privat bank ag - Kunsthandel Widder
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OSKAR LASKE<br />
Czernowitz 1874 –1951 Wien<br />
Oskar Laske hat sich dem Motiv des Narrenschiffs, ursprünglich durch eine literarische Vorl<strong>ag</strong>e<br />
des 15. Jahrhunderts inspiriert, dreimal gewidmet. Es unterstreicht dies die Bedeutung der<br />
Komposition für den Künstler und charakterisiert den Hauptwerkscharakter des vorliegenden<br />
Bildes. In gewohnter Manier wird die Komposition durch ein Gewimmel an Vielfigürlichkeit<br />
geprägt, in deren streumusterartiger Anordnung sie bewusst an spätmittelalterliche Werke, etwa<br />
eines Hieronymus Bosch, angeknüpft. Das Oval des Schiffsrumpfs ist di<strong>ag</strong>onal ins Bildfeld<br />
gesetzt und durch die zu seiner Oberfläche rechtwinkelig stehenden Masten nach links oben<br />
verankert. Das Schiff selbst ist dem Seegang ausgeliefert und verkörpert symbolisch das<br />
unabänderliche Schicksal des menschlichen Daseins. Dieses Panoptikum wird bevölkert von<br />
einer Vielzahl gesellschaftlicher Synonyme: von der Künstlerkolonie, in der sich übrigens<br />
der Maler selbst neben Kollegen wie Otto Rudolf Schatz oder Helene Funke darstellt, über<br />
kriegerisches Gemetzel, freier Sexualität, brennenden Spitälern, von paradierenden Soldaten<br />
gekreuzte Marktplätze, Kirchen und sogar Pressezentren, bis hin zu einer klassischen Golgotha-<br />
Kreuzigungsszene, spiegelt der Künstler hier die bewegensten und vorherrschenden Themen<br />
seiner Zeit wieder.<br />
Obwohl in Motivik und Anstoß, in figürlichem Aufmarsch und formaler Ausrichtung dem<br />
etwa 30 Jahre früher entstandenen „Einzug Christi in Brüssel“ James Ensors verwandt, bleibt<br />
die Satire Laskes immer im Bereich des Heiteren, der Ironie. Die vorliegende Papierfassung von<br />
1949 zeigt in ihrer freien Linienführung und wilderen Pinselstruktur, die wohl nicht nur auf die<br />
Gouachetechnik zurückzuführen ist, eine weniger klassizierende Grundausrichtung, hält sich<br />
aber in Komposition und figurativer Einteilung relativ genau an das Ölbild von 1923. Durch<br />
diesen lockeren Duktus, in den Wellenformationen manchmal fast schon ein Kringel, verstärkt<br />
sich die paradoxe Fröhlichkeit eines irrwitzigen Dahintreibens und vermittelt die karnevaleske<br />
Närrischheit fast noch besser als das gestreng wirkende Gemälde das in der Österreichischen<br />
Galerie im Bevedere verwahrt wird.<br />
40 EXPRESSIONISMUS