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MOTORRAD Classic 5/2015

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und Autos. Vom Vater nach England geschickt,<br />

entwickelte er dort zudem noch<br />

eine weitere gefährliche Passion – die<br />

Fliegerei. Nachdem er Vater Albert ebenfalls<br />

für das Thema begeistert hatte,<br />

entstanden bald ernst zu nehmende<br />

Flugapparate, unter anderem mit<br />

mächtigen Maybach-Motoren.<br />

Doch Hellmuth experimentierte<br />

auch mit kleinen Zweitaktmotoren mit<br />

Doppel kolben und mit speziellen Propellerkonstruktionen.<br />

Vater Albert hatte<br />

mittlerweile die Albert Hirth AG gegründet<br />

und eine neue Stirnverzahnung patentiert<br />

– die legen däre und weltbekannte<br />

Hirth-Ver zahnung, die es erlaubte, Kurbelwellen<br />

mit Wälzlagern zu bauen.<br />

Längst war Wolfram, der 14 Jahre jüngere,<br />

meist nur „Wolf“ genannte Bruder<br />

von Hellmuth von der Fliegerleidenschaft<br />

des großen Bruders angesteckt worden,<br />

und mit der Begeisterung für Motorräder,<br />

in denen die „kleinen“ Doppelkolben-Zweitaktmotoren<br />

erprobt wurden. Mit dem Spaß<br />

am Schnellfahren erwachte das Rennfieber,<br />

und der erste Einsatz bei einem<br />

großen Rennen sollte beim Lauf auf der<br />

Solitude 1924 erfolgen. Hellmuth hatte<br />

seinem Bruder wegen dessen Beinverletzung<br />

nach einem Flugzeug absturz die<br />

Teilnahme verboten. Wolf ließ sich aber<br />

nicht abwimmeln, sondern arbeitete stattdessen<br />

die Nacht im Werk durch, um auf<br />

die Schnelle heimlich aus verfügbaren<br />

Teilen und einem Motor vom Prüfstand<br />

ein Motorrad zusammenzubauen. Und<br />

der Erfolg sollte ihm recht geben: Er gewann<br />

die 250er-Klasse.<br />

Zahlreiche Siege folgten, nicht zuletzt<br />

ein grandioser Erfolg 1926 auf der Avus.<br />

Wolf Hirth kam leider bei einem Flugzeugabsturz<br />

1959 ums Leben, doch seine<br />

Leidenschaft für die Fliegerei lebt weiter<br />

– in Gestalt seines Sohnes Hellmut Hirth.<br />

Der Motorrad-Bazillus hat diesen nicht<br />

befallen, und wohl nur so konnte es geschehen,<br />

dass in einem Schuppen über<br />

viele Jahrzehnte ein Motorrad verstaubte<br />

und beinahe in Vergessenheit geriet – die<br />

Siegermaschine seines Vaters von 1924.<br />

Hellmut Hirth wollte sie wieder im alten<br />

Glanz erstrahlen lassen, irgendwann so<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

MOTOR: Wassergekühlter Einzylinder-Zweitakt-Doppelkolbenmotor mit liegendem Zylinder,<br />

Bohrung 45 mm, Hub 80 mm, Hubraum 254 cm³, ca. 11 bis 14 PS bei ca. 8000/min, ein 26er-<br />

SUM-Vergaser, handgeschaltetes Dreiganggetriebe von Burman, Kettenantrieb<br />

FAHRWERK: Doppelschleifen-Rohrrahmen mit verlöteten Fittingen, Webb-Trapezgabel vorn,<br />

starre Zweiarmschwinge hinten, Simplex-Halbnaben-Trommelbremsen, vorn Ø 120 mm, hinten<br />

Ø 150 mm, Gewicht ca. 80 kg, Tankinhalt 15 l<br />

KONTAKT: www.zweirad-museum.de<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 21

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