6Ich widme dies Büchlein meiner geliebten Frau (und nicht nur in diesem Fall einzigenForschungsförderin) Gisela Bohle.Berlin-Tempelhof, im Frühjahr 1995.I. Die Hauptknoten des Satznetzes (1)1 Die Welt ist alles, was der Fall ist.2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.5 Der Satz ist eine Wahrheitsfunktion der Elementarsätze. ........6 Die allgemeine Form der Wahrheitsfunktion ist: [ ⎺p ,⎺ξ , N(⎺ξ )]. ........7 Wovon man nicht sprechen kann,darüber muß man schweigen.Es kann auch für eine methodische Texteinführung nicht illegitim sein, das Vorwort zu einemklassischen Text zum Text zu rechnen und sich für die Erläuterung des grundlegendenGedankenzusammenhangs der Abhandlung auch der Erläuterungen zu bedienen, die der Autorselber im Vorwort zu seinem Buch gegeben hat. Hier sind es insbesondere zwei Bestimmungen, diesich als wichtig erweisen werden. Zunächst gibt <strong>Wittgenstein</strong> nach an dieser Stelle nicht wichtigenWarnungen und Absichtserklärungen hinsichtlich seines Textes in einem ersten Absatz desVorworts im folgenden zweiten Absatz das Thema und den ganzen Sinn seines Buches an: dasThema seien die philosophischen Probleme; die kritische Diagnose hinsichtlich dieser Problemebesagt, sie beruhten auf dem Mißverständnis der Logik unserer Sprache; und der aufgrund derDiagnose angezielte therapeutische Erfolg soll die <strong>Ein</strong>sicht in den ganzen Sinn des Buches sein, dieaus der Auflösung der philosophischen Probleme als Scheinproblemen hervorgehen soll: „Was sichüberhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muß manschweigen.“ Daß diese <strong>Ein</strong>sicht beabsichtigt ist, scheint mir daraus hervorzugehen, daß die zweiteHälfte ihre Formulierung im Vorwort auch den letzten der sieben Hauptsätze, zugleich den letztenSatz überhaupt und damit den Endpunkt der üblichen Lektüre eines Buches, also auch den der LPAbildet.Den Weg nun, auf dem sich diese <strong>Ein</strong>sicht bilden soll, charakterisiert <strong>Wittgenstein</strong> im dritten undvierten Absatz seines Vorworts. Es soll nicht dem Denken, aber dem Ausdruck der Gedanken in derSprache eine Grenze gezogen werden, die sich als Grenze zwischen Sinn und Unsinn erweisenwird. Insofern die Grenzziehung begründet und dann die philosophischen Probleme als jenseits derGrenzen des Sinns liegend eingesehen werden könnten, müßte man die Therapie mit dem Erfolg der<strong>Ein</strong>sicht in den ganzen Sinn von <strong>Wittgenstein</strong>s Buch absolviert haben können.Normalerweise liest man ein Buch sequentiell von der ersten zur letzten Seite. <strong>Wittgenstein</strong>sErläuterung des Numerierungssystems für die Bemerkungen seines Buches legt nahe, daß die LPAso nicht gelesen werden will. Denn die Numerierungen sollen einerseits die Wichtigkeit derBemerkungen hervorheben (je mehr Dezimalstellen nach dem Punkt eine Bemerkungen hat, um sounwichtiger ist sie), andererseits die Bemerkungen als Erläuterung und Erläutertes einanderzuordnen. Nach diesem Grundsatz hat z.B. der Satz 1 zwei gleichwichtige Erläuterungen, dieBemerkungen 1.1 und 1.2. Diese folgen aber im Text nicht direkt aufeinander. Zwischen 1.1 und1.2 sind im Text noch drei Erläuterungen zweiter Stufe zu Satz 1.1 eingefügt.Wenn man also den intendierten Gedankenzusammenhang auffassen will, muß man beim Lesenu.U. im Text springen. Daß eine solche Lektüre gleichsam im Stil der EchternacherSpringprozession sinnvoll und aufschlußreich ist, wird im folgenden deutlich werden.
7Hier soll also zunächst der intendierte Gesamtzusammenhang erläutert werden. Das Netz der siebenHauptsätze wird sich als zu grobmaschig erweisen, als daß Bemühungen um Verständnis nichtdurch seine Maschen fallen müßten. Der nächste Schritt wird dann der zum nächsten, um den Gradder Erläuterungen erster Stufe enger geknüpften Sätzenetz sein, der bequemlichkeitshalber inZwischenschritte weiter untergliedert werden wird.Wenn nun der Gedankenzusammenhang der sieben Hauptsätze, die diesem Kapitel vorangestelltsind, die Hauptstationen der Grenzziehung für den Ausdruck der Gedanken in der Sprache markiert,dann muß die gezogene Grenze etwas damit zu tun haben, wie Gedanken einerseits auf Tatsachen,und andererseits auf Sätze bezogen sind. Denn Gedanken sollen logische Bilder der Tatsachen (3)sein, aus denen die Welt überhaupt besteht (1.2); und sie sollen ihren Ausdruck wesentlich inSätzen finden, wenn anders der (ein) Gedanke ganz allgemein der (ein) sinnvolle(r) Satz sein soll(4). Daß Sätze weiterhin als Wahrheitsfunktionen von Elementarsätzen (5) bestimmt werden, die inihrer allgemeinen Form charakterisierbar sind (6) (womit, wenn Sätze stets Wahrheitsfunktionenvon Elementarsätzen wären, auch eine allgemeine Form des Satzes charakterisiert wäre - alsodessen, was dadurch sinnvoll ist, daß es einen Gedanken ausdrückt) (4), scheint die Grenzziehungzwischen Sinn und Unsinn nur operational zu konkretisieren. Der für sie wesentliche Schritt mußschon aus der doppelten Bindung von Gedanken als logischen Bildern einerseits an Tatsachen,andererseits an ihren Ausdruck in Sätzen stecken. Die Hypothese, die zu prüfen sein wird, ist die,daß in dieser doppelten Bindung von Gedanken an Tatsachen und Sätze die Grenzziehung dadurchvollzogen wird, daß Gedanken selber als Tatsachen gedacht werden - so daß Gedanken bzw. Sätzedarum „nichts Höheres ausdrücken (können)“ (6.42), weil sie selber Tatsachen sind und daher überdie Welt der Tatsachen auch nicht hinausreichen können. In jedem Fall hat <strong>Wittgenstein</strong> selber ineinem wichtigen erläuternden Brief an seinen Freund Russell die Unterscheidung zwischen dem,was gesagt bzw. gedacht werden kann, und dem, was nicht gesagt bzw. gedacht werden kann, fürdie Hauptsache seiner Abhandlung erklärt und die ganze Philosophie der Logik, die damitverbunden ist, zur Nebensache (vgl. Br 19.8.1919). Und er hat im selben Zusammenhang auchausdrücklich eingeräumt, daß Gedanken selbst Tatsachen sind. Diesem Zusammenhang vonTatsachen und Gedanken müssen wir uns nun unter Zuhilfenahme der Erläuterungen erster Stufe alsnächstem zuwenden.II. Das Netz der Hauptsätze und HaupterläuterungenA. Von der Welt zum Gedanken (3)1.1 Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.1.2 Die Welt zerfällt in Tatsachen.2 Was der Fall ist, die Tatsache, ist das Bestehen von Sachverhalten.2.1 Wir machen uns Bilder der Tatsachen.2.2 Das Bild hat mit dem Abgebildeten die logische Form der Abbildung gemein.3 Das logische Bild der Tatsachen ist der Gedanke.3.1 Im Satz drückt sich der Gedanke sinnlich wahrnehmbar aus.Daß eine Bemerkung eine andere erläutert, sagt noch nicht, wie sie das tut. Die erste Reihe vonHauptsätzen und Haupterläuterungen zum Zusammenhang von Tatsachen als Weltelementen undGedanken als ihren logischen Bildern, enthält verschiedene Fälle von Erläuterung. Satz 1.1bestimmt einen Ausdruck aus Satz 1 näher und erläutert ihn dadurch: 'was (jeweils) der Fall ist', isteine 'Tatsache' und als 'alles, was der Fall ist' ist die Welt 'die Gesamtheit der Tatsachen'.
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