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1985 - Gen-ethischer Informationsdienst

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I<br />

len Bund zwischen mechanistischer Wissenschaft und Wirtschaftsinteressen auf zukündigen,<br />

und sich mit uns an dem Aufbau einer neuen Einheit von Wissen und Leben zu beteiligen. Wir<br />

fordern einen Stop der Forschungsförderung von <strong>Gen</strong>- und Fortpflanzungstechnik aus öffentli-<br />

chen Mitteln. Außerdem fordern wir den Stop dieser Forschung durch die Industrie. Stattdes-<br />

sen fordern wir bessere materielle Voraussetzungen für Frauen-Gesundheits-Projekte, für<br />

menschenwürdige Lebenszusammenhänge und die Entwicklung undVerbesserung ökologisch<br />

sinnvoller Landwirtschaft, Energiegewinnungs- und Produktionsverfahren. " (08.04)<br />

Wissenschaftler über Stand der Pflanzenzüchtung<br />

Auf dem 3. Symposium der Reihe Biotechnologie in Heidelberg am 6. und 7. Februar <strong>1985</strong> ga-<br />

ben verschiedene Wissenschaftler in Vorträgen einen Überblick zum Stand der Forschung. Im<br />

folgenden einige Details aus dem Gebiet Pflanzenzüchtung und Zellfusion:<br />

Prof. Dr. J. Schell (Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung, Köln) stellte die Entwick-<br />

lung von <strong>Gen</strong>-Vektorsystemen für pflanzliche Zellen vor. Die Übertragung der sogenannten<br />

„T-DNS" aus dem Bodenbakterium Agrobacterium tumefaciens auf pflanzliche Zellen ruft<br />

bei diesen die Bildung vonTumoren hervor. (Anm. d. Red.: DieT-DNS wird in populärwissen-<br />

schaftlichen Berichten bisweilen auch als „das Ti-Plasmid" bezeichnet und steht für tumor-in-<br />

duzierendes Plasmid. Als Plasmid bezeichnet man ringförmige Bakterien-DNS). Die Entfer-<br />

nung der eigentlichen Tumorgene aus der „T-DNS" erlauben den Einsatz des verbleibenden<br />

Moleküls als Vektor (,,<strong>Gen</strong>-Taxi") für Fremdgene, die dann im pflanzlichen Organismus expri-<br />

miert (aufgenommen) und weiter vererbt werden können. Bemerkenswert ist die Tatsache,<br />

daß es in diesem Fall nicht nötig erscheint, die Manipulation an Pflanzen im Stadium der Ein-<br />

zelligkeit vorzunehmen. Nach einer Infektion des Stamms durch die Bakterien wird die Rege-<br />

neration von Sprossen hormonell induziert, und in 25 Prozent der neuen Sprossen ist die über-<br />

tragene DNS kloniert. Probleme gibt es bei der Regeneration von Einzeller-Protoplasten zu ei-<br />

ner intakten Pflanze, so konnte z. B. die Transformation von Pollen noch nicht erfolgreich<br />

durchgeführt werden. Als Anwendungsziel wurde die Entwicklung von Pflanzen mit höherer<br />

Resistenz gegenüber Umweltgiften, bestimmten Herbiziden und mit höheren Proteingehalt<br />

genannt.<br />

Prof. Dr. A. Pühler (Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld) zeigte den aktuellen<br />

Stand der genetischen Forschung der N-zwei-Fixierung durch verschiedene Bakterien auf.<br />

(Anm. der Red. : Ziel der Wissenschaflter ist, landwirtschaftliche Nutzpflanzen genetisch so zu<br />

manipulieren, daß sie den Stickstoff der Luft entweder selbst oder in Symbiose mit bestimm-<br />

ten Bakterien binden können. Verkauft wird dieses Vorhaben mit dem Hinweis auf die Um-<br />

weltbelastungen durch Düngung mit mineralischen Stickstoffdünger (Nitrate!). Außerdem ist<br />

die Herstellung nach dem sogenannten Haber-Bosch-Verfahren extrem energieverbrauchend.<br />

Rund drei Prozent des Weltenergierverbrauchs wird für die Herstellung künstlichen Stickstoff-<br />

düngers verbraucht). Bei den mit Pflanzen in Symbiose lebenden Bakterien der Gattung Rhi-<br />

zobium kommt diesem Mechanismus eine große Bedeutung für die Versorgung des Wirtsorga-<br />

nismus mit reduzierten Stickstoffverbindungen zu. Die Regulation der N-zwei-Fixierung, die<br />

auf genetischer Ebene in freilebenden Bakterien der Gattung Klebsiella sehr gut untersucht<br />

ist, zeichnet sich durch eine Repression durch intrazelluläres Ammonium aus. Die dafür ver-<br />

antwortlichen <strong>Gen</strong>e konnten durch Restriktionsendunucleasen eliminiert werden, die Struk-<br />

turgene dann in E.coli cloniert werden, was eine konstitutive N-zwei-Fixierung in diesem Or-<br />

ganismus zur Folge hat. Rhizobien-Strukturgene konnten mit dem entsprechenden Promoter<br />

aus Klebsiella in E.coli kloniert werden. Das verdeutlicht das Prinzip, daß die Expression<br />

fremder <strong>Gen</strong>e dann möglich ist, wenn sie an die Promoterregion des Wirtsorganismus gekop-<br />

pelt werden konnte. (Hinweis: Siehe auch FAZi4. September 85 „StickStoffbindendes Ge-<br />

treide noch Wunschtraum, Große Hürde bei der <strong>Gen</strong>übertragung von Bakterien auf Nutz-<br />

pflanzen", von Jörg Albrecht)<br />

Prof. Dr. U. Zimmermann (Lehrstuhl für Biotechnologie der Universität Würzburg) stellte Ex-<br />

perimente zur Fusion von Zellen oder Protoplasten bakterieller, pflanzlicher und tierischer<br />

Herkunft in einem elektrischen Feld dar. Technologische Anwendungen können weiterhin<br />

GEN-ETHISCHER INFORMATIONSDIENST<br />

Gesamtausgabe Nr. 8<br />

08.05<br />

Hintergrund

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