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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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21methodologische Grundsätze wissenschaftlicher Theorienbildung nennen könnte, und wendet sichdabei kritisch gegen z.T. in der Philosophie und Wissenschaftstheorie seiner Zeit üblicheRedeweisen von dem Kausalitätsgesetz, dem Gesetz der Erhaltung etc. Der logischen Betrachtungsprachkritischer Philosophie erweisen sich diese Sätze als nicht von vorgeblichen Hyperentitätenhandelnd, sondern als sinnlose (kein Bild der Wirklichkeit gebende) Sätze über „die möglicheFormgebung der Sätze der Wissenschaft“. (6.34) 'Alle Notwendigkeit ist logische Notwendigkeit'(vgl. 6.375) ist die Prämisse dieser Klärung. Da die drei behandelten Kategorien vorgeblich höhererSätze im Kontext empirischen Redens - Sätze der Logik, der Mathematik und derwissenschaftlichen Methode - gar keine eigentlichen Sätze sind, bleiben als eigentliche Sätze dieempirischen allein übrig. Von ihnen sagt 6.4, daß sie alle gleichwertig sind, um in Erläuterungendazu vorgeblich Höheres ausdrückende Sätze außerhalb des Bereichs der empirischen Rede zuerörtern. Aber das Ergebnis kann nach den etablierten Prämissen der Satztheorie nur negativ sein,wie sich schon aus Überlegungen zum Zusammenhang von 3.5 und 4 ergab (vgl.oben II.B., S.12 f.).Die Ethik ist, wie die Logik (6.13), „transzendental“ (6.421). Dabei ist 'transzendental' durchausanalog zu Kants Erklärung zu verstehen, wonach eine Erkenntnis transzendental ist, wenn sie nichtso sehr die Gegenstände, als unsere Erkenntnisart der Gegenstände betreffe (KrV B 25). Nur, weiles bei <strong>Wittgenstein</strong>, anders als bei Kant, nicht in erster Linie um Erkenntnis, sondern umsymbolische Darstellung von Welt geht, ist transzendental etwas, was sich primär auf unsereDarstellungsweise der Wirklichkeit bezieht und nicht auf die Wirklichkeit selber. Die Sätze derLogik sind transzendental, weil sie die logische Form der empirischen Sätze und der Welt zeigen(6.12 - vgl. McDonough 1986, 202-8). Sätze der Ethik gibt es nicht; wenn sie gleichwohltranszendental sein soll, dann muß die Ethik eine Bedingung von Aspekten unseres Verständnissesvon Welt sein, das nicht in Sätzen artikulierbar ist. In diesem Kontext gewinnt daher <strong>Wittgenstein</strong>sUnterscheidung zwischen dem, was (in Sätzen) gesagt werden kann, und dem, was sich nur zeigt(bzw. zeigen läßt), einen über die formalen Züge von Symbolen hinausreichenden Sinn - denn essoll das, was die vorgeblich Höheres ausdrückenden Sätze der Ethik, Ästhetik und Philosophieauszudrücken versuchen, durchaus nicht nicht geben - vielmehr soll es das Unaussprechliche,Mystische geben und dies soll sich zeigen (6.522). Sinnlos ist der LPA zufolge nicht die Überzeugungvon Höherem, sondern nur der Versuch, sie sprachlich zu formulieren, auszudrücken.Die Grundlage für dieses Verdikt formuliert die Erläuterung 6.5: die Sätze, in denen versucht wird,Höheres zu formulieren, antworten nicht auf sinnvolle Fragen. Wo es aber keine sinnvollen Fragengibt, da sind auch die angeblichen Antworten sinnlos. Aber diese Grundlage trägt nicht eigentlich,denn die Sinnlosigkeit der Antworten ist ja in der Sache von der gegebenen Satztheorie her begründet.In 6.5 ist besonders der Mittelsatz erläuterungsbedürtig. Welches Rätsel, von dem <strong>Wittgenstein</strong>,den Ausdruck typographisch hervorhebend, schreibt, gibt es nicht? <strong>Wittgenstein</strong> spielt hier aufseinen ersten philosophischen Mentor an, dem er sich im Alter von sechzehn Jahren mit Haut undHaaren ausgeliefert und von dessen <strong>Ein</strong>fluß ihn erst die Lektüre der Schriften Freges befreit habensoll: Arthur Schopenhauer.(vgl. Anscombe 1971, 11 f.) Der hatte behauptet, die Welt und unsereigenes Leben stellten sich uns unvermeidlich als Rätsel dar, und Philosophie als Metaphysik seider rationale Weg, das Rätsel zu lösen.<strong>Wittgenstein</strong> folgert aus dem Verdikt über Sätze, die Höheres zu formulieren versuchen, daß die rationaleVerhaltensweise gegenüber dem Unaussprechlichen, Mystischen, Sich-Zeigenden nichtmetaphysische Theorie ist, sondern das Schweigen. Und die Maxime dieser rationalenVerhaltensweise formuliert Satz 7.

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