1985 - Gen-ethischer Informationsdienst
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gen zur Laborsicherheit (Sicherheitsrichtlinien) behandelt.<br />
Anmeldungen: Tel. 0228/16 52 56 Schriftlich (Postkarte genügt): Sekretariat Enquete-Kom-<br />
mission <strong>Gen</strong>technologie, Winston Churchill Straße 9,5300 Bonn 1<br />
Nationales Initiativentreffen vorerst geplatzt<br />
Das für den 18. bis 20. Oktober geplante erste nationaleTreffen der Initiativen die sich gegen<br />
<strong>Gen</strong>-und Reproduktionstechniken wenden, muß aus organisatorischen Gründen verschoben<br />
werden. Ein neuerTermin ist für das Frühjahr 1986 vorgesehen. Das erklärte Jobst Krause von<br />
der Evangelischen Akademie Bad Bol1 (Baden-Württemberg). Bereits im August hatte der<br />
Wissenschaftsladen Tübingen e.V. zu einem bundesweiten Initiativentreffen aufgerufen. Die-<br />
ses Treffen wird vom Wissenschaftsladen Tübingen und der evangelische Akademie gemein-<br />
sam vorbereitet. (08.08)<br />
Enquete: Thesen zum Arbeitnehmerscreening<br />
tember <strong>1985</strong> lud die Enquete-Kommission zu einer öffentlichen Anhörung zur<br />
Frage der genetischen Analyse bei Arbeitnehmern ein. Im Rahmen dieser Anhörung vertrat<br />
Prof. Dr. jur. Bernd Klees acht Thesen, die wir im Wortlaut veröffentlichen.<br />
Die ungeheure Gefährlichkeit der genetischen Analyse ist bis heute nicht zureichend erkannt<br />
worden. Erst wird zahlreichen Menschen in unserem Lande eine adäquate Beschäftigung ver-<br />
weigert, dann werden sie im Gefolge der „Wende" zunehmend sozial enteignet, um schließlich<br />
genetisch analysiert und aussortiert zu werden.<br />
Unter sich verschärfenden Arbeitsmarktbedingungen kann dies ein gefährlicher Nährboden<br />
für eine Renaissance sozialdarwinistischer und eugenischer Sichtweisen werden, die die Ursa-<br />
chen von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Behinderung und Armut in den Erbanlagen der Opfer<br />
und nicht in den gesellschaftlichen und ökologischen Verhältnissen sehen.<br />
Die ,,soziale Endlösung" könnte damit in der Ausmerze oder in der qualitativen „Verbesse-<br />
rung'' derartigen ,,untauglichen" Erbguts liegen. Ein derartiger „Traum" ist eines humanen<br />
Gemeinwesens unwürdig.<br />
ese eins<br />
Die genetische Analyse von Arbeitnehmern ist prinzipiell abzulehnen. Dies gilt auch für ent-<br />
sprechende Einstellungs- und Überwachungsuntersuchungen aus „Arbeitsschutzgesichts-<br />
punkten", wie sie etwa von Teilen der Gewerkschaften gefordert werden, weil dies zwingend<br />
zu einer Diskriminierung angeblich „überanfälliger" Arbeitnehmer führen würde.<br />
These zwei<br />
Die genetische Analyse umfaßt bei Einstellungsuntersuchungen zudem alle in Betracht kom-<br />
menden Arbeitsplatzbewerber mithin auch zahlreiche Arbeitslose, was zu gegebener Zeit eine<br />
bedenkliche Erweiterung der Möglichkeiten der Bundesanstalt für Arbeit (BA) als Dienstlei-<br />
stungsunternehmen der ,,Wirtschaft" zur Folge haben könnte (,,genetische Berufsberatung",<br />
,,genetische Arbeitsvermittlung"). Aktuell Gesunde würden damit als Arbeitsuchende gene-<br />
rell einer prognostischen Untersuchung bis in ihre Erbanlagen hinein unterworfen, um auch<br />
nur bei den geringsten Zweifeln gnadenlos aussortiert zu werden.<br />
These drei<br />
Die genetische Analyse wäre der Schlußpunkt einer Entwicklung unserer Arbeits- und Wirt-<br />
schaftsorganisation, die den Menschen zum reinen Objekt degradieren und ihn als Träger der<br />
„Ware Arbeitskraft" (dies beinhaltet der Begriff Arbeitsmarkt) einer kalkulatorischen Berech-<br />
nung bis in seine Erbanlagen hinein zugänglich machen würde. Die ist m.E. mit unserer Auf-<br />
fassung von Menschenwürde nicht vereinbar. Daß entsprechende Tests zum „genetic scree-<br />
ning" derzeit noch nicht voll ausgereift sind, sollte in der Öffentlichkeit als Chance zum Nach-<br />
GEN-ETHISCHER INFORMATIONSDIENST<br />
Gesamtausgabe Nr 8<br />
08 10<br />
Hintergrund