Stahlbau-Nachrichten 01/2007 - Verlagsgruppe Wiederspahn
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<strong>Stahlbau</strong>-<strong>Nachrichten</strong> Veranstaltungen 43<br />
Siebtes Symposium Brückenbau der <strong>Verlagsgruppe</strong> <strong>Wiederspahn</strong><br />
Gestaltung von Brücken – viele Wege führen zum Ziel<br />
Innovative Verkehrsarchitektur, durch Wettbewerbe<br />
erzielte Gestaltungsvielfalt sowie neue Verfahren<br />
und Bauweisen standen am 6. und 7. Februar auf<br />
der Agenda des siebten Symposiums Brückenbau<br />
der <strong>Verlagsgruppe</strong> <strong>Wiederspahn</strong> und ihrer Veranstaltungsagentur<br />
MixedMedia Konzepts. Knapp<br />
150 Teilnehmer und 30 Referenten tagten in der<br />
angenehmen Atmosphäre des zentral und ruhig<br />
gelegenen Renaissance-Hotels in Leipzig: Dem<br />
Veranstalter ist es gelungen, das Symposium in<br />
den letzten Jahren als wichtiges Dialogforum von<br />
Bauherren, Brückenplanern und bauausführenden<br />
Firmen zu verankern. Bei der Auswahl der Beiträge<br />
hatte er sich für Bauwerke entschieden, die das<br />
große Engagement der Ingenieure für Gestaltung<br />
und Ausführung unter Beweis stellen. Ministerialrat<br />
Joachim Naumann vom Bundesministerium für<br />
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung überbrachte<br />
in seinem Eingangsreferat die Grüße von Staatssekretär<br />
Dr. Engelbert Lütke Daldrup und plädierte<br />
für mehr Engagement von Bauingenieuren in der<br />
Stiftung Baukultur, die den Brückenbaupreis 2008<br />
voraussichtlich im März <strong>2007</strong> ausloben und damit<br />
die Diskussion über die Gestaltungsqualität im<br />
Brückenbau vorantreiben möchte. In Kürze werde<br />
im Bundesministerium auf Staatssekretärebene<br />
über die Leistungen und das Leistungsniveau im<br />
deutschen Brückenbau diskutiert und so erhoffe er<br />
sich zusätzliche Anregungen durch das Symposium.<br />
Vehement sprach sich der Redner für eine größere<br />
Wettbewerbskultur aus: für Verfahren nach GRW,<br />
Beispiel Gottleubatalbrücke, oder ein vereinfachtes<br />
Verfahren, das im Rahmen des Symposiums am<br />
Beispiel der Geh- und Radwegbrücke über die<br />
Iller erörtert wurde. Naumann begrüßte in diesem<br />
Zusammenhang auch die Bildung von »Brückenfamilien«<br />
innerhalb eines Streckenabschnitts<br />
und nannte exemplarisch die BAB A 143, für die<br />
Schlaich Bergermann und Partner eine Vorschlagsstudie<br />
entwickelten.<br />
Wettbewerbsentwurf Neue Mainbrücke in Frankfurt<br />
© Ferdinand Heide Architekt<br />
Friedrich-Ebert-Brücke in Mannheim<br />
© Leonhardt, Andrä und Partner GmbH<br />
»Was können und sollen Ingenieure tun, um das<br />
Ansehen ihres Berufsstandes und dessen Leistungen<br />
in der Öffentlichkeit zu verbessern?« Mit dieser<br />
Frage eröffnete der Moderator Dipl.-Ing. Michael<br />
<strong>Wiederspahn</strong> die erste Diskussionsrunde. Naumann<br />
forderte erneut mehr Engagement durch die Ingenieure<br />
selbst sowie die Bildung entsprechender<br />
Foren und Veranstaltungen. Öffentlichkeitswirksame<br />
Initiativen von Kammern und Verbänden<br />
gehörten ebenso dazu, zum Beispiel »Ortstermine«<br />
bei Ingenieurbauwerken analog dem, was die<br />
Architektenkammern anböten. Ingenieurbauten<br />
und insbesondere Brücken prägten ganz signifikant<br />
das Bild in unserer dichtbebauten Umwelt, deshalb<br />
appellierte Ministerialrat Dipl.-Ing. Hans Pfisterer<br />
von der Obersten Baubehörde im Bayerischen<br />
Staatsministerium des Innern an die Ingenieure,<br />
Brücken nicht nur zu bauen, sondern sie als Gestaltungsaufgabe<br />
zu begreifen und damit einen<br />
wichtigen Beitrag zur Baukultur in Deutschland<br />
zu leisten. Die Vergabe von Aufträgen richte sich<br />
heute zunehmend, natürlich neben den finanziellen<br />
Rahmenbedingungen, an Gestaltungsaspekten aus.<br />
Er vertrat die These, dass Projekte sich nicht wesentlich<br />
verteuerten, wenn statt der Ausschreibung<br />
des reinen »Amtsentwurfs« vorher ein Wettbewerb<br />
durchgeführt werde. Das Projekt benötige dann<br />
zwar einen drei Monate größeren Vorlauf, diese<br />
Mehrkosten würden aber durch »die Möglichkeit<br />
einer informativen und öffentlich wirksamen Präsentation<br />
der Ingenieurleistungen in den Medien«,<br />
eine größere Vielfalt an Entwürfen, mehr Innova-<br />
tionen und mehr Beteiligungschancen für jüngere<br />
Ingenieurbüros aufgewogen. Bei seiner Vorstellung<br />
verschiedener Wettbewerbsverfahren betonte auch<br />
er die Möglichkeit eines vereinfachten Verfahrens<br />
unter Beschränkung auf eine überschaubare Zahl<br />
von präqualifizierten Teilnehmern und schloss mit<br />
dem Aufruf an Verwaltung und Behörden, mehr<br />
Wettbewerbe durchzuführen, um zu einem Mehr<br />
an Baukultur im Brückenbau zu kommen. In den<br />
nächsten Referaten wurden einzelne Projekte<br />
aus Mannheim, Bamberg und Frankfurt am Main<br />
vorgestellt. Dipl.-Ing. Marie-Luise Wegner, Stadt<br />
Mannheim, und Dipl.-Ing. Volkhard Angelmaier,<br />
Leonhardt, Andrä und Partner, berichteten über Entwurf<br />
und Ausführung der Friedrich-Ebert-Brücke in<br />
Mannheim als Spannbeton-Deckbrücke, die sich gut<br />
in die »Brückenrhythmik« der drei benachbarten<br />
Neckarüberquerungen einfüge.<br />
Die Diplom-Ingenieure Stephan Otto, Max Bögl,<br />
und Ottmar Strauß, Baustadtrat Bamberg, informierten<br />
über die von der regionalen Öffentlichkeit<br />
interessiert verfolgten Gestaltungswettbewerbe um<br />
den Bau der Brückenfamilie Luitpold-, Löwen- und<br />
Kettenbrücke im Stadtensemble von Bamberg,<br />
die bis 2<strong>01</strong>0 komplett neu errichtet und neben<br />
ihrer Verkehrsbedeutung eine wichtige Gestaltungsfunktion<br />
im Stadtbild übernehmen werden.<br />
In Frankfurt gab es seit Jahrzehnten keine neuen<br />
Mainbrücken mehr: Dies wird sich jetzt mit dem<br />
neuen Generalverkehrsplan und der Ansiedlung der<br />
Europäischen Zentralbank ändern. Die Stadt lobte<br />
im vergangenen Sommer einen interdisziplinären<br />
Realisierungswettbewerb für die Neue Mainbrücke<br />
Ost und das Rampenbauwerk Honsellbrücke aus.<br />
Dipl.-Ing. Architekt Ferdinand Heide präsentierte<br />
seine mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit, in<br />
der das Bauwerk als Element des Gesamtensembles<br />
in diesem industriell geprägten Umfeld dient.<br />
Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmackpfeffer, DEGES, sprach<br />
anschließend über Entwurf und Bauausführung<br />
der Talbrücke St. Kilian, eine als Dreigurtbinder ausgebildete<br />
Stahlfachwerkkonstruktion, die in einem<br />
nach Präqualifizierungsgesprächen auf vier Bieter<br />
beschränkten, vereinfachten Realisierungswettbewerb<br />
ausgelobt worden war.<br />
Auf dem Nachmittagsprogramm des ersten Symposiumstags<br />
stand zunächst der Erfahrungsaus-