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Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2/2012

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144<br />

Politik<br />

KONTROLLIERTER ZUWACHS<br />

„Das NUB-Verfahren ist eher eine Bremse als<br />

eine Innovationsmaschine“, sagt Stephan<br />

von Bandemer vom Institut Arbeit <strong>und</strong> Technik<br />

(IAT). Im Auftrag des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Medizintechnologie (BVMed) hat Bandemer<br />

statistisch ermittelt, wie sich medizintechni-<br />

����� ������������� ��� ������������������<br />

verbreiten. Die Zahl der Neuanträge mit Status<br />

1 fällt dabei geringer aus als erwartet.<br />

Zwischen 2006 <strong>und</strong> 2010 gingen insgesamt<br />

45.824 NUB-Anträge für 2.971 neue Untersuchungs-<br />

<strong>und</strong> Behandlungsmethoden beim<br />

Inek ein. In diese Zahl sind die Wiederholungsanträge<br />

eingeschlossen. Davon erhielten<br />

lediglich 48 medizintechnische NUBs den<br />

cke das Kalkül des Gesetzgebers, kostenintensive<br />

Innovation vom Markt fernzuhalten.<br />

„Es ist nur eine bestimmte Menge<br />

Geld im System. Wenn die Verfahren<br />

teurer werden, muss das Geld an anderer<br />

Stelle – bei den Arbeitskräften beispielsweise<br />

– eingespart werden. Also wird<br />

versucht, es gar nicht erst so weit kommen<br />

zu lassen. Das ist ein perfider Prohibitionsprozess,<br />

der darauf abzielt, das<br />

Interesse der Krankenhäuser an innovativen<br />

Verfahren zu dämpfen“, sagt ein leitender<br />

Klinikmanager, der Deutschland<br />

mittlerweile den Rücken gekehrt hat.<br />

15.000 NUB-Anträge im Jahr<br />

Tatsächlich musste das Inek allein 2010<br />

Jahr 15.000 NUB-Anträge durcharbeiten.<br />

Die Krankenkassen rügen die Krankenhäuser<br />

regelmäßig dafür, dass sie gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

alles beantragen, ohne Rücksicht<br />

auf ihr eigentliches Leistungsspektrum<br />

<strong>und</strong> offenbar manchmal auch, ohne die<br />

Sinnhaftigkeit der angebotenen Methoden<br />

zu hinterfragen. Diese Antragsflut sei<br />

jedoch systembedingt, da jedes einzelne<br />

Haus einen Antrag stellen muss, erklärt<br />

Norbert Roeder. Im DRG-System werden<br />

Krankenhausleistungen zwei Jahre<br />

rückwirkend vergütet. Das heißt, wenn<br />

ein Krankenhaus im Jahr 2011 eine NUB<br />

abrechnen möchte, im Jahr 2009 jedoch<br />

keinen entsprechenden Antrag gestellt<br />

hat, bekommt es für seine Leistungen gar<br />

nichts. Ein NUB-Antrag ist also eine Art<br />

Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass<br />

ein Haus sein Leistungsspektrum irgendwann<br />

ausweiten möchte. „Als der Gesetzgeber<br />

das NUB-Verfahren eingeführt<br />

hat, wollte er erreichen, dass die Zeit-<br />

Status 1, so dass die Krankenhäuser für diese<br />

Verfahren Entgeltverhandlungen führen<br />

konnten. Über das NUB-Verfahren kommen<br />

����������������������������������������������tem,<br />

schlussfolgert Bandemer. Vielmehr<br />

würden starke Selbstregulierungsmechanismen<br />

greifen. „In der Regel ist es so, dass innovative<br />

Leistungen nur dort angeboten<br />

werden, wo man mit ihnen umgehen kann,<br />

also in spezialisierten Zentren, die über die<br />

notwendige Ausstattung verfügen.“ Die<br />

������������������������������������������<br />

noch Krankenhäuser hätten ein Interesse daran,<br />

durch Komplikationen negativ aufzufallen.<br />

spanne zwischen der Einführung einer<br />

Innovation <strong>und</strong> ihrer Vergütung verkürzt<br />

wird“, erläutert Roeder, „erreicht hat er<br />

allerdings etwas anderes, nämlich einen<br />

extrem bürokratischen Ablauf innerhalb<br />

eines unflexiblen Zeitplans.“ Das größte<br />

Problem sei, dass die falschen Leute darüber<br />

reden, was Innovationen sind. „Darüber<br />

müssten Ärzte untereinander diskutieren,<br />

<strong>und</strong> nicht Geschäftsführer von<br />

Krankenhäusern mit den Managern der<br />

Kostenträger.“ Kostenträger hätten schon<br />

Georg Thieme Verlag KG, Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart, PVSt, Entgelt bezahlt, 43151<br />

Abschied ohne<br />

Nebenwirkung<br />

Kliniken müssen ihr chaotisches Entlassungsmanagement<br />

optimieren. Am besten<br />

durch klare Zuständigkeiten <strong>und</strong> Case Manager.<br />

Sicherstellungszuschlag<br />

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Porträt Joachim Hassenpflug<br />

Hüter der Gelenke<br />

www.kma-online.de | 12,50 Euro<br />

17. Jg. | März <strong>2012</strong><br />

B<strong>und</strong>esverband<br />

Pflegemanagement<br />

Der Beitrag erschien erstmals in der Zeitschrift<br />

kma – klinikmanagement aktuell,<br />

Ausgabe 12/<strong>2012</strong>. Das Magazin für die Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft<br />

erscheint einmal monatlich<br />

im Georg Thieme Verlag. Nachdruck<br />

mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung.<br />

kma im Internet: www.kma-online.de<br />

45.824<br />

für 2.971<br />

Davon erhielten 48<br />

NUB-Anträge<br />

zwischen 2006<br />

<strong>und</strong> 2010<br />

neue Untersuchungs-<br />

<strong>und</strong><br />

Behandlungsmethoden<br />

neue NUBs den<br />

Status 1.<br />

Verfahren abgelehnt, die ein Jahr später<br />

in der Regelversorgung <strong>und</strong> hochinnovativ<br />

waren.<br />

Roeder schlägt vor, das bisherige NUB-<br />

Verfahren zu modifizieren. Neue Methoden<br />

könnten strukturiert an den Krankenhäusern<br />

evaluiert werden, die an der<br />

DRG-Kalkulation teilnehmen. So könnte<br />

man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen<br />

– zusammen mit einer Fallpauschale<br />

könnte dann auch eine Nutzenbewertung<br />

vorliegen.<br />

Das klingt zu einfach, als dass es Wirklichkeit<br />

werden könnte. Auch Innovationszentren,<br />

wie der GKV-Spitzenverband<br />

sie gern im Versorgungsstrukturgesetz<br />

verankert hätte, wären einfacher gewesen:<br />

Dort wären neue Untersuchungs-<br />

<strong>und</strong> Behandlungsmethoden unter Studienbedingungen<br />

erprobt <strong>und</strong> erst bei<br />

nachgewiesenem medizinischen Nutzen<br />

in die breite Versorgung gekommen. „Innovationszentren<br />

wären die sehr viel sauberere<br />

Lösung gewesen“, bestätigt Hess.<br />

„Das war aber politisch nicht durchsetzbar.<br />

Wir haben momentan eine völlige<br />

Öffnung in Richtung Innovationen. Dies<br />

wird erst schrittweise geändert werden<br />

können, nicht von heute auf morgen.“<br />

Jana Ehrhardt, Berlin,<br />

freie Journalistin <strong>und</strong><br />

Redakteurin der OUMN<br />

<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> | April <strong>2012</strong>

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