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wirtschaft aktuell<br />
WIRTSCHAFTSKAMMERWAHL 24.–26. FEBRUAR 2015<br />
❚ Wirtschaftskammer:<br />
FÜR EIN GERECHTES WAHLSYSTEM<br />
Das Wahlsystem der Wirtschaftskammer birgt einige Skurrilitäten. Der<br />
Reformbedarf des derzeitigen Systems zeigt sich auf drei Ebenen.<br />
Seltsame Blüten treibt das<br />
Wahlsystem in der Wirtschaftskammer<br />
– etwa<br />
jene, dass die Fachgruppe der<br />
Seilbahnen aus einem einzigen<br />
Mitglied besteht, das sich selbst<br />
wählt <strong>und</strong> so ein fixes Mandat erhält.<br />
„Mit einer Seilbahn gelangt<br />
man also problemlos direkt in<br />
die Wiener Wirtschaftskammer“,<br />
erklärt Reinhard Pisec, Präsident<br />
von FPÖ pro Mittelstand.<br />
Foto: FPÖ – Pro Mittelstand<br />
Reform nötig<br />
Eine Reform des Wahlsystems<br />
ist aber nicht nur alleine deshalb<br />
dringend notwendig. Es geht um<br />
drei Ebenen. Zum einen hat gemäß<br />
WKO-Wahlsystem ein Unternehmer<br />
nur die Möglichkeit,<br />
<strong>für</strong> seine Fachgruppe (FG), die<br />
übergeordnete Landeskammer<br />
<strong>und</strong> die wiederum übergeordnete<br />
B<strong>und</strong>eskammer eine Stimme<br />
abzugeben. Gewählt wird aber<br />
nur in der FG. Eine eigene Stimme<br />
<strong>für</strong> die Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>eskammer<br />
kann nicht abgegeben<br />
werden – diese wird hochgerechnet.<br />
Pisec: „Dies wäre etwa<br />
so, als ob die Mandate <strong>für</strong> Nationalrat,<br />
Gemeinderat <strong>und</strong> Bezirk<br />
„Eine Totalreform des Wahlsystems<br />
ist unbedingt notwendig.<br />
Alles andere ist lediglich<br />
eine Farce.“<br />
B<strong>und</strong>esrat Mag. Reinhard Pisec,<br />
Präsident FPÖ pro Mittelstand<br />
» Alle fünf Jahre wiederholt<br />
sich ein „Jahrmarkt<br />
der Gewerbescheine“<br />
mit einer Stimme pro Wähler im<br />
Bezirk entschieden werden“, kritisiert<br />
Pisec.<br />
Ungleichgewicht<br />
Ein weiterer Kritikpunkt: die<br />
vorgegebene Einteilung der FG,<br />
Mandate <strong>und</strong> damit die Stimmengewichtung,<br />
wie etwa die<br />
oben angesprochenen Seilbahnen.<br />
Die FG der Schienenbahnen<br />
mit gerade 33 Mitgliedern,<br />
erhält sechs zugeteilte Mandate.<br />
Hingegen hat die FG des Lebensmittelhandels<br />
mehr als 2.700<br />
Mitglieder <strong>und</strong> die FG des Außenhandels<br />
mehr als 2.300 Mitglieder<br />
mit nur 24 bzw. 20 zu<br />
vergebenden Mandaten. Wenn<br />
man die Mandate mit der Anzahl<br />
der Mitglieder in diesen FG vergleicht,<br />
bedeutet dies, dass die<br />
Stimme aus der FG der Seilbahnen<br />
120-mal mehr wert ist, als<br />
eine Stimme eines Mitglieds im<br />
Außenhandel. „Auch eine Stimme<br />
im Lebensmittelhandel ist<br />
um 115-mal weniger wert als bei<br />
den Seilbahnen“, zeigte Pisec auf.<br />
„Jahrmarkt“<br />
Der dritte Bereich betrifft die<br />
Definition eines Unternehmers.<br />
Für die WKO ist jeder Unternehmer<br />
<strong>und</strong> damit wahlberechtigt,<br />
welcher im Besitz eines Gewerbescheines<br />
(unabhängig ob aktiv<br />
oder ruhend) ist. Die Wahlordnung<br />
– das zeigt die gängige<br />
Praxis – zwingt zum „Run“ einiger<br />
Fraktionen auf die Gewerbescheine.<br />
Alle fünf Jahre wiederholt<br />
sich dieser „Jahrmarkt der<br />
Gewerbescheine“ <strong>und</strong> lässt deren<br />
Anzahl signifikant ansteigen,<br />
so Pisec.<br />
» Mit einer Seilbahn<br />
kommt man direkt<br />
in die Wiener<br />
Wirtschaftskammer<br />
» Die Stimmen sind<br />
nicht gleich viel wert.<br />
Totalreform<br />
Eine Totalreform des Wahlsystems<br />
ist unbedingt notwendig.<br />
Pisec: „FPÖ pro Mittelstand fordert<br />
eine getrennte, gerechte <strong>und</strong><br />
somit dreifache Stimmabgabe<br />
<strong>für</strong> Fachgruppe, Landeskammer<br />
<strong>und</strong> B<strong>und</strong>eskammer. Weiters<br />
müssen die Fachgruppen wesentlich<br />
gerechter im Sinne der<br />
Mitgliederanzahl gewichtet <strong>und</strong><br />
gestaltet werden <strong>und</strong> auch der<br />
Begriff des Unternehmers muss<br />
dem Unternehmergesetzbuch<br />
(UGB) entsprechen – also §1<br />
(2) „selbständige wirtschaftliche<br />
Tätigkeit“. Alles andere ist lediglich<br />
eine Farce, wie bereits 2010<br />
zu sehen war, als die Wahl vom<br />
Verfassungsgerichtshof zum Teil<br />
wegen „Irritationen“ aufgehoben<br />
werden musste! Reinhard Pisec<br />
hat einen entsprechenden Antrag<br />
auf Änderung dieses Wahlsystems<br />
eingebracht.<br />
Foto: pics5/fotolia.com<br />
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