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Festival der Künste 2009 Acht Seiten Schwarz-Special Michel Comte

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MUSIZIEREN INSCHLANGENBEWEGUNGENComputertöne, Jazz und Neue Musik: All dies ist gleichzeitigzu hören in <strong>der</strong> komplexen Musik von Martin Schlumpf. Am<strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste tauft <strong>der</strong> 61-jährige Komponist und Bassklarinettistseine neue CD für das Hochschul-Label ZHdK Records.Mit Martin Schlumpf sprach Christoph Merki*Zerplatzen <strong>der</strong> <strong>Festival</strong>blase. Die Opposition hielt mit Megatrends fürdie Zukunft (Georges T. Roos) und transkulturellen Chancen (WolfgangWelsch) dagegen o<strong>der</strong> äusserte sich, wie Walter Leimgruber, analysierend:„Als raum-zeitliche begrenzte, interaktive Performance-Ereignissebesitzen <strong>Festival</strong>s eine hohe Anziehungskraft und versprecheneinen hohen Erlebniswert.“In Ihrer Musik überkreuzen sich die Stile ja erstaunlich.Ja. Ich würde mich genuin als Jazzmusiker bezeichnen, auchwenn ich in dieser Beziehung keine formale Ausbildung durchlaufenhabe. Paralell dazu beschäftige ich mich als Dozent für Musiktheoriean <strong>der</strong> ZHdK vorallem mit <strong>der</strong> Klassik; seinerzeit habe ich in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenKlassik bei Rudolf Kelterborn meine Ausbildung gemacht. Esgibt eine Schlangenbewegung von einem Pol zum an<strong>der</strong>n. Je älter ichwerde, desto mehr kann ich die beiden Pole zusammenbringen.… lang lebe das <strong>Festival</strong>!Das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste profitiert genau von dieser raum-zeitlichenBegrenzung, denn sie führt hier zu mehr Intensität und damit zukonstruktiven Ereignissen wie hybriden Präsentationen („Son, scèneset feux“), transdisziplinären Projekten („Black Angels“) und interkulturellenBegegnungen („Common Stage Bar“ – siehe Seite 30) – eineoptimale Situation, sich <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Anziehungskraftdes <strong>Festival</strong>s wirkt dabei nicht nur gegen aussen, son<strong>der</strong>nauch innerhalb <strong>der</strong> ZHdK. Es ermöglicht Begegnungen und för<strong>der</strong>tsoziale und kreative Vernetzungen. Aus ethnologischer Sicht besteht<strong>der</strong> Zweck des <strong>Festival</strong>s im Ausbruch aus dem Alltag, in <strong>der</strong> Grenzüberschreitungund <strong>der</strong> neuen Erfahrung. Das <strong>Festival</strong> beziehungsweiseFest stellt in traditionellen Gesellschaften den Kontrast, die Aufhebung<strong>der</strong> gewohnten Ordnung und <strong>der</strong> alltäglichen Existenz dar. In<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Gesellschaft fehlt diese Komplementärfunktion, denndie Event-Kultur ist so umfassend und konstant, dass sie nicht mehrAusnahmezustand, son<strong>der</strong>n Bestandteil des Alltags geworden ist undin keinem wirklichen Kontrast zu an<strong>der</strong>en Lebenssphären steht.Big Impact? Die ZHdK darf nicht darauf hoffen, mit dem <strong>Festival</strong><strong>der</strong> Künste einen wirklich nachhaltigen Impact in Bezug auf denErlebniswert zu erzielen. Die üppige Zürcher Kulturagenda lässt dafürkeinen Raum. Vielmehr kann die ZHdK den Versuch wagen, die Intensitätund beson<strong>der</strong>s die interaktiven und interdisziplinären Aspekte des<strong>Festival</strong>s vermehrt aufzugreifen und in den ZHdK-Alltag zu integrieren.Die kreative Begegnung <strong>der</strong> Disziplinen bleibt damit nicht nur den zukünftigenStudierenden im Toni-Areal vorbehalten, son<strong>der</strong>n wird schonmorgen gelebt.* Stefan Charles ist Leiter Produktionszentrum ZHdK und unterstützt mit seinem Teamdas <strong>Festival</strong> <strong>der</strong> Künste in den Bereichen Organisation, Veranstaltungstechnik undEvent-Kommunikation (stefan.charles@zhdk.ch).** Das Forum Kultur und Ökonomie ist eine Initiative folgen<strong>der</strong> Institutionen: Bundesamtfür Kultur, Credit Suisse, Fondation Nestlé pour l’Art, Konferenz <strong>der</strong> kantonalenKulturbeauftragten (KBK), Konferenz <strong>der</strong> Schweizer Städte für Kulturfragen (KSK),Kulturstiftung Pro Helvetia, Loterie Romande, Migros-Kulturprozent, Swisslos, SwissRe und UBS.Referenten: Jürgen Flimm, künstlerischer Leiter <strong>der</strong> Salzburger Festspiele; Jean Perret,Direktor des Filmfestivals Nyon; Georges T. Roos (Luzern), Zukunftsforscher; WolfgangWelsch, Professor für Theoretische Philosophie an <strong>der</strong> Universität Jena (D) und WalterLeimgruber, Seminarleiter Kulturwissenschaften & Europäische Ethnologie an <strong>der</strong>Universität Basel.Weitere Informationen: Die „Schweizer Monatshefte“ Nr. 970, Juli <strong>2009</strong>, sind demThema „Die <strong>Festival</strong>isierung <strong>der</strong> Kultur“ gewidmet (insbeson<strong>der</strong>e S. 19–41).Waren mit dieser Schlangenbewegung auch Schwierigkeitenverbunden? Man sitzt zwischen allen Stühlen undBänken …Ja. Man ist in einer Szene drin. Und verlässt sie dann wie<strong>der</strong>,verliert alle Kontakte. Aber ich musste wohl von meiner Persönlichkeither einfach so funktionieren. Ich wünschte mir manchmal aber schon,ich hätte zum Beispiel mein ganzes Leben lang nur Bassklarinette gespielto<strong>der</strong> nur komponiert.

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