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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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49menhang zwischen komplexen Satz und seiner vollständigen Analyse folgt (vgl. 3.24, 4.2), explizitzu machen.An der betrachteten Satzsequenz ist ferner bemerkenswert, daß erstmals hier der singularische Ausdruck'die Sprache' der Sache nach eingeführt wird. Es gibt zwei Auftritte des Ausdrucks zuvor (außerim Vorwort), nämlich in 3.032 und 3.343. Der letzte betrifft alternative konventionelle Zeichensprachen,der erste ist im Kontext der Erläuterung von Gedanken als dem Ort des <strong>Logisch</strong>en (('Umgangssprache'- 3.323 - und 'Zeichensprache' - 3.325 und 3.343 - haben ebenfalls nur in untergeordnetenErläuterungen Verwendung gefunden).) Nun ist auch 4.001 eine untergeordnete Erläuterung,aber sie ist die erste zu Hauptsatz 4 der LPA, und sie macht eine Implikation des starken Verständnissesdes Satzzusammenhangsprinzip aus 3.3 deutlich: wenn Sätze in letzter Analyse voneinanderlogisch völlig unabhängig sind, weil für die Bedeutung ihre Bestandteile das Auftretenkönnen imSatz sowohl notwendig als auch schon hinreichend ist - der Satz den Sachverhalt, wie das Tagebuch1914 anschaulich formuliert, „gleichsam auf eigene Faust dar(stellt)“ (Tb 115) - dann ist der für dieLPA maßgebliche systematische Begriff der Sprache der einer bloßen Satzgesamtheit, einesSatzmosaiks. 4.002 expliziert in allgemeiner Weise eine Voraussetzung schon des Programms füreine logische Analyse der Sätze der normalen Sprache unter 3.3. Die Sprache verkleidet denGedanken in seinem Ausdruck, so, daß nach der Form des Kleides nicht auf die logische Form desGedankens zu schließen ist (vgl. * 3.202111, oben S.00 f.) und es „menschenunmöglich“ ist, „dieSprachlogik aus ihr unmittelbar zu entnehmen“. ((4.002 (4), (3)). Die Techniken logischerFormalisierung zu Zwecken der logischen Analyse sind also erforderlich, um die Sprachlogik zuklären und damit dem Ausdruck der Gedanken in der Sprache die Grenze zwischen Sinn undUnsinn zu ziehen. Sie haben auch einen kritischen Aspekt gegenüber der Philosophie, derenProbleme die LPA schon im 'Vorwort' als auf Mißverständnissen der Sprachlogik beruhende'Scheinprobleme' charakterisiert hatte, ((für die 4.003 (2) ein fiktives Beispiel nennt)).VIII. Der Satz als Bild (46)4 Der Gedanke ist der sinnvolle Satz.4.01 Der Satz ist ein Bild der Wirklichkeit.Der Satz ist ein Modell der Wirklichkeit, so wie wir sie uns denken.4.02 Dies sehen wir daraus, daß wir den Sinn des Satzzeichens verstehen, ohne daß er uns erklärt wurde.4.03 <strong>Ein</strong> Satz muß mit alten Ausdrücken einen neuen Sinn mitteilen.4.04 Am Satz muß gerade soviel zu unterscheiden sein, als an der Sachlage, die er darstellt. .......4.05 Die Wirklichkeit wird mit dem Satz verglichen.4.06 Nur dadurch kann der Satz wahr oder falsch sein, indem er ein Bild der Wirklichkeit ist.Mit dieser Reihe wird die allgemeine Bildtheorie, die implizit schon an Sätzen orientiert war, abereine über diese hinausreichende Theorie von Darstellung überhaupt intendiert, explizit auf die Sätzeangewendet.4.01 als erste Erläuterung zweiter Stufe zu Satz 4 zieht dabei nur eine Konsequenz aus dervorhergehenden Darstellung. Wenn wir uns Bilder der Tatsachen machen (2.1), die immer auchlogische Bilder sind (2.182), insofern sie auch Gedanken ausdrücken; Gedanken selbst aber dielogischen Bilder der Tatsachen sind (3), die ihren wesentlichen Ausdruck in Sätzen haben, dann istder Satz ein Bild der Wirklichkeit ((des Bestehens und Nichtbestehens von Sachverhalten - 2.06 -,als das wir uns die Welt denken - 3.01, 4.01 (2)). In der expliziten Anwendung auf die Sätzegewinnt die allgemeine Bildtheorie als Theorie von Darstellung überhaupt einen zusätzlichenerklärenden Stellenwert, wie 4.06 als letzte Erläuterung: die Bildtheorie des Satzes erklärt, wie

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