115 / 1 - VICO Wissenschaftliches Antiquariat und Verlag OHG
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Viel härter <strong>und</strong> viel länger waren die<br />
Auseinandersetzungen im Ehe- <strong>und</strong><br />
Familienrecht. Die Gegenreformation<br />
suchte die Reformation durch Schritte rückwärts<br />
zu überwinden, man wollte die Zustände<br />
vor der Reformation wieder aktivieren. Neu hinzugekommen<br />
war die formale, weiterhin gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
lebenslange Ehe, die das Konzil von Trient<br />
vor allem auf Druck des Kaisers einführte.<br />
Die protestantische Kirche löste die Illusion der<br />
lebenslangen Ehe auf, allerdings unter harten Bedingungen:<br />
Ehebruch <strong>und</strong> böswilliges Verlassen.<br />
Die protestantische Forderung<br />
der elterlichen Zustimmung war<br />
gegenüber der freien Eheschließung<br />
im Dogma der katholischen<br />
Kirche oftmals ein Rückschritt.<br />
Auch im Hexenwesen fanden die<br />
protestantischen Länder erst spät<br />
durch Thomasius zur Vernunft.<br />
Im protestantischen Raum gab es<br />
eine Reihe von Auswüchsen, so die Diskussionen<br />
um die Vielweiberei oder die Einführung der Todesstrafe<br />
bei Ehebruch in Sachsen. Die einzigartige<br />
Sammlung von akademischen Schriften zeigt<br />
die ganze Bandbreite der Diskussionen. In der ka-<br />
22 CORPUS JURIS CANONICI.<br />
Corpus juris canonici Gregorii XIII.<br />
Pont. Max. jussu editum Petro Pithoeo et<br />
Francisco fratre ... ex bibliotheca illustrissimi<br />
Caludii Le Peletier ... tomus primus<br />
(..et sec<strong>und</strong>us) Tomus primus (...sec<strong>und</strong>us)<br />
Leipzig, juxta exemplar Parisiis antehac excusum.,<br />
Sumptibus Jo. Friderici Gleditschii<br />
Bibliopol., 1695. Folio. 2 zeitgenössische<br />
Lederbände auf sechs Bünden geheftet <strong>und</strong><br />
mit Blindprägung auf dem Buchrücken.<br />
Kollation: Ttlbl. mit Portraitvignette von den<br />
Brüdern Pithou, (52), 490, (2) S.; Ttlbl., (10),<br />
488, (80) S. (Appendix:) Ttlbl., (6), 140 S.<br />
Kat-<strong>115</strong>-18-1 1.200,--<br />
APPENDIX juris canonici: continens librum<br />
septimum Decretalium et Ioannes<br />
Paulus LANCELOTTUS, Institutiones juris<br />
canonici (Leipzig 1695),<br />
Sehr wichtige, einzig kritische Herausgabe des Corpus juris canonici<br />
durch die Gebrüder PITHOU.<br />
Seit der Herausgabe des offiziellen päpstlichen Textes des<br />
Corpus juris canonici im Jahre 1582 waren textkritische Arbeiten<br />
von den wachsamen, zensorischen Augen der Kirche<br />
begleitet. Textkritik im Rahmen des nun festgelegten<br />
Textes war zwar möglich, aber eine unvoreingenommene<br />
wissenschaftliche Texterarbeitung wie etwa am Corpus<br />
juris civilis war gefährlich, für berufliche Ambitionen äußerst<br />
hinderlich. Gleichwohl wurde auch am Corpus juris<br />
canonici textkritisch weitergearbeitet.<br />
Diese Forschungsarbeiten erreichten mit den Gebrüdern<br />
tholischen Kirche waren die Beiträge breit gestreut,<br />
selbst Portugal trug nachhaltig zur Ausformulierung<br />
des katholischen Eherechts bei, bei Pedro Barbosa in<br />
der Systematik der Digestenordnung.<br />
Das Handelsrecht wurde ein Sonderrecht,<br />
der deutsche Jurist Johannes<br />
Marquart formuliert es am deutlichsten.<br />
Die Hanseatische Sicht der Entwicklung dieses<br />
Rechtsgebietes wird schon im Titel deutlich. Marquart<br />
spricht nicht vom Handelsrecht, sondern vom<br />
Recht der Kaufleute <strong>und</strong> der Handelsgeschäfte. Der<br />
ehrbare Kaufmann war wie im Prozessrecht<br />
der unabhängige Richter<br />
eine Zielvorstellung, die heute noch<br />
in den Hanseatischen Städten spürbar<br />
ist. Es ist sicherlich kein Zufall,<br />
dass Marquart Bürgermeister der<br />
Hansestadt Lübeck wurde.<br />
Gerechter Preis, Zins <strong>und</strong> Wucher,<br />
der Schritt zu Überlegungen<br />
zum Gerechten Lohn ist nicht weit <strong>und</strong> dauert heute<br />
noch an. Das Handwerksrecht lieferte die Gr<strong>und</strong>strukturen<br />
des heutigen Arbeitsrechtes, der große<br />
systematische Band von Struve ist einschlägig für<br />
diese Entwicklung.<br />
PITHOU, Schüler des berühmten Jacobus<br />
Cuiacius an der Universität Bourges, ihren<br />
Höhepunkt. Die Ausgabe wurde erstmals 91<br />
Jahre nach Fertigstellung der Arbeiten im<br />
Jahre 1687 ediert. Dies auch ein Ergebnis<br />
römisch=päpstlicher Einschüchterung. Mit<br />
dieser Ausgabe erhielt die wissenschaftliche<br />
Welt eine späte Arbeitsgr<strong>und</strong>lage: "Exemplar<br />
Romanum secuti sumus correctionibus<br />
emendatum...", versichert das Vorwort. Die<br />
Ausgabe hat nicht den Ruhm geerntet, den<br />
sie verdient hätte. Gr<strong>und</strong> war, dass sich die<br />
Kirche politisch <strong>und</strong> juristisch zunehmend<br />
ins Abseits stellte bzw. gestellt wurde. Zweifelsohne<br />
jedoch eine bedeutende wissenschaftliche<br />
Leistung.<br />
23 CORPUS JURIS CANONICI<br />
emendatum et notis illustratum Gregorii<br />
XIII. Pontif. Max. jussu editum. Indicibus variis novisq. et<br />
appendice Pauli LANCELOTTI adauctum. Accesserunt<br />
novissime LOCI COMMUNES uberrimi, summa diligentia<br />
ex ipsis Canonibus collecti, & ordine ac methodo<br />
singulari ad usum Fori utriusque<br />
fideliter digesto: Theologicis, Politicis<br />
& Practicis pernecessarii. Itemque<br />
LIBER VII. DECRETALIUM novis<br />
aliquot Constitutionibus auctus.<br />
Editio haec postrema summa fide &<br />
diligentia nunc denuo a mendis prioribus<br />
Typographicis purgata. Basel<br />
17 �