Guide to Best Practice - Enterprise for Health
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Gesundheitsgerechte und partnerschaftliche<br />
Unternehmenskultur<br />
Die <strong>for</strong>tschreitenden Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft stellen neue An<strong>for</strong>derungen an Kompe-<br />
tenz, Mobilität und Flexibilität aller Beteiligten im Unternehmen. Dabei haben sich auch Aufgabenstellung<br />
und Komplexitätsgrad der Führung grundlegend geändert. Zentralistische Führungsstrukturen in starren<br />
Hierarchien sind allenfalls kurzfristig erfolgreich – mittelfristig drohen Einbußen in Bezug auf die Innovations-<br />
und Anpassungsfähigkeit der Organisation. Eine moderne Unternehmens- und Organisationsgestaltung<br />
berücksichtigt gewandelte Erwartungen und Wertvorstellungen, die sich in weiten Teilen der Belegschaften<br />
eingestellt haben. Welche Orientierungen und Werte liegen einem partizipativem Führungsverständnis<br />
zugrunde? Welche Rolle spielt eine Beteiligungskultur für den wirtschaftlichen Erfolg? Warum sind partner-<br />
schaftlich geprägte Unternehmenskulturen gesünder?<br />
20<br />
Seit den 1980er-Jahren beschäftigen sich Wissenschaft und Praxis mit dem Thema »Unternehmenskultur«.<br />
Ein wichtiger Auslöser waren Untersuchungen zu den Triebkräften<br />
wirtschaftlich erfolgreicher Unternehmen, die neben den bekannten betriebswirtschaftlichen<br />
Erfolgsfak<strong>to</strong>ren auch »weiche Fak<strong>to</strong>ren« identifizierten, welche unter<br />
der Sammelbezeichnung »Unternehmenskultur« subsumiert wurden. Aus diesen Untersuchungen<br />
folgten jedoch nur wenige umsetzungsfähige und erfolgreiche Gestaltungsvorschläge<br />
für die Unternehmenspraxis, so dass das anfängliche Interesse<br />
schnell wieder verflog – vielleicht doch nur ein Modetrend. Neuen Auftrieb erhielt<br />
das Thema durch die zunehmenden Um- und Restrukturierungen in Unternehmen,<br />
mehr noch durch Unternehmenszusammenschlüsse und -zukäufe und Fusionen, wobei<br />
man sich hier erhoffte, die oftmals auftretenden Integrationsprobleme besser in<br />
den Griff zu bekommen.<br />
Wann hat ein Unternehmen »Kultur«?<br />
Jedes Unternehmen hat eine spezifische Unternehmenskultur, unabhängig davon ob<br />
öffentliche Leitbilder und Wertvorstellungen kommuniziert werden. Basis jeder Organisationskultur<br />
sind die grundlegenden, kollektiven Überzeugungen, die das Denken,<br />
Handeln und Empfinden der Beschäftigten und Führungskräfte beeinflussen und prägen<br />
und dabei typisch für die jeweilige Organisation sind.<br />
Diese grundlegenden Überzeugungen können bewusst oder unbewusst sein, sichtbar<br />
oder nur schwer erkennbar sein. Überzeugungen drücken sich aus in Verhaltens-<br />
weisen und Gewohnheiten, z.B. in Begrüßungsritualen, immer wieder kehrenden Sitzungs-<br />
abläufen, in der Kleidung und vielem anderen mehr. Diese Überzeugungen können<br />
zum Teil wie Glaubenssätze wirken, die nicht mehr hinterfragt werden und dann tief<br />
in den Emotionen und Empfindungen des einzelnen Beschäftigten und ganzer Belegschaften<br />
verwurzelt sind.<br />
Da Unternehmen je größer sie werden keine einheitlichen Gebilde sind, können<br />
sich durchaus mehrere Subkulturen nebeneinander ausprägen, die oftmals sehr eng mit<br />
den spezifischen professionellen Profilen verbunden sind (z.B. die Vertriebskultur versus<br />
die Kultur des Forschung- und Entwicklungsbereiches).