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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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10Während zwischen beiden Gliederungen sich noch nicht mit Gründen entscheiden läßt, ist es jedenfallsnicht sinnvoll, die erste Reihe der Sätze über 3.1 hinaus zu verlängern. Denn 3.2 behandelteinen besonderen Ausdruck von Gedanken in Sätzen und gehört damit in einen neuenZusammenhang, der nun ins Auge gefaßt werden muß.B. Vom Gedanken zum Satz (8)3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.3.1 Im Satz drückt sich der Gedanke sinnlich wahrnehmbar aus.3.2 Im Satz kann der Gedanke so ausgedrückt sein, daß den Gegenständen des Gedankens Elemente desSatzzeichens entsprechen.3.3 Nur der Satz hat Sinn; nur im Zusammenhange des Satzes hat ein Name Bedeutung.3.4 Der Satz bestimmt einen Ort im logischen Raum. Die Existenz dieses logischen Ortes ist durch dieExistenz der Bestandteile allein verbürgt, durch die Existenz des sinnvollen Satzes.3.5 Das angewandte, gedachte, Satzzeichen ist der Gedanke.4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.Die ersten beiden Sätze dieser Reihe sind uns am Ende der vorigen schon begegnet. Der Ausdruck'logisches Bild' wird in untergeordneten Erläuterungen zu 2.1 eingeführt (2.181-2) und kann einvöllige Aufklärung erst bei Erörterung seines Kontextes erfahren. Aber hier kann schon geschlossenwerden, daß die Charakterisierung des Bildes der Tatsachen, das der Gedanke sein soll, als 'logisch',wie jede überlegte Charakterisierung, sicher einen Unterschied markieren soll, eine ausgezeichneteArt von Bildern hervorheben soll. Der sich nahelegende Kontrast ist der eines anschaulichen Bildes,eines Bildes aufgrund von Ähnlichkeit des Darstellenden mit dem Dargestellten. <strong>Ein</strong> logisches Bildmuß kein Bild aufgrund von Ähnlichkeit sein. Das ist schon an dem wesentlichen Ausdruck vonlogischen Bildern in Sätzen gemäß 3.1 deutlich, denn Sätze stellen das von ihnen Dargestellte nichtmittels Ähnlichkeit dar. Das gilt auch für den vorzüglichen Ausdruck von Gedanken, denErläuterung 3.2 hervorhebt. In diesem soll den Gegenständen des Gedankens Elemente desSatzzeichens entsprechen. Der Ausdruck 'Satzzeichen' wird in einer Erläuterung zu 3.1 eingeführt:„Das Zeichen, durch welches wir den Gedanken ausdrücken, nenne ich das Satzzeichen. Und derSatz ist das Satzzeichen in seiner projektiven Beziehung zur Welt.“ (3.12) Der in Satz 3.2hervorgehobene Gedankenausdruck soll die Gegenstände des Gedankens dadurch besonders klarerkennen lassen, daß ihnen Elemente des Satzzeichens entsprechen - und zwar, wie der Bemerkung3.21 entnommen werden kann, so, daß jedem Gegenstand des Gedankens ein Zeichen entsprichtund der Konfiguration der Gegenstände im Gedanken die Konfiguration der Zeichen im Satz. Dazumüssen die Zeichen besondere sein - nämlich „'einfache Zeichen'“ und der Satz, der solcheeinfachen Zeichen enthält, wird von <strong>Wittgenstein</strong> „'vollständig analysiert'“ genannt. (3.201) Dieeinfachen Zeichen werden auch „Namen“ genannt (3.202). Dabei darf man nicht an das denken,was wir umgangssprachlich Namen nennen, insbesondere Eigennamen. Denn umgangssprachlicheEigennamen können mehrere Träger haben, die Namen in vollständig analysierten Sätzen abersollen jeweils genau einen Gegenstand bezeichnen, weil dieser ihre Bedeutung sein soll (3.203).Insofern diese Namen eine absolut bestimmte Bedeutung haben, 'vertreten' sie ihren Gegenstand imSatz (3.22). <strong>Ein</strong>e genauere Aufklärung können diese Festlegungen erst bei Erörterung von<strong>Wittgenstein</strong>s Ansicht über vollständige Analyse finden. Aber auf zwei Unbestimmtheiten, diejedenfalls dann ihre Klärung finden müssen, ist hier schon hinzuweisen. Der Ausdruck'Gegenstände des Gedankens' ist zweierlei Lesarten zugänglich (vgl. Kenny 1981): naheliegenderist das Verständnis als Genitivus objectivus; als dieser bezeichnete er die Gegenstände, auf die derGedanke sich bezieht; auch möglich ist das Verständnis als Genitivus subjectivus, mit dem dieGegenstände gemeint wären, aus denen der Gedanke möglicherweise besteht. Die Unbestimmtheit

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