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Festival der Künste 2009 Acht Seiten Schwarz-Special Michel Comte

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10zett 2–09 / hochschuleRuedi Baur, Leiter des Instituts Design2context, Departement DesignGerhard Blechinger, Leiter des Instituts für Design und Technologie,Departement DesignDie Alleinstellung eines Rektors vorseinem AbschiedSchwierige Zeit, die des Gehens. Auch wenn noch nichtinstalliert, auch wenn seine Intentionen noch nicht übermitteltwurden, gilt <strong>der</strong> neue Rektor schon als entscheidendeBezugsgrösse. Die einen erwarten, die an<strong>der</strong>n fürchten,die dritten bereiten vor, alle schauen schon weiter.Gewisse kaschieren sogar ihre guten Beziehungen für denFall, dass <strong>der</strong> Neue sich distanzieren möchte. Kleine Strategien!Gleichzeitig ist die nötige Distanz noch nicht gewonnen,um die Erinnerungen zu bündeln, um das Unwichtigezu vergessen und das Wesentliche ins Licht zu setzen.Ich bin sicher, lieber Hans-Peter, dass wir uns an die guteZeit deines Rektorats bald erinnern werden. Dass alle, auchdie, die heute kritisch sind, in ein paar Monaten, in ein paarJahren diese Zeit und deine Aktion als eine wichtige, alseine grosszügige, als eine freie betrachten werden. Ich sagedamit nicht, dass alles perfekt läuft; dass es keine Fehler bei<strong>der</strong> Zusammenlegung <strong>der</strong> zwei Hochschulen gab; dass wirnicht sogar gewisse Aspekte neu zu betrachten haben werden– aber, und das ist das Wesentliche, dass wir die Chancehatten, mit einem Rektor mit Ambitionen zu arbeiten.Dass wir die Chance hatten, einen charismatischen Rektorzu haben, <strong>der</strong> die besten Kunsthochschulen <strong>der</strong> Welt alsVergleich setzte. Ein Mensch, <strong>der</strong> fähig war, die Hochschuleim Ausland wie im Inland mit Stolz zu vertreten, <strong>der</strong> sich denRichtlinien nicht unterordnete, son<strong>der</strong>n für das Spezifischeunserer Hochschule kämpfte. Ein Mensch, <strong>der</strong> fähig war,seine Fehler einzusehen, sie zu korrigieren, mit Courageaber auch manchmal unpopuläre Positionen einzunehmen.Hans-Peter hat die Zürcher Kunsthochschule weit nachvorne gebracht. Sie als Beispiel für viele an<strong>der</strong>e positioniert.Seine Arbeit ist heute im Ausland anerkannt. Für all das, waser uns gegeben hat, möchte ich – gewiss nicht alleine – ihmpersönlich herzlich danken. Was sonst auch immer geschehenmag, übernehmen wir ein Erbe von ihm, das uns nochlange und unverlierbar mit ihm in bester Beziehung haltenwird. Mit grösserer Gelassenheit und längerem Atem als alleZukurzgekommenen, Nachhakenden, Lordsiegelbewahrerund alle, die etwa zurück in die Beschaulichkeit wollten.Es gibt vieles weiterzuführen. Nehmen wir es auf!Der Maler und Revolutionär Hans-Peter <strong>Schwarz</strong>,Prof. Dr. phil., Dr. honoris causa, Dipl. Des. hat im Jahr 1976den Begriff <strong>der</strong> Postmor<strong>der</strong>ne in <strong>der</strong> Architektur eingeführt.Charles Jencks, <strong>der</strong> im aktuellen MAS Szenografie <strong>der</strong> ZHdKim Advisory Board sitzt, hatte den Begriff kurz zuvor geprägt,ohne genau zu wissen, was das für Folgen haben könnte.Zwanzig kreative Jahre später war <strong>Schwarz</strong> Direktor einesMuseums, das mediale Technologie in den Kontext vonBilden<strong>der</strong> Kunst brachte, das Medienmuseum des Zentrumsfür Kunst und Medientechnologie (ZKM). Am Vorabend <strong>der</strong>Eröffnung lehnten die beiden grossen Innovatoren HeinrichKlotz und Hans-Peter <strong>Schwarz</strong> am Gelän<strong>der</strong> des damalshypermo<strong>der</strong>nen ZKM, und Klotz fragte seinen Freundund Kollegen: „Wird das gelingen?“ Am ersten Tag kamen40 000 Menschen ins neue Museum, am zweiten Tag nochmal 40 000, und eine Ära begann. Eine Ära, <strong>der</strong>en Engine<strong>Schwarz</strong> war. Im Medialab seines Museums entstand 1997<strong>der</strong> Blueprint für das Web 2.0. Zukunft im Museum!Dann wurde er Rektor einer <strong>der</strong> berühmtesten Design-Hochschulen<strong>der</strong> Welt. Zürich. Er leitete eine radikale Mo<strong>der</strong>nisierungein, wie es sein Talent ist. Machte es gut. Litt unter <strong>der</strong>radikalen Verweigerung von Respekt, <strong>der</strong> im Zwinglianismusfür eine Tugend gehalten wird. Wurde trotzdem Gründungsrektor<strong>der</strong> Zürcher Hochschule <strong>der</strong> Künste. Vielleicht, weiler ein echter Mediator sein kann. Dass er jetzt geht, ist eineTorheit des Systems und <strong>der</strong> wenigen mediokren Männer,die es bilden. Den Verlust, den seine Resignation bedeutet,werden die wenigsten in <strong>der</strong> Stadt bemerken. Das ist alleintragisch für die Schän<strong>der</strong>. Auch wenn ihr nicht verstehenwollt: Hans-Peter <strong>Schwarz</strong> ist eine internationale Erfolgsgeschichte,die ganz bestimmt noch lange nicht zu Ende ist.Für mich war es ein Privileg, mit ihm zu arbeiten. Ich hoffe,ich habe etwas zurückgegeben.54

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