Mitteilungen des Fachverbandes Philosophie - Fachverband ...
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Was hat mich daran so überzeugt, so hingerissen, so aufgeklärt? Weshalb waren<br />
diese Veranstaltungen wirklich „<strong>Philosophie</strong> an der Universität“? Wie hat Janke das<br />
gemacht?<br />
Ich nenne nur drei Hauptsachen: Anspruch, Bezug und Horizont - und drei vermeintliche<br />
Nebensachen: Stil, Ironie und Generosität.<br />
Das Erste ist, dass der Lehrer der <strong>Philosophie</strong> sich und seine Schüler/innen dem<br />
Anspruch der Wahrheit aussetzt. Er führt vor die wesentlichen Fragen. Er verlangt<br />
von den Schülern, was er von sich verlangt: die maßgeblichen <strong>Mitteilungen</strong> der<br />
Wahrheit, so wie sie an uns aus der Überlieferung ergehen und so wie sie uns<br />
durchaus fordern und überfordern, als Antworten auf unsere wesentlichen Fragen<br />
zu verstehen, d.h. durch Argumentation, durch die verschlungensten, abstraktesten,<br />
verstiegensten Argumentationen bis zur Evidenz, zum selbstvollzogenen Begreifen<br />
zu bringen.<br />
Bei Janke im Seminar oder in der Vorlesung konnten wir erfahren, dass die <strong>Philosophie</strong><br />
seit Parmeni<strong>des</strong> aus einem hohen, göttlichen Anspruch entsteht. Sie entspricht<br />
dem Anspruch der Wahrheit, der uns das Mitdenken und Selbstdenken aufnötigt,<br />
- nicht weil Parmeni<strong>des</strong> es so gesagt hat, sondern weil es seit Parmeni<strong>des</strong> bis<br />
Fichte, Nietzsche oder Heidegger dramatisch offen ist, ob dies der Anspruch <strong>des</strong><br />
Seins ist oder der Anspruch <strong>des</strong> Nichts.<br />
Wo weniger auf dem Spiel steht, wo etwa nur aus den Zwischenresultaten der<br />
Natur- und Geisteswissenschaften zusammengedacht und mitgeredet wird, oder wo<br />
die notwendige, logische oder historische Einzelarbeit geleistet wird, da ist die<br />
<strong>Philosophie</strong>, auch wenn sie universitär etabliert ist, eigentlich noch gar nicht da.<br />
Dabei hat Janke und zwar mit pädagogischer Lust und pädagogischer Geduld die<br />
philosophieförderlichen Basiskenntnisse mit uns eingeübt und überall sinnvoll mit<br />
in die eigentlich philosophische Belehrung hineingenommen. Aber er hat uns doch<br />
zugleich klar gemacht, dass es sich dabei nur um das notwendige Vorwis sen und<br />
Beiwissen handelt: die notwendige philologische und historische und formale<br />
Bildung, kritische Methodik und kulturwissenschaftliche Beweglichkeit, was wir<br />
alles nicht mit der <strong>Philosophie</strong> selbst verwechseln dürfen, auch wenn wir es uns für<br />
die <strong>Philosophie</strong> aneignen müssen.<br />
Die <strong>Philosophie</strong> geht auf das, was uns noch ganz anders fordert. Wir finden es vor<br />
allem in den schwierigsten Texten der philosophischen Überlieferung, die <strong>des</strong>halb<br />
schwierig sind, weil sie davon gefordert, das Kühnste fragen und formulieren, was<br />
unter Menschen überhaupt umläuft. Das hat uns Janke zugemutet und zugetraut: das<br />
Höchste und Schwierigste zu erfragen und mitzudenken.<br />
Und dabei machte es gar keinen Unterschied, wo und vor wem er redete, ob Janke<br />
zu Anfängern oder Fortgeschrittenen, ob er zu über 500 eingebildeten Studierenden<br />
im Kantseminar an der großen Universität Köln oder zu wenigen und bescheideneren<br />
Studierenden an der kleinen Universität Wuppertal sprach: […] Es<br />
war kein Abgehen vom Anspruch, d.h. von der Ernsthaftigkeit und Genauigkeit,<br />
Durchdachtheit und Schwierigkeit seines Vortrags zu merken. Eigentliche Philo-<br />
MITTEILUNGEN 48/2008