10 Das Motorenwerk im Mittelalter Gut Braband ist ein beschaulicher Bauernhof mit weiter Aussicht auf einem Hügel im Oberbergischen. fordreport Teams FOTOS: K-H. SCHAUN
D ie Äpfel sind reif, die Blätter werden bunt, der Wind spielt mit den Herbstblumen, die Altweibersonne strahlt auf die vielen Holzstapel, Gänse laufen über eine Wiese. Am Morgen sind vier Reisebusse mit fast 200 Männern von den Ford-Werken angekommen. Die haben der Ruhe in dieser Idylle ein Ende gesetzt – überall wird gehämmert, gesägt, gerufen: „Hey, hierüber!“ „Johann, willst du das Teil haben?“ „Kannst du das andere auch abmachen?“ Hier entsteht eine Ritterburg, und bei dem ganzen Unterfangen handelt es sich um eine Teamveranstaltung für die Mitarbeiter des Motorenwerks. Der Clou: Motoren sind heute verboten, nur solche Werkzeuge sind erlaubt, die es auch schon im Mittelalter gab. Landleben gegen Hightech-Montage. „Wir haben hier alle Hierarchie - ebenen bunt zusammen gemischt“ Produktionsleiter Ulf Meiswinkel hat mit solchen Projekten sehr gute Erfahrungen gemacht. „Durch die Umstellung der Fertigung auf den neuen Dreizylinder- Ecoboost-Fox-Motor gibt es bei uns zurzeit viele Umstrukturierungen. Ein solcher Tag hilft, einen bereichsübergreifenden Schulterschluss zu ereichen, Berührungsängste zu nehmen und über einige wichtige Teamfragen nachzudenken.“ „Wir haben hier alle Hierarchieebenen bunt zusammen gemischt“, ergänzt Prozessbegleiter Jens Müller, der die Organisation des Events unterstützt hat. Jedes Team hat sich am Anfang des Tages eine Leitidee – einen gemeinsamen Wert – gewählt, zum Beispiel Sorgfalt, Respekt, Leistung, Ausdauer, Fürsorge oder Diversität. Während und nach der Errichtung der Ritterburg setzt man sich zusammen, um über die Umsetzung der Werte nachzudenken. Die Sitzungen fi nden übrigens in Pferdeboxen statt – nichtsdestotrotz wird fl eißig diskutiert und auch dokumentiert. „Ein Team zu bauen ist ja gar nicht so leicht“, beschreibt Operator Haci Mehmet Erdem, „jeder hat natürlich gute Ideen und will sein Konzept sofort umsetzen, und dann muss man sich einigen.“ „Aber wir haben angefangen, über solche Prozesse nachzudenken, und das ist schon positiv“, berichtet Senior Ingenieur Guido Meyer. Jetzt arbeiten beide mit ihrem Team an einer Konstruktion aus Seilen und Latten, mit denen man die hundert Kilo schweren Heuballen für die Tore der Burg aufrichten kann. Diese Hebehilfe stand übrigens nicht im Bauplan, sie ist Resultat gemeinsamer Überlegungen – alle für einen, einer für alle. Und es klappt, und es macht sichtlich Freude. Standfestigkeit, Stärke, Abenteuer und Erdverbundenheit Symbolik ist auch im Spiel, denn Symbolik wirkt längerfristig. „So eine Ritterburg setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, die man zusammenführen muss, die Brücken, die Mauern, die Türme. Sie steht für Standfestigkeit, Stärke, Abenteuer und Erdverbundenheit, und das kann man an diesem Ort authentisch rüberbringen. Wir nehmen Holz und Stroh aus eigener Produktion, haben sogar die Seile aus Hanf hergestellt. Getränkekisten zu Pyramiden stapeln, das passt hier nicht“, sagt Ludger Brinkmann, Leiter des Gutshofes. Zur symbolischen Nachhaltigkeit trägt auch das Puzzle bei, das, zusammengesetzt, das Fox-Motor-Logo ergibt. Jedes Team erhielt einen Teil und schrieb den von ihm ausgewählten Wert darauf. Das fertige Puzzle wird ebenso wie die Dokumentationen aus den Refl exionsrunden im Foyer des Motorenwerks ausgestellt. „Die Ideen, die dabei formuliert wurden, kommen direkt von den Mitarbeitern und werden auch im Alltag gelebt“, ist sich Ulf Meiswinkel sicher: „Von diesem Erlebnis bleibt was hängen, es schafft einen gemeinsamen Nenner, wirkt nach und liefert Gesprächsstoff für lange Zeit“, so der Produktionsleiter, während er seinen Blick in die Weite schweifen lässt. Kochen wie im Mittelalter: Zwei Teams kümmerten sich um das leibliche Wohl der Burgbauer. Sie brachten eine gehaltvolle Suppe auf die Tafel. 11