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Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2/2012

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ate“ aufgefallen <strong>und</strong> wurden von den<br />

Herstellern ganz beziehungsweise zeitweise<br />

freiwillig vom Markt genommen.<br />

Aktuell ist die Aufmerksamkeit erneut<br />

durch verschiedene Artikel im British<br />

Medical Journal angefacht worden, wobei<br />

die Diskussion nicht mehr nur spezielle<br />

Implantate aus dem Sortiment des<br />

Oberflächenersatzes <strong>und</strong> der Großkopf-<br />

Prothesen im Auge hatte, sondern alle<br />

Metall-Metall-Paarungen des Hüftgelenkersatzes<br />

einschloss. Als Regierungsinstitution<br />

hat sich daraufhin die MHRA<br />

(Medicines and Healthcare-Product<br />

Regulatory Agency) eingeschaltet <strong>und</strong><br />

am 28. Februar einen „Medical Device<br />

Alert“ herausgegeben, in dem alle Metall-Metall-Paarungen<br />

des Hüftgelenkersatzes<br />

angesprochen werden. Darin<br />

heißt es, dass „die große Mehrzahl von<br />

Patienten mit Metall-Metall-Paarungen<br />

des Hüftgelenkes über gut funktionierende<br />

Gelenke verfügt <strong>und</strong> wohl nur ein<br />

geringes Risiko hinsichtlich sich entwickelnder<br />

Probleme bestünde“. Eine<br />

kleine Anzahl allerdings könnte Weichteilveränderungen<br />

als Reaktion auf die<br />

Abriebprodukte bei Metall-Metall-Paarungen<br />

entwickeln. Die Abriebprodukte<br />

können zur Gewebsnekrose führen <strong>und</strong><br />

damit auch die Ergebnisse eines regelnotwendigen<br />

Revisionseingriffes beeinflussen.<br />

Die orthopädischen Experten<br />

des MHRA waren daher der Meinung,<br />

dass eine Frührevision in solchen Fällen<br />

zu besseren Ergebnissen der Revisionschirurgie<br />

führen könne. Das MHRA wird<br />

die Entwicklung unter Rücksprache mit<br />

den orthopädischen Experten weiter<br />

beobachten <strong>und</strong> unter Umständen weitere<br />

Ratschläge erteilen. Derzeit wurde<br />

empfohlen, symptomatische Patienten<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich hinsichtlich des Blutge-<br />

<strong>Orthopädie</strong> <strong>und</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachrichten</strong> | April <strong>2012</strong><br />

haltes an Schwermetall-Ionen zu untersuchen.<br />

Dieses Protokoll gilt auch für<br />

asymptomatische Patienten, wenn sie<br />

mit einem Gelenk mit einem Kopfdurchmesser<br />

von mehr als 36 Millimeter versorgt<br />

sind. In diesem Fall sollten sich die<br />

Patienten auf unbegrenzte Zeit jährlich<br />

untersuchen lassen. Auch Institutionen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftliche Gesellschaften in<br />

anderen Ländern befassen sich aktuell<br />

mit der Thematik <strong>und</strong> haben – zum Teil<br />

jedoch unterschiedlich lautende – Empfehlungen<br />

herausgegeben.<br />

Die DGOOC will das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD)<br />

schnellstmöglich auf den Weg bringen. Gerade durch die Erfassung<br />

der in diesem Register verankerten Routinedaten ist es<br />

möglich, ein wirkliches Frühwarnsystem zu etablieren, das Rückschlüsse<br />

auf die Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität ermöglicht.<br />

EPRD als Frühwarnsystem<br />

wichtiger denn je<br />

Das B<strong>und</strong>esinstitut für Arzneimittel <strong>und</strong><br />

Medizinprodukte (BfArM) hat die Information<br />

der britischen Behörde zunächst<br />

an die Fachgesellschaften weiter gereicht,<br />

in einem zweiten Anschreiben dann auch<br />

die Fachgesellschaften um Stellungnahme<br />

gebeten. Die DGOOC sieht in dieser<br />

Entwicklung einen erneuten Beleg<br />

dafür, dass das Endoprothesenregister<br />

Deutschland (EPRD) schnellstmöglich<br />

auf den Weg gebracht werden muss.<br />

Gerade durch die Erfassung der in diesem<br />

Register verankerten Routinedaten<br />

(zum Beispiel frühzeitige Revisionen) ist<br />

es möglich, ein wirkliches Frühwarnsystem<br />

zu etablieren, das Rückschlüsse auf<br />

die Prozess- <strong>und</strong> Ergebnisqualität ermöglicht.<br />

Ein solches Register soll künftig<br />

dazu beitragen, Unsicherheiten zu vermeiden,<br />

wie sie jetzt im Zusammenhang<br />

mit den Metall-Metall-Paarungen in der<br />

Hüftgelenksendoprothetik entstanden<br />

sind. Ein Blick in die nationalen Endoprothesenregister<br />

(zum Beispiel Australien)<br />

zeigt, dass es offenbar Unterschiede<br />

in der Standzeit verschiedener Metall-<br />

Metall-Paarungen gibt. Immerhin sind<br />

Aus unserem Fach<br />

einige dieser Paarungen bereits 20 Jahre<br />

„auf dem Markt“ <strong>und</strong> weisen unter Berücksichtigung<br />

geeigneter Indikation sowie<br />

korrekter Versorgungstechnik sehr<br />

gute Ergebnisse auf. Das EPRD kann „Ausreißer“<br />

der Ergebnisqualität frühzeitig<br />

identifizieren <strong>und</strong> im Exekutiv-Komitee<br />

in Kooperation von Fachgesellschaft, Kostenträgern<br />

<strong>und</strong> Implantateherstellern geeignete<br />

Empfehlungen <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

beschließen.<br />

Empfehlungen für Patienten <strong>und</strong><br />

Chirurgen werden erarbeitet<br />

Vor dem Hintergr<strong>und</strong> der insgesamt unterschiedlichen<br />

Datenlage <strong>und</strong> neuerer<br />

Entwicklungen ist es notwendig, eine<br />

aktualisierte <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierte Stellungnahme<br />

zu den Risiken von Metall-Metall-<br />

Gleitpaarungen zu erarbeiten. Deshalb<br />

wird sich unter Mitwirkung von AE- <strong>und</strong><br />

DGOOC-Vertretern im April ein international<br />

besetztes Expertengremium mit<br />

dieser Thematik befassen <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

für Patienten <strong>und</strong> Chirurgen erarbeiten.<br />

Die DGOOC wird über das Ergebnis<br />

dieser europäischen Expertenkonferenz<br />

unter Beteiligung verschiedener<br />

Institutionen unterrichten.<br />

Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard<br />

Prof. Dr. Klaus-Peter Günther<br />

Prof. Dr. Fritz Uwe<br />

Niethard, für den<br />

Vorstand der DGOOC.<br />

Prof. Dr. Klaus-<br />

Peter Günther, für<br />

den Vorstand der<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Endoprothetik.<br />

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