privat bank ag - Kunsthandel Widder
privat bank ag - Kunsthandel Widder
privat bank ag - Kunsthandel Widder
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
70<br />
SYLVAIN VIGNY<br />
Wien 1903 –1971 Nizza<br />
Wenngleich Sylvain Vigny in Befreiung der Pinselstruktur und in der Autonomie der Farbe<br />
eine deutliche Auseinandersetzung mit den französischen Fauves zeigt, vielleicht auch durch<br />
die Bekanntschaft mit den stilistisch verwandten Werken der in diesen Kreisen verkehrenden<br />
Helene Funke, sind seine frühen Arbeiten dem klassischen Expressionismus verhaftet. Die<br />
Beurteilung von Vignys Werk und seiner spezifischen Ästhetik ist nicht im lokalen Kontext der<br />
österreichischen Zwischenkriegskunst vorzunehmen, sondern in der internationalen Moderne<br />
anzusiedeln.<br />
Sowohl in Thematik und Ausrichtung lebt vorliegende Malerei nicht durch formale Qualitäten<br />
und Konzeptionen, sondern durch ihre erfühlbar gemachte Realität. In der angedeuteten<br />
Bordellszenerie stehen zwei Kokotten in einem perspektivisch kaum definierten Bildfeld. Im<br />
Hintergrund sieht man eine Dirne, die sich nach Verabschiedung des Freiers wieder ankleidet,<br />
während die beiden Liebesdienerinnen im Vordergrund auf weitere Kundschaft warten. Das<br />
Anrüchige, das Freizügige der Darstellung korrespondiert mit der Lockerheit des Farbauftr<strong>ag</strong>s<br />
und dem gestischen Duktus der Oberflächenbehandlung. Der Künstler, inseiner Malerei selbst<br />
um Befreiung von Konventionen bemüht, re<strong>ag</strong>iert damit auf die beginnende Enttabuisierung der<br />
Sexualität und setzt in seiner Beschäftigung mit vermeintlichen Randgruppen der Gesellschaft<br />
eine weitverbreitete zeitgeistige Vorliebe seiner Epoche um.<br />
ÖSTERREICHISCHE MODERNE IM AUSLAND