5/6 - VÖG - Verein österreichischer Gießereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 55(2008) HEFT 5/6<br />
3. Einflüsse auf die Schwingfestigkeit<br />
3.1 Kokillenguss<br />
Zur Charakterisierung des Gefüges hinsichtlich der Schwingfestigkeit<br />
eignet sich für Kokillenguss sehr gut der Sekundärdendritenarmabstand<br />
(DAS).<br />
Dendriten wachsen normalerweise ausgehend von einem einzelnen<br />
Keim, der ein Fremdpartikel oder ein Fragment eines anderen Korns<br />
sein kann. Ein Gusskorn kann aus verschiedenen Dendriten des gleichen<br />
Ursprungs aufgebaut sein.Während die Korngröße von der Zahl<br />
der vorhandenen Keime abhängt, wird der DAS nur durch die lokale<br />
Abkühlgeschwindigkeit bzw. Erstarrungszeit beeinflusst. Neben dem<br />
Dendritenarmabstand besitzt auch die Größe und Verteilung der Porosität<br />
einen Einfluss auf die Schwingfestigkeit vonAluminiumgusslegierungen.<br />
Erstarrungs-Simulationsprogramme ermöglichen die Berechnung<br />
des DAS auf Basis der lokalen Abkühlrate. Makroporen, wie sie<br />
durch mangelnde Nachspeisung entstehen, können näherungsweise<br />
durch das Niyama-Kriterium [25, 26] abgeschätzt werden.<br />
Es hat sich in mehreren Untersuchungen bestätigt, dass beim Kokillenguss<br />
Porosität und Dendritenarmabstand in einem bestimmten<br />
Zusammenhang stehen [3,9,10].Diese Tatsache legt nahe,den Einfluss<br />
der Porosität und des DAS auf das Schwingfestigkeitsverhalten<br />
durch einen kombinierten Einflussfaktor zu beschreiben. Abb. 1 zeigt<br />
ein Modell zur Berücksichtigung unterschiedlich feinen Gefüges auf<br />
die Schwingfestigkeit bei 107 Lastwechsel (LW) in Abhängigkeit des<br />
DAS, normiert auf einen DAS von 30µm.<br />
Der annähernd lineare Verlauf des Einflussfaktors wird für DAS unter<br />
20 µm auf einen konstanten Wert begrenzt, da die Schwingfestigkeit<br />
für kleinere DAS versuchstechnisch nicht belegt ist.ImDiagramm sind<br />
zusätzlich die mittleren Zugfestigkeitswerte in normierter Darstellung<br />
eingezeichnet. Es zeigt sich auch für die Zugfestigkeit eine ähnliche<br />
Gefügeabhängigkeit wie bei der Schwingfestigkeit beobachtet.<br />
3.2 Druckguss<br />
Während beim Kokillenguss die Dendritenarmabstände eine sehr<br />
wesentliche Rolle für die Festigkeit spielen, ist bei den Druckgussbauteilen<br />
das Gefüge so fein, dass es im dünnwandigen Bereich mit<br />
1000x Vergrößerung teilweise nicht mehr möglich ist, den DAS zu<br />
bestimmen. Viel wesentlicher für die Schwingfestigkeit ist die Gasporosität,<br />
welche aufgrund der meist stark turbulenten Strömungsverhältnisse<br />
nicht gänzlich verhindert werden kann [10, 11,21].<br />
94<br />
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Abb. 1: Kombinierter Einflussfaktor für DAS und Porosität auf die<br />
Dauerfestigkeit [9]<br />
3.2.1 Experimentelle Untersuchungen<br />
Um die Einflüsse der Porosität auf die Schwingfestigkeit von Al-<br />
Druckgussbauteilen zu untersuchen, wurde als Bauteil eine Federstütze<br />
aus dem Vorderwagen einer PKW- Karosserie ausgewählt. Der für<br />
dieses Bauteil eingesetzte Werkstoff ist die untereutektische Mehrstofflegierung<br />
Magsimal 59 (AlMg5Si2Mn). Der Werkstoff zeichnet<br />
sich durch hohe Festigkeit und Dehnung sowie gute Fließeigenschaften<br />
aus. Das Anwendungsspektrum reicht daher von dünnwandigen,<br />
geometrisch relativ einfachen Ölwannen, bis hin zu geometrisch wesentlich<br />
komplexeren Federstützen. Um unterschiedliche Porositätszustände<br />
untersuchen zu können, wurden Proben aus verschiedenen<br />
Bereichen der Federstütze und des Federstützenangusses entnommen.<br />
Für drei Versuchsreihen wurden die Proben aus dem Federstützenanguss<br />
ausgeschnitten, für die vierte Serie vom Bauteil selbst und<br />
für die fünfte Wöhlerlinie aus dem bauteilähnlichen H-Profil [1].„Porenfreie“<br />
Druckgussproben sind in der Praxis kaum zu realisieren. Aus<br />
diesem Grund wurden die Stäbe zur Entnahme „porenfreier“ Proben<br />
unter Bewahrung druckgussähnlicher Prozessparameter und einer<br />
speziellen Schmelzereinigung im Kokillenguss hergestellt [1].Die<br />
Abbn.2abis 2c zeigen die Entnahmepositionen der Proben. Insgesamt<br />
konnten sechs Wöhlerlinien mit jeweils unterschiedlichen Porositätszuständen<br />
ermittelt werden.<br />
Abb. 2: Probenentnahmepositionen: a) Federstützeanguss, b) Federstütze, c) H-profil<br />
[1,16], d) Probengeometrie.