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MOTORRAD Classic 5/2015

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DATEN<br />

Zündapp<br />

K 800-Gespann<br />

Motor: Luftgekühlter Vierzylinder-Viertaktsv-Boxermotor,<br />

eine untenliegende Nockenwelle,<br />

je zwei Ventile pro Zylinder, über Stößel<br />

betätigt, Bohrung x Hub 62 x 66,6 mm, Verdichtung<br />

5,8:1, Hubraum 791 cm³, Leistung<br />

22 PS bei 4300/min<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Kupplung,<br />

Viergang-Duplexketten-Getriebe, Wellenantrieb<br />

Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Pressstahl-Profilen,<br />

Trapezgabel aus Pressstahl-Profilen<br />

mit hydraulischem Dämpfer, Drahtspeichenräder<br />

mit Stahlfelgen, austauschbar, Reifen<br />

3.50-19 vorn und hinten, Simplex-Halbnaben-<br />

Trommelbremse vorn und hinten<br />

Beiwagen: Rekord-Touren-Beiwagen der Firma<br />

Franz Castek/Wien, hinten offenes Bogenchassis<br />

aus Stahlrohr, mit vier Anschlüssen am<br />

Motorradrahmen befestigt, 1 ½-sitziges Stahlblech-Boot,<br />

auf Blattfedern gelagert, Beiwagenrad<br />

ungefedert, Reifen 3.50 x 19, Halbnaben-<br />

Trommelbremse<br />

Maße und Gewichte: Radstand 1405 mm,<br />

Gewicht vollgetankt 193 kg (Gespann zirka<br />

320 kg), Tankinhalt 12 l<br />

Höchstgeschwindigkeit: zirka 125 km/h<br />

(als Gespann zirka 105 km/h)<br />

Der Vierzylinder-Zündapp zur Seite steht ein<br />

imposanter Rekord-Beiwagen aus Österreich<br />

hat der passionierte Zündapp-Sammler<br />

und Restaurator die entsprechende Meterware<br />

gefunden und seither bei einigen<br />

Getrieben schon die Ketten getauscht. „Irgendwann“,<br />

bemerkt er ganz entspannt,<br />

„kommt das von der K 800 wohl auch mal<br />

dran.“ Als einzige Schwachstellen nennt<br />

Windhorst die hinteren Zylinder, aber<br />

weil er die Bohrung zwei Hundertstel größer<br />

hat schleifen lassen, herrscht Ruhe.<br />

Kein Kolbenzwicken, kein gar nichts, und<br />

von verölten Kerzen weiß er auch nicht<br />

zu berichten. Stattdessen von einem überaus<br />

souveränen Motorlauf, trotz nicht<br />

gerade üppiger Schwungmassen bestens<br />

geeignet für das schwere Gespann.<br />

Denn das war klar: Die K 800 sollte<br />

nicht alleine bleiben. Ihr zur Seite steht<br />

der wahrlich imposante Rekord-Beiwagen<br />

aus der Produktion des Wieners<br />

Franz Castek. Den fand Windhorst, man<br />

glaubt es kaum, zwei, drei Dörfer weiter,<br />

mitten in der norddeutschen Tiefebene.<br />

Mit dem verchromten und armdicken<br />

Rohr seines hinten offenen Bogenchassis'<br />

ist der Rekord ein echter Hingucker, allemal<br />

in der ausladenden Touren-Variante.<br />

Auf jeder Seite trägt der nahtlos gezogene<br />

Rohrbogen unten eine Blattfeder, auf<br />

denen ruht das aus Walzblech gefertigte<br />

Boot. Allerdings ist es nur am vorderen<br />

Ende der Feder fixiert, auf dem hinteren<br />

besitzt es einen für Franz Castek gesetzlich<br />

geschützten Federrollengleiter. Der<br />

Mechanikermeister warb dafür mit blumigen<br />

Worten: „Diese Gleiter haben das<br />

Bestreben, den kleinsten sowie den<br />

stärksten Stoß rollend auf der Langfeder<br />

auszugleichen, so- dass die Karosserie immer<br />

ruhig und sanft dahinschwebt.“ Seitliche<br />

Stöße auf das Seitenwagenrad soll<br />

der elastische Bogenrahmen abfedern,<br />

unterm Strich, so verspricht Castek, „ist<br />

selbst auf den schlechtesten Straßen das<br />

Fahren möglich“. Das kann Gerd Windhorst<br />

nur bestätigen: Klagen aus dem Seitenwagen<br />

kennt er „eigentlich gar nicht“.<br />

In allen möglichen Dekors wurde ausgeliefert,<br />

auch das von Windhorst restaurierte<br />

Boot präsentiert sich in schwung-<br />

vollem Design. Von den damals offerierten<br />

Extras kann es Seitenwagenbremse<br />

und Cabrio-Dach vorzeigen, die Seitenlampe<br />

in Stromlinienform nicht zu vergessen<br />

und schon gar nicht die Zierfigur<br />

auf der Bootsnase. Sie hat die Form eines<br />

schwebenden Schutzengels, und der<br />

macht seinen Job – mittlerweile sogar als<br />

Brandschützer – echt gut. Das beruhigt<br />

Gerd Windhorst ungemein, denn seine<br />

Freude an diesem Gespann ist unübersehbar:<br />

Dem kalten Motor verabreicht er mittels<br />

Gasgriff drei, vier kleine Benzinspritzer,<br />

schaltet die Zündung ein, tritt zweimal<br />

auf den Kickstarter, dann lächelt er<br />

selig. In unerschütterlichem und ruhigem<br />

Leerlauf wartet die Zündapp, bis Windhorst<br />

sich die Brille zurechtgerückt hat,<br />

dann legt er den zweiten Gang ein – „Den<br />

ersten brauch ich nur in den Bergen“ –<br />

und fährt vom Hof. Knapp über 40 hat er<br />

den Vierten drin – „Aber der reicht auch<br />

runter bis 30“ – und spätestens dann weiß<br />

er wieder ganz und gar: „So ein elastischer<br />

Motor, der ist wohl einmalig.“ ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 81

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