />

Damit sind wir auf einem guten Weg <strong>und</strong><br />

können gut gerüstet in die Zukunft schauen.<br />

Patientensicherheit<br />

Eines der Kongressthemen des DKOU 2010<br />

war die Sicherheit. Nicht nur aufgr<strong>und</strong> der<br />

Tatsache, dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie das Aktionsbündnis Patienten<br />

Sicherheit e. V. in diesem Jahr mit<br />

der goldenen Ehrennadel der DGU ausgezeichnet<br />

hat, sollte uns Patientensicherheit<br />

besonders am Herzen liegen. Ich möchte<br />

Sie alle auffordern, sich aktiv an der Aktion<br />

„Team Time-out“ zu beteiligen, eine seinerzeit<br />

von Professor Rothm<strong>und</strong> aus Marburg in<br />

seiner Präsidentschaft der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Chirurgie initiierten, vom Aktionsbündnis<br />

Patientensicherheit unterstützten<br />

<strong>und</strong> zwischenzeitlich von der WHO als eine<br />

der ,High 5‘s‘ propagierten Aktion. Diese,<br />

die Patientensicherheit enorm verbessernde<br />

Maßnahme, sollte in unser aller tägliches<br />

Handeln als Routine integriert werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Baustein in diesem<br />

Zusammenhang ist das ,Critical Incidence<br />

Reporting System (CIRS)‘, das kritische Ereignisse<br />

in anonymisierter Form in eine allen<br />

zugängliche, öffentliche Datenbank einspeist<br />

<strong>und</strong> damit eine Plattform darstellt, die<br />

es dem Einzelnen ermöglicht, von Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> Fehlern anderer zu lernen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 15<br />

Kongress


Kongress<br />

16<br />

Forschung<br />

Wichtiger Aspekt unserer heutigen <strong>und</strong> zukünftigen<br />

ärztlichen Tätigkeit in unserem<br />

Fachgebiet wird der Nachweis der Effizienz<br />

<strong>und</strong> Effektivität unserer Methoden werden.<br />

Die ‚eminenzbasierten’ Entscheidungen <strong>für</strong><br />

Therapien in der Vergangenheit werden von<br />

evidenzbasierten Therapieentscheidungen<br />

abgelöst, hierzu brauchen wir eine entsprechende<br />

klinische Forschung. Diese Vorgehensweise<br />

fördert auch die Bereitschaft auf<br />

Seiten der Kostenträger solche Therapien<br />

bzw. Leistungen zu bezahlen.<br />

Dazu benötigen wir aber Strategien<br />

<strong>und</strong> Techniken, entsprechende klinische<br />

Studien in überschaubarer Zeit durchführbar<br />

<strong>und</strong> bezahlbar zu konzipieren. Vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> immer kürzer werdender Innovationszyklen<br />

ist dieses tatsächlich eine<br />

Herausforderung <strong>und</strong> bedarf zusätzlicher<br />

Unterstützung angrenzender Disziplinen.<br />

Diesem Thema haben wir uns im letzten<br />

Jahr vermehrt gewidmet. Unser derzeitiger<br />

Präsident, Prof. Pohlemann, wird<br />

dieses auch <strong>2011</strong> fortführen. Die Forschung<br />

sollte in den nächsten Jahren ein<br />

Schwerpunktthema unserer Fachgesellschaften<br />

bleiben.<br />

Interprofessionalität<br />

Unsere tägliche Arbeit ist gekennzeichnet<br />

durch die Zusammenarbeit mit anderen<br />

Fachrichtungen, an erster Stelle Anästhesie,<br />

Radiologie, Kiefer- <strong>und</strong> Gesichtschirurgie<br />

<strong>und</strong> plastische Chirurgie, aber auch<br />

Neuro-, Viszeral-, Thorax- <strong>und</strong> Gefäßchi-<br />

rurgie <strong>und</strong> Neurologie, <strong>und</strong> verschiedenen<br />

Berufsgruppen, wie Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter der Pflegeberufe (Stationspflege,<br />

OP-Pflege), Rettungsassistenten,<br />

Physiotherapeuten, Masseure <strong>und</strong> Ergotherapeuten.<br />

Der Dialog über gemeinsame<br />

Aufgaben aber auch Probleme verbessert<br />

die gemeinsame Arbeit <strong>und</strong> Sicherheit der<br />

Patienten <strong>und</strong> vermittelt allen Beteiligten<br />

einer höhere Zufriedenheit bei der Arbeit.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e haben wir die Satellitensymposien<br />

der OP Pflege <strong>und</strong> der Physiotherapie<br />

in interprofessionelle Sitzungen<br />

im Rahmen des DKOU umgewandelt <strong>und</strong><br />

als neue Gruppe die Rettungsassistenten<br />

eingeladen.<br />

DKOU 2010<br />

Der vergangene Kongress stand unter dem<br />

Motto „Innovation, Sicherheit, Zuverlässigkeit“,<br />

ein Motto, das zufällig auch den<br />

Zeitgeist der Medizin dieser Jahre getroffen<br />

hat. Dieses hat auch die Öffentlichkeit interessiert,<br />

an den verschiedenen Pressekonferenzen<br />

während des Kongresses haben<br />

insgesamt 245 Journalisten teilgenommen.<br />

Die drei Präsidenten hatten <strong>für</strong> den DKOU<br />

2010 einige Neuerungen eingeführt, dazu<br />

gehörte die Vorverlegung des Kongresses<br />

um einen Tag mit der Kongressdauer von<br />

Dienstag bis Freitag, die Einführung des<br />

‚Specialty Days’, die Einführung des interprofessionellen<br />

Tages <strong>und</strong> die Einbeziehung<br />

eines europäischen Gastlandes, der Niederlande<br />

mit ihren <strong>Gesellschaft</strong>en NVT, NVO<br />

<strong>und</strong> NOT, die Beteiligung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Radiologischen <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> die Einfüh-<br />

Prof. Dr. Norbert Südkamp bei der Pressekonferenz auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirugie<br />

Zahlen, Daten, Fakten<br />

Die Teilnehmerzahl hat sich auf einem hohen<br />

Level jenseits der 11.000 eingepegelt:<br />

11.508 Menschen aus insgesamt 49 Ländern<br />

waren beim letztjährigen Kongress<br />

zugegen. Davon waren 7.872 registrierte<br />

Teilnehmer, 2.043 Vertreter aus Industrie<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft, 1.240 Fachbesucher, 108<br />

Betroffene (die den Patiententag besuchten)<br />

<strong>und</strong> 245 Journalisten. In der Fachausstellung<br />

präsentierten sich 239 Firmen. Immerhin<br />

1.567 Besucher machten von dem<br />

Mobile Event Guide Gebrauch <strong>und</strong> luden<br />

sich das Kongressprogramm aufs i- oder<br />

Smartphone.<br />

rung eines digitalen Kongressführers, den<br />

sich immerhin 1.567 Teilnehmer auf ihre<br />

Smart Phones heruntergeladen haben, um<br />

papierlos die notwendigen Informationen<br />

zu den wissenschaftlichen Sitzungen, den<br />

Ausstellern <strong>und</strong> den Industrieständen zu<br />

bekommen.<br />

Wir haben Bewährtes beibehalten, wie die<br />

Kinderinsel, den Studierenden Tag, die elektronische<br />

Posterausstellung, den durchgängigen<br />

internationalen englischsprachigen<br />

Saal mit Beteiligung der niederländischen<br />

Kollegen, der ESTES, der EFORT, der SOFCOT<br />

<strong>und</strong> einer Delegation chinesischer Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Traumatologen.<br />

Neu angeboten haben wir <strong>für</strong> Jugendliche<br />

die Veranstaltung ‚Meet your Parents’<br />

am Donnerstag, um Ihnen Einblick zu gewähren,<br />

was ihre Mutter oder ihr Vater<br />

machen, wenn Sie zu einem Kongress reisen.<br />

Neben dem Kongressbesuch <strong>und</strong> der<br />

Möglichkeit <strong>für</strong> eigenes Üben an Modellen<br />

konnten die Jugendlichen auch noch das<br />

Mauermuseum besuchen. Damit hat der<br />

Kongress einen weiteren Schritt in Richtung<br />

‚Familienfre<strong>und</strong>lichkeit’ getan.<br />

Noch nie hatten wir so viele aktive Teilnehmer<br />

wie in diesem Jahr, von insgesamt<br />

11.496 Teilnehmern waren allein 7.860 Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte, darunter befanden sich<br />

Gäste aus 49 verschiedenen Ländern, die<br />

sich an Sitzungen verschiedenster Art als<br />

Referenten, Vorsitzende oder Zuhörer beteiligt<br />

haben.<br />

Das wissenschaftliche Programm umfasste<br />

276 Sitzungen, davon 34 morgendliche<br />

Kurse mit interessanten Weiterbildungsthemen<br />

<strong>für</strong> die jüngeren Teilnehmer,<br />

16 internationale Sitzungen mit 118<br />

Vorträgen <strong>für</strong> den durchgängig englischsprachigen<br />

Saal, 15 interprofessionelle<br />

Sitzungen mit Teilnehmern aus der OP<br />

Pflege, der Physiotherapie <strong>und</strong> Rettungsassistenten<br />

sowie 14 Postersitzungen, in<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Prof. Dr. Norbert Südkamp bei der Übergabe des Zepters der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie an Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

denen die Autoren ihre Poster in Kurzpräsentationen<br />

vorgestellt haben. Insgesamt<br />

wurden 1.316 wissenschaftliche Vorträge<br />

gehalten, dazu die Weiterbildungsvorträge<br />

in den 34 verschiedenen Kursen <strong>und</strong> insgesamt<br />

161 Poster.<br />

Auch die Beteiligung der Industrie war<br />

besser denn je, gekennzeichnet durch eine<br />

vollständige Vermietung der gesamten<br />

Ausstellungsfläche; zahlreichen neuen Interessenten<br />

konnten keine Ausstellungsflächen<br />

mehr vergeben werden. Die Rückmeldungen<br />

der Industrie zum Ende des<br />

Kongresses spiegeln eine hohe Zufrieden-<br />

DKOU <strong>2011</strong> vom 25. bis 28. Oktober<br />

„Grenzen überwinden – Ziele erreichen“<br />

so lautet das Motto des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie im nächsten<br />

Jahr.<br />

Präsident DGOOC<br />

Prof. Dr. Michael Kohn, Homburg<br />

DGOOC-Kongresssekretariat<br />

Christa Adolph<br />

christa.adolph@uks.eu<br />

heit über den Ablauf des Kongresses <strong>und</strong><br />

die Kontakte mit den Kongressteilnehmern<br />

wieder.<br />

Erwähnen möchte ich auch den Erfolg des<br />

diesjährigen Charity-Programms: Im Rahmen<br />

des Empfangs der Präsidenten <strong>und</strong><br />

durch eine Honorarsspende konnten insgesamt<br />

10.000 € eingenommen werden, die<br />

wir in diesem Jahr der Arche – christliches<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendwerk e. V. gespendet haben,<br />

einer Organisation, die sich <strong>für</strong> Kinder<br />

einsetzt, die in Verhältnissen unterhalb der<br />

Armutsgrenze leben. Diese Organisation<br />

unterstützt die Kinder mit kostenlosem<br />

Präsident DGU<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann, Homburg<br />

DGU-Kongresssekretariat<br />

Margit Schober, margit.schober@uks.eu<br />

Kongresspräsident BVOU<br />

Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer, Berlin<br />

BVOU-Kongresssekretariat<br />

Kathrin Schwiesow, k.schwiesow@medicalpark.de<br />

Mittagstisch, Nachhilfe <strong>und</strong> präventiver<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit.<br />

Am Ende des Kongresses erfolgte im Rahmen<br />

der Abschlussveranstaltung im Dachgarten<br />

die Übergabe des Zepters der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie an<br />

den nächsten Präsidenten der DGU, Prof.<br />

Dr. Tim Pohlemann. Dabei wird inzwischen<br />

traditionell auf die Insignie des Zepters<br />

hingewiesen: ‚Die vollständige Wiederherstellung<br />

des Verletzten ist unser oberstes<br />

Gesetz’.<br />

Abschließend möchte ich mich sehr herzlich<br />

bei all denen bedanken, die sich sehr<br />

engagiert im wissenschaftlichen Programm<br />

unseres Kongresses eingebracht haben, als<br />

Sitzungsleiter, als Experten, als Referenten,<br />

als Instruktoren <strong>für</strong> unsere Studierenden<br />

<strong>und</strong> als Kursorganisatoren. Zu danken gilt<br />

es auch den Arbeitsgemeinschaften <strong>und</strong><br />

Sektionen, die in diesem Jahr die Sitzungsprogramme<br />

im Rahmen des ‚Specialty Days’<br />

ausgerichtet haben. Dank geht auch an alle<br />

Aussteller der Medizin- <strong>und</strong> Orthopädietechnik<br />

sowie der Pharmaindustrie. Mein<br />

besonderer Dank gilt den Mitarbeitern der<br />

Firma Intercongress, ohne deren professionelle<br />

Unterstützung, ohne deren Engagement<br />

<strong>und</strong> Erfahrung ein Kongress diesen<br />

Ausmaßes nicht zu organisieren <strong>und</strong> zu bewältigen<br />

wäre. In diesem Zusammenhang<br />

möchte ich auch besonders den Kongressteams<br />

des Jahres 2010, den Vorständen <strong>und</strong><br />

Präsidien der DGU, der DGOU, der DGOOC<br />

<strong>und</strong> des BVOU, sowie insbesondere auch<br />

den Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

der jeweiligen Geschäftsstellen <strong>und</strong> den<br />

Mitgliedern des Jungen Forums der DGOU<br />

danken, die alle hilfreich, tatkräftig <strong>und</strong> engagiert<br />

die Präsidenten des Jahres 2010 in<br />

allen Belangen unterstützt haben.<br />

Prof. Dr. med. Norbert Südkamp<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Department Orthopädie & Traumatologie<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Hugstetter Str. 55<br />

79106 Freiburg<br />

Kongressorganisation<br />

Intercongress GmbH<br />

Wilhelmstraße 7<br />

65185 Wiesbaden<br />

Tel.(06 11) 97 71 60<br />

Fax (06 11) 9 77 16 16<br />

orthopaedie-unfallchirurgie@intercongress.de<br />

www.intercongress.de<br />

Mehr Informationen finden Sie unter:<br />

www.dkou.org<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 17<br />

Kongress


Kongress<br />

18<br />

Aus der Rede von B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong> heitsminister<br />

Dr. Philipp Rösler<br />

„Seien Sie stolz auf die Leistung, die Sie<br />

täglich erbringen.“ Mit dieser Aufforderung<br />

begann B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsminister<br />

Philipp Rösler seine Eröffnungsrede<br />

beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie 2010. Rösler bezog<br />

sich dabei auf ein Busunglück, das sich im<br />

September ereignet hatte: Ein PkW hatte<br />

beim Auffahren auf die A 10 einen polnischen<br />

Reisebus gerammt, der daraufhin<br />

ins Schleudern geriet <strong>und</strong> einen Brückenpfeiler<br />

rammte. 13 Menschen kamen ums<br />

Leben, fast alle anderen wurden teilweise<br />

schwer verletzt. Drei der Schwerverletzten<br />

besuchte Rösler im Krankenhaus. „Dabei<br />

konnte ich mich davon überzeugen, welche<br />

enorme Leistungen im Krankenhaus<br />

erbracht werden – das gilt stellvertretend<br />

<strong>für</strong> alle Kollegen im Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> in der Pflege.“ Mit dem<br />

System, in dem diese Leistungen vollbracht<br />

werden, seien viele unzufrieden – weil es<br />

kein komplizierteres System als das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

gebe, <strong>und</strong> weil es sehr<br />

viele planwirtschaftliche Elemente mit<br />

starren Strukturen <strong>und</strong> Vorgaben beinhalte,<br />

die letztendlich dazu führten, dass<br />

das Geld nicht dort ankommt, wo es hingehöre:<br />

nämlich in die Hände derer, die die-<br />

se Leistungen erbringen. Darüber hinaus<br />

müsse den Ärzten wieder mehr Vertrauen<br />

entgegengebracht werden. Die Abschaffung<br />

des im § 73c SGB V verankerten Zweitmeinungsverfahrens<br />

sei ein erster Schritt in<br />

die se Richtung – dem die Anwesenden ihren<br />

begeisterten Applaus zollten. Damit leitete<br />

Rösler über zu einem Plä doyer <strong>für</strong> die<br />

Kostenerstattung. „Meine Oma hat immer<br />

gesagt: ‚Was nichts kostet, ist nichts wert‘.“<br />

Dieser Spruch lasse sich auf das Ges<strong>und</strong>heitssystem<br />

übertragen: Die Menschen<br />

wissen nicht, wie teuer die medizinischen<br />

Leistungen sind, die sie in Anspruch nehmen;<br />

sie wissen nur, dass ihnen jeden<br />

Monat der Krankenversicherungsbeitrag<br />

abgebucht wird. Kostenerstattung stelle<br />

Transparenz über die Kosten her – „<strong>und</strong><br />

die Menschen müssen wissen, was es kostet,<br />

damit sie sich ges<strong>und</strong>heitsbewusster<br />

verhalten.“ Mit dem Solidaritätsprinzip sei<br />

das System überfordert. Rösler will es stattdessen<br />

auf eine einkommensunabhängige<br />

Basis stellen <strong>und</strong> einen Sozialausgleich aus<br />

Steuern finanzieren. „Leider fange ich nicht<br />

bei Null an, sondern mit minus neun Milliarden“,<br />

erläuterte er seine Politik. „Deshalb<br />

habe ich Maßnahmen ergriffen, die<br />

man wohl eher meiner Vorgängerin zuge-<br />

schrieben hätte.“ Damit spielte er auf die<br />

Erhöhung des GKV-Beitragssatzes auf 15,5<br />

Prozent an. Im Gegenzug gebe es im kommenden<br />

Jahr kein weiteres Defizit, begründete<br />

er diese Entscheidung. Künftig werde<br />

der Arbeitgeberbeitrag festgeschrieben,<br />

der Arbeitnehmerbeitrag entwickle sich<br />

dynamisch weiter. Darüber hinaus unterstrich<br />

er die Forderung nach einer Honorarreform<br />

– „Wir brauchen eine einfache,<br />

transparente <strong>und</strong> gerechte Honorierung<br />

statt Punktwerten.“<br />

Rösler sprach nicht nur über Politik, sondern<br />

ging auch auf das Kongressprogramm ein:<br />

„Ich bin sehr dankbar, dass Sie das Thema<br />

Sicherheit aufgegriffen haben.“ Der Ges<strong>und</strong>heitsminister<br />

würdigte außerdem die<br />

Bestrebungen der Fachgesellschaften, dem<br />

medizinischen Nachwuchs berufliche Perspektiven<br />

<strong>und</strong> bessere Arbeitsbedingungen<br />

zu bieten. Er wies auf die Möglichkeiten<br />

hin, die Medizinische Versorgungszentren<br />

jungen Medizinern böten, die sich nicht<br />

niederlassen wollen – allerdings müsse<br />

man ein Auge darauf haben, dass sie nicht<br />

eine Portalfunktion <strong>für</strong> größere Kliniken<br />

einnähmen, sprich Patientenströme nur in<br />

bestimmte Krankenhäuser leiten.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Für die Zukunft der Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

Wie im Vorjahr gab es beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie einen Studierendentag.<br />

Die Initiative der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie stößt beim medizinischen<br />

Nachwuchs auf Begeisterung, wie die nachfolgenden Erfahrungsberichte zeigen.<br />

Die Kongresspräsidenten, Prof. Dr. Norbert Südkamp von der DGU <strong>und</strong> Dr.<br />

Daniel Frank, DGOU/DGOOC, begrüßten zusammen mit Dr. Daniela Depeweg<br />

vom Jungen Forum die Studierenden im ICC.<br />

Große Chance <strong>für</strong> die berufliche Entwicklung<br />

Mein Betreuer der Doktorarbeit im Bereich<br />

der Knieendoprothetik machte mich auf<br />

den Studierendentag beim <strong>Deutsche</strong>n Kongress<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

aufmerksam. Ich bekam die Chance, dort<br />

Ergebnisse aus meiner Arbeit in einer Postersitzung<br />

vorzustellen. Über die Doktorarbeit<br />

im Fach Unfallchirurgie entwickelte<br />

ich Interesse <strong>für</strong> das Fach <strong>und</strong> konnte durch<br />

eine Famulatur <strong>und</strong> ein Chirurgie-Tertial am<br />

Krankenhaus Rummelsberg bei Nürnberg<br />

klinische Erfahrungen in der akuten <strong>und</strong><br />

elektiven orthopädisch-unfallchirurgischen<br />

Patientenversorgung sammeln.<br />

Insgesamt bot der Tag der Studierenden<br />

ein vielseitiges Programm: In Gruppen von<br />

zehn Studenten <strong>und</strong> Studentinnen erfolgte<br />

zunächst ein persönliches Gespräch mit je<br />

einem Mentor <strong>und</strong> einem Chefarzt/Ordinarius.<br />

Dabei berichteten letztere über ihren<br />

eigenen beruflichen Werdegang, <strong>und</strong> es<br />

blieb auch genügend Zeit, Fragen zu eigenen<br />

beruflichen Plänen zu stellen.<br />

Um neben der klinischen Tätigkeit auch<br />

die wissenschaftliche Seite des Fachgebietes<br />

kennen zu lernen, besuchten wir wissenschaftliche<br />

Vorträge – in unserer Gruppe<br />

zum Beispiel zur Frage der Möglichkeiten<br />

der OSG-Arthrodese in offener oder arthroskopischer<br />

Technik. Im Anschluss folgte ein<br />

praktischer Kurs in Kleingruppen, wo wir in<br />

Osteosynthesetechniken eingeführt wurden<br />

<strong>und</strong> Gelegenheit bekamen, Naht- <strong>und</strong> Knotentechniken<br />

zu vertiefen. Bei einem Besuch<br />

eines der Lunchsymposien auf dem Kongress<br />

vermittelten uns Experten neueste Erkenntnisse<br />

aus der klinischen Forschung.<br />

Am Nachmittag konnten wir uns mit den<br />

Mentoren nochmals genauer über eigene<br />

Berufspläne unterhalten oder alternativ<br />

weitere Vorträge besuchen. Einen sehr interessanten<br />

Abschluss der Veranstaltung<br />

bildeten Vorträge im Rahmen der Sitzung<br />

des Jungen Forums: Eine angehende Ärztin<br />

in Weiterbildung <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie stellte anhand von eigenen<br />

Erfahrungen – positiv wie negativ – dar, warum<br />

sie sich <strong>für</strong> das Fach entschieden hat.<br />

Weitere Vortragende zeigten nochmals das<br />

breite Spektrum des Fachgebietes auf <strong>und</strong><br />

verwiesen auf die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten<br />

in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />

Ganz konkret bot das Junge Forum<br />

jedem Interessierten Hilfe bei der Bewer-<br />

Auch Nähen will gelernt sein: Ein Knoten- <strong>und</strong> Nahtkurs gab Einblicke in<br />

die praktischen Seiten des Fachgebietes.<br />

bung an – verb<strong>und</strong>en mit dem Appell, sich<br />

bei einer Entscheidung <strong>für</strong> das Fach auch<br />

selbst im Jungen Forum zu engagieren.<br />

Der Tag der Studierenden auf dem DKOU<br />

bot interessante Einblicke in das zusammenwachsende<br />

Fach der Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie. Als fachlich interessierter<br />

Student steht man bei großen Kongressen<br />

oft vor dem Problem, aus einer Vielzahl von<br />

Veranstaltungen diejenigen zu finden, die<br />

dem eigenen Ausbildungsstand entsprechen<br />

<strong>und</strong> interessant sind. Insofern kann<br />

der Tag der Studierenden im Rahmen des<br />

DKOU eine gute Orientierungshilfe sein.<br />

Das persönliche Gespräch mit Mentoren,<br />

Chefärzten bzw. Ordinarien ist eine große<br />

Chance, sich in Fragen der beruflichen Entwicklung<br />

beraten zu lassen. Gleichzeitig<br />

lernt man auch die wissenschaftliche Seite<br />

des Fachs kennen. Der Besuch der Veranstaltung<br />

ist Medizinstudenten <strong>und</strong> angehenden<br />

Ärzten, die sich <strong>für</strong> das Fach Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie interessieren, auf<br />

jeden Fall zu empfehlen.<br />

Christoph Stretz<br />

Erlangen-Nürnberg<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 19<br />

Fotos: Starface, Jana Erhardt<br />

Kongress


Kongress<br />

20<br />

Ära der cholerischen egozentrischen Chefärzte geht zu Ende<br />

Dieses Jahr hatte ich das Glück, eines dieser<br />

Stipendien zu erhalten. Nach einer kurzen<br />

Begrüßung <strong>und</strong> Aufteilung in Kleingruppen,<br />

die von erfahrenen Ärzten aus verschiedenen<br />

Kliniken geleitet wurden, haben wir<br />

eine wissenschaftliche Vorlesungsreihe<br />

über Hüftendoprothetik besucht. Diese<br />

Vorträge konnten im Anschluss mit den<br />

begleitenden Ärzten diskutiert <strong>und</strong> erläutert<br />

werden. Nach der Theorie folgten praktische<br />

Übungen. Zum einen wurde ein Knoten-<br />

<strong>und</strong> Nahtkurs angeboten, zum anderen<br />

ein Osteosynthesekurs. Hierbei konnte an<br />

Kunstknochen gebohrt <strong>und</strong> geschraubt<br />

werden. Im Anschluss wurde uns freigestellt,<br />

entweder einen R<strong>und</strong>gang über die<br />

Messe zu machen <strong>und</strong> an firmengesponsorten<br />

Mittagessen teilzunehmen oder eine<br />

weitere Vorlesungsreihe zu besuchen. Mein<br />

Nach der freudigen Mitteilung, als Stipendiatin<br />

<strong>für</strong> den „Tag <strong>für</strong> Studierenden“ ausgewählt<br />

worden zu sein, <strong>und</strong> einer <strong>für</strong> mich<br />

etwas längeren Anreise ging es am 28. Oktober<br />

2010 um 8.30Uhr im Berliner Kongresszentrum<br />

ICC endlich zur Sache. Nach<br />

der Begrüßung durch die Kongresspräsidenten<br />

Prof. Südkamp <strong>und</strong> Dr. Frank sowie<br />

einer Sprecherin des Jungen Forums, Dr.<br />

Daniela Depeweg, wurden wir in Gruppen<br />

à zehn Studierende mit einem Assistenzarzt<br />

als Tutor eingeteilt. Für meine Gruppe ging<br />

es als erstes zu den praktischen Übungen.<br />

Dort konnten wir im ersten Teil unter ärztlicher<br />

Anleitung Naht- <strong>und</strong> Knotentechniken<br />

erlernen oder vertiefen. Im zweiten<br />

Teil folgte gleich ein Highlight, als wir am<br />

Kunstknochen den Umgang mit Bohrer<br />

<strong>und</strong> Säge üben konnten – <strong>für</strong> manche eine<br />

Hunger trieb mich zu Ersterem. Gut gesättigt<br />

ging es weiter. Die begleitenden Ärzte<br />

wurden gewechselt <strong>und</strong> eine Fragest<strong>und</strong>e<br />

angeregt. Dabei diskutierten wir über Arbeitsbedingungen,<br />

Freizeit, Bewerbung, Familie<br />

<strong>und</strong> vieles mehr. Zum Abschluss hatte<br />

das Junge Forum eine Vorlesungsreihe organisiert.<br />

Die Referenten arbeiteten dort sehr<br />

deutlich heraus, dass viele Probleme im Umgang<br />

mit Berufsanfängern <strong>und</strong> ihrer Ausbildung<br />

erkannt sind <strong>und</strong> gemeinsam mit<br />

den verantwortlichen Gremien Lösungen<br />

erarbeitet werden. Mir hat dieser Tag sehr<br />

viel Spaß gemacht. Nicht nur, weil ich die<br />

Möglichkeit hatte, einen der größten Kongresse<br />

der Welt zu besuchen <strong>und</strong> Einblicke<br />

in den neuesten Stand der Wissenschaft zu<br />

erhalten, sondern auch weil ich auf viele<br />

bisher unbeantwortete Fragen eine Ant-<br />

Ja, ich werde Fachärztin <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie!<br />

Ein Tag <strong>für</strong> den Nachwuchs<br />

Der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> das Junge<br />

Forum organisierten den Tag der Studierenden<br />

erstmals auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Or-<br />

völlig neue Erfahrung. Wir übten das Einbringen<br />

von Stell- <strong>und</strong> Zugschrauben, das<br />

Anbringen einer Platte <strong>und</strong> den Umgang<br />

mit der Knochensäge. Im Anschluss konnten<br />

wir im Gespräch mit dem Chefarzt eines<br />

Uniklinikums <strong>und</strong> dem Tutor Fragen stellen<br />

<strong>und</strong> diskutieren, was das Zeug hielt. Uns<br />

interessierte besonders, was man bei der<br />

Suche der ersten Assistentenstelle beachten<br />

sollte, welches die Vor- <strong>und</strong> Nachteile<br />

der Arbeit an einer Uniklinik sind, <strong>und</strong> wie<br />

sich Weiterbildung <strong>und</strong> Familie vereinbaren<br />

lassen.<br />

Schon war es Mittagszeit, in der wir einen<br />

R<strong>und</strong>gang über die Industrieausstellung<br />

machten <strong>und</strong> uns den Magen mit der<br />

Lokalspezialität Currywurst füllten. Mit<br />

einem neuen Tutor <strong>und</strong> in Begleitung eines<br />

Oberarztes besuchten wir dann eine Vor-<br />

thopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2009. Ziel der Initiative<br />

ist es, Nachwuchs <strong>für</strong> das Fachgebiet zu<br />

gewinnen. Interessierte Studenten können<br />

sich um eine Teilnahme am Studierendentag<br />

wort gef<strong>und</strong>en habe. Außerdem hatte ich<br />

das erfreuliche Gefühl, dass sich im Fach<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ein längst<br />

überfälliger Wandel vollzieht. Die Ära der<br />

cholerischen egozentrischen Chefärzte geht<br />

zu Ende, <strong>und</strong> Sätze wie „Haken <strong>und</strong> Klappe<br />

halten“ werden weniger. Das Fach passt sich<br />

den Anforderungen <strong>und</strong> Erwartungen der<br />

neuen Generation von Ärzten an. Themen<br />

wie qualitative <strong>und</strong> strukturierte Ausbildung,<br />

angemessene Arbeitszeiten <strong>und</strong> Arbeitsbedingungen,<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit,<br />

Frauen in der Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> vieles mehr stehen auf der Agenda. Ich<br />

bin der Meinung, dies ist der richtige Weg,<br />

<strong>und</strong> freue mich über dieses Umdenken.<br />

Alexander Ellwein<br />

Göttingen<br />

tragsreihe. Danach besprachen wir, was<br />

bei der Vorstellung wissenschaftlicher Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> der Durchführung von Studien<br />

beachtet werden sollte. Den Abschluss<br />

bildete der Besuch der Sitzung des Jungen<br />

Forums mit dem Titel „Das O & U in Fiktion<br />

<strong>und</strong> Wirklichkeit – Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie“, in welcher nicht nur<br />

rein Wissenschaftliches erläutert, sondern<br />

auch Vorträge über persönliche Erfahrungen<br />

in O & U oder über die Serie „Die<br />

Knochendocs“ gehalten wurden. Für mich<br />

war es ein informativer <strong>und</strong> gelungener Tag<br />

<strong>und</strong> Kongress, der mich in meinem Wunsch,<br />

diese aufregende Fachrichtung zu ergreifen,<br />

wirklich bestärkt hat.<br />

Constanze Resch<br />

Uni Köln<br />

bewerben <strong>und</strong> erhalten zusätzlich zu einem<br />

durchorganisierten Kongresstag mit Ansprechpartnern<br />

ein Stipendium in Höhe von<br />

300 Euro <strong>für</strong> die Anreise zum Kongress.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Die Kinderuni: Meet Your Parents<br />

Der 29. Oktober 2010 ist der Tag der Kinderuni! Während des Orthopäden­Kongresses in Berlin trafen sich<br />

alle wissbegierigen Arztkinder. Das Motto des Tages war „Meet Your Parents“.<br />

Wir wurden auf der großen Messe im ICC<br />

von Dr. Mona Abara durch die interessantesten<br />

Bereiche geführt <strong>und</strong> durften dabei<br />

selbst aktiv werden! Zuerst lernten wir<br />

eine navigierte Kniegelenk-OP bei DePuy<br />

kennen. Als wir dann selbst „unser erstes<br />

Knie machten“, wurde uns bewusst, wie<br />

schwierig es doch ist, die Daten vom Computer<br />

einlesen zu lassen, um nachher eine<br />

zielgenaue Operation durchführen zu können.<br />

Anschließend ging es weiter zur B<strong>und</strong>eswehr<br />

– genauer gesagt zur Marine. Wusstet<br />

ihr, dass es verschiffbare OP-Säle gibt? Diese<br />

sind mit Allem ausgestattet, was bei einem<br />

Auslandsaufenthalt so benötigt wird. Und<br />

damit den Operateuren zwischen der ganzen<br />

Einrichtung auch noch genug Platz zum Operieren<br />

bleibt, ist so ein Container dreifach<br />

ausfahrbar – alles ganz automatisch. Echt<br />

beeindruckend! Kaum vorstellbar, dass nach<br />

zwei St<strong>und</strong>en Aufbauzeit so ein Container<br />

einsatzbereit ist, zum Beispiel <strong>für</strong> Soldaten<br />

mit Kriegsverletzungen oder Amputationen.<br />

Dort können sogar zahnärztliche Eingriffe<br />

durchgeführt werden.<br />

Nachdem wir nun einen großen Einblick<br />

in „die Welt unserer Eltern“ bekommen<br />

hatten, ging es weiter mit dem Bus – wir<br />

hatten sogar unseren eigenen … Die Reise<br />

führte zum „Museum am Checkpoint Charlie“.<br />

Dort erzählte uns ein Zeitzeuge die<br />

interessantesten <strong>und</strong> abenteuerlichsten<br />

Geschichten zur Zeit der Berliner Mauer. Er<br />

selbst lebte damals in Westberlin, <strong>und</strong> überall,<br />

wo man hinging oder hinsah, war die<br />

graue Mauer – die mit selbstauslösenden<br />

Schusskästen übersäte Mauer. Der Zeitzeuge<br />

berichtete uns von den zahlreichen<br />

Bürgern der damaligen DDR, denen er zur<br />

Flucht verholfen hatte – sehr gefährlich …<br />

Dabei entstanden die spannendsten Geschichten,<br />

von denen wir kaum genug bekommen<br />

konnten.<br />

Zum Abschluss, nachdem wir nun so<br />

viele neue Erfahrungen gesammelt hatten,<br />

gab es dann die beste Berliner Currywurst!<br />

Ich freue mich schon, im nächsten Jahr<br />

neue tolle Erlebnisse zu erfahren!<br />

Theresa Sofie Richter (15 Jahre)<br />

Präsidenten helfen zu helfen<br />

Ende November, als Nachtrag zum <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2010, übergaben<br />

die drei diesjährigen Präsidenten Prof. Dr. Norbert Südkamp, DGU, Dr. Daniel Frank, DGOOC, <strong>und</strong><br />

Helmut Mälzer, BVOU, eine Spende in Höhe von 10.000 Euro an Susanne Hergaß von der „Arche“ in Berlin.<br />

Zum zweiten Mal in Folge organisierten<br />

die Präsidenten im Rahmen des Präsidentendinners<br />

zum Start des Kongresses eine<br />

Spendenaktion. Schon lange im Vorfeld<br />

hatten die Präsidenten entschieden, den<br />

Spendenbetrag in diesem Jahr der „Arche“<br />

zukommen zu lassen.<br />

Die Spende hilft, die Arbeit des Vereins zu<br />

unterstützen. Ziel der „Arche“ ist es, Kinder<br />

von der Straße zu holen, gegen soziale<br />

Defizite vorzugehen <strong>und</strong> Kinder wieder ins<br />

Zentrum der <strong>Gesellschaft</strong> zu stellen. In ihren<br />

Einrichtungen bietet die „Arche“ täglich<br />

kos tenlos eine vollwertige, warme Mahlzeit,<br />

Hausaufgabenhilfe, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen<br />

mit Sport <strong>und</strong> Musik – <strong>und</strong><br />

vor allem viel Aufmerksamkeit.<br />

Susanne Herda<br />

DGU<br />

Mehr Informationen<br />

www.kinderprojekt-arche.de<br />

10.000 Euro bekamen die Präsidenten bei ihrer Spendenaktion zusammen. 5.000 Euro davon<br />

werden in die Kosten <strong>für</strong> das Essensangebot fließen, die anderen 5.000 Euro in erforderliche<br />

Lärmschutzmaßnahmen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 21<br />

Kongress


Kongress<br />

22<br />

Hans-Liniger-Preis 2010<br />

Tissue Engineering eines osteochondralen Transplantates –<br />

Klinische <strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen<br />

C. Haasper<br />

Gelenkoberflächen bestehen aus relativ<br />

einfachem Gewebe. Allerdings verfügt<br />

dieses Knorpelgewebe über eine äußerst<br />

begrenzte Regenerationsfähigkeit. Knorpel-<br />

<strong>und</strong> Knochen-Degeneration sind zudem<br />

ein großes volkswirtschaftliches Problem.<br />

Klinisch applizierbare Strategien zum Ersatz<br />

dieser Gewebe sind daher <strong>für</strong> die regenerative<br />

Medizin von großem Interesse. Mittels<br />

des Tissue Engineerings wird versucht, komplexe,<br />

funktionsfähige, dreidimensionale<br />

Gewebe in vitro zu erzeugen. Die aktuellen<br />

klinischen <strong>und</strong> experimentellen Konzepte<br />

bieten nur <strong>für</strong> das ansonsten ges<strong>und</strong>e Gelenk<br />

einen therapeutischen Ansatz.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erfolgte eine klinische<br />

Untersuchung, die diese Technik <strong>und</strong><br />

ihr mittelfristiges Ergebnis retrospektiv untersuchte.<br />

In unserer Untersuchung über<br />

einen mittelfristigen Zeitraum kann man<br />

aufgr<strong>und</strong> der Entnahmemorbidität <strong>für</strong> den<br />

Talus nur zu der Empfehlung kommen, es<br />

als Verfahren der zweiten Wahl zu nutzen.<br />

Diesem allgemeinen Problem wurde eine<br />

experimentelle Untersuchung entgegengestellt.<br />

Ziel war es, zunächst nur ein knöchernes<br />

Konstrukt mit Zellen zu besiedeln.<br />

Es wurde eine Matrix mit humanen stromalen<br />

Zellen aus dem Knochenmark (BMSC)<br />

besiedelt <strong>und</strong> dabei der Einfluss des biologischen<br />

Klebstoffs Fibrin auf Proliferation<br />

<strong>und</strong> Differenzierung der Zellen untersucht.<br />

Prinzipiell konnte man zu dem Schluss kommen,<br />

dass Fibrin die Besiedlung im Hinblick<br />

auf die untersuchten Parameter nicht verbessert.<br />

Daraus wurde der Schluss gezogen,<br />

auf diesen biologischen Klebstoff zu<br />

verzichten. Eine homogene Zellverteilung<br />

<strong>und</strong> ausreichende Primärstabilität des Konstruktes<br />

sind wünschenswert <strong>für</strong> das osteochondrale<br />

Transplantat. Humane BMSC<br />

sind dann in eine biologische Hybridmatrix<br />

Osteochondrales Konstrukt (biphasische<br />

Hybridmatrix, die mit BMSC besiedelt wurde).<br />

(CaReS® Gel, Arthrokinetics, Esslingen <strong>und</strong><br />

Tutobone®, Tutogen Medical GmbH, Neunkirchen<br />

a. Br.) transferiert worden (s. Abb.).<br />

Druck- <strong>und</strong> Zugkräfte wurden in einer speziell<br />

entwickelten Glasapparatur <strong>für</strong> 24 h<br />

auf das Konstrukt ausgeübt. Im Hinblick<br />

auf eine potentielle klinische Applikation<br />

wurde ein Modell entwickelt, mit dem sich<br />

ein zellbesiedeltes Konstrukt in Form einer<br />

Gelenkoberfläche pressen lässt <strong>und</strong> dann in<br />

einem Bioreaktor stimuliert werden kann.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität des Systems wurde<br />

der Ansatz im Weiteren stark vereinfacht<br />

<strong>und</strong> es erfolgte eine in vitro Studie über unterschiedliche<br />

Zeiträume in einem Bioreaktor.<br />

Die Konstrukte sind dann unterschiedlichen<br />

Stressprotokollen in einem Bioreaktor<br />

<strong>für</strong> bis zu 28 Tage ausgesetzt worden<br />

(statisch, hydrostatisch <strong>und</strong> mechanisch).<br />

Histologisch zeigte sich eine homogene <strong>und</strong><br />

vitale Zellverteilung. Die initiale Kompression<br />

erhöhte signifikant die Primärstabilität,<br />

wie die mechanischen Tests bewiesen.<br />

Die Proliferation <strong>und</strong> Konstruktstabilität<br />

wurde durch den hydrostatischen <strong>und</strong> mechanischen<br />

Stress nach dem siebten Tag<br />

weiter verbessert.<br />

Die Integration eines kombinierten mechanischen<br />

<strong>und</strong> hydrostatischen Stimulationsprotokolls<br />

kann zu Vorteilen der strukturellen<br />

<strong>und</strong> biomechanischen Eigenschaften<br />

eines osteochondralen Konstruktes, erzeugt<br />

mit Methoden der regenerativen Medizin,<br />

führen. Weitere Studien müssen klären,<br />

ob das in vitro Modell modifiziert werden<br />

sollte, um qualitativ hochwertigeres Gewebe<br />

zu erhalten, bevor in einem Tiermodell<br />

die potentielle klinische Applikation getestet<br />

wird. Dieser Ansatz zeigt neue Möglichkeiten<br />

zum Management der Folgen<br />

von Gelenkverletzungen <strong>und</strong> degenerativen<br />

Erkrankungen auf. Die Herausforderungen<br />

<strong>und</strong> Erwartungen auf diesem sich ständig<br />

weiter entwickelnden Gebiet der Regenerationsmedizin<br />

müssen weiter kritisch diskutiert<br />

werden, aber der Paradigmenwechsel<br />

von der reparativen zur regenerativen Medizin<br />

hat begonnen.<br />

PD Dr. Carl Haasper, MSc<br />

Unfallchirurgische Klinik<br />

Medizinische Hochschule Hannover (MHH)<br />

Carl-Neuberg-Strasse 1<br />

30625 Hannover<br />

E-Mail: haasper.carl@mh-hannover.de<br />

Professor Siebert übergibt PD Dr. Haasper<br />

Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Preisgeld bei der Preisverleihung<br />

im Rahmen des DKOU 2010.<br />

Kurze Vita<br />

T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />

1997 – 2003<br />

Studium der Humanmedizin an der Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen <strong>und</strong> der Medizinischen<br />

Universität zu Lübeck<br />

Praktisches Jahr<br />

Imperial College London <strong>und</strong> Medical<br />

University of South Carolina, Charleston,<br />

SC, USA<br />

2000 – 2004<br />

Gr<strong>und</strong>studium des Diplomstudiengangs<br />

Wirtschaftswissenschaften an<br />

der FernUniversität Hagen<br />

Seit 2004 an der Unfallchirurgischen Klinik<br />

der Medizinischen Hochschule Hannover<br />

(Direktor: Prof. Dr. C. Krettek, FRACS FRCS)<br />

2005<br />

Promotion an der Universität zu Lübeck:<br />

Inhibition der Cyclooxygenase-2–<br />

Expression mit Antisense-Oligonukleotiden<br />

2007 – 2009<br />

Hagener Management Studium, FernUniversität<br />

Hagen<br />

2009<br />

Habilitation an der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover: Tissue Engineering eines<br />

osteochondralen Transplantates – Klinische<br />

<strong>und</strong> experimentelle Untersuchungen.<br />

Venia legendi <strong>für</strong> Chirurgie<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Innovationspreis 2010<br />

Einfluss der Span­/Deckplattenrelation auf das Transplantatversagen bei der<br />

ventralen Spondylodese mit autologem tricorticalen Beckenkammspan<br />

P. C. Strohm1 , D.-C. Kubosch1 , C. M. Sprecher2 2, 3 , S. Milz<br />

Die ventrale Spondylodese im thorakolumbalen<br />

Bereich der Wirbelsäule ist ein<br />

in der orthopädischen Chirurgie häufig<br />

durchgeführtes Verfahren. In vielen Kliniken<br />

stellt die ventrale Stabilisierung mittels<br />

auto logen Beckenkammspannes den aktuellen<br />

Standard dar. Trotz zahlreicher Empfehlungen<br />

hinsichtlich der Durchführung<br />

dieses Eingriffes <strong>und</strong> einer nicht unerheblichen<br />

Zahl an Transplantatversagen existieren<br />

keine exakten Empfehlungen hinsichtlich<br />

einer Mindestgröße des Transplantates.<br />

Ziel dieser Arbeit war es zu untersuchen,<br />

ob das Verhältnis von Spanquerschnittsfläche<br />

zur Fläche der angrenzenden Gr<strong>und</strong>-<br />

bzw. Deckplatten einen Einfluss auf die<br />

Heilung <strong>und</strong> die mittelfristige Stabilität der<br />

ventralen Spondylodese hat.<br />

Kurze Vita<br />

T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />

1989 – 1996<br />

Studium in Berlin, Essen <strong>und</strong> Freiburg i. Brsg.<br />

1996 – 2001<br />

AiP <strong>und</strong> Facharzt-Weiterbildung in der chirurgischen<br />

Abteilung des Städtischen Klinikums<br />

Karlsruhe<br />

1997<br />

Promotion an der UGH Essen zum Thema:<br />

„Ist das der Glykogensynthase analoge C1-<br />

Peptid ein geeignetes Fluoreszenzsubstrat<br />

zur Routinemessung von Proteinkinase C?“<br />

unter Prof. Dr. M.C. Michel<br />

2001<br />

Facharzt <strong>für</strong> Chirurgie<br />

In einem ersten Schritt wurde bei sechzehn<br />

Schafen eine ventrale Spondylodese<br />

mit einem größendefinierten knöchernen<br />

Span <strong>und</strong> einer winkelstabilen Platte (Macs<br />

TL®) durchgeführt. Bei der Hälfte der Tiere<br />

wurden autologe Beckenkammspäne eingesetzt,<br />

bei der anderen Hälfte xenogene,<br />

bovine Späne (Tutobone®).<br />

24 Wochen postoperativ wurden mittels<br />

CT <strong>und</strong> Kontaktradiographie der Wirbelsäulenpräparate<br />

die Fläche der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong><br />

Deckplatte des zu überbrückenden Bandscheibenfaches<br />

bestimmt <strong>und</strong> in Relation<br />

zur Spanquerschnittsfläche gesetzt. Zusätzlich<br />

erfolgte die Beurteilung des Spanes im<br />

Hinblick auf Frakturen, Pseudarthrosen oder<br />

Osteolysenbildung.<br />

Übergabe von Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Preisgeld bei der Preisverleihung<br />

im Rahmen des DKOU 2010.<br />

Von links nach rechts: Prof. Dr.<br />

Hartmut Siebert, PD Dr. Peter<br />

Strohm, Thomas Schmidt,<br />

Marketing Manager von DePuy<br />

Orthopädie GmbH<br />

Seit 2001 an der Klinik <strong>für</strong> Traumatologie des<br />

Departments <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie<br />

der Universität Freiburg, dort seit 2004<br />

Oberarzt.<br />

2004<br />

Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie<br />

2007<br />

Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

2008<br />

Habilitation <strong>für</strong> das Fach Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie mit dem Thema<br />

„Vergleich des Einwachsverhaltens von<br />

tricortikalen Beckenkammspänen <strong>und</strong> lösungsmittelkonservierter,<br />

boviner Spongiosa<br />

bei ventralen Spondylodesen der Lendenwirbelsäule<br />

im Schafsmodell“ an der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Seit Juni 2010 Leitender Oberarzt <strong>und</strong> Stellvertretender<br />

Direktor des Departments<br />

In einem zweiten Schritt wurden klinische<br />

64-Zeiler-Computertomographien von 82<br />

Patienten 4 – 12 Monate nach dorsaler<br />

Spondylodese mit einem Fixateur interne<br />

(USS, Synthes®) <strong>und</strong> einer monosegmentalen,<br />

ventralen Beckenkammspanimplantation<br />

angefertigt <strong>und</strong> mit einem radiologischen<br />

Bildbearbeitungsprogramm (OsiriX<br />

3.3.2) ausgewertet.<br />

Zuerst wurde die Querschnittsfläche des<br />

Transplantates <strong>und</strong> anschließend die Fläche<br />

des zu überbrückenden Bandscheibenfaches<br />

bestimmt. Aus den beiden gewonnenen<br />

Werten wurde die Relation Spanfläche / Wirbelkörperfläche<br />

errechnet. Abschließend<br />

wurden die Späne in der sagittalen Rekonstruktion<br />

ebenfalls auf Frakturen, Pseudarthrosen<br />

oder Osteolysenbildung beurteilt.<br />

Es zeigte sich, dass beim trikortikalen autologen<br />

Transplantat eine Spanfraktur mit<br />

einer Wahrscheinlichkeit P < 0,001 (d. h. im<br />

Mittel in 0,1 % der Fälle) auftritt, wenn der<br />

Spanquerschnitt 23,9 % der Fläche der angrenzenden<br />

Gr<strong>und</strong>- oder Deckplatte überschreitet.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Verhältnis<br />

der Spanquerschittsfläche zur Fläche<br />

der angrenzenden Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Deckplatten<br />

einen entscheidenden Einfluss auf<br />

die Heilung bzw. mittelfristige Stabilität<br />

der Spondylodese im thorako-lumbalen Bereich<br />

hat. Die Gr<strong>und</strong>fläche des Spanes sollte<br />

mindestens 23.9 % der Fläche der angrenzenden<br />

Wirbelkörper einnehmen, um eine<br />

Spanfraktur mit hinreichender Wahrscheinlichkeit<br />

zu vermeiden.<br />

Unserer Meinung nach lässt sich bei<br />

Berücksichtigung dieses Richtwertes ohne<br />

zusätzlichen technischen oder apparativen<br />

Aufwand allein durch Auswahl eines ausreichend<br />

großen Spanes das Risiko einer<br />

potentiellen Komplikation bei der ventralen<br />

Spondylodese reduzieren.<br />

1 Department Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie, Klinikum der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Geschäftsführender<br />

Direktor: Univ.-Prof. Dr. Norbert P. Südkamp)<br />

2 AO Research Institute Davos<br />

3 Anatomisches Institut, Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München<br />

Priv.-Doz. Dr. Peter C. Strohm<br />

Leitender Oberarzt <strong>und</strong> Stellvertretender Direktor<br />

Department Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie<br />

Klinikum der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

Hugstetter Strasse 55<br />

79106 Freiburg i. Breisgau<br />

E-Mail: peter.strohm@uniklinik-freiburg.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 23<br />

Kongress


Kongress<br />

24<br />

Preis zur Förderung der Reha bili ta tionsforschung<br />

der DGOU <strong>2011</strong><br />

Multidimensionales Assessment als rationale Gr<strong>und</strong>lage der Prozess­ <strong>und</strong> Ergebnisoptimierung in der<br />

Rehabilitation<br />

P. Bak<br />

Aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung<br />

wird der Bedarf an Rehabilitationsleistungen<br />

in den nächsten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit steigen.<br />

Dieser Bedarf ist multidimensional <strong>und</strong><br />

beinhaltet nicht nur die Körperstrukturen<br />

<strong>und</strong> -funktionen, sondern auch Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> adäquate Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> beruflichen Leben. Die Rehabilitation<br />

zur Teilhabe bildet das Ziel <strong>und</strong><br />

entspricht dem gesetzlichen Auftrag an alle<br />

Leistungserbringer <strong>und</strong> die Forschung in<br />

der Rehabilitation. Die Internationale Klassifikation<br />

ICF bildet daher das gemeinsame<br />

konzeptionelle F<strong>und</strong>ament <strong>und</strong> die gemeinsame<br />

Sprache der Rehabilitation. Die ICF ist<br />

jedoch kein Messinstrument.<br />

Es war daher notwendig, unter Verwendung<br />

bereits existierender <strong>und</strong> psychometrisch<br />

geprüfter Instrumente ein System zur Messung<br />

der relevanten, das heißt auf der obersten<br />

Konstruktebene, mit der ICF voll kompatiblen<br />

Zielgrößen vorzuschlagen. Multidimensionales<br />

Assessment ist unbedingt<br />

notwendig, um den Rehabilitationsbedarf<br />

der jeweiligen Population festzustellen, die<br />

Populationen im Hinblick auf deren funktionale<br />

Ges<strong>und</strong>heit zu vergleichen sowie die<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Kosten-Effektivität von rehabilitativen<br />

Interventionen <strong>und</strong> Management-Konzepten<br />

zu untersuchen.<br />

Das vorgestellte Messsystem entspricht<br />

internationalen Empfehlungen <strong>und</strong> erwies<br />

sich in einer Reihe von klinischen Studien<br />

als praktikabel. Die Instrumente erfassen<br />

die Funktionale Ges<strong>und</strong>heit aus Patientenperspektive,<br />

sind reliabel, valide <strong>und</strong> – auch<br />

in sehr kurzen Zeitintervallen – sensitiv<br />

genug, um die Änderungen der relevanten<br />

Zielgrößen abzubilden.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass konzentrierte,<br />

integrierte <strong>und</strong> multiprofessionell<br />

koordinierte Rehabilitation die funktionale<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Rehabilitanden erheblich<br />

positiv beeinflussen <strong>und</strong> gleichzeitig die<br />

ökonomischen Folgen der Behinderung minimieren<br />

kann.<br />

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist daher<br />

eine optimale Rehabilitation nicht nur<br />

als Kostenbelastung der sozialen Sicherungssysteme,<br />

sondern vielmehr als eine<br />

sinnvolle Investition zu betrachten.<br />

Die Rehabilitationsleistungen <strong>und</strong> -konzepte<br />

sind permanent optimierbar. Die Optimierung<br />

geht von möglichst genauer Untersuchung<br />

der Ergebnisse aus <strong>und</strong> hat zum<br />

Ziel, ergebnisgesteuert die Prozesse zu verbessern<br />

<strong>und</strong> dann den veränderten Prozessen<br />

die relevanten Strukturen anzupassen.<br />

Die schrittweise, auf je nach Fragestellung<br />

unterschiedlich langen PDCA-Zyklen<br />

basierende Optimierungsstrategie hat sich<br />

in allen untersuchten Populationen als effizient<br />

<strong>und</strong> kosteneffektiv erwiesen. Multidi-<br />

Kurze Vita<br />

T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T T<br />

1981 – 1987<br />

Studium der Humanmedizin an der Medizinischen<br />

Akademie Danzig (Gdansk)<br />

1987 – 1989<br />

Ass.-Arzt in der Klinik <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong> Gefäßchirurgie<br />

der Medizinischen<br />

Akademie Bromberg<br />

1989 – 1998<br />

Weiterbildungsassistent in Göttingen, Bad<br />

Gandersheim, Neustadt/Coburg, Lippstadt,<br />

Bad Rothenfelde <strong>und</strong> Jena<br />

April 1998<br />

Facharzt <strong>für</strong> Physikalische <strong>und</strong> Rehabilitative<br />

Medizin<br />

Juli 1998<br />

Promotion zum Dr. med. (magna cum laude)<br />

an der FSU Jena<br />

Seit 2005<br />

Koordinierung der orthopädisch-technischen<br />

Versorgung Unfallverletzter in Thüringen <strong>und</strong><br />

Sachsen-Anhalt (in Kooperation mit VBG)<br />

Seit 2006<br />

B<strong>und</strong>esweite Qualitätssicherung in der<br />

stationären Rehabilitation (mit VBG Hauptverwaltung)<br />

mensionales Assessment bildet daher eine<br />

rationale Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> therapeutische,<br />

taktische <strong>und</strong> strategische Entscheidungen<br />

in der Rehabilitation. Es dient nicht nur der<br />

permanenten Optimierung der Strukturen<br />

<strong>und</strong> Prozesse sowie kontinuierlichen Verbesserung<br />

der Ergebnisse, sondern bildet<br />

auch einen notwendigen Bestandteil der<br />

Qualitätssicherungs- <strong>und</strong> Qualitätsmanagementsysteme.<br />

PD Dr. Pawel Bak<br />

BG Unfallklinik Frankfurt<br />

Friedberger Landstr. 430<br />

60389 Frankfurt/Main<br />

Übergabe von Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Preisgeld bei der<br />

Preisverleihung im Rahmen des DKOU 2010. Von<br />

links nach rechts: Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard,<br />

PD Dr. Pawel Bak, Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

Seit 2008<br />

Projekt „Forschungsvorhaben zur Evaluation<br />

der Ergebnisqualität des Heilverfahrens der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung“ i. A. der<br />

DGUV<br />

Juni 2009<br />

Habilitation mit dem Thema: „Multidimensionales<br />

Assessment als rationale Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisoptimierung in der<br />

Rehabilitation“, Erteilung der venia legendi<br />

(PD)<br />

Seit Oktober 2009<br />

Chefarzt der Abteilung <strong>für</strong> Berufsgenossenschaftliche<br />

Heilverfahrenssteuerung <strong>und</strong><br />

Rehabilitation der BG-Unfallklinik Frankfurt<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


((1/1 Anzeige: Platzhalter))<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 25<br />

Kongress


Kongress<br />

26<br />

Georg Friedrich Louis<br />

Stromeyer-Medaille 2010<br />

Literaturpreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Laudatio auf Herrn Professor Dr. med. habil. Reiner Labitzke<br />

J. Probst<br />

Sehr geehrter Herr Präsident,<br />

lieber Herr Kollege Labitzke,<br />

meine sehr verehrten Damen,<br />

meine Herren,<br />

die über 150-jährige Geschichte der Osteosynthese<br />

ist gleichermaßen eine Erfolgs-<br />

wie eine Geschichte der Irrungen <strong>und</strong> Wirrungen.<br />

Auch die ihr zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Biomechanik hat Ab- <strong>und</strong> Umwege zurückgelegt.<br />

Unser diesjähriger Preisträger, Herr Professor,<br />

Dr. Reiner Labitzke, hat – wie es so oft<br />

in der Geschichte war – als unerkannter<br />

Einzelkämpfer dem inzwischen stattlichen<br />

Gebäude einen weiteren wichtigen Baustein<br />

eingetragen, indem er die Osteosynthesetechnik<br />

auf den ingenieurmäßigen<br />

Prüfstand, verglichen mit der Bau- <strong>und</strong><br />

Konstruktionstechnik, gestellt hat. In seinem<br />

„Handbuch der Seilosteosynthesen“<br />

hat er dies <strong>und</strong> darüber hinaus die interes-<br />

Stromeyer-Preisträger R. Labitzke (2. v. l.) mit (v. l. n. r) Präsident Prof. Dr. N. Südkamp, Prof. Dr. J. Probst,<br />

Generalsekretär Prof. Dr. H. Siebert<br />

sante Geschichte dieses Gr<strong>und</strong>problems der<br />

Unfallchirurgie nicht nur chronistisch beschrieben,<br />

sondern auch entschlüsselt.<br />

Damit hat er sich würdig in die Schar der<br />

unfallchirurgischen Gedankengeber eingereiht.<br />

Im Namen der DGU <strong>und</strong> des Kuratoriums<br />

sage ich Dank, Anerkennung <strong>und</strong><br />

herzlichen Glück-wunsch!<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

„Handbuch der<br />

Seilosteosynthesen“<br />

„Seilqualitäten bestehen<br />

aus 7 Litzen zu je<br />

7 haarfeinen Drähtchen,<br />

also aus insgesamt<br />

49 einzelnen<br />

Filamenten. Diese<br />

Struktur macht sie<br />

einerseits belastbar,<br />

andererseits auch sehr schmiegsam, so dass<br />

sie sich der Anatomie gut anpassen. Die Seil-<br />

Klemmenverbindung ist fast 5-mal höher<br />

belastbar als ein Zwirbel.“<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Georg Friedrich Louis Stromeyer-Medaille (½ Größe)<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

verleiht unter der Präsidentschaft von Professor Dr. Norbert P. Südkamp<br />

auf einstimmigen Beschluss ihres Literaturpreis – Kuratoriums<br />

bestehend aus den Professoren Dres. A. Ekkernkamp, P. Hertel,<br />

H.-J. Oestern, J. Probst <strong>und</strong> H. Zwipp<br />

Herrn Professor Dr. med. Reiner Labitzke<br />

em. Direktor der Chirurgischen Klinik der Universität Witten/Herdecke<br />

Schwerte<br />

die GEORG FRIEDRICH LOUIS STROMEYER-MEDAILLE<br />

Sie würdigt dadurch sein im Jahre 2008 erschienenes Buch<br />

Handbuch der Seilosteosynthesen<br />

Wie viele biotechnische Entwicklungen ist auch die Osteosynthese, an deren Anfang Drahtnähte<br />

standen, eine Geschichte der Unzulänglichkeiten <strong>und</strong> Fehlschläge, die den Autor veranlasste, die biomedizinischen<br />

Bedingungen der operativ unterstützten Knochenbruchheilung unter ingenieurmäßigen,<br />

d. h. physikalischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Dabei entdeckte er, dass in der Bau- <strong>und</strong><br />

Konstruktionstechnik vorhandene Erkenntnisse sich ebenso als Prinzip <strong>und</strong> als Schlüsselverständnis<br />

der biomechanischen Voraussetzungen der Frakturheilung erweisen. Alle Osteosynthesemittel sind<br />

Produkte mit jeweils spezifischen Eigenschaften. Diejenigen des viel verwendeten monofilen Drahtes<br />

sind entgegen ihrer vordergründig einfach erscheinenden Anwendungsweise ungeeignet, die biologisch<br />

erforderliche permanente Anordnung <strong>und</strong> Vorspannung als effektives Zugmittel zu leisten.<br />

Demgegenüber weist die Seilkonstruktion in der Bautechnik gängig gebrauchte Reiß- <strong>und</strong> Dehnungsqualitäten<br />

auf, welche die während der Heilungsphase geliehene statisch-dynamische Stabilität dauerhaft<br />

sichern, ohne dabei ihrerseits unerwünschte, den Gesamtkomplex der Osteogenese nachteilig<br />

beeinflussende Faktoren hervorzubringen. Dem Verfasser ist es gelungen, zu einem Gr<strong>und</strong>problem der<br />

Unfallchirurgie maßgebliche Ideen zu entwickeln <strong>und</strong> diese – auch durch Erklärung historischer<br />

Bezüge <strong>und</strong> in didaktischer Prägnanz – seinem Fach zur Verfügung zu stellen. Er hat sich dadurch um<br />

die Unfallchirurgie verdient gemacht.<br />

Badenweiler, den 12. Juni 2010<br />

N. P. Südkamp J. Probst<br />

Präsident Vorsitzender des Kuratoriums<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 27<br />

Kongress


Kongress<br />

28<br />

EBM-Preis der DGOU 2010<br />

Der EBM­Preis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ging 2010 zu<br />

gleichen Teilen an:<br />

Wichelhaus, Dr. med. Alice, Wendt, Martina,<br />

Mittlmeier, Prof. Dr. med. Thomas, Gradl, PD<br />

Dr. med. Georg, Chirurgische Klinik der Universität<br />

Rostock, Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

Rostock,<br />

Titel der Arbeit: „Die operative Behandlung<br />

der distalen Radiusextensionsfraktur mit<br />

einem intramedullären Kraftträger. 1 Jahres<br />

Ergebnisse einer prospektiv randomisierten<br />

Studie im Vergleich zur palmaren winkelstabilen<br />

Plattenosteosynthese“<br />

<strong>und</strong> an<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DGOU) <strong>und</strong> der Berufsverband<br />

der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie (BVOU) würdigen mit dem<br />

Preis journalistische Beiträge, die die besondere<br />

Bedeutung des Faches im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

hervorheben.<br />

Als unabhängige Juroren haben Frau Dr.<br />

Lenzen-Schulte (FAZ), Frau Frederike Krumme<br />

(NDR) <strong>und</strong> Frau Anna Wittchen (als<br />

Vertretung <strong>für</strong> Herrn Zöller) getagt, um mit<br />

dem Vorsitzenden der Preisrichterkommission,<br />

Prof. Dr. med. Karsten Dreinhöfer, den<br />

Gewinner zu ermitteln.<br />

Bis zum Bewerbungsschluss waren zahlreiche<br />

Bewerbungen aus verschiedenen<br />

Medienbereichen eingegangen. Gewonnen<br />

hat Frau Dr. Luitgard Marschalls Beitrag<br />

Kasten, Prof. Dr. med. Philip, Universitätsklinikum<br />

Carl-Gustav-Carus Dresden, Klinik <strong>und</strong><br />

Poliklinik <strong>für</strong> Orthopädie, Dresden, Streich,<br />

Dr. med. Nikolaus, Orthopädische Universitätsklinik<br />

Heidelberg, Sektion Sportorthopädie,<br />

Heidelberg, Raiss, Dr. med. Patric, Orthopädische<br />

Universitätsklinik Heidelberg, Abt. f.<br />

Schulter- u. Ellenbogenchirurgie, Heidelberg,<br />

Loew, Prof. Dr. med. Markus, ATOS-Klinik Heidelberg,<br />

Zentrum f. Schulter- u. Ellenbogenchirurgie,<br />

Heidelberg.<br />

„Ein packender Gedanke“. Hierin setzt sich<br />

die Wissenschaftsjournalistin <strong>und</strong> promovierte<br />

Technikhistorikerin mit über Hirnimpulse<br />

gesteuerten Hightech-(Arm)Prothesen<br />

auseinander. Das Ergebnis ist eine<br />

sowohl technisch-innovative, als auch bewegende<br />

Darstellung der neuartigen Möglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Menschen, die auf eine Extremität<br />

verzichten müssen.<br />

Bewertet wurden neben formalen Kriterien<br />

wie der Gestaltung auch die mitreißende<br />

Botschaft <strong>und</strong> die Aufbereitung des<br />

Materials <strong>für</strong> die Zielgruppe; in diesem Fall<br />

die Leser der ApothekenUmschau. Da diese<br />

ihren K<strong>und</strong>en von 85 % der deutschen<br />

Apotheken zur Verfügung gestellt wird,<br />

erreicht sie regelmäßig eine Leserschaft<br />

von 17,7 Millionen. Das Ziel der Preisstifter,<br />

Titel der Arbeit: „Prospektiv randomisierter<br />

Vergleich der Rotatorenmanschettennaht<br />

arthroskopisch versus mini-offen“.<br />

Die Arbeiten wurden mit einer Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

einem Preisgeld von je 2.500 Euro ausgezeichnet.<br />

<strong>Deutsche</strong>r Journalistenpreis Orthopädie/<br />

Unfallchirurgie 2010<br />

Erstmals 2010 wurde im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (DKOU)<br />

der <strong>Deutsche</strong> Journalistenpreis Orthopädie/Unfallchirurgie verliehen.<br />

T. Jost<br />

die besondere Bedeutung orthopädischunfallchirurgischer<br />

Therapie <strong>und</strong> Innovation<br />

<strong>für</strong> die Bevölkerung darzustellen,<br />

wurde somit in gelungener Weise erreicht.<br />

Für diese besondere Leistung überreichte<br />

der Patienten beauftragte der B<strong>und</strong>esregierung,<br />

Wolfgang Zöller, MdB, der Preisträgerin<br />

auf der Eröffnungsveranstaltung<br />

am 26. Oktober 2010 im Rahmen des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie (DKOU) den mit 5000 Euro<br />

dotierten Preis.<br />

Tabea Jost<br />

Geschäfststelle des Berufsverb<strong>und</strong>es der Fachärzte<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Kantstr. 13<br />

10623 Berlin<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Ehrungen 2010<br />

Die Ehrungen 2010 wurden an zwei verschiedenen Orten vorgenommen, zum einen im Rahmen des<br />

Präsidentenessens, das diesmal am 25. Oktober im eindrucksvollen Bärensaal des Alten Berliner<br />

Stadthauses stattfand, zum anderen bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung des DKOU 2010 im ICC.<br />

Die Ehrenmitgliedschaft der DGU wurde<br />

Herrn Prof. Dr. med. Klaus E. Rehm, ehemaligem<br />

Direktor der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie der Uni Köln <strong>und</strong> Präsident<br />

der DGU im Jahre 2002, verliehen<br />

(� Abb. 1).<br />

Zu Korrespondierenden Mitgliedern der<br />

DGU wurden Simon M. Lambert <strong>und</strong> Dr.<br />

Klaus Wendt ernannt (� Abb. 2, 3).<br />

Foto-Nachweis: Starface Fotostudio, Berlin<br />

Abb. 1 Prof. Dr. Hartmut Siebert, Prof. Dr. Klaus Rehm<br />

<strong>und</strong> Prof. Dr. Norbert Südkamp (von links nach rechts).<br />

Abb. 4 Prof. Dr. Siebert, Prof. Dr. Christian Lackner <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Südkamp (von links nach rechts).<br />

Abb. 7 Ein gelöster Professor Jani bei der<br />

Ehrung (Foto rechts).<br />

Abb. 8 Prof. Dr. Cèch, Dr. Frank <strong>und</strong> Professor<br />

Niethard (von links nach rechts), (Foto ganz<br />

rechts).<br />

Die Carl-Thiem-Gedenkmünze erhielt Prof.<br />

Dr. Christian K. Lackner, Vorstand des Institutes<br />

<strong>für</strong> Notfallmedizin <strong>und</strong> Medizinmanagements<br />

der Universität München<br />

(� Abb. 4).<br />

Der Leiter der Unfallforschung der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover, Prof. Dipl.-<br />

Ing. Dietmar Otte, erhielt die Johann-Friedrich-Dieffenbach-Büste<br />

(� Abb. 5).<br />

Abb. 2 Prof. Dr. Siebert, Simon M. Lambert <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />

Südkamp (von links nach rechts).<br />

Abb. 5 Prof. Dr. Siebert, Prof.-Ing. Dietmar Otte <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />

Südkamp (von links nach rechts).<br />

Mit der Goldenen Ehrennadel wurde das<br />

verdienstvolle Engagement des Aktionsbündnisses<br />

Patientensicherheit e.V. ausgezeichnet<br />

(� Abb. 6).<br />

Die Ehrenmitgliedschaft der DGOU wurde<br />

an Prof. Dr. Lutz Jani, Riehen (Schweiz), vergeben<br />

(� Abb. 7).<br />

Zum Korrespondierenden Mitglied der<br />

DGOU wurde Prof. Dr. Oldrich Cèch ernannt<br />

(� Abb. 8).<br />

Abb. 3 Prof. Dr. Siebert, Dr. Klaus Wendt <strong>und</strong><br />

Prof. Dr. Südkamp (von links nach rechts).<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 29<br />

Kongress<br />

Abb. 6 Für die Organisation nahmen die Stellvertretende<br />

Vorsitzende Frau Hedwig Francois-Kettner <strong>und</strong> der<br />

Vorsitzende Dr. Günther Jonitz die Ehrennadel entgegen.


Kongress<br />

30<br />

Bericht über die Mitgliederversammlung<br />

Die jährliche Mitgliederversammlung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie fand am<br />

27. Oktober 2009 im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

im Saal 3 der ICC/Messe Berlin von 18.15 Uhr bis 20.00 Uhr statt.<br />

N. P. Südkamp, H. R. Siebert<br />

Es nahmen 187 Mitglieder an der Versammlung<br />

teil, davon waren 164 stimmberechtigt.<br />

Der Präsident, Professor Dr. Norbert P. Südkamp<br />

(Freiburg i. Brsg.), begrüßte die Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> eröffnete die Sitzung, zu der<br />

form- <strong>und</strong> fristgerecht mit Schreiben vom<br />

23.9.2010 eingeladen worden war.<br />

Auf Antrag des Vorstandes wurde<br />

Punkt 6 der Tagesordnung vorgezogen <strong>und</strong><br />

gleich nach Punkt 4 gebracht. Die Tagesordnung<br />

wurde mit dieser Änderung von der<br />

Mitgliederversammlung genehmigt.<br />

Als erstes übergab der Präsident dem Generalsekretär<br />

Professor Dr. Hartmut Siebert<br />

(Schwäbisch Hall) das Wort zum Punkt 2<br />

„Aufnahme neuer Mitglieder“. Da das<br />

Herbstheft der <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

erst zwei Wochen vor dem Kongress<br />

herauskam, war die in der Satzung vorgesehene<br />

Einspruchsfrist von vier Wochen<br />

zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung<br />

noch nicht verstrichen. Daher waren die in<br />

der Lis te der vorläufigen Mitglieder aufgeführten<br />

vorläufigen Mitglieder noch nicht<br />

stimmberechtigt.<br />

Unter der Leitung des vom Präsidium der<br />

DGU bestellten Wahlleiters, Dr. Christoph<br />

Haag (Lörrach), den der Präsident kurz vorstellte,<br />

fanden die Wahlen <strong>und</strong> Abstimmungen<br />

statt. Dabei kam das elektronische<br />

Wahlsystem der Firma Brähler zum Einsatz,<br />

dessen Bedienung der Wahlleiter zu Beginn<br />

der Wahlen kurz vorstellte.<br />

Wie vom Präsidium vorgeschlagen, wählte<br />

die Mitgliederversammlung zum Dritten<br />

Vizepräsidenten des nächsten Jahres, damit<br />

Präsident 2013, Professor Dr. Reinhard<br />

Hoffmann (Frankfurt/Main). Er erhielt 135<br />

Ja-Stimmen <strong>und</strong> 9 Nein-Stimmen, 6 Teilnehmer<br />

enthielten sich, 14 beteiligten sich<br />

nicht an der Abstimmung oder gaben ungültige<br />

Stimmen ab.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer technisch bedingten Neuprogrammierung<br />

des Wahlsystems mussten<br />

die Berichte des Präsidenten, des Generalsekretärs<br />

<strong>und</strong> des Schatzmeisters von der Mitgliederversammlung<br />

vorgezogen werden.<br />

Der Präsident berichtete über seine Tätigkeiten<br />

<strong>für</strong> die <strong>Gesellschaft</strong> in seinem Amtsjahr.<br />

Er dankte zum Abschluss dem Vorstand<br />

<strong>und</strong> dem Präsidium <strong>für</strong> die engagierte<br />

Unterstützung.<br />

Der Generalsekretär Prof. Dr. Hartmut Siebert<br />

berichtete anschließend über die Aktivitäten<br />

der <strong>Gesellschaft</strong>. Siebert dankte<br />

zum Abschluss den Beteiligten <strong>für</strong> ihre Mitarbeit.<br />

Im Rahmen des Berichtes des Schatzmeisters<br />

berichtete Professor Dr. Bertil Bouillon<br />

(Köln) detailliert über die Einnahmen- <strong>und</strong><br />

Ausgabenblöcke.<br />

Es folgten die Wahl zum Nichtständigen<br />

Beirat <strong>und</strong> die Abstimmung über den Ausschluss<br />

eines Mitgliedes.<br />

Aus der vom Präsidium aufgr<strong>und</strong> von Vorschlägen<br />

aus der Mitgliedschaft zusammengestellten<br />

Liste von sechs Kandidaten<br />

<strong>für</strong> den Nichtständigen Beirat <strong>2011</strong> – 2013<br />

wählte die Mitgliederversammlung folgende<br />

drei Kandidaten (in alphabetischer<br />

Reihenfolge):<br />

■■Dr. Andreas Bonk (Frankfurt/Main),<br />

■■PD Dr. Gerrit Matthes (Berlin),<br />

■■PD Dr. Peter Strohm (Freiburg i. Brsg.).<br />

Es folgte der Top „Antrag des Präsidiums:<br />

Ausschluss eines Mitgliedes nach § 5 Abs.<br />

1d der Satzung“. Der Präsident rief den<br />

Punkt auf, nannte den Namen des fraglichen<br />

Mitgliedes (Professor Dr. Hans-Peter<br />

Friedl, ehem. Freiburg) <strong>und</strong> legte die entsprechenden<br />

Satzungsbestimmungen dar.<br />

Danach übergab er das Wort an Prof. Dr.<br />

Peter Kirschner (Mainz) – Sprecher des dreiköpfigen<br />

Ehrenrates der DGU –, der den Antrag<br />

des Präsidiums eingehend begründete.<br />

Die von der Satzung festgelegte ¾-Mehrheit<br />

<strong>für</strong> den Antrag hätte bei 164 anwesenden<br />

stimmberechtigten Mitgliedern die Abga-<br />

be von mindestens 123 Ja-Stimmen <strong>für</strong> den<br />

Antrag vorausgesetzt. Mit 100 Ja-Stimmen,<br />

5 Nein-Stimmen, 33 Enthaltungen sowie<br />

26 Nichtbeteiligung/Ungültige Stimmen<br />

verfehlte der Antrag die erforderliche Unterstützung.<br />

Zum Bericht der Kassenprüfer des Rechnungsjahres<br />

2009, PD Dr. Manfred Bernard<br />

(Potsdam) <strong>und</strong> Dr. Falk Reuther (Berlin), ergriff<br />

der letztere das Wort <strong>und</strong> berichtete<br />

kurz über die Kassenprüfung, die keinen Anlass<br />

zur Beanstandung gegeben hatte.<br />

Auf seinen Antrag hin erteilte die Mitgliederversammlung<br />

dem Vorstand einstimmig<br />

die Entlastung.<br />

Zu Kassenprüfern <strong>für</strong> das Rechnungsjahr<br />

2010 wählte die Mitgliederversammlung<br />

auf Vorschlag des Präsidiums die Herren<br />

Prof. Dr. Egmont Scola (Neubrandenburg)<br />

<strong>und</strong> Dr. Max Freiherr von Seebach (Berlin).<br />

Beide nahmen die Wahl an.<br />

Unter Top 12 wurden die Wahlergebnisse<br />

bekannt gegeben, die in diesem Bericht bei<br />

den jeweiligen Tops vermerkt sind.<br />

Prof. Dr. Hoffmann nahm die Wahl an<br />

<strong>und</strong> dankte den Mitgliedern <strong>und</strong> dem Vorstand<br />

<strong>für</strong> das Vertrauen.<br />

Die drei <strong>für</strong> den Nichtständigen Beirat<br />

<strong>2011</strong> – 2013 gewählten Personen nahmen<br />

die Wahl an.<br />

Unter dem Punkt „Verschiedenes“ meldete<br />

sich niemand zu Wort.<br />

Der Präsident bedankte sich bei den Anwesenden<br />

<strong>für</strong> die zahlreiche Teilnahme <strong>und</strong><br />

beim Vorstand <strong>für</strong> die große Unterstützung<br />

während seiner Präsidentschaft.<br />

Der Präsident schloss die Versammlung um<br />

20.09 Uhr.<br />

Prof. Dr. med. Norbert P. Südkamp<br />

Präsident der DGU<br />

Prof. Dr. med. Hartmut R. Siebert<br />

Generalsekretär der DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


DGU <strong>2011</strong>: Aktivitäten <strong>und</strong> Ziele<br />

T. Pohlemann<br />

Verschieden wichtige Aufgaben <strong>und</strong> Initiativen<br />

werden uns im Jahresverlauf <strong>2011</strong> in<br />

der DGU beschäftigen <strong>und</strong> bewegen.<br />

Sehr positiv haben sich das Traumanetzwerk<br />

<strong>und</strong> das Traumaregister QM entwickelt.<br />

Diese ja ausschließlich durch unseren<br />

Verein initiierte <strong>und</strong> realisierte b<strong>und</strong>esweite<br />

Maßnahme hat sich inzwischen zum<br />

größten, flächendeckenden Qualitätsinstrument<br />

<strong>für</strong> die Schwerverletztenversorgung<br />

entwickelt <strong>und</strong> findet nicht nur zunehmend<br />

politische Beachtung, sondern wird zwischenzeitlich<br />

vereinzelt von Kostenträgern<br />

(Schleswig-Holstein) unterstützt oder als<br />

Entscheidungsgr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> anstehende<br />

Bettenbedarfsplanungen (Saarland) herangezogen.<br />

Nach ähnlichem Muster bestehen<br />

in O <strong>und</strong> U derzeit weitere Initiativen (z. B.<br />

Prothesenregister) <strong>und</strong> auch in anderen<br />

Themenbereichen werden Kursformate wie<br />

ATLS, DSTC, HOTT <strong>und</strong> auch der gerade inaugurierte<br />

Notfallpflegekurs ATCN <strong>und</strong> andere<br />

Ansätze zur Verbesserung von Struktur- <strong>und</strong><br />

Prozesssicherheit in unserem Fach entwickelt.<br />

Wir haben uns daher mit unseren orthopädischen<br />

Partnern entschlossen, diese<br />

Maßnahmen unter dem Begriff „Qualität<br />

<strong>und</strong> Sicherheit in O <strong>und</strong> U“ zu bündeln <strong>und</strong><br />

damit nach außen besser darstellbar zu machen.<br />

Während des Kongress DKOU <strong>2011</strong><br />

werden sich daher mehrere Sitzungen ganz<br />

bewusst mit diesen verschiedenen Themenkreisen<br />

beschäftigen.<br />

Klinische Forschung <strong>und</strong><br />

Versorgungsforschung<br />

Weiterhin ein großes Manko ist die nur ungenügende<br />

„Messbarkeit“ von Effektivität,<br />

Qualität <strong>und</strong> auch der Sicherheit in unseren<br />

klinischen Abläufen. Die derzeitigen<br />

externen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

greifen oft zu kurz <strong>und</strong> sind <strong>für</strong> die Beteiligten<br />

<strong>und</strong> vor allem auch <strong>für</strong> Patienten<br />

nur wenig aufschlussreich <strong>und</strong> schwer interpretierbar.<br />

Da wir trotz der großen <strong>und</strong><br />

erfolgreichen multizentrischen Register<br />

(Polytrauma register, Beckenregister, Wirbelsäulenregister<br />

u. a.) weiterhin Defizite<br />

in der Durchführung von klinischen Studien<br />

<strong>und</strong> auch in der Versorgungsforschung<br />

erlebt <strong>und</strong> identifiziert haben, ist es mir ein<br />

großes Anliegen, diese beiden wichtigen<br />

wissenschaftlichen Bereiche schnell weiter<br />

zu entwickeln. Nach zwei vorbereitenden<br />

Sitzungen im Oktober 2010 <strong>und</strong> Januar<br />

<strong>2011</strong> wird sich eine Initiativgruppe, beste-<br />

hend aus interessierten <strong>und</strong> kompetenten<br />

Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden, am 31. 3<br />

<strong>und</strong> 1. 4. <strong>2011</strong> in Homburg / Saar zu einer<br />

Klausursitzung treffen, um ein Pflichtenheft<br />

<strong>für</strong> eine zukünftig erfolgreichere Klinische<br />

Forschung <strong>und</strong> Versorgungsforschung in<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

aufzustellen. Eine enge Kooperation<br />

mit dem Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie (SDGC in Heidelberg)<br />

ist gewährleistet. Allerdings sind die<br />

spezifischen methodischen Anforderungen<br />

bei unfallchirurgischen Studien immer noch<br />

diskussionsbedürftig. Wir hoffen, dass wir<br />

auf Basis der Ende März gewonnenen Erkenntnisse<br />

noch dieses Jahr erfolgreiche<br />

multizentrische Studienskizzen erstellen<br />

können. Alle interessierten Mitglieder sind<br />

natürlich aufgerufen <strong>und</strong> herzlich eingeladen,<br />

sich an diesen Aktivitäten zu beteiligen.<br />

Der Kontakt erfolgt über meine Adresse<br />

(verantwortlich: PD Dr. J. Holstein) oder<br />

unsere Geschäftsstelle.<br />

Ein Themenbereich, der den Vorstand kontinuierlich<br />

beschäftigt, ist die Nachwuchsgewinnung<br />

<strong>und</strong> die Vereinbarkeit von Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf. Nur ein <strong>für</strong> Patienten, Ärzte <strong>und</strong><br />

Krankenhäuser befriedigendes Lösungsmodell<br />

wird dabei langfristig erfolgreich<br />

sein. Im Verlauf der nächsten Monate werden<br />

wir uns daher nicht mehr nur mit allgemeinen<br />

Statements <strong>und</strong> Forderungen<br />

begnügen, sondern gemeinsam mit dem<br />

Jungen Forum gezielt nach besonders gelungenen<br />

aber auch nach „abschreckenden“<br />

Beispielen in der Praxis fahnden, um konkrete<br />

Lösungsansätze <strong>und</strong> Arbeitsmodelle<br />

aufzeigen <strong>und</strong> anbieten zu können. Mit den<br />

Initiativen „Summer School DGOU“, Studierendentag<br />

DKOU <strong>und</strong> ggf. auch neuen<br />

Initiativen werden wir kontinuierlich auf<br />

die guten Berufschancen in Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie aufmerksam machen <strong>und</strong><br />

versuchen, unseren „Gr<strong>und</strong>eindruck“ bei<br />

den Studierenden weiter zu verbessern.<br />

Auch die Weiterbildungsordnung bedarf<br />

weiterer Beachtung. Unterschiede in<br />

den länderspezifischen Auslegungen, landesärztekammerspezifische<br />

Initiativen zur<br />

„Wiederbelebung“ des Allgemeinchirurgen<br />

mit erweiterten unfallchirurgischen Inhalten<br />

<strong>und</strong> das Scheitern unserer Anträge zur<br />

Weiterbildung auf dem <strong>Deutsche</strong>n Ärztetag<br />

2010 in Dresden sind zu analysieren <strong>und</strong> zu<br />

bewerten. Das im März durch den Weiterbildungsausschuss<br />

DGOU (Leitung Frau Dr.<br />

Tempka) veranstaltete Weiterbildungsforum<br />

<strong>für</strong> kammeraktive Mitglieder war dabei eine<br />

wertvolle Plattform, um Positionen auszuloten<br />

<strong>und</strong> Informationen auszutauschen.<br />

Schlanke Strukturen mit breiter<br />

Akzeptanz<br />

Last but not least gilt es nun die Ergebnisse<br />

der letztjährigen Strukturbesprechun gen<br />

mit unseren orthopädischen Partnern im<br />

Rahmen von „Potsdam II“ umzusetzen.<br />

Einigkeit bestand darin, dass die jetzige<br />

Führungsstruktur der DGOU zu groß <strong>und</strong><br />

damit nicht effektiv ist. Darüber hinaus<br />

wurde bei der zunehmenden Zahl von assoziierten<br />

Vereinen, Sektionen <strong>und</strong> AGs eine<br />

besondere Rolle der „Basisvereine“ DGU <strong>und</strong><br />

DGOOC gefordert. Ziel der nächsten Wochen<br />

ist es, im Konfliktfeld „schlanke Strukturen“<br />

vs. „breite Interessenvertretung“ ein<br />

geeignetes Modell zu entwickeln, welches<br />

ein effektiveres Arbeiten erlaubt <strong>und</strong> trotzdem<br />

breite Akzeptanz erfährt. Innerhalb<br />

der zuständigen Gremien der DGU <strong>und</strong><br />

im Präsidialrat werden derzeit intensivste<br />

Disku ssionen über Modellentwürfe geführt.<br />

Ziel ist es, der Mitgliederversammlung im<br />

Oktober <strong>2011</strong> in Berlin die erforderlichen<br />

Satzungsänderungen abstimmungsreif vorlegen<br />

zu können.<br />

An dieser Stelle konnten nur die großen<br />

Themen angesprochen werden, die den Präsidenten<br />

<strong>und</strong> den Vorstand der DGU derzeit<br />

beschäftigen. Ich bedanke mich ausdrücklich<br />

<strong>für</strong> die breite Unterstützung, die wir von<br />

den vielen hochaktiven <strong>und</strong> kompetenten<br />

Mitgliedern in unseren Ausschüssen, Kommissionen,<br />

Sektionen <strong>und</strong> Arbeitsgemeinschaften<br />

bekommen, um schnell <strong>und</strong> kompetent<br />

auf entsprechende Entwicklungen<br />

reagieren zu können! Dies bestätigt meine<br />

Auffassung, dass bei allen Weiterentwicklungen<br />

unseres gemeinsamen Faches die<br />

typisch „unfallchirurgischen Eigenschaften“<br />

Teamwork, Kooperation <strong>und</strong> Improvisationsbereitschaft<br />

auf keinen Fall verloren<br />

gehen dürfen!<br />

Ihr<br />

Prof. Dr. Tim Pohlemann<br />

Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätskliniken des Saarlandes<br />

Kirrberger Str. 1<br />

66421 Homburg/Saar<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 31<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

32<br />

Bewerbung um Neuaufnahme<br />

Bergmann, Janina Isabell · Braunschweig<br />

Abass, Sayed Wahid · Kösching<br />

Abohaya, Ali · Berlin<br />

Arndt, Jan-Eric · Brandenburg<br />

Aryee, Sebastian · Berlin<br />

Auer, Julia · Lahr<br />

Bartels, Richard · Ravensburg<br />

Beardi, Jörg · Neustadt<br />

Beckmann, Patrick · Nürtingen<br />

Bellosevich, Alexander · Berlin<br />

Benner, Sebastian · Frankfurt am Main<br />

Bley, Christine · Aachen<br />

Bode, Gerrit · Freiburg<br />

Böhm, Tassilo · Berlin<br />

Bohn, Boy · Hamburg<br />

Bonin, Franziska · Offenbach<br />

Bönisch, Wolfgang · Bad Belzig<br />

Bornebusch, Lutz Robert · Freiburg<br />

Brankamp, Jochen · Moers<br />

Brauer, Karsten · Hof<br />

Bretthauer, Christian · Berlin<br />

Breuer, David · Zittau<br />

Bueß, Judith · Franfurt<br />

Cassel, Michael · Berlin-Wannsee<br />

Chitzios, Angelos · Detmold<br />

Danner, Michael · Reutlingen<br />

Di Micoli, Mario · Koblenz<br />

Dirven, Peter · Boxmeer<br />

Dittrich, Yvonne · Berlin<br />

Doneit, Marieke · Greifswald<br />

Donnerhack, Wolf-Dietrich · Naumburg<br />

Dopfer, Hans-Peter · Backnang<br />

Droese, Marco · Ravensburg<br />

Druschel, Claudia · Berlin<br />

Dürkop, Ilka Iris · Potsdam<br />

Eden, Lars · Würzburg<br />

Eichenauer, Frank · Berlin<br />

Emmerich, Judith · Rostock<br />

Fleiter, Nikolai · Frankfurt Main<br />

Förster, Nikolaus · Hamburg<br />

Franke, Jochen · Ludwigshafen<br />

Franz, Ulrich · Berlin<br />

Franzen, David · Trier<br />

Fröhlich, Markus · Nienburg<br />

Gal, Judith · Hamburg<br />

Gast, Henning · Mannheim<br />

Großer, Kay · Dresden<br />

Grubert, Silvio · Gera<br />

Grude, Julia · Oldenburg<br />

Grune, Stefan · Regensburg<br />

Gümbel, Denis · Berlin<br />

Guzman, Carlos · Lohne<br />

Haak, Stefan · Ludwigsfelde<br />

Haas, Sebastian · Dinslaken<br />

Hadler, Dirk · Bremen<br />

Haiböck, Philip · Regensburg<br />

Hanschen, Marc · München<br />

Harbering, Johannes · Frankfurt/Main<br />

Hartenstein, Steffen · Zeitz<br />

Härter, Alexander · Bünde<br />

Hauffe, Erik · Rochlitz<br />

Hauptmann, Simon · Buchholz<br />

Hawi, Nael · Hannover<br />

Heck, Steffen · Köln<br />

Höfer, Alfred · Berlin<br />

Hofstätter, Elke · Villingen- Schwenningen<br />

Homagk, Lars · Halle<br />

Hook, Yvonne · Landau<br />

Hötte, Hannu · Köln<br />

Hunek, Pawel · Berlin<br />

Hunscheidt, Karl · Dortm<strong>und</strong><br />

Huwert, Oliver · Freiburg<br />

Illian, Christian · Duisburg<br />

Jessel, Matthias · Hamburg<br />

Jochims, Jörg · Krefeld<br />

John, Thilo · Berlin<br />

Karaalioglu, Karanfil · Berlin<br />

Kaulhausen, Thomas · Köln<br />

Khalighi, Rahmatollah · Bad Berka<br />

Koch, Tobias · Dresden<br />

Köller, Sebastian · Gengenbach<br />

Kopf, Sebastian · Berlin<br />

Korsch, Wolfram · Augsburg<br />

Krainski, Jakob · Hannover<br />

Kreukler, Christian · Mannheim<br />

Kröning, Hauke · Rotenburg (Wümme)<br />

Krümpelmann, Jan Bernd · Frankfurt Main<br />

Kutz, André · Brandenburg/Havel<br />

Lechert, Bernd · Hamburg<br />

Lehrmann, Michael · Mayen<br />

Leibecke, Thomas · Berlin<br />

Lichte, Philipp · Aachen<br />

Luft, Marcus · Paderborn<br />

L<strong>und</strong>in, Sven Elias · Duisburg<br />

Mahmud, Dakir · Hof<br />

Mattes, Benedikt · Trier<br />

Mauer, Christian · Brandenburg<br />

Mengel, Andreas · Strals<strong>und</strong><br />

Merkle, Frank · Berlin<br />

Merschin, David · Greifswald<br />

Micali, Tommaso · Northeim<br />

Miltenberger, Verena · Freiburg<br />

Missbach-Kroll, Antje · Zürich<br />

Mock, Claudia · Bielefeld<br />

Mohr, Juliane · Marburg<br />

Möhring, Robin · Köln<br />

Moxter, Dirk · Usingen<br />

Mueller, Johannes · Tübingen<br />

Mühlstädt, Bettina · Freital<br />

Müller, Corinna · Heilbronn<br />

Neitzel, Matthias · Bad Homburg<br />

Netzer, Cordula · Berlin<br />

Neuhaus, Peter · Lünen<br />

Neumayer, Sabine · Tamsweg<br />

Nienaber, Ulrike · München<br />

Oheim, Ralf · Hamburg<br />

Ohlmann, Jochen · Darmstadt<br />

Ostermayer, Kai · Hamburg<br />

Ott, Felix · Tübingen<br />

Ottinger, Benjamin Johannes · Regensburg<br />

Pannenborg, Hagen · Bünde<br />

Patzsch, Falko · Berlin<br />

Paul, Dietmar Nikolai Vincent · Rastatt<br />

Penschuck, Friederieke · Rotenburg/Wümme<br />

Pestka, Jan M. · Hamburg<br />

Peters, Jens · Bremen<br />

Pfeifenberger, Karin · Tamsweg<br />

Philipps, Christian · Kleve<br />

Porten, Marius · Mönchengladbach<br />

Potthoff, Dan · Breisach<br />

Princk, Markus · Greifswald<br />

Prochaska, Hartmut · Zittau<br />

Raab, Carsten · Düsseldorf<br />

Rasp, Andreas · Hamm<br />

Reinboth, Katja · Bietigheim<br />

Reithofer, Thomas · Wiesbaden<br />

Richter, Martin · Bonn<br />

Rössle, Natascha · Gengenbach<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Rotter, Robert · Lambrechtshagen<br />

Rudolph, Hans Ulrich · Frankfurt Main<br />

Rupp, Harald · St. Wendel<br />

Rüter, Markus · Münster<br />

Rüttgers, Heiko · Essen<br />

Sacher, Daniel · München<br />

Sachsenmaier, Saskia · Tübingen<br />

Salem, Khaled Hamed · Aachen<br />

Sankat, Dennis · Mainz<br />

Sayar, Annika · Köln<br />

Schablowski, Helge · Essen<br />

Schallenberg, Ekkehard · Ravensburg<br />

Schlemper, Johannes · Überlingen<br />

Schmiesing, Edgar · Georgsmarienhütte<br />

Schmitz, Christian · Duisburg<br />

Schmitz, Kathleen · Frankfurt Oder<br />

Schmölzer, Gerald · Steyr<br />

Schmücker, Marc · Recklinghausen<br />

Schneider, Florian · Würzburg<br />

Scholz, Armin Olaf · Duisburg<br />

Schoop, Rita · Hamburg<br />

Schrott, Michael · Regensburg<br />

Schuster, Philipp · Regensburg<br />

Schwerdtfeger, Jan · Braunschweig<br />

Seebach, Caroline · Frankfurt/Main<br />

Seibert, Johannes-Jürgen · Wetzlar<br />

Siekmann, Holger · Halle an der Saale<br />

Sipoglu, Hasan · Balingen<br />

Sorg, Tobias · Stuttgart<br />

Spering, Christopher · Göttingen<br />

Sprengel, Kai · Zürich<br />

Staubach, Karl- Hermann · Bad Segeberg<br />

Stein, Verena · Berlin<br />

Stockmar, Christoph · Landshut<br />

Stoll, Mareike Carina · Greifswald<br />

Stüber, Volker · Hannover<br />

Stützle, Agnes · Krumbach<br />

Thomsen, Fabian · Itzehoe<br />

Thormann, Ulrich · Gießen<br />

Titkemeyer, Claus-Martin · Haltern am See<br />

Tomasi, Kathleen · Salzburg<br />

Trepper, Lucia · Mönchengladbach<br />

Trojca, Mirella · Lemgo<br />

Tschirpig, Anja · Berlin<br />

Tsitsilonis, Serafim · Berlin<br />

Tzifris, Evgenios · Ludwigsburg<br />

Ullerich, Falk · Duisburg<br />

Umlauf, Annegret · Überlingen am Bodensee<br />

Vachenauer, Robert · Uster<br />

Van der Graft, Leonie · Tamsweg<br />

Vlachou, Maria · Luckenwalde<br />

Voß, Eileen · Hamburg<br />

Vukelic, Rudolf · Hamburg<br />

Wagner, Frank · Eschwege<br />

Wajs, Bohdan Stefan · Hamburg<br />

Weber, Jenny Vanessa Roxane · Frankfurt<br />

Main<br />

Wedemeyer, Christian · Gladbeck<br />

Wichmann, Michael · Köln<br />

Wieczorek, Oliver · Kiel<br />

Wiedmaier, Stephan · Stuttgart<br />

Wietelmann, Kai · Berlin<br />

Wimbauer, Thomas · Rosenheim<br />

Wintter, Marco · Ingolstadt<br />

Wolpers, Jens-Robert · Duisburg<br />

Wurlitzer, Michael · Zeitz<br />

Zeitler, Stefan · Backnang<br />

Ziegler, Christian · Ravensburg<br />

Zimmermann, Valentin · Bünde<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 33<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

34<br />

Das TraumaNetzwerk D DGU Anfang <strong>2011</strong><br />

C. Mand, C.A. Kühne (Arbeitskreis Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk in der DGU – AKUT), S. Ruchholtz<br />

Wegen der heterogenen Verteilung von<br />

an der Versorgung schwer verletzter Patienten<br />

teilnehmenden Kliniken innerhalb<br />

Deutschlands <strong>und</strong> der z. T. sehr unterschiedlichen<br />

Ausstattung einzelner Schockräume<br />

wurde 2004 die Initiative Traumanetzwerk<br />

(ITN) gegründet, aus der der Arbeitskreis<br />

zur Umsetzung Weißbuch/Traumanetzwerk<br />

(AKUT) 2* hervorgegangen ist. Unter<br />

der Koordination von AKUT hat das TraumaNetzwerk<br />

D DGU seitdem eine rasante<br />

Entwicklung vollzogen (siehe auch Bericht<br />

in <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> Nr.<br />

59/2009). Im Folgenden sollen kurz der<br />

Fortschritt der letzten zwei Jahre <strong>und</strong> der<br />

aktuelle Stand dargestellt werden<br />

Entwicklung des TraumaNetzwerk D DGU<br />

Bereits 2007 hatten sich 18 Traumanetzwerke<br />

(TNW) mit insgesamt 204 teilnehmenden<br />

Kliniken gegründet <strong>und</strong> über das<br />

Internet angemeldet. 2009 waren es schon<br />

41 TNW mit 660 Kliniken, aktuell sind<br />

(Stand Januar <strong>2011</strong>) 851 Kliniken in 53 Traumanetzwerken<br />

organisiert (� Abb. 1, 2).<br />

Im September 2008 wurde mit der Universitätsklinik<br />

Regensburg die erste Klinik<br />

erfolgreich auditiert <strong>und</strong> etwa ein Jahr später<br />

das erste Netzwerk (TNO – TraumaNetzwerk<br />

Ostbayern) mit 27 Kliniken zertifiziert.<br />

Als erstes B<strong>und</strong>esland wurde im April 2010<br />

Hessen mit den Netzwerken Südhessen,<br />

Osthessen <strong>und</strong> Mittelhessen zertifiziert.<br />

Insgesamt sind derzeit zehn Netzwerke zertifiziert,<br />

413 Kliniken auditiert <strong>und</strong> bei weiteren<br />

17 Häusern ist das Audit geplant.<br />

Der Auditierungs- <strong>und</strong> Zertifizierungsprozess<br />

erfolgt dabei durch die Firma DIOcert<br />

(Mainz), die als unabhängiges externes<br />

Unternehmen von AKUT mit der Zertifizierung<br />

der Kliniken beauftragt wurde, <strong>und</strong><br />

AKUT. Neben der Auditierung aller teilnehmenden<br />

Kliniken eines Netzwerks beinhaltet<br />

diese Zertifizierung auch die Darstellung<br />

schriftlicher Absprachen zu Aufnahme- <strong>und</strong><br />

Übernahmebereitschaft bzw. -verpflichtung,<br />

Verlegungskriterien, Teleradiologie<br />

u. ä., die sog. „Vereinbarungen zur Einrichtung<br />

eines Traumanetzwerkes“, die <strong>für</strong> das<br />

ganze Netzwerk nachgewiesen werden<br />

müssen. Sollte es i. R. des Audits zu Diskrepanzen<br />

zwischen beantragter Versorgungsstufe<br />

<strong>und</strong> Ausstattungsmerkmalen der Klinik<br />

kommen, so wird zunächst im Dialog<br />

mit dem B<strong>und</strong>eslandmoderator oder dem<br />

Netzwerksprecher versucht, eine Lösung zu<br />

finden. Erst wenn dies aufgr<strong>und</strong> zu großer<br />

Differenzen nicht gelingt, kann ein Schlichtungsverfahren<br />

eingeleitet werden. Bisher<br />

* AKUT: Prof. Dr. B. Bouillon (Köln), Dr. M. Frank (Greifswald), Prof. Dr. R. Grass (Dresden), Priv.-Doz. Dr. C. A. Kühne (Marburg),<br />

Prof. Dr. C. K. Lackner (München), Dr. L. Mahlke (Paderborn), C. Mand (Marburg), Prof. Dr. I. Marzi (Frankfurt),<br />

Priv.-Doz. G. Matthes (Berlin), Prof. Dr. T. Mittlmeier (Rostock), Prof. Dr. D. Pennig (Köln), Dr. U.-M. Petereit (Saalfeld),<br />

Prof. Dr. S. Ruchholtz (Marburg), Dr. J. Schmidt (Berlin), Prof. Dr. A. Seekamp (Kiel), Prof. Dr. H. Siebert (Berlin), Prof.<br />

Dr. M. Stürmer (Göttingen), Prof. Dr. J. Sturm (München), Prof. Dr. N. Südkamp (Freiburg i. Br.), PD Dr. F. Thielemann<br />

(Villingen-Schwenningen), Prof. Dr. A. Wentzensen (Ludwigshafen).<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Jan 07<br />

Apr 07<br />

Jul 07<br />

Oct 07<br />

Jan 08<br />

Apr 08<br />

Jul 08<br />

Oct 08<br />

Abb. 1 Anzahl der Traumanetzwerke 2007 – 2010<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Jan 07<br />

Apr 07<br />

Jul 07<br />

Oct 07<br />

Jan 08<br />

Apr 08<br />

Jul 08<br />

Abb. 2 Anzahl der am TraumaNetzwerk D DGU teilnehmenden Kliniken 2007 – 2010<br />

Oct 08<br />

Jan 09<br />

Jan 09<br />

Apr 09<br />

Apr 09<br />

Jul 09<br />

Jul 09<br />

Oct 09<br />

Oct 09<br />

Jan 10<br />

Jan 10<br />

Apr 10<br />

Apr 10<br />

Jul 10<br />

Jul 10<br />

Oct 10<br />

Oct 10<br />

konnten 411 von 413 Kliniken mit positivem<br />

Ergebnis auditiert werden.<br />

Seit Anfang 2009 ist die überarbeitete<br />

Homepage online, die neben einer neuen,<br />

regelmäßig aktualisierten Landkarte einen<br />

Überblick über den Stand der teilnehmenden<br />

Kliniken, Auditierungen <strong>und</strong> Zertifizierungen<br />

bietet (� Abb. 3).<br />

Organisatorische, personelle <strong>und</strong><br />

strukturelle Änderungen<br />

Jan 11<br />

Jan 11<br />

Anhand eines Fragebogens, der im Rahmen<br />

der Auditierung an jede Klinik ausgeteilt<br />

wird, werden die organisatorischen, personellen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Änderungen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


erfasst, die von der Klinik im Jahr vor dem<br />

Audit durchgeführt wurden, um die gewünschte<br />

Versorgungsstufe zu erreichen.<br />

Neben diesen Veränderungen werden auch<br />

die Gründe <strong>für</strong> die Teilnahme <strong>und</strong> die Zufriedenheit<br />

mit der Arbeit von AKUT abgefragt.<br />

336 Fragebögen konnten bisher ausgewertet<br />

werden. Es zeigte sich hierbei, dass<br />

die organisatorischen Änderungen wie z. B.<br />

die Teilnahme am TraumaRegister QM DGU<br />

(<strong>63</strong>,2 %), die Implementierung neuer Leitlinien<br />

<strong>und</strong> Schockraum-Algorithmen (57,8 %<br />

<strong>und</strong> 60,8 %) oder Absprachen mit lokalen<br />

Rettungsleitstellen (53,6 %) gegenüber<br />

den personellen (Dienstplanänderungen<br />

15,9%, Kooperationen mit anderen Abteilungen<br />

29, 7%, Teilnahme an ATLS® <strong>63</strong>,4 %<br />

usw.) <strong>und</strong> strukturellen Änderungen (u. a.<br />

Anschaffung neuer Röntgen-, CT- oder Sonographie-Geräte<br />

[9,4 %, 6,4 % <strong>und</strong> 16,6 %])<br />

deutlich überwogen. Insgesamt zeigte sich<br />

auch, dass überregionale Traumazentren<br />

auf allen Gebieten die wenigsten Änderungen<br />

durchführen mussten (21,7 % Neuerungen<br />

gegenüber 38,4 % in regionalen <strong>und</strong><br />

37,9 % in lokalen Traumazentren).<br />

Die wichtigsten Gründe <strong>für</strong> die Teilnahme<br />

am TraumaNetzwerk D DGU waren die<br />

Verbesserung der Schwerverletztenversorgung,<br />

die Festlegung von klaren Verlegungskriterien<br />

<strong>und</strong> feste Ansprechpartner<br />

<strong>für</strong> Problemsituationen <strong>und</strong> -fälle.<br />

Jahreskongress TraumaNetzwerk D DGU<br />

<strong>2011</strong> in Berlin<br />

In den vergangenen beiden Jahren wurde<br />

jeweils im März in Marburg unter großer<br />

Beteiligung der erste <strong>und</strong> zweite Jahreskongress<br />

des TraumaNetzwerk D DGU abgehalten.<br />

Der dritte Jahreskongress des TraumaNetzwerk<br />

D DGU wird dieses Jahr am 09.<br />

April von 09:00 bis 16:30 Uhr erstmalig im<br />

Hörsaal des Langenbeck-Virchow-Hauses in<br />

Berlin stattfinden.<br />

Im Rahmen dieses Kongresses soll die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> die Bedeutung von TraumaNetzwerken<br />

von Seiten der Politik, der<br />

Berufsgenossenschaften <strong>und</strong> der Rettungsdienste<br />

diskutiert <strong>und</strong> dargestellt werden.<br />

Darüber hinaus sollen künftige Neuerungen,<br />

insbesondere mit Hinblick auf die<br />

Etablierung <strong>und</strong> den Einsatz von telemedizinischen<br />

Bilddatenübertragungen erörtert<br />

werden<br />

In den Nachmittagssitzungen werden<br />

abschließend Behandlungsstrategien bei<br />

Patienten im Blutungsschock diskutiert.<br />

Beendet wird das Kongressprogramm mit<br />

einer Podiumsdiskussion zu dem Thema<br />

„Traumaleader“ im Schockraum. Nähere Informationen<br />

zum Programm finden Sie auf<br />

der Homepage des TraumaNetzwerk D DGU<br />

oder können in der Geschäftsstelle AKUT in<br />

Marburg angefordert werden.<br />

Abb. 3 Karte der Traumazentren <strong>und</strong> Traumanetzwerke (Quelle: http://www.dgu-traumanetzwerk.de)<br />

TRAUMAREGISTER (QM) DGU als Instrument<br />

der kontinuierlichen Ergebnisberichterstattung<br />

in den einzelnen Netzwerken <strong>und</strong><br />

den beteiligten Kliniken im Rahmen der<br />

Qualitätssicherung (Qualitäts-Zirkel)<br />

Die Datenerfassung im TraumaRegister<br />

DGU oder TraumaRegister QM DGU ist <strong>für</strong> alle<br />

am TraumaNetzwerk D DGU teilnehmenden<br />

Kliniken verpflichtend. Die Entscheidung<br />

über die Teilnahme am ursprünglichen Register<br />

oder der auf 40 Variablen gekürzten<br />

QM-Version bleibt der einzelnen Klinik<br />

überlassen. Unabhängig davon soll zum<br />

Zwecke der kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />

in den einzelnen Netzwerken viermonatlich<br />

ein Ergebnisbericht <strong>für</strong> das jeweilige<br />

Netzwerk <strong>und</strong> die beteiligten Kliniken<br />

erstellt werden. Dies setzt voraus, dass im<br />

Gegensatz zu der bisher oftmals üblichen<br />

Praxis die Eingabe der Fälle der einzelnen<br />

Kliniken jeweils zeitnah erfolgen muss! Entsprechende<br />

Voraussetzungen in den Klinikdokumentationssystemen<br />

(KIS) der teilnehmenden<br />

Kliniken müssen hier<strong>für</strong> getroffen<br />

werden.<br />

Über einen Online-Kurzbericht ist es<br />

möglich, die Statistik der eigenen Fälle mit<br />

denen des eigenen Netzwerks insgesamt<br />

<strong>und</strong> allen am Register teilnehmenden<br />

Kliniken zu vergleichen. Die umfassende<br />

Datenerhebung im TraumaRegister hat<br />

nicht nur den Vorteil, dass sich <strong>für</strong> die einzelne<br />

Klinik Problembereiche schneller <strong>und</strong><br />

gezielter identifizieren lassen, sondern<br />

auch, dass die Daten wissenschaftlich analysiert<br />

werden können. Innerhalb der DGU<br />

wird sich der „Arbeitskreis Versorgungsforschung“<br />

(Leiter PD Dr. C. A. Kühne) der Sektion<br />

Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />

(NIS) mit den Daten<br />

des TraumaNetzwerks D DGU befassen, um<br />

herauszufinden, welchen Einfluss die Gründung<br />

von Netzwerken auf die Schwerverletztenversorgung<br />

hat. Anhand der bislang<br />

erfassten Daten lässt sich bereits ersehen,<br />

dass sich die Weiterverlegungsrate von lokalen<br />

Traumazentren in Zentren höherer<br />

Versorgungsstufe von durchschnittlich 14 %<br />

(2002 – 2008) auf 21 % (2009) erhöhte; die<br />

Weiterverlegungsrate aus regionalen Traumazentren<br />

in überregionale Traumazentren<br />

stieg von durchschnittlich 5 % (2002 – 2008)<br />

auf 9 % (2009).<br />

Die Letalität betrug in den Kliniken,<br />

die 2009 am TraumaRegister teilnahmen,<br />

(n = 6280) 12.5 % (RISC-Prognose: 16 %;<br />

delta: 3.5 %); in den Kliniken die 2009 am<br />

TraumaRegister QM teilnahmen (n = 852),<br />

lag die Letalität bei 10.2 % (RISC-Prognose:<br />

12.7 %; delta 2.5 %).<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 35<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

36<br />

Ausblick <strong>2011</strong><br />

Es ist abzusehen, dass bis Ende des Jahres<br />

<strong>2011</strong> etwa 70 % aller teilnehmenden Kliniken<br />

auditiert <strong>und</strong> damit wahrscheinlich<br />

ca. die Hälfte der bestehenden Netzwerke<br />

zertifiziert sein werden. Ab Oktober finden<br />

auch die ersten Rezertifizierungen statt, die<br />

als externe Qualitätssicherung jeweils drei<br />

Jahre nach der Erstauditierung vorgesehen<br />

sind. Weiterhin ist eine Revision des Weißbuchs<br />

zur Schwerverletztenversorgung geplant,<br />

die ab Mitte des Jahres veröffentlicht<br />

werden soll.<br />

Fazit<br />

Über den Audit-Prozess wird im TraumaNetzwerk<br />

D DGU sichergestellt, dass alle<br />

zertifizierten Traumazentren eine standardisierte<br />

Mindestausstattung, -kompetenz<br />

<strong>und</strong> -organisation aufweisen. Durch diese<br />

umfangreichen Anpassungen <strong>und</strong> über die<br />

lokale Vernetzung <strong>und</strong> Absprachen der Kliniken<br />

untereinander <strong>und</strong> mit den örtlichen<br />

Rettungsdienstorganisationen kommt es<br />

schon jetzt zu umfassenden Veränderungen<br />

in der Versorgungslandschaft die Schwerverletztenversorgung<br />

betreffend.<br />

Univ.-Prof. Dr. Steffen Ruchholtz<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Gießen <strong>und</strong> Marburg GmbH,<br />

Standort Marburg<br />

Baldingerstr.<br />

35043 Marburg<br />

Tel.: 0 64 21 / 5 86 62 16<br />

Fax: 0 64 21 / 5 86 67 21<br />

E-Mail: ruchholt@med.uni-marburg.de<br />

TraumaRegister DGU – Aktueller Stand<br />

R. Lefering, T. Paffrath<br />

Das TraumaRegister DGU erhebt seit 1993<br />

anonymisiert Daten von schwerverletzten<br />

Patienten, um eine vergleichende externe<br />

Qualitätssicherung in der Schwerverletztenversorgung<br />

in Deutschland zu etablieren.<br />

Im 17. Jahr in Folge können wir nun<br />

berichten, dass sowohl die Anzahl der im<br />

TraumaRegister DGU erfassten Patienten,<br />

als auch die Anzahl der aktiv teilnehmenden<br />

Kliniken im letzten Berichtsjahr 2009 erneut<br />

gestiegen sind. Durch 9.651 dokumentierte<br />

Schwerverletzte in 2009 (gegenüber<br />

6.577 in 2008) stieg die Gesamtzahl der<br />

im Register erfassten Patienten auf über<br />

51.000 an, <strong>und</strong> die Anzahl der aktiv teilnehmenden<br />

Kliniken konnte mit 218 fast verdoppelt<br />

werden. Eine entscheidende Rolle<br />

bei dieser Entwicklung spielt natürlich die<br />

Einrichtung <strong>und</strong> Zertifizierung von Traumanetzwerken<br />

in ganz Deutschland entsprechend<br />

den Empfehlungen im Weißbuch<br />

der DGU. Durch die verpflichtende Teilnahme<br />

am TraumaRegister DGU als Instrument<br />

zur Qualitätssicherung wird es demnächst<br />

zunehmend möglich sein, regional vollständig<br />

die Versorgung Schwerverletzter<br />

abzubilden <strong>und</strong> zu analysieren. Zur Erleichterung<br />

der Dateneingabe wurde ein auf die<br />

Qualitätssicherung im TraumaNetzwerk D-<br />

DGU fokussierter reduzierter Datensatz des<br />

TraumaRegisters, das sog. TraumaRegister QM<br />

DGU, eingeführt; dieser soll auch Kliniken<br />

mit geringeren Ressourcen die Datenerfassung<br />

erleichtern.<br />

Einige Ergebnisse aus dem aktuellen<br />

Jahresbericht: Von den in 2009 erfassten<br />

Patienten wurde ein Viertel mit dem redu-<br />

zierten Datensatz des TraumaRegister QM<br />

DGU dokumentiert. Unter den teilnehmenden<br />

Kliniken waren in 2009 39 % überregionale,<br />

41 % regionale <strong>und</strong> 20 % lokale<br />

Traumazentren. Die große Mehrzahl der<br />

Patienten im Register (73 %) wurde aber in<br />

überregionalen Zentren versorgt, <strong>und</strong> zwar<br />

in 84 % als primäre Aufnahmen <strong>und</strong> in 16 %<br />

als Zuverlegungen. Im Hinblick auf die Ergebnisqualität<br />

(Letalität im Krankenhaus)<br />

hat sich auch in 2009 der positive Trend<br />

fortgesetzt, dass deutlich mehr Patienten<br />

überlebt haben als dies gemäß ihrer Verletzungsschwere<br />

erwartet wurde. In Zahlen<br />

ausgedrückt heißt das, dass einer Prognose<br />

von 15,6 % (basierend auf dem RISC Score)<br />

eine tatsächlich beobachtete Sterblichkeit<br />

von 13,5 % gegenübersteht. Interessierte<br />

finden weitere Details in einem anonym gestalteten<br />

Jahresbericht auf der Homepage<br />

des TraumaRegisters (www.traumaregsiter.<br />

de), wo auch Berichte aus früheren Jahren<br />

verfügbar sind.<br />

Neben der im letzten Jahr implementierten<br />

Möglichkeit von jederzeit abrufbaren<br />

Online-Kurzberichten <strong>für</strong> die teilnehmenden<br />

Kliniken, die sich im Schwerpunkt<br />

auf Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität konzentrieren,<br />

gab es auch 2010 wieder einen umfangreichen<br />

gedruckten Jahresbericht <strong>für</strong><br />

die teilnehmenden Kliniken, der am 8. Oktober<br />

2010 beim TraumaRegister-Jahrestreffen<br />

in Frankfurt/M. ausgegeben wurde.<br />

Mit über 100 Teilnehmern war das hervorragend<br />

organisierte Treffen in der Universitätsklinik<br />

in Frankfurt am Main das bisher<br />

größte seiner Art.<br />

Als weiterer Meilenstein in der Weiterentwicklung<br />

des TraumaRegister DGU ist in<br />

2010 die Freigabe der neuen Online-Dateneingabe-Software<br />

zu nennen, die der AK<br />

TraumaRegister der Sektion NIS der DGU<br />

zusammen mit dem INM in München realisiert<br />

hat. Die neue Software umfasst neben<br />

einer komfortablen Verwaltung der Kliniken<br />

<strong>und</strong> Nutzer auch viele Erleichterungen bei<br />

der Dateneingabe <strong>und</strong> zusätzliche Plausibilitätsfilter<br />

bei der Datenprüfung. Die<br />

bisher sehr aufwändige Codierung der Verletzungen<br />

wurde überarbeitet <strong>und</strong> auf ca.<br />

450 Diagnosen beschränkt, die dem neuen<br />

System AIS-2005 entnommen wurden.<br />

Eine übersichtliche Struktur erlaubt nun<br />

mit wenigen Maus-Clicks, die richtige Diagnose<br />

auszuwählen. Nach Abschluss der<br />

Dateneingabe stehen dem Nutzer nun auch<br />

die gängigen Trauma-Scores <strong>für</strong> den eingegebenen<br />

Fall zur Verfügung (ISS, NISS, RTS,<br />

TRISS, RISC).<br />

Nicht zuletzt dürfen wir darauf hinweisen,<br />

dass das TraumaRegister DGU im letzten<br />

Jahr erfolgreich eine interne Review<br />

absolviert hat. Im Auftrag unserer Fachgesellschaft<br />

haben externe Experten aus dem<br />

Bereich der Registerforschung das Trauma-<br />

Register DGU gründlich unter die Lupe genommen<br />

<strong>und</strong> einen umfassenden strukturierten<br />

Bericht erstellt. Diese Review zeigt<br />

auch Perspektiven <strong>für</strong> die Zukunft des Registers<br />

auf, die nun zusammen mit unserer<br />

Fachgesellschaft DGU wie auch der Akademie<br />

Unfallchirurgie (AUC) gemeinsam umgesetzt<br />

werden.<br />

Der wissenschaftliche Output des<br />

TraumaRegister DGU lässt sich am ein-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


fachsten an der Anzahl der Publikationen<br />

messen. 2010 wurden 15 Arbeiten publiziert,<br />

zusammen mit den erfolgreich eingereichten<br />

<strong>und</strong> erst <strong>2011</strong> erscheinenden<br />

Publikationen ergeben sich insgesamt 24<br />

Arbeiten mit einem Gesamt-Impact-Faktor<br />

von 36,5 Punkten. Bei diesen Arbeiten ist<br />

auch der steigende Anteil von internationalen<br />

Zeitschriften erkennbar. Nachfolgend<br />

die aktuelle Liste der Arbeiten aus 2010/11<br />

mit Daten aus dem TraumaRegister DGU.<br />

Literatur<br />

Grote S, Böcker W, Mutschler W, Bouillon B, Lefering<br />

R, Diagnostic value of the Glasgow Coma Scale<br />

for traumatic brain injury in 18,002 patients with<br />

multiple injuries. J Neurotrauma <strong>2011</strong> (accepted)<br />

Heuer M, Hußmann B, Schenck M, Kaiser GM,<br />

Nast-Kolb D, Ruchholtz S, Lefering R, Paul A, Taeger G,<br />

Lendemans S <strong>und</strong> das TraumaRegister DGU. Nierenverletzung<br />

<strong>und</strong> Polytrauma: Outcome, Verlauf <strong>und</strong><br />

Behandlungsalgorithmus. Eine organspezifische Auswertung<br />

von 835 Patienten des TraumaRegisters der<br />

DGU. Unfallchirurg <strong>2011</strong> (accepted)<br />

Heuer M, Taeger G, Nast-Kolb D, Kuehne CA, Ruchholtz<br />

S, Lefering R, Paul A, Lendemanns S and the<br />

Trauma Registry of DGU. No further incidence of<br />

sepsis after splenectomy for severe trauma: a multiinstitutional<br />

experience of the Trauma Registry of<br />

the DGU with 1<strong>63</strong>0 patients. Eur J Med Res 2010, 15:<br />

258 – 65<br />

Hußmann B, Taeger G, Lefering R, Waydhas C,<br />

Nast-Kolb D, Ruchholtz S, Lendemans S <strong>und</strong> das<br />

TraumaRegister der DGU. Letalität <strong>und</strong> Outcome<br />

beim Mehrfachverletzten nach schwerem Abdominal-<br />

<strong>und</strong> Beckentrauma - Einfluss der präklinischen<br />

Volumengabe. Eine Auswertung von 604 Patienten<br />

des TraumaRegisters. Unfallchirurg <strong>2011</strong> online first<br />

Hilbert P, Lefering R, Stuttmann R. Traumaversorgung<br />

in Deutschland. Erhebliche Unterschiede in der<br />

Letalität deutscher Traumazentren. Dt. Ärzteblatt<br />

2010; 107: 4<strong>63</strong> – 469<br />

Hilbert P, Lefering R, Stuttmann R. Unterschiedliche<br />

Letalitätsraten an deutschen Traumazentren.<br />

Kritische Analyse. Anästhesist 2010; 59: 700 – 708<br />

Huber-Wagner S, Stegmaier J, Mathonia P, Paffrath<br />

T, Euler E, Mutschler W, Kanz KG, Lefering R on behalf of<br />

the Working Group on Polytrauma (NIS) of the German<br />

Trauma Society (DGU). The Sequential Trauma Score: A<br />

new instrument for the sequential mortality prediction<br />

in major trauma. Eur J Med Res 2010; 15: 1 – 11<br />

Kanz KG, Paul AO, Lefering R, Kay MV, Kreimeier<br />

U, Linsenmaier U, Mutschler W, Huber-Wagner S, for<br />

the Trauma Registry of the German Trauma Society.<br />

Trauma management incorporating focused assessment<br />

with computed tomography in trauma (FACTT)<br />

– potential effect on survival. J Trauma Management<br />

Outcome 2010; 4: 4<br />

Lefering R. Abschätzung der Gesamtzahl Schwerstverletzter<br />

in Folge von Straßenverkehrsunfällen in<br />

Deutschland. B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen (BASt)<br />

– Unfallforschung Berichte 2010<br />

Lögters T, Lefering R, Schneppendahl J, Alldinger I,<br />

Witte I, Windolf J, Flohé S, TraumaRegister DGU. Abbruch<br />

der Schockraumdiagnostik <strong>und</strong> Notfalloperation<br />

beim Polytrauma: Inzidenz <strong>und</strong> klinische Relevanz.<br />

Eine Auswertung des TraumaRegisters der DGU.<br />

Unfallchirurg 2010; 113: 832 – 838<br />

Maegele M, Lefering R, Wafaisade A, Theodorou<br />

P, Wutzler S, Fischer P, Bouillon B, Paffrath T and<br />

TraumaRegister DGU. Revalidation and update of<br />

the TASH score: a scoring system to predict the probability<br />

of massive transfusion as a surrogate for<br />

life-threatening haemorrhage after severe injury. Vox<br />

Sanguinis 2010, online first<br />

Nienaber U, Innerhofer P, Westermann I, Schöchl<br />

H, Attal R, Breitkopf R, Maegele M. The impact of<br />

fresh frozen plasma versus coagulation factor concentrates<br />

on morbidity and mortality in trauma-associated<br />

haemorrhage and massive transfusion. Injury<br />

<strong>2011</strong> (accepted)<br />

Nijboer JMM, Wullschleger ME, Nielsen SE, McNamee<br />

AM, Lefering R, ten Duis HJ, Schuetz MA. A comparison<br />

of severely injured trauma patients admitted<br />

to level 1 trauma centres in Queensland and Germany.<br />

Austral N Zeal J Surg 2010; 80: 119 – 121<br />

Paffrath T, Wafaisade A, Lefering R, Simanski C,<br />

Bouillon B, Spanholtz T, Wutzler S, Maegele M and<br />

Trauma Registry of DGU. Venous thromboembolism<br />

after severe trauma: incidence, risk factors and outcome.<br />

Injury 2010; 41: 97 – 101<br />

Peiniger S, Maegele M. Traumaassoziirte Blutung<br />

beim Schwerverletzten. Relevanz, Risikostratifizierung<br />

<strong>und</strong> aktuelle Therapieansätze. Unfallchirurg<br />

<strong>2011</strong> online first<br />

Probst C, Richter M, Lefering R, Frink M, Gaulke R,<br />

Krettek C, Hildebrand F. Incidence and significance of<br />

injuries to the foot and ankle in polytrauma patients.<br />

An analysis of the Trauma Registry of DGU. Injury<br />

2010; 41: 210 – 215<br />

Schneppendahl J, Lefering R, Kühne CA, Ruchholtz,<br />

Hakimi M, Witte I, Lögters T, Windolf J, Flohé S,<br />

TraumaRegister der DGU. Verlegungsrealität schwerverletzter<br />

Patienten in Deutschland. Eine Auswertung<br />

im TraumaRegister DGU. Unfallchirurg <strong>2011</strong><br />

online first<br />

Wafaisade A, Wutzler S, Lefering R, Tjardes T, Banerjee<br />

M, Paffrath T, Bouillon B, Maegele M. Drivers<br />

of acute coagulopathy after severe trauma – a multivariate<br />

analysis on 1987 patients. Emergency Med J<br />

2010; 27: 934 – 939<br />

Wafaisade A, Lefering R, Tjardes T, Wutzler S, Simanski<br />

C, Paffrath T, Fischer P, Bouillon B, Maegele M.<br />

and TraumaRegistry of DGU. Acute coagulopathy in<br />

isolated blunt traumatic brain injury. Neurocrit Care<br />

2010; 12: 211 – 219<br />

Wafaisade A, Maegele M, Lefering R, Braun M, Peiniger<br />

S, Neugebauer E, Bouillon B and the Trauma Registry<br />

of DGU. High plasma to red blood cell ratios are<br />

associated with lower mortality rates in patients receiving<br />

multiple transfusion (4 ≤ red blood cell units<br />

< 10) during acute trauma resuscitation. J. Trauma<br />

<strong>2011</strong>; 70: 81 – 89<br />

Wafaisade A, Lefering R, Bouillon B, Sakka SG,<br />

Thamm OC, Paffrath T, Neugebauer E, Maegele M<br />

and the Trauma Registry of DGU. Epidemiology and<br />

risk factors of sepsis after multiple trauma – an analysis<br />

on 29,829 patients from the Trauma Registry<br />

of the German Trauma Society. Crit Care Med <strong>2011</strong><br />

(accepted)<br />

Wutzler S, Westhoff J, Lefering R, Lauerer HL, Wyen<br />

H, Marzi I, Sektion NIS der DGU. Zeitintervalle während<br />

<strong>und</strong> nach Schockraumversorgung: Eine Analyse<br />

anhand des Traumaregisters der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU). Unfallchirurg 2010;<br />

113: 36 – 43<br />

Wutzler S, Wafaisade A, Maegele M, Laurer H, Geiger<br />

E, Walcher F, Barker J, Lefering R, Marzi I and the<br />

Trauma Registry of DGU. Lung Organ Failure Score<br />

(LOFS): Probability of severe pulmonary organ failure<br />

after multiple injuries including chest trauma. Injury<br />

<strong>2011</strong> (accepted)<br />

Wyen H, Jakob H, Wutzler S, Lefering R, Laurer HL,<br />

Marzi I, Lehnert M and the Trauma Registry of DGU.<br />

Prehospital and early clinical care of infants, children<br />

and teenagers compared to an adult cohort - Analysis<br />

of 2.961 children in comparison to the 21.435<br />

patients from the Trauma Registry of DGU in a 15<br />

years period. Europ J Trauma Ermerg Med 2010; 36:<br />

300 – 307<br />

Prof. Dr. Rolf Lefering<br />

Stellvertetender Leiter des Instituts <strong>für</strong><br />

Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln<br />

E-Mail: rolf.lefering@uni-wh.de<br />

Dr. Thomas Paffrath<br />

Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie, Orthopädie <strong>und</strong><br />

Sporttraumatologie<br />

Krankenhaus Köln-Merheim, Klinikum der<br />

Universität Witten/Herdeke<br />

Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln<br />

E-Mail: paffrathT@kliniken-koeln.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 37<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

38<br />

HOTT® – Hand-over-Team-Training<br />

Interdisziplinäres Schockraum­Teamtraining mittels realitätsnaher Simulation <strong>und</strong> videogestütztem<br />

Debriefing<br />

G. Conrad 1 , U. Obertacke 2 , M. Rall 3 , T. Hammer 2 , N. Südkamp 2 , P. Strohm 2 1 DRF, 2 DGU, 3 TÜPASS<br />

Die optimale Versorgung kritisch Kranker<br />

oder Verletzter ist in einem Schockraum nur<br />

durch multi- <strong>und</strong> interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

möglich. Die deutsche <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU) hat unter<br />

Berücksichtigung der aktuellen Literatur<br />

<strong>und</strong> unter Berücksichtigung der geltenden<br />

Standards <strong>und</strong> apparativen <strong>und</strong> personellen<br />

Möglichkeiten das Weißbuch Schwerverletztenversorgung<br />

verfasst, in dem die<br />

Voraussetzungen <strong>für</strong> die Arbeit in einem<br />

Schockraum definiert sind. Schon durch<br />

die flächendeckende Einführung der ATLS-<br />

Kurse durch die DGU hat sich die Qualität<br />

in den deutschen Schockräumen verändert.<br />

Durch die Zusammenarbeit verschiedener<br />

Berufsgruppen bestehen jedoch nicht<br />

nur individuelle Fehlermöglichkeiten, sondern<br />

wegen der Schnittstellen auch weitere<br />

Fehlerquellen. Ein Faktor, der häufig wenig<br />

Beachtung in anderen Kursformaten <strong>und</strong><br />

Weiterbildungscurricula findet, ist die Kommunikation<br />

sowohl im eigenen Team als<br />

auch zwischen den Fachdisziplinen. Eine optimale<br />

Kommunikation kann aber neben anderen<br />

Faktoren aus dem Bereich der ‚Human<br />

Factors’ (Entscheidungsfindung, Situation<br />

awareness, Vermeiden von Fixierungsfehlern<br />

etc.) effektiv dazu beitragen, Fehler zu vermeiden.<br />

Solche Konstellationen sind in vielen<br />

anderen Hochrisiko-Hochsicherheitsbereichen<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> regelmäßige <strong>und</strong> intensive<br />

realitätsnahe Simulations-Team-Trainings<br />

(z. B. Luftfahrt, Ölbohrinseln, Flugzeugträger<br />

etc.). Heutzutage kann nicht mehr erwartet<br />

werden, dass medizinische Teams eine komplexe<br />

Schockraumversorgung ohne Training<br />

optimal durchführen können.<br />

Ursache der Fehler aus dem Bereich der<br />

„Human Factors“ ist häufig eben nicht mangelndes<br />

Fachwissen, sondern sind Probleme<br />

beim Umsetzen des Wissens unter den Bedingungen<br />

der Realität.<br />

In anderen Hochsicherheitsdomänen hat<br />

sich seit Jahrzehnten deshalb das Simulatortraining<br />

unter Berücksichtigung von Human<br />

Factors in Form von Crew Ressource Management<br />

(CRM: Techniken <strong>und</strong> Verfahren,<br />

um alles Wissen im Team <strong>für</strong> die schwierige<br />

Aufgabe zu mobilisieren <strong>und</strong> den Tücken des<br />

„Human Error“ zu entgehen) als eine herausragende<br />

Möglichkeit zur nachhaltigen Reduktion<br />

von vermeidbaren Fehlern etabliert.<br />

Patientensicherheit<br />

Patientensicherheit ist kein statischer Zustand,<br />

sondern muss gerade in der Notfallversorgung<br />

immer wieder aktiv <strong>und</strong> neu<br />

errungen werden. Patientensicherheit wird<br />

durch die Handlungssicherheit des medizinischen<br />

Teams bestimmt. Verhaltensprinzipien,<br />

welche die Sicherheit bei der Bewältigung<br />

von kritischen Situationen (Notfall,<br />

Zwischenfall) erhöhen, können seit einiger<br />

Zeit auch in der Medizin durch Simulator-<br />

Training unter Einsatz von realitätsnahen<br />

Patientensimulatoren dargestellt werden.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage von Erfahrungen mit<br />

Simulationstraining <strong>für</strong> präklinische Teams<br />

wurde in einem Pilotprojekt ein Schockraum-Simulatortraining<br />

begonnen, basierend<br />

auf „Critical incident Reporting“, d. h.<br />

dem Nachstellen von wirklichen Vorfällen<br />

<strong>und</strong> Abläufen, um mit schwierigen Situationen<br />

routinierter umgehen zu können.<br />

Lernziele des Schockraum-<br />

Simulatortrainings<br />

Die Teilnehmer sollen durch dieses Simulationstraining<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse über die<br />

Entstehung von Fehlern in der Medizin, die<br />

Bedeutung der Human Factors <strong>und</strong> Aspekte<br />

der Systemsicherheit inklusive Incident Reporting<br />

System erhalten. Sie sollen die Relevanz<br />

<strong>und</strong> Bedeutung von Human Factors<br />

sowie dem Crew Ressource Management<br />

(CRM) im Rahmen de Patientenversorgung<br />

im Schockraum erleben <strong>und</strong> bei anderen im<br />

Rahmen der Liveübertragung beobachten.<br />

Die Teilnehmer sollen sowohl als Teammitglied<br />

aber auch als Teamleiter realitätsnahe<br />

Schockraumszenarien durchgeführt haben.<br />

Wichtig sind auch die Kenntnisse zur Bedeutung<br />

<strong>und</strong> Wirkung der CRM-Prinzipien basierend<br />

auf den Vorarbeiten von Wiener, Kanki,<br />

Helmreich <strong>und</strong> Gaba. Danach sollten die Teilnehmer<br />

die 15 CRM-Leitsätze (nach Gaba/<br />

Stanford) im Kontext der Versorgung medizinischer<br />

Notfälle im Team anwenden können.<br />

Weiterhin sollen die Teilnehmer Videosequenzen<br />

von simulierten Behandlungsszenarien<br />

unter dem Blickwinkel von Teamwork<br />

<strong>und</strong> individuell-kognitiven Aspekten im<br />

Sinne von CRM interpretieren <strong>und</strong> diese im<br />

Team diskutieren. Das eigene Handeln soll<br />

im Rahmen von realitätsnahen Teamsimula-<br />

tionen mit Unterstützung der ausgebildeten<br />

CRM-Simulations-Instruktoren reflektiert<br />

werden. Dabei erlernen die Teilnehmer die<br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien des Feedbacks mit besonderem<br />

Fokus auf die Debriefings <strong>und</strong> damit<br />

auch eine Struktur zur Besprechung kritischer<br />

Ereignisse im Team.<br />

Als teambildende Maßnahmen haben<br />

die Teilnehmer typische <strong>und</strong> kritische<br />

Schockraumfälle geübt <strong>und</strong> den Informationsfluss<br />

<strong>und</strong> die Teamarbeit im Schockraum<br />

sowohl als Teammitglied als auch als<br />

Teamleiter optimiert. Danach können die<br />

Teilnehmer auch die aktuellen Leitlinien<br />

im Kontext realer Schockraumsituationen<br />

umsetzen, nehmen Anregungen einer optimalen<br />

Schockraumstruktur <strong>und</strong> Schockraumprozesse<br />

<strong>für</strong> den eigenen Schockraum<br />

(Abläufe, Geräteanordnung, SOP’s etc) mit.<br />

Alles Vorgenannte erhöht <strong>und</strong> verbessert<br />

die Patientensicherheit im Schockraum.<br />

Ein weiterer Lerneffekt wird Wochen oder<br />

Monate nach dem Simulatortraining bestätigt,<br />

wenn Szenarien aus dem Simulator<br />

„draußen“ unter realen Bedingungen<br />

„nacherlebt“ werden.<br />

Bisherige Erfahrungen<br />

Das Konzept des HOTT-Simulationstrainings<br />

basiert auf einem Trainingskonzept, das die<br />

DRF-Luftrettung zusammen mit TÜPASS auf<br />

Basis des Crisis Resource Management entwickelt<br />

hat. DRF-Luftrettung <strong>und</strong> TÜPASS<br />

haben ein simulationsbasiertes Teamtrai-<br />

Zielgruppe<br />

Das Training richtet sich an die Teams, die<br />

in die Patientenversorgung im Schockraum<br />

eingeb<strong>und</strong>en sind:<br />

■■Anästhesisten, ■■Unfallchirurgen, ■■Notärzte, ■■Rettungsassistenten, ■■Schockraumpflegepersonal, ■■Anästhesiepflegepersonal, optional auch an weitere Teams im Schockraum<br />

wie z. B. Radiologen, Neurochirurgen,<br />

Viszeralchirurgen, Thoraxchirurgen, Kardiochirurgen,<br />

Kinderchirurgen, Urologen, MKG-<br />

Chirurgen u. v. a. m.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


ningsprogramm konzipiert, was die Bedürfnisse<br />

der Teams <strong>und</strong> die kontinuierliche<br />

Gewährleistung der Patientensicherheit<br />

berücksichtigt. Neben CRM-relevanten Inhalten<br />

werden in diesen Trainings auch aktuelle<br />

Behandlungsrichtlinien praktisch im<br />

Team eingeübt. Seit über 8 Jahren werden<br />

solche mobilen Simulatortrainings regelmäßig<br />

auf b<strong>und</strong>esweiten DRF Luftrettungsstationen<br />

<strong>und</strong> europaweit durchgeführt.<br />

„Trainieren, wo Profis zusammen arbeiten<br />

unter realitätsnahen Gesichtspunkten“,<br />

das ist das Motto der sogenannten in situ<br />

Trainings. Über 2.000 Teilnehmer aus professionellen<br />

Luftrettungsteams wurden in<br />

diesem Kursformat trainiert.<br />

Die Auswertungen der Fragebögen mit<br />

Einschätzung der Kompetenzen in Notfallsituationen<br />

vor <strong>und</strong> nach dem Training sind<br />

signifikant <strong>und</strong> bestätigen einen nachhaltigen<br />

individuellen, aber auch teamrelevanten<br />

Lerneffekt.<br />

Während der Szenarien werden Video<br />

<strong>und</strong> Vitaldaten der Behandlungsszene live in<br />

einen anderen Raum übertragen, was bedeutet,<br />

dass die Teams, welche gerade nicht aktiv<br />

im Simulator agieren, ihren Kollegen „über<br />

die Schulter schauen“ <strong>und</strong> erkennen können,<br />

was besonders gut gelaufen ist <strong>und</strong> was optimiert<br />

werden kann. In videounterstützten<br />

<strong>und</strong> CRM-orientierten Debriefings, von speziell<br />

geschulten Instruktoren moderiert, kann<br />

daraufhin analysiert werden, warum was,<br />

wie <strong>und</strong> wie gut durchgeführt wurde.<br />

Hierbei fungieren die Instruktoren als<br />

Moderatoren, welche unterschiedliche<br />

Lerneffekte herausarbeiten: Medizinische<br />

Scores (Guidelines, Standards), technische<br />

Scores (Equipment, Aufbau, Notfalllogistik,<br />

Sicherheitsaspekte) sowie Kommunikationsscores<br />

(CRM, dynamic decision making<br />

Prozesse im Team).<br />

Dieses Konzept ist auch in der Schnittstelle<br />

Schockraum (Übergabeszenario vom<br />

Notarzt) <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Erstbehandlung im<br />

Schockraum sehr gut anwendbar. Behandlungsstrategien<br />

können sich im Schockraum<br />

oft überraschend schnell <strong>und</strong> dynamisch<br />

ändern. Risikofaktoren wie Stress,<br />

Zeitdruck, oft gleichzeitiges Agieren am<br />

Patienten belasten die Teams zusätzlich.<br />

Eine zweite Meinung einholen („second opinion“),<br />

der Austausch von Tipps <strong>und</strong> Tricks<br />

sind eher unüblich, Debriefings nach einem<br />

Einsatz noch kein Standard.<br />

Gerade die Übergabeszenarien im<br />

Schockraum erfordern ein teamintensives<br />

<strong>und</strong> zeitkritisches Zusammenarbeiten. Je<br />

größer das Team, umso wichtiger die Teamführung,<br />

damit koordiniert <strong>und</strong> patientengerecht<br />

im notwendigen Zeitfenster agiert<br />

werden kann.<br />

Handlungsstrategien im Team, proaktive<br />

Entscheidungsprozesse <strong>und</strong> schnelle<br />

Wichtig ist zu erkennen, dass die Ursachen von Zwischenfällen<br />

in der Medizin in über 70 % der Fälle im Bereich der sogenannten<br />

„Human Factors“ liegen <strong>und</strong> damit potentiell vermeidbar sind.<br />

Alternativen (der sog. Plan B) können in<br />

der Schockraumsimulation realitätsnah<br />

<strong>und</strong> relevant trainiert werden. Dabei werden<br />

sowohl die abgebenden als auch die<br />

aufnehmenden Teams zu „Hot seats“, d.h.<br />

sie spielen im Szenario die aktivere Rolle<br />

<strong>und</strong> werden anschließend im Audio-Video<br />

Debriefing stärker fokussiert. Das Zusammenspiel<br />

zwischen Informationsaustausch<br />

<strong>und</strong> erforderlichen diagnostischen <strong>und</strong><br />

therapeutischen Ansätzen kann im Szenario<br />

betont <strong>und</strong> im Debriefing <strong>für</strong> alle „sichtbar“<br />

gemacht werden. So führten die ersten<br />

Schockraumtrainings mit der DRF Luftrettung<br />

bereits zu anerkannten „Procedures<br />

<strong>und</strong> SOP’s“ im Schockraummanagement<br />

einzelner Kliniken.<br />

Die Palette an sämtlichen verfügbaren<br />

Simulatoren (auch kabellos) unterstützen<br />

das praxisorientierte Training.<br />

Ablauf des Trainings<br />

Nach der interaktiven theoretischen Einführung<br />

sowie der praxisnahen Einführung<br />

in die Simulatoren werden die Gruppen<br />

analog ihrem Verantwortungsbereich im<br />

Schockraum in Gruppen, jeweils bestehend<br />

aus dem Rettungsteam, dem Anästhesie-<br />

<strong>und</strong> dem unfallchirurgischen Team, aufgeteilt.<br />

Nach einem Briefing in das Szenario<br />

übernehmen die aktiven Teilnehmer im Simulator-<br />

Setting ihre Rollen <strong>und</strong> Teamaufgaben.<br />

Die nicht aktiven Teilnehmer können<br />

ihren Kollegen via Live-Übertragung „über<br />

die Schulter schauen“ <strong>und</strong> werden mittels<br />

der CRM Prinzipien speziell darauf gebrieft,<br />

sowohl Human Factors wie auch internationale<br />

Empfehlungen <strong>und</strong> medizinische sowie<br />

technische Scores zu beobachten <strong>und</strong><br />

im anschließenden Debriefing transparent<br />

zu machen. Ein Lerneffekt nicht nur <strong>für</strong> die<br />

Aktiven, sondern auch <strong>für</strong> die Zuschauer, die<br />

in weiteren Szenarien selbst im Team aktiv<br />

werden.<br />

Die Szenarien rekrutieren sich unter anderem<br />

aus dem Incident Reporting zum<br />

Schockraummanagement sowie von den<br />

Teilnehmern real erlebten Schockraumsituationen.<br />

Diese Situationen werden von der<br />

aktiven Gruppe an der Simulatorpuppe erlebt.<br />

Alle Teilnehmer haben die Chance, in ihrem<br />

Verantwortungsbereich einmal aktiv,<br />

aber auch passiv während der Live-Simulation<br />

zu agieren. Im Debriefing werden<br />

zunächst die aktiven Teilnehmer fokussiert<br />

<strong>und</strong> debrieft, um danach in der gesamten<br />

Gruppe u. a. mit Hilfe der Videosequenzen<br />

die Tipps <strong>und</strong> Tricks, besonders gute Aktionen,<br />

aber auch Verfahrensweisen, welche<br />

optimiert werden können, auszutauschen<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> alle transparent zu machen. Es<br />

geht hierbei um das „warum wurde es so<br />

gemacht“ <strong>und</strong> um die Verbreitung <strong>und</strong> Vertiefung<br />

des Erlernten <strong>und</strong> der Erfahrungen<br />

im Briefing, im Szenario <strong>und</strong> im Debriefing.<br />

Lernzielkontrolle<br />

Die Lernzielkontrolle erfolgt unmittelbar in<br />

der audiovideounterstützten <strong>und</strong> moderierten<br />

Nachbesprechung. Diese unterstützt<br />

<strong>und</strong> überprüft direkt nach dem Szenario das<br />

selbstreflexive Lernen. Somit wird im Training<br />

nicht nur die individuelle Leistungsfähigkeit,<br />

sondern auch die Teamintegration<br />

bei der Bewerkstelligung kritischer Situationen<br />

überprüft <strong>und</strong> sichtbar gemacht.<br />

Die mit einem Voting System unterstützte<br />

Einführung in Human Factors Fehlermanagement<br />

<strong>und</strong> Sicherheitskultur sowie<br />

der interaktive Workshop des Incident<br />

Reportings zum Schockraummanagement<br />

ermöglichen neben der Interaktion via Abfragesystem<br />

eine Teameinschätzung vor<br />

<strong>und</strong> nach dem Training.<br />

Instruktoren<br />

Die Instruktorenteams <strong>für</strong> die Simulationstrainings<br />

rekrutieren sich aus dem Bereich<br />

der Unfallchirurgie, Anästhesie <strong>und</strong> Schockraumteams;<br />

alle Instruktoren sollten aus<br />

einem Fachbereich mit Bezug zur Notfallmedizin<br />

kommen. Alle haben die Instruktorenkurse<br />

wie den InFacT am TÜPASS absolviert<br />

<strong>und</strong> sollten zumindest ATLS-Provider<br />

sein.<br />

Prof. Dr. med. Norbert Südkamp<br />

Geschäftsführender Direktor<br />

Department Orthopädie & Traumatologie<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Hugstetter Str. 55<br />

79106 Freiburg<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 39<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

40<br />

Zeitplan<br />

Das Schockraum-Simulatortraining (HOTT®) erstreckt sich über 2 Tage. Am ersten Tag erfolgt die theoretische Einführung mit Referaten,<br />

danach erfolgt die „Familiarization“, das bedeutet, „sich vertraut machen mit den Puppen <strong>und</strong> dem Equipment“ <strong>und</strong> anschließend<br />

die ersten Szenarien. Am zweiten Tag erfolgt das Training in 1 – 2 Gruppen, die jeweils eine Puppe zum Üben haben. Die Gruppen<br />

verteilen die Aufgaben, so dass jeder TN verschiedene Rollen übernimmt <strong>und</strong> dadurch sowohl die unterschiedlichen aktiven Rollen als<br />

auch die Beobachterposition kennen lernt. Zwischendurch erfolgt noch einmal die Vermittlung von relevanten Fakten durch Referate.<br />

Beispielhaft ist hier das Programm aus dem Pilottraining dargestellt:<br />

1. Tag<br />

ca. 11.00 Kursbeginn<br />

– Begrüßung, Einführung<br />

– Historie CRM (Vortrag)<br />

– Wiederholung der Gr<strong>und</strong>lagen des SR-Managements<br />

(A-B-C-D-E incl. re-assess), primary and secondary Survey,<br />

incl. der Terminologie als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> HOTT® 4 UE<br />

ca. 13.30 Mittagspause<br />

ca. 14.30 Vorstellung des SR-Simulators, Film, Diskussion mit Feedbackkultur<br />

ca. 16.15 1. Durchlauf SR-Simulationstraining incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback<br />

ca. 18.00 2. Durchlauf SR-Simulationstraining incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback 2 UE<br />

ca. 19.30 Kursende 1. Tag<br />

2. TAG<br />

Abendessen / gemeinsame Veranstaltung gesamt: 9 UE<br />

ca. 08.30 Kritische Ereignisse, Sicherheitskultur, CIRS, Patientensicherheit 1 UE<br />

ca. 09.45 3. Durchlauf SR-Simulationstraining<br />

incl. Gruppenwechsel, Diskussion <strong>und</strong> Feedback<br />

2 UE<br />

ca. 11.15 Kommunikation, Situative Aufmerksamkeit, TEAM-Bildung, Führung, Entscheidungsfindung 2 UE<br />

ca. 12.45 Mittagspause<br />

ca. 13.45 4. Durchlauf SR-Simulationstraining<br />

ca. 15.30 TN - Entwicklung eines konkreten SR-Übergabe-Ablaufes<br />

<strong>für</strong> die eigene Klinik<br />

– unter Berücksichtigung der Patientensicherheit<br />

– unter Dokumentation offener Punkte<br />

– mit konkreten Regeln (z.B. Vorstellung, Ruhe, Übergabe) 2 UE<br />

ca. 17.00<br />

Ende ca. 18.00<br />

gegenseitige Vorstellung beispielhafter Konzepte<br />

Diskussion im Plenum<br />

Abschluss: TED (pre/post-HOTT®-Kompetenz im SR)<br />

1,5 UE<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Zum aktuellen Stand der Erarbeitung<br />

der S3-Leitlinie Polytrauma/<br />

Schwerverletztenversorgung<br />

Edm<strong>und</strong> Neugebauer <strong>und</strong> Bertil Bouillon in Zusammenarbeit mit Christian Waydhas, Sven Lendemans, Steffen<br />

Ruchholtz, Dieter Rixen, Michaela Eikermann, Martin Schenkel, Maren Walgenbach im Namen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie (DGU) <strong>und</strong> aller an der Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften <strong>und</strong> Autoren<br />

Einführung<br />

Unfälle sind die häufigste Todesursache<br />

bei Kindern <strong>und</strong> jungen Erwachsenen [1].<br />

Im Jahr 2007 erlitten nach der Statistik der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmedizin<br />

8,22 Millionen Menschen eine<br />

Unfallverletzung, 18.527 Menschen hatten<br />

einen tödlichen Unfall [2]. Die Versorgung<br />

des Schwerverletzten ist typischerweise eine<br />

interdisziplinäre Aufgabe. Sie ist aufgr<strong>und</strong><br />

des plötzlichen Auftretens der Unfallsituation,<br />

der Unvorhersehbarkeit der Anzahl der<br />

Verletzten sowie der Heterogenität des Patientengutes<br />

eine große Herausforderung <strong>für</strong><br />

die an der Versorgung Beteiligten [3].<br />

Für die Versorgung von polytraumatisierten<br />

Patienten bzw. Schwerverletzten lag<br />

eine S1-Leitlinie der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie aus dem Jahr 2002 vor.<br />

Somit fehlte eine umfassende, fachübergreifende,<br />

aktuelle <strong>und</strong> evidenzbasierte<br />

Leitlinie. Dies war bereits im Jahr 2004 die<br />

Rationale zur Initiierung einer interdisziplinären<br />

S3-Leitlinie [4] zur Versorgung von<br />

polytraumatisierten Patienten bzw. Schwerverletzten<br />

durch die DGU. Der Prozess hat<br />

sich verzögert <strong>und</strong> wurde in den Jahren<br />

2009/10 zum Abschluss gebracht. Das Ziel<br />

der Leitlinie ist die Verbesserung der Versorgung<br />

von Polytraumapatienten bzw.<br />

Schwerverletzten. Sie soll zur Optimierung<br />

der Struktur- <strong>und</strong> Prozessqualität in den Kliniken<br />

sowie in der präklinischen Versorgung<br />

beitragen <strong>und</strong> durch deren Umsetzung die<br />

Ergebnisqualität in Mortalität oder Lebensqualität<br />

verbessern helfen. Darüberhinaus<br />

1 Beteiligte Fachgesellschaften:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>und</strong><br />

Intensivmedizin<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Gefäßchirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Handchirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> HNO-Heilk<strong>und</strong>e<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> M<strong>und</strong>-, Kiefer- <strong>und</strong><br />

Gesichtschirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Neurochirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Thoraxchirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Urologie<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Viszeralchirurgie<br />

<strong>Deutsche</strong> Ophthalmologische <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> Röntgengesellschaft<br />

möchte sie die Diskussion zur Optimierung<br />

der Versorgung von Schwerverletzten<br />

weiter anregen.<br />

Methoden<br />

Die Entwicklung der Leitlinie wurde unter<br />

Federführung der DGU durchgeführt. An<br />

der Erstellung <strong>und</strong> Konsentierung der Leitlinie<br />

waren darüber hinaus 12 Fachgesellschaften<br />

beteiligt 1 . Die Moderation, methodische<br />

Beratung <strong>und</strong> Organisation wurde<br />

vom Institut <strong>für</strong> Forschung in der operativen<br />

Medizin (IFOM) mit Unterstützung der Arbeitsgemeinschaft<br />

der wissenschaftlichen<br />

medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)<br />

durchgeführt.<br />

Die Leitlinie wurde in drei übergeordnete<br />

Themenbereiche gegliedert: Präklinik,<br />

Schockraum <strong>und</strong> erste OP-Phase. Für jeden<br />

dieser Themenbereiche wurden verantwortliche<br />

Koordinatoren benannt. Die übergeordneten<br />

Themenbereiche wurden in<br />

einzelne Kapitel unterteilt. Für jedes Kapitel<br />

wurde eine Autorengruppe festgelegt.<br />

Für alle Kapitel wurden systematische<br />

Recherchen <strong>und</strong> Literaturbewertungen<br />

durchgeführt. Diese dienten als Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> die Formulierung der Empfehlungen,<br />

des erläuternden Textes sowie <strong>für</strong> die Konsensusfindung.<br />

Ergebnisse<br />

Es wurden insgesamt 197 Schlüsselempfehlungen<br />

erarbeitet, 69 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />

„Präklinik“, 105 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />

„Schockraum“ <strong>und</strong> 97 <strong>für</strong> den Themenbereich<br />

„erste OP-Phase“. Die Konsentierung<br />

der Empfehlungen <strong>und</strong> erläuternden Texte<br />

erfolgte an fünf Konsensuskonferenzen <strong>und</strong><br />

in drei DELPHI-R<strong>und</strong>en.<br />

Die Qualität der den Empfehlungen<br />

zugr<strong>und</strong>e liegenden Evidenz war stark unterschiedlich.<br />

Während zur Unterstützung<br />

einiger Empfehlungen hochwertige randomisierte<br />

Studien (RCT) oder sogar systematische<br />

Übersichtsarbeiten vorlagen, lag<br />

<strong>für</strong> andere Fragestellungen keine externe<br />

Evidenz aus klinischen Studien vor oder nur<br />

solche mit einem hohen Potential <strong>für</strong> systematische<br />

Verzerrung. Trotzdem war es möglich,<br />

<strong>für</strong> die meisten Schlüsselfragen klare<br />

<strong>und</strong> eindeutige Empfehlungen zu formulieren,<br />

um den Anwendern auch dann eine<br />

Hilfestellung im klinischen Alltag geben zu<br />

können, wenn die Studienlage schlecht oder<br />

uneindeutig ist.<br />

Aktueller Stand <strong>und</strong> Ausblick (zum Zeitpunkt<br />

des Redaktionsschlusses):<br />

Dank des großen Engagements <strong>und</strong> der<br />

kontinuierlichen Arbeit einer Vielzahl von<br />

Autoren, Koordinatoren <strong>und</strong> Organisatoren<br />

ist es gelungen, ein so komplexes <strong>und</strong> interdisziplinär<br />

zu behandelndes Ereignis,<br />

wie es ein Polytrauma darstellt, in einer<br />

Leitlinie abzubilden. Die S3-Leitlinie zur Polytrauma-<br />

<strong>und</strong> Schwerverletzenversorgung<br />

befindet sich derzeit in der finalen Abstimmungsphase<br />

mit den beteiligten Fachgesellschaften<br />

<strong>und</strong> den Autoren.<br />

Ab Mitte Februar <strong>2011</strong> wird die Leitlinie<br />

<strong>für</strong> einen Monat zur öffentlichen Kommentierung<br />

über www.dgu-polytraumaleitlinie.de<br />

ins Internet gestellt.<br />

Nach finaler Einarbeitung der Kommentare<br />

ist angestrebt, die Leitlinien bis spätestens<br />

Juni <strong>2011</strong> auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)<br />

www.leitlinien.net (Nr. 012/019) zu veröffentlichen<br />

<strong>und</strong> schriftlich bekannt zu machen.<br />

Nach der Fertigstellung beginnt die Implementierung<br />

in der Praxis. Das Traumanetzwerk<br />

der DGU (www.dgu-traumanetzwerk.<br />

de) hat bereits entsprechende Vorgaben<br />

formuliert, durch die die Implementierung<br />

sicher erleichtert wird. Hierzu gehören u. a.:<br />

■ ■ die Einführung einheitlicher personeller,<br />

struktureller <strong>und</strong> organisatorischer Voraussetzungen<br />

(z. B. Schockraumausstattung),<br />

■ ■die<br />

Formulierung von standardisierten<br />

Behandlungsabläufen <strong>und</strong> Verlegungskriterien<br />

<strong>für</strong> die Frühphase der Schwer-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 41<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

42<br />

verletztenversorgung auf Basis der evidenzbasierten<br />

Leitlinien der DGU sowie<br />

■ ■die<br />

Teilnahme an internen <strong>und</strong> externen<br />

qualitätssichernden Maßnahmen <strong>und</strong> Erfassung<br />

der aktuellen Versorgungszahlen<br />

<strong>und</strong> -abläufe auf Basis des TraumaRegistersQM<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie (www.traumaregister.de)<br />

<strong>und</strong> weiterer Programme.<br />

Mithilfe in der Leitlinie benannter Qualitätsindikatoren/Auditfiltern<br />

soll der Erfolg<br />

der Umsetzung erfasst <strong>und</strong> bewertet werden.<br />

Für die Prozessqualität zur Evaluation<br />

in der Präklinik wurden drei, <strong>für</strong> die Evaluation<br />

des Schockraummanagements wurden<br />

sechs, <strong>für</strong> die Ergebnisqualität zur Gesamtevaluation<br />

zwei Kriterien festgelegt. Die<br />

regelmäßige Erfassung <strong>und</strong> Bewertung die-<br />

Es bedurfte besonderer Anstrengungen der<br />

Herausgeber, die S3-Leitlinie zur Schwerverletztenversorgung<br />

zu einem guten Abschluss<br />

zu bringen. In wenigen Wochen wird<br />

die sehr umfangreiche, nach den Standards<br />

der AWMF auf S3-Niveau erarbeitete interdisziplinäre<br />

Leitlinie auf der Homepage der<br />

AWMF publiziert werden. Unter der Moderation<br />

der AWMF konnten alle bis zum Schluss<br />

offenen <strong>und</strong> häufig kontrovers diskutierten<br />

Fragen einvernehmlich geklärt <strong>und</strong> damit in<br />

die Leitlinie aufgenommen werden.<br />

Dazu zählt auch das Thema „Traumaleader“,<br />

konkret die Frage, welche Qualifikation<br />

gefordert werden muss, um im Schockraum<br />

die Leitung bei der Erstversorgung von<br />

Schwerverletzten zu übernehmen.<br />

Die verfügbare Literatur zu dieser Thematik<br />

lässt keine klare Aussage dazu zu. Es<br />

bedurfte eines „Spitzengespräches“ zwischen<br />

den Verantwortlichen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesiologie <strong>und</strong> Intensivmedizin<br />

<strong>und</strong> Vertretern der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie, um nach<br />

ser Daten bietet somit eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Möglichkeit, die Qualitätsverbesserung in<br />

der Versorgung polytraumatisierter <strong>und</strong><br />

schwerverletzter Patienten zu überprüfen.<br />

Vom Engagement <strong>und</strong> der Kooperation<br />

zwischen den Fachgesellschaften wird es<br />

entscheidend abhängen, die Leitlinie zu<br />

einem nützlichen Instrument zur Verbesserung<br />

der Versorgung schwerverletzter Patienten<br />

werden zu lassen.<br />

Literatur<br />

1 Robert Koch-Institut, ed.; Ges<strong>und</strong>heit in Deutschland.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsberichterstattung des B<strong>und</strong>es.<br />

2006, Robert Koch-Institut: Berlin<br />

2 B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmedizin.<br />

Unfallstatistik: Unfalltote <strong>und</strong> Unfallverletzte<br />

2007 in Deutschland. 2007; Available from: www.<br />

baua.de/cae/servlet/content blob/672542/publicationFile/49620/Unfallstatistik-2007.pdf;jsessionid<br />

=CC8B45BA699EE9E4E11AC1EAD359CB34.<br />

Endlich verwirklicht:<br />

Interdisziplinäre S3-Leitlinie zur<br />

Schwerverletztenversorgung<br />

B. Bouillon, H.R. Siebert<br />

ausführlicher Diskussion <strong>und</strong> Beratung einen<br />

Konsens zu finden <strong>und</strong> diesen in verständliche<br />

Worte zu kleiden.<br />

Das Ergebnis der Beratung wurde zwischenzeitlich<br />

auch vom Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> den<br />

Gremien der DGAI <strong>und</strong> des BDAI sowie den<br />

an der Erstellung der S3-Leitlinie beteiligten<br />

Fachgesellschaften konsentiert.<br />

Im Ergebnis <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Umsetzung in<br />

die Praxis war uns dabei wichtig, folgende<br />

Gesichtspunkte festzustellen:<br />

■ ■ Der qualifizierte Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie ist <strong>für</strong> den gesamten<br />

Prozess der Behandlung der Schwerverletzten,<br />

von der Erstbehandlung im<br />

Schockraum bis zur Verlegung in die Rehabilitation<br />

oder Entlassung nach Hause,<br />

verantwortlich;<br />

■ ■ Die Verantwortung <strong>für</strong> die Erstbehandlung<br />

im Schockraum muss klar <strong>und</strong> unmissverständlich<br />

in dem in der jeweiligen<br />

Klinik von allen Beteiligten erarbei-<br />

3 Bouillon, B., et al., Weißbuch Schwerverletzten-<br />

Versorgung. Empfehlungen zur Struktur, Organisation<br />

<strong>und</strong> Ausstattung stationärer Einrichtungen zur<br />

Schwerverletzten-Versorgung in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland., ed. D.G.f.U.e.V. (DGU). 2006, Berlin:<br />

Dt. <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e.V.<br />

4 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />

Fachgesellschaften. 3-Stufen-Prozess der<br />

Leitlinien-Entwicklung: eine Klassifizierung. 2009;<br />

Available from: http://www.uni-duesseldorf.de/<br />

AWMF/ll/ll_s1-s3.htm.<br />

Univ. Prof. Dr. Prof. h.c. Edm<strong>und</strong> Neugebauer<br />

Lehrstuhl <strong>für</strong> Chirurgische Forschung<br />

Institut <strong>für</strong> Forschung in der Operativen Medizin<br />

(IFOM)<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

Ostmerheimerstr.200<br />

51109 Köln<br />

E-Mail: edm<strong>und</strong>.neugebauer@uni-wh.de<br />

teten Schockraumprotokoll geregelt <strong>und</strong><br />

festgeschrieben sein;<br />

■ ■ Die jeweils verfügbare beste ärztliche<br />

Qualifikation zur Behandlung von<br />

Schwerverletzten im Schockraum ist<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die gemeinsam getroffenen<br />

Regelungen zur Leitung der Erstbehandlung<br />

des Schwerverletzten im<br />

Schockraum.<br />

Die Fertigstellung der S3-Leitlinie zur<br />

Schwerverletztenversorgung wurde erst<br />

durch das große Engagement von Professor<br />

Dr. E. Neugebauer, Köln, <strong>und</strong> den Mitgliedern<br />

des Arbeitskreises S3-Leitlinie der Sektion<br />

NIS sowie den Autoren <strong>und</strong> MitarbeiterInnen<br />

aller beteiligten Fachgesellschaften<br />

ermöglicht. Diesen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

sei an dieser Stelle sehr herzlich gedankt!<br />

Aus der S3-Leitlinie zur Schwerverletztenversorgung<br />

zum Thema Verantwortlichkeit<br />

im Schockraum bei der Erstversorgung:<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Konsentierter Text S3 LL Schwerverletztenversorgung betr. „Traumaleader“<br />

Böttiger (DGAI), Bouillon (DGU), Rossaint<br />

(DGAI), Siebert (DGU), Schuettler (DGAI),<br />

November 2010<br />

Die Funktion <strong>und</strong> Notwendigkeit eines<br />

„Traumaleaders“ im Schockraum wird in<br />

der Literatur kontrovers diskutiert. Auch in<br />

den Konsensuskonferenzen zur Erstellung<br />

der S3 Leitlinie wurde über die Notwendigkeit<br />

eines „Teamleader“, seine Aufgaben<br />

<strong>und</strong> seine Zuordnung zu einem bestimmten<br />

Fachgebiet intensiv <strong>und</strong> kontrovers<br />

diskutiert. Im Rahmen der Erstellung<br />

der Leitlinie wurde zu diesem Themenkomplex<br />

eine strukturierte Literaturrecherche<br />

durchgeführt. Dabei konnte keine belastbare<br />

Evidenz <strong>für</strong> die Überlegenheit einer<br />

bestimmten Führungsstruktur im Schockraum<br />

(„Traumaleader“ vs. „Interdisziplinäre<br />

Führungsgruppe“) oder <strong>für</strong> die Zuordnung<br />

eines „Traumaleader“ zu einem bestimmten<br />

Fachgebiet (Unfallchirurgie, Chirurgie vs.<br />

Anästhesie) im Hinblick auf das Überleben<br />

der Patienten identifiziert werden.<br />

Hoff et al. [21] konnten zeigen, dass es<br />

durch die Einführung eines Teamleaders<br />

(sog. command physician) zu einer Verbesserung<br />

des Versorgungs- <strong>und</strong> Behandlungsablaufes<br />

kam [21]. Auch Alberts et al.<br />

wiesen verbesserte Behandlungsabläufe<br />

<strong>und</strong> -Ergebnisse nach, nachdem das Konzept<br />

des „Traumaleaders“ eingeführt wurde<br />

[1]. Entsprechend den Aufgaben – u. a.<br />

Patientenübergabe, Untersuchung des Patienten,<br />

Durchführung <strong>und</strong> Überwachung<br />

therapeutischer <strong>und</strong> diagnostischer Maßnahmen,<br />

Konsultation anderer Fachdisziplinen,<br />

Koordinierung aller medizinischen <strong>und</strong><br />

technischen Teammitglieder, Vorbereitung<br />

von Untersuchungen im Anschluss an die<br />

Schockraumversorgung, Kontaktaufnahme<br />

mit Angehörigen nach Abschluss – die<br />

der „Traumaleader“ prinzipiell übernehmen<br />

können muss, soll diese Aufgabe entweder<br />

interdisziplinär oder durch einen in der Ver-<br />

sorgung von polytraumatisierten Patienten<br />

erfahrenen „Teamleader“ erfolgen. Bei<br />

einem interdisziplinären Vorgehen ist umso<br />

strikter darauf zu achten, dass abgestimmte<br />

<strong>und</strong> konsentierte Behandlungsabläufe existieren,<br />

damit es zu keinen zeitlichen Verzögerungen<br />

kommt [18, 21, 37, 50].<br />

Nach den Empfehlungen des ACS COT<br />

(American College of Surgeons Committee<br />

on Trauma) soll ein qualifizierter Chirurg<br />

die Teamleitung übernehmen [8, 54]. In einer<br />

großen Vergleichsstudie an über 1.000<br />

Patienten fanden sich fast gleiche Letalitätsraten<br />

<strong>und</strong> Krankenhausliegedauern,<br />

unabhängig davon, ob einer von 4 Unfallchirurgen<br />

oder einer von 12 Allgemeinchirurgen<br />

<strong>für</strong> den Schockraum verantwortlich<br />

war, wobei jedoch die Allgemeinchirurgen<br />

unfallchirurgische Kenntnisse hatten [41].<br />

Khetarpal zeigte bei einem Vergleich zwischen<br />

„trauma surgeons“ <strong>und</strong> „emergency<br />

physicians“, dass unter traumatologischer<br />

Leitung die Versorgungszeiten <strong>und</strong> der OP-<br />

Beginn kürzer waren – ohne das dies eine<br />

Auswirkung auf das Behandlungsergebnis<br />

gehabt hätte [8, 54]. In einer Studie von<br />

Sugrue et al. wird festgestellt, dass es keinen<br />

gravierenden Unterschied macht, wer<br />

das SR-Team leitet, solange er über ausreichende<br />

Erfahrung, Expertise <strong>und</strong> Training<br />

verfügt [8, 54]. Auch eine anästhesiologische<br />

Führung des Traumateams wird vielerorts<br />

seit Jahren sehr effektiv, kooperativ<br />

<strong>und</strong> erfolgreich praktiziert.<br />

In interdisziplinären Führungsmodellen<br />

wird die hohe Spezialisierung der einzelnen<br />

Fachdisziplinen besonders berücksichtigt.<br />

Jede Fachdisziplin hat dabei vorab definierte<br />

Aufgaben <strong>und</strong> zeigt sich <strong>für</strong> die zufallenden<br />

Aufgaben zu definierten Zeitpunkten<br />

im Rahmen des Schockraummanagements<br />

verantwortlich. Die Führungsgruppe<br />

– bestehend aus Anästhesiologie, Chirurgie,<br />

Radiologie <strong>und</strong> Unfallchirurgie – konferiert<br />

dabei zu fest definierten Zeitpunkten <strong>und</strong><br />

darüber hinaus, wenn die entsprechenden<br />

Situationen es erfordern [Wurmb et al. Unfallchirurg<br />

2009; 112: 390 – 399].<br />

Dennoch sprechen sich die Experten <strong>für</strong><br />

eine klare Regelung der Verantwortlichkeiten,<br />

orientiert an lokalen Verhältnissen,<br />

Absprachen <strong>und</strong> Kompetenzen, aus. Eine<br />

Teamleitung - gleichwohl aus welcher Fachdisziplin<br />

stammend bzw. ob durch eine<br />

Person oder eine Führungsgruppe bestehend<br />

– ist zu fordern. Aufgabe der Teamleitung<br />

ist es, die Erkenntnisse der einzelnen<br />

spezialisierten Teammitglieder zu erfassen,<br />

nachzufragen <strong>und</strong> Entscheidungsfindungen<br />

herbeizuführen. Die Teamleitung<br />

führt die Kommunikation <strong>und</strong> legt die weiteren<br />

Diagnostik- bzw. Therapieschritte in<br />

Absprache mit dem Team fest. Innerhalb<br />

der Qualitätszirkel der Einrichtung sollten<br />

die Funktionen <strong>und</strong> Qualifikationen des<br />

„Teamleaders“ bzw. der „interdisziplinären<br />

Führungsgruppe“ im Schockraum festgelegt<br />

werden. Dabei sollen idealerweise nach<br />

Absprache der „Beste“ bzw. die „Besten“<br />

die Aufgabe des „Traumaleaders“ bzw. der<br />

„interdisziplinären Führungsgruppe“ wahrnehmen.“<br />

Insbesondere sollen zu folgenden<br />

Punkten Regelungen getroffen werden, die<br />

einer Überprüfung der „best practice Jurisdiktion“<br />

stand halten müssen:<br />

■ ■ Verantwortlichkeit<br />

■ ■ Leitungsstruktur zur Koordination, Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Entscheidungsfindung im<br />

Rahmen des Schockraummanagements<br />

■ ■ Überprüfung <strong>und</strong> Sicherung der Qualität<br />

(Implementierung von Qualitätszirkeln;<br />

Identifizierung von Qualitäts- <strong>und</strong><br />

Pa tientensicherheitsindikatoren; Kontinuierliche<br />

Überprüfung von Strukturen,<br />

Prozessen <strong>und</strong> Ergebnissen).“<br />

Literaturhinweise siehe S3-Leitlinie oder bei<br />

den Autoren.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 43<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

44<br />

Bericht aus dem Gr<strong>und</strong>satzausschuss DGU<br />

J. Seifert<br />

Der Gr<strong>und</strong>satzausschuss hat am 26.10.2010<br />

<strong>und</strong> 03.02.<strong>2011</strong> getagt. Die nächste Sitzung<br />

ist <strong>für</strong> den 09.03.<strong>2011</strong> anberaumt.<br />

Folgende Themen wurden im Gr<strong>und</strong>satzausschuss<br />

schwerpunktmäßig behandelt:<br />

1. Zukünftige Struktur der DGOU bzw. DGU<br />

in der DGOU<br />

2. Qualitätssicherung<br />

Ad 1<br />

Für die kommende Präsidialratssitzung<br />

im März <strong>2011</strong> wurde durch den GSA ein Organigramm<br />

erarbeitet, in der sich mögliche<br />

zukünftige Strukturen der DGOU sowie der<br />

DGU innerhalb der DGOU abbilden lassen.<br />

Als Basis der Struktur sollten folgende<br />

Vorgaben Berücksichtigung finden:<br />

■■Verschlankung ■■Breite Basis <strong>und</strong> Repräsentanz<br />

■■Kontinuität in der Spitze<br />

Das erstellte Modell wurde in der Sitzung<br />

vom 03.02.<strong>2011</strong> ausführlich diskutiert.<br />

Da die Strukturierung eines Beirates/<br />

Präsidialrates ebenso wie die Formulierung<br />

der Aufgaben <strong>und</strong> Inhalte der Positionen<br />

noch offen ist, kann das Organigramm zurzeit<br />

nicht publiziert werden.<br />

Die kommende Sitzung am 09.03.<strong>2011</strong><br />

soll daher zeitnah zum Abschluss dieses<br />

Strukturentwurfes führen.<br />

Ad 2<br />

2.1: Die Studie mit dem Titel: Wissenschaftliche<br />

Auswertung von positiv beschiedenen<br />

Haftpflichtfällen der Schlichtungsstellen<br />

Westfalen-Lippe <strong>und</strong> Bayern zur Analyse<br />

von Behandlungsfehlern: Eine Fall-Kontroll-<br />

Studie war 2008 auf Initiative des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />

<strong>und</strong> mit Unterstützung<br />

des Zentrums <strong>für</strong> Klinische Forschung am<br />

Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) entstanden.<br />

Die Daten liegen nunmehr auch aus<br />

Westfalen-Lippe vor.<br />

Eine entsprechende Publikation ist bereits<br />

erstellt <strong>und</strong> liegt zur ersten Korrektur vor.<br />

Das Projekt ist zur Publikation im Ärztekammerblatt<br />

Bayern <strong>und</strong> in Der Unfallchirurg<br />

vorgesehen. Die bisher gesammelten<br />

Daten sollen als Basis <strong>für</strong> eine fortlaufende<br />

Datensammlung genutzt werden.<br />

Für das Thema Behandlungsfehler <strong>und</strong><br />

Patientensicherheit hat der Ausschuss eine<br />

Sitzung auf dem kommenden DKOU <strong>2011</strong><br />

beantragt.<br />

2.2.: Qualität <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

spiegeln sich zunehmend auch in dem Bereich<br />

der Krankenhaushygiene wieder, die<br />

bisher überwiegend negativ in der Presse<br />

dargestellt wurde, allerdings auch durch<br />

öffentlichkeitswirksame Auftritte von ärztlichen<br />

Kollegen.<br />

Es besteht Bedarf an geschultem ärztlichen<br />

Personal auf dem Gebiet der Hygie-<br />

ne <strong>und</strong> Infektiologie. Derzeit fehlen ausreichende<br />

Fortbildungsmöglichkeiten <strong>für</strong> zum<br />

Beispiel den Bereich der internen Antibiotikatherapieberatung.<br />

Der Gr<strong>und</strong>satzausschuss hat festgestellt,<br />

dass die Zusatzbezeichnung (ZB) Infektiologie<br />

in einem Großteil der LÄKen Chirurgen<br />

bzw. Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen nicht<br />

zugänglich ist. Daher strebt der GSA eine<br />

Änderung der Musterweiterbildungsordnung<br />

an, um die ZB Infektiologie auch <strong>für</strong><br />

Chirurgen bzw. Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />

zugänglich zu machen.<br />

Des Weiteren ist eine Sitzung zum Thema<br />

Krankenhaushygiene auf dem DKOU<br />

<strong>2011</strong> geplant.<br />

PD Dr. med. Julia Seifert<br />

Leiterin des Gr<strong>und</strong>satzausschusses<br />

Klinik <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Warener Str. 7<br />

12683 Berlin<br />

Telefon: 030/5681-0 (Zentrale)<br />

E-Mail: julia.seifert@ukb.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Aktuelles aus dem Programmausschuss<br />

F. Gebhard<br />

Der Programmausschuss der DGU beschäftigt<br />

sich schwerpunktmäßig zum Einen mit<br />

der Betreuung der Arbeitsgemeinschaften,<br />

zum Anderen betreut er seit 2009 den Beitrag<br />

der DGU auf dem gemeinsamen Kongress<br />

der DGCH.<br />

1. Arbeitsgemeinschaften<br />

Das Jahr 2010 war im Bereich der Arbeitsgemeinschaften<br />

geprägt vom Wunsch vieler<br />

Arbeitsgemeinschaften, schwerpunktmäßig<br />

mit den passenden Sektionen <strong>und</strong><br />

Strukturen der DGOOC zu kooperieren, um<br />

Synergieeffekte zu fassen.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Alterstraumatologie“<br />

vollzog in 2010 einen Wechsel in der<br />

Leitung. Von den Mitgliedern vorgeschlagen<br />

– durch das Präsidium bestätigt – wird die<br />

Arbeitsgemeinschaft nun durch Prof. Dr. E.<br />

Hartwig, Karlsruhe, geleitet, Stellvertreter<br />

ist PD Dr. U. Liener, Stuttgart.<br />

Die AG „Arthroskopische Chirurgie“ unter<br />

der Leitung von Prof. Lill <strong>und</strong> Prof. Frosch<br />

hat ihre gemeinsamen Aktivitäten mit der<br />

AGA verstärkt <strong>und</strong> ein Konzept einer gemeinsamen<br />

Tätigkeit erarbeitet, indem die<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> „Arthroskopische<br />

Chirurgie“ einen Schwerpunkt in der AGA<br />

repräsentiert. Der Schwerpunkt in der AGA<br />

wird als „Komitee Trauma“ bezeichnet. Die<br />

AG der DGU ruht.<br />

Die AG „Becken III“ wird weiter von Prof.<br />

Culemann (Homburg) <strong>und</strong> PD Dr. Stuby (Tübingen)<br />

geleitet. Mögliche Synergien mit<br />

der DGOU bestehen nicht, so dass die Arbeitsgemeinschaft<br />

in gewohnter Weise ihre<br />

Arbeit fortsetzen wird.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Fuß“ (Prof. Mittelmeier,<br />

Rostock / PD Rammelt, Dresden) hat<br />

mit der DAF ein Konzept erarbeitet <strong>für</strong> Kooperation,<br />

vor allem um Synergien im Bereich<br />

des Kurswesens <strong>und</strong> <strong>für</strong> Studien auszunützen.<br />

Wegen der Fusion mit der DAF ruht die<br />

AG in der DGU.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Geschichte der<br />

Unfallchirurgie“, geleitet von Prof. Probst,<br />

Murnau bek<strong>und</strong>et weiterhin Interesse an<br />

aktiver Mitarbeit. Neue Mitglieder sind der<br />

Arbeitsgemeinschaft jeder Zeit herzlich<br />

willkommen.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Geweberegeneration<br />

<strong>und</strong> Gewebeersatz “ formierte sich<br />

unter PD Albrecht, Tübingen, <strong>und</strong> PD Fritz<br />

neu. Hier wird es zu einer neuen Schwerpunktbildung<br />

kommen. Die AG wird als<br />

AG Tissue Engineering unter dem Dach der<br />

DGOU fortgeführt. Die DGU-AG ruht.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> „Osteologie“<br />

(Prof. Rueger, Hamburg / Prof. Schieker,<br />

München) arbeitet intensiv im Dachverband<br />

Osteoporose mit (DVO). Eine endgültige<br />

Entscheidung über eine Kooperation<br />

oder Fusion mit dem Arbeitskreis in der<br />

DGOU wird derzeit noch diskutiert.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Prävention von<br />

Verletzungen“ (Haasper / Schmucker) verfügt<br />

über kein Pendant in der DGOU, so<br />

dass sie weiterhin in bewährter Weise die<br />

Schwerpunkte im Bereich der Prävention<br />

bearbeitet.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Rechnergestütztes<br />

Operieren“ hat einen Leitungswechsel<br />

vollzogen auf Prof. Grützner, Ludwigshafen<br />

<strong>und</strong> Prof. Hüfner, Hannover. Hier<br />

besteht eine enge Kooperation mit dem AK<br />

08 der DGOOC, mit dem Ziel, gemeinsam<br />

verstärkt aufzutreten.<br />

Eine endgültige Fusion ist noch nicht<br />

erfolgt. Antrag auf Aufnahme als DGOU-<br />

Sektion ist gestellt.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Septische <strong>und</strong><br />

rekonstruktive Chirurgie“ unter Leitung von<br />

Prof. G. Hofmann, Jena <strong>und</strong> Halle, <strong>und</strong> Prof.<br />

Ascherl, Leipzig, wird in bewährter Weise<br />

fortgeführt.<br />

Kooperationen mit der DGOU sind derzeit<br />

nicht vorgesehen.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft „Sporttraumatologie“<br />

(Prof. Jung / Prof. Bauer) initiierte<br />

2010 die Gründung eines Vereins Sportorthopädie<br />

/ Sporttraumatologie als Sektion<br />

der DGOU. Die Tätigkeiten der AG ruhen mit<br />

Aufnahme der Tätigkeit des Vereins.<br />

In der Arbeitsgemeinschaft „Ultraschall“<br />

ist ein Leitungswechsel durchgeführt worden.<br />

Prof. Friemert, Ulm <strong>und</strong> Prof. Tesch,<br />

Hamburg leiten die Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>und</strong> besprechen die Zusammenarbeit mit<br />

der Sektion „Bildgebende Verfahren“ der<br />

DGOOC.<br />

Die Arbeitgemeinschaft “Wirbelsäule“ (Prof.<br />

Knop, Stuttgart / Prof. Kandziora, Frankfurt)<br />

arbeitet mit der Sektion Wirbelsäule der<br />

DGOOC zusammen. Eine Fusionierung ist<br />

derzeit nicht angedacht.<br />

Zusammenfassend sind alle Arbeitsgemeinschaften<br />

der DGU sehr aktiv. Viele der<br />

Arbeitsgemeinschaften haben die zusätzlichen<br />

Fördermittel, basierend auf erfolgreich<br />

nachgewiesenen Publikationen, abrufen<br />

können.<br />

Das Treffen im Mai <strong>2011</strong> wird dazu dienen,<br />

die neue Arbeitslandschaft der Arbeitsgemeinschaften<br />

nach Fusion <strong>und</strong> Kooperation<br />

zu definieren.<br />

2. Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

Erstmals in 2010 wurde das vom Programmausschuss<br />

neu erarbeitete Konzept der<br />

DGU <strong>und</strong> DGOOC auf dem Jahreskongress<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

umgesetzt.<br />

Das Konzept beruht darauf, an drei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen – jeweils im gleichen<br />

Sitzungssaal – Übersichtsreferate im<br />

Sinne von Weiterbildungsbeiträgen, kombiniert<br />

mit frei eingereichten Abstracts, anzubieten.<br />

Als Schwerpunktthema 2010 wurde die<br />

untere Extremität gewählt.<br />

Die ersten 1 ½ Tage waren dabei der DGU<br />

gewidmet. Die zweiten 1 ½ Tage der DGOOC.<br />

Es gab darüber hinaus überlappende<br />

Themen, die von beiden Arbeitsgemeinschaften<br />

mit Vorsitz besetzt wurden. Die<br />

Sitzungsgestaltung zu den einzelnen Themen<br />

oblag den Vorsitzenden. Parallel hierzu<br />

wurden Spezialsitzungen wie TraumaNetzwerk<br />

DGU oder eine gemeinsame Sitzung<br />

von NIS <strong>und</strong> CAIN organisiert.<br />

Die Auswertung der Teilnahme an den angebotenen<br />

Veranstaltungen war über die<br />

Maßen positiv. In der Regel waren mehr als<br />

100 Zuhörer in den Sitzungssälen, was bis<br />

dato auf der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie nicht der Fall<br />

war. Seitens der Referenten <strong>und</strong> Vorsitzenden<br />

gab es überwiegend positive Rückmeldungen<br />

sowie Verbesserungsvorschläge <strong>für</strong><br />

<strong>2011</strong>.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 45<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

46<br />

Für <strong>2011</strong> wurde mit dem Organisationsteam<br />

von Prof. Haverich in Hannover das<br />

gleichsinnige Konzept umgesetzt. Kleinere<br />

Abstriche mussten gemacht werden auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Neustrukturierung des Jahreskongresses<br />

der DGCH im Sinne von „Thementagen“.<br />

Einzelne Themen wurden dann dem<br />

Thementag untergeordnet <strong>und</strong> aus der Sitzungsreihe<br />

entnommen.<br />

Wiederum in <strong>2011</strong> wird es an drei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen Weiterbildungsthemen<br />

aus dem Bereich der Verletzungsver-<br />

sorgung wie auch der degenerativen Erkrankungen,<br />

vertreten durch die DGU <strong>und</strong><br />

DGOOC, geben. Schwerpunktthema dieses<br />

Jahr ist die Obere Extremität. Der Jahreskongress<br />

wird dieses Mal in München sein.<br />

Sollte sich auch dieses Jahr wieder eine<br />

positive Rückmeldung ergeben, wäre dieses<br />

Konzept in der Kombination aus Weiterbildungsvorträgen<br />

<strong>und</strong> freien Abstracts <strong>für</strong><br />

die Zukunft ein zu Verfolgendes. Für das<br />

Jahr 2012 würde als Schwerpunktthema<br />

anstehen „Wirbelsäule, Becken <strong>und</strong> Acetabulum“.<br />

Aus der AUC – Akademie der<br />

Unfallchirurgie GmbH<br />

J. Sturm<br />

In den 18 Monaten seit dem letzten Bericht in<br />

den „<strong>Mitteilungen</strong>“ über die Aktivitäten der<br />

Akademie der Unfallchirurgie (AUC) kann eine<br />

stürmische Aufwärtsentwicklung dieser Einrichtung<br />

der DGU in allen Geschäftsbereichen<br />

verzeichnet werden. Entsprechend der Aufgabe,<br />

die Satzungsziele der DGU mit geeigneten<br />

Maßnahmen zu unterstützen beziehungsweise<br />

umzusetzen, konzentrierte sich die<br />

Arbeit der AUC vor allem auf die umfassende<br />

Weiterentwicklung der Fortbildungs-Maßnahmen<br />

im Bereich der Versorgung schwerverletzter<br />

Patienten. So wie Diagnostik <strong>und</strong><br />

Therapie in einer Versorgungskette lückenlos<br />

durchgeführt werden müssen, sollte <strong>für</strong> jeden<br />

Abschnitt dieser Versorgung ein bestimmtes<br />

Fortbildungs-Format angeboten oder zumindest<br />

unterstützt werden.<br />

I Geschäftsbereich Weiter- <strong>und</strong><br />

Fortbildung: Die „Fortbildungskette“<br />

1. PHTLSR (Prehospital Trauma Life<br />

Support) Kurs<br />

Die Lizenz zur Durchführung dieser präklinischen<br />

Variante des ATLS®-Kurses ist an den<br />

ATLS®-Lizenznehmer, also die DGU, angeb<strong>und</strong>en,<br />

daher ist der nationale Kursdirektor von<br />

ATLS®, Dr. Christoph Wölfl (Ludwigshafen),<br />

auch gleichzeitig der Medical Direktor PHTLS<br />

Germany. Dieses Kursformat wird seit 2007<br />

in Organisation <strong>und</strong> unter dem Dach des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Berufsverbandes Rettungsdienst<br />

e. V. (DBRD e. V.) durchgeführt. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Anästhesie <strong>und</strong> Intensivme-<br />

dizin ist ebenfalls eingeb<strong>und</strong>en. Der DBRD<br />

e. V. setzt diese Kurse zur präklinischen Versorgung<br />

Schwerverletzter <strong>für</strong> Rettungsassistenten<br />

<strong>und</strong> Notärzte mit großem Erfolg <strong>und</strong><br />

in großer Zahl um. Diese Kurse haben eine internationale<br />

Dimension <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>und</strong><br />

sind daher zum Beispiel von Bedeutung <strong>für</strong><br />

die B<strong>und</strong>eswehr.<br />

2. ATLS® (Advanced Trauma Life Support)<br />

Kurs<br />

Diese sogenannten „Schockraum-Kurse“<br />

sind der Schwerpunkte der Tätigkeit der<br />

AUC. Da die Nachfrage nach diesen Kursen<br />

Ende 2009/Anfang 2010 sehr hoch war, hat<br />

sich das ATLS-Team sehr bemüht, die Kursfrequenz<br />

zu steigern. Die kursbegleitende<br />

Evaluation zeigt unverändert ausschließlich<br />

hervorragende Ergebnisse, lediglich bei<br />

so genannten Inhouse-Kursen gab es aus<br />

Sicht der Instruktoren gelegentlich leichtere<br />

Qualitätsdefizite. Dies beruht darauf, dass<br />

die Kurse in den jeweiligen Kliniken durchgeführt<br />

wurden, die Rahmenbedingungen<br />

nicht immer ideal waren <strong>und</strong> die Konzentration<br />

der Teilnehmer bei Durchführung in<br />

der eigenen Klinik nicht immer ausreichend<br />

fokussiert war. Daher wurde beschlossen,<br />

die Zahl der Inhouse-Kurse zu begrenzen,<br />

um den hohen Anspruch an die Qualität<br />

des Unterrichtes aufrechtzuerhalten. Um<br />

andererseits die Vorteile der Ausbildung<br />

eines ganzen Teams (möglichst mit interdisziplinärer<br />

Zusammensetzung) in einem geschlossenen<br />

Kurs beizubehalten, wollen wir<br />

an eigenen, bekannten Kursstandorten neu<br />

Univ.-Prof. Dr. Florian Gebhard<br />

Leiter des Programmausschusses der DGU<br />

Ärztlicher Direktor, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />

Hand-, Plastische <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Ulm<br />

Steinhövelstr. 9<br />

89070 Ulm<br />

Tel.: 07 31 / 50 02 73 52<br />

Fax: 07 31 / 50 02 15 70<br />

E-Mail: florian.gebhard@uniklinik-ulm.de<br />

zusätzlich sogenannte Team-ATLS®-Kurse<br />

anbieten, die von einer Klinik in toto belegt<br />

werden können. Da die AUC-Kosten dann<br />

gut kalkulierbar sein werden, wird der Preis<br />

<strong>für</strong> die Institutionen nahezu bei dem Preis<br />

eines normalen Anwender-Kurses liegen.<br />

Im Jahre 2010 konnte die Zahl der Kurse<br />

um fast 50 % weiter gesteigert werden,<br />

es wurden 68 Kurse durchgeführt. Für das<br />

Jahr <strong>2011</strong> sind 80 Kurse geplant, damit<br />

sollte dem fortlaufenden Bedarf gerecht<br />

werden. Der Preis <strong>für</strong> diese Kurse konnte<br />

gehalten werden, damit liegt Deutschland<br />

preismäßig mittlerweile im unteren Drittel<br />

der europäischen Anbieter dieses Kurses. Da<br />

im Rahmen der TraumaNetzwerk-Bildung<br />

die ATLS®-Ausbildung <strong>für</strong> die Schockraum-<br />

Teams der Traumazentren weiterhin eine<br />

hohe Bedeutung behalten wird, gehen wir<br />

davon aus, dass wir diese Kurszahlen dauerhaft<br />

vorhalten. Entsprechend wurde die<br />

Zahl der Instruktoren in Instruktoren-Kursen<br />

unter Beachtung des vorgeschriebenen Prozederes<br />

auf mittlerweile 224 erhöht. Da bei<br />

jedem Kurs zwischen 5 <strong>und</strong> 6 Instruktoren<br />

erforderlich sind, ist klar, dass das ATLS®-<br />

Team dennoch eine hohe Belastung schultert.<br />

Da<strong>für</strong> muss diesen Mitarbeitern herzlich<br />

gedankt werden. Besonderer Dank verdienen<br />

auch die Koordinatorinnen <strong>und</strong> der<br />

nationale Kursdirektor Dr. Christoph Wölfl.<br />

3. ATCNR (Advanced Trauma Care for<br />

Nurses) Kurs<br />

Dieses Kursformat folgt ebenfalls den<br />

ATLS®-Prinzipien <strong>und</strong> ist auf das Pflege-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


personal im Schockraum ausgerichtet<br />

(Lizenzgeberin ist die Society oft Trauma<br />

Nurses). Zusammen mit einer Faculty aus<br />

der Schweiz (dort ist dieser Kurs schon<br />

etabliert) fand der 1. Kurs in Hamburg im<br />

Dezember des Jahres 2010 statt. Der Kurs<br />

wird bereits in 19 Ländern durchgeführt.<br />

Die Nachfrage ist sehr groß. Der nationale<br />

Kursdirektor <strong>für</strong> dieses Kursformat ist Dr.<br />

med. T. Lange aus Flensburg, die nationale<br />

Koordinatorin ist eine leitende Pflegekraft<br />

(Frau Dietz-Wittstock) aus Flensburg. Der<br />

besondere Charme dieser Kurse wird darin<br />

bestehen, dass sie zusammen mit ATLS®-<br />

Kursen <strong>für</strong> Ärzte abgehalten werden sollen,<br />

ein Teil der Ausbildung wird gemeinsam absolviert.<br />

Damit kann der Teamgedanke, der<br />

bei der Versorgung Schwerverletzter besonders<br />

bedeutsam ist, hervorragend unterstützt<br />

werden. Diese Kurse werden vorerst<br />

in Hamburg stattfinden.<br />

4. DSTC (Definitive Surgical Trauma Care)<br />

Kurs<br />

In diesem Kurs werden nach einem Format<br />

der International Association for the Surgery<br />

of Trauma and Surgical Intensive Care<br />

(IATSIC), der weltgrößten Organisation <strong>für</strong><br />

Trauma Care außerhalb der USA, notfallchirurgische<br />

Eingriffe an narkotisierten Tieren<br />

<strong>und</strong> Human-Präparaten geübt. Da die<br />

klinische Versorgung von Leber-Rupturen<br />

oder auch die Durchführung von Thorakotomien<br />

in der klinischen Realität zunehmend<br />

schwerer auszubilden ist, ist dieser Kurs von<br />

hoher Bedeutung <strong>und</strong> wird entsprechend<br />

nachgefragt. Allerdings ist der Aufwand<br />

sehr groß <strong>und</strong> der Kurs daher teuer. Es findet<br />

eine enge Kooperation mit der B<strong>und</strong>eswehr<br />

statt, die dieses Training unter Einsatz chirurgischer<br />

Gesichtspunkte benötigt. Wegen<br />

der außerordentlich günstigen örtlichen Voraussetzungen<br />

finden diese Kurse in Homburg/Saar<br />

statt. Die Fachgesellschaften, die<br />

klinisch bei solchen Vernetzung eingeb<strong>und</strong>en<br />

sind, sind beteiligt <strong>und</strong> auch im DSTC-<br />

Board vertreten.<br />

5. HOTT (Hand Over Team Training) Kurs<br />

Bei diesem Kursformat handelt es sich um<br />

eine Entwicklung der DGU (Gebrauchsmuster<br />

geschützt). Es wird mit diesem<br />

Ausbildungskonzept ein Abschnitt in der<br />

Schwerverletztenversorgung behandelt,<br />

der stressbedingt besonders fehlerbehaftet<br />

ist, die sogenannte Schnittstelle zwischen<br />

Präklinik <strong>und</strong> Klinik. Mit dem Begriff<br />

„Schnittstellen-Problematik“ werden unter<br />

anderem die besonders häufigen Kommunikationsschwierigkeiten<br />

bei der Übergabe<br />

des Patienten von der präklinischen Versorgung<br />

in die klinische Versorgung (Hand<br />

Over) bezeichnet. Der Kurs baut auf einem<br />

bestehenden Simulationstraining der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Rettungsflugwacht (Leiter: Gerson<br />

Conrad) auf, das zusammen mit dem Tübinger<br />

Patientensicherheits- <strong>und</strong> Simulationszentrum<br />

TÜPASS entwickelt wurde. Die<br />

Unfallchirurgie Freiburg hat zusätzliche<br />

medizinische Elemente <strong>und</strong> Inhalte des<br />

Crew Resource Managements (CRM) in das<br />

Konzept eingebracht. Als Gr<strong>und</strong>lage dient<br />

dabei das Berichts- <strong>und</strong> Lernsystem Critical<br />

Incident Reporting (CIRS), das anonym gemeldete<br />

kritische Ereignisse in der Medizin<br />

zusammenführt. Die Teilnehmer stellen<br />

Schockraumsituationen nach, die in der<br />

Praxis zu wirklichen Fehlern geführt haben.<br />

Elemente des von der DGU entwickelten<br />

Safe Trac-Konzeptes ergänzen das Simulationstraining<br />

an Puppen (sogenanntes Skills<br />

Training).<br />

Der Kurs hat das übergeordnete Ziel,<br />

mögliche Fehler zu vermeiden <strong>und</strong> die Patientensicherheit<br />

zu erhöhen, er ist ein Projekt<br />

der Initiative "Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie". Auch auf<br />

europäischer Ebene ist diese mit Fehlern behaftete<br />

Periode als dringlich verbesserungswürdig<br />

bekannt – siehe dazu die Website<br />

http://www.handover.eu.<br />

HOTT richtet sich vorrangig an bereits<br />

aktiv im Beruf stehende Chirurgen, Anästhesisten,<br />

Notärzte sowie an die an der<br />

Notfallversorgung beteiligten Pflege- <strong>und</strong><br />

Rettungskräfte.<br />

Der Kurs soll sowohl in Kliniken zum interdisziplinären<br />

<strong>und</strong> interprofessionellen<br />

Team-Training als auch an festen Standorten<br />

durchgeführt werden.<br />

Der nationale Kursdirektor <strong>für</strong> HOTT wird<br />

der Unfallchirurg PD Dr. Peter Strom aus<br />

Freiburg sein, zum „Entwicklungs-Team“ gehören<br />

Prof. Dr. Udo Obertacke (Mannheim)<br />

<strong>und</strong> weitere Mitglieder der Sektion NIS, die<br />

Zusammenarbeit mit DRF <strong>und</strong> ADAC ist<br />

dauerhaft geplant.<br />

Das ATLS®-Board hat kürzlich entschieden,<br />

dass mit wenigen zusätzlichen Ausbildungseinheiten<br />

dieser Kurs als ATLS®-<br />

Refresherkurs anerkannt wird (ATLS® geschulte<br />

Ärzte müssen prinzipiell alle 4 Jahre<br />

zum Erhalt der ATLS®-Anerkennung einen<br />

Refresherkurs absolvieren).<br />

Die AUC organisiert die CRM-basierte<br />

Ausbildung der Instruktoren, die Kurse <strong>und</strong><br />

vertreibt die Lizenz.<br />

6. Fit-after-eight (berufsbegleitende<br />

Weiterbildung im Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie, 8 Module)<br />

der DGOU<br />

Im Auftrag der DGOU ist die AUC <strong>für</strong> die<br />

Organisation dieser Kurse zuständig. Die<br />

außerordentlich arbeitsaufwändige Erstel-<br />

lung der Module durch die Arbeitsgruppe<br />

um Prof. Dr. Mutschler (München) wird<br />

finanziell unterstützt. Diese Kurse verfolgen<br />

ein modernes Lehr- <strong>und</strong> Lern-Konzept,<br />

so werden zum Beispiel der bisher weithin<br />

übliche Frontalunterricht vermieden <strong>und</strong><br />

stattdessen aktivierende Lehrmethoden<br />

wie etwa das problemorientierte Lernen<br />

an realistischen Einzelfällen <strong>und</strong> Alltagssituationen<br />

angewandt. Diese Art des interaktiven<br />

Lernens fordert die Mitarbeit der<br />

Teilnehmer jedoch deutlich mehr, als die<br />

üblichen, eher „passiven“ Kompaktkurse<br />

zur Vorbereitung auf den Facharzt kurz vor<br />

der Prüfung. Es mag hinzukommen, dass<br />

die kontinuierliche, den Beruf begleitende<br />

Lernanstrengung noch nicht den notwendigen<br />

Stellenwert hat, der ihr eigentlich<br />

zukommt. Es mag auch dem einen oder anderen<br />

Adressaten schwer fallen, neben der<br />

erheblichen klinischen Belastung acht Module<br />

zu absolvieren. Daher ist die Kurskapazität<br />

noch nicht vollständig ausgelastet <strong>und</strong><br />

die Finanzierung dieses Kursformates noch<br />

problematisch.<br />

Es wird dringend an die Mitglieder appelliert,<br />

die jüngeren Kollegen zur Teilnahme<br />

an diesen Kursen zu motivieren: Hier die<br />

Internetseite www.dgou-fit-after-eight.de/<br />

de/anmeldung/index.html<br />

7. PA (Physician Assistant) – Bachelor of<br />

Science Physician Assistance, Schwerpunkt<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

Den neuen berufsbegleitenden, dreijährigen<br />

Bachelor-Studiengang an der Steinbeis-Hochschule<br />

in Berlin mit dem Ziel Physician<br />

Assistant im Schwerpunkt Orthopädie<br />

/ Unfallchirurgie haben 7 Studenten im<br />

Oktober 2010 aufgenommen.<br />

Im Auftrag der DGOU ist die AUC <strong>für</strong> die<br />

Organisation von Orthopädie/unfallchirurgischer<br />

Seite zuständig, zum Beispiel mit<br />

der Auswahl, Benennung <strong>und</strong> Organisation<br />

der Dozenten <strong>für</strong> den theoretischen Unterricht<br />

in Berlin oder auch <strong>für</strong> die Qualitätssicherung<br />

des Unterrichts in den Heimatkliniken<br />

der Studenten, der im Rahmen der<br />

praktischen Tätigkeit an den verschiedenen<br />

Ausbildungs-Stationen unter Betreuung<br />

eines Mentors fortlaufend erfolgt. Dieser<br />

Ausbildungsabschnitt wird „Transferteil“<br />

des Studiums genannt.<br />

Die Ausbildungsleitung im Schwerpunkt<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie obliegt Professor<br />

Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />

(Frankfurt; Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Versorgungs-<br />

<strong>und</strong> fachbezogene Fragen der<br />

DGOU) <strong>und</strong> Dr. med. Andreas Bonk (ebenfalls<br />

Frankfurt).<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 47<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

48<br />

II Geschäftsbereich<br />

Versorgungsstrukturen <strong>und</strong><br />

Qualitätsmanagement<br />

1. TraumaNetzwerk D DGU<br />

Neben der AKUT-Geschäftsstelle in Marburg,<br />

die sich in erster Linie inhaltlich mit<br />

der TraumaNetzwerk D DGU Bildung befasst<br />

(Beratung, Kontrolle) – <strong>für</strong> die AKUT-<br />

Geschäftsstelle wurde eine hauptamtliche<br />

Mitarbeiterin, Frau Dankowski, im Februar<br />

2010 bei der Akademie eingestellt – ist die<br />

Akademie der Unfallchirurgie als Vertragspartner<br />

der TraumaNetzwerke-Kliniken mit<br />

einer Reihe von organisatorischen Aufgaben<br />

betraut. Bei h<strong>und</strong>erten von Kliniken im<br />

Traumanetz D DGU erfordern die Abwicklung<br />

der Finanzen zusammen mit der Firma Diocert<br />

<strong>und</strong> der Aufbau <strong>und</strong> die Pflege einer<br />

Datei <strong>für</strong> die Zeitpunkte der Re-Auditierung<br />

einen erheblichen Arbeitsaufwand.<br />

Mittlerweile ist der Ruf des Traumanetzes<br />

D DGU <strong>und</strong> der Traumazentren<br />

nach den Empfehlungen des Weißbuchs<br />

auch über die Grenzen unseres Landes hinausgelangt,<br />

so wünschte zum Beispiel eine<br />

Klinik in Dubai nach den Empfehlungen des<br />

Weißbuches auditiert zu werden. Die Verträge<br />

mit ausländischen Kliniken werden<br />

ebenfalls durch die AUC betreut. Es besteht<br />

die Absicht, das System Traumanetz D DGU<br />

gegebenenfalls anderen Ländern anzubieten.<br />

2. TraumaRegister D DGU<br />

Das Traumaregister D DGU (sogenanntes<br />

früheres „großes Traumaregister“) wurde in<br />

organisatorischer <strong>und</strong> finanzieller Verantwortung<br />

der Akademie in eine neue Datenbank<br />

übergeführt. Zur Online-Eingabe ist<br />

dieses seit dem März 2010 betriebsbereit,<br />

bei der Überführung der Datenbanken wurde<br />

das Register entsprechend bereinigt <strong>und</strong><br />

neu aufgestellt.<br />

Das TraumaRegister QM , in das alle TraumaNetzwerk-Kliniken<br />

die Patientendaten<br />

aller Schwerverletzten eingeben sollen,<br />

wurde ebenfalls eingerichtet <strong>und</strong> ist seit<br />

März 2010 online betriebsbereit. Die Gebühren<br />

<strong>für</strong> dieses Register, die ab dem 2.<br />

Jahr nach Auditierung einer Klinik in Höhe<br />

von 500 € anfallen werden, werden durch<br />

die Akademie abgerechnet.<br />

Um die Qualität des Traumaregister D D-<br />

GU sicherzustellen beziehungsweise zu verbessern,<br />

wurde zwischenzeitlich ein externes<br />

Audit durchgeführt, daraus hat sich vor<br />

allem ergeben, dass bei der Größe <strong>und</strong> dem<br />

Umfang der Register, die durch die DGU<br />

beziehungsweise AUC geführt werden,<br />

eine Professionalisierung des Betriebes des<br />

Regis ters unumgänglich ist. Die AUC hat<br />

daher seit dem 1.10.2010 die Diplom-Biologin<br />

Frau Ulrike Nienaber als Beauftragte<br />

<strong>für</strong> Qualitätssicherung eingestellt. Frau Nienaber<br />

war zuvor schon als Mitarbeiterin des<br />

IFOM in Köln mit dem Traumaregister D D-<br />

GU befasst, sie wird ihre zukünftige Arbeit<br />

allerdings darüber hinaus ausdehnen <strong>und</strong><br />

verschiedene Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />

im Traumanetz D DGU übernehmen.<br />

3. TeleKooperation TNW<br />

Die Kommunikation ist eine unverzichtbare<br />

Funktion in jedem TraumaNetzwerk. Entsprechend<br />

ist auch im Weißbuch Schwerverletztenversorgung<br />

der DGU gefordert,<br />

dass jedes TraumaNetzwerk bei der Zertifizierung<br />

beschreibt, mit welcher Methode<br />

Röntgenbilder <strong>und</strong> die gr<strong>und</strong>legenden Informationen<br />

zu den Patienten – sei es zum<br />

Konzil oder begleitend bei der Verlegung –<br />

übermittelt beziehungsweise ausgetauscht<br />

werden.<br />

Die Kooperation zum Wohle der Patienten<br />

baut auf einer wirksamen <strong>und</strong><br />

schnellen Kommunikation zwischen den<br />

Partnern in den jeweiligen TraumaNetzwerken<br />

auf. Anfangs wird sich diese Kommunikation<br />

vor allem auf den Austausch von<br />

Röntgenbildern konzentrieren, häufig wird<br />

es sich zum Beispiel um neurochirurgische<br />

Fragestellungen handeln. Die Probleme bei<br />

der teleradiologischen Verknüpfung von<br />

Kliniken sind jedoch teilweise außerordentlich<br />

groß, die technischen Voraussetzungen<br />

bei den einzelnen Kliniken sind sehr unterschiedlich,<br />

die Stellungnahmen der jeweiligen<br />

IT-Spezialisten zur Umsetzbarkeit in<br />

den Krankenhäusern fallen ebenfalls sehr<br />

different <strong>und</strong> meistens „problemsteigernd“<br />

aus.<br />

Vor allem die Hürden des Datenschutzes<br />

<strong>und</strong> die gegebenenfalls erforderliche Beschaffung<br />

von Hardware stellen <strong>für</strong> viele<br />

Kliniken größere Probleme dar, die sie aus<br />

eigener Kraft nicht überwinden können. Daher<br />

<strong>und</strong> wegen der gr<strong>und</strong>legenden Bedeutung<br />

der Kommunikation hat die DGU beschlossen,<br />

den unfallchirurgischen Kliniken<br />

im TraumaNetzwerk D DGU bei der Realisierung<br />

der Kommunikation zwischen den Kliniken<br />

Hilfestellung zu leisten <strong>und</strong> das Projekt<br />

eines zentralen Teleradiologiesystems<br />

<strong>für</strong> alle TraumaNetzwerke in Deutschland<br />

in Angriff zu nehmen. Die DGU hat mit der<br />

Durchführung dieses Projektes die AUC betraut.<br />

Zurzeit befinden wir uns in den Vorbereitungen<br />

dieses Projektes, nach einem<br />

Workshop mit möglichen Anbietern <strong>und</strong><br />

externen Beratern hat sich nach einer Vortragsveranstaltung<br />

im Rahmen des DKOU<br />

spontan eine Arbeitsgruppe aus Kommunikationsbeauftragten<br />

verschiedener Trau-<br />

maNetzwerke gebildet. Diese Arbeitsgruppe<br />

hat unter Beratung durch unabhängige,<br />

Teleradiologie erfahrene Spezialisten mehrfach<br />

getagt <strong>und</strong> ein Lastenheft als Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> eine Ausschreibung erstellt.<br />

Das Teleradiologie System soll zum Beispiel<br />

folgende Voraussetzungen erfüllen:<br />

Die Errichtung des Teleradiologie-Systems<br />

(Lizenzen, zentraler Server, Erstellung<br />

der Applikationen zu einfachen Anwendungen)<br />

soll <strong>für</strong> die Kliniken kostenlos sein;<br />

die Anschaffung einer besonderen Hardware<br />

soll nicht erforderlich sein (ein Rechner<br />

mit Internet-Zugang genügt); bei der<br />

Implementierung wird mit Fachleuten geholfen<br />

werden. Sämtliche zurzeit geltende<br />

Regeln des Datenschutzes müssen erfüllt<br />

sein. Das System muss an die unterschiedlichsten<br />

technischen Voraussetzungen der<br />

jeweiligen Kliniken flexibel anpassbar sein.<br />

Die Anbindung an andere, bestehende Teleradiologienetze<br />

muss komplikationslos<br />

möglich sein. Das 1. Jahr des Betriebes soll<br />

<strong>für</strong> die Kliniken kostenlos sein, danach wird<br />

eine Gebühr <strong>für</strong> Betrieb, Datenspeicherung<br />

<strong>und</strong> entsprechende Pflege der Software <strong>und</strong><br />

Lizenzen erforderlich sein.<br />

Die Planungen sehen ein funktionsfähiges,<br />

den genannten Anforderungen genügendes<br />

Teleradiologie-Basissystem über<br />

einen zentralen Serverpark vor.<br />

Es soll zusätzlich möglich sein, auf<br />

Wunsch <strong>und</strong> gegen eine entsprechende Gebühr,<br />

Module mit höherer Funktionalität zu<br />

erwerben.<br />

Wir hoffen, dass dieses Teleradiologienetz<br />

bis zum Ende des Jahres schrittweise in<br />

Deutschland verwirklicht werden kann <strong>und</strong><br />

dass damit die Qualität <strong>und</strong> Sicherheit im<br />

TraumaNetzwerk D DGU <strong>für</strong> die schwerverletzten<br />

Patienten gesteigert werden können.<br />

Die Aufgaben, die die AUC zunehmend im<br />

Jahre 2010 übernommen hat, waren nur<br />

dadurch zu bewältigen, dass die AUC zu Anfang<br />

des Jahres 2010 zwei außerordentlich<br />

tüchtige Mitarbeiterinnen <strong>für</strong> die Geschäftsstelle<br />

der Akademie in München hauptamtlich<br />

einstellen konnte, Frau Ursula Salcher<br />

<strong>und</strong> Frau Tamara Weigelt. Da beide in ihrer<br />

früheren Tätigkeit bereits <strong>für</strong> die AUC gearbeitet<br />

hatten, konnten die Aufwärtsentwicklung<br />

<strong>und</strong> die zunehmende Arbeitslast mit<br />

hervorragendem Ergebnis bewältigt werden.<br />

Prof. Dr. med. Johannes Sturm<br />

Geschäftsführer der AUC –<br />

Akademie der Unfallchirurgie GmbH<br />

c/o AUC-Geschäftsstelle<br />

Schillerstr. 37aa<br />

80336 München<br />

E-Mail: gf@auc-online.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Advanced Trauma Care for Nurses (ATCN)<br />

Jetzt auch in Deutschland verfügbar!<br />

T. Pohlemann<br />

Nach intensiven Vorbereitungen fand vom<br />

11. bis 13. März <strong>2011</strong> der Inaugurationskurs<br />

ATCN in Hamburg unter der Leitung von<br />

Dr. Thorsten Lange, Chefarzt der Klinik <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie, <strong>und</strong> Frau<br />

Margot Dietz-Wittstock, Bereichsleitung der<br />

Zentralen Notaufnahme, beide Ev.-Luth. Diakonissenanstalt<br />

zu Flensburg, statt.<br />

Der diesmal im Bildungszentrum<br />

Schlump der DRK Schwesternschaft Hamburg<br />

durchgeführte Kurs wendet sich an<br />

examinierte Pflegekräfte <strong>und</strong> umfasst in<br />

Anlehnung an das ATLS® Konzept <strong>für</strong> Ärzte<br />

ein sehr intensives 2,5 tägiges theoretisches<br />

<strong>und</strong> praktisches Fortbildungsprogramm mit<br />

anschließender Prüfung <strong>und</strong> Zertifikat zum<br />

Notfallmamanagement von Schwerverletz-<br />

ten. Die Akademie der Unfallchirurgie (AUC)<br />

ist im Auftrag der DGU Lizenznehmer dieses<br />

zwischenzeitlich in weltweit 13 Ländern<br />

erfolgreich angebotenen Konzeptes. Mittelfristig<br />

sollen ATLS-Kurse <strong>und</strong> ATCN-Kurse<br />

parallel am gleichen Ort veranstaltet werden,<br />

um die beim Polytraumamanagement<br />

erforderliche Interprofessionalität auch auf<br />

Kursebene abzubilden.<br />

Im Rahmen eines Besuchs konnte ich<br />

mich von der perfekten Vorbereitung <strong>und</strong><br />

professionellen Durchführung dieses ersten<br />

Kurses überzeugen, der nach einem vorbereitenden<br />

Providerkurs im Dezember 2010 <strong>und</strong><br />

dem direkt vorangegangenen Instruktorenkurs<br />

nun nochmals unter der Supervision des<br />

Internationalen Kursdirektors Richard Henn<br />

<strong>und</strong> weiteren Schweizer Instruktoren stattfand.<br />

Die Kursteilnehmer waren aus ganz<br />

Deutschland angereist <strong>und</strong> hoch motiviert.<br />

In direkten Gesprächen war zu erkennen,<br />

dass auf Seite der Pflege ein großes Interesse<br />

<strong>für</strong> ein derartiges Kursformat besteht.<br />

Ein nächster Kurs ist im Mai <strong>2011</strong> erneut in<br />

Hamburg geplant, weitere Informationen<br />

unter www.auc-online.de <strong>und</strong> www.atcn.de.<br />

Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit<br />

sehr hohem persönlichen Engagement <strong>und</strong><br />

Einsatz erneut die Initiative ergriffen haben,<br />

um die Qualität <strong>und</strong> Sicherheit in der<br />

Schwerverletztenbehandlung in Deutschland<br />

zu verbessern!<br />

T. Pohlemann<br />

Inagurationskurs ATCN Hamburg: Dr. Stange, Prof. Dr. Pohlemann, Dr. Lange, Frau Dietz-Wittstock, Richard Henn, Dr. Münzberg, Dr. Zuck & die ATCN-Instruktoren<br />

Sonja Kapp, Michael Eulenberg, Kirsten Kablau, Maria Haen, Rudolf Petersen, Hubert Heckel, Carsten zu Putlitz (v. l.)<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 49<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

50<br />

Inaugurationskurs ATCN in Hamburg<br />

T. Lange, C. G. Wölfl, M. Münzberg, J. Sturm<br />

Im Jahre 1982 wurde ein Kursformat namens<br />

„ATLS forNurses“ in den USA gestartet.<br />

Die Schwestern absolvierten<br />

den größten Teil des ATLS Kurses mit den<br />

Ärzten zusammen. Dieses Kursformat<br />

sollte nicht nur ein verbessertes Outcome<br />

<strong>für</strong> die schwerverletzten Patienten erreichen,<br />

sondern auch das Teamwork <strong>und</strong> das<br />

Verständnis zwischen den verschiedenen<br />

Berufsgruppen verbessern. Im Verlauf der<br />

Jahre wurde das Format äußerst erfolgreich<br />

<strong>und</strong> wurde mehrmals unter anderer<br />

Leitung umbenannt – zunächst in “Trauma<br />

Nursing Course“ – einige Zeit später in<br />

„Trauma Care forNurses“. Erst eine Gruppe<br />

aus Arizona implementierte nach erfolgreichem<br />

Abschluss dieses Kursformates ein<br />

ähnliches Programm, welches begleitend,<br />

aber trotzdem eigenständig zum ATLS Kurs<br />

stattfinden sollte. Dies war die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

von ATCN (Advanced Trauma Care<br />

forNurses). Nach mehreren erfolgreichen<br />

Kursen in Arizona wurde das Programm<br />

zunehmend in anderen Staaten der USA<br />

durchgeführt. 1998 wurde ATCN schließlich<br />

ein Programm unter der Führung der<br />

STN (Society of Traumanurses) – einer Vereinigung<br />

der Pflegekräfte, die in der Traumaversorgung<br />

arbeiten. Nur 2 Jahre später<br />

wurde der ATCN-Kurs offiziell vom American<br />

College of Surgeons (ACS) anerkannt<br />

<strong>und</strong> es entstand ein nationales Kursprogramm.<br />

ATCN wird international<br />

Mit der steigenden internationalen Bekanntheit<br />

der ATLS-Kurse gab es auch immer<br />

mehr Anfragen, einen ATCN-Kurs in<br />

anderen Ländern zu implementieren. Die<br />

ersten internationalen Kurse fanden in<br />

Hongkong statt. In Europa werden seit 2001<br />

ATCN-Kurse angeboten (Dänemark, Schweden,<br />

Spanien, Italien, Schweiz etc).<br />

In Deutschland wurde mit der Einführung<br />

des präklinischen PHTLS-Kursformates<br />

(Prehospital Trauma Life Support) eine Diskussion<br />

um eine einheitliche <strong>und</strong> integrierende<br />

Versorgung durch alle Berufsgruppen,<br />

die bei der Behandlung von Schwerverletzten<br />

präklinisch <strong>und</strong> im Schockraum mitwirken,<br />

geführt. Bei der Verbesserung der<br />

Schnittstelle Präklinik <strong>und</strong> Klinik im Schockraum<br />

nach der Einführung der PHTLS-Kurse<br />

war die Integration der Pflegekräfte ein weiterer<br />

wichtiger Schritt, das gemeinsame Ziel<br />

zu erreichen. Gerade um die gemeinsame<br />

Sprache (ABCDE) <strong>und</strong> Behandlungsabläufe<br />

beizubehalten, wurde im nationalen ATLS<br />

Board <strong>und</strong> in der AUC der DGU (Akademie<br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie) die Möglichkeit zur<br />

Einführung eines ATCN-Kursformates in<br />

Deutschland erörtert. Dies waren die ersten<br />

Züge von ATCN in Deutschland. Dr. Thorsten<br />

Lange, Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie Diakonissenkrankenhaus<br />

Flensburg <strong>und</strong> langjähriger ATLS-Instruktor<br />

<strong>und</strong> Kursdirektor, übernahm diese<br />

visionäre Aufgabe, das Kursformat nach<br />

Deutschland zu holen. In enger Zusammenarbeit<br />

mit der Pflegerischen Leitung<br />

der Zentralen Notaufnahme der DIAKO<br />

Flensburg – Frau Dietz-Wittstock – wurden<br />

erste Kontakte zu Richard Henn (Chairman<br />

ATCN International) geknüpft <strong>und</strong> ein erster<br />

Fahrplan erstellt. Alle Beteiligten waren sofort<br />

„Feuer <strong>und</strong> Flamme“ <strong>für</strong> dieses Projekt.<br />

Nach zahlreichen Gesprächen mit Richard<br />

Henn war eine Einführung des ATCN Kurses<br />

in Deutschland in greifbarer Nähe. Jedoch<br />

stand das Projekt kurz vor dem Ende, bevor<br />

es überhaupt beginnen konnte. Die Suche<br />

nach einer Schirmherrschaft <strong>und</strong> einem<br />

verantwortlichen Organisator innerhalb der<br />

verschiedenen Berufsverbände der Pflege-<br />

Ziele des ATCN Kurses:<br />

■ Integration der Meldung der Rettungs leitstelle<br />

in die Vorbereitung des Schockraums<br />

■ Organisierter Ablauf nach dem<br />

ABCDE Schema im Primary Survey<br />

■ Prioritätenorientiertes Arbeiten<br />

■ Erstbehandlung des verletzten<br />

Patien ten<br />

■ Schnellstmögliche Festlegung der definitiven<br />

Versorgung unter Berücksichtigung<br />

der vorhandenen Ressourcen im entsprechenden<br />

Krankenhaus<br />

ATCN Provider Course Schedule (3)<br />

First day<br />

Initial Assessment & Management – Airway<br />

and Ventilatory Management – Shock – Thoracic<br />

Trauma – Abdominal Trauma – Practical<br />

Skills Stations: Airway, Hemorrhagic Shock<br />

and Initial Assessment<br />

Second day<br />

Head Trauma – Spinal Trauma – Musculoskeletal<br />

Trauma – Secondary Survey Demonstration<br />

– Practical Skills Stations: Pediatrics,<br />

Neurotrauma, Immobilization – Burn and<br />

Cold Injury – Pediatric Trauma & Trauma in<br />

Women – Transfer to Definitive Care<br />

kräfte blieb erfolglos. Auch bei einem gemeinsamen<br />

Treffen – unter Beteiligung von<br />

Prof. Sturm (Geschäftsführer der AUC) – auf<br />

dem Jahreskongress der DGOU 2009 in Berlin<br />

wollte zunächst keine Organisation die<br />

Verantwortung übernehmen. Die Berufsverbände<br />

der Pflege begrüßten einheitlich<br />

die Einführung dieses neuen Konzeptes,<br />

sahen sich jedoch nicht in der Lage, finanzielle<br />

Risiken <strong>und</strong> eine Vorfinanzierung zu<br />

übernehmen.<br />

Nach Gesprächen im Vorstand der DGU<br />

<strong>und</strong> mit großer Unterstützung des Geschäftsführers<br />

der AUC – Prof. Sturm – erfolgte<br />

Anfang 2010 die Zusage zur Finanzierung<br />

dieses Programmes durch die AUC<br />

der DGU. Allen Beteiligten war bewusst, wie<br />

wichtig die Einbeziehung der Pflegekräfte in<br />

die Traumaversorgung ist.<br />

Bei dem ATCN-Kurs handelt es sich nicht um<br />

den „kleinen Bruder“ des ATLS-Kurses <strong>für</strong><br />

Ärzte. Im Gegenteil: Durch die eigens entwickelten<br />

Skill-Stationen <strong>und</strong> speziell da<strong>für</strong><br />

trainierten Instruktoren, die alle einheitlich<br />

aus der Pflege kommen, wurde der Kurs<br />

speziell auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte<br />

abgestimmt (� Box 1).<br />

Die ATCN-Ausbildung ist eine Ausbildung<br />

mit Anforderungen auf höchstem Niveau.<br />

Es ist geplant, den Kurs mit einem ATLS-<br />

Kurs zu verknüpfen; beide unterliegen den<br />

gleichen theoretischen <strong>und</strong> praktischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen sowie den pädagogischen<br />

Prinzipien (1).<br />

Der ATCN Kurs eignet sich <strong>für</strong> Pflegefachpersonen,<br />

die mit schwerverletzten<br />

Patienten arbeiten. So werden gerade Pflegende<br />

aus Notaufnahmen <strong>und</strong> der Anästhesie<br />

sowie auf chirurgischen Intensivstationen<br />

angesprochen (2).<br />

Im Dezember 2010 fand im Bildungszentrum<br />

Schlump / Hamburg ein Schweizer<br />

ATCN-Kurs mit deutschen Teilnehmern<br />

statt. Aus allen erfolgreichen Teilnehmern<br />

wurden hier die ersten Instruktorenkandidaten<br />

ausgewählt <strong>und</strong> zum Instruktorenkurs<br />

nach Flensburg eingeladen. Der Kurs<br />

in Flensburg vom 8. bis 9. März <strong>2011</strong> wurde<br />

von keinem Geringeren als Richard Henn<br />

(Chairman ATCN International) <strong>und</strong> Schweizer<br />

ATCN-Instruktoren durchgeführt. Alle<br />

Teilnehmer waren begeistert von dem Kurs<br />

<strong>und</strong> fuhren mit großem Engagement <strong>und</strong><br />

großem Tatendrang bereits einen Tag später<br />

zum Inaugurationskurs nach Hamburg.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Dieser ATCN-Kurs fand vom 11. bis 13. März<br />

im Bildungszentrum Schlump statt. Auf die<br />

ersten 16 Teilnehmer warteten 2 1/2 spannende<br />

Tage mit Vorträgen <strong>und</strong> Skill-Stationen.<br />

Die Themen waren fachübergreifend<br />

<strong>und</strong> enthielten das gesamte Spektrum der<br />

Traumaversorgung (� Box 2; 3). Die Vorträge<br />

wurden dabei von erfahrenen ATLS-<br />

Instruktoren gehalten. Die ATCN-Faculty<br />

setzte sich dabei aus den frisch „gebackenen“<br />

Instruktorenkandiaten <strong>und</strong> Schweizer<br />

Instruktoren zusammen.<br />

Im Verlauf des Kurses wurde feierlich die<br />

Urk<strong>und</strong>e zur offiziellen Anerkennung des<br />

ATCN-Kurses in Deutschland von Richard<br />

Henn an Prof. Sturm (Geschäftsführer AUC),<br />

Dr. Thorsten Lange (Nationaler Kursdirektor<br />

ATCN) <strong>und</strong> Dr. Christoph Wölfl (Nationaler<br />

Kursdirektor ATLS) übergeben (� Abb. 1).<br />

Wie wichtig <strong>und</strong> erfolgreich dieser Kurs<br />

ist, kann man nicht nur in den Kommentaren<br />

<strong>und</strong> der begeisternden Mitarbeit<br />

der Teilnehmer sehen, sondern auch in der<br />

Rede des Präsidenten der DGU <strong>und</strong> DGOU<br />

Prof. Dr. Pohlemann, der eigens da<strong>für</strong> nach<br />

Hamburg gereist war. Er betonte bei dieser<br />

Rede besonders, wie überaus wichtig die<br />

Zusammenarbeit der unterschiedlichen Berufsgruppen<br />

ist <strong>und</strong> dass der ATCN-Kurs das<br />

letzte fehlende Glied in der einheitlichen<br />

Versorgung von polytraumatisierten Pati-<br />

Abb. 1 Offizielle Urk<strong>und</strong>eübergabe ATCN – Hamburg: Prof. Dr. Sturm, Richard Henn, Dr. Wölfl,<br />

Frau Dietz-Wittstock, Dr. Lange (v. r.)<br />

enten darstellt. Weitere ATCN-Kurse werden<br />

noch dieses Jahr stattfinden. Alle Beteiligten<br />

(ATCN-Faculty, ATLS-Faculty, AUC) freuen<br />

sich auf die weitere Zukunft der Kursformate<br />

<strong>und</strong> hoffen so die Versorgung der<br />

Patienten noch weiter zu verbessern <strong>und</strong><br />

sicherer zumachen.<br />

Weitere Informationen finden sie unter:<br />

www.atcn.de, www.auc-online.de<br />

Literatur<br />

1 www.notfallpflege.ch; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />

2 www.atcn.ch; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />

3 www.traumanurses.org; Stand 14.03.<strong>2011</strong><br />

Dr. Thorsten Lange<br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

Ec.-Luth. Diakonissenanstalt zu Flensburg<br />

Zentrum <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Diakonie<br />

Knuthstr. 1<br />

24939 Flensburg<br />

Bericht aus dem Ausschuss Vertretung<br />

Niedergelassener Vertragsärzte (ANV)<br />

P. Kalbe<br />

Erstmals hatten die niedergelassenen Unfallchirurgen<br />

die Möglichkeit, ihre aktuellen<br />

Probleme in einer eigenen Sitzung auf dem<br />

DKOU 2010 in Berlin darzustellen. Die Veranstaltung<br />

war mit ca. 70 Teilnehmern gut<br />

besucht <strong>und</strong> die rege Diskussion zeigte,<br />

dass die Programmplanung die Interessen<br />

der Niedergelassenen abdeckte.<br />

Röntgen <strong>und</strong> MRT<br />

Dr. Max von Seebach, Unfallchirurg in einer<br />

Einzelpraxis aus Berlin, stellte noch einmal<br />

die Probleme dar, die sich aus der Weiterbildungsordnung<br />

<strong>für</strong> den neuen Facharzt <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie ergeben.<br />

Der komplexe Zusammenhang mit der Ge-<br />

nehmigung zur Erbringung von Röntgenleistungen<br />

unter Beachtung des § 136 SGB V<br />

(Qualitätssicherung) wurde erläutert. Die<br />

Auswirkungen auf bereits niedergelassene<br />

Unfallchirurgen mit Röntgengenehmigung<br />

sind zu vernachlässigen, aber es stellt sich<br />

ein großes Problem <strong>für</strong> die Nachfolger-Generation.<br />

Von Seebach riet dringend dazu,<br />

die Zusatzweiterbildung „Röntgendiagnostik-fachgeb<strong>und</strong>en-Skelett“<br />

zu erwerben.<br />

Dies gilt insbesondere auch <strong>für</strong> Chefarzt-<br />

Aspiranten, die nur dann auch eine Befugnis/Zulassung<br />

<strong>für</strong> die Weiterbildung in der<br />

Skelett radiologie beantragen können. Nur<br />

so ist gewährleistet, dass wir den Nachwuchs<br />

in unserem Fach komplett weiterbilden<br />

können, ohne auf das Wohlwollen der<br />

Radiologen angewiesen zu sein. Nachdem<br />

die Anträge auf Wiedereingliederung der<br />

Teilradiologie in die Muster-Weiterbildungsordnung<br />

auf dem Ärztetag 2010 in Dresden<br />

wieder vertagt wurden, soll nun nach dem<br />

Vorbild der ÄK Berlin versucht werden, dies<br />

regional auch in anderen Landesärztekammern<br />

zu erreichen. Als weiteres Ziel soll<br />

auch die fachbezogene MRT Diagnostik in<br />

die Weiterbildung zum Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie einbezogen werden.<br />

Was macht den niedergelassenen<br />

Unfallchirurgen aus?<br />

Im zweiten Teil der Sitzung versuchte Dr.<br />

Peter Kalbe, Unfallchirurg <strong>und</strong> Orthopäde<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 51<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

52<br />

aus Rinteln, das Tätigkeitsprofil des Unfallchirurgen<br />

in der neuen Säule O <strong>und</strong> U des<br />

Gebietes Chirurgie zu definieren. Knapp die<br />

Hälfte der im Jahr 2009 niedergelassenen<br />

3.623 Chirurgen verfügt über die Schwerpunktanerkennung<br />

„Unfallchirurgie“ <strong>und</strong><br />

bereits 101 Kollegen verfügen über die<br />

Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />

nach der neuen Weiterbildungsordnung<br />

(� Tab. 1, Quelle GBE-B<strong>und</strong>). Die<br />

Anzahl der D-Ärzte unter den niedergelassenen<br />

Chirurgen beläuft sich auf 2.165. Das<br />

bedeutet, dass noch eine erhebliche Anzahl<br />

von Kollegen als D-Arzt tätig ist, die nach<br />

früheren Bestimmungen diesen Status<br />

ohne Schwerpunktbezeichnung erreicht haben.<br />

Deren Zahl wird in den nächs ten Jahren<br />

ständig sinken.<br />

Die Häufigkeit spezifisch unfallchirurgischer<br />

Operationen wurde anhand der<br />

Tracer-Operationen „Osteosynthese des<br />

distalen Radius“ <strong>und</strong> „intramedulläre Drahtung<br />

von Mittelhandfrakturen“ untersucht.<br />

Die zugängliche KBV-Statistik differenziert<br />

nicht nach OPS-Codes, sodass lediglich nach<br />

den betreffenden Leistungsziffern des EBM<br />

(31133 <strong>und</strong> 31134) gesucht werden konnte.<br />

Dabei zeigte sich, dass beide Operationen<br />

sowohl von der Anzahl als auch vom Honoraranteil<br />

<strong>für</strong> die niedergelassenen Chirurgen<br />

keine wesentliche Rolle spielen. Die<br />

am häufigsten durchgeführten ambulanten<br />

Operationen an den Bewegungsorganen<br />

sind Arthroskopien incl. Kreuzbandersatz,<br />

Materialentfernungen <strong>und</strong> periphere Nervendekompressionen.<br />

Diese Eingriffe werden<br />

auch von Orthopäden <strong>und</strong> Allgemeinchirurgen<br />

erbracht <strong>und</strong> sind daher als Indikator<br />

<strong>für</strong> eine spezielle unfallchirurgische<br />

Ausrichtung nicht geeignet.<br />

Somit ergab sich als Identifikationsmerkmal<br />

im Wesentlichen der hohe Anteil von Tätigkeiten<br />

bei der Versorgung von BG-Patienten.<br />

Aus der Kosten- <strong>und</strong> Strukturanalyse des<br />

BDC ist ersichtlich, dass der Umsatzanteil<br />

an BG-Einnahmen bei etwa 13 % liegt, wenn<br />

mindestens ein Partner einer chirurgischen<br />

Praxis D-Arzt ist, <strong>und</strong> nur bei etwa 4 %,<br />

wenn dies nicht der Fall ist (aus allgemeiner<br />

Heilbehandlung). Da<strong>für</strong> liegt aber auch der<br />

Kostensatz bei den D-Ärzten um 4 Prozentpunkte<br />

höher.<br />

Da somit die D-Arzt-Tätigkeit von essenzieller<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die niedergelassenen<br />

Unfallchirurgen ist, sieht der ANV-Aus-<br />

Jahr 2000 2006 2009<br />

Niedergelassene Chirurgen 3.764 3.955 3.623<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchir. (incl. Orthopädie) 5.122 5.671 5.789<br />

Schwerpunkt/Teilgebiet Unfallchirurgie 1.128 1.399 1.<strong>63</strong>9<br />

Anteil<br />

Zusatzweiterbildung<br />

30,0 % 35,4 % 45,2 %<br />

Spezielle Unfallchirurgie – 14 101<br />

Anteil 0 0,3 % 2,8 %<br />

Tab. 1 Anteil Unfallchirurgen an den niedergelassenen Chirurgen<br />

schuss der DGU es als einen Schwerpunkt<br />

seiner Tätigkeit, sich in diesem Bereich <strong>für</strong><br />

möglichst optimale Arbeitsbedingungen<br />

einzusetzen. Dazu soll der Schulterschluss<br />

mit der BG-AG des BDC <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esverband<br />

der <strong>für</strong> die BG tätigen Ärzte gesucht<br />

werden.<br />

Zukunft des D-Arztes in der<br />

chirurgischen Praxis<br />

Zum Abschluss der Sitzung informierte<br />

der niedergelassene Unfallchirurg <strong>und</strong><br />

BG-Beratungsarzt Rainer Kübke aus Berlin<br />

das Auditorium über die Änderungen des BG-<br />

Verfahrens ab Januar <strong>2011</strong>. Der Fortfall des<br />

H-Arzt-Verfahrens mit einer Übergangsfrist<br />

von 5 Jahren dürfte nur wenige Chirurgen<br />

betreffen, die meisten H-Ärzte sind Orthopäden.<br />

Ab 1.1.<strong>2011</strong> werden keine neuen<br />

H-Ärzte mehr zugelassen. Die jetzigen<br />

H-Ärzte haben die Möglichkeit, den D-Arzt-<br />

Status zu erlangen, sofern sie die personellen<br />

<strong>und</strong> strukturellen Voraussetzungen<br />

(bis auf die zusätzliche Weiterbildung)<br />

nachweisen können. Dies dürfte v. a. bei<br />

den Vorgaben <strong>für</strong> Eingriffsräume bzw. Operationsräume<br />

entsprechend den Vorgaben<br />

der Qualitätssicherung nach § 115b SGB V<br />

Probleme bereiten. Unser Ausschuss sieht<br />

durch das Auslaufen des H-Arzt-Verfahrens<br />

keine gr<strong>und</strong>sätzliche Gefährdung der Versorgung<br />

der Unfallpatienten.<br />

In der Vorbereitungsphase der neuen BG-<br />

Richtlinien wurde viel über eine zukünftige<br />

Bedarfsplanung <strong>für</strong> die Versorgung<br />

mit D-Ärzten diskutiert. Diese entpuppte<br />

sich jetzt als reine Mindestmengen-<br />

Regelung. Für alle D-Ärzte gilt demnach<br />

jetzt das Minimum von 250 D-Fällen / Jahr<br />

im Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Mit<br />

diesem Kriterium dürfte die überwiegende<br />

Zahl der Unfallchirurgen keine<br />

Probleme haben. Allerdings stellt dies<br />

nach den bekannten statistischen Werten<br />

eine weitere Hürde <strong>für</strong> die bisherigen<br />

H-Ärzte dar, die nur auf durchschnittlich<br />

136 Fälle/Jahr kommen.<br />

Neu sind auch deutlich rigidere Vorgaben<br />

<strong>für</strong> die nachzuweisende unfallchirurgische<br />

Fortbildung, zu der jetzt auch verpflichtend<br />

mindestens 2 Veranstaltungen der<br />

BG-Landesverbände innerhalb von 5 Jahren<br />

gehören. Einzelheiten dazu sind noch nicht<br />

schriftlich festgelegt worden.<br />

Für die bisherigen D-Ärzte gilt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ein Bestandsschutz. Allerdings müssen sich<br />

dem Vernehmen nach auch diese Kollegen<br />

den schärferen Bedingungen der Fortbildungspflicht<br />

<strong>und</strong> der von 150 auf 250 Fälle<br />

angehobenen Mindestmenge stellen.<br />

Es gibt allerdings auch Erleichterungen,<br />

indem die nicht mehr zeitgemäße unfallärztliche<br />

Bereitschaft am Sonnabendvormittag<br />

von 8 – 13 Uhr gestrichen wurde.<br />

Unserer Forderung nach der Möglichkeit,<br />

sich D-ärztlich vertreten zu lassen, wurde<br />

nur teilweise nachgekommen. Die ebenfalls<br />

geforderte Vereinfachung der Anwesenheitspflicht<br />

<strong>für</strong> komplexe (auch überörtliche)<br />

Berufsausübungsgemeinschaften<br />

wurde noch nicht umgesetzt, sodass dort<br />

noch Klärungsbedarf besteht. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

strebt unser Ausschuss ein konstruktives<br />

Verhältnis zur DGUV an <strong>und</strong> wird sich<br />

in den nächsten Monaten intensiv mit den<br />

neuen Bedingungen beschäftigen <strong>und</strong> diese<br />

gemeinsam mit dem BDC <strong>und</strong> dem BVBGÄ<br />

kommentieren.<br />

Dr. Peter Kalbe<br />

Vorsitzender des Ausschusses Vertretung<br />

Niedergelassener Vertragsärzte (ANV) der DGU<br />

Josua-Stegmann-Wall 7<br />

31737 Rinteln<br />

Tel.: 05751/95150<br />

Fax: 05751/951530<br />

E-Mail: kalbe@t-online.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Bericht des Bildungsausschusses<br />

F. Bonnaire<br />

Modulärität der Weiterbildung<br />

Der Bildungsausschuss der DGU diskutierte<br />

im Oktober 2010 anlässlich einer Sitzung<br />

eine Vorlage von Prof. Lob zur „Modularen<br />

Weiterbildung“. Diese war von maßgeblichen<br />

Kreisen der B<strong>und</strong>esärztekammer zur<br />

Modifikation der MBWO 2003 ins Gespräch<br />

gebracht worden <strong>und</strong> soll einer Flexibilisierung<br />

der Weiterbildung <strong>und</strong> Verkürzung der<br />

Weiterbildungsgänge bei zusätzlicher Spezialisierung<br />

dienen. Die Module sollen mit<br />

verschiedenen Subspezialitäten, aber auch<br />

mit anderen Gebieten kompatibel <strong>und</strong> austauschbar<br />

sein.<br />

Als Beispiel wurde „Intensivmedizin“ genannt.<br />

„Wirbelsäulenchirurgie“ oder „Arthroskopie“<br />

könnte in unserem Fach ein<br />

Beispiel sein. Letztlich könnte eine frühere<br />

Spezialisierung in einem Modul zu einer<br />

kürzeren Weiterbildungszeit führen, ohne<br />

dass Zusatzbezeichnungen mit Zeitvorgaben<br />

erworben werden müssen. Schon die<br />

Diskussion im Ausschuss, aber auch die<br />

Vorstellung des Modells im Präsidialrat im<br />

November 2010 führte zu kontroversen Diskussionen<br />

über die Vor- <strong>und</strong> Nachteile des<br />

Modells.<br />

Letztendlich wurde die Diskussion auch ins<br />

Junge Forum getragen, von wo eine ablehnende<br />

Haltung formuliert wurde. Auch im<br />

Präsidialrat war man einhellig der Meinung,<br />

dass die derzeitige WBO in der bestehenden<br />

Form dem Fachgebiet gerecht wird <strong>und</strong> zu<br />

neu in der Umsetzung ist, als dass sie jetzt<br />

verändert werden könnte. Man möchte zunächst<br />

abwarten, wie sich die neuen Fachärzte<br />

<strong>für</strong> Orthopädie/Unfallchirurgie, die ja<br />

gerade erst 1 – 2 Jahre ernannt sind, in den<br />

Alltag des beruflichen Lebens einbringen<br />

<strong>und</strong> die „Spezielle Unfallchirurgie“ auf keinen<br />

Fall aufweichen. Im Gegenteil sollte<br />

eine besondere Beachtung der Vertiefung<br />

bezüglich der Inhalte dieser Zusatzweiterbildung<br />

<strong>und</strong> deren Erwerb erfolgen. Durch Einführung<br />

von Modulen könnte diese Zusatz-<br />

bezeichnung aufgeweicht werden <strong>und</strong> es<br />

werden „Frühspezialisten mit Schmalspurweiterbildung“<br />

be<strong>für</strong>chtet. Eine solche Entwicklung<br />

würde <strong>für</strong> den gesamten Weiterbildungsrahmen<br />

als ungünstig angesehen.<br />

Es wurde der Vorschlag eingebracht, die<br />

Zusatzbezeichnung „Spezielle Unfallchirurge“<br />

gegenüber anderen zu schützen, die<br />

eine Facharztbezeichnung Unfallchirurgie<br />

erworben haben (z. B. Österreich), welche<br />

am ehesten inhaltlich mit dem deutschen<br />

Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

zu vergleichen ist <strong>und</strong> die Inhalte der „Speziellen<br />

Unfallchirurgie“ eben nicht fordert.<br />

Die Zusatzbezeichnung kann letztlich auch<br />

nur in unserem Land erworben werden.<br />

Auch in der Schweiz ist ein ähnlicher Weiterbildungsgang<br />

wie in Deutschland nicht<br />

eingerichtet.<br />

Zentrale Notaufnahmen<br />

Repräsentative Umfragen zur Struktur, Besetzung<br />

<strong>und</strong> Leitung von Zentralen Notaufnahmen<br />

existieren nicht. Eine eigene<br />

Umfrage in Unfallchirurgischen Kliniken<br />

war ebenfalls nicht repräsentativ <strong>und</strong> erbrachte<br />

ein völlig inkohärentes Bild von<br />

deren Organisationsformen <strong>und</strong> Effizienz.<br />

Vom Ausschuss wurde es als sehr wichtig<br />

angesehen, dass dieser Bereich, der auch<br />

Teil der Weiterbildungsordnung im „common<br />

trunc“ ist, unbedingt von unfallchirurgischer<br />

Seite besetzt bleiben muss. Hierzu<br />

bedarf es allerdings einer klaren Zusage zu<br />

den strukturellen <strong>und</strong> personellen Anforderungen<br />

von Seiten der Leitungsebene. Leitung<br />

einer ZNA im Vorbeigehen geht nicht<br />

<strong>und</strong> wird nicht akzeptiert. Eigene Mitarbeiter<br />

sollten Zusatzqualifikationen erwerben<br />

können, um konkurrenzfähig mit Mitbewerbern<br />

zu werden.<br />

Mittlerweile haben sich die Wogen um die<br />

Forderungen der DGINA auch unter großem<br />

Einsatz der Sektion Notfall-Intensivmedizin<br />

<strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung der DGU<br />

unter Leitung von Prof. Seekamp geglättet.<br />

Es gibt eine gemeinsame Stellungnahme<br />

der an der Notfallbehandlung maßgeblich<br />

beteiligten Fachgesellschaften, die eine Zusatzbezeichnung<br />

<strong>für</strong> die klinische Notfallmedizin<br />

fordert. Die Inhalte sind noch nicht<br />

festgelegt <strong>und</strong> die Weiterbildungsbefugnis<br />

ebenso wenig. Es gilt jetzt, diese Zusatzqualifikation<br />

innerhalb der Fachgebiete zu<br />

definieren. Hier wird unsere Gruppe zusammen<br />

mit dem Ausschuss der DGOU (Tempka)<br />

<strong>und</strong> dem NIS (Seekamp) an Vorschlägen<br />

von Seiten unserer <strong>Gesellschaft</strong>en arbeiten.<br />

Tatsache ist wohl, dass ein neuer Facharzt<br />

<strong>für</strong> Notfallmedizin, so wie in einigen europäischen<br />

Nachbarländern etabliert, nicht<br />

eingeführt werden soll. Hierzu hat sich auch<br />

die B<strong>und</strong>esärztekammer eindeutig positioniert.<br />

Das Thema Wirbelsäulenchirurgie soll vom<br />

DGOU Bildungsausschuss unter Leitung<br />

von Frau Prof. Tempka bearbeitet werden.<br />

Für spezielle unfallchirurgische Belange stehen<br />

wir in enger Verbindung.<br />

Weitere Themenkreise haben sich derzeit<br />

nicht angeboten, sodass der Schutz der Zusatzbezeichnung<br />

„Spezielle Unfallchirurgie“<br />

nächstes Ziel sein wird.<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />

Chefarzt<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Wiederherstellungs- <strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />

Friedrichstr. 41<br />

01067 Dresden<br />

Mitglieder<br />

Prof. Dr. med. A. Tempka<br />

Priv.Doz. Dr. med. E. Lindhorst<br />

DM O. Lorenz<br />

Prof. Dr. med. G. Lob<br />

Prof. Dr. med. Ch. Müller<br />

Dr. Th. Hohaus<br />

Priv. Doz. Dr.med. S. Piltz<br />

Dr. med U. Schmucker<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 53<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

54<br />

AG Arthroskopische Chirurgie –<br />

Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />

H. Lill, K.-H. Frosch, C. Voigt<br />

I. Gründung des Komitee „TRAUMA“<br />

Seit 01.01.<strong>2011</strong> bildet die AG Arthroskopische<br />

Chirurgie der DGU das Komitee<br />

„TRAUMA“ der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Arthroskopie<br />

(AGA).<br />

Eckpunkte der Integration der AG Arthroskopische<br />

Chirurgie als Komitee „TRAUMA“<br />

in die AGA waren bzw. sind:<br />

■ ■Vorsitzender:<br />

Prof. Dr. med. Helmut Lill<br />

(Wahl DGU bis 31.12.2012)<br />

■ ■Stellvertretender<br />

Vorsitzender: Prof. Dr.<br />

med. Karl-Heinz Frosch (Wahl DGU bis<br />

31.12.<strong>2011</strong>)<br />

■ ■Schriftführerin:<br />

Privatdozentin Dr. med.<br />

Christine Voigt<br />

■ ■Turnusmäßige<br />

Neubesetzung der Komiteevorsitzenden<br />

in Konsens mit der DGU<br />

durch Vorschlag der Komiteemitglieder<br />

<strong>und</strong> Wahl durch den AGA-Vorstand<br />

■ ■Innerhalb<br />

einer Übergangsfrist von 2 Jahren<br />

können noch mehrere Mitglieder der<br />

AG in das Komitee „TRAUMA“ übernommen<br />

werden, diese müssen Mitglieder<br />

der AGA sein. Nach der Übergangsfrist ist<br />

die Anzahl der Mitglieder gemäß der Geschäftsordnung<br />

auf maximal 10 grenzt.<br />

■ ■Allen<br />

Mitgliedern der AGA aus der<br />

Schweiz, Österreich <strong>und</strong> Deutschland ist<br />

das Komitee gemäß der Komitee-GF der<br />

AGA offen.<br />

■ ■Die<br />

Arbeit der AG Arthroskopische Chirurgie<br />

der DGU „ruht“.<br />

■ ■Die<br />

Arbeitsgruppe „implantatfreier<br />

Kreuzbandersatz“ bleibt zunächst Bestandteil<br />

des Komitees<br />

■ ■Laufende<br />

Studien werden fortgesetzt.<br />

Neue wissenschaftliche Studien werden<br />

zum Peer-review Verfahren an den AGA<br />

Vorstand eingereicht.<br />

■ ■Regelmäßige<br />

Berichte an den Vorstand<br />

<strong>und</strong> das Präsidium der DGU sowie laut<br />

der Komitee-GF der AGA an den Gesamtvorstand<br />

■ ■Regelmäßige<br />

Arbeitstreffen <strong>und</strong> Sitzungen.<br />

Programmvorschläge <strong>und</strong> Mitgestaltung<br />

von Kongressen<br />

Mitgliederliste des Komitees „TRAUMA“:<br />

Prof. Dr. med. Angele, Peter · Regensburg<br />

Dr. med. Balcarek, Peter · Göttingen<br />

Dr. med. Bartl, Christoph ·Ulm<br />

PD Dr. med. Bernard, Manfred · Potsdam<br />

PD Dr. med. habil. Besch, Lutz · Kiel<br />

PD Dr. med. Englert, Carsten · Regensburg<br />

Prof. Dr. med. Frosch, Karl-Heinz · Hamburg<br />

Dr. med. Geiger, Emanuel · Frankfurt<br />

Dr. med. Gerhardt, Christian · Berlin<br />

Dr. med. Gohm, Alexander · Feldkirch<br />

PD Dr. med. Greiner, Stefan · Berlin<br />

Dr. med. Haasper, Carl ·Hannover<br />

PD Dr. med. Hankemeier, Stefan · Hameln<br />

Prof. Dr. med. Heiß, Christian · Gießen<br />

Prof. Dr. med. Hertel, Peter · Berlin<br />

Dr. med. Hofmeister, Martin · Murnau<br />

Dr. med. Jaeger, Martin · Freiburg<br />

Dr. med. Jagodzinski, Michael · Hannover<br />

Dr. med. Lahr, Andreas · Duisburg<br />

Dr. med. Lenich, Andreas · Augsburg<br />

Prof. Dr. med. Lill, Helmut · Hannover<br />

PD Dr. med. Meller, Rupert · Hannover<br />

Dr. med. Moro, Fabrizio · Zürich<br />

Dr. med. Niedermeyer, Bernd · Erlangen<br />

Dr. med. Niemeyer, Philipp · Freiburg<br />

PD Dr. med. Scheibel, Markus · Berlin<br />

Dr. med. Schoepp, Christian · Duisburg<br />

Prof. Dr. med. Schofer, Markus · Marburg<br />

PD Dr. med. Voigt, Christine · Hannover<br />

Prof. Dr. med. Zeichen, Johannes · Minden<br />

II. Aktueller Stand der laufenden<br />

Studien<br />

Knieluxation (Frosch, Hamburg):<br />

Die Metanalyse zur Knieluxation ist abgeschlossen,<br />

die Daten wurden auf dem DKOU<br />

präsentiert. Eine Publikation ist in Vorbereitung.<br />

Die Leitlinie zur Kniegelenksluxation,<br />

welche von der AG erarbeitet wurde, ist bei<br />

der Leitlinienkommission der DGU eingereicht<br />

worden.<br />

VKB-Ruptur im Wachstumsalter<br />

(Frosch, Hamburg):<br />

Nicht randomisierte Studie: n = 27 eingeschlossene<br />

Patienten; Ziel: n > 50<br />

Die Metaanalyse zur operativen Versorgung<br />

von vorderen Kreuzbandrupturen im<br />

Wachstumsalter ist in der Zeitschrift „Arthroscopy“<br />

publiziert worden (s. aktuelle<br />

Publikationen).<br />

Akute Patellaluxation<br />

(Jagodzinski, Hannover):<br />

Randomisierte Studie: aktuell n = 24 eingeschossene<br />

Patienten; Ziel: Follow up von 20<br />

Patienten bis 10/<strong>2011</strong><br />

Die Publikation der Meta-Analyse mit eigenen<br />

Ergebnissen ist <strong>für</strong> 2012 geplant.<br />

Nicht-randomisierte Studie: n = 121 eingeschlossene<br />

Patienten, n = 74 auswertbare<br />

MRTs; Ziel: 2-Jahres Follow-up bis 06/<strong>2011</strong>,<br />

Publikation der Ergebnisse: 10/<strong>2011</strong> geplant.<br />

Implantatfreier VKB-Ersatz<br />

(Jagodzinski, Hannover):<br />

Randomisierte Studie „Quaham“: n = 66 eingeschlossene<br />

Patienten; Quadriceps- oder<br />

Hamstring-Transplantate.<br />

Studienzentren: Eisenstadt, Hannover, Heidelberg<br />

Anterosuperiore RM-Ruptur<br />

(Gerhardt/Scheibel, Berlin):<br />

Stand: n = 66 eingeschlossene Patienten;<br />

derzeit n = 25 1-Jahres-, n = 6 2-Jahres-Ergebnisse<br />

Ziel: erste Publikation der Ein-Jahres-Ergebnisse<br />

<strong>2011</strong><br />

Outcome nach operativer Versorgung<br />

symptomatischer chronischer ACG-Läsionen<br />

(Voigt/Lill, Hannover):<br />

Vorstellung <strong>und</strong> Diskussion des ausführlich<br />

überarbeiteten Studienprotokolls.<br />

Studiendesign: Prospektive Fallbeobachtungsmulticenterstudie.<br />

Jede teilnehmende Klinik kann ihre Versorgungsstrategie<br />

<strong>für</strong> chronische ACG-Läsionen<br />

(Rockwood II – VI: von Resektion, über<br />

modifizierte Weaver-Dunn-Techniken <strong>und</strong><br />

CCL-Rekonstruktionen etc.) einbringen.<br />

F/U nach 6, 12 <strong>und</strong> 24 Monaten.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Das Studienprotokoll wird in digital zu erfassende<br />

Bögen umgesetzt. Der Antrag an<br />

die Ethikkommission ist gestellt. Avisierter<br />

Studienstart am 01.04.11.<br />

III. Aktuelle Publikationen<br />

Frosch KH, Stengel D, Brodhun T, Stietencron<br />

I, Holsten D, Jung C, Reister D, Voigt C,<br />

Niemeyer P, Maier M, Hertel P, Jagodzinski<br />

M, Lill H. Outcomes and risks of operative<br />

treatment of rupture of the anterior cruciate<br />

ligament in children and adolescents.<br />

Arthroscopy 2010 Nov; 26 (11): 1539 – 50<br />

Balcarek P, Ammon J, Frosch S, Walde TA,<br />

Schüttrumpf JP, Ferlemann KG, Lill H, Stürmer<br />

KM, Frosch KH. Magnetic resonance<br />

imaging characteristics of the medial patellofemoral<br />

ligament lesion in acute lateral<br />

patellar dislocations considering trochlear<br />

dysplasia, patella alta, and tibial tuberosity-trochlear<br />

groove distance. Arthroscopy.<br />

2010 Jul; 26 (7): 92655 – 35<br />

Lill H, Frosch KH, Voigt C. [Recommendations<br />

of the German Working Party for Arthroscopy<br />

(section of the German Society<br />

for Orthopedics and Trauma Surgery) on<br />

equipment of facilities, process quality and<br />

qualification of operators by arthroscopic<br />

interventions: special features from the perspective<br />

of trauma surgery].<br />

Unfallchirurg. 2010 Nov; 113 (11): 964 – 5<br />

Scheffler S, Gerlach H, Lill H, Besch L, Lobenhoffer<br />

P, Angele P, Weiler A, Höher J, Hertel<br />

P. Current treatment options for knee dislocations<br />

and their clinical outcome: a multicenter<br />

study. American Journal of Sports<br />

Medicine, In Revision<br />

Frosch KH, Stengel D, Saskia H, Balcarek P,<br />

Lill H. Are ligament sutures of ACL and PCL<br />

still allowed as a treatment option of knee<br />

dislocations – a meta-analysis based on individual<br />

patient data. American Journal of<br />

Sports Medicine, submitted<br />

Arbeitskreis Implantanfreier Kreuzbandersatz:<br />

Gestaltung zweier Themenhefte „Implantatfreie<br />

Kreuzbandchirurgie“ in der Zeitschrift<br />

„Der Unfallchirurg“ 2010<br />

IV. Wissenschaftliche Sitzungen 2010<br />

■ ■Arbeitstreffen<br />

der AG Arthroskopische<br />

Chirurgie am 12./13.02.2010 in Hannover<br />

((1/2 Anzeige: Platzhalter))<br />

■ ■Sitzung<br />

„Kniegelenknahe Frakturen“<br />

beim Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Chirurgie vom 20. – 24.04.2010<br />

in Berlin<br />

■ ■Gelenksymposium<br />

Hannover - Arthroskopie-<br />

<strong>und</strong> Kreuzbandworkshop, Regenerative<br />

Gelenkchirurgie; 28./29.05.2010 in<br />

Hannover<br />

■ ■Sporttraumatologisches<br />

Symposium –<br />

Update vorderes <strong>und</strong> hinteres Kreuzband<br />

in Zusammenarbeit mit der AG Sporttraumatologie<br />

der DGU, Juni 2010 in Göttingen<br />

■ ■Sitzungen<br />

der AG „Arthroskopische Chirurgie“<br />

der DGU im Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n<br />

Kongresses <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie vom 26. – 29.10.2010<br />

Das nächste Arbeitstreffen des Komitees<br />

„TRAUMA“ findet am 04. – 05.02.11 in Hamburg<br />

statt.<br />

Prof. Dr. med. Helmut Lill<br />

Vorsitzender des Komitee „TRAUMA“ der AGA<br />

Diakoniekrankenhaus Friederikenstift gGmbH<br />

Postfach 2040<br />

30020 Hannover<br />

Tel.: 05 11 / 1 29 23 31<br />

Fax: 05 11 / 1 29 24 05<br />

E-Mail: helmut.lill@ddh-gruppe.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 55<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

56<br />

Bericht der AG <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />

E. Hartwig, U. Liener<br />

Im Rahmen der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft<br />

erfolgte der Übergang der Leitung<br />

der AG von Prof. Dr. Raschke <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />

Stöckle auf Prof. Dr. Hartwig <strong>und</strong> PD Dr. Liener.<br />

Professor Dr. Hartwig bedankt sich bei<br />

den Mitgliedern der AG ausdrücklich <strong>für</strong> die<br />

konstruktive Arbeit der letzten Jahre, mit<br />

der dem Thema Alterstraumatologie ein<br />

großer Stellenwert verliehen wurde. Für die<br />

bisher geleistete Arbeit <strong>und</strong> die aus der AG<br />

hervorgegangenen wissenschaftlichen Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Aktivitäten dankt Prof.<br />

Hartwig den bisherigen Leitern Professor Dr.<br />

Raschke <strong>und</strong> Professor Dr. Stöckle.<br />

Von der Arbeitsgemeinschaft werden fünf<br />

zentrale Themen definiert, die in Arbeitskreisen<br />

bearbeitet werden. Die Arbeitskreise<br />

werden hierbei von einem Arbeitskreisleiter<br />

koordiniert <strong>und</strong> werden sich bis zur ersten<br />

Sitzung der AG im Jahre <strong>2011</strong> konstituieren.<br />

Zertifizierung <strong>und</strong> Akkreditierung von<br />

Zentren <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />

Zertifizierte Zentren <strong>für</strong> Alterstraumatologie<br />

bestehen bereits in Oberhausen,<br />

Karlsruhe <strong>und</strong> Sindelfingen. Die Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> Altertraumatologie sieht<br />

als Ziel die zukünftige Akkreditierung von<br />

Zentren durch ein „peer review“ Verfahren<br />

der Fachgesellschaft, ähnlich wie es bereits<br />

im Traumanetzwerk D der DGU durchgeführt<br />

wird. Hierzu sollen Standard SOPs <strong>und</strong> ein<br />

Handbuch <strong>für</strong> die DGU erarbeitet werden,<br />

in dem insbesondere inhaltliche Standards<br />

<strong>und</strong> Empfehlungen zu Schnittstellen mit<br />

Geriatrie, Anästhesie <strong>und</strong> Physiotherapie,<br />

wie auch zur Pflege abgegeben werden.<br />

Leiter des Arbeitskreises Interdisziplinarität/<br />

Interprofessionalität: Dr. Friess, Oberhausen<br />

(th.friess@gmx.de).<br />

Outcome-Studie Proximales Femur<br />

Im Rahmen einer prospektiven multizentrischen<br />

Studie soll das klinische Outcome<br />

bei Patienten mit proximalen Femurfrakturen<br />

in Abhängigkeit von der Infrastruktur<br />

der Klinik untersucht werden. Hierdurch soll<br />

der Vorteil einer geriatrischen Frührehabilitation<br />

im Rahmen einer gemeinsamen Therapie<br />

evaluiert werden.<br />

Die Untersuchung erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit dem Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rehabilitationsmedizin<br />

an der Universität Ulm.<br />

Leiter des Arbeitskreises Outcome-Studie<br />

Proximales Femur: Frau Dr. Riem, Karlsruhe<br />

(s.riem @diak-ka.de), PD.Dr. Krischak,<br />

Forschungsinstitut <strong>für</strong> Rehabilitation Universität<br />

Ulm.<br />

Studie Periprothetische Frakturen<br />

Seit 2006 erfolgt die Erstellung eines Frakturregisters<br />

<strong>für</strong> periprothetische Frakturen<br />

im Rahmen des "Fracture Fixation in Osteoporotic<br />

Bone" der AO in Zusammenarbeit<br />

mit Lohmann & Birkner Health Care Company.<br />

Nach Entwicklung einer neuen Klassifikation<br />

<strong>für</strong> periprothetische Frakturen konnten<br />

ein umfangreiches Register erstellt <strong>und</strong><br />

105 Fälle aus vier Zentren (Berlin, Braunschweig,<br />

Celle, Münster) retrospektiv erfasst<br />

werden. Die Fälle wurden im Rahmen<br />

des AG-Treffens in München nach Johansson,<br />

Vancouver <strong>und</strong> der neuen AO-Klassifikation<br />

eingeteilt. Ab Januar 2008 begann<br />

die Phase der prospektiven Datenerhebung.<br />

Die neue Klassifikation <strong>und</strong> die ersten damit<br />

eingeteilten Fälle wurden dem Klassifikationskommitee<br />

der AO vorgestellt <strong>und</strong><br />

prinzipiell <strong>für</strong> gut bef<strong>und</strong>en. Zur weiteren<br />

Validierung der neuen Klassifikation werden<br />

in Zusammenarbeit mit dem Klassifikationskommitee<br />

die weiteren Fälle evaluiert.<br />

Hierzu wird eine weitere finanzielle Unterstützung<br />

seitens der AO erwartet, um den<br />

aufwendigen jeweils vor Ort stattfindenden<br />

Prozess der Validierung zu unterstützen.<br />

Leiter des Arbeitskreises Periprothetische<br />

Femurfrakturen: Dr. R. Stange, Münster<br />

(richard.stange@ukmuenster.de)<br />

Osteoporotische Wirbelfrakturen<br />

In Anbetracht der weiterhin bestehenden<br />

Prävalenz von osteoporotischen Wirbelfrakturen<br />

besteht nach Ansicht der Arbeitsge-<br />

meinschaft die Notwendigkeit der Klassifikation<br />

osteoporotischer Wirbelfrakturen<br />

<strong>und</strong> die Untersuchung <strong>und</strong> Erfassung von<br />

Komplikationen der Kyphoplastie in Zusammenarbeit<br />

mit der AG Wirbelsäule der DGU.<br />

Leiter des Arbeitskreises: Prof. Dr. E. Hartwig,<br />

Karlsruhe (e.hartwig@diak-ka.de).<br />

Revisions- <strong>und</strong> Tumorprothesen<br />

Die Vergütungsstruktur von Revisions- <strong>und</strong><br />

Tumorprothesen im DRG-System ist bisher<br />

unzureichend <strong>und</strong> häufig nicht kostendeckend.<br />

Ziel ist daher die Erarbeitung von<br />

neuen Vergütungsstrukturen, welche die<br />

Kosten besser abbilden. Dieses Projekt erfolgt<br />

in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis<br />

DRG der DGOU.<br />

Leiter des Arbeitskreises: Prof. Dr. E. Mayr, Augsburg<br />

(edgar.mayr@klinikum-augsburg.de).<br />

Geplante Veranstaltungen<br />

Folgende Veranstaltungen werden von Mitgliedern<br />

der AG geplant:<br />

■ ■September<br />

<strong>2011</strong>, Marburg, Thema Minimale<br />

Invasivität bei Altersfrakturen.<br />

■ ■Herbst<br />

2010, Münster, OP-Kurs Periprothetische<br />

Frakturen.<br />

■ ■Mitte<br />

<strong>2011</strong>, Erfurt, AO-Kurs Alterstraumatologie<br />

■ ■Februar<br />

2012, Karlsruhe, Kongress Interdisziplinarität<br />

/ Interprofessionalität in der<br />

Alterstraumatologie<br />

Nächste Sitzung<br />

Die nächste Sitzung der AG ist geplant <strong>für</strong><br />

den 11.2.<strong>2011</strong> BG Unfallklinik Frankfurt.<br />

Prof. Dr. Erich Hartwig<br />

Leiter der AG Alterstraumatologie<br />

Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

Diakonissenkrankenhaus Karlsruhe-Rüppur<br />

Diakonissenstr. 28<br />

76199 Karlsruhe<br />

Tel.: 07 21 / 8 89 22 39<br />

Fax: 07 21 / 8 89 39 26<br />

E-Mail: e.hartwig@diak-ka.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


((1/1 Anzeige: Platzhalter))<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 57<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

58<br />

Bericht der AG Becken III<br />

U. Culemann<br />

Leiter:<br />

Priv.-Doz. Dr. Ulf Culemann, Leitender<br />

Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum<br />

des Saarlandes,<br />

Kirrberger Str., 66421 Homburg / Saar<br />

E-Mail: ulf.culemann@uks.eu<br />

Stellv. Leiter:<br />

Dr. Fabian Stuby, Leitender Arzt der Sektion<br />

Traumatologie<br />

Unfallchirurgischen Klinik, BG Unfallklinik<br />

Tübingen,<br />

Schnarrenbergstr. 75, 72076 Tübingen<br />

E-Mail: fstuby@bgu-tuebingen.de<br />

Die Arbeitsgruppe Becken III erfasst kontinuierlich<br />

prospektiv sämtliche Becken- <strong>und</strong><br />

Azetabulumfrakturen in den aktiv teilnehmenden<br />

Kliniken (derzeit 27 Kliniken<br />

in ganz Deutschland mit fast 8000 eingegebenen<br />

Becken- <strong>und</strong> Azetabulumverlet-<br />

Derzeit aktive Mitglieder der AG Becken III<br />

der DGU:<br />

Aicher, Marcus · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

Marcus.Aicher@klinikumdo.de<br />

Arand, Markus · Klinikum Liebenburg<br />

lb.unfallchirurgie@kliniken-lb.de<br />

Baranczyk, Jan · Berlin Buch<br />

jan.baranczyk@helios-kliniken.de<br />

Baumgaertel, Friedel · Stift Koblenz<br />

fbaumgaertel@t-online.de<br />

Bergmann, Janina · Klinikum Braunschweig<br />

jibergmann@hotmail.de<br />

Biber, Roland · Klinikum Nürnberg<br />

Roland.Biber@klinikum-nuernberg.de<br />

Boehme, Joerg · Uniklinik Leipzig<br />

Joerg.Boehme@medizin.uni-leipzig.de<br />

Buhl, Michael · Klinikum Fulda<br />

michael.buhl@klinikum-fulda.de<br />

Chatenay, Claudia · Klinikum Biberach<br />

claucha@web.de<br />

Culemann, Ulf · Uniklinikum des<br />

Saarlandes<br />

ulf.culemann@uks.eu<br />

zungen). Dabei werden in verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

unterschiedliche Spektren der<br />

Beckenverletzungen beleuchtet. Beispielhaft<br />

seien hier <strong>für</strong> die Beckenringfrakturen<br />

die Thematik der Notfallbehandlungsabläufe<br />

bei komplexen Beckenfrakturen im Alter<br />

(d. h. bei über 65 jährigen Pat.) oder auch<br />

die derzeitige klinische Erstversorgung nach<br />

Beckenfrakturen bearbeitet (z. B. Häufigkeit<br />

der Anwendung der Notfallbeckenzwinge<br />

<strong>und</strong>/oder Tamponade, primärer Einsatz der<br />

Angioembolisation). Des Weiteren werden<br />

im Beckenringbereich Daten über Komplikationen<br />

nach operativ versorgten Beckenringfrakturen<br />

ausgewertet <strong>und</strong> auch Daten<br />

zu perkutanen oder navigierten Verfahrenstechniken<br />

gesammelt, um wissenschaftliche<br />

Aussagen über die klinische Wertigkeit<br />

dieser Operationsmethoden zu erhalten.<br />

Die Anzahl geriatrischer Frakturen am<br />

Azetabulum nimmt zu, die Arbeitsgruppe<br />

hat daher insbesondere im Jahr 2010 einen<br />

Doemling, Dietmar · Stift Koblenz<br />

dietmar.doemling@stiftungsklinikum.de<br />

Ecker, Michael · Klinikum Augsburg<br />

ecker.michael@t-online.de<br />

Engelhardt, Tilmann · Charité Berlin<br />

Tilmann.Engelhardt@charite.de<br />

Ernstberger, Toni · Uni Regensburg<br />

toni.ernstberger@klinik.uni-regensburg.de<br />

Fuchs, Thomas · Uniklinik Münster<br />

Thomas.Fuchs@ukmuenster.de<br />

Furkmann, Ole · Uniklinik Kiel<br />

ole.furkmann@uksh-kiel.de<br />

Gänsslen, Axel · AKH Celle<br />

axel.gaensslen@akh-celle.de<br />

Goharian, Lilian · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

lilian.goharian@klinikumdo.de<br />

Gras, Florian · Uniklinik Jena<br />

marc.gras@med.uni-jena.de<br />

Hauschild, Oliver · Uniklinik Freiburg<br />

oliver.hauschild@uniklinik-freiburg.de<br />

Hessmann, Martin · Klinikum Fulda<br />

UO@klinikum-fulda.de<br />

Hofmann, Alexander · Uniklinik Mainz<br />

hofmann.trauma-surgery@gmx.net<br />

besonderen Schwerpunkt hierauf gelegt.<br />

Rekonstruktionen des Azetabulums auch<br />

in höherem Lebensalter werden in der Anzahl<br />

zunehmend durchgeführt <strong>und</strong> stehen<br />

in Konkurrenz mit der primären Versorgung<br />

durch eine belastungsstabile Hüft-TEP. Ziel<br />

der Gruppe ist es, hier eine Aussage zu treffen,<br />

welche Methode bezüglich der Langzeitergebnisse<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität die besseren<br />

Ergebnisse liefert. Durch die Integration<br />

eines standardisierten Nachuntersuchungsprotokolls<br />

in die Online-Datenbank MEM-<br />

Doc ist es seit 2010 nämlich auch möglich,<br />

Nachuntersuchungsergebnisse verschiedener<br />

Verfahrenstechniken miteinander zu<br />

vergleichen <strong>und</strong> auszuwerten. Durch Integration<br />

von Fragebögen zur Lebensqualität<br />

erscheint zukünftig daher auch eine Aussage<br />

im Bereich der Versorgungsforschung<br />

möglich. Insbesondere durch den multizentrischen<br />

Ansatz der Studiengruppe können<br />

aber auch sehr selten auftretende Frakturen<br />

Holmenschlager, Francis ·Uniklinik<br />

Magdeburg,<br />

francis.holmenschlager@medizin.unimagdeburg.de<br />

Ingelfinger, Patrick · Uniklinik Mainz<br />

ingelfinger@unfall.klinik.uni-mainz.de<br />

Jacobs, Cornelius · BG Ludwigshafen<br />

cjacobs@bgu-ludwigshafen.de<br />

Jansen, Hendrik · Uniklinik Würzburg<br />

Jansen_H@klinik.uni-wuerzburg.de<br />

Josten, Christoph · Uniklinik Leipzig<br />

Christoph.Josten@uniklinik-leipzig.de<br />

Knipper, Axel · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

axelknipper@arcor.de<br />

König, Benjamin · TU München<br />

koenig@uchir.me.tum.de<br />

Koroush, Kabir · Uniklinik Bonn<br />

Koroush.Kabir@ukb.uni-bonn.de<br />

Kurowski, Rafal · Uniklinik Homburg<br />

Rafal.Kurowski@uniklinikum-saarland.de<br />

Leyer, Ulrich · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

ulrich.leyer@t-online.de<br />

Lill, Helmut · Friederikenstift Hannover<br />

helmut.lill@friederikenstift.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


(z. B. beidseitige oder kindliche Azetabulumfrakturen)<br />

in einem relevanten Ausmaß registriert<br />

werden <strong>und</strong> müssen sich nicht nur<br />

auf Einzelfallbeschreibungen beschränken.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die internetbasierte<br />

Dokumentation von Nachuntersuchungen<br />

der Patienten, die eine Azetabulumfraktur in<br />

den zurückliegenden 15 Jahren erlitten haben.<br />

Hier<strong>für</strong> wird ebenfalls das Nachuntersuchungsprotokoll<br />

der AG verwendet, eine<br />

Auswertung insbesondere auf die Frage der<br />

Häufigkeit einer posttraumatischen Hüft–<br />

TEP–Implantation erfolgt derzeit im Studienzentrum.<br />

Einfache statistische Auswertungen (z. B.<br />

epidemiologische Daten, Gesamtzahl <strong>und</strong><br />

Zahl der eigenen eingegebenen Fälle im<br />

Vergleich zur Gesamtgruppe) können durch<br />

die jeweiligen Mitglieder inzwischen direkt<br />

online vorgenommen werden. Abfragemodalitäten<br />

<strong>und</strong> Design wurden hier<strong>für</strong> 2010<br />

erneut überarbeitet, um Aussagen insbesondere<br />

besser zu visualisieren. Die statistische<br />

Auswertung der abgeschlossenen<br />

Fälle im Vergleich untereinander oder zur<br />

Darstellung von Verfahrensverläufen über<br />

die verschiedenen Jahrgänge werden de-<br />

Marintschev, Ivan · Uniklinik Jena<br />

ivan.marintschev@med.uni-jena.de<br />

Mendel, Thomas · BG Halle<br />

thomasmendel@hotmail.com<br />

Neuhaus, Peter · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

peter.neuhaus@klinikumdo.de<br />

Nuber, Stefan · Klinikum Augsburg<br />

docnuber@hotmail.com<br />

Ochs, Gunnar · BG Tübingen<br />

gochs@bgu-tuebingen.de<br />

Pohlemann, Tim · Uniklinik Homburg<br />

Tim.Pohlemann@uks.eu<br />

Regel, Gerd · Klinikum Rosenheim<br />

gerd.regel@kliro.de<br />

Reilmann, Heinrich · Klinikum Braunschweig<br />

h.reilmann@klinikum-braunschweig.de<br />

Rether, Jörg · BG Tübingen<br />

jrether@bgu-tuebingen.de<br />

Rieger, Horst · Clemenshospital Münster<br />

h.rieger@clemenshospital.de<br />

Robert, Klaus · Kreisklinik Biberach<br />

klaus.robert@kliniken-bc.de<br />

zentral durch die jeweiligen Projektverantwortlichen<br />

unter Beteiligung des Studienzentrums<br />

der DGU (PD Dr. Stengel, Berlin)<br />

oder unter Mitarbeit von Dr. Aghayev, Bern,<br />

ausgeführt, wodurch eine langwierige eigene<br />

Datenanalyse entfällt <strong>und</strong> neu auftretende,<br />

aktuelle Fragestellungen auch<br />

kurzfristig beantwortet werden können. Ein<br />

Datamining zur abschätzenden Prüfung auf<br />

Signifikanzen <strong>und</strong> Zusammenhängen wird<br />

so ebenfalls genutzt.<br />

Im Jahr 2010 hat sich die Arbeitsgruppe<br />

zweimal zu einer jeweils zweitägigen Sitzung<br />

getroffen (Leipzig, Homburg / Saar).<br />

Neben den wissenschaftlichen Themen<br />

<strong>und</strong> Fragen der Studie widmet sich die<br />

Arbeitsgruppe in diesen Treffen insbesondere<br />

auch der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung der<br />

Mitglieder im Bereich der Beckenchirurgie.<br />

So wurden während des Treffens in Leipzig<br />

Fortbildungen mit klinischen <strong>und</strong> wissenschaftlichen<br />

Vorträgen organisiert (z. B.<br />

Darstellung der Bandverbindungen im MRT<br />

<strong>und</strong> CT im Vergleich zu entsprechenden<br />

anatomischen Plastinationsschichten des<br />

Beckens) <strong>und</strong> in Homburg / Saar Workshops<br />

an Präparaten durchgeführt.<br />

Rottbeck, Ulrich · Uni Münster<br />

u.rottbeck@uni-muenster.de<br />

Schäffler, Aljoscha · TU München<br />

Schaeffler@uchir.me.tum.de<br />

Schaser, Klaus · Charité Berlin<br />

kschaser@charite.de<br />

Schibur, Stephanie · Uniklinik Leipzig<br />

stephanie.schibur@medizin.uni-leipzig.de<br />

Schmal, Hagen · Uniklinik Freiburg<br />

hagen.schmal@freenet.de<br />

Schnorr, Wolfgang ·Klinikum Berlin Buch<br />

wolfgang.schnorr@helios-kliniken.de<br />

Schwab, Nina · Charité Berlin<br />

nina.schwab@charite.de<br />

Scola, Alexander · Uniklinik Ulm<br />

alexander.scola@uniklinik-ulm.de<br />

Sellei, Richard · TU Aachen<br />

rsellei@ukaachen.de<br />

Seekamp, Andreas · Uniklinik Kiel<br />

andreas.seekamp@unfchir.uni-kiel.de<br />

Sroka, Thomas · Klinikum Karlsruhe<br />

Thomas.Sroka@klinikum-karlsruhe.com<br />

Stahl, Jens-Peter · Klinikum Dortm<strong>und</strong><br />

Jens-Peter.Stahl@klinikumdo.de<br />

Während des DKOU 2010 in Berlin wurde<br />

durch die Mitglieder der AG Becken<br />

eine sehr interessante Sitzung zur Thematik<br />

der Notfallversorgung nach schweren<br />

Beckenringverletzungen durchgeführt. Der<br />

Besucherandrang in Saal 6 zeigte wieder<br />

einmal, dass das Interesse an der Diskussion<br />

von Fällen <strong>und</strong> Behandlungsverläufen<br />

bei Beckenverletzungen ungebrochen ist.<br />

Im Rahmen des DKOU <strong>2011</strong> wird die AG<br />

Becken ebenfalls am „Tag der Spezialistengruppen“<br />

eine entsprechende Sitzung organisieren.<br />

PD Dr. med. Ulf Culemann<br />

Leiter der AG Becken III der DGU<br />

Leitender OA <strong>und</strong> Stellv. Klinikdirektor<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum des Saarlandes<br />

66421 Homburg / Saar<br />

E-Mail: ulf.culemann@uks.eu<br />

Stiletto, Raphael · Klinikum Biberach<br />

raphael.stiletto@kliniken-bc.de<br />

Stöckle, Ulrich · TU München<br />

Stoeckle@uchir.me.tum.de<br />

Streicher, Gabriele · Klinikum Braunschweig<br />

g.streicher@klinikum-braunschweig.de<br />

Stuby, Fabian · BG Tübingen<br />

fstuby@bgu-tuebingen.de<br />

Thannheimer, Andreas · BG Murnau<br />

thannheimer@bgu-murnau.de<br />

Tosounidis, Georg · Uniklinik Homburg<br />

chgtos@uniklinikum-saarland.de<br />

Trabold, Odilo · Uniklinik Leipzig<br />

Odilo.Trabold@medizin.uni-leipzig.de<br />

Woelfl, Christoph · BG Ludwigshafen<br />

cwoelfl@bgu-ludwigshafen.de<br />

W<strong>und</strong>er, Stephan · Friederikenstift<br />

Hannover<br />

Stephan.W<strong>und</strong>er@Friederikenstift.de<br />

Zellner, Michael · Regensburg,<br />

Barmherzige Brüder<br />

Michael.Zellner@barmherzigeregensburg.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 59<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

60<br />

Bericht der Sektion Unfallprävention<br />

Wie sicher sind Deutschlands Straßen? Dunkelfeldforschung im Fokus der Sektion Unfallprävention<br />

C. Juhra<br />

Im Jahr 2009 wurde die Anzahl der Unfälle<br />

mit Personenschaden im Straßenverkehr<br />

vom statistischen B<strong>und</strong>esamt mit 310.806<br />

beziffert. Diese Angaben beruhen jedoch<br />

auf den offiziellen polizeilichen Unfallmeldungen.<br />

Hautzinger untersuchte im Jahr<br />

1993 erstmalig die tatsächliche Anzahl der<br />

Unfälle mit Personenschäden (Berichte der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen: M 13<br />

Dunkelziffer bei Unfällen mit Personenschaden,<br />

H. Hautzinger, H. Dürholt, E. Hörnstein,<br />

B. Tassaux-Becker). Durch einen Abgleich<br />

klinischer <strong>und</strong> polizeilicher Daten konnte er<br />

eine Dunkelziffer identifizieren, die je nach<br />

Art des Unfalls zwischen 31,6 % <strong>und</strong> 93,4 %<br />

schwankte.<br />

Leider blieb diese Studie bis dato die einzige<br />

Studie, die sich mit der Dunkelziffer bei<br />

Verkehrsunfällen auseinandersetzte. Eine<br />

systematische Erhebung aller Fahrradunfälle<br />

im Jahr 2009 in der Stadt Münster zeigt<br />

ebenfalls eine Dunkelziffer von 68 %. Zudem<br />

ist die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland im Jahr<br />

2010 / <strong>2011</strong> nicht mit der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

von 1993 vergleichbar.<br />

Die Dunkelziffer ist nur teilweise dadurch<br />

erklärbar, dass beispielsweise bei Alleinunfällen<br />

oftmals vom Verunfallten keine Veranlassung<br />

gesehen wird, die Polizei hinzuzuziehen.<br />

Auch bei Unfällen mit anderen<br />

motorisierten Verkehrsteilnehmern lag die<br />

Dunkelziffer der münsteraner Studie bei<br />

17 %.<br />

Die offizielle Statistik zeigt also nur die<br />

halbe Wahrheit, vielleicht sogar noch weniger.<br />

Legt man die Zahlen von Hautzinger<br />

zugr<strong>und</strong>e, wären beispielsweise im Jahr<br />

2004 nicht 13.241 Kinder im Strassenverkehr<br />

verunglückt, sondern ca. 175.000. Dies<br />

entspricht einer Einwohnerzahl von Städten<br />

wie Kassel oder Hamm. Um eine sichere<br />

Mobilität gewährleisten zu können, muss<br />

die reale Situation so genau wie möglich<br />

bekannt sein.<br />

Für eine zuverlässige Verkehrsplanung<br />

muss ein möglichst exaktes <strong>und</strong> vollständiges<br />

Wissen über Unfallhergang <strong>und</strong> Konsequenzen<br />

(Verletzungen, medizinische Behandlung<br />

etc.) von Unfällen mit Personen-<br />

Bericht aus der AG Fuß<br />

T. Mittlmeier, S. Rammelt<br />

Die Mitglieder der AG Fuß (aktuell 49 eingetragene<br />

aktive Mitglieder) widmen sich<br />

folgenden Arbeitsschwerpunkten:<br />

1. Der Durchführung von Multicenter-Studien<br />

zur Akutversorgung von Fußverletzungen.<br />

2. Der Weiterbildung im Rahmen verschiedener<br />

Kurssysteme (AO, D.A.F., BDC, DGU).<br />

3. Der Abbildung der Fußtraumatologie im<br />

DRG-System (INEK) wobei hier Frau Dr. S.<br />

Ochman (Münster) federführend tätig ist.<br />

Regelmäßige Treffen<br />

Die Mitglieder der AG Fuß treffen sich weiterhin<br />

regelmäßig mindestens zweimal im<br />

Jahr, zum einen anlässlich des DKOU im ICC<br />

Berlin (zuletzt am 29.10.2010), zum anderen<br />

anlässlich des D.A.F.-Jahreskongresses<br />

(wechselnde Orte, zuletzt Bad Homburg,<br />

09.04.2010). Darüber hinaus finden bedarfsweise<br />

2-tägige Arbeitstreffen an wechselnden<br />

Orten (Dresden, Rostock, Hannover)<br />

statt. Für spezifische Falldiskussionen <strong>und</strong><br />

aktuelle Fragen gibt es ein E-mail-Forum.<br />

Klinische Multicenter-Studien<br />

4 multizentrisch bei den Einrichtungen der<br />

AG-Mitglieder angesiedelte prospektive<br />

Studien werden derzeit verfolgt:<br />

1. Evaluation von Reposition (mittels Standardröntgen<br />

<strong>und</strong> CT) sowie Beurteilung des<br />

funktionellen Ergebnisses nach Lisfranc-<br />

Luxationsfrakturen (Studienbeginn 2007)<br />

schaden vorhanden sein. Auch eine gezielte<br />

Prävention setzt die genaue Kenntnis der<br />

realen Situation voraus. So machen gezielte<br />

präventive Maßnahmen vor allem dann<br />

Sinn, wenn die gefährdete Zielgruppe angesprochen<br />

wird.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e beabsichtigt die Sektion<br />

Unfallprävention ihre Aktivitäten in der<br />

Dunkelfeldforschung auszubauen. Aktuell<br />

werden neue Methoden (z. B. aus dem<br />

Bereich der Marktforschung) zur Quantifizierung<br />

der Dunkelziffer untersucht <strong>und</strong><br />

eine Projektskizze <strong>für</strong> eine umfassende<br />

Erhebung in Kooperation mit anderen Forschungsinstituten<br />

erarbeitet.<br />

Dr. Christian Juhra, MBA<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Münster<br />

Waldeyerstr. 1<br />

48149 Münster<br />

Tel.: 0251/835<strong>63</strong>01<br />

Fax: 0251/835<strong>63</strong>18<br />

E-Mail: juhra@ukmuenster.de<br />

2. Konservativ-funktionelle vs. operative<br />

Therapie von Dreibandrupturen am oberen<br />

Sprunggelenk (Studienbeginn 2006)<br />

3. Früh- vs. Intervallversorgung von Kalkaneusfrakturen<br />

(Studienbeginn 2010, Förderung<br />

durch die AO Deutschland)<br />

4. Intraoperative Kontrolle der Fibulastellung<br />

bei Syndesmoseninsuffizienz mittels<br />

3-D BV (Studienbeginn 2009).<br />

Derzeit sind weitere Studien als gemeinsame<br />

Projekte im Rahmen der D.A.F. (<strong>Deutsche</strong><br />

Assoziation <strong>für</strong> Fuß- <strong>und</strong> Sprunggelenkschirurgie<br />

e. V.) geplant zu folgenden<br />

Themen:<br />

5. Operative Behandlung der Charcot-Arthropathie<br />

im Akutstadium<br />

6. Behandlung der Osteochondrosis dissecans<br />

tali – OATS vs. MACI<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Kurse<br />

Die Mitglieder der AG sind an zahlreichen<br />

Kursformaten zur Fußtraumatologie <strong>und</strong><br />

zur rekonstruktiven Chirurgie des Fußes beteiligt:<br />

■ ■ AO-Fußkurs Dresden (zuletzt: 5. – 8.10.2010,<br />

Leitung: H. Zwipp), internationale AO-Kurse,<br />

zuletzt in Davos (4. – 9.12.2010)<br />

■ ■ DAF-Kurse: federführend beim Traumakurs<br />

(M. Richter, Coburg, D. Boack, Berlin,<br />

S. Rammelt, Dresden, S. Ochman, Münster)<br />

in Coburg (26./27.3.2010) <strong>und</strong> Münster<br />

(6./7.11.2009)<br />

■ ■ Anatomiekurs (S. Rammelt, Dresden) in<br />

Münster (4./5.12.2009) <strong>und</strong> Greifswald<br />

(12./13.3.2010), Mitwirkung bei weiteren<br />

D.A.F.-Kursen<br />

■ ■ BDC-Seminare Fußchirurgie: Zertifikat<br />

Fußchirurgie in 4 Modulen über 2 Jahre,<br />

zuletzt 12./13.11.2009, Rostock (T. Mittlmeier),<br />

nächste Module <strong>2011</strong> in Dresden<br />

(S. Rammelt), Berlin (D. H. Boack)<br />

■ ■ Kurse <strong>und</strong> gemeinsame Sitzungen mit<br />

der D.A.F. im Rahmen des DKOU, zuletzt<br />

26. – 28.10.2010, Berlin<br />

Sprunggelenksendoprothesenregister<br />

Ein gemeinsames Projekt im Rahmen der<br />

D.A.F. widmet sich der Etablierung eines<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Geweberegeneration<br />

<strong>und</strong> Gewebeersatz besteht derzeit aus<br />

37 Mitgliedern.<br />

Im Jahr 2010 fanden zwei Mitgliedertreffen,<br />

das letzte Treffen am 27.10.2010 anlässlich<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie in Berlin statt.<br />

Anwesend waren 19 Mitglieder der AG Geweberegeneration<br />

<strong>und</strong> Gewebeersatz.<br />

Im Jahr 2010 wurden 4 neue Mitglieder<br />

in die AG aufgenommen (Dr. S. Fichert, Dr.<br />

M. Egermann, Dr. M. Sekerci, Dr. B. Rolauffs).<br />

Bei der Mitgliederversammlung am<br />

27.10.2010 wurde Herr Dr. Rolauffs zum<br />

neuen Schriftführer der AG gewählt.<br />

nationalen Sprunggelenksendoprothesenregisters,<br />

das auch mit einer Vernetzung<br />

bzw. Anbindung auf europäischer Ebene<br />

kompatibel sein soll. Prospektiv erfasst<br />

werden sollen alle derzeit gebräuchlichen<br />

Prothesenmodelle. Wesentliche koordinative<br />

Aufgaben nehmen hier Dr. Tanja. Kostuj<br />

(früher Bochum, jetzt Frankfurt/Main) <strong>und</strong><br />

Dr. J. Gabel (Stuttgart) wahr. Zur optimalen<br />

Gestaltung soll eine bereits erprobte Software<br />

des Maurice E. Müller Instituts Bern<br />

(MemDoc) weiterentwickelt <strong>und</strong> genutzt<br />

werden. Neben der Definition der zu erhebenden<br />

Standarddaten <strong>und</strong> Scores haben<br />

Fragen zur Klärung des Datenschutzes <strong>und</strong><br />

der rechtlichen Voraussetzungen bislang<br />

breiten Raum eingenommen.<br />

Zusammengehen mit der D. A. F.<br />

Die offizielle Fusion zwischen der AG Fuß<br />

<strong>und</strong> der weit mitgliederstärkeren D. A. F. ist<br />

nach Satzungsänderung in Form einer gemeinsamen<br />

Sektion der DGOU vollzogen.<br />

Bereits seit April 2008 sind Repräsentanten<br />

der AG Fuß im Vorstand der D. A. F. vertreten<br />

(M. Richter, Coburg <strong>und</strong> S. Rammelt,<br />

Dresden) bzw. als wissenschaftlicher Beirat<br />

im erweiterten Vorstand eingeb<strong>und</strong>en (Th.<br />

Mittlmeier, Rostock). Auch nach außen hin<br />

wird dieser Zusammenschluss durch Neu-<br />

Wesentliche Punkte des letzten Mitgliedertreffens<br />

am 27.10.2010 waren:<br />

■■AG-Namensänderung ■■Zukünftige Treffen<br />

■■Standards in der Knorpeltherapie<br />

gestaltung des gemeinsamen Logos transparent<br />

gemacht. Neben dem aufwändigen<br />

Kurssystem sind eine konstruktive Weiterbildung<br />

im Rahmen der Jahreskongresse<br />

sowie die Etablierung wissenschaftlicher<br />

Studien im Fokus der Kooperation. Die AG<br />

Fuß hat ein Themenheft der Zeitschrift „Fuß<br />

<strong>und</strong> Sprunggelenk“, dem offiziellen Organ<br />

der D. A. F., gestaltet, weitere Themenhefte<br />

sind in Planung. Die D. A. F. firmiert weiterhin<br />

auch als Sektion in der DGOOC <strong>und</strong> die<br />

AG Fuß als Mitglied der DGU. Weitere Interessenten<br />

<strong>für</strong> eine aktive Mitarbeit sind uns<br />

jederzeit herzlich willkommen.<br />

Prof. Dr. Thomas Mittlmeier<br />

Leiter der AG Fuß<br />

Leiter der Abteilung <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Universitätsklinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Chirurgie<br />

Schillingallee 35<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: 03 81 / 4 94 60 51<br />

Fax: 03 81 / 4 94 60 52<br />

E-Mail: thomas.mittlmeier@med.uni-rostock.de<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Stefan Rammelt<br />

Stellv. Leiter der AG Fuß<br />

OA der Klinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum „Carl Gustav Carus“<br />

Fetscherstr. 74<br />

01307 Dresden<br />

Tel.: 03 51 / 4 58 22 08<br />

Fax: 03 51 / 4 58 43 07<br />

Bericht der AG Geweberegeneration<br />

<strong>und</strong> Gewebeersatz<br />

D. Albrecht<br />

AG-Namensänderung<br />

Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass<br />

die AG im Wesentlichen Fragen des hyalinen<br />

Knorpels bearbeitet, wurde die Abänderung<br />

des AG-Namens diskutiert. Verschiedene<br />

Namensgebungen wurden besprochen <strong>und</strong><br />

nach Abstimmung soll der Antrag beim<br />

DGU-Präsidium zur Namensänderung hinsichtlich<br />

AG Klinische Geweberegeneration<br />

gestellt werden.<br />

Zukünftige Treffen<br />

Im Rahmen der organisatorischen Umstrukturierung<br />

der AG soll auch das zukünftige<br />

Verfahren hinsichtlich der regelmäßigen<br />

Mitgliedertreffen neu strukturiert werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich soll ein Mitgliedertreffen<br />

auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie stattfinden. Eine<br />

zweite Sitzung soll an einem zentralen Ort<br />

wie Berlin stattfinden, hier würde sich das<br />

Langenbeck-Virchow-Haus anbieten. Wahlweise<br />

können die Mitglieder aber auch von<br />

einem Mitglied der AG eingeladen werden.<br />

Dieser Vorschlag des Leiters <strong>und</strong> stellvertretenden<br />

Leiters der AG wird allgemein akzeptiert.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 61<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

62<br />

Standards in der Knorpeltherapie<br />

Die allgemeinen Empfehlungen zur Knorpeltherapie<br />

sollen auf den neuesten wissenschaftlichen<br />

Stand hin bearbeitet <strong>und</strong><br />

neu formuliert werden.<br />

Nachfolgende Punkte sollen dabei Berücksichtigung<br />

finden:<br />

■■Präambel <strong>für</strong> Standards<br />

■■Indikationsstellung ■■Praeoperative Diagnostik<br />

■■Zellentnahmetechnik ■■Nachbehandlung ■■Gr<strong>und</strong>satzempfehlung (welche Gelenke)<br />

■ ■Minimalanforderungen<br />

einer detaillierten<br />

Produktinformation.<br />

In den bereits 1999 von der Arbeitsgemeinschaft<br />

formulierten allgemeinen Empfehlungen<br />

sollen die oben genannten Punkte<br />

bearbeitet bzw. ergänzt werden <strong>und</strong> entsprechend<br />

publiziert werden.<br />

Im Jahr 2010 erfolgte unter Federführung<br />

von Prof. Dr. P. E. Müller <strong>und</strong> Dr. M.F. Pietschmann<br />

eine Mitgliederbefragung zur Begleit-<br />

<strong>und</strong> Nachbehandlung nach autologer<br />

Chondrozytentransplantation. Ziel der Mitgliederbefragung<br />

war eine Bestandsaufnahme<br />

innerhalb der AG, welche als Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>für</strong> die Überarbeitung der Richtlinien <strong>und</strong><br />

Empfehlungen sowie als Ausgangspunkt zur<br />

Diskussion <strong>für</strong> gemeinsame weiterführende<br />

Studien dienen soll.<br />

Von 29 Institutionen, in welchen die 37<br />

Mitglieder tätig sind, konnten insgesamt 18<br />

Fragebögen ausgewertet werden. Das entspricht<br />

einer Rücklaufquote von 72 %.<br />

Die überwiegende Anzahl der antwortenden<br />

Mitglieder ist an einer Universitätsklinik<br />

tätig (13). In allen 18 Institutionen<br />

wird die matrix-assistierte autologe Chondrozytentransplantation<br />

durchgeführt. Die<br />

Periostlappen-ACT spielt keine Rolle mehr.<br />

8 Institutionen führen mehr als 20 autologe<br />

Chondrozytentransplantationen pro Jahr<br />

durch, 10 Institutionen weniger als 20. Nach<br />

Ansicht der Befragten bedingt die Defektlokalisation,<br />

Kondyle oder retropatellar/Trochlea,<br />

unterschiedliche Nachbehandlungskonzepte.<br />

Bezüglich der Eckpunkte der Nachbehandlung<br />

besteht eine gr<strong>und</strong>legende Übereinstimmung,<br />

aber es bestehen innerhalb<br />

der AG Modifikationen. So verwenden beispielsweise<br />

8 von 18 Befragten im postoperativen<br />

Management eine CPM-Motorschiene<br />

routinemäßig.<br />

14 der befragten Institutionen empfehlen<br />

nach Therapie eines femoralen Defekts eine<br />

Teilbelastung <strong>für</strong> die Dauer von 6 Wochen<br />

postoperativ. 1 Institution 8 Wochen, 2 Institutionen<br />

12 Wochen. Bezüglich einer Bewegungslimitierung<br />

besteht eine erhebliche<br />

Schwankung zwischen 1 bis 6 Wochen.<br />

Ebenso besteht Uneinheitlichkeit bei der<br />

Nachbehandlung bei retropatellaren Defekten<br />

hinsichtlich der Belastung. Hier<br />

schwanken die Empfehlungen zwischen<br />

Vollbelastung bis zur Teilbelastung <strong>für</strong> 6 Wochen.<br />

Wohingegen die überwiegende Zahl<br />

hinsichtlich einer Bewegungslimitierung bei<br />

patellaren Defekten 6 Wochen empfiehlt.<br />

Routinemäßige postoperative MRT-<br />

Kontrollen werden von allen Institutionen<br />

empfohlen. Invasive Verfahren zur Kontrolle,<br />

insbesondere Second look-Arthroskopien<br />

werden von keiner Institution durchgeführt.<br />

Bezüglich der Wiederaufnahme sportlicher<br />

Aktivität empfiehlt die deutliche<br />

Mehrheit die Wiederaufnahme in Abhängigkeit<br />

von der Größe <strong>und</strong> Lage des Defektes<br />

nach 6 Monaten. Hierbei werden nicht kniegelenksbelastende<br />

Sportarten wie Radfahren,<br />

Nordic Walking <strong>und</strong> Schwimmen sowie<br />

Aquajogging empfohlen.<br />

Die dargestellten Ergebnisse zeigen, dass<br />

in wichtigen Eckpunkten der Nachbehandlung<br />

eine große Übereinstimmung unter<br />

den einzelnen Mitgliedern der AG herrscht.<br />

Allerdings erscheint es notwendig zu einem<br />

einheitlichen Nachbehandlungskonsens zu<br />

kommen, welcher die klinischen Ergebnisse<br />

der ACT erst vergleichbar macht.<br />

Eine weitere Mitgliederbefragung erfolgte<br />

durch PD Dr. med. P. Niemeyer zur praeoperativen<br />

Diagnostik bei Knorpelschäden. Von<br />

den 29 Zentren, die in der AG vertreten sind,<br />

haben 19 an der Umfrage teilgenommen. Es<br />

konnten 18 vollständige Fragebögen in die<br />

Auswertung eingeschlossen werden.<br />

Auf der Basis der Umfrage bestand Einigkeit,<br />

dass die definitive Entscheidung, bzw.<br />

Indikation zur ACT erst intraoperativ (d.h.<br />

während der Arthroskopie des Gelenkes) erfolgen<br />

kann.<br />

Konventionelle Röntgendiagnostik, Kernspintomografie,<br />

Ganzbeinaufnahmen (bei<br />

femoro-tibialen Defekten), Patella defilée-<br />

Aufnahmen werden von den Mitgliedern<br />

der AG als obligat bei der praeoperativen Diagnostik<br />

angesehen. Die genauen kernspintomografischen<br />

Sequenzen, die als Standard<br />

zu fordern sind, müssen noch definiert werden.<br />

Hier herrscht noch große Uneinigkeit.<br />

Als relevante Zusatzuntersuchungen, die<br />

in Abhängigkeit der individuellen Pathologie<br />

notwendig werden können, werden Laboruntersuchungen<br />

zum Ausschluss einer Erkrankung<br />

aus dem rheumatoiden Formenkreis,<br />

Belastungsaufnahmen des Kniegelenkes<br />

(z. B. nach Rosenberg), die Bestimmung des<br />

TTG-Abstandes, Rotationsanalysen (z. B. CT)<br />

<strong>und</strong> eine apparative Beurteilung der Bandlaxizität<br />

angesehen.<br />

Der (CT-) Arthrografie oder praeoperativen<br />

Kraftanalyse (z. B. isokinetisch) wird keine<br />

Relevanz zugeschrieben.<br />

Ebenso wie die Ergebnisse der Befragung<br />

hinsichtlich der Nachbehandlungsempfehlungen<br />

sollen die Ergebnisse der Umfrage<br />

der praeoperativen Diagnostik als eine allgemeine<br />

Empfehlung in die neuen Behandlungsempfehlungen<br />

eingearbeitet werden.<br />

Eine seit längerem geplante prospektive<br />

Studie zur matrix-geb<strong>und</strong>enen autologen<br />

Chondrozytentransplantation am oberen<br />

Sprunggelenk ist im Jahr 2010 geplant <strong>und</strong><br />

konzipiert worden. Der umfangreiche Antrag<br />

ist bei der Ethik-Kommission <strong>und</strong> inzwischen<br />

bei der <strong>Deutsche</strong>n Forschungsgemeinschaft<br />

eingereicht worden. Die Entscheidung über<br />

eine Förderung steht noch aus.<br />

Geplant ist, die Studie als eine multizentrische,<br />

randomisiert prospektive Studie<br />

durchzuführen.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft war mit einer Veranstaltung<br />

auf dem <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie im Jahr 2010<br />

vertreten.<br />

Das Sitzungsthema lautete: Standards in<br />

der Knorpeltherapie.<br />

Die Sitzung war mit einer Teilnehmerzahl<br />

von 150 sehr gut besucht. Tenor der Sitzung<br />

war, dass die matrix-assistierte autologe<br />

Chondrozytentransplantation inzwischen<br />

ein etabliertes Therapieverfahren darstellt.<br />

Einheitlichkeit <strong>und</strong> standardisiertes Vorgehen<br />

weichen jedoch häufig noch individuell<br />

stark ab, dies insbesondere in der Zellentnahmetechnik,<br />

in der Nachbehandlung <strong>und</strong> in<br />

der Therapie von Begleitpathologien.<br />

Erklärtes Ziel der AG ist es, die Erarbeitung<br />

von Standards <strong>und</strong> Vereinheitlichung zur<br />

besseren Vergleichbarkeit der einzelnen Therapien<br />

voranzubringen.<br />

Für den DKOU <strong>2011</strong> wurde eine wissenschaftliche<br />

Sitzung beantragt <strong>und</strong> ist in Vorbereitung.<br />

Sitzungsthema soll sein: Neues<br />

<strong>und</strong> Bewährtes in der biologischen Knorpelregeneration.<br />

Für das Jahr <strong>2011</strong> ist eine Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft<br />

auf dem Jahreskongress<br />

der Arbeitsgemeinschaft Arthroskopie (AGA)<br />

vorgesehen <strong>und</strong> vom Kongresspräsidenten,<br />

Prof. Dr. Angele, zugesagt.<br />

Die Sitzungen sind in Vorbereitung <strong>und</strong><br />

werden inhaltlich konzipiert.<br />

Das nächste Mitgliedertreffen ist <strong>für</strong> das<br />

Frühjahr <strong>2011</strong> geplant.<br />

Dr. med. Albrecht<br />

Leiter der AG Gewebeersatz <strong>und</strong> Geweberegeneration,<br />

BG-Unfallklinik Tübingen<br />

Schnarrenbergstr. 95<br />

72076 Tübingen<br />

Tel.: 0 70 71 / 6 06 10 15<br />

E-Mail: albrecht@bgu-tuebingen.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Bericht der AG Rechnergestütztes<br />

Operieren (AGROP)<br />

P.A. Grützner, T. Hüfner<br />

Schwerpunkt der Arbeitsgruppe „Rechnergestütztes<br />

Operieren“ ist die Anwendung<br />

der Computernavigation im experimentellen<br />

<strong>und</strong> klinischen Bereich auf unfallchirurgischem<br />

<strong>und</strong> orthopädischem Fachgebiet.<br />

Diese findet häufig in Kombination mit innovativen<br />

Produkten aus dem Bereich der<br />

intraoperativen medizinischen Bildgebung<br />

statt.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft hat zurzeit <strong>63</strong> Mitglieder<br />

<strong>und</strong> steht unter der Leitung von Prof.<br />

Dr. Paul A. Grützner <strong>und</strong> seinem Vertreter<br />

Prof. Dr. Tobias Hüfner. Die Schriftführung<br />

obliegt Dr. Jan von Recum.<br />

Es findet eine enge Zusammenarbeit mit<br />

der AG „Computerassistierte Orthopädische<br />

Chirurgie“ (AK08) der DGOOC unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Rolf Haaker statt. Diese<br />

umfasst neben gemeinsamen Businessmeetings<br />

<strong>und</strong> der Frühjahrstagung auch die<br />

Gestaltung der wissenschaftlichen Sitzung<br />

anläßlich des DKOU. Beide AGs befinden<br />

sich aktuell im Prozess des Zusammenschlusses<br />

zu einer Sektion der DGOU.<br />

Im vergangenen Jahr 2010 wurde unter<br />

der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Stöckle am<br />

10. – 11. Juni die jährlich stattfindende Früh-<br />

jahrstagung in München unter dem Titel<br />

„Computerassistierte Chirurgie – Mehr als<br />

nur Navigation?“ abgehalten. Im Rahmen<br />

des DKOU 2010 fand sowohl ein Businessmeeting<br />

als auch eine wissenschaftliche<br />

Sitzung unter dem Titel „Update rechnergestützte<br />

OP-Verfahren“ statt. Hier lag der<br />

Schwerpunkt auf dem Thema Knie.<br />

Die Leitung der AGROP bedankt sich bei<br />

allen Kollegen, die durch Ihre aktive Teilnahme<br />

die entsprechenden Sitzungen erfolgreich<br />

mitgestaltet haben.<br />

<strong>2011</strong> sehen wir der nächsten Frühjahrstagung<br />

„X=Mensch/Computer“ am 26. – 28.<br />

Mai in Kiel entgegen. Unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Andreas Seekamp werden sämtliche<br />

Themenblöcke der Computernavigation<br />

<strong>und</strong> intraoperativen Bildgebung von<br />

Schulter bis Fuß abgedeckt. Es kann eine<br />

sehr interessante wissenschaftliche Tagung<br />

erwartet werden. Mit der Kunsthalle in Kiel<br />

als Tagungsstätte <strong>und</strong> dem Kieler Yachtclub<br />

als Abendveranstaltungsort konnten attraktive<br />

Lokalitäten gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen<br />

Sitzung auf dem DKOU <strong>2011</strong> wird Hüfte<br />

<strong>und</strong> Becken sein, ein anatomischer Bereich,<br />

in dem sowohl auf traumatologischem als<br />

auch orthopädischem Gebiet spannende<br />

Fortschritte anstehen. So zum Beispiel die<br />

Optionen, die die 2D/3D-Rekonstruktion<br />

bietet oder auch die verbesserten Visualisierungsmöglichkeiten<br />

durch die neuen volldigitalen<br />

3D-Bildwandler.<br />

Für die Zukunft wird die neue Sektion der<br />

DGOU den Schwerpunkt auf Schulung <strong>und</strong><br />

Versorgungsforschung im Bereich rechnergestützter<br />

Operationsverfahren <strong>und</strong> intraoperativer<br />

Bildgebung legen. Wir laden Sie<br />

herzlich ein, sich aktiv zu beteiligen.<br />

Prof. Dr. med. Paul A. Grützner<br />

Leiter der AGROP<br />

Ärztlicher Direktor<br />

BG-Unfallklinik Ludwigshafen<br />

Ludwig-Guttmann-Str. 13<br />

67071 Ludwigshafen<br />

Tel.: 06 21 / 68 10 23 11<br />

Fax: 06 21 / 68 10 29 86<br />

E-Mail: waizenegger@bgu-ludwigshafen.de<br />

Prof. Dr. med. Tobias Hüfner<br />

Stellv. Leiter der AGROP<br />

Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Medizinische Hochschule Hannover<br />

30625 Hannover<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> <strong>63</strong><br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

64<br />

Neues aus der AG Ultraschall –<br />

Eine „Ein-Jahresbilanz“ …<br />

C. Tesch, B. Friemert<br />

Die AG Ultraschall darf an dieser Stelle auf<br />

eine nun gut einjährige Tätigkeit unter dem<br />

zuletzt während des DKOU-Kongresses 2009<br />

neu gewählten Vorstand zurückblicken. Als<br />

Vorstand hatten wir drei Themenschwerpunkte<br />

<strong>für</strong> unsere Arbeit definiert, die wir<br />

in der vorletzten Ausgabe der <strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> der DGU vorstellen durften,<br />

die es nun in den vergangenen Monaten zu<br />

verfolgen galt <strong>und</strong> die wir auch weiterhin<br />

verstärkt bearbeiten möchten. So dürfen wir<br />

Ihnen an dieser Stelle über zuletzt durchgeführte<br />

Veranstaltungen berichten, auf damit<br />

einhergehende Entwicklungen zurückblicken<br />

<strong>und</strong> Ihnen neue Vorhaben vorstellen.<br />

Aktivitäten der AG Ultraschall<br />

auf dem DKOU 2010<br />

Im Rahmen des letztjährigen DKOU 2010<br />

konnte sich die AG Ultraschall nun erstmalig<br />

auf dem neu gegründeten Specialty Day<br />

präsentieren <strong>und</strong> hier die Wertigkeit der<br />

Sonographie vorstellen. Die gut besuchte<br />

Sitzung bot eine breit gefächerte Auswahl<br />

an Themen, die sowohl die klinischen Anwendungsmöglichkeiten<br />

beschrieben <strong>und</strong><br />

neue Möglichkeiten in unserer täglichen<br />

Diagnostik, verb<strong>und</strong>en mit ganz neuen Ansätzen,<br />

wie z. B. der modernen Kontrastmittelsonographie,<br />

vorstellte. Prof. Dr. Friemert,<br />

Ulm (Leiter der AG Ultraschall) konnte von<br />

Seiten der AG in einem einleitenden Übersichtsvortrag<br />

die gängigen Möglichkeiten<br />

zum Einsatz der Sonographie in der Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie vorstellen <strong>und</strong><br />

zukünftige Möglichkeiten <strong>und</strong> Arbeitsfelder<br />

aufzeigen. Der Vortrag von Dr. Großer, Dresden<br />

war auch in diesem Sinne zu sehen. Er<br />

zeigte anschaulich <strong>und</strong> mit hervorragendem<br />

Bildmaterial aus dem täglichen klinischen<br />

Alltag, dass die Sonographie gerade auch<br />

als Diagnostikum beim kindlichen Trauma<br />

wichtig <strong>und</strong> wertvoll ist <strong>und</strong> sich hier exzellente<br />

Möglichkeiten zur Diagnosestellung<br />

<strong>und</strong> unkomplizierten Verlaufsbeobachtung<br />

bei Frakturen ergeben. Dr. Albert aus Dresden<br />

zeigte die neuen Entwicklungen in<br />

der Notfall- <strong>und</strong> Schockraumsonographie<br />

auf <strong>und</strong> referierte in einem zweiten Vortrag<br />

als Vertreter der DEGUM auch zu den<br />

offiziellen Möglichkeiten, sich im Bereich<br />

der Ultraschalldiagnostik zertifizieren zu<br />

lassen. Der mehr wissenschaftliche Ansatz<br />

wurde durch die Vorträge von Professor Dr.<br />

Prantl, Regensburg, <strong>und</strong> Dr. Achatz, Ulm,<br />

vorgestellt. Professor Dr. Prantl beleuchtete<br />

in einem fachlich sehr versierten Vortrag die<br />

Möglichkeiten der modernen Kontrastmittelsonographie<br />

im Allgemeinen <strong>und</strong> zeigte<br />

als plastischer Chirurg als interessantes<br />

Anwendungsbeispiel die postoperative Perfusionsbeurteilung<br />

am Transplantat nach<br />

freier Lappenplastik. Dr. Achatz konnte zu<br />

diesem neuen <strong>und</strong> sehr vielversprechenden<br />

Zweig der Ultraschalldiagnostik ein erstes<br />

Anwendungsbeispiel aus dem unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Bereich vorstellen<br />

<strong>und</strong> berichtete über erste Ergebnisse einer<br />

Pilotstudie zur Kontrastmittelsonographie<br />

beim Kompartmentsyndrom. Eine kurze<br />

Vorstellung zu den Tätigkeiten <strong>und</strong> Zielen<br />

der AG r<strong>und</strong>ete diese aus Sicht des Vorstandes<br />

sehr gelungene Sitzung ab.<br />

Ergänzend bot die AG Ultraschall <strong>für</strong> Ihre<br />

Mitglieder in Kooperation mit der AG Bildgebende<br />

Verfahren der DGOOC wieder ein<br />

Arbeitsgemeinschafts- <strong>und</strong> Mitgliedertreffen<br />

an. Hier war insbesondere die bereits<br />

im Rahmen unseres letzten Berichtes vorgestellte<br />

Problematik <strong>und</strong> Planung zu einer<br />

Zusammenführung der beiden AGen unter<br />

dem Dach der DGOU Thema. Die bis zum<br />

Kongress in Berlin gemachten Bemühungen<br />

waren leider nur teilweise erfolgreich, eine<br />

definitive Planung <strong>für</strong> die Zusammenführung<br />

existiert bis dato noch nicht. Hier ist vor<br />

allem noch die Frage nach der neuen „Organisationsstruktur<br />

<strong>und</strong> Heimat“ einer Sektion<br />

oder AGen unter dem Dach der DGOU zu klären.<br />

Zudem verfolgen beide bisherigen AGen<br />

doch z. T. unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte,<br />

was neben den o. g. organisatorischen<br />

Fragen auch noch im Verlauf inhaltlich<br />

vor einer Zusammenführung zu klären<br />

ist. Einig ist man sich aber weiterhin darüber,<br />

dass die enge Zusammenarbeit fortgesetzt<br />

<strong>und</strong> mittel fristig eine gemeinsame Struktur<br />

unter dem Dach der DGOU angestrebt<br />

werden sollte. So wollen die Vorstände der<br />

beiden AGen nun nochmals einen Versuch<br />

unternehmen <strong>und</strong> mit den Präsiden der<br />

Fachgesellschaften Details besprechen, um<br />

so dieses Vorhaben weiter voran zu bringen.<br />

Kleinere Themen, wie ein Vortrag von<br />

Dr. Goldmann zu den neuen Richtlinien der<br />

Röntgenverordnung, r<strong>und</strong>eten diese gemeinsame<br />

Sitzung ab.<br />

Insgesamt dürfen die Tage in Berlin von Seiten<br />

des Vorstandes als erfolgreich <strong>und</strong> sehr<br />

zufriedenstellend bewertet werden <strong>und</strong><br />

die AG Ultraschall wird versuchen, auch im<br />

kommenden Jahr wieder präsent <strong>und</strong> engagiert<br />

auf dem kommenden DKOU vertreten<br />

zu sein.<br />

Mitgliedersituation<br />

Die AG konnte nun zuletzt – auch durch die<br />

Tage in Berlin – wieder neue <strong>und</strong> engagierte<br />

Mitglieder gewinnen, die wir an dieser Stelle<br />

sehr herzlich in der AG begrüßen dürfen:<br />

■■Dr. Anja Hirschmüller, Freiburg<br />

■■Dr. Kay Großer, Erfurt<br />

■■Dr. Ole Ackermann, Duisburg<br />

■■Dr. Jörn Hinzmann, Bad Pyrmont<br />

■■Michael Cassel, Potsdam<br />

So kann die nun zuletzt aktualisierte Mitgliederdatenbank<br />

wiederum einige neue<br />

Namen verzeichnen <strong>und</strong> wir freuen uns auf<br />

die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen.<br />

Zusammenarbeit mit der DEGUM<br />

Wie in unserem letzten Bericht beschrieben,<br />

konnte die Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Ultraschall in<br />

der Medizin als der <strong>für</strong> die Sonographie<br />

relevanten Fachgesellschaft deutlich intensiviert<br />

werden. Dazu sollte zuletzt auch<br />

auf dem Dreiländertreffen der DEGUM im<br />

Oktober 2010 in Mainz eine eigene Sektion<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie gegründet<br />

werden, die dann als Fachgremium <strong>für</strong> den<br />

Ultraschall in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

angesehen werden dürfte.<br />

Satzungsstatuten <strong>und</strong> der Widerstand<br />

aus anderen Fach-Bereichen der DEGUM<br />

hatten jedoch in Mainz eine Gründung einer<br />

eigenen Sektion primär noch nicht möglich<br />

gemacht, der Vorstand der DEGUM prüft<br />

nun diesen Sachverhalt. Zugesagt wurde<br />

– <strong>und</strong> zum jetzigen Zeitpunkt als sicher<br />

anzusehen – jedoch eine wohl eigenständige<br />

Organisationstruktur im Sinne einer<br />

eigenen Sektion oder als AG untergeordnet<br />

unter dem Dach der Sektion Chirurgie. Ziel<br />

von Seiten der AG Ultraschall muss es aber<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


auf jeden Fall bleiben, diese Entwicklungen<br />

aktiv zu begleiten <strong>und</strong> eine enge Kooperation<br />

mit der dann neuen Sektion bzw. AG<br />

zu pflegen, da relevante Punkte, wie z. B. die<br />

anerkannte Zertifizierung von Ausbildungskursen<br />

oder die Beratung der Gremien bzgl.<br />

der Inhalte im Leistungskatalog, im Verantwortungsbereich<br />

der DEGUM liegen.<br />

Forschung <strong>und</strong> Wissenschaft<br />

Werte Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, dass die<br />

Sonographie vielfältige Möglichkeiten zur<br />

Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen<br />

bietet <strong>und</strong> es viele neue Optionen<br />

gibt, interessante Fragestellungen anzugehen,<br />

konnte die AG im Rahmen Ihrer Sitzung<br />

während des Specialty Day auf dem DKOU<br />

2010 zeigen. Einige Projekte konnten diesbezüglich<br />

auf den Weg gebracht werden<br />

(vgl. Bericht „Neues aus der AG Ultraschall<br />

– es geht voran …“; <strong>Mitteilungen</strong> & Nach-<br />

Im Frühjahr 2010 fand eine erste Arbeitssitzung<br />

der AG im Katharinenhospital,<br />

Klinikum Stuttgart, statt. Im Rahmen des<br />

DKOU in Berlin im Oktober 2010 folgte eine<br />

weitere Arbeitssitzung. Zum Abschluss des<br />

Jahres traf man sich zu einer Arbeitssitzung<br />

in Bremen auf der Jahrestagung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Wirbelsäulengesellschaft.<br />

In Kooperation mit der Sektion Wirbelsäule<br />

der DGOOC (Prof. Hopf, Kiel) wurde<br />

auf dem DKOU eine wissenschaftliche Sitzung<br />

ausgerichtet, die sehr gut besucht war.<br />

In einer Sitzungshälfte wurden seltene Entitäten,<br />

Verletzungen oder Instabilitäten der<br />

oberen HWS anhand von Fallbeispielen vorgestellt<br />

<strong>und</strong> lebhaft diskutiert. In der 2. Sitzungshälfte<br />

wurden aufgeforderte Vorträge<br />

von 4 Mitgliedern der Sektion der DGOOC<br />

gehalten. Vorgestellt wurden Übersichtsreferate<br />

zu aktuellen Aspekten der Wirbelsäulenchirurgie.<br />

Folgenden Themen hat sich die AG im Jahr<br />

2010 gewidmet:<br />

■ ■Die<br />

beschlossene Folgestudie <strong>für</strong> Patienten<br />

mit neurolog. Defizit innerhalb<br />

der zweiten Multicenterstudie (MCS II)<br />

wurde abgebrochen <strong>und</strong> beendet. Leider<br />

gelang es bis in die zweite Jahreshälfte<br />

nicht, einen notwendigen Datenrücklauf<br />

zu erhalten. Die analysierten<br />

richten der DGU; 2/2010), neue <strong>und</strong> aktuelle<br />

Studien wurden initiiert bzw. werden<br />

gerade geplant.<br />

Dem wissenschaftlichen Ansatz möchte die<br />

AG gerade auch im Hinblick auf den DKOU<br />

<strong>2011</strong> einen Schwerpunkt während Ihres<br />

3. Mitgliedertreffens schenken, zu dem wir<br />

an dieser Stelle alle Mitglieder der AG sowie<br />

alle interessierten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

ganz herzlich einladen dürfen:<br />

3. Mitgliedertreffen der AG Ultraschall der DGU<br />

Termin: Freitag, 15. April <strong>2011</strong><br />

Beginn 11:00 Ende: ca. 14:00 Uhr<br />

Ort: Frankfurt a.M., Hauptbahnhof<br />

(DB Lounge // Uddin & Uddin – Tagungsräume)<br />

Hierzu bitten wir eine entsprechende Anmeldung<br />

per E-Mail (Dr.Achatz@t-online.de) bis<br />

zum 11.04.<strong>2011</strong> an den Schriftführer der<br />

Arbeitsgemeinschaft zu richten.<br />

Bericht der AG Wirbelsäule<br />

C. Knop<br />

59/199 Pa tienten sollen im Kreise der<br />

beteiligten Kliniken unter Leitung der<br />

Universitätsklinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Innsbruck ausgewertet werden. Für das<br />

Jahr <strong>2011</strong> wird mit Vorlage der Ergebnisse<br />

gerechnet.<br />

■ ■Die<br />

Arbeitsgruppe „Therapieempfehlungen<br />

zur Versorgung von Verletzungen der<br />

Brust- <strong>und</strong> Lendenwirbelsäule“ hat ein<br />

fertiges Manuskript vorgelegt. Die Publikation<br />

ist in DER UNFALLCHIRURG vorgesehen<br />

<strong>und</strong> soll <strong>2011</strong> erscheinen.<br />

■ ■Die<br />

zusammenfassende Publikation der<br />

Studienergebnisse der MCS II ist im Eur<br />

Spine J erschienen [Reinhold et al. (2010)<br />

Eur Spine J 19 (10): 1657 – 76]<br />

■ ■Eine<br />

Task Force <strong>für</strong> den Bereich der osteoporose-assoziierten<br />

Wirbelbrüche hat<br />

sich etabliert <strong>und</strong> es fand ein erstes<br />

Treffen in München 11/2010 statt, eine<br />

Folgesitzung ist <strong>für</strong> 2/<strong>2011</strong> geplant. Ziel<br />

ist die Aufarbeitung traumatologischer<br />

Aspekte bei den Altersfrakturen der Wirbelsäule<br />

mit Entwicklung einer Klassifikation<br />

<strong>und</strong> Therapieempfehlung <strong>für</strong> die<br />

Entitäten. Über Mitglieder der AG Alterstraumatologie<br />

ist hier auch der Kontakt<br />

der beiden Arbeitsgemeinschaften gewährleistet.<br />

Mit dieser Einladung verb<strong>und</strong>en dürfen wir<br />

wieder Sie, die Sie vielleicht an der Ultraschalldiagnostik<br />

interessiert sind oder diese<br />

in Ihrem beruflichen Alltag zu schätzen wissen,<br />

ganz allgemein herzlich zur Mitarbeit<br />

in unserer AG auffordern <strong>und</strong> ermuntern.<br />

Einiges ist geschafft, vieles gibt es noch<br />

zu tun. Lassen Sie uns gemeinsam die Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Erfolge aus den letzten<br />

Monaten aufgreifen <strong>und</strong> die Ultraschalldiagnostik<br />

weiter gut vertreten – wir würden<br />

uns über Ihre Beteiligung an unserer AG<br />

sehr freuen!<br />

PD. Dr. med. Christian Tesch<br />

Stellv. Leiter der AG Ultraschall der DGU<br />

Chirurgische Praxis<br />

Große Bleichen 32<br />

20354 Hamburg<br />

Tel.: 0 40 / 43 09 55 18<br />

Fax: 0 40 / 43 09 56 50<br />

Prof. Dr. med. Benedikt Friemert<br />

Leiter der AG Ultraschall<br />

■ ■Im<br />

Bereich Alterstraumatologie ist eine<br />

multizentrische Studie als retrospektive<br />

Analyse geplant zur Behandlung<br />

der Densfraktur im hohen Alter. Studienbeginn<br />

ist <strong>für</strong> <strong>2011</strong> vorgesehen. Des<br />

Weiteren lief eine Umfrage zu aktuellen<br />

Aspekten der Zementaugmentation von<br />

Wirbelbrüchen, die derzeit ausgewertet<br />

wird.<br />

■ ■In<br />

Vorbereitung ist eine prospektiv-randomisierte<br />

<strong>und</strong> multizentrische Studie zur<br />

operativen Behandlung des inkompletten<br />

Berstungsbruches am thorakolumbalen<br />

Übergang. Es handelt sich um ein Großprojekt<br />

<strong>für</strong> kommende Jahre. Derzeit wird<br />

ein DFG-Antrag in Kooperation mit der<br />

Task Force klinische Forschung <strong>und</strong> Versorgungsforschung<br />

der DGOU vorbereitet,<br />

eine Unterstützung durch die AOCID<br />

ist ebenfalls angedacht.<br />

Prof. Dr. Christian Knop<br />

Leiter der AG Wirbelsäule, Ärztlicher Direktor<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

Klinikum Stuttgart, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

Orthopädie, Katharinenhospital<br />

Kriegsbergstr. 60<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel.: 07 11 / 27 83 35 01<br />

Fax: 07 11 / 27 83 35 09<br />

E-Mail: c.knop@klinikum-stuttgart.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 65<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

66<br />

AG Geschichte der Unfallchirurgie<br />

60 Jahre Sonderstation <strong>für</strong> Schwerstunfallverletzte in Bad Münder/Hachmühlen<br />

P. Edelmann<br />

Am 6. Dezember 2010 beging die BG-<br />

Sonderstation, Zentrum <strong>für</strong> Integrative<br />

Rehabilitation, des Diakoniekrankenhauses<br />

Friederikenstift Hannover in Hachmühlen<br />

im festlichen Rahmen eines eindrucksvollen<br />

Symposiums sein 60-jähriges Bestehen.<br />

Ihre Entstehung in den ersten Nachkriegsjahren<br />

(1950) geht auf den Chefarzt der<br />

damaligen, 1931 von Dr. Herbert Edelmann<br />

(1899 – 1960) gegründeten Unfallabteilung,<br />

der heutigen Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wieder-<br />

Bei einem Jubiläum wie dem 60-jährigen<br />

Bestehen der Sonderstation <strong>für</strong> Schwerstverletzte<br />

des Friederikenstiftes Hannover in<br />

Hachmühlen stellt sich die Frage, wie sich<br />

die Intentionen des Begründers weiterentwickelt<br />

haben, <strong>und</strong> ob die Ziele der Anfangszeit<br />

noch zu den gegenwärtigen politischen<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlichen Verhältnisse passen,<br />

ausgehend von drei Gesichtspunkten:<br />

1. Geistesgeschichte, gesellschaftliche Entwicklung<br />

<strong>und</strong> klinische unfallchirurgische<br />

Rehabilitation in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts in Deutschland <strong>und</strong> England<br />

(1900 – 1950).<br />

2. Aufbau <strong>und</strong> erste Jahre des Bestehens<br />

von Hachmühlen (1948 – 1960).<br />

3. Ganzheitliche Behandlung – Betreuung<br />

des Schwerstunfallverletzten.<br />

(1) Der Gedanke einer „Sonderstation“ kam<br />

auf, als Prof. Dr. Blenke 1917 in Magdeburg<br />

erstmals gleichartig Verletzte in einer<br />

Sonderstation behandelte. Ähnliche Einrichtungen<br />

hatten nach dem 1. Weltkrieg<br />

Prof. Dr. E. Lexer <strong>und</strong> Prof. Dr. Gg. Magnus<br />

in Hohenaschau <strong>und</strong> Prof. Dr. August Bier<br />

in Hohenlychen gegründet. Während des<br />

2. Weltkrieges baute der aus Breslau vertriebene<br />

Sir Ludwig Guttmann eine Spezialklinik<br />

<strong>für</strong> querschnittgelähmte Soldaten<br />

in Stoke-Mandeville auf. Alle diese Einrichtungen<br />

<strong>und</strong> die unmittelbar nach dem Ende<br />

des 2. Weltkrieges gegründete Sonderstation<br />

Hachmühlen waren Vorläufer <strong>und</strong> auch<br />

Ideengeber <strong>für</strong> die seit den 1950er Jahren<br />

errichteten Berufsgenossenschaftlichen Kliniken.<br />

Wenn man einen zeitlichen Rückblick wagt,<br />

dann ist es unerlässlich, auch die Denkmuster<br />

der <strong>Gesellschaft</strong> zu beschreiben. Anfang<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts bestand in der <strong>Gesellschaft</strong><br />

eine hierarchische Ordnung mit<br />

einem Oben <strong>und</strong> Unten <strong>und</strong> einem Ehren-<br />

herstellungschirurgie, am Friederikenstift<br />

(Chefarzt <strong>und</strong> Ärztlicher Direktor Professor<br />

Dr. Helmut Lill), zurück. Sowohl diese als<br />

auch deren 110 Betten <strong>für</strong> stationäre Behandlung<br />

führende Sonderstation (Chefarzt<br />

Dr. A. Dietrich) sind frühe Keimzellen der<br />

Unfallchirurgie, die über den Kern der Akutchirurgie<br />

hinausgehend bereits Physiotherapie,<br />

Ergotherapie, technische Orthopädie,<br />

Sport <strong>und</strong> Arbeitstherapie sowie Unfallverhütungsunterricht<br />

als kooperative Rehabili-<br />

Dr. Herbert Edelmann (1899 – 1960)<br />

kodex. Kinder wurden nach dem Prinzip von<br />

Befehl <strong>und</strong> Gehorsam erzogen. Man grüßte<br />

den standesgemäß Höhergestellten zuerst.<br />

Die gesellschaftlichen Klassen waren noch<br />

deutlich voneinander getrennt. Solche autoritären<br />

Umgangsformen galten auch<br />

<strong>für</strong> <strong>und</strong> gegen den Chefarzt. So kam 1950<br />

der berühmte Unfallchirurg Lorenz Böhler,<br />

Wien, unangemeldet ins Friederikenstift<br />

<strong>und</strong> ließ sich in einer spontan einberufenen<br />

Visite von meinem Vater zeigen, wie dieser<br />

Unfallverletzte behandelte; <strong>für</strong> Letzteren<br />

kein Ärgernis, sondern eine Ehre!<br />

Nach dem Zusammenbruch Deutschlands<br />

am Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

herrschten in der Bevölkerung extreme Not<br />

<strong>und</strong> Armut. Die Städte waren bis zur Unkenntlichkeit<br />

zerstört. Die Männer waren<br />

vermisst, <strong>und</strong> keiner wusste, ob sie noch<br />

lebten oder in Kriegsgefangenschaft waren.<br />

Alle ehemaligen Chefärzte des Friederiken-<br />

tation umfasste. Durch einen 1956 erteilten<br />

Lehrauftrag an der Technischen Hochschule,<br />

der heutigen Leibniz-Universität Hannover,<br />

wurde unkonventionell der sich erst zaghaft<br />

formierenden Unfallchirurgie eine akademische<br />

Tür geöffnet. Ohne die in den 1970er<br />

Jahren anhebende Entwicklung vorhersehen<br />

zu können, wurden auch hier zukunftsfähige<br />

F<strong>und</strong>amente gelegt, die zum festen Bestandteil<br />

der Geschichte der Unfallchirurgie<br />

gehören. J. Probst<br />

stiftes waren aus dem Krieg nicht heimgekehrt.<br />

Wenn Menschen sich in solch einer<br />

Zeit 1948 über ein Neubauprojekt wie der<br />

Sonderstation in Hachmühlen mit so vielen<br />

Idealvorstellungen verständigen konnten,<br />

muss das <strong>für</strong> alle eine Sternst<strong>und</strong>e gewesen<br />

sein.<br />

Mein Vater, Dr. Herbert Edelmann, hatte<br />

schon viel Vorarbeit geleistet. Seit 1931 war<br />

er als Leitender Arzt der 120 Betten führenden<br />

Unfallchirurgischen Abteilung im<br />

Friederikenstift tätig. 1934 wurde dieser bereits<br />

eine Abteilung <strong>für</strong> Sport <strong>und</strong> Beschäftigungstherapie<br />

angegliedert. Es wurden eine<br />

Übungshalle <strong>und</strong> eine Sportanlage gebaut.<br />

(2) Die großherzige Dankesspende eines<br />

Ackers in Hachmühlen im Testament eines<br />

ehemaligen Patienten war der Auslöser <strong>für</strong><br />

den Bau der Sonderstation vor den Toren<br />

der zerstörten Stadt Hannover. Nach – trotz<br />

großer Schwierigkeiten bei der Baumaterialbeschaffung<br />

– kurzer Bauphase folgte Ende<br />

1950 die Einweihung. Mein Vater hatte von<br />

seinen Assistenten in Hannover einen nach<br />

Hachmühlen abgestellt. Selber kam er jede<br />

Woche am Montagmittag von Hannover<br />

<strong>und</strong> blieb über Nacht bis Dienstagmittag; in<br />

der zweiten Wochenhälfte war er noch einmal<br />

am Freitag ab Mittag in Hachmühlen.<br />

Damals war der Sonnabend noch bis zum<br />

Mittag allgemein ein regulärer Arbeitstag.<br />

(3) Um eine Vorstellung von den Intentionen<br />

zu geben, mit denen mein Vater die<br />

Arbeit in Hachmühlen <strong>für</strong> wichtig <strong>und</strong> notwendig<br />

empfand, zitiere ich aus seinem<br />

Begrüßungstext des Neurochirurgenkongresses<br />

(1955):<br />

„Wenn wir einen Einbruch in unserem<br />

körperlichen Haushalt erfahren, dann<br />

kommt es zu einer mehr oder weniger<br />

schweren Erschütterung der Persönlichkeit.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


In dieser Erkenntnis liegt das Entscheidende<br />

<strong>für</strong> unsere Therapie, die wir dem Verletzten<br />

zuteil werden lassen müssen. Das Ausmaß<br />

der Erschütterung ist individuell <strong>und</strong> weder<br />

vom Verletzten, noch vom Behandelnden<br />

zu überschauen. In Einzelfällen wird<br />

der Verletzte nach einer verhältnismäßig<br />

kurzen Zeit mit sich insofern wieder fertig,<br />

als er sich zu sammeln die genügende Kraft<br />

besitzt. In der größten Zahl der Fälle aber<br />

bleibt die Persönlichkeit gespalten. Wir beobachten<br />

dabei Zustände, die bis zur Auflösung<br />

der Persönlichkeit führen. Es kommt<br />

hin <strong>und</strong> wieder einmal das Pathologische im<br />

Menschen zum Durchbruch. Diese Fälle sind<br />

dann diejenigen, die am schwersten zurück<br />

zu führen sind; die Betroffenen selbst sind<br />

überhaupt nicht in der Lage, sich als Persönlichkeit<br />

zurück zu gewinnen.<br />

Diese Spaltung der Persönlichkeit, die Erschütterung<br />

derselben, müssen wir kurz<br />

nach der Verletzung beseitigen, d. h. wir<br />

müssen dem Verletzten klar auseinander<br />

setzen, dass er entweder wieder völlig hergestellt<br />

wird, oder dass er eine Beeinträchtigung<br />

zurück behält., die er auszugleichen<br />

in der Lage ist. Tun wir dieses nicht, dann<br />

bleibt die Persönlichkeit gespalten, <strong>und</strong> es<br />

treten ganz ernste familiäre <strong>und</strong> schließlich<br />

auch die Allgemeinheit erschütternde<br />

Reaktionen auf. Kann der Verletzte nach<br />

der Ges<strong>und</strong>ung nicht an seinen alten Arbeitsplatz<br />

zurückkehren, fühlt er seinen<br />

Arbeitsplatz zu lange verwaist, <strong>und</strong> zwar so<br />

lange verwaist, dass Andere auf den Platz<br />

einbrechen können, dann entstehen Beeinträchtigungen<br />

wirtschaftlicher Art, die <strong>für</strong><br />

den Geschädigten von einschneidender Bedeutung<br />

sind.<br />

Nehmen wir beispielsweise einen Arbeitnehmer,<br />

der einen guten Wochenlohn<br />

gehabt hat, so ist selbstverständlich sein<br />

Lebensstandard auf diese Einnahme abgestellt.<br />

Wird er jetzt aus einem Akkordarbeitsverhältnis<br />

in ein Lohnarbeitsverhältnis<br />

abgedrängt, dann kann er einerseits die eingegangenen<br />

Verpflichtungen nicht erfüllen<br />

<strong>und</strong> andererseits sein häusliches Niveau<br />

nicht mehr halten. Und nun treten je nach<br />

der Festigkeit der ehelichen Bindungen<br />

Schwierigkeiten in der Familie auf, die sich<br />

ungünstig auf das Eigenleben des Verletzten<br />

auswirken, die weiterhin den Willen zur<br />

Ges<strong>und</strong>ung schwer beeinträchtigen können<br />

<strong>und</strong> uns als Behandelnden, im besonderen<br />

uns Ärzten, aber auch den Pflegenden, die<br />

Arbeit ungewöhnlich erschweren. Wenn wir<br />

also diese Dinge berücksichtigen, dann ist<br />

eigentlich der Weg, den wir in der Behandlung<br />

zurückzulegen haben, vorgeschrieben.<br />

Wir haben den Verletzten nicht nur körperlich,<br />

sondern wir haben ihn auch seelisch zu<br />

sammeln, ihn aufzurichten, <strong>und</strong> wir haben<br />

den Versuch anzustellen, die Persönlichkeit<br />

zurück zu gewinnen.<br />

Wir bestehen nun einmal nicht nur aus<br />

einem physischen Leib, sondern aus Körper,<br />

Seele <strong>und</strong> Geist. Darauf ist die von uns auf<br />

unserer Sonderstation durchgeführte Therapie<br />

eingestellt. Das Leib-Seele-Verhältnis<br />

beeinflusst unsere Behandlung aber nicht<br />

erst, nachdem der Verletzte die Sonderstation<br />

erreicht hat, sondern es ist <strong>für</strong> uns ab<br />

dem Augenblick des Beginns der Behandlung<br />

entscheidend. Wir beschäftigen den<br />

frisch Verletzten beispielsweise mit einer<br />

Arbeit, die ihn von seinem Krankseinszustand<br />

ablenkt. Dadurch kommt er seelisch<br />

zur Ruhe. Damit beginnt die Tätigkeit <strong>und</strong><br />

eröffnet <strong>für</strong> uns, dass der Verletzte vom Augenblick<br />

der Verletzung an in eine ärztliche<br />

Hand kommt, in der er verbleibt. Wenn ich<br />

als erstrebenswert heraus stellte, den Verletzten<br />

frühzeitig, also kurz nach der Verletzung,<br />

in eine Hand zu bringen, so ist diese<br />

Forderung selbstverständlich nicht <strong>für</strong> alle<br />

Fälle gegeben. Sie muss aber aufrecht erhalten<br />

werden <strong>für</strong> diejenigen Schäden, von denen<br />

eine Spätbeeinträchtigung mit Wechsel<br />

des Arbeitsplatzes <strong>und</strong> vielleicht sogar mit<br />

Umschulung zu erwarten ist.<br />

Wir haben weiterhin die Möglichkeit, den<br />

Versicherungsträger auf wirtschaftliche<br />

Belange des Verletzten aufmerksam zu<br />

machen, <strong>und</strong> wir können ihn besser unterstützen,<br />

als dieses von dritter Seite, eben<br />

außerhalb einer solchen Abteilung, möglich<br />

ist. Wenn er wirtschaftlich einigermaßen<br />

gesichert ist, kann er sich viel freier <strong>und</strong><br />

viel aufgeschlossener unserem Wollen hingeben.<br />

Die Betroffenen müssen „berufsreif“<br />

gemacht werden, körperlich <strong>und</strong> seelisch.<br />

Sie müssen das Vertrauen zu sich selber gef<strong>und</strong>en<br />

haben, das sie in die Lage versetzt,<br />

einem Arbeitgeber, der ihnen vermittelt,<br />

dass sie körperbehindert seien <strong>und</strong> deshalb<br />

<strong>für</strong> einen frei werdenden Arbeitsplatz nicht<br />

in Frage kämen, als geschlossene Persönlichkeit<br />

zu begegnen.“<br />

Seit dem Tod meines Vaters am 12. März<br />

1960 – also vor etwas mehr als 50 Jahren<br />

– wurde sein Gedanke der postoperativen<br />

Weiterbetreuung von schwerst Unfallverletzten<br />

von seinem direkten Nachfolger,<br />

Prof. Dr. Walter Düben, bis zum heutigen<br />

Chefarzt, Prof. Dr. Helmut Lill, weiterentwickelt.<br />

Der Gr<strong>und</strong>gedanke der Leib-Seele-<br />

Einheit in der Verletztenversorgung <strong>und</strong> die<br />

wirtschaftliche Absicherung der Verletzten<br />

während der Behandlungszeit haben über<br />

alle anderen Entwicklungen hinweg ihre<br />

Geltung behalten. Auch nach sechzig Jahren<br />

wird die ganzheitliche Betreuung des<br />

Schwerstunfallverletzten aus einer Hand<br />

vom Aufnahmetag bis zum Zeitpunkt der<br />

Wiedereingliederung in das Berufsleben<br />

<strong>und</strong> in das häusliche Milieu verwirklicht.<br />

Chefarzt i. R. der 2. Orthopädischen Abteilung<br />

am Seehospital Sahlenburg<br />

Dr. Peter Edelmann<br />

Joachim-Ringelnatz-Straße 13<br />

27476 Cuxhaven<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 67<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

68<br />

Sektion Kindertraumatologie –<br />

Jahresrückblick 2010<br />

D. Sommerfeldt<br />

Allgemeines<br />

Die Sektion strebt weiterhin ein hohes Maß<br />

an Transparenz <strong>und</strong> Mitbestimmung an.<br />

Der von Dr. Mahmoud el Seif, Andernach,<br />

in der Funktion eines Sekretärs der Sektion<br />

Kindertraumatologie geführte Verteiler<br />

wächst ständig <strong>und</strong> umfasst bereits weit<br />

über 100 Namen <strong>und</strong> Adressen. Wir bitten<br />

alle Mitglieder der DGU, der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Kinderchirurgie (DGKch), der<br />

Vereinigung <strong>für</strong> Kinderorthopädie (VKO),<br />

des Vereins Li-La etc., sich per E-Mail an Dr.<br />

Seif in diesen Verteiler eintragen zu lassen,<br />

wenn man über neue Entwicklungen oder<br />

Studien auf dem Gebiet der Kindertraumatologie<br />

informiert werden möchte.<br />

Für die aktive Mitarbeit finden Sektionstreffen<br />

zweimal pro Jahr im Rahmen der Sektionstagung<br />

im Sommer <strong>und</strong> des DKOU im<br />

Herbst statt. Hier werden Studien konzipiert,<br />

Ergebnisse besprochen, Arbeitskreise zu bestimmten<br />

Themen konstituiert etc. Auch<br />

hierzu sind Mitarbeiter von Kliniken <strong>und</strong> Abteilungen,<br />

die kindertraumatologische Erfahrung<br />

haben, herzlich eingeladen.<br />

Projekte<br />

Studien<br />

Mittel <strong>für</strong> eine prospektive multizentrische<br />

Studie zur Therapie der metaphysären<br />

Unterarmfraktur (BMBF-Projekt) sind beantragt.<br />

Eine Bewilligung steht noch aus.<br />

Federführend sind hier Prof. Wessel (Mannheim)<br />

<strong>und</strong> Prof. Fitze (Dresden).<br />

Kurse<br />

In 2010 fand der AO-Kurs Kindertraumatologie<br />

in Freiburg statt. Wieder war der Kurs<br />

mit 60 Teilnehmern schnell ausge- <strong>und</strong><br />

überbucht. Die Resonanz des minutiös evaluierten<br />

Kurses war wiederum sehr positiv.<br />

Weitere erfolgreiche Workshops führte die<br />

Li-La-Gruppe durch.<br />

Leitlinien/Weißbuchaddendum<br />

Die Sektion benennt <strong>für</strong> die Leitlinienerstellung<br />

die Mitarbeiter in den jeweiligen<br />

Arbeitskreisen nach Rücksprache mit Prof.<br />

Stürmer (Leitlinienbeauftragter der DGU)<br />

oder Prof. Schmittenbecher (Leitlinienbeauftragter<br />

der DGKCh). Abgeschlossen sind<br />

die Überarbeitung der Leitlinien „Suprakondyläre<br />

Humerusfraktur“ (DGU 1/2009)<br />

<strong>und</strong> „Intraartikuläre Frakturen des distalen<br />

Humerus im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter“<br />

(DGKCh, DGU <strong>und</strong> VKO 2007, 2010). Eine<br />

Leitlinie „Schädel-Hirn-Trauma im Kindesalter“<br />

(DGKJ, DGKCh, DGU u. a.) ist derzeit in<br />

Arbeit.<br />

Die Sektion ist weiterhin eingeb<strong>und</strong>en in<br />

die Erstellung von Richtlinien zur Behandlung<br />

unfallverletzter Kinder sowohl im<br />

Bereich der Schwerverletztenversorgung<br />

(Weißbuch, Traumanetzwerk, VAV) als auch<br />

in entsprechenden Bereichen der Neuausrichtung<br />

des Berufsgenossenschaftlichen<br />

Heilverfahrens.<br />

Tagungen<br />

Die Sektionstagung 2010 fand am 18. <strong>und</strong><br />

19. Juni 2010 in Hamburg statt. Unter dem<br />

Gesamtthema „Vom Spatz zum Kolibri –<br />

Häufiges <strong>und</strong> Seltenes in der Kindertraumatologie“<br />

trafen sich über 450 Tagungsteilnehmer<br />

im großen Hörsaal der Universität<br />

Hamburg am Dammtor. Zum ersten Mal<br />

wurden Parallelsitzungen durchgeführt,<br />

die jeweils gut besucht waren. Das Echo<br />

zu dieser Veranstaltungsform unter den<br />

Teilnehmern war geteilt. Alternativ müsste<br />

die bisher anderthalbtägige Veranstaltung<br />

eventuell zeitlich ausgedehnt werden, um<br />

dem wachsenden Interesse an der Kindertraumatologie<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Tagungsort der Sektion <strong>für</strong> das Jahr <strong>2011</strong><br />

wird Freiburg sein, die wissenschaftliche<br />

Leitung haben Prof. Schlickewei <strong>und</strong> Prof.<br />

Südkamp übernommen. Hauptthemen sind<br />

juristische Haftungsprobleme, Femurfraktur,<br />

Arthroskopie, Knorpelschäden, Wachstumsstörungen<br />

etc.<br />

2012 wird die Tagung in Halle/Saale stattfinden,<br />

2013 in Frankfurt/Main.<br />

Auf der DKOU in 2010 waren die Kindertraumatologie<br />

<strong>und</strong> Kinderorthopädie ebenfalls<br />

ein großes Thema mit zahlreichen Work-<br />

shops <strong>und</strong> zum Teil parallelen Sitzungen.<br />

Die Zusammenarbeit mit der VKO (Prof.<br />

Wirth, Stuttgart) war sehr produktiv <strong>und</strong><br />

angenehm <strong>und</strong> die gemeinsame Sitzung<br />

zum Thema „Wachstum“ mit hochkarätigen<br />

Vortragenden aus beiden Gruppierungen<br />

besetzt.<br />

Weiterhin fanden drei Workshops zu den<br />

Themen „Repositionstechniken“ (Marzi),<br />

„Korrekturen“ (Slongo) <strong>und</strong> „Suprakondylärer<br />

Humerus – How I do it“ (Sommerfeldt)<br />

statt. Die Workshops früh am Morgen waren<br />

– themenunabhängig – leider nicht immer<br />

gut besucht. Hier sollte konzeptionell<br />

in der Zukunft nachgebessert werden, sofern<br />

organisatorisch möglich.<br />

Sonstiges<br />

Neben der Arbeit in den o. g. Arbeitsgruppen<br />

sind Mitglieder der Sektion auch auf Jahrestagungen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Kinderchirurgie <strong>und</strong> der Vereinigung Kinderorthopädie<br />

aktiv. Auch wenn ein Zusammenschluss<br />

der VKO <strong>und</strong> der Sektion derzeit<br />

nicht geplant ist, wollen wir gemeinsam die<br />

Behandlung von Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

fest im Curriculum des Facharztes <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie verankern,<br />

mit gemeinsamen Inhalten füllen <strong>und</strong> im<br />

Schnittmengenbereich zusammenarbeiten.<br />

Die Zusammenarbeit mit Li-La e. V. wird<br />

weiterhin gepflegt <strong>und</strong> intensiviert.<br />

Die Kindertraumatologie als klinische Subdisziplin<br />

der Unfallchirurgie, der Kinderchirurgie<br />

<strong>und</strong> der Kinderorthopädie hat eine<br />

große Resonanz in der Öffentlichkeit <strong>und</strong> im<br />

ärztlichen Bereich.<br />

Im Namen aller aktiven Mitarbeiter der Sektion<br />

Kindertraumatologie der Sektionsleiter<br />

PD Dr. Dirk Sommerfeldt<br />

Leitender Arzt<br />

Abt. <strong>für</strong> Kinder- <strong>und</strong> Jugendtraumatologie<br />

Altonaer Kinderkrankenhaus gGmbH<br />

Bleickenallee 38<br />

227<strong>63</strong> Hamburg<br />

Tel.: 0 40 / 88 90 81 85<br />

Fax: 0 40 / 88 90 84 32<br />

E-Mail: dirk.sommerfeldt@kinderkrankenhaus.net<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Bericht der Sektion NIS<br />

S. Flohé, G. Matthes, T. Paffrath, C. Wölfl<br />

Schwerpunkte der aktuellen Arbeit der Sektion<br />

Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerverletztenversorgung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie stellen zum einen<br />

Aktivitäten mit <strong>und</strong> um das TraumaRegister<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

dar, zum anderen die Initiierung<br />

<strong>und</strong> Begleitung verschiedenster Weiterbildungskonzepte<br />

im Bereich der Schwerverletztenversorgung<br />

sowie die Durchführung<br />

<strong>und</strong> Initiierung von Studien im Bereich der<br />

präklinischen <strong>und</strong> innerklinischen Traumaversorgung.<br />

Darüber hinaus stellt die Erarbeitung<br />

von Leitlinien <strong>für</strong> die Versorgung<br />

von Schwerverletzten sowohl präklinisch<br />

als auch innerklinisch eine zentrale Aufgabe<br />

der Sektion NIS dar. Einzelaspekte dieser<br />

Tätigkeiten aus der jüngeren Vergangenheit<br />

werden im folgenden Beitrag dargestellt.<br />

TraumaRegister<br />

Das TraumaRegister der DGU wird wissenschaftlich<br />

begleitet von der Sektion<br />

NIS. Neben seiner Bedeutung als wissenschaftlicher<br />

Datenbank zur Evaluation der<br />

Schwerverletztenversorgung in Deutschland<br />

<strong>und</strong> Europa stellt das TraumaRegister<br />

DGU auch ein wichtiges Tool zur Qualitätssicherung<br />

der Traumaversorgung dar. Folgerichtig<br />

wurde es als obligate Qualitätssicherung<br />

<strong>für</strong> die im TraumaNetzwerk D DGU<br />

beteiligten Kliniken eingeführt. Dies hatte<br />

zur Folge, dass sich die Anzahl der teilnehmenden<br />

Kliniken im letzten Jahr deutlich<br />

vergrößert hat. Zur Erleichterung der Dateneingabe<br />

wurde eine auf die Qualitätssicherung<br />

im TraumaNetzwerk D DGU fokussierter<br />

Datensatz des TraumaRegisters DGU, das<br />

sog. TraumaRegister QM, eingeführt, um<br />

allen beteiligten Kliniken auch mit geringen<br />

Ressourcen die Datenerfassung zu erleichtern.<br />

Diese Neuprogrammierung <strong>und</strong> die<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Umstellung der Datenbanken<br />

ist ein großes <strong>und</strong> zeitintensives<br />

Projekt geworden, welches in Zusammenarbeit<br />

zwischen dem AK TraumaRegister,<br />

der AUC <strong>und</strong> dem IMN in München im Jahre<br />

2010 erfolgreich zu Ende gebracht werden<br />

konnte. Mit dieser Umstellung ist es nun<br />

auch möglich, dass jede teilnehmende Klinik<br />

jederzeit einen Online-Bericht ihrer Daten<br />

generieren kann. Auch zahlenmäßig hat<br />

das TraumaRegister erneut eine Schallmauer<br />

überschritten <strong>und</strong> im Jahre 2010 wurden<br />

zwischenzeitlich über 50.000 Patienten in<br />

dem Register dokumentiert. Es ist mit einer<br />

weiteren rapiden Zunahme der dokumentierten<br />

Daten zu rechnen, da aktuell jährlich<br />

ca. 10.000 Patienten in das Register eingepflegt<br />

werden. Damit stellt das Trauma-<br />

Register der DGU eines der größten Register<br />

weltweit dar <strong>und</strong> ist insbesondere in<br />

Hinblick auf die dokumentierte Datentiefe<br />

einmalig. Die wissenschaftliche Begleitforschung<br />

mit Daten aus dem TraumaRegister<br />

hielt ähnlich wie in den letzten Jahren auf<br />

hohem Niveau an. Mit Hilfe des Trauma-<br />

Registers DGU <strong>und</strong> unter Beteiligung der<br />

Mitglieder der Sektion NIS wurden im Jahr<br />

2010 15 Publikationen Pubmed-gelistet aus<br />

verschiedenen Bereichen der Traumaversorgung<br />

veröffentlicht. Die zunehmende<br />

Wertigkeit <strong>und</strong> Professionalisierung des<br />

Registers wird auch dadurch unterstrichen,<br />

dass 2010 erstmalig ein externer Review<br />

des Registers durchgeführt wurde, dessen<br />

Empfehlungen aktuell in die Optimierung,<br />

Weiterentwickelung <strong>und</strong> Professionalisierung<br />

des Registers eingearbeitet wird.<br />

Weiterbildungskonzepte im Bereich<br />

der Schwerverletztenversorgung<br />

Der ATLS®-Kurs findet unverändert eine enorme<br />

Nachfrage <strong>und</strong> hohe Akzeptanz unter<br />

den Teilnehmern. Dies belegt auch eine im<br />

Jahr 2010 erschienene Publikation über die<br />

Ergebnisse der ersten h<strong>und</strong>ert ATLS®-Kurse<br />

in Deutschland, die weiterhin eine durchgehend<br />

hohe Akzeptanz des Kurses <strong>und</strong> eine<br />

sehr gute Evaluation der Lehrveranstaltung<br />

belegen. ATLS® ist auf dem besten Weg,<br />

zu einem flächendeckenden Ausbildungskonzept<br />

<strong>für</strong> die Schockraumversorgung in<br />

Deutschland zu werden.<br />

Für die erste operative Phase, insbesondere<br />

<strong>für</strong> die lebensrettenden Sofortoperationen,<br />

wurde 2009 das Definitive Surgical<br />

Trauma Care (DSTCTM) Kurssystem in<br />

Deutschland etabliert. Auch dieser Kurs<br />

wurde im Jahr 2010 erfolgreich fortgesetzt<br />

<strong>und</strong> im September 2010 wurde der<br />

4. DSTCTM-Kurs unter der Organisation<br />

der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) in<br />

Homburg/Saar durchgeführt.<br />

Die Versorgung schwerverletzter Patienten<br />

ist nicht nur ein Thema der Interdisziplinarität,<br />

sondern ganz besonders eine<br />

Frage der berufsgruppenübergreifenden Kooperation.<br />

Folgerichtig wurde analog zum<br />

ATLS®-Kurs <strong>für</strong> das Pflegepersonal der Advance<br />

Trauma Care for Nurses (ATCN)-Kurs<br />

etabliert. Der 1. Kurs wurde vom 3. bis zum<br />

5.12.2010 im Zentrum <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsberufe<br />

in Hamburg erfolgreich durchgeführt.<br />

Der Bedarf an Ausbildungskonzepten <strong>für</strong><br />

die Traumaversorgung scheint weiterhin<br />

zu bestehen. Die Sektion NIS hofft auch in<br />

Zukunft die AUC bei der inhaltlichen Ausgestaltung<br />

<strong>und</strong> Etablierung von Kurssystemen<br />

<strong>für</strong> die Traumaversorgung unterstützen zu<br />

können. Neue Kurskonzepte, die Schnittstellenproblematiken<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsebenen<br />

im Bereich der Traumaversorgung<br />

betreffend, befinden sich in der Initiierungsphase<br />

mit dem Ziel, die Sicherheit der<br />

Patientenversorgung zu maximieren.<br />

Wissenschaftliche Projekte<br />

In Arbeitsgruppen der Sektion NIS werden<br />

auch wissenschaftliche Projekte konzipiert<br />

<strong>und</strong> durchgeführt. Die thematischen<br />

Schwerpunkte der aktuell laufenden Studien<br />

liegen hier bei dem Buchstaben I der Sektion<br />

<strong>für</strong> Notfall-, Intensivmedizin <strong>und</strong> Schwerstverletztenversorgung.<br />

Zum einen beschäftigt<br />

sich unter der Leitung von Prof. F. Hildebrand<br />

aus Hannover eine Arbeitsgruppe mit<br />

dem Themenkomplex der Hypothermie bei<br />

Trauma. Hierzu wurde ein experimentelles<br />

wissenschaftliches Projekt konzipiert <strong>und</strong><br />

durch extern evaluierte Drittmittel eine Finanzierung<br />

gesichert <strong>und</strong> letztendlich unter<br />

Beteiligung von Mitgliedern der Sektion NIS<br />

aus verschiedenen Universitäten Deutschlands<br />

ein großes Forschungsprojekt geplant.<br />

Der Start <strong>für</strong> das experimentelle Projekt<br />

ist <strong>für</strong> März <strong>2011</strong> am Ludwig-Boltzmann-<br />

Institut in Wien geplant. Darüber hinaus<br />

beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe der Sektion<br />

NIS mit dem Themenkomplex des Gerinnungsmanagements<br />

beim Polytrauma.<br />

Hierbei werden zum einen Fragen der aktuellen<br />

Versorgungsstrategie beurteilt, zum<br />

anderen findet sich in der Planungsphase<br />

aber auch eine randomisierte Studie, in der<br />

verschiedene Strategien des Gerinnungsmanagements<br />

evaluiert werden sollen. Da es<br />

sich hierbei um ein interdisziplinär besetztes<br />

Thema handelt, finden diese Projekte in enger<br />

Kooperation mit der neugegründeten<br />

Sektion Trauma der DIVI statt.<br />

Leitlinien<br />

Die Sektion NIS hat die Entwicklung der<br />

S3-Leitlinien in den letzten Jahren aktiv<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 69<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

70<br />

begleitet. Die interdisziplinäre S3-Leitlinie<br />

Schwerverletztenversorgung (Polytrauma)<br />

der DGU gliedert sich hierbei in einen präklinischen<br />

Abschnitt, eine Schockraumphase<br />

<strong>und</strong> eine erste Operationsphase. Durch<br />

eine erneute große Kraftanstrengung (personell<br />

wie finanziell) konnte dieses ehrgeizige<br />

Projekt mit Hilfe der Sektion NIS im<br />

Jahre 2010 erfolgreich beendet werden. Dabei<br />

hat man sich bei der Leitlinienentwicklung<br />

<strong>für</strong> die höchste Stufe, die Entwicklung<br />

einer S3-Leitlinie, entschlossen. Dies hat<br />

den Arbeitsaufwand naturgemäß erhöht,<br />

jedoch die Aussagekraft <strong>und</strong> Bedeutung<br />

dieser Leitlinie unterstrichen. Nach entsprechenden<br />

Konsensus-Konferenzen befindet<br />

sich die Leitlinie aktuell im zweiten Durchlauf<br />

der beteiligten Fachgesellschaften, so<br />

dass in Kürze mit einer endgültigen Veröffentlichung<br />

zu rechnen ist. Stellvertretend<br />

<strong>für</strong> die vielen aktiven Mitarbeiter ist hierbei<br />

dem verantwortlichen der jeweiligen Themenkomplexe,<br />

Prof. Christian Waydhas aus<br />

Essen <strong>für</strong> die Präklinik, Dr. Sven Lendemanns<br />

aus Essen <strong>und</strong> Prof. Steffen Ruchholtz aus<br />

Die Sektion Physikalische Therapie <strong>und</strong><br />

Rehabilitation hat im Jahr 2010 an den<br />

Schwerpunkten<br />

■ ■ Frührehabilitation von Schwer- <strong>und</strong><br />

Schwerstverletzten,<br />

■ ■ Rehabilitation von Schwerverletzen <strong>und</strong><br />

deren Implementierung in das Traumanetzwerk<br />

sowie<br />

■ ■ Einsatz von Assessments <strong>und</strong> Scores in<br />

der Akut- <strong>und</strong> Rehabilitationsmedizin<br />

gearbeitet.<br />

Marburg <strong>für</strong> die Schockraumversorgung<br />

sowie Prof. Dieter Rixen aus Duisburg <strong>und</strong><br />

Prof. Bertil Bouillon aus Köln <strong>für</strong> die erste<br />

Operationsphase zu danken.<br />

Personalia<br />

Prof. A. Seekamp sowie dessen Stellvertreter<br />

Prof. St. Ruchholtz sind turnusgemäß<br />

nach ihrer zweijährigen Amtszeit von der<br />

Sektionsleitung zurückgetreten <strong>und</strong> haben<br />

andere wichtige Aufgaben im Rahmen der<br />

DGU übernommen. Die Leitung der Sektion<br />

NIS wurde von Prof. S. Flohé aus Düsseldorf<br />

übernommen. Als Stellvertreter wurden gewählt:<br />

■■PD Dr. G. Matthes, Berlin<br />

■■Dr. Th. Paffrath, Köln<br />

■■Dr. Ch. Wölfl, Ludwigshafen<br />

■ ■Schriftführer<br />

der Sektion wurde<br />

Dr. H. Trentsch, München.<br />

Die Sektion NIS hat, wie oben dargestellt,<br />

Aktivitäten auf unterschiedlichsten Be-<br />

reichen entwickelt <strong>und</strong> Projekte vorangetrieben,<br />

daher freut sich die Sektion immer<br />

über neue oder zurückkehrende Mitglieder.<br />

Informationen über Treffen <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

können bei den Autoren des Artikels erfragt<br />

werden.<br />

Prof. Dr.med. Sascha Flohé<br />

Leiter der Sektion NIS<br />

Stellv. Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Moorenstr. 5<br />

40225 Düsseldorf<br />

Tel.: 02 11 / 8 10 44 07<br />

E-Mail: Sascha.Flohe@med.uni-duesseldorf.de<br />

Dr. med. Thomas Paffrath<br />

Stellv. Leiter der Sektion NIS<br />

Leitender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie,<br />

Orthopädie & Sporttraumatologie<br />

Krankenhaus Köln-Merheim, Klinikum der Uni<br />

Witten/Herdecke<br />

Ostmerheimer Str. 200<br />

51109 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 89 07 37 69<br />

E-Mail: PaffrathT@kliniken-koeln.de<br />

Bericht aus der Sektion Physikalische<br />

Therapie <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

V. Bühren, A. Lohsträter<br />

Wesentliches Ziel der vorgenannten Aktivitäten<br />

ist eine Einbeziehung der Rehabilitation<br />

auch in die Traumanetzwerke, um <strong>für</strong><br />

Patienten einen optimierten <strong>und</strong> möglichst<br />

lückenlosen Übergang aus der Akut- in die<br />

Frührehabilitations-Phase zu erreichen, verb<strong>und</strong>en<br />

mit dem Ziel, eine Entlastung der<br />

akut versorgenden Kliniken zu ermöglichen.<br />

Ein Beitrag <strong>für</strong> das Weißbuch der DGU<br />

zum Thema Rehabilitation von Schwer- <strong>und</strong><br />

Schwerstverletzen wurde erarbeitet.<br />

Die Arbeitsgruppe Assessments <strong>und</strong> Scores<br />

hat eine Umfrage in Akut- <strong>und</strong> Rehabilitationseinrichtungen<br />

durchgeführt. Die Erhebung<br />

<strong>und</strong> Auswertung der Daten wurde<br />

in 2010 begonnen. Vorgesehen ist <strong>für</strong> Mitte<br />

<strong>2011</strong> die Veröffentlichung einer Empfehlung<br />

von Scores <strong>und</strong> Assessments im Namen<br />

der Sektion auf Basis der ermittelten<br />

Daten.<br />

Am 19. März 2010 wurde die dritte Jahrestagung<br />

der Sektion im Rahmen des 10.<br />

Thüringer VBG-Forums in Erfurt abgehalten.<br />

Die Tagung stand unter der Überschrift<br />

Schnittstellenmanagement bei der Versorgung<br />

Schwerverletzter. Einbezogen waren<br />

auch Referenten der in Frage kommenden<br />

Kostenträger. Ergänzend wurden spezifische<br />

Schnittstellen <strong>und</strong> deren Optimierungsmöglichkeiten<br />

aus Sicht der Mediziner<br />

beleuchtet.<br />

Die vierte Jahrestagung findet am<br />

9.4.<strong>2011</strong> in Verbindung mit dem 11. Thüringer<br />

VBG-Forum statt.<br />

Für das <strong>2011</strong> erscheinende Sonderheft Orthopädische<br />

Praxis der Sektion Rehabilitation<br />

der DGOU wurden aus der Sektion Rehabilitation<br />

der DGU 2 Beiträge einge reicht:<br />

Simmel, S. Rehabilitation in der Traumatologie<br />

Kohlmann, T. Standards in der Anwendung<br />

von Assessments <strong>und</strong> Scores in der<br />

orthopädischen <strong>und</strong> unfallchirurgischen<br />

Rehabilitation<br />

Prof. Dr. Volker Bühren<br />

Leiter der Sektion Physikalische Therapie <strong>und</strong><br />

Rehabilitation<br />

Direktor der BG-Unfallklinik Murnau<br />

Prof.-Küntscher-Str. 8<br />

82418 Murnau<br />

Tel.: 0 88 41 / 48 22 01<br />

Fax: 0 88 41 / 48 22 03<br />

E-Mail: buehren@bgu-murnau.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Bericht der Kommission „Gutachten“<br />

K. Weise<br />

Die Kommission „Gutachten“ der DGU, eine<br />

der beiden Säulen der „Arbeitsgemeinschaft<br />

Sozialmedizin <strong>und</strong> Begutachtung“ der<br />

DGOU (Leitung: Prof. Schiltenwolf, Heidelberg,<br />

Stellvertretung: Prof. Weise, Tübingen),<br />

besteht derzeit aus 28 Mitgliedern. Unsere<br />

Kommission befasst sich schwerpunktmäßig<br />

mit Fragen der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

in der Begutachtung <strong>und</strong> bietet dazu eine<br />

Reihe von Kursen <strong>und</strong> Seminaren an. Weitere<br />

Schwerpunkte der Kommissionstätigkeit<br />

sind u. a. die Erarbeitung von Empfehlungen<br />

zur Begutachtung, die Abfassung<br />

von Publikationen zu speziellen gutachtlichen<br />

Problemen sowie die Überarbeitung<br />

von Vorgaben zur Einschätzung der MdE in<br />

der Gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

Im Berichtszeitraum fanden 2 Mitgliedertreffen<br />

der Kommission statt. Das nächste<br />

Mitgliedertreffen wird am 30.04.<strong>2011</strong> wiederum<br />

während der Tagung der Orthopäden<br />

stattfinden.<br />

Die Mitgliedertreffen dienen vorwiegend<br />

der Bestandsaufnahme bezüglich der von<br />

den einzelnen Arbeitsgruppen abgearbeiteten<br />

Themen sowie der Evaluation <strong>und</strong> Planung<br />

der stattgehabten bzw. vorgesehenen<br />

Kurse <strong>und</strong> Seminare zur Begutachtung.<br />

Außerdem werden die bereits fertiggestellten<br />

Empfehlungen zur Begutachtung <strong>für</strong><br />

die nächsten Supplementbände diskutiert<br />

<strong>und</strong> neue Themen zu speziellen gutachtlichen<br />

Problemen formuliert. Eine Reihe<br />

weiterer Tagesordnungspunkte wie die<br />

Überarbeitung der MdE-Tabellen sowie die<br />

Formulierung einer Leitlinie zur Begutachtung<br />

r<strong>und</strong>en die Agenda <strong>für</strong> das kommende<br />

Mitglieder treffen am 30.04.<strong>2011</strong> in Baden-<br />

Baden ab.<br />

Im vergangenen Jahr haben wir erstmals<br />

in Tübingen den Kurs IV im Curriculum<br />

unfallchirurgisch-orthopädische Begutachtung:<br />

„Spezielle Gutachtenthemen“ abgehalten.<br />

Die Evaluation durch die Teilnehmer<br />

hat ausgezeichnete Ergebnisse erbracht,<br />

die Resonanz bezüglich der Teilnahme war<br />

groß.<br />

Am Kurs III im Curriculum unfallchirurgisch-orthopädische<br />

Begutachtung: „Berufskrankheiten“,<br />

abgehalten am 10. <strong>und</strong><br />

11.09.2010 in Frankfurt, hat sich die Kommission<br />

maßgeblich beteiligt. Eine Reihe<br />

von Mitgliedern hat das bereits durch uns<br />

etablierte Veranstaltungsprogramm als<br />

Referent begleitet, ca. 50 interessierte Teilnehmer<br />

haben bei der Evaluation hervorragende<br />

Bewertungen abgegeben.<br />

Vom 23. bis 25.09.2010 fand in Köln ein vom<br />

BDC ausgerichtetes Gutachtenseminar „Berufskrankheiten“<br />

statt, an welchem gleichfalls<br />

einige Mitglieder unserer Kommission<br />

als Referenten mitgewirkt haben. Mit den<br />

dortigen Veranstaltern ist vereinbart, dass<br />

wir in Zukunft bei der Planung derartiger<br />

Veranstaltungen evtl. Kooperationsmöglichkeiten<br />

berücksichtigen wollen.<br />

Nachstehende Veranstaltungen zur Begutachtung,<br />

organisiert von unserer Kommission,<br />

finden <strong>2011</strong> statt oder sind <strong>für</strong> dieses<br />

Jahr in Planung:<br />

1./2. April <strong>2011</strong>, Köln: „Begutachtung im<br />

Arzthaftungsrecht – ein interdisziplinärer<br />

Diskurs“;<br />

15./16. April <strong>2011</strong>, Hamburg: „Gutachtenkurs<br />

IV – Spezielle Gutachtenthemen“;<br />

09./10. September <strong>2011</strong>, Frankfurt/<br />

Main: „Gutachtenkurs IV – Spezielle Gutachtenthemen“.<br />

Noch nicht definitiv terminiert, aber <strong>für</strong><br />

dieses Jahr noch vorgesehen sind in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen<br />

Unfallversicherung geplante <strong>und</strong> bereits<br />

ausgearbeitete Kurse <strong>für</strong> Durchgangsärzte,<br />

wobei die diesen zugr<strong>und</strong>egelegte Programmfolge<br />

in Anlehnung an die von uns<br />

bereits mehrfach erfolgreich durchgeführten<br />

Gutachtenkurse I mit Schwerpunkt<br />

„Rentenbegutachtung“ konzipiert sind. Es<br />

ist vorgesehen, diese Veranstaltung unter<br />

der Leitung der Landesverbände der DGUV<br />

mit tatkräftiger Unterstützung durch Referenten<br />

aus unserer Kommission flächendeckend<br />

zu etablieren.<br />

Darüber hinaus ist eine Veranstaltung<br />

zur „BK Gonarthrose – rechtliche Rahmenbedingungen<br />

– praktische Begutachtung –<br />

Perspektiven“ noch in diesem Jahr geplant.<br />

Wie schon in den letzten Jahren beteiligt<br />

sich die Kommission mit eigenen Sitzungen<br />

<strong>und</strong> Kursen am <strong>Deutsche</strong>n Kongress <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie. Am sog.<br />

„Specialty Day“ werden von namhaften<br />

Experten „Aktuelle Fragestellungen in der<br />

Begutachtung“ abgehandelt, <strong>für</strong> dieses Jahr<br />

stehen Zusammenhangsfragen bei der Apophysenlösung,<br />

der Bandscheibenverletzung<br />

<strong>und</strong> der Osteochondrosis dissecans im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die in den vergangenen Jahren<br />

gut angenommenen, von Dr. Schröter <strong>und</strong><br />

Dr. Ludolph konzipierten Gutachtenkurse<br />

werden auch diesjährig wieder angeboten.<br />

Für einen weiteren Supplementband zu<br />

den „<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong>“ sind<br />

Empfehlungen zur Begutachtung bereits<br />

fertiggestellt <strong>und</strong> werden nach Klärung der<br />

Finanzierung voraussichtlich in der 2. Jahreshälfte<br />

an die Mitglieder unserer Fachgesellschaft,<br />

bei entsprechendem Interesse<br />

auch an diejenigen der DGOOC <strong>und</strong> des<br />

BVOU versandt. Themen dieser Empfehlungen<br />

sind die speziellen gutachtlichen<br />

Probleme bei Ganglien, der Mondbeinnekrose,<br />

der Begriff der sog. Texturstörung<br />

alternativ <strong>für</strong> denjenigen der Degeneration<br />

sowie eine Leitlinie zur Patellaluxa tion.<br />

Nach entsprechender Abstimmung soll<br />

diesen Empfehlungen eine bereits ausgearbeitete<br />

Leitlinie zur Begutachtung vorangestellt<br />

werden. Die teilweise sehr umfangreichen<br />

Texte werden als Kurzfassung in der<br />

Zeitschrift „Arbeitsunfall <strong>und</strong> Berufskrankheit“<br />

zur Veröffentlichung gebracht; Heft<br />

2/<strong>2011</strong> enthält den von Prof. Hempfling federführend<br />

abgefassten Artikel zur Texturstörung.<br />

Die Arbeitsgruppe zur Neufassung der MdE-<br />

Empfehlungen in der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

unter Leitung von Dr. Schürmann<br />

hat begonnen, die von ihr bis dato erarbeiteten<br />

Vorschläge mit den zuständigen<br />

Gremien der DGUV abzustimmen <strong>und</strong> Optionen<br />

der Implementierung abgeänderter<br />

Sätze in einschlägige Vorgaben bzw. Standardwerke<br />

zur Begutachtung zu erörtern.<br />

Allen Mitgliedern der Kommission „Gutachten“,<br />

die sich an den erwähnten Kursen<br />

<strong>und</strong> Seminaren sowie der Gruppenarbeit<br />

zu den einzelnen gutachtlichen Themen<br />

aktiv beteiligt haben, darf ich auf diesem<br />

Wege meinen besonders herzlichen Dank<br />

aussprechen. Dieser gilt in gleicher Weise<br />

unserem Generalsekretär <strong>und</strong> den Mitarbeitern<br />

der Geschäftsstelle sowie all denjenigen<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong>, die uns in der Vergangenheit<br />

tatkräftig unterstützt bzw. unsere<br />

Arbeit gefördert haben. Die Mitglieder<br />

der Kommission <strong>und</strong> der Unterzeichnende<br />

würden sich freuen, wenn uns diese Unterstützung<br />

auch in Zukunft zuteil würde.<br />

Prof. Dr. med. Kuno Weise<br />

Leiter der Kommission Gutachten<br />

Forchenweg 7<br />

72076 Tübingen<br />

E-Mail: info@prof-weise.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 71<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

72<br />

Erstellung eines Krankenhausnetzwerkes<br />

Ressourcenzuweisung bei Großschadensfällen <strong>und</strong> im Katastrophenfall basierend auf dem<br />

TraumaNetzwerkD DGU<br />

H.J. Bail<br />

Abb. 1 Dargestellt ist eine Schadenslage im Norden von Dresden. Ange geben<br />

sind die Kapazitäten der Kliniken in den Triagekategorien oben (Sichtungskategorie<br />

I), mitte (Sichtungskateorie II) <strong>und</strong> unten (Sichtungs kategorie III).<br />

Die Patienten werden in dem angegeben Kreis verteilt.<br />

Die weltweite Zunahme von Katastrophen<br />

<strong>und</strong> Szenarien mit dem Massenanfall von<br />

Verletzten haben die Öffentlichkeit da<strong>für</strong><br />

sensibilisiert, dass die medizinische Infrastruktur<br />

bei der Bewältigung dieser Situationen<br />

möglicherweise an ihre Grenzen<br />

stößt. Nach dem 11. September 2001 wurden<br />

in Deutschland b<strong>und</strong>esweite Einrichtungen<br />

geschaffen (GMLZ – Gemeinsames<br />

Melde- <strong>und</strong> Lagezentrum, BBK – B<strong>und</strong>esamt<br />

<strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Katastrophenhilfe),<br />

welche die Vorbereitung auf diese<br />

Großschadensfälle unterstützen sollen. Die<br />

Verantwortlichkeit <strong>für</strong> die Organisation im<br />

Katastrophenfall <strong>und</strong> auch die Vorbereitung<br />

auf diese Szenarien liegt jedoch bei den<br />

B<strong>und</strong>esländern. Somit gibt es keine b<strong>und</strong>esweite<br />

Regelung <strong>für</strong> die Aufnahme <strong>und</strong> Verteilung<br />

von Patienten im Katastrophenfall.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

hat das sogenannte TraumaNetzwerk D<br />

DGU in den letzten Jahren etabliert. Dieses<br />

reguliert die Behandlung von schwerverletzten<br />

Patienten <strong>und</strong> auch ihre eventuell<br />

notwendige Weiterverlegung. Basierend auf<br />

der Einstufung der Klinik innerhalb dieses<br />

TraumaNetzwerks sollte in dem Forschungsvorhaben<br />

ein automatisiertes Patientenverteilungssystem<br />

geschaffen werden, welches<br />

bei Massenanfall <strong>und</strong> bei Katastrophen die<br />

Verteilung der Opfer auf die Kliniken mit chirurgischer<br />

oder unfallchirurgischer Kompetenz<br />

reguliert <strong>und</strong> erleichtert. Dieses Pojekt<br />

wurde vom BBK mit 150.000 € gefördert.<br />

Die Kliniken, welche <strong>für</strong> das TraumaNetzwerk<br />

D DGU auditiert werden wollen, füllen<br />

im Rahmen des Zertifizierungsverfahrens einen<br />

Fragebogen aus, welcher Parameter zur<br />

Aufnahmekapazität dieser Kliniken im Katastrophen-<br />

<strong>und</strong> Großschadensfall enthält. Da<br />

die Zertifizierung der Traumanetzwerke ein<br />

immer noch anhaltender, jahrelanger Prozess<br />

ist, wurde der Fragebogen auch auf der Internetseite<br />

der DGU eingestellt. Es erfolgten<br />

zwei Anschreiben seitens des damaligen<br />

Präsidenten (Professor K. Weise) <strong>und</strong> des Generalsekretärs<br />

(Professor R. Siebert) der DGU,<br />

welche die Kliniken zur Beantwortung der<br />

Fragen aufforderte. Parallel wurde eine Literaturrecherche<br />

vorgenommen, welche die<br />

existierenden Verteilungsmodi zum Inhalt<br />

hatte. Schlussendlich wurde die Abteilung<br />

IT Dispositions- <strong>und</strong> Managementsysteme<br />

des Fraunhofer Instituts Dresden beauftragt,<br />

die Verteilungssoftware „Medis“, basierend<br />

auf dem existierenden MobiKat-Programm,<br />

zu entwickeln. Die Literaturstudie erbrachte,<br />

dass alle Ansätze zur Patientenallokation bei<br />

Massenanfall von Patienten oder in Kata strophenfällen<br />

nicht validiert sind <strong>und</strong> theoretischer<br />

Natur bleiben. Zusätzlich zeigten sich<br />

in den unterschiedlichen Ländern komplett<br />

unterschiedliche Ansätze. Es wurde daher<br />

beschlossen, ein adaptiertes Berechnungsmodel<br />

gemäß der sogenannten Formel nach<br />

Peters zu verwenden. Diese Formel dient als<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Verteilung der Patienten<br />

in Berlin <strong>und</strong> wurde in vielfachen Katastrophenübungen<br />

verwendet. Von 1302 kontaktierten<br />

Kliniken haben 755 die erforderlichen<br />

Parameter angegeben. 733 Kliniken konnten<br />

letzten Endes in die Berechnung der Patientenverteilung<br />

eingeschlossen werden. Die Patientenanzahl<br />

wurde gemäß der adaptierten<br />

„Petersformel“ errechnet <strong>und</strong>, aufgeteilt nach<br />

Triage-Gruppen, den Kliniken zugewiesen. Für<br />

die Kliniken, die nicht geantwortet haben,<br />

wurde eine Patientenzahl basierend auf der<br />

Krankenhausgröße zugeordnet. Das Patientenverteilungsprogramm<br />

„Mobikat Medis“<br />

Abb. 2 <strong>und</strong> 3 Test von MobiKat Medis zur Planung der Verletztenversorgung<br />

als Offline-Variante zur Unterstützung des LNA / OrgEL <strong>und</strong> der Einsatzleitung<br />

im Einsatzleitwagen bei einer Übung Explosion Papierfabrik in der Nähe von<br />

Dresden.<br />

wurde entwickelt, es ist internetbasiert von<br />

jedem internetfähigen Computer aus ausführbar.<br />

Die Kliniken, welche derzeit <strong>für</strong> das<br />

TraumaNetzwerk D DGU zertifiziert werden,<br />

<strong>und</strong> welche die Zertifizierung bereits erfolgreich<br />

durchgeführt haben, haben alle geantwortet.<br />

Das Zuweisungsprogramm kann den<br />

Verantwortlichen am Schadensort zur Verfügung<br />

gestellt werden. Es kann dann automatisiert<br />

die Krankenhauskapazitäten darstellen<br />

<strong>und</strong> entsprechende Verteilungsvorschläge<br />

der Patienten der einzelnen Triagekategorien<br />

machen (� Abb. 1 – 3) Hierbei wurden den<br />

Kliniken, welche nicht geantwortet haben, Patientenzahlen<br />

zugewiesen, welche diese mutmaßlich,<br />

basierend auf dem Vorhandensein<br />

einer chirurgischen oder unfallchirurgischen<br />

Abteilung <strong>und</strong> ihrer Größe, bewältigen können.<br />

Von Seiten der Projektverantwortlichen<br />

wird empfohlen, dass in den Kliniken Katastrophenübungen<br />

mit den hier errechneten<br />

Patientenzahlen durchgeführt werden. Mit<br />

Hilfe dieses sogenannten „Krankenhaus-<br />

Katastrophennetzwerkes“ der DGU können<br />

die Kapazitäten der unfallchirurgischen<br />

Kliniken <strong>für</strong> die Bewältigung eines Massenanfalls<br />

von Patienten im Katastrophen-/<br />

<strong>und</strong> Großschadensfall strukturiert zur Verfügung<br />

gestellt werden. Dies sollte auch die<br />

Vorbereitung auf diese kritischen Ereignisse<br />

verbessern <strong>und</strong> das Bewusstsein der Kliniken<br />

schärfen, dass sie in einer solchen Situation<br />

zur Bewältigung des Massenanfalls<br />

von Patienten verpflichtet sind.<br />

PD Dr. med. Hermann Josef Bail<br />

Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Orthopädische<br />

Chirurgie, Klinikum Nürnberg Süd,<br />

Breslauer Straße 201, 90471 Nürnberg<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Ausschreibungen der<br />

wissenschaftlichen Preise<br />

<strong>und</strong> des Reisestipendiums<br />

der DGU <strong>2011</strong><br />

Unterschiedliche Fristen beachten!<br />

Hans-Liniger-Preis<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

schreibt den nach ihrem Begründer benannten<br />

Hans-Liniger-Preis zur Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses <strong>für</strong><br />

besondere Leistungen aus den Gebieten<br />

Unfallheilk<strong>und</strong>e, Versicherungs-, Versorgungs-<br />

<strong>und</strong> Verkehrsmedizin oder ihren<br />

Grenzgebieten aus.<br />

Der Preis, um den sich jede approbierte<br />

Ärztin <strong>und</strong> jeder approbierte Arzt, jede Juristin<br />

<strong>und</strong> jeder Jurist <strong>und</strong> jede Versicherungsfachfrau<br />

<strong>und</strong> jeder Versicherungsfachmann<br />

bewerben kann, besteht in einer Urk<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> einem Geldbetrag (5.000 €).<br />

Die Preissatzung ist auf<br />

www.DGU-online.de in der Rubrik „Preise“<br />

veröffentlicht.<br />

Die Bewerbungsunterlagen inklusive der<br />

Preisarbeit sind in fünffacher Ausfertigung<br />

einzusenden. Abgabefrist ist der 31.5.<strong>2011</strong><br />

(Poststempel)<br />

Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />

der Preisträgersitzung des DKOU <strong>2011</strong> statt.<br />

Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

e. V.<br />

Der Preis wird jährlich von der Firma DePuy<br />

gestiftet. Er ist mit 10.000 € der höchstdotierte<br />

Preis der DGU.<br />

Es sollen Arbeiten eingereicht werden,<br />

die Innovationen in der Unfallchirurgie zum<br />

Thema haben. Er kann <strong>für</strong> diagnostische<br />

oder anwendungstechnische Ideen vergeben<br />

werden. Entscheidend ist der potentielle<br />

klinische Impact der Innovation.<br />

Die Preissatzung ist auf<br />

www.DGU-online.de in der Rubrik „Preise“<br />

veröffentlicht.<br />

Die Bewerbung um den Innovationspreis<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

e. V. ist zusammen mit der Preisarbeit,<br />

einem Lebenslauf <strong>und</strong> einem Publikationsverzeichnis<br />

(jeweils in fünffacher Ausfertigung)<br />

einzusenden. Abgabefrist ist der<br />

31.5.<strong>2011</strong> (Poststempel).<br />

Die Preisverleihung findet im Rahmen<br />

der Preisträgersitzung des DKOU <strong>2011</strong> statt.<br />

Reisestipendium der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

e.V.<br />

Das Stipendium soll wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs beim Besuch einer klinisch oder<br />

experimentell bedeutenden ausländischen<br />

Einrichtung unterstützen.<br />

Das Stipendium ist mit 2.500 € dotiert.<br />

Bewerber müssen Mitglied der <strong>Gesellschaft</strong><br />

sein <strong>und</strong> sich in nichtselbständiger<br />

Stellung befinden.<br />

Das Stipendium kann geteilt werden.<br />

Der Bewerbung sind in jeweils dreifacher Ausfertigung<br />

zuzufügen: Lebenslauf, Verzeichnis<br />

der Veröffentlichungen, Beschreibung des<br />

mit dem Aufenthalt verb<strong>und</strong>enen Zwecks,<br />

Bescheinigung der einladenden Einrichtung<br />

sowie der entsendenden Institution.<br />

Die Bestimmungen <strong>für</strong> die Vergabe<br />

sind auf www.DGU-online.de in der Rubrik<br />

„Preise“ veröffentlicht. Abgabefrist ist der<br />

28.2.<strong>2011</strong> (Poststempel)<br />

Urk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Scheck werden im Rahmen<br />

des DKOU <strong>2011</strong> übergeben.<br />

Die Bewerbungen <strong>für</strong> die Preise <strong>und</strong> das<br />

Stipendium sind zu senden an:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

((1/3 Anzeige: Platzhalter))<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 73<br />

Aus der DGU


Aus der DGU<br />

74<br />

Ausschreibungen der DGOU <strong>2011</strong>:<br />

Preis zur Förderung der<br />

Rehabilitationsforschung der<br />

DGOU <strong>2011</strong><br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie (DGOU) schreibt den<br />

Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung<br />

aus.<br />

Der Preis in Höhe von 5.000 € wird von der<br />

Klinikgruppe Enzensberg gestiftet.<br />

Eingereicht werden können wissenschaftliche<br />

Arbeiten aus Klinik, Forschung <strong>und</strong><br />

Praxis, die den Nutzen <strong>und</strong> Erfolg der Rehabilitation<br />

nach Verletzungen <strong>und</strong> Erkrankungen<br />

aus dem Gebiet Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie untersuchen.<br />

Die eingereichte Arbeit kann in einer<br />

deutschen oder fremdsprachigen Zeitschrift<br />

oder in Buchform veröffentlicht oder in<br />

einem Manuskript niedergelegt sein. Bereits<br />

anderweitig ausgezeichnete Arbeiten<br />

oder solche, die sich aktuell in einem Preiswettbewerb<br />

befinden, können nicht eingereicht<br />

werden. Es ist eine entsprechende<br />

Erklärung beizufügen.<br />

Der Bewerbung sind jeweils 5 Exemplare<br />

der Arbeit sowie der Zusammenfassung der<br />

zentralen Ergebnisse in deutscher Sprache<br />

beizufügen. Falls auch der Lebenslauf <strong>und</strong>/<br />

oder das Publikationsverzeichnis eingereicht<br />

wird, bitte dies auch fünffach beilegen.<br />

Das Antragsschreiben muss die besondere<br />

Bedeutung der Arbeit <strong>für</strong> das Förderungsthema<br />

erläutern.<br />

Abgabefrist ist der 31.5.<strong>2011</strong> (Poststempel).<br />

Die Arbeiten sind zu senden an die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

Geschäftsstelle<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Versorgungsforschungspreis<br />

der DGOU<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V. (DGOU) schreibt<br />

<strong>2011</strong> erstmals einen Preis zur Förderung der<br />

Versorgungsforschung in Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie aus. Er wird <strong>für</strong> herausragende,<br />

abgeschlossene wissenschaftliche<br />

Arbeiten über diagnostische, anwendungstechnische<br />

oder klinische Neuerungen in<br />

diesem Bereich vergeben. Der Preis ist mit<br />

5.000 € dotiert <strong>und</strong> kann geteilt werden,<br />

wenn dies vom Preisrichterkollegium beschlossen<br />

wird. Die Preisverleihung erfolgt<br />

im Rahmen der Preisträgersitzung der Jahrestagung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V. (DGOU)<br />

in Berlin.<br />

Die Bewerbung um den Versorgungsforschungspreis<br />

der DGOU erfolgt durch Einreichen<br />

einer wissenschaftlichen Arbeit.<br />

Diese kann in dem der Preisverleihung<br />

vorangehenden Kalenderjahr in einer anerkannten<br />

deutsch- oder fremdsprachigen<br />

wissenschaftlichen Zeitschrift oder in Buchform<br />

erschienen sein. Auch unveröffentlichte<br />

Manuskripte können eingereicht werden.<br />

Anderweitig bereits ausgezeichnete<br />

Arbeiten oder Arbeiten, die zu einem anderen<br />

Preiswettbewerb angemeldet wurden,<br />

können nicht eingereicht werden. Der oder<br />

die Verfasser der Arbeit haben schriftlich zu<br />

erklären, dass andere Personen an der vorgelegten<br />

Arbeit nicht mitgewirkt haben.<br />

Die Bewerbung um den Versorgungsforschungspreis<br />

der DGOU ist zusammen mit<br />

5 anonymisierten Exemplaren der Preisarbeit<br />

bis spätestens 31.05.<strong>2011</strong> einzusenden<br />

an den<br />

Generalsekretär<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie e. V. (DGOU)<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Ausschreibungen befre<strong>und</strong>eter<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en <strong>2011</strong>:<br />

Herbert-Lauterbach-Preis<br />

Die Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken (VBGK) schreibt den mit<br />

7.500 € dotierten Preis <strong>für</strong> herausragende<br />

wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet<br />

der Unfallmedizin aus.<br />

Die eingereichte Arbeit kann in dem<br />

Kalenderjahr, das dem Verleihungsjahr vorangeht,<br />

in einer deutschen oder fremdsprachigen<br />

Zeitschrift oder in Buchform<br />

veröffentlicht oder in einem Manuskript<br />

niedergelegt sein.<br />

Eine bereits anderweitig ausgezeichnete<br />

oder einem anderen Gremium parallel vorgelegte<br />

Arbeit kann nicht eingereicht werden.<br />

Der Bewerbung sind vier Exemplare der<br />

Arbeit in deutscher Sprache inklusive einer<br />

kurzen Zusammenfassung <strong>und</strong> eine Erklärung<br />

beizufügen, dass die Arbeit nicht<br />

bereits anderweitig ausgezeichnet ist oder<br />

sich in einem anderen Bewerbungsverfahren<br />

befindet.<br />

Arbeiten sind bis zum 30. April <strong>2011</strong> bei der<br />

Vereinigung Berufsgenossenschaftlicher<br />

Kliniken (VBGK)<br />

Bergedorfer Straße 10<br />

21033 Hamburg<br />

einzureichen.<br />

Ralf-Loddenkemper-Preis<br />

Die Ralf Loddenkemper Stiftung informiert:<br />

„Der Ralf Loddenkemper Preis wird<br />

<strong>für</strong> ein Jahr ausgesetzt <strong>und</strong> soll ab <strong>2011</strong><br />

mit einer deutlichen Erhöhung des Preises<br />

sowie einem neuen Anforderungsprofil im<br />

Dreijahresrhythmus neu ausgeschrieben<br />

werden. Bitte entnehmen Sie weitere Informationen<br />

zur Ralf Loddenkemper Stiftung<br />

<strong>und</strong> dem Ralf Loddenkemper Preis unserer<br />

Webseite: www.ralfloddenkemper-stiftung.<br />

com“.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Bericht über die Mitglieder-<br />

versammlung der DGOU<br />

28.10.2010, 12.45 bis 14.15 Uhr, Saal 3, ICC, Berlin<br />

1. Begrüßung <strong>und</strong> Eröffnung der<br />

Mitgliederversammlung<br />

Der Einladung zur Mitgliederversammlung<br />

folgen 116 Mitglieder. Der Präsident, Dr.<br />

Daniel Frank, begrüßt im Namen des Vorstandes<br />

die Teilnehmer, stellt die Beschlussfähigkeit<br />

fest <strong>und</strong> eröffnet die Sitzung,<br />

nachdem keine weiteren Anträge zur Tagesordnung<br />

vorliegen.<br />

2. Bericht der Präsidenten<br />

Die Präsidenten Frank <strong>und</strong> Südkamp geben<br />

gemeinsam einen Bericht zum Kongress<br />

ab. Sehr erfolgreich war die Einrichtung<br />

des Speciality Days <strong>für</strong> die Sitzungen der<br />

Sektionen, so dass dieser auf zwei Tage erweitert<br />

wurde. Große Resonanz zeigte auch<br />

die Kooperation mit der Niederländischen<br />

Orthopädischen <strong>Gesellschaft</strong>, wobei die <strong>Gesellschaft</strong><br />

erstmals in das aktive Kongressgeschehen<br />

mit Reviewverfahren, Einladung<br />

von Referenten, Gestaltung von Sitzungen<br />

eingeb<strong>und</strong>en wurde. Diese Art von Kooperation<br />

soll in der Zukunft intensiviert werden.<br />

Daneben war auch die direkte Kooperation<br />

mit den süddeutschen Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />

ein wichtiger Aspekt der Kongressgestaltung.<br />

Im Einzelnen wurden noch<br />

folgenden Themen angesprochen:<br />

■ ■Teilnahme<br />

von Franzosen, Amerikanern,<br />

Chinesen<br />

■ ■130<br />

englischsprachige Vorträge in 16 Sitzungen<br />

■ ■interprofessioneller<br />

Tag mit Physiotherapeuten,<br />

Rettungssanitätern <strong>und</strong> OP-<br />

Pflege<br />

■ ■Zusammenarbeit<br />

mit der Industrie<br />

Von großer Bedeutung <strong>für</strong> die Darstellung<br />

von Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie war die<br />

erfolgreiche Durchführung des DGCH-Kongresses<br />

2010 unter der Präsidentschaft von<br />

Prof. Reiner Gradinger.<br />

Eine Darstellung im europäischen Rahmen<br />

wird angestrebt beim EFORT Kongress<br />

2012 in Berlin unter der Leitung von Prof. D.<br />

Wirtz <strong>und</strong> beim ESTES Kongress unter Leitung<br />

des Präsidenten Prof. P. Rommens.<br />

Sehr intensiv ist die Nachwuchsarbeit<br />

der DGOU mit der Summer School, die<br />

dieses Jahr erfolgreich in Homburg durchgeführt<br />

wurde, dem Tag der Studierenden,<br />

der abermals während des Kongress stattfinden<br />

wird, den Kursen „fit after eight“,<br />

sowie den hochqualifizierten Kursen nach<br />

dem „Facharzt <strong>für</strong> die Spezielle Orthopädische<br />

Chirugie“ in Zusammenarbeit mit<br />

der Anatomie in Berlin (Wirbelsäule, Hüfte,<br />

Knie, Fuß, Schulter). Sehr ausführlich wird<br />

auch über die Potsdamer Konferenz II vom<br />

09./10.09.2010 berichtet, die wesentliche<br />

Fortschritte <strong>für</strong> die Organisation <strong>und</strong> Struktur<br />

der DGOU gebracht hatte (Mitteilung<br />

in der OM 5/2010, Miteilungen <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

DGU Heft 2 ,2010), die auch <strong>für</strong> das<br />

rasche Ansteigen der Mitglieder der DGOU<br />

auf über 8.000 mitverantwortlich sind.<br />

Präsident Südkamp geht auf die Initiativen<br />

zur Verbesserung der Corporate Identity im<br />

neuen Fach sowie die Außendarstellung<br />

von Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie durch<br />

eine patiententorientierte Informationsbroschüre<br />

<strong>und</strong> die Verleihung eines Journalistenpreises<br />

gemeinsam mit dem BVOU<br />

ein.<br />

3. Bericht der Generalsekretäre<br />

Unter TOP 3 berichten die Generalsekretäre<br />

Fritz Uwe Niethard <strong>und</strong> Hartmut Siebert<br />

gemeinsam über die Empfehlungen der<br />

Potsdamer Konferenz II <strong>und</strong> deren Auswirkungen<br />

auf die zukünftige Organisation<br />

<strong>und</strong> Struktur der DGOU. Zusammengefasst<br />

sind dies:<br />

■■Stärkung der DGOU<br />

■■Mitgliedergesellschaft ■ ■Dachfunktion:<br />

Einbeziehung der Sektionen<br />

■ ■Zuständigkeit<br />

<strong>für</strong> gesamte O + U<br />

■■Verschlankung der Strukturen<br />

■■Enge Kooperation mit Berufsverbänden<br />

■ ■Einbindung<br />

in europäische Strukturen<br />

(EFORT, ESTES)<br />

Danach soll die DGOU primär eine Mitgliedergesellschaft<br />

sein. Für die Sektionen übernimmt<br />

sie jedoch auch eine Dachfunktion.<br />

Vertreter der Sektionen würden dann als<br />

Beiratsmitglied im Gesamtvorstand vertreten<br />

sein. Sektionen wie die AGA mit 2.700<br />

Mitgliedern, DAV 1.200 Mitgliedern, IGOST<br />

1.000 Mitgliedern, GOTS <strong>und</strong> AE bilden zukünftig<br />

wesentliche Säulen der DGOU <strong>und</strong><br />

sind in die neue Struktur verstärkt einzubeziehen.<br />

Die Weiterentwicklung von Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie wird durch folgende<br />

Projekte vorangetrieben, deren drei letzte<br />

derzeit Projekte von DGOOC bzw. DGU ausschließlich<br />

sind:<br />

■■Honorarärzte ■■O+U an Univ. Kliniken<br />

■ ■Weißbuch<br />

O + U Forschung in Deutschland<br />

■ ■Weißbuch<br />

konservative Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

■ ■Studienzentrum<br />

■ ■Zukunftsworkshop<br />

■ ■Aktion<br />

Patientensicherheit (APS)<br />

■ ■Medizintechnisches<br />

<strong>und</strong> pharmazeutisches<br />

Forum (MuP-Forum)<br />

■ ■Unzulässige<br />

Werbung<br />

■ ■Endoprothesenzentren<br />

■ ■Endoprothesenregister<br />

■ ■Weißbuch<br />

Schwerverletztenversorgung<br />

Mit der Weiterentwicklung der DGOU soll<br />

diese <strong>für</strong> alle Projekte zuständig sein, die<br />

Fachgesellschaften <strong>und</strong> Sektionen werden<br />

hierbei einvernehmlich mit der DGOU zusammen<br />

arbeiten.<br />

Weitere Schwerpunkte der DGOU-Tagesarbeit<br />

sind:<br />

1. Nachwuchsförderung<br />

■■Tag <strong>für</strong> Studierende 2009, 2010<br />

■■Summerschool 2009, 2010,<br />

■■Partnerschaften vor Ort<br />

■ ■Junges<br />

Forum DGOU Vorschläge/Aktivitäten<br />

■ ■Nachwuchskongress<br />

Chirurgie <strong>2011</strong> aller<br />

chirurgischen Fachgesellschaften <strong>und</strong> Berufsverbände<br />

2. DGOU Kurswesen :<br />

■■Fit after eight<br />

■■EBM Prüfarztkurs 2009, 2010<br />

■■Schirmherrschaft: Ortho up date<br />

■■Kooperation mit BVOU/BDC<br />

■■Von der Idee zur Publikation<br />

3. Foren DGOU 2010<br />

■■WB Forum<br />

■■ZNA Forum mit DGCH<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 75<br />

DGOU


DGOU<br />

76<br />

4. Start Ausbildungsgang Physic.<br />

Assistent, Steinbeiss Hochschule<br />

3.1 Satzungsänderung<br />

Prof. Niethard legt dar, dass eine Anpassung<br />

der Satzung im § 9, Abs. 2 <strong>und</strong> 4 erforderlich<br />

ist, um die Aufnahme von Sektionen der<br />

DGOU zu ermöglichen. Hierbei geht es um<br />

folgende Ergänzungen (rot markiert):<br />

§ 9 – Der Gesamtvorstand<br />

1. Der Gesamtvorstand des Vereins besteht<br />

aus<br />

■ ■ den Mitgliedern des Geschäftsführenden<br />

Vorstands <strong>und</strong><br />

■ ■ den Mitgliedern des Beirats im<br />

• Ständigen Beirat<br />

• Nichtständigen Beirat <strong>und</strong><br />

• Fachbeirat.<br />

2. Der Ständige Beirat setzt sich zusammen<br />

aus<br />

■ ■den<br />

ehemaligen Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Orthopädische Chirurgie e. V. <strong>und</strong> der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

e. V., soweit sie noch hauptberuflich<br />

tätig sind<br />

■ ■den<br />

aus der hauptberuflichen Tätigkeit<br />

ausgeschiedenen ehemaligen Präsidenten<br />

beider Trägervereine (Senatoren).<br />

Letztere wählen aus ihrer Mitte je zwei<br />

Vertreter, die im Gesamtvorstand stimmberechtigt<br />

sind <strong>und</strong><br />

■ ■den<br />

Leitern von Ausschüssen, Kommissionen,<br />

nicht-selbständigen Sektionen <strong>und</strong><br />

anderen Untergliederungen von DGOU,<br />

DGOOC <strong>und</strong> DGU in paritätischer Besetzung.<br />

Die Mitglieder des Fachbeirats (selbständige<br />

Sektionen, Vereine) sind bei der Ermittlung<br />

der paritätischen Besetzung zu<br />

berücksichtigen.<br />

3. Der Nichtständige Beirat besteht aus acht<br />

Mitgliedern. Jedes Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />

Chirurgie e. V. <strong>und</strong> der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V. ist berechtigt,<br />

dem Gesamtvorstand Kandidaten<br />

<strong>für</strong> die Wahl zum Nichtständigen Beirat<br />

vorzuschlagen. Wahlvorschläge sind bis<br />

zum 31. März des jeweiligen Wahljahres<br />

dem Generalsekretär oder dem stellvertretenden<br />

Generalsekretär des Vereins einzureichen.<br />

Der Gesamtvorstand wählt aus den<br />

eingereichten Wahlvorschlägen Kandidaten<br />

aus. Weitere Kandidaten können von den<br />

Mitgliedern in der Mitgliederversammlung<br />

benannt werden. Aus dem Kreis dieser Kandidaten<br />

wählt die Mitgliederversammlung<br />

die Mitglieder des Nichtständigen Beirats<br />

<strong>für</strong> die Dauer von drei Jahren.<br />

Die unmittelbare Wiederwahl ist unzulässig.<br />

Vier Positionen des Nichtständigen<br />

Beirats müssen mit Kandidaten besetzt<br />

werden, die im Zeitpunkt der Wahl in<br />

nichtselbständiger Stellung tätig sind.<br />

4. Der Fachbeirat besteht aus den von anderen<br />

Fachgesellschaften, selbständigen Sektionen<br />

<strong>und</strong> den chirurgischen Berufsverbänden<br />

entsandten Vertretern sowie weiteren<br />

Persönlichkeiten, die vom Gesamtvorstand<br />

<strong>für</strong> besondere Aufgaben <strong>für</strong> die Dauer von<br />

drei Geschäftsjahren bestellt werden. Hierbei<br />

ist § 9 Ziffer 2 zu beachten. Ihre Wiederwahl<br />

ist zulässig.<br />

In offener Abstimmung wird die Satzungsänderung<br />

einstimmig angenommen. Es gibt<br />

keine Gegenstimmen <strong>und</strong> keine Stimmenthaltungen.<br />

4. Bericht des Schatzmeisters<br />

Der amtierende Schatzmeister Prof. Bouillon<br />

bedankt sich bei Prof. Wolfgang Pförringer,<br />

der bis 2009 das Amt mit großem<br />

persönlichen Engagement geführt hat. Die<br />

DGOU wird finanziell bisher hälftig von<br />

DGOOC <strong>und</strong> DGU getragen. Nach drei Jahren<br />

soll aufgr<strong>und</strong> der Kassenberichte der<br />

zukünftigen Finanzbedarf abgeschätzt <strong>und</strong><br />

mit einer Beitragsregelung koordiniert werden.<br />

Zukünftig werden die Ausgaben durch<br />

Personal, Reisekosten <strong>und</strong> die Projekte Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Tag der Studierenden,<br />

Zukunftswerkstatt, Kurse fit after eight etc.<br />

ansteigen, wenn auch die direkten Mitgliederbeiträge<br />

durch Neueintritte in die DGOU<br />

in den nächsten Jahren rasch zunehmen<br />

werden. Der ausführliche Kassenbericht<br />

wird mit großem Dank der Mitgliederversammlung<br />

verabschiedet.<br />

5. Bericht der Kassenprüfer<br />

Die beiden Kassenprüfer, Dr. Süssenbach<br />

<strong>und</strong> Prof. Hertel, legen dar, dass ihre Kassenprüfung<br />

keinerlei Unkorrektheiten zutage<br />

gebracht hat.<br />

6. Entlastung des Vorstandes<br />

Aus der Mitgliedschaft wird der Antrag auf<br />

Entlastung des Vorstands gestellt.<br />

In offener Abstimmung wird der Vorstand<br />

einstimmig – bei Stimmenthaltung<br />

der Vorstandsmitglieder – entlastet. Es gibt<br />

keine Gegenstimmen.<br />

7. Wahlen<br />

7.1 Wahl des DGOU-Präsidenten <strong>2011</strong><br />

Der Vorstand schlägt Prof. Dr. med. Tim<br />

Pohlemann, Homburg/Saar vor.<br />

Ergebnis der geheimen Wahl: 100 Ja-<br />

Stimmen, 4 Nein-Stimmen, 12 Enthaltungen.<br />

Prof. Pohlemann dankt <strong>für</strong> das Vertrauen<br />

<strong>und</strong> nimmt die Wahl an.<br />

7.2 Wahl des Stellvertretenden DGOU-<br />

Präsidenten <strong>2011</strong><br />

Der Vorstand schlägt Prof. Dr. med. Dieter<br />

Kohn, Homburg/Saar vor.<br />

Ergebnis der geheimen Abstimmung: 97<br />

Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen, 11 Enthaltungen.<br />

Auch Prof. Kohn nimmt die Wahl an.<br />

7.3 Wahl der Kassenprüfer<br />

Der Vorstand schlägt Dr. Süssenbach, Düsseldorf<br />

<strong>und</strong> PD Dr. Reinhold-Alexander Laun,<br />

Berlin als Kassenprüfer <strong>für</strong> das Geschäftsjahr<br />

2010 vor.<br />

Ergebnis der offenen Abstimmung: Einstimmig<br />

bei 1 Enthaltung.<br />

Beide nehmen die Wahl an.<br />

8. Verschiedenes<br />

Zum Abschluss der Mitgliederversammlung<br />

äußert Prof. Pohlemann als Zielvorstellung<br />

<strong>für</strong> die Präsidentschaft in <strong>2011</strong>, gemeinsam<br />

Stärke zu zeigen <strong>und</strong> miteinander Toleranz<br />

zu üben. Prof. Kohn will mit Prof. Pohlemann<br />

daran arbeiten, das gut funktionierende<br />

„Homburger Modell“ der Zusammenarbeit<br />

von Unfallchirurgen mit Orthopäden auf die<br />

gemeinsame <strong>Gesellschaft</strong> zu übertragen.<br />

Dr. Frank schließt mit einem Dank <strong>für</strong> die<br />

rege Beteiligung pünktlich die Sitzung.<br />

Berlin, 19.11.2010<br />

Dr. med. Daniel Frank<br />

Präsident DGOOC<br />

Prof. Dr. med. F. U. Niethard<br />

Generalsekretär DGOOC<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


DGOU-Logo <strong>für</strong> Mitglieder<br />

Seit Januar können DGOU-Mitglieder das<br />

Logo der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie in der Fassung<br />

„Mitglied DGOU“ nutzen. Das Logo kann zur<br />

Bekanntmachung der Mitgliedschaft <strong>für</strong> geschäftliche<br />

Korrespondenzen in r<strong>und</strong>er Form<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> Webseiten in viereckiger Form genutzt<br />

werden.<br />

Das neue Logo (jpeg) können Sie anfordern<br />

unter: office@dgou.de<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse der<br />

Zukunftswerkstatt<br />

„Über­ oder Unterversorgung in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie?“<br />

Dienstag, 30.11.2010, 13:00 – 22:00, Seminaris­Campus Hotel Berlin­Dahlem<br />

F. U. Niethard, H. Siebert<br />

Das <strong>für</strong> die dritte Zukunftswerkstatt der<br />

DGOU am 30.11.2010 gewählte Thema<br />

stand unter dem Eindruck aktueller Pressemitteilungen:<br />

Von der BARMER/GEK wurde<br />

eine Überversorgung in Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie postuliert, die sich vor allem<br />

im Bereich der Endoprothetik, aber auch der<br />

Wirbelsäulenchirurgie zeige. Andererseits<br />

wurde landesweit ein Ärztemangel beklagt,<br />

der auch die B<strong>und</strong>esregierung veranlasst<br />

hatte, einen Maßnahmenkatalog zur Behebung<br />

der Mangelsituation zu diskutieren.<br />

Zu viele Ärzte <strong>und</strong> Überversorgung einerseits<br />

oder Ärztemangel <strong>und</strong> Versorgungsengpässe<br />

andererseits galt es zu diskutieren.<br />

Niethard eröffnete das Seminar mit einem<br />

Faktencheck: Fakt ist, dass sich die Anzahl<br />

der Ärzte allein in den letzten 13 Jahren<br />

allein um 15 Prozent erhöht hat. Das Paradoxon<br />

des Ärztemangels bei steigenden<br />

Arztzahlen wird von der Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung durch die Entwicklung<br />

des medizinischen Fortschritts, den demografischen<br />

Wandel der Bevölkerung, die Feminisierung<br />

des ärztlichen Berufes <strong>und</strong> den<br />

allgemeinen Trend zur Arbeitszeitverkürzung<br />

erklärt. Was nun die Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie angeht, hat sich die Zahl berufstätiger<br />

Orthopäden seit 1970 versechsfacht,<br />

seit 1990 immerhin um ca. 40 Prozent<br />

erhöht. Die Zahl der berufstätigen Unfallchirurgen<br />

(incl. derjenigen mit Schwerpunkt<br />

oder Teilgebiet Unfallchirurgie) hat sich seit<br />

1990 mehr als verdoppelt. Daraus resultiert,<br />

dass Deutschland mit über 9 Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen pro 100.000 Einwohner<br />

eine der höchsten Arztdichten in diesem<br />

Bereich hinter Spanien <strong>und</strong> Italien mit<br />

sogar mehr als 12 pro 100.000 Einwohner<br />

besitzt. Die Niederlande dagegen haben in<br />

ihrem System eine Arztdichte von ca. 4 Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen pro 100.000<br />

Einwohner.<br />

Bei der Diskussion an drei Thementischen<br />

wurden schwerpunktmäßig spezielle Fragen<br />

des Hauptthemas diskutiert. Das Thema<br />

„Wieviele Ärzte (Orthopäden-Unfallchirurgen)<br />

braucht das Land? – Überlegungen<br />

zu einer Bedarfsplanung“ brachte Klarheit<br />

in den postulierten Ärztemangel. Es war<br />

allgemeine Auffassung, dass in Anbetracht<br />

der Zahlen über alle Fachgebiete kein Ärztemangel<br />

zu postulieren sei. Andererseits<br />

ist aber sektoral <strong>und</strong> auch in bestimmten<br />

Versorgungsbereichen eine Unter-, in anderen<br />

eine Überversorgung festzustellen.<br />

Die Unterversorgung hat sich in den<br />

Kliniken vor allem in der letzten Zeit bemerkbar<br />

gemacht, weil in Anbetracht der<br />

diversifizierten Versorgungsstrukturen (siehe<br />

Zukunftswerkstatt 2009) die Kliniken<br />

zum „Durchlauferhitzer“ würden. Bei konstantem<br />

Nachschub würden viele Ärzte<br />

bereits kurz nach der Facharztan erkennung<br />

mangels Perspektiven im Krankenhaus<br />

die Klinik wieder verlassen <strong>und</strong> sich in<br />

die Niederlassung begeben oder auch als<br />

Honorarärzte tätig werden. Der wegbrechende<br />

„Mittelbau“ kann daher nicht mit<br />

der notwendigen Geschwindigkeit ersetzt<br />

werden. Frei werdende Stellen werden nun<br />

zunehmend von Ärztinnen übernommen.<br />

Es ist jedoch bekannt, dass diese nur zwei<br />

Drittel der Lebensarbeitszeit erbringen, wie<br />

sie von Ärzten erwartet werden konnte. Daraus<br />

ergibt sich ein quantitativer Mangel an<br />

Ärzten.<br />

Darüber hinaus besteht ein Mangel an qualifizierten<br />

Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen,<br />

die in den Kliniken <strong>für</strong> schwerer wiegende<br />

Operationen <strong>und</strong> Tätigkeiten mit der notwendigen<br />

Erfahrung zur Verfügung stehen<br />

müssen. Der derzeit schnelle Durchlauf<br />

vieler Ärzte durch die Klinikweiterbildung<br />

mit damit einhergehendem geringeren Erfahrungsschatz<br />

macht ein Assessment notwendig,<br />

mit dem die Qualifikation der Ärzte<br />

<strong>für</strong> die Niederlassung im konservativen Bereich<br />

<strong>und</strong>/oder ihre selbständige operative<br />

Tätigkeit bewertet wird. Umfassende Weiterbildung<br />

wurde hier als Qualitätssicherungsinstrument<br />

erkannt <strong>und</strong> gewichtet.<br />

Es bestand Einvernehmen darin, dass vielfach<br />

der Weiterbildungskatalog mit seinen<br />

Anforderungen nicht mehr in voller Breite<br />

<strong>und</strong> Tiefe erbracht werden kann. Dies ergibt<br />

sich allein aus der deutlichen Zunah-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 77<br />

DGOU


DGOU<br />

78<br />

me der Arztzahl bei geringerem Anstieg der<br />

Leistungszahl. Wenn aber die zur Verfügung<br />

stehenden Operationen <strong>und</strong> Inhalte des<br />

Weiterbildungskataloges auf weniger Ärzte<br />

verteilt würden, dann müssten andere Arbeiten<br />

von medizinischem Assistenzpersonal<br />

(Physician Assistant, Controller, Dokumentationsassistenten)<br />

erbracht werden,<br />

die nicht direkt am Patienten tätig sind.<br />

Eine Rückführung der heute üblichen mannigfachen<br />

ärztlichen Tätigkeiten auf den eigentlichen<br />

Inhalt des Arztberufes ist daher<br />

dringlich. Diskutiert wurde auch, ob nicht<br />

mit der politisch auch beabsichtigten Aufwertung<br />

des Facharztes <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />

diese Facharztgruppe wieder ein chirurgisches<br />

Jahr abzuleisten hätte. Ein weiteres<br />

Modell geht von einer Y-förmigen Trennung<br />

innerhalb der Facharztschiene Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie aus. So könnten diejenigen<br />

Ärzte, die sich primär niederlassen<br />

wollten, nach vier Jahren in eine ausschließlich<br />

konservative Schiene einmünden. So<br />

würde es zu einer Anhebung der qualitativen<br />

Standards sowohl im konservativen<br />

als auch im operativen Bereich kommen.<br />

Abgelehnt wurde eine Steigerung der<br />

St<strong>und</strong>entenzahlen <strong>für</strong> die Humanmedizin.<br />

Von Schäfer aus der Ärztekammer Nordrhein<br />

konnte anschaulich demonstriert<br />

werden, wonach der derzeitige Bestand<br />

von 320.000 Ärzten durch 8.000 jährliche<br />

Approbationen bei 40 Arbeitsjahren aufrecht<br />

zu erhalten wäre. Diese Zahl entspricht<br />

ziemlich genau der derzeitigen Zahl<br />

der Staatsexamenskandidaten. Allerdings<br />

besteht keine Klarheit über den Verlust approbierter<br />

Ärzte auf dem weiteren Berufsweg.<br />

Dies gilt insbesondere <strong>für</strong> die chirurgischen<br />

Fächer, da diese nachweislich <strong>für</strong><br />

Frauen weniger attraktiv sind. Bedarfsanalyse<br />

ist also wichtig <strong>und</strong> muss von Fachgesellschaften<br />

<strong>und</strong> Ärztekammern gemeinsam<br />

auf den Weg gebracht werden.<br />

Einem Aspekt der regionalen Unterversorgung<br />

widmete sich das Thema „Pech<br />

gehabt! – Orthopädisch-unfallchirurgische<br />

Versorgung auf dem Land“. Diese Diskussionsr<strong>und</strong>e<br />

unter Teilnahme mehrerer<br />

Ärztevertreter aus den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

zeigte, dass es in einigen Regionen<br />

infolge der Verschlechterung der gesamten<br />

Infrastruktur kaum noch attraktiv ist,<br />

sich als Arzt nieder zu lassen oder auch im<br />

Krankenhaus zu arbeiten (Arbeitsplatz <strong>für</strong><br />

den Partner, Schul- <strong>und</strong> Freizeitmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Kinder etc.). Zusätzlich führt das<br />

demografische Profil in diesen Regionen zu<br />

einer Einschränkung der Einkommensmöglichkeiten.<br />

Die Strukturprobleme wurden<br />

zum Teil als gravierend beschrieben, weil<br />

z. B. eine Notfallversorgung nur noch über<br />

größere Entfernungen gewährleistet sei.<br />

Es bestand Einigkeit darin, dass gerade die<br />

Notfallversorgung subventioniert werden<br />

muss <strong>und</strong> dass da<strong>für</strong> politischer Handlungsbedarf<br />

besteht. Telemedizin <strong>und</strong> Telematik<br />

sind derzeit nicht in der Lage, diesem<br />

Versorgungsmangel entgegen zu steuern.<br />

Das Modell einer Vernetzung von niedergelassenen<br />

Fachärzten mit Kliniken sowie<br />

einem ambulanten Pflegedienst ,wie in<br />

Brandenburg seit einigen Monaten erprobt,<br />

könnte eine weitere, wenn auch nicht überall<br />

umsetzbare Alternative darstellen. Die<br />

Substitution ärztlicher Leistungen durch<br />

Ges<strong>und</strong>heitspersonal ist derzeit schon aus<br />

rein formal rechtlichen Gründen nicht umsetzbar.<br />

Die Gemeindeschwester (Projekt<br />

„Schwester Agnes“) kann jedoch gewisse<br />

Tätigkeiten als Delegationsleistung übernehmen<br />

<strong>und</strong> damit arztunterstützend eingesetzt<br />

werden.<br />

Auch die Anwerbung von Honorarärzten<br />

sei keine Lösungsmöglichkeit, weil diese<br />

sich auf die Gebiete der selektiven Endoprothetik<br />

<strong>und</strong> ähnlicher Verfahren konzentrieren<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung<br />

<strong>und</strong> insbes. den Notdienst kaum zu gewinnen<br />

seien. Ob es eines Tages notwendig sein<br />

sollte, in speziellen Regionen ein „Orthomobil“<br />

einzusetzen, zu dem orthopädischunfallchirurgisch<br />

Erkrankte <strong>und</strong> Verletzte<br />

transportiert werden müssen oder ob es<br />

sogar „flying doctors“ geben wird, blieb zunächst<br />

offen.<br />

Dem Thema der qualifizierten Weiterbildung<br />

widmete sich der Thementisch „Nachwuchsmangel<br />

– Weiterbildungsengpass:<br />

Nicht jeder Assistenzarzt muss Facharzt<br />

werden“. Ob ein Ärztemangel oder Ärzteüberschuss<br />

besteht, kann nach Meinung<br />

der Gruppe nie allein aus der derzeitigen<br />

Situation interpretiert werden, sondern<br />

muss die zukünftigen Entwicklungen der<br />

Demografie, aber auch normativer Faktoren<br />

der Versorgungsstrukturen berücksichtigen.<br />

So besteht die Notwendigkeit, die Sinnhaftigkeit<br />

<strong>und</strong> den Nutzen vieler Maßnahmen<br />

in der Medizin zu hinterfragen. Der langfristig<br />

zu ermittelnde Bedarf ärztlicher Versorgung<br />

muss daher auf die gesellschaftlich<br />

zu diskutierenden Bedürfnisse der Bevölkerung<br />

abgestimmt werden. Die Fachgesellschaften<br />

sollten daher dieses Thema<br />

vermehrt auch in die Öffentlichkeit hinein<br />

tragen.<br />

Kritisch hinterfragt wurde, ob nicht der<br />

Bedarf auch durch die Anbieter geschaffen<br />

wird nach dem Motto: wo ein MRT steht,<br />

muss es auch ausgelastet werden! Relevante<br />

Daten hierzu sind über die Kostenträger<br />

zu erhalten <strong>und</strong> werden unterschiedlich<br />

interpretiert. Deshalb sind auch hier die<br />

Fachgesellschaften mit Initiativen zur Ver-<br />

sorgungsforschung in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

gefragt.<br />

Ausführlich wurde das Modell Niederlande<br />

diskutiert. Ein Kollege aus den Niederlanden<br />

zeigte, wie dort der Ärztebedarf<br />

von Regierungsseite zusammen mit den<br />

Fachgesellschaften transparent geregelt<br />

wird. Wohl aber auch mit dem Ergebnis,<br />

dass sich so mancher niederländische Kollege<br />

im Nachbarland Deutschland weiterbildet.<br />

Auch in Großbritannien wird von<br />

Staatlicher Seite zusammen mit dem Royal<br />

College der Bedarf jährlich festgelegt. In<br />

beiden Ländern werden somit deutlich weniger<br />

Ärzte pro Klinik weitergebildet als in<br />

Deutschland, so dass die Qualität rein formal<br />

gesehen „schon deshalb deutlich besser<br />

ist“. Auf Deutschland lässt sich dieses<br />

Verfahren derzeit nicht umsetzen.<br />

Unter Berücksichtigung des demografischen<br />

Wandels werden sich in Zukunft<br />

viele akademische Fächer – zum Teil recht<br />

aggressiv – um die Gewinnung von Nachwuchs<br />

bemühen. Insofern sei auch <strong>für</strong> die<br />

Medizin <strong>für</strong> die Zukunft definitiv von einem<br />

Nachwuchsmangel auszugehen. Insofern<br />

sei auch <strong>für</strong> die nähere Zukunft ein „Weiterbildungsengpass“<br />

nicht zu erwarten.<br />

Die bestehenden Probleme könnten durch<br />

eine Entflechtung <strong>und</strong> Entschlackung der<br />

Weiterbildungskataloge gelöst werden.<br />

Länder, die eine stärkere Reglementierung<br />

der Weiterbildung vorweisen, würden dies<br />

aber mit einer latenten Unterversorgung<br />

ihrer Ges<strong>und</strong>heitssysteme mit Fachärzten<br />

einkaufen. Der auf der jeweiligen nationalen<br />

Ebene unbefriedigte Rest- <strong>und</strong> Spitzenbedarf<br />

würde durch Anwerbung von<br />

Fachärztinnen <strong>und</strong> Ärzten aus Nachbarländern<br />

<strong>und</strong> auch aus Entwicklungsländern<br />

gedeckt. Dies könne in Deutschland<br />

besser gelöst werden. Für eine wirklich<br />

freie, also medizinisch von Fremdeinflüssen<br />

unabhängige Berufsausübung ist die<br />

Qualifikation als Facharzt Voraussetzung,<br />

sei es in freier Praxis, wo eine Zulassung<br />

als Kassenarzt nicht anders erlangt werden<br />

kann, sei es als Angestellter im Krankenhaus,<br />

wo Krankenhäuser <strong>für</strong> die Leistungserbringung<br />

auf Facharztniveau entgolten<br />

werden. Auch der gesamtgesellschaftliche<br />

Aufwand <strong>für</strong> die höhere Schulbildung <strong>und</strong><br />

die Hochschulausbildung in Medizin ist<br />

nicht zu rechtfertigen, wenn sich dann keine<br />

abgeschlossene Facharztweiterbildung<br />

anschließt. Voraussetzung aber ist, dass<br />

die Arbeits- <strong>und</strong> Einkommensperspektiven<br />

nach Abschluss der Weiterbildung so gestaltet<br />

sind, dass kein Emigrationsanreiz<br />

<strong>für</strong> Fachärzte geschaffen <strong>und</strong> Deutschland<br />

zu seinen eigenen Lasten zum Reservoir<br />

zur Abdeckung von fachärztlichen Rest-<br />

<strong>und</strong> Spitzenbedarf seiner Nachbarländer<br />

wird.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Die abermals mit großem Engagement aller<br />

Beteiligten abgehaltene Zukunftswerkstatt<br />

der DGOU hat gezeigt, dass es nicht<br />

um eine Über- oder Unterversorgung, sondern<br />

um eine Über- <strong>und</strong> Unterversorgung<br />

in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie geht.<br />

Ein gravierender Ärztemangel besteht im<br />

Der letztjährige Ärztetag hat bekanntlich<br />

sämtliche Anträge zur Änderung der<br />

Weiterbildungsordnung – nicht nur die<br />

der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie – „zur<br />

weiteren Beratung“ an den Vorstand der<br />

B<strong>und</strong>esärztekammer verwiesen.<br />

Gr<strong>und</strong> genug, beim dritten Weiterbildungsforum<br />

der DGOU vom 2.3.<strong>2011</strong> zu<br />

fragen, was denn mit den Anträgen weiter<br />

geschieht <strong>und</strong> zu hören, wo die kammeraktiven<br />

Mitglieder „der Schuh besonders<br />

drückt“.<br />

Frau Dr. Annette Güntert, die <strong>für</strong> Weiterbildung<br />

zuständige Dezernatsleiterin der<br />

B<strong>und</strong>esärztekammer, zeigte sich dankenswerterweise<br />

bereit, Rede <strong>und</strong> Antwort zu stehen.<br />

Frau Dr. Güntert führte u. a. aus, dass<br />

der TOP Weiterbildungsordnung kraft Vorstandsbeschluss<br />

der BÄK auf der Tagesordnung<br />

jedes Ärztetages steht, in der Regel<br />

aber dort nur einzelne Änderungen erörtert<br />

<strong>und</strong> ggf. verabschiedet werden. Mit der<br />

nächsten gr<strong>und</strong>legenden Überarbeitung<br />

der Muster-Weiterbildungsordnung ist<br />

wohl erst 2015/16 zu rechnen.<br />

Jeder Änderungsantrag muss durch das<br />

sogen. zweistufige Normensetzungsverfahren,<br />

was mindestens 2 – 3 Jahre dauert,<br />

wenn der Antrag nicht irgendwo zur weiteren<br />

Bearbeitung oder wegen Ablehnung<br />

hängenbleibt.<br />

Besonders wichtig ist der B<strong>und</strong>esärztekammer,<br />

in der nächsten Novellierung die<br />

Richtzahlen zu vermindern.<br />

Eine gewisse Skepsis gegenüber der Einführung<br />

weiterer Zusatzweiterbildungen<br />

ließ sich aus Frau Dr. Günterts Bemerkung<br />

entnehmen, dass der Trend zu immer mehr<br />

Qualifikationen <strong>für</strong> immer weniger Köpfe<br />

gehe. Sie plädierte stattdessen <strong>für</strong> die ent-<br />

Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie bisher<br />

nicht. Die Feminisierung der Medizin in der<br />

studentischen Ausbildung, die Kliniken als<br />

„Durchlauferhitzer“ <strong>und</strong> die veränderten<br />

Versorgungsstrukturen lassen jedoch in<br />

Kürze Veränderungen erwarten. Dem vorzubeugen,<br />

ist mehr denn je eine Aufgabe auch<br />

Bericht vom 3. Weiterbildungs-Forum<br />

Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

„Quo vadis Weiterbildung Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie 2020“<br />

J. Arndt<br />

sprechende Kenntnisvermittlung durch neu<br />

einzuführende Kurse u. ä., ohne die WBO zu<br />

ändern.<br />

Prof. Siebert schlug vor, dass die BÄK <strong>und</strong><br />

die Fachgesellschaften gemeinsam Zertifikate<br />

zur Weiterqualifikation in bestimmten<br />

Inhalten vergeben könnten; damit könnte<br />

man ohne langwierige Änderung der WBO<br />

auf neue Entwicklungen reagieren <strong>und</strong> die<br />

Qualität sichern helfen. Dr. Güntert signalisierte<br />

die Offenheit der BÄK <strong>für</strong> solche Projekte<br />

<strong>und</strong> bemerkte, dass so etwas schon<br />

vereinzelt praktiziert werde. Sie bot an, konkrete<br />

Pläne mit der DGOU zu besprechen.<br />

Auch der Weg, solche Zertifikate mit einzelnen<br />

Landesärztekammern zu vereinbaren,<br />

ist ihrer Auskunft nach gangbar; sofern sich<br />

eine kritische Masse von Ärztekammern daran<br />

beteiligt (3 – 4, besser 6) bestände gute<br />

Aussicht, dass dies <strong>für</strong> alle Ärztekammern<br />

durchgesetzt werden könne.<br />

Breiten Raum nahm die Diskussion über<br />

Bestrebungen von einzelnen Vertretern der<br />

Allgemeinchirurgie ein, unfallchirurgische<br />

Inhalte in die Weiterbildung zum Allgemeinchirurgen<br />

zurück zu holen. Diese Diskussion<br />

war mit der „Nichtbehandlung“ der<br />

Weiterbildungsnovellierung beim Ärztetag<br />

in Dresden entstanden, wonach die Fächer<br />

Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie zu einem<br />

gemeinsamen Fach zusammengelegt werden<br />

sollten. Bei Annahme des Antrages hätte<br />

sich eine Zweiteilung der chirurgischen<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung in Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie<br />

einerseits <strong>und</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie andererseits ergeben.<br />

Die Gegner des Antrages argumentieren,<br />

dass dadurch die chirurgische Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

in zahlreichen Kliniken gefährdet<br />

würde. Entsprechende Zahlen aus<br />

der Fachgesellschaften. Dies anzupacken,<br />

ist die DGOU angetreten.<br />

Prof. Dr. med. F. U. Niethard<br />

Generalsekretär DGOU<br />

Prof. Dr. med. H. Siebert<br />

Stellv. Generalsekretär DGOU<br />

Westfalen-Lippe, die dies belegen sollen,<br />

widersprechen dabei den Ergebnissen einer<br />

b<strong>und</strong>esweiten Erhebung über die Anzahl<br />

der ungeteilten <strong>und</strong> geteilten Kliniken, die<br />

Prof. Lob u. a. in den DGU-<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Nachrichten</strong> veröffentlicht hat (siehe Nr. 59,<br />

S. 83 – 86). Entsprechend wurde gefordert,<br />

solche Erhebungen in mehreren B<strong>und</strong>esländern<br />

anzustellen, um ein repräsentativeres<br />

Bild zu erhalten. Ein entsprechender schriftlicher<br />

Vorschlag des Generalsekretärs der<br />

DGU, Professor Siebert, ist in der Zwischenzeit<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer zugegangen.<br />

In der Diskussion wurde die besondere<br />

Verantwortung der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

<strong>für</strong> diesen Bereich hervorgehoben. Es wurde<br />

die Be<strong>für</strong>chtung geäußert, dass die Öffnung<br />

der Versorgung muskuloskelettaler Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> Verletzungen durch die Allgemeinchirurgie<br />

<strong>und</strong> damit eine unhaltbare<br />

Überversorgung drohe.<br />

Von den kammeraktiven Mitgliedern<br />

wurde zudem bezweifelt, dass die notwendige<br />

Kompetenz <strong>für</strong> das breit aufgestellte<br />

Fach Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie in<br />

24 – 48 Monaten einer allgemeinchirurgischen<br />

Weiterbildung erworben werden<br />

könne. Dies sei schlechterdings mit den<br />

Qualitätsansprüchen nicht vereinbar.<br />

Bezüglich der Gr<strong>und</strong>versorgung wurde<br />

auf Bayern verwiesen, wo sich die Krankenhauslandschaft<br />

durch den Zusammenschluss<br />

verschiedener Kliniken der Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

bereits erheblich bereinigt hätte.<br />

Hier hätten die Kliniken selbst Schwerpunkte<br />

gebildet, die auch mühelos mit einer zweigeteilten<br />

Gr<strong>und</strong>versorgung von Allgemein-<br />

<strong>und</strong> Viszeralchirurgie bzw. Orthopädie- <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie vereinbar seien. Eine solche<br />

Umstrukturierung ist gerade auch in bevölkerungsdichten<br />

Regionen sinnvoll.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 79<br />

DGOU


DGOU<br />

80<br />

Über die Zusatzweiterbildung Spezielle<br />

Orthopädische Chirurgie bestand weitgehend<br />

Konsens, dass diese Zusatzweiterbildung<br />

gerade auch <strong>für</strong> Mitarbeiter kleinerer<br />

Einrichtungen mit dieser speziellen Ausrichtung<br />

nötig sei. Allerdings scheinen im<br />

Vergleich zur Speziellen Unfallchirurgie nur<br />

wenige diese Bezeichnung zu erwerben.<br />

Eine weitere intensive Diskussion war der<br />

vor einem Jahr wegen zahlreicher Widerstände<br />

zurück gezogenen Zusatzweiterbildung<br />

Spezielle konservative Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie gewidmet. Während<br />

einige Vertreter aus dem niedergelassenen<br />

Bereich der Meinung waren, dass die Facharztweiterbildung<br />

nicht noch einmal unnötig<br />

verlängert werden solle, wurde aus dem<br />

Bereich der konservativen Kliniken der Qualifikationsbedarf<br />

<strong>für</strong> leitende Kräfte deutlich<br />

gemacht.<br />

Weiterhin wurde über das Problem des<br />

Fachgeb<strong>und</strong>enen Röntgens diskutiert, wobei<br />

einmal mehr deutlich wurde, wie unterschiedlich<br />

die Vorschriften <strong>und</strong> Handhabungen<br />

in den einzelnen Bezirken sind.<br />

So berichtete Dr. Botzlar, dass in Bayern die<br />

Zusatzweiterbildung Röntgen zeitlich parallel<br />

zur Weiterbildung absolviert werden<br />

könne; hierzu bedürfe es einer Bestätigung<br />

des WB-Beauftragten <strong>und</strong> einer 30minütigen<br />

Prüfung durch zwei Radiologen bzw.<br />

einen Radiologen <strong>und</strong> einen Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen.<br />

Dr. Kleinstäuber kündigte an, dass auch<br />

Niedersachsen die Einführung des Berliner<br />

Modells diskutieren werde, favorisierte aber<br />

das Zurückholen ins Fach.<br />

In Mecklenburg-Vorpommern, so Dr.<br />

Schi manke, sei allein der Sach- <strong>und</strong> Fachk<strong>und</strong>enachweis<br />

wichtig, dann werde die Berechtigung<br />

ohne Prüfung vergeben.<br />

Es nahmen am Forum teil:<br />

Joachim Arndt (DGOU-Geschäftsstelle), Prof.<br />

Dr. Felix Bonnaire (Dresden), Dr. Andreas Botzlar<br />

(Planegg-Martinsried), Prof. Dr. Karsten<br />

Dreinhöfer (Berlin), Prof. Dr. Georg Gosheger<br />

(Münster), Prof. Dr. Reiner Gradinger (München),<br />

Dr. Annette Güntert (B<strong>und</strong>esärztekammer),<br />

Dr. Hansjörg Heep (Essen), Dr. Georg<br />

Holfelder (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Christoph<br />

Josten (Leipzig), Dr. Philippe-Maurice Jumel<br />

(Mosbach), Prof. Dr. Bernd Kladny (Herzogenaurach),<br />

Dr. Uto Kleinstäuber (Hannover),<br />

Prof. Dr. Dieter Kohn (DGOOC-Präsident,<br />

Stellv. DGOU-Präsident, Homburg/Saar), Dr.<br />

Hermann Locher (Tettnang), Helmut Mälzer<br />

(Präsident des BVOU, Berlin), Dr. Hans Dieter<br />

Matthiessen (Dortm<strong>und</strong>), Dr. Wolfgang-Otto<br />

Miller (Leinfelden-Echterdingen), Prof. Dr.<br />

Christof A. Müller (Karlsruhe), Prof. Dr. Fritz<br />

Uwe Niethard (Generalsekretär von DGOU<br />

<strong>und</strong> DGOOC, Aachen), Dr. Andreas Pingsmann<br />

(Berlin), Prof. Dr. Tim Pohlemann (Präsident<br />

von DGOU <strong>und</strong> DGU, Homburg/Saar), Prof. Dr.<br />

Michael-J. Polonius (Vorsitzender der gemeinsamen<br />

chirurgischen Weiterbildungskommission,<br />

Berlin), Prof. Dr. Maximilian Rudert<br />

(Stellv. Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong><br />

Weiterbildungsfragen der DGOU, Würzburg),<br />

Dr. Wilfried Schimanke (Rostock), Dipl.-Med.<br />

Frank-Ullrich Schulz (Brandenburg), Prof. Dr.<br />

Hartmut R. Siebert (Generalsekretär der DGU,<br />

stellv. Generalsekretär der DGOU, Schwäbisch<br />

Hall), PD Dr. Rolf Skripitz (Rostock), Prof. Dr. Rüdiger<br />

Smektala (Bochum), Prof. h.c. Dr. Almut<br />

Tempka (Leiterin des Ausschusses <strong>für</strong> Fort-<br />

<strong>und</strong> Weiterbildungsfragen der DGOU, Berlin),<br />

PD Dr. Michael Wenzl (Ingolstadt).<br />

Prof. Josten führte aus, dass in Sachsen die<br />

Handhabung ähnlich wie in Mecklenburg-<br />

Vorpommern sei; die ÄK Sachsen beziehe<br />

sich auf die Präambel der WBO, in der das<br />

Röntgen als Teil der WB erwähnt ist, daher<br />

sehe er keinen Änderungsbedarf.<br />

Dr. Locher wies darauf hin, dass in Baden-Württemberg<br />

die WB-Berechtigung<br />

erhalten werden könne, so dass zumindest<br />

eine teilradiologische Weiterbildung möglich<br />

bleibe. In NRW ist sei dies leider nicht<br />

möglich.<br />

Kurz diskutiert wurde auch eine neu einzuführende<br />

Zusatzweiterbildung Notfallmedizin<br />

<strong>und</strong> eine ebenso neu einzuführende<br />

Zusatzweiterbildung Infektiologie, nachdem<br />

das neue Hygiene-Gesetz dies speziell<br />

<strong>für</strong> die chirurgischen Fächer als notwendig<br />

erscheinen lässt.<br />

Zum Abschied bedankte sich die Leitung<br />

des DGOU-Ausschusses <strong>für</strong> Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsfragen,<br />

Frau Prof. h.c. Dr. Almut<br />

Tempka (Berlin) <strong>und</strong> Prof. Dr. Maximilian Rudert<br />

(Würzburg), bei den Anwesenden.<br />

Die Teilnehmer – <strong>und</strong> natürlich auch die<br />

Leserin <strong>und</strong> der Leser dieses Berichtes – sind<br />

gebeten, Änderungen von Weiterbildungsregelungen<br />

oder Probleme vor Ort der Geschäftsstelle<br />

zur Kenntnis zu bringen.<br />

Sollten Sie, werte Frau Leserin, werter<br />

Herr Leser, trotz Ihrer Mitarbeit in Weiterbildungsgremien<br />

Ihrer Kammer keine Einladung<br />

erhalten haben, wäre die DGOU<br />

ebenfalls <strong>für</strong> eine kurze Nachricht an die<br />

Geschäftsstelle dankbar.<br />

Dipl. Pol. Joachim Arndt<br />

Geschäftsstellenleiter<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />

Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />

E-Mail: office@dgu-online.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Entwicklung <strong>und</strong> Perspektiven der<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung in O <strong>und</strong> U<br />

I. Marzi, S. Flohé<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagenforschung gewinnt derzeit<br />

in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

enorm an Bedeutung. Die ehemalige „Feierabendforschung“<br />

ist heute nicht mehr<br />

konkurrenzfähig <strong>und</strong> kann die moderne<br />

Methodik der Forschung insbesondere auf<br />

dem Gebiet der Molekular- <strong>und</strong> Zellbiologie<br />

nicht mehr gewährleisten. Daher hat sich<br />

die Mehrzahl der unfallchirurgischen <strong>und</strong><br />

orthopädischen Kliniken zu einer Professionalisierung<br />

ihrer Forschung entschieden.<br />

Dies ist an dem deutlichen Zuwachs von<br />

Forschungsprofessuren in Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie zu erkennen. Darüber<br />

hinaus verfügen jedoch auch zahlreiche<br />

unfallchirurgische Kliniken über eigene<br />

Forschungslabore mit professionellen Forschern,<br />

die meist nicht formal als Professur<br />

berufen sind. Daher bestehen <strong>für</strong> Assistenzärztinnen<br />

<strong>und</strong> -ärzte <strong>und</strong> Fachärztinnen<br />

<strong>und</strong> -ärzte wie auch <strong>für</strong> Wissenschaftler/<br />

Innen <strong>und</strong> Doktoranden/Doktorandinnen<br />

mittlerweile gute, teilweise hervorragende<br />

Forschungsmöglichkeiten, um ihre wissenschaftliche<br />

Karriere auch auf international<br />

konkurrenzfähigem Niveau zu realisieren.<br />

Die Forschungsaktivitäten der Unfallchirurgie<br />

waren bisher im Wesentlichen im Netzwerk<br />

Experimentelle Unfallchirurgie (NEU)<br />

zusammengefasst, in dem die einzelnen<br />

Schwerpunkte der unfallchirurgischen Kliniken<br />

im Rahmen einer Methodenmatrix<br />

dezidiert aufgeführt wurden (1). Diese ist<br />

seinerzeit von Prof. Meenen <strong>und</strong> Prof. Neugebauer<br />

<strong>für</strong> das NEU erstellt worden <strong>und</strong><br />

diente zahlreichen Kliniken zur Etablierung<br />

von überwiegend bilateralen Forschungskooperationen.<br />

Auf der anderen Seite besteht auf dem muskuloskelettalen<br />

Forschungsgebiet eine erhebliche<br />

Überlappung mit orthopädischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagenlabors, die schon seit längerem<br />

in fest etablierten Netzwerkstrukturen organisiert<br />

sind. Vor allem auf dem Gebiet<br />

der Stammzellforschung, der Knorpelregeneration,<br />

der Biomechanik <strong>und</strong> des Tissue<br />

Engineerings bestehen vielfältige Überschneidungen,<br />

wobei festzuhalten ist, dass<br />

es hier inzwischen selbstverständlich schon<br />

Kooperationsprojekte zwischen einzelnen<br />

Forschungslaboren <strong>und</strong> Kliniken gibt.<br />

Die Forschung in der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> orthopädische<br />

Chirurgie war – strukturell anders als in der<br />

DGU – im Rahmen eines Vereins <strong>für</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

organisiert mit eigenem<br />

Mitgliedsbeitrag <strong>und</strong> eigener Satzung.<br />

Diese Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />

DGOOC wie auch der Wissenschaftsausschuss<br />

der DGU (Leiter: Prof. Marzi, Stellvertreter:<br />

Prof. Flohé) haben in den letzten<br />

Jahren im Rahmen der Zusammenführung<br />

der Fächer Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

im Rahmen der DGOU nach mehreren Vorgesprächen,<br />

Kontakten <strong>und</strong> Standortbestimmungen<br />

letztlich einen Fahrplan zur<br />

gemeinsamen Organisation der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

innerhalb der DGOU erarbeitet.<br />

Neue Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOU e. V.<br />

Die neue Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />

DGOU wurde am 26.10.2010 im Rahmen<br />

der Mitgliederversammlung gegründet.<br />

Die Satzung der neuen Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOU e. V. ist als Anhang<br />

dieser Mitteilung mit ausgedruckt <strong>und</strong> auf<br />

der Internetseite der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

abzurufen, wobei diese Website<br />

derzeit noch aktualisiert werden muss. Einige<br />

Aktualisierungen der Website sind derzeit<br />

in Arbeit (3).<br />

Die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />

DGOU ist eine basisorientierte Mitgliedgesellschaft<br />

mit einem Jahresbeitrag von 20<br />

€, deren Mitgliedschaft auch <strong>für</strong> nichtärztliche<br />

Akademiker offen ist. Die Mitgliederversammlung<br />

wählt einen 1. <strong>und</strong> 2.<br />

Vorsitzenden, einen Schriftführer, einen<br />

Schatzmeister sowie zwei Beisitzer. 1. <strong>und</strong><br />

2. Vorsitzender wechseln nach einem Jahr,<br />

die Mitglieder sind alle <strong>für</strong> zwei Jahre gewählt.<br />

Auf der Mitgliederversammlung am<br />

26.10.2010 wurden als 1. Vorsitzender Prof.<br />

Windhagen, Hannover, <strong>und</strong> als 2. Vorsitzender<br />

Prof. Marzi, Frankfurt/Main, gewählt,<br />

Schatzmeister ist Prof. Nöth, Würzburg,<br />

Schriftführer Prof. Schwarz, Mannheim, <strong>und</strong><br />

Beisitzer sind Prof. Madry, Homburg/Saar,<br />

<strong>und</strong> Prof. Flohé, Düsseldorf.<br />

Netzwerkstruktur innerhalb der<br />

Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />

DGOU<br />

Die Forschungsaktivitäten der bisherigen<br />

Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOOC<br />

waren im Wesentlichen in den Netzwerken<br />

MSB-Net (Netzwerk Muskuloskelettale<br />

Biomechanik) <strong>und</strong> NRO-Netzes (Netzwerk<br />

Regenerative Orthopädie) inkl. eines<br />

Stammzellnetzwerkes organisiert. Diese<br />

Netzwerke der DGOOC hatten sich intern<br />

zertifiziert, um einen internen Standard zu<br />

gewährleisten <strong>und</strong> werden von der DGOOC<br />

regelmäßig finanziell unterstützt (3).<br />

Das Netzwerk NEU der DGU wurde nun als<br />

drittes Netzwerk in die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOU aufgenommen <strong>und</strong><br />

stellt die Basis <strong>für</strong> die Trauma-relevanten<br />

Themen innerhalb dieser Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOU dar.<br />

Neuausrichtung des Netzwerkes NEU<br />

Das bisherige Netzwerk NEU der DGU besteht<br />

aus unfallchirurgischen Forschungslabors<br />

mit Aktivitäten sowohl auf dem Gebiet<br />

der Schockforschung <strong>und</strong> der Polytraumaforschung<br />

wie auch der Knochen- <strong>und</strong> Knorpelforschung.<br />

Diese Aktivitäten, vor allem<br />

auf dem Gebiet der Biomechanik, der Knorpel-<br />

<strong>und</strong> der Knochenforschung überlappen<br />

sich jedoch teilweise mit den Forschungsaktivitäten<br />

des MSB-Net <strong>und</strong> NRO-Netzes. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e wurde im Wissenschaftsausschuss<br />

der DGU vorgeschlagen, dass sich<br />

das Netzwerk NEU umorientiert, so dass es<br />

im Wesentlichen die Aspekte der Polytraumaforschung,<br />

Inflammation, Sepsis <strong>und</strong><br />

Weichteilschäden adressieren soll, während<br />

sich die Forschungsaktivitäten, die mit den<br />

Netzwerken MSB <strong>und</strong> NRO überlappen, sich<br />

gemeinsam zur Bündelung der Ressourcen<br />

weiterentwickeln sollen.<br />

Diese Neuorientierung wurde im Wissenschaftsausschuss<br />

der DGU, der DGOU sowie<br />

im Rahmen der Sitzung des Netzwerkes<br />

NEU i. S. einer Gründungssitzung des Netzwerkes<br />

Traumaforschung am 28.10.2010 im<br />

ICC in Berlin ausführlich diskutiert. Im Rah-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 81<br />

DGOU


DGOU<br />

82<br />

Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU e. V.<br />

MSB-Netz NRO<br />

Muskuloskeletale<br />

Biomechanik<br />

men dieser vom Wissenschaftsausschuss<br />

moderierten Gründungssitzung des Netzwerkes<br />

Traumaforschung innerhalb der<br />

Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU<br />

e. V. wurden Prof. Dr. Markus Huber-Lang,<br />

Ulm, als Sprecher <strong>und</strong> Frau PD Dr. rer. nat.<br />

Stefanie Flohé, Essen, als stellvertretende<br />

Sprecherin gewählt.<br />

Es wurde abgesprochen eine erste Netzwerktagung<br />

auf der Reisensburg zu organisieren,<br />

bei der die ersten Projekte <strong>und</strong><br />

Vernetzungen konkretisiert werden. Diese<br />

erste Tagung des Netzwerkes Traumaforschung<br />

innerhalb der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOU e. V. findet nun<br />

auf Schloss Reisensburg, Günzburg, vom<br />

24. – 26.02.<strong>2011</strong> statt.<br />

Aus diesen neu orientierten Aktivitäten ergibt<br />

sich nun die neue Struktur der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

in der DGOU in Verbindung<br />

mit der DGU <strong>und</strong> DGOOC (� Abb. 1).<br />

Die Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung deckt somit<br />

die Gr<strong>und</strong>lagenforschung auf dem gemeinsamen<br />

Gebiet der Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

Orthopädie ab. Sie besteht aus den Netzwerken<br />

MSB: Muskuloskeletale Biomechanik<br />

NRO: Netzwerk Regenerative Orthopädie<br />

NEU: Netzwerk Experimentelle Unfallchirurgie:<br />

Traumaforschung<br />

Die Aktivitäten der breit gefächerten<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung in der Unfallchirurgie<br />

werden sich demnach in Zukunft zur<br />

Regeneration<br />

Stammzelltherapie<br />

Knorpel<br />

Knochen<br />

NEU<br />

Traumaforschung<br />

Polytrauma<br />

Schock<br />

Gewebeschaden<br />

Abb. 1 Struktur der Gr<strong>und</strong>lagenforschung in Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie in Deutschland<br />

besseren interdisziplinären Forschung, zur<br />

Vernetzung, zur Methodenoptimierung <strong>und</strong><br />

vor allem auch zur gemeinsamen Antragstellung<br />

<strong>und</strong> Gewinnung von Fördermitteln<br />

folgendermaßen aufteilen:<br />

Zeitachse <strong>und</strong> Ziele ab <strong>2011</strong><br />

1. Sektionstreffen des Netzwerkes Traumaforschung<br />

vom 24.-26.2.<strong>2011</strong> auf der Reisensburg<br />

2. Gemeinsames Treffen der 3 Netzwerke<br />

der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der<br />

DGOU e. V. am 16.6.<strong>2011</strong> in Münster (Organisation<br />

Prof. Windhagen, Hannover)<br />

3. Treffen des Netzwerkes MSB-Net am<br />

17.06.<strong>2011</strong> in Münster<br />

4. Treffen des Netzwerkes NRO<br />

Nach dieser gr<strong>und</strong>legenden Strukturierung<br />

<strong>und</strong> Fokussierung der Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

in der Unfallchirurgie bitten wir alle<br />

an der Forschung interessierten Mitglieder,<br />

sich dort einzubringen.<br />

In dieser Hinsicht ist es von übergeordneter<br />

Bedeutung, dass sich die forschungsaktiven<br />

Mitglieder, Laborleiter<br />

<strong>und</strong> Klinikdirektoren als Mitglieder in der<br />

Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU<br />

e. V. anmelden (www.ortho-platform.de/<br />

gr<strong>und</strong>lagen forschung/mitgliedsantrag.<br />

shtml). Dieser Mitgliedsantrag kann auch<br />

mit dem in diesen MuN gedruckten Anmeldeformular<br />

erfolgen.<br />

Ein aktives Einbringen der unfallchirurgischen<br />

Universitätskliniken in die o.g.<br />

Netzwerke wäre sehr wünschenswert. Nur<br />

über eine koordinierte <strong>und</strong> umfassende Forschungsaktivität<br />

ist die erforderliche Wahrnehmung<br />

durch die Förderorganisationen<br />

(z. B. BMBF, DFG) zu erwarten. Dies ist die<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Ausschreibung <strong>und</strong><br />

Förderung unfallchirurgischer <strong>und</strong> orthopädischer<br />

wissenschaftlicher Projekte. Wir gehen<br />

davon aus, dass diese Fokussierung <strong>und</strong><br />

Strukturierung ein klares Signal <strong>für</strong> eine<br />

hoch professionelle gr<strong>und</strong>lagenorientierte<br />

Forschung auf dem Gebiet der Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie darstellt.<br />

Abschließend möchten wir dem ehemaligen<br />

Vorstand der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

der DGOOC e. V., Frau Prof. Richter <strong>und</strong> die<br />

Herren Prof. Windhagen, Prof. Schwarz <strong>und</strong><br />

Prof. Nöth, sowie den Mitgliedern <strong>für</strong> die hervorragende<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Kooperation<br />

im Rahmen der Neuausrichtung der gemeinsamen<br />

Gr<strong>und</strong>lagenforschung danken.<br />

Für die Mitglieder des Wissenschaftsausschusses<br />

der DGU<br />

Literatur<br />

1 www.dgu-online.de/de/unfallchirurgie/neu/<br />

index.jsp<br />

2 Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung: www.ortho-<br />

plat form.de/gr<strong>und</strong>lagenforschung/forschungsnetz<br />

werk.shtml<br />

3 www.ortho-platform.de/gr<strong>und</strong>lagenforschung/<br />

forschungsnetzwerk.shtml<br />

Prof. Dr. med. Ingo Marzi<br />

Leiter des Wissenschaftsausschusses der DGU<br />

Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong><br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum der Goethe-Universität<br />

Frankfurt<br />

Theodor-Stern-Kai 7<br />

60590 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 0 69 / <strong>63</strong> 01 61 23<br />

Fax : 0 69 / <strong>63</strong> 01 64 39<br />

E-Mail: marzi@trauma.uni-frankfurt.de<br />

Prof. Dr. med. Sascha Flohé<br />

Stellvertretender Leiter des<br />

Wissenschaftsausschusses der DGU<br />

Stellvertretender Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Universitätsklinikum Düsseldorf<br />

Moorenstrasse 5<br />

40225 Düsseldorf<br />

Tel.: 02 11 / 810 44 01 44 07<br />

E-Mail: Sascha.Flohe@med.uni-duesseldorf.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

Aufnahmeantrag<br />

Name: Vorname:<br />

Geburtstag: Berufsbezeichnung:<br />

Anschrift:<br />

Telefon: Fax:<br />

E-Mail-Adresse:<br />

Schwerpunkte bisheriger Forschung:<br />

Interesse an Mitarbeit im Netzwerk<br />

❑ MSB<br />

❑ NRO<br />

❑ NEU<br />

Hiermit beantrage ich die ordentliche Mitgliedschaft in der Sektion Gr<strong>und</strong>lagenforschung der DGOU e. V.<br />

zum<br />

Gleichzeitig verpflichte ich mich, den Jahresbeitrag in Höhe von 20 Euro zu zahlen.<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 83<br />

DGOU


DGOU<br />

84<br />

Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong><br />

fachbezogene Fragen der DGOU<br />

R. Hoffmann, D. Kohn, A. Bonk<br />

Der Ausschuss Versorgungs- <strong>und</strong> fachbezogene<br />

Fragen wurde auf dem <strong>Deutsche</strong>n<br />

Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

2009 gegründet. Er gliedert sich in verschiedene<br />

Arbeitskreise, welche spezielle<br />

Themen selbständig bearbeiten. Dreimal<br />

jährlich findet ein Treffen der Arbeitskreisleiter<br />

statt, in dem die Ergebnisse der Arbeitskreise<br />

präsentiert <strong>und</strong> diskutiert werden.<br />

Weitere Themen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

werden hier erörtert <strong>und</strong> gegebenenfalls<br />

neue Arbeitskreise gegründet.<br />

Das letzte Treffen der Arbeitskreisleiter<br />

fand am 21.01.<strong>2011</strong> in Mörfelden statt.<br />

Arbeitskreis ambulante <strong>und</strong> stationäre<br />

Versorgungsstrukturen<br />

Das erarbeitete Positionspapier zu den Honorarärzten<br />

liegt den Vorständen derzeit<br />

zur Bearbeitung vor <strong>und</strong> soll hiernach publiziert<br />

werden.<br />

Dr. Frank/Leverkusen berichtete über<br />

Bestrebungen, den Honorararzt als dritte<br />

Säule neben den Niedergelassenen <strong>und</strong> den<br />

Klinikern zu etablieren. Die BÄK steht dem<br />

Thema „Honorarärzte“ eher positiv gegenüber.<br />

Über die Problematik, dass Honorarärzte<br />

von den Klinikverwaltungen als Sach- <strong>und</strong><br />

nicht als Personalkosten gerechnet werden<br />

<strong>und</strong> die sich hieraus ergebenden Probleme<br />

wurde berichtet.<br />

Problematisch scheint darüber hinaus,<br />

dass bislang nur eine Zurechnung zu einem<br />

Fachgebiet erfolgt, so dass Honorarärzte<br />

auch z. B. in einer Allgemeinchirurgischen<br />

Klinik orthopädisch/unfallchirurgische Eingriffe<br />

durchführen können <strong>und</strong> so diese<br />

Abteilungen etwaige Mindestmengen erfüllen.<br />

Alles findet im Gebiet Chirurgie statt<br />

<strong>und</strong> ist damit erlaubt. So könnten – dieser<br />

Argumentation folgend – orthopädischunfallchirurgische<br />

Kliniken z. B. durch allgemein-/visceralchirurgische<br />

Honorarärzte<br />

Leistenhernien u. ä. operieren lassen.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Rentenversicherung überprüft<br />

derzeit, ob im Falle einer Honorararzttätigkeit<br />

nicht eine Scheinselbständigkeit<br />

vorliegt <strong>und</strong> wird gegebenenfalls Sozialversicherungsbeiträge<br />

nachfordern. Dies wäre<br />

<strong>für</strong> die Kliniken unattraktiv.<br />

Das Thema erscheint nach wie vor hochbrisant,<br />

so dass hierzu eine Sitzung auf dem<br />

DKOU <strong>2011</strong> geplant wird.<br />

Arbeitskreis Berufschancen Spezielle<br />

orthopädische Chirurgie <strong>und</strong> Spezielle<br />

Unfallchirurgie<br />

Bei der Sitzung im Januar wurden die Ergebnisse<br />

der ersten Umfrage präsentiert.<br />

78 Kliniken konnten erreicht werden, 96<br />

Bögen gelangten zur Auswertung. Die Auswertung<br />

im Einzelnen wird publiziert werden.<br />

Dr. Bonk/Frankfurt <strong>und</strong> Dr. Schmidt/Berlin<br />

arbeiten derzeit an einer analogen Umfrage<br />

unter Speziellen Unfallchirurgen. Ein<br />

erster Entwurf liegt bereits vor. Dieser wird<br />

im AK nochmals abgestimmt <strong>und</strong> dann versandt.<br />

Eine Annäherung des AK an den Weiterbildungsausschuss<br />

wird erwogen.<br />

Arbeitskreis BG Heilverfahren<br />

Die Änderungen des bg-lichen Heilverfahrens<br />

im ambulanten Bereich sind bereits<br />

geregelt. Derzeit überarbeitet eine AG der<br />

DGUV die Rahmenbedingungen <strong>für</strong> den stationären<br />

Bereich. Das VAV wird neu geregelt.<br />

Voraussichtlich wird die Zahl der VAV-zugelassenen<br />

Kliniken auf etwa die Hälfte reduziert<br />

werden. Ein SGB VII-Traumanetzwerk<br />

mit 60 – 70 Traumazentren in Anlehnung an<br />

das Traumanetzwerk ist geplant. Besondere<br />

Aspekte (Mindestmengen, Qualitätsprofile,<br />

Frührehabilitation, Rehamanagement etc.)<br />

werden eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Arbeitskreis Physician Assistent (CTA)<br />

Am 20.01.<strong>2011</strong> fand ein Treffen der Dozenten<br />

<strong>und</strong> Mentoren an der Steinbeis-<br />

Hochschule in Berlin statt.<br />

Derzeit bieten zwei weitere Hochschulen<br />

ein Studium zum Physician Assistant<br />

an, wenn auch ohne die Spezialisierung im<br />

Fach O/U. Dies sind neben der Steinbeis-<br />

Hochschule Berlin die Duale Hochschule<br />

Baden-Württemberg in Karlsruhe <strong>und</strong> die<br />

Mathias-Hochschule in Rheine.<br />

Bislang ist die DGOU Vorreiter mit dem<br />

Angebot der Spezialisierung. Die Fachgesellschaften<br />

DGÄPC <strong>und</strong> DGTHG streben<br />

eine vergleichbare Spezialisierung an <strong>und</strong><br />

haben dahingehend Kontakt mit der Steinbeis-Hochschule<br />

aufgenommen.<br />

Im aktuellen Semester gibt es im Februar<br />

einen Engpass, so dass Bonk die Mitglieder<br />

des Ausschusses gebeten hat, zwei Tage Seminarunterricht<br />

an der Hochschule zu übernehmen.<br />

Eine Mail mit den genauen Terminen<br />

<strong>und</strong> Themen wird an die Ausschussmitglieder<br />

versandt werden.<br />

Das nächste Semester startet im Oktober<br />

<strong>2011</strong>.<br />

Berufspolitisch wird das PA-Studium<br />

kontrovers diskutiert, insbesondere von Seiten<br />

der Pflege bestehen offenbar erhebliche<br />

Bedenken. Die LÄK Westfalen-Lippe unterstützt<br />

den Studiengang in Rheine.<br />

Arbeitskreis Universitäre Strukturen,<br />

Forschung <strong>und</strong> Lehre<br />

In den Themen des AK gibt es erhebliche<br />

Überschneidungen mit der DGOU-Arbeitsgruppe<br />

Lehre. Eine gemeinsame Sitzung<br />

des AK mit dieser Arbeitsgruppe soll initiiert<br />

werden. Erkennbare Aktivitäten sind von<br />

diesem AK bisher noch nicht ausgegangen.<br />

DRG-Arbeitsgruppe<br />

Mahlke berichtet über die Arbeit der bereits<br />

etablierten DRG-Arbeitsgruppe. In aufwendigen<br />

<strong>und</strong> langwierigen Prozessen werden<br />

Vorschläge zur Verbesserung des DRG-Systems<br />

erarbeitet, die dann dem InEK vorgelegt<br />

werden. Dieser Vorgang bis zur Änderung<br />

einer DRG dauert derzeit ca. 4 Jahre.<br />

Zuletzt wurde von der DRG-Arbeitsgruppe<br />

die DRG <strong>für</strong> Polytraumatisierte mit Querschnittsymptomatik<br />

erfolgreich bearbeitet,<br />

nun folgen Revisionseingriffe bei Endoprothesen.<br />

Eine Absprache mit anderen Fachgesellschaften<br />

erfolgt regelmäßig, um Doppelanträge<br />

zu vermeiden.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Foto: STI<br />

Arbeitskreis Weißbuch „Konservative<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirugie“<br />

Prof. Dr. Dreinhöfer/Berlin arbeitet derzeit<br />

an einem ersten Entwurf, der jedoch zum<br />

Zeitpunkt der Sitzung noch nicht vorlag.<br />

DKOU <strong>2011</strong><br />

Im Rahmen des DKOU <strong>2011</strong> werden vom<br />

Ausschuss folgende Sitzungen gestaltet:<br />

Der Ausbildungsgang zum Physician Assistant<br />

mit Schwerpunkt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

geht in die zweite R<strong>und</strong>e. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie (DGOU) bietet in Kooperation<br />

mit der Steinbeis-Hochschule seit dem<br />

Wintersemester 2010 das neu entwickelte<br />

Studienmodell, das Pflegekräfte nach einer<br />

1. Honorarärzte<br />

2. Ärztemangel – Kompensation durch Physician<br />

Assistants?<br />

3. Ermächtigungen der Chefärzte<br />

Das nächste Arbeitskreisleitertreffen des<br />

Ausschusses findet im Rahmen des diesjährigen<br />

DKOU statt.<br />

Prof. Dr. med. Reinhard Hoffmann<br />

Leiter des Ausschusses <strong>für</strong> Versorgungs- <strong>und</strong><br />

fachbezogene Fragen der DGOU<br />

dreijährigen Ausbildungszeit <strong>für</strong> Arzt-Assistenztätigkeiten<br />

in OP, auf den Stationen<br />

<strong>und</strong> den Ambulanzen an orthopädischunfallchirurgischen<br />

Kliniken <strong>und</strong> Niederlassungen<br />

qualifizieren soll. Der nächste Ausbildungsgang<br />

startet am 4. Oktober. Bewerbungen<br />

sollten bis spätestens 31. August<br />

eingereicht werden.<br />

Direktor der BG-Unfallklinik Frankfurt<br />

Friedberger Landstr. 430<br />

60389 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 0 69 / <strong>63</strong> 01 61 23<br />

Fax: 0 69 / 4 75 22 23<br />

E-Mail: aerztlicher.direktor@bgu-frankfurt.de<br />

Physician Assistant mit Schwerpunkt Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Bewerbungsstart <strong>für</strong> das Wintersemester <strong>2011</strong><br />

Zulassungsvoraussetzungen:<br />

■ ■Abitur/FH-Reife<br />

mit mindestens 2 Jahren<br />

Berufserfahrung<br />

■ ■oder<br />

Mittlere Reife mit mindestens 4 Jahren<br />

Berufserfahrung<br />

■ ■geeigneter<br />

Beruf (z. B. staatlich geprüfte/r<br />

Ge s<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger/in,<br />

OTA, medizinisch-technische/r Assistent/<br />

in oder eine Ausbildung im Bereich der<br />

medizinischen Assistenzberufe)<br />

■ ■Arbeitgeber/Projektgeber<br />

<strong>für</strong> Ihre Projektarbeit<br />

■ ■bestandene<br />

Eignungsprüfung<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> Bewerbungen ist:<br />

Dipl.-Med. Päd. Frank Merkle<br />

Steinbeis Transfer-Institut Medicine and Allied<br />

Health<br />

c/o <strong>Deutsche</strong>s Herzzentrum Berlin<br />

Augustenburger Platz 1<br />

13353 Berlin<br />

Tel: 0 30 / 45 93 71 25<br />

Fax: 0 30 / 45 93 71 39<br />

E-Mail: merkle@dhzb.de<br />

www.steinbeis-imea.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 85<br />

DGOU


Aktuelles<br />

86<br />

„Schnittpunkt Chirurgie“<br />

Dies war der Titel des ersten Nachwuchskongresses von BDC <strong>und</strong> BVOU, der vom<br />

18. – 19.03.<strong>2011</strong> im Langenbeck Virchow Haus in Berlin veranstaltet wurde.<br />

C. J. Krones, W. Schröder<br />

Beim Startup dieser neuen Veranstaltungsreihe<br />

fokussierten die Veranstalter unter der<br />

Kongressleitung von Professor Dr. Hartmut<br />

Siebert ( DGOU ), Professor Dr. Wolfgang<br />

Schröder (BDC) <strong>und</strong> PD Dr. Carsten J. Krones<br />

(BDC) ganz bewusst auf den sehr jungen<br />

Nachwuchs der Studierenden. Und so<br />

drehten sich die über 30 Fachthemen in den<br />

6 Hauptsitzungen unter dem Motto „Keine<br />

Angst vor dem Hammerexamen“ ganz praxisnah<br />

um die Examensvorbereitung der<br />

direkt vor dem Abschluss des Studiums stehenden,<br />

angehenden Kollegen. In engagierter<br />

Kooperation zahlreicher Berufsverbände<br />

– BDC <strong>und</strong> BVOU – <strong>und</strong> Fachgesellschaften<br />

– DGCH, DGAV, DGG, DGOU, DGT, DGTHG,<br />

DGPRÄC <strong>und</strong> DGKCH – gelang dabei nach<br />

der Eröffnung durch Professor Wolfgang<br />

Schröder erneut eine junge <strong>und</strong> lebendige<br />

Veranstaltung auf höchstem fachlichen<br />

Niveau. 32 Referenten <strong>und</strong> über 100 Teilnehmer<br />

bestätigten das Konzept <strong>und</strong> waren<br />

Ausdruck des Erfolgs.<br />

Alle Referenten konzentrierten sich in Ihren<br />

Bereichen auf prüfungsrelevanten Stoff.<br />

Der ganzheitliche Anspruch der Veranstaltung<br />

drückte sich aber auch in der Startsitzung<br />

aus, die sich um Prüfungstrategie,<br />

Untersuchungstechniken <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>dokumentation<br />

kümmerte. PD Dr. Olaf Guckelberger<br />

(Berlin) leitete den Auftakt versiert<br />

<strong>und</strong> mit bekanntem Esprit.<br />

Die zweite Sitzung bot „Gr<strong>und</strong>lagen,<br />

ohne die es nicht geht“ PD Dr. Peter Strohm<br />

(Freiburg) führte das wache Auditorium mit<br />

den Referenten sicher durch die Themen Diagnostik,<br />

W<strong>und</strong>heilung, Unfall/Verletzung,<br />

Chirurgische Onkologie, perioperatives Management<br />

<strong>und</strong> Arthrose/Arthritis.<br />

Damit war die solide Basis <strong>für</strong> eine eineinhalb-tägige,<br />

fallbezogene Reise durch<br />

die chirurgischen Themen des Hammerexamens<br />

gelegt. Nach dem Mittagsbreak arbeiteten<br />

sich die Vortragenden <strong>und</strong> ihre Zuhörerschaft<br />

deshalb dann durch die gängigen,<br />

prüfungsrelevanten Krankheitsbilder.<br />

Die Sitzung der Allgemeinchirurgie behandelte<br />

unter charismatischer Leitung<br />

von Professor Dr. Karl-Heinz Vestweber (Leverkusen)<br />

mit Appendizitis, Leistenhernie,<br />

Hämorrhoiden, Pneumothorax, Divertikulitis<br />

<strong>und</strong> Cholecystolithiasis eindeutig die<br />

Chirurgie des Häufigen. Die Top-Hits der<br />

Viszeral- <strong>und</strong> Thoraxchirurgie folgten mit<br />

den Tumroerkrankungen an Schilddrüse,<br />

Magen, Pankreas, Kolo-Rektum, Lunge sowie<br />

dem gastro-ösophagealen Reflux diesem<br />

pragmatischen Konzept. Professor Dr.<br />

Albrecht Stier (Erfurt) führte in bekannt<br />

souveräner <strong>und</strong> lockerer Weise durch diesen<br />

Teil der Veranstaltung.<br />

Der Samstag bot zum morgendlichen<br />

Auftakt die wichtigsten Prüfungsthemen<br />

in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie. Das<br />

verletzte <strong>und</strong> das schmerzhafte Gelenk,<br />

die Volkskrankheit Rückenschmerzen, die<br />

Osteoporose <strong>und</strong> Ihre Folgen sowie Wachstumsstörungen<br />

<strong>und</strong> das Schwerverletztenmanagement<br />

standen hier im Zentrum<br />

der Vorträge. Professor Dr. Tim Pohlemann<br />

(Homburg) <strong>und</strong> seine Referenten bewiesen<br />

dabei ihre hohe Expertise.<br />

Den Ausklang des Kongresses gestaltete<br />

schließlich PD Dr. Jörg Heckenkamp (Osnabrück)<br />

mit den Top-Hits aus der Gefäßchirurgie.<br />

Er r<strong>und</strong>ete die gelungene Veranstaltung<br />

mit seiner Sitzung über die Varikosis,<br />

die arterielle Verschlusskrankheit <strong>und</strong> die<br />

zerebrovaskuläre Insuffizienz fachlich sicher<br />

ab.<br />

Den Abschluss des Kongresses bildete<br />

die Fragest<strong>und</strong>e „Was ich schon immer in<br />

der Chirurgie wissen wollte …“. Hier meisterten<br />

Dr. Christoph Wölfl, Ludwigshafen,<br />

PD Dr. Daniel Vallböhmer, Köln, <strong>und</strong> PD Dr.<br />

Jörg Heckenkamp (Osnabrück) die immer<br />

noch nicht ermattete Neugierde der Studentinnen<br />

<strong>und</strong> Studenten.<br />

Ein echter Schnittpunkt des Nachwuchskongresses<br />

war die Mittag-Session am<br />

Freitag, die unter dem Titel „Perspektive<br />

Chirurgie – Karrierewege stellen sich vor“<br />

den sehr interessierten Zuhörern die Vorzüge<br />

der einzelnen chirurgischen Fächer<br />

pries. Zum Auftakt präsentierte Professor<br />

Dr. Peter Vogt, Hannover das junge Fach der<br />

Plastischen Chirurgie, das eine fortgesetzte<br />

Expansion aufweist. Dr. Erhardt Weiß (Aue)<br />

hielt danach ein leidenschaftliches Plädoyer<br />

<strong>für</strong> die Renaissance der Allgemeinchirurgie,<br />

das überzeugte, aber auch kontrovers<br />

diskutiert wurde. Professor Dr. Tim Pohlemann<br />

(Homburg) zeigte den Studierenden<br />

die glänzenden Möglichkeiten des Nach-<br />

wuchses in der Orthopädie/Unfallchirurgie<br />

auf. Das hohe Lied auf die Viszeralchirurgie<br />

oblag Frau Professor Dr. Natascha Nüssler<br />

(München), die die Kernkompetenz <strong>und</strong> den<br />

umfassenden Anspruch des Fachs in Einklang<br />

brachte. Die Inhalte <strong>und</strong> Karrierechancen<br />

in der Gefäßchirurgie demonstrierte<br />

Dr. Ingo Flessenkämper (Berlin). Professor<br />

Dr. Hans Hoffmann (Heidelberg) erläuterte<br />

zum Abschluss die Vorzüge einer Laufbahn<br />

in der Thoraxchirurgie. Die Vorsitzenden<br />

dieser berufspolitischen Nachwuchsbörse<br />

Dr. Jörg Rüggeberg (Bremen) <strong>und</strong> Helmut<br />

Mälzer (Berlin) leiteten nüchtern, souverän<br />

aber auch kritisch. Alle Referenten standen<br />

dem Auditorium im Anschluss an ihre Vorträge<br />

zu allen Fragen Rede <strong>und</strong> Antwort.<br />

Den abendlichen Höhepunkt von „Schnittpunkt<br />

Chirurgie“ stellte die schon traditionelle<br />

Kongress-Cocktail-Party im „Reingold“.<br />

Die ausverkaufte Veranstaltung glänzte<br />

wieder im zwanglosen Miteinander von<br />

Nachwuchs <strong>und</strong> Altvorderen. Der sehr kurzweilige<br />

Abend endete deswegen auch erst<br />

in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en.<br />

„Ohne Partner kein Kongress“ galt natürlich<br />

auch in der Organisation von „Schnittpunkt<br />

Chirurgie“. Die Unterstützung durch<br />

die Industriepartner ging über das übliche<br />

Maß hinaus. Die Ausrichter sind <strong>für</strong> diese<br />

stabile Partnerschaft sehr dankbar. Das Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> ein Ressourcenmanagement<br />

auch im Kongress-Sponsoring unterstreicht<br />

die Bedeutung dieser Zusammenarbeit. Ein<br />

weiteres Dankeschön gilt auch der Kongressorganisation<br />

„Intercongress“, die das<br />

Leitungsteam um Professor Dr. Hartmut<br />

Siebert, Professor Dr. Wolfgang Schröder<br />

<strong>und</strong> PD Dr. Carsten J. Krones <strong>und</strong> die Geschäftsführung<br />

des BDC auch in unruhigen<br />

Phasen unter Leitung von Frau Diana Kraus<br />

sicher moderiert hat.<br />

Wir freuen uns schon auf 2012<br />

PD Dr. Krones<br />

Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong><br />

Viszeralchirurgie<br />

Kath. Stiftung<br />

Marienhospital Aachen<br />

Zeise 4<br />

52066 Aachen<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung von<br />

Fachärzten im Krankenhaus<br />

Mit dem Jahreswechsel greifen zum ersten<br />

Mal neue Regelungen <strong>für</strong> die Fortbildung<br />

von Fachärzten im Krankenhaus. Für alle<br />

Fachärzte, die am 1. Januar 2006 der Fortbildungsverpflichtung<br />

unterlagen, hat der<br />

erste Fünfjahreszeitraum an diesem Tag begonnen<br />

<strong>und</strong> endet am 31. Dezember 2010.<br />

Nach einem Beschluss des GBA (Bekanntmachung<br />

vom 19. März 2009) sind sie verpflichtet,<br />

ihren Direktoren den gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Nachweis über die Erfüllung<br />

der Fortbildungspflicht in Form des<br />

Fortbildungszertifikats der Ärztekammern<br />

vorzulegen.<br />

Wie berechnet sich der individuelle<br />

Zeitraum der Fortbildungsverpflichtung<br />

(Fünfjahreszeitraum)?<br />

Bei Aufnahme der Tätigkeit nach dem<br />

1.1.2006 ist der im Vertrag zwischen dem<br />

Krankenhaus <strong>und</strong> fortbildungsverpflichteter<br />

Person bestimmte erste Arbeitstag<br />

maßgeblich. Ein Wechsel des Arbeitsplatzes<br />

wirkt sich auf die Berechnung des Fünfjahreszeitraumes<br />

nicht aus, solange durch den<br />

Arbeitsplatzwechsel die Tätigkeit nicht länger<br />

als drei Monate unterbrochen wird.<br />

Wird der Fünfjahreszeitraum neu berechnet,<br />

wenn eine fortbildungsverpflichtete<br />

Person <strong>für</strong> eine bestimmte Zeit (z. B. Elternzeit,<br />

längere Krankheit) nicht im Krankenhaus<br />

tätig ist?<br />

Ist die fortbildungsverpflichtete Person über<br />

einen Zeitraum von mindestens drei Monaten<br />

nicht im Krankenhaus tätig (z. B. Elternzeit,<br />

Arbeitsunfähigkeit, Beur laubung),<br />

wird der Fristlauf dadurch gehemmt, d. h.<br />

die Zählung wird <strong>für</strong> diesen Zeitraum unterbrochen<br />

<strong>und</strong> bei Wiederaufnahme der<br />

Tätigkeit im Krankenhaus fortgesetzt. Der<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Unterbrechung der Tätigkeit<br />

spielt bezüglich der Fristhemmung <strong>und</strong> der<br />

Neuberechnung des individuellen Fortbil-<br />

Häufig gestellte Fragen zum Themenbereich<br />

Fortbildung im Krankenhaus<br />

Auszug aus dem Fragenkatalog des GBA<br />

(vollständige FAQ-Liste siehe unter<br />

htt://www.g-ba.de/institution/sys/faq/<br />

zur-faq-kategorie/24/#44/)<br />

dungszeitraums keine Rolle. Für die Fristberechnung<br />

gelten die §§ 187 ff. BGB entsprechend.<br />

Im Falle einer Unterbrechung des Fünfjahreszeitraums<br />

wird also der Zeitpunkt,<br />

zu dem ein Fortbildungszertifikat vorgelegt<br />

werden muss, um den Zeitraum des Ruhens<br />

der fachärztlichen Tätigkeit verschoben.<br />

Gleichwohl können Fortbildungsmaßnahmen,<br />

die in dieser Zeit erbracht werden,<br />

auf den individuellen Fortbildungszeitraum<br />

angerechnet werden.<br />

Ist im Falle einer Unterbrechung des<br />

Fünfjahreszeitraums (Fristhemmung) ein<br />

Antrag zur Verlängerung des individuellen<br />

Fortbildungszeitraums notwendig?<br />

Nein, ein formelles Antragsverfahren sehen<br />

die Fortbildungsregelungen nicht vor. Die<br />

Fristhemmung ist der Ärztlichen Direktorin<br />

oder dem Ärztlichen Direktor anzugeben.<br />

Der Zeitpunkt, zu dem ein Fortbildungszertifikat<br />

vorgelegt werden muss, wird um den<br />

Zeitraum des Ruhens der fachärztlichen Tätigkeit<br />

verschoben.<br />

Die Ärztekammer ist im Zusammenhang<br />

mit der Ausstellung des Fortbildungszertifikats<br />

über den individuellen Fortbildungszeitraum<br />

zu informieren.<br />

Wie berechnet sich der Fünfjahreszeitraum<br />

bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes?<br />

Ein Wechsel des Arbeitsplatzes wirkt sich<br />

auf die Berechnung des Fünfjahreszeitraums<br />

nicht aus, solange durch den Arbeitsplatzwechsel<br />

die Tätigkeit nicht länger als<br />

drei Monate unterbrochen wird. Zur Neuberechnung<br />

des individuellen Fortbildungszeitraums<br />

siehe oben.<br />

Wie berechnen sich die nachzuweisenden<br />

Fortbildungspunkte bei Teilzeitbeschäftigung?<br />

Innerhalb des Fünfjahreszeitraums müssen<br />

mindestens 250 Fortbildungspunkte erworben<br />

werden. Diese Mindestanforderung gilt<br />

auch <strong>für</strong> Teilzeitbeschäftigte.<br />

Können Fortbildungspunkte, die vor dem<br />

individuellen Fortbildungszeitraum erworben<br />

wurden, angerechnet werden?<br />

Als Übergangsregelung ist dies jeweils nur<br />

<strong>für</strong> den ersten Fünfjahreszeitraum vorge-<br />

sehen (1. Januar 2006 bis 31. Dezember<br />

2010 <strong>für</strong> Fachärztinnen <strong>und</strong> Fachärzte).<br />

Fortbildungspunkte, die bis zu zwei Jahre<br />

vor Beginn dieses Fünfjahreszeitraums erworben<br />

wurden, können angerechnet werden.<br />

Auf die Dauer des individuellen Fortbildungszeitraums<br />

hat diese Anrechnung von<br />

Fortbildungspunkten keinen Einfluss, der<br />

Fünfjahreszeitraum endet dennoch am 31.<br />

Dezember 2010.<br />

Können Fortbildungspunkte, die über die<br />

festgelegten 250 Fortbildungspunkte hinaus<br />

erworben wurden, auf den folgenden<br />

Fünfjahreszeitraum angerechnet werden?<br />

Nein, überzählige Fortbildungspunkte können<br />

nicht auf den folgenden Fünfjahreszeitraum<br />

übertragen werden <strong>und</strong> verfallen<br />

somit.<br />

Können Fortbildungspunkte auch nach Ablauf<br />

des Fünfjahreszeitraums nachträglich<br />

erworben werden?<br />

Kann eine fortbildungsverpflichtete Person<br />

zum Ende ihres Fünfjahreszeitraums kein<br />

Fortbildungszertifikat vorgelegen, kann sie<br />

die fehlenden Fortbildungspunkte binnen<br />

eines folgenden Zeitraumes von höchstens<br />

zwei Jahren nachholen. Die nachgeholte<br />

Fortbildung wird auf den folgenden Fünfjahreszeitraum<br />

nicht angerechnet. Der Beginn<br />

des neuen Fünfjahreszeitraums verschiebt<br />

sich also nicht.<br />

Werden bescheinigte Fortbildungen <strong>und</strong><br />

Punkte aus verschiedenen Ärztekammern<br />

kumuliert?<br />

Ja, die bescheinigten Fortbildungen <strong>und</strong><br />

Punkte aus verschiedenen Ärztekammern<br />

werden kumuliert.<br />

Welche Fortbildungsmaßnahmen werden<br />

anerkannt?<br />

Fortbildungsverpflichtete Personen müssen<br />

innerhalb von fünf Jahren an Fortbildungsmaßnahmen<br />

teilnehmen, die nach<br />

Anerkennung entsprechend dem Fortbildungszertifikat<br />

der Ärztekammern mit insgesamt<br />

250 Fortbildungspunkten bewertet<br />

wurden. Von den 250 Fortbildungspunkten<br />

müssen mindestens 150 Punkte durch fachspezifische<br />

Fortbildung erworben worden<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 87<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

88<br />

sein. Unter fachspezifischer Fortbildung<br />

sind Fortbildungsinhalte zu verstehen, die<br />

dem Erhalt <strong>und</strong> der Weiterentwicklung der<br />

fachärztlichen Kompetenz dienen.<br />

Die Fortbildungsmethoden, die Bewertung<br />

einzelner Fortbildungsmaßnahmen<br />

(z. B. Literaturstudium, Kongresse, Fallkonferenzen,<br />

interaktive Fortbildungen über<br />

Print- oder Online-Medien, Weiterbildungskurse)<br />

sowie deren Anerkennung <strong>und</strong> Zertifizierung<br />

sind in der „(Muster)-Satzungsregelung<br />

Fortbildung <strong>und</strong> Fortbildungszertifikat“<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer sowie der<br />

Musterfortbildungsordnung der B<strong>und</strong>espsychotherapeutenkammer<br />

beschrieben.<br />

Entsprechend den landesrechtlichen Regelungen<br />

erkennen die Landeskammern<br />

gegenseitig bereits von einer anderen Kammer<br />

anerkannte Fortbildungsmaßnahmen<br />

als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Erteilung eines Fortbildungszertifikates<br />

an. Auch im Ausland<br />

durchgeführte Fortbildungsmaßnahmen<br />

werden unter bestimmten Voraussetzungen<br />

anerkannt. Wir empfehlen, individuelle<br />

Fragen mit der zuständigen Landeskammer<br />

zu klären.<br />

Wer legt fest, was als fachspezifische<br />

Fortbildung angerechnet wird?<br />

Die Fortbildungsregelungen der Ärztekammern<br />

unterscheiden nicht zwischen fachspezifischer<br />

<strong>und</strong> sonstiger Fortbildung.<br />

Diese Differenzierung sollen die zur Fortbildung<br />

verpflichteten Personen eigenständig<br />

vornehmen; die Unterscheidung ist durch<br />

die Ärztliche Direktorin oder den Ärztlichen<br />

Direktor schriftlich zu bestätigen.<br />

Die Regelungen des G-BA geben hier<br />

lediglich den Hinweis, dass unter fachspezifischer<br />

Fortbildung Fortbildungsinhalte<br />

zu verstehen sind, die dem Erhalt <strong>und</strong> der<br />

Weiterentwicklung der fachärztlichen Kompetenz<br />

dienen.<br />

Ist mit „Ärztlicher Direktorin oder Ärztlicher<br />

Direktor“ die Ärztliche Leitung der<br />

jeweiligen Klinik bzw. Abteilung oder die<br />

Ärztliche Direktorin oder der Ärztliche<br />

Direktor des gesamten Krankenhauses in<br />

seiner Funktion als Mitglied der Krankenbetriebsleitung<br />

gemeint?<br />

Auf eine Präzisierung wurde in den Regelungen<br />

verzichtet. Somit kann den innerbetrieblichen<br />

Organisationsformen von<br />

Krankenhäusern unterschiedlicher Größe<br />

<strong>und</strong> Versorgungsstufe sowie den uneinheitlich<br />

verwendeten Bezeichnungen <strong>für</strong><br />

deren ärztliche Leitungsfunktionen Rechnung<br />

getragen werden. Die Verpflichtung,<br />

die Erfüllung der Fortbildungsverpflichtung<br />

zu belegen, besteht <strong>für</strong> die Krankenhausleitung.<br />

Im Allgemeinen gehört es zu den Aufgaben<br />

der Ärztlichen Direktorin oder des<br />

Ärztlichen Direktors, sich über die Qualifikation<br />

der unter seiner Leitung fachärztlich<br />

tätigen <strong>und</strong> unter seiner Weisungsbefugnis<br />

stehenden Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

einen Überblick zu verschaffen, da<br />

zum einen die Versorgung entsprechend<br />

den jeweils aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen einen wesentlichen<br />

Bestandteil einer qualitätsgesicherten<br />

Versorgung darstellt <strong>und</strong> sich zum<br />

anderen die Beurteilung der Qualifikation<br />

von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

durch Vorgesetzte mit entsprechender Personalverantwortung<br />

aus dem Arbeitsverhältnis<br />

ergibt. Aus organisatorischen <strong>und</strong><br />

fachlichen Gründen kann es daher zweckmäßig<br />

sein, dass die Bestätigung des Anteils<br />

fachspezifischer Fortbildung von der<br />

Ärztlichen Leitung der jeweiligen Klinik<br />

bzw. Abteilung (Chefärztin oder Chefarzt)<br />

vorgenommen wird <strong>und</strong> der geforderte Bericht<br />

auch von diesem erstellt wird.<br />

Welche Angaben müssen in dem Bericht<br />

der Ärztliche Direktorin oder des Ärztlichen<br />

Direktors enthalten sein?<br />

Die Krankenhausleitung muss die Fortbildung<br />

der in ihrem Krankenhaus tätigen<br />

fortbildungsverpflichteten Personen durch<br />

einen von der Ärztlichen Direktorin oder<br />

dem Ärztlichen Direktor erstellten Bericht<br />

belegen. Der Bericht, der im Gr<strong>und</strong>e eine<br />

Auflistung darstellt, sollte – der Logik von<br />

§ 6 Abs. 2 folgend – jährlich erstellt werden<br />

<strong>und</strong> muss diejenigen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter (einschließlich der Chefärztin<br />

oder des Chefarztes) ausweisen, die im Berichtsjahr<br />

der Fortbildungspflicht unterliegen<br />

<strong>und</strong> / oder in dem Jahr unterlegen haben,<br />

das dem Berichtsjahr vorausgegangen<br />

ist.<br />

Demzufolge musste der erste Bericht im<br />

Jahr 2007 erstellt werden <strong>und</strong> alle Fachärztinnen<br />

<strong>und</strong> Fachärzte ausweisen, die seit<br />

1. Januar 2006 bis zum Zeitpunkt der Berichtserstellung<br />

zur Fortbildung verpflichtet<br />

waren. Der zweite Bericht wäre im Jahr<br />

2008 zu erstellen <strong>und</strong> müsste alle Fachärztinnen<br />

<strong>und</strong> Fachärzte ausweisen, die 2007<br />

<strong>und</strong> 2008 bis zum Zeitpunkt der Berichtserstellung<br />

zur Fortbildung verpflichtet waren<br />

usw.<br />

Darüber hinaus sind in dem Bericht<br />

die Fortbildungsnachweise <strong>für</strong> die fortbildungsverpflichteten<br />

Personen aufzunehmen,<br />

die den Fünfjahreszeitraum im vorhergehenden<br />

Jahr erfüllt haben. Da der erste<br />

Fünfjahreszeitraum <strong>für</strong> Fachärztinnen <strong>und</strong><br />

Fachärzte am 31. Dezember 2010 endet,<br />

kann diese Information frühestens am 1. Januar<br />

<strong>2011</strong> vorgelegt werden.<br />

Beispiel<br />

Fachärztin Y ist seit 1. Januar 2005 im Krankenhaus<br />

beschäftigt. Seit 1. Januar 2006 unterliegt<br />

sie der Fortbildungspflicht, hat bereits<br />

im Jahr 2009 ein Zertifikat der Ärztekammer<br />

erlangt <strong>und</strong> legt dieses bis Ende 2010 vor.<br />

Im Bericht erscheinen der Name der Ärztin,<br />

der Fortbildungszeitraum 1. Januar 2006 bis<br />

31. Dezember 2010 sowie das Fortbildungszertifikat.<br />

Nachdruck<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />

2/11, S. 39 – 41<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Über den Tellerrand geblickt:<br />

Die Fach arztausbildung in den<br />

Niederlanden<br />

Steuerung des Bedarfs an Fachärzten in den Niederlanden<br />

K.W. Wendt<br />

Die chirurgische <strong>und</strong> orthopädische Facharztausbildung<br />

in Deutschland <strong>und</strong> den<br />

Niederlanden war in der Vergangenheit ähnlich<br />

aufgebaut. Im letzten Jahrzehnt haben<br />

jedoch viele Veränderungen stattgef<strong>und</strong>en,<br />

sodass die Unterschiede größer geworden<br />

sind. Um einen besseren Eindruck von den<br />

niederländischen Verhältnissen zu bekommen,<br />

möchte ich mit einigen allgemeinen<br />

Daten beginnen. Die Niederlande sind geografisch<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlich mit dem B<strong>und</strong>esland<br />

Nordrhein Westfalen zu vergleichen.<br />

Es leben 17 Millionen Menschen in dem<br />

dichtbevölkerten Land. Die Region zwischen<br />

Amsterdam <strong>und</strong> Rotterdam bildet ein Ballungszentrum.<br />

Hier wohnen die meisten<br />

Menschen <strong>und</strong> befindet sich das wirtschaftliche<br />

Zentrum.<br />

Es gibt insgesamt 94 Krankenhäuser, hiervon<br />

sind 8 Universitätsklinken <strong>und</strong> 27<br />

Schwerpunktkliniken („topklinische zorg“).<br />

Durch Fusionen hat in den letzten Jahren<br />

eine Konzentration stattgef<strong>und</strong>en. Kleinere<br />

Häuser wurden geschlossen, zu Polikliniken<br />

umgewandelt oder wurden Teil einer größeren<br />

Einheit.<br />

Die Niederlande kennen 28 anerkannte<br />

Facharztrichtungen. Ich berichte hier über<br />

die chirurgische <strong>und</strong> orthopädische Ausbildung.<br />

Die Fachärzte in den Unikliniken sind<br />

angestellt. Dagegen arbeiten die Kollegen<br />

in den meisten anderen Häusern als sogenannte<br />

freie Unternehmer. Sie schließen<br />

sich mit mehreren Kollegen zu einer Gemeinschaftspraxis<br />

(Maatschap) zusammen<br />

<strong>und</strong> haben einen Vertrag mit dem Krankenhaus.<br />

Es gibt in den Niederlanden keine niedergelassenen<br />

Chirurgen oder Orthopäden.<br />

Alle Fachärzte sind in einer Klinik tätig.<br />

Das Fach Chirurgie besteht aus der abdominalen<br />

Chirurgie, Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie,<br />

onkologischen Chirurgie, Lungenchirurgie<br />

<strong>und</strong> der Unfallchirurgie. Auch in den<br />

Universitätskliniken sind dies keine selbstständigen<br />

Abteilungen sondern Unterabteilungen.<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Thoraxchirurgie<br />

sind selbstständige Facharztrichtungen.<br />

Es sind 1200 Chirurgen offiziell registriert.<br />

Hiervon üben 1100 Kollegen den Beruf aus.<br />

Bei den Orthopäden sind dies <strong>63</strong>0, wovon<br />

600 als Orthopäde tätig sind.<br />

Es wird ein Unterschied zwischen Assistenzärzten<br />

in der Ausbildung <strong>und</strong> solchen, die<br />

nicht in der Ausbildung sind, gemacht. Die<br />

Ausbildungsassistenten haben einen anderen<br />

Status <strong>und</strong> ihre Tätigkeiten unterscheiden<br />

sich auch deutlich von denen der anderen<br />

Assistenten.<br />

Die Anzahl der Ausbildungsassistenten<br />

wird durch das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

festgelegt. Ein sogenanntes Kapazitätsorgan<br />

berät das Ministerium <strong>und</strong> gibt eine<br />

Empfehlung <strong>für</strong> die Zukunft aus. Das Kapazitätsorgan<br />

begründet seine Empfehlung in<br />

einem Gutachten.<br />

Mit der Durchführung der Ausbildung wurde<br />

die niederländische Ärzteorganisation<br />

„Koninklijke Nederlandsche Maatschappij<br />

tot Bevordering der Geneeskunst“ (KNMG)<br />

beauftragt. In der KNMG ist die „Medische<br />

Specialisten Registratie Commissie“ (MSRC),<br />

in der alle Fachgesellschaften vertreten<br />

sind, <strong>für</strong> die weitere Abwicklung verantwortlich.<br />

Sie verwaltet das Register aller<br />

hierin eingeschriebenen Fachärzte <strong>und</strong> entscheidet<br />

letztendlich über die Zulassung.<br />

Hierbei wird sie unterstützt <strong>und</strong> beraten<br />

durch ein Konsilium der jeweiligen Fach-<br />

Die Bedarfsplanung beruht auf epidemiologischen<br />

Daten:<br />

■ ■Altersaufbau<br />

der Berufsgruppe<br />

■ ■Zahl<br />

der weiblichen Kollegen (Schwangerschaft,<br />

Parttime etc)<br />

■ ■Abbruch<br />

der Ausbildung<br />

■ ■demografische<br />

Entwicklung der Bevölkerung<br />

(Vergreisung)<br />

■ ■Entwicklung<br />

der Arbeitszeitgesetzgebung.<br />

■ ■Die<br />

Fachgesellschaften bringen ebenfalls<br />

Daten <strong>und</strong> Informationen ein:<br />

■ ■neue<br />

Techniken z. B. Navigation<br />

■ ■Wunsch<br />

der Patienten nach ausführlicher<br />

Information, wodurch sich die Dauer des<br />

Kontaktes mit dem Patienten verlängert<br />

■ ■Veränderungen<br />

durch die Automatisierung.<br />

gesellschaften. In der Chirurgie ist das die<br />

„Nederlandse Vereniging voor Heelk<strong>und</strong>e“<br />

(NVvH) <strong>und</strong> in der Orthopädie ist dies die<br />

„Nederlandse Orthopedische Vereniging“<br />

(NOV). Im Auftrag der MRSC erstellt die<br />

Fachgesellschaft eine Ausbildungsordnung.<br />

Für den Inhalt <strong>und</strong> die Qualität der<br />

Ausbildung ist das jeweilige Konsilium verantwortlich.<br />

Hierin sind sowohl Vertreter<br />

der ausbildungsberechtigten als auch der<br />

nicht ausbildungsberechtigten Kliniken<br />

vertreten Eine Ausbildungsklinik wird alle<br />

5 Jahre überprüft. Hierbei wiegt das Urteil<br />

der Ausbildungsassistenten sehr schwer.<br />

Weiterhin muss eine Klinik einige Basisvoraussetzungen<br />

erfüllen (weitere anerkannte<br />

Ausbildungen in der Inneren Medizin,<br />

Gynäkologie etc.) Es kommt vor, dass eine<br />

Klinik ihren Ausbildungsstatus verliert oder<br />

nur <strong>für</strong> ein Jahr eine Verlängerung erhält.<br />

Diese Visitationen werden im Auftrag der<br />

MSRC durch Vertreter des jeweiligen Konsiliums<br />

durchgeführt. 54 Krankenhäuser haben<br />

eine chirurgische Ausbildungsberechtigung.<br />

Der Status einer Ausbildungsklinik ist<br />

sehr begehrt. Das Krankenhaus erhält einen<br />

finanziellen Ausgleich von ca. 115 000 Euro<br />

pro Jahr pro Ausbildungsassistent. Hierdurch<br />

ist die Position des Auszubildenden<br />

auch sehr stark. In den Kliniken steht die<br />

Ausbildung im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Die Niederlande sind <strong>für</strong> die Chirurgie anhand<br />

der 8 Universitätskliniken in 8 Ausbildungsregionen<br />

eingeteilt. Die Ausbildungsplätze<br />

werden auf die Regionen verteilt. Die<br />

Annahme findet nicht zentral, sondern in<br />

der Region statt. Jede Region besteht aus<br />

einer Universitätsklinik <strong>und</strong> mehreren nicht<br />

universitären Ausbildungskliniken <strong>und</strong> hat<br />

eine regionale Ausbildungskommission.<br />

Diese besteht aus den Ausbildungsberechtigten<br />

(Opleider) der Region mit dem Vertreter<br />

der Universitätsklinik als Vorsitzendem.<br />

Diese Kommission nimmt die Auszubildenden<br />

an. Kriterien zur Auswahl werden in<br />

den Ausbildungsregionen unterschiedlich<br />

gehandhabt. In manchen Regionen werden<br />

hauptsächlich Assistenten angenommen,<br />

die auch in der Forschung tätig sind. Andere<br />

Regionen lassen die Kandidaten erst ein<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 89<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

90<br />

Jahr als Assistenten – nicht in der Ausbildung<br />

– bei sich arbeiten.<br />

Bisher bestand die chirurgische Ausbildung<br />

aus 6 Jahren, wobei 2 bis 4 Jahre in der<br />

Universitätsklinik absolviert werden mussten.<br />

Beim Wechsel müssen die Assistenten<br />

sich nicht erneut bewerben. Am Beginn der<br />

Ausbildung wird entschieden in welcher<br />

Klinik sie tätig sein werden. Im letzten Jahr<br />

findet eine weitere Spezialisierung statt.<br />

Dies ist in den Teilgebieten Bauchchirurgie,<br />

Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Lungenchirurgie,<br />

Kinderchirurgie <strong>und</strong> onkologischer<br />

Chirurgie möglich. Am Ende des 2. Ausbildungsjahres<br />

muss ein schriftliches Basisexamen<br />

abgelegt werden. Nach dem 6. Jahr<br />

findet kein abschließendes Examen statt.<br />

Hier entscheiden das Urteil der Ausbilder<br />

<strong>und</strong> der Operationskatalog.<br />

Zurzeit wird eine neue kompetenzorientierte<br />

Ausbildungsordnung eingeführt. Diese<br />

besteht aus 4 Jahren allgemeine Chirurgie<br />

<strong>und</strong> 2 Jahren weiterer Spezialisierung in den<br />

oben genannten Teilgebieten. Es wurden<br />

44 Themen, zum Beispiel Polytrauma, definiert.<br />

In jedem Thema müssen bestimmte<br />

Kompetenzen erreicht werden. Am Ende der<br />

6-jährigen Ausbildung wird der Assistent<br />

als Allgemeinchirurg registriert. Danach<br />

besteht in der Unfallchirurgie zurzeit noch<br />

eine zweijährige Spezialisierung („Chirurg in<br />

Vervolgopleiding“). Diese wird in 9 Kliniken<br />

angeboten <strong>und</strong> durch die chirurgische Fachgesellschaft<br />

geregelt. Nach vollständiger<br />

Einführung der neuen Ausbildungsordnung<br />

plant die „Nederlandse Vereniging voor<br />

Traumachirurgie“ (Unfallchirurgische Fachgesellschaft)<br />

die zweijährige Spezialisierung<br />

in ein einjähriges Fellowship umzusetzen.<br />

Die orthopädische Ausbildung besteht<br />

aus 2 Jahren allgemeine Chirurgie <strong>und</strong> 4<br />

Jahren Orthopädie. Während dieser Zeit findet<br />

keine weitere Spezialisierung statt. Die<br />

4 Jahre werden ebenfalls teilweise in einer<br />

Universitätsklinik absolviert.<br />

In den Niederlanden behandeln sowohl<br />

Chirurgen als auch Orthopäden<br />

Unfallpa tienten, wobei sich die Orthopäden<br />

logischer weise auf die Behandlung der<br />

Verletzungen des Bewegungsapparates beschränken.<br />

Es absolvieren jedoch auch alle<br />

orthopädischen Weiterbildungsassistenten<br />

einen ATLS-Kurs. Dieser ist selbstverständlich<br />

auch <strong>für</strong> alle chirurgischen Assistenten<br />

verpflichtend. Die Fachgesellschaften versu-<br />

chen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit<br />

zu kommen, die jedoch verständlicherweise<br />

nicht immer spannungsfrei verläuft.<br />

Zusammenfassend ist die Weiterbildung in<br />

den Niederlanden durch das Ges<strong>und</strong>heitsministerium<br />

<strong>und</strong> die Fachgesellschaften<br />

fest umschrieben <strong>und</strong> die Anzahl der Ausbildungsplätze<br />

limitiert. Die Kliniken bekommen<br />

<strong>für</strong> jeden Ausbildungsplatz einen<br />

finanziellen Ausgleich <strong>und</strong> alle 5 Jahre<br />

wird die Qualität der Ausbildung in dem<br />

jeweiligen Institut überprüft. Im Gegensatz<br />

zu Deutschland hat in den Niederlanden<br />

(noch) keine vollständige Aufteilung der<br />

Chirurgie in die unterschiedlichen Fachrichtungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en. Weiterhin gibt es<br />

keine gemeinschaftliche Ausbildung in der<br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie.<br />

Dr. K.W. Wendt<br />

coördinator aandachtsgebied traumatologie<br />

coördinator traumatologie traumacentrum Noord<br />

Nederland<br />

Universitair Medisch Centrum Groningen<br />

Postbus 30001<br />

9700 RB Groningen<br />

Tel.: 0 50 / 3 61 28 76<br />

Fax: 0 50 / 3 61 17 45<br />

E-Mail: k.w.wendt@chir.umcg.nl<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Wie viele Fachärztinnen <strong>und</strong> -ärzte <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie gibt es<br />

<strong>und</strong> wo arbeiten sie?<br />

J. Arndt<br />

Die B<strong>und</strong>esärztekammer führt seit Jahrzehnten<br />

eine Ärztestatistik. Wir veröffentlichen<br />

hier daraus einige interessante Zahlen<br />

zum gemeinsamen Facharzt.<br />

Seit der Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung<br />

<strong>und</strong> ihrer Umsetzung<br />

durch die Landesärztekammern hat sich<br />

die Zahl der jährlichen Anerkennungen wie<br />

folgt entwickelt (� Tab. 1).<br />

Nach dem Höhepunkt Ende 2007 ist die<br />

Zahl der Anerkennungen also leicht rückläufig.<br />

Der Anteil der Fachärztinnen nimmt<br />

ungebrochen zu (� Abb. 1).<br />

Wo arbeiten die Fachärztinnen <strong>und</strong><br />

Fachärzte?<br />

Ende 2009 – zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses<br />

lagen die Zahlen von 2010 noch<br />

nicht vor – gab es insgesamt 3.837 Fachärztinnen<br />

<strong>und</strong> -ärzte <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie. Davon waren 356, also r<strong>und</strong><br />

9,3 Prozent, weiblichen Geschlechts.<br />

Die Tätigkeitsbereiche gliederten sich<br />

wie folgt auf (� Tab. 2).<br />

Es überwiegen also zwei Tätigkeitsbereiche:<br />

Fast zwei Drittel arbeiten also im „Stationären<br />

Bereich“, also in der Regel in Kliniken,<br />

fast ein Drittel in der Niederlassung oder anderen<br />

ambulanten Versorgungsformen.<br />

Der Anteil der Fachärztinnen an den in den<br />

einzelnen Tätigkeitsbereichen Beschäftigten<br />

schwankt zwischen 0 Prozent <strong>und</strong> 9,7<br />

Prozent (stationär); unter den „sonstigen“<br />

beträgt er gar über 20 Prozent (� Abb. 2).<br />

Dipl. Pol. Joachim Arndt<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie e. V.<br />

Geschäftsstelle im Langenbeck-Virchow-Haus<br />

Luisenstr. 58/59<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 20 21 54 90<br />

Fax: 0 30 / 20 21 54 91<br />

E-Mail: office@dgu-online.de<br />

Abb. 1 Darstellung der jährlichen Anerkennungen im Liniendiagramm Abb. 2 Darstellung der Tätigkeitsbereiche im<br />

Tortendiagramm<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Jährliche Anerkennungen 7 292 1201 1567 1476 1339<br />

Davon Frauen (Prozentualer Anteil an der Gesamtzahl) 0 10 (3,4 %) 64 (5,3 %) 90 (5,7 %) 147 (10 %) 142 (10,6 %)<br />

Tab. 1 Quelle: B<strong>und</strong>esärztekammer: Ergebnisse der Ärztestatistik zum 31. Dezember 2004 bis 2009, veröffentlicht unter http://www.b<strong>und</strong>esaerztekammer.de/page.asp?his=0.3,<br />

zuletzt eingesehen am 17.2.<strong>2011</strong><br />

Tätigkeitsbereiche 2009 (prozentualer Anteil der<br />

Gesamtzahl)<br />

Ohne ärztliche<br />

Tätigkeit<br />

Ambulant Davon<br />

Niedergelassen<br />

Stationär Behörden/<br />

Körperschaften<br />

Sonstige<br />

144 (3,8 %) 1.195 (31,1 %) 1.041 (27,1 %) 2.401 (62,6 %) 28 (0,73 %) 69 (1,8 %)<br />

Davon Frauen 27 83 58 232 0 14<br />

Tab. 2 Quelle: B<strong>und</strong>esärztekammer, dankenswerterweise uns zur Verfügung gestellt von Reinhard Kleinecke, Abteilung Statistik<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 91<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

92<br />

Gemeinsame BG-Kommission der<br />

unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Berufs verbände gegründet<br />

F. Bonnaire<br />

Am 16.03.2010 trafen sich Vertreter all der<br />

Berufsverbände, die Interessen von Ärzten<br />

vertreten, die in irgendeiner Weise vertraglich<br />

mit der DGUV zusammenarbeiten. Die<br />

Einladung wurde vom Präsidenten des BDC,<br />

Professor Dr. Bruch, ausgesprochen. Damit<br />

wurde der Gedanke „Einheit der Chirurgie“<br />

aufgenommen, um eine Initiative zu erneuern,<br />

die bereits Ende 2007 mit der Gründung<br />

einer AG-BG die Zusammenarbeit des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes der <strong>für</strong> die BG-tätigen<br />

Ärzte (BVBGÄ) <strong>und</strong> des BDC zur Verbesserung<br />

der Interessenvertretung der jeweiligen<br />

Mitglieder ins Leben gerufen wurde.<br />

Mittlerweile haben sich viele Entwicklungen<br />

eingestellt, die verarbeitet <strong>und</strong> möglichst<br />

günstig <strong>für</strong> die jeweiligen Mitglieder<br />

umgesetzt werden müssen. Sie sollen hier<br />

nochmals aufgezählt werden:<br />

Das Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />

2007, das Zusammengehen der wissenschaftlichen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en der Unfallchirurgie<br />

(DGU) <strong>und</strong> der Orthopädie (DGOOC)<br />

2008 <strong>und</strong> die Neuordnung der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung mit Gründung eines<br />

Spitzenverbandes (DGUV) haben die Realität<br />

in den letzten 3 – 4 Jahren <strong>für</strong> die Ärzte,<br />

die mit der DGUV (früher Berufsgenossenschaften<br />

<strong>und</strong> Unfallkassen) zusammenarbeiten,<br />

erheblich verändert. Für viele, die<br />

nicht direkt involviert sind, ist der Vorgang<br />

verwirrend <strong>und</strong> befremdlich, weil Informationen<br />

auf vielen unterschiedlichen Ebenen<br />

ausgetauscht werden, die nicht gebündelt<br />

werden, weil niemand alle Informationen<br />

hat.<br />

Die Union der <strong>Gesellschaft</strong>en Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie gründete 2007 einen<br />

Arbeitskreis BG, deren Vertreter unter Berücksichtigung<br />

der jeweiligen Kenntnisse<br />

<strong>und</strong> Qualifikationen der ehemaligen Fachrichtungen<br />

einen Entwurf <strong>für</strong> die Einordnung<br />

des neuen Facharztes O/U in die neu<br />

gefasste Landschaft der DGUV mit einem<br />

dreistufig geplanten D-Arzt planen sollten.<br />

Hierbei ging es um einen sachgerechten<br />

Interessensausgleich zwischen beiden Fächern,<br />

die die Chancen des neuen Facharztes<br />

O/U <strong>für</strong> die Zukunft verbessern sollte.<br />

Durch die Weiterbildungsordnung 2003<br />

war <strong>für</strong> den neuen FA O/U durch Einführung<br />

des „common trunc“ <strong>und</strong> Wegfall der zuvor<br />

obligaten chirurgischen Inhalte bereits<br />

eine fachspezifischere Weiterbildung vorgeschrieben,<br />

die eine längere Beschäftigung<br />

mit dem Spektrum vor allem der Unfallbehandlung<br />

bis zur Rehabilitation im Vergleich<br />

zur alten Weiterbildung (FA <strong>für</strong> Chirugie +<br />

Schwerpunkt UCH) beinhaltete. Durch den<br />

common trunc <strong>und</strong> die vorgeschriebene Rotation<br />

in die UCH wurden dem neuen FA im<br />

Gegensatz zum FA <strong>für</strong> Orthopädie ebenfalls<br />

wesentlich mehr unfallmedizinische Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Kenntnisse unterstellt.<br />

Diese Vorraussetzungen <strong>und</strong> die gleichzeitige<br />

Planung eines dreistufigen D-Arzt-<br />

© Prof. Dr. Volker Bühren, Murnau<br />

systemes durch die DGUV führte zu dem<br />

Vorschlag des Arbeitskreises, den neuen FA<br />

O/U schneller zur ersten Stufe des D-Arztes<br />

zuzulassen. In enger Verbindung zur DGUV<br />

wurden Kriterienkataloge vorgeschlagen,<br />

die in Verbindung mit einer ausreichend<br />

guten Qualifikation zum Basis-D-Arzt ohne<br />

operative Tätigkeit führen. Für diesen ist der<br />

neue FA O/U mit einer zusätzlichen Tätigkeit<br />

<strong>für</strong> ein Jahr in einer VAV-Klinik <strong>und</strong> der<br />

erfolgreiche Besuch von BG-zertifizierten<br />

Fortbildungsveranstaltungen zur Führung<br />

der Heilverfahren, zur Begutachtung, Kindertraumatologie<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation nach<br />

dem Vorschlag des Arbeitskreises BG der<br />

Union qualifiziert.<br />

Dieser D-Arzt soll die Verfahren leiten <strong>und</strong><br />

als „Lotse in der Schiffahrt oder als Spinne<br />

im Netz“ sämtliche Behandlungsfäden zusammenführen,<br />

sie aktiv verknüpfen <strong>und</strong><br />

im Sinne der Gesamtverantwortung <strong>für</strong><br />

den Patienten <strong>und</strong> die DGUV zu einem sinnvollen<br />

Ganzen führen.<br />

Er hat nur einen kleinen Katalog von<br />

Operationen, die er außer den W<strong>und</strong>versorgungen<br />

übernehmen darf (siehe Hinweise<br />

auf www.derdurchgangsarzt.de).<br />

Der D-Arzt „Operative Tätigkeit“ muss über<br />

den Neuen FA O/U hinaus die Zusatzbezeichnung<br />

„Spezielle Unfallchirurgie“ erlangen<br />

<strong>und</strong> ist zu Operationen eines ausgedehnteren<br />

Kataloges zugelassen. Er ist<br />

ambulant oder stationär tätig, z. B. als Chef<br />

in einem Krankenhaus ohne VAV-Verfahren.<br />

Der Chefarzt einer VAV-Klinik oder eine sogenannten<br />

SGBVII-Klinik braucht darüber<br />

hinaus eine dreijährige Tätigkeit mit Erfahrungen<br />

in einem VAV / SGBVII-Haus als zusätzliche<br />

Qualifikation.<br />

Diese Gliederung führt dazu, dass der neue<br />

FA O/U sich nach 7 Jahren als D-Arzt niederlassen<br />

kann <strong>und</strong> erhält den hohen Anspruch<br />

der DGUV an die D-Arztqualifikation.<br />

Das oben dargestellte Modell wurde<br />

im Namen des Arbeitskreises BG der Union<br />

(Bonnaire, Bühren, Ewerbeck, Schatton)<br />

vom Leiter des Kreises <strong>und</strong> Sprecher der<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Direktoren der BG-Kliniken, Professor Dr.<br />

Bühren mit der DGUV einvernehmlich erarbeitet<br />

<strong>und</strong> umgesetzt.<br />

Die Anforderungen <strong>für</strong> die Beteiligung <strong>und</strong><br />

die Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze können in der<br />

Fassung vom 1.1.2010 auf der home page<br />

des BVBGÄ: www: derdurchgangsarzt nachgelesen<br />

werden, ebenso wie die Erläuterungen<br />

zum Vertrag Ärzte/Unfallversicherungsträger.<br />

Von der DGUV war aufgr<strong>und</strong> von Mengenanalysen<br />

<strong>und</strong> nach Aufstellung des dreistufigen<br />

D-Arztsystemes festgesetzt worden,<br />

dass es ab 1.1.<strong>2011</strong> keine Neuzulassung als<br />

H-Arzt geben werde. Die davor etablierten<br />

H-Ärzte sollten jedoch unter bestimmten<br />

Bedingungen zum Basis-D-Arzt werden<br />

können. Diese Bedingungen sind: ein Antrag<br />

auf Überleitung, eine Mindestfallzahl<br />

von 25o pro Jahr in den vergangenen 3<br />

Jahren (etwa 1 Fall pro Arbeitstag) oder in<br />

den kommenden Jahren bis 31.12.2015 in<br />

jeweils 3 Jahren 250 Neufälle an einem Ort.<br />

Die sachlich-fachlichen Vorraussetzungen<br />

Erklärung der Abkürzungen<br />

BDC B<strong>und</strong> <strong>Deutsche</strong>r Chirurgen<br />

BVBGÄ B<strong>und</strong>esverband der <strong>für</strong> die Bgen<br />

tätigen Ärzte<br />

VLOU Verband Leitender Orthopäden <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgen<br />

VNC Verband Niedergelassener<br />

Chirurgen<br />

BVOU B<strong>und</strong>esverband der Orthopäden<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />

DGU <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

DGOOC <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Orthopädische<br />

Chirurgie<br />

DGOU <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

KV Kassenärztliche Vereinigung<br />

GBA Gemeinsamer B<strong>und</strong>esausschuss<br />

gelten wie <strong>für</strong> den Basis-D-Arzt. Erläuterungen<br />

hierzu sind im Heft aus einem Artikel<br />

<strong>für</strong> die OM von Dr. Rauch nachzulesen,<br />

ebenso bei Kalbe et al.<br />

Die Interessenslagen der einzelnen Berufsverbände<br />

schließen durch diese Entwicklung<br />

ganz unterschiedliche Personenkreise<br />

ein: der älteste Verband, der B<strong>und</strong>esverband<br />

der <strong>für</strong> die BG tätigen Ärzte hat vor<br />

allem D-Ärzte, in Praxen <strong>und</strong> Kliniken,<br />

vereinzelt auch H-Ärzte, Augenärzte <strong>und</strong><br />

Niedergelassene Allgemeinärzte als Mitglieder.<br />

Er vertritt diese Gruppen bei den<br />

Verhandlungen mit der KV im GBA, die<br />

letztendlich auch über die Gebührenordnung<br />

der DGUV (UV-GOÄ) entscheidet.<br />

Vorschläge <strong>für</strong> Gebührenänderungen werden<br />

zuvor in enger Zusammenarbeit mit<br />

der DGUV erarbeitet. Aber schon zwischen<br />

Niedergelassenen <strong>und</strong> stationär tätigen D-<br />

Ärzten gibt es durchaus unterschiedliche<br />

Interessen.<br />

Die Interessen vor allem der niedergelassenen<br />

Kollegen werden auf chirurgischer<br />

Seite vom BDC <strong>und</strong> auf orthopädischer Seite<br />

vom BVOU, aber auch vom BNC wirksam<br />

vertreten.<br />

Die Chefärzte haben sich im VLOU gebündelt<br />

<strong>und</strong> vertreten über diesen Verband<br />

ihre Interessen auf allen Ebenen, allerdings<br />

nicht spezifisch bei BG-Fragen.<br />

Die großen Verbände wie BDC <strong>und</strong> BVOU<br />

haben eine starke Außenwirksamkeit <strong>und</strong><br />

auch die Möglichkeit einer Rechtsberatung<br />

<strong>und</strong>, wenn’s Not tut, auch – Vertretung.<br />

Den größten Einfluss auf Planung <strong>und</strong><br />

Ablauf der stationären BG-Verfahren, einschließlich<br />

Reha-Managment, hat die<br />

Gruppe der BG-Klinikdirektoren, die als Beratungsärzte<br />

eine direkte Verbindung zur<br />

DGUV, ihrem Arbeitgeber, haben.<br />

Jeder Verband hat über seine Mitglieder<br />

die unterschiedlichsten Anfragen <strong>und</strong> auch<br />

Informationen. Es gibt keine Stelle, an der<br />

BG-bezogene Fragestellungen zusammenlaufen.<br />

Um dieses Problem zu lösen <strong>und</strong> eine möglichst<br />

breite Informationsverteilung <strong>und</strong> Interessensvertretung<br />

zu schaffen, haben sich<br />

die im Text genannten Verbände zusammengetan,<br />

um zusammen die Informationen zu<br />

beschaffen, zu verteilen <strong>und</strong> die Interessen<br />

der Mitglieder aller Verbände zu vertreten.<br />

Das gemeinsame Forum hierzu ist die am<br />

16.3.<strong>2011</strong> gegründete Kommission, die sich in<br />

Abhängigkeit von aktuellen Fragestellungen<br />

regelmäßig treffen soll <strong>und</strong> gemeinsame Stellungnahmen<br />

abgeben wird. Der fiktive Stützpunkt<br />

der Kommission soll auf einer website<br />

des BDC angeb<strong>und</strong>en sein mit Verlinkung zu<br />

den Einzelverbänden. Es ist vorgesehen, eine<br />

Clearingstelle <strong>für</strong> Fragen <strong>und</strong> Probleme einzurichten,<br />

von welcher aus die Fragen in die<br />

jeweilige Zuständigkeit zur Lösung weitergeleitet<br />

werden sollen. Gemeinsame Anliegen<br />

werden gemeinsam angegangen.<br />

Ein Themenheft des BDC wird Details mit<br />

einer gemeinsamen Interpretierung der<br />

neuen Heilverfahren (u. a. Kalbe et al. im<br />

vorliegenden Heft) vorstellen. Als Bespiel<br />

der effektiven Zusammenarbeit in der<br />

Gruppe darf auch die Veröffentlichung der<br />

Artikel in den Orthopädischen <strong>Nachrichten</strong><br />

<strong>und</strong> im BDC-Heft dienen.<br />

Man kann hoffen, dass auf diese gemeinsame<br />

Aktion eine umfassende Informationspolitik<br />

gelingt, die die Mitglieder Vieles<br />

leichter verstehen <strong>und</strong> umsetzen lässt. Zudem<br />

könnte viel Frust durch bessere Informationsflüsse<br />

vermieden werden. Und das<br />

wird allen Beteiligten helfen.<br />

Prof. Dr. Felix Bonnaire<br />

Chefarzt<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Wiederherstellungs- <strong>und</strong><br />

Handchirurgie<br />

Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt<br />

Friedrichstr. 41<br />

01067 Dresden<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 93<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

94<br />

Aktueller Stand der DGUV-Heilverfahren<br />

V. Bühren<br />

Die Motivation zur derzeitig laufenden umfassenden<br />

Neuregelung der Heilverfahren<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV) resultiert aus einer Bündelung<br />

verschiedener Entwicklungen. Die DGUV<br />

hat sich zentralisiert <strong>und</strong> konzentriert. Die<br />

zuletzt 35 gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

haben sich zu 9 großen Verwaltungen<br />

fusioniert, gleichzeitig wurden die<br />

Dachverbände der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

<strong>und</strong> der Unfallkassen unter<br />

der neuen Bezeichnung „DGUV“ mit Sitz in<br />

Berlin zusammengeschlossen. In der Konsequenz<br />

werden die prinzipiellen Regelungen<br />

der Heilverfahren nunmehr in Berlin entwickelt.<br />

Mit dem Zusammenschluss der Fächer Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie war es notwendig,<br />

die fachlichen Voraussetzungen zur<br />

persönlichen Zulassung in den Heilverfahren<br />

zu überarbeiten. Praktisch gleichzeitig<br />

wurden auch umfassende Änderungen <strong>für</strong><br />

den niedergelassenen Bereich gesetzgeberisch<br />

eingeführt, die ebenfalls weitgehende<br />

Konsequenzen <strong>für</strong> die in den ambulanten<br />

Heilverfahren beteiligten Ärzte nach sich<br />

ziehen. Die ambulanten Verfahren sind abschließend<br />

in der Fassung vom 01.01.<strong>2011</strong><br />

neu geregelt <strong>und</strong> liegen im Internet einsehbar<br />

vor (http://www.dguv.de/landesverbaende/de/medien/faq/neuordnung_hv/<br />

index.jsp).<br />

Die Basisvoraussetzung <strong>für</strong> die Zulassung<br />

in den Heilverfahren ist die Facharztbezeichnung<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie;<br />

<strong>für</strong> die Kinderchirurgie werden gesonderte<br />

Regelungen eingeführt werden. Für die Zulassung<br />

als D-Arzt im niedergelassenen Bereich<br />

muss nach der Facharztweiterbildung<br />

ein Jahr in einem zum VAV zugelassenen<br />

Haus abgeleistet werden. Erwünscht ist<br />

eine Tätigkeit in der durchgangsärztlichen<br />

Betreuung der Klinik. Der Nachweis erfolgt<br />

durch ein qualifizierendes Zeugnis des D-<br />

Arztes. Dieser sogen. Basis-Durchgangsarzt<br />

befähigt zur ambulanten Führung versicherter<br />

Patienten. Die operative Tätigkeit<br />

beschränkt sich auf einen dezidiert bekannt<br />

gegebenen OP-Katalog, der sogen. kleinere<br />

Eingriffe umfasst.<br />

Für eine operative Tätigkeit, die sowohl<br />

ambulant <strong>und</strong> naturgemäß im stationären<br />

Bereich regelmäßig erfolgt, muss wie bisher<br />

auch die Zusatzbezeichnung „Spezielle<br />

Unfallchirurgie“ erworben werden. Für die<br />

Zulassung im VAV werden entsprechend der<br />

bisherigen Regelung zusätzliche Zeiten von<br />

mehr als drei Jahren mit verantwortlicher<br />

Tätigkeit an einem zugelassenen Haus abgeleistet<br />

werden.<br />

Im H-Arztverfahren werden ab dem<br />

01.01.<strong>2011</strong> keine weiteren Zulassungen<br />

mehr ausgesprochen, das Verfahren entfällt<br />

damit ersatzlos. Es existiert eine Übergangsregelung<br />

mit fünfjähriger Laufzeit.<br />

H-Ärzte, die während dieser Zeit die Mengenregelung<br />

zum DA-Verfahren erfüllen<br />

<strong>und</strong> die entsprechenden Fortbildungsnachweise<br />

erbringen, werden nach Prüfung in<br />

das Basis-DA-Verfahren übernommen.<br />

Von allen zugelassenen D-Ärzten werden<br />

Fortbildungsnachweise im fünfjährigen Turnus<br />

verlangt. Dabei sind im Prinzip die 250<br />

Fortbildungspunkte, die sowieso durch alle<br />

Fachärzte gegenüber den Landesärztekammern<br />

nachzuweisen sind, zu erbringen. Der<br />

Umfang <strong>und</strong> damit auch der zeitliche Aufwand<br />

entspricht damit den schon gültigen<br />

Regelungen. Von den D-Ärzten wird lediglich<br />

verlangt, sich in der Fortbildung auf Angebote<br />

auch aus der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zu konzentrieren. Verlangt werden<br />

Kurse zur durchgangsärztlichen Versorgung,<br />

zur Begutachtung <strong>und</strong> zur Rehabilitation<br />

in der Gesetzlichen Unfallversicherung. Die<br />

entsprechenden Kurs angebote werden derzeit<br />

von den Landesverbänden erarbeitet.<br />

Die Entwicklung in den stationären Heilverfahren<br />

wird seit zwei Jahren anhaltend diskutiert<br />

<strong>und</strong> ist in zahlreichen Artikeln <strong>und</strong><br />

Beiträgen auf den Unfallmedizinischen Tagungen<br />

vorgestellt <strong>und</strong> diskutiert worden.<br />

Wesentliche Facetten sind die Einführung<br />

einer kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />

<strong>und</strong> einer Anpassung der Zulassung an den<br />

tatsächlichen Kapazitätsbedarf. Derzeit sind<br />

in Deutschland ca. 600 Klinken zum VAV<br />

zugelassen. Im Traumanetzwerk der DGU<br />

haben sich 850 Kliniken registrieren lassen.<br />

Diese Klinken bilden die Gr<strong>und</strong>lage in der<br />

stationären Traumatologie engagierter Einrichtungen,<br />

die in ein zukünftig dreistufiges<br />

System mit Zulassung im sta tionären DA-<br />

Verfahren, in der Regel-VAV <strong>und</strong> im SGB VII<br />

Traumanetz organisiert werden. Die zahlenmäßige<br />

Verteilung ist dabei noch nicht abschließend<br />

geregelt. Schätzungsweise wird<br />

ein Drittel der Häuser dem VAV zugeordnet<br />

werden. Neu eingeführt wird ein SBG VII<br />

Traumanetz, das die Schwerst-, Mehrfach-<br />

<strong>und</strong> Speziell-Verletzten versorgen soll.<br />

Die Zuteilung der Patienten erfolgt akut<br />

weiterhin diagnoseabhängig, letztendlich<br />

wie bisher über den Verletzungsartenkatalog.<br />

In einer Positivlistendefinition werden<br />

diejenigen Verletzungsarten benannt,<br />

die im Regel-VAV behandelt werden müssen,<br />

hervorgehoben dabei die besonders<br />

schweren Verletzungsformen, die in das<br />

SGB VII Traumanetz übergehen.<br />

Neben der akuten Versorgung wird die Zuordnung<br />

der Patienten insbesondere über<br />

den Rehabilitationsbedarf mit den Stufen<br />

stationär, ambulant <strong>und</strong> einfache Physiotherapie<br />

gesteuert werden. Als dritte Säule<br />

werden Rekonstruktionsversorgungen diskutiert,<br />

mit den Standardverfahren auf der<br />

Stufe des Regel-VAV <strong>und</strong> den besonderen<br />

rekonstruktiven Verfahren, die im SGB VII<br />

Traumanetz angesiedelt werden.<br />

Wie die vorstehenden Heilverfahren zukünftig<br />

bezüglich ihrer Zulassung behandelt<br />

werden, ist derzeit noch nicht definitiv klar.<br />

Letztendlich ist davon auszugehen, dass<br />

entsprechend den drei genannten Ebenen<br />

<strong>und</strong> drei genannten Säulen wie in einem<br />

Matrixsystem nach Verletzungsschwere,<br />

Rehabilitationsnotwendigkeit <strong>und</strong> Rekonstruktionsbedarf<br />

zugelassen wird. Mit einer<br />

Einführung der Neuregelung ist im Laufe<br />

des Jahre 2012 zu rechnen.<br />

Prof. Dr. Volker Bühren<br />

Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik Murnau<br />

Professor-Küntscher-Straße 8<br />

82418 Murnau am Staffelsee<br />

Tel.: 0 88 41 / 48 22 01<br />

Fax: 0 88 41 / 48 22 03<br />

E-Mail: buehren@bgu-murnau.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Auswirkungen der Neuordnung des<br />

D-Arzt-Verfahrens ab 1.1.<strong>2011</strong><br />

Ein Kommentar der Gemeinsamen BG­Kommission der unfallchirurgisch orthopädischen Berufsverbände<br />

(GBK)<br />

P. Kalbe, F. Bonnaire <strong>und</strong> R. Kübke<br />

Seit mehreren Jahren war eine Neuordnung<br />

des berufsgenossenschaftlichen Heilverfahrens<br />

von der <strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(DGUV) angekündigt worden.<br />

Sowohl die Berufsverbände als auch<br />

die wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

der Unfallchirurgen <strong>und</strong> Orthopäden wurden<br />

im Vorfeld dazu gehört <strong>und</strong> teilweise<br />

sind deren Vorstellungen <strong>und</strong> Wünsche<br />

auch in die Reform eingeflossen. Für den<br />

Bereich der Niedergelassenen wurde die<br />

Neuordnung zum 1.1.<strong>2011</strong> wirksam, <strong>für</strong><br />

den (noch schwieriger zu regelnden) stationären<br />

Bereich sollen die Veränderungen<br />

wahrscheinlich im Laufe des Jahres <strong>2011</strong><br />

umgesetzt werden.<br />

Die unfallchirurgischen <strong>und</strong> orthopädischen<br />

Berufsverbände haben sich zu einer<br />

BG-Kommission (GBK) zusammengef<strong>und</strong>en.<br />

Beteiligt sind:<br />

■ ■ Berufsverband der <strong>Deutsche</strong>n Chirurgen<br />

(BDC)<br />

■ ■ Berufsverband Niedergelassener Chirurgen<br />

(BNC)<br />

■ ■ B<strong>und</strong>esverband der <strong>für</strong> die Berufsgenossenschaften<br />

tätigen Ärzte (BVBGÄ)<br />

■ ■ Berufsverband der Fachärzte <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU)<br />

■ ■ Verband leitender Orthopäden <strong>und</strong> Unfallchirurgen<br />

(VLOU)<br />

Die GBK hat sich ausführlich mit den neuen<br />

Bestimmungen auseinandergesetzt. In<br />

diesem Beitrag werden die Auswirkungen<br />

analysiert. Die hier wiedergegebenen Einschätzungen<br />

wurden mit der DGUV abgestimmt.<br />

Aus der Analyse resultieren mit<br />

allen Beteiligten abgestimmte Handlungsempfehlungen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind die Beziehungen zwischen<br />

den Vertragsärzten <strong>und</strong> der DGUV<br />

gemäß § 34 Abs. 3 des SGB VII vertraglich<br />

geregelt. Der entsprechende Vertrag wird<br />

zwischen der KBV <strong>und</strong> der DGUV geschlossen.<br />

Im <strong>Deutsche</strong>n Ärzteblatt Nr. 41 vom<br />

15.10.2010 (1) wurde die aktuelle Fassung<br />

veröffentlicht. Darüber hinaus gelten die<br />

„Anforderungen der Gesetzlichen Unfallversicherung<br />

nach § 34 SGB VII zur Beteiligung<br />

am Durchgangsarztverfahren“ (2), welche<br />

zum 1.1.<strong>2011</strong> novelliert worden sind. Auf<br />

die relevanten Änderungen im Vergleich<br />

zum Stand vom 1.1.2005 wird jeweils eingegangen.<br />

Der Vertragstext, die dazu gehörigen Zulassungsvoraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

sind von den Homepages des<br />

BDC, des BVBGÄ <strong>und</strong> der DGUV herunter zu<br />

laden.<br />

D-Ärzte<br />

Nach Bekanntwerden der Eckpunkte zur<br />

Neuausrichtung der Heilverfahren in der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung im Jahr<br />

2008 <strong>und</strong> Gründung einer AG Berufsgenossenschaften<br />

in der ehemaligen Union<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie mit Beteiligung<br />

beider Fachgesellschaften DGU <strong>und</strong><br />

DGOOC entwickelte sich in der Diskussion<br />

mit der DGUV ein dreistufiges D-Arztmodell,<br />

welches dem neuen Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie Rechnung<br />

tragen sollte.<br />

Es ist mittlerweile Konsens, dass es einen<br />

(Basis)-D-Arzt geben soll, der Facharzt <strong>für</strong><br />

O/U ist <strong>und</strong> nach seiner Anerkennung noch<br />

ein Jahr an einer <strong>für</strong> das Verletzungsartenverfahren<br />

(VAV)-zugelassenen Klinik in der<br />

<strong>für</strong> das D-Arztverfahren zugelassenen Abteilung<br />

gearbeitet haben muss. Außerdem<br />

muss die Teilnahme am D-Arzt Einführungsseminar<br />

der jeweiligen Landesverbände<br />

nachgewiesen werden. Während der<br />

Weiterbildung werden Kurse in der Führung<br />

<strong>und</strong> Organisation der Heilverfahren, in Begutachtung<br />

<strong>und</strong> Rehabilitation optional<br />

besucht werden müssen. Die operativen<br />

Eingriffe, die diese (Basis)-D-Ärzte ausführen<br />

dürfen, sind in den Gr<strong>und</strong>sätzen Ambulantes<br />

Operieren in der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(GUV) in der Fassung vom<br />

1.1.<strong>2011</strong> (4) nachzulesen (s. Homepages).<br />

Der D-Arzt „Operative Tätigkeit“ muss neben<br />

dem Facharzt <strong>für</strong> O/U weitere 3 Jahre<br />

in einer VAV- Klinik mit entsprechender<br />

Weiterbildungsbefugnis in der <strong>für</strong> das<br />

D-Arztverfahren zugelassenen Abteilung tä-<br />

tig gewesen sein <strong>und</strong> die Zusatzbezeichnung<br />

Spezielle Unfallchirurgie erworben haben.<br />

Zusätzliche Qualifikationen in Kursen <strong>für</strong><br />

Heilverfahrensführung, Gutachten <strong>und</strong> Rehabilitation<br />

müssen nachgewiesen werden.<br />

Der D-Arzt in einer VAV- Klinik braucht<br />

über die Qualifikation zum D-Arzt “Operative<br />

Tätigkeit“ hinaus weitere 3 Jahre Tätigkeit<br />

in einer VAV- Klinik oder SGB VII-Klinik<br />

<strong>und</strong> damit mindestens 12 Jahre Weiterbildungszeit.<br />

Mit der dreistufigen Gliederung der D-<br />

Arzttätigkeit wurden der Bestandsschutz,<br />

die Neuanpassungen an die Weiterbildung<br />

zum Facharzt O/U <strong>und</strong> die speziellen Tätigkeiten<br />

des D-Arztes unter Berücksichtigung<br />

der hohen Anforderungen der DGUV nach<br />

Qualitätsgesichtspunkten berücksichtigt.<br />

Es liegt im vitalen Interesse der D-Ärzte <strong>und</strong><br />

der von ihnen betreuten Unfallpatienten,<br />

die Qualität der Versorgung mindestens auf<br />

dem bisherigen Niveau zu erhalten <strong>und</strong> stetig<br />

zu verbessern.<br />

Zum 31.12.2010 zugelassene<br />

D- <strong>und</strong> H-Ärzte<br />

Die oben genannten Einschränkungen zum<br />

ambulanten Operieren gelten nicht <strong>für</strong> alle<br />

bis zum 31.12.2010 beteiligten niedergelassenen<br />

oder an Krankenhäusern tätigen<br />

D-Ärzte. Andere sind zur Durchführung<br />

ambulanter Operationen nur berechtigt<br />

mit der Schwerpunktbezeichnung „Unfallchirurgie“<br />

oder der Zusatzbezeichnung<br />

„Spezielle Unfallchirurgie“, es sei denn sie<br />

werden als „Spezialisten“ von einem D-Arzt<br />

hinzugezogen (Einzelheiten dazu bei (4)).<br />

Durchgangsärzte ohne diese Voraussetzungen<br />

dürfen nur solche ambulanten Operationen<br />

durchführen <strong>und</strong> abrechnen, die<br />

in den GON 442 bis 445 mit einem „*“ gekennzeichnet<br />

sind, andere Operationen nur<br />

nach vorheriger Genehmigung durch den<br />

Unfallversicherungsträger. Weitere Voraussetzung<br />

ist das Erfüllen der fachlichen <strong>und</strong><br />

räumlich-apparativen Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

das ambulante Operieren. Eine Liste der<br />

Operationen kann unter „Gr<strong>und</strong>sätze Ambulantes<br />

Operieren“ (4) eingesehen werden.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 95<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

96<br />

H-Ärzte können auf Antrag zum D-Arzt<br />

übergeführt werden, wenn sie eine Mindestfallzahl<br />

von 250 Erstfällen an einem<br />

Standort pro Jahr in den letzten 3 Jahren<br />

oder in der Zukunft bis zum 31.12.2015<br />

nachweisen können. Anträge zum H-Arzt<br />

Verfahren werden seit 1.1.<strong>2011</strong> nicht mehr<br />

zugelassen. Umzüge, bei bestehender<br />

H-Arzt Zulassung, werden bei Einhaltung<br />

der räumlichen-apparativen Voraussetzungen<br />

bis zum31.12.2015 ohne Überprüfung<br />

der fachlichen Qualifikation als H-Arzt<br />

zugelassen. Zu den Regelungen der H-Arztüberleitungsverfahren<br />

aus Sicht des BVOU<br />

wird ein Artikel von G. Rauch in den Orthopädie<br />

<strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong> erscheinen (5).<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich haben jetzt bereits zugelassene<br />

D-Ärzte Bestandsschutz <strong>für</strong> ihre<br />

geltende Zulassung. Weiterhin ist von entscheidender<br />

Bedeutung die Formulierung<br />

unter 2.4. in den Voraussetzungen <strong>für</strong> D-<br />

Ärzte: Ärzte mit der Facharztbezeichnung<br />

„Chirurgie“ <strong>und</strong> der deutschen Schwerpunktbezeichnung<br />

“Unfallchirurgie“ werden<br />

dem Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

mit der Zusatzbezeichnung<br />

„Spezielle Unfallchirurgie“ gleichgestellt.<br />

Damit ist sichergestellt, dass auch bereits<br />

niedergelassene D-Ärzte nach alter Weiterbildungsordnung<br />

weiterhin ihrer operativen<br />

Tätigkeit bei BG-Patienten nachkommen<br />

können, auch wenn sie nicht über die<br />

Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />

verfügen. Damit verfügen die nach<br />

alter Weiterbildungsordnung zugelassenen<br />

D-Ärzte über einen besonderen <strong>und</strong> herausgehobenen<br />

Status, der auf ihrer zielgerichteten<br />

unfallchirurgischen Weiterbildung<br />

beruht. Allerdings wird dem Vernehmen<br />

nach die unter Punkt 6.4 der D-Arzt-Anforderungen<br />

aufgeführte Überprüfung der<br />

Beteiligung nach 5 Jahren auch <strong>für</strong> bereits<br />

zugelassene D-Ärzte gelten. Der Bestandsschutz<br />

ist somit formal zeitlich begrenzt.<br />

Die DGUV hatte im Vorfeld <strong>und</strong> in den Diskussionen<br />

großen Wert darauf gelegt, ein<br />

Qualitätssicherungsverfahren <strong>für</strong> D-Ärzte<br />

einzuführen. Die dort zugr<strong>und</strong>e zu legenden<br />

Beurteilungskriterien sollen in naher<br />

Zukunft in enger Kooperation mit den Berufsverbänden<br />

entwickelt werden.<br />

Fortbildung<br />

Die deutlich verschärfte Fortbildungsverpflichtung<br />

gilt auch <strong>für</strong> bereits jetzt niedergelassene<br />

D-Ärzte. In den alten Anforderungen<br />

(Stand 2005) wurde unter 5.10<br />

lediglich die Verpflichtung „zur ständigen<br />

unfallchirurgischen Fortbildung <strong>und</strong> zur<br />

Teilnahme an mindestens einer unfall-<br />

chirurgischen Fortbildungsveranstaltung“<br />

festgeschrieben. Der Fortbildungs-Nachweis<br />

wurde mit der jährlichen BG-Statistik<br />

angefordert <strong>und</strong> soweit bekannt wurden<br />

jegliche unfallchirurgischen Fortbildungsveranstaltungen<br />

anerkannt. Dies ist jetzt<br />

(Stand <strong>2011</strong>) gr<strong>und</strong>legend anders; denn die<br />

neuen Anforderungen verlangen unter 5.12.<br />

innerhalb eines Zeitraumes von 5 Jahren<br />

darüber hinaus jeweils je eine der nachfolgend<br />

genannten, von den Landesärztekammern<br />

zertifizierten Fortbildungen in den<br />

Bereichen:<br />

■ ■ „Rehabilitationsmanagement“ <strong>und</strong><br />

„Rehabilitationsmedizin“<br />

■ ■ Begutachtungswesen<br />

■ ■ Kindertraumatologie<br />

Weiterhin ist die Teilnahme an zwei unfallmedizinischen<br />

Tagungen der DGUV<br />

Landesverbände nachzuweisen. Die DGUV<br />

hat angekündigt, hierzu noch nähere Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze<br />

vorzulegen. Die Berufsverbände<br />

werden in Kooperation mit der<br />

DGUV geeignete Fortbildungs-Curricula<br />

<strong>und</strong> Seminare entwickeln <strong>und</strong> anbieten.<br />

Mindestmengen bzw.<br />

„Bedarfsplanung“<br />

Die Mindestmenge an D-Fällen pro Jahr<br />

wurde von 150 auf 250 angehoben (6.5.1),<br />

dies im Durchschnitt der letzten 5 Jahre<br />

oder regelmäßig in den letzten 3 Jahren.<br />

Dies dürfte nach den vorliegenden statistischen<br />

Daten <strong>für</strong> die meisten D-Ärzte<br />

kein Problem darstellen. Gemäß den ergänzenden<br />

Erläuterungen der DGUV wird<br />

darüber hinaus diese Mindestfallzahl in<br />

Berufsausübungsgemeinschaften nicht pro<br />

D-Arzt, sondern pro Standort berechnet.<br />

Im Vorfeld war von der DGUV eine „Bedarfsplanung“<br />

<strong>für</strong> D-Ärzte angekündigt worden.<br />

Nunmehr stellt sich heraus, dass damit die<br />

oben beschriebene Anpassung der Mindestfallzahl<br />

gemeint ist. Für den Fall drohender<br />

Unterversorgung sind Ausnahmen möglich.<br />

Unterversorgung wird definiert als weniger<br />

als 1 D-Arzt pro 30.000 Versicherte oder fehlende<br />

Erreichbarkeit eines D-Arztes innerhalb<br />

von 30 Minuten.<br />

Unfallärztliche Bereitschaft /<br />

D-ärzt liche Vertretung<br />

Auf dringenden Wunsch der Berufsverbände<br />

ist die bisherige unfallärztliche Bereitschaft<br />

am Sonnabend entfallen. Nach wie<br />

vor besteht aber die Verpflichtung der Erreichbarkeit<br />

werktags von 8 bis 18 Uhr, also<br />

auch am Mittwochnachmittag. Der Begriff<br />

der „Unfallärztlichen Bereitschaft“ ist in<br />

den Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen (3) präzisiert<br />

worden. Gr<strong>und</strong>sätzlich wird die Anwesenheit<br />

des D-Arztes gefordert. Bei kurzzeitiger<br />

Abwesenheit des D-Arztes muss die Praxis<br />

geöffnet sein <strong>und</strong> der D-Arzt muss diese innerhalb<br />

„kürzester Zeit“ erreichen können.<br />

Eine vorübergehende Vertretung in der Praxis<br />

(Urlaub, kurzfristige Erkrankung, Fortbildung)<br />

durch einen Facharzt O/U oder Facharzt<br />

<strong>für</strong> Chirurgie mit besonderen Kenntnissen<br />

in der Behandlung von Unfallverletzten<br />

ist möglich.<br />

Die bisher schon mögliche regelmäßige<br />

durchgangärztliche Vertretung ist in den<br />

Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen (3) exakt definiert<br />

worden. Demnach kann sich der Durchgangsarzt<br />

an zwei halben oder einem<br />

ganzen Tag pro Woche vertreten lassen, vorzugsweise<br />

mit Präsenz des Vertreters in der<br />

Praxis. Falls dies nicht möglich ist, kann der<br />

nächstgelegene Durchgangsarzt die Vertretung<br />

übernehmen, sofern dessen Praxis<br />

nicht weiter als 5 km entfernt oder innerhalb<br />

von 15 Minuten erreichbar ist. Wenn<br />

allerdings in Berufsausübungsgemeinschaften<br />

mehr als ein D-Arzt zugelassen ist,<br />

muss die Vertretung intern gewährleistet<br />

werden. Die Vertretung kann auch in Absprache<br />

mit einem stationär tätigen D-Arzt<br />

am Krankenhaus erfolgen. Entsprechende<br />

Regelungen müssen <strong>für</strong> den Patienten gut<br />

erkennbar sein. Dies gilt auch <strong>für</strong> die „Unfallärztliche<br />

Bereitschaft“. Diese Regelung<br />

löst zumindest ansatzweise die Probleme<br />

von D-Ärzten in einer Einzelpraxis, die an<br />

bestimmen Tagen in einem Ambulanten<br />

Operationszentrum tätig sind.<br />

Neu ist auch die Möglichkeit, analog zum<br />

D-Arzt im Krankenhaus einen ständigen<br />

Vertreter zu benennen. Dieser muss über<br />

die Qualifikation zum D-Arzt verfügen<br />

<strong>und</strong> vom zuständigen Landesverband der<br />

DGUV anerkannt sein. Damit ist allerdings<br />

immer noch nicht ganz die Forderung der<br />

Berufsverbände erfüllt, eine pragmatische<br />

Regelung <strong>für</strong> die D-ärztliche Versorgung<br />

von Unfallverletzten in den zunehmend<br />

verbreiteten Praxisverbünden mit ausgelagerten<br />

Betriebstätten <strong>und</strong> Filialen zu<br />

ermöglichen. Diese gewünschte Flexibilisierung<br />

soll in weitere Verhandlungen mit<br />

der DGUV eingebracht werden. Es wird<br />

angestrebt, dass analog zu den Krankenhausambulanzen<br />

in ausgelagerten Praxisräumen<br />

<strong>und</strong> Filialen nicht zwingend die<br />

gesamten persönlichen <strong>und</strong> strukturellen<br />

Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Der<br />

D-Arzt in der zentralen Praxis würde gleichwohl<br />

die ungeteilte persönliche Verantwortung<br />

<strong>für</strong> alle Behandlungen, Verordnungen<br />

<strong>und</strong> Berichte tragen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Strukturelle Voraussetzungen<br />

Wie bisher müssen mindestens 2 Eingriffsräume<br />

vorgehalten werden. Neu ist unter<br />

4.3.1 die Klarstellung, dass einer der beiden<br />

Eingriffsräume auch als Op-Raum entsprechend<br />

der Qualitätssicherungsvereinbarung<br />

nach § 115b SGB V genutzt werden kann,<br />

d.h. es ist kein zusätzlicher dritter Op. vorzuhalten.<br />

Ein entsprechender Op. kann auch in<br />

einem ausgelagerten Operationszentrum<br />

genutzt werden. Für die anfallenden W<strong>und</strong>versorgungen<br />

bei Unfallverletzten reichen<br />

die strukturellen Voraussetzungen von Eingriffsräumen<br />

jedoch vollkommen aus. So ist<br />

es auch zu erklären, dass <strong>für</strong> die Übergangsregelung<br />

<strong>für</strong> die bisherigen H-Ärzte auf den<br />

Nachweis eines § 115b – Operationsraumes<br />

verzichtet wurde (s. a. Artikel von Rauch in<br />

den Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong> (5)).<br />

Ärzte in der Weiterbildung mit dem<br />

Ziel der Niederlassung als D-Arzt<br />

Sofern die Entscheidung zur Niederlassung<br />

als Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

mit D-Arzt Tätigkeit gefallen ist,<br />

muss die Weiterbildung entsprechend ausgerichtet<br />

werden. Nach (nicht während!)<br />

der Facharztanerkennung muss ein weiteres<br />

Jahr unfallchirurgische Weiterbildung<br />

in einem Krankenhaus erfolgen, das zum<br />

Verletzungsartenverfahren zugelassen ist<br />

(VAV-Krankenhaus). Es empfiehlt sich, dies<br />

frühzeitig zu planen. Da die DGUV plant, die<br />

Anzahl der VAV-Krankenhäuser in den nächsten<br />

Jahren von ca. 600 in etwa zu halbieren,<br />

dürfte dieser Weiterbildungsabschnitt<br />

in der Zukunft voraussichtlich den „Flaschenhals“<br />

darstellen. Rechtzeitige Planung<br />

ist daher angezeigt.<br />

Wenn eine ambulante operative Tätigkeit<br />

bei BG-Patienten angestrebt wird, sollte die<br />

Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />

erworben werden, mit der man auf<br />

jeden Fall bezüglich einer Tätigkeit als niedergelassener<br />

D-Arzt auf der sicheren Seite<br />

ist.<br />

H-Ärzte<br />

Die jetzigen H-Ärzte sind zweifellos von der<br />

Neuordnung des Verfahrens am stärksten<br />

betroffen. Das H-Arzt-Verfahren läuft zum<br />

31.12.2015 komplett aus. Nach § 30(4) des<br />

Vertrages <strong>und</strong> Absatz 2.5 der D-Arzt-Anforderungen<br />

(2) haben jetzt zugelassene H-<br />

Ärzte die Möglichkeit, auf Antrag den D-Arzt<br />

zu erhalten, wenn sie die personellen, sachlichen<br />

<strong>und</strong> pflichtgemäßen Anforderungen<br />

erfüllen. Bezüglich der Mindestfallzahl sind<br />

Ausnahmen möglich, wenn ansonsten die<br />

Versorgung gefährdet wäre (s. o.). Diese<br />

Prüfung erfolgt erst am Ende des Vertragszeitraumes.<br />

Es erscheint sachgerecht, dass<br />

die fachliche Befähigung (Absatz 2 der D-<br />

Anforderungen) ausgeklammert wird, denn<br />

ein bereits niedergelassener H-Arzt könnte<br />

die dort geforderte Tätigkeit an einem VAV-<br />

Krankenhaus nicht mehr nachholen. Die<br />

Mehrzahl der jetzt zugelassenen H-Ärzte<br />

sind Orthopäden nach alter Weiterbildungsordnung<br />

(WBO) bzw. Fachärzte O/U.<br />

Nach internen Recherchen des BVOU (5)<br />

dürften nur ca. 15 – 20 % dieser Kollegen die<br />

Mindestfallzahl erreichen.<br />

Für sie <strong>und</strong> die wenigen niedergelassenen<br />

H-Ärzte, die Chirurgen nach alter WBO sind,<br />

stellt sich jetzt die Frage, ob ein Antrag auf<br />

D-Arzt-Zulassung sinnvoll ist. Dies ist im<br />

Einzelfall entscheidend von der aktuellen<br />

<strong>und</strong> der in der Zukunft zu erwartenden<br />

Fallzahl abhängig. Die strukturellen Anforderungen<br />

an die Operationsräume nach<br />

Absatz 4.3.1 der Anforderungen (2) werden<br />

dem Vernehmen nach von der DGUV<br />

flexibel gehandhabt. Dies bedeutet, dass<br />

auch die Vorhaltung von Eingriffsräumen<br />

aus reicht, wenn keine ambulanten Operationen<br />

durchgeführt werden sollen. Im Einzelfall<br />

muss abgewogen werden, ob sich allein<br />

<strong>für</strong> das Erreichen des D-Arzt-Status bauliche<br />

Investitionen betriebswirtschaftlich<br />

rechnen würden. Die Berufsverbände bieten<br />

hierzu Einzelfallberatungen an. Es ist unbedingt<br />

zu beachten, dass der entsprechende<br />

Antrag spätestens bis zum 31.12.2014, also<br />

ein Jahr vor Ablauf der Übergangsfrist, gestellt<br />

werden muss.<br />

Für spezialisierte Operateure (z. B. Spezialisten<br />

<strong>für</strong> Knie-<strong>und</strong> Schulterarthroskopie) bietet<br />

sich die Möglichkeit, auf Überweisung<br />

von D-Ärzten tätig zu werden. Hierzu ist<br />

kein eigener D-Arzt-Status erforderlich.<br />

Berufsausübungsgesellschaften /<br />

Gemeinschaftspraxen / MVZ<br />

Von der Neuordnung war erhofft worden,<br />

dass eine flexiblere Lösung <strong>für</strong> die in zunehmender<br />

Zahl etablierten Filialen <strong>und</strong><br />

ausgelagerten Praxisräume einfließen würde.<br />

Dies könnte zum Bespiel so aussehen,<br />

dass auch im Bereich der niedergelassenen<br />

D-Ärzte die Erstbehandlung ggf. durch entsprechend<br />

qualifizierte u. U. auch angestellte<br />

Ärzte erfolgt, die Überprüfung der erhobenen<br />

Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Endverantwortung<br />

letztlich beim D-Arzt liegt. Diese Regelung<br />

wäre nicht unähnlich der gelebten Praxis<br />

in den meisten Krankenhäusern. In den<br />

Auslegungsgr<strong>und</strong>sätzen der DGUV wird<br />

allerdings weiterhin auf die persönliche Erbringung<br />

der Kernleistungen des niedergelassenen<br />

D-Arztes abgestellt, während der<br />

D-Arzt am Krankenhaus diese Forderung<br />

nach persönlicher Leistungserbringung<br />

ebenfalls erfüllen muss, sie aber an nachgeordnete<br />

Ärzte mit gleicher Qualifikation<br />

oder Fachärzte <strong>für</strong> O/U mit besonderen<br />

Kenntnissen in der Behandlung von Unfallverletzten<br />

delegieren kann. Allein die Möglichkeit,<br />

dass jetzt auch jeder niedergelassene<br />

D-Arzt einen ständigen Vertreter beim<br />

Landesverband anerkennen lassen kann, ist<br />

als Erleichterung anzusehen. Dies kann allerdings<br />

nicht die Ungleichbehandlung von<br />

D-Ärzten im Krankenhaus <strong>und</strong> in der Niederlassung<br />

ausgleichen.<br />

Chefärzte<br />

Für die leitenden Ärzte an Krankenhäusern<br />

hat sich (noch) nicht viel geändert. Allerdings<br />

ist zu beachten, dass <strong>für</strong> die Tätigkeit<br />

als D-Arzt an einem Krankenhaus oder einer<br />

Klinik die Zusatzweiterbildung „Spezielle<br />

Unfallchirurgie“ Voraussetzung ist. Hier gelten<br />

die gleichen Übergangsbestimmungen<br />

wie bei den Niedergelassenen, d. h. die alte<br />

Facharztbezeichnung Chirurgie/Unfallchirurgie<br />

wird der Zusatzweiterbildung „Spezielle<br />

Unfallchirurgie“ gleichgestellt.<br />

In der DGUV wird daran gedacht, sich an<br />

den Strukturen des Traumanetzwerkes der<br />

DGU zu orientieren. Es wird diskutiert, die<br />

Kliniken der Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung,<br />

diejenigen des bisherigen VAV-Verfahrens<br />

<strong>und</strong> neu zu definierende Kliniken der Maximalversorgung<br />

zu unterscheiden. Ziel der<br />

Untergliederung ist eine zielgenaue <strong>und</strong><br />

schnellstmögliche Steuerung des Unfallverletzten<br />

in die jeweils geeignete Klinik. Es soll<br />

ausgeschlossen werden, dass Fälle in Krankenhäusern<br />

behandelt werden, die nicht<br />

zugelassen sind oder nicht die erforderliche<br />

Qualität der Versorgung bieten. Erstmals ist<br />

hier von Sanktionen die Rede, die bei Nichtbeachtung<br />

auch finanzielle Folgen haben<br />

könnten. Der Begriff „Qualität der Versorgung“<br />

wird zunehmend in den Vordergr<strong>und</strong><br />

gerückt. Kriterien müssen noch erarbeitet<br />

werden. Hier spielen Mindestmengen ebenfalls<br />

eine Rolle. Zunächst gilt noch der Bestandsschutz.<br />

Neu zu besetzende Kliniken<br />

werden sich allerdings einer Überprüfung<br />

unterziehen müssen.<br />

Die Zugehörigkeit zu einem Traumanetzwerk<br />

der DGU, die Qualifikation <strong>und</strong> die<br />

organisatorische <strong>und</strong> fachliche Unabhängigkeit<br />

des Leiters dürften neben den möglichen<br />

Mindestmengen wichtige Entscheidungskriterien<br />

werden. Feste Zahlen existie-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 97<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

98<br />

ren noch nicht. Es ist an eine Zertifizierung<br />

analog dem Traumanetzwerk <strong>und</strong> eine Rezertifizierung<br />

alle 3 – 5 Jahre gedacht.<br />

Die Vergütung der Leistungen soll möglicherweise<br />

den Qualitätsstufen der Krankenhäuser<br />

<strong>und</strong> dem medizinisch-therapeutischen<br />

Aufwand angepasst werden.<br />

Zunehmend werden auch Reha-Gesichtspunkte<br />

im Akutkrankenhaus eine Rolle<br />

spielen. Andererseits sollen auch Bedarfsgesichtspunkte<br />

in der Zukunft eine größere<br />

Rolle spielen.<br />

Die Reform des stationären Heilverfahrens<br />

steht noch an <strong>und</strong> es ist damit zu rechnen,<br />

dass die Anzahl der Krankenhäuser, die zum<br />

VAV Verfahren zugelassen sind, deutlich<br />

verringert wird. Für eine Leitungsposition<br />

an einem VAV-Krankenhaus sind über die<br />

Zusatzweiterbildung „Spezielle Unfallchirurgie“<br />

hinaus 3 weitere Jahre Tätigkeit in<br />

einem VAV-Haus <strong>und</strong> ein qualifizierendes<br />

Zeugnis Voraussetzung.<br />

Stationäre Weiterbehandlung<br />

(BGSW/KSR)<br />

Der Trend zur Schwerpunktbildung <strong>und</strong><br />

Spezialisierung in den Rehabilitationskli-<br />

Das Ende des sogenannten H-Arztes, das<br />

heißt in bestem Amtsdeutsch des an der<br />

„Heilbehandlung beteiligten Arztes“, wird<br />

eingeläutet. Dies geht aus der neuen Regelung<br />

der Berufsgenossenschaften hervor.<br />

Dr. Gerd Rauch, Landesvorsitzender<br />

des Berufsverbandes der Fachärzte <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie (BVOU) in<br />

Hessen, erläutert in den Orthopädischen<br />

<strong>Nachrichten</strong> das neue Überleitungsverfahren.<br />

Er begrüßt die größere Praxisnähe<br />

der Vertreterregelung. Kritisch sieht er allerdings<br />

die mit 250 Fällen „viel zu hoch“<br />

angesetzte Mindestzahlforderung. Der<br />

BVOU-Landesvorsitzende fordert eine Reduktion. <br />

niken <strong>und</strong> bisher fehlende Vorgaben <strong>für</strong><br />

eine bedarfsgerechte Zuweisungssteuerung<br />

sollen die Bildung von Schwerpunktkliniken<br />

nach sich ziehen, auch in der Anschlussrehabilitation.<br />

Regelmäßige Kontrollen<br />

der Reha bilitationsergebnisse <strong>und</strong><br />

Aspekte der Vernetzung sowie berufsbezogene<br />

Bestandteile der angebotenen Reha<br />

werden eine wichtige Rolle spielen. Es sollen<br />

Reha-Verfahren mit unterschiedlichen<br />

Qualitätsstufen entwickelt werden von der<br />

BGSW bis hin zu komplexen Maßnahmen<br />

im Sinne der Komplexen Stationären Rehabilitation<br />

(KSR). Speziell die medizinischberufliche<br />

Förderung (Arbeitsplatzorientierte<br />

Muskuloskelettale Rehabilitation<br />

(AOMR) <strong>und</strong> ähnliche) sollen fortentwickelt<br />

werden.<br />

Sobald diese Kriterien im Einzelnen bekannt<br />

<strong>und</strong> festgelegt sind, wird die Gemeinsame<br />

BG-Kommission der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Berufsverbände dazu Stellung<br />

nehmen.<br />

Die Autoren <strong>und</strong> die Mitglieder der Gemeinsamen<br />

BG-Kommission der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Berufsverbände<br />

(GBK) stehen <strong>für</strong> Einzelfallberatungen gerne<br />

zur Verfügung.<br />

Die gute Nachricht zuerst: Dem Dachverband<br />

der Berufsgenossenschaften (den Vertretern<br />

des DGUV) war bewusst, dass eine<br />

neue Regelung bezüglich der geforderten<br />

Praxisöffnungszeiten von Montag bis Frei-<br />

tag von 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr, das heißt<br />

50 St<strong>und</strong>en Sprechst<strong>und</strong>e pro Woche, mit<br />

den heutigen Gegebenheiten gerade in Einzelpraxen<br />

nicht mehr darstellbar ist. Zur Lösung<br />

dieses Problems wurde eine deutlich<br />

verbesserte ständige Vertretungsregelung<br />

umgesetzt. Weiterhin wurde der Samstagvormittag<br />

als Regelsprechst<strong>und</strong>e ersatzlos<br />

gestrichen.<br />

Das heißt, der niedergelassene H-Arzt<br />

oder danach Basis D-Arzt kann sich dann<br />

Dr. P. Kalbe<br />

Josua-Stegmann-Wall 7<br />

31737 Rinteln<br />

Literatur:<br />

1. Vertrag gem. § 34 Abs. 3 SGB VII zwischen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n Gesetzlichen Unfallversicherung e. V.<br />

(DGUV), Berlin, dem Spitzenverband der landwirtschaftlichen<br />

Sozialversicherung (LSV-SpV), Kassel,<br />

einerseits <strong>und</strong> der Kassenärztlichen B<strong>und</strong>esvereinigung,<br />

K. d. ö. R., Berlin, andererseits über die<br />

Durchführung der Heilbehandlung, die Vergütung<br />

der Ärzte sowie die Art <strong>und</strong> Weise der Abrechnung<br />

der ärztlichen Leistungen (Vertrag Ärzte /<br />

Unfallversicherungsträger) gültig ab 1. Januar<br />

<strong>2011</strong> <strong>Deutsche</strong>s Ärzteblatt (2010) 107, 41 Seite<br />

1999 – 2010<br />

2. Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherungsträger<br />

nach § 34 SGB VII zur Beteiligung am<br />

Durchgangsarztverfahren (in der Fassung vom<br />

1. Januar <strong>2011</strong>) www.dguv.de<br />

3. Auslegungsgr<strong>und</strong>sätze zu den Anforderungen<br />

der gesetzlichen Unfallversicherungsträger zur<br />

Beteiligung am Durchgangsarztverfahren in der<br />

Fassung vom 01.01.<strong>2011</strong>. www.dguv.de/Landesverbaende<br />

4. Gr<strong>und</strong>sätze Ambulantes Operieren in der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (GUV) in der Fassung<br />

vom 1. Januar <strong>2011</strong> www.dguv.de<br />

5. Rauch, G.: Übergangsregelung vom H-Arzt zum D-<br />

Arzt. Orthopädische <strong>Mitteilungen</strong> 3/<strong>2011</strong><br />

Mehr Praktikabilität bei Vertreterregelung.<br />

Zu hohe Mindestzahlregelung<br />

Der H­Arzt stirbt. Es lebe der D­Arzt – aber <strong>für</strong> viel zu wenige Orthopäden. Gerd Rauch erläutert das<br />

Überleitungsverfahren der Berufsgenossenschaften vom H­Arzt zum D­Arzt.<br />

G. Rauch<br />

vor allem in der Einzelpraxis, aber auch in<br />

der Gemeinschaftspraxis oder einer anderen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>sform ständig vertreten<br />

lassen wie zum Beispiel am Mittwoch- <strong>und</strong><br />

Freitagnachmittag oder wenn er einen ambulanten<br />

Operationstag oder eine andere<br />

Tätigkeit außerhalb seiner Praxis nachgeht.<br />

Auch in der Urlaubszeit können Orthopädinnen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden auf diese Vertretungsregelung<br />

zurückgreifen. Sollten sie<br />

allerdings während der Urlaubszeit einen<br />

Vertreter in der Praxis haben, müsste diese<br />

Vertreter einen Fachärzt <strong>für</strong> Chirurgie mit<br />

besonderen Kenntnissen auf dem Gebiet<br />

der Unfallverletzten haben oder Facharzt<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie sein.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Die Vertretung muss vor Ort durch einen<br />

niedergelassenen D-Arzt oder einen D-Arzt<br />

im Krankenhaus klar abgesprochen <strong>und</strong> gut<br />

organisiert sein, so dass Unfallverletzte auf<br />

keinen Fall vor den geschlossenen Türen<br />

eines vertretenden D-Arztes stehen. Durch<br />

diese deutlich verbesserte Vertretungsregelung<br />

ist gewährleistet, dass gerade<br />

Kollegen in Einzelpraxen durch Absprache<br />

mit lokalen D-Arztvertretern vor Ort ihre<br />

dann „neue D-Arzttätigkeit“ weiter ausführen<br />

können. Die Adressen der D-Ärzte<br />

können unter http://www.dguv.de/landesverbaende/de/med<br />

reha/d arzt/ index.jsp<br />

eingesehen werden.<br />

Auf welche Fälle bezieht sich die<br />

Mindestfallzahl von 250?<br />

Hierbei handelt es sich um so genannte Erstverletzte,<br />

das heißt Unfallverletzte die neu in<br />

die Praxis kommen <strong>und</strong> bei denen ein H-Bericht<br />

erstellt wird. Auch kann bei Wiederaufnahme<br />

eines H-Arztverfahrens nach einem<br />

längeren, behandlungsfreien Intervall <strong>und</strong><br />

jetzt Wiederauftreten von Beschwerden ein<br />

erneuter H-Arztbericht im Sinne einer Wiedererkrankung<br />

erstellt werden. Dieser würde<br />

auch zur Mindestfallzahl zählen. Nicht dazu<br />

zählen H-Verlaufsberichte oder jahresübergreifende<br />

Behandlungen.<br />

Wo müssen die 250 Fälle erbracht<br />

werden?<br />

Die Mindestfallzahl von 250 muss an ein<br />

<strong>und</strong> demselben Standort erbracht werden.<br />

Das heißt, es gilt die identische Adresse.<br />

Die <strong>Gesellschaft</strong>sform ist hierbei nicht von<br />

Bedeutung, das heißt es kann sich um Einzelpraxen,<br />

Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften<br />

aber auch um MVZ handeln,<br />

Hauptsache, sie sind an ein <strong>und</strong> demselben<br />

Standort. Ortsübergreifende Berufsaus-<br />

übungsgemeinschaften erfüllen diese Voraussetzungen<br />

im Verb<strong>und</strong> definitiv nicht.<br />

Deshalb müssen die überörtlichen BAGs an<br />

jedem einzelnen Standort die Mindestzahl<br />

von 250 Fällen erbringen. Bei dieser Regelung<br />

sind Einzelpraxen erheblich benachteiligt.<br />

Arztbezogenen<br />

Mindestfallzahlanforderung?<br />

H-Ärzte mit Einzelpraxisstatus in Ballungsräumen<br />

müssen die oben genannten 250<br />

Mindestfälle erbracht haben oder in Zukunft<br />

erbringen. Dagegen können H-Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> H-Ärzte die in einer Gemeinschaftspraxis<br />

oder einer MVZ-Struktur an<br />

Wer darf künftig Behandlung nach Arbeitsunfällen durchführen? Der Dachverband der Berufsgenossen<br />

schaften hat ein neues Verfahren beschlossen. Umstritten ist die Mindesfallzahl von<br />

250 Fällen in Einzelpraxen.<br />

demselben Standort arbeiten, gemeinsam<br />

250 Fälle in den letzten drei Jahren oder in<br />

der Zukunft erreichen. Das heißt, die Überleitungsregelung<br />

gilt nur <strong>für</strong> den Standort<br />

<strong>und</strong> ist nicht arztbezogen. Selbst wenn der<br />

ein oder andere Kollege nur eine geringe Anzahl<br />

der H-Arztfälle geleistet hätte <strong>und</strong> die<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen trotzdem vor Ort<br />

250 Fälle erbracht haben, kann jeder Einzelne<br />

von Ihnen ab sofort die Überleitung vom<br />

H-Arzt zum neuen Basis D-Arzt beantragen<br />

<strong>und</strong> erhält eine Genehmigung zum D-Arzt.<br />

Ansonsten müssten H-Ärzte in den darauf<br />

folgenden fünf Jahren mindestens in drei<br />

Jahren 250 Fälle nachweisen.<br />

Sollten die H-Ärztinnen <strong>und</strong> H-Ärzte bereits<br />

in den zurückliegenden drei letzten<br />

Jahren von 2008 bis 2010 die notwendigen<br />

Fallzahlen erbracht haben, können Sie ab<br />

soforteinen Überleitungs antrag vom H-<br />

Arzt zum Basis D-Arzt stellen, diese Anträge<br />

wurden dann auch zeitnah genehmigt. Sie<br />

erhielten dann auch die höhere Vergütung<br />

als D-Arzt im Vergleich zum H-Arzt.<br />

Entsprechende Antragsformulare werden<br />

vom jeweiligen Landesverband der Berufsgenossenschaften<br />

ausgegeben.<br />

Ausnahme <strong>für</strong> Kollegen die in der<br />

Fläche arbeiten<br />

Zu diesem Punkt wurde uns mitgeteilt, dass<br />

wenn sich das Verhältnis D-Arzt zu Versicherten<br />

schlechter als 1:30.000 darstellt<br />

<strong>und</strong> / oder kein D-Arzt innerhalb von 30<br />

Minuten sowohl im niedergelassenen <strong>und</strong><br />

im Krankenhausbereich erreichbar ist, so<br />

wird der zuständige berufsgenossenschaftliche<br />

Landesverband von der Mindestfallregelung<br />

im Einzelfall abweichen. Gegebenenfalls<br />

kann der H-Arzt auch bei sehr<br />

viel geringerer Fallzahl eine Genehmigung,<br />

respektive Überleitung von H-Arzt zum D-<br />

Arzt erhalten um hierdurch die Notfallversorgung<br />

in der Fläche zu sichern. Auch diese<br />

Anträge können ab sofort gestellt werden.<br />

Es handelt sich aber dann um Einzelfallentscheidungen<br />

des jeweiligen Landesverbandes<br />

der Berufsgenossenschaften.<br />

Wie müssen die räumlichen<br />

Voraussetzungen aussehen?<br />

Ein Eingriffsraum muss am relevanten<br />

Standort vor Ort <strong>für</strong> die Notfallversorgung<br />

vorhanden sein. Dagegen können geplante<br />

Eingriffe wie z. B. Metallentfernungen oder<br />

Arthroskopien auch an einem in der Nähe<br />

be$ ndlichen Operationszentrum durchgeführt<br />

werden, welches die Bedingungen im<br />

Sinne der Qualitätssicherung nach § 115 b<br />

SGB V erfüllt.<br />

Weiterhin können D-Ärzte, spezialisierte<br />

Orthopädinnen <strong>und</strong> Orthopäden mit dem<br />

neuen Facharzt <strong>für</strong> Unfallchirurgie Patienten<br />

zur operativen Versorgung überweisen,<br />

wenn es sich zum Beispiel um isolierte<br />

Rupturen des vorderen Kreuzbandes oder<br />

um eine unidirektionale posttraumatische<br />

ventrale Schulterinstabilität handelt (Ausnahme<br />

im § 6-Verletztenartenverfahren;<br />

Anhang 1 unter Punkt 7). Die zuständige<br />

Berufsgenossenschaft sollte zeitnah informiert<br />

werden <strong>und</strong> um Genehmigung <strong>und</strong><br />

Kostenübernahme gebeten werden.<br />

In diesem Zusammenhang forderten wir<br />

als BVOU, dass gerade <strong>für</strong> die ambulante<br />

Versorgung von Schulter- <strong>und</strong> Knieverletzungen<br />

die spezialisierten Orthopädinnen<br />

<strong>und</strong> Orthopäden zur direkten Versorgung<br />

zugelassen werden sollten. Auch empfehlen<br />

wir die Gleichstellung des neuen Facharztes<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie mit dem<br />

Zusatz „spezielle orthopädische Chirurgie“<br />

mit dem neuen Facharzt <strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong><br />

spezielle Unfallchirurgie umzusetzen, so<br />

dass dann diese Kolleginnen / Kollegen im<br />

Anforderungsprofil den gleichen Status wie<br />

Fachärzte <strong>für</strong> Chirurgie mit spezieller Unfallchirurgie<br />

haben.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 99<br />

Gabriele Rohde – Fotolia.com<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

100<br />

Leider konnten diese Forderungen nicht<br />

umgesetzt werden. Hier müssen wir berufspolitisch<br />

weiter intensiv kämpfen.<br />

Zudem wurde eine Erhöhung der Vergütung,<br />

gegebenenfalls auch Novellierung<br />

der Unfall-GOÄ gefordert. Hier signalisierten<br />

sowohl das zuständige Dezernat von<br />

der B<strong>und</strong>es-KBV als auch der DGUV Behand-<br />

lungsbereitschaft. Verbesserungsvorschläge<br />

wurden bereits vom Verband<br />

der BG-Ärzte vorgeschlagen. Eine Erhöhung<br />

der Unfallmeldung <strong>für</strong> Nicht-H-Ärzte, die<br />

sog. A13-Meldung wird in Zukunft erfolgen.<br />

Hier laufen noch Gespräche zwischen dem<br />

DGUV <strong>und</strong> der KBV Berlin.<br />

Nachbesserungen sind bei<br />

Mindestzahlen nötig<br />

Zusammenfassend ist die deutlich praxisnahere<br />

<strong>und</strong> ständige Vertretungsregelung<br />

<strong>für</strong> den neuen D-Arzt sehr zu begrüßen, hier<br />

werden sicherlich viele Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

gerade in Einzelpraxen eher bereits<br />

ein, ein Überleitungsantrag zum D-Arzt zu<br />

stellen.<br />

Unbedingt nachzubessern im Sinne einer<br />

Reduktion ist die viel zu hoch angesetzte<br />

Mindestzahlforderung von 250 Fällen gerade<br />

<strong>für</strong> H-Ärzte in Einzelpraxen.<br />

Generalisten in der Chirurgie –<br />

können wir darauf wirklich verzichten?<br />

B. Friemert, M. Oberst<br />

Das Credo der letzten 10 Jahre in den medizinischen<br />

Fachgesellschaften, auch <strong>und</strong><br />

vielleicht gerade in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

lautet unisono: Spezialisierung!<br />

Als Ergebnis dieser Entwicklung wurde auf<br />

chirurgischem Fachgebiet mit Inkrafttreten<br />

der neuen Weiterbildungsordnung im Jahre<br />

2006 der Fokus auf die frühzeitige Spezialisierung<br />

gelegt. Eine breite chirurgische<br />

Gr<strong>und</strong>ausbildung existiert seit dem nicht<br />

mehr. Obwohl es im 8-Säulenmodell auch<br />

die Säule der Allgemeinchirurgie (mit relativ<br />

breiter Ausbildung in Viszeral-, Unfall- <strong>und</strong><br />

Gefäßchirurgie) gibt, wird diese Ausbildung<br />

nur noch von wenigen jungen Kollegen gewählt.<br />

Ein wesentlicher Gr<strong>und</strong> liegt in den organisatorischen<br />

Problemen begründet,<br />

die eine solche Ausbildung dann mit sich<br />

In den Gesprächen des BVOU mit dem<br />

DGUV <strong>und</strong> der KBV betonten wir, dass gerade<br />

die Verletzungen von Schulunfällen<br />

häufg durch orthopädische H-Ärzte vor Ort<br />

auf qualitativ hohem Niveau schnell <strong>und</strong><br />

gut durchgeführt würde. Sollte die überwiegende<br />

Anzahl der H-Ärzte nicht zum<br />

D-Arzt übergeleitet werden, würde diese<br />

zeitnahe kostengünstige Versorgung wegfallen<br />

<strong>und</strong> die Schulkinder müssten riesige<br />

Wege in Kauf nehmen. Hierdurch wäre die<br />

Versorgung gerade in der Fläche, aber auch<br />

in den Randgebieten der Ballungsräume gefährdet.<br />

Der DGUV in Berlin gestand zu, dass<br />

man nach einem Jahr die erste Bilanz über<br />

die Genehmigung der Überleitungsanträge<br />

ziehen würde. Seitens des BVOU werden<br />

wir uns intensiv da<strong>für</strong> einsetzen, dass die<br />

Mindestfallregelung reduziert wird. Zudem<br />

werden wir noch eine aktuelle Umfrage<br />

mit unseren BVOU Mitgliedern starten mit<br />

dem Ziel herauszubekommen, wie viele<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aufgr<strong>und</strong> der aktuellen<br />

Überleitungsbestimmungen vom H-<br />

Arzt zum D-Arzt die Anträge sofort stellen<br />

oder in Zukunft stellen werden.<br />

Es ist anzumahnen <strong>und</strong> nicht kampfos<br />

hin zu nehmen, dass wiederum die Einzelpraxen,<br />

die in den letzen Jahren immer<br />

wieder bei allen EBM – Reformen gelitten<br />

brächte. Denn die Akzeptanz der Chefärzte,<br />

jemanden <strong>für</strong> 2 Jahre z. B. in der Viszeralchirurgie<br />

so auszubilden, dass er ein breites<br />

Gr<strong>und</strong>spektrum abdecken kann, ist in der<br />

Zwischenzeit deutlich gesunken.<br />

Der Druck hin zur Spezialisierung geht<br />

in der Zwischenzeit soweit, dass ein „Wirbelsäulenchirurg“<br />

oder „Schulterchirurg“<br />

gefordert wird, um allen sogenannten Qualitätsanforderungen<br />

gerecht zu werden.<br />

(<strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> DGU, 32.<br />

Jahrgang, Heft 62, Okt. 2010; Spezialfacharzt/Zusatzweiterbildung<br />

Pro & Contra).<br />

Dies hat in unserem Lande beispielsweise<br />

auch schon dazu geführt, dass es sage<br />

<strong>und</strong> schreibe 5 (fünf!) verschiedene Fachgesellschaften<br />

allein <strong>für</strong> die orthopädischunfallchirurgische<br />

Behandlung des Fußes<br />

gibt. Damit aber nicht genug, das gigan-<br />

haben, auch hier wieder das kürzere Los<br />

ziehen. Gerade die Einnahmen aus der berufsgenossenschaftlichen<br />

Tätigkeit sind<br />

wichtige zusätzliche Einnahmequellen außerhalb<br />

der sich ständig reduzierenden kassenärztlichen<br />

Vergütungen.Auch sollte der<br />

neue Facharzt <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

mit dem Schwerpunkt „spezielle<br />

orthopädische Chirurgie“ mit dem Facharzt<br />

<strong>für</strong> Chirurgie <strong>und</strong> spezielle Unfallchirurgie<br />

gleichgestellt werden.<br />

Wir sollten die Genehmigungspraxis<br />

der BG in Zukunft sehr genau <strong>und</strong> kritisch<br />

beobachten <strong>und</strong> die von der DGUV angebotenen<br />

Gespräche nach einem Jahr im<br />

Sinne einer Bestandsaufnahme wieder aufnehmen<br />

mit dem Ziel, die geforderten Mindestfallzahlen<br />

auf eine praxisrelevante Zahl<br />

abzusenken.<br />

Dr. med. Gerd Rauch<br />

Landesvorsitzender Hessen<br />

des Berufsverbandes <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

E-Mail: gerdrauch@t-online.de<br />

Nachdruck<br />

Orthopädische <strong>Nachrichten</strong> 3/<strong>2011</strong>;<br />

Biermann Verlag.<br />

tisch große Feld der Fußchirurgie gibt zudem<br />

offenbar noch Raum <strong>für</strong> die „Arbeitsgemeinschaft<br />

Hallux valgus“. Krettek geht<br />

in seinem Artikel 2004 (Unfallchirur, 2004,<br />

107; 731) noch einen Schritt weiter. Er formuliert<br />

als Interdisziplinarität nicht das<br />

Miteinander verschiedener chirurgischer<br />

Fachdisziplinen, also Viszeralchirurg – Unfallchirurg<br />

– Gefäßchirurg usw., sondern<br />

bereits die Zusammenarbeit von Organchirurgen<br />

(z. B. Wirbelsäule, Knie, …) im Rahmen<br />

der Polytraumaversorgung <strong>und</strong> fordert<br />

„die Notwendigkeit der Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Abstimmung zwischen diesen Subdisziplinen<br />

…“. Er postuliert, dass die „ … Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> Abstimmung zwischen den<br />

Subdisziplinen zu einer Verbesserung der<br />

Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität führt“. Der<br />

wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Beweis dieser<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


These ist bislang jedoch aus unserer Sicht<br />

nicht erbracht. Ist es überhaupt gesichert,<br />

dass eine zunehmende Spezialisierung zu<br />

einer verbesserten Ergebnisqualität führt?<br />

Zunächst muss festgehalten werden,<br />

dass jegliche Schnittstelle zu einem Informationsverlust<br />

führt. Uns allen ist dieses<br />

Problem bei der Schichtübergabe des Pflegepersonals<br />

auf den Stationen wohl bekannt.<br />

Warum soll es diese Schnittstellenproblematik<br />

im OP <strong>und</strong> bei der Behandlung<br />

von Schwerverletzten Patienten nicht geben?<br />

Alleine diese Tatsache stellt das Postulat<br />

der Verbesserung der Ergebnisqualität<br />

durch Spezialisierung <strong>für</strong> die Behandlung<br />

komplexer Fälle wie z. B. dem Polytrauma<br />

zumindest in Zweifel.<br />

Ich (B.F.) komme gerade aus einem Auslandseinsatz<br />

in Afghanistan zurück. Gemeinsam<br />

mit einem kompletten amerikanischen<br />

chirurgischen Team haben wir je einen<br />

„amerikanischen“ <strong>und</strong> einen „deutschen“<br />

Schockraum betrieben, so dass ich die Unterschiede<br />

der Ausbildung quasi im direkten<br />

Vergleich beobachten konnte. Das amerikanische<br />

Team bestand auf ärztlicher Seite aus<br />

einem Colorectal Surgeon, einem Orthopedic<br />

Surgeon, einem Anästhesisten, einem Emergency<br />

Doctor (alle FÄ) <strong>und</strong> einem Internisten,<br />

das deutsche aus einem Allgemeinchirurgen<br />

(zufällig auch Unfallchirurg) <strong>und</strong> einem Anästhesisten.<br />

Zusätzlich war <strong>für</strong> beide je ein<br />

Assistenzarzt vorhanden. Es würde an dieser<br />

Stelle zu weit führen, Details in der unterschiedlichen<br />

Vorgehensweise darzustellen.<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass<br />

jeder der amerikanischen Kollegen <strong>für</strong> sein<br />

Fachgebiet sehr gut ausgebildet war, ein Mitdenken<br />

oder gar Mithandeln über seine eigene<br />

Fachkompetenz hinaus hat nicht stattgef<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> konnte auch nicht stattfinden.<br />

Keiner der Kollegen hatte einen Überblick<br />

über das gesamte Verletzungsmuster des Patienten.<br />

Im deutschen Team war dieses wesentlich<br />

anders, da der Chirurg als Behandlungsführer<br />

das Gesamtbild des Patienten<br />

aufgr<strong>und</strong> seiner breiten Ausbildung immer<br />

vor Augen hatte. Wie wichtig jedoch diese<br />

„Gesamtschau“ des Unfallverletzten ist, wurde<br />

bereits 2009 von Ekkernkamp herausgearbeitet:<br />

„Die Behandlung des Polytraumas<br />

ist gerade aus diesem Gesichtswinkel eine<br />

originäre Aufgabe der Unfallchirurgie, die die<br />

Wichtigkeit <strong>und</strong> Bedeutung der Mitwirkung<br />

anderer Disziplinen, insbesondere der Anästhesiologie,<br />

weder berührt noch einschränkt.<br />

Es wird am Polytraumakomplex aber auch<br />

deutlich, welch hohen Anteil die „Allgemeine<br />

Chirurgie“, in moderner Ausprägung, in der<br />

Unfallchirurgie hält.“<br />

Dieses führt natürlich auch zu der Frage,<br />

welches Selbstverständnis die Unfallchirurgie<br />

<strong>für</strong> sich im Hinblick auf die Behandlung<br />

des Schwerverletzen definiert. Wollen wir<br />

als Unfallchirurgen Organ- oder Komplexchirurgen<br />

sein? Zum einen gibt es natürlich<br />

Spezialfälle, bei denen ein Organchirurg,<br />

der sich intensiv mit nur einem Organ, z. B.<br />

der Schulter beschäftigt, <strong>für</strong> die Behandlung<br />

des Patienten die beste Alternative ist.<br />

Demgegenüber ist es unstrittig, dass <strong>für</strong><br />

die Behandlung eines Schwerverletzten der<br />

Organchirurg, wie oben skizziert, nicht geeignet<br />

ist, den Patienten adäquat zu behandeln.<br />

Hier ist sicher der breit <strong>und</strong> komplex<br />

ausgebildete Unfallchirurg mit einer Bauch-<br />

<strong>und</strong> Thoraxkompetenz besser geeignet. Die<br />

Unfallchirurgen verstehen sich somit als<br />

originäre „Kümmerer“ des verunfallten Patienten:<br />

„Die Verantwortung endet nicht mit<br />

dem Schockraum oder der Akutphase der<br />

Behandlung, sondern erst mit der Wiedereingliederung<br />

des Unfallverletzten …“. (Zitat<br />

Siebert, H., <strong>Mitteilungen</strong> DGU Jahrgang 32,<br />

Heft 62, Okt. 2010)<br />

Dass das Thema immer aktueller wird,<br />

zeigt ein Blick auf die letzten beiden Kongresse<br />

<strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />

Sowohl 2009 als auch 2010 gab es<br />

jeweils eine Sitzung zum Thema Generalist<br />

/ Spezia list. Hierbei wurden verschiedene<br />

Aspekte aus mehreren Blickwinkeln<br />

(Pro-Contra-Vorträge, Krankenhausträger,<br />

B<strong>und</strong>eswehr usw.) beleuchtet. Trotz aller<br />

Diskussion herrschte selbst bei den Vertretern<br />

der zunehmenden Spezialisierung in<br />

einem Punkt letztlich klare Übereinstimmung:<br />

Es werden auch heutzutage nach<br />

wie vor Generalisten gebraucht. Es bleibt<br />

also festzuhalten, dass es offensichtlich<br />

notwendig ist, diese Debatte zu führen <strong>und</strong><br />

den Generalisten nicht sterben zu lassen.<br />

Die oben dargestellten Arbeitsbereiche<br />

des Organchirurgen (Spezialist) <strong>und</strong> des<br />

Komplexchirurgen (Generalist) stellen somit<br />

die rechte <strong>und</strong> linke Grenze dessen dar,<br />

was die Unfallchirurgie als Gebiet leisten<br />

kann. Natürlich stellt sich die Frage, wo der<br />

Organchirurg aufhört <strong>und</strong> der Komplexchirurg/Generalist<br />

anfängt bzw. wie sich<br />

die beiden Aufgabengebiete voneinander<br />

abgrenzen lassen. Selbstverständlich übersteigt<br />

es die Möglichkeiten dieses Artikels,<br />

hierauf eine vollständige Antwort zu geben.<br />

Vielmehr soll die Diskussion nicht zuletzt<br />

auch durch einige kritische Anmerkungen<br />

intensiviert werden:<br />

Im Allgemeinen wird <strong>für</strong> die Notwendigkeit<br />

der Spezialisierung immer nur ein (konstruierter?)<br />

Zusammenhang angegeben.<br />

1. Fallzahl<br />

Es handelt sich um die wiederholte Aussage,<br />

dass nur der Operateur mit hohen<br />

Fallzahlen bei kleinem Spektrum hervorragende<br />

Ergebnisse erreichen könne. Dieses<br />

würde die Effizienz steigern, die Qualität<br />

verbessern <strong>und</strong> die Kosten senken. Aber<br />

stimmt dieser Zusammenhang wirklich?<br />

Gibt es wissenschaftliche Belege da<strong>für</strong>? Ist<br />

die normale Kreuzbandoperation schon<br />

eine Operation, die dem Spezialisten vorbehalten<br />

bleiben soll? Ist es nicht so, dass jede<br />

Lernkurve irgendwann in die Horizontale<br />

übergeht <strong>und</strong> somit keine weitere Verbesserung<br />

durch noch mehr Fallzahlen erreicht<br />

werden kann? Warum wird der Zehnkämpfer<br />

als der König der Athleten bezeichnet, wo er<br />

doch „ … nichts richtig kann“? Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser Forderung nach hohen Fallzahlen ist<br />

zweifellos die langjährige, teilweise sehr<br />

kontrovers geführte Diskussion über die<br />

Mindestmengen. Folgte man dieser Argumentation,<br />

wäre z. B. der Toyota Corolla mit<br />

über 20 Millionen gebauter Fahrzeuge ohne<br />

Zweifel das beste Auto der Welt. Die Firma<br />

Rolls Royce hingegen (ca. 1000 Fahrzeuge im<br />

Jahr 2009) müsste gemäß den Kriterien der<br />

Mindestmengen abgeschafft werden. Bis<br />

heute jedenfalls steht der wissenschaftliche<br />

Nachweis aus, dass die Ergebnisqualität einer<br />

bestimmten Operation, die ein Spezialist<br />

500mal pro Jahr durchführt, tatsächlich besser<br />

ist als dieje nige eines versierten „Allro<strong>und</strong>ers“,<br />

der diese Operation nur 100mal pro<br />

Jahr durchführt.<br />

2. Effizienz<br />

Hohe Fallzahlen sollen zusätzlich auch die<br />

Effizienz verbessern. In dem hochspezialisierten<br />

<strong>und</strong> maximal organisierten Bereich<br />

eines Ameisenvolkes konnte beispielsweise<br />

nachgewiesen werden, dass Spezialisierung<br />

nicht zu einer Steigerung der individuellen<br />

Effizienz führt. Die Effizienz (= Verhältnis<br />

zwischen der Größe der erbrachten Leistung<br />

<strong>und</strong> der Größe des Aufwandes) scheint vielmehr<br />

eine Variable zu sein, die von einer Vielzahl<br />

von anderen Faktoren (Umfeld, finanzielle<br />

Ressourcen, apparative Ausstattung …)<br />

abhängig ist, keinesfalls aber ausschließlich<br />

vom Spezialisierungsgrad des Operateurs.<br />

3. Qualität<br />

Auch die Tatsache, dass mit steigender<br />

Fallzahl <strong>und</strong> somit steigender Effizienz die<br />

Qualität steigt, ist wissenschaftlich nicht<br />

nachgewiesen. Im Gegenteil: Es gibt durchaus<br />

sogar Hinweise, dass bei zu monotoner<br />

Arbeit (d. h. immer nur die gleiche OP) die<br />

Ergebnisse schlechter werden. Loefler stellt<br />

hierzu im British Medical Journal (I.J.L. Loefler:<br />

Are generalists still needed in a specialised<br />

world? BMJ 2000; 320: 436 – 8) fest:<br />

„There is no proof that superspecialisation<br />

always results in better outcomes for pati-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 101<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

102<br />

ents“. Im Bereich der Ophtalmologie konnte<br />

sogar nachgewiesen werden, dass die<br />

Komplikations rate einer hochspezialisierten<br />

Intervention (Katarakt-OP) ab einer Fallzahl<br />

jenseits von 200/Jahr wieder ansteigt.<br />

4. Kosten<br />

Ein weiterer Punkt, der immer wieder ins<br />

Feld geführt wird, ist die Kostenersparnis.<br />

Ein gutes Beispiel da<strong>für</strong>, dass zunehmende<br />

Spezialisierung jedoch nicht zwangsweise<br />

zur Kostensenkung führt, liefert die Firma<br />

General Motors. Die Fahrzeuge dieses Herstellers<br />

waren in klassischer Massenproduktion<br />

am Fliessband hergestellt worden,<br />

wobei sich die einzelnen Arbeiter durch<br />

einen hohen Spezialisierungsgrad <strong>für</strong> die<br />

jeweilige Tätigkeit am Band auszeichneten.<br />

Die Einarbeitungszeit <strong>für</strong> diese spezielle<br />

Tätigkeit betrug im Schnitt nur ca. 50<br />

St<strong>und</strong>en. Demgegenüber werden Arbeiter<br />

bei Toyota 300 – 400 St<strong>und</strong>en in ihre Tätigkeiten<br />

am Band eingewiesen. Die Produktion<br />

dort folgt den Prinzipien des Kaizen <strong>und</strong><br />

verlangt von den Arbeitern eine breitere<br />

„Ausbildung“ <strong>und</strong> deutlich mehr Arbeitsteilung.<br />

Die Ergebnisse dieser verschiedenen<br />

Produktionsphilosophien sind bekannt: Die<br />

durchschnittliche Fehlerzahl pro Fahrzeug<br />

lag bei GM um den Faktor 2,5 höher als bei<br />

Toyota. Die durchschnittlichen Montagest<strong>und</strong>en<br />

pro Auto waren bei GM doppelt<br />

so hoch <strong>und</strong> die Produktionsfläche lag bei<br />

45 (TOYOTA) vs 75 (GM) m 2/Fahrzeug. Am<br />

1.6.2009 hat die Firma General Motors Konkurs<br />

angemeldet.<br />

Die bisherigen Ausführungen dienen in keinem<br />

Fall dazu, die Entwicklung hin zur Spezialisierung<br />

generell in Frage zu stellen. Allerdings<br />

soll an dieser Stelle deutlich gemacht<br />

werden, dass die Spezialisierung aus unserer<br />

Sicht keineswegs die einzig „seligmachende“<br />

Alternative darstellt. Klar ist, dass wir sowohl<br />

den Spezialisten wie auch den Generalisten<br />

brauchen. Dies wurde auch in der<br />

Berichterstattung über die o.g. Sitzung auf<br />

dem diesjährigen DKOU von Raabe in den<br />

Orthopädischen <strong>Nachrichten</strong> 12.2010 (Titel:<br />

„Wer sind die besseren Ärzte?“) sehr deutlich<br />

gemacht, in dem die Notwendigkeit beider<br />

Richtungen von Oberst <strong>und</strong> Ambacher klar<br />

herausgestellt wurde.<br />

Sofern nun Konsens darüber besteht,<br />

dass wir im Medizinsystem der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland <strong>2011</strong> noch Generalisten<br />

benötigen, dann stellt sich natürlich die Frage,<br />

was dieser Generalist leisten soll, welche<br />

Aufgaben er übernehmen <strong>und</strong> welche Weiterbildung<br />

er durchlaufen soll.<br />

Ist mit chirurgischem Generalistentum<br />

„nur“ das gesamte Gebiet der Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie gemeint oder ist der Ansatz<br />

breiter zu fassen, unter Einschluss auch<br />

der (Notfall-) Behandlung im Visceral-, Thorax-<br />

<strong>und</strong> Gefäßchirurgischen Fachgebiet?<br />

Hierzu hat Bauer im Jahre 2007 in seinem<br />

Beitrag in der Zeitschrift Trauma <strong>und</strong><br />

Berufskrankheit (9 (Supp 3), 2007, „Chirurgie<br />

in neuen Strukturen“) ein Modell<br />

entworfen, welches zunächst eine breite<br />

Ausbildung <strong>und</strong> dann zunehmende Spezialausbildung<br />

vorsieht <strong>und</strong> hierbei auch<br />

Bauch- <strong>und</strong> Thoraxchirurgische Kompetenzen<br />

vermittelt.<br />

Fazit<br />

Zusammenfassend bleibt festzustellen,<br />

dass die Notwendigkeit besteht, auch im<br />

Zeitalter der zunehmenden medizinischen<br />

Spezialisierung dem versierten Allro<strong>und</strong>er<br />

die Möglichkeit zu geben, auf hohem Niveau<br />

als Generalist in der Unfallchirurgie<br />

tätig zu werden. Hierdurch verliert der Generalist<br />

keineswegs die Kompetenz in den<br />

„Einzeldisziplinen“: Genauso wie der gute<br />

Zehnkämpfer in seiner „Lieblingsdisziplin“<br />

mühelos mit den Spezialisten mithalten<br />

kann, ist auch der gut ausgebildete Allro<strong>und</strong>er<br />

in der Lage sich dem „Konkurrenzdruck“<br />

der Spezialisten in der Einzeldisziplin zu<br />

stellen – ohne dass hierunter seine Kompetenz<br />

bzw. Fähigkeiten in den weiteren 9<br />

Disziplinen zwangsweise leiden.<br />

„Auch der Generalist ist ein Spezialist.“ Er<br />

muss als solcher anerkannt sein genauso<br />

wie der Zehnkämpfer – die Königsdisziplin<br />

der Leichtathletik“ (K.M. Stürmer, Eröffnungsrede<br />

zur 70. Jahrestagung der DGU,<br />

Berlin 2006) – Es bedarf aber nun einer intensiven<br />

<strong>und</strong> ergebnisoffenen Diskussion<br />

über das Was (soll er können) <strong>und</strong> das Wie<br />

(wollen wir ihn ausbilden). Um die Diskussion<br />

hierzu voranzutreiben, neue Strukturen<br />

zu organisieren <strong>und</strong> auch um „generalistisches<br />

Bewusstsein“ zu fördern, haben die<br />

beiden Autoren dieses Artikels gemeinsam<br />

mit weiteren Kollegen im Oktober des vergangenen<br />

Jahres den Verein „Generalisten<br />

in der Chirurgie“ gegründet (Vorsitzender:<br />

Priv.-Doz. Dr. M. Oberst, Aalen). Es wäre aus<br />

unserer Sicht natürlich absolut wünschenswert,<br />

wenn diese Thematik auch in den Gremien<br />

<strong>und</strong> Ausschüssen unserer Fachgesellschaften<br />

(DGOU, DGU, Weiterbildungskommissionen<br />

DGOU <strong>und</strong> DGCH …) in Form von<br />

offiziellen Arbeitskreisen/Arbeitsgruppen/<br />

Sektionen nachhaltig behandelt würde, um<br />

der Sache diejenige Bedeutung zukommen<br />

zu lassen, die sie unserer Meinung nach verdient.<br />

Prof. Dr. med. Benedikt Friemert<br />

Stellv. Vorsitzender „Generalisten in der Chirurgie“<br />

Ärztlicher Direktor<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus Ulm<br />

Oberer Eselsberg 40<br />

89081 Ulm<br />

Tel.: 07 31 / 17 10 19 01<br />

Fax: 07 31 / 17 10 19 08<br />

E-Mail: benediktfriemert@t-online.de<br />

Priv. Doz. Dr. med. Michael Oberst<br />

Vorsitzender "Generalisten in der Chirugie"<br />

Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie, Unfall- <strong>und</strong><br />

Wirbelsäulenchirurgie<br />

Ostalb-Klinikum Aalen<br />

Im Kälblesrain 1<br />

73430 Aalen<br />

Tel.: 0 73 61 / 55 11 33<br />

Fax: 0 73 61 / 55 11 13<br />

E- Mail: michael.oberst@ostalb-klinikum.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Generalist oder Spezialist?<br />

Wohin soll die Weiterbildung aus Assistentensicht gehen?<br />

G. Achatz<br />

„Generalisten in der Chirurgie" gibt es in<br />

der aktuellen Kliniklandschaft noch sehr<br />

viele zu finden <strong>und</strong> die Versorgung von<br />

verunfallten Patienten hat sich damit in<br />

Deutschland in der Vergangenheit auf<br />

einem qualitativ sehr hohen <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierten Niveau abgespielt.<br />

Entwicklungen auf vielen verschiedenen<br />

Ebenen haben parallel dazu geführt, dass<br />

es zuletzt auch eine zunehmende Spezialisierung<br />

zu verzeichnen gibt. Zum einen im<br />

Bereich der niedergelassenen <strong>und</strong> oft teiloperativ<br />

tätigen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

ist dieser Trend sehr groß. Aber auch ein<br />

Blick auf die Homepages <strong>und</strong> in die Strukturen<br />

vieler Kliniken – seien es Kliniken<br />

der Maximalversorgung, der erweiterten<br />

Regelversorgung oder auch der einfachen<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Regelversorgung – bestätigt<br />

diesen Trend, <strong>und</strong> es wird so um die<br />

„Gunst“ des Patienten geworben.<br />

Dem Unfallpatienten, der nach einem<br />

entsprechenden Trauma in der Klinik aufgenommen<br />

wird, in der Schockraumdiagnostik<br />

entsprechend schwere Verletzungen<br />

im Bereich des Bewegungsapparates<br />

zeigt <strong>und</strong> bei dem zudem auch durch<br />

die FAST-Sonographie der V.a. auf freie<br />

Flüssigkeit im Abdomen besteht, wird es<br />

letztlich jedoch in dieser Situation wichtig<br />

sein, einen Arzt <strong>und</strong> Chirurgen an seiner<br />

Seite zu wissen, der breit ausgebildet ist, in<br />

vielen Bereichen f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse besitzt<br />

<strong>und</strong> so seine Gesamtsituation gut einschätzen<br />

<strong>und</strong> sicher handeln kann. Aus den<br />

o. g. Entwicklungen in unserer klinischen<br />

Landschaft auf der einen <strong>und</strong> der Notwendigkeit<br />

sich adäquat um einen schwer<br />

verletzten Unfallpatienten kümmern zu<br />

können auf der anderen Seite, wird zunehmend<br />

eine gewisse Konfliktsituation in<br />

den Kliniken resultieren.<br />

Als jüngere Kollegin oder jüngerer Kollege<br />

bleibt somit die Frage, wo man sich<br />

später selbst positionieren möchte, wohin<br />

der eigene berufliche Werdegang – zum<br />

Generalisten oder Spezialisten – einen führen<br />

soll. Auf diese Frage gibt es sicher verschiedene<br />

Antworten – so wird es immer<br />

Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen geben, die entweder<br />

eher den einen oder doch lieber den<br />

anderen Weg bevorzugen. Seit Umsetzung<br />

der neuen <strong>und</strong> aktuell gültigen Weiterbildungsordnung<br />

wird einem im Rahmen der<br />

Weiterbildung diese Entscheidung jedoch<br />

schon sehr früh abgefordert. Und dass<br />

sich viele junge Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen<br />

– vielleicht auch in Unkenntnis dessen,<br />

was einen später als Facharzt, Oberarzt<br />

oder Chefarzt wirklich erwarten wird – mit<br />

dieser Entscheidung <strong>und</strong> Einschätzung oft<br />

sehr schwer tun, zeigen viele Gespräche<br />

<strong>und</strong> Diskussionen bei verschiedensten<br />

Gelegenheiten wie Kursen, Kongressen<br />

etc. bzw. wird die Thematik mittlerweile<br />

oft auch zum Inhalt von Diskussionsr<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Sitzungen auf unseren Fachkongressen<br />

gemacht.<br />

Wenn man sich bereits früh in seinem<br />

Ausbildungsweg klar darüber ist, dass der<br />

eigene berufliche Werdegang in ein Betätigungsfeld<br />

führen soll, in dem man sich<br />

ausschließlich nur noch einer Körperregion<br />

bzw. einem Gelenk widmen, zu einer<br />

bestimmten operativen Prozedur eine Fallzahl<br />

von 400 oder mehr Eingriffen pro Jahr<br />

verzeichnen <strong>und</strong> sich hier als „Spezialist“<br />

z.B. in einer reinen Fachklinik einen Namen<br />

machen möchte, ist <strong>für</strong> diese Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen der initiale Weg direkt zum<br />

FA <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie sicher<br />

zweckmäßig <strong>und</strong> zielführend. Eine<br />

z. B. thorax- oder bauchchirurgische Kompetenz<br />

wird ihnen im regulären beruflichen<br />

Tun nicht abverlangt werden. So ist<br />

es aber auch selbsterklärend <strong>und</strong> schlüssig,<br />

dass eine Art der unfallchirurgischen<br />

Versorgung im Sinne von ATLS, DSTC <strong>und</strong><br />

Polytrauma versorgung nur über einen initial<br />

breit ge fächerten Ausbildungsweg<br />

möglich sein wird, da auch der Unfallchirurg<br />

<strong>und</strong> Orthopäde z. B. eine gr<strong>und</strong>legende<br />

thorax- <strong>und</strong> bauchchirurgische Kompetenz<br />

gerade auch in der initialen Einschätzung<br />

der Verletzungsschwere braucht, da diese<br />

bei der Beurteilung des weiteren Behandlungsweges<br />

<strong>und</strong> bei der Festlegung der<br />

Notwendigkeit einzelner Behandlungsschritte<br />

notwendig ist. Es wird also somit<br />

immer um die Frage gehen, was man als<br />

Assistentin <strong>und</strong> Assistent später machen<br />

möchte <strong>und</strong> was die zukünftige Versorgungslandschaft<br />

fordern wird, wo man<br />

sich persönlich also später positionieren<br />

möchte <strong>und</strong> um welche Art von Patienten<br />

man sich wie kompetent kümmern <strong>und</strong><br />

annehmen möchte. Und wenn man diese<br />

Frage <strong>für</strong> sich mit dem Wunsch nach einer<br />

primär breiten chirurgischen Ausbildung<br />

beantwortet, so wird man es aktuell oft<br />

nicht ganz leicht haben, diese zu erhalten.<br />

Die einführend angedeutete zunehmende<br />

Spezialisierung in unserer Versorgungslandschaft<br />

führt zu Rahmenbedingungen,<br />

in denen die junge Assistentin/der junge<br />

Assistent früh schon sehr spezialisiert tätig<br />

sein wird. Eine durchgängige Rotation<br />

in die verschiedenen Chirurgischen Abteilungen<br />

eines Hauses ist meist nicht mehr<br />

möglich. Das gr<strong>und</strong>sätzliche Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> die Notwendigkeit einer breiten chirurgischen<br />

Basisausbildung in unserem<br />

Fachgebiet auf verschiedensten Ebenen,<br />

wie Chefärzten, Krankenhaus- <strong>und</strong> Klinikträgern,<br />

aber auch bei den Assistentinnen<br />

<strong>und</strong> Assistenten selbst, scheint nicht mehr<br />

durchgängig vorhanden zu sein.<br />

Die Frage, die es also abschließend zu<br />

klären gilt, wird sein, wie man gerade den<br />

– vielleicht auch spezialisierten – Generalisten<br />

in der Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

ausbilden möchte. Aktuell besteht<br />

(noch) die Gelegenheit, den FA <strong>für</strong> Allgemeinchirurgie<br />

zu erwerben, im Rahmen<br />

dessen auch bereits Weiterbildungszeit<br />

<strong>für</strong> den FA <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie<br />

„unterzubringen“ <strong>und</strong> damit etwas<br />

zeitversetzt beide Facharztkompetenzen<br />

zu erwerben. Der Unterschied ist dabei die<br />

abschließend doch deutlich breitere Basis,<br />

auf die man aufbauen kann. Eine Entwicklung<br />

hin zu einer Weiterbildungsordnung,<br />

in der der Allgemeinchirurg vielleicht zugunsten<br />

eines FA <strong>für</strong> Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie<br />

nicht mehr abgebildet wird,<br />

wäre, vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Frage nach<br />

einem Ausbildungsweg <strong>für</strong> den Generalisten,<br />

äußerst skeptisch zu sehen. Die<br />

jüngeren Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die die<br />

"richtige" Unfallchirurgie als „Kümmerer<br />

des verunfallten Patienten“ zukünftig abbilden<br />

möchten, werden die Möglichkeiten<br />

zu einer breiten Ausbildung, auf die man<br />

später spezialisiert aufbauen kann, dankend<br />

aufnehmen. Es werden hier gerade<br />

die Chefärzte der unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Kliniken sowie aber auch der anderen<br />

chirurgischen Fachgebiete gefordert<br />

sein, interessierten jungen Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen die Zeit, diesen breiteren<br />

Ausbildungsweg zu gehen, einzuräumen.<br />

In Zeiten in denen die Chirurgie sowieso<br />

große Nachwuchssorgen hat, wird es wichtig<br />

sein, denjenigen jungen Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, die eine umfangreiche Ausbildung<br />

erhalten möchten, etwas zu bieten<br />

<strong>und</strong> zu ermöglichen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 103<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

104<br />

Die verunfallten Patienten brauchen beide,<br />

den Generalisten <strong>und</strong> den Spezialisten. Es<br />

wird unsere Aufgabe als junge Assistentinnen<br />

<strong>und</strong> Assistenten sein, die jeweils<br />

eigene Position zu finden. Fakt wird aber<br />

bleiben, dass der verunfallte Patient jeder-<br />

Am 23. Juni 2010 fand eine ganztägige<br />

Veranstaltung der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> Qualität <strong>und</strong> Sicherheit<br />

(CAQS) der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

(DGCH) in Köln statt zum Thema:<br />

„Wie finde ich den richtigen Arzt – bzw. die<br />

richtige Klinik?“.<br />

Die Motivation zur Wahl dieses Themas<br />

war zum einen, dass immer mehr Anbieter<br />

von Arztsuchmaschinen im Internet oder<br />

als Druckmedien auf dem Markt erscheinen,<br />

<strong>und</strong> zum anderen, dass die Kriterien <strong>für</strong><br />

die Aufnahme eines Arztes oder einer Klinik<br />

in eine solche Liste nicht transparent sind.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

möchte aus chirurgischer Sicht Merkmale<br />

erarbeiten, die den Patienten die Wahl der<br />

richtigen Klinik erleichtern können. Hierzu<br />

wurden Anbieter solcher Systeme, Patientenvertreter<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler eingeladen,<br />

um möglichst umfassende Informationen<br />

zum Thema zu erhalten <strong>und</strong> diese<br />

kritisch zu diskutieren.<br />

Umfrage zur Auswahl<br />

Prof. Dr. Elfriede Bollschweiler berichtete<br />

über die Ergebnisse einer Umfrage zum Thema,<br />

wie aus Sicht der Chirurgen der Pa tient<br />

die Klinik auswählen sollte. Angeschrieben<br />

wurden alle chirurgischen Kliniken in<br />

Deutschland, geantwortet haben knapp 40<br />

Prozent dieser chirurgischen Abteilungen.<br />

Diese Auswahl war repräsentativ sowohl<br />

bezüglich der Größe, der fachlichen Ausrichtung<br />

als auch bezüglich des Standortes<br />

der Klinik in der B<strong>und</strong>esrepublik. Zwei Drittel<br />

dieser Kliniken können eine Zertifizierung<br />

der Strukturqualität nachweisen <strong>und</strong><br />

andere Abteilungen sind an zertifizierten<br />

Zentren beteiligt. Im Gegensatz dazu steht,<br />

dass nur 35 % dieser Kliniken zumindest in<br />

zeit <strong>und</strong> allerorts einer guten <strong>und</strong> umfassenden<br />

chirurgischen Behandlung bedarf<br />

<strong>und</strong> auf diese Anspruch hat – dies muss<br />

der Anspruch unseres Fachgebietes per se<br />

sein.<br />

einem der zahlreichen Klinikführer genannt<br />

sind. Für beide Maßnahmen – Zertifizierung<br />

einer Klinik bzw. Aufnahme in einen Klinikführer<br />

– müssen die Kliniken recht viel Geld<br />

ausgeben. Auf die Frage, welche Informationsquelle<br />

aus ihrer Sicht <strong>für</strong> den Patienten<br />

die relevantesten Informationen liefert,<br />

nannten die Klinikchefs am häufigsten den<br />

Hausarzt <strong>und</strong> an zweiter Stelle die Selbsthilfegruppen.<br />

Die eingeladenen Vertreter von Ärzteführern<br />

in den Printmedien – FOCUS <strong>für</strong> Zeitschriften,<br />

medführer <strong>für</strong> Klinikführer in<br />

Buchform bzw. Internet <strong>und</strong> AOK-Arztnavigator<br />

als Internetportal, zeigten die Anstrengungen,<br />

die gemacht werden, um <strong>für</strong><br />

den Patienten die Qualität des Arztes bzw.<br />

der Klinik darzustellen.<br />

Identifikation<br />

Dr. Martin Emmert von der Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhl <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsmanagement,<br />

berichtete über eine<br />

Studie, die er zur Frage, ob Arztbewertungsportale<br />

im Internet zur Identifikation guter<br />

Arztpraxen geeignet seien, durchgeführt<br />

hat. Diese Studie war motiviert durch die<br />

persönliche Suche nach einem guten Arzt,<br />

also durch die Unzufriedenheit mit der<br />

bestehenden Situation. Im ambulanten<br />

Bereich gewinnen Arztbewertungsportale<br />

zunehmend an Bedeutung, wie z. B. der<br />

AOK Arzt-Navigator als jüngste Entwicklung<br />

zeigt. Zuerst fiel auf, dass keine Anleitung<br />

existierte, wie diese verschiedenen Internetportale<br />

zu nutzen sind. Bei seiner Recherche<br />

fand E. Emmert aktuell 21 Arztbewertungsportale<br />

<strong>für</strong> Deutschland. Er führte<br />

systematisch Suchanfragen durch, die <strong>für</strong><br />

die verschiedenen Anbieter eine sehr unterschiedliche<br />

Anzahl von gelisteten Ärzten<br />

Dr. med. Gerhard Achatz<br />

Assistenzarzt, Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

Orthopädie, B<strong>und</strong>eswehrkrankenhaus Ulm<br />

Oberer Eselsberg 40, 89081 Ulm<br />

Tel.: 01 75 / 5 65 69 56,, Fax: 07 31 / 17 10 19 08<br />

E-Mail: Dr.Achatz@t-online.de<br />

„Wie finde ich den richtigen Arzt –<br />

die richtige Klinik?“<br />

E. Bollschweiler, S.P. Mönig, A.H. Hölscher<br />

bzw. Kliniken ergab. Die bisher definierten<br />

Qualitätskriterien, die sich vor allem auf Fragen,<br />

wie<br />

■ ■respektvolle<br />

Behandlung durch den Arzt<br />

bzw. das Praxisteam<br />

■ ■Erreichbarkeit<br />

des Arztes <strong>und</strong> der Praxis<br />

oder<br />

■ ■nimmt<br />

der Arzt den Patienten mit seinem<br />

speziellen Ges<strong>und</strong>heitsproblem ernst?<br />

beziehen, waren nur bei wenigen Portalen<br />

berücksichtigt. Die Schlussfolgerung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitswissenschaftlers war, dass die<br />

Informationen aus dem Internet immer<br />

wichtiger werden, aber der jetzige Stand<br />

von Kliniksführern <strong>für</strong> den Patienten nicht<br />

transparent genug ist. Die definierten Qualitätskriterien<br />

decken nur einen Teilbereich<br />

<strong>und</strong> werden nur teilweise angegeben.<br />

Krankenhausqualität<br />

Der zweite Teil der Veranstaltung beschäftigte<br />

sich mit den Anforderungen an die<br />

Qualitätskriterien <strong>für</strong> einen Arzt bzw. eine<br />

Klinik aus der Sicht der Patienten. Frau Prof.<br />

Dr. rer.pol. Anke Simon, Studiengangsleiterin<br />

BWL-Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft, Duale<br />

Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart,<br />

hat eine empirische Studie durchgeführt<br />

zu der Frage, was Patienten über die<br />

Krankenhausqualität wissen möchten. Die<br />

Ergebnisse, die auch in einem Buch veröffentlicht<br />

sind, zeigen, dass die vorhandenen<br />

Qualitätsdarstellungen von Kliniken<br />

<strong>für</strong> die Patienten nicht die gewünschten<br />

Qualitätsinformationen enthalten. Die Probleme<br />

sind<br />

■ ■entweder<br />

zu viel oder zu wenig Informationen<br />

■ ■zu<br />

oberflächlich oder zu tief dargestellt<br />

■ ■nicht<br />

relevante Parameter<br />

■ ■mangelnde<br />

Lesbarkeit der Daten.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Abb. 1 Vertreter der verschiedenen Fachgesellschaften, die Säulen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie darstellen, diskutieren in Köln auf dem 10. Kurs<br />

der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Qualität <strong>und</strong> Sicherheit (CAQS) über Kriterien zur Darstellung der Qualität von chirurgischen Kliniken (von links<br />

nach rechts: Prof. Dr. C.C. Cedidi (DGPRÄC), Priv.-Doz. Dr. K.Schwerdtfeger (DGNC), Prof. Dr. A.H. Hölscher (Leiter der Diskussion), Prof. Dr. R. Smektala (CAQS)).<br />

Oftmals bestehen Zweifel an Neutralität,<br />

Aussagekraft <strong>und</strong> Zuverlässigkeit der Daten<br />

<strong>und</strong> es fehlt die Ausrichtung auf die<br />

unterschiedlichen Zielgruppen. Aus der<br />

Menge der möglichen Informationen über<br />

die Qualität des Krankenhauses oder des<br />

Arztes haben sich zehn Parameter als besonders<br />

wichtig aus der Sicht der Patienten<br />

darstellen lassen: 1. Fachliche Qualifikation<br />

der Ärzte, 2. Schwerpunkte bzw. Spezialkompetenzen<br />

der Klinik, 3. Fachliche Qualifikation<br />

des Pflegepersonals, 4. Ausstattung<br />

mit medizinisch-technischen Geräten,<br />

5. Sauberkeit <strong>und</strong> Hygiene, 6. Erfolgsrate, 7.<br />

Anzahl der bereits behandelten Patienten<br />

mit meiner Krankheit, 8. Qualitätsbewertung<br />

durch unabhängige Institutionen, 9.<br />

Anzahl bzw. Häufigkeit von Eingriffen bzw.<br />

Behandlungsverfahren, 10. Reputation <strong>und</strong><br />

Qualifikation des Chefarztes. Zusammenfassend<br />

kann man festhalten, dass aus Sicht<br />

der Patienten die Strukturqualität der Klinik<br />

die größte Bedeutung hat, gefolgt von der<br />

Ergebnisqualität.<br />

Auch die Vertreter der Selbsthilfegruppen<br />

haben eine Liste von Qualitätsanforderungen<br />

<strong>für</strong> ihre Mitglieder erarbeitet, die<br />

einen Leitfaden <strong>für</strong> die Bewertung darstellen<br />

soll. Das Resümee aus der Sicht der<br />

Selbsthilfegruppen ist, dass bei der Suche<br />

nach einer guten, passenden Klinik dem<br />

Patienten möglichst breit <strong>und</strong> differenziert<br />

Informationen zur Verfügung stehen sollen,<br />

um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.<br />

Wichtige Unterstützung <strong>für</strong> die Entscheidung<br />

sind dabei die Familie, Fre<strong>und</strong>e,<br />

der Hausarzt, die Klinik, die Krankenkasse,<br />

Selbsthilfegruppen <strong>und</strong> unabhängige Pati-<br />

entenberatungen. Das Internet hat z.Z. eher<br />

eine ergänzende Funktion.<br />

Der Leiter des Aktionsbündnisses Patientensicherheit<br />

Prof. Dr. Matthias Schrappe stellt<br />

die Ziele dieses von der B<strong>und</strong>esregierung<br />

geförderten Instituts dar <strong>und</strong> unterstreicht<br />

die Wichtigkeit der hier diskutierten Fragestellung.<br />

Darstellung der Qualität<br />

Im dritten Teil der Veranstaltung haben<br />

im Rahmen einer Podiumsdiskussion die<br />

Vertreter der verschiedenen chirurgischen<br />

Fachgesellschaften, die unter dem Dach<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

vereint sind, Kriterien erarbeitet, die <strong>für</strong><br />

die Darstellung der Qualität einer Chirurgischen<br />

Klinik <strong>für</strong> den Patienten relevant<br />

sein können (� Abb. 1). Es zeigt sich zum<br />

einen, dass die Anforderungen in den einzelnen<br />

Fachgebieten sehr unterschiedlich<br />

sein können, zum anderen ist man sich aber<br />

einig, dass es Qualitätskriterien gibt, die<br />

<strong>für</strong> alle chirurgischen Fachgebiete gleich<br />

relevant sind. Ein Beispiel <strong>für</strong> besondere<br />

Qualitätskriterien <strong>für</strong> eine Chirurgische Klinik<br />

erläutert P. Göbel (Halle) anhand einer<br />

Checkliste, die die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Kinderchirurgie (DGKCH) als Mindestanforderung<br />

<strong>für</strong> die Qualität von Kinderkliniken<br />

erstellt hat. Ein weiteres Beispiel <strong>für</strong><br />

sehr spezielle Anforderungen an die Qualität<br />

einer Klinik <strong>und</strong> der dort praktizierten<br />

ärztlichen Behandlung ist die Plastische<br />

Chirurgie. C.C. Cedidi (Bremen) als Vertreter<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> plastische,<br />

rekonstruktive <strong>und</strong> ästhetische Chirurgie<br />

(DGPRÄC) stellt aber auch heraus, dass die<br />

<strong>für</strong> alle chirurgischen Fächer gemeinsam<br />

geltenden Kriterien auch <strong>für</strong> das eigene<br />

Fachgebiet die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>für</strong> die Qualitätsbeurteilung<br />

sind.<br />

Auf der Basis der von J.O. Jost (Bielefeld) als<br />

Vertreter der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Allgemein- <strong>und</strong> Viszeralchirurgie (DGAV)<br />

vorgestellten Indikatoren <strong>für</strong> gute Struktur-,<br />

Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität wurden Merkmale<br />

diskutiert, die möglichst <strong>für</strong> alle chirurgischen<br />

Fächer gelten, zur Zeit auch darstellbar<br />

sind <strong>und</strong> <strong>für</strong> die Patienten hilfreich sein<br />

können. R. Smektala (Bochum) zeigte anhand<br />

von Beispielen aus der Unfallchirurgie<br />

bzw. Orthopädie auf, dass die Strukturqualität<br />

<strong>und</strong> teilweise auch die Prozessqualität<br />

sehr gut abgebildet werden können, während<br />

bisher nur wenige brauchbare Daten<br />

<strong>für</strong> die Ergebnisqualität existieren.<br />

Die Ergebnisse dieser Diskussion, die von A. H.<br />

Hölscher (Köln) geleitet wurde, werden demnächst<br />

in Form einer gemeinsamen Checkliste<br />

veröffentlicht werden. Damit gehen die<br />

Chirurgen auf den immer größer werdenden<br />

Informationsbedarf der Pa tienten über die<br />

Qualität einer Klinik bzw. des Arztes ein. Da<br />

das Internet eine zunehmende Bedeutung<br />

als Informationsquelle hat, sind Bewertungskriterien<br />

<strong>für</strong> die dargestellten Inhalte wichtig.<br />

Prof. Dr. Elfriede Bollschweiler<br />

Klinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Allgemein-, Viszeral- <strong>und</strong><br />

Tumorchirurgie<br />

der Universität zu Köln<br />

Kerpener Str. 62<br />

50937 Köln<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 105<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

106<br />

Ein Arzt darf, was er kann –<br />

auch außerhalb seines Fachgebiets<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht öffnet die fachärztlichen Gebietsgrenzen<br />

A. Wienke<br />

Der jetzt im Wortlaut bekannt gewordene<br />

Kammerbeschluss des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

vom 01.02.<strong>2011</strong> – 1 BvR 2383/10<br />

– wird den Inhalt <strong>und</strong> den Umfang der<br />

ärztlichen Berufsausübung zukünftig<br />

maßgeblich verändern. Einige Kommentare<br />

sprechen gar von einer Revolution des<br />

ärztlichen Weiterbildungsrechts. In einer<br />

berufsrechtlichen Entscheidung stellt das<br />

B<strong>und</strong>esverfassungsgericht fest, dass Fachärzte<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auch außerhalb ihrer<br />

durch die jeweiligen Weiterbildungsordnungen<br />

beschriebenen Fachgebietsgrenzen<br />

tätig sein dürfen. Entscheidender Qualifikationsnachweis<br />

<strong>für</strong> die Frage, in welchem<br />

Umfang <strong>und</strong> Inhalt Ärzte tätig sein dürften,<br />

sei allein die ärztliche bzw. zahnärztliche<br />

Approbation.<br />

In dem vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

entschiedenen Fall ging es um einen Facharzt<br />

<strong>für</strong> MKG-Chirurgie, der neben seiner<br />

als MKG-Chirurg ausgeübten Tätigkeit in<br />

eigener Praxis auch in geringerem Umfang<br />

Schönheitsoperationen durchführte,<br />

z. B. Brustoperationen sowie Bauch- <strong>und</strong><br />

Oberarmstraffungen. Die Ärztekammer<br />

Hamburg sowie das Hamburgische Berufsgericht<br />

<strong>und</strong> der Hamburgische Berufsgerichtshof<br />

<strong>für</strong> Heilberufe sahen in der<br />

Durchführung von Schönheitsoperationen<br />

durch den MKG-Chirurgen einen berufsrechtlichen<br />

Verstoß wegen „Fachfremdheit“<br />

der Leistungen, da solche Leistungen dem<br />

Facharztgebiet der ästhetisch-plastischen<br />

Chirurgie zuzuordnen seien. Das Vertrauen<br />

der Patienten in die angezeigte fachärztliche<br />

Qualifikation werde getäuscht, wenn<br />

ein Facharzt <strong>für</strong> MKG-Chirurgie Schönheitsoperationen<br />

systematisch anbiete <strong>und</strong> hier<strong>für</strong><br />

gezielt werbe.<br />

Erfolgreiche Verfassungsbeschwerde<br />

Die gegen diese berufsgerichtlichen Entscheidungen<br />

gerichtete Verfassungsbeschwerde<br />

war nun erfolgreich. In seinem<br />

Beschluss vom 01.02.<strong>2011</strong> hebt das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

zunächst hervor,<br />

dass gesetzliche Vorgaben zur Berufsausübung<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich zulässig seien, wenn<br />

sie durch hinreichende Gründe des Gemein-<br />

wohls gerechtfertigt würden, das gewählte<br />

Mittel zur Erreichung des verfolgten Zwecks<br />

geeignet <strong>und</strong> auch erforderlich sei <strong>und</strong><br />

wenn bei einer Gesamtabwägung zwischen<br />

der Schwere des Eingriffs <strong>und</strong> dem Gewicht<br />

der ihn rechtfertigenden Gründe die Grenze<br />

des Zumutbaren noch gewahrt sei. Insoweit<br />

habe das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht in seinem<br />

Facharztbeschluss aus dem Jahre 1974<br />

bereits entschieden, dass das Verbot der Betätigung<br />

außerhalb des Fachgebietes, da es<br />

die Berufstätigkeit des Arztes empfindlich<br />

einschränke, den verfassungsrechtlichen<br />

Anforderungen der Berufsausübungsfreiheit<br />

des Artikel 12 Abs. 1 des Gr<strong>und</strong>gesetzes<br />

nur gerecht werde, wenn es lediglich als<br />

allgemeine Richtlinie, die Ausnahmen vorsieht,<br />

gelte, <strong>und</strong> keine zu enge Auslegung<br />

stattfinde.<br />

Gebietsbeschränkung zielt nicht auf<br />

Vertrauen des Patienten<br />

Das in den Berufsordnungen <strong>und</strong> den Heilberufe-<br />

<strong>und</strong> Kammergesetzen der Länder<br />

niedergelegte Gebot, gr<strong>und</strong>sätzlich nur<br />

in dem Gebiet tätig zu sein, dessen Gebietsbezeichnung<br />

man führt, verfolge in<br />

erster Linie den Zweck, die besonderen<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten eines Facharztes<br />

auf seinem Gebiet zu erhalten. Der<br />

Gesetzgeber verfolge dies mit dem Ziel,<br />

die Qualität der fachärztlichen Tätigkeit zu<br />

sichern, zudem einen Gemeinwohlbelang<br />

von hinreichendem Gewicht, welcher Einschränkungen<br />

der Berufsausübung rechtfertigen<br />

könne. Demgegenüber solle das<br />

Gebot der Gebietsbeschränkung jedoch<br />

nicht das besondere Vertrauen der Patienten<br />

schützen. Insbesondere sei aus Sicht<br />

der Patienten nicht zu be<strong>für</strong>chten, dass sie<br />

bei einer Tätigkeit außerhalb der geregelten<br />

Fachgrenzen über die Qualifikationen<br />

des jeweiligen Arztes getäuscht würden.<br />

Es sei nämlich nicht einzusehen, warum<br />

der durchschnittlich gebildete Patient annehmen<br />

sollte, ein MKG-Chirurg – also ein<br />

Arzt, dessen fach-ärztliche Qualifikation<br />

sich auf den Bereich des Kopfes beziehe –<br />

habe eine besondere Eignung <strong>für</strong> Operationen<br />

im Bereich des Bauch-, Oberkörper-<br />

<strong>und</strong> Armbereiches.<br />

Der mit der berufsrechtlichen Regelung<br />

verfolgte Zweck der Beschränkung auf das<br />

Fachgebiet, nämlich die Qualität der fachärztlichen<br />

Tätigkeit zu sichern, werde nicht<br />

dadurch verschlechtert oder gefährdet, dass<br />

ein auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisierter<br />

Arzt daneben auch fachfremde<br />

Tätigkeiten ausübe, die im Vergleich zur<br />

spezialisierten Tätigkeit einen nur geringen<br />

Umfang ausmachten. Vielmehr sei davon<br />

auszugehen, dass die mit den berufsrechtlichen<br />

Regelungen bezweckte Schulung der<br />

das jeweilige Facharztgebiet betreffenden<br />

Fähigkeiten bereits dadurch erreicht werde,<br />

dass die fachärztliche Tätigkeit den deutlich<br />

überwiegenden Umfang der Gesamttätigkeit<br />

ausmache. Würde dies anderes gesehen,<br />

müsste die Beschränkung ausnahmslos<br />

gelten. In diesem Fall ergäben sich Wertungswidersprüche<br />

im Verhältnis zu Ärzten<br />

mit mehreren oder ohne Facharztbezeichnungen<br />

oder Medizinern, die nur in Teilzeit<br />

tätig seien.<br />

Approbation stellt Qualität ärztlicher<br />

Leistung sicher<br />

Das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht hebt ferner<br />

hervor, dass insbesondere der Patientenschutz<br />

es nicht erfordere, einem bestimmten<br />

Fachgebiet zugeordnete Behandlungen<br />

nur durch Ärzte dieses Fachgebiets<br />

durchführen zu lassen. Die Qualität ärztlicher<br />

Tätigkeit werde nämlich durch die Approbation<br />

nach den Vorschriften der B<strong>und</strong>esärzteordnung<br />

sichergestellt. Zwar habe<br />

ein Arzt in jedem Einzelfall zu prüfen, ob er<br />

auf Gr<strong>und</strong> seiner Fähigkeiten <strong>und</strong> der sonstigen<br />

Umstände – wie etwa der Praxisausstattung<br />

– in der Lage sei, seinen Pa tienten<br />

nach den Regeln der ärztlichen Kunst zu behandeln.<br />

Vorbehaltlich dieser Prüfung sei er<br />

aber, unabhängig vom Vorhandensein von<br />

Spezialisierungen, berechtigt, Patienten auf<br />

allen Gebieten, die von seiner Approbation<br />

umfasst seien, zu behandeln. Eine generelle<br />

Verpflichtung, Patienten mit Erkrankungen<br />

auf einem bestimmten Gebiet an einen<br />

<strong>für</strong> dieses Gebiet zuständigen Facharzt zu<br />

verweisen, sei hiermit nicht vereinbar. Eine<br />

solche Verpflichtung würde bei Ärzten ohne<br />

Facharzttitel dazu führen, dass diese prak-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


tisch gar nicht mehr ärztlichen tätig sein<br />

könnten, weil die fachärztlichen Bereiche<br />

das Spektrum ärztlicher Tätigkeit weitgehend<br />

abdeckten.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu bedenken,<br />

dass die besonderen Zulassungsvoraussetzungen<br />

zur Tätigkeit als Vertragsarzt im<br />

Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) bei der privatärztlichen Tätigkeit<br />

nicht vorliegen müssen. Die Ausführungen<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts beziehen<br />

sich demnach ausschließlich auf die Tätigkeit<br />

außerhalb der vertragsärztlichen Versorgung.<br />

Die besonderen Regelungen des<br />

Vertragsarztrechts, insbesondere die Regelungen<br />

über die fachspezifische Zulassung<br />

von Fachärzten nach der Ärzte-Zulassungsverordnung,<br />

sehen weitere spezifische Zuordnungsregelungen<br />

vor, welche <strong>für</strong> den<br />

Bereich der GKV verfassungsrechtlich nicht<br />

zu beanstanden sind. Diese Reglementierungen<br />

beziehen sich aber allein auf den<br />

Bereich der Versorgung gesetzlich krankenversicherter<br />

Patienten als Vertragsarzt. Außerhalb<br />

dieses reglementierten Bereichs,<br />

also im Rahmen der privatärztlichen Versorgung,<br />

gelten diese Grenzen nicht.<br />

Konsequenzen im privatärztlichen<br />

Bereich<br />

Die Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

wird die bisher geltenden <strong>und</strong> von<br />

den Ärztekammern als Berufsausübungsregelungen<br />

anerkannten Abgrenzungen der<br />

Fachgebiete jedenfalls im privatärztlichen<br />

Bereich zukünftig erheblich verändern.<br />

Nach der Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfas-<br />

sungsgerichts ist es im privatärztlichen<br />

Bereich den Fachärzten eines bestimmten<br />

Fachgebietes zukünftig möglich, fachfremde<br />

Tätigkeiten auszuüben, solange<br />

jedenfalls gewährleistet ist, dass die fachgebietsbezogene<br />

Tätigkeit gegenüber der<br />

fachfremden Tätigkeit überwiegt. In dem<br />

vom B<strong>und</strong>esverfassungsgericht zu entscheidenden<br />

Fall betrug der Anteil der fachfremden<br />

Tätigkeit etwa 5 %. Wie weit der Anteil<br />

fachfremder Tätigkeiten nach der Entscheidung<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

generell ausgeweitet werden kann, ist bisher<br />

nicht entschieden. Nach den systematischen<br />

Ausführungen des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

kann man jedoch davon ausgehen,<br />

dass allein die ärztliche Approbation<br />

das entscheidende Qualifikationsmerkmal<br />

<strong>für</strong> die Ausübung ärztlicher Tätigkeit ist <strong>und</strong><br />

eine zusätzliche fachärztliche Qualifikation<br />

durch den Erwerb eines Facharzttitels eine<br />

Tätigkeit außerhalb dieses Fachgebietes<br />

nicht ausschließt. Auch die systematische<br />

Tätigkeit in einem Fachbereich außerhalb<br />

der geführten Gebietsbezeichnung ist daher<br />

zukünftig zulässig.<br />

Nach der Entscheidung des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

ist abzuwarten, ob die Ärztekammern<br />

<strong>und</strong> die Landesgesetzgeber mit<br />

einer Anpassung der Berufsordnungen bzw.<br />

der Heilberufe- bzw. Kammergesetze gegebenenfalls<br />

neue restriktivere Vorgaben bezüglich<br />

der ärztlichen Berufsausübung auch<br />

<strong>für</strong> den privatärztlichen Bereich entwickeln<br />

werden. Allerdings sind die Anforderungen<br />

hier<strong>für</strong>, gemessen an dem individuellen<br />

Gr<strong>und</strong>recht der Berufsausübungsfreiheit,<br />

hoch, da das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

zum Umfang <strong>und</strong> Inhalt der ärztlichen Tä-<br />

tigkeit allein auf den Erwerb der ärztlichen<br />

Approbation abstellt. Auch Ärzte ohne<br />

Fachgebietsbezeichnung müssen in der<br />

gesamten Breite der ärztlichen Berufsausübung<br />

tätig sein können. Die in den Weiterbildungsordnungen<br />

niedergelegten Abgrenzungen<br />

der Fachgebiete werden damit<br />

zukünftig erheblich weniger Gewicht <strong>für</strong> die<br />

ärztliche Berufsausübung haben. Mit seiner<br />

Entscheidung hat das B<strong>und</strong>esverfassungsgericht<br />

die bisher anerkannten <strong>und</strong> beabsichtigten<br />

Regelungsmechanismen des<br />

Weiterbildungsrechts erheblich relativiert.<br />

Abschließend sei bemerkt, dass der Beschluss<br />

des B<strong>und</strong>esverfassungsgerichts<br />

auch Auswirkungen auf die Abrechnung<br />

privatärztlicher (fachfremder) Leistungen<br />

hat. Zwar ist auch die Gebührenordnung <strong>für</strong><br />

Ärzte (GOÄ) nach Fachgebieten gegliedert;<br />

daraus ergibt sich aber bereits nach bisherigem<br />

Verständnis keine Beschränkung<br />

<strong>für</strong> Ärzte, auch Leistungen eines anderen<br />

Fachgebietes aus einem anderen Kapitel<br />

der GOÄ abzurechnen. Insoweit dürfte auch<br />

die (systematische) Abrechnung bisher<br />

als fachfremd angenommener Leistungen<br />

durch Fachärzte bestimmter Fachgebiete<br />

zukünftig zulässig sein.<br />

Köln, den 14.03.<strong>2011</strong><br />

Rechtsanwalt Dr. A. Wienke<br />

Fachanwalt <strong>für</strong> Medizinrecht,<br />

Wienke & Becker – Köln<br />

Sachsenring 6<br />

50677 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 3 76 53 10<br />

Fax: 02 21 / 3 76 53 12<br />

E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 107<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

108<br />

Kooperationen mit Krankenhäusern:<br />

Im Dschungel der Rechtsprechung<br />

A. Wienke, A. Mündnich<br />

Niedergelassene Ärzte suchen zunehmend<br />

Kooperationsmöglichkeiten mit stationären<br />

Einrichtungen, um sich ein weiteres Standbein<br />

aufzubauen. Gleichzeitig folgen sie<br />

damit dem anhaltenden ges<strong>und</strong>heitspolitischen<br />

Ruf nach einer stärkeren Verzahnung<br />

der ärztlichen Leistungsbereiche. Dabei<br />

bieten sich zahlreiche Varianten der Kooperation<br />

an. Dies beginnt bei einer Tätigkeit<br />

als Konsiliararzt, Honorararzt oder Belegarzt<br />

<strong>und</strong> geht bis zu einer (Teil-) Anstellung am<br />

Krankenhaus. Welche Tätigkeiten bei welcher<br />

Art der Kooperation zulässig sind, wird<br />

derzeit insbesondere im Zusammenhang<br />

mit der Leistungserbringung durch Honorarärzte<br />

bzw. Konsiliarärzte unter allen Beteiligten<br />

viel diskutiert; auch in der Rechtsprechung<br />

ist derzeit noch keine einheitliche<br />

Linie erkennbar:<br />

So hat das Sozialgericht Kassel in drei Parallelentscheidungen<br />

mit Urteilen vom 24.11.2010<br />

– S 12 KR 103/10 <strong>und</strong> 166/10 <strong>und</strong> 167/10 –<br />

festgestellt, dass ein Krankenhaus operative<br />

Eingriffe nur durch eigene, angestellte <strong>und</strong><br />

nicht durch freiberuflich tätige Honorarärzte<br />

erbringen dürfe. Das Sozialgericht Kassel beruft<br />

sich in seinen Entscheidungen ausdrücklich<br />

auf das Urteil des Landessozialgerichts<br />

Sachsen vom 30.04.2008 – L 1 KR 102/07 –,<br />

welches die Diskussion in Gang gesetzt hatte.<br />

Die Vorschrift des § 2 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 des<br />

Krankenhausentgeltgesetzes (KHEntgG),<br />

nach der auch vom Krankenhaus veranlasste<br />

Leistungen Dritter als Krankenhausleistungen<br />

gelten, betreffe lediglich Leistungen<br />

mit ergänzender <strong>und</strong> unterstützender Funktion.<br />

Vorliegend sei von dem niedergelassenen<br />

Vertragsarzt die Hauptleistung (Operation)<br />

erbracht worden. Diese müsse jedoch von<br />

einem im Krankenhaus angestellten Arzt erbracht<br />

werden, ansonsten entfiele der Vergütungsanspruch<br />

des Krankenhauses, da dies<br />

nicht mehr als Krankenhauskomplexleistung<br />

gewertet werden könne.<br />

Ähnlich wie das Sozialgericht Kassel hat<br />

auch die 12. Kammer des Sozialgerichts<br />

Fulda im Urteil vom 24.11.2010 – S 12 KR<br />

168/10 – die Möglichkeit der Abrechnung<br />

vollstationär erbrachter Krankenhausleistungen<br />

durch das Krankenhaus verneint,<br />

wenn die Operation durch einen niedergelassenen<br />

Vertragsarzt erbracht wird. Anders<br />

hatte zuvor die 4. Kammer des Sozialge-<br />

richts Fulda entschieden, die in ihrer Entscheidung<br />

vom 19.01.2010 – S 4 KR 495/06<br />

– die Zulässigkeit sogenannter Honorarärzte<br />

bzw. Konsiliarärzte im Krankenhaus<br />

bestätigt hatte.<br />

Im Zusammenhang mit krankenhausplanungsrechtlichen<br />

Fragestellungen haben<br />

das Verwaltungsgericht Frankfurt a.M. mit<br />

Urteil vom 09.02.2010 – 5 K 1985/08.S – <strong>und</strong><br />

das Verwaltungsgericht Hannover im Urteil<br />

vom 22.07.2010 – 7 A 3146/08 – die Auffassung<br />

vertreten, dass Leistungen von freiberuflich<br />

tätigen niedergelassenen Ärzten<br />

im Krankenhaus als allgemeine Krankenhausleistungen<br />

abrechenbar seien, da diese<br />

im Krankenhausbudget zu berücksichtigen<br />

seien. Jedenfalls verbiete die Vorschrift des<br />

§ 2 Abs. 2 S. 2 Nr. 2 KHEntgG die Berücksichtigung<br />

derartiger Leistungen nicht.<br />

Erst kürzlich ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

Diskussionen um Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit Krankenhäusern zudem eine<br />

Entscheidung des Sozialgerichts Dortm<strong>und</strong><br />

vom 12.01.2006 – S 10 RJ 307/03 – bekannt<br />

geworden. Diese beschäftigte sich mit<br />

der Frage der Scheinselbständigkeit eines<br />

Facharztes, der <strong>für</strong> Aufnahme- <strong>und</strong> Entlassungsuntersuchungen<br />

Honorarzahlungen<br />

auf St<strong>und</strong>enbasis von einem Krankenhaus<br />

erhielt. Das Sozialgericht Dortm<strong>und</strong> vertrat<br />

die Auffassung, dass ein sozialversicherungspflichtiges<br />

Anstellungsverhältnis des<br />

Facharztes vorliege, da dieser örtlich <strong>und</strong><br />

zeitlich in die Organisation der Klinik eingeb<strong>und</strong>en<br />

sei. Zudem sei er nicht dem Risiko<br />

ausgesetzt gewesen, dass er seine Arbeitskraft<br />

vergeblich einsetze, da er im Falle des<br />

Ausbleibens von Patienten seine St<strong>und</strong>en<br />

trotzdem vergütet erhielt.<br />

Diese sehr unterschiedlichen gerichtlichen<br />

Entscheidungen aus jüngster Zeit machen<br />

deutlich, dass die freiberufliche Tätigkeit<br />

von niedergelassenen Ärzten am Krankenhaus<br />

derzeit mit zahlreichen Unwägbarkeiten<br />

<strong>und</strong> Risiken verb<strong>und</strong>en ist. Daher<br />

kann bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung<br />

zu diesen Fragestellungen eine<br />

Tätigkeit am Krankenhaus als Honorararzt<br />

nicht empfohlen werden.<br />

Diese Bewertungen beziehen sich ausdrücklich<br />

nicht auf gesetzlich anerkannte<br />

<strong>und</strong> etablierte Formen der ärztlichen Berufsausübung;<br />

insbesondere ist die belegärztliche<br />

Tätigkeit niedergelassener Ärzte<br />

an Kliniken spezifisch in § 121 SGB V <strong>und</strong><br />

untergesetzlichen Regelungen vorgesehen,<br />

so dass rechtliche Zweifel an dieser Tätigkeit<br />

nicht bestehen.<br />

Für niedergelassene Ärzte besteht jedoch<br />

abgesehen von den gesetzlich ausdrücklich<br />

vorgesehenen kooperativen Tätigkeiten die<br />

Möglichkeit, sich neben der vertragsärztlichen<br />

Tätigkeit bei einem Krankenhaus in<br />

Teilzeit anstellen zu lassen. Mit dem Vertragsarztrechtsänderungsgesetz<br />

wurde in<br />

§ 20 Abs. 2 Ärzte-Zulassungsverordnung die<br />

Regelung aufgenommen, dass die Tätigkeit<br />

in oder die Zusammenarbeit mit einem zugelassenen<br />

Krankenhaus mit der Tätigkeit<br />

eines Vertragsarztes vereinbar ist. Die Tätigkeit<br />

in einem sozialversicherungspflichtigen<br />

Anstellungsverhältnis neben der freiberuflich<br />

ausgeübten Praxisarbeit ist daher ebenfalls<br />

ausdrücklich vom Gesetzgeber gebilligt.<br />

Zu beachten sind dabei allein die zeitlichen<br />

Vorgaben des B<strong>und</strong>essozialgerichts (BSG).<br />

Das BSG hat in einer Entscheidung vom<br />

30.01.2002 – B 6 KA 20/01 R – bereits darauf<br />

hingewiesen, dass eine anderweitige Beschäftigung<br />

neben der Tätigkeit als Vertragsarzt<br />

bei einer Vollzulassung auf einen zeitlichen<br />

Umfang von 13 St<strong>und</strong>en pro Woche<br />

beschränkt sein müsse, damit der Vertragsarzt<br />

<strong>für</strong> die Versorgung der Versicherten in<br />

erforderlichem Umfang zur Verfügung stehe.<br />

In Fortführung dieser Rechtsprechung hat<br />

das BSG mit einem aktuellen Urteil nunmehr<br />

auch über die Frage entschieden, in welchem<br />

Umfang eine Nebentätigkeit neben einer<br />

halben Zulassung im Sinne des § 19 a Ärzte-<br />

Zulassungsverordnung zulässig sei. Das BSG<br />

stellte mit Urteil vom 13.10.2010 klar, dass<br />

eine Tätigkeit neben einem halben Versorgungsauftrag<br />

in einem Umfang von 26 Wochenst<strong>und</strong>en<br />

zulässig sei.<br />

Rechtsanwalt Dr. A. Wienke<br />

Fachanwalt <strong>für</strong> Medizinrecht<br />

Rechtsanwältin A. Mündnich<br />

LL. M. Medizinrecht<br />

Wienke & Becker – Köln<br />

Sachsenring 6, 50677 Köln<br />

Tel.: 02 21 / 3 76 53 10, Fax: 02 21 / 3 76 53 12<br />

E-Mail: AWienke@Kanzlei-WBK.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Wetten, dass es besser geht!<br />

Überlegungen zum „Thomas­Gottschalk Effekt“ in der Kongressmedizin<br />

C. F. Vahl<br />

„Das Üble daran ist, dass zu viele Arbeiten,<br />

besonders die Vorträge <strong>und</strong> Vorstellungen<br />

auf dem Chirurgenkongress wesentlich auf<br />

die Glorifikation nicht mehr der Sache, sondern<br />

der einzelnen Operateure hinauskommen.<br />

Das ist ein enormer Rückschritt.“<br />

An dieses über 130 Jahre alte Zitat Theodor<br />

Billroths wird man häufig erinnert,<br />

wenn heute innovative Verfahren <strong>und</strong> neue<br />

technische Entwicklungen auf Kongressen<br />

vorgestellt werden. So hat Herr Prof. Vahl<br />

mit seinen Überlegungen zum Thomas-<br />

Gottaschalk-Effekt in unserer Kongressmedizin<br />

ein wichtiges Thema aufgegriffen.<br />

Einmal geht es um die kritische Auseinandersetzung<br />

mit einer defizitär entwickelten<br />

Selbstkritik bei der Innovationsentwicklung<br />

<strong>und</strong> dem Innovationstransfer (um es möglichst<br />

neutral zu definieren) <strong>und</strong> um mögliche<br />

Sanktionsverfahren durch die Fachgesellschaften<br />

bei inakzeptablem Fehlverhalten.<br />

Zum anderen ist es auch ein wichtiger<br />

Beitrag in der aktuellen Diskussion über<br />

eine frühe Nutzenbewertung nicht nur bei<br />

medikamentösen Innovationen (wie im Arzneimittelneuordnungsgesetz<br />

AMNOG vorgegeben),<br />

sondern auch bei nichtmedikamentösen<br />

Interventionen. Außerdem wird<br />

sehr plastisch das Problem der Interessenskonflikte<br />

geschildert, wie sie sich in der<br />

Zusammenarbeit von Industrie <strong>und</strong> Ärzten<br />

ergeben.<br />

Dieser Beitrag eines Herzchirurgen mit<br />

seinen Gedanken zum Kongressgeschehen<br />

seines Fachgebietes, fraglos repräsentativ<br />

<strong>für</strong> alle operativen Fächer (<strong>und</strong> nicht nur<br />

<strong>für</strong> diese), sollte wichtige Denkanstösse geben<br />

<strong>und</strong> zur Diskussion unter allen chirurgischen<br />

Fachgesellschaften anregen.<br />

H. Bauer<br />

Bereits 1944 waren Max Horkheimer <strong>und</strong><br />

Theodor W. Adorno davon überzeugt, dass<br />

das kulturelle Leben, das sich vor ihren Augen<br />

in den USA abspielte, nichts anderes<br />

war, als raffiniert angelegter Massenbetrug,<br />

der seinen Betrugscharakter gerade dadurch<br />

erhielt, dass er mit aufklärerischem<br />

Anspruch <strong>und</strong> kritischem Pathos auftrat.<br />

Sie fassten ihre soziologische Analyse unter<br />

einem programmatischen Titel zusammen:<br />

„Kulturindustrie: Aufklärung als Massenbetrug“.<br />

Und ohne dass ich jetzt die Parallelen<br />

von archetypischen Repräsentanten der<br />

„Kulturindustrie“ wie Thomas Gottschalk<br />

<strong>und</strong> den damit assoziierten Zuschauerquoten<br />

<strong>und</strong> der in eine Art „Wissenschaftsindustrie“<br />

eingeb<strong>und</strong>enen Teilnehmer<br />

medizinischer Kongressveranstaltungen<br />

überstrapazieren möchte, so gibt der tragische<br />

Unfall eines jungen Mannes in einer<br />

live-Fernseh-Show von Thomas Gottschalk<br />

(Wetten dass …) doch Anlass zu Überlegungen.<br />

Es lässt sich ja kaum bestreiten,<br />

dass die Art, in der sich Medizin <strong>und</strong> Industrie<br />

innerhalb der zurückliegenden 15 Jahre<br />

auf Kongressen <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit<br />

darstellten mehr als nur lockere Assoziationen<br />

zu den modernen medialen Formaten<br />

wie „Wetten dass“, „Schlag den Raab“ weckt.<br />

Vielleicht ist nicht nur <strong>für</strong> Wetten die Quote<br />

entscheidend. Vielleicht sind nicht nur die<br />

großen Fernseh-Show-Veranstaltungen,<br />

sondern Teilbereiche der medial attraktiven<br />

Medizin bereits zu einem Bestandteil der<br />

von Horkheimer <strong>und</strong> Adorno charakterisierten<br />

Kulturindustrie geworden <strong>und</strong> beginnen<br />

sich den entsprechenden Regeln zu unterwerfen<br />

oder sie sind – durch merkantile<br />

Anreize gelockt – zumindest bereits bereitwillig<br />

unterwegs in dieser Richtung.<br />

Ich war nicht bei Thomas Gottschalk. Aber<br />

ich war auf einem kardiovaskulär ausgerichtetem<br />

Kongress in Lissabon Zeuge<br />

einer industriegesponserten „High-Tech“-<br />

Übertragung einer "life-Intervention" im<br />

Kongresszentrum Lissabon, September<br />

2008. Eine endovaskulär zu implantierende<br />

Aortenklappe wird aus einem europäischen<br />

Herzzentrum <strong>für</strong> die Teilnehmer der<br />

Kongressveranstaltung zum Greifen nah<br />

übertragen. Bei technisch perfekten Übertragungsbedingungen<br />

werden die 500 Kongressteilnehmer<br />

zu Zeugen, wie Professoren<br />

eine zum damaligen Zeitpunkt vielerorts<br />

als innovativ empf<strong>und</strong>ene Prozedur durchführen.<br />

Dieses Innovationsgefühl wird dadurch<br />

unterhalten <strong>und</strong> gespeist, dass diese<br />

Eingriffe gerne bei Kongressen von Herzchirurgen<br />

<strong>und</strong> Kardiologen „life“ übertragen<br />

werden, zumindest so lange, wie sie in der<br />

Praxis noch als umstritten gelten: man erkennt<br />

die Klappe – noch nicht entfaltet –<br />

in Aortenklappenposition gebracht. Dann<br />

der Schwenk der Kamera zum hämodynamischen<br />

Monitor: arterieller systolischer<br />

Blutdruck: 20 mmHg. Schwenk der Kamera<br />

zurück zum Interventions-Team, das – man<br />

ist ja öffentlich – die Ruhe bewahrt <strong>und</strong><br />

ostentativen Gleichmut, also Tatenlosig-<br />

keit zeigt. Allzu deutlich hört man das Atmen<br />

der Chirurgen. Erneuter Schwenk der<br />

Kamera zum Monitor <strong>und</strong> es wird klar: es<br />

liegt doch kein Messfehler vor, sondern, ein<br />

wirkliches methodenassoziiertes Problem:<br />

Blutdruck nicht messbar, keinerlei kardiale<br />

Auswurfleistung vorhanden. Und dann<br />

schließlich doch: die Wissenschaftler beginnen<br />

mit der öffentlich übertragenen Reanimation<br />

mit Herz-Druck-Massage: unter den<br />

Augen der Kongressteilnehmer. Chaos vor<br />

aller Augen: Schwenk der Kamera in den benachbarten<br />

Saal.<br />

So auch bei Thomas Gottschalk. Der junge<br />

Mann wusste, worauf er sich einließ. Die<br />

Öffentlichkeit verhieß Sicherheit <strong>und</strong> Kontrolle<br />

bei einer artistisch aufwendigen <strong>und</strong><br />

gefährlichen Wette. Schließlich bleibt der<br />

junge Mann nach dem Sprung über ein<br />

Auto auf dem Boden regungslos liegen.<br />

Noch die Frage des Showmasters, ob es<br />

wehgetan habe. Dann aber das Erkennen<br />

der Lage: Kamaraschwenk, Planen um den<br />

Gestürzten herum zur Ermöglichung eines<br />

Minimums an Privatheit, im Fernsehen zeitgleich<br />

Abspielen alter Sendungen, später<br />

der Abbruch der life-Übertragung.<br />

Über das Medium Fernsehen hinausgehend<br />

erfolgte eine insgesamt überaus konstruktive<br />

<strong>und</strong> sachliche Verarbeitung dieses Ereignisses:<br />

im Fernsehen selbst, im Radio<br />

<strong>und</strong> auch in den „print“-Medien. Eine Vielzahl<br />

von Kommentaren, die zeigten, dass<br />

sich die Medien mit ihrer eigenen Medienkultur<br />

<strong>und</strong> den sich daraus ergebenden Gesetzen<br />

<strong>und</strong> Katastrophen kritisch auseinandersetzten.<br />

Die Diskussion zog benachbarte<br />

Bereiche ein wie den Hoch-Leistungssport<br />

als typische mediale Inszenierung: wie viele<br />

unbekannt bleibende Verletzte, Behinderte<br />

<strong>und</strong> Resignierte produziert das mediale<br />

Ereignis Leistungssport auf dem Weg der<br />

Selektion der Sportler <strong>und</strong> im Wettkampf<br />

selbst?<br />

Zu den Ereignissen in Lissabon, aber auch<br />

zu anderen, ähnlichen Ereignissen, habe ich<br />

keine Kommentare, keine Diskussionskultur<br />

gef<strong>und</strong>en. Und daher will ich vorsichtig<br />

versuchen, mich dem Thema anzunähern.<br />

Jeder interventionell tätige Arzt, jeder Chirurg,<br />

weiss, wie schnell <strong>und</strong> unerwartet<br />

Komplikationen auftreten können. Und<br />

dass man auch bei sorgfältiger Kontrolle<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 109<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

110<br />

der Rahmenbedingungen fatale Folgen <strong>für</strong><br />

den Patienten nicht ausschließen kann.<br />

Gerade die Wissenschaftler haben in der<br />

Regel die Erfahrung gemacht, dass die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Einführung neuer Methoden<br />

zur Patientenversorgung in der Medizin ihren<br />

Preis hat. Nicht nur der Patient mit der<br />

ersten Herztransplantation überlebte nur<br />

kurz. Niemand wird einem Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Arzt gegenüber allein aus dem Auftreten<br />

von Komplikationen einen Vorwurf<br />

ableiten. Aber jeder Chirurg <strong>und</strong> jeder Interventionalist<br />

wusste im Jahr 2008, dass<br />

interventionell implantierte Aortenklappen<br />

seinerzeit noch sehr komplikationsträchtig<br />

waren (<strong>und</strong> es z. T. noch sind) <strong>und</strong> seinerzeit<br />

mit einer handfesten akuten <strong>und</strong> 3 Monats-<br />

Sterblichkeit assoziiert waren. Und dabei<br />

ist nicht von einer Komplikationsrate in der<br />

Größenordnung von 1 % die Rede, sondern<br />

im Jahr 2008 bei der Akutprozedur von bis<br />

zu 10 – 15 % Komplikationen, auf drei Monate<br />

bezogen bis zu 30 % Sterblichkeit.<br />

Natürlich intendierte die am Verkauf des<br />

Produktes interessierte Industrie anders.<br />

Selbstverständlich sollte bereits die Tatsache,<br />

dass man sich getraut, derartige Prozeduren<br />

öffentlich „life“ zu übertragen, ein<br />

anderes Signal setzen: es sollte auch nicht<br />

nur gezeigt werden, wie das Verfahren<br />

praktisch abläuft, sondern dass es sogar so<br />

sicher, so kontrollierbar ist, dass man es öffentlich<br />

durchführen kann. Und das wiederum<br />

ist vielleicht das wichtige strategische<br />

Verkaufs argument.<br />

Daraus ergeben sich zwei eng miteinander<br />

verknüpfte Fragen:<br />

1. Gibt es Normen da<strong>für</strong>, unter welchen Bedingungen<br />

den Verkaufsinteressen der<br />

Industrie Rechnung getragen werden<br />

darf, indem innovative medizinische Verfahren<br />

in öffentlichkeitswirksame Werbeveranstaltungen<br />

<strong>für</strong> ein Produkt umfunktioniert<br />

werden, bei denen Patienten<br />

potentiell öffentlich zu Schaden kommen<br />

können? Reicht hier die Einwilligung des<br />

Patienten aus, der wahrscheinlich auch<br />

aus der Tatsache der öffentlichen Übertragung<br />

allein <strong>für</strong> sich ein (substantiell<br />

unbegründetes) weiteres Sicherheitsargument<br />

ableitet, ohne dass der Patient<br />

selbst die Situation einschätzen kann?<br />

2. Droht die Art von Wissenschaft, die die<br />

interventionelle Medizin heute oft begleitet,<br />

in eine Situation zu gelangen, die<br />

Zeugnisse der Kunst <strong>und</strong> Literatur (e. g.<br />

William Hogarth) seit Jahrh<strong>und</strong>erten<br />

als typisch <strong>für</strong> die Medizin beschreiben:<br />

dass sich Berufstätige im Sektor Medizin<br />

(Ärzte, Apotheker, Quacksalber <strong>und</strong><br />

Medizintechniker) vom Betrug am Patienten<br />

ernähren <strong>und</strong> Dinge versprechen,<br />

die sie nicht halten können? Gilt es jetzt<br />

also, ärztliche Strategien zu entwickeln,<br />

wie man Patienten vor den Segnungen<br />

der Medizinindustrie wirksam schützen<br />

kann, ähnlich wie man Bürger vor Betrug<br />

schützen muss?<br />

Dieses waren die beiden ganz konkreten<br />

Fragen, die sich gerade als besonnen geltende<br />

Chirurgen nicht nur in Lissabon aus<br />

Anlass dieses <strong>und</strong> anderer Vorfälle europäische<br />

Grenzen überschreitend stellten.<br />

Ich versuche einige Aspekte dieser aus meiner<br />

Sicht äußerst instruktiven Diskussion<br />

zusammenzufassen.<br />

Die Indikation bei innovativen<br />

Techniken<br />

Nicht jede technologische Innovation ist<br />

sinnhaft. Nicht jedes Risiko lohnt es sich<br />

einzugehen. Die transmyocardiale Laserrevaskularisation<br />

– obwohl noch keine 15<br />

Jahre zurückliegend – erscheint als ein heute<br />

fast schon historisch wirkendes Beispiel<br />

eines von der Industrie mit großem Aufwand<br />

betriebenen Weges der Kardio-Medizin,<br />

der wenig von dem halten konnte, was<br />

versprochen war.<br />

Die transmyocardiale Laserrevaskularisation<br />

galt als verhältnismäßig risikoarm,<br />

war aber immerhin doch mit einer perioperativen<br />

Sterblichkeit von bis zu 10 %<br />

asso ziiert. Auch als sich die pathophysiologischen<br />

Konzepte als fragwürdig erwiesen<br />

(die Laserkanäle im Myocard obliterierten<br />

<strong>und</strong> vernarbten nach kurzer Zeit) wurde das<br />

Verfahren weitergeführt. Die Anwendung<br />

der Methode erfolgte – so weit ex post<br />

nachvollziehbar – ohne strikte leitlinienkonforme<br />

medizinische Indikation, lag aber<br />

unzweifelhaft in den persönlichen (wissenschaftlichen,<br />

finanziellen, reputationsfördernden)<br />

Interessen der beteiligten Ärzte<br />

<strong>und</strong> ihrer medizintechnischen Partner. Viele<br />

Anwender sind bis heute ihrer Verpflichtung,<br />

die Innovation wissenschaftlich zu begleiten,<br />

bisher nur in Ansätzen nachgekommen.<br />

Heute müssten unter kontrollierten<br />

klinischen Bedingungen erhobene 10-Jahres-Ergebnisse<br />

vorliegen. Die damaligen<br />

Anwender sind in den meisten Fällen der<br />

von ihnen selbst proklamierten Forderung<br />

nach einer Einbettung der Therapieform in<br />

ein wissenschaftliches Gesamtkonzept der<br />

Herzinsuffizienztherapie nicht nachgekommen.<br />

Gegenwärtig sind es andere Methoden,<br />

denen gemeinsam ist, dass die Kosten, die<br />

die Solidargemeinschaft <strong>für</strong> deren Applikation<br />

zu tragen hat, enorm sind. Allein <strong>für</strong> die<br />

Produktkosten einer endovaskulären Klappe<br />

könnten mehr als 2 Patienten mit konventionellen<br />

Klappen sicher, wirksam <strong>und</strong> leitliniengerecht<br />

versorgt werden, die Kosten<br />

des postoperativen Verlaufes inklusive. Das<br />

macht drei Aspekte deutlich: 1.) es fehlt<br />

derzeit an Normen, die den Einsatz neuer<br />

Verfahren sinnvoll begrenzen, 2.) es fehlt an<br />

Konzepten zur Verhütung des Missbrauches<br />

<strong>und</strong> 3.) es fehlt an einer Strategie zu einer<br />

Kostenbegrenzung <strong>für</strong> die Solidargemeinschaft.<br />

Der letztgenannte Aspekt erhält seine Brisanz<br />

aus der Tatsache, dass in ihrer Wirksamkeit<br />

gut erprobte Therapieverfahren<br />

bei Unterstellung einer limitierten Gesamtsumme<br />

<strong>für</strong> medizinische Versorgung im<br />

Topf der Solidargemeinschaft in dem Maße<br />

nicht mehr appliziert werden können, in<br />

dem –wie jetzt vorauszusehen – die Kosten<br />

teurer <strong>und</strong> fraglich indizierter Verfahren in<br />

die Höhe schießen. Diese Kostenexplosion<br />

ist durch die Gremien der Kostenträger<br />

nicht kontrollierbar. Denn diese werden sich<br />

die Entscheidung nicht aufbürden lassen,<br />

die Finanzierung einer neu eingeführten<br />

Therapiemaßnahme abzulehnen, die doch<br />

von anerkannten Wissenschaftlern im Einklang<br />

mit der Medizinindustrie als Fortschritt<br />

<strong>für</strong> den Patienten in den Medien<br />

gefeiert wird. Der Fortschritt wird als Fortschritt<br />

verkauft, lange bevor er den Beweis<br />

erbracht hat, wirklich ein Fortschritt zu sein.<br />

Das wichtigste Verkaufsargument ist dabei<br />

der Patientenwille.<br />

Der Patientenwille<br />

Viele in ihrer Wirksamkeit gut gesicherte<br />

chirurgische Therapieverfahren teilen<br />

einen wesentlichen Nachteil: sie sind <strong>für</strong><br />

den Pa tienten unangenehm oder sogar<br />

chirurgisch. Die primäre Patientensicht im<br />

Umgang mit erforderlichen medizinischen<br />

Maßnahmen, in der Erwartung den behandelnden<br />

Ärzten gegenüber, ist passiv. Ein<br />

Patient erwartet eine Linderung seiner Beschwerden.<br />

Er erwartet, dass sich die Linderung<br />

seiner Beschwerden an ihm vollzieht,<br />

ohne dass er einen nennenswerten aktiven<br />

Eigenanteil leisten muss. Bereits Maßnahmen<br />

der Gewichtsreduktion oder der Suchtkontrolle<br />

(Rauchen) verlangen eine derart<br />

aktive Beteiligung des Patienten an den Therapiemaßnahmen,<br />

die sein Selbstverständnis<br />

als Patient oft überschreitet: der Patient<br />

würde, wenn es die Möglichkeit gibt, sofort<br />

eine Pille gegen Übergewicht <strong>und</strong> Rauchen<br />

bevorzugen, als selbst Verantwortung <strong>für</strong><br />

seine Krankheit <strong>und</strong> die Maßnahmen zur<br />

ihrer Behandlung zu übernehmen. So sind<br />

die Therapieanteile klar definiert: der Arzt<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


interveniert, der aktive Patientenanteil der<br />

Therapie heißt international nicht unzufällig:<br />

Compliance. Und diese bereits passive<br />

Beschreibung des aktiven Anteiles des Patienten<br />

an einer Therapiemaßnahme wird<br />

in der medizinischen Sprache durch das<br />

Adjektiv „non-compliant“ passivisiert. Wird<br />

der Patient vor die Alternative gestellt zu<br />

wählen zwischen Stent oder Bypassoperation<br />

bzw. zwischen endovaskulärer Klappenimplantation<br />

<strong>und</strong> Operation, so ist vorhersagbar,<br />

dass er in der Regel spontan die<br />

passivere Variante wählen wird. Nur nach<br />

sorgfältiger <strong>und</strong> aktiver Aufklärung wird er<br />

sich <strong>für</strong> eine ihm lästige operative Intervention<br />

entscheiden. In der Regel ist der Chirurg<br />

an dieser Aufklärung gar nicht beteiligt,<br />

so dass dem Patienten die Sachaufklärung<br />

<strong>für</strong> das in vielen Fällen medizinisch bessere<br />

<strong>und</strong> länger erprobte Verfahren fehlt. Daraus<br />

ergibt sich die Frage: was zählt der Patientenwille,<br />

wenn die Patienteninformation so<br />

unzureichend ist. Muss es soweit kommen,<br />

dass ein Notar beglaubigt, dass der Patient<br />

die seine Entscheidung legitimierende Information<br />

tatsächlich hatte?<br />

Daraus ergibt sich auch eine weitergehende,<br />

ebenfalls gr<strong>und</strong>sätzliche Frage: gibt<br />

es eine „Richtschnur“, ob <strong>und</strong> wann ein Arzt<br />

auf Verlangen des Patienten eine Therapie<br />

anbieten darf, die teurer, gefährlicher <strong>und</strong><br />

erfolgloser ist als eine gesicherte Therapie?<br />

Auch diese Frage hat wirtschaftliche<br />

Implikationen: wie viel ist die Solidargemeinschaft<br />

da<strong>für</strong> zu zahlen bereit, dass Patienten<br />

Therapieformen ablehnen, die eine<br />

hohe Mitwirkung des Patienten an der Therapieform<br />

erfordern (alle chirurgischen Therapieformen<br />

verlangen diese Compliance),<br />

die aber die Solidargemeinschaft wirksam<br />

vor massiven Folgekosten schützen kann?<br />

Die Konsentierung einer derartigen „Richtschnur“<br />

hat sehr viel mit Ehrlichkeit in der<br />

Medizin zu tun.<br />

Ehrlichkeit in der Medizin<br />

Wenn ein Verfahren neu am Patienten<br />

etabliert werden soll, verlangt die Analyse<br />

des Verfahrens unter wissenschaftlichen<br />

Bedingungen erhebliche Sorgfalt <strong>und</strong> kritische<br />

Distanz. Diese Erwartung erfüllte<br />

sich am Beispiel der klinischen Einführung<br />

der endovaskulären Aortenklappenprothesen<br />

nur bedingt. Die wissenschaftliche<br />

Seite wirkte vielfach wie ein lästiger Nebenaspekt.<br />

Wo wissenschaftliche Analysen<br />

auftauchten, erscheinen diese entweder<br />

als Karikatur wissenschaftlicher Analysen<br />

oder als Verkaufsargument. Ist es ein Zufall,<br />

dass nicht-universitäre Ärzte <strong>und</strong> an wirtschaftlich<br />

privat geführten Herzzentren tä-<br />

tige Wissenschaftler eine führende Rolle bei<br />

der klinischen Einführung dieser Verfahren<br />

spielten <strong>und</strong> spielen?<br />

Wie meine Kollegen auch habe ich mehrfach<br />

kongressöffentliche Darstellungen interventioneller<br />

Kardiologen <strong>und</strong> Chirurgen<br />

verfolgt. Darunter waren Kardiologen, die<br />

ihr Publikum glauben machen wollten, die<br />

von ihnen behandelten Patienten hätten<br />

bei einer Aortenklappenersatzoperation<br />

eine erwartete Sterblichkeitswahrscheinlichkeit<br />

von etwa 40 %, so dass angesichts<br />

dieser erwarteten Sterblichkeit ihre eigene<br />

auch nicht unbeträchtliche Komplikationsrate<br />

als niedrig einzustufen sei. Zur Berechnung<br />

der Sterblichkeitsrate bediente man<br />

sich gerne des EURO-Score-Systems. Mehrfach<br />

wurden die Kollegen von Statistikern<br />

sachlich darauf hingewiesen, warum der<br />

EURO-Score die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit<br />

von Aortenklappenpatienten drastisch<br />

überschätzt <strong>und</strong> aus wissenschaftlich-methodologischen<br />

Gründen darüber<br />

hinaus kein angemessenes Instrument zur<br />

Abschätzung der perioperativen Mortalität<br />

bei Patienten mit Aortenstenosen sei. Darüberhinaus<br />

wurde auf die aktuelle Literatur<br />

von Aortenklappenersatzoperationen im<br />

Alter <strong>und</strong> bei Hochrisikopatienten hingewiesen,<br />

die in einigen Gruppen bei im Halbjahresverlauf<br />

bei weniger als 5 % liegt. Auch<br />

auf die in Deutschland transparenten Daten<br />

des Bruckenberger-Reports wurde verwiesen.<br />

Auf dieser Veranstaltung lenkten die<br />

beteiligten Interventionalisten, Kardiologen<br />

<strong>und</strong> Chirugen, ein.<br />

Wenig später wiederholten die selben Kollegen<br />

aus Kardiologie <strong>und</strong> Chirurgie bei einer<br />

anderen Veranstaltung ihre Darstellungen,<br />

als hätte es die kongressöffentlichen Einwände<br />

zur Eignung des Euro-Score-Systems<br />

nie gegeben. Das lässt die Be<strong>für</strong>chtung zu,<br />

als ob manche Protagonisten angesichts ihrer<br />

Begeisterung bei der Einführung neuer<br />

Verfahren in Gefahr geraten, auf ehrliche<br />

Kritik <strong>und</strong> Korrekturen nicht mehr im Sinne<br />

wissenschaftlichen Verhaltens zu reagieren.<br />

Es spricht aus ihnen dann nicht mehr der<br />

Wissenschaftler, sondern eher der Marketing<br />

Spezialist einer Firma.<br />

Niemand wird sich ernsthaft dagegen verwahren,<br />

unter wissenschaftlicher Flankierung<br />

neue Diagnose- <strong>und</strong> Therapieverfahren<br />

Verfahren in die Medizin einzuführen.<br />

Es ist sogar genuine Aufgabe der Universitäten,<br />

neue Diagnose- <strong>und</strong> Therapieverfahren<br />

unter kontrollierten Bedingungen<br />

zu entwickeln <strong>und</strong> zu erproben. Man kann<br />

dieses bei kardiovaskulären Interventionen<br />

mit den entsprechend spezialisierten Chirurgen<br />

in gemeinsamer Verständigung tun.<br />

Aber es erscheint wenig ehrlich, wenn artifizielle<br />

Argumentationsketten aufgebaut<br />

werden, die auf mutmaßliche Ablehnungen<br />

von Chirurgen Bezug nehmen oder die mutmaßliche<br />

chirurgische Operationsergebnisse<br />

hochrechnen, <strong>für</strong> die es keine wissenschaftliche<br />

Basis gibt.<br />

Konsequenzen<br />

Die Prüfung medizinischer Maßnahmen in<br />

Diagnose <strong>und</strong> Therapie auf ihre wissenschaftlich<br />

gesicherte Belastbarkeit <strong>und</strong> Korrektheit<br />

(<strong>und</strong> sei es auch nur als Leitlinienkonformität)<br />

könnte durch den gegenwärtig offenk<strong>und</strong>ig<br />

werdenden Wildwuchs zu einer gewissen<br />

Notwendigkeit werden. Es gibt zur Sorge Anlass,<br />

dass aktuellen Therapiemaßnahmen<br />

eine Qualität zugesprochen wird, die ihnen<br />

nicht zukommt. Wie Paul feststellt, werden<br />

Fragen der Qualitätskontrolle in der medizinischen<br />

Forschung zu einer wissenschaftsinternen<br />

Rechenschafts- <strong>und</strong> Verantwortungspflicht,<br />

was dem Umstand geschuldet sei,<br />

dass „durch das Kriterium der Anwendbarkeit<br />

biomedizinisches Wissen <strong>und</strong> neue Technologien<br />

recht leichtfüßig unser tägliches Leben<br />

erreichen“. Diese „Leichtfüßigkeit“ können Patienten<br />

mit ihrem Leben bezahlen.<br />

Eine Medizin, die mit dem Anspruch auf<br />

Wissenschaftlichkeit fragwürdige Verfahren<br />

nicht nur zulässt, sondern fördert <strong>und</strong><br />

fordert, verliert jedes Recht, über Außenseitermethoden<br />

außerhalb der Schulmedizin<br />

wie Regentänzer oder Geistheiler zu<br />

urteilen. Der Glaube an die Wertigkeit neuer<br />

Industrieprodukte – propagiert durch<br />

öffentlichkeitswirksame Auftritte von Wissenschaftlern<br />

aus der Medizin – hat gerade<br />

bei Patienten vielfach Offenbarungscharakter<br />

angenommen <strong>und</strong> schwört allmählich<br />

die Gefahr auf, die Ärzte zu Organisatoren<br />

in einem Heilserwartungsbetrieb oder zu<br />

Vollstreckern einer aggressiven <strong>und</strong> die Patientenwürde<br />

<strong>und</strong> gesichertes Wissen nicht<br />

mehr respektierenden Ges<strong>und</strong>heitsindustrie<br />

zu machen.<br />

Universitäten, Kulturschaffende <strong>und</strong> Wissenschaftler<br />

standen historisch betrachtet<br />

unter einer gewissen Protektion. Selbst <strong>und</strong>emokratische<br />

Staatsformen hatten ihnen<br />

ein Stück Unabhängigkeit von den marktbeherrschenden<br />

Herrschaftsverhältnissen<br />

bewahrt. Ein Wissenschaftler konnte unabhängig<br />

von seinem merkantilen Erfolg<br />

arbeiten. Heute stehen offensichtlich viele<br />

Wissenschaftler unter ökonomischem Erfolgdruck.<br />

Sie glauben, sich verkaufen zu<br />

müssen <strong>und</strong> sich in das Geschäftsleben eingliedern<br />

zu müssen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 111<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

112<br />

Kant <strong>und</strong> Hume zeichneten Ihre Briefe an<br />

ihre Dienstherren gerne mit „untertänigster<br />

Knecht“ <strong>und</strong> unterminierten gerade dadurch<br />

die Machtansprüche von Thron <strong>und</strong><br />

Altar. Heute nennen Wissenschaftler die<br />

Firmeninhaber <strong>und</strong> Regierungshäupter mit<br />

Vornamen, sind in Talkshows präsent <strong>und</strong><br />

bemüht, vor allem die Einigkeit <strong>und</strong> den<br />

Gr<strong>und</strong>konsens mit dem Mittel bereitstellenden<br />

System zu demonstrieren. Es sind<br />

nicht die Spitzenwissenschaftler, die sich<br />

von der Industrie einkaufen lassen. Nicht<br />

unerwartet kommt daher, dass heute die<br />

Heroisierung des Durchschnittlichen zur<br />

Wissenschaftspräsenz dazugehört. Auch<br />

der herrschende Wissenschaftsgeschmack<br />

<strong>und</strong> die vorherrschende Forschungserwartung<br />

beziehen ihr Ideal von der Reklame.<br />

Die nach Art eines Markenzeichens als beste<br />

Wissenschaftler der Welt markierten Kollegen<br />

(die es natürlich gar nicht sind, weil<br />

es an Kriterien fehlt, die Qualität eines Wissenschaftlers<br />

zu beschreiben) werden auf<br />

Kongressen gratis geliefert oder sie werden<br />

in Fernsehen <strong>und</strong> Zeitungen in Interviews<br />

<strong>und</strong> Portraits vorgestellt. Vielleicht beginnen<br />

Wissenschaftler unmerklich die Aufgabe<br />

zu übernehmen, den Bürgern zu zeigen,<br />

was man hat <strong>und</strong> was man kann, um auf<br />

diese Weise den massiven Mitteltransfer<br />

zur Unterhaltung des Gesamtsystems zu<br />

legitimieren. Und dazu bedarf es gewisser<br />

Inszenierungen. Und so stellt sich eine gewisse<br />

Nähe zur Thomas Gottschalk her: die<br />

Industrie prüft, ob die Quote stimmt.<br />

Soziale Kontrolle durch Medizinische<br />

Fachgesellschaften?<br />

Natürlich besuchen Kongressteilnehmer vor<br />

allem dann Kongressveranstaltungen, wenn<br />

sie Aussicht darauf haben, etwas Neues zu<br />

lernen, ihren Horizont zu erweitern. Natürlich<br />

sind gerade life-Demonstrationen von<br />

erheblichem edukatorischen Wert. Ich kehre<br />

zum Beginn zurück: natürlich braucht<br />

die Medizinindustrie Ärzte, die in ihrem<br />

Wissenschaftsverhalten berechenbar sind<br />

<strong>und</strong> die in einem gegebenen Verwertungszusammenhang<br />

kalkuliert einsetzbar bleiben.<br />

In diese investiert die Industrie mit der<br />

Hoffnung auf Verbreitung einer Methode.<br />

Und während die Industrie in Kategorien<br />

merkantilen Erfolges denkt, bedeutet es <strong>für</strong><br />

die von der Industrie selektierten Ärzte oft<br />

einen Karrieresprung, da diese – insoweit<br />

sie sich zu stromlinienförmigen Persönlichkeiten<br />

entwickeln – erhebliche Bekanntheit<br />

in den scientific communities erhalten. Und<br />

auch, wenn ich aus Gründen der Prägnanz<br />

überzeichne, so bedeutet Persönlichkeit in<br />

der hier charakterisierten Facette des Wissenschaftssystems<br />

im schlimmsten Fall<br />

dann kaum mehr als die hochselektierte<br />

Präsenz subkulturtypischer Verhaltensweisen<br />

auf Panel-Sitzungen, „scientific sessions“,<br />

Festabenden, Freiheit von Körpergeruch<br />

<strong>und</strong> Emotionen. Die Menschen in<br />

westlichen Demokratien haben gelernt, es<br />

als ihr verbrieftes Recht anzusehen, so zu<br />

leben, wie es ihnen gefällt, selbst wenn ihre<br />

Lebensform anderen Menschen unwürdig,<br />

<strong>und</strong>ifferenziert, unmoralisch <strong>und</strong> gottlos<br />

erscheint, so lange sie keine anderen Menschen<br />

schädigen. Auch die Wissenschaften<br />

dürfen beforschen, was ihnen gefällt: genau<br />

das ist ja ihr Auftrag – so lange sie nicht<br />

andere Menschen gefährden.<br />

Die Klärung allerdings, wann eine derartige<br />

Gefährdung anfängt, dürfte zu den neuen<br />

Aufgaben aller wissenschaftlichen Fachgesellschaften<br />

gehören, in denen industrielle<br />

Innovationen eine Rolle spielen. Ich halte<br />

Überlegungen <strong>für</strong> nicht unberechtigt, dass<br />

Kollegen, die ihren Karriereweg der Werbung,<br />

den Produkten <strong>und</strong> dem Investment<br />

eines Industriezweiges verdanken, auch seitens<br />

der Fachgesellschaften als Mitglieder<br />

dieses Industriekonzerns benannt werden<br />

sollten. Damit wäre zumindest gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

eine saubere Trennung zwischen Marketing<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft denkbar. Und die<br />

Fachgeschaften hätten die reizvolle Chance,<br />

die Randbedingungen exakt zu definieren,<br />

innerhalb derer Marketing statthaft wäre.<br />

Denn jeder Wissenschaftler ist heute eingeb<strong>und</strong>en<br />

in <strong>und</strong> bezogen auf den Sozialkontext<br />

seiner Fachgesellschaft. Daraus leitet<br />

sich nach meiner Aufassung ein unmittelbarer<br />

Auftrag an die Fachgesellschaften ab,<br />

das Verhalten der von ihnen vertretenen<br />

Wissenschaftler kritisch zu beobachten <strong>und</strong><br />

gegebenenfalls zu korrigieren. Und es sollte<br />

implizite Aufgabe der Fachgesellschaften<br />

sein, geeignete Normen <strong>und</strong> Codices <strong>für</strong><br />

die oben angesprochenen Fragen zu entwickeln,<br />

die ihre Verbindlichkeit aus einem<br />

fachübergreifenden Konsens jenseits wirtschaftlicher<br />

Interessen der Medizinindustrie<br />

beziehen.<br />

Ausblick<br />

Eine zunehmende Selbstwahrnehmung<br />

der Fachgesellschaften als Instrument sozialer<br />

Kontrolle könnte dazu beitragen, in<br />

den Fachgesellschaft klare Positionen zu<br />

entwickeln, wie mit öffentlichkeitswirksamen<br />

Veranstaltungen mit innovativen<br />

therapeutischen Produkten umgegangen<br />

werden soll. Ebenso kann eine Konsensfindung<br />

erreicht werden, welche Patienten<br />

überhaupt mit einem neuen Produkt behandelt<br />

werden dürfen, so dass beide oben<br />

angesprochenen Fragen von den Wissen-<br />

schaftlern selbst beantwortet wären. Die<br />

„Wildwest-Markt“-Situation von heute wäre<br />

dann Vergangenheit: kein Kardiologe, der<br />

eine transfemorale Klappe nicht implantiert,<br />

müsste mehr zu Recht <strong>für</strong>chten, dass<br />

es dann der Chirurg nebenan macht <strong>und</strong><br />

wenn nicht der, so zumindest der Kardiologe<br />

im Haus 20 km nebenan. Wenn durchaus<br />

der Ausschluss aus der Fachgesellschaft<br />

droht, wenn bestimmte Regeln missachtet<br />

werden, wird das Auswirkungen haben. Es<br />

wäre dann vorstellbar, dass der Ausschluss<br />

aus der Fachgesellschaft droht, wenn ein<br />

ges<strong>und</strong>er 50 Jahre alter Patient, der kein<br />

nennenswertes Risiko <strong>für</strong> einen Aortenklappenersatz<br />

hat, mit einer im Langszeitverlauf<br />

unerprobten transfemoralen Prothese versorgt<br />

würde. Die Bürger, die Politik <strong>und</strong> die<br />

Köstenträger werden schnell lernen, was<br />

ein Ausschluss aus der Fachgesellschaft bedeutet.<br />

Eine den Kranken nicht mehr respektierende,<br />

ihn ausliefernde <strong>und</strong> ihn vielleicht sogar<br />

erniedrigende Form der wissenschaftlichindustriellenen<br />

Praxis könnte auf diese<br />

Weise verhindert werden, ehe ein Ruf nach<br />

einer Beschränkung oder völligen Beseitigung<br />

der „akademischen Freiheit“ aufkäme.<br />

Dieser käme spätestens wohl dann<br />

auf, wenn sich erwiese, dass wesentliche<br />

Sektoren der sich heute Raum schaffenden<br />

medizinindustrie-orientierten Wissenschaft<br />

teuer, nutzlos oder sogar schädlich wären.<br />

Eben nicht mehr als ein Quoten förderndes<br />

Spektakel. Es liegt auch in der Verantwortung<br />

der Fachgesellschaften zu verhindern,<br />

dass bedeutende Zweige der Wissenschaft<br />

in der Medizin auf einen Weg geraten, auf<br />

dem Produkte, die nicht einmal von den Wissenschaftlern<br />

selbst entwickelt worden sind,<br />

von eben diesen Wissenschaftlern zum Verkauf<br />

an Patienten angeboten werden.<br />

Für uns alle besteht in diesem Grenzbereich<br />

eine konkrete Gefährdung, zum Verkäufer<br />

dieser Waren zu werden. Wir sollten uns<br />

nicht darauf zurückziehen, es den Kostenträgern<br />

<strong>und</strong> den gewählten politischen<br />

Gremien zu überlassen, die Entscheidung<br />

darüber zu fällen, was sich die Solidargemeinschaft<br />

an teuren, innovativen Produkten<br />

der Wissenschaftlichsindustrie leisten<br />

kann <strong>und</strong> was nicht. In der Politik <strong>und</strong><br />

in den Gremien der Kostenträger ist die<br />

Expertise zur inhaltlichen medizinischen<br />

Beurteilung dieser Fragen in der Regel<br />

nicht vorhanden. Ein Urteil über „wahr <strong>und</strong><br />

falsch“ läge dann nicht mehr in den Händen<br />

der Wissenschaftler. Der Verbraucher würde<br />

abstimmen, was er nimmt <strong>und</strong> was nicht.<br />

Und in dieser Verkaufsentscheidung des<br />

Verbrauchers läge dann die Wahrheit der<br />

Wissenschaft.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Niemand hätte gedacht, dass ein Showmater<br />

eine wesentliche <strong>und</strong> in all ihren Schattierungen<br />

substantielle Gr<strong>und</strong>satzdebatte<br />

auslöst, deren Ausläufer sogar Deutschlands<br />

auflagenstärkste Tagezeitung erreichten.<br />

Auch in der Medizin muss diese<br />

Debatte immer wieder erneuert werden<br />

angesichts des Alltages der steten Implementierung<br />

technologischer Innovationen.<br />

Gerade angesichts der klaren <strong>und</strong> bleibenden<br />

Abhängigkeit von Ärzten, Wissenschaftlern<br />

<strong>und</strong> Produkten der Medizinindustrie<br />

wage ich eine Wette: wetten, dass<br />

es besser geht?<br />

Weiterführende Literatur<br />

Bayertz Kurt (1980) Wissenschaft als historischer<br />

Prozeß, Wilhelm Fink Verlag, München<br />

Deutsch E, Taupitz J (Hrsg) 2000, Forschungsfreiheit<br />

<strong>und</strong> Forschungskontrolle in der Medizin – zur<br />

geplanten Revision der Deklaration von Helsinki<br />

Die tatsächliche Häufigkeit derartiger Vorkommnisse<br />

ist nicht vollständig erfasst.<br />

■ ■ Patienten bezogene Faktoren/Merkmale<br />

■ ■ Qualität der chirurgischen Prozeduren<br />

■ ■ spezifische Design- <strong>und</strong>/oder produktionsbedingte<br />

Merkmale<br />

sind alleine oder in Kombination Ursachen<br />

<strong>für</strong> unerwünschte Ereignisse. Patienten,<br />

Anwender, Hersteller <strong>und</strong> Öffentlichkeit,<br />

aber auch behandelnde Ärzte <strong>und</strong> Kliniken<br />

reagieren im Umgang mit derartigen Schadensfällen<br />

durchaus unterschiedlich. Teilweise<br />

fehlen klare Regelungen bzw. sind<br />

bestehende Regelungen nicht bekannt oder<br />

werden als verwirrend <strong>und</strong> wenig zielführend<br />

empf<strong>und</strong>en.<br />

Gesetzliche Regelungen bestehen <strong>für</strong> den<br />

Umgang mit unerwünschten Ereignissen<br />

(Vorkommnissen) im Zusammenhang mit<br />

Mediziniprodukten, die negative ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Auswirkungen <strong>für</strong> Patienten,<br />

Anwender oder Dritte zur Folge haben<br />

könnten. Dabei ist es unerheblich, ob der<br />

Ertl G (2008) Individualität in Medizin <strong>und</strong> Forschung.<br />

Der Internist 5: 608 – 611<br />

Hempel, Carl Gustav (1966) Philosophy of Natural<br />

Science. Fo<strong>und</strong>ations of Philosophy Series, Prentice<br />

Hall, Inc, Englewood Cliffs, N.J.<br />

Horkheimer M, Adorno TW (1944) Dialektik der<br />

Aufklärung. Aktuelle Ausgabe in deutscher Übersetzung:<br />

Fischer Verlag Frankfurt, 18. Auflage, 2006: Kulturindustrie<br />

128 – 176<br />

Houellebecq M (2001) Die Welt als Supermarkt,<br />

Rowohlt, Reinbeck b. Hamburg<br />

Jonas H (1990) Technik, Medizin <strong>und</strong> Ethik. Zur Praxis<br />

des Prinzips Verantwortung. Insel Verlag, Frankfurt<br />

Krones T, Richter (2006) Die Arzt-Patient Beziehung.<br />

In: Geschichte, Theorie <strong>und</strong> Ethik der Medizin,<br />

Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1791: 94 – 116<br />

Kuhn (1969) Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.<br />

Suhrkamp Verlag, Frankfurt<br />

Paul NW (2006) Wissenschaftstheoretische Aspekte<br />

medizinischer Forschung. In: Geschichte, Theorie<br />

<strong>und</strong> Ethik der Medizin, Suhrkamp Taschenbuch<br />

Wissenschaft 1791: 268 – 282<br />

Vahl CF (2007), Überlegungen zur Bewertung von<br />

Forschung, zur wissenschaftlichen Schwerpunktbil-<br />

kausale Zusammenhang in einem mangelhaften<br />

Produktdesign, in einem fehlerhaften<br />

Produktherstellprozess oder in fehlerhafter<br />

Anwendung zu finden ist.<br />

Wer kennt tatsächlich diese<br />

Regelungen, was bezwecken sie, <strong>und</strong><br />

wie soll im Einzelfall konkret verfahren<br />

werden?<br />

Anlässlich der Zukunftswerkstatt Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie im November 2009<br />

wurde die Problematik der Vorkommnisse<br />

mit Medizinprodukten in einer interdisziplinär<br />

besetzten Arbeitsgruppe zusammen mit<br />

Vertretern aus Industrie (Medizinprodukte)<br />

<strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esinstitutes <strong>für</strong> Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM) erörtert. Dabei<br />

wurde festgestellt, dass unterschiedliche<br />

Kenntnisse, aber auch unterschiedliche<br />

Auffassungen bei der Umsetzung der gesetzlichen<br />

Regelungen bestehen. Eine Autorengruppe<br />

aus Vertretern der beiden Fachgesellschaften,<br />

des medizinischen Dienstes<br />

dung <strong>und</strong> zur Forschungsförderung. Z Herz-, Thorax-,<br />

Gefäßchir 21: 236 – 242<br />

Watkins John (1974) Gegen die Normalwissenschaft.<br />

In: Imre Lakatos, Alan Musgrave (Hrsg), Kritik<br />

<strong>und</strong> Erkenntnisfortschritt. Braunschweig<br />

Prof. Dr. med. Christian Friedrich Vahl<br />

Direktor der Klinik <strong>für</strong> Herz-,Thorax- <strong>und</strong><br />

Gefäßchirurgie<br />

Universitätsmedizin Mainz<br />

Langenbeckstraße 1<br />

55131 Mainz<br />

christian.vahl@unimedizin-mainz.de<br />

Nachdruck<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />

2/11, S. 123 – 126<br />

Meldeverfahren bei Vorkommnissen<br />

mit Implantaten<br />

Vorkommnisse mit Implantaten, sei es der Bruch einer Osteosyntheseplatte oder eines Kunststoff­Inlays<br />

bei einer Totalendoprothese, sind Vorkommnisse mit meist schwerwiegenden Folgen <strong>für</strong> den Patienten,<br />

mit mittelbarer <strong>und</strong> unmittelbarer Auswirkung <strong>für</strong> die beteiligte Klinik <strong>und</strong> den Produkthersteller.<br />

W. Blömer, H. Kienapfel, M. Stockheim, H. Siebert<br />

– Spitzenverband der Krankenkassen – <strong>und</strong><br />

des Fachbereiches Endoprothetik Implantate<br />

(FBEI) des B<strong>und</strong>esverbandes Medizintechnologie<br />

hat eine zusammenfassende<br />

Darstellung mit Hinweisen zur Meldung von<br />

Implantat bezogenen Vorkommnissen in Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie verfasst, um<br />

die bestehenden Regelungen verständlich<br />

darzustellen <strong>und</strong> häufig gestellte Fragen zu<br />

beantworten. Vertreter des BfArM haben uns<br />

dabei unterstützt. Das Ergebnis ist hier dargestellt.<br />

Ein Arbeitskreis unter der Leitung von Prof.<br />

Dr. Dominik Parsch, Stuttgart, der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>für</strong> Endoprothetik (AE) beschäftigt<br />

sich mit dieser Thematik <strong>und</strong> mit<br />

Fragenstellungen, die über das reine Meldeverfahren<br />

hinausgehen. Er erarbeitet derzeit<br />

Vorschläge zur Entwicklung einer optimierten<br />

Schadensanalyse beim Auftreten<br />

von meldepflichtigen Vorkommnissen im<br />

Bereich der Endoprothetik <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Fragestellungen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 113<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

114<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel<br />

<strong>und</strong> Medizinprodukte (BfArM)<br />

Vorweg einige Hinweise <strong>und</strong> Erläuterungen:<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut <strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte (BfArM) – www.bfarm.de<br />

– ist im Wesentlichen zuständig <strong>für</strong> die:<br />

■ ■ Erfassung<br />

■ ■ Auswertung<br />

■ ■ Bewertung<br />

von Risiken, die bei der Anwendung oder<br />

Verwendung von Medizinprodukten auftreten.<br />

Es hat eine koordinierende Funktion<br />

hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen<br />

bei schwerwiegenden unerwünschten<br />

Ereignissen <strong>und</strong> Vorkommnissen (Fassung<br />

24. Juli 2010) <strong>und</strong> konkrete Informationspflichten<br />

gegenüber den zuständigen Landesbehörden<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Deutsche</strong>n Institut<br />

<strong>für</strong> Medizinische Dokumentation <strong>und</strong> Information<br />

(DIMDI).<br />

Die Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />

(MPSV) in der zuletzt am 10. Mai 2010<br />

geänderten Fassung regelt die Vorgehensweise<br />

bei Vorkommnissen mit Medizinprodukten.<br />

Risikobewertung<br />

Das Institut hat bei allen zu meldenden<br />

Vorkommnissen <strong>und</strong> Rückrufen bei schwerwiegenden<br />

unerwünschten Ereignissen, die<br />

ihm bekannt werden, eine Risikobewertung<br />

vorzunehmen. Hierzu hat es auch wissenschaftliche<br />

Untersuchungen durchzuführen<br />

oder durchführen zu lassen, um mögliche<br />

Risiken zu ermitteln <strong>und</strong> zu entscheiden,<br />

ob ein unvertretbares Risiko vorliegt <strong>und</strong><br />

welche korrektiven Maßnahmen vorgenommen<br />

werden müssen.<br />

Die Risikobewertung erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit den an diesem Verfahren Beteiligten<br />

<strong>und</strong>, soweit erforderlich, mit den jeweils betroffenen<br />

Betreibern <strong>und</strong> Anwendern (Ärzte,<br />

Medizinprodukte-Hersteller <strong>und</strong> Vertreiber).<br />

Für den verantwortlichen, oben beschriebenen<br />

Personenkreis bestehen Mitwirkungspflichten.<br />

Dies bezieht sich zum einen auf die<br />

Überlassung von Material <strong>und</strong> Daten im Zusammenhang<br />

mit dem Vorfall (zum Beispiel<br />

Implantat sowie gegebenenfalls relevante<br />

OP-Aufzeichnungen), zum anderen auf die<br />

Durchführung von Untersuchungen <strong>und</strong> die<br />

Mitteilung der Untersuchungsergebnisse.<br />

Daraus folgt, dass im Falle eines Vorkommnisses,<br />

beruhend auf Design- <strong>und</strong>/oder<br />

produktionsbedingten oder technischen<br />

Mängeln, der verantwortliche Produzent die<br />

<strong>für</strong> die Risikobewertung erforderlichen Untersuchungen<br />

unverzüglich durchzuführen<br />

<strong>und</strong> dem BfArM die Ergebnisse mitzuteilen<br />

hat. Im Falle eines Vorkommnisses aufgr<strong>und</strong><br />

eines Anwenderfehlers sind gegebenenfalls<br />

Maßnahmen zur Abwehr <strong>und</strong> zur Vermeidung<br />

der Fehlerwiederholung zu definieren.<br />

Dabei ist in der Regel eine Zusammenarbeit<br />

zwischen der produktverantwortlichen Organisation<br />

<strong>und</strong> dem/den Anwender/n zwingend<br />

notwendig.<br />

Einbindung einer vom Patienten /<br />

Anwender gewünschten unabhängigen<br />

Begutachtung<br />

Die Verpflichtung des BfArM zur Risikobewertung<br />

ändert sich auch dadurch nicht,<br />

dass beispielsweise der Patient einen dritten,<br />

unabhängigen Gutachter mit der Untersuchung<br />

des Explantats beauftragen<br />

will. Unbeschadet der seitens des BfArM<br />

bestehenden Befugnisse zur Sachverhaltsaufklärung<br />

<strong>und</strong> Risikobewertung ist es an<br />

dem Verantwortlichen (Medizinprodukt-<br />

Hersteller), seinen Verpflichtungen nachzukommen.<br />

Fazit<br />

Das BfArM muss im Falle einer Meldung<br />

eines Vorkommnisses mit schwerwiegenden<br />

Folgen – Definition: siehe unten<br />

– alle Maßnahmen einleiten, um seinen<br />

gesetzlich geregelten Verpflichtungen<br />

nachzukommen, insbesondere um die Risikobewertung<br />

durchzuführen. Es muss also<br />

klären, ob ein unvertretbares Risiko im Einzelfall<br />

vorliegt <strong>und</strong> welche korrektiven Maßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Trotz dieser klaren formalen gesetzlichen<br />

Regelungen bleiben im Einzelfall noch Fragen<br />

zur Vorgehens- <strong>und</strong> Verhaltensweise<br />

<strong>für</strong> den Anwender (Operateur/in), der/die<br />

bei einer Kontrolluntersuchung ein solches<br />

unerwünschtes Ereignis feststellt: Beispielsweise<br />

muss jede Lockerung eines Implantates<br />

dahingehend überprüft werden,<br />

ob die Lockerung (Vorkommnis) durch einen<br />

Implantat bezogenen Mangel verursacht<br />

oder mitverursacht wurde. Die Wahrscheinlichkeit<br />

<strong>für</strong> einen solchen Fall ist bei kurzer<br />

Standzeit des Implantates eher gegeben als<br />

bei längerer Standzeit (über fünf Jahre). Es<br />

muss ebenfalls geprüft werden, ob möglicherweise<br />

auch ein Anwenderfehler oder<br />

eine Kopplung beider Ursachen vorliegt. In<br />

jedem Fall ist kritisch zu überprüfen, ob<br />

■ ■ das konkrete Vorkommnis eine schwerwiegende<br />

Folge <strong>für</strong> den Patienten darstellt,<br />

<strong>und</strong> ob<br />

■ ■ Patienten- oder operationstechnisch bezogene<br />

Faktoren ursächlich im Vordergr<strong>und</strong><br />

stehen.<br />

Das Ergebnis der Prüfung soll nicht nur dem<br />

Patienten gegenüber offen dargestellt, sondern<br />

auch zeitnah dokumentiert <strong>und</strong> den<br />

Patientenakten beigelegt werden. Im Übrigen<br />

müssen diese Fragen auch bei jedem<br />

Vorkommnis mit anderen Medizinprodukten<br />

gestellt <strong>und</strong> geklärt werden. Auch hier sind<br />

die Meldungen an das BfArM obligatorisch.<br />

Vorkommnisse mit schwerwiegenden Folgen<br />

<strong>für</strong> Patienten, Anwender oder Dritte<br />

sind immer meldepflichtig <strong>und</strong> bedürfen<br />

unter dem Aspekt einer Optimierung der<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Qualität der Versorgung einer<br />

offenen unmittelbaren Kommunikation<br />

zwischen den Betroffenen (Anwender, Medizinprodukte-Hersteller/Vertreiber<br />

<strong>und</strong> Patient)<br />

zur Prävention bzw. Vermeidung ähnlicher<br />

Ereignisse. Auch in unklaren Fällen<br />

sollte die Kommunikation mit dem B<strong>und</strong>esinstitut<br />

<strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

mittels Meldeverfahren im konkreten<br />

Fall gesucht werden, auch <strong>und</strong> vor allem mit<br />

dem Ziel, über die Risikobewertung die Patientensicherheit<br />

zu fördern.<br />

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit den folgenden<br />

„Hinweisen zum Meldeverfahren<br />

Implantat bezogener Vorkommnisse in Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie“ eine gewisse<br />

Hilfestellung im praktischen Umgang <strong>und</strong><br />

einen Anstoß <strong>für</strong> die konkrete Auseinandersetzung<br />

mit diesem Thema in ihrem Tätigkeitsfeld<br />

geben können.<br />

Wilhelm Blömer 1<br />

Heino Kienapfel 2<br />

Martin Stockheim 3<br />

Hartmut Siebert 2<br />

1) B<strong>und</strong>esverband Medizintechnologie (BVMed)<br />

2) <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

3) Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes<br />

B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V., <strong>und</strong> Klinik <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie, St. Marien-<br />

Hospital Borken<br />

Nachdruck<br />

Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 10 – 11<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Sicherheit von Medizinprodukten<br />

Hinweise der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie e. V., des Medizinischen Dienstes<br />

des Spitzenverbandes B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V. <strong>und</strong> des B<strong>und</strong>esverbandes Medizintechnologie e. V.<br />

zur Meldung von implantatbezogenen Vorkommnissen in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

H. Siebert, H. Kienapfel, M. Stockheim, W. Blömer<br />

1. Einleitung<br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie sind, wie<br />

andere medizinische Bereiche auch, von<br />

Behandlungsfehlern <strong>und</strong> Komplikationen<br />

(unerwünschte Ereignisse) betroffen. Eine<br />

systematische interne <strong>und</strong> externe Qualitätssicherung,<br />

verb<strong>und</strong>en mit einem jeweils<br />

aktualisierten Risikomanagement, hilft die<br />

Zahl <strong>und</strong> Schwere von Fehlern <strong>und</strong> Komplikationen<br />

kontinuierlich zu reduzieren. Diese<br />

Handlungsempfehlungen bedürfen der<br />

unklar<br />

↓<br />

Abb. 1<br />

Anpassung <strong>und</strong> Implementierung an klinikinterne<br />

Vorgaben im Bereich des Qualitäts-<br />

<strong>und</strong> Risikomanagements, sie wollen <strong>und</strong><br />

können diese nicht ersetzen. Sie sollen Unterstützung<br />

bei der Erstellung betriebsinterner<br />

Richtlinien geben. Die spezifische<br />

Ausgestaltung <strong>und</strong> Anwendung entsprechen<br />

den jeweils gültigen Sorgfaltspflichten<br />

<strong>und</strong> liegen in der ausschließlichen Eigenverantwortung.<br />

Neben diagnostischen <strong>und</strong> therapeutischen<br />

Fehlern ist das Implantatversagen<br />

in der Endoprothetik <strong>und</strong> Osteosynthese<br />

Meldung von Vorkommnissen in der Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

unerwünschtes Ereignis<br />

�<br />

Vorkommnis?<br />

�<br />

Klin. Dokumentation des Ereignisses<br />

�<br />

Identifikation Hersteller / Art. Nr. / Lot.<br />

Nr.<br />

�<br />

Meldeformular ausfüllen <strong>und</strong> an BfArM<br />

schicken<br />

�<br />

Information des Patienten,<br />

ggf. der Angehörigen<br />

�<br />

Einverständniserklärung zur<br />

Implantatuntersuchung<br />

�<br />

Information der Haftpflichtversicherung<br />

�<br />

Dokumentation an den Hersteller<br />

schicken<br />

�<br />

ggf. Untersuchungen gemeinsam mit<br />

Hersteller<br />

�<br />

Ereignisauswertung <strong>und</strong> ggf.<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

�<br />

ja<br />

Information des Patienten<br />

nein<br />

�<br />

Klin. Dokumentation des Ereignisses<br />

�<br />

Information des Patienten,<br />

ggf. der Angehörigen<br />

�<br />

Information der Haftpflichtversicherung<br />

eine ernstzunehmende Ursache „unerwünschter<br />

Ereignisse“. Daher müssen diese<br />

Ereignisse strukturiert erfasst, transparent<br />

dargestellt <strong>und</strong> in korrektiven Maßnahmen<br />

umgesetzt werden. Das gesetzlich normierte<br />

Verfahren bei Implantatversagen<br />

unterstützt die klinikinternen Maßnahmen<br />

im Rahmen des Qualitäts- <strong>und</strong> Risikomanagements.<br />

Die vorliegende Handlungsempfehlung<br />

richtet sich in erster Linie an die Anwender<br />

von Implantaten in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

sowie an die <strong>für</strong> die Sicherheit<br />

von Implantaten <strong>und</strong> Medizinprodukten<br />

zuständigen Stabstellen in den Krankenhäusern.<br />

Sie erläutern, in welchen Fällen,<br />

bei welchen Vorkommnissen <strong>und</strong> in welcher<br />

Weise entsprechend den gesetzlichen Vorgaben<br />

vorzugehen ist.<br />

1.1 Implantatversagen<br />

Implantatversagen in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

treten vorwiegend im Bereich<br />

der Endoprothetik <strong>und</strong> der Frakturbehandlung<br />

auf. Ursachen sind:<br />

■ ■ patientenbezogene Faktoren;<br />

■ ■ die Qualität der chirurgischen Prozeduren;<br />

■ ■ spezifische design- <strong>und</strong> produktionsbedingte<br />

Merkmale der verwendeten Implantate.<br />

Hinweise zur Häufigkeit <strong>und</strong> Relevanz von<br />

Implantatversagen liegen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland nicht vor. Das B<strong>und</strong>esinstitut<br />

<strong>für</strong> Arzneimittel <strong>und</strong> Medizinprodukte<br />

(BfArM) führt eine deskriptive<br />

Statistik über die Risikomeldungen, die<br />

das BfArM erreichen. In dieser Auswertung<br />

gehen die Gelenkendoprothesen in der<br />

Produktgruppe „nicht-aktive Implantate“<br />

auf. Im Jahr 2009 erreichten das BfArM <strong>für</strong><br />

diese Produktgruppe insgesamt 1.046 Meldungen<br />

(siehe: www.bfarm.de) (1, 2). Eine<br />

weitere Differenzierung ist nicht verfügbar.<br />

Darüber hinausgehende Daten, wie sie in<br />

verschiedenen EU-Staaten im Rahmen von<br />

nationalen Endoprothesenregistern (zum<br />

Beispiel in Schweden, Norwegen u. a.; vergleiche:<br />

www.ear.efort.org) erhoben werden,<br />

sind <strong>für</strong> Deutschland nicht verfügbar.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 115<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

116<br />

Im Dezember 2008 wurde dem Gemeinsamen<br />

B<strong>und</strong>esausschuss (G-BA) zwar von<br />

der B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle <strong>für</strong> Qualitätssicherung<br />

(BQS) ein Konzept <strong>für</strong> ein deutsches<br />

Endoprothesenregister vorgelegt, eine Umsetzung<br />

ist bis heute allerdings nicht erfolgt<br />

(3, 4).<br />

Bei einem Vergleich der insgesamt in<br />

Deutschland schätzungsweise gemeldeten<br />

200 Fälle pro Jahr mit internationalen Registerdaten<br />

wird deutlich, dass Implantatversagen<br />

wesentlich häufiger auftreten<br />

müssten, <strong>und</strong> somit wird angenommen,<br />

dass in vielen Fällen diese Ereignisse nicht<br />

zur Meldung <strong>und</strong> Dokumentation gelangen.<br />

Ein Implantatversagen kann schwerwiegende<br />

Folgen wie Revisionseingriffe, Infektionen<br />

<strong>und</strong> bleibende Schäden nach sich<br />

ziehen. Zahlen zur Häufigkeit dieser Folgen<br />

eines Implantatversagens sind mit der vorhandenen<br />

Datenbasis in Deutschland ebenfalls<br />

nicht zu ermitteln.<br />

Wenn sich die Ursache des Implantatversagens<br />

durch den medizinischen Behandlungsverlauf<br />

zweifelsfrei erklären lässt, kann<br />

auf eine BfArM-Meldung verzichtet werden.<br />

Die Gründe, die zum Verzicht auf eine Meldung<br />

an die B<strong>und</strong>esbehörde geführt haben,<br />

sollten dokumentiert werden. In Zweifelsfällen<br />

kann die Prüfung des Behandlungsverlaufes,<br />

respektive des Ereignisses durch<br />

einen unabhängigen Sachverständigen, die<br />

Schlichtungsstelle der Ärztekammern oder<br />

über die Krankenkasse durch die Medizinischen<br />

Dienste erwogen werden.<br />

2. Meldung von Implantatversagen<br />

Trotz klarer Regelungen <strong>und</strong> gesetzlicher<br />

Vorgaben zum Meldeverfahren <strong>und</strong> damit<br />

zur Beteiligung des BfArM scheinen in der<br />

Praxis doch erhebliche Unklarheiten darüber<br />

zu bestehen, in welchen Fällen eine Meldepflicht<br />

besteht <strong>und</strong> wie diese umgesetzt<br />

wird. Dies betrifft also auch Fälle, in denen<br />

ein unerwünschtes Ereignis im weiteren<br />

Sinne in einem Kausalzusammenhang mit<br />

dem Tod oder einer schwerwiegenden Verschlechterung<br />

des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

eines Patienten, Anwenders oder einer dritten<br />

Person steht. So stellt zum Beispiel ein<br />

vorzeitiger Revisionseingriff eine erhebliche<br />

Konsequenz im Sinne einer Verschlechterung<br />

des Ges<strong>und</strong>heitszustandes des Patienten<br />

dar. Darüber hinaus ist häufig eine<br />

damit verb<strong>und</strong>ene Verschlechterung der<br />

Ausgangslage <strong>für</strong> eine eventuell spätere<br />

weitere Revisionsoperation gegeben. Eine<br />

„schwerwiegende Verschlechterung“ des<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes ist weiterhin anzunehmen<br />

bei einer lebensbedrohlichen<br />

Definition „meldepflichtige Vorkommnisse“<br />

Ein meldepflichtiges Vorkommnis ist eine<br />

Funktionsstörung, ein Ausfall oder eine Änderung<br />

der Merkmale oder der Leistung oder eine<br />

Unsachgemäßheit der Kennzeichnung oder<br />

der Gebrauchsanweisung eines Medizinprodukts,<br />

die unmittelbar oder mittelbar zum Tod<br />

oder zu einer schwerwiegenden Verschlechte-<br />

Erkrankung oder Verletzung, im Falle eines<br />

bleibenden Körperschadens oder einer dauerhaften<br />

Beeinträchtigung einer Körperfunktion.<br />

Gleiches gilt bei einem Zustand,<br />

der eine medizinische oder chirurgische Intervention<br />

erfordert, um einen bleibenden<br />

Körperschaden oder eine dauerhafte Beeinträchtigung<br />

einer Körperfunktion zu verhindern.<br />

Ob eine schwerwiegende Beeinträchtigung<br />

vorliegt, ist im jeweiligen Einzelfall<br />

auch in Relation zum Behandlungsziel zu<br />

beurteilen.<br />

Indikatoren <strong>für</strong> das Vorliegen eines Vorkommnisses<br />

gemäß der Medizinprodukte-<br />

Sicherheitsplanverordnung sind zum Beispiel:<br />

■ ■ der Bruch einer Implantatkomponente;<br />

■ ■ eine erforderliche Revision bzw. Verschlechterung<br />

des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

bedingt durch falsch verwendete<br />

Implantatkomponenten (Verwechslung,<br />

falsche Kennzeichnung usw.);<br />

■ ■ offensichtlich auf das Implantat zurückzuführende<br />

klinisch-medizinische<br />

Ereignisse, die eine schwerwiegende<br />

Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

des Patienten bedingen;<br />

■ ■ ein vorzeitiger Revisionseingriff.<br />

Für die Praxis bedeutet dies, dass im Zweifelsfall<br />

eher eine Meldung erfolgen sollte.<br />

Wer meldet? – häufig gestellte Fragen<br />

Wer hat zu entscheiden, welcher Faktor<br />

bei multifaktoriellem Geschehen verantwortlich<br />

<strong>für</strong> das Implantatversagen ist?<br />

Die zuständige Behörde (BfArM)*<br />

* Das Problem ist die erforderliche Differenzierung<br />

zwischen einem Vorkommnis, bei dem<br />

der Verdacht auf ein vorzeitiges Versagen des<br />

Implantates im Raum steht, <strong>und</strong> dem „Lebenszyklus<br />

entsprechenden“ Versagen.<br />

Empfehlung: Es ist zu empfehlen, jedes versagende<br />

Implantat zu melden, das weniger als<br />

fünf Jahre Standzeit aufweist. Das ist zwar<br />

auch nicht wirklich trennscharf, aber man<br />

könnte so vermeiden, dass beim BfArM jeder<br />

Prothesenwechsel gemeldet wird, der eigentlich<br />

nicht zu beanstanden wäre.<br />

rung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes eines Patienten,<br />

eines Anwenders oder einer anderen Person<br />

geführt hat, geführt haben konnte oder<br />

führen könnte.<br />

§ 2 Medizinprodukte- Sicherheitsverordnung<br />

(MPSV)<br />

In jedem Fall sollten der Patient <strong>und</strong> dessen<br />

Angehörige darüber informiert <strong>und</strong> die Umstände<br />

exakt dokumentiert werden.<br />

Eine schwerwiegende Verschlechterung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustandes wird in den europäischen<br />

Leitlinien des Medizinprodukte-,<br />

Beobachtungs- <strong>und</strong> Meldesystems näher<br />

erläutert. Die Meldepflicht im Rahmen des<br />

Medizinprodukte-, Beobachtungs- <strong>und</strong> Meldesystems<br />

fokussiert also auf Vorkommnisse,<br />

die in einem kausalen oder möglichen<br />

kausalen Zusammenhang mit spezifischen<br />

design- <strong>und</strong> produktionsbedingten Merkmalen<br />

der verwendeten Implantate stehen.<br />

Sie betrifft nicht die Qualität der Indikationsstellung<br />

oder/<strong>und</strong> der perioperativen<br />

Prozesse oder/<strong>und</strong> patientenbezogene Faktoren,<br />

die zu einem Implantatversagen führen.<br />

Ein Implantatversagen ohne schwerwiegende<br />

Verschlechterung des Ges<strong>und</strong>heitszustandes<br />

unterliegt dieser Regelung<br />

nicht.<br />

2.1 Wer meldet?<br />

Die Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />

(MPSV) sieht bei nicht aktiven Medizinprodukten<br />

laut § 3 Abschnitt 2 bis 4 folgendes<br />

vor: „Wer Medizinprodukte beruflich<br />

oder gewerblich betreibt oder anwendet,<br />

hat dabei aufgetretene Vorkommnisse dem<br />

Muss ein Plattenbruch im Rahmen einer<br />

Frakturbehandlung gemeldet werden,<br />

wenn die Platte (das Produkt) entsprechend<br />

den Angaben des Herstellers <strong>und</strong><br />

der Operationsanleitung den lokalen<br />

anatomischen Verhältnissen entsprechend<br />

durch Biegung angepasst wurde?<br />

Erklärt sich der Plattenbruch nicht aus dem klinischen<br />

Verlauf, ist die Meldung an das BfArM<br />

zu empfehlen.<br />

Wer prüft, ob ein Anwender- oder<br />

Produktversagen vorliegt?<br />

Der verantwortliche Hersteller in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem Anwender zur Vorlage<br />

beim BfArM. Ggf. wird ein externer Sachverständiger<br />

mit einer weiteren Untersuchung<br />

beauftragt.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Definition „korrektive Maßnahme“<br />

§ 2 MPSV<br />

Eine korrektive Maßnahme ist eine Maßnahme<br />

zur Beseitigung, Verringerung oder Verhinderung<br />

des erneuten Auftretens eines von<br />

einem Medizinprodukt ausgehenden Risikos.<br />

BfArM zu melden.“ (Meldeformular unter<br />

www.bfarm.de „nichtaktive Medizinprodukte“)<br />

Zunächst ist der verantwortliche Hersteller<br />

nach § 5 der MPSV verpflichtet, in Deutschland<br />

aufgetretene Vorkommnisse dem<br />

BfArM zu melden. Die in anderen Ländern<br />

des Europäischen Wirtschaftsraums aufgetretenen<br />

Vorkommnisse hat er den dort zuständigen<br />

Behörden zu melden. Dessen ungeachtet<br />

ist nach § 3 Abschnitt 3 der MPSV<br />

zu verfahren, siehe oben. Dies gilt entsprechend<br />

auch <strong>für</strong> Ärzte, denen im Rahmen der<br />

Diagnostik oder Behandlung Vorkommnisse<br />

bekannt werden.<br />

Wer meldet?: Hersteller, der Implantathandel,<br />

Ärzte, die das Implantat anwenden oder<br />

nachkontrollieren. Angehörige der Heilberufe<br />

kommen dieser Verpflichtung auch<br />

nach, wenn Meldungen an Kommissionen<br />

oder andere Einrichtungen der Heilberufe,<br />

Ablauf des Meldeverfahrens – häufig gestellte Fragen<br />

Wer hat das Formblatt auszufüllen? Der<br />

behandelnde Arzt oder der Hersteller?<br />

Sowohl der behandelnde Arzt bzw. derjenige,<br />

der das Vorkommnis zuerst bemerkt hat, als<br />

auch der Hersteller haben die Meldung mittels<br />

der Formblätter durchzuführen.<br />

Wer untersucht das explantierte<br />

Implantat, wer ist dazu verpflichtet?<br />

Zur Prüfung des Explantats ist in erster Linie<br />

der Hersteller verpflichtet. Diese Verpflichtung<br />

ergibt sich aus den Vorschriften zur Risikoabwehr<br />

<strong>und</strong> den Mitwirkungspflichten des Herstellers<br />

in der Medizinproduktegesetzgebung.<br />

Unabhängig davon kann ein unabhängiger<br />

Sachverständiger mit der Untersuchung des<br />

Explantates beauftragt werden.<br />

Wer trägt die Kosten?<br />

Die Prüfung durch den Hersteller ist durch diesen<br />

kostenlos durchzuführen. Entscheidet sich<br />

das Krankenhaus, der Patient oder die Krankenkasse<br />

<strong>für</strong> die Beauftragung eines Sachverständigen,<br />

trägt der jeweilige Auftraggeber die Kosten<br />

<strong>für</strong> die Begutachtung. Die Ergebnisse einer<br />

Begutachtung durch einen unabhängigen<br />

Sachverständigen sollten dem BfArM mitgeteilt<br />

werden.<br />

Welche Unterlagen müssen zusammen mit<br />

dem explantierten Implantat der unter-<br />

die im Rahmen ihrer Aufgaben Risiken von<br />

Medizinprodukten erfassen, erfolgen <strong>und</strong><br />

dort eine unverzügliche Weiterleitung an<br />

die zuständige B<strong>und</strong>esoberbehörde sichergestellt<br />

ist (Register mit vereinbarter Benachrichtigung<br />

des BfArM).<br />

2.2 Was geschieht mit der Meldung?<br />

Das BfArM hat <strong>für</strong> alle ihm nach § 3 MPSV<br />

gemeldeten Vorkommnisse eine Risikobewertung<br />

vorzunehmen. Darüber hinaus<br />

hat das BfArM wissenschaftliche Untersuchungen<br />

durchzuführen bzw. durchführen<br />

zu lassen, um mögliche Risiken zu ermitteln.<br />

Ziel der Risikobewertung ist es festzustellen,<br />

ob ein unvertretbares Risiko vorliegt<br />

<strong>und</strong> welche korrektiven Maßnahmen geboten<br />

sind. Sofern der verantwortliche Hersteller<br />

eigenverantwortlich korrektive Maßnahmen<br />

trifft, schließt die Risikobewertung<br />

durch das BfArM die Prüfung ein, ob diese<br />

Maßnahme angemessen ist.<br />

Die Risikobewertung erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />

mit dem verantwortlichen<br />

Hersteller <strong>und</strong>, soweit erforderlich, mit den<br />

jeweils betroffenen Anwendern/Chirurgen,<br />

wobei das BfArM in besonders eilbedürftigen<br />

Fällen eine unverzügliche Bearbeitung<br />

sicherstellt. Anwender <strong>und</strong> Produktherstel-<br />

suchenden Stelle zur Verfügung gestellt<br />

werden?<br />

Alle relevanten Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Berichte, wie OP-<br />

Bericht, prä- <strong>und</strong> postoperative Röntgenbilder<br />

<strong>und</strong> des Verlaufs, CT-Bilder, evtl. histologische<br />

<strong>und</strong> bakterielle Untersuchungsbef<strong>und</strong>e, Einverständniserklärung<br />

des Patienten/der Angehörigen,<br />

Meldung an die Geschäftsführung<br />

des Krankenhauses <strong>und</strong> den Kostenträger.<br />

Ist eine Meldung an den Hersteller/das<br />

vertreibende Unternehmen bei einem<br />

Implantatversagen ausreichend?<br />

In aller Regel : nein. In § 3 der Medizinprodukte-<br />

Sicherheitsplanverordnung (MPSV) wird die<br />

Meldung an die zuständige B<strong>und</strong>esoberbehörde<br />

(BFarM) verlangt. Stellt der Anwender allerdings<br />

sicher, dass seine Meldung den Verantwortlichen<br />

nach § 5 MPG beim Hersteller erreicht,<br />

der wiederum selber beim BfArM melden<br />

muss, ist sichergestellt, dass die Meldung<br />

das BfArM erreicht. Definitiv unzureichend<br />

sind mündliche oder fernmündliche, formlose<br />

Meldungen an den die Klinik betreuenden Mitarbeiter<br />

des Herstellers.<br />

Besteht eine Informationspflicht auch an<br />

den Kostenträger?<br />

Ja, nach § 294a SGB V muss die Krankenkasse<br />

über mögliche drittverursachte Ges<strong>und</strong>heitsschäden<br />

informiert werden (s.o.).<br />

ler sind in gleicher Form in diesen Prozess<br />

eingeb<strong>und</strong>en. Dabei kann das BfArM vom<br />

verantwortlichen Hersteller, aber auch vom<br />

Anwender alle <strong>für</strong> die Sachverhaltsaufklärung<br />

oder die Risikobewertung erforderlichen<br />

Auskünfte <strong>und</strong> Unterlagen sowie<br />

die Überlassung des betroffenen Produkts<br />

oder von Mustern aus der betroffenen Produktionscharge<br />

zu Untersuchungszwecken<br />

verlangen. Patientendaten sind vor der<br />

Übermittlung so zu anonymisieren, dass<br />

ein Personenbezug nicht mehr hergestellt<br />

werden kann. Bestimmungen zum Schutz<br />

personenbezogener Daten, gesetzliche Geheimhaltungspflichten<br />

<strong>und</strong> die ärztliche<br />

Schweigepflicht bleiben in jedem Fall unberührt.<br />

Das BfArM teilt das Ergebnis seiner Risikobewertung<br />

dem verantwortlichen Hersteller<br />

<strong>und</strong> der Person, die das Vorkommnis gemeldet<br />

hat, sowie den zuständigen Behörden<br />

wie zum Beispiel den Landesbehörden,<br />

gegebenenfalls dem Robert-Koch Institut<br />

oder dem medizinischen Dienst der Spitzenverbände<br />

der Krankenkassen mit. Wurden<br />

Produktrisiken identifiziert, müssen<br />

korrektive Maßnahmen zur Beseitigung,<br />

Verringerung oder Verhinderung des erneuten<br />

Auftretens durch den verantwortlichen<br />

Hersteller gegebenenfalls unter Mitwirkung<br />

Welche zusätzlichen Bef<strong>und</strong>e sind sinnvollerweise<br />

zu dokumentieren <strong>und</strong> zu<br />

sichern?<br />

Das aktuelle Labor: „Entzündungslabor“ im<br />

Verlauf, Röntgenbilder der Erstimplantation,<br />

patientenrelevante <strong>und</strong> OP-relevante Bef<strong>und</strong>e/Berichte,<br />

evtl. histologische Bef<strong>und</strong>e.<br />

Muss ich den Patienten auch aufklären,<br />

wenn kein Vorkommnis ohne schwerwiegende<br />

Folge vorliegt, zum Beispiel bei einem<br />

Plattenbruch bei knöchern verheilter<br />

Fraktur ohne Funktionsstörung etc.?<br />

Nicht verpflichtend. Dies muss situationsabhängig<br />

vom behandelnden Arzt entschieden<br />

werden. Eine umfassende Bef<strong>und</strong>dokumentation<br />

<strong>und</strong> Information der Haftpflichtversicherung<br />

über die Geschäftsführung des Krankenhauses<br />

ist zu empfehlen.<br />

Muss ich den Patienten aufklären,<br />

wenn ein Vorkommnis mit schwerwiegender<br />

Folge vorliegt (um Beispiel<br />

Revisionseingriff in Folge des Produktversagens)<br />

Ja, der Patient muss in die Lage versetzt werden,<br />

die Situation zu beurteilen. Nur so kann<br />

der Patient gegebenenfalls auch zeitnah prüfen<br />

(lassen), ob es geboten ist, Haftungsansprüche<br />

geltend zu machen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 117<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

118<br />

des Anwenders erfolgen. Hierzu können<br />

auch Rückrufmaßnahmen oder Maßnahmenempfehlungen<br />

gehören. Das BfArM<br />

kann über durchgeführte korrektive Maßnahmen,<br />

Empfehlungen <strong>und</strong> Ergebnisse der<br />

wissenschaftlichen Aufarbeitung über die<br />

Internetseiten der Behörde informieren.<br />

2.3. Ablauf des Meldeverfahrens<br />

Die Meldungen der Hersteller erfolgen<br />

elektronisch als Datei in der Originalformatierung.<br />

Für Anwender macht das BfArM<br />

die Informationen zur Übermittlung der<br />

Meldung <strong>und</strong> über zu verwendende Formblätter<br />

auf ihrer Internetseite bekannt.<br />

Die Meldeformulare sind abrufbar unter:<br />

www.bfarm.de Medizinprodukte Formulare.<br />

Die Meldungen sind unverzüglich durchzuführen.<br />

Das explantierte Implantat wird zusammen<br />

mit allen verfügbaren Röntgenbildern,<br />

einem erläuternden Bericht durch den<br />

behandelnden Arzt <strong>und</strong> weiteren Bef<strong>und</strong>berichten<br />

(Histologie, Bakteriologie) an den<br />

Produktvertreiber/Hersteller unter Hinweis<br />

auf die Meldepflicht verschickt (Kopie an:<br />

Krankenhaus-Geschäftsführung, BfArM).<br />

Eine Information an die Klinik/den Arzt, die/<br />

der die Implantation vorgenommen hat, ist<br />

zu empfehlen.<br />

Vorgehen im Einzelnen:<br />

■ ■ Feststellung mit Dokumentation des Implantatversagens<br />

(zum Beispiel Implantatbruch)<br />

■ ■ Identifikation des Herstellers/Art.Nr./<br />

Lot.-Nr.<br />

■ ■ Sicherstellung der bildgebenden Dokumentation<br />

(zum Beispiel Röntgen-Bild,<br />

evtl. Photo des explantierten Implantats)<br />

■ ■ Information <strong>und</strong> Aufklärung des Patienten<br />

<strong>und</strong> evtl. der Angehörigen über:<br />

• die Diagnose <strong>und</strong> daraus resultierenden<br />

Konsequenzen<br />

• mögliche Risiken eines erneuten Eingriffes<br />

• Einholung des Einverständnisses des<br />

Patienten, das ihm gehörende Implantat<br />

an Hersteller zur Untersuchung versenden<br />

zu dürfen<br />

• Dokumentation des Gesprächs<br />

■ ■ Standardisiertes Meldeformular ausfüllen<br />

<strong>und</strong> an BfArM versenden (www.<br />

bfarm.de)<br />

■ ■ Information der Haftpflichtversicherung<br />

über die Geschäftsführung des Krankenhauses<br />

<strong>und</strong> den „Sicherheitsbeauftragten<br />

Medizinprodukte“<br />

■ ■ Kopie der Dokumentation inklusive der<br />

Einverständniserklärung <strong>und</strong> Aufklärung<br />

des Patienten, der Information der Ge-<br />

Juristische Aspekte – häufig gestellte Fragen<br />

Ist so auch vorzugehen, wenn nach<br />

Ansicht des behandelnden Arztes kein<br />

Vorkommnis im Sinne der Meldepflicht<br />

nach § 3 Absatz 2 bis 4 der Medizin-<br />

Produkte-Sicherheitsplanverordnung<br />

vorliegt?<br />

Nein. Die Bef<strong>und</strong>e müssen jedoch dokumentiert,<br />

die Gründe, die gegen eine Meldung sprechen, in<br />

schäftsführung des Krankenhauses <strong>und</strong><br />

BfArM-Meldung an Hersteller bzw. Produktvertreiber<br />

<strong>und</strong> evtl. erstbehandelnde<br />

Klinik/Arzt in Kopie weiterleiten<br />

■ ■ Meldung des Ereignisses an die Krankenkasse<br />

des Patienten (Gemäß § 294a SGB<br />

V „Mitteilung von Krankheitsursachen<br />

<strong>und</strong> drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschäden“<br />

sind Ereignisse, bei denen Hinweise<br />

<strong>für</strong> einen drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschaden<br />

vorliegen, den Kostenträgern zu<br />

melden. Das Versagen eines Implantates<br />

stellt einen drittverursachten Ges<strong>und</strong>heitsschaden<br />

im Sinne des Gesetzes dar.<br />

Zugelassene Krankenhäuser (§ 108 SGB<br />

V) <strong>und</strong> Vertragsärzte sind verpflichtet,<br />

die erforderlichen Daten einschließlich<br />

der Angaben über mögliche Ursachen<br />

<strong>und</strong> Verursacher den Krankenkassen mitzuteilen.)<br />

Das Verwerfen eines Implantates, das im<br />

Verdacht steht, <strong>für</strong> ein Vorkommnis verantwortlich<br />

zu sein, ist seit dem Inkrafttreten<br />

der vierten Medizinproduktegesetz-Novelle<br />

(21. März 2010) nicht zulässig! Im dann<br />

geltenden § 12 Abs. 4 der Medizinprodukte-<br />

Sicherheitsplanverordnung (MPSV) heißt<br />

es: „Anwender <strong>und</strong> Betreiber haben da<strong>für</strong><br />

Sorge zu tragen, dass Medizinprodukte <strong>und</strong><br />

Probematerialien, die im Verdacht stehen,<br />

an einem Vorkommnis beteiligt zu sein,<br />

nicht verworfen werden, bis die Untersuchungen<br />

abgeschlossen sind.“<br />

Kann das zum Versagen geführte Implantat<br />

nicht explantiert werden, erfolgt dennoch<br />

eine Meldung nach § 3 Absatz 2 bis 4 der<br />

Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung<br />

unter Beifügung vorhandener Röntgen-Bef<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> Angaben entsprechend<br />

der oben dargestellten Vorgehensweise.<br />

3. Juristische Aspekte<br />

Das Vorkommnis eines Implantatversagens<br />

ist unabhängig der ausstehenden Würdigung<br />

der Ursache(n) als ein vermeidbares<br />

unerwünschtes Ereignis im Verlauf der Behandlung<br />

anzusehen. Das Vorgehen entspricht<br />

den Standards zum Risikomanagement<br />

der jeweiligen Klinik/Arztpraxis.<br />

der Dokumentation dargelegt <strong>und</strong> der Patient/<br />

Angehörige informiert werden.<br />

Ist in unklaren Fällen immer die<br />

Haftpflichtversicherung der behandelnden<br />

Institution/ des behandelnden Arztes zu<br />

informieren?<br />

Nein, es ist aber anzuraten.<br />

3.1. Information Patienten/Angehörige<br />

Der Patient <strong>und</strong> seine Angehörigen sind<br />

unabhängig von der Ursache des eingetretenen<br />

Vorkommnisses – auch im Fall eines<br />

Ereignisses ohne nachweisbare Folgen <strong>für</strong><br />

den Patienten – sachgerecht <strong>und</strong> zeitnah zu<br />

informieren. Das Gespräch sollte in ruhiger<br />

<strong>und</strong> sachlicher Atmosphäre vom behandelnden<br />

Arzt bzw. dem <strong>für</strong> die Behandlung<br />

verantwortlichen Leiter der Klinik geführt<br />

werden. Auf Wunsch des Patienten oder Angehörigen<br />

kann eine weitere Person seines<br />

Vertrauens an diesem Gespräch teilnehmen.<br />

Inhalt des Gespräches <strong>und</strong> Namen der<br />

Anwesenden sind zu dokumentieren. Der<br />

Patient/Angehörige sollte gebeten werden,<br />

wesentliche Inhalte des Gespräches mit seine<br />

eigenen Worten wiederzugeben, damit<br />

eventuell noch bestehende Missverständnisse<br />

ausgeräumt werden.<br />

3.2. Aufbewahrung der Unterlagen<br />

Kopien der Behandlungsunterlagen sind<br />

vollständig anzufertigen <strong>und</strong> getrennt von<br />

den Behandlungsunterlagen des Patienten<br />

aufzubewahren.<br />

4. „Beauftragter <strong>für</strong> Implantatsicherheit“<br />

in der Stabstelle<br />

Medizinprodukte-Sicherheit<br />

Die Benennung eines Beauftragten <strong>für</strong> Implantatsicherheit<br />

als Bindeglied zur übergeordneten<br />

Klinik-Stabsstelle Medizinproduktesicherheit<br />

wird empfohlen. Folgende<br />

Aufgaben in Zusammenarbeit mit der<br />

Stabsstelle sind speziell dabei zu übernehmen:<br />

■ ■ Sicherstellung der praxisnahen Unterweisung<br />

aller an der Anwendung beteiligten<br />

Personen vor der Anwendung von<br />

Implantaten, wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben,<br />

Dokumentation <strong>und</strong> Aufbewahrung<br />

gemäß Medizinproduktebetreiberverordnung<br />

(MPBetreibV). Hersteller<br />

oder Vertriebsorganisationen sind davon<br />

in Kenntnis zu setzen.<br />

■ ■ Vor Anwendung eines neuen oder geänderten<br />

Implantates sollen Schulungs-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


maßnahmen unter Beteiligung des Herstellers<br />

oder der Vertriebsorganisation<br />

<strong>für</strong> alle Anwender durchgeführt werden.<br />

■ ■ Sicherstellung von Schulungen neuer<br />

Mitarbeiter, die bei der Anwendung beteiligt<br />

sind.<br />

■ ■ Regelung der Zuständigkeit <strong>und</strong> der<br />

Kommunikation innerhalb der Klinik/Einrichtung.<br />

Feedback<br />

Diese Handlungsempfehlungen sind auch ein<br />

Instrument zur Verbesserung der Patientensicherheit.<br />

Dieser Prozess bedarf kontinuierlicher<br />

Weiterentwicklung <strong>und</strong> Anpassung.<br />

Rückmeldungen jeder Art an die Herausgeber<br />

sind deshalb ausdrücklich erwünscht.<br />

Sollten Sie bei Durchsicht <strong>und</strong> / oder Gebrauch<br />

dieser Empfehlung auf Ungereimtheiten,<br />

Missverständliches oder Fehler stoßen, bitten<br />

wir Sie ebenso um einen Hinweis, wie wir auch<br />

gerne Ver besserungsvorschläge aufnehmen.<br />

Sie erreichen uns unter:<br />

Geschäftstelle <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Luisenstraße 58/59<br />

10117 Berlin<br />

E-Mail: office@dgou.de<br />

■ ■ Regelung der Zuständigkeit <strong>und</strong> der Kommunikation<br />

zwischen Klinik <strong>und</strong> Produkteherstellern<br />

<strong>und</strong>/oder Vertriebsorganisationen,<br />

vor allem auch betreffend:<br />

• Änderungen Anwendungsindikation,<br />

Design etc.<br />

• Vorkommnisse bereits eingeführter Implantate<br />

• insbesondere Regelung einer zeitnahen<br />

Informationsweitergabe an die Anwender<br />

– auch außerhalb der Dienstzeiten,<br />

zum Beispiel bei Rückrufaktion, Sicherheitshinweise<br />

des BfArM, der Hersteller<br />

<strong>und</strong> oder/Vertriebsorganisationen.<br />

■ ■ Festlegung von klinikinternen Regeln zur<br />

Durchführung klinischer Prüfungen neuer<br />

/ geänderter Medizinprodukte nach<br />

dem Konformitätsverfahren.<br />

Prof. Dr. Hartmut Siebert 1<br />

Prof. Dr. Heino Kienapfel 1<br />

Martin Stockheim 2<br />

Wilhelm Blömer 3<br />

1) <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie e. V.<br />

2) Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes<br />

B<strong>und</strong> der Krankenkassen e. V., <strong>und</strong> Klinik <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie, St. Marien-<br />

Hospital Borken<br />

3) B<strong>und</strong>esverband Medizintechnologie (BVMed)<br />

Weiterführende Informationen <strong>und</strong> Literatur<br />

www.BfArM.de<br />

www.dimdi.de<br />

1. B. C. Heinz, Endoprothesenregister <strong>und</strong><br />

deren Beitrag zur Sicherheit der Patientenversorgung<br />

mit Gelenkimplantaten. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt<br />

2009; 52: 589 – 593<br />

2. B. C. Heinz, D. von Malleck: Vorkomm nisse<br />

bei Hüft- <strong>und</strong> Knie-Endoprothesen-Lockerung.<br />

Orthopädie 2005; 34: 47 – 54<br />

3. F.U. Niethard: Ein Endoprothesenregister<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage von Routinedaten.<br />

Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 3/10, 205 – 206<br />

4. Medizinreport „Das Endoprothesenregister<br />

muss kommen“, ÄB107, 7, A270, 2010<br />

Nachdruck<br />

Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 12 – 16<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 119<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

120<br />

Auf einen Blick: Vorgehen bei Implantatversagen<br />

in Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

Worauf müssen Sie achten, wenn Sie ein Implantatversagen<br />

feststellen, das nicht durch<br />

Patienten bezogene Faktoren, perioperative<br />

Maßnahmen, eine falsche Indikationsstellung,<br />

die Implantatbe arbeitung durch den<br />

1. Feststellung eines Implantatversagens<br />

Liegen alle relevanten Röntgen-Bilder vor?<br />

Liegen alle relevanten Bef<strong>und</strong>berichte einschließlich OP-Bericht vor?<br />

Handelt es sich um ein Implantatversagen durch:<br />

anwenderbezogene Vorkommnisse<br />

anwendungsspezifische Vorkommnisse<br />

produktspezifische Vorkommnisse<br />

schwerwiegende Folge?<br />

Anwender, die Implantationstechnik verursacht<br />

wurde, sondern auf Gr<strong>und</strong> spezifischer<br />

design- <strong>und</strong> produktionsbedingter Mängel<br />

nach § 3 Absatz 2 bis 4 der Medizin-Produkte-Sicherheitsplanverordnung?<br />

2. In jedem Falle: zeitnahe Information des Patienten/der Angehörigen <strong>und</strong> der Klinikleitung bzw.<br />

der Stabsstelle „Medizinproduktesicherheit“<br />

Gespräch im Beisein eines Unbeteiligten mit Patienten/Angehörigen durchgeführt, dokumentiert?<br />

Dokumentation der Gründe, warum ein Vorkommnis vorliegt, das der Meldepflicht nicht unterliegt<br />

3. Verfahrensablauf bei „Vorkommnis mit schwerwiegender Folge“ im Sinne des Gesetzes:<br />

Gespräch im Beisein eines Unbeteiligten mit Patienten/Angehörigen, unter Einholen des Einverständnisses<br />

zur Verwendung des Implantates zu weiteren Untersuchungen <strong>und</strong> Erstellung eines Gesprächsprotokolls<br />

Information der Geschäftsführung/Stabsstelle Medizinproduktesicherheit<br />

Information mit Formblatt an BfArM <strong>und</strong> Kopien an: Hersteller/Vertrieb, Geschäftsführung Krankenhaus <strong>und</strong><br />

Stabsstelle Medizinproduktesicherheit, damit auch Haftpflichtversicherung, den Kostenträger <strong>und</strong> evtl. die<br />

erstbehandelnde Einrichtung/Arzt.<br />

Versand des explantierten Implantats mit relevanten Röntgen- <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>berichten an Hersteller<br />

unter Beifügung einer Kopie der Einverständniserklärung des Patienten/seiner Angehörigen<br />

Kopie <strong>und</strong> Sicherung der Unterlagen von: Patientenakte, Aufklärungsbogen, Einverständniserklärung des Patienten,<br />

relevanten patientenbezogenen Unterlagen, der durchgeführten Information an Hersteller/Produktvertrieb,<br />

Stabsstelle Medizinproduktesicherheit, Kostenträger <strong>und</strong> BfArM.<br />

Auch im Zweifelsfall Vorgehen entsprechend dem obengenannten Verfahren unter Hinweis auf bestehende Zweifel<br />

betreffend Ursachen!<br />

Das Merkblatt zur Meldung des Vorkommnisses finden Sie unter: www.bfarm.de<br />

Nachdruck<br />

Orthopädie <strong>Mitteilungen</strong> 1/11, S. 17<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong><br />

Foto: BVMed


Einheitliche Dokumentation im<br />

Schockraum<br />

Konsentierung des Datensatzes „Notaufnahme“ durch die DIVI<br />

F. Walcher, M. Kulla, S. Kinger, R. Röhrig, R. Lefering, I. Marzi<br />

Bislang existierte in Deutschland keine,<br />

dem DIVI-Notarzteinsatzprotokoll vergleichbare<br />

standardisierte Dokumentation<br />

der interdisziplinären Notfallversorgung,<br />

insbesondere auch nicht Bezug nehmend<br />

auf die Schwerverletztenversorgung. Die<br />

Daten <strong>für</strong> das TraumaRegister wie auch<br />

andere Register werden aktuell meist noch<br />

in einem personalaufwendigen Prozess retrospektiv<br />

eingegeben. Aufgabe der 2007<br />

gegründeten Sektion `Notaufnahmeprotokoll´<br />

der DIVI war es, einen standardisierten<br />

Datensatz <strong>für</strong> die interdisziplinäre Notfallversorgung<br />

zu entwickeln.<br />

Nach Analyse aktuell verwendeter Dokumentationskonzepte<br />

verschiedener Notaufnahmen<br />

Deutschlands sowie Einbeziehung<br />

der Datensätze bestehender Qualitätsregister<br />

wurde in regelmäßigen Expertentreffen<br />

ein interdisziplinär verwendbarer<br />

Datensatz festgelegt <strong>und</strong> in der Praxis an<br />

verschiedenen Krankenhäusern sowie überregionalen<br />

Traumazentren an einigen tausend<br />

Patienten validiert.<br />

Das modulare Konzept zur innerklinischen<br />

Dokumentation aller Patienten einer<br />

zentralen Notfallaufnahme beinhaltet<br />

bislang sechs verschiedene Module. Ausgehend<br />

von einem Basisdatensatz <strong>für</strong> alle<br />

Patienten wurden symptomorientierte Zusatzmodule<br />

(z. B. Trauma, Neurologie) bzw.<br />

prozessbasierende Erweiterungen in Form<br />

der Module „Überwachung“, „Anästhesie“<br />

<strong>und</strong> „Konsil“ erarbeitet. Der 676 Items umfassende<br />

Datensatz wurde Ende 2010 von<br />

der DIVI konsentiert. Der Datensatz steht<br />

unter www.notaufnahmeprotokoll.de als<br />

Down-load zur Verfügung. Zu Visualisierung<br />

des Datensatzes wurde zudem eine<br />

graphische Umsetzung der sechs Module<br />

erarbeitet, die einen schnellen papierbasierten<br />

Einsatz des Notaufnahmeprotokolls in<br />

den Kliniken ermöglicht.<br />

Mit der b<strong>und</strong>esweiten Standardisierung<br />

wird nun der innerklinischen Notfalldokumentation<br />

eine valide Arbeitsgr<strong>und</strong>lage<br />

geboten. Sämtliche Daten des TraumaRegister<br />

DGU (QM <strong>und</strong> klassisch) sind <strong>für</strong> den<br />

Bereich der frühen präklinischen sowie innerklinischen<br />

Versorgung in dem Datensatz<br />

enthalten (Bogen S, A <strong>und</strong> B). Des Weiteren<br />

sind neben den Parametern des Qualitätsmanagements<br />

alle relevanten Details zur<br />

klinischen Dokumentation <strong>und</strong> Informationsweitergabe<br />

enthalten. Weitere klinikspezifische<br />

Parameter können individuell in<br />

den einzelnen Kliniken ergänzt werden.<br />

Das DIVI-Notaufnahmeprotokoll nimmt<br />

unter den Dokumentationsstandards eine<br />

Sonderstellung ein, da die Notaufnahme<br />

einen zentralen Kommunikationspunkt von<br />

präklinischer Notfallversorgung, Diagnostik,<br />

sowie der konservativen, operativen <strong>und</strong> intensivmedizinischen<br />

Weiterversorgung dar-<br />

stellt. Mit der Einarbeitung des Datensatzes<br />

in die unterschiedlichsten Klinikinformationssysteme<br />

könnte die bislang übliche<br />

retrospektive Erfassung der Daten <strong>für</strong> das<br />

TraumaRegister DGU zum großen Teil überflüssig<br />

werden, da diese automatisch dem<br />

Register übermittelt werden sollen. Hierzu<br />

arbeitet die Sektion „Notaufnahmeprotokoll“<br />

mit der DIVI-Sektion „IT <strong>und</strong> Medizintechnik“,<br />

Standardisierungsorganisationen<br />

<strong>und</strong> der Industrie (Hersteller von Krankenhaus-IT)<br />

zusammen. Verschiedene Anbieter<br />

von Klinikinformationssystemen befassen<br />

sich bereits mit der Umsetzung des Datensatzes,<br />

trotzdem gilt es von Seiten der Anwender<br />

den Bedarf an einer einheitlichen<br />

Dokumentation <strong>und</strong> einem Benchmarking<br />

der Notaufnahmen über das TraumaRegister<br />

hinaus zu signalisieren.<br />

Der Beirat von AKUT <strong>und</strong> die Gremien der<br />

DGU befassen sich aktuell mit der Thematik<br />

<strong>und</strong> werden zeitnah eine Stellungnahme<br />

in den Organen der Fachgesellschaft veröffentlichen.<br />

PD Dr. med. Felix Walcher, MME<br />

Geschäftsführender Oberarzt der Klinik <strong>für</strong> Unfall-,<br />

Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

Universitätsklinikum Frankfurt<br />

Theodor-Stern-Kai 7<br />

60590 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 0 69 / 6 30 18 31 71<br />

E-Mail: walcher@trauma.uni-frankfurt.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 121<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

122<br />

Priorisierung von Studienprojekten<br />

in der Chirurgie<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Umsetzung einer Umfrage unter den Fachgesellschaften 2010<br />

A. M. Borchart 1 , D. Brocai 1 , C. M. Seiler 1 , C. Schuhmacher 2 , J. Neudecker 3 , M. Rothm<strong>und</strong> 4 , H. Bauer 5<br />

Hintergr<strong>und</strong><br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

(DGCH) hat nach einem Präsidiumsbeschluss<br />

im Februar 2010 das Studienzentrum<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Abb. 1 Klassifizierung des Rücklaufs<br />

Chirurgie (SDGC) beauftragt erstmals alle<br />

neun Mitgliedsgesellschaften der DGCH<br />

anzusprechen, um die jeweils fünf wichtigsten<br />

Fragestellungen <strong>für</strong> die chirurgische<br />

Praxis zu benennen, die mit einer multizentrischen<br />

randomisierten kontrollierten kli-<br />

2/2010 Anfrage an 9 Fachgesellschaften<br />

DGAV DGG DGKCH DGNC DGOOC DGPRÄC DGT DGTHG DGU<br />

� � � � � � � � �<br />

5 5 4 3 5 5 4 – 5<br />

Pharmakologisch<br />

8<br />

36 Studienideen<br />

davon zum Vergleich zwischen zwei Interventionen:<br />

35<br />

Angaben zu keine Angabe bei % der Studienideen<br />

Prävalenz 50 %<br />

Inzidenz 28 %<br />

Kosten <strong>für</strong> Therapie 1 12 %<br />

Kosten <strong>für</strong> Therapie 2 14 %<br />

Tab. 1 Angaben zur Vollständigkeit der Fragebögen<br />

Fachgesellschaft Erkrankung Inzidenz pro 100.000 / Jahr<br />

DGAV fortgeschrittenes Magenkarzinom uT3 – 4 20<br />

DGG Extremitätenischämie 100<br />

DGKCH Hernia inguinalis im Kindesalter 4.000<br />

DGNC Lumbale Spinalkanalstenose 3.000<br />

DGOOC Primäre Gonarthrose 36 – 38 Männer<br />

51 – 55 Frauen<br />

DGPRÄC Brustrekonstruktion /<br />

Brusterhaltende Therapie bei Mamma CA<br />

120<br />

DGT Maligne Erkrankung der Lunge die eine<br />

Lobektomie erfordert<br />

DGU Kinder < 10 Jahren mit distaler Unterarmfraktur<br />

<strong>und</strong> einer sagittalen Fehlstellung bis 30°<br />

Tab. 2 Die Idee mit der höchsten Inzidenz der jeweiligen Fachgesellschaft<br />

�<br />

operativ vs.<br />

operativ<br />

16<br />

Nicht-pharmakologisch<br />

27<br />

120<br />

300<br />

�<br />

Konservativ vs.<br />

operativ<br />

7<br />

andere<br />

4<br />

nischen Studie (MRCT) beantwortet werden<br />

sollte. In einem weiteren Verfahren werden<br />

Kliniken aller Versorgungsstufen befragt,<br />

um die offenen Fragen aus Sicht der Praxis<br />

zu ermitteln.<br />

Es ist das Ziel, mit dieser Liste an die Förderorganisationen<br />

<strong>und</strong> politischen Entscheidungsträger<br />

heranzutreten, um den weiteren<br />

Forschungsbedarf in der Chirurgie zu<br />

konkretisieren. Forschungsprojekte, die auf<br />

der von den Fachgesellschaften erstellten<br />

Prioritätenliste basieren, haben möglicherweise<br />

bessere Aussichten, in anstehenden<br />

Förderprogrammen (BMBF/DFG Programm<br />

„Klinische Studien“, BMBF-Ausschreibung<br />

zur Versorgungsforschung) finanziert zu<br />

werden.<br />

Eine vergleichbare Priorisierungsdebatte<br />

hat in den USA bereits stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

im Jahr 2009 zu einer TOP 100-Liste geführt.<br />

Die Bedeutung dieser Debatte <strong>für</strong> die USA<br />

erkennt man daran, dass das Programm mit<br />

einer Fördersumme in Höhe von 1,1 Milliarden<br />

Dollar gefördert wird [1 ,2].<br />

Methode<br />

Der Fragebogen, der an die Präsidenten der<br />

Fachgesellschaften verschickt wurde, ist<br />

nach dem PICOT-Schema aufgebaut <strong>und</strong><br />

fragt Informationen zur Patientenpopulation<br />

bzw. zur Erkrankung, zur Intervention,<br />

zur Vergleichsbehandlung („Comparison“),<br />

zum Ergebnis („Outcome“) <strong>und</strong> zum Zeitpunkt<br />

(„time“) ab. Daten zur Prävalenz, Inzidenz,<br />

den drei wichtigsten Literaturzitaten<br />

(möglichst in Form von systematischen<br />

Übersichtsarbeiten mit Meta-Analysen),<br />

<strong>und</strong> zu den Kosten der jeweiligen Behandlung<br />

wurden ebenso abgefragt. Die Entscheidungsfindung<br />

<strong>und</strong> Reihung der Ideen<br />

innerhalb der Fachgesellschaften wurde in<br />

die Verantwortung der jeweils amtierenden<br />

Präsidenten gelegt.<br />

Ergebnisse<br />

Acht der neun Fachgesellschaften haben<br />

durch ihren jeweiligen Präsidenten nach<br />

einmaliger Erinnerung im Mai 2010 geant-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


wortet. Es wurden 36 Fragestellungen angegeben,<br />

von denen eine nicht als MRCT,<br />

sondern als Beobachtungsstudie konzipiert<br />

<strong>und</strong> damit nicht weiter berücksichtigt wurde.<br />

Die anderen 35 Fragestellungen können<br />

mit Hilfe einer MRCT über den Vergleich<br />

zweier Interventionen beantwortet werden.<br />

Sie wurden in pharmakologische <strong>und</strong><br />

nicht-pharmakologische Studienideen klassifiziert,<br />

wobei in die Kategorie „pharmakologisch“<br />

alle Konzepte aufgenommen wurden,<br />

in denen mindestens eine Intervention<br />

medikamentös ist oder eine medikamentöse<br />

Komponente hat, was zur Folge hat,<br />

dass die Studie nach Arzneimittelgesetz<br />

durchgeführt werden müsste. Die Abbildung<br />

1 gibt den Rücklauf <strong>und</strong> die Klassifizierung<br />

schematisch wieder.<br />

Die Fragebögen wurden erfreulicherweise<br />

überwiegend vollständig ausgefüllt. Allerdings<br />

wurden insbesondere die wichtigen<br />

Fragen zur Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz der Erkrankung,<br />

sowie Fragen zu den Kosten der<br />

einzelnen Behandlungen des Öfteren nicht<br />

beantwortet.<br />

In Tabelle 2 wird die Erkrankung mit der<br />

höchsten Inzidenz aufgeführt, die von der jeweiligen<br />

Fachgesellschaft angegeben wurde.<br />

Weiteres Vorgehen<br />

Die Ergebnisse der Umfrage wurde den<br />

Präsidenten der Fachgesellschaften mitge-<br />

Liste der Studienideen (Tab. 3 – 6)<br />

Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen<br />

auf 100.000<br />

1 Akute Extremitätenischämie<br />

Inzidenz bezogen<br />

auf 100.000 / Jahr<br />

Therapie 1/ Kosten Therapie 2 / Kosten<br />

– 100 Offen-chirurgische Thrombektomie/<br />

Embolektomie / 10.000 €<br />

2 Lungenkrebs 60 50 Inhalation von Tobramycin bei<br />

Bronchusmanschettenresektionen<br />

10.300 €<br />

3 Lungenmetastasen 80 40 offene Lungenmetastasenresektion<br />

mit LK-Dissektion ohne adjuvante<br />

Chemotherapie / 7.700 €<br />

4 fortgeschrittenes Magenkarzinom<br />

uT3 – 4<br />

5 Diffuser Congenitaler Hyperinsulinismus<br />

(Kinder)<br />

6 fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom<br />

uT3 – 4<br />

7 fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom<br />

uT3 – 4<br />

teilt, verb<strong>und</strong>en mit dem Angebot, über das<br />

Netzwerk der Chirurgischen Regionalzentren<br />

(CHIR-Net) Studienskizzen im aktuellen<br />

BMBF/DFG Programm „Klinische Studien“<br />

zum 28.10.2010 einzureichen. Die jeweiligen<br />

Ideengeber wurden gebeten, mit dem Koordinator<br />

des CHIR-Net Kontakt aufzunehmen,<br />

damit eine optimale Unterstützung <strong>für</strong> die<br />

Antragsstellung durch einen geeigneten<br />

CHIR-Net Standort sichergestellt wurde.<br />

Im 7. BMBF/DFG Verfahren „Klinische Studien“<br />

wurden 5 Studienskizzen aus dem Priorisierungsverfahren<br />

eingereicht. Weitere<br />

Ideen werden <strong>für</strong> die anstehende Ausschreibung<br />

zur Versorgungsforschung des BMBF<br />

im April <strong>2011</strong> eingereicht.<br />

Fazit<br />

Erstmals wurde somit erfolgreich ein Priorisierungsverfahren<br />

<strong>für</strong> wissenschaftliche<br />

Fragestellungen <strong>für</strong> einen bestimmten<br />

Studientyp in der DGCH durchgeführt.<br />

Auf der Aufsichtsratssitzung des SDGC am<br />

16.11.2010 wurde beschlossen spezielle<br />

Kurse <strong>für</strong> Antragssteller anzubieten, um<br />

möglichst viele Skizzen erfolgreich einzureichen.<br />

Die Ergebnisse der Begutachtung<br />

werden zeigen, ob die Gutachter Skizzen<br />

mit Unterstützung von wissenschaftlichen<br />

Fachgesellschaften einen höheren Stellenwert<br />

einräumen <strong>und</strong> ob diese Studien, falls<br />

genehmigt, in der Rekrutierung dann besser<br />

laufen als bisherige Studien.<br />

– 20 Neoadjuvante Chemotherapie<br />

+Antikörper+Chirurgie 40.000 €<br />

50 15 Glucagon <strong>und</strong> Octeotrid s.c.<br />

50.000 €<br />

– 5 Neoadjuvante RTx/CTx plus<br />

Chirurgie 40.000 €<br />

– 5 neoadjuvante RTx/CTx +<br />

Taxan+OP 40.000 €<br />

8 Hodenhochstand 300 – Operation nach Hormonbehandlung<br />

5.000 €<br />

Institutsangaben<br />

1 Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie,<br />

Heidelberg<br />

2 Chirurgische Klinik <strong>und</strong> Poliklinik des Klinikums rechts der<br />

Isar der Technischen Universität München<br />

3 Klinik <strong>für</strong> Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- <strong>und</strong> Thoraxchirurgie,<br />

Charité Campus Mitte, Universitätsmedizin Berlin<br />

4 Dekanat <strong>für</strong> Medizin, Philipps-Universität Marburg<br />

5 Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

(DGCH), Berlin<br />

Literaturverzeichnis<br />

1 Luce BR, Kramer JM, Goodman SN, Connor JT, Tunis<br />

S, Whicher D, Schwartz JS. Rethinking randomized<br />

clinical trials for comparative effectiveness research:<br />

the need for transformational change. Ann<br />

Intern Med. 2009 Aug 4; 151(3): 206 – 9<br />

2 Sox HC, Greenfield S. Comparative effectiveness research:<br />

a report from the Institute of Medicine. Ann<br />

Intern Med. 2009 Aug 4; 151(3): 203 – 5<br />

Dr. Alexandra Moreno Borchart<br />

Studienzentrum der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Chirurgie, Chirurgische Klinik, Universitätsklinikum<br />

Heidelberg<br />

Im Neuenheimer Feld 110<br />

D-69120 Heidelberg<br />

Tel.: 0 62 21 / 56 69 86<br />

Fax: 0 62 21 / 56 69 88<br />

E-Mail: alexandra.morenoborchart@med.uniheidelberg.de<br />

Nachdruck<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />

1/11, S. 61 – 67<br />

Endovaskuläre Thrombolyse<br />

10.000 €<br />

Inhalation von Plazebo bei<br />

Bronchusmanschettenresektionen<br />

10.000 €<br />

offene Lungenmetastasenresektion<br />

mit LK-Dissektion mit adjuvanter<br />

Chemotherapie 7.700 € +<br />

Chemotherapie<br />

Neoadjuvante Chemotherapie<br />

Standard + Chirurgie 30.000 €<br />

subtotale (95 %) oder near total<br />

(98 %) Pankreasresektion /<br />

12.000 €<br />

primäre Chirurgie 30.000 €<br />

neoadjuvante RTx/CTx (Standard) +<br />

OP 30.000 €<br />

Operation ohne Hormonbehandlung<br />

2.300 €<br />

Tab. 3 Pharmakologische Studienideen. In die Kategorie „pharmakologisch“ wurden alle Konzepte aufgenommen, in denen mindestens eine Intervention<br />

medikamentös ist oder eine medikamentöse Komponente hat. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 123<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

124<br />

Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz<br />

bezogen auf<br />

100.000<br />

9 Hernia inguinalis im<br />

Kindesalter<br />

10 Lumbale Spinalkanalstenose<br />

11 Brustrekonstruktion/<br />

Brusterhaltende Therapie<br />

bei Mamma CA<br />

12 Maligne Erkrankung der<br />

Lunge (Lobektomie)<br />

13 chronische kritische<br />

Extremitätenischämie<br />

14 Shunt-Stenose bei<br />

Dialysepatienten<br />

15 AEG-Carcinom<br />

Typ II <strong>und</strong> III nach Siewert<br />

16 Rupturiertes abdominales<br />

Aortenaneurysma<br />

17 Aneurysmatische<br />

Subarachnoidalblutung<br />

18 Rezidiv-Pneumothorax<br />

ohne sichtbare Bullae<br />

19 18 – 60 a, Femurkopfnekrose<br />

(Stadium ARCO II)<br />

ohne Vorliegen einer<br />

Coxarthrose<br />

20 inkomplette kraniale<br />

Berstungsfraktur der thorakolumbalen<br />

Wirbelsäule<br />

21 Komplexverletzungen des<br />

Beckens<br />

22 Läsionen peripherer<br />

Nerven<br />

23 Gastroösophageale Refluxkrankheit<br />

24 Lokal begrenzte Knorpelschäden<br />

des Talus (Knorpelersatzverfahren)<br />

Inzidenz<br />

bezogen auf<br />

100.000 / Jahr<br />

Therapie 1 / Kosten Therapie 2 / Kosten<br />

– 4.000 Konventionelle Herniotomie / 2.000 € Laparoskopische Herniotomie / 2.000 €<br />

6.000 3.000 Dekompression durch erweiterte<br />

interlaminäre Fensterung / 4.550 €<br />

50 120 Brustaufbau mit Implantaten oder<br />

mikrochirurgischem Eigengewebstransfer<br />

ca. 5.000 €<br />

– 120 anterolaterale Thorakotomie<br />

–<br />

500 100 Bypass-Chirurgie<br />

–<br />

112 21 Perkutane Ballondilatation<br />

–<br />

– 10 transthorakale en bloc Ösophagektomie<br />

Caminektomie plus Fixateur interne mit<br />

Cageimplantation / 17.500 €<br />

Brustaufbau mit autologem Fettgewebe<br />

ca. 1.500 €<br />

posterolaterale Thorakotomie<br />

–<br />

Ballondilatation / Stent<br />

–<br />

Offen chirurgische Korrektur der Stenose<br />

–<br />

transhiatal erweiterte D2-Gastrektomie<br />

mit distaler Ösophagusresektion<br />

62.5 10 Offener Aortenersatz 20.000 € Endovaskuläre Stent-Prothese (EVAR)<br />

15.000 €<br />

– 7 – 10 lumbalen Drainage zusätzlich zur<br />

Standardbehandlung mittels Clipping<br />

oder Coiling / 8.00 – 100.000 €<br />

12 7 thoraskopische Spitzenresektion +<br />

partielle Pleurektomie / 2.000 €<br />

10 6 – 8 Augmentation des ossären Defektes<br />

mit Stammzellbesiedeltem Knochenersatzmaterial<br />

oder allo-genem Knochen<br />

5.000 – 10.000 €<br />

– 6,4 Dorsale bisegmentale Stabilisierung<br />

+ additive ventrale monosegmentale<br />

Fusion 11.000 – 13.000 €<br />

Standardbehandlung mittels Clipping<br />

oder Coiling 8.000 – 100.000 €<br />

thoraskopische partielle Pleurektomie<br />

1.400 €<br />

Core Dekompression der Femurkopfnekrose<br />

2.000 – 4.000 €<br />

Dorsale bisegmentale Stabilisierung<br />

der Wirbelsäule mit dorsaler<br />

monosegmentaler Fusion 7.000 €<br />

– 4 Primäre operative Versorgung 3.000 € Primär intensiv-medizinische Behandlung,<br />

<strong>und</strong> nachfolgende operative Versorgung<br />

4.000€<br />

– – Autologe Nerventransplantation<br />

2.900 €<br />

Bioartifizielle Nervenleitschiene<br />

340 – 1.800 € (Material)<br />

1.000 – magnetischer Ring 10.000 € laparoskopische F<strong>und</strong>oplicatio 10.000 €<br />

– – Autologe Chondrozyten-transplantation<br />

1.000 – 2.500 €<br />

Osteochondrale Transplantation<br />

–<br />

Tab. 4 Nicht pharmakologische Studienideen: operativ versus operativ. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />

Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen auf<br />

100.000<br />

25 Kinder < 10 Jahren mit distaler<br />

Unterarmfraktur (DGU)<br />

26 mehrfragmentäre proximale<br />

Humerusfraktur<br />

Inzidenz bezogen<br />

auf 100.000 / Jahr<br />

Therapie 1/ Kosten Therapie 2/ Kosten<br />

– 300 Ruhigstellung der Fraktur<br />

500 €<br />

– 103 Winkelstabile Plattenosteosynthese<br />

2.000 €<br />

27 Chronische W<strong>und</strong>en – 2,5 Vakuumtherapie<br />

4.500 – 10.000 €<br />

28 venöse Abflussstörung bei<br />

Lappenplastiken<br />

Operative Therapie 4.500 €<br />

Konservativ-funktionelle Therapie<br />

mit Ruhigstellung 30 €<br />

Topische Anwendung von<br />

Stickstoffmonoxid-Gas<br />

< 1.000 €<br />

– – Blutegeltherapie 150 € Topische Behandlung mit Stickstoffmonoxid-freisetzenden<br />

Substanzen < 50 €<br />

29 Keloide – – Exzision/ Radiatio/ Kortikoide<br />

500 – 1.000 €<br />

30 Rückenschmerzen bei degenerativerBandscheibenerkrankung<br />

31 distale Unterarmfraktur im<br />

Kindesalter (DGKCH)<br />

30.000 – 40.000 – „Spondylodese<br />

BS-Prothese“<br />

4.000 – 10.000 €<br />

– – Reposition <strong>und</strong> Gipsretention<br />

500 €<br />

Intraläsionale Kryotherapie<br />

350 €<br />

Biopsychosoziale Therapie<br />

3.000 – 4.000 €<br />

Tab. 5 Nicht pharmakologische Studienideen: operativ versus konservativ. Kursiv: Als Skizze eingereichte Studie im BMBF/DFG Programm<br />

Reposition <strong>und</strong> K-Draht fixation<br />

2.000 €<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Lfd. Nr. Erkrankung Prävalenz bezogen auf<br />

100.000<br />

Inzidenz bezogen<br />

auf 100.000 / Jahr<br />

32 Primäre Gonarthrose 10.000 – 15.000 ab 55 36 – 38 Männer<br />

51 – 55 Frauen<br />

33 Versorgung von<br />

Schwerverletzten<br />

34 Intraoperative Resektionskontrolle<br />

von malignen Gliomen<br />

35 Patienten mit Stamm varikosis<br />

<strong>und</strong> chronisch venöser<br />

Insuffizienz<br />

Tab. 6 Andere<br />

Verzeichnis der Ideengeber<br />

Therapie 1 / Kosten Therapie 2 / Kosten<br />

Intraartikuläre Injektion<br />

(Kniegelenk) von mesenchymalen<br />

Stammzellen<br />

– 43 Primäre Einlieferung von<br />

Schwerverletzten in nächste<br />

zu erreichende Klinik/<br />

zertifiziertes lokales Traumazentrum<br />

(TZ)<br />

– ca. 3 Tumorfluoreszenz mit<br />

5-Amino-Oxopentansäure,<br />

Visualisierung im Operationsmikroskop<br />

Unbehandeltes<br />

Vergleichskollektiv<br />

Primäre Einlieferung von<br />

Schwerverletzten in regionales<br />

bzw. überregionales<br />

TZ, ggf. längere präklinische<br />

Phasen,Transportzeiten<br />

Intraoperativ durchgeführtes<br />

Schädel-MRT<br />

– – Varizen-Stripping Endovenöse Therapie<br />

(Laser, Radiowelle,<br />

Schaumsklerosierung)<br />

Die Fachgesellschaften haben bei der Beantwortung der Umfrage bei jeder Studienidee den/die Ideengeberin angegeben. Die Ideengeber werden im<br />

Folgenden aufgelistet.<br />

Fachgesellschaft Studienidee Name Klinik <strong>und</strong> Ort Lfd. Nr.<br />

DGAV fortgeschrittenes Magenkarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 4<br />

Meyer, Hans Joachim Chirurgie Städtisches Klinikum Solingen<br />

DGAV fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 6<br />

DGAV fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom uT3 – 4 Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 7<br />

DGAV AEG -Carcinom TypII <strong>und</strong> III nach Siewert Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 15<br />

Meyer, Hans Joachim Chirurgie Städtisches Klinikum Solingen<br />

DGAV Gastroösophageale Refluxkrankheit Hölscher, Arnulf Chirurgie Uniklinikum Köln 23<br />

DGG Akute Extremitätenischämie Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 1<br />

DGG chronische kritische Extremitätenischämie Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 13<br />

DGG Shunt-Stenose bei Dialysepatienten Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 14<br />

DGG Patienten mit Stammvarikosis <strong>und</strong> chronisch<br />

venöser Insuffizienz<br />

Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 35<br />

DGG Rupturiertes abdominales Aortenaneurysma Eckstein, Hans-Henning Gefäßchirurgie TU München 16<br />

DGKCH Diffuser Congenitaler Hyperinsulinismus (Kinder) Barthlen, Winfried Kinderchirurgie Uniklinikum Greifswald 5<br />

DGKCH Hodenhochstand Wessel, Lucas Kinderchirurgie Universitätsklinik<br />

Mannheim<br />

DGKCH Hernia inguinalis im Kindesalter Fitze, Guido Kinderchirurgie Uniklinikum Dresden 9<br />

DGKCH distale Unterarmfraktur im Kindesalter (DGKCH) Schmittenbecher, Peter Kinderchirurgie Städtische Klinikum<br />

Karlsruhe<br />

DGNC Lumbale Spinalkanalstenose Halatsch, Marc-Eric Neurochirurgie Universitätsklinikum Ulm 10<br />

DGNC Aneurysmatische Subarachnoidalblutung Wolf, Stefan Neurochirurgie Charité Berlin 17<br />

DGNC Intraoperative Resektionskontrolle von<br />

malignen Gliomen<br />

DGOOC 18 – 60 a, Femurkopfnekrose (Stadium ARCO II)<br />

ohne Vorliegen einer Coxarthrose<br />

DGOOC Lokal begrenzte Knorpelschäden des Talus<br />

(Knorpelersatzverfahren)<br />

DGOOC Rückenschmerzen bei degenerativer<br />

Bandscheibenerkrankung<br />

Unterberg, Andreas Neurochirurgie Uniklinikum Heidelberg 34<br />

Dictus, Christiane<br />

Neumann, Jan-Oliver<br />

Nöth, Ulrich<br />

Rackwitz, Lars<br />

Orthopädie Würzburg 19<br />

Fuhrmann, Renée Orthopädie Waldkrankenhaus Eisenberg<br />

Universität Jena<br />

Schiltenwolf, Marcus Orthopädische Universitätsklinik 30<br />

DGOOC Primäre Gonarthrose Nöth, Ulrich Orthopädie Würzburg 32<br />

Rackwitz, Lars<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 125<br />

8<br />

31<br />

24<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

126<br />

DGOOC Langzeitverlauf verschiedener Materialien in<br />

Endoprothetik<br />

Schwarz, Markus Biomechanik Universitätsmedizin<br />

Mannheim<br />

Scharf, Hanns-Peter Örthopädisch-Unfallchirurgisches Zentren<br />

Universitätsmedizin Mannheim<br />

DGPRÄC Läsionen peripherer Nerven Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong> Verbrennungschirurgie<br />

Uniklinikum Aachen<br />

DGPRÄC Brustrekonstruktion/Brusterhaltende Therapie<br />

bei Mamma CA<br />

Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />

Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />

Aachen<br />

DGPRÄC Chronische W<strong>und</strong>en Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />

Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />

Aachen<br />

DGPRÄC venöse Abflussstörung bei Lappenplastiken Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />

Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />

Aachen<br />

DGPRÄC Keloide Pallua, Norbert Plastische Chirurgie, Hand- <strong>und</strong><br />

Verbrennungschirurgie Uniklinikum<br />

Aachen<br />

DGT Lungenkrebs Stoelben, Erich Krankenhaus Merheim Lungenklinik Köln 2<br />

DGT Lungenmetastasen Stremmel, Christian Thoraxchirurgie Uniklinikum Freiburg 3<br />

DGT Maligne Erkrankung der Lunge (Lobektomie) Schramm, Alexandra Evangelische Lungenklinik Berlin 12<br />

DGT Rezidiv-Pneumothorax ohne sichtbare Bullae Veit, Stefanie Thoraxchirurgie Klinik Schillerhöhe Gerlingen<br />

DGU inkomplette kraniale Berstungsfraktur der<br />

thorakolumbalen Wirbelsäule<br />

Kandziora, Frank BGU Frankfurt 20<br />

Knop, Christian Katharinenhospital Stuttgart<br />

Schmal, Hagen<br />

Südkamp, Nobert<br />

Unfallchirurgie Freiburg<br />

DGU Komplexverletzungen des Beckens Culemann, Ulf Unfallchirurgie Universitätsklinikum des<br />

Saarlandes<br />

DGU Kinder < 10 Jahren mit distaler Unterarmfraktur<br />

(DGU)<br />

Pohlemann, Tim<br />

Sommerfeldt, Dirk Kinderunfallchirurgie Altonaer<br />

Kinderkrankenhaus Hamburg<br />

DGU mehrfragmentäre proximale Humerusfraktur Lill, Helmut Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie MHH Hannover 26<br />

Krettek, Christian et al.<br />

DGU Versorgung von Schwerverletzten Ruchholtz, Steffen Unfallchirurgie Universitätsklinikum<br />

Marburg<br />

Kühne, Christian A.<br />

36<br />

22<br />

11<br />

27<br />

28<br />

29<br />

18<br />

21<br />

25<br />

33<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Handbuch zur Familienfre<strong>und</strong>lichkeit im<br />

Arztberuf erschienen<br />

Das Handbuch mit dem Titel "Familienfre<strong>und</strong>licher Arbeitsplatz <strong>für</strong> Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte – Lebensqualität<br />

in der Berufsausübung" gibt einen Überblick über die Möglichkeiten bei der Gestaltung familienorientierter<br />

Arbeitsbedingungen.<br />

Das von der B<strong>und</strong>esärztekammer herausgegebene<br />

Handbuch richtet sich vor allem an<br />

Medizinstudierende <strong>und</strong> junge Ärztinnen<br />

<strong>und</strong> Ärzte, die im Sinne der Work-Life-Balance<br />

Studium, Beruf <strong>und</strong> Familie miteinander<br />

vereinbaren wollen.<br />

Das Buch beschreibt eingangs die Situation<br />

des zunehmenden Ärztemangels, den<br />

die Autoren in der in Deutschland immer<br />

noch sehr schlechten Vereinbarkeit von Beruf<br />

<strong>und</strong> Familie begründet sehen. Charakteristisch<br />

<strong>für</strong> junge Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte ist die<br />

einheitliche Forderung nach verlässlichen<br />

Arbeitszeiten, angemessenen Gehältern sowie<br />

der besseren Vereinbarkeit von Berufs-<br />

<strong>und</strong> Familienaufgaben.<br />

Das Buch verdeutlicht unter anderem,<br />

dass Klinikträger die Vereinbarkeit von Beruf<br />

<strong>und</strong> Familie bewusst <strong>und</strong> aktiv fördern<br />

<strong>und</strong> sich somit in Zeiten des Ärztemangels<br />

einen deutlichen Standort- <strong>und</strong> Wettbewerbsvorteil<br />

erarbeiten können, wenn es<br />

darum geht, qualifizierte Ärztinnen <strong>und</strong><br />

Ärzte an ihre Kliniken zu binden. Dabei werden<br />

exemplarisch Kinderbetreuungsmodelle<br />

von Krankenhäusern <strong>und</strong> medizinischen<br />

Fakultäten vorgestellt, die als wegweisend<br />

gelten <strong>und</strong> zur Nachahmung einladen.<br />

Einen Einblick in den systematischen Aufbau<br />

familienfre<strong>und</strong>licher Strukturen gibt<br />

die Vorstellung des Unternehmensnetzwerkes<br />

„Erfolgsfaktor Familie“, das durch<br />

gezielte Informationen bei der Umsetzung<br />

familienfre<strong>und</strong>licher Strukturen im Unter-<br />

nehmen behilflich ist <strong>und</strong> den Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Unternehmen<br />

fördert. Des Weiteren wird das Zertifizierungsprogramm<br />

„audit beruf<strong>und</strong>familie“<br />

vorgestellt. Ein von der Hertie-Stiftung zur<br />

Verfügung gestelltes Managementinstrument,<br />

welches den medizinischen Einrichtungen<br />

individuelle, gewinnbringende<br />

Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von<br />

Beruf <strong>und</strong> Familie anbietet.<br />

Im Handbuch befinden sich Checklisten<br />

<strong>und</strong> Anforderungsprofile, anhand derer<br />

überprüft werden kann, wie familienfre<strong>und</strong>lich<br />

eine Einrichtung ist.<br />

Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte können diese Checklisten<br />

nutzen, um den <strong>für</strong> sie geeigneten Arbeitsplatz<br />

zu identifizieren, an dem Familie<br />

<strong>und</strong> Beruf gut vereinbar sind. Arbeitgeber<br />

können anhand der Checklisten überprüfen,<br />

ob sie <strong>für</strong> ihre MitarbeiterInnen die Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf bewusst <strong>und</strong><br />

aktiv fördern.<br />

Das Handbuch kann sowohl in der Vollversion<br />

als auch in einer Kurzfassung von<br />

der Internetseite der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

kostenlos heruntergeladen werden.<br />

http://www.b<strong>und</strong>esaerztekammer.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 127<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

128<br />

Drei Fragen an Prof. Tim Pohlemann zur<br />

Familienfre<strong>und</strong>lichkeit am Arbeitsplatz<br />

in der Chirurgie<br />

Dr. Mascha Lang mit Tochter Greta, Prof. Dr. Tim Pohlemann, Dr. Christine Kollmar (schwanger) mit Sohn Gustav <strong>und</strong> Tochter Greta sowie Dr. Julia<br />

Heinzmann (schwanger) in der Klinik <strong>für</strong> Unfall-, Hand- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes (v.l.)<br />

Der notwendige Handlungsbedarf zur<br />

Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf<br />

<strong>und</strong> Familie <strong>für</strong> junge Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte<br />

wird derzeit sehr intensiv diskutiert. Auf<br />

was kommt es jetzt wirklich an?<br />

Mit allgemeinen Konzeptentwürfen kann<br />

man in der Regel schlecht auf individuelle<br />

Bedürfnisse eingehen. Die Rahmenbedingungen<br />

sind ja inzwischen gegeben, um in<br />

der Vereinbarkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf weiterzukommen.<br />

Wir brauchen jetzt konkrete<br />

Modelle, wie die berechtigten Bedürfnisse<br />

von an sich drei Seiten, dem Patienten, der<br />

Familie <strong>und</strong> dem Krankenhaus, erfüllt werden<br />

können. Das spezielle Verhältnis zwischen<br />

Patient <strong>und</strong> Chirurg/in erfordert aber<br />

besondere Rahmenbedingungen. Das wird<br />

in der Regel nicht personalneutral möglich<br />

sein. Eine „familienfre<strong>und</strong>liche Klinik“ wird<br />

bei gleicher Leistung sicherlich auch mehr<br />

Personal brauchen!<br />

Wie sieht das ganz konkret in Ihrer Klinik<br />

am Universitätsklinikum des Saarlandes<br />

aus?<br />

Zunächst einmal versuchen wir eine „familienfre<strong>und</strong>liche<br />

Atmosphäre“ herzustellen.<br />

Das bedeutet, dass eine Schwangerschaft<br />

positiv begleitet wird <strong>und</strong> als „wichtig“<br />

angesehen wird. Wir versuchen auch die<br />

zwangsläufig auftretenden Probleme <strong>und</strong><br />

Engpässe offen anzugehen <strong>und</strong> möglichst<br />

gemeinsam zu Lösungen zu kommen. Die<br />

gute Interaktion im Ärzteteam (21 Arztstellen,<br />

7 Ärztinnen, 14 Ärzte) erleichtert<br />

dabei die Umsetzung. Unterstützt werden<br />

die Bemühungen durch eine relativ flexible<br />

Personalverwaltung, die auch individuelle<br />

Arbeitszeitmodelle erlaubt. Problematisch<br />

ist weiterhin die Betreuungsmöglichkeit<br />

der Kinder, die wesentlich durch die Eltern<br />

organisiert werden muss. Kurzfristige Entlastung<br />

schafft die gerade im Homburger<br />

Universitätsklinikum geschaffene Einrichtung<br />

„Flexi-Med-Kids“. Hier können Kinder<br />

von Angestellten, aber auch von Patientinnen<br />

<strong>und</strong> Patienten in unerwarteten<br />

Ausnahmefällen ohne Voranmeldung untergebracht<br />

<strong>und</strong> hochqualifiziert betreut<br />

werden.<br />

Der Kampf um Nachwuchs betrifft derzeit<br />

alle Fachbereiche. Wo liegt die Herausforderung<br />

speziell <strong>für</strong> die Chirurgie / Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie?<br />

Der Kampf um die besten Köpfe ist in allen<br />

Bereichen entbrannt. Die Kliniken müssen<br />

jetzt sehr schnell umlernen <strong>und</strong> ihre Personalentwicklungskonzepte<br />

den inzwischen<br />

üblichen industriellen Standards anpassen.<br />

In der Chirurgie <strong>und</strong> speziell in Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Unfallchirurgie ist sicherlich ein gutes<br />

Betriebsklima, gepaart mit strukturierten<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten/-programmen<br />

ein gutes Bewerbungsargument, um<br />

sich <strong>für</strong> ein extrem weites, spannendes <strong>und</strong><br />

anspruchvolles Fach zu entscheiden. Wenn<br />

es uns gelingt, die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

die Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

bietet, umfassend zu kommunizieren<br />

<strong>und</strong> wir gemeinsam mit dem Nachwuchs<br />

Konzepte erarbeiten, die eine solide klinische<br />

Entwicklung nicht nur auf Kosten der Familie<br />

erlaubt, mache ich mir um unseren Nachwuchs<br />

an sich keine Sorgen!<br />

Interview: Susanne Herda, DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong><br />

Foto: UKS


Arbeitskreis der AWMF<br />

„Ärzte <strong>und</strong> Juristen“<br />

J. Probst<br />

Der Arbeitskreis „Ärzte <strong>und</strong> Juristen“ in der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften<br />

(AWMF) hat sich auf seiner Sitzung am<br />

19./20.03.2010 in Würzburg unter der Leitung<br />

von Professor Dr. med. H.-D. Saeger mit<br />

nachfolgenden Themen befasst:<br />

1. Haftungsprobleme beim<br />

„Medizintourismus“<br />

■ ■ Ref. Prof. Dr. iur. A. Spickhoff, Göttingen:<br />

Aus juristischer Sicht.<br />

■ ■ Ref. Prof. Dr. med. J. Altwein, München:<br />

Aus ärztlicher Sicht.<br />

■ ■ Ref. A. Meindl, München: Aus Sicht der<br />

Krankenversicherungen.<br />

2. DRG's <strong>und</strong> ihre Auswirkungen<br />

auf Krankenhäuser, Patienten <strong>und</strong><br />

Haftungsfragen<br />

■ ■ Ref. Dr. H. Bunzemeier, Münster: DRG-<br />

Auswirkungen an Universitätskliniken,<br />

Versorgungsforschungs-Projekt.<br />

■ ■ Ref. Dr. phil, B. Sens, Hannover: DRG-induzierte<br />

Veränderungen.<br />

■ ■ Ref. Rechtsanwalt Dr. Hölzer, Stuttgart:<br />

Veränderungen bei der Haftung?<br />

Von den Referaten liegen nur Powerpoint-<br />

Präsentationen vor. Diese sind bei AWMF<br />

abrufbar (s. u.)<br />

Themen der Herbstsitzung 2010:<br />

1. Der gläserne Patient? – Datenschutz in<br />

der Medizin.<br />

Unfallchirurgie im Herzen Afrikas<br />

Ein Bericht aus Ruanda<br />

A. Kiefer, zur Zeit Butare, Ruanda<br />

Endlich mal wieder ein freies Wochenende,<br />

es ist Mittag, die Sonne scheint trotz Regenzeit<br />

durch das bewölkte Blau, die Vögel<br />

zwitschern laut. In diese Stille hinein klingelt<br />

das Handy: „Könnten Sie bitte dringend<br />

ins Krankenhaus kommen, wir haben hier<br />

einige Verletzte, Ihre Kollegen haben wir<br />

auch schon benachrichtigt.“<br />

Folgen eines Busunfalls<br />

Als ich in der Notfallambulanz des Universitären<br />

Lehrkrankenhauses in Butare, Ruanda<br />

ankomme – ich arbeite hier als Chirurg/<br />

Unfallchirurg in leitender Position – erinnert<br />

mich das, was ich dort vorfinde, schon fast<br />

an Kriegsgeschehen. Der Boden der Ambulanz<br />

ist in jedem Raum mit Verletzten<br />

übersät, Infusionen hängen an in die Wand<br />

geschlagenen Nägeln, Patienten stöhnen<br />

oder weinen, die meisten von ihnen sind<br />

blutverkrustet <strong>und</strong> lehmverschmiert. 80 Ki-<br />

lometer vom Krankenhaus war es zu einem<br />

Busunfall gekommen, die Reisenden waren<br />

von Uganda auf dem Weg in den Kongo. Der<br />

Bus muss anscheinend einen Abhang hinuntergestürzt<br />

sein, der genaue Unfallhergang<br />

ist unbekannt, Ursache ist meist überhöhte<br />

Geschwindigkeit auf den sehr kurvigen <strong>und</strong><br />

unübersichtlichen Straßen. Als erstes zeigt<br />

mir ein Krankenpfleger eine Patientin mit<br />

einer traumatischen proximalen Oberarmamputation,<br />

die muss in den OP, sofort, ist<br />

meine Antwort darauf. Dort sei aber schon<br />

eine Patientin mit der gleichen Verletzung<br />

<strong>und</strong> ein Kollege <strong>und</strong> ein PJ-Student hätten<br />

schon mit der Versorgung angefangen. Bei<br />

der weiteren Sichtung der Patienten finde<br />

ich noch zwei weitere Frauen mit proximalen<br />

Oberarmamputationen. Wahrscheinlich<br />

hatten sie den Arm aus dem Fenster<br />

gelehnt, als der Bus sich überschlug. Insgesamt<br />

haben wir 57 Patienten erhalten, zehn<br />

davon Polytraumen bzw. Schwerstverletzte.<br />

Zwei sind bereits kurz nach ihrem Eintreffen<br />

2. Wunscherfüllende Medizin (Medizinrecht,<br />

Neuroenhancemant, Wunscherfüllung<br />

oder Medizinische Indikation).<br />

Bericht folgt in Heft 64 MuN.<br />

Prof. Dr. Jürgen Probst<br />

Alter Mühlhabinger Weg 3<br />

82418 Murnau/Staffelsee<br />

E-Mail: Prof.Juergen.Probst.Murnau@t-online.de<br />

Protokolle können bei der<br />

AWMF-Geschäftsstelle<br />

Ubierstraße 20<br />

40223 Düsseldorf<br />

Tel.: 02 11 / 31 28 28, Fax: 02 21 / 31 68 19<br />

E-Mail: awmf@awmf.org<br />

AWMF online: http://awmf.org<br />

angefordert werden.<br />

im Krankenhaus verstorben, die Leichen sind<br />

nur notdürftig durch einen Paravant von den<br />

übrigen Verletzten getrennt. Meine beiden<br />

afrikanischen Kollegen, ein Ruander <strong>und</strong> ein<br />

Ugander, sind auch da. Nach gemeinsamer<br />

Sichtung der Verletzten, beginnen wir mit<br />

den Operationen <strong>und</strong> verlassen nach Mitternacht<br />

das Krankenhaus. Die Versorgung<br />

der Leichtverletzten <strong>und</strong> deren Verteilung<br />

auf die Stationen wird vom Pflegepersonal<br />

<strong>und</strong> PJ-Studenten übernommen. Ich drücke<br />

noch jemandem Geld in die Hand, damit <strong>für</strong><br />

alle, die hier Dienst tun etwas zu essen <strong>und</strong><br />

zu trinken besorgt wird. Am Ende des Tages<br />

sind alle erschöpft, aber wir haben gemeinsam<br />

den Massenanfall von Verletzten mit<br />

unseren doch sehr eingeschränkten Mitteln<br />

so gut es ging bewältigt, <strong>und</strong> ich bin stolz,<br />

in diesem Team mitarbeiten zu können. So<br />

kann ein freier Tag in einem afrikanischen<br />

Krankenhaus aussehen.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 129<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

130<br />

Fotos: Autor<br />

Arbeiten in Butare<br />

Bereits während meines Medizinstudiums<br />

in Göttingen habe ich in Uganda gearbeitet<br />

<strong>und</strong> <strong>für</strong> mich war es klar, dass ich eines<br />

Tages als Chirurg wieder in Afrika arbeiten<br />

werde. Und so habe ich nach fast vierzehnjähriger<br />

klinischer Tätigkeit als Chirurg <strong>und</strong><br />

Unfallchirurg <strong>und</strong> einem berufsbegleitenden<br />

Studium der Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

Deutschland verlassen <strong>und</strong> arbeite seit<br />

nun fast anderthalb Jahren <strong>für</strong> eine staatliche<br />

deutsche Entwicklungsorganisation<br />

im Süden Ruandas.<br />

Ruanda, das Land der tausend Hügel, ist<br />

<strong>für</strong> viele nur ein Begriff durch die Gräueltaten<br />

die sich während des Genozids 1994<br />

hier ereignet haben. Mittlerweile hat sich<br />

das Land aber zu einem Musterschüler unter<br />

den afrikanischen Entwicklungsländern<br />

entwickelt, die politische Lage ist stabil <strong>und</strong><br />

unzählige internationale Organisationen<br />

<strong>und</strong> Universitäten sind hier in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

engagiert.<br />

Seit fast fünfzehn Jahren besteht die Zusammenarbeit<br />

mit dem CHUB (Centre Hospitalier<br />

de Butare) <strong>und</strong> der deutschen Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Das Krankenhaus<br />

hat ca. 500 Betten, neben der Chirurgie<br />

mit 110 Betten existieren noch die großen<br />

Fachabteilungen wie Innere Medizin, Geburtshilfe/Gynäkologie<br />

<strong>und</strong> Pädiatrie. Eine<br />

HNO-Abteilung sowie Ophthalmologie <strong>und</strong><br />

Zahnheilk<strong>und</strong>e sind ebenfalls vertreten.<br />

Die chirurgische Abteilung besteht mit<br />

mir aus vier Fachärzten, die Zahl der chirurgischen<br />

Assistenzärzte schwankt stark, da<br />

sie zentral vom Ministerium auf die Krankenhäuser<br />

verteilt werden. Derzeit sind<br />

noch ein Arzt in der chirurgischen Facharzt-<br />

ausbildung <strong>und</strong> zwei Allgemeinmediziner<br />

in der Abteilung angestellt. Die Zahl der PJ-<br />

Studenten liegt zwischen 4 <strong>und</strong> 6.<br />

Insgesamt unterscheidet sich der hiesige<br />

Arbeitsalltag nur unwesentlich von dem in<br />

einem deutschen Krankenhaus. Zu Beginn<br />

der Woche werden im Rahmen einer umfassenden<br />

Visite alle Patienten registriert,<br />

die einer operativen Intervention bedürfen.<br />

Im Gegensatz zu Deutschland sind jedoch<br />

die OP-Kapazitäten sehr begrenzt. Für die<br />

Unfallchirurgie als auch <strong>für</strong> die Allgemeinchirurgie<br />

besteht an den drei, maximal<br />

vier OP-Tagen die Möglichkeit, pro Disziplin<br />

höchstens vier Patienten zu operieren.<br />

Wechselzeiten zwischen ein bis zwei<br />

St<strong>und</strong>en sind das Normale, oft führen aber<br />

fehlende Sterilisations- oder Materialkapazitäten<br />

dazu, dass nach ein oder zwei Operationen<br />

das restliche Programm abgesetzt<br />

werden muss. Dies hat zur Folge, dass die<br />

Patienten die oftmals erst ein bis zwei Wochen<br />

nach dem Unfallgeschehen bei uns<br />

eintreffen zwei, manchmal auch drei Wochen<br />

auf ihre Operation warten müssen.<br />

Die täglichen Herausforderungen sind<br />

mit denen in einem deutschen universitären<br />

Lehrkrankenhaus kaum zu vergleichen.<br />

Am Anfang fehlte fast völlig jegliches<br />

Osteosynthesematerial, aber durch eine<br />

großzügige Spende – ca. 50 kg an Platten,<br />

Schrauben etc. – meines ehemaligen Chefs<br />

Prof. Dr. Hartmuth Kiefer vom Lukas-Krankenhaus,<br />

Bünde, können wir mittlerweile<br />

einiges an Frakturen sinnvoll behandeln.<br />

So sind wir zum Großteil auf Sach- oder<br />

finanzielle Spenden angewiesen. In diesem<br />

Zusammenhang möchte ich auch die<br />

großzügige Spende der Firma Aesculap,<br />

Extensionsbehandlungen Heimwerkerbohrmaschine im Einsatz<br />

Tuttlingen, nicht vergessen, die uns durch<br />

die kostenlose Zurverfügungstellung einer<br />

Bohrwelle aus einem dramatischen Engpass<br />

geholfen hat. Die einzige Alternative,<br />

die wir nach dem Ausfall des Aesculap-<br />

Instrumentes hatten, waren <strong>für</strong> mehrere<br />

Wochen zwei „waschechte“ Black & Decker-<br />

Bohrmaschinen, wie man sie bei uns in den<br />

gängigen Baumärkten findet. Mit diesen<br />

Schwergewichten K-Draht-Osteosynthesen<br />

bei kleinkindlichen supracondylären Humerusfrakturen<br />

durchzuführen, ist schon<br />

eine Herausforderung der besonderen Art.<br />

Aufgr<strong>und</strong> fehlender technischer <strong>und</strong> materieller<br />

Ausstattung ist es im CHUB leider<br />

nicht möglich, trochantäre oder Schenkelhalsfrakturen<br />

zu versorgen. Diese Patienten<br />

müssen in die Hauptstadt Kigali verlegt<br />

werden. Oftmals scheitert der Transfer, weil<br />

die Patienten die notwendigen Transportkosten,<br />

die nicht über die sonst <strong>für</strong> Afrika<br />

beispielhafte Krankenversicherung abgedeckt<br />

werden, selbst bezahlen müssen.<br />

Ein anderes Problem ist die hoffnungslose<br />

Überlastung der zentralen Krankenhäuser<br />

in der Hauptstadt, die auf Gr<strong>und</strong><br />

fehlender Bettenkapazität unsere Patienten<br />

nicht übernehmen können. Wartezeiten<br />

von mehr als sechs Wochen sind keine Seltenheit<br />

<strong>und</strong> bis dahin sind die Frakturen,<br />

meist unter konservativer Extensionsbehandlung,<br />

klinisch konsolidiert.<br />

Auch wenn in Ruanda eine Krankenpflegeausbildung<br />

durchgeführt wird, ist diese<br />

jedoch mit einem europäischen Standard<br />

nicht vergleichbar. Eine Weiterbildung zum<br />

OP-Pfleger existiert nicht, der Operateur ist<br />

selber <strong>für</strong> die Instrumentierung verantwortlich<br />

<strong>und</strong> darf sich zu Beginn der Operation<br />

aus einer Kiste die passenden Instrumente<br />

heraussuchen. Diese sind dann noch zum Teil<br />

beschädigt oder nicht funk tionstüchtig.<br />

Traumatologisch-orthopädische<br />

Versorgung<br />

Den überwiegenden Teil der traumatologisch-orthopädischen<br />

Eingriffe stellen<br />

Osteosynthesen mit intramedullären<br />

Kraftträgern 41 % dar, ca. 10 % Plattenosteosynthesen.<br />

Eine operative Revision bei<br />

postoperativen Komplikationen ist in 1 – 2 %<br />

der Fälle notwendig. Alle Frakturen müssen<br />

offen reponiert werden, da der am Krankenhaus<br />

vorhandene Bildverstärker seit<br />

mehreren Jahren nicht mehr funktioniert<br />

<strong>und</strong> nach Auskünften der Herstellerfirma<br />

Ersatzteile nicht mehr lieferbar sind. Eine<br />

Neuanschaffung ist auf Gr<strong>und</strong> fehlender<br />

finanzieller Mittel nicht möglich <strong>und</strong> auch<br />

im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

bislang, trotz meines wiederholten<br />

Drängens, nicht angedacht.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Ein Küntschernagel wird in Form gebracht<br />

Ein Krankheitsbild, mit dem man in<br />

Deutschland nicht konfrontiert wird <strong>und</strong><br />

das 5 % unserer Eingriffe ausmacht, sind<br />

chronische Osteomyelitiden, meist durch<br />

Staph. aureus verursacht. Von den meist<br />

langwierigen Verläufen sind zumeist Kinder<br />

betroffen, Hauptlokalisation ist die Tibia.<br />

Z. T. sind die Verläufe so verschleppt <strong>und</strong><br />

fortgeschritten, dass auch bei Kindern die<br />

Amputation der betroffenen Gliedmaße<br />

eine nicht seltene Behandlungsoption darstellt.<br />

Ein großes Versorgungsproblem stellen offene<br />

Frakturen dar. Bis heute gibt es kein<br />

verwendbares Fixateur-externe-System,<br />

da Teile fehlen, die im Land nicht zu beschaffen<br />

sind. Offene Frakturen werden<br />

derzeit debridiert <strong>und</strong> anschließend durch<br />

eine Gipsschiene oder eine Extensionsbehandlung<br />

ruhig gestellt. Langwierige Behandlungen<br />

<strong>und</strong> Krankenhausaufenthalte<br />

von vielen Monaten sind daher keine Seltenheit.<br />

Dies ist ein weiteres Problem, mit<br />

dem man bei der Arbeit fast täglich konfrontiert<br />

wird – die nicht funktionierende<br />

Nachbestellung bzw. OP-Organisation. Um<br />

Fehlverhalten oder Unterschlagungen bei<br />

Bestellungen vorzubeugen, sind in einen<br />

Nachbestellungsablauf mehrere Komitees<br />

integriert, was zur Folge hat, das eine einfache<br />

Nachbestellung regulär schon mindestens<br />

sechs Monate benötigt. So sind<br />

zum Beispiel Osteosynthesematerialien,<br />

die ich Anfang letzten Jahres auf dem ruandischen<br />

Markt bestellt habe, immer<br />

noch nicht eingetroffen. Dieser Mangel<br />

bezieht sich jedoch nicht nur auf Osteosynthesematerialien,<br />

sondern auch auf Medikamente<br />

zur postoperativen Schmerzbehandlung<br />

oder auf andere Verbrauchsmaterialien<br />

wie endotracheale Tuben,<br />

Nahtmaterial etc. So waren zum Beispiel<br />

Ende des Jahres <strong>für</strong> fast drei Wochen nur<br />

noch Notfalleingriffe möglich, weil die notwendigen<br />

Tuben fehlten.<br />

Kind mit Extensionsbehandlung<br />

Ruandisches Traumaregister geplant<br />

Leider fehlt zur Planung oft belastbares<br />

Zahlenmaterial. Aus diesem Gr<strong>und</strong> haben<br />

wir daher im Rahmen der Versorgungsforschung<br />

Verletzungsmuster der oberen <strong>und</strong><br />

unteren Extremität untersucht. Diese retrospektive<br />

Studie bestätigte letztendlich auch<br />

die Notwendigkeit des Aufbaus eines ruandischen<br />

Traumaregisters.<br />

Die über einen Zeitraum von sechs Monaten<br />

durchgeführte Studie zeigte, dass am<br />

häufigsten die Altersgruppen 6 – 15 Jahre<br />

<strong>und</strong> die über 50-jährigen betroffen waren.<br />

Die meisten Unfälle ereigneten sich durch<br />

Stürze (55 %), gefolgt von Verkehrsunfällen<br />

mit 27 %. Am häufigsten anzutreffen waren<br />

Frakturen der unteren Extremität (ca. 70 %).<br />

Fast 15 % der Patienten trafen erst über eine<br />

Woche nach dem Unfallgeschehen bei uns<br />

ein. Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> ist der meist schleppende<br />

administrative Apparat, der <strong>für</strong> die Organisation<br />

der Verlegungen verantwortlich<br />

ist. In Anbetracht der Altersgruppen <strong>und</strong><br />

der hauptsächlich betroffenen unteren Extremität<br />

lässt sich auch das überwiegende<br />

konservative Management (ca. 78 %) erklären,<br />

da uns oft entsprechende Materialien<br />

bzw. Gerätschaften zur Behandlung fehlen.<br />

Erstaunlicherweise lag die Mortalitätsrate<br />

in diesem Kollektiv unter einem Prozent. Die<br />

Diskussion der Ergebnisse hatte auch zur<br />

Folge, dass seit kurzem eine Zusammenarbeit<br />

mit der University of Virginia, USA, zur<br />

Erstellung eines nationalen ruandischen<br />

Traumaregisters auch mit unserer Abteilung<br />

besteht.<br />

Eine weitere am Krankenhaus durchgeführte<br />

Untersuchung zu Wegeunfällen von<br />

Schulkindern ergab, dass in ca. zwei Drittel<br />

der Fälle motorisierte Unfallgegner, die sich<br />

auch hier einer Fahrprüfung unterziehen<br />

müssen, an den Unfällen beteiligt waren. Es<br />

soll versucht werden, diese Zahlen auch im<br />

Rahmen der Ausbildung von Verkehrspoli-<br />

zisten zu nutzen, um diese <strong>für</strong> das Problem<br />

zu sensibilisieren. Auch fehlt jegliche Art der<br />

Verkehrserziehung in den Schulen; ein Pilotprojekt,<br />

bei dem Polizisten an Schulen Kinder<br />

im Alter von 6 – 12 Jahren unterrichten<br />

sollen, ist in Vorbereitung. In der genannten<br />

Studie zeigte sich, dass die Mehrheit der Unfallopfer<br />

in dieser Altersgruppe zu finden ist.<br />

Bei den Mehrfachverletzungen ergab sich,<br />

dass die untere Extremität mit 43 % am häufigsten<br />

betroffen war, gefolgt von Frakturen<br />

der oberen Extremität <strong>und</strong> Schädelhirntraumen.<br />

Thorax-, Abdominal- <strong>und</strong> Beckentraumen<br />

spielten eine untergeordnete Rolle.<br />

Über 90 % der Fälle wurden operativ versorgt,<br />

d. h. Osteosynthesen, Trepanationen<br />

<strong>und</strong> Laparatomien. Die Mortalitätsrate der<br />

stationär behandelten Schulkinder lag bei<br />

4,2 %. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

im Krankenhaus betrug drei Wochen.<br />

Leider ist im Gegensatz zu Deutschland ein<br />

follow-up der behandelten Patienten sehr<br />

schwierig. Auf Gr<strong>und</strong> weiter Entfernungen<br />

<strong>und</strong> fehlender finanzieller Mittel zur Begleichung<br />

der Transportkosten ist es der überwiegenden<br />

Mehrheit der Patienten nicht<br />

möglich, einen ambulanten Nachuntersuchungstermin<br />

wahrzunehmen. Patienten<br />

erscheinen manchmal auch erst Monate<br />

später zur Nachuntersuchung, zum Teil<br />

wurden Anweisungen im weiter behandelnden<br />

Distriktkrankenhaus nicht beachtet,<br />

krankengymnastische Übungen nicht<br />

durchgeführt, Gipsschienen viel zu lange<br />

belassen, so dass trotz gutem operativen Ergebnis,<br />

schwere Funktionseinschränkungen<br />

die Folge sind. Diese Schwierigkeiten müssen<br />

daher bereits vorab in die Indikationsstellung<br />

mit einbezogen werden.<br />

Direkte Hilfe <strong>für</strong> die Patienten<br />

Nach all den geschilderten täglichen Herausforderungen<br />

muss ich jedoch im Vergleich<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 131<br />

Aktuelles


Aktuelles<br />

132<br />

zu meiner früheren Tätigkeit in Deutschland<br />

sagen, dass ich die Erfahrungen der letzten<br />

anderthalb Jahre nicht missen möchte,<br />

insbesondere nicht die hervorragende Zusammenarbeit<br />

mit meinen afrikanischen<br />

Kollegen. Zum anderen entfällt hier die in<br />

Deutschland bekanntermaßen überwuchernde<br />

Bürokratie. Die ge leistete Arbeit<br />

kommt hier noch direkt dem Patienten zu<br />

Gute, zudem besteht ein deutlich größerer<br />

Gestaltungsspielraum <strong>für</strong> kleinere wie oben<br />

erwähnte Forschungsprojekte, deren Ergebnisse<br />

auch im weiteren Verlauf sinnvoll genutzt<br />

werden. Zu meinem großen Bedauern<br />

ist jedoch weltweit die Zahl der klinischen<br />

Stellenangebote im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

rückläufig. Überwiegend<br />

werden Berater, meist in der administrativen<br />

Ebene eingesetzt. Nach meinen<br />

täglichen Erfahrungen hier ist jedoch auch<br />

die Fortsetzung der sogenannten technischen<br />

Zusammenarbeit weiterhin mehr<br />

Ich möchte Sie ermutigen, Ihrer Phantasie<br />

freien Lauf zu lassen. Folgen Sie mir<br />

auf einer Zeitreise in die nächsten 25 Jahre.<br />

Sie befinden sich im Jahr 2035 auf der<br />

36. P.E.G.-Fachtagung „Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

im Wandel“. Mich werden Sie dann<br />

sicher nicht mehr hören müssen.<br />

■ ■ Zwischen den Jahren <strong>2011</strong> bis 2015 hat<br />

eine unaufgeregte Diskussion aller gesellschaftlich<br />

Verantwortlichen begonnen,<br />

um die Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

nachhaltig zukunftsfest zu machen.<br />

■ ■ Eine gesamtgesellschaftlich aufgestellte<br />

Kommission hat in intensiven Beratungen<br />

den GKV-Leistungskatalog neu<br />

definiert.<br />

■ ■ Es gibt Gr<strong>und</strong>versorgungselemente <strong>und</strong><br />

Präferenzbereiche, erstere <strong>für</strong> alle, die<br />

zweiten in Eigenverantwortung.<br />

als sinnvoll. Die klinische <strong>und</strong> theoretische<br />

Ausbildung von Studenten <strong>und</strong> angehenden<br />

Fachärzten, die auch in meinen wöchentlichen<br />

Aufgabenbereich fällt, ist auch in der<br />

Zukunft dringend notwendig.<br />

Bitte um Unterstützung<br />

Da ich oft gefragt wurde, ob es möglich sei,<br />

unsere Arbeit hier in Butare zu unterstützen,<br />

hat mir Ruanda-Support e. V. mit der<br />

Einrichtung eines Spendenkontos geholfen.<br />

Die private gemeinnützige Initiative<br />

unterstützt seit zehn Jahren Waisenhäuser,<br />

Existenzgründer (mit Kleinstkrediten) <strong>und</strong><br />

jetzt auch das Krankenhaus in Butare.<br />

Annette Zabransky, Rechtsanwältin in<br />

München <strong>und</strong> Vorstandsmitglied des Vereins,<br />

versichert: „Jeder gespendete Euro<br />

kommt zu 100 Prozent den Projekten zugute.“<br />

Alle Aktiven des Vereins arbeiten ehren-<br />

■ ■ Die Politik hat, darauf basierend, entschieden,<br />

wachstumsfre<strong>und</strong>liche Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

mit sozial ausgewogenen zu<br />

kombinieren.<br />

■ ■ Die Finanzierung der Ges<strong>und</strong>heitskosten<br />

(in einem sozial ausgewogenen Prämiensystem)<br />

sind von den Arbeitskosten<br />

entkoppelt <strong>und</strong> durch eine nachhaltige<br />

Steuerkomponente flankiert, d. h. alle<br />

„starken Schultern“, ob gesetzlich oder<br />

privat versichert, „leben“ Solidarität.<br />

■ ■ Gesetzliche <strong>und</strong> private Krankenkassen<br />

ringen um die besten Leistungs- <strong>und</strong><br />

Qualitätsinhalte, verstehen sich z. T. als<br />

ergänzende Partner <strong>und</strong> stellen sich<br />

einem echten Preiswettbewerb. Es gibt<br />

nur noch ca. 50 Krankenkassen. Der Patient<br />

ist erwachsen geworden, sozusagen<br />

vom Objekt zum Subjekt mutiert.<br />

■ ■ Die Kostentransparenz hat zwar das<br />

Bewusstsein bei den Menschen im Um-<br />

amtlich. Sie verzichten auf jegliche Form von<br />

Aufwandsentschädigung oder Kostenersatz.<br />

Die Bankverbindung lautet:<br />

Ruanda Support e. V.<br />

Konto 465 983 00 bei der<br />

HypoVereinsbank München<br />

BLZ 700 202 70<br />

Verwendungszweck: Dr. Kiefer/Butare<br />

Ihre Spende ist steuerlich in voller Höhe abzugsfähig.<br />

Wenn Sie eine Spendenquittung<br />

wünschen, geben Sie bei der Überweisung<br />

Ihre vollständige Adresse an. Mehr Infos erhalten<br />

Sie unter www.ruanda-support.com<br />

Vielen Dank!<br />

Dr. med. Andreas Kiefer<br />

B.P.155<br />

Huye<br />

Rwanda<br />

E-Mail: surgery.africa@gmx.de<br />

Das Ges<strong>und</strong>heitssystem <strong>und</strong> die<br />

Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft in 25 Jahren –<br />

Eine Zeitreise<br />

Anton J. Schmidt*<br />

* Auszug aus der Eröffnungsrede zur 11. PEG Fachtagung<br />

„Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft im Wandel“, 14. Oktober 2010<br />

gang mit Ressourcen verstärkt, aber der<br />

wirkliche Durchbruch ist erst mit einer<br />

flächendeckenden Qualitätstransparenz<br />

gelungen.<br />

■ ■ Messbare, transparente <strong>und</strong> dann auch<br />

publizierte Qualitätsindikatoren haben<br />

die Wissensasymmetrie zwischen Leistungsanbieter<br />

<strong>und</strong> Patient erheblich reduziert.<br />

■ ■ Natürlich hat jeder Bürger längst eine<br />

elektronische Ges<strong>und</strong>heitskarte, die<br />

Kritik aus der Ärzteschaft <strong>und</strong> von den<br />

Datenschützern sind Geschichte. Die Effizienzgewinne<br />

waren signifikant <strong>und</strong><br />

die höhere Patientensicherheit <strong>für</strong> viele<br />

Menschen ein Segen.<br />

■ ■ Die Sektorengrenzen wurden überw<strong>und</strong>en,<br />

wir haben nur noch eine Facharztschiene<br />

an stationären Einrichtungen<br />

oder angeschlossenen MVZ’s bzw. ähnliche<br />

Institutionen. Kassenärztliche Vereinigungen<br />

gibt es nicht mehr.<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


■ ■ Den DRG-Erlösen wurde ein Investitionszuschlag<br />

hinzu gefügt, die Krankenhäuser<br />

finanzieren sich in einem<br />

monistischen System. Ein ges<strong>und</strong>heitswirtschaftliches<br />

Konjunkturprogramm<br />

ermöglichte eine gute Startposition, da<br />

dadurch der Investitionsstau abgebaut<br />

<strong>und</strong> die Produktivität gesteigert werden<br />

konnte.<br />

■ ■ Übrigens haben wir weniger als 1.500<br />

Krankenhäuser in Deutschland (B<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> Länder haben einen Masterplan verabschiedet),<br />

trotzdem ist eine wohnortnahe<br />

Versorgung gegeben, alle schreiben<br />

schwarze Zahlen, die es ermöglichen, die<br />

Zukunftsfähigkeit durch gezielte Investitionen<br />

zu finanzieren.<br />

■ ■ Auch die 81 Herzzentren, die 34 universitären<br />

Standorte sowie die Transplantationszentren<br />

haben sich erheblich reduziert.<br />

Die zunehmende Spezialisierung<br />

(Stichwort Organzentren) hat die Versorgungsqualität<br />

gesteigert, intelligente<br />

Netzwerke mit Nutzung der Telemedizin<br />

ermöglichen Behandlungen auf allerhöchstem<br />

Niveau, effektiv <strong>und</strong> effizient<br />

zu gestalten.<br />

■ ■ Nur nebenbei bemerkt, die Erkenntnis,<br />

dass Informationstechnologie das „Rückgrat“<br />

eines Unternehmens ist, wurde<br />

in Ges<strong>und</strong>heitseinrichtungen flächendeckend<br />

erkannt <strong>und</strong> umgesetzt. Die Effizienzgewinne<br />

waren signifikant.<br />

■ ■ Die drei Berufsgruppen im Krankenhaus<br />

(Ärzte, Pflege <strong>und</strong> Administration) verstehen<br />

ihre Einrichtung als integriertes<br />

Unternehmen <strong>und</strong> arbeiten nicht mehr<br />

nebeneinander, sondern miteinander,<br />

einer gemeinsamen Zielsetzung folgend,<br />

die sich an der bestmöglichen Behandlung<br />

von Patienten orientiert. Prozessorientierung<br />

versus funktionale Sichtweise<br />

heißt die Erfolgsformel. 70 % aller Krankenhausbehandlungen<br />

sind in Behandlungspfaden<br />

abgebildet.<br />

■ ■ Die Effektivitäts- <strong>und</strong> Effizienzgewinne<br />

waren signifikant. DRG-Preise wurden<br />

dadurch günstiger, die Selbstverwaltung<br />

verwendete die Einsparungen zweckgeb<strong>und</strong>en,<br />

z. B.:<br />

• „Supramaximalversorger“ bekommen<br />

<strong>für</strong> ihre 5 % Schwerstkranken einen Zuschlag<br />

• Jedes Krankenhaus über 400 Betten hat<br />

einen eigenen Hygienefacharzt, alle<br />

anderen haben klar definierte Hygienebeauftragte.<br />

• Die Lehrstühle <strong>für</strong> Hygiene haben sich<br />

verdoppelt.<br />

■ ■ Die kartellrechtliche Bewertung des Ges<strong>und</strong>heitsmarktes<br />

wurde neu justiert,<br />

europäische, nationale <strong>und</strong> regionale<br />

Blickwinkel haben, verb<strong>und</strong>en mit den<br />

Möglichkeiten der schon erwähnten<br />

Telemedizin neue Versorgungsnetzwerke<br />

entstehen lassen. Auch hier wurden wieder<br />

erhebliche Effizienzgewinne realisiert.<br />

■ ■ Innerhalb der Krankenhäuser werden<br />

meist nur noch die Kernkompetenzen erbracht,<br />

sek<strong>und</strong>äre <strong>und</strong> tertiäre Leistung<br />

mit strategischen Partnern abgebildet.<br />

Human Ressource Management ist dort<br />

längst als höchst kritischer Erfolgsfaktor<br />

wahrgenommen. Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

der Medizinberufe wurden neu<br />

organisiert, moderne Arbeitszeitmodelle<br />

geschaffen <strong>und</strong> auch die ärztlichen Aufgaben<br />

neu geordnet.<br />

■ ■ Die Feminisierung des ärztlichen Berufs<br />

hat ihren Höhepunkt überschritten (übrigens<br />

haben die DGCH <strong>und</strong> der BDC deutlich<br />

mehr weibliche als männliche Mitglieder),<br />

faire Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />

gerechte Entlohnung haben Ärzte- <strong>und</strong><br />

Pflegekräftemangel vergessen lassen.<br />

■ ■ Generell hat die Politik die Rahmenbedingungen<br />

<strong>für</strong> die Selbstverwaltung so gesteckt,<br />

dass Einsparungen im System <strong>für</strong><br />

Investitionen in Effizienzsteigerungen<br />

verbleiben. Da die Pharmapreise europäisch<br />

harmonisiert wurden, konnten<br />

erhebliche finanzielle Ressourcen in patientenorientierte<br />

<strong>und</strong> praxisrelevante<br />

Versorgungsforschung investiert werden.<br />

Somit wurde auch ermöglicht, innovative<br />

Produkte, Systeme <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten<br />

natürlich in einem strukturierten<br />

Prozess sehr zeitnah <strong>für</strong> die Patienten<br />

einzuführen.<br />

■ ■ Die hochinnovative Medizintechnologieindustrie<br />

hat diesen Prozess eng begleitet<br />

<strong>und</strong> sich zunehmend vom Produktzum<br />

Systemlieferanten gewandelt.<br />

■ ■ Sowohl die deutsche Medizinproduktindustrie<br />

als auch die deutschen Pharmahersteller<br />

profitieren von der steuerlichen<br />

Förderung <strong>für</strong> Forschung <strong>und</strong><br />

Entwicklung <strong>und</strong> sind Innovationsführer<br />

in ihren globalen Märkten. Viele neue Arbeitsplätze<br />

sind entstanden.<br />

■ ■ Außerhalb des Krankenhauses ist der<br />

Hausarzt als „Gatekeeper“ tätig, muss<br />

aber in klar definierten Zeitabständen<br />

Weiterbildungsnachweise erbringen. Die<br />

„sprechende“ Medizin wurde finanziell<br />

aufgewertet, nicht nur, aber auch durch<br />

diese Maßnahme, mehr Hinwendung<br />

zum Patienten, hat sich die jährliche Arztbesucherzahl<br />

halbiert.<br />

■ ■ Die zwischen den Jahren 2010 bis 2020<br />

eingeführten Präventionsprogramme<br />

tra gen erste Früchte, bspw. konnte das<br />

Übergewicht von Jugendlichen um durchschnittlich<br />

30 % reduziert werden, mit<br />

positiven Auswirkungen natürlich auch<br />

<strong>für</strong> die bekannten Folgekrankheiten.<br />

■ ■ Der konsequente Einsatz von IT-Möglichkeiten<br />

in der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

hatte die Bürokratiekosten stark gesenkt<br />

<strong>und</strong> damit die Finanzierung der Präventionsprogramme<br />

ermöglicht.<br />

■ ■ Die von der Politik definierten Rahmenbedingungen<br />

<strong>und</strong> die Umsetzung durch<br />

die Selbstverwaltung stellen sich einer<br />

ständigen Evaluation durch den Nationalen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrat. Dadurch ist eine<br />

kontinuierliche Weiterentwicklung gewährleistet.<br />

■ ■ Entscheidend aber ist: Alle Patienten fühlen<br />

sich r<strong>und</strong>um gut versorgt bei einer<br />

nicht nur fühlbaren, sondern auch messbaren<br />

exzellenten Versorgungsqualität.<br />

Deutschland ist damit mittlerweile das<br />

unangefochtene Ges<strong>und</strong>heitszentrum<br />

in Europa geworden, Krankenhäuser generieren<br />

Erlösanteile von 5 – 10 % durch<br />

Patienten aus aller Welt.<br />

■ ■ Nun meine Damen <strong>und</strong> Herren, möglicherweise<br />

haben Sie in den letzten Minuten<br />

gedacht, Schmidt „wach auf“, wer<br />

solche Visionen hat, muss dringend zum<br />

Arzt. Aber ein berühmter Mann hat einmal<br />

gesagt, wer das Unmögliche nicht<br />

denken kann, vermag das<br />

■ ■ Mögliche auch nicht zu realisieren. Deshalb<br />

bitte ich Sie, haben Sie Nachsicht<br />

mit meinen sicher nicht vollständigen<br />

<strong>und</strong> nicht einfach zu realisierenden Gedankengängen.<br />

■ ■ Die Beurteilung der einzeln aufgezeigten<br />

Möglichkeiten überlasse ich jetzt gerne<br />

Ihnen.<br />

Anton J. Schmidt<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

P.E.G. Einkaufs- <strong>und</strong><br />

Betriebsgenossenschaft eG<br />

Kreillerstr. 24<br />

81673 München<br />

Nachdruck<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie – <strong>Mitteilungen</strong><br />

1/11, S. 93 – 94<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 133<br />

Aktuelles


Personalia<br />

134<br />

Laudatio zum 80. Geburtstag von<br />

Prof. Dr. Leonhard Schweiberer<br />

D. Nast-Kolb<br />

Leonhard Schweiberer wurde am 6. November<br />

1930 in Brannenburg am Inn geboren.<br />

Seine erste Karriere begann bereits mit<br />

16 Jahren als Skirennläufer, im National-<br />

Team von 1951 bis 1955, in der er zahlreiche<br />

nationale <strong>und</strong> internationale Erfolge errang.<br />

Seine berufliche Karriere begann 1951<br />

mit Aufnahme des Medizinstudiums an der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München,<br />

das er 1956 mit Medizinischem Staatsexamen<br />

<strong>und</strong> Promotion 1956 abschloss.<br />

1957 bis 1958 arbeitete er als Assistent<br />

des Pathologischen Institutes der LMU<br />

München. 1959 bis 1960 erhielt Schweiberer<br />

eine Internistische Ausbildung an der<br />

2. Medizinischen Universitätsklinik München.<br />

1960 bis 1965 absolvierte er seine<br />

chirurgische Facharztausbildung an der<br />

Chirurgischen Univ.-Klinik Homburg/Saar.<br />

Anschließend war er dort <strong>für</strong> viele Jahre als<br />

Oberarzt tätig <strong>und</strong> erhielt die Teilgebietsbezeichnung<br />

„Unfallchirurgie“. Seine Habilitationsschrift<br />

über autologe Spongiosaplastik<br />

erschien 1970 im Springer Verlag <strong>und</strong> wurde<br />

mit dem v. Langenbeck-Preis ausgezeichnet.<br />

1972 wurde er zum Professor ernannt<br />

<strong>und</strong> im gleichen Jahr zum Direktor der Abteilung<br />

Unfallchirurgie der Chirurgischen<br />

Universitätsklinik Homburg/Saar bestellt.<br />

1976 wurde er Geschäftsführender Direktor<br />

dieser Klinik.<br />

Mit seiner Berufung zum Direktor der<br />

Chirurgischen Klinik <strong>und</strong> Poliklinik Innenstadt<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München begann von 1981 bis zu seiner<br />

Emeritierung am 30.04.1999 das Wirken<br />

von Prof. Leonhard Schweiberer in der geschichtsträchtigen<br />

Chirurgischen Klinik an<br />

der Nußbaumstraße.<br />

Zu seinen Wissenschaftlichen Schwerpunkten<br />

zählten insbesondere die Polytraumaversorgung<br />

<strong>und</strong> -forschung, Schockforschung,<br />

sowie die experimentelle Knochentransplantation<br />

<strong>und</strong> Revaskularisation<br />

verletzter Röhrenknochen als Wegbereiter<br />

zum minimal invasiven Vorgehen am Skelettsystem,<br />

speziell am Röhrenknochen.<br />

Dies spiegelt sich in seinem Publikationsverzeichnis<br />

mit 732 Arbeiten – davon 164 als<br />

Erstautor – wieder.<br />

Seine zahlreichen Mitgliedschaften <strong>und</strong><br />

vielseitigen wissenschaftlichen Engagements<br />

lassen sich nur stichwortartig aufzählen:<br />

■ ■ Mitglied der Bayerischen Chirurgen-Vereinigung<br />

mit Präsidentschaft 1985<br />

■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Chirurgie <strong>und</strong> seit 1971 Mitglied des Präsidiums<br />

■ ■ Mitglied der Sektion Unfallchirurgie der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie mit<br />

mehrjährigem Vorsitz der Sektion<br />

■ ■ Mitglied der Sektion Experimentelle Chirurgie<br />

der DGC<br />

■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie mit Präsidentschaft 1981<br />

■ ■ Mitglied der Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

■ ■ Mitglied der AO International<br />

■ ■ Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie/Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Orthopädische Chirurgie<br />

■ ■ Mitglied der Societé International de Chirurgie<br />

Orthopédique et de Traumatologie<br />

(SICOT)<br />

■ ■ Mitglied der Schutzkommission beim<br />

B<strong>und</strong>esminister des Innern<br />

■ ■ Mitglied des Ärztlichen Beirates des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

<strong>für</strong> Verteidigung<br />

■ ■ Mitglied des Ärztekollegiums des ADAC<br />

■ ■ Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

■ ■ Leitung von Forschungsprogrammen der<br />

DFG, der Stiftung Volkswagenwerk, der<br />

Schutzkommission des B<strong>und</strong>esministeriums<br />

des Inneren<br />

■ ■ Gewählter Gutachter <strong>für</strong> das Fach Chirurgie<br />

bei der DFG<br />

■ ■ 1985: Präsident der Internationalen Europäischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Notfallchirurgie<br />

■ ■ 1993: Gründung des Arbeitkreises <strong>für</strong><br />

Notfallmedizin <strong>und</strong> Rettungswesen e. V.<br />

München (ANR)<br />

■ ■ 1995: Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Osteologie<br />

Zum Ehrenmitglied wurde er ernannt in der<br />

■ ■ <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie<br />

■ ■ <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

■ ■ Österreichischen <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong><br />

■ ■ American Association for the Surgery of<br />

Trauma<br />

Des Weiteren engagierte er sich als Herausgeber,<br />

Redakteur <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Beirat:<br />

■ ■ Herausgeber der Breitnerschen Operationslehre<br />

■ ■ Herausgeber <strong>und</strong> Redakteur der Monatschrift<br />

DER UNFALLCHIRURG (Über 20<br />

Jahre)<br />

■ ■ Herausgeber der Hefte zur UNFALLHEIL-<br />

KUNDE<br />

■ ■ Mitherausgeber der Zeitschrift DER OR-<br />

THOPÄDIE<br />

■ ■ Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift<br />

DER CHIRURG<br />

■ ■ Wissenschaftlicher Beirat der Zeitschrift<br />

PLASTISCHE CHIRURGIE<br />

■ ■ Mitherausgeber der Zeitschrift ARCHIVES<br />

OF ORTHOPAEDIC AND TRAUMATIC SUR-<br />

GERY<br />

■ ■ Mitherausgeber <strong>und</strong> wissenschaftlicher<br />

Beirat der MÜNCHENER MEDIZINISCHEN<br />

WOCHENSCHRIFT (MMW)<br />

Von zahlreichen Auszeichnungen sind<br />

hervorzuheben:<br />

■ ■ 1970: v. Langenbeck-Preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Chirurgie <strong>für</strong> seine Habilitationsschrift<br />

über autologe Spongiosaplastik<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


■ ■ 1992: Verleihung des B<strong>und</strong>esverdienstkreuzes<br />

1. Klasse<br />

■ ■ 1996: Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette<br />

durch die B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

■ ■ 2000: Verleihung des Bayerischen Verdienstordens<br />

■ ■ 2003: Verleihung der Max-Lebsche-Medaille<br />

Schweiberer war immer ein engagierter<br />

Kämpfer <strong>für</strong> seine Ideen. Als Verfechter des<br />

von ihm mit entwickelten Stufenplans <strong>für</strong><br />

Polytraumaversorgung, im Gegensatz zu einer<br />

sofortigen R<strong>und</strong>umversorgung, führte er<br />

auf vielen Kongressen heftige Diskussionen<br />

nicht nur mit seinem väterlichen Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Förderer Martin Allgöwer sondern auch mit<br />

vielen anderen Kollegen. Letztendlich setzte<br />

sich der von ihm propagierte Stufenplan in<br />

der Schwerstverletztenversorgung national<br />

<strong>und</strong> international durch! Wichtige Gr<strong>und</strong>lage<br />

da<strong>für</strong> war auch die von Schweiberer<br />

immer wieder angeregte <strong>und</strong> erneuerte<br />

klinisch-wissenschaftliche Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut <strong>für</strong> Klinische Chemie auf<br />

dem Gebiet der Mediatorenforschung in der<br />

Polytraumabehandlung.<br />

Mit seiner Initiative wurde an der Münchner<br />

Medizinischen Fakultät einer der ersten<br />

chirurgisch-anatomischen Kurse in enger<br />

Zusammenarbeit mit den Anatomen eingeführt.<br />

Gemeinsam mit dem damaligen Direktor<br />

des Anatomischen Institutes wurden<br />

damals die ersten klinisch-anatomischen<br />

Übungsmöglichkeiten <strong>für</strong> angehende Chirurgen<br />

<strong>und</strong> neue Techniken geschaffen, die<br />

heute vielerorts selbstverständlich sind.<br />

Gerade die Vertiefung der Zusammenarbeit<br />

mit der klinischen <strong>und</strong> funktionellen Anatomie<br />

erbrachte <strong>für</strong> viele junge Kollegen<br />

bis dato unbekannte Möglichkeiten, neue<br />

Wege auf Gebieten zu beschreiten wie der<br />

Schulterchirurgie, Wirbelsäulenchirurgie,<br />

Beckenchirurgie, Calcaneuschirurgie usw.<br />

Schweiberer war es auch, dem die Verbesserung<br />

der studentischen Ausbildung <strong>und</strong><br />

die didaktische Methodik stets ein großes<br />

Anliegen war. Unter seiner Leitung wurden<br />

wichtige Schritte zur Reform der Medizinerausbildung<br />

eingeleitet, die heute ihren<br />

Ausdruck im PBL (Problem Based Learning)<br />

gef<strong>und</strong>en haben.<br />

Nicht nur die Chirurgie, sondern auch<br />

die Kunst war <strong>für</strong> Schweiberer ein wichtiges<br />

Thema seines Schaffens. In seinen<br />

berühmten montäglichen Innenstadtkolloquien<br />

verband er den wissenschaftlichen<br />

Austausch mit regelmäßigen Vernissagen.<br />

Damit gab er noch wenig bekannten jungen<br />

Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke der<br />

Öffentlichkeit vorzustellen.<br />

Im Jahre 1984 lernte er Karlheinz Böhm<br />

<strong>und</strong> seine Frau Almaz kennen. Daraus<br />

wurde eine lebenslange Fre<strong>und</strong>schaft.<br />

Schweiberer wurde der wesentliche Berater<br />

von „Menschen <strong>für</strong> Menschen“ in Sachen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung Äthiopiens. Immer<br />

wieder reiste er mit oder ohne Karlheinz<br />

Böhm dorthin, um Krankenhausprojekte<br />

<strong>und</strong> Partnerschaften zu entwickeln <strong>und</strong> zu<br />

unterstützen. Ganz besonders lagen ihm<br />

dabei die Verbesserung der Medizinerausbildung<br />

<strong>und</strong> der Austausch zwischen der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität <strong>und</strong> der<br />

Universität Jimma in Äthiopien am Herzen.<br />

Letztlich ist daraus der inzwischen<br />

vom <strong>Deutsche</strong>n Akademischen Austausch-<br />

Dienst unterstützte Partnerschaftsvertrag<br />

zwischen den Fakultäten entstanden, der in<br />

die Gründung des International Center for<br />

Health mündete.<br />

Nach seiner Emeritierung brachte Leonhard<br />

Schweiberer seine chirurgische Expertise<br />

zum Wohle seiner äthiopischen Patienten<br />

ein.<br />

Ein wichtiger Beitrag, den er <strong>für</strong> die Verbesserung<br />

der Chirurgie in vielen anderen<br />

Ländern leistete, waren die Gastärzte, die<br />

stets an seiner Klinik ausgebildet wurden.<br />

Viele dieser Chirurgen fühlen sich nach wie<br />

vor ihrer Ausbildungsstätte dankbar verb<strong>und</strong>en.<br />

Leonhard Schweiberer ist einer der<br />

großen deutschen Chirurgen <strong>und</strong> Unfallchirurgen.<br />

Mit seiner Persönlichkeit ist er<br />

ärztliches <strong>und</strong> menschliches Vorbild <strong>für</strong><br />

viele Generationen von Chirurgen <strong>und</strong> hat<br />

damit seine Mitarbeiter geprägt <strong>und</strong> die<br />

Unfallchirurgie nachhaltig beeinflusst.<br />

Eine Würdigung seiner Verdienste um eine<br />

zugleich anspruchsvolle <strong>und</strong> menschliche<br />

Chirurgie bliebe unvollständig ohne die<br />

Erwähnung seiner Frau Helgard <strong>und</strong> die<br />

wichtige Rolle seiner ganzen Familie bei der<br />

unverwechselbaren Prägung der gesamten<br />

Klinik atmosphäre. Gerade in Hinblick auf<br />

heutige Forderungen nach Vereinbarkeit<br />

von Chirurgie <strong>und</strong> Familie haben Leonhard<br />

<strong>und</strong> Helgard Schweiberer ein großes Beispiel<br />

vorgelebt.<br />

Ich wünsche meinem Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> chirurgischem<br />

Lehrer noch viele glückliche Jahre,<br />

auf dass er seinen Ruhestand genießen <strong>und</strong><br />

mit großem Stolz <strong>und</strong> Zufriedenheit auf<br />

sein Lebenswerk blicken kann.<br />

Prof. Dr. med. Dieter Nast-Kolb<br />

Direktor der Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

Universitätsklinikum Essen<br />

Tel.: 02 01 / 7 23 13 01<br />

Fax: 02 01 / 7 23 56 29<br />

E-Mail: prof.nast-kolb@uk-essen.de<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 135<br />

Personalia


Personalia<br />

136<br />

In Erinnerung an<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Horst Cotta<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

trauert um ihren ehemaligen Präsidenten<br />

<strong>und</strong> Inhaber der Johann Friedrich<br />

Dieffenbach Büste, Herrn Prof. Univ. Dr.<br />

med. Dr. med. hc Horst Cotta, der am 28.<br />

März <strong>2011</strong> im Alter von 82 Jahren verstorben<br />

ist.<br />

Professor Cotta, Schüler von Alfons Nikolaus<br />

Witt, war von 1967 bis 1996 Ordinarius <strong>für</strong><br />

Orthopädie an der Ruprecht Karls Universität<br />

Heidelberg <strong>und</strong> Direktor der Orthopädischen<br />

Universitätsklinik.<br />

Als hoch angesehener Arzt, Hochschullehrer<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftler war er mit vielen<br />

Ämtern bedacht. So war er 1971 Präsident<br />

der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden,<br />

1979 Präsident der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Plastische- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie,<br />

<strong>und</strong> 1981 dann Präsident der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Traumatologie.<br />

Als gleichermaßen geachtetes <strong>und</strong> aktives<br />

Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Unfallchirurgie wurde er 1986 auch Präsident<br />

unserer <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> leitete die<br />

50. Jahrestagung in Berlin.<br />

Die Forschungsschwerpunkte seiner Klinik<br />

im Bereich der Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsorgane<br />

schlugen sich in mehr als 400 wissenschaftlichen<br />

Publikationen, Monographien<br />

<strong>und</strong> Lehrbüchern nieder.<br />

Sein klinisches Wirken <strong>und</strong> seine wissenschaftliche<br />

internationale Anerkennung<br />

führten daher zu einer Reihe hoher Auszeichnungen,<br />

wie der Ernst Bergmann<br />

Plakette der B<strong>und</strong>esärztekammer, des<br />

B<strong>und</strong>esverdienstkreuzes 1. Klasse der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland, der Purkyne Ehrenmedaille<br />

der Tschechoslowakischen Akademie<br />

der Wissenschaften <strong>und</strong> der Ehrendoktorwürde<br />

der Semmelweis Universität<br />

Budapest.<br />

Professor Cotta war Mitglied der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Akademie der Naturforscher Leopoldina<br />

<strong>und</strong> Ehrenmitglied zahlreicher nationaler<br />

<strong>und</strong> internationaler <strong>Gesellschaft</strong>en, Herausgeber<br />

verschiedener Fachzeitschriften<br />

<strong>und</strong> 2008 nach der Zusammenführung der<br />

beiden Fachgebiete Gründungsmitglied der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie.<br />

Als langjähriges Mitglied unserer <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>und</strong> unseres Präsidiums war er immer<br />

ein Be<strong>für</strong>worter der konstruktiven<br />

Diskussion zwischen Unfallchirurgie <strong>und</strong><br />

Orthopädie, womit er letztendlich großen<br />

Anteil an der Zusammenführung unserer<br />

beiden <strong>Gesellschaft</strong>en hatte. Deshalb verlieh<br />

ihm die DGOU im Jahre 2010 die Ehrenmitgliedschaft.<br />

In seiner Eröffnungsansprache als Präsident<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

hat er eine derartige Entwicklung bereits<br />

beeindruckend zum Ausdruck gebracht<br />

mit den Sätzen:<br />

„Menschen meiner Generation erinnern sich<br />

nur gut daran, wie das Kapitel der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallheilk<strong>und</strong>e in der Nachkriegsgeschichte<br />

geschrieben wurde. Wir<br />

schulden dem Weitblick jener Generation<br />

führender Persönlichkeiten großen Respekt,<br />

weil wir ihnen viel verdanken. Sie waren die<br />

Architekten, ohne die das heutige Profil nicht<br />

entstanden wäre. Sie wollten die an der Unfallheilk<strong>und</strong>e<br />

beteiligten Disziplinen nicht<br />

voneinander trennen. Genauso wenig wie<br />

wir das heute tun sollten. Sie sahen, dass<br />

das, was aufgebaut werden musste, nur auf<br />

einem Boden stehen konnte, der, von Uneinigkeit<br />

<strong>und</strong> separatistischen Tendenzen befreit,<br />

tragfähig sein muss. In der Geschlossenheit<br />

liegt Stärke <strong>und</strong> Effizienz. Sie ist auch das<br />

Gebot der St<strong>und</strong>e.“<br />

Welche Weitsicht drücken diese Sätze auch<br />

heute noch aus, wenn man bedenkt, wie<br />

schwierig der Weg der Zusammenführung<br />

unserer beiden Fächer teilweise war.<br />

Horst Cotta hat immer die Beschlüsse<br />

einer Vereinigung mit getragen <strong>und</strong> hat aus<br />

seinen Sympathien zur Unfallchirurgie keinen<br />

Hehl gemacht. Diese Einstellung hat<br />

er auch in vielen fre<strong>und</strong>schaftlichen Kontakten<br />

innerhalb unserer <strong>Gesellschaft</strong> zum<br />

Ausdruck gebracht.<br />

Seine großen Interessen neben der Medizin<br />

galten der klassischen Musik <strong>und</strong> der bildenden<br />

Kunst. Moderne Malerei begeisterte<br />

ihn ebenso wie zeitgenossische Plastik. Mit<br />

mehreren Objekten, die er in den Park um<br />

die Heidelberger Orthopädische Klinik stellen<br />

ließ, verlieh er der Landschaft über dem<br />

Neckar seine persönliche Prägung.<br />

Professor Horst Cotta war eine herausragende<br />

Persönlichkeit seiner Epoche, vergleichbar<br />

mit jenen, welchen er in seiner<br />

Präsidentenrede die Anerkennung ausgesprochen<br />

hatte. Auch er war als Architekt<br />

prägend <strong>für</strong> das Profil der Geschlossenheit<br />

zwischen Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie,<br />

so wie es jetzt entstanden ist.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> Unfallchirurgie wird ihm ein<br />

ehrendes Angedenken bewahren.<br />

Mainz, 05.04.<strong>2011</strong>,<br />

Prof. Dr. med. Peter Kirschner,<br />

Prof Dr. Tim Pohlemann Präsident DGOU <strong>und</strong> DGU<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Foto: DBRD<br />

Unfallchirurgen erhalten<br />

1. PHTLS®-Traumaforschungspreis<br />

Marco K. König vom <strong>Deutsche</strong>n Berufsverband Rettungsdienst e. V., die Preisträger PD Dr. Gerrit<br />

Matthes <strong>und</strong> Dr. Matthias Frank sowie Bernhard Gliwitzky von PHTLS Deutschland (v.l.)<br />

Die Unfallchirurgen Dr. med. Matthias Frank,<br />

Ernst- Moritz-Arndt-Universität Greifswald,<br />

<strong>und</strong> Privatdozent Dr. med. Gerrit Matthes,<br />

Unfallkrankenhaus Berlin, erhielten im<br />

Rahmen des <strong>Deutsche</strong>n Interdisziplinären<br />

Notfallmedizin Kongresses (DINK) <strong>2011</strong> den<br />

1. PHTLS®-Traumaforschungspreis <strong>und</strong> ein<br />

Preisgeld in Höhe von 2000 Euro.<br />

Unter dem Titel „Gelingt eine Abschätzung<br />

des äußeren Blutverlustes am Unfallort?“<br />

beschäftigten sich die Mediziner mit<br />

der Wertigkeit der initialen Einschätzung<br />

des Blutverlustes nach Trauma am Unfallort.<br />

Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden<br />

den Studienteilnehmern nacheinander<br />

sechs realistisch dargestellte Traumaszenarien<br />

präsentiert, wobei jeweils der äußere<br />

Blutverlust eingeschätzt werden sollte. Neben<br />

der Art der Verletzung wurden Kreislaufparameter<br />

der Verletzten vorge geben.<br />

Insgesamt nahmen 145 Probanden an der<br />

Untersuchung teil. Die Ergebnisse waren<br />

ernüchternd: Nur in zehn Prozent der Fälle<br />

gelang mit maximal zehn prozentiger<br />

Abweichung eine korrekte Einschätzung.<br />

Bei identischem Verletzungsmuster <strong>und</strong><br />

identischem Blutvolumen wurde bei suggerierter<br />

instabiler hypotoner Kreislauflage ein<br />

signifikant höherer Blutverlust eingeschätzt<br />

als bei vorgegebener stabiler normotoner<br />

Kreislauflage. Es zeigte sich eine klare Tendenz<br />

zur Überschätzung geringer Verluste<br />

<strong>und</strong> Unterschätzung großer Blutverluste.<br />

Die unterschiedlichen an der Studie teilnehmenden<br />

Berufsgruppen, wie Notärzte oder<br />

Rettungsassistenten, Berufserfahrung <strong>und</strong><br />

Geschlecht zeigten keinen Einfluss auf die<br />

Qualität der Einschätzungen.<br />

Der PHTLS®-Traumaforschungspreis wurde<br />

durch den <strong>Deutsche</strong>n Berufsverband Rettungsdienst<br />

(DBRD) im Jahr <strong>2011</strong> erstmals<br />

ausgeschrieben. Er wird verliehen <strong>für</strong> eine<br />

hervorragende experimentelle oder innovative<br />

wissenschaftliche Arbeit, deren Ziel<br />

bzw. Ergebnis es ist, sich mit der Optimierung<br />

der präklinischen traumatologischen<br />

Notfallversorgung auseinanderzusetzen.<br />

PD Dr. Gerrit Matthes<br />

Unfallkrankenhaus Berlin<br />

Warener Str. 7<br />

12683 Berlin<br />

E-Mail: gerrit.matthes@ukb.de<br />

Susanne Herda<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 137<br />

Personalia


Personalia<br />

138<br />

Neues von unseren Mitgliedern<br />

Nach über 15-jähriger Tätigkeit als Chefarzt<br />

der Abteilung <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

am St.-Vincentius-Krankenhaus<br />

Speyer ist Dr. Manfred Aymar (67)<br />

in den Ruhestand getreten. Neuer Chefarzt<br />

ist seit August 2010 Dr. Werner Schrammel<br />

(47) – die Abteilung wird zur Abteilung <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie <strong>und</strong> Orthopädie.<br />

Am 1. April <strong>2011</strong> nahm Prof. Dr. Peter Biberthaler<br />

seine Tätigkeit als Leiter der Klinik <strong>für</strong><br />

Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar<br />

der Technischen Universität München auf.<br />

Zuletzt war er als geschäftsführender Oberarzt<br />

der Chirurgischen Klinik Innenstadt der<br />

LMU München tätig. Die Unfallchirurgie, die<br />

bisher als Abteilung der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie<br />

von Prof. Ulrich Stöckle geleitet wurde,<br />

wird mit seinem Amtsantritt zur eigenständigen<br />

Klinik.<br />

PD Dr. Erol Gercek steht gemeinsam mit<br />

PD Dr. Philipp Drees seit 1. Oktober an der<br />

Doppelspitze des Zentrums <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie des Stiftungsklinikums<br />

Mittelrhein in Koblenz. Für die Standorte<br />

Nastätten <strong>und</strong> Boppard werden die<br />

Kollegen vom Chefarzt Dr. Ralf Chlebusch<br />

<strong>und</strong> Leitenden Arzt Dr. Charles Mathonet<br />

unterstützt.<br />

Dr. med. Hubert Korte<br />

Rehmenhalde 20, 88662 Überlingen<br />

*18.08.1916 †15.09.2009<br />

Dr. med. Wolfgang-Eberhard Schmidt<br />

Badenallee 10, 14052 Berlin<br />

*13.11.1916 †23.09.2010<br />

Dr. med. Richard Philipp<br />

Alexander-König-Str. 9, 53115 Bonn<br />

*27.05.1928 †29.08.2010<br />

Prof. Dr. med. Cyrus K. Klostermann, Chefarzt<br />

der Klinik <strong>für</strong> Unfall- <strong>und</strong> Wiederherstellungschirurgie<br />

am Klinikum Lippe-<br />

Lemgo wurde zum Außerplanmäßigen<br />

Professor an der medizinischen Hochschule<br />

Hannover ernannt.<br />

Neuer Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie<br />

<strong>und</strong> Orthopädie des Kreiskrankenhauses<br />

Erding ist PD Dr. Gerhard Konrad. Er war<br />

vorher als Oberarzt am Department <strong>für</strong><br />

Traumatologie <strong>und</strong> Orthopädie des Universitätsklinikums<br />

Freiburg tätig.<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Oestern, der 25 Jahre die<br />

Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie, Orthopädie <strong>und</strong><br />

Neurotraumatologie des Allgemeinen Krankenhauses<br />

Celle geleitet hat, ist in den Ruhestand<br />

gegangen. Sein Nachfolger ist PD<br />

Dr. Peter Keppler, der von der Uniklinik Ulm<br />

nach Celle wechselte.<br />

Seit Juli 2010 leitet Dr. med. Thomas Poss als<br />

Chefarzt die Klinik <strong>für</strong> Unfallchirurgie, Orthopädie<br />

<strong>und</strong> Handchirurgie der Askle pios-<br />

Kliniken Weißenfels-Hohenmölsen GmbH.<br />

Prof. Dr. Thomas Armin Schildhauer ist seit<br />

1. Oktober 2010 neuer Ärztlicher Direktor<br />

<strong>und</strong> Direktor der Chirurgischen Klinik des<br />

Wir gedenken unserer verstorbenen Mitglieder<br />

Dr. med. Stephan Meyer<br />

Herrenratherstr. 477, 50937 Köln<br />

*10.01.1959 †11.09.2010<br />

Dr. med.Hellmut Peter<br />

Ramdohrstr. 19, 28205 Bremen<br />

*21.03.1913 †07.01.<strong>2011</strong><br />

Dr. med. Jürgen Klingelhöfer<br />

Huer 4, 59514 Welver<br />

*04.02.1968 †13.02.<strong>2011</strong><br />

Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil in Bochum. Der<br />

47-Jährige übernahm beide Positionen<br />

von seinem Vorgänger, Prof. Dr. Gert Muhr,<br />

der am 30. September aus dem klinischen<br />

Dienst ausgeschieden ist.<br />

Prof. Dr. Ulrich Stöckle hat zum 1. April <strong>2011</strong><br />

als Ärztlicher Direktor der Berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallklinik Tübingen die Nachfolge<br />

von Prof. Dr. Kuno Weise angetreten.<br />

Wie auch sein Vorgänger soll Prof. Stöckle<br />

zugleich die Professur <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

an der Medizinischen Fakultät der Eberhard<br />

Karls Universität Tübingen übernehmen.<br />

Prof. Dr. med. Johannes Sturm, Geschäftsführer<br />

der Akademie der Unfallchirurgie,<br />

wurde durch die ordentliche Mitgliederversammlung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Verkehrssicherheitsrates<br />

(DVR) am 16.12.2010 <strong>für</strong> eine<br />

Amtszeit von 4 Jahren in den Vorstand des<br />

DVR gewählt.<br />

Er wurde außerdem in den Ausschuss <strong>für</strong><br />

Verkehrsmedizin, Erste Hilfe <strong>und</strong> Rettungswesen<br />

berufen.<br />

Prof. Dr. med.Dr. h.c Horst Cotta<br />

Holbeinstr. 6, 81679 München<br />

*15.07.1928 †28.03.<strong>2011</strong><br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Lorenz Böhler<br />

Pionier der modernen Unfallmedizin<br />

Herausgeber Thomas Feurstein<br />

Wolfgang Neugebauer Verlag GmbH Graz/<br />

Feldkirch 2010<br />

2. Auflage<br />

35,00 €<br />

ISBN 978-3-85376-212-7<br />

Die erste Auflage, erschienen anlässlich der<br />

Ausstellung zum 125. Geburtstag von Lorenz<br />

Böhler 2010 in Bregenz, war rasch vergriffen.<br />

Als Band 20 der Schriften der Vorarlberger<br />

Landesbibliothek liegt nun bereits<br />

die 2 Auflage vor.<br />

Der 285 Seiten starke Band geht dabei<br />

über ein gewöhnliches Ausstellungs-Begleitbuch<br />

hinaus <strong>und</strong> bietet auch <strong>für</strong> sich<br />

allein interessante Aspekte zur Person des<br />

Begründers der österreichischen Schule der<br />

Unfallchirurgie, die weitreichende, ja weltweite<br />

Auswirkungen auf die Methoden der<br />

Knochenbruchbehandlung im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

hatte. Neben Zeitgenossen, Schülern<br />

<strong>und</strong> Weggefährten wie Poigen<strong>für</strong>st, Povacz<br />

<strong>und</strong> Kuderna kommen auch Bibliografen,<br />

Heimatforscher <strong>und</strong> Historiker zu Wort. Das<br />

Ergebnis ist eine Sammlung unterschiedlicher<br />

Ausleuchtungen der Persönlichkeit<br />

Böhlers aus verschiedenen Standpunkten,<br />

mit denen sich dem Leser ein facettenreiches<br />

Bild entwickelt, sachlich, nüchtern,<br />

respektvoll aber nicht unkritisch verherrlichend.<br />

Als Böhler sich der Unfallchirurgie zuwandte,<br />

war die Gemeinschaft der Chirurgen<br />

der Ansicht (1917), dass die Frakturbehandlung<br />

ein abgeschlossenes Kapitel<br />

sei, über das es sich zu sprechen nicht lohne.<br />

Durch seine Beharrlichkeit, Überzeugungskraft<br />

<strong>und</strong> seinen Fleiß hat er das Gegenteil<br />

bewiesen. Mit den wissenschaftlichen<br />

Mitteln seiner Zeit schuf er eine akribische<br />

Dokumentation. Seine visuellen Statistiken<br />

mit aufgereihten nackten Männerkörpern<br />

befremden den heutigen Beobachter. Im lesenswerten<br />

medizingeschichtlichen Beitrag<br />

von T. Schlich wird das mit der Fließbandproduktion<br />

des industriellen Zeitalters wie<br />

der Output eines fabrikähnlichen Prozesses<br />

interpretiert, aber dabei die menschliche<br />

Zuwendung <strong>und</strong> das soziale Engagement<br />

Böhlers vergessen. Dies ist in der essentiellen<br />

Verbindung ärztlichen Handelns mit<br />

der Ökonomie <strong>und</strong> Unfallversicherung zu<br />

sehen. Dabei kommen auch heute wieder<br />

aktuelle Tendenzen der Rationalisierung<br />

zur Geltung. Böhler schrieb 1926 „… dass es<br />

<strong>für</strong> die Unfallversicherungsanstalt (AUVA)<br />

auf lange Sicht viel billiger war, in die Frakturtherapie<br />

zu investieren, als den Opfern<br />

schlampiger Behandlung Pensionen auszuzahlen.“<br />

Zu den Böhlerschen Prinzipien<br />

gehörte die Erlangung von Schmerzfreiheit,<br />

Ruhigstellung, aber aktive Bewegung aller<br />

nicht immobilisierten Gliedmaßen. Er war<br />

also auch ein Wegbereiter der heute immer<br />

noch nicht perfekten Schmerztherapie von<br />

Unfallopfern <strong>und</strong> der schmerzfreien Physiotherapie.<br />

Dokumentarisch belegt ist der bis heute<br />

nachwirkende Einfluss Böhlers auf die Entwicklung<br />

der Unfallchirurgie mit dem in Österreich<br />

weiter fortbestehenden selbständigen<br />

Facharzt <strong>und</strong> der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie. Böhlers<br />

Haltung zur neuaufkommenden operativen<br />

Frakturbehandlung zur Mitte des vorigen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wird im medizinhistorischen<br />

Konsens dargestellt. Auch dem heiklen Thema<br />

der NSDAP-Mitgliedschaft in der braunen<br />

Zeit Österreichs widmet sich das Buch<br />

<strong>und</strong> gibt die entsprechenden Dokumente<br />

wieder.<br />

Wer sich <strong>für</strong> die kurze Geschichte der<br />

akademischen Unfallchirurgie interessiert,<br />

wird mit dem Band wertvolle Einblicke <strong>und</strong><br />

Informationen gewinnen. Mit der zahlreichen<br />

Wiedergabe von Bildern <strong>und</strong> Dokumenten<br />

ist eine ansprechende Ausstattung<br />

des Buches gelungen, das auch wegen seines<br />

kulturgeschichtlichen Bezugs lesenswert<br />

ist.<br />

K.E. Rehm, Köln<br />

Frakturen<br />

Klassifikation <strong>und</strong> Behandlungsoptionen<br />

Ch. M. Müller-Mai, A. Ekkernkamp (Hrsg.)<br />

1st Edition, 2010.<br />

XXII, 454 Seiten, 1.400 Abbildungen,<br />

400 in Farbe, geb<strong>und</strong>en.<br />

129,95 €<br />

Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />

ISBN 978-3-540-72511-4<br />

Die Lehre von den Frakturen hat im letzten<br />

halben Jahrh<strong>und</strong>ert eine dramatische Entwicklung<br />

genommen, die in technischer<br />

Hinsicht auf den Fortschritten der Implantologie<br />

<strong>und</strong> der Instrumentation sowie der<br />

ebenso rasch vorankommenden bildgebenden<br />

Verfahren beruht. Diese Voraussetzungen<br />

ermöglichten unter Einbeziehung<br />

von Einzel- <strong>und</strong> Sammelbeobachtungen<br />

einschließlich differenzierter Dokumentationen<br />

die klinische <strong>und</strong> experimentelle<br />

Erarbeitung zahlreicher Therapieverfahren,<br />

die ihrerseits Vor- <strong>und</strong> Nachteile einzelner<br />

Behandlungsschritte oder ganzer Therapiesysteme<br />

ans Tageslicht brachten. Erst<br />

allmählich wuchs die Erkenntnis, dass das<br />

anatomische <strong>und</strong> das pathophysiologische<br />

Frakturgeschehen nicht mit einem einzigen<br />

methodischen Verfahren zu behandeln sei,<br />

sondern auch die Einsicht, dass jede Frakturlokalität<br />

ihre spezifischen Eigenheiten<br />

aufweist. So wurde aus wenigen einfachen<br />

Behandlungsschemata, deren Ergebnisse<br />

nur unter Berücksichtigung beschränkter<br />

technischer Möglichkeiten hingenommen<br />

werden mussten, doch nicht befriedigten,<br />

eine kaum noch überschaubare Vielzahl<br />

von Methoden, deren Systematisierung<br />

erst durch Klassifikation der Frakturarten<br />

<strong>und</strong> -formen <strong>und</strong> deren Therapieergebnissen<br />

entwickelt werden konnte. Der Untertitel<br />

des vorgelegten Werkes „Klassifikation<br />

<strong>und</strong> Behandlungsoptionen“ gibt dessen<br />

Konzeption treffend wieder, indem die bis<br />

in Einzelheiten erklärten Klassifikationen,<br />

ausgehend von derjenigen der AO, mit allen<br />

Gesichtspunkten der Klinik der Frakturen<br />

im besten Sinne dramaturgisch verbindet.<br />

Dementsprechend sind alle insgesamt 20<br />

Frakturregionen einheitlich inszeniert: Frak-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 139<br />

Rezensionene


Rezensionen<br />

140<br />

turdefinition, Frakturmechanismus, Klinik,<br />

Diagnostisches Vorgehen, Klassifikationen,<br />

Therapeutisches Vorgehen, Nachbehandlung,<br />

Sonderformen, Prognose der funktionellen<br />

Ergebnisse, Komplikationen, Outcome,<br />

Begutachtung; jedem Kapitel ist die<br />

meist auf Übersichten abgestellte Literatur<br />

beigefügt. Das Eingangskapitel beschreibt<br />

eingängig Sinn, Zweck, Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong><br />

Systeme der Klassifikationen. In deren Mittelpunkt<br />

stehen die Behandelbarkeit mittels<br />

Osteosynthese <strong>und</strong> der Weichteilschaden<br />

als mitbestimmendes Kriterium jeder<br />

Therapie. Die zur Verfügung stehenden<br />

therapeutischen Optionen bedürfen einer<br />

vergleichsgeeigneten spezifischen Klassifikation,<br />

um eine prognoserelevante Therapie-Planung<br />

betreiben zu können. Die in diesem<br />

Kapitel eingehend erklärten Generalia,<br />

die sich in jedem folgenden angewandt<br />

wiederfinden, greifen mit ihrer grafischen<br />

Darbietung einerseits, ihrer Einbeziehung<br />

aller klinischen Aspekte andererseits weit<br />

über bekannte, ältere Darstellungen hinaus.<br />

So überzeugt sich der Leser am Ende<br />

davon, dass besagte Behandlungsoptionen<br />

den eigentlichen Kern des Werkes bilden,<br />

die Klassifikationen dazu der Schlüssel sind.<br />

Diese Didaktik ist ein messbarer Fortschritt<br />

der lehrbuchmäßigen Präsentation, die dem<br />

unfallchirurgischen Adepten viele Geheimnisse<br />

der Frakturbehandlung offenbart <strong>und</strong><br />

auch <strong>für</strong> den Routinier noch manche Erkenntnisse<br />

bereithält. Hervorgehoben werden<br />

muss, dass alle beteiligten Autoren es<br />

verstanden haben, Text <strong>und</strong> Abbildungen so<br />

zu formatieren, dass ein überzeugend einheitliches<br />

Ganzes entstanden ist. Sowohl<br />

die grafischen Darstellungen als auch das<br />

bildgebende Material sind ausgesucht eindeutig<br />

<strong>und</strong> von bester Qualität. Der Verlag<br />

hat das Seine bestens dazu beigetragen.<br />

Als Alt-Leser kann man sich daran erfreuen,<br />

wie es mit der oft sehnlich vorausgedachten<br />

Frakturchirurgie weitergegangen ist. Es ist<br />

nicht abwegig, in diesem Buch, dem die<br />

Altmeister S. Weller <strong>und</strong> G. Muhr ihre Anerkennung<br />

mit auf den Weg gegeben haben,<br />

schon jetzt einen künftigen Klassiker zu sehen.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Muskelverletzungen im Sport<br />

H.-W. Müller-Wohlfahrt, P. Ueblacker,<br />

L. Hänsel (Hrsg.)<br />

2010.<br />

XX, 410 Seiten, 512 z. T. farbige Abbildungen,<br />

48 Tabellen, geb<strong>und</strong>en.<br />

(D) € 149,95 / (A) € 154,20 / CHF 249,00<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />

ISBN 978-3-13-146751-5<br />

Die etwa 40 % des Körpers stellende Muskulatur<br />

fand lange Zeit – abgesehen von<br />

spezifischen Erkrankungen – nur ein beschränktes<br />

klinisches Interesse, Makroverletzungen<br />

standen hinter den Knochen-<br />

<strong>und</strong> Gelenkverletzungen zurück, Mikroverletzungen<br />

gelangten nicht in die Klinik,<br />

eine feinere Unterscheidung der Verletzungsformen<br />

fand nicht statt, der Muskel<br />

als stoffwechselaktives oder gar als Stoffwechselorgan<br />

wurde kaum wahrgenommen.<br />

Die neuromuskulären Funktionsnetze,<br />

auch ihre biomechanischen Beziehungen,<br />

wurden selten berücksichtigt, ebenso blieben<br />

Histomorphologie <strong>und</strong> -physiologie<br />

vielfach im theoretischen Ansatz stecken.<br />

Die Untersuchungstechnik beschränkte sich<br />

auf mehr oder weniger grobe Standards.<br />

Erkenntnisse aus der Physiotherapie drangen<br />

kaum über deren Anwendungsbereich<br />

hinaus. Im sportmedizinischen Bereich mit<br />

seinen vielfältigen Erkrankungs- <strong>und</strong> Verletzungsmöglichkeiten<br />

verblieben die Profisportler<br />

in der spezialisierten Behandlung<br />

ihrer Vereinsärzte; die Amateursportler<br />

nahmen bei leichten Verletzungen ärztliche<br />

Hilfe gar nicht oder erst verspätet an. Nun<br />

legen die Herausgeber <strong>und</strong> weitere 17 Autoren<br />

aus verschiedenen Forschungs-, Klinik-<br />

<strong>und</strong> Rehabilitationsinstitutionen ein<br />

Gesamtwerk vor, das eine beeindruckende<br />

Fülle von Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praktiken im weitesten<br />

Sinne aufdeckt: Dabei sind die „Muskelverletzungen<br />

im Sport“, dem Buchtitel<br />

gemäß, offensichtlich nur die Schrittmacher,<br />

tatsächlich lassen sich die angesprochenen<br />

klinisch-praktischen Probleme umstandslos<br />

in die allgemeine Patientenversorgung<br />

übertragen, seien es nun die meist<br />

weniger eindeutig hervortretenden krank-<br />

heitsmäßig entstandenen Erscheinungen<br />

<strong>und</strong> Beschwerden, seien es die Folgen äußerlich<br />

unblutiger Beschädigungen. Wer<br />

hinter dem anspruchslos schlichten Titel<br />

nur eine Arbeitsanweisung <strong>für</strong> einen umschriebenen<br />

sektoriellen Bereich vermutet,<br />

wird schon in den Eingangskapiteln eines<br />

Besseren belehrt: Funktionelle Anatomie,<br />

physiologische Gr<strong>und</strong>lagen sowie Molekular-<br />

<strong>und</strong> Zellbiologie erfahren eine höchst<br />

interessante Darstellung des komplexen<br />

Substrats, ohne dessen Kenntnis die Muskelverletzungen<br />

jeglicher Art gar nicht einzuschätzen<br />

sind. Ultraschall- <strong>und</strong> MRT-Diagnostik,<br />

die durch zahlreiche, sehr instruktive<br />

Illustrationen mit exakten Legenden<br />

repräsentiert werden, ergänzen jenen Teil<br />

<strong>und</strong> leiten bereits zu den klinischen Kapiteln<br />

über. Neben anderen Aspekten werden<br />

dem Schmerzkomplex, der konservativen<br />

<strong>und</strong> der operativen Therapie sowie den<br />

physikalischen <strong>und</strong> physiotherapeutischen<br />

Maßnahmen eigene, ausgewogene, auch<br />

hier durch überzeugende Bilddarstellungen<br />

begleitete Kapitel gewidmet. Außerdem<br />

wird erstmalig eine systematische Klassifikation<br />

der Muskelverletzungen angeboten,<br />

die auch zu einer breiteren Diskussion um<br />

die Muskelverletzungen anregen soll. In die<br />

Klassifikation fließen viel mehr „Parameter“<br />

ein als etwa in die Frakturklassifikation,<br />

bedingt durch die zahllosen funktionellen<br />

Umstände der einzelnen Sportarten, aber<br />

auch durch die äußeren Bedingungen, z. B.<br />

Bodenbeschaffenheiten, Gewichte u. v. a. m.<br />

Den Autoren ist es fraglos gelungen, ein <strong>für</strong><br />

große Bevölkerungsteile wichtiges Behandlungsgebiet<br />

Aufmerksamkeit erheischend<br />

<strong>und</strong> als solches interessant darzustellen.<br />

Diktion <strong>und</strong> Präsentation sind, vom Verlag<br />

in bekannter Qualität bestens unterstützt,<br />

stimmig! Das von den Herausgebern nicht<br />

zu Unrecht beklagte bisherige Schattendasein<br />

der Muskelverletzungen (nicht nur im<br />

Sport) kann auf dieser Gr<strong>und</strong>lage beendet<br />

werden!<br />

J. Probst, Murnau<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Der MR-Trainer<br />

Wirbelsäule<br />

M. Breitenseher (Hrsg.)<br />

<strong>2011</strong>.<br />

X, 278 Seiten, 1.485 Abbildungen, 24 Tabellen,<br />

geb<strong>und</strong>en.<br />

(D) € 109,95 / (A) € 113,10 / CHF 183,00<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />

ISBN 978-3-13-147591-6<br />

Die in den letzten zwei Jahrzehnten zum<br />

Standard aufgewachsenen bildgebenden<br />

Verfahren, insbesondere CT <strong>und</strong> noch mehr<br />

MRT, haben ähnlich wie die Einführung der<br />

Röntgenstrahlen in die Diagnostik vor 115<br />

Jahren einen Quantensprung der Wirbelsäulendiagnostik<br />

bewirkt, indem nicht nur<br />

die dritte anatomische Dimension, sondern<br />

auch Bandsysteme, Bandscheiben,<br />

Rückenmark, Spinalraum, Nervenwurzeln<br />

<strong>und</strong> -austritte sowie Gefäße <strong>und</strong> Stoffwechselvorgänge<br />

eigenständig-positiv sichtbar<br />

gemacht werden können. Chirurgische<br />

Krankheiten <strong>und</strong> vor allem alle Arten von<br />

Wirbelsäulenverletzungen haben dadurch<br />

neue Bewertungen erfahren, ihre Therapie<br />

im akuten Notfall wie in der Wiederherstellung<br />

gewann eigene Möglichkeiten, nicht<br />

zuletzt konnte mit ihrer Hilfe die Makrochirurgie<br />

<strong>für</strong> zahlreiche Indikationen in die<br />

mikrochirurgisch-invasive Chirurgie übergeführt<br />

werden. Mehr noch als in der klassischen<br />

Röntgendiagnostik muss sich der<br />

sich auf das MRT stützende Operateur mit<br />

den physikalischen Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Bedingungen <strong>und</strong> ihrer Anwendung auf das<br />

chirurgische Substrat auseinandersetzen.<br />

Herausgeber <strong>und</strong> fünf Mitautoren haben<br />

sich zum Ziel gesetzt „die exakte Beschreibung<br />

<strong>und</strong> Differenzierung der MR-Zeichen<br />

zu einer Diagnose“ zusammenzuführen.<br />

Das geschieht jedoch nicht etwa in bloßer<br />

Abbildung <strong>und</strong> schriftlicher Hinzufügung<br />

der Diagnose, sondern wird begleitet von<br />

ausgesucht klaren <strong>und</strong> didaktisch exakten<br />

Grafiken. Damit soll eine „Effizienz der<br />

Wissensvermittlung“ erreicht werden, die<br />

wegen der Eigentümlichkeiten der MRT-<br />

Bildentstehung in der operativen Verwendung<br />

der Bildsequenzen ihre besondere<br />

Bedeutung hat. Diese kommt nicht zuletzt<br />

im Buchtitel „MR-Trainer“ mit Betonung<br />

des zweiten Titelwortes zum Ausdruck. Die<br />

Einteilung des Gesamtwerkes folgt zwar<br />

herkömmlichen Gepflogenheiten <strong>und</strong> behandelt<br />

nacheinander Varianten, Missbildungen<br />

<strong>und</strong> Achsenfehler, Degenerationen,<br />

Entzündungen, Tumoren, Traumen, das Sakroiliakalgelenk,<br />

intraspinale Läsionen <strong>und</strong><br />

schließt mit einer Kasuistik, es stellt aber<br />

doch ein einheitliches Ganzes dar <strong>und</strong> man<br />

kann dem Benutzer nur dazu raten, es als<br />

solches wahrzunehmen; denn zum einen<br />

überschneiden sich die Ätiologien, z. B. Degeneration<br />

<strong>und</strong> Trauma, zum anderen hat<br />

die Perspektive der jeweiligen bildgebenden<br />

Zeichen Bedeutung <strong>für</strong> alle pathologischen<br />

Vorgänge, die in der bildlichen Darstellung<br />

nur mittelbar anatomisch, tatsächlich biologisch-physikalisch<br />

zu verstehen sind. Das<br />

reichhaltige MRT-Bildmaterial wird schon<br />

ungeachtet seiner sehr hohen Abbildungsqualität<br />

<strong>für</strong> den operativen Anwender zum<br />

informativen Erlebnis durch die schematischen<br />

<strong>und</strong> halbschematischen, meist<br />

schwarz-rot-weiß gezeichneten Grafiken<br />

sowie die je nach Bedarf ausführlicheren<br />

oder knapperen Texte <strong>und</strong> die Abbildungslegenden.<br />

Aufmerksames Studium aller<br />

Komponenten wird den Operateur die im<br />

Mittelpunkt stehenden MRT-Bilder mit den<br />

Augen des Radiologen sehen lassen. Bei<br />

alledem steht die klinische Praxis der MR-<br />

Diagnostik im Vordergr<strong>und</strong>. Auch der Verlag<br />

hat zu diesem „interdisziplinären“ Werk das<br />

Seine hervorragend beigetragen.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Frakturklassifikationen<br />

Sammy A. Baierlein<br />

Unter Mitarbeit von G. Finkenzeller, D. A. Rikli,<br />

F. Schmidt, J. Skarvan, T. Slongo, A. Wistop<br />

<strong>2011</strong>.<br />

XIII, 226 Seiten, 1.213 Abbildungen,<br />

120 Tabellen, geb<strong>und</strong>en.<br />

(D) € 69,95 / (A) € 72,00 / CHF 107,50<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />

ISBN 978-3-13-153231-2<br />

Knochenbruchformen wurden seit langem<br />

schon klassifiziert, um das Typische oder<br />

Besondere kenntlich zu machen. Zuerst waren<br />

es die teilweise noch heute gebräuchlichen<br />

Eigennamen, mehr bedurfte es in der<br />

Vor-Röntgenaera nicht. Mit Einführung der<br />

Röntgendiagnostik <strong>und</strong> der ihr folgenden<br />

differenzierteren Behandlung wuchs das<br />

Bedürfnis, <strong>für</strong> letztere Regeln zu entwickeln.<br />

In dieser Zeit entstanden zahlreiche<br />

Frakturklassifikationen, die teils am anatomischen<br />

Bef<strong>und</strong>, teils auch an besonderen<br />

klinischen Merkmalen ausgerichtet waren.<br />

Die Prinzipien der Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong><br />

Osteosynthesefragen (AO) stellten Klassifikationen<br />

unter anatomischen <strong>und</strong> ins einzelne<br />

gehenden Weichteilbeschreibungen<br />

sowie Verlaufs- <strong>und</strong> Ergebnisgesichtspunkten<br />

auf. Diesen Entwicklungsphasen folgten<br />

schließlich die noch weitergehenden Differenzierungsmöglichkeiten<br />

von CT <strong>und</strong><br />

NMR, die auch die Gelenkverbindungen<br />

einbeziehen konnten. Waren am Anfang die<br />

Dokumentation <strong>und</strong> die auf ihr aufbauende<br />

Kasuistik die Hauptzwecke der Klassifikation,<br />

schoben sich insbesondere nach Beginn<br />

der operativen Aera die Indikation, die Therapiewahl<br />

<strong>und</strong> die vorhersehbare Wiederherstellung<br />

von Form <strong>und</strong> Funktion in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>. Diese von der AO früh entwickelte<br />

Vision hatte eine differenzierte Klassifikation<br />

auch aus dem Gr<strong>und</strong> zur Voraussetzung,<br />

gleichartige Frakturen untereinander<br />

vergleichen <strong>und</strong> daraus Schlüsse <strong>für</strong> die<br />

Verbesserung der operativen Verfahren vs.<br />

Vermeidung von Fehlern <strong>und</strong> Fehlheilungen<br />

ziehen zu können. Waren die Ursprünge der<br />

Frakturoperationen fast rein handwerklich<br />

geprägt, ermöglichte die Frakturklassifikation<br />

die Berücksichtigung der gesamten Kom-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 141<br />

Rezensionene


Rezensionen<br />

142<br />

plexität der über den Knochen hinausreichenden<br />

Verletzungen. So erst ist die beeindruckende<br />

Vielzahl der Frakturformen, die<br />

in diesem Buch vorgestellt wird, verständlich.<br />

Der in die Unfallchirurgie eintretende<br />

Arzt muss dies von Anfang an wahrnehmen,<br />

um die ins Auge springende, radiologisch<br />

dargestellte anatomische Verletzung<br />

nicht bereits als die Essenz der Verletzung<br />

misszuverstehen. Es ist ein großer Vorteil<br />

des handlichen Buches, sämtliche Regionen<br />

in exzellenten schematischen Zeichnungen,<br />

von nur knappen verbalen Beschreibungen<br />

begleitet, vorzustellen, so dass schon aus<br />

jeder einzelnen Zeichnung das Wesentliche<br />

erkannt werden kann. Ein kurzes Kapitel ist<br />

den Luxationen gewidmet. Dem Ganzen<br />

vorangestellt ist eine allgemeine, auf alle<br />

Regionen anwendbare Typisierung der Frakturen.<br />

Der Anfänger muss die Prinzipien der<br />

Frakturklassifikation lernen, im aktuellen<br />

Fall kann er sich aber auch rasch orientierende<br />

Auskunft holen. Dazu ist dieses ein<br />

gutes <strong>und</strong> vor allem hilfreiches Werk!<br />

J. Probst, Murnau<br />

Behandlungsfehler <strong>und</strong> Haftpflicht in<br />

der Viszeralchirurgie<br />

J. Bauch, H.-P. Bruch, J. Heberer, J. Jähne (Hrsg.)<br />

1 st Edition, 2010.<br />

XX, 383 Seiten, 50 Abbildungen, Hardcover<br />

(D) € 79,95 / (A) € 82,19 / CHF 107,50<br />

Springer Medizin Verlag, Heidelberg<br />

ISBN 978-3-642-05371-9<br />

Seit drei Jahrzehnten haben sich Arztrechtprobleme<br />

zum täglichen Begleiter in Praxis<br />

<strong>und</strong> Klinik ausgewachsen. Nicht die Ausweitung<br />

von Diagnostik <strong>und</strong> Therapie war<br />

Taktgeber der von mangelnden Einsichten<br />

auf beiden Seiten – Patient <strong>und</strong> Arzt – bestimmten<br />

galoppierenden Entwicklung,<br />

sondern ein Bewusstseinswandel der Klientel<br />

<strong>und</strong> einhergehend damit eine spezifische<br />

Evolution der Rechtsprechung. Die<br />

Beschäftigung mit medizinischen Rechtsfragen,<br />

früher eine eher als abseitig gesehene<br />

Tätigkeit Weniger, hat diese mit der<br />

Zeit nicht nur zum festen Bestandteil der<br />

Erfüllung des individuellen ärztlichen Auftrages<br />

werden lassen, sondern auf ärztlicher<br />

Seite auch das Verständnis <strong>für</strong> die<br />

Zusammenhänge von Ursache = Tat <strong>und</strong><br />

Wirkung gefördert. Erst im letzten Dezennium<br />

ist daraus die Erkenntnis der Bedeutung<br />

der Fehlererkennung <strong>und</strong> der Fehlervermeidung<br />

erwachsen. Dabei ist der Fehlerbegriff<br />

nicht nur an sich ambivalent, er ist auch<br />

janusköpfig, indem Patienten dazu neigen,<br />

Krankheitserscheinungen <strong>und</strong> -verläufe,<br />

die nicht ihren Erwartungen entsprechen,<br />

pauschal/kausal ärztlichem Tun (oder Unterlassen)<br />

zuzurechnen; im ärztlichen Verständnis<br />

überschneiden <strong>und</strong> unterscheiden<br />

sich dagegen Fehler <strong>und</strong> Fehlverläufe; juristisch<br />

werden Fehler nicht nur graduell <strong>und</strong><br />

kausal, sondern auch nach ihrer Relevanz<br />

unterschieden. Die Überlagerung durch<br />

den juristischen Körperverletzungsbegriff/tatbestand<br />

macht den Umgang mit der Sache<br />

nicht leichter. Da ist es hilfreich, dass in<br />

einem übersichtlichen, neben den Herausgebern,<br />

darunter ein Jurist des Arztrechts,<br />

von 42 weiteren chirurgischen Autoren in<br />

bemerkenswert abgeglichener Diktion in 22<br />

lokal oder funktionell umschriebenen Kapiteln<br />

alle viszeralchirurgischen Sachverhalte<br />

in abgeschlossenen, gleichwohl einheitlich<br />

aufgebauten Kapiteln „gesamtklinisch“<br />

bearbeitet, anerkannte Erkenntnisse, diagnostische<br />

<strong>und</strong> therapeutische Verfahren,<br />

Indikationen, die organbezogenen Krankheiten,<br />

Nachbehandlung <strong>und</strong> die jeweils erforderliche<br />

Aufklärung dargestellt werden.<br />

Die Ausrichtung auf die Viszeralchirurgie<br />

betrifft nicht nur Krankheitszustände, sondern<br />

in den einschlägigen Kapiteln auch<br />

Verletzungen <strong>und</strong> deren Folgen; Leber <strong>und</strong><br />

Milz sind in besonderem Maße betroffen<br />

<strong>und</strong> daher auch von speziellem unfallchirurgischen<br />

Interesse. Ein eigenes, organübergreifendes<br />

Kapitel „Abdominaltrauma“<br />

aus gemeinsamer unfall-, viszeral- <strong>und</strong><br />

kinderchirurgischer Feder (!) beleuchtet<br />

sehr überzeugend die Bedeutung der akuten,<br />

der verzögert festgestellten <strong>und</strong> der<br />

übersehenen Verletzungen einschließlich<br />

der profusen Blutungen aus Oberbauch,<br />

Retroperitoneum, Becken im Rahmen einer<br />

Mehrfachverletzung bzw. eines Polytraumas.<br />

Hier wird auch kurz die Zwerchfellruptur<br />

erwähnt, die im übrigen Katalog des<br />

Werkes unberücksichtigt geblieben ist, obwohl<br />

sie viszeralchirurgische Konsequenzen<br />

hat. Diesen speziellen Kapiteln ist ein umfassender<br />

Allgemeiner Teil vorangestellt,<br />

der in komprimierter Fassung darbietet,<br />

was jeder Chirurg über seine Einordnung<br />

in unsere Rechtsordnung <strong>und</strong> ihr System<br />

wissen muss, um sich dessen stets bewusst<br />

zu sein. Im Mittelpunkt dieses Teils stehen<br />

indessen die Verhaltensregeln sowohl zur<br />

Fehlervermeidung als auch nach Eintritt<br />

eines Behandlungsfehlers oder einer Komplikation<br />

jedweden Ursprungs. Durch das<br />

Gesamtwerk zieht sich wie ein Roter Faden<br />

das verdienstvolle Bemühen, Fehler <strong>und</strong><br />

Fallen kenntlich zu machen, aus deren Gesamtschau<br />

heraus die Aufmerksamkeit auf<br />

die stets lauernden Gefahren zu lenken <strong>und</strong><br />

dadurch nicht gewollte Zwischenfälle aktiv<br />

zu vermeiden. Die Lektüre ist nicht nur erhellend-belehrend,<br />

sondern verspricht vielseitigen<br />

Gewinn.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Kurzlehrbuch Chirurgie<br />

V. Schumpelick, N. Bleese, U. Mommsen<br />

8., vollständig überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte<br />

Auflage 2010.<br />

XX, 936 Seiten, 1.991 meist farbigen Abbildungen,<br />

187 Tabellen,<br />

Einband: KT.<br />

(D) € 49,95 / (A) € 51,40 / CHF 82,90<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart New York<br />

ISBN 978-3-13-127128-0<br />

Diese nun 25 Jahre alte „Chirurgie" erscheint<br />

unter dem Titel „Kurzlehrbuch“. Es<br />

umfasst fast tausend Seiten - doch ein Blick<br />

in das textreiche Werk belehrt sogleich,<br />

dass eine ungeheure Stofffülle aus der<br />

gesamten Chirurgie einschl. Neurochirurgie<br />

in kurzen, treffenden, aussagefähigen<br />

Kapiteln zusammengetragen <strong>und</strong> mittels<br />

klaren, auf das Lernwichtige beschränkten,<br />

teils anatomischen, teils schematischen<br />

Zeichnungen, ergänzt durch anatomischchirurgische<br />

Situs, zu einem einprägsamen<br />

Lehrangebot zusammengefasst worden<br />

ist. Es dokumentiert auch die in den letzten<br />

drei Jahrzehnten stark angewachsene<br />

Dimension des Faches, das nicht nur ein<br />

ausgedehntes therapeutisches Spektrum<br />

bietet, sondern auch ein fast unübersehbares<br />

Prüfungsfach ist. Für letzteres den<br />

Studierenden den Lernstoff entsprechend<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


deren Bedürfnissen darzustellen, ist sowohl<br />

durch die Auswahl als auch durch die straffe<br />

Textgestaltung, die Textmarkierungen,<br />

die Abbildungen <strong>und</strong> „Textkästen“ sowie<br />

rein didaktisch hervorragend ausgearbeitet<br />

worden. Die klinischen Bilddarstellungen<br />

sind so ausgesucht worden, dass nur das<br />

Krankheitstypische ins Auge fällt, aber gerade<br />

deswegen erinnerungsfähig ist. Einige<br />

der Röntgenaufnahmen im traumatologischen<br />

Teil sind drucktechnisch leider<br />

nicht befriedigend <strong>und</strong> dadurch <strong>für</strong> den<br />

Lernenden nicht aussagefähig. Die Kapitel<br />

haben jeweils Umfänge, die noch einen<br />

einheitlichen Lernprozess ermöglichen.<br />

Das Angebotsniveau ist hoch, sodass dieses<br />

Buch auch noch dem sich Weiterbildenden<br />

dienlich sein kann <strong>und</strong> sich vorzüglich als<br />

Repetitorium eignet. Die in früheren Zeiten<br />

einem chirurgischen Lehrbuch vorangestellte<br />

„Allgemeine Chirurgie“ ist hier in die<br />

einzelnen Kapitel eingearbeitet, was nicht<br />

als nachteilig empf<strong>und</strong>en werden kann <strong>und</strong><br />

der Praxis des Faches durchaus nicht abträglich<br />

ist. Der traumatologische Teil wird<br />

durch einen allgemeinen Teil eingeleitet,<br />

dem sich die organbezogenen Kapitel des<br />

Stütz- <strong>und</strong> Bewegungssystems sowie der<br />

Tumoren anschließen. Für die spätere Weiterbildung<br />

in der speziellen Unfallchirurgie<br />

reichen diese Abschnitte jedoch nicht<br />

aus. Die Handchirurgie ist der Plastischen<br />

<strong>und</strong> Verbrennungschirurgie zugeordnet;<br />

das entspricht mancherorts gegebenen<br />

Klinikstrukturen, sollte aber wegen der Bedeutung<br />

der allgemeinen Handchirurgie in<br />

den meisten Kliniken <strong>und</strong> Praxen lieber im<br />

Zusammenhang des vorherigen Kapitels<br />

behandelt werden. Im gesamten Buch sind<br />

viele historische Namen, die Typisches verkörpern,<br />

genannt; dem Anhang sollte eine<br />

zusammenfassende Auflistung mit kurzen<br />

Erklärungen hinzugefügt werden, es würde<br />

das Werk heben <strong>und</strong> den geschichtlichen<br />

Zusammenhang der Chirurgie als eines ihrer<br />

Wesensmerkmale deutlich machen. Die<br />

Akzeptanz des Werkes ist längst bewiesen,<br />

diese gr<strong>und</strong>legend neu bearbeitete Auflage<br />

wird sie neuerlich bestätigen.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Checkliste Orthopädie<br />

A. B. Imhoff, R. D. Linke, R. Baumgartner (Hrsg.)<br />

2. komplett überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte<br />

Auflage 2010.<br />

XVI, 661 Seiten, 521 Abbildungen, 82, Tabellen,<br />

Einband: KST.<br />

(D) € 49,95 / (A) € 51,40 / CHF 82,90<br />

Georg Thieme Verlag, Stuttgart<br />

ISBN 978-3-13-142282-8<br />

In der Reihe der Checklisten vertritt dieses<br />

seit 2006 nun zum zweiten Mal aufgelegte<br />

Buch die allgemeine Orthopädie <strong>und</strong> den<br />

Teil spezielle Orthopädie des gemeinsamen<br />

Faches Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie.<br />

Dass sich dennoch Überschneidungen zwischen<br />

beiden Richtungen ergeben, ist kein<br />

Nachteil; denn in der täglichen Praxis, <strong>für</strong><br />

die dieses Taschenbuch geschrieben ist,<br />

bleiben fließende Grenzen. Das Schwergewicht<br />

dieses Buches liegt zunächst auf<br />

einer bemerkenswert breiten Darstellung<br />

der Untersuchungstechniken, die in der<br />

klassischen Orthopädie wegen der Vielgestaltig-<br />

<strong>und</strong> Vieldeutigkeit zahlreicher<br />

Krankheitsbilder nach wie vor eine wichtige<br />

Stellung einnehmen. Den weitaus größten<br />

Teil füllen die orthopädischen Krankheiten<br />

der Regionen. Eigene Kapitel sind der pädiatrischen<br />

Orthopädie <strong>und</strong> den „chronischen<br />

Sportverletzungen“ gewidmet. Ein Musterbeispiel<br />

komprimierter <strong>und</strong> dennoch<br />

umfassender <strong>und</strong> lehrreicher Darstellung<br />

komplexer klinisch-technischer Verhältnisse<br />

<strong>und</strong> deren Therapie liefert das Kapitel<br />

„Amputation“ <strong>und</strong> Prothesenversorgung“,<br />

das wegen seiner hohen Zahl krankheitsbezogener<br />

Indikationen Interesse weit über<br />

die Orthopädie hinaus erheischt. Für den<br />

Unfallchirurgen bietet diese Checkliste eine<br />

sehr nützliche Ergänzung seines speziellen<br />

Thesaurus.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Faktor Mensch in der<br />

Arbeitssicherheit – BBS<br />

C. Bördlein<br />

2009.<br />

412 Seiten, kartoniert<br />

39,80 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-11604-1<br />

Gegenstand dieses Buches ist die verhaltensorientierte<br />

Arbeitssicherheit oder behavior<br />

based safety (BBS) als Methode der<br />

Unfallverhütung. Sie ist ein Teil der Verhaltensanalyse,<br />

die sich mit dem funktionalen<br />

Zusammenhang von Verhalten <strong>und</strong> den Ereignissen<br />

in der Umwelt – somit auch der<br />

Arbeitswelt – eines Individuums befasst.<br />

Der Verfasser, Psychologe, führt den Leser<br />

mit sehr anschaulich dargestellten Definitionen<br />

<strong>und</strong> zahlreichen praktischen Anleitungen<br />

<strong>und</strong> Beispielen in die Methodik<br />

ein. Ziel ist nicht eigentlich die praktische<br />

Durchführung der Unfallverhütung, sondern<br />

sind die Annahme, das Training <strong>und</strong><br />

die dauerhafte Anwendung des Verhaltens<br />

vor der praktizierten Maßnahme, die sich<br />

solchermaßen als das erwünschte Ergebnis<br />

darstellt. Über die Arbeitssicherheit hinaus<br />

stellt die Schrift interessante Gesichtspunkte<br />

<strong>für</strong> die Unfallforschung zur Verfügung.<br />

J. Probst, Murnau<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 143<br />

Rezensionene


Rezensionen<br />

144<br />

Die Berufskrankheitenverordnung (BKV)<br />

Ergänzbare Sammlung der Vorschriften,<br />

Merkblätter <strong>und</strong> Materialien<br />

Handkommentar aus rechtlicher <strong>und</strong><br />

medizinischer Sicht<br />

<strong>für</strong> Ärzte, Versicherungsträger <strong>und</strong><br />

Sozialgerichte<br />

G. Mehrtens, St. Brandenburg<br />

2008 – 2010. Loseblatt-Kommentar,<br />

Lieferungen 1/08 - 2/10,<br />

Gr<strong>und</strong>werk 1.440 Seiten in 1 Ordner,<br />

68,00 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-01497-2<br />

Diese Sammlung folgt als Neuauflage der<br />

von 1977. Sie enthält sowohl die Texte der<br />

Berufskrankheitenverordnung (BKV) als<br />

auch die Anlage Liste der Berufskrankheiten<br />

in jeweils aktualisierter Form. Der weitaus<br />

größere Teil des Werkes besteht aus dem<br />

Kommentar, der auch <strong>für</strong> die ärztlichen<br />

Benutzer von großem Interesse ist, indem<br />

hier medizinisches Lehrbuchwissen <strong>und</strong> der<br />

in Merkblättern zu jeder einzelnen BK niedergelegte<br />

„amtliche Sachstand“ sowie die<br />

Rechtsprechung miteinander abgehandelt<br />

werden. Keine geringe Rolle spielen dabei<br />

verbindliche Begriffsbestimmungen, die bei<br />

der ärztlichen Begutachtung/Beurteilung<br />

nicht unbeachtet bleiben dürfen bzw. deren<br />

Interpretation nicht freigestellt ist. Das<br />

Gr<strong>und</strong>werk enthält teilweise noch ältere<br />

Ergänzungslieferungen, soweit diese noch<br />

fortgeltende Inhalte vermitteln. In den neuen<br />

Ergänzungslieferungen erfahren neben<br />

anderen BKen einige sog. chirurgische BKen<br />

eine Neubearbeitung: 2103 Erkrankungen<br />

durch Druckluftwerkzeuge, 2112 Gonarthrose.<br />

In Lfg. 1/09 ist die sehr interessante<br />

Empfehlung des Ärztlichen Sachverständigenbeirats<br />

„Berufskrankheiten“ beim BMAS<br />

zu einer neuen BK „Carpaltunnel-Syndrom“<br />

zu lesen. Selbstverständlich wurden sowohl<br />

das Inhalts- als auch das Sachverzeichnis<br />

ständig aktualisiert, sodass das stark ausgeweitete<br />

literarische Werk übersichtlich <strong>und</strong><br />

in hohem Maße auskunftsfreudig bleibt.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Sicherheitsvorschriften <strong>für</strong><br />

Medizinprodukte (SMP)<br />

Kommentar zum MPG <strong>und</strong> zur MPBetreibV mit<br />

weiteren Vorschriften, Texten <strong>und</strong> Arbeitshilfen<br />

Begründet von M. Nöthlichs †,<br />

bearbeitet von J. Berger, E. Jung, J. Günther,<br />

ab Lfg. 28: U. Kage<br />

<strong>2011</strong>. Loseblatt-Kommentar<br />

einschl.25. – 29. Ergänzungslieferungen<br />

(6/2008 – 2/<strong>2011</strong>),<br />

1.622 Seiten in 1 Ordner, DIN A 5<br />

76,00 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-03681-3<br />

Die Lieferungen enthalten die seit 2008 ergangenen<br />

Änderungen, Ergänzungen zum<br />

MPG <strong>und</strong> zur MPBetreibV; insoweit hat<br />

sich der Titel etwas verändert. Die Herausgeber<br />

haben gewechselt, Anlage, Aufbau<br />

<strong>und</strong> Vielfalt der Informationen sind bei der<br />

bewährten herkömmlichen Diktion geblieben.<br />

Der ergänzte Titel verrät nicht die<br />

Breite der erfassten Literatur, insoweit auch<br />

das Europarecht fortlaufend Berücksichtigung<br />

findet. Für die neuen Lieferungen<br />

ist insbesondere auf das Elektro- <strong>und</strong> Elektronikgesetz,<br />

das auch die Entsorgung der<br />

Geräte regelt, hingewiesen, wobei auch die<br />

Nichtmedizingeräte, die im medizinischen<br />

Bereich Verwendung finden, beachtet werden<br />

müssen. Erwähnung findet u. a. die<br />

Tätigkeit <strong>und</strong> die gesetzliche Stellung des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Instituts <strong>für</strong> Medizinische Dokumentation<br />

<strong>und</strong> Information DIMDI. Ein<br />

Titel betrifft die Richtlinie der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

zur Qualitätssicherung laboratoriums-medizinischer<br />

Untersuchungen. Nicht<br />

ohne Interesse dürfte die Richtlinie 90/385/<br />

EWG des Rates zur Angleichung der Rechtsvorschriften<br />

der Mitgliedstaaten über aktive<br />

implantierbare medizinische Geräte<br />

sein (Siehe auch MuN 47/2003, 48/2003,<br />

52/2005, 56/2007).<br />

J. Probst, Murnau<br />

Krankentransport <strong>und</strong> Rettungsdienst<br />

Ergänzbares Handbuch der Rechtsvorschriften,<br />

Gebührenregelungen, Rechtsprechung <strong>und</strong><br />

organisatorischen Bestimmungen<br />

W. Gerdelmann, H. Korbmann, St. E. Kutter<br />

<strong>2011</strong>. Loseblattwerk, 5.706 Seiten in 3 Ordnern<br />

148,00 €<br />

ca. 5 Ergänzungslieferungen pro Jahr<br />

Ergänzungslieferung je nach Umfang<br />

ca. 35,00 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-01549-8 (Gr<strong>und</strong>werk)<br />

Zur voraufgegangenen Besprechung in<br />

MuN 57/2008 lagen das Gr<strong>und</strong>werk (3 Ordner)<br />

<strong>und</strong> die ergänzenden Lieferungen bis<br />

Dezember 2007 vor. Seither sind jährlich<br />

sechs bis sieben weitere, insgesamt 20 Lieferungen<br />

erschienen, zuletzt Lfg. 1/11 <strong>für</strong><br />

März <strong>2011</strong>. Kranken-/Verletztentransport<br />

<strong>und</strong> Rettungsdienste sind in Deutschland<br />

überwiegend auf Ebene der Länder, teilweise<br />

in kommunaler Zuständigkeit geregelt.<br />

Daraus resultiert insbesondere im Entgeltbereich<br />

eine Vielfalt von Gesetzen, Verordnungen,<br />

Erlassen, behördlichen Anordnungen.<br />

Der Großteil der Lieferungen enthält<br />

infolgedessen regionale bzw. örtliche<br />

Entgeltregelungen, in die auch überörtliche<br />

(z. B. bei Inanspruchnahme von Leistungen<br />

der B<strong>und</strong>eswehr) einfließen. Erscheint das<br />

Gesamtbild der Rettungsdienste unübersichtlich,<br />

so vermittelt dieses Werk jedoch<br />

die <strong>für</strong> jede Örtlichkeit verbindliche Regelung,<br />

in Einzelfällen auch solche <strong>für</strong> b<strong>und</strong>esgrenzenüberschreitende<br />

Leistungen.<br />

Darüber hinaus werden das Krankentransport-<br />

<strong>und</strong> Rettungswesen berührende<br />

Rechtsfragen bzw. die dazu erlassenen Gesetze,<br />

z. B. das Rettungsassistentengesetz,<br />

referiert oder im Wortlaut abgedruckt.<br />

Selbstverständlich berührt werden auch<br />

die Zuständigkeitsränder, nämlich Feuerwehreinsatz<br />

<strong>und</strong> Katastrophenschutz. Aus<br />

der Vielzahl der Themen seien hier beispielhaft<br />

genannt Normung von Fahrzeugen<br />

des Rettungsdienstes, Pandemieplanung,<br />

Landesrettungsdienstpläne, Hubschraubertransport<br />

aus religiösen Gründen, Kostenübernahme<br />

bei Ablehnung der Mitfahrt ins<br />

Krankenhaus, Untersagung des Kranken-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


transports <strong>und</strong> der Tätigkeiten im Bereich<br />

der Notfallrettung, Einweisung Schwerbrandverletzter<br />

in geeignete Krankenhäuser.<br />

Die rasche Folge der Lieferungen sichert<br />

die Aktualität des Werkes.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Bio- <strong>und</strong> Gentechnik (BGt)<br />

Kommentar zur Biostoffverordnung <strong>und</strong><br />

zum Gentechnikgesetz<br />

Begründet von M. Nöthlichs †,<br />

bearbeitet von G. Schubert <strong>und</strong> R. Zeitler<br />

<strong>2011</strong>. Loseblatt-Kommentar einschl. der<br />

22. Lieferung<br />

1.872 Seiten in 1 Ordner, DIN A 5<br />

68,00 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-05093-2<br />

Die vorliegenden sechs Lieferungen 17<br />

bis 22 beinhalten laufend aktualisierte<br />

Gesetzestexte, Vorschriften <strong>und</strong> Regeln,<br />

Durchführungsverordnungen zum Gentechnik-Gesetz<br />

sowie die entsprechenden<br />

EG-Durchführungsverordnungen. In diesem<br />

Rahmen erscheint auch eine Gentechnik-<br />

Notfallverordnung. Inhalt sind auch Biostoffverordnungen,<br />

ebenso die arbeitsmedizinische<br />

Vorsorgeverordnung. Keineswegs<br />

abwegig ist eine Stellungnahme „Löschanlagen<br />

<strong>und</strong> Löschwasserrückhaltung in Laboratorien“<br />

der verschiedenen Sicherheitsstufen.<br />

Die Verflechtungen der Bio- <strong>und</strong><br />

Gentechnik reichen wesentlich weiter <strong>und</strong><br />

vielseitiger, als der im Titel angesprochene<br />

eigentliche Kernbereich zunächst vermuten<br />

lässt. Besonders anzumerken sind das<br />

Merkblatt zur Berufskrankheit 3101 (Tätigkeiten<br />

mit besonderer Infektionsgefahr)<br />

<strong>und</strong> das Infektionsschutzgesetz sowie die<br />

Leitlinien zur Einführung sicherer Instrumente<br />

(TRBA 250) <strong>und</strong> die TRBA/TRGS 406<br />

„Sensibilisierende Stoffe <strong>für</strong> die Atemwege“,<br />

ferner TRBA 250 „Biologische Arbeitsstoffe<br />

im Ges<strong>und</strong>heitswesen …“ (Siehe auch MuN<br />

56/2007, 57/2008).<br />

J. Probst, Murnau<br />

Messung von Gefahrstoffen<br />

– BGIA-Arbeitsmappe –<br />

Expositionsermittlung bei chemischen <strong>und</strong><br />

biologischen Einwirkungen<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeitsschutz der <strong>Deutsche</strong>n<br />

gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(IFA) (Hrsg.)<br />

K. Meffert, H. Blome, D. Reinert, P. Paszkiewicz<br />

2010. Loseblatt-Ausgabe. 39. – 46. Lieferungen<br />

(11/2007 – 12/2010),<br />

2.236 Seiten in 3 Ordnern, DIN A 4<br />

138,00 €<br />

Erich Schmidt Verlag, Berlin<br />

ISBN 978-3-503-02085-0<br />

Die der letzten Lieferung beiliegende Inhaltsübersicht<br />

vermittelt einen beachtlichen<br />

Eindruck der Vielzahl von gewerblichen<br />

Gefahrstoffen, die z. T. unmittelbar<br />

auch Bereiche des Ges<strong>und</strong>heitswesens betreffen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich obliegt dem Arbeitgeber<br />

die Pflicht, mögliche Gefährdungen<br />

im Betrieb zu ermitteln sowie die Einhaltung<br />

von Grenzwerten sicherzustellen.<br />

Gegenstand dieser Reihe sind der Umgang<br />

mit Gefahr- <strong>und</strong> biologischen Stoffen, d. h.<br />

deren Gefährdungsbeurteilung, u. a. die Anwendung<br />

von Messverfahren. Gefahrstoffe<br />

sind nicht nur solche mit gefährlichen Eigenschaften<br />

an sich, etwa entzündliche,<br />

giftige, explosionsgefährliche Stoffe oder<br />

solche, die bei gewerblicher Verarbeitung<br />

vorhanden sind oder entstehen oder freigesetzt<br />

werden können, insbesondere<br />

beispielsweise Gase, sondern auch Stoffe,<br />

die durch Hautkontakt, thermisch oder<br />

narkotisierend wirken, schließlich Arzneimittel,<br />

Kosmetika, Restmüllstoffe etc. In<br />

Lieferung 46 finden sich als medizinisches<br />

Beispiel die „Erläuterungen zum Regelwerk<br />

<strong>für</strong> krebserzeugende, erbgutverändernde<br />

<strong>und</strong> fortpflanzungsgefährdende Stoffe“,<br />

die die Verflechtungen von Technik, Recht,<br />

Medizin u. a. Bereichen allein unter dem<br />

Gesichtspunkt der Arbeitssicherheit (Gefahrerkennung<br />

<strong>und</strong> -verhütung) vielseitig veranschaulichen<br />

(Siehe auch MuN 57/2008).<br />

J. Probst, Murnau<br />

Katastrophenmedizin inkl.<br />

„Checklisten“<br />

Leitfaden <strong>für</strong> die ärztliche Versorgung im<br />

Katastrophenfall<br />

Schutzkommission beim B<strong>und</strong>esministerium<br />

des Innern<br />

Red. J. W. Weidringer, W. Weiss<br />

B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong> Katastrophenhilfe<br />

(Hrsg.)<br />

5., völlig überarbeitete Auflage, München 2010.<br />

Auflage 30.000, 496 Seiten.<br />

Die Inhalte des Leitfadens können über die<br />

Homepage der Schutzkommission<br />

www.schutzkommission.de in elektronischer<br />

Form abgerufen werden.<br />

Die Druckversion des Leitfadens ist über das<br />

B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> Bevölkerungsschutz <strong>und</strong><br />

Katastrophenhilfe unter www.bbk.b<strong>und</strong>.de/<br />

publikationen oder via www.bbk.b<strong>und</strong>.de<br />

kostenfrei erhältlich.<br />

ISBN 978-3-939347-25-5<br />

Die in Heft 51 der MuN besprochene 3. Auflage<br />

hat eine weitgehende, aktualisierende<br />

Bearbeitung erfahren, die Gr<strong>und</strong>konzeption<br />

ist weiterhin gültig <strong>und</strong> richtet sich unmittelbar<br />

an den Leitsätzen von Soforthilfe, Unaufschiebbarkeit,<br />

individueller Rettung <strong>und</strong><br />

Organisation des weitläufigen Rettungskomplexes<br />

einschließlich der Mehrschadenverhütung<br />

aus. Katastrophenmedizin<br />

ist jedoch nicht nur Handeln im Akutfall,<br />

sondern setzt weitreichende Vorsorge- <strong>und</strong><br />

Bereitstellungsmaßnahmen voraus. Ansprechpartner<br />

des handlichen, im TB-Format<br />

angelegten Bandes sind zuerst alle im<br />

Rettungswesen direkt <strong>und</strong> indirekt Tätigen,<br />

darüber hinaus aber auch die in Rand- <strong>und</strong><br />

Berührungsbereichen organisatorisch oder<br />

materiell Zuständigen. Letztendlich vermittelt<br />

das Buch Katastrophenbewusstsein. Ein<br />

Drittel des Bandes beschreibt die allgemeinen<br />

Aspekte von Ethik über Rechtsfragen,<br />

Sichtung <strong>und</strong> Einsatztaktik bis zur Logistik,<br />

schließlich psychosozialen Anforderungen.<br />

Der spezielle medizinische Teil gliedert<br />

sich nach Schock, Schmerzbehandlung,<br />

Polytrauma, thermischen Verletzungen,<br />

Strahlen- <strong>und</strong> Gefahrstoffunfällen, hinter<br />

biologischen Agenzien verbergen sich Erreger<br />

<strong>und</strong> Toxine, die ebenfalls Großschadenslagen<br />

bewirken können. Im „Management-<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 145<br />

Rezensionene


Rezensionen<br />

146<br />

teil“ findet sich u. a. das Traumanetzwerk<br />

der DGU referiert. Weitere Abschnitte<br />

betreffen hier Krankenhausplanung, pharmazeutische<br />

<strong>und</strong> chemische Notfälle,<br />

rechtsmedizinische Probleme etc. Der fast<br />

100 Seiten umfassende Anhang informiert<br />

über Normen, Formulare, Zuständigkeiten,<br />

Sta tistiken u. v. a. m. Die wiederum vorsorgende<br />

Handreichung verdient aufmerksame<br />

Beachtung.<br />

J. Probst, Murnau<br />

Unfallchirurgie bei Kindern –<br />

Kompendium der Kindertraumatologie<br />

A.-M. Weinberg, D. Schneidmüller<br />

12x19 cm, broschiert<br />

XIV + 281 Seiten<br />

ca. 145 Abb. in 381 Einzeldarstellungen <strong>und</strong><br />

48 Tab.<br />

(D) € 69,95 / (A) € 71,90<br />

<strong>Deutsche</strong>r Ärzteverlag<br />

ISBN 978-3-7691-1228-3<br />

Unter den diversen neuen Kindertraumatologie-Büchern<br />

der letzten Jahre ist das vorliegende<br />

Kompendium das einzige, das <strong>für</strong><br />

die Kitteltasche geeignet ist, <strong>und</strong> füllt schon<br />

alleine dadurch eine Lücke in der Literatur<br />

zur Behandlung verletzter Kinder. Die kindertraumatologisch<br />

versierten Herausgeberinnen<br />

sind bei den meisten Kapiteln auch<br />

als Autorinnen aktiv gewesen <strong>und</strong> haben<br />

nur punktuell <strong>und</strong> bei Spezialthemen externe<br />

Autoren akquiriert.<br />

Der systematischen Abhandlung der<br />

Skelettverletzungen gehen Hinweise zur<br />

Frakturklassifikation (die Beschränkung<br />

auf eine Systematik hätte gereicht), der<br />

Röntgendiagnostik <strong>und</strong> der Knochenbruchheilung<br />

voraus. Zudem werden die<br />

W<strong>und</strong>versorgung, die Verbrennungsbehandlung<br />

(bei Kindern meist Verbrühungsbehandlung,<br />

deshalb besser „thermische<br />

Verletzung“) <strong>und</strong> die Kindesmisshandlung<br />

sehr ausführlich sowie am Schluss die<br />

Antibiotika- <strong>und</strong> Schmerztherapie abgehandelt.<br />

Die Frakturkapitel sind einheitlich <strong>und</strong><br />

übersichtlich aufgebaut <strong>und</strong> erläutern die<br />

Frakturformen, ihre Diagnostik <strong>und</strong> die<br />

konservative oder operative Therapie. Interessant<br />

ist der Aspekt der „verspäteten<br />

Therapieentscheidungen“ (sog. „second<br />

opinion“-Situation). Ggf. erforderliche Korrekturen<br />

r<strong>und</strong>en die Kapitel ab, die mit sehr<br />

guten typischen Bild-Beispielen schließen.<br />

Wichtige Textpassagen sowie die entscheidenden<br />

Aspekte der Osteosynthesen (Implantate,<br />

Lagerung, Zugang, Aufklärung,<br />

Metallentfernung) sind farblich hervorgehoben.<br />

Besonders bei der Darstellung der Extremitätenfrakturen,<br />

der jeweiligen Indikationsstellung<br />

<strong>und</strong> der Wertung <strong>und</strong> Abwägung<br />

der konservativen <strong>und</strong> operativen Versorgungsmöglichkeiten<br />

dokumentiert sich<br />

die große alltägliche praktische Erfahrung<br />

der Autorinnen. Da sind kleine Lapsus verzeihlich<br />

wie das Fehlen eines Bildbeispiels<br />

zur (immer noch) Standardversorgung der<br />

suprakondylären Humerusfraktur (K-Draht-<br />

Osteosynthese), die Kapitelüberschrift „Radiusköpfchenfraktur“<br />

(es sind beim Kind<br />

immer subkapitale Halsfrakturen) oder die<br />

Subsummierung der Eminentia-Ausrisse<br />

<strong>und</strong> Patella-Luxationen unter die Bandverletzungen<br />

des Kniegelenkes.<br />

Der Anspruch, einen schnellen Überblick<br />

über das Verletzungsbild, aber<br />

natürlich auch über die Behandlung zu bekommen,<br />

wird <strong>für</strong> die Frakturen voll erfüllt<br />

<strong>und</strong> macht das Buch zu einem hilfreichen<br />

Begleiter des jungen kinderchirurgischen<br />

oder unfallchirurgisch-orthopädischen<br />

Assistenten, der auch zu differenzierten<br />

Überlegungen wie individuell erweiterten<br />

OP-Indikationen oder seltenen osteosynthetischen<br />

Alternativen kurze, knappe Stellungnahmen<br />

erhält. Abseits der Skeletttraumatologie<br />

wäre weniger manchmal<br />

mehr gewesen <strong>und</strong> hätte dem Kompendium-Gedanken<br />

besser entsprochen. Leider<br />

wurde das handliche Format durch eine so<br />

kleine Schrift erkauft, dass das Lesen anstrengend<br />

ist.<br />

Kindertraumatologie rückt in den letzten<br />

Jahren mehr in den Blickpunkt. Diese<br />

klinische wie publizistische Entwicklung<br />

ist r<strong>und</strong>um erfreulich! Die Reihe umfangreicherer<br />

Lehrbücher wird mit dem Kompendium<br />

von Weinberg / Schneidmüller<br />

sinnvoll ergänzt.<br />

P. P. Schmittenbecher, Karlsruhe<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>


Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />

Mai <strong>2011</strong><br />

27.05. – 28.05.<strong>2011</strong><br />

Stuttgart<br />

27. – 28.05.<strong>2011</strong><br />

Bad Langensalza<br />

Juni <strong>2011</strong><br />

16. – 18.06.<strong>2011</strong><br />

Hamburg<br />

17.06. – 18.06.<strong>2011</strong><br />

Freiburg<br />

17.06. – 19.06.<strong>2011</strong><br />

München<br />

22.06. – 25.06.<strong>2011</strong><br />

Magdeburg<br />

23. – 25.06.<strong>2011</strong><br />

Hannover<br />

29.06. – 01.07.<strong>2011</strong><br />

Homburg<br />

30.6. – 1.07.<strong>2011</strong><br />

Berlin<br />

Juli <strong>2011</strong><br />

2.07.<strong>2011</strong><br />

Dresden<br />

19. – 22.07.<strong>2011</strong><br />

Ulm<br />

20. – 23.07.<strong>2011</strong><br />

Wildbad Kreuth<br />

August <strong>2011</strong><br />

26. – 29.08.<strong>2011</strong><br />

Wien<br />

18. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n Vereinigung<br />

<strong>für</strong> Schulter- <strong>und</strong> Ellenbogenchirurgie<br />

Jahreskongress der Thüringischen<br />

Chirurgischen <strong>Gesellschaft</strong><br />

60. Jahrestagung der Norddeutschen<br />

Orthopäden- <strong>und</strong> Unfallchirurgenvereinigung<br />

e. V.<br />

30. Jahrestagung der Sektion Kindertraumatologie<br />

der DGU<br />

26. Dt. Österr-Schweiz. Kongress <strong>für</strong><br />

Sportorthopädie <strong>und</strong> Sporttraumatologie<br />

43. Meeting of the European<br />

Pancreatic Club (EPC) <strong>2011</strong><br />

14. Jahrskongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> W<strong>und</strong>heilung <strong>und</strong><br />

W<strong>und</strong>behandlung e. V.<br />

http://www.dvse-kongress.de<br />

http://www.conventus.de/tgc<strong>2011</strong><br />

http://www.norddeutsche-orthopaeden.de<br />

http://www.intercongress.de<br />

http://www.gots-kongress.org<br />

http://www.conventus.de/epc<strong>2011</strong><br />

http://kongress.dgfw-ev.de<br />

Becken <strong>und</strong> Hüfte <strong>2011</strong> http://www.becken-huefte-kongress.de<br />

International Symposium on<br />

„Science Based Prevention“<br />

http://www.science-based-prevention.de<br />

20. Unfallchirurgische Tagung Dresden http://www.conventus.de/utd<strong>2011</strong><br />

Biomechanics Summercourse http://ufbweb.medizin.uni-ulm.de/ufb/Lehre/Summercourse/<br />

index.html<br />

3. Tegernseer Schulter- <strong>und</strong><br />

Ellenbogenkurs<br />

13 th World Congress of Ultraso<strong>und</strong> in<br />

Medicine and Biology<br />

http://www.tese-kurs.de<br />

http://www.wfumb<strong>2011</strong>.org<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong> 147<br />

Veranstaltungen


Veranstaltungen<br />

148<br />

Datum | Ort Veranstaltung Informationen<br />

September <strong>2011</strong><br />

6. – 9.09.<strong>2011</strong><br />

Prag<br />

17.09.<br />

Marburg<br />

22.09. – 24.09.<strong>2011</strong><br />

Homburg/Saar<br />

22.09. – 24.09.<strong>2011</strong><br />

Regensburg<br />

22. – 24.09.<strong>2011</strong><br />

Linz<br />

Oktober <strong>2011</strong><br />

06.10. – 08.10.<strong>2011</strong><br />

Bonn<br />

6. – 8.10.<strong>2011</strong><br />

Salzburg<br />

20. – 22.10.<strong>2011</strong><br />

Köln<br />

25.10. – 28.10.<strong>2011</strong><br />

Berlin<br />

November <strong>2011</strong><br />

30.11. – 3.12.<strong>2011</strong><br />

Nürnberg<br />

Dezember <strong>2011</strong><br />

2.12.<strong>2011</strong><br />

Berlin<br />

SICOT XXV Triennial World Congress http://www.sicot.org<br />

Kongress Minimalinvasive<br />

Alterstraumatologie<br />

DSTC-Kurs (Definitive Surgical Trauma<br />

Care)<br />

28. Kongress der Deutschsprachigen<br />

Arbeitsgemeinschaft <strong>für</strong> Arthroskopie<br />

30. Jahrestagung der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Orthopädische Chirurgie <strong>2011</strong> –<br />

Einblicke-Ausblicke<br />

52. Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>für</strong> Handchirurgie<br />

47. Jahrestagung der Österreichischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Unfallchirurgie<br />

10. <strong>Deutsche</strong>r Kongress <strong>für</strong> Versorgungsforschung<br />

<strong>Deutsche</strong>r Kongress <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong><br />

Unfallchirurgie/75. Jahrestagung der<br />

DGU<br />

27. Nürnberger Arthroskopie- <strong>und</strong><br />

Gelenksymposium<br />

Vortrags- <strong>und</strong> Gesprächskultur –<br />

Rhetorik in der Medizin<br />

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/dgu.jsp<br />

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/dgu.jsp<br />

http://www.aga-kongress.info<br />

http://intern.orthopaedics.or.at/kongress<br />

http://www.dgh-kongress.de<br />

http://ogu11.unfallchirurgen.at<br />

http://www.dkvf<strong>2011</strong>.de<br />

http://www.dkou.org<br />

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/andere.jsp<br />

http://www.dgu-online.de/de/allgemeines/termine/dgu.jsp<br />

DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>

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