12.07.2015 Aufrufe

Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

35herauszufinden - er als Logiker können sich mit dem Nachweis a priori der Notwendigkeit von<strong>Ein</strong>fachem bescheiden und müsse auch keine Beispiele anführen können. (vgl. Malcolm 1984, 70)Daß sowohl Dinge als auch Sachen und Gegenstände wesentlich Bestandteile von Sachverhaltensind (2.011 zu Dingen), bestimmt die Erläuterungen zu 2.01. Weil in der Logik nichts zufällig ist,muß das Vorkommenkönnen des Dinges im Sachverhalt „im Ding bereits präjudiziert sein.“ (2.012)<strong>Wittgenstein</strong> erläutert die Zusammengehörigkeit von Ding und Sachverhalt mit der von Wort undSatz (2.0122) und zeigt damit seine Unterstellung des internen Verhältnisses von Satz und Tatsache,Sprache und Welt ebenso wie in der bestimmten Form der Erläuterung das starke Verständnis desSatzzusammenhangsprinzips, dessen ontologisches Pendant die <strong>Ein</strong>bindung der Dinge (Sachen,Gegenstände) in die Sachverhalte ist: „Es ist unmöglich, daß Worte in zwei verschiedenenenWeisen auftreten, allein und im Satz.“ (ebd.) <strong>Ein</strong> Ding ist selbständig, insofern es in allen für esmöglichen Sachverhalten vorkommen kann, aber unselbständig insofern, als es in irgendeinemSachverhalt vorkommen muß, wenn es überhaupt vorkommt. (2.0122, 2.013) Daß die Gegenständedie Möglichkeit aller Sachlagen enthalten (2.014), weil ihr Vorkommenkönnen im Sachverhalt inihnen aus logischen Gründen bereits prä-judiziert sein muß, schreibt <strong>Wittgenstein</strong> der „Natur“((2.0123 (2)) des Gegenstandes zu, die Möglichkeit seines Vorkommens in Sachverhalten nennt er„die Form des Gegenstandes“ (2.0141).Über Gegenstände an ihnen selber läßt sich nichts sagen, außer daß sie absolut einfach sind undeine Form haben, d.h. eine definite Möglichkeit, in Sachverhalten vorzukommen. Funktional sindsie die Korrelate der inneren logischen Analyse, die jeder Sprecher der Sprache 'operiert', wenn ereinen Satz ausspricht und ihn meint, und jeder Hörer, wenn er ihn versteht (vgl. PU § 81 b). DieLPA verwendet als einheitlichen, Sprecher- und Hörerperspektive nicht differenzierendenOberbegriff für Meinen und Verstehen 'Denken'. Genauer sind Gegenstände die Korrelate, die sichaus dem Postulat der logischen Unabhängigkeit der Elementarsätze voneinander, also dem starkenVerständnis des Satzzusammenhangsprinzips ergeben. ((Daß das Postulat der logischenUnabhängigkeit für Elementarsätze/Sachverhalte zusätzlich aus einem Interesse an einer reduktivenErklärung logischer Notwendigkeit motiviert ist, legt die Interpretation von Carruthers 1990, Kap.13, nahe.)) Das macht die Erläuterung 2.0211 deutlich. In ihrer Gesamtheit bilden die Gegenständedie Substanz der Welt (2.021). Sie müssen deshalb einfach, können nicht zusammengesetzt sein,denn: „2.0211 Hätte die Welt keine Substanz, so würde, ob ein Satz Sinn hat, davon abhängen, obein andere Satz wahr ist.“ Ob ein Satz Sinn hat, ist dem Bipolaritätsprinzip zufolge die Frage, ob ersowohl wahr sein kann als auch falsch sein kann. Wenn diese Frage davon abhinge, daß ein andererSatz wahr ist - nämlich ein Satz, der die Existenz der Bestandteile des Komplexes behauptete -,dann könnten Sätze nicht alles enthalten, was zur Entscheidung darüber, ob sie wahr oder falschsind, gebraucht wird. Sätze wären dann letztlich nicht unabhängig voneinander und: „2.0212 Eswäre dann unmöglich, ein Bild der Welt (wahr oder falsch) zu entwerfen.“((Daß der 'andere Satz'nach 2.0211 die Existenz der Bestandteile des Komplexes betrifft, ist die Standardinterpretationz.B. bei Kenny 1972 und Malcolm 1986, 52. Carruthers 1990, Kap. 10, bestreitet sie, weil dasArgument für die Existenz einfacher Gegenstände, daß diese Interpretation investiert, einenverdeckten modaltheoretischen Fehler enthält. Er entwickelt aus interpretativem Wohlwollen -charity - ein stärkeres Argument, Kap. 12, für dessen Prämissen es weniger Textevidenz gibt, dasaber nicht nur formal gültig, sondern auch akzeptabel sein soll und zudem den Vorzug hat, allesProblematische an der Ontologie der LPA auf die einzige Prämisse des logischen Objektivismus zukonzentrieren, die dann auch als Zentrum der späteren Selbstkritik in den Erörterungen über 'einerRegel folgen' in §§ 143 -242 der PU dargestellt werden kann. Historisch begegnet die Interpretationdem <strong>Ein</strong>wand, daß <strong>Wittgenstein</strong> die LPA - Konzeption in seiner Selbstkritik als einen ganzenSchwarm von Fehlern, nicht nur als einen einzigen betrachtet hat.))

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!