Projektbeschrieb Das Projekt ST. PETERSBURG nutzt die in der ersten Stufe vorgelegte vielversprechende städtebauliche Setzung als Grundlage für die Weiterentwicklung. Die BasisElemente des Entwurfs sind nach wie vor das durch die Gleisgeometrie geprägte Feld der Zeilenbauten zwischen Neapelund FlorenzStrasse, der mächtige Bau des Transitlagers und dazwischen aufgespannt eine grosse dreieckige, zur EmilFreyStrasse offene Fläche. In der Stufe 1 komplettierte noch ein grossformatiger dreieckiger Bau für die Fachhochschule das Feld der Zeilenbauten und blieb der dreieckige Platz leer, so wird im überarbeiteten Entwurf die Zeile des Freilagergebäudes verlängert, und auf dem offenen Platz steht neu ein turmartiges Gebäude von rhomboider Grundfläche, gemäss Projektverfasser «präzise gesetzt wie ein Verkehrsteiler». Feinfühlig und gelungen sind die kleineren Freiräume, die PocketParks. Sie schreiben sich ebenfalls der strengen Geometrie der Zeilenstruktur ein, sei es als überdeckter Zwischenraum zwischen zwei Häusern, sei es als volumenbildendes Rankgerüst, das eine Zeile zu Ende baut. Geändert haben sich allerdings die Bedeutung und Nutzung der Gebäude und ihre Rolle in der nach wie vor einfachen und prägnanten städtebaulichen Figur. Stand in der Stufe 1 das grosse dreieckige Hauptgebäude der Hochschule direkt am dreieckigen Platz und war mit seiner Ausstrahlung dem Transitlager ein kräftiges Gegenüber, so ordnet sich das neue Hauptgebäude in die Zeilenbebauung ein und ist trotz extravaganter Fassade zum Platz nicht mehr das markante Zeichen für die Hochschule. Diese Rolle macht ihm das Hochhaus, der Pylon, streitig, doch vermag es darin nicht zu überzeugen. Zu unvermittelt und beziehungslos steht es auf der leider völlig unstrukturierten Platzfläche. Die Hochschulnutzungen sind auf plausible Art auf drei Gebäude verteilt: im Freilager die Ateliers und Werkstätten, im an das Freilager anschliessenden Hauptgebäude die Aula, Hörsäle und Unterrichtsräume und im Pylon die Cafeteria, die Bibliothek, Räume für die Dozenten und für die Forschung. Unbefriedigend und ein falsches Signal ist die Platzierung von einigen wenigen exklusiven Wohnungen zuoberst im Pylon, zudem ist ihre Erschliessung durch das ansonsten reine Schulgebäude problematisch. Die drei Gebäude mit den Hochschulnutzungen sind von ihrer Struktur her recht unterschiedlich. Trotzdem ist die – recht schematische und unausgereifte – Grundrissentwicklung aller drei Gebäude verwandt, eine gewisse Scheu vor dem rechten Winkel ist ihnen gemeinsam. Im Gebäude des Freilagers resultiert allerdings weniger das vermutlich angestrebte reizvolle Spiel schräggestellter Wände im Kontrast zur Strenge der vorgegebenen schüt zenswerten Bausubstanz; im Gegenteil, die schräggestell ten Wände wirken beliebig, ihr Verhältnis zum Bestand ist konfliktreich. Die Konstruktion der angehängten grossfor matigen Balkone ist in der dargestellten Form wenig glaub würdig. Der Pylon weist ein wirtschaftlich gutes Verhältnis von Hauptnutzfläche zu Geschossfläche auf, leider auf Kosten einer zweckmässigen Erschliessung der Büroge schosse und auf Kosten von Privacy und Stauraum für die Arbeitsplätze. Im architektonischen Ausdruck der beiden Neubauten ist ein starker Gestaltungswille ablesbar, doch fällt die Er scheinung des Hauptgebäudes mit seiner frei durchbro chenen Schaufassade (eine KunstamBauIntervention?) und der Rückfassade mit den gängigen langrechteckigen Schulhausfenstern auseinander. Beim Pylon ist die unru hige Befensterung – eine allzu direkt aus der Bilderwelt bürgerlicher Interieurs des 19. Jahrhunderts übernommene und auf die Fassade applizierte Folie – für ein Gebäude dieser Nutzung und Bedeutung fehl am Platz. Erschliessung und Parkierung sind generell befriedigend gelöst, die Veloparkierung längs der EmilFreyStrasse ist jedoch wenig plausibel. Die (verlegte) Abfahrt zur Einstellhalle 19 wird genutzt, um ab dieser Stelle den Brückenschlag zum Brüglinger Park zu machen, was aber nicht weiter thematisiert wird. Gute Noten erhält das Projekt in Bezug auf seinen Umgang mit Ressourcen. Die Gebäudevolumen sind kompakt, der Minergiestandard ist mit wenigen Anpassungen zu erreichen. Das Projekt weist auch wirtschaftliches Potential auf und die Baukosten überschreiten den Zielwert nur geringfügig. Das Projekt zeichnet sich durch eine klare städtebauliche Setzung aus, die allerdings sorgfältiger und differenzierter hätte verfolgt werden müssen, um ihre Stringenz zu belegen. Zu bedauern ist der schematische Umgang mit dem grossen Freiraum. Sowohl im architektonischen Ausdruck wie in der Durchbildung der Grundrisse vermag das Projekt in seiner jetzigen Form nicht zu genügen. 1
4. Rang St. PeterSBurg Bericht des Beurteilungsgremiums Dezember 2007 Projektwettbewerb Entwicklung Kunstfreilager/Dreispitz Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz (HGK-FHNW)