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privat bank ag - Kunsthandel Widder

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FRANZ SEDLACEK<br />

Breslau 1891 –1945 in Polen vermisst<br />

Wenn es so etwas wie einen österreichischen Surrealismus gibt, dann gehören die Arbeiten<br />

Franz Sedlaceks bestimmt in dessen erste Reihe. In einer Tradition von Bosch über Füssli und<br />

Blake verm<strong>ag</strong> es der Künstler, Visionen darzustellen, die im Traumhaften und Phantastischen<br />

angesiedelt sind. Nicht zufällig fällt vorliegende Arbeit in den zeitlich gleichen Rahmen mit<br />

literarischen Werken Meyrinks, dem Autor des „Golem“, mit dem der Künstler befreundet<br />

war. Auch Kafka behandelte in seinen grotesken schriftstellerischen Ausgeburten, genau<br />

so wie der Graphiker Sedlacek, die Errungenschaften der von Sigmund Freud begründeten,<br />

wissenschaftlichen Analyse der menschlichen Gefühlswelt und deren unbewusster Auswüchse.<br />

Vergleichbar mit Zeitgenossen der bildenden Kunst wie Kubin und Ensor, führt das Werk Franz<br />

Sedlaceks weit über seine zeitlichen Grenzen hinaus und beeinflusst in Technik und Motivwahl<br />

spätere Künstler wie zum Beispiel Paul Flora. In aufwendiger, kleinteiliger Schraffurtechnik<br />

zeichnet Sedlacek schwebende Geister, die um einen Vollmond tanzen und sich durch ihre<br />

plastische Modellierung vom folienhaften Hintergrund absetzen. Die klare Nacht wird durch<br />

ein dichtes Liniengeflecht, das einem dekorativen Stoffmuster gleicht, herausgearbeitet. Dieser<br />

Gegensatz zwischen der naturalistisch wiedergegebenen Landschaftskulisse und der Darstellung<br />

des skurrilen Treibens, verleiht der nächtlichen Szene eine realitätsferne Absurdität und verstärkt<br />

deren phantastische, chimärenhafte Wirkung. Unser 1926 datiertes Blatt zählt ob seiner Qualität<br />

zusammen mit dem späteren Werk „Gespenst über den Bäumen“ des Oberösterreichischen<br />

Landesmuseums zu den wichtigsten Arbeiten im graphischen Werk des Künstlers.<br />

48 NEUE SACHLICHKEIT

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