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1985 - Gen-ethischer Informationsdienst

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verantworteten Umweltforschung, 25 bis 30 Millionen Mark werden jährlich dafür aufgewen-<br />

det, in Richtung „intergrierter Pflanzenschutz" (Totalherbizide) und sogenannte Ökotoxilogie<br />

verschoben. Grundlage dieser Neuorientierung sei eine vom BML Sachverständigenrat für<br />

Umweltfragen bereits im Frühjahr <strong>1985</strong> vorgelegte Sonderstudie. Diese kam zu dem Schluß,<br />

daß die Landwirtschaft Hauptverursacher der Umweltverschmutzung ist. Mit Hilfe der ge-<br />

nannten Forschungsschwerpunkte sollen ferner Auswege aus den Misere der subventionierten<br />

Überschußproduktion gefunden werden. (08.03)<br />

Die Feministisch- sozialistische Arbeitsgruppe der Frauengruppe Celle (FemSo-Ag) befaßt<br />

sich seit längerem mit den Auswirkungen der Reproduktionstechniken auf Frauen. Im Juli or-<br />

ganisierte die FemoSo-Ag eine gut besuchte Informationsveranstaltung zu diesem Thema. In<br />

gekürzter Fassung übernehmen wir einen Beitrag, den die FemSo-Frauen im September für<br />

den „Celler Zündel" geschrieben haben.<br />

Die Geburtenrate in der BRD hat den bisherigenTiefstand erreicht. Dazu kommt, daß die Un-<br />

fruchtbarkeit bei Männern und Frauen rapide zunimmt. Dies ist die offizielle Begründung für<br />

die Entwicklung von Reproduktionstechnologien wobei Frauen der Wunsch nach leiblichen<br />

Kindern unterstellt wird. Der Wunsch nach „eigenen" Kindern ist zwar bei vielen Frauen vor-<br />

handen, doch ist zu hinterfragen, woher dieser Wunsch kommt. Ist er tatsächlich natürlich,<br />

oder wird er uns angesichts sinkender Geburtenrate und steigender Sterilität mit Hilfe von<br />

Schlagwörtern wie „Neue Mütterlichkeit" oder Ködern wie dem Erziehungsgeld eingeredet?<br />

Umweltschäden vielfach Ursache von Sterilität<br />

Eine Frau, die keine vernünftige Arbeit bekommt, weil sie Frau ist, muß sich einen anderen<br />

sinnvollen Lebensinhalt schaffen. Ein Kind ist oft die einzige Möglichkeit und wird außerdem<br />

von aller Welt anerkannt. Von Selbstverwirklichung keine Rede. Die Reproduktionstechnolo-<br />

gien werden als Heilmittel für ungewollte Kinderlosigkeit dargestellt. Gründe für die stei-<br />

gende Tendenz gewollter oder ungewollter Kinderlosigkeit liegen jedoch hauptsächlich in äu-<br />

ßeren Einflüssen wie Streß und in der sich immer mehr verschlimmernden Umweltsituation<br />

(Chemie in Lebensmitteln, saurer Regen.. .)<br />

Anstatt auf diese Ursachen einzugehen, werden von den Wissenschaftlern und Ehepaaren<br />

hohe Energien und Risiken aufgewendet, um durch künstliche Befruchtung oder in-vitro-Fer-<br />

tilisation (IVF) die gewünschte Schwangerschaft zu erreichen. Die Erfolgsquoten bei der IVF<br />

liegen nur bei 20-25 Prozent. Helfen diese Methoden nicht, kann sich das Ehepaar eine Miet-<br />

mutter vermitteln lassen. Während die Leihmutterschaft in der BRD noch umstritten ist, gibt<br />

es in den USA und Frankreich zu diesem Zweck bereits viele Vermittlungsagenturen. Die<br />

Leihmutter soll möglichst keine emotionale Bindung zu dem wachsenden Baby entwickeln,<br />

muß aber neun Monate lang ihren Körper zur Verfügung stellen, ihre Lebensgewohnheiten 24<br />

Stunden täglich auf die Schwangerschaft einstellen. Das ,,gewaltige" Honorar von rund 25 .OOO<br />

Mark ergibt so gesehen den kläglichen Stundenlohn von 3,80 Mark.<br />

iagnostik und Auslese<br />

Bei der IVF kann dem Embryo vor der Einspülung in die Gebärmutter eine Zelle entnommen<br />

werden, die auf auffällige Chromosomendefekte untersucht wird. Dabei wird auch das Ge-<br />

schlecht des Embryo ersichtlich, was wie die Ärzte betonen nur zur Diagnose geschlechtsge-<br />

bundener Erbkrankheiten diene und nicht etwa zur selektiven Abtreibung des einen oder an-<br />

deren Geschlechts. Bei einem Defekt wird der Embryo nicht eingesetzt und die Prozedur be-<br />

ginnt von vorn. Auch bei natürlichen Schwangerschaften können erbliche Merkmale diagno-<br />

stiziert werden, wenn man sich an eine der humangenetischen Beratungsstellen wendet.<br />

Nach den Grundsätzen der Vererbungslehre wird anhand vorliegender Stammbäume ver-<br />

sucht, Regelmäßigkeiten innerhalb der Familiengeschichte aufzuspüren. Eine andere Me-<br />

thode ist die Fruchtwasseruntersuchung; ein Eingriff, der während der 16. oder 17. Schwanger-<br />

schaftswoche erfolgt. Dabei entnimmt man Fruchtwasser. An dieser Flüssigkeit wird eine bio-<br />

GEN-ETHISCHER INFORMATIONSDIENST<br />

Gesamtausgabe Nr. 8<br />

08.04<br />

Standpunkt<br />

FemSo-Ag Celle

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