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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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33Schritt in der direkt auf Satz 2 folgenden Erläuterung 2.01. An dieser Erläuterung muß die devianteZeichensetzung, die ausweislich der (leider nicht definitiv textkritischen) Kritischen Editionangegeben ist, auffallen.„2.01 Der Sachverhalt ist eine Verbindung von Gegenständen. (Sachen, Dingen.)“Mit Finch 1971 lese ich diese Erläuterung so, daß 'Sachen' und 'Dinge' nicht einfach Formulierungsvariantenzu 'Gegenständen' sind. Denn wie 2.02 betont, sind Gegenstände einfach. Von Sachen undDingen kann das nicht gesagt werden, auch wenn sie von der Umgangssprache als <strong>Ein</strong>fache behandeltwerden. Das wiederum geht aus der ersten Erläuterung zu 2.01 hervor - nicht nur einfachen Gegenständen,sondern auch Dingen ist es wesentlich, Bestandteile von Sachverhalten sein zu können.Denn das Satzzusammenhangsprinzip, zu dem diese ontologische Festsetzung das Pendant bildet,gilt auch schon für die unanalysierten Sätze der normalen Sprache, nicht erst für Elementarsätze.Unter 2.01 behandelt <strong>Wittgenstein</strong> Dinge und Gegenstände daher als ununterschieden. Aber ab 2.02unterscheidet er sie (und handelt überhaupt nur noch von Gegenständen).Denn dort und in folgenden Erläuterungen zweiter und niedrigerer Stufe werden Gegenstände alsdie Korrelate der Analyse von Komplexen (2.0201) und deshalb als die Substanz der Welt (2.021)gekennzeichnet. Dinge sind aber unanalysiert <strong>Ein</strong>fache (bzw. als einfach behandelte Entitäten),insofern sie von Namen als einfachen Zeichen bezeichnet werden. <strong>Wittgenstein</strong> hat das imTagebuch 1915 so festgehalten, daß er schrieb, der gewöhnliche Name fasse „seine ganze komplexeBedeutung in <strong>Ein</strong>s zusammen“ (Tb 164). Die „allgemein bekannten Dinge“ (Tb 162) sindwahrnehmbare Komplexe, die, von Namen bezeichnet, als <strong>Ein</strong>fache behandelt werden. Deswegenheißt es von Namen in 4.23, sie kommen „im Satz nur im Zusammenhang des Elementarsatzesvor.“(vgl. oben III, S.23) D.h. nämlich, entweder kommen sie im Elementarsatz vor und sind dannechte Namen von absolut <strong>Ein</strong>fachem, oder sie kommen in einem normalen Satz vor, dann aber wieim Elementarsatz - nämlich das von ihnen Bezeichnete als <strong>Ein</strong>faches behandelnd. Wenn ich einemSonnensystem den Namen <strong>Ludwig</strong> gebe, dann kann dieser Name als einfaches Zeichen nicht dazudienen, die Komplexität des Bezeichneten auszudrücken - er behandelt es als einfachen Gegenstand.Echte Gegenstände sind aber gedachte, absolut <strong>Ein</strong>fache, verbunden mit anderem <strong>Ein</strong>fachem in derKette eines Sachverhalts - wir können uns „keinen Gegenstand außerhalb der Möglichkeit seinerVerbindung mit anderen denken“ (( 2.0121 (4)). Sie sind die Korrelate einer Analyse derKomplexe, die Dinge sind, und zwar der Analyse der Komplexe in ihre Bestandteile und diejenigenSätze, „welche die Komplexe vollständig beschreiben“. (2.0201) Diese Analyse wird im Denkender Satzsinne, das die Methode der Projektion der Satzzeichen ist ((vgl. 3.11 (2)), immer schon'operiert' (unausdrücklich vollzogen).Was sind dann aber Sachen? Der Ausdruck tritt in der LPA außer in 2.01 nur dreimal auf (2.15,2.1514, 4.1272). Sie sind nach der letzten Bemerkung jedenfalls auch <strong>Ein</strong>fache bzw. als einfach Behandelte,insofern sie wie Dinge und Gegenstände „in der Begriffsschrift durch den variablenNamen (sc. „x“) ausgedrückt“ werden (4.1272). Sind Sachen dann nur Varianten zu Dingen, wennschon Dinge und Gegenstände unterschieden werden müssen? Die Erläuterungen in der Bildtheorie,in denen der Ausdruck auftritt, legen eine andere Deutung nahe. Sachen werden in ihrem Verhältniszueinander - und im Deutschen, anders als in den englischen Übersetzungen (in denen 'state ofaffairs' gebraucht wird und in denen der Zusammenhang leicht übersehen werden kann), steckt jadas Wort 'Sache' in 'Sachverhalt' - durch Elemente des Bildes in ihrem Verhältnis zueinander'vorgestellt'. Danach sind Sachen also die Weisen, in denen uns Dinge in der Wahrnehmunggegeben sind, erscheinen, die wir dann in Bildern vorstellen. Sachen wären demnachGegebenheitsweisen von Dingen. Dem epistemologisch subjektiven Status von Sachen entspräche

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