28.11.2012 Aufrufe

1985 - Gen-ethischer Informationsdienst

1985 - Gen-ethischer Informationsdienst

1985 - Gen-ethischer Informationsdienst

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GID<br />

Entwicklung irreversible Fakten geschaffen werden sollen. Die Risiken gentechnischer Ein-<br />

griffe, die Möglichkeiten des gezielten Mißbrauchs, die menschenfeindliche Anwendung und<br />

die Unwissenheit über ökologische Folgen über Sicherheitsmaßnahmen wären folgerichtig<br />

Grund genug, die <strong>Gen</strong>technologie kategorisch abzulehnen. Doch vor allem ist sie ein Herr-<br />

schaftsinstrument, schon heute im Wissenschaftsalltag spürbar, denn der Einfluß der Industrie<br />

auf öffentliche Forschung wird immer stärker.<br />

Im Hamburger Konzept sollen das Botanische Institut eng an die örtliche Industrie angebun-<br />

den und die daraus folgenden Abhängigkeiten bewußt eingegangen werden. Denn nach den<br />

Vorstellungen von Wissenschaftssenator Meyer-Abich ,,(eröffnen) die mit der Grundlagenfor-<br />

schung entwickelten Methoden . . . eine Fülle von Perspektiven für die praktische Anwendung<br />

. . . Dazu bedarf es , . . einer engen Kooperation zwischen den Hochschulen und privaten Unter-<br />

nehmern."<br />

Wie weit das im Endeffekt gehen wird, zeigt das Beispiel UKE, das andere „Standbein" Ham-<br />

burger Biotechnologie. Dort wurde im MadJuni, übrigens am akademischen Senat vorbei, ein<br />

„Institut für Zellbiochemie und klinische Neurologie" beschlossen. Initiator und designierter<br />

Leiter dieses auch als „Institut für Biochemie" bezeichneten Instituts ist Prof. Richter. Richter<br />

ist zudem nicht nur bei allen anderen gentechnischen Aktivitäten des UKE dabei, z.B als Lei-<br />

ter der DFG-Forschergruppe „Proteinbiosynthese" oder als Hauptträger des Sonderfor-<br />

schungsbereichs „Rezeptorsysteme", sondern er gehört auch zu den Professoren, die von der<br />

Heidelberger <strong>Gen</strong>technikfirma PROGEN als künftige Mitarbeiter genannt werden.<br />

Zu diesen Professoren, die an dem Job auch schon Interesse bekundet haben, gehört noch ein<br />

anderer Mitarbeiter Richters, Prof. Koch. Koch wiederum ist gleichzeitig emsig dabei, eine<br />

Firma namens ZELL-BIO-TEC zu gründen in Uni-Nähe und in enger Kooperation mit PRO-<br />

GEN.<br />

Mitbegründer der neuen Firma ist Prof. Leidenberger, der wiederum Mitglied der ,,Gesell-<br />

schaft zur Förderung der Molekularbiologie", Finanzier des Aufbaustudiums Molekularbiolo-<br />

gie und bereits stolzer Inhaber des „Instituts für Hormon und Fortpflanzungsstörungen" ist.<br />

Dort sind, z.B. mit der Produktion von Retortenbabys, 120 Mitarbeiter beschäftigt. Leiden-<br />

berger beabsichtigt, seinen Wissenschafilerstab auf 75 Personen zu erweitern, um sich dann<br />

beim UKE anzusiedeln, eventuell sich an das Institut für Zellbiochemie anzugliedern.<br />

Schon nach diesem oberflächlichen Einblick in die „<strong>Gen</strong>klempner-Mafia" am Hamburger<br />

UKE wird deutlich, welche Bestimmung das neue Institut (jährlich 650.000 Mark und 16 Mit-<br />

arbeiter), die DFG-Forschergruppe um Richter und Koch (zwei Millionen Mark), der neue<br />

Proteinsequenzer und Olignucleotid-Syntheziser (500.000 Mark) und all die anderen Mittel<br />

haben, die zur Zeit in diesen Bereich gepumpt werden: Es soll eine Hightech Industrie am<br />

Standort Hamburg etabliert werden.<br />

In diesem Zusammenhang ist es kein Zufall, daß Weber in seinem Konzept auf die örtlichen<br />

Zucht und Nahrungsmittelbetriebe hinweist. Wird Webers Konzept verwirklicht, ist, ähnlich<br />

wie bei der erwähnten Institutsgründung am Hamburger UKE, ein weiterer Grundstein für<br />

den steigenden Einfluß der Industrie auf die öffentliche Forschung gelegt. Eine Entwicklung<br />

die seit langem gefördert wird und nicht nur für Hamburg gilt. (09.02)<br />

Konkurrenz für GID<br />

München (gid) Unser GID hat einen kapitalstarken ,,Bruder" bekommen. Er heißt „bioNet",<br />

erscheint monatlich und kostet, pro Ausgabe, rund 58.- DM. bioNet, mit Sitz in München, ist<br />

eine Art GID der Gegenseite und wendet sich an Kapitalanleger, Führungskräfte, Manager,<br />

Wissenschaftler und Politiker. Die Herausgeber, Dr. Ulrich Grosse, Dr. Günter Müller und<br />

Dr. Wolfgang Pfeifer, wollen mit diesem Dienst ein ,,Netzwerk für Bio-technologische Kom-<br />

munikation schaffen".<br />

Die kommerzielle Nutzung der Biotechnologie stehe noch am Anfang, schreibt bioNet in sei-<br />

ner vier Blätter umfassenden ersten Ausgabe. Auch der Austausch aktueller Informationen<br />

befinde sich im Anfangsstadium. Nur wenige Einzelpersonen oder Organisationen seien daran<br />

GEN-ETHISCHER INFORMATIONSDIENST<br />

Gesamtausgabe Nr. 9<br />

09.03<br />

Bericht

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!