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und Autos. Vom Vater nach England geschickt,<br />
entwickelte er dort zudem noch<br />
eine weitere gefährliche Passion – die<br />
Fliegerei. Nachdem er Vater Albert ebenfalls<br />
für das Thema begeistert hatte,<br />
entstanden bald ernst zu nehmende<br />
Flugapparate, unter anderem mit<br />
mächtigen Maybach-Motoren.<br />
Doch Hellmuth experimentierte<br />
auch mit kleinen Zweitaktmotoren mit<br />
Doppel kolben und mit speziellen Propellerkonstruktionen.<br />
Vater Albert hatte<br />
mittlerweile die Albert Hirth AG gegründet<br />
und eine neue Stirnverzahnung patentiert<br />
– die legen däre und weltbekannte<br />
Hirth-Ver zahnung, die es erlaubte, Kurbelwellen<br />
mit Wälzlagern zu bauen.<br />
Längst war Wolfram, der 14 Jahre jüngere,<br />
meist nur „Wolf“ genannte Bruder<br />
von Hellmuth von der Fliegerleidenschaft<br />
des großen Bruders angesteckt worden,<br />
und mit der Begeisterung für Motorräder,<br />
in denen die „kleinen“ Doppelkolben-Zweitaktmotoren<br />
erprobt wurden. Mit dem Spaß<br />
am Schnellfahren erwachte das Rennfieber,<br />
und der erste Einsatz bei einem<br />
großen Rennen sollte beim Lauf auf der<br />
Solitude 1924 erfolgen. Hellmuth hatte<br />
seinem Bruder wegen dessen Beinverletzung<br />
nach einem Flugzeug absturz die<br />
Teilnahme verboten. Wolf ließ sich aber<br />
nicht abwimmeln, sondern arbeitete stattdessen<br />
die Nacht im Werk durch, um auf<br />
die Schnelle heimlich aus verfügbaren<br />
Teilen und einem Motor vom Prüfstand<br />
ein Motorrad zusammenzubauen. Und<br />
der Erfolg sollte ihm recht geben: Er gewann<br />
die 250er-Klasse.<br />
Zahlreiche Siege folgten, nicht zuletzt<br />
ein grandioser Erfolg 1926 auf der Avus.<br />
Wolf Hirth kam leider bei einem Flugzeugabsturz<br />
1959 ums Leben, doch seine<br />
Leidenschaft für die Fliegerei lebt weiter<br />
– in Gestalt seines Sohnes Hellmut Hirth.<br />
Der Motorrad-Bazillus hat diesen nicht<br />
befallen, und wohl nur so konnte es geschehen,<br />
dass in einem Schuppen über<br />
viele Jahrzehnte ein Motorrad verstaubte<br />
und beinahe in Vergessenheit geriet – die<br />
Siegermaschine seines Vaters von 1924.<br />
Hellmut Hirth wollte sie wieder im alten<br />
Glanz erstrahlen lassen, irgendwann so<br />
Hirth-Rennmaschine von 1924<br />
MOTOR: Wassergekühlter Einzylinder-Zweitakt-Doppelkolbenmotor mit liegendem Zylinder,<br />
Bohrung 45 mm, Hub 80 mm, Hubraum 254 cm³, ca. 11 bis 14 PS bei ca. 8000/min, ein 26er-<br />
SUM-Vergaser, handgeschaltetes Dreiganggetriebe von Burman, Kettenantrieb<br />
FAHRWERK: Doppelschleifen-Rohrrahmen mit verlöteten Fittingen, Webb-Trapezgabel vorn,<br />
starre Zweiarmschwinge hinten, Simplex-Halbnaben-Trommelbremsen, vorn Ø 120 mm, hinten<br />
Ø 150 mm, Gewicht ca. 80 kg, Tankinhalt 15 l<br />
KONTAKT: www.zweirad-museum.de<br />
www.motorrad-classic.de<br />
<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 21