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-Bike<br />
Text: Alan Cathcart und Gerhard Eirich<br />
Fotos: Kyoichi Nakamura, Archiv<br />
Es kommt nicht oft vor<br />
in der jüngeren Geschichte<br />
des Straßenrennsports,<br />
dass die Japaner von ihren<br />
europäischen Gegnern ein Bein gestellt<br />
bekommen. Doch genau das passierte Yamaha<br />
in beiden Klassen, der 250er- und<br />
der 350er-GP-Kategorie Mitte der 1970er,<br />
dank Harley-Davidsons italienischem<br />
Ableger Aermacchi. Mit vier WM-Titeln<br />
in Folge hatte Yamaha zwar Anfang der<br />
70er-Jahre die alte Dominanz im 250er-<br />
GP-Rennsport aus dem Jahrzehnt zuvor<br />
wieder erlangen und zudem 1974 und<br />
1975 einen zweifachen Erfolg in der 350er-<br />
Klasse dank Agostini und Cecotto feiern<br />
können. Danach fanden die Japaner jedoch<br />
keine Antwort auf die unerbittliche<br />
Weiterentwicklung der italienischen Zweitakt-Twins.<br />
Die Yamaha-Ingenieure, die<br />
sich ohnehin mehr auf die prestigeträchtigere<br />
500er-Krone konzentrierten, die<br />
ihnen 1976 von Barry Sheene und Suzuki<br />
entrissen worden war, schienen machtlos<br />
gegen die Kombination aus italienischem<br />
Genie und amerikanischer Finanzkraft,<br />
was in der europäischen Yamaha-Zentrale<br />
in Amsterdam, der Basis des Grand Prix-<br />
Werks-Engagements, gar nicht gern gesehen<br />
wurde. Yamaha wollte Meisterschaften<br />
gewinnen und nicht nur Trostpreise<br />
kassieren.<br />
Der Kniff: Aus zwei mach drei<br />
Die Idee zur Lösung dieses Problems in der<br />
350er-Klasse kam auf ungewöhn liche<br />
Weise um die Ecke. Der Schweizer Seitenwagenpilot<br />
Rudi Kurth, ein exzentrisches<br />
Genie, dessen technisches Verständnis sein<br />
fahrerisches Können weit übertraf, so ulkte<br />
man, hatte die Idee als Erster: Er brachte<br />
einen selbst gebauten Dreizylinder-Motor<br />
auf Basis des Zweizylinders der TZ 350 an<br />
den Start, indem er einfach einen weiteren<br />
Zylinder andockte, den Hub von 64<br />
auf 51,8 mm reduzierte, um so eine Leichtbau-500er<br />
zu kreieren, die sehr wettbewerbsfähig,<br />
wenn auch nicht sehr zuverlässig<br />
war. Immerhin genügte dies, um dem<br />
holländischen Mechaniker Ferry Brouwer,<br />
einst bei Phil Read und dessen 125er- und<br />
250er-Werks-V4-Yamahas im Einsatz, die<br />
Idee einzuhauchen, etwas Ähnliches für<br />
den Einsatz in Solorennern zu bauen.<br />
„1974 arbeitete ich bei einem holländischen<br />
Motorradhändler und hatte mit<br />
Straßen-Rennsport wenig am Hut“, erinnert<br />
sich Ferry, heute vor allem als ehemaliger<br />
Boss von Arai-Europe oder als<br />
Förderer des Yamaha-<strong>Classic</strong>-Teams bekannt.<br />
„Aber ich hatte noch immer engen<br />
Kontakt zu Yamaha-Europe, speziell zum<br />
technischen Direktor Minoru Tanaka. Er<br />
hörte von Kurths Dreizylinder-Motor und<br />
hatte die Idee, einen 500er-Solorenner da<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 107