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Festival der Künste 2009 Acht Seiten Schwarz-Special Michel Comte

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36zett 2–09 / propaedeutikumzu gast im hotel atlantisIn einem Projekt des Propädeutikums gestaltetendie Studierenden ehemalige Hotelzimmerund interpretierten sie neu. Ulrich Bin<strong>der</strong>*Man kennt es vom Vorbeigehen. Von aussen zwar nur, dochwar auch so zu beobachten, wie das Haus mit <strong>der</strong> Zeit jeglichenGlanz verlor. Nicht ganz unpassend für den Ort amRande <strong>der</strong> Stadt, wo die durchfurchten Hänge des Uetlibergsin die Wiese übergehen, und doch sehr ungewohnt fürZürich. Seit das Hotel Atlantis 2004 geschlossen wurde, bemühtman sich, die baurechtlichen und betriebswirtschaftlichenAnfor<strong>der</strong>ungen unter einen Hut zu bringen, um die Renovierungvoranzutreiben. Mit dem Resultat, dass 161 Zimmerund Suiten fünf Jahre lang leer standen, bis sich im Frühjahr<strong>2009</strong> die Asyl Organisation Zürich (AOZ) einmietete. Warenes zuvor nur wohlhabende Touristen, die sich ab 500 Frankendie Nacht ein Zimmer leisten konnten, sind es <strong>der</strong>zeit rund200 Vertriebene, die in diesen Räumlichkeiten eine vorläufigeUnterkunft finden.Bei <strong>der</strong> Sanierung wird man das Hotel innerhalb <strong>der</strong> heutigenHülle vollkommen neu erfinden müssen. Diese Situation bietetGelegenheit für eine Zwischennutzung, zumal die oberenStockwerke weiterhin leer stehen. Auf Anfrage des Propädeutikumskann dank dem Goodwill <strong>der</strong> temporären MieterinAOZ und dem Engagement des technischen Leiters <strong>der</strong> Anlagemit <strong>der</strong> Besitzerin eine Einigung gefunden werden. DenStudierenden stehen nun im vierten Stock für zwei Wochen18 fast identische Zimmer zur Verfügung.Vom Luxushotel zur Herberge – vonHotelzimmern zu GestaltungsobjektenFür einmal sollen sie nicht ein Objekt gestalten, nicht ein Bildin einem begrenzten Format, son<strong>der</strong>n eine ganze Umgebung.Sie arbeiten zu zweit in einem Zimmer, befinden sich von Beginnan gleichsam in ihrer Plastik drin, und als Vorgabe giltallein <strong>der</strong> Ort, das Hotel mit seiner ehemaligen und heutigenFunktion. Vielleicht sind es die Geschichten <strong>der</strong> illustren Gäste,die als feine Sedimente in den Räumen haften gebliebensind, vielleicht dient <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>bare Blick auf die Stadt alsAusgangspunkt. O<strong>der</strong> es ist die groteske Situation des Hauses,das sich innerhalb kurzer Zeit vom Luxushotel zur Herbergewandelte, als sollte sich das fatale Omen seines Namens erfüllen.Die Ausgangslage wird von den Studierenden in unterschiedlichsterWeise interpretiert; dabei entstehen erstaunliche,atmosphärisch dichte Raumbil<strong>der</strong>. Da ist zum Beispiel dasZimmer, das längst unter Wasser steht und nur von Schlingpflanzenund Möbelresten belebt wird. Ein an<strong>der</strong>es verwandeltsich in eine Launch aus Sagex, in <strong>der</strong> die Fluchtweg-Pläne des Hotels zum Wandschmuck werden. Dann gibt esein fiktives Asylzimmer, in dem alle Dinge geteilt sind, halbstehen sie im Zimmer, halb sind sie an die Wand gezeichnet(Bild rechts unten). O<strong>der</strong> schliesslich jener Raum, in demzwar alles Mobiliar vorhanden ist, aber hinter Folien entrücktund schwebend die Wirklichkeit nicht greifbar werden lässt.Das ist zum Teil sehr politisch gedacht und oft poetisch umgesetzt.Doch nur schon die dumpfen Materialien, die verzerrtenRaumformen o<strong>der</strong> das schräge Licht gaben Anlassdazu und wollten berücksichtigt werden, sollte die Gestaltungsich mit dem Ort verbinden.Projektverantwortliche: Cecile Huber, Ursula Bosshard, Marisa Sbarbati,Ulrich Bin<strong>der</strong>* Ulrich Bin<strong>der</strong> lehrt im Propädeutikum und in <strong>der</strong> Fachrichtung Transdisziplinaritätdes Departements Kulturananlysen und -Vermittlung(ulrich.bin<strong>der</strong>@zhdk.ch).

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