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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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45Gegenstandes. Da eine Konjunktion nur wahr ist, wenn alle Konjunkte wahr sind, ist ein solcherSatz im Fall der Nichtexistenz des Bezugsgegenstandes unter der gegebenen Analyse einfach falschund nicht unsinnig. (<strong>Ein</strong> Beispielsatz Russells war 'Der gegenwärtige König von Frankreich istkahl.' Die Analyse lautete: fa ≡(∃x).((fx) . (y) . (fy ⊃ x=y)); in umgangssprachlicher Paraphrase: 'Esgibt einen und nur einen Gegenstand, der gegenwärtig König von Frankreich ist, und dieser istkahl.')In dem dritten Absatz von 3.24 erläutert <strong>Wittgenstein</strong>, woran man erkennt, daß ein Satz von einemKomplex handelt - er enthält nicht völlig bestimmte Ausdrücke. Er vergleicht diese Unbestimmtheitmit der Allgemeinheit quantifizierter Sätze, die in der Individuenvariable 'x' (vgl. 4.1272) ein Urbildfür die Gegenstände enthält, deren individuelle Auflistung erst den allgemeinen Satz völligbestimmt machen würde.Der letzte Absatz von 3.24 erklärt die Möglichkeit uneigentlicher Namen sie behandeln Komplexeals <strong>Ein</strong>fache und beruhen (mindestens unausdrücklich) auf einer Definition (vgl. oben IV.B., S.00f.). Eigentliche Namen dagegen sind Urzeichen, die Elemente vollständig analysierter Sätze. (3.26)Sie können nicht definiert, sondern nur zirkulär erläutert werden, wobei die Erläuterungen Sätzesein sollen, also wahr oder falsch sind, weshalb sie nur verstanden werden können, „wenn dieBedeutungen der Zeichen bereits bekannt sind.“ (3.263) Daß sie im Denken der Satzsinne bereitsbekannt sein müssen, folgt aus dem Umstand, daß ihr Sinn bestimmt sein muß. Im 'Prototractatus'findet sich eine Erläuterung zu 3.261 (=*3.20211), die in die LPA nicht aufgenommen wurde unddiese Unterstellung (Orthographie und Zeichensetzung berichtigt) deutlich macht:„Obwohl jedes Wort über seine Definitionen bedeutet, so heißt das doch nur so viel, daß diese Definitionen nötigsind, um in der Zeichensprache darzustellen, wie der Gedanke, den das Wort ausdrücken hilft, durch die Sprachevollständig abgebildet wird. Die Definitionen können aber auch verschwiegen werden und das Wort verliert dadurchseine Bedeutung nicht, denn es steht ja trotzdem in derselben Beziehung zu den Gegenständen, die durch dieDefinition abgebildet wird, nur daß wir diese Beziehung nicht eigens abbilden. Hierdurch wird natürlich dieZeichensprache oft vereinfacht, ihr Verständnis immer erschwert, denn das Maßgebende liegt nun außerhalb derZeichen in der nicht ausgedrückten Beziehung zu [den] ihren Gegenständen.“<strong>Wittgenstein</strong>s Idee war offenbar, daß die Wörter der Sprache vollständig bestimmte Bedeutungdurch die Beziehung auf Gegenstände haben, ob sie nun explizit definiert sind oder nicht - dennauch ohne explizite Definition stehen Wörter „in derselben Beziehung zu den Gegenständen, diedurch die Definition abgebildet“ würde. Diese Beziehung zu den Gegenständen, die Sinn bestimmtsein läßt, muß aber wegen der internen Beziehung zwischen dem Satz über den Komplex und seinerAnalyse, wenn nicht in der verwendeten Zeichensprache, so doch im Denken der Satzsinneverfügbar sein - andernfalls wäre Sinn nicht bestimmt, die Sätze nicht Bilder der Wirklichkeit etc.etc.<strong>Wittgenstein</strong> hat das LPA-Konzept einer Erläuterung später als Konfusion zwischen Satz und Regelkritisiert (vgl. PB I.6, 54; PU §§ 27-43) - eine Konfusion, die ihm nur solange hat überzeugend erscheinenkönnen, wie er die Idee eines nichtkonventionellen Fundaments der Sprache in dervollständig analysierten Sätzen, mit denen die Sprache die Substanz der Welt berühren sollte,vorschwebte. Diese Idee einer 'faktischen' Verbindung von Sprache und Wirklichkeit (vgl. WWK209) gibt <strong>Wittgenstein</strong> nach 1930 auf: „Die Verbindung zwischen 'Sprache und Wirklichkeit' istdurch die Worterklärungen gemacht, - welche zur Sprachlehre gehören, so daß die Sprache in sichgeschlossen, autonom bleibt.“ (PG 97) (('Sprachlehre' ist ein älterer deutscher Ausdruck für'Grammatik', auf den der Titel von PG anspielt; die intendierte Implikation ist, daß philosophischeBedeutungserklärungen eine Form haben müssen, die sie zum Lehren der Sprache tauglich seinläßt.)) Und Worterklärungen ('Definitionen') bestehen nicht, wie in * 3.202111 unterstellt, objektiv,

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