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„Alles Walzer!“ Wiener Opernball in den Tropen - Impulse Singapur

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14<br />

Im Fokus<br />

Schwarz wie die<br />

Nacht, heiß wie<br />

die Hölle, süß wie<br />

die Liebe<br />

Auf <strong>den</strong> Spuren des<br />

schwarzen Goldes ...<br />

„Ei! Wie schmeckt der Coffee süße, lieblicher als tausend<br />

Küsse<strong>“</strong> – so steht es schon <strong>in</strong> Johann Sebastian Bachs<br />

Kaffeekantate (1734) geschrieben. Wie Recht doch Bach<br />

hatte. Zu süß möge e<strong>in</strong>er me<strong>in</strong>en, der sich auf die beschwer-<br />

liche Suche nach gutem Kaffee <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur gemacht hat. Denn<br />

viele me<strong>in</strong>en, es gebe hier ke<strong>in</strong>en „or<strong>den</strong>tlichen<strong>“</strong> Kaffee. Das<br />

ist e<strong>in</strong> Irrtum. Es gibt sie – Kaffeekultur <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur.<br />

Kaffee ist ke<strong>in</strong> europäisches und orientalisches Kultur-<br />

phänomen. Selbst <strong>in</strong> der östlichen Welt ist Kaffee tief ver-<br />

wurzelt. Kaffee lauert <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur an jeder Ecke: vom lokalen<br />

Hawker bis zur <strong>in</strong>ternationalen Coffeeshop-Kette. Die Nach-<br />

frage bestimmt das Angebot: Alle<strong>in</strong> der US-Export Starbucks<br />

ist hier an 55 Standorten vertreten. „In S<strong>in</strong>gapur gibt es seit<br />

langem e<strong>in</strong>e Kultur des Kaffeetr<strong>in</strong>kens. Nur unterscheidet sie<br />

sich von der europäischen<strong>“</strong>, weiß Barista Danny Pang. E<strong>in</strong><br />

„Barista<strong>“</strong> ist e<strong>in</strong> „Künstler an der Espressomasch<strong>in</strong>e<strong>“</strong>, e<strong>in</strong><br />

Bartender <strong>in</strong> der Espressobar, der Kaffee nicht nur zubereitet,<br />

sondern auch über Kaffeesorten, Kaffeeröstung, Espresso-<br />

masch<strong>in</strong>en, Zubereitung von Kaffee und Milch Bescheid weiß.<br />

Mangel an guten Baristi<br />

„E<strong>in</strong>es der größten Probleme <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur ist der Mangel an<br />

guten Baristi<strong>“</strong>, bedauert die Gastronom<strong>in</strong> Veronica Wies-<br />

mann. „Vielen fehlen Qualifikation und Geschick, sie bekom-<br />

men <strong>den</strong> Milchschaum oder <strong>den</strong> Espresso nicht richtig h<strong>in</strong>.<strong>“</strong><br />

Sie spricht aus Erfahrung: Bis vor kurzem hat sie geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihrem Ehemann Anton, e<strong>in</strong>em Auslands-Österreicher, e<strong>in</strong><br />

traditionelles <strong>Wiener</strong> Kaffeehaus im Central Bus<strong>in</strong>ess District<br />

betrieben. <strong>Wiener</strong> Melange, Apfelstrudel und Schnitzel mit<br />

Kartoffelsalat. „Es war wie <strong>in</strong> Wien<strong>“</strong>, beschreibt sie e<strong>in</strong> wenig<br />

wehmütig das Café, das nun als Karaokebar mehr E<strong>in</strong>heimis-<br />

che anzieht. „Die E<strong>in</strong>heimischen verstehen nichts von Gour-<br />

met-Kaffee. Sie bevorzugen ihren billigen Robusta-Kaffee, der<br />

mit Butter und Getreide geröstet wird.<strong>“</strong><br />

Veronica und Anton rösten ihren hochwertigen hundert-<br />

prozentigen Arabica-Kaffee selbst. Neben ihrem <strong>Wiener</strong> Café<br />

im Supermarkt Carrefour <strong>in</strong> Suntec City, steht e<strong>in</strong>e Kaffeeröst-<br />

masch<strong>in</strong>e, die Anton selbst programmiert hat. „So können wir<br />

rösten wie, wann und was wir wollen. Frischer geht es nicht<strong>“</strong>,<br />

erklärt Wiesmann. Neun bis fünfzehn M<strong>in</strong>uten lang röstet die<br />

Masch<strong>in</strong>e drei Kilo Kaffee. Hier verkaufen sie auch ihren gemahl-<br />

enen Kaffee und die gerösteten Bohnen. „Die <strong>in</strong>ternationale Art<br />

– also <strong>Wiener</strong>, italienischer und dunkler französischer Kaffee –<br />

geht am besten über <strong>den</strong> La<strong>den</strong>tisch<strong>“</strong>, so Wiesmann. Sie bietet<br />

auch exotische Kaffeesorten wie äthiopischen Wildcoffee und<br />

<strong>in</strong>donesischen Kopi Luwak an. Die kosten dann schon deutlich<br />

mehr: bis zu 39 Dollar pro 100 Gramm.<br />

Kaffeezubereitungskurse und Wertschätzungsunterricht<br />

Wer zu solch exklusiven Bohnen greift, weiß bereits e<strong>in</strong>iges<br />

über Kaffee. Obwohl man vielleicht so manches gar nicht<br />

wissen wollte. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Kopi Luwak<br />

e<strong>in</strong>e Art von Kaffee bezeichnet, dessen Bohnen vom Flecken-<br />

musang, e<strong>in</strong>er Schleichkatzenart, gefressen und wieder ausge-<br />

schie<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>, bevor sie verwertet wer<strong>den</strong>.<br />

Viele Firmen und Restaurants buchen Kurse, um Kaffee<br />

genauer zu verstehen und daher besser zubereiten zu können.<br />

Henri Koh, Barista bei Boncafé, unterrichtet ebenfalls Kun<strong>den</strong><br />

und Cafétiers <strong>in</strong> der „Kaffeewertschätzung<strong>“</strong> und br<strong>in</strong>gt ihnen<br />

die richtige Zubereitung näher. „E<strong>in</strong> guter Barista macht se<strong>in</strong>e<br />

Arbeit mit Lei<strong>den</strong>schaft. Sie kommt von Herzen. Es ist mehr,<br />

als h<strong>in</strong>ter der Bar zu stehen und Kaffee zuzubereiten. Es ist<br />

auch e<strong>in</strong>e Kunst<strong>“</strong>, schwärmt Henri - und verziert <strong>den</strong> Milch-<br />

schaum des frisch zubereiteten Cappucc<strong>in</strong>os mit Kakaopulver<br />

und Kr<strong>in</strong>geln aus Schokoladesauce.<br />

Das Geschäft mit Kaffee<br />

Barista Danny Pang.<br />

Das schwarze Gold ist aber mehr als nur e<strong>in</strong> weltweit belie-<br />

btes Getränk: Nach Öl ist Kaffee die meist gehandelte Ware<br />

weltweit. Damit hatte auch der Schweizer Werner Ernst<br />

Huber <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur schnell Erfolg. 1962 gründete er mit<br />

Boncafé die erste europäische Kaffeerösterei <strong>in</strong> Südostasien.<br />

Viele Europäer waren damals der Me<strong>in</strong>ung, es gebe ke<strong>in</strong>en<br />

„or<strong>den</strong>tlichen<strong>“</strong> Kaffee <strong>in</strong> S<strong>in</strong>gapur und so begann Huber,<br />

100prozentigen Gourmet-Kaffee zu rösten. „Die positiven<br />

Reaktionen, die steigende Nachfrage nach Gourmet-Kaffee<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Crash-Kurs für Liebhaber des<br />

lokalen Kaffees<br />

kopi:<br />

Kaffee mit Zucker und gezuckerte Kon<strong>den</strong>smilch<br />

kopi C:<br />

Kaffee mit Zucker and Kon<strong>den</strong>smilch<br />

kopi kosong:<br />

Kaffee mit Milch, ohne Zucker<br />

kopi O:<br />

Kaffee mit Zucker<br />

kopi O kosong:<br />

wenn Sie es unverfälscht und bitter wollen<br />

kopi peng:<br />

Kaffee mit Zucker, Milch und Eis, sehr beliebt bei der<br />

jüngeren Generation<br />

kopic<strong>in</strong>no:<br />

vom Cappucc<strong>in</strong>o bee<strong>in</strong>flusst von unten nach oben:<br />

Milch, Kaffee, Milchschaum

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