5/6 - VÖG - Verein österreichischer Gießereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 55(2008) HEFT 5/6<br />
Zusammenfassung<br />
Die Diskussion über umweltschonende Mobilität und die damit verbundene<br />
Reduktion der CO2-Emissionen gewinnt für die Automobilhersteller<br />
zunehmend an Bedeutung. Die Automobilhersteller reagieren<br />
u.a. mit konsequentem Leichtbau. Einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Gewichtsreduktion kann der verstärkte Einsatz von Leichtmetallen<br />
in Form von Aluminium- oder Magnesiumgusskonstruktionen<br />
leisten.Voraussetzung für die volle Ausschöpfung des Gewichtpotenzials<br />
sind Auslegungsmethoden, die ebenso die technologischen Ein-<br />
92<br />
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Fertigungsbedingte Einflüsse auf die<br />
Schwingfestigkeit vonAl-Gussbauteilen –Neue<br />
Erkenntnisse für Druckgusslegierungen<br />
Influences of the Manufacturing Process on the Fatigue Behaviour of Al-Castings –<br />
New Findings for High Pressure Die Castings<br />
Dipl.-Ing. Dawid Pow¸a zka, Jahrgang 1981,<br />
Studium des Allgemeinen Maschinenbaus an<br />
der Wroclaw University of Technology in Polen<br />
und an der Technischen Universität Braunschweig,<br />
seit 2006 als Doktorand bei der<br />
BMW Group in München tätig. Promoviert<br />
derzeit an der Montanuniversität Leoben mit<br />
dem Thema „Einfluss der Porosität auf die<br />
Schwingfestigkeit vonAl-Gussbauteilen“.<br />
Dr.-Ing. Martin Brune,Studium Maschinenbau und<br />
Promotion an der Technischen Universität Clausthal.<br />
1991 Eintritt bei BMW Group, Technische Entwicklung,<br />
München. Heutige Funktion: Leiter Numerische<br />
Simulation Betriebsfestigkeit.<br />
Dr.-Ing. Helge Oppermann studierte an der<br />
Technischen Universität Darmstadt (TUD) Maschinenbau<br />
und war von 1977-1997 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit, LBF, Darmstadt. Er<br />
promovierte 1997 auf dem Gebiet der „Numerischen<br />
Simulation der Betriebsfestigkeit“ an der Universität<br />
Saarbrücken. Seit 1998 ist er Mitarbeiter der<br />
BMW Group in München. Heutige Funktion: Fachreferent<br />
für die Werkstoffmodellierung für die virtuelle<br />
Festigkeitsauslegung.<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Wilfried<br />
Eichlseder studierte Maschinenbau an der TU<br />
Graz. Seit 1981 hatte er verschiedene Positionen<br />
in der Steyr-Daimler-Puch AG inne,zuletzt als Leiter<br />
des Engineering/Technologie-Zentrums Steyr.<br />
Er promovierte 1989 an der TU Graz mit einer<br />
Arbeit zur rechnerischen Lebensdaueranalyse von<br />
Nutzfahrzeugkomponenten. 1999 wurde er an die<br />
Montanuniversität Leoben berufen, wo er heute<br />
Leiter des Lehrstuhls für Allgemeinen Maschinenbau<br />
sowie des Christian-Doppler-Laboratoriums für Betriebsfestigkeit ist.<br />
Dipl.-Ing. Dr.mont. Heinz Leitner, Absolvent<br />
der Studienrichtung Montanmaschinenwesen an<br />
der Montanuniversität Leoben.1998-2001 Universitätsassistent<br />
am Institut für Allg. Maschinenbau.<br />
2001–2007 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im<br />
CD-Labor für Betriebsfestigkeit mit Forschungsschwerpunkt<br />
Ermüdung von Leichtmetallgussbauteilen.<br />
Seit 2007 leitet er die Abteilung Betriebsfestigkeit<br />
–Versuch am Lehrstuhl für Allg. Maschinenbau<br />
der Montanuniversität Leoben.<br />
flüsse des Herstellungsprozesses berücksichtigen. Für die Bemessung<br />
von Aluminiumgussbauteilen, die bzgl. ihrer Schwingfestigkeit sehr<br />
empfindlich auf unterschiedliche Gefüge, Sekundärdendritenarmabstand,<br />
Poren, Lunker usw.reagieren, stehen derartige Auslegungsmethoden<br />
nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. In diesem Beitrag wird<br />
aufgezeigt, welche Einflüsse die Schwingfestigkeit von Aluminiumkokillen-<br />
und -druckguss entscheidend bestimmen und wie sie bei der<br />
betriebsfesten Auslegung zu berücksichtigen sind.<br />
1. Einleitung<br />
Eine Möglichkeit zur Reduzierung des Bauteilgewichts ist die Substitution<br />
von Stahl durch Aluminium unter Berücksichtigung einer werkstoffgerechten<br />
Konstruktion. Aluminiumgusslegierungen finden im Automobilbau<br />
schon seit längerem breiten Einsatz, insbesondere in den<br />
Bereichen Fahrwerk, Antriebsstrang und Karosserie,dasie neben erheblichen<br />
Gewichtsvorteilen auch das Abgießen von komplexen Formen<br />
ermöglichen. Die Schwingfestigkeit von Aluminiumgussbauteilen<br />
wird essentiell vom Gefügeaufbau, den Sekundärdendritenarmabständen<br />
und den Poren bestimmt, wobei diese von den technologischen<br />
Randbedingungen des Gießverfahrens abhängen.<br />
Es ist daher nötig, bei der Bauteilauslegung die für das jeweilige Fertigungsverfahren<br />
wesentlichen Einflussgrößen zu berücksichtigen und<br />
zu bewerten. Im Folgenden werden diese Faktoren für die zwei im<br />
Automobilbau häufigsten Gießverfahren, Kokillenguss und Druckguss,<br />
diskutiert und eine Empfehlung für die Bauteilauslegung abgeleitet.<br />
2.Theoretische Grundlagen<br />
2.1 Kokillenguss<br />
Das Kokillengießen, ebenfalls als Schwerkraftgießen bekannt, ist ein<br />
Dauerformverfahren, bei dem das flüssige Metall in die als Kokille<br />
bezeichnete Gießform gegossen wird. Der Prozess erfolgt lediglich<br />
unter der Wirkung der Schwerkraft, deshalb ist die Einfüllgeschwindigkeit<br />
geringer als 1m/s. Die hohe Wärmeleitfähigkeit der Kokille<br />
beschleunigt die Abkühlung der erstarrenden Schmelze imVergleich<br />
zum Sandguss, deswegen zeichnen sich die Kokillengussteile grundsätzlich<br />
durch ein feinkörniges und dichtes Gefüge mit relativ guten<br />
Festigkeitseigenschaften aus. Die Kokillenformen bestehen normalerweise<br />
aus Stahl, Gusseisen oder warmfesten legierten Stählen. Weil<br />
das Abgießen mit Hilfe der Schwerkraft erfolgt, ist die optimale Konstruktion<br />
der Kokillenform wichtig, um ein Bauteil von guter Qualität<br />
zu erzeugen. Diese Formen sind normalerweise mehrteilig gefertigt.<br />
Sowohl das Gefüge als auch die mechanischen Eigenschaften können<br />
durch den Sekundärdendritenarmabstand (DAS) charakterisiert<br />
werden. Als Vorteile des Kokillengießverfahrens gelten insbesondere<br />
die geringe Oberflächenrauheit, die hohe Maßgenauigkeit, kleine Bearbeitungszugaben,<br />
die relativ große Produktivität und ein hoher<br />
möglicher Automatisierungsgrad. Demgegenüber stehen hier als<br />
Nachteil die hohen Herstellkosten der Kokillen und die Schwierigkeit,<br />
dünnwandige Gussstücke zufertigen. Nach Angabe des Gesamtverbandes<br />
Deutscher Metallgießereien nimmt die Fertigung von<br />
Aluminiumteilen in Kokillen ca. 36% der gesamten Aluminiumproduktion<br />
ein, wogegen 53% als Aluminium-Druckgussteile entstehen<br />
[5, 6, 19, 23].