22TitelthemaGastronomie. ImHotel „Alte Post“ imbadischen Müllheimhat die „Solares BauenGmbH“ Freiburg einBlockheizkraftwerkeingebaut.Verträge rund um das BHKWBestimmte Verträge zur Eigenstromerzeugung im Rahmen einerKun<strong>de</strong>nanlage sind notwendig. Wichtig sind hier insbeson<strong>de</strong>re ein:› Gesellschaftsvertrag <strong>de</strong>r Gesellschaft zur Eigenstromerzeugung(Eigenstrom-GbR). Er regelt unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>n Eintritt undAustritt von Gesellschaftern, die Aufgaben <strong>de</strong>s geschäftsführen<strong>de</strong>nGesellschafters (beispielsweise Einkauf Brennstoff und Zusatzstrom,Abrechnung Eigenstromnutzung, Betriebsführung) sowie haftungsrechtlicheDinge;› Gestattungsvertrag mit Grunddienstbarkeit <strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR; mit <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong>eigentümer Vereinbarungen zur Gestattung<strong>de</strong>r Installation, <strong>de</strong>r Unterhaltung und <strong>de</strong>s Betriebes <strong>de</strong>s installiertenBlockheizkraftwerkes. Er regelt unter an<strong>de</strong>rem, dass das BHKW nichtzum Gebäu<strong>de</strong>eigentum gehört;› .Vertrag zwischen <strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR mit <strong>de</strong>m Eigentümer <strong>de</strong>sBHKWs über die Nutzungsüberlassung <strong>de</strong>s BHKWs;› Netzanschluss-, Netznutzungs- und Anschlussnutzungsvertragsowie <strong>Strom</strong>einspeisevertrag für <strong>de</strong>n Überschussstrom<strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR mit <strong>de</strong>m örtlichen <strong>Strom</strong>netzbetreiber;› <strong>Strom</strong>liefervertrag <strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR mit einem <strong>Strom</strong>lieferantenzum Bezug von Zusatzstrom;› Wärmelieferungsvertrag <strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR mit <strong>de</strong>m Gebäu<strong>de</strong>eigentümerüber die BHKW-Wärme;› Betriebsführungsvertrag <strong>de</strong>r Eigenstrom-GbR mit <strong>de</strong>mEigentümer <strong>de</strong>s BHKWs o<strong>de</strong>r einem Dritten zur Betriebsführung <strong>de</strong>sBHKWs.hinaus und stellt auch keine mo<strong>de</strong>rnisieren<strong>de</strong> Instandsetzungdar. Bisher setzte <strong>de</strong>r Einbau eines BHKWs in einer WEGAllstimmigkeit voraus, um rechtssicher beschlossen zu sein.Immer mehr Stellungnahmen kommen aber zu <strong>de</strong>m Schluss,dass, entgegen <strong>de</strong>r Urteile <strong>de</strong>s AG Freiburg (09.06.2008 1 URII 143/06) und <strong>de</strong>s LG Koblenz (26.05.2009 – 2 S 52/08) eineEigentümergemeinschaft <strong>de</strong>n Einbau eines BHKW mit <strong>de</strong>r qualifiziertenMehrheit gemäß § 22 Abs. 2 beschließen kann, wennfolgen<strong>de</strong> Voraussetzungen gegeben sind: Der BHKW-Einbau› muss (Primär-)Energie einsparen,› darf die Eigenart <strong>de</strong>r Wohnanlage nicht verän<strong>de</strong>rn,› darf keinen Eigentümer unbillig beeinträchtigen und› muss eine <strong>de</strong>r Beschaffenheit <strong>de</strong>s Hauses entsprechen<strong>de</strong> ordnungsgemäßeVerwaltung darstellen.Letzteres ist insbeson<strong>de</strong>re dann gegeben, wenn das BHKW Kosteneinspart. In <strong>de</strong>r Praxis bleibt <strong>de</strong>r mit doppelt qualifizierterMehrheit getroffene Beschluss jedoch weiterhin rechtsunsicher,solange kein entsprechen<strong>de</strong>s Urteil vorliegt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesetzgebersich hierzu entsprechend äußert.För<strong>de</strong>rung und AusblickAuf www.energiefoer<strong>de</strong>rung.info stehen die För<strong>de</strong>rprogrammeauf einen Blick. Das Klimabündnis Freiburg schlägt zur Bereinigung<strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rdickichts die Verankerung einer leistungsabhängigenVergütung sowie einen Regel- und Dienstleistungsbonusfür BHKWs bei <strong>de</strong>r Novellierung <strong>de</strong>s KWK-Gesetzesvor. Zu Gunsten <strong>de</strong>r leistungsabhängigen Vergütung sowie <strong>de</strong>sRegel- und Dienstleistungsbonus könnten alle an<strong>de</strong>ren bislanggewährten Vergünstigungen mit ihrem hohen bürokratischenAufwand (etwa KWK-Zuschlag) entfallen.Infos: www.solares-bauen.<strong>de</strong>, www.bhkw-jetzt.<strong>de</strong>, www.energy-consulting-meyer.<strong>de</strong>, www.klimabuendnis-freiburg.<strong>de</strong>.Zur Rolle <strong>de</strong>r Kraft-Wärme-Kopplung für die Energiewen<strong>de</strong>siehe das Top-Thema unter www.haufe.<strong>de</strong>/immobilien. f|Foto: Peter Riedlinger02 | 2013 www.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong>
23Das BHKW in <strong>de</strong>rEigentümergemeinschaftFallbeispiel. Ein Verwalter zog das Projekt mit seinen Wohnungseigentümern durchund machte dabei ganz neue Erfahrungen – auch wegen <strong>de</strong>r nicht ganz einfachensteuerlichen Gegebenheiten.Uwe Strittmatter, Immobilienverwalter, Villingen-Schwenningen (allgemeiner Teil) und Alois Reutlinger, Steuerberater, Rosenfeld (steuerlicher Teil)In vielen Wohnanlagen sind die vorhan<strong>de</strong>nen Heizanlagen indie Tage gekommen. Während das Gesetz zur För<strong>de</strong>rung erneuerbarerEnergien im Wärmebereich (EEWärmeG) auf Bun<strong>de</strong>sebenelediglich für <strong>de</strong>n Neubau eine Verpflichtung zumEinsatz von 20 Prozent erneuerbarer Energien regelt, gibt es inBa<strong>de</strong>n-Württemberg die Verpflichtung, im Sanierungsfall zehnProzent regenerative Energien zum Einsatz zu bringen. WeitereBun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r erarbeiten aktuell ähnliche For<strong>de</strong>rungen.Wie es dazu kam ...In einem Hochhaus in Villingen-Schwenningen mit 50 Wohneinheitenstellte die WEG 2008 erste Überlegungen an, die Heizanlagezu sanieren. Die zwei Kesselanlagen mit Leistungen von190 KW und 275 KW stammten aus <strong>de</strong>m Baujahr 1989. Bei <strong>de</strong>nBrennern han<strong>de</strong>lte es sich um Kombibrenner, die mit Öl undGas betrieben wer<strong>de</strong>n konnten. Der Jahresverbrauch lag 2008bei rund 800.000 kWh. Über <strong>de</strong>n einseitig unterbrechbarenGasliefervertrag wur<strong>de</strong> geregelt, dass die WEG grundsätzlichdas Gas <strong>de</strong>r Stadtwerke abnehmen muss. Bei Engpässen in <strong>de</strong>rGasversorgung konnten die Stadtwerke die Gaslieferung unterbrechen,sodass die Heizanlage mit Öl betrieben wur<strong>de</strong>. Dafürmusste je<strong>de</strong>rzeit Öl bevorratet wer<strong>de</strong>n.Der firmeninterne Betriebskostenvergleich zeigte, dass indieser WEG die Energiekosten pro Quadratmeter beheizterWohnfläche am höchsten waren. In diesem Kostenvergleichwar noch nicht berücksichtigt, dass durch die Ölbevorratungund die aufwendige Wartung <strong>de</strong>r Kombibrenner weitere Kostenanfallen. Die WEG erkannte, dass aufgrund <strong>de</strong>s Alters <strong>de</strong>rHeizkessel in absehbarer Zeit eine Sanierung anstehen wür<strong>de</strong>,und war sich einig, dass man keinesfalls aus <strong>de</strong>r Not heraushan<strong>de</strong>ln sollte. Aus diesem Grund wur<strong>de</strong> En<strong>de</strong> 2008 <strong>de</strong>r Auftragan einen Heizungsbauingenieur vergeben, ein Konzept fürdie Sanierung <strong>de</strong>r Heizanlage zu erstellen.In <strong>de</strong>n ersten Überlegungen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einsatz von Holzpelletsanlagen,thermischen Solaranlagen, <strong>de</strong>r Einsatz von zehnProzent Biogas sowie die Heizungssanierung mit <strong>de</strong>r KombinationGasbrennwertanlage und BHKW gegenübergestellt unddie Vor- und Nachteile verglichen. Aufgrund <strong>de</strong>r technischenGegebenheiten waren die Rahmenbedingungen für <strong>de</strong>n Einsatzeines BHKWs sehr gut. Die Eigentümergemeinschaft hat sichletztendlich für die Sanierungsvariante Gasbrennwertgerät undBHKW entschie<strong>de</strong>n. Hierzu wur<strong>de</strong>n weitere Berechnungen angestellt,um die für das Gebäu<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Wärmebedarf optimaleGröße <strong>de</strong>s BHKWs zu ermitteln. Bei einem BHKW mit20 KW elektrischer Leistung und 46 KW thermischer Leistungwur<strong>de</strong> die höchste Wirtschaftlichkeit berechnet. Zusätzlichzum BHKW wur<strong>de</strong> ein Gasbrennwertkessel mit 285 KW Leistung,zwei Pufferspeichern mit je 1.000 l Volumen, eine Druckhalte-und Entgasungsstation sowie <strong>de</strong>r Austausch sämtlicherPumpen sowie <strong>de</strong>r Mess- und Regeltechnik vorgesehen. DieGesamtkosten wur<strong>de</strong>n mit 148.000 Euro (zuzüglich Elektroanschlussfür das BHKW) ermittelt.Durch <strong>de</strong>n Betrieb <strong>de</strong>s BHKWs wer<strong>de</strong>n Wärme und <strong>Strom</strong>produziert. Beim <strong>Strom</strong> sollte möglichst <strong>de</strong>r gesamte Allgemeinstromvom BHKW geliefert wer<strong>de</strong>n. Das be<strong>de</strong>utet, dass sich dieWEG <strong>de</strong>n <strong>Strom</strong>einkauf spart. Innerhalb <strong>de</strong>r WEG wird <strong>de</strong>rselbst verbrauchte <strong>Strom</strong> gemessen und mit <strong>de</strong>m günstigsten<strong>Strom</strong>preis <strong>de</strong>s örtlichen <strong>Strom</strong>anbieters verrechnet. Der überdiesen Bedarf hinaus produzierte <strong>Strom</strong> wird in das öffentlicheNetz eingespeist. Daraus erhält die WEG eine Vergütung vonrund 7 ct je kWh. Sowohl für <strong>de</strong>n eingespeisten <strong>Strom</strong> wie auchfür <strong>de</strong>n selbst verbrauchten <strong>Strom</strong> erhält die WEG <strong>de</strong>n KWK-Bonus in Höhe von 5,11 ct je kWh. Weiter wird für das Gas,das zum Betrieb <strong>de</strong>s BHKWs verbraucht wird, die Erdgassteuererstattet. Verrechnet man diese Einnahmen mit <strong>de</strong>n Kosten(Mehrverbrauch Gas und Wartung), so wur<strong>de</strong> ein Überschussvon rund 6.600 Euro prognostiziert. Zusätzlich wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>nHeizkosten eine Einsparung von rund 4.800 Euro kalkuliert.Nach<strong>de</strong>m drei Angebote für die Heizungssanierung vorlagen,hat die WEG <strong>de</strong>n Beschluss gefasst, die Heizungssanierungin Verbindung mit <strong>de</strong>m BHKW durchzuführen, wobei die |gwww.immobilienwirtschaft.<strong>de</strong> 02 | 2013