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➤ SPECIAL DRV Die einzige Neuigkeit kam ganz am Schluss: Aus dem Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter Verband wird der Deutsche Reiseverband – offiziell mit großem V in der Mitte, damit der nunmehr etwas handlichere Name einen gewissen Logo- Charakter erhält. Nicht, dass vorher nichts passiert wäre: Der erste Deutsche Reisebürotag, Nachfolger der zuletzt immer schwächer besuchten Mittelstandstagung, brillierte mit starkem Teilnehmerinteresse, hochkarätiger Besetzung und engagierten Debatten. Die meiste Musik steckte im Workshop Tou- Mission impossible? Jahrestagung ■ Rekordbeteiligung und engagierte Diskussionen prägten die 55. DRV-Jahrestagung in Dubai. Bei der Suche nach neuen Impulsen taten sich die Akteure schwer. ristik. Thomas Cook schickte mit Wolfgang Beeser, Peter Fankhauser und Detlef Altmann gleich drei Spitzenvertreter in den Ring, für die Rewe trat Chef-Touristiker Dietmar Kastner an. Bei TUI war dagegen die Reisebüroseite mit TLT-Chef Hasso von Düring und Franchise-Leiter Günter Bengsch zahlenmäßig stärker repräsentiert als die Veranstalterseite. Für diese hatte sich TUI-Vertriebschef Jörg Eichler auf die Reise nach Dubai gemacht. Inhaltlich ging es eher um die Klärung der Fronten als um gemeinsame Lösungssuche. Auf der einen Seite Cook-Vorstand Fank- hauser, der eine »neue Balance zwischen Veranstalter und Vertrieb in der Aufteilung der Erträge« fordert; auf der anderen Kooperations- und Kettenchefs wie von Düring und Thomas Bösl, die keinen Raum für weitere Kosteneinsparungen sehen und sich von sinkenden Erträgen in die Händlerrolle gedrängt sehen. Dazwischen Akteure wie Kastner, Sinnbild der verlässlichen Partnerschaft, und Mittelständler wie Thomas Tischler, die die Politik der Großen als Chance für ihre Marken begreifen. Außer der Feststellung, dass keiner am Handelsvertreterstatus rütteln will, gibt es wenig gemeinsame Vorstellungen über den künftigen Kurs. Für zusätzliche Aufregung sorgen weiter die neuen Konditionen von TUI und Cook für die neuen Vertriebswege via Internet (NTO). Deren Argumentation, die Kürzung diene dem Schutz des stationären Vertriebs, will auf der Reisebüroseite niemand so recht glauben. Auch hier bewegte sich im Verlauf der Debatte nichts. Die Vertriebsmodelle von Bahn und Lufthansa, Aufreger des vergangenen Jahres, haben dagegen an Brisanz eingebüßt. Die angekündigte Massenrückgabe von Bahn-Agenturverträgen sei ausgefallen, hat DRV-Vizepräsident Hans Doldi erkannt: Die Zahl der Agenturen ging seit Ende 2004 lediglich von 3.258 auf 3.213 zurück. Zwar bleibt die Kritik an sinkenden Einnahmen und Lidl-Kapriolen – doch das Druckmittel-Potenzial des Vertriebs scheint erschöpft. So ist man beim Verband schon froh über das Versprechen der Bahn, bis zum Jahresende zwei Preisaktionen ausschließlich über Reisebüros zu lancieren. Lufthansa-Passage-Vorstand Thierry Antinori erntete für seinen Vortrag höflichen Applaus und musste anschließend nicht einmal Fragen aus dem Auditorium be- 8 TRAVEL ONE 19.10.2005
antworten. Spitzengespräche hätten sich als fruchtbarer herausgestellt als plakative Forderungen, begründet DRV-Präsident Klaus Laepple den Schmusekurs. Von der Lufthansa heißt es dazu, Antinori habe den Verzicht auf eine Fragerunde keineswegs zur Vorbedingung für seinen Auftritt auf der Tagung gemacht. Außensicht sorgt für Belebung Zum Glück waren auch einige Redner zur Tagung geladen, deren Blickwinkel sich nicht auf die Innenansicht der Touristik beschränkt. So lieferte Politik-Professor Udo Steinbach erhellende Einblicke in arabische Denkweisen und Erfolgstrainer Jörg Löhr forderte in seinem Beitrag zum Thema Motivation zur Besinnung auf die eigenen Stärken auf. Der angekündigte Auftritt des Heidelberger Professors Paul Kirchhof, dessen steuerpolitische Thesen im Wahlkampf für Wirbel sorgten, musste wegen Krankheit entfallen. Für ihn sprang Ludolf-Georg von Wartenberg vom Bundesverband der Deutschen Industrie ein. Obwohl greifbare Ergebnisse Mangelware blieben, fiel das Resü- mee der meisten Tagungsteilnehmer ausgesprochen positiv aus. Das dürfte nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass der Verband die Zeit seit der Jahrestagung auf Mallorca genutzt hat, um Arbeitsteilung und Aufgaben neu zu regeln. Dienten Probleme zwischen Vertrieb und Leistungsträgern in der Vergangenheit oft genug als Beleg für die Ohnmacht des gesamten Verbandes, so hat die Verlagerung der Verantwortung zur Vertretung von Eigeninteressen auf die Säulen die Führungsspitze vom Ballast des Spagats zwischen Branchen- und Reisebüroverband weitgehend befreit. Wenngleich Präsident Laepple gelegentlich aus der Rolle des neutralen Vertreters der Gesamtinteressen ausbricht, hat sich diese Arbeitsteilung insgesamt bewährt. Auch das Kommunikationsgremium Vertrieb (KGV) sorgt mit regelmäßigen Treffen zwischen Leistungsträgern und Reisebüros für ergebnisorientiertere Auseinandersetzungen ohne viel Getöse. Fazit: Die Tagung in Dubai hat ihre Funktion als Stimmungsbarometer und Diskussionsforum erfüllt. Für den Aufbruch in »Neue Reisewelten« – so das Tagungsmotto – müssen die Unternehmen selbst sorgen. Christian Schmicke Andrang im Dubai International Convention Centre; Dubai-Werber unter sich: Awadh Al Seghayer (Director Dubai Convention Bureau) mit Mara Kaselitz; Erfolgstrainer Jörg Löhr und Neckermann-Manager Detlef Altmann (oben, v. li.); Gruppenbild mit Scheich: Jürgen Steltzer (Deutscher Botschafter in den Emiraten), DTCM-Generaldirektor Khalid A. Bin Sulayem und Klaus Laepple; Orient-Experte Udo Steinbach, Last-Minute.com-Chef Michael Buller neben TLT-Manager Günter Bengsch, Feststimmung in der Wüste (unten, v. li.) 19.10.2005 TRAVEL ONE 9
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