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Festival der Künste 2009 Acht Seiten Schwarz-Special Michel Comte

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KUNST IST WURSTFür die Studierenden <strong>der</strong> Visuellen Kommunikation gehörtdie Wurst zur Kunst – jedenfalls alle zwei Jahre, wenn an <strong>der</strong>ZHdK gefeiert wird. Das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste sei vor allem auchein Fest, das entspannte Begegnungen mit und rund um künstlerischeProdukte ermögliche: Begegnungen zwischen den Vertiefungenund Departementen, aber auch zwischen <strong>der</strong> Hochschuleund <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Stefan Schöbi*D E R G R O S S E5 - K A M P F !gemacht haben. Viele halten <strong>der</strong> Hochschule einen Spiegel vor, <strong>der</strong>zum Nachdenken anregt. In einem Konzept heisst es beispielsweise:„Was normalerweise hinter geschlossenen Türen geschieht, wird füreinmal <strong>der</strong> Öffentlichkeit gezeigt.“ O<strong>der</strong>: „In einer Institution wie <strong>der</strong>ZHdK, die auf zahlreiche Standorte verteilt ist und in <strong>der</strong> sich Namenund Bezeichnungen laufend än<strong>der</strong>n, verliert man leicht den Überblick.Das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste <strong>2009</strong> fasst in einem dreitägigen Fest alle Disziplinenunserer Schule an einem Ort zusammen: ein ungewohnterZustand, <strong>der</strong> bis zum Einzug ins Toni-Areal wohl sonst nicht wirklichstattfindet.“Das Rennen machte schliesslich Jonas Hegi mit einem Entwurf,<strong>der</strong> die Vielfalt im Programm und die populäre Öffnung des <strong>Festival</strong>sin ein gewieftes Set von Icons und Claims übersetzt. Die Elemente könnenauf zwei Ebenen mit unterschiedlicher Farbe verteilt und innerhalbeines Rasters frei positioniert werden, was eine schier endloseAnzahl von Varianten ergibt. Jonas Hegis Konzept macht die bunteMischung, die ein <strong>Festival</strong>programm kennzeichnet, sichtbar. Aber esverdeutlicht auch die Gefahr, sich in Beliebigkeit und Mittelmass zuverlieren: <strong>Festival</strong>s gelten – wenigstens bei Kulturpessimisten – alsWohlfühlveranstaltungen und Publikumsmagnete, die höchstens demStandortmarketing, nicht aber <strong>der</strong> Kunst einen guten Dienst erweisen.Ob und wie die Programmkommission diese Klippe erfolgreichumschifft und das <strong>Festival</strong> zu einem Trendsetter und Wegbereiter desExperimentellen gemacht hat, lässt sich weiter hinten an den Interviewsmit den DepartementsvertreterInnen und – exemplarisch – amGespräch mit Martin Schlumpf ablesen.* Stefan Schöbi ist als Leiter Werbebüro und Event-Kommunikation des ProduktionszentrumsZHdK verantwortlich für die <strong>Festival</strong>kommunikation(stefan.schoebi@zhdk.ch).Übrigens: Alle studentischen Entwürfe für das Gestaltungskonzept werden am<strong>Festival</strong> ausgestellt.TOP ODER FLOP?Ein gemeinsamer Nenner zog sich durch die Gestaltungskonzepte,welche die 19 Studierenden <strong>der</strong> Vertiefung Visuellen Kommunikation,Departement Design, im Mai <strong>2009</strong> <strong>der</strong> Jury für das dritte<strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste präsentierten: Am <strong>Festival</strong> ist alles an<strong>der</strong>s – undbesser. Die Stimmung ist ausgelassen, <strong>der</strong> Kunstmief bleibt weg, dasPublikum ist gut durchmischt, und Unterhaltung, Lifestyle und Verpflegung,das ganze Drum und Dran, sind ebenfalls wichtige Bestandteile.Sogar Transdisziplinarität bekommt in diesem Rahmen eine positiveBedeutung: Cross-over wird zum Motto, Grenzen werden überschrittenund überwunden, denn die Neugierde ist Massstab aller Dinge.Der Austausch zwischen den Departementen hat sogar etwas Sportliches,wenn er als „5-Kampf“ gesehen wird (siehe Illustration oben).Mit an<strong>der</strong>en Worten: Kunst wird am <strong>Festival</strong> erst recht geniess- undverdaubar – <strong>der</strong> Kulturkonsument ist Allesfresser. Sein Appetit dürftenicht zuletzt vom freien Eintritt ans <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste herrühren.Populär und vielfältigWährend zwei Wochen haben die Studierenden also rund einDuzend Konzepte erarbeitet, von denen eines anschliessend in engerZusammenarbeit mit dem Werbebüro des Produktionszentrumsweiterentwickelt und umgesetzt wurde. Unter Anleitung <strong>der</strong> GastdozentinViola Zimmermann sind originelle und professionelle Entwürfeentstanden, die <strong>der</strong> siebenköpfigen Jury den Entscheid zuletzt schwerFestlaune o<strong>der</strong> Katerstimmung – das diesjährige ForumKultur und Ökonomie hat dem <strong>Festival</strong>boom auf den Zahn gefühlt.Dabei war Stefan Charles*Offensichtlich bewegt das Thema nicht nur mich, son<strong>der</strong>n diegesamte Kulturnation. Im März <strong>2009</strong> haben sich am Forum Kulturund Ökonomie** in Thun alle namhaften Kulturför<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Schweizund geladene Gäste aus dem Ausland zur Diskussion über die Zukunftdes <strong>Festival</strong>s getroffen. Mit dabei waren mit Stefan Schöbi und mirauch zwei Vertreter <strong>der</strong> ZHdK, beide mit gespitztem Bleistift. <strong>Festival</strong>boom?Ja! In den letzten 30 Jahren hat sich die Zahl <strong>der</strong> <strong>Festival</strong>s inEuropa verfünfzehnfacht. Einst waren die <strong>Festival</strong>s Schauplätze <strong>der</strong>Avantgarde und Treffpunkte <strong>der</strong> gesellschaftlichen Eliten. Heute bedrängensie nicht nur die traditionellen Kulturhäuser, son<strong>der</strong>n sind fürganze Städte und Regionen aus kultureller, wirtschaftlicher und politischerSicht von eminenter Bedeutung.Das <strong>Festival</strong> ist tot …Top o<strong>der</strong> Flop? Die Meinungen in den Diskussionen in Thun warenvielfältig: Jürgen Flimm (vgl. Liste <strong>der</strong> Referenten am Schluss desArtikels) warnte vor dem Schwund <strong>der</strong> Kultur – wörtlich „dem Schönen,Guten und Wahren“ –, Jean Perret vor Wachstumszwang und demHang zur Superlativen, an<strong>der</strong>e Kritiker prophezeiten gar das baldige

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