1985 - Gen-ethischer Informationsdienst
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GID<br />
Entwicklung irreversible Fakten geschaffen werden sollen. Die Risiken gentechnischer Ein-<br />
griffe, die Möglichkeiten des gezielten Mißbrauchs, die menschenfeindliche Anwendung und<br />
die Unwissenheit über ökologische Folgen über Sicherheitsmaßnahmen wären folgerichtig<br />
Grund genug, die <strong>Gen</strong>technologie kategorisch abzulehnen. Doch vor allem ist sie ein Herr-<br />
schaftsinstrument, schon heute im Wissenschaftsalltag spürbar, denn der Einfluß der Industrie<br />
auf öffentliche Forschung wird immer stärker.<br />
Im Hamburger Konzept sollen das Botanische Institut eng an die örtliche Industrie angebun-<br />
den und die daraus folgenden Abhängigkeiten bewußt eingegangen werden. Denn nach den<br />
Vorstellungen von Wissenschaftssenator Meyer-Abich ,,(eröffnen) die mit der Grundlagenfor-<br />
schung entwickelten Methoden . . . eine Fülle von Perspektiven für die praktische Anwendung<br />
. . . Dazu bedarf es , . . einer engen Kooperation zwischen den Hochschulen und privaten Unter-<br />
nehmern."<br />
Wie weit das im Endeffekt gehen wird, zeigt das Beispiel UKE, das andere „Standbein" Ham-<br />
burger Biotechnologie. Dort wurde im MadJuni, übrigens am akademischen Senat vorbei, ein<br />
„Institut für Zellbiochemie und klinische Neurologie" beschlossen. Initiator und designierter<br />
Leiter dieses auch als „Institut für Biochemie" bezeichneten Instituts ist Prof. Richter. Richter<br />
ist zudem nicht nur bei allen anderen gentechnischen Aktivitäten des UKE dabei, z.B als Lei-<br />
ter der DFG-Forschergruppe „Proteinbiosynthese" oder als Hauptträger des Sonderfor-<br />
schungsbereichs „Rezeptorsysteme", sondern er gehört auch zu den Professoren, die von der<br />
Heidelberger <strong>Gen</strong>technikfirma PROGEN als künftige Mitarbeiter genannt werden.<br />
Zu diesen Professoren, die an dem Job auch schon Interesse bekundet haben, gehört noch ein<br />
anderer Mitarbeiter Richters, Prof. Koch. Koch wiederum ist gleichzeitig emsig dabei, eine<br />
Firma namens ZELL-BIO-TEC zu gründen in Uni-Nähe und in enger Kooperation mit PRO-<br />
GEN.<br />
Mitbegründer der neuen Firma ist Prof. Leidenberger, der wiederum Mitglied der ,,Gesell-<br />
schaft zur Förderung der Molekularbiologie", Finanzier des Aufbaustudiums Molekularbiolo-<br />
gie und bereits stolzer Inhaber des „Instituts für Hormon und Fortpflanzungsstörungen" ist.<br />
Dort sind, z.B. mit der Produktion von Retortenbabys, 120 Mitarbeiter beschäftigt. Leiden-<br />
berger beabsichtigt, seinen Wissenschafilerstab auf 75 Personen zu erweitern, um sich dann<br />
beim UKE anzusiedeln, eventuell sich an das Institut für Zellbiochemie anzugliedern.<br />
Schon nach diesem oberflächlichen Einblick in die „<strong>Gen</strong>klempner-Mafia" am Hamburger<br />
UKE wird deutlich, welche Bestimmung das neue Institut (jährlich 650.000 Mark und 16 Mit-<br />
arbeiter), die DFG-Forschergruppe um Richter und Koch (zwei Millionen Mark), der neue<br />
Proteinsequenzer und Olignucleotid-Syntheziser (500.000 Mark) und all die anderen Mittel<br />
haben, die zur Zeit in diesen Bereich gepumpt werden: Es soll eine Hightech Industrie am<br />
Standort Hamburg etabliert werden.<br />
In diesem Zusammenhang ist es kein Zufall, daß Weber in seinem Konzept auf die örtlichen<br />
Zucht und Nahrungsmittelbetriebe hinweist. Wird Webers Konzept verwirklicht, ist, ähnlich<br />
wie bei der erwähnten Institutsgründung am Hamburger UKE, ein weiterer Grundstein für<br />
den steigenden Einfluß der Industrie auf die öffentliche Forschung gelegt. Eine Entwicklung<br />
die seit langem gefördert wird und nicht nur für Hamburg gilt. (09.02)<br />
Konkurrenz für GID<br />
München (gid) Unser GID hat einen kapitalstarken ,,Bruder" bekommen. Er heißt „bioNet",<br />
erscheint monatlich und kostet, pro Ausgabe, rund 58.- DM. bioNet, mit Sitz in München, ist<br />
eine Art GID der Gegenseite und wendet sich an Kapitalanleger, Führungskräfte, Manager,<br />
Wissenschaftler und Politiker. Die Herausgeber, Dr. Ulrich Grosse, Dr. Günter Müller und<br />
Dr. Wolfgang Pfeifer, wollen mit diesem Dienst ein ,,Netzwerk für Bio-technologische Kom-<br />
munikation schaffen".<br />
Die kommerzielle Nutzung der Biotechnologie stehe noch am Anfang, schreibt bioNet in sei-<br />
ner vier Blätter umfassenden ersten Ausgabe. Auch der Austausch aktueller Informationen<br />
befinde sich im Anfangsstadium. Nur wenige Einzelpersonen oder Organisationen seien daran<br />
GEN-ETHISCHER INFORMATIONSDIENST<br />
Gesamtausgabe Nr. 9<br />
09.03<br />
Bericht