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Ludwig Wittgenstein: >Logisch-Philosophische Abhandlung< - Ein ...

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51für die Buchstabenschrift ihre Herkunft aus Bildschriften wie den Hieroglyphen als zusätzlichenBeleg anzuführen (4.016).Daß 4.02 sich in erster Linie begründend auf 4.01 bezieht, macht die erste untergeordnete Erläuterung4.021 explizit. 4.022 bestimmt näher, worin der eigentümliche Bildcharakter der Sätze besteht:Sätze zeigen ihren Sinn - zeigen, wie es sich verhält, wenn sie wahr sind. Diese Erklärung ist zwardem Wortlaut nach auf Aussagesätze beschränkt, läßt sich aber auf andere Typen von Sätzenanwenden: auch Wunsch- und Absichtssätze sowie Vorschriften (können) zeigen, wie es sichverhält, wenn sie erfüllt sind. Deshalb hat <strong>Wittgenstein</strong> nach Preisgabe der Bildtheorie des Satzes(PG 212-4) gleichwohl den Vergleich der Sätze mit Bildern für eine aufschlußreiche Erläuterungder Intentionalität der Sprache halten können (vgl. PG 159 f., 163). Freilich sagen Sätze nur alsfaktisch projizierte Satzzeichen, als verwendete Satzvorkommnisse, daß es sich so verhält wie siezeigen. So aber war 'Satz' ganz allgemein erklärt worden (3.12).Unter den sieben Erläuterungen zu 4.02 ist die wichtigste in der Mitte angeordnet: „4.024 <strong>Ein</strong>enSatz verstehen, heißt, wissen was der Fall ist, wenn er wahr ist. - (Man kann ihn also verstehen,ohne zu wissen, ob er wahr ist.)- Man versteht ihn, wenn man seine Bestandteile versteht.“ DieBestandteile der Sätze, einfache Zeichen oder Wörter, müssen erklärt werden, der Sinn der ausihnen gebildeten Sätze aber nicht.(4.026) Die an diesen Umstand geknüpfte Folgerung, daß es imWesen des Satzes liegt, „daß er uns einen (uns - * 4.05) neuen Sinn mitteilen kann“ (4.027), hat,zusammen mit der Erklärung des Satzverständnisses als in Kenntnis seiner Wahrheitsbedingungenbestehend, in der nachfolgenden analytischen Sprachphilosophie und -theorie Karriere gemacht.Beide Thesen sollen auf der angeblichen Eigenschaft der 'Kreativität' der Sprache beruhen, welchertheoretisch zu entsprechen es einer kompositionalen oder generativen Theorie des Sprachverstehensbedürfen soll (vgl. Baker & Hacker 1984, 321f.). <strong>Wittgenstein</strong> hat sie später als Bestandteil einer„Mythologie des Symbolismus“ verworfen (PB 65, PG 56). Nicht mit jedem schulgrammatischkorrekt gebildeten Satz wissen wir etwas anzufangen, mit manchen nicht einmal nach Erklärungihrer Verwendung, die oft eben doch - pace 4.024 - zusätzlich zu Kenntnis der Wortbedeutungen fürein Verständnis erforderlich ist. <strong>Wittgenstein</strong>s berühmtestes Beispiel dafür ist der Satz 'Auf derSonne ist es fünf Uhr', der schulgrammatisch korrekt gebildet, aber wegen der indirektenMaßstabsfunktion des Sonnenstands für unsere Messung der Tageszeit sinnlos ist. (PU § 350)4.03 erläutert in seinen weiteren Absätzen, daß der logische Bildcharakter der Sätze ein Ausdruckfür ihren internen, „wesentlichen“ Zusammenhang mit der Sachlage, die sie darstellen, ist. Wie fürdie Wahrheit oder Falschheit, ist dieser logische Charakter auch für den Aussagecharakter der Sätzekonstitutiv ((4.03 (4)). In den untergeordneten Erläuterungen zu Satz 4.031, der dem Satz die probeweiseZusammenstellung einer Sachlage als Funktion zuschreibt (das Entwerfen eines Bildes derWirklichkeit), wird an Elementarsätzen die Möglichkeit von Sätzen überhaupt erklärt: sie beruhe„auf dem Prinzip der Vertretung von Gegenständen durch Zeichen.“ Wenn als Korollar dieser<strong>Ein</strong>sicht als der Grundgedanke der Satztheorie ausgezeichnet wird, daß die logischen Konstantennicht vertreten (4.0312), ((also nicht für Gegenstände, etwa Funktionen, stehen, sondernOperationszeichen und als solche gleichsam Interpunktionen sind (5.6411)), dann deutet dies dieMöglichkeit an, die wesentlichen Eigenschaften empirischer Sätze aus dem Kontrast zu denlogischen Sätzen zu demonstrieren. ((McDonough 1986 hat ausgehend von Erläuterung 6.12 dies inAbsicht auf die Herausarbeitung der ontologischen Implikationen der Logik für die LPA in 'demArgument des 'Tractatus'' unternommen, aber einräumen müssen, daß sein Vorgehen nichtdeskriptive, sondern konstruierende Interpretation ist (284f, n.2)). Unabhängig davon, ob dieErklärung der Möglichkeit von Sätzen in 4.0312 zutrifft (sie beruht offenbar auf derElementarsatztheorie, der zufolge alle Satzbestandteile Name für absolut <strong>Ein</strong>faches sind, und gilt

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