10zett 2–09 / hochschuleRuedi Baur, Leiter des Instituts Design2context, Departement DesignGerhard Blechinger, Leiter des Instituts für Design und Technologie,Departement DesignDie Alleinstellung eines Rektors vorseinem AbschiedSchwierige Zeit, die des Gehens. Auch wenn noch nichtinstalliert, auch wenn seine Intentionen noch nicht übermitteltwurden, gilt <strong>der</strong> neue Rektor schon als entscheidendeBezugsgrösse. Die einen erwarten, die an<strong>der</strong>n fürchten,die dritten bereiten vor, alle schauen schon weiter.Gewisse kaschieren sogar ihre guten Beziehungen für denFall, dass <strong>der</strong> Neue sich distanzieren möchte. Kleine Strategien!Gleichzeitig ist die nötige Distanz noch nicht gewonnen,um die Erinnerungen zu bündeln, um das Unwichtigezu vergessen und das Wesentliche ins Licht zu setzen.Ich bin sicher, lieber Hans-Peter, dass wir uns an die guteZeit deines Rektorats bald erinnern werden. Dass alle, auchdie, die heute kritisch sind, in ein paar Monaten, in ein paarJahren diese Zeit und deine Aktion als eine wichtige, alseine grosszügige, als eine freie betrachten werden. Ich sagedamit nicht, dass alles perfekt läuft; dass es keine Fehler bei<strong>der</strong> Zusammenlegung <strong>der</strong> zwei Hochschulen gab; dass wirnicht sogar gewisse Aspekte neu zu betrachten haben werden– aber, und das ist das Wesentliche, dass wir die Chancehatten, mit einem Rektor mit Ambitionen zu arbeiten.Dass wir die Chance hatten, einen charismatischen Rektorzu haben, <strong>der</strong> die besten Kunsthochschulen <strong>der</strong> Welt alsVergleich setzte. Ein Mensch, <strong>der</strong> fähig war, die Hochschuleim Ausland wie im Inland mit Stolz zu vertreten, <strong>der</strong> sich denRichtlinien nicht unterordnete, son<strong>der</strong>n für das Spezifischeunserer Hochschule kämpfte. Ein Mensch, <strong>der</strong> fähig war,seine Fehler einzusehen, sie zu korrigieren, mit Courageaber auch manchmal unpopuläre Positionen einzunehmen.Hans-Peter hat die Zürcher Kunsthochschule weit nachvorne gebracht. Sie als Beispiel für viele an<strong>der</strong>e positioniert.Seine Arbeit ist heute im Ausland anerkannt. Für all das, waser uns gegeben hat, möchte ich – gewiss nicht alleine – ihmpersönlich herzlich danken. Was sonst auch immer geschehenmag, übernehmen wir ein Erbe von ihm, das uns nochlange und unverlierbar mit ihm in bester Beziehung haltenwird. Mit grösserer Gelassenheit und längerem Atem als alleZukurzgekommenen, Nachhakenden, Lordsiegelbewahrerund alle, die etwa zurück in die Beschaulichkeit wollten.Es gibt vieles weiterzuführen. Nehmen wir es auf!Der Maler und Revolutionär Hans-Peter <strong>Schwarz</strong>,Prof. Dr. phil., Dr. honoris causa, Dipl. Des. hat im Jahr 1976den Begriff <strong>der</strong> Postmor<strong>der</strong>ne in <strong>der</strong> Architektur eingeführt.Charles Jencks, <strong>der</strong> im aktuellen MAS Szenografie <strong>der</strong> ZHdKim Advisory Board sitzt, hatte den Begriff kurz zuvor geprägt,ohne genau zu wissen, was das für Folgen haben könnte.Zwanzig kreative Jahre später war <strong>Schwarz</strong> Direktor einesMuseums, das mediale Technologie in den Kontext vonBilden<strong>der</strong> Kunst brachte, das Medienmuseum des Zentrumsfür Kunst und Medientechnologie (ZKM). Am Vorabend <strong>der</strong>Eröffnung lehnten die beiden grossen Innovatoren HeinrichKlotz und Hans-Peter <strong>Schwarz</strong> am Gelän<strong>der</strong> des damalshypermo<strong>der</strong>nen ZKM, und Klotz fragte seinen Freundund Kollegen: „Wird das gelingen?“ Am ersten Tag kamen40 000 Menschen ins neue Museum, am zweiten Tag nochmal 40 000, und eine Ära begann. Eine Ära, <strong>der</strong>en Engine<strong>Schwarz</strong> war. Im Medialab seines Museums entstand 1997<strong>der</strong> Blueprint für das Web 2.0. Zukunft im Museum!Dann wurde er Rektor einer <strong>der</strong> berühmtesten Design-Hochschulen<strong>der</strong> Welt. Zürich. Er leitete eine radikale Mo<strong>der</strong>nisierungein, wie es sein Talent ist. Machte es gut. Litt unter <strong>der</strong>radikalen Verweigerung von Respekt, <strong>der</strong> im Zwinglianismusfür eine Tugend gehalten wird. Wurde trotzdem Gründungsrektor<strong>der</strong> Zürcher Hochschule <strong>der</strong> Künste. Vielleicht, weiler ein echter Mediator sein kann. Dass er jetzt geht, ist eineTorheit des Systems und <strong>der</strong> wenigen mediokren Männer,die es bilden. Den Verlust, den seine Resignation bedeutet,werden die wenigsten in <strong>der</strong> Stadt bemerken. Das ist alleintragisch für die Schän<strong>der</strong>. Auch wenn ihr nicht verstehenwollt: Hans-Peter <strong>Schwarz</strong> ist eine internationale Erfolgsgeschichte,die ganz bestimmt noch lange nicht zu Ende ist.Für mich war es ein Privileg, mit ihm zu arbeiten. Ich hoffe,ich habe etwas zurückgegeben.54
hochschule / zett 2–0911Stabsübergabe von Rektor zu Rektor:ZHdK-Fête-de-PassageMit einer Feier und einem ZHdK-Fête-de-Passage übergibtGründungsrektor Hans-Peter <strong>Schwarz</strong> sein Amtan den neuen Rektor Thomas D. Meier. Die Feier und dasFest finden am Donnerstag, 17. September <strong>2009</strong>um 18 Uhr an <strong>der</strong> Ausstellungsstrasse 60 im Vortragssaalund im grossen Zelt auf <strong>der</strong> Wiese statt. Eingeladensind alle Angehörigen <strong>der</strong> ZHdK.Verabschiedung Hans-Peter <strong>Schwarz</strong>Am Donnerstag, 15. Oktober <strong>2009</strong>, um 17 Uhrfindet ein Apéro zum Abschied von GründungsrektorHans-Peter <strong>Schwarz</strong> im Vortragssaal an <strong>der</strong>Ausstellungsstrasse 60 statt.Eingeladen sind alle Angehörigen <strong>der</strong> ZHdK.74: För<strong>der</strong>preis-Jurierung <strong>der</strong> Diplomarbeiten im Toni-Areal 2007: v.l.n.r.:Barbara Basting, Giaco Schiesser, Ralph Schraivogel, HPS.5: Rudolph Schilling, ehemaliger Rektor <strong>der</strong> HGKZ, und HPS bei <strong>der</strong> Stabsübergabeim Jahr 2000.6: Der Gesamtbundesrat besucht die Diplomausstellung und das <strong>Festival</strong> <strong>der</strong>Künste im Toni-Areal 2006: v.l.n.r.: Joseph Deiss, HPS, Moritz Leuenberger,Pascal Couchepin.7: HPS und sein Rektoratsteam beim Besuch des Lötschbergtunnels 2008.Christoph Weckerle, Direktor Departement Kulturanalysenund -VermittlungLieber Hans-PeterDas folgende Gedicht von Joachim du Bellayaus dem Gedächtnis für Dich. Liebe Grüsse, ChristophHeureux qui, comme Ulysse, a fait un beau voyage,Ou comme cestuy-là qui conquit la toison,Et puis est retourné, plein d’usage et raison,Vivre entre ses parents le reste de son âge !Quand reverrai-je, hélas, de mon petit villageFumer la cheminée, et en quelle saisonReverrai-je le clos de ma pauvre maison,Qui m’est une province, et beaucoup davantage ?6Plus me plaît le séjour qu’ont bâti mes aïeux,Que des palais Romains le front audacieux,Plus que le marbre dur me plaît l’ardoise fine :Plus mon Loir gaulois, que le Tibre latin,Plus mon petit Liré, que le mont Palatin,Et plus que l’air marin la doulceur angevine.