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Nikolaus Dimmel: Zentrale Bereiche des BMS-Rechts

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Bedarfsorientierte<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung in<br />

Oberösterreich<br />

ACHTUNG: Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

1


Übersicht<br />

1. Einführung id 15a-Vereinbarung<br />

2. Überblick <strong>Rechts</strong>lage<br />

3. Anspruchsberechtigter Personenkreis<br />

4. Einsatz <strong>des</strong> eigenen Einkommens<br />

5. Einsatz <strong>des</strong> eigenen Vermögens<br />

6. Einsatz der eigenen Arbeitskraft<br />

7. Antragstellung und Verfahren<br />

8. Leistungen<br />

9. Regress<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

2


Kapitel 1<br />

Einführung in die Allgemeine<br />

Systematik der <strong>BMS</strong> – Art 15 a B-VG -<br />

Vereinbarung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

3


Grundsätze Art 2 – SH - <strong>BMS</strong><br />

Leistungszuständigkeit der Länder nach Wohnsitz oder<br />

Aufenthalt – Art 9<br />

Pauschalierte Geldleistungen zur Sicherung <strong>des</strong><br />

Lebensunterhaltes und <strong>des</strong> Wohnbedarfes<br />

<strong>Rechts</strong>ansprüche + Bescheidform<br />

Subsidiärität (Vorleistungspflicht; <strong>Rechts</strong>verfolgung)<br />

Einsatz eigener Mittel (s.u.)<br />

Einsatz eigene Arbeitskraft (s.u.)<br />

Beratung und Betreuung<br />

NEU: Weitest mögliche und dauerhafte (Wieder-)<br />

Eingliederung in das Erwerbsleben erforderlich sind.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

4


Grundsätze -<br />

Verschlechterungsverbot<br />

Bun<strong>des</strong>weit zu gewährleistende Min<strong>des</strong>tstandards<br />

Erbringung weitergehender Leistungen oder die<br />

Einräumung günstigerer Bedingungen bleibt jeder<br />

Vertragspartei unbenommen<br />

(Verbesserungsmöglichkeit)<br />

Bestehen<strong>des</strong> haushaltsbezogenes Leistungsniveau<br />

darf durch die in Umsetzung dieser Vereinbarung<br />

erlassenen Regelungen nicht verschlechtert<br />

werden (Verschlechterungsverbot).<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

5


Zwei Lesarten <strong>des</strong><br />

„Verschlechterungsverbotes“<br />

Leistung <strong>des</strong> BdsL darf sich gegenüber<br />

der Art 15 a Vereinbarung nicht<br />

verschlechtern<br />

<strong>BMS</strong>-Leistung darf sich gegenüber SH<br />

nicht verschlechtern<br />

Absur<strong>des</strong> Argument, weil nur 12 Bezüge<br />

und Reduktion der Wohnkosten sind<br />

bereits eine geplante massive<br />

Verschlechterung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

6


One Stop Shop – Art 7<br />

Arbeitslose erhalten Information über <strong>BMS</strong><br />

Anträge auf <strong>BMS</strong> werden entgegengenommen<br />

und an <strong>BMS</strong>-Träger (Länder) weiterleitet<br />

Information von § 10-AlVG – Sperren<br />

automationsunterstützt an <strong>BMS</strong>-Träger<br />

(Länder) übermittelt<br />

<strong>BMS</strong>-Träger (Länder) übermitteln AMS die<br />

notwendigen Unterlagen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

7


Leistungsumfang der <strong>BMS</strong><br />

Regelmäßig wiederkehrender Aufwand für<br />

Nahrung, Bekleidung, Körperpflege, Hausrat,<br />

Heizung und Strom sowie andere persönliche<br />

Bedürfnisse wie die angemessene soziale und<br />

kulturelle Teilhabe.<br />

Wohnbedarf = Miete, allg BK, Abgaben.<br />

Krankenversicherungsschutz Art 8: analoge<br />

Behandlung zu BezieherInnen der AusglZulage<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

8


Leistung - Art 10<br />

Monatliche Geldleistungen zur Deckung<br />

<strong>des</strong> Lebensunterhaltes (Art. 3 Abs 1)<br />

Des angemessenen Wohnbedarfes (Art. 3 Abs. 2)<br />

Leistungen gebühren 12 x jährlich<br />

Ausgangswert = der für alleinstehende<br />

AusgleichszulagenbezieherInnen monatlich vorgesehene<br />

Betrag abzüglich <strong>des</strong> davon einzubehaltenden Beitrages zur<br />

Krankenversicherung.<br />

Dieser Min<strong>des</strong>tstandard gilt für Alleinstehende und AlleinerzieherInnen.<br />

Ausnahmsweise bescheidmäßig durch Sachleistungen ersetzt<br />

werden, wenn dadurch eine den Zielen der Bedarfsorientierten<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung dienende Deckung <strong>des</strong> Lebensunterhaltes besser<br />

erreicht werden kann.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

9


Höhe Min<strong>des</strong>tstandard<br />

Volljährige Personen, die alleine leben: 100%<br />

Für volljährige Personen, die mit anderen Volljährigen im<br />

gemeinsamen Haushalt leben:<br />

75% pro Person<br />

50% ab der dritten leistungsberechtigten, volljährigen,<br />

unterhaltsanspruchsberechtigten Person<br />

Für minderjährige Personen, für die ein Anspruch auf<br />

Familienbeihilfe besteht und die mit zumin<strong>des</strong>t einem<br />

Volljährigen im gemeinsamen Haushalt leben:<br />

18% für das älteste, zweit- und drittälteste dieser Kinder<br />

15% für alle weiteren ab dem viertältesten Kind<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

10


Wohnbedarf – Art 11<br />

Grundsatz: Länder „sollen“ (MERKE: kein <strong>Rechts</strong>anspruch; keine<br />

Pflichtleistung; keine gliedstaatliche Verpflichtung) zusätzliche<br />

Geld- oder Sach-Leistungen zumin<strong>des</strong>t auf Grundlage <strong>des</strong><br />

Privatrechts gewährleisten, wenn mit den Min<strong>des</strong>tstandards nach<br />

Art. 10 der angemessene Wohnbedarf nicht vollständig gedeckt<br />

werden kann (Art 12)<br />

„Unvollständigkeit“ ist anzunehmen, wenn die angemessenen<br />

Wohnkosten das Ausmaß von 25% <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tstandards<br />

Leistungen zur Deckung <strong>des</strong> Wohnbedarfs können an Dritte<br />

ausbezahlt werden, wenn<br />

dadurch eine drohende Delogierung verhindert werden kann<br />

eine den Zielen der Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung dienende Deckung <strong>des</strong><br />

Wohnbedarfes besser erreicht werden kann.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

11


Leistungen <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong><br />

Art 5 (2): Die zum Ausgleichszulagenrichtsatz gebührende<br />

Erhöhung für Kinder (§ 293 Abs. 1 letzter Satz ASVG) wird an<br />

Min<strong>des</strong>tstandard für Kinder abzüglich <strong>des</strong> Kinderzuschusses<br />

(§ 262 ASVG) angepasst<br />

Art 6: Erhöhung <strong>des</strong> Ausmaßes der Notstandshilfe auf<br />

Nettoersatzrate (Basis ALG) bis zu 60% (bei Anspruch auf<br />

Familienzuschläge: bis zu 80%) <strong>des</strong> vorherigen Einkommens<br />

Bei Einkommensanrechnung (Ehepartner/Lebensgefährte/in)<br />

darf AusgleichszulagenbezieherInnen-Niveau (EhegattInnen<br />

+ allfällige Kinder) nicht unterschritten werden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

12


Begünstigte Personen mit<br />

<strong>Rechts</strong>anspruch<br />

Alle Personen, die zu einem dauernden Aufenthalt im<br />

Inland berechtigt sind:<br />

österreichische Staatsangehörige einschließlich ihrer<br />

Familienangehörigen;<br />

Asylberechtige und subsidiär Schutzberechtigte<br />

EU-/EWR-BürgerInnen, Schweizer Staatsangehörige und<br />

deren Familienangehörige<br />

Personen mit einem Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EG“<br />

oder „Daueraufenthalt–Familienangehörige“;<br />

Personen mit Niederlassungsnachweis oder unbefristeter<br />

Niederlassungsbewilligung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

13


Kein dauernder Aufenthalt:<br />

nichterwerbstätige EU-/EWR-BürgerInnen und<br />

Schweizer Staatsangehörigen und deren<br />

Familienangehörigen<br />

jeweils in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalte<br />

AsylwerberInnen<br />

Personen, die auf Grund eines Reisevisums oder ohne<br />

Sichtvermerk einreisen (TouristInnen) durften.<br />

Verpflichtungen aus der<br />

Grundversorgungsvereinbarung – Art. 15a B-VG (BGBl. I<br />

Nr. 80/2004) bleiben unberührt<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

14


Bedeutung der Judikatur<br />

EuGH stellt klar, dass der Begriff „Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong> …<br />

Mitgliedstaats“ ein autonomer Begriff <strong>des</strong> Unionsrechts ist,<br />

der nicht anhand von Begriffen <strong>des</strong> nationalen <strong>Rechts</strong><br />

ausgelegt werden kann. In Anbetracht insbesondere der<br />

Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten bei der Handhabung<br />

der Sozialhilfe ist dieser Begriff dahin zu verstehen, dass damit eine<br />

Sozialhilfe gemeint ist, die von öffentlichen Behörden auf<br />

nationaler, regionaler oder örtlicher Ebene gewährt wird. (C-<br />

578/08)<br />

Damit: KEIN Spielraum <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>gesetzgebers, Unionsrechtliche<br />

Bestimmungen zu umgehen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

15


Kapitel 2<br />

Überblick Oberösterreichische<br />

<strong>Rechts</strong>lage<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

16


<strong>Rechts</strong>grundlagen<br />

Art 15 a B-VG Vereinbarung 667 Stenogr.Prot.<br />

Min<strong>des</strong>tsicherungsgesetz<br />

OÖ Min<strong>des</strong>tsicherungsgesetz (MSG) LGBl 74/2011 vom 1.10.2011<br />

(Inkrafttreten)<br />

Min<strong>des</strong>tsicherungsverordnung LGBl 75/2011<br />

OöSHG idF LGBl 74/2011<br />

Reduziert auf stationäre Leistungen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

17


Sozialhilfe und<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

§ 2 Abs 5 OöSHG (Grundsätze): Soziale Hilfe ist nur<br />

soweit zu leisten, als der jeweilige Bedarf nicht<br />

durch Leistungen Dritter tatsächlich gedeckt ist.<br />

(Anm: LGBl.Nr. 74/2011)<br />

§ 7 OöSHG (Soziale Notlage)<br />

(1) Eine soziale Notlage liegt bei Personen vor, die sich in einer<br />

besonderen sozialen Lage befinden und sozialer Hilfe bedürfen.<br />

(2) In einer besonderen sozialen Lage im Sinn <strong>des</strong> Abs. 1 können<br />

sich insbesondere Personen befinden, die der Betreuung und Hilfe<br />

(Pflege) bedürfen (Anm: LGBl.Nr. 74/2011)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

18


Verhältnis der<br />

<strong>Rechts</strong>materien zueinander<br />

� Insgesamt (9 BdsLänder) weitaus komplexere <strong>Rechts</strong>lage als<br />

vorher:<br />

� Art 15 a B-VG-Vereinbarung als völkerrechtlich-zivilrechtlicher<br />

Vertrag (Wr Vertragsrechtskonvention); keine unmittelbare<br />

<strong>Rechts</strong>wirkung auf Verhältnis Antragsteller – Behörde<br />

� Art 15 B-VG-Vereinbarung bleibt allerdings<br />

Interpretationsgesichtspunkt im Rahmen d <strong>Rechts</strong>anwendung<br />

� Zentral: <strong>BMS</strong>-Bezieher haben keinen SH-Anspruch<br />

� NOVELLIERTES SHG OHNE HSLU UND<br />

WOHNBEDARFSLEISTUNGEN ID OFFENEN SH<br />

� Auf Personen, die in Senioren-, Seniorenpflegeheimen oder<br />

vergleichbaren stationären Einrichtungen untergebracht<br />

sind, findet dieses Gesetz keine Anwendung.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

19


§ 53 OöMSG<br />

Bescheide, welche auf Grund <strong>des</strong> Oö. Sozialhilfegesetzes 1998,<br />

LGBl. Nr. 82, erlassen wurden, werden wie folgt übergeleitet:<br />

Anstelle von Bescheiden nach § 18 <strong>des</strong> Oö.<br />

Sozialhilfegesetzes 1998 hat der Träger der <strong>BMS</strong> Hilfe durch<br />

Einbeziehung in die Krankenversicherung zu leisten<br />

Bescheide nach § 19 <strong>des</strong> OöSHG 1998 gelten als Bescheide nach<br />

§ 18 <strong>des</strong> MSG (Erziehung/Erwerbsbefähigung)<br />

Bescheide nach § 40 <strong>des</strong> Oö. Sozialhilfegesetzes 1998 gelten als<br />

Bescheide nach § 45 dieses Lan<strong>des</strong>gesetzes (Kostentragung)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

20


Verschlechterungsverbot § 6<br />

MSG-VO<br />

Sofern sich das zum 31. August 2010 nach der Oö.<br />

Sozialhilfeverordnung 1998, LGBl. Nr. 118, in der Fassung der<br />

Verordnung LGBl 52/2010 bestehende Leistungsniveau durch die<br />

MSG-VO verschlechtern würde, ist dieses beizubehalten.<br />

Sofern durch diese Verordnung das durch Artikel 10 und 11 der<br />

Vereinbarung zwischen dem Bund und den Ländern gemäß Art. 15a<br />

B-VG über eine bun<strong>des</strong>weite Bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

zum 1.9.2010 festgelegte haushaltsbezogene Leistungsniveau für<br />

HSLU und Wohnbedarf bei einer Jahresbetrachtung NICHT<br />

ERREICHT WIRD ist die Differenz anteilig mit den laufenden<br />

monatlichen Geldleistungen auszuzahlen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

21


Wesentlichste Neuerungen<br />

in der <strong>BMS</strong><br />

� einheitlicher Min<strong>des</strong>tstandard (Ausgangswert = ASVG-Richtsatz<br />

für Min<strong>des</strong>tpension) wird 12 mal jährlich im Nachhinein ausbezahlt<br />

� Leistung für Lebensunterhalt (75%) und Unterkunft (25%) +<br />

ergänzende Wohnbedarfshilfe (Wohnbeihilfe)<br />

� Einkünfte sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse <strong>des</strong> im<br />

gemeinsamen Haushalt lebenden Partners (Ehepartner/in oder<br />

Lebensgefährten/in) werden berücksichtigt.<br />

� Vermögensfreibetrag (fünffacher Ausgangswert) und<br />

Vermögensbehaltefrist (sechs Monate)<br />

� kein Kostenersatz bei Einkommen aus Erwerbstätigkeit<br />

oder von Eltern von oder für erwachsene(n) Kinder(n)<br />

� Einbeziehung der <strong>BMS</strong>-BezieherInnen in die<br />

gesetzliche Krankenversicherung (E-Card)<br />

� Einsatz der Arbeitskraft (z.B. Hilfe zur Arbeit, Kürzungsmöglichkeiten<br />

mangels Mitwirkung)<br />

� Verkürzung der Entscheidungsfrist auf drei Monate<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

22


Ziele § 1 OÖ MSG<br />

Sicherstellung eines menschenwürdigen Lebens (Abs 1)<br />

Vermeidung von Notlagen (Armut und soziale<br />

Ausschließung) - Präventionsmaxime<br />

Befähigung zur Abwendung und Überwindung von<br />

Notlagen (Hilfe zur Selbsthilfe)<br />

Hilfe zur Bedarfsdeckung<br />

Nachhaltige Stabilisierung (nachgehende Hilfe)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

23


Grundsätze der Leistung §<br />

2 OÖ MSG (1)<br />

Individualitätsprinzip: Bei der Leistung bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung ist auf die besonderen Umstände <strong>des</strong> Einzelfalls Bedacht<br />

zu nehmen. Dazu gehören insbesondere Eigenart und Ursache der<br />

drohenden, bestehenden oder noch nicht dauerhaft überwundenen sozialen<br />

Notlage, weiters der körperliche, geistige und psychische Zustand der<br />

hilfebedürftigen Person sowie deren Fähigkeiten, Beeinträchtigungen und<br />

das Ausmaß ihrer sozialen Integration. (Individualitätsprinzip)<br />

Rechtzeitigkeitsprinzip: Bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung hat<br />

rechtzeitig einzusetzen.<br />

Integrationsprinzip: Form und Umfang bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung sind so zu wählen, dass die Stellung der hilfebedürftigen<br />

Person innerhalb ihrer Familie und ihrer sonstigen sozialen Umgebung nach<br />

Möglichkeit erhalten und gefestigt wird.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

24


Grundsätze der Leistung § 2<br />

OÖ MSG (2)<br />

Persönliche Hilfe: Die bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

umfasst auch die erforderliche Beratung und Betreuung in<br />

sozialen Angelegenheiten. Sie soll eine dauerhafte<br />

(Wieder-)Eingliederung ihrer Bezieherinnen und Bezieher in<br />

das Erwerbsleben fördern.<br />

Subsidaritätsprinzip: Die Leistungen bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung sind subsidiär.<br />

Bedingter <strong>Rechts</strong>anspruch: Ein <strong>Rechts</strong>anspruch auf<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung oder eine bestimmte<br />

Form bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung besteht nur,<br />

wenn es dieses Lan<strong>des</strong>gesetz ausdrücklich bestimmt.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

25


Grundsätze der Leistung §<br />

2 OÖ MSG (3)<br />

Übertragungsverbot: Leistungen bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung können weder gepfändet noch verpfändet<br />

werden.<br />

Die rechtswirksame Übertragung von <strong>Rechts</strong>ansprüchen auf<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung ist nur mit Zustimmung der für die<br />

Bescheiderlassung zuständigen Behörde möglich, wenn die Übertragung im<br />

Interesse der hilfebedürftigen Person gelegen ist. (Prinzip der<br />

eingeschränkten Übertragbarkeit)<br />

Chancengleichheit: Kindern, die in Haushaltsgemeinschaft<br />

mit Bezieherinnen oder Beziehern bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung leben, soll eine altersgerechte Beteiligung<br />

am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

26


Grundsätze der Erbringung<br />

§ 3 OöMSG (1)<br />

Fachlichkeitsprinzip: Die Erbringung von Leistungen der<br />

bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung hat in fachgerechter<br />

Weise zu erfolgen. Dabei sind einschlägige wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse und daraus entwickelte Lösungsansätze zu<br />

berücksichtigen.<br />

Personalqualität: Die mit der Durchführung von Aufgaben<br />

nach diesem Lan<strong>des</strong>gesetz betrauten Personen müssen für<br />

diese Aufgaben fachlich und persönlich geeignet sein. Die im<br />

Rahmen der Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

tätigen Behörden und Träger haben für die notwendige<br />

Fortbildung zu sorgen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

27


Grundsätze der Erbringung<br />

§ 3 OöMSG (2)<br />

Supervision: Den mit der unmittelbaren<br />

Leistungserbringung betrauten Personen sind<br />

lösungsorientierte methodisch-fachliche Reflexionen<br />

anzubieten und im erforderlichen Ausmaß zu ermöglichen.<br />

Davon sind jedenfalls jene Personen nicht erfasst, die<br />

lediglich mit der administrativen Umsetzung der Leistung<br />

betraut sind.<br />

Kooperationsgebot: Die Träger bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung und die mit der Vollziehung betrauten<br />

Behörden sollen bei der Erfüllung der Aufgaben nach diesem<br />

Lan<strong>des</strong>gesetz mit allen in Betracht kommenden Trägern<br />

anderer Sozialleistungen, erforderlichenfalls auch<br />

länderübergreifend, sowie mit den Trägern der freien<br />

Wohlfahrt zusammenarbeiten.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

28


Notlagendefinition § 6<br />

OöMSG<br />

Eine soziale Notlage liegt bei Personen vor:<br />

Wenn der eigene Lebensunterhalt (LU) und Wohnbedarf (WB) nicht gedeckt<br />

werden kann<br />

Wenn LU und WB von Unterhaltsberechtigten im Haushalt nicht gedeckt werden<br />

kann.<br />

Notlage liegt vor, wenn Schutz bei Krankheit, Schwangerschaft und<br />

Entbindung nicht gewährleistet ist<br />

Soziale Notlage liegt auch vor bei:<br />

Gewalt durch Angehörige, Wohnungslosigkeit, Schuldenproblemen<br />

Nicht als soziale Notlage gelten Situationen, für die bereits auf der<br />

Basis anderer gesetzlicher Grundlagen ausreichend Vorsorge<br />

getroffen wurde.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

29


Definition Lebensunterhalt<br />

u Wohnbedarf<br />

Lebensunterhalt = Aufwand für die regelmäßig wiederkehrenden<br />

Bedürfnisse zur Führung eines menschenwürdigen Lebens,<br />

insbesondere für Nahrung, Bekleidung, Körperpflege,<br />

Hausrat, Beheizung und Strom sowie andere persönliche<br />

Bedürfnisse, wie die angemessene soziale und kulturelle<br />

Teilhabe.<br />

ERGO: DIES IST IM MINDESTSTANDARD ENTHALTEN<br />

(abgesehen von Einzelleistungen id Min<strong>des</strong>tsicherungsVO)<br />

Wohnbedarf = der für die Gewährleistung einer angemessenen<br />

Wohnsituation erforderliche regelmäßig wiederkehrende Aufwand<br />

für Miete, allgemeine Betriebskosten und Abgaben<br />

MERKE: Nur BESCHRÄNKTER ANSPRUCH auf Hausrat (MSG-VO)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

30


Regeln zur Notlage – aus<br />

der Judikatur<br />

Zeitraumbezogenheit<br />

Keine Leistung für zeitlich zurückliegende<br />

Notlagen<br />

Basiszeitraum: 1 Monat<br />

Faktizitätsprinzip<br />

Bereits im SHG auf Grundlage der Judikatur<br />

Beweislast / Antragslast<br />

Materielle Wahrheitspflicht der Behörde §§ 37,39<br />

(Amtswegigkeit) u 45 AVG<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

31


Leistungen Dritter<br />

Leistungen der <strong>BMS</strong> sind nur soweit zu erbringen, als der<br />

Bedarf der Hilfe suchenden Personen für LU, Wohnbedarf<br />

und Krankhilfe/Entbindung nicht durch Geld- oder<br />

Sachleistungen Dritter gedeckt ist.<br />

Dabei haben freiwillige Zuwendungen der freien<br />

Wohlfahrtspflege oder Leistungen, die von Dritten ohne<br />

rechtliche Verpflichtung erbracht werden, außer Betracht zu<br />

bleiben<br />

Es sei denn, sie sind anzurechnen oder dass sie ein Ausmaß oder eine Dauer<br />

erreichen, dass keine Leistungen nach diesem Gesetz mehr erforderlich<br />

sind.<br />

Keine Judikatur zu dieser Bestimmung in der SH<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

32


Bedarfsgemeinschaft<br />

Bedarfsgemeinschaft ist / verkörpert:<br />

im gemeinsamen Haushalt lebende Ehegatten,<br />

eingetragene Partner (EPG 2010) oder<br />

LebensgefährtInnen<br />

im gemeinsamen Haushalt mit ihren Eltern<br />

oder einem Elternteil lebende<br />

unterhaltsberechtigte minderjährige oder noch<br />

in Ausbildung befindliche volljährige Kinder<br />

einschließlich Adoptiv- oder Stiefkinder<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

33


Wirtschaftsgemeinschaft<br />

Zu Leistungen Dritter zählt auch das Einkommen der<br />

Personen, die mit der Hilfe suchenden Person in<br />

Bedarfsgemeinschaft leben, ausgenommen Kinder, soweit<br />

es den für diese Personen nach diesem Gesetz<br />

maßgeblichen Bedarf übersteigt.<br />

Dabei wird bei Hilfesuchenden, die mit anderen Personen im<br />

gemeinsamen Haushalt leben, das Vorliegen einer<br />

Wirtschaftsgemeinschaft vermutet<br />

ABGRENZUNG ZUR LEBENSGEMEINSCHAFT (s.u.)<br />

Das Nicht-Vorliegen einer Wirtschaftsgemeinschaft ist von<br />

der Hilfe suchenden Person glaubhaft zu machen.<br />

Beweislastumkehr grundsätzlich im Verwaltungsrecht UNZULÄSSIG<br />

Judikatur zur „Glaubhaftmachung“ = Indizienbeweis<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

34


Kapitel 3<br />

Anspruchsberechtigter Personenkreis -<br />

Personenbezogene Voraussetzungen der<br />

Hilfegewährung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

35


Anspruch: persönliche<br />

Voraussetzungen § 4 OöMSG<br />

österreichische Staatsbürgerinnen und -bürger oder deren<br />

Familienangehörige<br />

Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte<br />

EU-/EWR-Bürgerinnen oder -Bürger, Schweizer Staatsangehörige<br />

oder deren Familienangehörige, jeweils soweit sie durch den Bezug<br />

dieser Leistungen nicht ihr Aufenthaltsrecht verlieren würden,<br />

Personen mit einem Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt - EG“ oder<br />

„Daueraufenthalt - Familienangehörige“ oder mit einem<br />

Niederlassungsnachweis oder einer unbefristeten<br />

Niederlassungsbewilligung,<br />

Personen mit einem sonstigen dauernden Aufenthaltsrecht im<br />

Inland, soweit sie durch den Bezug dieser Leistungen nicht ihr<br />

Aufenthaltsrecht verlieren würden,<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

36


Leistungen nach dem<br />

Privatrecht<br />

§ 4 Abs 2 OöMSG:<br />

<strong>BMS</strong> kann (Einzelfallregelung) auf<br />

Grundlage <strong>des</strong> Privatrechts geleistet<br />

werden, wenn<br />

LU nicht gesicherte ist / werden kann<br />

Vermeidung besonderer Härten<br />

MERKE: ERMESSENSHANDHABUNG,<br />

KEIN RECHTSMITTEL<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

37


Kapitel 3.1.<br />

StaatsbürgerInnen und Gleichgestellte<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

38


Grundsatz<br />

§ 4 OÖMSG:<br />

Differenzierung wie bisher zwischen<br />

Staatsbürgern und Gleichgestellten (EU-<br />

Bürgern) = Pflichtleistungen<br />

Drittstaatenausländern (Kannleistungen)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

39


Anspruchsberechtigte<br />

Personen, die<br />

Hilfsbedürftig sind,<br />

Ihren GEWÖHNLICHEN AUFENTHALT und<br />

(!)VORAUSSETZUNGEN § 19 Meldegesetz erfüllen<br />

§ 19 Abs 1 MeldeG:<br />

Die Meldebehörde hat auf Grund der im Melderegister enthaltenen<br />

Meldedaten auf Antrag zu bestätigen, dass, seit wann und wo der<br />

Antragsteller oder ein Mensch, für den ihn die Meldepflicht trifft,<br />

angemeldet ist (Meldebestätigung).<br />

Nichtmeldebestätigung nach § 19 a Meldegesetz<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

40


Nichtmeldebestätigung § 19<br />

a MeldeG<br />

Die Meldebehörde hat einem Obdachlosen auf Antrag nach Muster<br />

in zwei Ausfertigungen zu bestätigen, dass er den Mittelpunkt<br />

seiner Lebensbeziehungen in dieser Gemeinde hat<br />

(Hauptwohnsitzbestätigung), wenn er<br />

glaubhaft macht, dass er seit min<strong>des</strong>tens einem Monat den<br />

Mittelpunkt seiner Lebensbeziehungen ausschließlich im Gebiet<br />

dieser Gemeinde hat, und (!)<br />

Im Gemeindegebiet eine Stelle bezeichnen kann, die er regelmäßig<br />

aufsucht (Kontaktstelle).<br />

Die Kontaktstelle gilt als Abgabestelle im Sinne <strong>des</strong><br />

Zustellgesetzes, wenn Zustimmung <strong>des</strong> Verfügungsberechtigten<br />

(idR Eigentümer/Nutzer) hat.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

41


Gleichgestellte (unter<br />

Bedingungen)<br />

Gem. § 4 OöMSG sind gleichgestellt:<br />

Gemeinschaftliches Aufenthaltsrecht gemäß den §§ 84<br />

und 85 FPG 2005 oder gemäß den §§ 51 bis 54a und 57 NAG<br />

= Staatsangehörige eines anderen Vertragsstaates <strong>des</strong><br />

EWR/EG (gesondertes Kapitel; s.u.)<br />

“Daueraufenthalt – EG” gemäß § 45 oder § 49 NAG (Titel<br />

aus anderem EU-Staat)<br />

Familienangehöriger” gemäß § 47 Abs 2 NAG oder Daueraufenthalt<br />

Familienangehöriger 48 NAG.<br />

Asylberechtigte + Subsidiär Schutzberechtigte<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

42


Gemeinschaftliches<br />

Aufenthaltsrecht<br />

§ 51 NAG:<br />

Arbeitnehmer/Selbständige<br />

Benötigen Existenzminimum + KV-Schutz<br />

Bedarfsannahme: hinreichende Mittel für<br />

sich und Familienangehörige<br />

Details >> weiter unten<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

43


Schnittstelle<br />

DrittstaatenausländerInnen<br />

§ 45 NAG: Drittstaatsangehörigen, die in den letzten fünf Jahren<br />

ununterbrochen zur Niederlassung berechtigt waren, kann ein<br />

Aufenthaltstitel “Daueraufenthalt - EG” erteilt werden, wenn<br />

Integrationsvereinbarung erfüllt haben.<br />

§ 47 Abs 2 NAG („Aufenthaltstitel Familienangehöriger“):<br />

Familienangehörigen von Drittstaatsangehörigen ist ein<br />

Aufenthaltstitel “Familienangehöriger” zu erteilen, wenn sie allg.<br />

Voraussetzungen <strong>des</strong> Aufenthalts erfüllen<br />

§ 48 NAG: Daueraufenthalt für Familienangehörige, wenn<br />

Integrationsvereinbarung erfüllt und 2 Jahre Ehe /<br />

Lebensgemeinschaft<br />

§ 49 NAG: Niederlassungsbewilligung aus EU-Staaten gilt auch in Ö,<br />

wenn Quotenplatz vorhanden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

44


§ 45 NAG<br />

Aufenthaltstitel für Drittstaatsangehörige:<br />

Daueraufenthalt EG<br />

In den letzten 5 Jahren ununterbrochen zur<br />

Niederlassung berechtigt<br />

Allgemeine Voraussetzungen (§ 11)erfüllt<br />

Modul 2 der Integrationsvereinbarung<br />

erfüllt (Deutschkenntnis B 1)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

45


Allgemeine Voraussetzungen<br />

Aufenthalt § 11 NAG<br />

§ 11 NAG: Aufenthalt nur dann, wenn<br />

Kein Aufenthalts-/Rückkehrverbot besteht<br />

Aufenthaltsverbot in anderem EU-Staat<br />

Keine durchsetzbare Ausweisung erlassen<br />

Keine „Aufenthaltsehe“ (LG) vorliegt<br />

Keine Strafe wg Umgehung einer Grenzkontrolle<br />

Aufenthalt kein öffentliches Interesse verletzt<br />

<strong>Rechts</strong>anspruch auf ortsübliche Unterkunft nachgewiesen wird<br />

Umfassender Krankenversicherungsschutz nachgewiesen wird<br />

Keine finanz. Belastung einer Gebietskörperschaft damit verbunden ist<br />

Keine Belastung völkerrechtlicher Beziehungen damit verbunden ist<br />

Integrationsvereinbarung erfüllt wurde<br />

Härteklausel anzuwenden ist: Grund =Aufrechterhaltung <strong>des</strong> Privat- und<br />

Familienlebens gem. Art 8 EMRK<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

46


Abwägungungsgründe Art 8<br />

EMRK - § 11 NAG<br />

<strong>Rechts</strong>widrigkeit, Art und Dauer <strong>des</strong> bisherigen Aufenthalts<br />

Bestehen eines Familienlebens u Schutzwürdigkeit <strong>des</strong> Privatlebens<br />

Grad der Integration sowie Bindungen zum Heimatstaat<br />

strafgerichtliche Unbescholtenheit u Verstöße gegen die öffentliche<br />

Ordnung (Asyl-, Fremdenpolizei- und Einwanderungsrechts)<br />

Frage, ob das Privat- und Familienleben <strong>des</strong> Drittstaatsangehörigen<br />

in einem Zeitpunkt entstand, in dem sich die Beteiligten ihres<br />

unsicheren Aufenthaltsstatus bewusst waren.<br />

Gefährdung der öffentlichen Ordnung oder Sicherheit<br />

Naheverhältnis zu einer extremistischen oder terroristischen<br />

Gruppierung u extremistische oder terroristische Aktivitäten<br />

können nicht ausgeschlossen werden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

47


EuGH-Judikatur<br />

Urteil v. 10.3.2010 RS C-578/08 (Rhimou Chakroun)<br />

Mitgliedstaaten haben präzise positive Verpflichtung, den Nachzug<br />

bestimmter Mitglieder der Familie <strong>des</strong> Zusammenführenden zu<br />

genehmigen, ohne dass sie dabei von ihrem Wertungsspielraum<br />

Gebrauch machen könnten (Urteil vom 27. Juni 2006,<br />

Parlament/Rat, C‑540/03, Slg. 2006, I‑5769, Randnr. 60).<br />

ABER !: Mitgliedstaaten dürfen Nachweis verlangen, dass der<br />

Zusammenführende über feste/regelmäßige Einkünfte verfügt,<br />

die ohne Inanspruchnahme der Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong><br />

betreffenden Mitgliedstaats für seinen eigenen Lebensunterhalt<br />

und den seiner Familienangehörigen ausreichen.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

48


Individualisierung <strong>des</strong><br />

Bedarfes<br />

Automatische Ablehnung d Antrags auf Familienzusammen-führung<br />

ohne Einzelfallprüfung beim Unterschreiten <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tbetrags für<br />

die Lebensunterhaltssicherung ist mit Gemeinschaftsrecht<br />

unvereinbar : „Da der Umfang der Bedürfnisse individuell ist,<br />

können Mitgliedstaaten zwar bestimmten Betrag als<br />

Richtbetrag angeben, dürfen jedoch KEIN<br />

Min<strong>des</strong>teinkommen vorgeben, unterhalb <strong>des</strong>sen jede<br />

Familienzusammenführung generell abgelehnt würde.<br />

ZWINGEND ist die konkrete Prüfung der Situation <strong>des</strong><br />

einzelnen Antragstellers.<br />

Fehlen die erforderlichen Mittel <strong>des</strong> Zusammenführenden, um<br />

unabhängig von Sozialleistungen leben zu können, so führt dies<br />

NICHT AUTOMATISCH zu einer Regelnachzugssperre. Art. 17 RL<br />

2003/86/EG fordert in allen Fällen der Ablehnung eines Antrags auf<br />

Familiennachzug eine Einzelfallabwägung.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

49


Wann liegt eine „finanzielle Belastung<br />

einer Gebietskörperschaft vor ? - Jud<br />

Grundsatz: Keine festen und regelmäßigen eigenen Einkünfte, die eine<br />

Lebensführung ohne Inanspruchnahme von Sozialhilfeleistungen der<br />

Gebietskörperschaften ermöglichen<br />

Höhe: Einkünfte unter Ausgleichszulage >> dann: Belastung<br />

Berechnung: Feste und regelmäßige eigene Einkünfte werden durch<br />

regelmäßige Aufwendungen geschmälert, insbesondere durch<br />

Mietbelastungen, Kreditbelastungen, Pfändungen und Unterhaltszahlungen<br />

an Dritte nicht im gemeinsamen Haushalt lebende Personen.<br />

Dritte: Bei Unterhaltsansprüchen, Haftungserklärungen oder<br />

Patenschaftserklärungen ist nur der das pfändungsfreie Existenzminimum<br />

übersteigende Einkommensteil zu berücksichtigen.<br />

Erstanträge: soziale Leistungen sind nicht zu berücksichtigen, auf die ein<br />

Anspruch erst durch Erteilung <strong>des</strong> Aufenthaltstitels entstehen würde,<br />

insbesondere Sozialhilfeleistungen oder die Ausgleichszulage<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

50


Subsidiär Schutzberechtigte<br />

Subsidiär Schutzberechtigte (§ 8 AsylG 2005) haben<br />

ANSPRUCH, so weit diese Personen nicht Leistungen im<br />

Rahmen der vorübergehenden Grundversorgung oder<br />

auf der Grundlage <strong>des</strong> Bgld. SHG 2000 idgF erhalten.<br />

ABER (!): der Anspruch von subsidiär<br />

Schutzberechtigten auf die Gewährung von Leistungen<br />

der Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung darf nicht mit<br />

der Höhe der Leistungen aus der vorübergehenden<br />

Grundversorgung (Lan<strong>des</strong>betreuung) BEGRENZT<br />

werden<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

51


§ 7 Grundversorgungsgesetz<br />

Fremde, die zum Personenkreis von Artikel 2 Abs. 1 der<br />

Grundversorgungsvereinbarung gehören (Asylwerber, nicht<br />

abschiebbare Personen), haben mit Ausnahme von Personen,<br />

denen Asyl gewährt wurde und Personen mit einem<br />

Aufenthaltsrecht gemäß § 8 Asylgesetz 2005 (Subsidiär<br />

Schutzberechtigte) keinen Anspruch auf Leistungen nach dem Oö.<br />

Sozialhilfegesetz 1998 und dem Oö. Min<strong>des</strong>tsicherungsgesetz.<br />

ERGO: Subsidiär Schutzberechtigte sind zum Bezug von<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung berechtigt<br />

Leistungen der Grundversorgung sind allerdings zur Gänze auf<br />

Leistungen nach dem Oö. Sozialhilfegesetz 1998 oder dem Oö.<br />

Min<strong>des</strong>tsicherungsgesetz anzurechnen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

52


Grundversorgungsgesetz –<br />

LGBl 12/2007<br />

Leistungen<br />

Unterbringung (Lan<strong>des</strong>quartiere oder Mietvertrag)<br />

Verpflegung<br />

Taschengeld<br />

Bekleidung<br />

Transport<br />

Krankenhilfe/versorgung<br />

Einzelfallleistungen Härtefälle<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

53


Europäischer <strong>Rechts</strong>rahmen<br />

EU RL 2004/83/EG legt Min<strong>des</strong>tnormen für subsidär<br />

geschütze Personen fest<br />

Erwägung 33,34 zur RL: Prinzip der NICHT-Diskriminierung =<br />

zur Vermeidung sozialer Härtefälle ist es angezeigt,<br />

Personen, denen die Flüchtlingseigenschaft oder der<br />

subsidiäre Schutzstatus zuerkannt worden ist, ohne<br />

Diskriminierung im Rahmen der Sozialfürsorge<br />

angemessene Unterstützung in Form von Sozial- leistungen<br />

und Leistungen zur Sicherung <strong>des</strong> Lebensunterhalts zu<br />

gewähren.<br />

Einschränkung auf Kernleistungen heißt:<br />

Min<strong>des</strong>teinkommen sowie Unterstützung bei Krankheit<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

54


Kapitel 3.2.<br />

EU-BürgerInnen und Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

55


<strong>Rechts</strong>grundlagen<br />

Richtlinie 2004/38/EG <strong>des</strong> EP u ER vom<br />

29.4.2004<br />

Grundsätzlich Gleichstellung von<br />

Staatsangehörigen einer Vertragspartei <strong>des</strong><br />

Abkommens über den Europäischen<br />

Wirtschaftsraum<br />

Übergangsregime mit zeitlichen Beschränkungen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

56


EU-BürgerInnen<br />

Grundsätzlich Gleichstellung von Staatsangehörigen einer<br />

Vertragspartei <strong>des</strong> Abkommens über den Europäischen<br />

Wirtschaftsraum<br />

Bürger und Bürgerinnen aus den Staaten Belgien,<br />

Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland,<br />

Großbritannien, Irland, Island, Italien, Liechtenstein,<br />

Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen,<br />

Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien und<br />

Zypern sind uneingeschränkt freizügigkeitsberechtigt<br />

Staatsangehörige der zum 01.05.2004 der Europäischen<br />

Union beigetretenen Länder sind noch nicht voll<br />

freizügigkeitsberechtigt (Arbeitserlaubnis EU)<br />

Ru/Bulg = Frist: 7 Jahre nach Beitritt -> freier Zugang<br />

Ausnahme: 5 Jahre aufenthaltsverfestigt und regelm. Einkommen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

57


Freizügigkeit meint ....<br />

in einem anderen EU-Land Arbeit suchen<br />

Im EU-Member-State arbeiten, ohne dass eine<br />

Arbeitserlaubnis erforderlich wäre<br />

Zu Arbeits-Zwecken dort zu wohnen<br />

selbst nach Beendigung <strong>des</strong><br />

Beschäftigungsverhältnisses dort bleiben,<br />

hinsichtlich Zugang zu Beschäftigung,<br />

Arbeitsbedingungen und aller anderen Sozialleistungen<br />

und Steuervorteile genauso behandelt zu werden wie<br />

die Staatsangehörigen <strong>des</strong> Aufnahmelan<strong>des</strong>.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

58


WER ist freizügig ...<br />

selbständige oder nichtselbständige<br />

Erwerbstätige<br />

Erbringer oder Empfänger von<br />

Dienstleistungen<br />

Studenten, Renter, Nichterwerbstätige<br />

Verbleibeberechtigte<br />

Arbeitssuchende<br />

Personen in Berufsausbildung<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

59


NICHT-Erwerbstätige<br />

Nichterwerbstätige Unionsbürger, Rentner<br />

und Studenten genießen nur dann die volle<br />

Freizügigkeit, wenn sie über ausreichende<br />

Existenzmittel und Krankenversicherungsschutz<br />

verfügen. Der Krankenversicherungsschutz ist<br />

dann ausreichend, wenn er bestimmte ärztliche<br />

Leistungen abdeckt. Die ausreichenden<br />

Existenzmittel müssen zum Zeitpunkt der Einreise<br />

verfügbar sein.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

60


NACHZIEHENDE<br />

Familienangehörige<br />

Familienangehörige haben Nachzugsrecht zu den<br />

freizügigkeitsberechtigten EU-Bürgern, wenn sie bei diesen<br />

ihre Wohnung nehmen.<br />

Familienangehörige = Ehegatten/Lebenspartner, Verwandte<br />

in absteigender Linie unter 21,<br />

unterhaltsanspruchsberechtigte Verwandte in aufsteigenden<br />

oder absteigender Linie.<br />

Familienangehörige von nichterwerbstätigen<br />

Unionsbürgern, Rentnern und Studenten dürfen nur dann<br />

nachziehen, wenn -> ausreichende Existenzmittel und<br />

Krankenversicherungsschutz<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

61


Freizügigkeit impliziert ...<br />

Koordination <strong>des</strong> Sozialrechts =<br />

Leistungsexport<br />

Export von<br />

Sozialversicherungsleistungen<br />

Erwerb von Versicherungsansprüchen<br />

im Aufnahmeland<br />

Zusammenrechnungsbestimmungen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

62


SOZIALHILFE id EU<br />

Leistungen der Sozialhilfe (<strong>BMS</strong>) werden von der VO<br />

883/04 nicht erfasst<br />

SH = grundsätzlich nur nach dem jeweiligen nationalen<br />

Recht bei entsprechender sozialer Bedürftigkeit<br />

gewährt.<br />

Leistungen der Sozialhilfe werden grundsätzlich nicht<br />

in einen anderen Mitgliedstaat exportiert und sind<br />

daher ausschließlich vom Wohn- oder Aufenthaltsstaat<br />

zu tragen<br />

Es gelten die Regelungen <strong>des</strong> Aufnahmestaates<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

63


Übergangsregeln<br />

Aufgrund der Übergangsregelungen unterlagen bis Mai<br />

2011 Arbeitskräfte aus den 2005/2007 beigetretenen<br />

Mitgliedstaaten Estland, Lettland, Litauen, Polen,<br />

Slowakei, Slowenien, Ungarn, Tschechien speg.<br />

Einschränkungen<br />

Seit Mai 2011 FREIER ARBEITSMARKT<br />

BürgerInnen aus Rumänien und Bulgarien (2007)<br />

unterliegen für maximal 7 Jahre Einschränkungen beim<br />

Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

Sie benötigen für die Aufnahme einer Beschäftigung<br />

einer arbeitsmarktbehördlichen Genehmigung<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

64


Kapitel 3.2.1.<br />

<strong>BMS</strong> bei Aufenthalt kürzer als drei<br />

Monate<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

65


Aufenthaltsrecht kürzer als<br />

drei Monate<br />

Unionsbürger haben Aufenthaltsrecht im<br />

Aufnahmemitgliedstaat für einen Zeitraum<br />

von bis zu drei Monaten, ohne jegliche<br />

Bedingungen oder Formalitäten außer der<br />

Pflicht, im Besitz eines gültigen<br />

Personalausweises oder Reisepasses zu<br />

sein.<br />

unbeschadet einer günstigeren Behandlung für<br />

Arbeitssuchende gemäß der <strong>Rechts</strong>prechung <strong>des</strong><br />

Gerichtshofs<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

66


Maßgebliche Bestimmungen<br />

EU 2004/38/EG<br />

Art 6 RL 38/2004: Unionsbürger und ihre<br />

Familienangehörigen haben für einen Zeitraum von bis zu<br />

drei Monaten das Aufenthaltsrecht im<br />

Aufnahmemitgliedstaat, ohne jegliche Bedingungen oder<br />

Formalitäten außer der Pflicht, im Besitz eines gültigen<br />

Reisepasses oder Personalausweises zu sein.<br />

Art 14 Abs 1 Rl 38/2004: Personen, die ihr<br />

Aufenthaltsrecht ausüben, sollten (!) während dieses<br />

Aufenthaltes die Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong><br />

Aufnahmemitgliedstaates nicht unangemessen in Anspruch<br />

nehmen (Erwägungsgrund 10) => dies gilt vom ersten Tag<br />

der Einreise an<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

67


Gleichbehandlungsgrund-<br />

satz - Reichweite<br />

Art 24 Abs 2 Rl 38/2004: Aufnahmemitgliedstaat ist nicht<br />

verpflichtet, anderen Personen als Arbeitnehmern oder<br />

Selbstständigen, Personen, denen dieser Status erhalten bleibt<br />

und ihren Familienangehörigen während der ersten drei<br />

Monate <strong>des</strong> Aufenthalts oder gegebenenfalls während <strong>des</strong><br />

längeren Zeitraums - bei Arbeitssuche mit Erfolgsaussicht nach<br />

Artikel 14 Abs 4 lit b - einen Anspruch auf Sozialhilfe zu<br />

gewähren.<br />

Folgerung: es bleibt dem Aufnahmemitgliedstaat überlassen, zu<br />

bestimmen, ob er diesen anderen Personen Sozialhilfe gewährt.<br />

Umkehrschluss: EU-BürgerInnen, so lange Arbeitnehmer, haben<br />

Anspruch auf SH bereits während der ersten drei Monate ihres<br />

Aufenthaltes (Erwägungsgrund No 16 zur RL 38/2004)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

68


Wer ist ein Arbeitnehmer /<br />

Selbständiger iSd Rl 38/2004 ?<br />

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt oder<br />

erhaltene Erwerbstätigeneigenschaft<br />

Erwerbstätigeneigenschaft bleibt erhalten, wenn jemand<br />

wg Krankheit oder eines Unfalls vorübergehend arbeitsunfähig ist<br />

sich bei ordnungsgemäß bestätigter unfreiwilliger Arbeitslosigkeit nach<br />

mehr als einjähriger Beschäftigung dem zuständigen Arbeitsamt zur<br />

Verfügung stellt<br />

sich bei ordnungsgemäß bestätigter unfreiwilliger Arbeitslosigkeit nach<br />

Ablauf seines auf weniger als ein Jahr befristeten Arbeitsvertrags dem<br />

Arbeitsamt zur Verfügung stellt<br />

sich im Laufe der ersten zwölf Monate nach Eintritt unfreiwilliger<br />

Arbeitslosigkeit dem zuständigen Arbeitsamt zur Verfügung stellt (hier:<br />

Erwerbstätigeneigenschaft während min<strong>des</strong>tens sechs Monaten)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

69


Wann liegt Erwerbstätigkeit<br />

vor ? Judikatur EuGH<br />

CS C-22/08 C-23/08; Randnrn. 25-26, 30<br />

Begriff „Arbeitnehmer“ iS Art 39 EG ist NICHT eng auszulegen. Als<br />

„Arbeitnehmer“ ist jeder anzusehen, der eine tatsächliche und<br />

echte Tätigkeit ausübt, wobei Tätigkeiten außer Betracht bleiben,<br />

die einen so geringen Umfang haben, dass sie sich als völlig<br />

untergeordnet und unwesentlich darstellen.<br />

Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten, die auf Arbeitsuche in<br />

einem anderen Mitgliedstaat sind und tatsächliche<br />

Verbindungen mit dem Arbeitsmarkt dieses Staates hergestellt<br />

haben, können sich auf Art. 39 Abs. 2 EG berufen, um eine<br />

finanzielle Leistung in Anspruch zu nehmen, die den Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt erleichtern soll.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

70


Judikatur EuGH C 456/02<br />

Trojani vs CPAS (Bruxelles)<br />

Sobald der nicht wirtschaftlich aktive Unionsbürger eine<br />

Aufenthaltserlaubnis besitzt, kann er unter Berufung auf Artikel 12<br />

EG eine Leistung der Sozialhilfe wie das Existenzminimum<br />

beanspruchen.<br />

Einem Bürger der Europäischen Union kann bereits aufgrund seiner<br />

Unionsbürgerschaft in unmittelbarer Anwendung von Artikel 18<br />

Absatz 1 EG ein Aufenthaltsrecht zustehen.<br />

Die Wahrnehmung dieses <strong>Rechts</strong> unterliegt den in dieser<br />

Bestimmung genannten Beschränkungen und Bedingungen, zu<br />

denen das Erfordernis ausreichender Existenzmittel gehört; jedoch<br />

haben die zuständigen Behörden dafür Sorge zu tragen, dass bei<br />

der Anwendung dieser Beschränkungen und Bedingungen die<br />

allgemeinen Grundsätze <strong>des</strong> Gemeinschaftsrechts und<br />

insbesondere der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtet<br />

werden.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

71


Judikatur EuGH in C-22/08<br />

(Lexetius.com/2009,1232)<br />

Vorlage Sozialgericht Nürnberg, 19. Kammer, vom 18.12.2007 an den<br />

Europäischen Gerichtshof - Vorabentscheidung vorgelegt (S 19 AS 738/07).<br />

Enthält Unionsbürgerrichtlinie zulässigerweise eine Öffnungsklausel für<br />

nationales Recht, mit der Unionsbürger von bestimmten sozialen Rechten<br />

ausgeschlossen werden können ?<br />

Steht Artikel 12 EG einer nationalen Regelung entgegen, die<br />

Staatsangehörige eines Mitgliedsstaates der EU selbst von den<br />

Sozialhilfeleistungen ausschließt ?<br />

Antwort <strong>des</strong> EuGH in C-22/08 (Lexetius.com/2009,1232): Unionsbürgern<br />

und ihren Familienangehörigen steht das Aufenthaltsrecht nach Artikel 6<br />

uneingeschränkt und so lange zu, solange sie die Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong><br />

Aufnahmemitgliedstaats nicht unangemessen in Anspruch nehmen d.h.<br />

so lange sie sich nicht zum ausschließlichen Zweck aufhalten, Sozialhilfe in<br />

Anspruch zu nehmen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

72


Nationalstaatliche Judikatur<br />

1<br />

Lan<strong>des</strong>sozialgericht Berlin-Brandenburg in dem Beschluss vom<br />

25.04.2007 (Az.: L 19 B 116/07 AS ER) + Europäischer Gerichtshof im<br />

Fall Grzelzcyk, (C-184/99): jedenfalls nach einem dreimonatigen Aufenthalt<br />

wirkt das Diskriminierungsverbot <strong>des</strong> Artikel 12 EGV; die Gewährung von<br />

Sozialleistungen zur Sicherung <strong>des</strong> Existenzminimums ist daher jedenfalls<br />

ab dann NICHT mehr von der Voraussetzung abhängig, dass die Betroffenen<br />

unter die Freizügigkeitsrichtlinie fallen; Unionsbürger, der sich<br />

rechtmäßig aufhält, DARF von Leistungen der Sozialhilfe (<strong>BMS</strong>)<br />

nicht aus Gründen der Staatsangehörigkeit ausgeschlossen<br />

werden, wenn er im Übrigen die Voraussetzungen für den Bezug<br />

von Leistungen erfüllt, das heißt: arbeitswillig ist und sich aufhält<br />

LSG Baden Württemberg (Az.: L 7 SO 3970/07, Asylmagazin 3/2008):<br />

EU-Bürger, die keiner Arbeitsgenehmigung bedürfen, können vom Bezug<br />

von SH nicht ausgeschlossen werden, so lange sie arbeitssuchend gemeldet<br />

sind<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

73


Nationalstaatliche Judikatur<br />

2<br />

Lan<strong>des</strong>sozialgericht Nordrhein-Westfalen in einem Beschluss<br />

vom 27.06.2007, Az.: L 9 B 80/07 AS ER: Ausschluss <strong>des</strong><br />

Anspruchs auf Sozialhilfe setzt voraus, dass das Motiv, Sozialhilfe<br />

zu erlangen, für die Einreise von prägender Bedeutung gewesen<br />

sein muss.<br />

Hierfür trägt der Träger der Sozialhilfe zunächst die materielle<br />

Beweislast.<br />

Das nationale Recht gewährt ein unbefristetes Aufenthaltsrecht bei<br />

der Arbeitssuche, verzichtet zugleich im Sozialhilferecht auf<br />

die Voraussetzung der begründeten Erfolgsaussicht bei der<br />

Arbeitssuche.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

74


Übertragen in Österr.<br />

<strong>Rechts</strong>ordnung § 51 Abs 2 NAG<br />

Erwerbstätigeneigenschaft als Arbeitnehmer oder Selbständiger bleibt<br />

dem EWR-Bürger, der diese Erwerbstätigkeit nicht mehr ausübt, erhalten,<br />

wenn er (sie)<br />

Wegen Krankheit oder Unfall vorübergehend arbeitsunfähig ist;<br />

sich als Arbeitnehmer bei ordnungsgemäß bestätigter unfreiwilliger<br />

Arbeitslosigkeit nach mehr als einjähriger Beschäftigung der<br />

zuständigen RGS <strong>des</strong> AMS zur Verfügung stellt<br />

sich als Arbeitnehmer bei ordnungemäß bestätigter unfreiwilliger<br />

Arbeitslosigkeit nach Ablauf seines auf weniger als ein Jahr befristeten<br />

Arbeitsvertrages oder bei im Laufe der ersten zwölf Monate eintretender<br />

unfreiwilliger Arbeitslosigkeit der zuständigen RGS d AMS zur Verfügung<br />

stellt, wobei in diesem Fall die Erwerbstätigeneigenschaft während<br />

min<strong>des</strong>tens sechs Monaten erhalten bleibt, oder<br />

Berufsausbildung beginnt ( + Bedingungen)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

75


Kapitel 3.2.2.<br />

<strong>BMS</strong> bei Aufenthalt länger als drei<br />

Monate<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

76


Aufenthaltsrecht länger als 3<br />

Monate für EU-BürgerInnen<br />

Art 7 RL 38/2004: Recht auf Aufenthalt von mehr als drei Monaten in einem<br />

anderen Mitgliedstaat haben Unionsbürger + Familienangehörigen (auch<br />

NICHT-EU-Bürger) wenn sie<br />

Arbeitnehmer oder Selbstständige im Aufnahmemitgliedstaat sind<br />

(MERKE: ERWERBSTÄTIGENEIGENSCHAFT) ODER<br />

Ohne Arbeitnehmer/ selbständig Erwerbstätige zu sein, für sich und ihre<br />

Familienangehörigen über ausreichende Existenzmittel verfügen, so<br />

dass sie während ihres Aufenthalts keine Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong><br />

Aufnahmemitgliedstaats in Anspruch nehmen müssen und sie und ihre<br />

Familienangehörigen über einen umfassenden Krankenversicherungsschutz<br />

im Aufnahmemitgliedstaat verfügen ODER<br />

Auszubildende bei einer anerkannten öffentlichen oder privaten<br />

Einrichtung sind und über einen umfassenden<br />

Krankenversicherungsschutz im Aufnahmemitgliedstaat und über<br />

ausreichende Existenzmittel verfügen, so dass sie während ihres<br />

Aufenthalts keine Sozialhilfemittel in Anspruch nehmen müssen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

77


Was sind ausreichende<br />

Existenzmittel ?<br />

Art 8 Abs 4 RL 38/2004: Mitgliedstaaten dürfen keinen<br />

festen Betrag für die Existenzmittel, die sie als<br />

ausreichend betrachten, festlegen dürfen, sondern sie<br />

müssen die persönliche Situation <strong>des</strong> Betroffenen individuell<br />

berücksichtigen.<br />

Der Betrag, der als "ausreichende Existenzmittel" zu<br />

betrachten ist, darf jedoch nach der Richtlinie keinesfalls<br />

über dem Schwellenbetrag liegen, unter dem der<br />

Aufnahmemitgliedstaat seinen Staatsangehörigen<br />

Sozialhilfe gewährt bzw. nicht über dem Betrag der<br />

Min<strong>des</strong>trente (Ausgleichszulage) liegen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

78


EU-Regime zum <strong>BMS</strong>-Bezug<br />

Aufenthalt länger als 3 Mo<br />

Grundsatz: Unionsbürger, die sich länger als 3 Mo in Ö aufhalten<br />

benötigen:<br />

Nachweis über ausreichende Existenzmittel<br />

Nachweis über bestehende (umfassende, leistungsverpflichtete)<br />

Krankenversicherung<br />

Erwerbstätige (Working Poor) prinzipiell bezugsberechtigt<br />

Personen, denen die Erwerbstätigeneigenschaft erhalten bleibt,<br />

bedingt bezugsberechtigt<br />

Bezieht Nichterwerbstätiger <strong>BMS</strong>/Sozialhilfe, erfolgt Prüfung nach<br />

NAG (§ 11)<br />

Grundsatz: Ausweisung nicht automatisch, aber nach 6 Mon. mögl<br />

Kriterium bleibt jedenfalls: keine „unangemessene<br />

Inanspruchnahme von Sozialhilfe“ (Art 14 RL)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

79


Kapitel 3.2.3.<br />

Anmeldebescheinigung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

80


Anmeldebescheinigung<br />

Der Aufenthalt muss spätestens vier Monate ab Einreise<br />

nach Österreich der zuständigen Niederlassungsbehörde<br />

angezeigt werden. Bei Vorliegen der Voraussetzungen ist<br />

auf Antrag eine " Anmeldebescheinigung" auszustellen.<br />

EWR-Bürgerinnen/EWR-Bürger bzw.<br />

Schweizerinnen/Schweizer, denen das<br />

gemeinschaftsrechtliche Aufenthaltsrecht zukommt,<br />

erwerben unabhängig vom weiteren Vorliegen der<br />

Voraussetzungen grundsätzlich nach fünf Jahren<br />

rechtmäßigem und ununterbrochenem Aufenthalt im<br />

Bun<strong>des</strong>gebiet das Recht auf Daueraufenthalt. Bei<br />

Vorliegen der Voraussetzungen ist auf Antrag eine<br />

"Bescheinigung <strong>des</strong> Daueraufenthaltes“ auszustellen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

81


NAG: Unterlagen zur<br />

Anmeldebescheinigung<br />

Gültiger Personalausweis/ Reisepass zusätzlich bei<br />

ArbeitnehmerInnen u Selbstständigen:<br />

Bestätigung <strong>des</strong> Arbeitgebers oder ein Nachweis der<br />

Selbstständigkeit (Dienstvertrag, Steuernummer, Auszug<br />

aus dem Gewerberegister) oder<br />

Nachweis über ausreichende Existenzmittel<br />

(Bankguthaben, Pensionsbezug, ALG) und umfassenden<br />

Krankenversicherungsschutz oder<br />

Nachweis über die Zulassung zu einer Schule oder<br />

Bildungseinrichtung und über einen umfassenden<br />

Krankenversicherungsschutz, sowie Erklärung oder<br />

sonstige Nachweise über ausreichende Existenzmittel<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

82


Kapitel 3.2.4.<br />

Ausweisung von EU-BürgerInnen<br />

möglich ?<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

83


§ 53 Abs 2 FPG Ausweisung<br />

bei Hilfsbedürftigkeit<br />

Fremde, die weder über einen Aufenthaltstitel<br />

verfügen, noch Sichtvermerksfreiheit genießen<br />

und kein gemeinschaftsrechtliches<br />

Aufenthaltsrecht besitzen, sind, - sofern nicht<br />

die Voraussetzungen zur Verhängung eines<br />

Aufenthaltsverbots vorliegen - , mit Bescheid<br />

auszuweisen, wenn sie innerhalb von drei<br />

Monaten nach der Einreise den Besitz der<br />

Mittel zu ihrem Unterhalt nicht nachzuweisen<br />

vermögen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

84


Ausweisungsverbot gegen<br />

ArbeitnehmerInnen<br />

Art 14 Abs 4 RL 38/2004: Gegen Unionsbürger oder ihre<br />

Familienangehörigen darf auf keinen Fall eine<br />

Ausweisung verfügt werden, wenn<br />

die Unionsbürger Arbeitnehmer oder Selbstständige sind<br />

in das Hoheitsgebiet <strong>des</strong> Aufnahmemitgliedstaats eingereist<br />

sind, um Arbeit zu suchen<br />

Abwägung: Als Arbeit suchende dürfen die Unionsbürger und<br />

ihre Familienangehörigen nicht ausgewiesen werden,<br />

solange die Unionsbürger nachweisen können, dass sie<br />

weiterhin Arbeit suchen und dass sie eine begründete<br />

Aussicht haben, eingestellt zu werden.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

85


Grundsatz: keine automatische<br />

Ausweisung bei Sozialhilfebezug<br />

Erwägungsgrund 16 zur RL 38/2004: solange die<br />

Aufenthaltsberechtigten die Sozialhilfeleistungen <strong>des</strong><br />

Aufnahmemitgliedstaats nicht unangemessen in Anspruch<br />

nehmen, sollte keine Ausweisung erfolgen.<br />

Inanspruchnahme von Sozialhilfeleistungen sollte daher nicht<br />

automatisch zu einer Ausweisung führen.<br />

Aufnahmemitgliedstaat sollte prüfen, ob es sich bei dem<br />

betreffenden Fall um vorübergehende Schwierigkeiten handelt,<br />

und die Dauer <strong>des</strong> Aufenthalts, die persönlichen Umstände und<br />

den gewährten Sozialhilfebetrag berücksichtigen, um zu<br />

beurteilen, ob der Leistungs- empfänger die<br />

Sozialhilfeleistungen unangemessen in Anspruch genommen<br />

hat, und in diesem Fall seine Ausweisung zu veranlassen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

86


Kapitel 4<br />

Einsatz der eigenen Mittel – laufen<strong>des</strong><br />

Einkommen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

87


Bemühungspflicht § 7 OÖ<br />

MSG<br />

Die Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung setzt die<br />

Bereitschaft der hilfebedürftigen Person voraus, in angemessener,<br />

ihr möglicher und zumutbarer Weise zur Abwendung, Milderung<br />

bzw. Überwindung der sozialen Notlage beizutragen.<br />

> Eine Bemühung ist jedenfalls dann nicht angemessen, wenn sie<br />

offenbar aussichtslos wäre.<br />

Als Erfüllung der Bemühungspflicht gilt:<br />

Einsatz der eigenen Mittel nach Maßgabe der §§ 8 bis 10<br />

Einsatz der Arbeitskraft nach Maßgabe <strong>des</strong> § 11<br />

Verfolgung von Ansprüchen gegen Dritte, bei deren Erfüllung die<br />

Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung nicht oder nicht in<br />

diesem Ausmaß erforderlich wäre<br />

Umsetzung aufgetragener Maßnahmen zur Abwendung, Milderung<br />

bzw. Überwindung der sozialen Notlage.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

88


Einsatz eigener Mittel § 8<br />

OöMSG<br />

Bei der Bedarfsberechnung zu<br />

berücksichtigen:<br />

Einkommen<br />

Vermögen<br />

Leistungen Dritter<br />

Sonderzahlungsregime: Einkünfte, die<br />

Personen öfter als zwölfmal pro Jahr<br />

zufließen, sind auf die <strong>BMS</strong> anzurechnen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

89


Einsatz eigenes Einkommen<br />

§ 8 OöMSG: Berücksichtigung <strong>des</strong> Einkommens der<br />

Hilfe suchenden Person<br />

Zum Einkommen zählen alle Einkünfte sowie eine<br />

allfällig gewährte (erweiterte) Wohnbeihilfe gemäß<br />

den Wohnbauförderungsgesetzen.<br />

Einkommensbegriff: alle Einkünfte, die der Hilfe<br />

suchenden Person tatsächlich zufließen<br />

Tatsächlichkeitsprinzip (wie bisher: Judikatur <strong>des</strong><br />

VwGH)<br />

Ansprüche hilfebedürftiger Personen, die zur zumin<strong>des</strong>t<br />

teilweisen Bedarfsdeckung nach diesem Lan<strong>des</strong>gesetz<br />

geeignet sind, sind auf Verlangen <strong>des</strong> zuständigen Trägers<br />

der bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung diesem zur<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgung zu übertragen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

90


Wessen Einkommen ?<br />

Bei der Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung wird das<br />

Einkommen der (<strong>des</strong>) im gemeinsamen Haushalt lebenden<br />

Ehegattin oder Ehegatten, Lebensgefährtin oder Lebensgefährten<br />

bzw. Lebenspartnerin oder Lebenspartners insoweit als Einkommen<br />

der hilfebedürftigen Person betrachtet, als es jenen Betrag<br />

übersteigt, der ihr oder ihm zustünde, wenn sie oder er selbst auf<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung angewiesen wäre.<br />

(3) Das Einkommen in Haushaltsgemeinschaft mit hilfebedürftigen<br />

Personen lebender Kinder ist bis zur Erreichung der Volljährigkeit<br />

ausschließlich zur eigenen Bedarfsdeckung zu berücksichtigen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

91


Was ist Einkommen ?<br />

Als Einkommen gilt insbesondere:<br />

Einkünfte aus nichtselbstständiger Erwerbstätigkeit<br />

(Bruttobezug) vermindert um die gesetzlichen Abzüge<br />

einschließlich Sonderzahlungen, Zulagen und Beihilfen<br />

Einkünfte gemäß § 2 Abs. 2 Einkommensteuergesetz 1988<br />

ohne Abzug einschließlich der Sonderausgaben, Freibeträge<br />

nach und Investitionsfreibeträge, abzüglich<br />

Einkommensteuer<br />

Einkünfte aus land- und forstwirtschaftlichen Betrieben im<br />

Betrage von 70 % <strong>des</strong> jeweils geltenden Versicherungswerte<br />

Renten, Pensionen, Ruhe- und Versorgungsgenüsse<br />

regelmäßige Einkünfte zur Deckung <strong>des</strong> Unterhalts<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

92


Anrechnungsfreie<br />

Einkommen § 9<br />

Drittstaatenausländer: freiwillige Zuwendungen der freien<br />

Wohlfahrtspflege oder Leistungen, die von Dritten ohne rechtliche<br />

Verpflichtung erbracht werden, außer diese erreichen ein Ausmaß<br />

oder eine Dauer, dass keine Leistungen bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung mehr erforderlich wären<br />

Leistungen nach dem Familienlastenausgleichsgesetz 1967<br />

NICHT ABER: Zuwendungen aus dem Familienhospizkarenz-Härteausgleich<br />

NICHT ABER: Kinderabsetzbeträge<br />

Pflegegeld nach bun<strong>des</strong>- oder lan<strong>des</strong>rechtlichen Vorschriften oder<br />

andere pflegebezogene Geldleistungen, die zur Deckung von<br />

Aufwendungen für den eigenen Pflegebedarf zuerkannt wurden.<br />

Für persönliche Hilfe in Form von Beratung, Begleitung oder Betreuung darf<br />

kein Einsatz eigenen Einkommens verlangt werden.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

93


§ 4 Min<strong>des</strong>tsicherungs-<br />

verordnung - Freibetrag<br />

Beim Einsatz <strong>des</strong> eigenen Einkommens von Hilfebedürftigen, die<br />

nach längerer Erwerbslosigkeit oder bei erstmaliger Aufnahme<br />

einer Erwerbstätigkeit Einkommen aus einer Erwerbstätigkeit<br />

erzielen oder in vergleichbarer Weise zur Milderung der sozialen<br />

Notlage beitragen, ist ein angemessener Freibetrag nicht zu<br />

berücksichtigen.<br />

NACH einem min<strong>des</strong>tens sechsmonatigen durchgehenden<br />

Leistungsbezug und einer min<strong>des</strong>tens sechs Monate dauernden<br />

Erwerbslosigkeit bei Aufnahme einer Erwerbstätigkeit =><br />

Freibetrag im Ausmaß von 15 % <strong>des</strong> monatlichen<br />

Nettoeinkommens für die ersten 18 Monate der Erwerbstätigkeit,<br />

jedoch min<strong>des</strong>tens 7 % und höchstens 17 % <strong>des</strong> Netto-<br />

Ausgleichszulagen-Richtsatzes für Alleinstehende nach dem ASVG.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

94


Was zählt darüber hinaus<br />

NICHT zum Einkommen ?<br />

Einkünfte aus Ferialbeschäftigungen (Jud)<br />

Lehrlingsentschädigungen für Personen, die mit zumin<strong>des</strong>t<br />

einer ihnen gegenüber unterhaltspflichtigen volljährigen<br />

Person im gemeinsamen Haushalt leben, wie folgt:<br />

1. Lehrjahr: 161 €<br />

2. Lehrjahr: 175 €<br />

3. Lehrjahr: 189 €<br />

25% Einnahmen aus Untermietverhältnis<br />

Schmerzengeld gem § 1325 ABGB<br />

BezieherInnen eines SMEK gem. § 16 OöChG sind durch<br />

höheren Freibetrag gem § 4 ChG-Verordnung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

95


Im Verhältnis zur bisherigen<br />

Judikatur SHG<br />

Selbstbehalte – siehe allerdings § 17 OöMSG<br />

Selbstbehalte, Kostenanteile oder Zuzahlungen, die im Rahmen<br />

einer gesetzlichen Krankenversicherung zu tragen sind, sind zu<br />

übernehmen<br />

UNGEKLÄRT: Außerordentliche Zuwendungen für Kleinrentner<br />

UNGEKLÄRT: KOVG/HOVG – Renten<br />

Ausbildungs-, Schul- und Studienbeihilfen – sind in § 18<br />

(Erwerbsbefähigung) abgedeckt<br />

UNGEKLÄRT: Lenkeraufwandsentschädigung,<br />

Reisekostenentschädigung, Schmutzzulagen, Diäten,<br />

Entfernungszulagen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

96


Unterhaltsverpflichtung reduziert<br />

Einkommen § 6 Abs 3<br />

Auf Grund einer Unterhaltsverpflichtung<br />

zu leistende Zahlungen sind bei der<br />

Bemessung <strong>des</strong> Einkommens der Hilfe<br />

suchenden Person zu berücksichtigen<br />

Maximal jedoch: bis zur Grenze <strong>des</strong><br />

Unterhaltsexistenzminimums gemäß<br />

§ 291b EO.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

97


Besonderheiten bei Exekutionen<br />

wegen Unterhaltsansprüchen<br />

§ 291 b EO: bei Exekution wegen gesetzlichen<br />

Unterhaltsanspruchs oder eines gesetzlichen<br />

Unterhaltsanspruchs, der auf Dritte übergegangen ist haben<br />

dem Verpflichteten NUR MEHR 75% <strong>des</strong> unpfändbaren<br />

Freibetrags nach § 291a zu verbleiben, wobei dem<br />

Verpflichteten für jene Personen, die Exekution wegen einer<br />

Forderung nach Abs. 1 führen, ein Unterhaltsgrund- und ein<br />

Unterhaltssteigerungsbetrag nicht gebührt.<br />

§ 291 a: dem Exekutierten hat der Grundbetrag (=<br />

Ausgleichszulage; 793,40 : 2011) zu verbleiben<br />

(Erhöhungsmöglichkeiten)<br />

ergo: davon 75%<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

98


Anrechnung von auf Bedarfsgemeinschaft<br />

§ 8 Abs 2 OöMSG<br />

Bei der Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung wird das<br />

Einkommen der (<strong>des</strong>) im gemeinsamen Haushalt lebenden<br />

Ehegattin oder Ehegatten, Lebensgefährtin oder Lebensgefährten<br />

bzw. Lebenspartnerin oder Lebenspartners insoweit als Einkommen<br />

der hilfebedürftigen Person betrachtet, als es jenen Betrag<br />

übersteigt, der ihr oder ihm zustünde, wenn sie oder er selbst auf<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung angewiesen wäre.<br />

DH: auch LEBENSGEFÄHRTEN SIND WECHSELSEITIG<br />

UNTERHALTSPFLICHTIG, werden wie eine Ehe als<br />

Bedarfsgemeinschaft mit wechselseitigen Ansprüchen betrachtet<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

99


Unterhaltsleistungen<br />

zwischen Lebensgefährten<br />

Zivilrechtlich hat die<br />

Lebensgefährtin/der Lebensgefährte<br />

KEINEN Unterhaltsanspruch<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

100


Einkommensansprüche:<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht<br />

Gesetzliche/vertragliche Ansprüche auf<br />

Leistungen, die der Bedarfsdeckung dienen sind<br />

auch dann anzurechnen, wenn die Hilfe<br />

suchende Person diese nicht nachhaltig, auch<br />

behördlich (gerichtlich) verfolgt, sofern die<br />

Geltendmachung weder offenbar aussichtslos<br />

noch unzumutbar ist.<br />

Dies ist von der unterhaltsberechtigten Person<br />

oder ihrer gesetzlichen Vertretung glaubhaft zu<br />

machen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

101


Umfang der<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht<br />

Hilfe suchende Personen haben einen Antrag auf Wohnbeihilfe zu<br />

stellen<br />

Hilfe suchende haben Ansprüche, bei deren Erfüllung Leistungen<br />

der Min<strong>des</strong>tsicherung nicht oder nur in geringerem Ausmaß<br />

erforderlich wären, zu verfolgen<br />

soweit dies nicht offenbar aussichtslos oder unzumutbar oder mit<br />

einem unverhältnismäßigen Kostenrisiko verbunden ist.<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht besteht bei Ansprüchen<br />

gemäß § 947 ABGB (SCHENKUNG)<br />

Keine <strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht besteht sowie bei<br />

Unterhaltsansprüchen der Hilfe suchenden Person.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

102


Jud.: Verfolgung von<br />

Unterhaltsansprüchen<br />

Ist die Verfolgung von Unterhaltsansprüchen minderjähriger<br />

Personen nicht offenbar aussichtslos oder unzumutbar<br />

und ist die Höhe <strong>des</strong> Anspruchs nicht gerichtlich festgestellt<br />

oder nur frei vereinbart, werden für die Anrechung die<br />

statistisch errechneten Durchschnittsbedarfssätze<br />

herangezogen, solange der Unterhaltsanspruch nicht<br />

geltend gemacht ist.<br />

Solange sie alle gebotenen Handlungen zur Durchsetzung<br />

solcher Ansprüche unternimmt, dürfen ihr die zur<br />

unmittelbaren Bedarfsdeckung erforderlichen Leistungen<br />

nicht verwehrt, gekürzt oder entzogen werden<br />

Steht fest, dass die Unterhaltsansprüche nicht durchsetzbar<br />

sind, erfolgt keine fiktive Anrechnung.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

103


Jud.:<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht<br />

VwGH 2007/10/0050: Eine Einschränkung der<br />

Grundsicherung ist gerechtfertigt, wenn der<br />

Hilfesuchende einen Pensionsanspruch wegen<br />

Arbeitsunfähigkeit geltend machen könnte, sich<br />

aber weigert, einen solchen Antrag zu stellen, und<br />

dadurch in eine Notlage gerät (vgl. E 26. Februar<br />

2007, 2005/10/0044).<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

104


Unterhaltsansprüche<br />

Kin<strong>des</strong>unterhalt<br />

Ehegattenunterhalt<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

105


Kin<strong>des</strong>unterhalt<br />

Unterscheidung zwischen Naturalunterhalt (Unterkunft,<br />

Verpflegung, Kleidung), Betreuungsunterhalt (Pflege) und<br />

Geldunterhalt (Taschengeld oder monetäre Leistung im HH =<br />

Alimente)<br />

Eltern (und nachrangig: Großeltern) haben zur Deckung der ihren<br />

Lebensverhältnissen angemessenen Bedürfnisse <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> unter<br />

Berücksichtigung seiner Anlagen, Fähigkeiten, Neigungen und<br />

Entwicklungsmöglichkeiten nach ihren Kräften anteilig beizutragen.<br />

Unterhaltsanspruch variiert mit Einkommen der Eltern. Eltern<br />

haben nach Kräften beizutragen = Anspannungsgrundsatz<br />

Unterscheidung zwischen Regelbedarf (Unterkunft, Nahrungsmittel,<br />

Bekleidung, Unterricht und Erziehung, Freizeitgestaltung,<br />

Taschengeld) und Sonderbedarf (bspw. Zahnregulierung,<br />

Spitalsaufenthalt)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

106


Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

der Kinder<br />

Unterhalt ist nur soweit zu entrichten, als sich das Kind nicht selbst<br />

erhalten kann.<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit ist nicht gleichbedeutend mit<br />

Volljährigkeit. Sie kann davor und danach einsetzen (Lehre,<br />

Studium). Vermögende Kinder können nur auf Natural- und<br />

Betreuungsunterhalt angewiesen sein.<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit: 793,40.- € (2011; AusgleichszulagenRS)<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit auch während d Präsenzdienstes<br />

gegeben<br />

Unterhaltsanspruch kann vor Erreichen der<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit erlöschen wenn schuldhaftes<br />

Verhalten (vorsätzlich oder fahrlässig) zur Bedürftigkeit führt,<br />

etwa grundlose Aufgabe eines Lehrplatzes oder grundlose<br />

Ausschlagung eines konkreten Arbeitsplatzes.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

107


Wiederaufleben <strong>des</strong><br />

Unterhaltsanspruches<br />

Studium (so lange Eltern dazu theoretisch in der<br />

Lage sind)<br />

Unverschuldetes Wiederaufleben der<br />

Selbsterhaltungsunfähigkeit – etwa durch Unfall<br />

Aber immer gilt: Kind hat Arbeitsentgelt, Vermögenserträgnisse,<br />

Schenkungen zu verwerten, NICHT aber den Vermögensstamm;<br />

sind weder Vater noch Mutter zur Unterhaltsleistung in der Lage, so<br />

ist subsidiär der Stamm <strong>des</strong> Vermögens <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> heranzuziehen.<br />

Dies muss jedoch insgesamt für das Kind zumutbar sein. Keinesfalls<br />

darf Wohnung, an der ein Wohnbedürfnis besteht, zwangsweise<br />

veräußert werden.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

108


Unterhaltsanspruch gegen<br />

Eltern<br />

Soweit das Kind nicht selbsterhaltungsfähig ist, hat es<br />

Unterhaltsansprüche gegen beide Eltern<br />

ABGB definiert allgemeine Grundsätze, nach denen der<br />

Unterhalt zu bemessen ist<br />

Gerichtspraxis (LGZ Wien) setzt 16 - 22% <strong>des</strong> Jahres-<br />

Nettoeinkommens je<strong>des</strong> unterhaltspflichtigen Elternteiles fest<br />

(Regelbedarf „amtlich“ festgelegt)<br />

Regelbedarf = Durchschnittsbedarf = ohne Rücksicht auf die<br />

konkreten Lebensverhältnisse seiner Eltern = Nahrung,<br />

Kleidung, Wohnung, kulturelle o sportliche Betätigung,<br />

Freizeitgestaltung u Urlaub<br />

Unterhalt von Kindern (Kindschaftsrecht) = mit dem 2–2,5fachen<br />

<strong>des</strong> Regelbedarfs begrenzt („Luxusgrenze“)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

109


Unterhaltsanspruch gegen<br />

Kinder<br />

Sind die Kinder selbsterhaltungsfähig, schulden sie Eltern (auch:<br />

Großeltern) in finanzieller Notlage den Unterhalt<br />

Die Eltern (Großeltern) haben den Stamm ihres Vermögens<br />

heranzuziehen, soweit dies zumutbar ist; Wohnung muss bei<br />

dringendem Wohnbedürfnis nicht veräußert werden<br />

Eltern (Großeltern) haben Ansprüche vorrangig gegen 1)<br />

Ehegatten, 2) Nachfahren, Großeltern primär gegen ihre Kinder und<br />

sekundär gegen ihre Enkel zu richten.<br />

Umgekehrt: Kinder (primär) und Enkel (sekundär) haben ihren<br />

Eltern (Großeltern) Unterhalt zu gewähren<br />

Haben Eltern (Großeltern) ihre Pflichten zur Unterhaltsleistung<br />

vordem vernachlässigt, besteht KEIN Anspruch = „Vergeltungs“-<br />

Maxime im Unterhaltsrecht<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

110


Einkommen der Kinder<br />

ABGB Grundsatz: Kinder schulden ihren Eltern keinen<br />

Unterhalt bis zum Erreichen der Volljährigkeit bzw<br />

Selbsterhaltungsfähigkeit<br />

MSG-Grundsatz: zum Einkommen zählt auch jener Teil <strong>des</strong><br />

Einkommens der im gemeinsamen Haushalt mit der Hilfe<br />

suchenden Person lebenden minderjährigen Angehörigen,<br />

der den anzuwendenden Min<strong>des</strong>tstandard überschreitet<br />

Verfassungskonforme Auslegung (keine<br />

Bedarfsgesetzgebung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zum Unterhaltsrecht):<br />

Kind bedeckt mit Einkommen nur eigenen Bedarf<br />

Das Einkommen eines nicht unterhaltsverpflichteten Kin<strong>des</strong><br />

ist nicht zu berücksichtigen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

111


Ehegattenunterhalt<br />

Anspruch eines geschiedenen Ehegatten auf<br />

Unterhaltszahlung durch den anderen Ehegatten ("Alimente",<br />

"Alimentation", "Sorgepflicht") hängt von der Art der Scheidung ab<br />

(einvernehmlich/streitig)<br />

Berechnungsgrundlage ist immer das monatliche Nettoeinkommen<br />

inklusive anteiliger Sonderzahlungen (Monatsnettolohn x 14 : 12)<br />

Bei Änderung <strong>des</strong> Einkommens oder der Beschäftigung eines der<br />

Geschiedenen ist Unterhaltsbetrag neu zu berechnen<br />

Weitere Unterhaltspflichten <strong>des</strong> Unterhaltspflichtigen (Kinder,<br />

Eltern) vermindern Unterhaltspflicht<br />

Sonder-Bedarf <strong>des</strong> Unterhaltsberechtigten (Krankheit, Diät,<br />

Behinderung) erhöht <strong>des</strong>sen Unterhaltsanspruch<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

112


Unterhalt bei<br />

einvernehmlicher Scheidung<br />

Parteien vereinbaren frei, ob und wer von ihnen<br />

unterhaltsberechtigt ist.<br />

Höhe, zeitliche Beschränkungen, Bedingungen werden nach<br />

individuellen Bedürfnissen festgelegt<br />

Ebenso können sie ein- oder wechselseitig auf Unterhaltszahlungen<br />

verzichten.<br />

Gericht fasst Beschluss => rechtskräftig<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

113


Unterhalt bei streitiger<br />

Scheidung<br />

2 wesentliche Fallgruppen<br />

Scheidung wg Verschulden<br />

Sind beide in gleicher Weise schuld<br />

entscheidet Gericht nach BILLIGKEIT<br />

Scheidung von Tisch und Bett<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

114


Scheidung wg Verschulden<br />

Der jeweils schuldlose (oder nicht überwiegend schuldige) Ehegatte<br />

ist zum Unterhalt berechtigt, WENN er nicht oder nicht ausreichend<br />

für sich selbst sorgen KANN. Geht er keiner Beschäftigung nach,<br />

obwohl ihm dies zumutbar wäre, ist ihm das Einkommen, das er<br />

verdienen könnte, anzurechnen.<br />

Einkünfte aus Vermögen und Kapital (Miet-, Zins-,<br />

Unternehmenserträge, etc.) sind anrechenbar. Vermögensstamm<br />

ist jedoch nicht aufzubrauchen, bevor Unterhalt begehrt werden<br />

Höhe Unterhalt = 33% <strong>des</strong> monatl. Nettoeinkommens bei<br />

Einkommenslosigkeit<br />

Verdienen beide, dann 40% <strong>des</strong> monatl. Familieneinkommens<br />

(Summe beider Ex-Gatten) minus Eigeneinkommen <strong>des</strong><br />

Anspruchsberechtigten<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

115


Scheidung von Tisch und<br />

Bett<br />

nach § 55 EheG (Auflösung der häuslichen Gemeinschaft seit<br />

min<strong>des</strong>tends 3 bzw. 6 Jahren)<br />

Ehegatte hat nach Scheidung Unterhaltsanspruch wie während<br />

aufrechter Ehe (§ 94 ABGB).<br />

Höhe 33% oder 40% bei 2 Einkommen.<br />

Der unterhaltsberechtigte Ehegatte ist NICHT verpflichtet, eine<br />

zumutbare Arbeit anzunehmen, WENN er schon bisher den<br />

HAUSHALT geführt hat. ABER: er hat sich seine tatsächlichen<br />

Einkünfte anrechnen zu lassen.<br />

Die Unterhaltspflicht wird durch einen neuen, ebenfalls<br />

unterhaltsbedürftigen Ehegatten <strong>des</strong> Unterhaltsverpflichteten - im<br />

Gegensatz zu allen anderen Varianten - nicht gemindert (in allen<br />

anderen Fällen trifft die Unterhaltspflicht den neuen Gatten)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

116


Meldepflichten<br />

Änderungen während <strong>des</strong> <strong>BMS</strong>-Bezugs sind<br />

unverzüglich (?) zu melden<br />

Änderungen der Einkommens-, Vermögens-, Familien-<br />

und<br />

Wohnverhältnisse<br />

Aufenthalte in Kranken- und Kuranstalten<br />

sonstige, voraussichtlich länger als zwei Wochen<br />

dauernde Abwesenheiten vom Wohnort (z.B. Urlaub,<br />

Haft, ...)<br />

Folgen der Verletzung der Anzeigepflicht<br />

Rückforderung von zu Unrecht bezogenen Leistungen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

117


Berücksichtigung der Leistungen<br />

Dritter<br />

Einkommen von EhegattInnen und LebensgefährtInnen ist<br />

anzurechnen (s.o.)<br />

Kann die Hilfe suchende Person glaubhaft machen, von dem<br />

mit ihr im gemeinsamen Haushalt lebenden Ehepartner oder<br />

Lebensgefährten keine Leistungen oder nur in einem<br />

geringeren Ausmaß zu erhalten und kommt auch eine<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgung nicht in Betracht, ist ihr der<br />

entsprechende Min<strong>des</strong>tstandard für eine volljährige Person<br />

in Haushaltsgemeinschaft (Differenzbetrag) auf diesen<br />

Min<strong>des</strong>tstandard zu gewähren (Jud)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

118


Nichtberücksichtigung<br />

„bedarfsloser Personen“<br />

Bezieht ein mit einer Hilfe suchenden oder<br />

empfangenden Person im gemeinsamen Haushalt<br />

leben<strong>des</strong> unterhaltsberechtigtes minderjähriges Kind<br />

von einer außerhalb der Haushaltsgemeinschaft<br />

lebenden dritten Person Unterhaltsleistung,<br />

Lehrlingsentschädigung oder ein sonstiges Einkommen,<br />

das die Höhe <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tstandards für Kinder<br />

übersteigt, so ist dieses Kind bei der Bemessung nicht<br />

zu berücksichtigen.<br />

Dasselbe gilt bei volljährigen Kindern mit Anspruch auf<br />

Familienbeihilfe<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

119


Kapitel 5<br />

Einsatz der eigenen Mittel – Vermögen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

120


Einsatz <strong>des</strong> Vermögens §<br />

OöSMG<br />

Grundsatz:<br />

Bei der Bemessung von Leistungen der<br />

Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung ist<br />

das verwertbare Vermögen der<br />

Hilfesuchenden einzusetzen.<br />

Mitwirkungs-/Bemühungspflicht<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht<br />

Verwertbarkeit nach Judikatur: Objektivitätsgebot,<br />

Amtwegigkeit und materielle Wahrheitspflicht<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

121


Ausnahmen von der<br />

Verwertung § 10 OöSMG<br />

Gegenstände, die zur Erwerbsausübung oder der<br />

Befriedigung angemessener kultureller Bedürfnisse dienen §<br />

10 Abs 1 Ziff 1<br />

Angemessener Hausrat<br />

Kraftfahrzeuge, die berufsbedingt oder auf Grund<br />

besonderer Umstände (zB einer Behinderung,<br />

unzureichende Infrastruktur) erforderlich und angemessen<br />

sind;<br />

Ersparnisse und sonstiges Vermögen (*) bis zu einem<br />

Freibetrag in Höhe <strong>des</strong> Fünffachen <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tstandards<br />

für Alleinstehende oder -erziehende (§ 10 Abs 1 Ziff 4);<br />

Vermögensbehaltefrist: 6 Mo<br />

* ausgenommen unbewegliches Vermögen (Immobilien).<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

122


Vermögensberechnung im<br />

Haushalt<br />

Ersparnisse (5-facher Min<strong>des</strong>tstandard )<br />

und Vermögen (keine Immobilien)<br />

werden NUR EINMAL PRO HAUSHALT<br />

berücksichtigt (also nicht: pro Kopf)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

123


Unbewegliches Vermögen §<br />

10 Abs 2 OöMSG<br />

Haben Hilfesuchende unbewegliches Vermögen, ist von<br />

<strong>des</strong>sen Verwertung vorerst abzusehen, wenn dieses<br />

der Deckung <strong>des</strong> unmittelbaren Wohnbedarfs der<br />

Hilfesuchenden oder<br />

der der Deckung <strong>des</strong> unmittelbaren Wohnbedarfsmit<br />

ihnen in Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen<br />

dient.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

124


Grundbücherliche /<br />

Pfandrechtliche Sicherstellung<br />

Werden Leistungen länger als sechs unmittelbar<br />

aufeinander folgende Monate bezogen, ist die weitere<br />

Leistungsgewährung von der pfandrechtlichen<br />

Sicherstellung der bis dahin bezogenen und künftigen<br />

Leistungen der Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

im Grundbuch abhängig zu machen.<br />

In die Sechsmonatsfrist sind auch frühere<br />

ununterbrochene Zeiten <strong>des</strong> Bezuges von Leistungen<br />

von jeweils min<strong>des</strong>tens zwei Monaten einzurechnen,<br />

wenn sie nicht länger als zwei Jahre vor dem<br />

neuerlichen Bezugsbeginn liegen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

125


Formen der Sicherstellung<br />

Form<br />

Bescheid oder Vergleich<br />

Formale Möglichkeiten ?<br />

Rangordnung; Höchstbetragshypothek kommt idR NICHT in Frage<br />

§ 14 GBG bestimmt iSd Spezialitätsprinzips, dass Pfandrecht<br />

nur für eine ziffernmäßig bestimmte Geldsumme<br />

eingetragen werden kann<br />

„Höchstbetragshypothek“ benötigt Urkundliche<br />

Vereinbarung und ist nur zulässig für Forderungen aus<br />

Gegebenem Kredit<br />

Übernommener Geschäftsführung<br />

Gewährleistung<br />

Schadenersatz<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

126


Überblick:<br />

Anrechung von Vermögen<br />

Einsetzbar sind nach Bezugsdauer von 6<br />

Monaten :<br />

Unbewegl. Vermögen<br />

(Liegenschaften/Immobilien ausgenommen<br />

Eigengebrauch zu Wohnzwecken)<br />

� Grundbücherliche Sicherstellung (!)<br />

Ersparnisse & Vermögenswerte (KFZ)<br />

(Er-)Lebensversicherung, Pensionsvorsorge<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

127


Jud.: Schranken <strong>des</strong> Einsatzes<br />

der eigenen Mittel (allgemein)<br />

Die Verwertung <strong>des</strong> Vermögens darf nicht verlangt<br />

werden, wenn dadurch die Notlage ausgelöst, verschärft,<br />

von einer vorübergehenden zu einer dauernden wird oder<br />

deren Überwindung gefährden würde<br />

Dies ist jedenfalls anzunehmen bei Gegenständen, die zur persönlichen Berufsausübung oder zur<br />

Fortsetzung (Aufnahme) einer Erwerbstätigkeit oder zur Vermeidung, Bewältigung oder Überwindung<br />

einer Notlage dienen.<br />

Einsatz eigener Mittel darf keine besondere Härte für<br />

Hilfsbedürftige oder Familienangehörige darstellen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

128


Einsatz Vermögen der<br />

Unterhaltsverpflichteten ?<br />

Das Vermögen der unterhaltspflichtigen<br />

Angehörigen bleibt idR zur Gänze<br />

unberücksichtigt.<br />

Erwerbseinkommen <strong>des</strong> Verpflichteten wird<br />

herangezogen<br />

Allerdings: Anspannungstheorie !<br />

Daher: wenn jemand arbeitsunwillig oder<br />

schuldhaft arbeitslos ist, DANN kann auch das<br />

VERMÖGEN angegriffen werden<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

129


<strong>BMS</strong>-Empfänger und<br />

Anspannung<br />

<strong>BMS</strong>-E verfügen nach st RSpr über kein "regelmäßiges Einkommen"<br />

Grundsätzlich ist von einer tatsächlich bezogenen <strong>BMS</strong> Unterhalt zu<br />

leisten<br />

<strong>BMS</strong> beziehende Unterhaltspflichtige KÖNNEN bei Erfüllung der<br />

Arbeitspflicht NICHT auf eine höhere<br />

Unterhaltsbemessungsgrundlage angespannt werde<br />

Judikatur: der Bezug von <strong>BMS</strong> indiziert, dass der<br />

Unterhaltspflichtige nicht in der Lage ist überhaupt einen<br />

Arbeitsplatz zu finden, oder: einen besser bezahlten Arbeitsplatz zu<br />

finden<br />

Trotzdem gilt: Gegenbeweis, dass die Anspannungstheorie<br />

gegenüber dem <strong>BMS</strong> beziehenden Unterhaltspflichtigen sei<br />

anwendbar, ist zulässig (Gitschthaler)<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

130


Nachträglicher Kostenersatz<br />

bei Vermögen<br />

Kostenersatz (abzüglich<br />

Vermögensfreibetrag):<br />

bei verwertbarem Vermögen<br />

bei Einkommen, das nicht aus eigener<br />

Erwerbstätigkeit stammt<br />

� Erbschaft<br />

� Lottogewinn<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

131


Vermögensverwertung<br />

Grundregeln der Judikatur:<br />

Tatsächlicher Marktwert (keine fiktiven<br />

Annahmen; etwa bei KFZ)<br />

Objektive Verwertbarkeit (nicht: „man<br />

müsste verwerten können“)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

132


Kapitel 6<br />

Einsatz der eigenen Arbeitskraft<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

133


Grundsatz § 11<br />

Leistungen der <strong>BMS</strong> sind bei arbeitsfähigen Hilfesuchenden von<br />

der Bereitschaft abhängig zu machen, ihre Arbeitskraft im Rahmen<br />

ihrer Möglichkeiten einzusetzen und sich um eine entsprechende<br />

Erwerbstätigkeit zu bemühen.<br />

Zumutbarkeit<br />

Bemühungspflicht<br />

Kriterien der Zumutbarkeit: persönliche und familiäre Situation der<br />

hilfesuchenden Person, Ursache der Notlage<br />

Dies umfasst auch die Bereitschaft zur Mitwirkung an der<br />

Begutachtung der Arbeitsfähigkeit sowie zur Teilnahme an<br />

Maßnahmen, die der Steigerung der Arbeitsfähigkeit oder der<br />

Vermittelbarkeit dienen.<br />

Dynamischer Verweis auf Art 15 a Vereinbarung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

134


KEIN Einsatz der eigenen<br />

Arbeitskraft § 11 Abs 3 OöMSG<br />

Der Einsatz der Arbeitskraft darf jedenfalls nicht verlangt werden<br />

von Hilfesuchenden, die<br />

Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeits-pension<br />

nach sv-rechtl Vorschriften beziehen (arbeitsunfähig)<br />

60. Lebensjahr erreicht haben<br />

Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben, welche das dritte<br />

Lebensjahr noch nicht vollendet haben und keiner Beschäftigung<br />

nachgehen können, weil geeignete Betreuungsmöglichkeiten fehlen<br />

pflegebedürftige Angehörige der Pflegegeld 3 (und mehr)<br />

überwiegend betreuen<br />

die Sterbebegleitung oder Begleitung von schwersterkrankten<br />

Kindern (§§ 14a und 14b AVRÄG) leisten;<br />

Erwerbs- oder Schulausbildung abschließen (vor 18 begonnen)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

135


Objektivierung der<br />

Arbeitsfähigkeit<br />

Amtssachverständigenproblematik<br />

Verwaltungsübereinkommen AMS und Land/MSG MÖGLICH<br />

Hilfesuchende haben sich auf Anordnung der Behörde einer<br />

Begutachtung zu unterziehen.<br />

Begutachtung kann erforderlichenfalls ganzheitliche<br />

Beurteilung <strong>des</strong> Status der betreffenden Person durch die<br />

Erhebung von Potenzialen und Perspektiven sowie die<br />

Durchführung einer Sozialanamnese umfassen.<br />

Wer Anamnese verweigert/obstruiert oder<br />

Maßnahmenteilnahme verweigert >> Sanktion<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

136


Arbeitswilligkeit § 9 Abs 1<br />

AlVG<br />

Bereit zum Einsatz der Arbeitskraft ist, wer bereit ist,<br />

1. durch RGS <strong>des</strong> AMS vermittelte zumutbare Beschäftigung in<br />

einem Arbeitsverhältnis als Dienstnehmer anzunehmen,<br />

2. sich zum Zwecke beruflicher Ausbildung nach- oder umschulen<br />

zu lassen,<br />

3. an einer Maßnahme zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt<br />

teilzunehmen,<br />

4. von einer sonst sich bietenden Arbeitsmöglichkeit Gebrauch zu<br />

machen oder<br />

5. von sich aus alle gebotenen Anstrengungen zur Erlangung einer<br />

Beschäftigung zu unternehmen, soweit dies entsprechend den<br />

persönlichen Fähigkeiten zumutbar ist.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

137


Zumutbarkeitsbedingungen<br />

AlVG<br />

Beschäftigung ist zumutbar, wenn sie den körperlichen<br />

Fähigkeiten der Hilfe suchenden Person angemessen ist, ihre<br />

Gesundheit und Sittlichkeit nicht gefährdet, angemessen<br />

entlohnt ist, in einem nicht von Streik oder Aussperrung<br />

betroffenen Betrieb erfolgen soll, in angemessener Zeit<br />

erreichbar ist oder eine entsprechende Unterkunft am<br />

Arbeitsort zur Verfügung steht sowie gesetzliche<br />

Betreuungsverpflichtungen eingehalten werden können.<br />

Als angemessene Entlohnung gilt grundsätzlich eine<br />

zumin<strong>des</strong>t den jeweils anzuwendenden Normen der<br />

kollektiven <strong>Rechts</strong>gestaltung entsprechende Entloh- nung.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

138


Wegezeiten im AlVG<br />

Die zumutbare tägliche Wegezeit für Hin- und<br />

Rückweg beträgt jedenfalls eineinhalb Stunden<br />

und bei einer Vollzeitbeschäftigung jedenfalls zwei<br />

Stunden.<br />

Wesentlich darüber liegende Wegzeiten sind nur<br />

unter besonderen Umständen, insbesondere wenn<br />

am Wohnort lebende Personen üblicher Weise<br />

eine längere Wegzeit zum Arbeitsplatz<br />

zurückzulegen haben oder besonders günstige<br />

Arbeitsbedingungen geboten werden, zumutbar.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

139


Begutachtung<br />

Bestehen Zweifel an der Arbeitsfähigkeit, haben sich die<br />

Hilfe suchenden Personen auf Anordnung der Behörde einer<br />

diesbezüglichen Begutachtung zu unterziehen.<br />

Die Begutachtung kann erforderlichenfalls auch eine<br />

ganzheitliche Beurteilung <strong>des</strong> Status der betreffenden<br />

Person durch die Erhebung von Potenzialen und<br />

Perspektiven umfassen, um abzuklären, durch welche<br />

Maßnahmen die Arbeitsfähigkeit und Vermittelbarkeit<br />

bestmöglich gesteigert werden können.<br />

Mitwirkungspflicht (!) an der Begutachtung<br />

Amtsärztliche Funktion - AVG<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

140


Stufenweise Sanktion § 11<br />

Abs 4, 5 u 6 OöMSG<br />

Pflichtleistungen d <strong>BMS</strong> können vorübergehend um max 10%<br />

gekürzt werden, wenn ASt trotz entsprechender Bemühungen über<br />

einen längeren Zeitraum keine Erwerbstätigkeit findet UND<br />

angemessenes, mögliches und zumutbares Angebot einer „Hilfe<br />

zur Arbeit“ ohne nachvollziehbare Begründung ablehnt.<br />

Pfllichtleistungen d <strong>BMS</strong> können stufenweise und maximal um die<br />

Hälfte gekürzt werden, wenn trotz nachweislicher vorheriger<br />

Ermahnung durch die zuständige Behörde keine Bereitschaft zu<br />

einem zumutbaren Einsatz der Arbeitskraft besteht.<br />

Bei der Entscheidung über das Ausmaß der Reduktion der Leistungen sind die Gründe<br />

und die Dauer der Verweigerung zu berücksichtigen.<br />

Pflichtleistungen d <strong>BMS</strong> können im Einzelfall darüber hinaus gekürzt<br />

oder gar nicht gewährt werden, wenn die betreffende Person<br />

ausdrücklich die Aufnahme einer zumutbaren Beschäftigung<br />

verweigert.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

141


Hilfe zur Arbeit § 20<br />

Arbeitsfähigen Hilfebedürftigen, die trotz entsprechender<br />

Bemühungen (§ 11) keine Erwerbsmöglichkeit finden, kann<br />

an Stelle von <strong>BMS</strong>-Geldleistungen oder Sachleistungen Hilfe<br />

zur Arbeit angeboten werden, sofern keine Maßnahmen <strong>des</strong><br />

Arbeitsmarktservice in Frage kommen (subsidiär).<br />

Folgende Maßnahmen:<br />

Heranführung an den Arbeitsprozess (stundenweise Integration), befristete<br />

Beschäftigung<br />

Qualifizierung/Schulung<br />

Hilfe zur Arbeit (analog SHG) – befristet, 2/3 der Normalarbeitszeit<br />

Erfolgsabhängigkeit der Maßnahme: Beendigung bei<br />

Nichterreichen oder negativer Prognose<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

142


Kapitel 7<br />

Antragstellung und<br />

Verfahren(4.Hauptstück = Zugang,<br />

Verfahren)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

143


Kap. 7.1.<br />

Antragstellung und Zuständigkeit<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

144


Wer kann Anträge stellen ? -<br />

§ 28 OöMSG<br />

Hilfe setzt Antrag voraus; ABER AUCH: AMTSWEGIGE HILFE<br />

IST ANZUBIETEN<br />

Anspruch können nur Volljährige („VOLLE<br />

GESCHÄFTSFÄHIGKEIT) geltend machen § 28 Abs 2<br />

(„Eigenberechtigte“); Antrag für sich u Angehörige<br />

ANGEHÖRIGE = Gatten, LebensgefährtInnen, Kinder und<br />

Enkelkinder, Stief- und Wahlkinder<br />

Für die hilfesuchende Person können Antrag stellen<br />

Gesetzl/gewillkürter Vertreter<br />

Haushaltsangehörige<br />

SachwalterInnen<br />

Vertreter von Einrichtungen (§ 10 AVG)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

145


Wo/wie kann Antrag gestellt<br />

werden ? § 28 Abs 4<br />

Einbringungsstellen<br />

BH<br />

Sozialberatungsstelle<br />

RGS d AMS<br />

Gemeinde<br />

Lan<strong>des</strong>regierung<br />

Örtlich zuständig: Aufenthalt<br />

Auch: Kontaktstelle gem. § 19a Meldegesetz<br />

(Notschlafstelle, Tageszentrum, Streetwork-Büro)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

146


Inhalt Antragstellung <strong>BMS</strong> §<br />

28 Abs 5 OöMSG<br />

Familienstand<br />

Wohnverhältnisse<br />

Einkommensverhältnisse<br />

Vermögensverhältnisse<br />

Aufenthaltsnachweis – auch gem. § 19 a<br />

MeldeG<br />

Ansprüche gegenüber Dritten<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

147


Kap. 7.2.<br />

Ermittlungsverfahren<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

148


Erweitere Manuduktion (§<br />

29 OöMSG)<br />

Die Behörde hat die Hilfe suchende Person sowie die<br />

sonstigen zur Antragstellung berechtigten Personen<br />

der jeweils festgestellten Sachlage entsprechend zu<br />

informieren, zu beraten und anzuleiten, soweit dies zur<br />

Erreichung der Ziele und nach den Grundsätzen dieses<br />

Gesetzes notwendig ist<br />

Ergo: KEINE Angleichung an Manuduktionsbestimmungen im AVG<br />

§ 13a. Behörde hat Personen die zur Vornahme ihrer<br />

Verfahrenshandlungen nötigen Anleitungen in der Regel mündlich<br />

zu geben und sie über die mit diesen Handlungen oder<br />

Unterlassungen unmittelbar verbundenen <strong>Rechts</strong>folgen zu<br />

belehren.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

149


Pflichten der<br />

Hilfeempfänger allgemein<br />

EmpfängerIn hat (im Wesentlichen wie bisher)<br />

zur Abwendung und Beseitigung der Notlage ihre Arbeitskraft<br />

einzusetzen,<br />

an arbeitsintegrativen Maßnahmen teilzunehmen,<br />

eigene Mittel vorsorglich und zweckmäßig einzusetzen,<br />

Ansprüche, die der Deckung der Bedarfe nach diesem Gesetz<br />

dienen, nachhaltig zu verfolgen, soweit dies nicht offensichtlich<br />

aussichtslos, unzumutbar oder mit unverhältnismäßigem<br />

Kostenrisiko verbunden ist,<br />

zuerkannte Leistungen zweckentsprechend, das heißt zur<br />

Abdeckung der Bedarfe für die sie zuerkannt wurden, zu<br />

verwenden und<br />

Mitwirkungspflichten im Verfahren und während <strong>des</strong> Bezuges von<br />

Leistungen zu erfüllen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

150


Mitwirkungspflichtung und<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht<br />

Mitwirkung: Angaben, Unterlagen, Urkunden,<br />

Untersuchungen<br />

<strong>Rechts</strong>verfolgung; Ausnahme: Aussichtslosigkeit der<br />

Durchsetzung<br />

Bisher SHG u Jud.:<br />

Mitwirkung am Verfahren (Ermittlungsverfahren)<br />

Jud.: „<strong>Rechts</strong>verfolgungspflicht“<br />

Teilnahme an Untersuchungen<br />

Auskunftsverpflichtung<br />

Zulassung der behördlichen „Nachschau“<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

151


Verletzung der Mitwirkungspflicht<br />

Grundsatz AVG<br />

Kommen Personen ihrer Mitwirkungspflicht ohne<br />

triftigen Grund nicht nach, kann die Behörde der<br />

Entscheidung über den Leistungsanspruch jenen<br />

Sachverhalt zugrunde legen, der bisher<br />

festgestellt worden ist, wenn auf die Folgen einer<br />

unterlassenen Mitwirkung hingewiesen worden ist.<br />

Ident mit Bestimmungen über materielle<br />

Wahrheitspflicht, Objektivitätsgebot und<br />

Mitwirkung im AVG<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

152


Pflichten Dritter<br />

ArbeitgeberIn <strong>des</strong> ASt sowie <strong>des</strong><br />

Ersatzpflichtigen/Unterhaltspflichtigen hat Auskunft zu erteilen<br />

Personen, deren Einkommen oder Vermögen für die Leistung<br />

bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung, für einen Kostenbeitrag oder<br />

Ersatz maßgeblich ist, haben Auskunft zu erteilen<br />

Wer fordert an: BH, LdsReg, UVS<br />

Was: alle für die Durchführung <strong>des</strong> Verfahrens erforderlichen<br />

Tatsachen, die das Dienstverhältnis betreffen<br />

Frist der Mitwirkung: eine Woche<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

153


Vorfragenregelung AVG<br />

Bei der Beurteilung von Vorfragen (§ 38 AVG) ist die Behörde<br />

zur Aussetzung eines Verfahrens bis zur rechtskräftigen<br />

Entscheidung der Vorfrage nur berechtigt, wenn dadurch die<br />

Rechtzeitigkeit der Leistung nicht gefährdet wird.<br />

§ 38: 2 Varianten der Klärung von Vorfragen<br />

Vorfragen können nach der über die maßgebenden Verhältnisse<br />

gewonnenen eigenen Anschauung beurteilt werden<br />

Behörde Sie kann aber auch das Verfahren bis zur rechtskräftigen<br />

Entscheidung der Vorfrage aussetzen, wenn die Vorfrage schon den<br />

Gegenstand eines anhängigen Verfahrens bei der zuständigen Behörde<br />

bildet oder ein solches Verfahren gleichzeitig anhängig gemacht wird.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

154


Kap.7.3.<br />

Anspruchsberechnung, Bescheidinhalt<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

155


Judikatur:<br />

Leistungsanspruch<br />

Leistungen sind ab dem Eintritt der<br />

Hilfsbedürftigkeit, frühestens jedoch ab<br />

Antragstellung (Einbringung)<br />

zuzuerkennen.<br />

Siehe: Prinzip der Zeitraumbezogenheit<br />

der Hilfe (Keine Antragstellung für<br />

zurückliegende und künftig<br />

stattfindende Notlagen)<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

156


Sachleistungen<br />

Geldleistungen dürfen durch Sachleistungen nur<br />

ersetzt werden, wenn dadurch eine den Zielen und<br />

Grundsätzen dieses Gesetzes dienende<br />

Bedarfsdeckung besser erreicht werden kann.<br />

Das ist insbesondere anzunehmen, wenn die<br />

zweckmäßige, wirtschaftliche und sparsame<br />

Verwendung von Geldleistungen nicht<br />

gewährleistet ist und auch nicht durch Auszahlung<br />

in Teilbeträgen sichergestellt werden kann.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

157


Leistung an Dritte<br />

Geldleistungen können an Dritte<br />

ausbezahlt werden, wenn dadurch eine<br />

dem Ziel oder den Grundsätzen dieses<br />

Gesetzes dienende Bedarfsdeckung<br />

besser erreicht werden kann.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

158


Kap. 7.4.<br />

Bescheidform<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

159


Bescheide § 31<br />

Schriftlicher Bescheid zwingend (§ 31 Abs 1)<br />

Sofern der Antrag auf bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung über<br />

eine Hilfe zur Sicherung <strong>des</strong> Lebensunterhalts und <strong>des</strong><br />

Wohnbedarfs gemäß § 13 nicht zurück- oder abzuweisen ist, sind<br />

im Spruch <strong>des</strong> Bescheids jedenfalls<br />

die Höhe <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tsicherungsanspruchs durch Angabe der jeweiligen<br />

Min<strong>des</strong>tstandards in einem Spruchpunkt und<br />

Die einzusetzenden eigenen Mittel sowie allfällige Freibeträge in einem gesonderten<br />

Spruchpunkt dem Grunde nach zu bezeichnen.<br />

Im Berechnungsblatt ist HSLU und Wohnbedarf für den Monat der<br />

Antragstellung und (!) den ersten vollen Monat, für den<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung zuerkannt wird, konkret<br />

darzustellen. Das Berechnungsblatt bildet einen Teil der<br />

Begründung <strong>des</strong> Bescheids. ERGO: Hilfe IMMER für das lfd<br />

Monat und das darauf folgende (!)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

160


Schriftlichkeitsmaxime<br />

Zwingend schriftlicher Bescheid bei<br />

Zuerkennung<br />

Erhöhung<br />

Kürzung<br />

Einstellung<br />

Nichtgewährung<br />

Ersatz durch Sachleistungen<br />

Rückerstattungspflichten<br />

Ersatzpflichten der HE<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

161


Feststellungsbescheid § 31<br />

Abs 4 OöMSG<br />

Ergeben sich im Zuge der Auszahlung von<br />

Leistungen der bedarfsorientierten<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung gemäß § 13 Zweifel über die<br />

Höhe der zu erbringenden Leistung, so hat die<br />

hilfebedürftige Person das Recht, binnen 14 Tagen<br />

nach Empfang der Leistung der<br />

bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung einen<br />

Feststellungsbescheid über die Höhe der zu<br />

erbringenden Leistung zu beantragen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

162


Kap. 7.5.<br />

Bedingungen und Befristungen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

163


Bedingungen und Auflagen<br />

im Bescheid<br />

Allgemeines zum Bescheid:<br />

Die Gewährung von Leistungen kann auch von<br />

Bedingungen und Befristungen abhängig gemacht<br />

werden, die die Hilfe suchenden Personen sowie<br />

deren Vertreter und Sachwalter zu erfüllen haben.<br />

Befristungsmöglichkeit im Bescheid<br />

Verfahrensherrschaft der Behörde<br />

Festlegung der Zulässigkeit von Beweismitteln<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

164


Befristungen<br />

Die Gewährung von Leistungen nach diesem<br />

Gesetz kann auch von Befristungen abhängig<br />

gemacht werden, die Hilfe suchende Personen<br />

sowie deren Vertreter und Sachwalter zu<br />

erfüllen haben (keine gesetzl. Determinierung)<br />

Auflagen/Bedingungen müssen im Bescheid<br />

(Spruch !) formuliert werden, sonst keine<br />

<strong>Rechts</strong>kraft möglich<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

165


Fristen -<br />

Entscheidungspflicht<br />

3-Mo-Frist (§ 32)<br />

Nach 3 Mo => Devolutionsantrags der Partei an<br />

UVS; Auftrag UVS an erstinstanzliche Behörde<br />

binnen Wochenfrist, dass 1.Instanz entweder<br />

innerhalb von bis zu vier Wochen den Bescheid zu erlassen<br />

HAT<br />

Anzugeben HAT, warum eine Verletzung der<br />

Entscheidungspflicht nicht vorliegt.<br />

Bei Säumigkeit der 1.Instanz: Zuständigkeit geht<br />

an UVS über<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

166


Kap. 7.6.<br />

Mandatsbescheid<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

167


Soforthilfe § 32 Abs 4<br />

OöMSG<br />

Leistungen der Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung haben<br />

rechtzeitig einzusetzen.<br />

Sie sind vor Abschluss <strong>des</strong> Ermittlungsverfahrens zu gewähren,<br />

wenn Umstände bekannt werden, die eine sofortige Leistung zur<br />

Vermeidung oder Überwindung einer unmittelbar drohenden bzw<br />

bestehenden sozialen Notlage erforderlich machen (Jud)<br />

Ungeachtet der Entscheidungspflicht ist der regionale Träger der<br />

<strong>BMS</strong> verpflichtet, wenn und insoweit eine unmittelbare Gefährdung<br />

<strong>des</strong> Lebensunterhalts oder <strong>des</strong> Wohnbedarfs der hilfesuchenden<br />

Person glaubhaft gemacht werden kann, die erforderliche<br />

Soforthilfe vorzugsweise in Form von Sachleistungen als<br />

Vorleistung zur Verfügung zu stellen.<br />

Analogie zu: § 57 AVG Mandatsbescheid<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

168


Modus der „Überbrückungshilfe“<br />

(Mandatsbescheid)<br />

Die Überbrückungshilfe (Leistung<br />

Mandatsbescheid) ist bei Zuerkennung der<br />

Leistung im Bescheid zu berücksichtigen und<br />

gegenzuverrechnen.<br />

Falls das Ermittlungsverfahren ergibt, dass kein<br />

Anspruch auf Leistungen der Min<strong>des</strong>tsicherung<br />

besteht, sind bereits als Überbrückungshilfe<br />

geleistete Zahlungen rückzuerstatten.<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

169


Kap. 7.5.<br />

<strong>Rechts</strong>mittel<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

170


<strong>Rechts</strong>mittel § 33<br />

Berufungsverzicht nicht zulässig (abweichend vom AVG) § 33 Abs 1<br />

Keine aufschiebende Wirkung von Berufungen § 33 Abs 2<br />

Kommt Berufungswerber Mitwirkungspflicht gem § 30 erst im<br />

Berufungsverfahren nach, hat die Berufungsbehörde bei der<br />

Beurteilung <strong>des</strong> bis zu diesem Zeitpunkt bestehenden<br />

Leistungsanspruchs der Entscheidung den Sachverhalt, soweit er<br />

im erst- und zweitinstanzlichen Ermittlungsverfahren festgestellt<br />

wurde, zugrunde zu legen oder bei mangelnder<br />

Entscheidungsgrundlage die Berufung insoweit zurückzuweisen.<br />

Voraussetzung dafür ist, dass die hilfesuchende Person oder ihre<br />

Vertreterin bzw. ihr Vertreter nachweislich auf die Folgen einer<br />

unterlassenen Mitwirkung hingewiesen worden ist.<br />

Berufungsbescheid schriftlich<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

171


Behörden § 49 OöMSG<br />

Zuständig für die Erlassung von Bescheiden ist die<br />

Bezirksverwaltungsbehörde in erster Instanz und<br />

der unabhängige Verwaltungssenat in zweiter<br />

Instanz. soweit nicht anderes bestimmt ist.<br />

Die Zuständigkeit der Bezirksverwaltungsbehörde richtet<br />

sich bei Bescheiden über die Leistung bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung nach dem Hauptwohnsitz, in Ermangelung<br />

eines solchen nach dem gewöhnlichen Aufenthalt der oder<br />

<strong>des</strong> Hilfebedürftigen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

172


Berufungsentscheidung<br />

UVS entscheidet<br />

Kein weiterer ordentlicher <strong>Rechts</strong>zug<br />

Außerordentlicher <strong>Rechts</strong>zug -><br />

Gerichte <strong>des</strong> öff. <strong>Rechts</strong><br />

Auch: LdsReg kann gegen UVS-Bescheid<br />

wg <strong>Rechts</strong>widrigkeit Beschwerde<br />

einbringen<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

173


Kap. 7.6.<br />

Einstellung – Neubemessung -<br />

Anzeigepflicht - Rückerstattung<br />

<strong>BMS</strong> Bgld MSG <strong>Dimmel</strong> Okt 2011<br />

174


Einstellung / Neubemessung<br />

§ 34<br />

Wenn eine der Voraussetzungen für den Anspruch auf<br />

bedarfsorientierte Min<strong>des</strong>tsicherung wegfällt, ist die Leistung mit<br />

schriftlichem Bescheid einzustellen.<br />

Wenn sich eine für das Ausmaß der <strong>BMS</strong> maßgebende<br />

Voraussetzung ändert, ist die Leistung mit Bescheid neu zu<br />

bemessen. Veränderungen von Betragshöhen sind nicht<br />

bescheidpflichtig (Neubemessung)<br />

Wird eine Leistung von einer hilfebedürftigen Person von sich aus<br />

mehr als drei Monate nicht in Anspruch genommen, gilt sie, sofern<br />

keine Entscheidung nach Abs. 1 getroffen wird, und unbeschadet<br />

einer allfälligen Rückerstattung jedenfalls ab diesem Zeitpunkt von<br />

Gesetzes wegen als eingestellt.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

175


Anzeigepflicht § 35<br />

JEDE Änderung der für die Leistung maßgeblichen<br />

Umstände, insbesondere Änderungen der Einkommens-<br />

und Vermögens-, der Wohn- oder Familienverhältnisse,<br />

<strong>des</strong> rechtmäßigen Aufenthaltes im Inland, die<br />

Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, Aufenthalte in<br />

Kranken- oder Kuranstalten oder sonstige, länger als<br />

zwei Wochen dauernde Abwesenheiten binnen zwei<br />

Wochen ab Eintritt der Änderung IST der Behörde<br />

anzuzeigen.<br />

Anzuzeigen haben der Hilfebedürftige oder sein<br />

Stellvertreter<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

176


Rückerstattungspflicht § 35<br />

Falsche Angaben, Verschweigen oder Verheimlichen führt<br />

zur Pflicht einer Rückerstattung <strong>des</strong> zu Unrecht in Anspruch<br />

Genommenen.<br />

Vergleich oder Bescheid<br />

Rückerstattung in Teilbeträgen zulässig<br />

Laufende (!) Leistungen dürfen um max 50% gekürzt werden<br />

Dabei darf die Deckung <strong>des</strong> Wohnbedarfs der<br />

rückerstattungspflichtigen Person sowie <strong>des</strong> Lebensunterhalts und<br />

<strong>des</strong> Wohnbedarfs der mit ihr in Haushaltsgemeinschaft lebenden<br />

unterhaltsberechtigten Personen nicht gefährdet werden darf.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

177


Rückerstattung in<br />

Teilbeträgen § 35 Abs 5<br />

In Teilbeträgen, wenn Rückerstattung<br />

nicht zur Gänze möglich oder nicht<br />

zumutbar<br />

Nachsicht von Rückerstattung, wenn<br />

Erfolg der <strong>BMS</strong> gefährdet<br />

Besondere Härte<br />

Unverhältnismäßiger<br />

Verfahrensaufwand<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

178


Kapitel 8<br />

Leistungsformen und Leistungsarten<br />

§§ 12 ff. Oö MSG<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

179


<strong>Rechts</strong>anspruch<br />

<strong>Rechts</strong>anspruch an ASt<br />

Privatrechtl.Leistung an<br />

ASt<br />

Einrichtungen (Gewalt, Schulden,<br />

Wohnungslosigkeit)<br />

<strong>Rechts</strong>anspruch:<br />

HSLU u Wohnbedarf<br />

KV<br />

Erwerbsbefähigung/Erziehung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

180


Kannleistungen<br />

Persönliche Hilfe<br />

Beratung, Begleitung, Betreuung<br />

Hilfe zur Arbeit<br />

Bestattung<br />

Besondere Soziale Lagen (HIBL)<br />

Angemessene Alterssicherung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

181


Erfasste Bedarfsbereiche §§<br />

12 ff OöMSG<br />

Bedarfe: Lebensunterhalt, Wohnen, Krankheit,<br />

Schwangerschaft und Entbindung = weniger detailliert<br />

formuliert als in der SH, Zusatzleistungen, Bestattung<br />

Lebensunterhalt: Nahrung, Bekleidung, Körperpflege,<br />

Hausrat, Heizung und Energie (Strom) sowie andere<br />

persönliche Bedürfnisse, zu denen auch die soziale und<br />

kulturelle Teilhabe zählt<br />

Wohnbedarf: Miete, Abgaben, allg Betriebskosten (KEINE<br />

NEUDEFINITION)<br />

? Kannleistung: angemessene Alterssicherung (?) – vglb W, NÖ<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

182


Kapitel 8.1.<br />

Lebensunterhalt<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

183


Lebensunterhalt<br />

Monatlicher Min<strong>des</strong>tstandard (funktional äquivalent: RS)<br />

AU (Alleinstehend,- erziehend !): 100% bzw 843,70.-<br />

Ehegatten, Partner nach EPG, LebensgefährtInnen,<br />

Wohngemeinschaften (§ 10 Abs 1Ziff 2): 75% <strong>des</strong> Satzes iHv<br />

843,70 = 594,40<br />

Ab 3. leistungsberechtigte Volljährige: 50% = 412,60<br />

Volljähriger mit FBH-Bezug = 194,10<br />

1.-3. Minderjährige im HH mit Volljährigen<br />

Unterhaltsverpflichteten + FBH-Anspruch: 18% = 194,10 (Mj<br />

ohne FBH = 412,60)<br />

4. Minderjähriger: 15% = 184.-<br />

Min<strong>des</strong>tstandard: 12 x jährlich<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

184


Dauerunterstützte § 1<br />

Min<strong>des</strong>tsicherungsVO<br />

Def.: wg Alter, Gesundheitszustand oder<br />

Familienverhältnissen bereits zum<br />

30.11.2011 unterstützt (Grundlage:<br />

SHG)<br />

Alleinstehende: 843,70<br />

HH-Gemeinschaft<br />

1.-2.Volljährige: 600,80<br />

3. Volljährige: 427,90<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

185


Priorität von Geldleistungen<br />

Geldleistungen dürfen durch Sachleistungen nur ersetzt werden,<br />

wenn Bedarfsdeckung verbessert<br />

Demonstrativ: wenn kostengünstige, wirtschaftliche und zweckmäßige Verwendung<br />

von Geldleistungen nicht gewährleistet und auch nicht durch Auszahlung in<br />

Teilbeträgen sichergestellt werden kann<br />

Festlegung als Sachleistung = setzt notwendigerweise einen<br />

Bescheid voraus (KEINE diskretionäre Gestaltung;<br />

Begründungspflicht)<br />

Die Hilfen für den Lebensunterhalt und den Wohnbedarf werden als<br />

pauschalierte Geldleistungen erbracht.<br />

ABER: Über- und Unterschreitungen wie beim RS möglich<br />

Ausbezahlung an Dritte möglich<br />

Überweisungsgebühren trägt jedenfalls der <strong>BMS</strong>-Träger<br />

Übertragungs- und Verpfändungsverbot<br />

Anpassung an AusglZul-RS gem § 293 Abs 1 ASVG<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

186


Faktizitätsprinzip<br />

Bei der Berechnung der Hilfe zur<br />

Sicherung <strong>des</strong> Lebensunterhalts und <strong>des</strong><br />

Wohnbedarfs ist grundsätzlich<br />

situationsbezogen auf die aktuelle<br />

Notlage im Monat der Hilfeleistung<br />

abzustellen.<br />

Im ersten und letzten Monat der<br />

Hilfeleistung ist eine tageweise<br />

Aliquotierung vorzunehmen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

187


Aufrollungen<br />

Bei wechselnden Einkommen (etwa: Sonderzahlungen) bzw.<br />

Anspruchszeiten sowie bei Vorschussleistungen kann zum<br />

Ausgleich von allfälligen monatlichen Überbezügen eine<br />

Aufrollung vorgenommen werden.<br />

Dabei darf im Rahmen der monatlichen Auszahlungen<br />

maximal ein Betrag in Höhe von 15% der zuerkannten<br />

Min<strong>des</strong>tstandards einbehalten werden.<br />

Davon unberührt bleiben Rückerstattungs- bzw.<br />

Kostenersatzansprüche.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

188


Laufende und<br />

Einzelleistungen § 14<br />

Die Zuerkennung von laufenden monatlichen Leistungen schließt<br />

andere Leistungen bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung im<br />

Einzelfall nicht aus.<br />

Die Lan<strong>des</strong>regierung hat durch Verordnung näher zu bestimmen, welche Leistungen in<br />

welchem Ausmaß in einem solchen Fall erbracht werden können. Darüber hinaus<br />

können durch Verordnung betragsmäßige Obergrenzen festgelegt werden, die in<br />

einem Haushalt innerhalb eines Jahres nicht überschritten werden dürfen.<br />

Leistungen können nicht gewährt werden, wenn dadurch das<br />

Leistungsniveau der Netto-Ausgleichszulage nach den<br />

pensionsversicherungsrechtlichen Bestimmungen innerhalb eines<br />

Jahres überschritten würde.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

189


Fristen und Modi der<br />

Leistungsgewährung<br />

Geldleistungen am Monatsersten<br />

Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit,<br />

Sparsamkeit<br />

Sachleistungen im Einzelfall,<br />

bescheidförmige Begründung nötig<br />

Ausbezahlung Wohnbedarf an Dritte<br />

(konditional)<br />

Auszahlung HSLU durch Dritte<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

190


Wohnkosten und<br />

Min<strong>des</strong>tstandard<br />

Sofern bei hilfesuchenden Personen keine Aufwendungen für den<br />

Wohnbedarf zu tätigen sind, ist die Summe der für den Haushalt<br />

festgesetzten Min<strong>des</strong>tstandards um 18% <strong>des</strong> Netto-<br />

Ausgleichszulagen-Richtsatzes für Alleinstehende zu verringern.<br />

Sofern die von der hilfesuchenden Person nach Abzug der<br />

Wohnbeihilfe nach dem Oö. Wohnbauförderungsgesetz 1993 und<br />

sonstiger unterkunftsbezogener Beihilfen zu tragenden<br />

Aufwendungen für den Wohnbedarf 18 % <strong>des</strong> Netto-<br />

Ausgleichszulagen-Richtsatzes für Alleinstehende unterschreiten,<br />

ist der Min<strong>des</strong>tstandard gleichfalls um diesen Betrag zu verringern<br />

und der tatsächliche Wohnungsaufwand zuzuschlagen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

191


Richtsatz – Modifikationen<br />

und Min<strong>des</strong>tstandard<br />

Bisher in der SH ausdrücklich:<br />

SHG->Richtsatzüberschreitung/RS-Erhöhung<br />

aufgrund von Alter, chronifizierter Erkrankung<br />

oder Diät, Erwerbsunfähigkeit<br />

Nunmehr förmlich: nur Modifikation <strong>des</strong><br />

Min<strong>des</strong>tstandard „nach unten“ vorgesehen, zB<br />

Arbeitsunwilligkeit - s.o.<br />

Min<strong>des</strong>tstandard-Überschreitung => aus<br />

Judikatur<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

192


...bisher vom Richtsatz<br />

abgedeckt – auch im<br />

Min<strong>des</strong>tstandard<br />

Porto, Kopier-, Bürobedarfskosten<br />

Adventkranz, Christbaum, Christbaumschmuck, Armen-Weihnachtsfest<br />

Fahrtkosten (Ausnahme: erwerbsbedingte)<br />

TV/Rundfunk (Befreiung möglich)<br />

Strom/Beleuchtung<br />

Kochfeuerung/Gas<br />

Telephon(Grundgebührbefreiung)<br />

Kino<br />

Konzert<br />

Tageszeitung<br />

Nicht-medizinisch indizierte Diät<br />

Psychotherapiekosten<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

193


Was umfasste der RS bislang<br />

nicht ?<br />

Großhausrat (Haushaltsgeräte)<br />

Möblierung<br />

Instandssetzung <strong>des</strong> Großhausrates<br />

Instandsetzung der Wohnung<br />

Beheizung (gesonderte Leistung) - SZ<br />

Bekleidung (Anschaffung), Wäsche und Schuhe<br />

Bedürfnisse, die unabhängig von Willen <strong>des</strong> HE bestehen<br />

(besondere Lernmittel für lernbeeinträchtigte SchülerInnen)<br />

Beschaffung von Gebrauchsgütern von längerer Gebrauchsdauer<br />

Aufwendungen für besondere Anlässe (Hochzeit, religiöse Anlässe)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

194


Weitere Leistungen gem. § 2<br />

Min<strong>des</strong>tsicherungsVO<br />

Beihilfen zur Anschaffung der aus gesundheitlichen Gründen<br />

erforderlichen Bekleidung bis zum Betrag von jährlich 400 Euro<br />

Beihilfen für fallweise Fahrten mit dem billigsten in Betracht<br />

kommenden Beförderungsmittel über vertretbare Entfernungen<br />

zum Zweck eines begründeten Besuchs naher Angehöriger oder bei<br />

To<strong>des</strong>fällen solcher Personen bis zur tatsächlichen Höhe der Kosten<br />

Beihilfen zur Beschaffung von Schwangerenbekleidung, eines<br />

Kinderwagens, von Säuglingswäsche sowie eines Kinderbetts im<br />

erforderlichen Ausmaß, jedoch insgesamt höchstens bis zum Betrag<br />

von 400 Euro.<br />

Anstelle von Beihilfen können nach Maßgabe <strong>des</strong> § 15 Abs. 3 Oö. <strong>BMS</strong>G auch<br />

Gutscheine gegeben oder Gegenstände beigestellt werden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

195


Kapitel 8.2.<br />

Wohnbedarf<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

196


Wohngrundbetrag<br />

Von den Min<strong>des</strong>tstandards (100%, 75%, 21%)<br />

beträgt der Anteil zur Deckung <strong>des</strong> Wohnbedarfs<br />

JEWEILS 25% (Wohngrundbetrag).<br />

KEINE KLARE REGELUNG, ob MINDERJÄHRIGE<br />

Wohnbeitrag (Kopfquoten-Regelung) zahlen<br />

Besteht kein oder ein geringerer Wohnbedarf oder<br />

ist dieser anderweitig gedeckt, sind die jeweiligen<br />

Min<strong>des</strong>tstandards um diese Anteile entsprechend<br />

zu reduzieren, höchstens jedoch um 25%<br />

(=Totalentfall)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

197


Wohnbedarf – neben LU<br />

25% <strong>des</strong> Min<strong>des</strong>tstandards<br />

Weitere Leistungen wie etwa Beihilfen für Hausrat, Übersiedlung<br />

etc. können zusätzlich gewährt werden.<br />

Bei Bewohnung eines Eigenheims oder Bezug einer Wohnbeihilfe<br />

reduziert sich die Min<strong>des</strong>tsicherung um bis zu 139,20 Euro (2012)<br />

pro Monat.<br />

Komponenten der Deckung <strong>des</strong> Wohnbedarfes<br />

Miete<br />

allgemeine Betriebskosten<br />

wohnbezogene Abgaben<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

198


„Großhausrat“ id SH ?<br />

Herd (Kochgelegenheit)<br />

Staubsauger (abhängig vom Bodenbelag)<br />

Kühlschrank<br />

Elektrospeicher<br />

Durchlauferhitzer<br />

Heizungsgeräte (Gasheizung)<br />

Boiler<br />

Waschmaschine<br />

Rundfunkgerät<br />

Bügeleisen<br />

Waschmaschine<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

199


Möblierung id SH ?<br />

Bett (Gestell, Matratze, Auflage, Decke, Polster, Bettwäsche) samt<br />

Nachtkästchen/Ablagemöglichkeit<br />

Kinderzimmer<br />

Wohnzimmer-Sitzgelegenheit, Tisch<br />

Kleiderschrank/Wäschekasten<br />

Leuchten, Vorhangstangen<br />

Vorzimmerablage<br />

Esstisch, Sessel<br />

Geschirr (Erstanschaffung; nicht aber die Einzelanschaffung von Tassen)<br />

Besteck (Erstanschaffung; nicht aber die Einzelanschaffung von<br />

Besteckteilen)<br />

Haushaltswäsche inkl Vorhänge<br />

Badezimmerarmaturen und Ablage<br />

Bodenbelag<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

200


Weitere Leistungen Wohnbedarf<br />

§ 2 Min<strong>des</strong>tsicherungsVO<br />

Beihilfen zu den vertretbaren Kosten einer notwendigen<br />

Übersiedlung bis zur tatsächlichen Höhe<br />

Beihilfen zur Adaptierung der Unterkunft, zur Herstellung von<br />

Installationen und zur Bezahlung von Anschlussgebühren, soweit<br />

diese Maßnahmen unabweisbar sind, und zwar bis zur tatsächlichen<br />

Höhe, jedoch höchstens bis zu 2.200 Euro<br />

Beihilfen zur Anschaffung oder Instandhaltung <strong>des</strong> insgesamt<br />

erforderlichen Hausrats, wie Öfen, sonstige Heizgeräte, große<br />

Haushaltsgeräte wie Boiler, Herd, Kühlschrank und Waschmaschine<br />

sowie Mobiliar bis zur tatsächlichen Höhe, jedoch bis höchstens<br />

2.200 Euro<br />

anstelle von Beihilfen können nach Maßgabe <strong>des</strong> § 15 Abs. 3 Oö. <strong>BMS</strong>G Gutscheine<br />

gegeben oder kann Hausrat beigestellt werden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

201


Neue Rolle der Hilfe in besonderen<br />

Lebenslagen / HIBL § 22 OöMSG<br />

HIBL kann (!) Personen gewährt werden, die auf Grund ihrer<br />

besonderen persönlichen, familiären oder wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse oder in Folge außergewöhnlicher Ereignisse einer<br />

sozialen Gefährdung ausgesetzt sind<br />

Als HIBL kommen insbesondere in Betracht:<br />

1. Hilfen zur Beschaffung und Ausstattung von Wohnraum,<br />

soweit kein Anspruch auf Leistungen der <strong>BMS</strong> besteht;<br />

2. Hilfen zur Beibehaltung von Wohnraum;<br />

3. Hilfen zur langfristigen Sicherung der wirtschaftlichen<br />

Lebensgrundlagen.<br />

Träger von Privatrechten; Verordnungermächtigung<br />

Kosten einer angemessenen Bestattung nunmehr auch im HIBL<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

202


Kapitel 8.3.<br />

Sonstiges<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

203


Ruhens-Bestimmungen § 16<br />

OöMSG<br />

Der Anspruch auf HSLU sowie Wohnbedarf RUHT (Variante: entfällt)<br />

für die Dauer eines stationären Aufenthalts in einer<br />

Krankenanstalt/stationärer Einrichtung im Sinne <strong>des</strong> Oö. SHG, für<br />

<strong>des</strong>sen Kosten ein Sozialversicherungsträger, der Bund oder ein<br />

SHT aufkommt - das Ruhen gilt jedoch nicht für den Eintritts- und<br />

Austrittsmonat<br />

für die Dauer einer Freiheitsstrafe oder für die Dauer <strong>des</strong> Vollzugs<br />

einer mit Freiheitsentziehung verbundenen vorbeugenden<br />

Maßnahme; nicht im elektronisch überwachten Hausarrest<br />

für die Dauer eines Aufenthalts außerhalb von Oberösterreich von<br />

mehr als vier Wochen pro Jahr<br />

KEINE BEEINTRÄCHTIGUNG <strong>des</strong> Lebensunterhalts/Wohnbedarfs<br />

unterhaltsberechtigter Angehöriger sowie von LG !<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

204


Ruhen und Wohnbedarf<br />

Auch wenn die HSLU-Leistung ruht (etwa<br />

bei „Häfen“-Aufenthalt), SIND für den<br />

Zeitraum von min<strong>des</strong>tens zwei Monaten<br />

zweckgebundene Leistungen wie<br />

Mietkosten und notwendige<br />

Betriebskosten weiterzugewähren.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

205


Einbeziehung in KV<br />

Übernahme der KV-Beiträge durch MS-<br />

Träger<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

206


Erziehung und<br />

Erwerbsbefähigung<br />

Die Hilfe zur Unterstützung bei der Erziehung und zur<br />

Erwerbsbefähigung für Mj von Eltern(teilen) die/der Leistungen der<br />

<strong>BMS</strong> beziehen, zu leisten, NUR SUBSIDIÄR ZUM JWG<br />

Übernahme der Kosten für alle erforderlichen Maßnahmen für eine<br />

Erziehung sowie Schul- und Erwerbsausbildung, die dieses Kind<br />

befähigen, sich in die soziale Umwelt und das Erwerbsleben<br />

einzugliedern. Bei der Festlegung dieser Maßnahmen ist auf die<br />

Fähigkeiten und Neigungen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> entsprechend Bedacht zu<br />

nehmen.<br />

Wenn es die Fähigkeiten und Leistungen <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> rechtfertigen,<br />

ist auch Volljährigen die Beendigung der Erwerbs- oder<br />

Schulausbildung zu ermöglichen, wenn sie in einer bereits vor<br />

Vollendung <strong>des</strong> 18. Lebensjahres begonnenen und zielstrebig<br />

verfolgten Erwerbs- oder Schulausbildung stehen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

207


Kapitel 8.4.<br />

Leistungen im Rahmen der<br />

Privatwirtschaftsverwaltung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

208


Persönliche Hilfe<br />

Beratung, Begleitung, Betreuung<br />

Inanspruchnahme bei<br />

Sozialberatungsstellen<br />

Mitwirkungspflicht § 19 Abs 3 =<br />

Sozialberatung kann AUFGETRAGEN<br />

werden<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

209


Hilfe zur Arbeit<br />

„Angebot“ der Hilfe zur Arbeit<br />

Verweigerung der Hilfe führt zu Sanktion<br />

im Pflichtleistungsbereich<br />

Vorhaltungpflicht der regionalen Träger<br />

Sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung + KV-Entlohnung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

210


Bestattungskosten<br />

Bestattung<br />

Überführung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

211


HIBL<br />

Besondere persönliche, familiäre oder<br />

wirtschaftliche Belastung<br />

KANN unabhängig von HSLU-Leistungen<br />

gewährt werden<br />

Sach- oder Geldleistungen<br />

Auflagen frei vereinbar<br />

Schaffung/Erhaltung von Wohnraum<br />

Rückzahlungsverpflichtung<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

212


Angemessene<br />

Alterssicherung<br />

Als Hilfe bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung können auch Kosten<br />

übernommen werden, die erforderlich<br />

sind, um der hilfebedürftigen Person<br />

Anspruch auf eine angemessene<br />

Alterssicherung zu verschaffen und sie<br />

von der Leistung bedarfsorientierter<br />

Min<strong>des</strong>tsicherung unabhängig zu<br />

machen.<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

213


Kapitel 9<br />

Regress<br />

5.Hauptstück<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

214


Ersatzpflichten §§ 37 ff<br />

Ersatzpflichtig sind alle anspruchsberechtigten Hilfe<br />

suchenden oder empfangenden Personen, soweit sie zu<br />

verwertbarem Vermögen oder Einkommen gelangen, das<br />

nicht aus eigener Erwerbstätigkeit stammt.<br />

Ergo: KEIN Kostenersatz für Einkommen aus Erwerbstätigkeit<br />

Ersatzpflichtig sind erbserklärte Erben und Erbinnen<br />

� SH: Erben der Empfänger sozialer Hilfe bis zur Wertgrenze<br />

<strong>des</strong> eingeantworteten Erbes<br />

� Ersatzpflichtig sind Träger der<br />

Sozialversicherung<br />

Ersatzpflicht betrifft DARÜBER HINAUS :<br />

Personen, die gesetzlich zum Unterhalt <strong>des</strong> Empfängers der<br />

Sozialhilfe verpflichtet sind, im Rahmen ihrer Unterhaltspflicht<br />

Sonstige Dritte aufgrund von <strong>Rechts</strong>ansprüchen<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

215


Ersatzpflicht der Empfänger<br />

§ 38 OöMSG<br />

Empfänger sind zum Ersatz verpflichtet<br />

Bei nachträglichem Vermögenszuwachs<br />

(ausgenommen: durch eigene<br />

Erwerbstätigkeit)<br />

Nach nachträglichem Hervorkommen<br />

von Vermögen<br />

Bei nachträglicher Verwertbarkeit von<br />

Vermögen (Sicherstellung erforderlich)<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

216


Vom Ersatz<br />

ausgenommen ...<br />

Ausgenommen sind:<br />

KV<br />

Erziehung/Erwerbsbefähigung<br />

Leistungen vor Volljährigkeit<br />

Leistungsvolumen unter<br />

Ausgleichszulagen-RS x 5<br />

Leistungen bei Hilfe zur Arbeit<br />

<strong>BMS</strong> OöMSG <strong>Dimmel</strong> Feb 2012<br />

217


Ersatzpflicht der Erben § 37<br />

Abs 3<br />

Im Falle der „Einantwortung“<br />

Die Verpflichtung zum Rückersatz ist mit<br />

der Höhe <strong>des</strong> Nachlasswertes begrenzt<br />

(!)<br />

Ersatzverpflichtung auch, wenn<br />

Erblasser zu Lebzeiten noch gar nicht<br />

verpflichtet war<br />

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218


Ersatz durch<br />

Unterhaltspflichtige<br />

Zum Unterhalt verpflichtete Angehörige <strong>des</strong>/r Empfängers/in von<br />

<strong>BMS</strong>-Leistungen haben im Rahmen ihrer Unterhaltspflicht<br />

Kostenersatz zu leisten.<br />

Eine Ersatzpflicht besteht nicht, wenn der Kostenersatz wegen <strong>des</strong><br />

Verhaltens der Hilfeempfängerin oder <strong>des</strong> Hilfeempfängers<br />

gegenüber der unterhaltspflichtigen Person sittlich nicht<br />

gerechtfertigt wäre.<br />

Gleiches gilt: wenn durch den Kostenersatz der Erfolg der Hilfe<br />

gefährdet wäre<br />

NICHT zum Ersatz heranzuziehen sind:<br />

Großeltern, Kinder und Enkelkinder der Hilfeempfängerin oder <strong>des</strong> Hilfeempfängers;<br />

Eltern von Personen, welche nach Erreichen der Volljährigkeit Leistungen bezogen<br />

haben.<br />

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219


Ersatzpflicht der Dritten §<br />

39 OöMSG<br />

Vertraglich oder deliktisch (!) verpflichtete Personen im<br />

Ausmaß ihrer Obligation<br />

Unterhaltsverpflichtete<br />

Sonstige zum Anspruch Verpflichtete<br />

§ 1042 ABGB – Legalzession (Meldung <strong>des</strong> BMs-Trägers<br />

erforderlich)<br />

Schadenersatzansprüche <strong>des</strong> HE begründen<br />

Ersatzpflicht <strong>des</strong> Schädigers (nicht aber:<br />

Schmerzengeld)<br />

Vertraglich zum Unterhalt verpflichtete Personen<br />

dürfen durch die Heranziehung zum Kostenersatz in<br />

ihrer wirtschaftlichen Existenz nicht gefährdet sein.<br />

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220


Fristen § 40<br />

•3-Jahres-Frist wie bisher<br />

Es sind jene Kosten zu ersetzen, die dem Träger der<br />

Bedarfsorientierten Min<strong>des</strong>tsicherung durch Hilfegewährungen<br />

in den letzten drei Jahren der Hilfeleistung entstanden sind.<br />

Unterbrechungsregeln gem § 1497 ABGB<br />

Grundbücherlich sichergestellte Rückersatzansprüche<br />

verjähren nicht<br />

Ausnahme: unverhältnismäßig hohe Kosten<br />

Soziale-Härten-Regelung: keine Gefährdung der<br />

wirtschaftlichen Existenz<br />

KANN-Bestimmung: Absehen von der Beitreibung / Rückersatz,<br />

wenn unverhältnismäßig hoher Verwaltungsaufwand<br />

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221


WIE ist zu ersetzen § 41<br />

Vergleich oder Bescheid<br />

Teilbeträge können bewilligt werden<br />

NACHSICHT wenn<br />

Erfolg gefährdet<br />

Besondere Härte<br />

Unverhältnismäßiger<br />

Verfahrensaufwand<br />

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Geltendmachung<br />

Schranke: Gefährdung der<br />

wirtschaftlichen Existenz <strong>des</strong><br />

Verpflichteten<br />

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223


KEINE Schenkungs-<br />

Regelung id <strong>BMS</strong><br />

Weiterhin gilt: §§ 946, 947 ABGB >> wird der<br />

Geschenkgeber bedürftig, kann er gesetzliche<br />

Zinsen vom Schenkungswert verlangen<br />

Fällt unter die Mitwirkungsverpflichtung =><br />

Ansprüche gegenüber Dritten<br />

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224


Schenkungsregelung in der<br />

SH (stationär) § 48 OöSHG<br />

Sozialhilfeempfänger verschenkt a)innerhalb von fünf Jahren<br />

vor, b)während der oder c)innerhalb von drei nach einer<br />

Hilfeleistung oder d)bei einer Hilfeleistung nach § 17 (stationär)<br />

innerhalb von fünf Jahren nach Gewährung einer Sozialhilfe<br />

Vermögen<br />

Vermögen muss das Achtfache das Achtfache <strong>des</strong> Netto-<br />

Ausgleichszulagen-Richtsatzes für Alleinstehende übersteigen<br />

oder in einem groben Missverhältnis zum Wert der<br />

Gegenleistung stehen<br />

<strong>Rechts</strong>folge: Geschenknehmer bzw Erwerber ist zum Ersatz der<br />

Kosten der Sozialhilfe verpflichtet. Dies gilt auch für<br />

Schenkungen auf den To<strong>des</strong>fall.<br />

Ersatzpflicht ist mit dem Wert <strong>des</strong> geschenkten Vermögens<br />

begrenzt.<br />

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Kostenersatzansprüche<br />

Dritter<br />

Musste eine Leistung bedarfsorientierter Min<strong>des</strong>tsicherung auf die<br />

ein <strong>Rechts</strong>anspruch besteht, so dringend erbracht werden, dass die<br />

Behörde nicht rechtzeitig benachrichtigt werden konnte, sind der<br />

Person oder Einrichtung, die diese Hilfe geleistet hat, auf ihren<br />

Antrag die Kosten zu ersetzen.<br />

Ein Anspruch besteht jedoch nur, wenn<br />

der Antrag auf Kostenersatz innerhalb von vier Monaten ab Beginn der Hilfeleistung<br />

bei der zuständigen Behörde eingebracht wurde,<br />

die Person oder Einrichtung, die Hilfe nach Abs. 1 geleistet hat, Ersatz der<br />

aufgewendeten Kosten nach keiner anderen gesetzlichen Grundlage trotz<br />

angemessener <strong>Rechts</strong>verfolgung erhält.<br />

Kosten sind bis zu jenem Betrag zu ersetzen, der<br />

aufgelaufen wäre, wenn <strong>BMS</strong> geleistet worden wäre.<br />

ACHTUNG: Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

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