Mitteilungen und Nachrichten 63/2011 - Deutsche Gesellschaft für ...
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Aus der DGU<br />
50<br />
Inaugurationskurs ATCN in Hamburg<br />
T. Lange, C. G. Wölfl, M. Münzberg, J. Sturm<br />
Im Jahre 1982 wurde ein Kursformat namens<br />
„ATLS forNurses“ in den USA gestartet.<br />
Die Schwestern absolvierten<br />
den größten Teil des ATLS Kurses mit den<br />
Ärzten zusammen. Dieses Kursformat<br />
sollte nicht nur ein verbessertes Outcome<br />
<strong>für</strong> die schwerverletzten Patienten erreichen,<br />
sondern auch das Teamwork <strong>und</strong> das<br />
Verständnis zwischen den verschiedenen<br />
Berufsgruppen verbessern. Im Verlauf der<br />
Jahre wurde das Format äußerst erfolgreich<br />
<strong>und</strong> wurde mehrmals unter anderer<br />
Leitung umbenannt – zunächst in “Trauma<br />
Nursing Course“ – einige Zeit später in<br />
„Trauma Care forNurses“. Erst eine Gruppe<br />
aus Arizona implementierte nach erfolgreichem<br />
Abschluss dieses Kursformates ein<br />
ähnliches Programm, welches begleitend,<br />
aber trotzdem eigenständig zum ATLS Kurs<br />
stattfinden sollte. Dies war die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />
von ATCN (Advanced Trauma Care<br />
forNurses). Nach mehreren erfolgreichen<br />
Kursen in Arizona wurde das Programm<br />
zunehmend in anderen Staaten der USA<br />
durchgeführt. 1998 wurde ATCN schließlich<br />
ein Programm unter der Führung der<br />
STN (Society of Traumanurses) – einer Vereinigung<br />
der Pflegekräfte, die in der Traumaversorgung<br />
arbeiten. Nur 2 Jahre später<br />
wurde der ATCN-Kurs offiziell vom American<br />
College of Surgeons (ACS) anerkannt<br />
<strong>und</strong> es entstand ein nationales Kursprogramm.<br />
ATCN wird international<br />
Mit der steigenden internationalen Bekanntheit<br />
der ATLS-Kurse gab es auch immer<br />
mehr Anfragen, einen ATCN-Kurs in<br />
anderen Ländern zu implementieren. Die<br />
ersten internationalen Kurse fanden in<br />
Hongkong statt. In Europa werden seit 2001<br />
ATCN-Kurse angeboten (Dänemark, Schweden,<br />
Spanien, Italien, Schweiz etc).<br />
In Deutschland wurde mit der Einführung<br />
des präklinischen PHTLS-Kursformates<br />
(Prehospital Trauma Life Support) eine Diskussion<br />
um eine einheitliche <strong>und</strong> integrierende<br />
Versorgung durch alle Berufsgruppen,<br />
die bei der Behandlung von Schwerverletzten<br />
präklinisch <strong>und</strong> im Schockraum mitwirken,<br />
geführt. Bei der Verbesserung der<br />
Schnittstelle Präklinik <strong>und</strong> Klinik im Schockraum<br />
nach der Einführung der PHTLS-Kurse<br />
war die Integration der Pflegekräfte ein weiterer<br />
wichtiger Schritt, das gemeinsame Ziel<br />
zu erreichen. Gerade um die gemeinsame<br />
Sprache (ABCDE) <strong>und</strong> Behandlungsabläufe<br />
beizubehalten, wurde im nationalen ATLS<br />
Board <strong>und</strong> in der AUC der DGU (Akademie<br />
<strong>für</strong> Unfallchirurgie) die Möglichkeit zur<br />
Einführung eines ATCN-Kursformates in<br />
Deutschland erörtert. Dies waren die ersten<br />
Züge von ATCN in Deutschland. Dr. Thorsten<br />
Lange, Chefarzt der Klinik <strong>für</strong> Orthopädie<br />
<strong>und</strong> Unfallchirurgie Diakonissenkrankenhaus<br />
Flensburg <strong>und</strong> langjähriger ATLS-Instruktor<br />
<strong>und</strong> Kursdirektor, übernahm diese<br />
visionäre Aufgabe, das Kursformat nach<br />
Deutschland zu holen. In enger Zusammenarbeit<br />
mit der Pflegerischen Leitung<br />
der Zentralen Notaufnahme der DIAKO<br />
Flensburg – Frau Dietz-Wittstock – wurden<br />
erste Kontakte zu Richard Henn (Chairman<br />
ATCN International) geknüpft <strong>und</strong> ein erster<br />
Fahrplan erstellt. Alle Beteiligten waren sofort<br />
„Feuer <strong>und</strong> Flamme“ <strong>für</strong> dieses Projekt.<br />
Nach zahlreichen Gesprächen mit Richard<br />
Henn war eine Einführung des ATCN Kurses<br />
in Deutschland in greifbarer Nähe. Jedoch<br />
stand das Projekt kurz vor dem Ende, bevor<br />
es überhaupt beginnen konnte. Die Suche<br />
nach einer Schirmherrschaft <strong>und</strong> einem<br />
verantwortlichen Organisator innerhalb der<br />
verschiedenen Berufsverbände der Pflege-<br />
Ziele des ATCN Kurses:<br />
■ Integration der Meldung der Rettungs leitstelle<br />
in die Vorbereitung des Schockraums<br />
■ Organisierter Ablauf nach dem<br />
ABCDE Schema im Primary Survey<br />
■ Prioritätenorientiertes Arbeiten<br />
■ Erstbehandlung des verletzten<br />
Patien ten<br />
■ Schnellstmögliche Festlegung der definitiven<br />
Versorgung unter Berücksichtigung<br />
der vorhandenen Ressourcen im entsprechenden<br />
Krankenhaus<br />
ATCN Provider Course Schedule (3)<br />
First day<br />
Initial Assessment & Management – Airway<br />
and Ventilatory Management – Shock – Thoracic<br />
Trauma – Abdominal Trauma – Practical<br />
Skills Stations: Airway, Hemorrhagic Shock<br />
and Initial Assessment<br />
Second day<br />
Head Trauma – Spinal Trauma – Musculoskeletal<br />
Trauma – Secondary Survey Demonstration<br />
– Practical Skills Stations: Pediatrics,<br />
Neurotrauma, Immobilization – Burn and<br />
Cold Injury – Pediatric Trauma & Trauma in<br />
Women – Transfer to Definitive Care<br />
kräfte blieb erfolglos. Auch bei einem gemeinsamen<br />
Treffen – unter Beteiligung von<br />
Prof. Sturm (Geschäftsführer der AUC) – auf<br />
dem Jahreskongress der DGOU 2009 in Berlin<br />
wollte zunächst keine Organisation die<br />
Verantwortung übernehmen. Die Berufsverbände<br />
der Pflege begrüßten einheitlich<br />
die Einführung dieses neuen Konzeptes,<br />
sahen sich jedoch nicht in der Lage, finanzielle<br />
Risiken <strong>und</strong> eine Vorfinanzierung zu<br />
übernehmen.<br />
Nach Gesprächen im Vorstand der DGU<br />
<strong>und</strong> mit großer Unterstützung des Geschäftsführers<br />
der AUC – Prof. Sturm – erfolgte<br />
Anfang 2010 die Zusage zur Finanzierung<br />
dieses Programmes durch die AUC<br />
der DGU. Allen Beteiligten war bewusst, wie<br />
wichtig die Einbeziehung der Pflegekräfte in<br />
die Traumaversorgung ist.<br />
Bei dem ATCN-Kurs handelt es sich nicht um<br />
den „kleinen Bruder“ des ATLS-Kurses <strong>für</strong><br />
Ärzte. Im Gegenteil: Durch die eigens entwickelten<br />
Skill-Stationen <strong>und</strong> speziell da<strong>für</strong><br />
trainierten Instruktoren, die alle einheitlich<br />
aus der Pflege kommen, wurde der Kurs<br />
speziell auf die Bedürfnisse der Pflegekräfte<br />
abgestimmt (� Box 1).<br />
Die ATCN-Ausbildung ist eine Ausbildung<br />
mit Anforderungen auf höchstem Niveau.<br />
Es ist geplant, den Kurs mit einem ATLS-<br />
Kurs zu verknüpfen; beide unterliegen den<br />
gleichen theoretischen <strong>und</strong> praktischen<br />
Gr<strong>und</strong>lagen sowie den pädagogischen<br />
Prinzipien (1).<br />
Der ATCN Kurs eignet sich <strong>für</strong> Pflegefachpersonen,<br />
die mit schwerverletzten<br />
Patienten arbeiten. So werden gerade Pflegende<br />
aus Notaufnahmen <strong>und</strong> der Anästhesie<br />
sowie auf chirurgischen Intensivstationen<br />
angesprochen (2).<br />
Im Dezember 2010 fand im Bildungszentrum<br />
Schlump / Hamburg ein Schweizer<br />
ATCN-Kurs mit deutschen Teilnehmern<br />
statt. Aus allen erfolgreichen Teilnehmern<br />
wurden hier die ersten Instruktorenkandidaten<br />
ausgewählt <strong>und</strong> zum Instruktorenkurs<br />
nach Flensburg eingeladen. Der Kurs<br />
in Flensburg vom 8. bis 9. März <strong>2011</strong> wurde<br />
von keinem Geringeren als Richard Henn<br />
(Chairman ATCN International) <strong>und</strong> Schweizer<br />
ATCN-Instruktoren durchgeführt. Alle<br />
Teilnehmer waren begeistert von dem Kurs<br />
<strong>und</strong> fuhren mit großem Engagement <strong>und</strong><br />
großem Tatendrang bereits einen Tag später<br />
zum Inaugurationskurs nach Hamburg.<br />
DGU <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> <strong>63</strong>/<strong>2011</strong>