„Alles Walzer!“ Wiener Opernball in den Tropen - Impulse Singapur

18 Im Gespräch
Wie heißt es immer so schön: andere Länder, andere
Sitten. Was sind die Do’s and Dont’s hier?
Es geht schon los mit dem Händeschütteln. Wir sind in
Deutschland eine sehr händeschüttelnde Kultur. Je fester,
desto besser. Das geht hier nicht. Ich musste mich in Asien
daran gewöhnen, dass ich als Frau manchmal gar keinen Hän-
dedruck bekam. Der Mann schon, aber die Frau, die daneben-
steht, nur ein Kopfnicken. Dabei ist das nicht negativ gemeint.
Im Gegenteil, das ist eine Respektfrage und hat nichts damit
zu tun, dass mein Gegenüber mich nicht wichtig findet. Mann
und Frau in asiatischen Kulturen fassen sich nicht an. Im Ge-
schäftsleben ist das anders, denn da gibt es viele westliche
Einflüsse.
Wichtig sind auch beispielsweise die richtigen Handbe-
wegungen. Auf diese gehe ich in meinen interkulturellen
Vorträgen genauer ein.*
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Augenkontakt, der oft
nicht da ist. Denn sobald man sich in die Augen blickt, heißt
es: „We are building up a relationship.“ („Wir bauen eine
Beziehung auf.“). Da ist man sich plötzlich nicht mehr fremd.
Solange man sich nicht ansieht, kann man sich als Auto-
fahrer unmöglich benehmen oder als Fußgänger beim Gehen
anrempeln.
Claudia Klaver
Auch die Art der Geschenke ist hier anders. Im Westen
ist es ungewöhnlich, Geld zu schenken. Hier ist es aber gang
und gäbe, einen „Hong Bao“ oder „Ang Pao“ (roter Geldum-
schlag) zu überreichen, um eine Beziehung zu pflegen. Leuten,
die einem das ganze Jahr über einen kleinen Gefallen getan
haben, muss man beispielsweise zu Chinese New Year seine
Wertschätzung mit einem Obolus zeigen.
Was ist angebracht in Gesprächen mit Leuten, die ich
zum ersten Mal treffe?
Eine Frage des Respekts
Im zweiten Teil unseres Interviews mit
der Singapur-Expertin Claudia Klaver
geht es um das interkulturelle Zusammenleben
in Asien. Wir sprachen mit ihr
über Do’s and Dont’s, Gesichtsverlust
und Kiasu.
Die Art der Geschenke ist hier anders.
Man muss Themen vermeiden, die einem Singapurer das
Gefühl vermitteln, dass sie keine Ahnung haben. In Singapur
funktioniert es nicht so gut, über Politik zu reden. Die Men-
schen sind nicht politisch interessiert und wollen auch nicht
gefragt werden, weil sie dann ihre Ignoranz zugeben müssten.
Man wird nicht politisch erzogen. Viele Singapurer wissen
nicht einmal, wie viele Mitglieder im Parlament sitzen.
Hingegen ist das Essen immer ein gutes Thema. Singapurer
lieben es, über das Essen zu plaudern. Es geht vielen Deutschen
auf den Keks, wenn man zum 25. Mal auf einer Party gefragt
wird, ob man die Durian schon probiert hat. Und wenn nötig,
spricht man über das Essen den ganzen Abend und findet kein
anderes Thema.
Das Essen ist immer ein gutes
Was gibt es bei Feierlichkeiten wie zum Beispiel einer
Hochzeit zu beachten?
Da geht es los mit dem Geschenk. In Deutschland würden wir
in einen Porzellanladen gehen und eine Vase oder Ähnliches
kaufen. Das ist für Singapur nicht angebracht. Hier geht es
gerade bei Hochzeiten darum, dass man, wie schon erwähnt,
einen Geldbetrag im Hong Bao mitnimmt.
Es gibt verschiedene Umschläge. Da gibt es zum Beispiel
eine Tüte für das Chinesische Neujahr, darauf steht das
chinesische Schriftzeichen „Fu“ („Glück“) und dann gibt es
die Tüten für Hochzeiten, die haben das Zeichen „Shuang
Xi“ („Doppeltes Glück“). Dann kommt die Frage, wie viel
tue ich da hinein? Das hat damit zu tun, wie gut man das
Hochzeitspaar kennt. Bei einem engen Arbeitskollegen oder bei
Freunden, die man schon längere Zeit kennt, sollte der Betrag
höher ausfallen. Ist es aber ein Freund von einem Freund, dann
etwas weniger. In der Regel sagt man, dass man soviel Geld
hineinfüllt, wie eine Mahlzeit in diesem Restaurant kosten
würde. Wenn man also im Ritz-Carlton eingeladen ist, kommt
mehr rein als im Neighbourhood Community Centre. Wichtig
ist es auch, dass man eine gerade Summe nimmt. Ungerade
bedeutet Unglück und Tod.
Gesprächsthema.
Die Zahl 4 ist eine Unglücksnummer
Allerdings muss man alles vermeiden, was mit einer ‚4’ zu tun
hat. 40 oder 44 sind ganz schlecht, denn ‚4’ hat im Chine-
sischen die Bedeutung „Tod“. Es gibt aber auch Glücksnum-
mern wie zum Beispiel die ‚8’ und diese funktioniert her-
vorragend im Geldtütchen. 80 oder 88. Das deckt meist die
Kosten. Dieser rote Umschlag wird an der Tür bei der Person
abgegeben, die einen begrüßt. Das ist nicht unbedingt das
Brautpaar, denn das Paar wird auf der Hochzeit relativ selten
gesehen. Die Braut verschwindet ständig, um sich umzuziehen.
Das Geldgeschenk kommt dann in die gemeinsame Kasse, um
die extrem hohen Hochzeitskosten abzudecken.
Wichtig ist es auch, sich bei einer Einladung zu einer
‚Happy Occasion’ wie Geburtstag oder Hochzeit, entsprechend
anzuziehen. Es wird gerade bei Ausländern darauf geachtet.
Man sollte nicht in den Farben schwarz, blau oder weiß
kommen. Das sind alles Farben der Trauer. Wenn man schon
unbedingt schwarz trägt, dann sollte man sich einen roten
Gürtel umbinden oder eine rote Handtasche mitnehmen. Mir