5/6 - VÖG - Verein österreichischer Gießereifachleute
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HEFT 5/6 GIESSEREI-RUNDSCHAU 55(2008)<br />
Abb. 11: Eingangsprüfung beim Kunden, dargestellt mit der Software ESW.<br />
der Oberfläche, die durch den Walzprozess entstehen. Die Risse<br />
werden Brandrisse genannt, sie entstehen durch die Temperaturwechselbeanspruchung.<br />
Die Berührung der Walze mit dem Walzgut<br />
erhitzt die Oberfläche auf über 500°C und anschließend wird durch<br />
die Walzenkühlung die Walzenoberfläche radikal abgekühlt. Ein feines<br />
Brandrissnetzwerk ist üblich und führt zukeinerlei Schädigung der<br />
Walze. Nach dem Einsatz wird das Rissnetzwerk durch einen Schleifprozess<br />
entfernt.<br />
Die Wirbelstromprüfung wird zur Sicherstellung der Oberflächenrissfreiheit<br />
eingesetzt. Im Walzprozess kann es aber durchaus zu Überbeanspruchungen<br />
kommen. Art und Ausprägung und vor allem die Auswirkung<br />
auf die Arbeitswalze können sehr unterschiedlich sein.<br />
Da es sich bei der Walze umeinen hochkarbidischen Gusswerkstoff<br />
handelt, ist die Verformungsfähigkeit sehr gering.Treten lokal extreme<br />
Belastungen auf, so kommt es zu Schädigungen des Werkstoffes. Aufgrund<br />
der Hertz’schen Flächenpressung müssen die Schädigungen<br />
gar nicht an der Oberfläche sichtbar sein. In manchen Fällen sieht<br />
man eine Delle an der Oberfläche, aber weit unter der Oberfläche<br />
kann ein Initialriss entstanden sein, der dann im Laufe der Zeit weiter<br />
wachsen kann. Besonders schwerwiegende Schäden verursachen lokal<br />
begrenzte Überlastungen. Als Beispiel sei genannt: in den Walspalt<br />
fällt eine Kühldüse. Diese wird durchgedrückt, die Walzenoberfläche<br />
wird beschädigt. Am Band entdeckt man einen Hügel und stoppt den<br />
Prozess. Die Walze wird ausgebaut und überprüft.<br />
In unserem praktischen Beispiel könnte sich eine ähnliche Situation,<br />
wie beschrieben abgespielt haben.<br />
Bei einer routinemäßigen Prüfung nach einem Einsatz bei Ø1.023<br />
kamen plötzlich Anzeigen zu Tage. Bis dorthin war die Walze über<br />
50 mal im Einsatz und zeigte normales Verhalten. Aufgrund der sehr<br />
Abb. 12:<br />
Ultraschallprüfung<br />
der Walze<br />
bei Ø1.023 mm,<br />
Stelle mit Überschreitung<br />
der<br />
Registrierschwelle.<br />
ungewöhnlichen Anzeigen wurde die auffällige Stelle mittels Handultraschallprüfung<br />
untersucht. Deutlich sichtbar war eine relativ hohe<br />
Echointensität aus der Bindezone erkennbar.<br />
Abb. 12 zeigt den C-Scan, der an der markierten Stelle einen blauen<br />
Fleck aufweist. Diese Stelle deutet auf einen Bereich hin, wo bei gegebener<br />
Verstärkung der reflektierte Ultraschall eine Echointensität von<br />
mehr als 50% Bildschirmhöhe erreichte. Das zugehörige Linienscanbild<br />
zeigt Abb. 13.ImOberen Teil des Bildes wird jeweils die höchste<br />
Echointensität einer Umfangslinie entlang der Längsachse dargestellt.<br />
Man erkennt bei z-Achse ca. 1.600 die Überschreitung der Registrierungsschwelle<br />
von 50%. Das untere Teilbild zeigt die Tiefenlage, aus<br />
der das Ultraschallsignal kommt. In diesem Fall ca. 55 mm unter der<br />
Oberfläche.Aus dem aktuellen Durchmesser und der ursprünglichen<br />
Mantelstärke kann man errechnen, dass die Anzeige aus dem Bereich<br />
des Überganges kommen muss. Ein derart spontanes Auftreten einer<br />
Delamination von Mantel und Kern ist nicht bekannt. Aus diesem<br />
Grund wurden die gesammelten Prüfdaten des Kunden mit einer<br />
Spezialsoftware und zusätzlich mit der ESW eigenen Software nachausgewertet.<br />
Abb. 13: Linienscandarstellung der Abb. 12, Anzeige der Fehlstelle mit der<br />
Überschreitung der 50% Schwelle.<br />
Dabei ergab sich ein überraschendes, aber durchaus sehr plausibles<br />
Bild. Rund 1 1/2 Jahre vor den ersten UT Anzeigen wurde bei<br />
Ø1.076 mm eine Beschädigung an der Walzenoberfläche registriert.<br />
Der Kunde fertigte zu diesem Zweck auch Bilder an, die er zum<br />
Schadensfall im Dokumentenarchiv ablegte.<br />
Die damalige Wirbelstromprüfung Abb. 14 zeigt das Ergebnis der<br />
Prüfung. Der hellblaue Fleck markiert die Stelle der Rissanzeigen.<br />
Abb. 14:<br />
Prüfergebnis<br />
bei Walzen<br />
Ø1.076 mm.<br />
Anzeige einer<br />
Fehlstelle mit<br />
Rissen an der<br />
Oberfläche<br />
durch Wirbelstrom,<br />
jedoch<br />
keine Ultraschallanzeigen.<br />
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